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Technische Universitat Dresden - Fakultat BauingenieurwesenInstitut for Wasserbau und Technische HydromechanikDresdner Wasserbaukolloquium 2010 IWDal„Wasserbau und Umwelt - Anforderungen, Methoden, Lasungen"
Auswirkungen von Stauabsenkungen auf die
Fischbestande der Mosel
Christian von Landwast
Steffen Wieland
In den Stauhaltungen der deutschen BundeswasserstraBen werden gelegentlich dieWasserstande abgesenkt, um Instandselzungs- und Wartungsarbeiten an Wehrenund Schleusen im Trockenen durchhbren zu kennen. Es wurden die Auswirkun-
gen von Stauabsenkungen in zwei Stauhaltungen der Mosel auf die Fischbestandeder Ufer des Hauptstromes sowie von Flachwasserzonen untersucht. Dazu wurden
Elektrobefischungen vor und w rend der Absenkungen sowie in verschiedenen
Zeitabsttinden nach Wiederanstau durchgefahrt. Zeitgleich wurde jeweils als Re-ferenz eine Stauhaltung, in der keine Absenkingen stattfang beprobt. In denFlachwasserzonen der abgesenkten Stauhaltungen traten Fischsterben durch Tro-ckenfallen und Sauerstoffmangel in Restwasseditchen auf. Nach Wiederanstauwurden die Flachwasserzonen aber schnell wiederbesiedelt. Eine Ausnahme war
der SteinbeiBer, fir den eine nur zdgernd einsetzende Wiederbesiediung einerFlachwasserzone festgestellt wurde. Um Fischverluste zu minimieren wird emp-fohlen, Teilbereiche von Flachwasserzonen in Staubereichen unter das Niveau zu
erwartenden Wasserspiegelabsenkungen m vertiefen.
Mosel, BundeswasserstraBe, Stauabsenizing
1 Einleitung
Ein groBer Teil der deutschen BundeswasserstraBen ist staureguliert, um ganz- jill]rig die far die Sicherheit und Leichtigkeit der Binnenschifffahrt notwendigen Mindestwasserstande einhalten zu k6nnen. Von insgesamt 7.350 km Binnen- wasserstraBen sind davon 65% betroffen (41% stauregulierte Flussstrecken und
24% Kanalstauhaltungen). FunfunddreiBig Prozent der Streckenlange sind frei
flieBende Flussstrecken (www.wsv.de/wasserstrassen/index.htmO.
Die Mosel ist mit rd. 15 Mio. transportierten Gutertonnen/Jahr an der Schleuse
Koblenz sowie einer intensiven Ausflugsschifffahrt eine der meist befahrenen
stauregulierten BundeswasserstraBen (Franzius4nstitut 2000). Die mittlere
Auswirkungen von Staiabsenkungen auf die Fischbestande der Mosel
Wasserfahrung in der Nahe der Mundung in den Rhein (Pegel Cochem) liegt bei
uber 300 m'/s (Jahresreihe 1931-1997). Damit ist die Mosel der gr68te Neben-
fluss des Rheins (Landesumweltamt Nordrhein-Wes#alen 2000). Die Arbeiten
zur Stauregulierung begannen vergleichsweise spat im Jahr 1942 mit dem Bau
der Staustufe Koblenz (1951 vollendet). Die weitere Stauregulierung bis
Thionville in Frankreich erfolgte auf Grundlage des Moselvertrages, der 1956
von Frankreich, Luxemburg und der Bundesrepublik Deutschland mit dem Ziel
unterzeichnet wurde, die Mosel zu Gunsten der Schifffahrt und Energiegewin-nung durch Wasserkraftwerke auszubauen. Zu diesem Zweck wurden auf der
270 km langen Strecke in sechsjallriger Bauzeit (1958-1964) 13 weitere Staustu-
fen errichtet. Der deutsche Streckenanteil entspricht 206 km Flussliinge mit ins-
gesamt 10 Staustufen (Landwust 2004).
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Abbildling 1: Wahrend der Stauabsenking 2005 trocken gefallene Flachwasserzone in der
Moselstauhaltung St. Aldegund
Die zehn deutschen Moselstauhaltungen von Koblenz bis Trier sind zwischen 16
und 21 km lang (im Mittel 21 km) und weisen Fallhahen zwischen 5,3 und 9m
(im Mittel 7 m) auf (R KE Power Regenerative Stromerzeugung 2004), Ebenso
wie in vielen anderen BundeswasserstraBen, wird damit eine Teilstauregulierung
Dresdner Wasserbaukolloquium 2010: „Wasserbau und Umwelt"
Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen, Heft 40
erzielt, d. h. bei mittleren und niedrigen Abflussen setzt sich jede Stauhaltungaus einem angestauten Abschnitt stromauf einer Staustufe und einem darauf biszum Unterwasser der nachsten Staushfe folgenden, weniger staubeeinflusstenAbschnitt zusammen. Letzterer ist meist, so auch an der Mosel, auf nur wenigeFlusskilometer im Unterwasser der Staustufen beschrankt. In den angestautenAbscbnitten sind die Wasserspiegellagen, abgesehen von Extremhochwassern,konstant, wahrend in den weniger staubeeinflussten Abschnitten in Abhangig-keit vom Abfluss noch Wasserspiegelschwankungen in begrenztem Umfang auf-treten. Bei Hochwasserereignissen werden die Wehre soweit abgesenkt, dass die
urspranglichen FlieBverhaltnisse wiederhergestellt sind.
Die Mosel weist aufgrund ihres Verlaufes durch Mittelgebirge nur wenige natur-
liche Alt- und Nebenarme au£ Beginnend mit der Errichtung der Stauanlagen in
den 1960er Jahren wurde jedoch darauf geachtet, Stillwasserflachen und Neben-arme zu erhalten oder, ahnlich wie an vielen anderen BundeswasserstraBen, als
Ausgleichs- und ErsatzmaBnahmen neu anzulegen (lylug 1966, Weitzel & Braun
1999). Inzwischen sind allein an der deutschen Moselstrecke uber 40 Still- undFlachwasserzonen neu angelegt worden (Weber & Schleuter 1999).
Die geringen Wassertiefen und die teilweise gegebene Abschirmung gegenuberdem von fahrenden Schiffen vet·ursachten Wasserabsunk, Schwall und Wellen-
schlag begunstigen direkt und indirekt (Aufkommen von Wasserpflanzen, For-
derung von Zooplankton als Fischnahmng, schnelle Wassererwarmung, etc.) die
Entwicklung arten- und individuenreicher Fischzonosen in diesen Bereichen.Ferner haben sie eine hohe Bedeutung als „Kinderstuben" verschiedensterFischarten erlangt (BfG 2007).
Viele Stauhaltungen der BundeswasserstraBen werden in unregelmaBigen, meist
mehrjahrigen Abstanden abgesenkt, um Instandsetzungs- und Reparaturarbeitenan den Stauanlagen im Trockenen durchfabren zu karmen - so auch die unter-
suchten, im Fralisommer 2005 bzw. 2007 far je eine Woche abgesenkten Mosel-
Stauhaltungen St. Aldegund und Muden. Im Gegensatz zu ungestauten Flussenund Flussabschnitten mit standigen Wasserspiegelanderungen, fallen dabei inden Staubereichen Ufer- und Flachwasserbereiche trocken (Abb. 1), in denen die
aquatische Pflanzen- und Tierwelt uber lange Zeitraume keinen grdBeren Was-
serspiegelanderungen ausgesetzl war.
In der Folge verenden insbesondere in den Flachwasserzonen zahlreiche Fischeund andere Wasserorganismen, die den Weg in den abgesenkten Fluss (oder Ka-
nal) nicht rechtzeitig finden (Abb. 2). Es stellt sich die Frage, ob diese direkten
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423
424 Auswirkungen von Stauabsenkungen auf die Fischbestande der Mosel
Organismenverluste die Bestande der betroffenen, teilweise gefihrdeten und ge-
schutzte Fischarten nachhaltig schadigen oder ob eine ausreichende Anzahl an
Tieren im abgesenkten Fluss uberlebt und die Ufer- und Flachwasserbereiche
nach Wiederanstau erfolgreich wiederbesiedelt.
2 Methodik
Daten zum zeitlichen Verlauf und zum Umfang vorgenommenen Stauabsenkun-
gen wurden vom Wasser- und Schifffahrtsamt Koblenz zur Verfagung gestellt.
Die fischereibiologischen Untersuchungen konzentrierten sich auf die Entwick-
lung der Jungfischbestande vor, wahrend und in verschiedenen Zeitabstiinden
nach Stauabsenkung (ca. 2 Wochen und 3 Monate nach Wiederanstau) in den
beiden Stauhalbingen St. Aldgund (Fluss-km 78,4 - 103,0; 5. Stauhaltung; bei-
des gezahlt von der Moselmitidung in den Rhein), Muden (Fluss-km 37,0 -
59,4,3. Stauhaltung). Als Referenz diente in beiden Fallen die Stauhaltung Kob-
lenz (Fluss-km 1,9 - 20,8; 1. Stauhaltung), in der 2005 bzw. 2007 keine Stauab-
senkung stattfand. Die genauen Probenahmezeiten sind in Tabelle 1 zusammen-
gestellt.
In jeder Stauhaltung wurden vier, von den Stauabsenkungen betroffene Ufer-
strecken beprobt, die hinsichtlich ihrer Lage im Langsverlauf der Stauhaltungensowie hinsichtlich ihrer Uferbeschaffenheit vergleichbar waren. Jeweils drei
Uferstrecken befanden sich am Ufer des Hauptstroms (1 Probestelle nach dem 1.
Drittel der Stauhaltung - von der Staumauer gesehen; 2 Probestellen nach dem 2.
Drittel der Stauhaltung). Diese Probestellen waren durch Steinschuttung und
fehlenden Bewuchs an Wasserpflanzen charakterisiert. Jeweils eine Probestelle
war eine Flachwasserzone in der Nahe der beiden Probestellen nach dem 2. Drit-
tel der jeweiligen Stauhaltung. Die untersuchten Flachwasserzonen wiesen nur
vergleichsweise kleine Offnungen zum Hauptstrom auf, so dass sich aufgrunddes reduzierten Einflusses von Schiffswellen, Sunk und Schwall teils dichte Be-
stande an Wasser- und Ufervegetation entwickelt hatten. Die genauen Positionen
der untersuchten Probestellen sind Tabelle 2 zu entnehmen.
Die Befischungen der jeweils 200 m langen Uferstrecken erfolgten mittels
Elektrofischerei vom Boot nach der Punktsammelmethode (50 Punkte auf 200 m
Uferstrecke). Dabei wurde das Boot langsam gefahren oder geschoben und der
Anodenring (Durchmesser 10 cm) etwa alle 4 m in unterschiedlicher Entfernungzum Ufer in das Wasser getaucht. Durch den Strom betaubte Fische (Wirkradius
Dresdner Wasserbaukolloquium 2010: „Wasserbau und Umwele'425
Dresdner Wasserbautiche Mitteilungen, Heft 40
um die Anode ca. 1 m) wurden gekeschert (Maschenweite 5 mIn) und entweder
sofort oder - bei sehr kleinen Jungfischen - nach Formolfixierung im Labor be-
stimmt und auf den unteren Millimeter Totallange vermessen. Die an Bord be-
stimmten Fische wurden lebend in die Mosel zurick gesetzt. Fur jedenbeprobten „Punkt" wurden verschiedene Parameter wie Wassertiefe und Soltl-substrat ftir weiterfahrende Untersuchungen zur Habitatwahl aufgenommen(nachfolgend nicht betrachtet).
TabelIe l Probenahmezeiten im Verlauf der Stauabsenkungen 2005 und 2007
Stnhaltung Probenahmetermin
vor Abstau wahrend Abstau 2 Wochen nach 3 Monate nachWiederanstau Wiederanstau
Stauabsenkung St. Aldegund: 07.06.- 14.06.2005St. Aldegund | 06.06.2005 108.06.2005 21.06.2005 12.09.2005Koblenz |07.06.2005 110.06.2005 22.06.2005 07.-08.09.2005
Stauabsenking Muden: 13.06. - 20.06.2007Muden 12.06.2007 18.06.2007 02.07.2007 18.09./25.09.2007
Koblenz 11.06.2007 19.06.2007 03.07.2007 07.09./11.09.2007
Tabelle 2 Probestellen
Probestelle Kurzel Fluss-Kilometer Uferseite
Stauhaltung St. Aldegund
Hauptstrom, 1. Drittel der Haltung BlAldegund 87,2 - 87,4 links
Hauptstrom, 2. Drittel der Haltung, Ii. ClAldegund 94,1-94,3 links
Hauptstrom, 2. Drittel der Haltung, re. CrAIdegund 94,1-94,3 rechtsFlachwasserzone S5Aidegund 95,2-95,4 links
Stauhaltung Muden
Hauptstrom, 1. Drittel der Haltung BlMilden 45,2-45,4 links
Hauptstrom, 2. Drittel der Haltung, li. CiMuden 49,2-49,4 links
Hauptstrom, 2. Drittel der Halting, re. CrMuden 49,2-49,4 rechts
Flachwasserzone SSMuden 55,1-55,3 links
Stauhaltung Koblenz
Hauptstrom, 1. Drittel der Haltung BlKoblenz 8,9-9,1 links
Hauptstrom, 2. Drittel der Haltung, li. ClKoblenz 13,9-14,1 links
Hauptstrom, 2. Drittel der Haltung, re. CrKoblenz 13,9-14,1 rechts
Flachwasserzone S3Koblenz 15,6-15,8 links
3 Ergebnisse
Die Daten des Wasser- und Schifffabrtsamtes Koblenz zum Verlauf der Stauab-
senkungen zeigen, dass der Wasserspiegel mit einer Geschwindigkeit von 5
cm/h, jeweils um 1 m abgesenkt wurde. Der Wiederanstau nach mel: eren Tagen
426 Auswirkungen von Stallabsenkungen auf die Fischbestande der Mosel
mit abgesenklem Stau erfolgt - abhangig vom Wasserdargebot - etwas schnel-
ler.
93,4
07.06.00:00 Uhr Stausplegek 93,2 m O. NN 14.06.22:00 Uhr93,2 -
Absmuh6he: 1 m
Abstauvolumen: 3.230.000 m393
T 92.8 ,; 1 5 cm/h
E 92,6& 20 Std.
92,4
92,2
92
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Uhrzeit
Abbildung 2: Ab- und Wiederanstau der Stauhaltung St. Aldegund wahrend der Stauabsen-
kung vom 07.06. -14.06.2005 (Quelle: WSA Koblenz)
In Abbildung 2 ist der Verlauf der Absenkung und des Wiederanstaus Rk die
Stauhaltung St. Aldegund und das Jahr 2005 dargestellt. In Muden verlief die
Stauabsenkiing in vergleichbarer Art und Weise.
Die Befischungen konnten (weitestgehend) planmaBig durchgeklirt werden.
Wahrend der jeweiligen Stausenkungen fielen die Flachwasserzonen in St.
Aldegund bzw. Muden trocken, so dass an den entsprechenden Terminen nur
Uferprobestellen des Hauptstromes beprobt werden konnten. Insgesamt wurden
29.682 Fische (fast ausschlieBlich Jung- und Kleinfische) aus 31 Arten erfasst.
An der Probestelle CrMuden konnten am 2.7.2007 aufgrund sehr hoher Fang-mengen nur 25 der vorgesehenen 50 Probepunkte befischt werden. Fur die wei-
tergehenden Darstellungen und Analysen wird in diesem Fall auf die doppelteFangmenge hochgerechnet (plus 770 Fische). Hauptstrom und Flachwasserzo-
nen unterschieden sich teilweise deutlich in der Artenzusammensetzung (Abb.4). Im Hauptstrom wurden insgesamt 24 Arten nachgewiesen. Gegenuber den
Flachwasserzonen fehiten Artnachweise von Bachschmerle, Bitterling, Hecht,Karausche, Wels und Zwergwels. Einige weitere Arten wurden fast ausschlieB-
lich in den Flachwasserzonen nachgewiesen (z. B. Marmorierte Grundel, Drei-
Dresdner Wasserbaukolloquium 2010: -Wasserbau und Umwelt"427
Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen, Heft 40
stachliger Stichling etc.; vgl. Abb. 3). Auf den Hauptstrom beschrankt waren
Einzelnachweise von Bachforellen.
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Ukelel LBarbe fl
Kaulbarsch 0
GrQndling'
Flussbarsch
Aal /
Rapfen 6
Groppe 5-4#/92;i ,13-...
= mohE-= I ,4...Ha.,ts=*6Sonnenbarsch 2
Giebe! 3
Karpren 1
Sonstige Flachwasser 3
Sonstige Hauptstrom I
0 5 10 15 20 25
Dominanz [%]
Abbildung 3: Artenzusammensetzung des Gesamtfanges im Hauptstrom (n = 20.047) undden Flachwasserbereichen (n = 10.405) (Sonstige Flachwasser: Bachschmer-
le, Bitterling, Brassen, Guster, Hecht, Karausche, Schleie, SteinbeiBer, Wels,Zander, Zwergwels; Sonstige Hauptstrom: Einzelnachweise Bachforelle,Aland)
Die haufigste Art war sowohl im Hauptstrom als auch in den Flachwasserzonen
das Rotauge mit einem Fanganteil von jeweils rd. 60%. Vergleichbare Fangan-teile von jeweils knapp unter 5% wurden auch beim D6bel festgestellt, wiihrend
die Fanganteile filr weitere Arten gr6Bere Unterschiede aufwiesen (Abb. 3)
428 Auswirkungen von Stauabsenkungen auf die Fischbestande der Mosel
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Senkung Muden
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vorher Senkung SL Aidegund n. 2 Wo. n. 3 Mo.
Abbildung 4: Anzahl gefangener Fische vor, walirend und 2 Wochen bzw. 3 Monate nachder Stauabsenkung in der Haltung St. Aldegund im Jabr 2005 (standardisiertaufFische je Probestelle, entsprechend 50 Probepimkten)
Die zeitliche Entwicklung der Fischbestiinde ist in Abbildung 4 far den Haupt-strom sowie far die Flachwasserzonen im Bereich St. Aldegund und Koblenz fardas Jahr 2005 dargestellt. Im Hauptstrom nehmen sowoN in Koblenz als auch in
St. Aldegund die Fangmengen zwei Wochen und drei Monate nach dem Wie-
deranstau in St. Aldegund zu. Diese Zunabme ist insbesondere zwei Wochen
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nach dem Wiederanstautermin in Koblenz deutlicher ausgepragt als in St.
Aldegund.
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vorher Senkung Muden n. 2 Wo. n. 3 Mo.
Abbildung 5: Anzabl gefangener Fische vor, wahrend und 2 Wochen bzw. 3 Monate nach
der Stauabsenkiing in der Haltung Muden im Jahr 2005 (standardisiert aufFi-sehe je Probestelle, entsprechend 50 Probepunkten)
In den Flachwasserbereichen ist keine zunehmende Tendenz der Fangmengen zu
verzeichnen. Die h6chsten Fischdichten traten wabrend der Stauabsenkungspha-se in der nicht betroffenen Flachwasserzone Koblenz auf. Auffallend ist ferner,
430 Auswirkangen von Staimbsenkungen auf die Fischbestan(le der Mosel
dass in der Flachwasserzone St. Aldegund vor Stauabsenkung mehr als doppeltso viele Fische gefangen wurden als in der Flachwasserzone Koblenz, wahrend
nach Wiederanstau die Fischmengen bzw. -dichten in der Flachwasserzone St.
Aldegund unter denen der Flachwasserzone Koblenz lagen.
Im Jahr der Stauabsenking 2007 in Muden wurden uberwiegend andere zeitli-
che Entwicklungen der Fischbestancle festgestellt als 2005 in St. Aldegund(At)b. 5). Im Hauptstrom wurde eine Zunahme der Fangmengen nur zwei Wo-
chen nach dem Wiederanstautermin registriert (diesmal deutlicher in der von der
Absenlamg betroffenen Stauhaltung Muden), nicht aber drei Monate nach dem
Wiederanstau,
In den Flachwasserzonen wurden vor Absenkung in Muden etwas geringereFischdichten als in Koblenz registriert. Bereits zwei Wochen nach dem Wieder-
anstau waren die Fischdichten jedoch in der Flachwasserzone Muden deutlich
h6her als vor Absenkung und als zur gleichen Zeit in Koblenz. Nach drei Mona-
ten waren sie dann in Muden geringer als in Koblenz. Die hachsten Fischdichten
wurden wiederum (wie in 2005) wahrend der Absenkungsphase in der nicht be-
troffenen Flachwasserzone Koblenz festgestellt.
Fischarten, die ausschlieBlich oder fast ausschlieBlich in den Flachwasserzonen
vorkommen (z. B. Dreistachlige Stichlinge), waren nach Wiederanstau i. d. R.
ebenso rasch in die Flachwasserzonen zuruckgekehrt wie Arten mit weniger en-
ger oder ohne besondere Bindung an die Flachwasserzonen (z. B. Rotaugen).Eine Ausnahme war der SteinbeiBer, der in der Flachwasserzone Muden eine
sehr enge Bindung an Ansammlungen organischen Materials (Hotz, Laub,Getreibsel) zeigte. Vor dem Abstau wurden in der Flachwasserzone Muden sie-
ben Exemplare nachgewiesen, wahrend der Abstauphase fanden sich unter den
in Restwasserflachen an Sauerstoffmangel eingegangenen Fischen auch ver-
gleichsweise viele SteinbeiBer (Abb. 6) und nach Wiederanstau konnte erst nach
drei Monaten ein Einzelexemplar wieder nachgewiesen werden.
3.1 Diskussion
Die Stauabsenkungen in der Mosel sind sowohl von der Abstauhahe (meist um 1
m) als auch von der Abstaugeschwindigkeit (um 5 cm/h) als moderat anzusehen.
Fische und auch viele wirbellose Fischnthrtiere wie Kleinkrebse und Schnecken
k6nnen mit dem fallenden Wasserspiegel in das verbleibende Hauptgerinne zu-
riickweichen. Dies gilt jedoch nur eingeschrankt far die Fische und Nlihrtiere in
den vom Hauptstrom weitgehend getrennten Flachwasserzonen. RegelmaBig
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Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen, Heft 40
konnen bei diesen, meist im Sommerhalbjahr stattfindenden Ereignissen ver-
trocknete oder in Restwasserpfatzen an Sauerstoffmangel und Uberhitzung ein-
gegangene Fische (Abb. 6) und andere Organismen wie Flusskrebse und Mu-
scheln beobachtet werden. Wasserpflanzen trocknen ebenfalls ein, wobei jedochdie Wurze]n, z. B. der gelben Teichrose oftmals uberleben und nach Wiederan-
stall emeut ausschlagen.
Der erfasste Fischbestand an Jung- und Kleinfischen wird im Hauptstrom, z. T.
aber auch in den angebundenen Flachwasserzonen von anspruchslosen, in ver-
schiedensten Gewassertypen haufigen Arten wie dem Rotauge, aber auch von
typischen FlieBgewilsserarten wie der Nase dominiert. Charakterarten von Aue-
gewassem wie Hecht, Schleie und Dreistachliger Stichling sind in der Mosel
sehr selten und weitgehend auf die vorhandenen, vor Schiffswellen geschutztenFlachwasserzonen beschrankt. Fik diese letztgenannte Gruppe konnte eine er-
hahte Sensitivittit gegenuber Stauabsenkungen vermutet werden.
Abbildung 6: Wahrend der Stanabsenkung 2007 in einer Flachwasserzone der Moselstau-
haltung Muden verendete SteinbeiBer (vorne) und Marmorierte Grundeln
Die Ergebnisse der Befischungen ergaben jedoch for das Gros der erfassten Ar-
ten keine eindeutigen Hinweise auf Bestandseinbruche infolge der Auswirkon-
gen von Stauabsenkungen. Tendenzen zu geringeren Fischdichten nach der
Stauabsenkong St. Aldegund im Vergleich zur Referenzstauhaltung Koblenz
konnten bei der Untersuchung der Stauabsenkong Muden nicht bestatigt werden.
Das bedeutet, dass Bestandsruckgange zwar auftreten k6nnen, diese jedoch hau-
fig kompensiert werden. Offenbar weichen auch aus den Flachwasserzonen
I
431
...'.
432 Auswkkingen von Stauabseakungen aufdie Fischbestande dir Mosel
zahlreiche Fische noch rechtzeitig in den Hauptstrom aus und kehren nach Wie-
deranstau in die Flachwasserzonen zurack, wobei allerdings „nklar ist, wieschnell das Angebot an Nahmngsorganismen wiederhergestellt ist. Zugleich istauch die Einwanderung von zuvor uberwiegend im Hauptstrom lebenden Indi-viduen in (teilweise) verwaiste Flachwasserzonen m6glich.
Ferner ist bekannt, dass bei nahezu allen in Flussen lebenden Fischarten ein Teilder Larven und Jungfische uber mehr oder weniger groBe Distanzen stromab-warts driftet, um geeignete Jungfischlebensritume zu erreichen (z. B. Reichard et
al. 2001). Anch auf diesem Wege ist, ausgehend von stromauf der abgesenktenStauhaltungen gelegenen Flussstrecken, eine sehr schnelle Wiederauff(illungreduzierter Jungfischbestande vorstellbar.
Ein Indiz Rir Driftprozesse, die zu einem verstarkten Jungfischaustrag im Ver-
lauf von Stallabsenlaingen fithren, konnten die wahrend beider Untersuchungensehr hohen Fischdichten in der Flachwasserzone Koblenz zum Zeitpunkt strom-
auf durchgefallrter Stauabsenkungen sein. M6glicherweise sind durch die ver-
starkten Abflusse stromab der abgesenkten Stauhaltungen Jungfische aus den
abgesenkten und den stromab ansch]ieBenden Stauhaltungen vermehrt abgewan-dert bzw. stromabwarts gedriftet. Dies findet uberwiegend nachts statt, wahrend
die driftenden Tiere am Tage geeignete Uferbereiche gezielt aufsuchen und so
auch die Flachwasserzone Koblem erreicht haben ki nnten.
In Falle des SteinbeiBers, einer besonders gefdirdeten und geschutzten Fischart,in der Flachwasserzone Muden, wurden die direkt beobachteten Verluste in sau-
erstoffarmen und tiberhitzten Restwasserflachen offenbar langsamer durch uber-lebende und/oder neu zuwandernde Tiere ausgeglichen als bei etlichen anderenFischarten. Dies hangt vermutlich mit der recht engen Bindung dieser Art an
Flachwasserzonen und vielleicht auch mit geringen Ausbreitungsgeschwindig-keiten dieser vergleichsweise schlecht schwimmenden Art zusammen. Aller-
dings wurden Exemplare nicht nur in Flachwasserzonen der Mosel sondern in
geringerer Zahl auch unterhalb der Ufersteinschuttungen in sandigen Substraten
angetroffen, so dass Wiederbesiedlungen (langsam) durchaus m6glich sind.
Um Verluste des SteinbeiBers und weiterer gefithrdeter Arten sowie generell von
aquatischen Organismen der Flachwasserzonen bei Stauabsenkungen zu mini-
mieren, k6nnen Teilbereiche unter das Wasserspiegelniveau, welches bei Stau-
absenkungen zu erwarten ist, vertieft werden. Die Vertiefungen mussen ausrei-chend groB sein, um Sauerstoffmangel und Oberhitzung des Wassers vorzubeu-
gen. Tiefere und breitere Verbindungen zwischen Flachwasserzonen und Haupt-
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strom kennen nicht empfohlen werden, da sie zu starkeren Beeintrachtigungendurch schiffsbedingte Wasserbewegungen (Wellen, Sunk, Schwall) in den
Flachwasserzonen filhren wurden (BjG 2007).
4 Literatur
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Mitteilungsblatter Deutscher WasserstraBen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Donau e. V. Numberg 99,86-91
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