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Hilfe oder Drehtüre –§ 35 aus Sicht der Leistungsträger
DBDD Workshop Drogen & Haft am 19.11.2010 in Berlin
Dr. Barbara Kulick Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz
SpannungsfeldStrafrechtBtMG Zurückstellen einer Freiheitsstrafe
SozialrechtSGB VI, IXAusschlussgründe § 12 SGB VI
Freiheitsentzug, Strafe Freiwilligkeit, Rehabilitation (EF)
Risiken:fehlende Erfolgsaussichten für RehabilitationDrehtüreffekteRessourcenverschwendungPrävention weiterer Straftaten ausgehebelt
ZielkonfliktAmbivalente Motivationslage:
Chancen:Hilfe zur Teilhabe erfolgreiche KrankheitsbewältigungDistanz zu „Szene“/GesetzestreueBeitragszahlung
Ausstieg aus Drogenabhängigkeit Haftverschonungs-
wunsch
1. Einleitung und Fragestellung
2. Leistungsrahmen und Angebot der DRV für drogenabhängige Versicherte
3. Besonderheiten im Antrags- und Prüfverfahren
4. Dokumentationsergebnisse DRV Rheinland-Pfalz
5. Ergebnisse der Drogenkatamnese 2007/2009
6. Fazit: Hilfe oder Drehtüre?
7. Empfehlungen und Ausblick
Gliederung
Entwöhnungsbehandlungen für Erwachsene im Berichtsjahr 2009 der Deutschen Rentenversicherung
94%
6%
Entwöhnungsbehandlungenandere medizinische Reha-Leistungen
70%
30%
Drogenabhängigkeit und PolytoxikomanieAlkohol- u. Medikamentenabhängigkeit
Leistungsart Indikation
Rehabilitation Abhängigkeitskranker- Angebote und Wege
Sucht-Beratungsstelle, niedergelassener Arzt:
Diagnostik, Beratung und Vorbereitung
Akutentgiftung
Selbsthilfegruppen
Betreutes Wohnen
Ambulante Nachsorge
und Arbeiten
Qualifizierter Entzug
Leistungen zur Teilhabe
am Arbeitsleben z. B. Bildungs- u. Inegrationsmaß-
nahmen
Reha-AbklärungMotivationsbehandlung
Stufen-weise WE
Amb. Rehabilitation in anerkannten Reha-Stellen
Ganztägig ambulante Reha-bilitation in ARZ oder Fachklinik
KombiStationäre Entwöhnungs-behandlung in FK
Adaption
Kombi
Kernelemente einer medizinischen Rehabilitationsleistung für Abhängigkeitskranke(Leitfaden DRV und Reha-Therapiestandards)
medizinische, psychosozialeund berufliche Diagnostik
ärztliche Behandlung
Psychotherapie,inkl. Rückfallprävention
arbeitsbezogene Leistungen (z. B AT) und Sozialberatung
Ergotherapie und Kreativ-therapie
Sport- undBewegungstherapie
Gesundheitstraining,z. B. Ernährungsberatung,Entspannungsverfahren
AngehörigenorientierteInterventionen
Vorbereitung von Nachsorge,beruflicher Wiederein-gliederung
Rehabilitationsanträge aus der Haft bei BtMG-VerstoßVerfahren bei der DRV Rheinland-Pfalz
JVA/JSA-Aufenthalt
Einreichung vollständiger UnterlagenAntragsformularÄrztlicher BefundberichtSozialbericht
Bescheinigung der JVA/JSA (Vordruck)ggfls. Aufenthaltserlaubnis
DRV Rheinland-Pfalz• Prüfung der versicherungsrechtlichen
und persönlichen Voraussetzungen• Entscheidung über Bewilligung/Dispositionsrecht
Vorbereitung durch interne/externe
Drogenberatung (siehe Merkblatt)
Prüfung der persönlichen Voraussetzungen nach § 10 SGB VI
Reha-Bedürftigkeit
Abhängigkeitserkrankung nach den Kriterien der Klassifikationen
ICD 10(Internationale Klassifikation der Krankheiten von 1991)
oder
DSM IV(Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen von 1996)
Reha-Fähigkeit
Körperliche und psychische Belastbarkeit
abgeschlossene EntgiftungVorbereitungsmaßnahmen
KrankheitseinsichtAbstinenzentscheidung Veränderungsbereitschaft
Bereitschaft zur beruflichen Wiedereingliederung
Bereitschaft zur Teilnahme an der Rehabilitation und Nachsorgeleistungen
Reha-Prognose
soziale Situation
bisherige Entwicklung des Suchtverhaltens
somatischer und psychischer Befund
Motivation
Grundlage im SGB IX: ICF (International Classification of Functioning)
RehabilitationsprognoseBerücksichtigung spezifischer Belastungen bei Drogenabhängigen
Arbeitslosigkeit 70 – 80 %Überschuldung ca. 70 %komorbide psychische Störungen, 50 – 70 %z. B. Angst, Depression antisoziale Per-sönlichkeitsstörungdeviantes Verhalten in Kindheit und Pubertät > 50 %(LADA-Studie)Familiäre Vorbelastung 40 %Hochrisikogruppe für HIV- und Hepatitis-Infektionwegen BtMG/gerichtlicher Auflage ca. 45 %in medizinischer Rehabilitationanamnestisch: strafbare Handlungen > 80 %
Auswertungsergebnisse 2009Entwöhnungsbehandlungen Nicht- / aus HaftVerteilung nach Suchtmittel
38,0%
88,7%
61,3%55,6%
11,3%
45,0%
0,6% 0,7% 0,0%0%
20%
40%
60%
80%
100%
Alle (N=1539) Nicht Haft (N=1363) Haft (N=177)
Alkohol Drogen und Polytox. Path. Glücksspiel
Anteil BtMG-Rehabilitation an allen stationären Drogen-Entwöhnungsbehandlungen 2009
26,6%
45,0%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
DRV RLP (N=157) Deutsche Suchthilfestatistik (N=2230)
ca.
Auswertungsergebnisse 2009Drogen-Entwöhnungsbehandlungen Nicht- / aus Haft BtMGAlter und Geschlecht
2009
3,8 %12,3 %Frauen (Anteil)
31,2 Jahre35,7 JahreAlter (Durchschnitt)
HaftN=157
Nicht HaftN=502
Auswertungsergebnisse 2009Drogen-Entwöhnungsbehandlungen Nicht- / aus HaftSchulabschluss und beruflicher Status
2009
24,2 %17,3 %kein Schulabschluss
beruflicher Status
63,7 %53,8 %un-/angelernt
8,9 %16,7 %mittlere Reife / Abitur
HaftN=157
Nicht HaftN=502Schulabschluss
Auswertungsergebnisse 2009Anzahl der Drogen-Entwöhnungsbehandlungen Nicht- / aus Haft
2009
27,4 %29,8 %2.
5,7 %13,5 %3.
2,5 %6,6 %mehr als 3
63,7 %49,4 %1.
HaftN=157
Nicht HaftN=502
Drogen-Entwöhnungs-behandlungen
Auswertungsergebnisse 2009Drogen-Entwöhnungsbehandlungen Nicht- / aus HaftEntlassungsformen
2009
40,0 %38,8 %Abbruch
(4, 5)
43,3 %47,6 %planmäßig
(1, 2, 3)
HaftN=157
Nicht HaftN=502Entlassungsform
Entlassformen
30,0%
37,5%
55,0%
27,5%29,8%
53,2%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Nicht aus Haft (N=48) Haft - BtmG (N=51)
Gesetzliche Grundlagen
Proz
ent
planmäßig Abbruch Übergang Adaption
Entlassungsformen
Studie „Drogenkatamnese“ der DRV Rheinland-Pfalz 2009*Nicht aus Haft vs. aus Haft - BtMG N=99
*Fischer M., Missel P., Nowak M., Schwehm H., Stapel M. (2009)
Studie „ Drogenkatamnese“ der DRV Rheinland-Pfalz *Abstinenz von Suchtmitteln
Einjahreskatamnese
18,7 %53,8 %21,1 %56,1 %mit Auflage(BtMG)
25,5 %54,2 %31,5 %59,6 %freiwillig
DGSS 4(N=303)
DGSS 3(N=124)
DGSS 2(N=198)
DGSS 1(N=88)
MLR
*Fischer M., Missel P., Nowak M., Schwehm H., Stapel M. (2009)
1,61,8
2,3
1,9
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
Nicht aus Haft (N=48) Haft - BtmG (N=51)
Gesetzliche Grundlagen
Mitt
elw
ert
Anzahl an Beitragslücken je Versicherten
Anzahl an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung jeVersicherten
2,1
1,7
3,0
0,7
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
Nicht aus Haft (N=48) Haft - BtmG (N=51)
Gesetzliche Grundlagen
Mitt
elw
ert
Anzahl an Beitragslücken je Versicherten
Anzahl an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung jeVersicherten **
** MW-Unterschiede sind statistisch bedeutsam
Anzahl an Beitragsmeldungen bzw. Lücken 2 Jahre vor und 2 Jahre nach der Entwöhnungsbehandlung
Studie „Drogenkatamnese“ der DRV Rheinland-PfalzNicht aus Haft vs. aus Haft N=99
Keine statistisch bedeutsamen MW-Unterschiede
2 Jahre prä 2 Jahre post
Dauer je Beitragsmeldung bzw. Lücke2 Jahre vor und 2 Jahre nach der Entwöhnungsbehandlung
146,6
207,7222,4 241,6
050
100150200250300350400450500
Nicht aus Haft (N=48) Haft - BtmG (N=51)
Gesetzliche Grundlagen
Mitt
elw
ert i
n Ta
gen
Dauer je Beitragslücke und Versicherten
Dauer je sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungund Versicherten
Keine statistisch bedeutsamen MW-Unterschiede
150,0
474,8
308,7
64,0
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
Nicht aus Haft (N=48) Haft - BtmG (N=51)
Gesetzliche Grundlagen
Mitt
elw
ert i
n Ta
gen
Dauer je Beitragslücke und Versicherten **
Dauer je sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungund Versicherten **
** MW-Unterschiede sind statistisch bedeutsam
Studie „Drogenkatamnese“ der DRV Rheinland-PfalzNicht aus Haft vs. aus Haft N=99
2 Jahre prä 2 Jahre post
Dauer und Art der Beendigung der stationären Drogenentwöhnung –
Prädiktor für eine erfolgreicheerwerbsbezogene Wiedereingliederung
inhaftierter Versicherter?
SubstichprobeInhaftierte Versicherte N=51
Studie „Drogenkatamnese“ der DRV Rheinland-Pfalz
Inhaftierte Versicherte N=51Dauer und Art der Beendigung der stationären
Drogenentwöhnung
2 2
0,70,8
0
0,5
1
1,5
2
2,5
regulär inkl. Adaption vorzeitig/disziplinarisch
Entlassart
Mitt
elw
ert
Anzahl an Beitragslücken je Versicherten
Anzahl an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung jeVersicherten
Keine statistisch bedeutsamen MW-Unterschiede
1,7
1,9
2,2
1
0
0,5
1
1,5
2
2,5
regulär inkl. Adaption vorzeitig/disziplinarisch
Entlassart
Mitt
elw
ert
Anzahl an Beitragslücken je Versicherten
Anzahl an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung jeVersicherten **
** MW-Unterschiede sind statistisch bedeutsam
2 Jahre prä 2 Jahre post
Anzahl an Beitragsmeldungen bzw. Lücken 2 Jahre vor und 2 Jahre nach der Entwöhnungsbehandlung
185,1
289,8273,9
124
0
100
200
300
400
500
600
regulär/vozeitig inkl. Adaption vorzeitig/disziplinarisch
Entlassart
Mitt
elw
ert
Dauer je Beitragslücke und Versicherten
Dauer je sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungund Versicherten**
** MW-Unterschiede sind statistisch bedeutsam
Inhaftierte Versicherte N=51Dauer und Art der Beendigung der stationären
Drogenentwöhnung
482,9445,5
64,5 62
0
100
200
300
400
500
600
regulär/vozeitig inkl. Adaption vorzeitig/disziplinarisch
Entlassart
Mitt
elw
ert
Dauer je Beitragslücke und Versicherten
Dauer je sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung undVersicherten
Keine statistisch bedeutsamen MW-Unterschiede
Dauer je Beitragsmeldung bzw. Lücke2 Jahre vor und 2 Jahre nach der Entwöhnungsbehandlung
2 Jahre prä 2 Jahre post
Fazit: Zurückstellung der Freiheitsstrafe – Hilfe oder Drehtüre ?
Medizinische Rehabilitation erweist sich als Hilfe und Chance –Differenzierung erforderlich!
Indikatoren für erfolgreiche Rehabilitation aus Leistungsträgersicht:Intensive Prüfung der persönlichen Voraussetzungen durch Fachdienste der Leistungsträger
Erstrehabilitation
planmäßig abgeschlossene Entwöhnungsbehandlung inkl. Adaption
Versichertenmerkmale:höherer Schulabschussabgeschlossene Berufsausbildungkeine Schuldenkein polyvalenter MissbrauchHauptdrogen: Cannabis, Amphetamine
Evidenzbasierung erforderlich!
Hilfe – nicht Drehtüre I
Empfehlungen aus Leistungsträger-Sicht
fachliche Betreuung in JVA/JSA als Standardangebot
fachärztlich-psychiatrische, psycho-soziale und Motivationsdiagnostik als Indikations- und Entscheidungsgrundlage
sozialmedizinische und Reha-Kompetenz der Gutachter bei Gerichtsverfahren sicherstellenwww.afpps.de
Vorbereitung auf Rehabilitation verbessern, Einfordern von aktiver Beteiligung der Antragsteller
Hilfe – nicht Drehtüre II
Prüfkriterien und Entscheidungs-/Dispositionsrecht des Leistungsträgers beachten
Vorbereitung, qualitative Entgiftung und Rehabilitation passgenau, indikativ (z. B. spezifisches Modul für deviantes Verhalten)
Berufsintegrierende Interventionen verstärken und regelhaft Adaption einleiten
Anleitung und Unterstützung im Selbstmanagement während und nach Entlassung mit Ziel Teilhabe (am Arbeitsleben) persönliche Fallbegleitung
Kooperation verstärken zwischen Justiz – Beratung – Reha-Einrichtung –Leistungsträger, gegenseitige Expertise nutzen,insbesondere in kritischen Fällen abstimmen!
unbedingt Datenbasis verbessern! (Dokumentation und Evidenzbasierung)
Vielen Dank
für Ihre
Aufmerksamkeit!
[email protected] an KollegIn:
Sabine Hoffmann
Dr. Matthias Stapel