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Bausteine eines Risikomanagements im Mittelstand - bestandsgefährdende Risikofelder identifizieren
Diplom Betriebswirt
Martin Schrahe
Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
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Inhalt
Risikomanagement im Mittelstand
Einführung
Risikomanagement nach ISO 31000
Art der Risiken
Risikomanagement und Rating
Gefahren und Vorteile von Risikomanagementsystemen
Empfehlungen
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Risikomanagement im Mittelstand
Risikomanagement = planvoller Umgang mit Risiken
● allgemeine unternehmerische Risiken
● technische Risiken
● spezielle finanzielle Risiken
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Risikomanagement im Mittelstand
Risikomanagement umfasst:
● Festlegung von Zielen auf Basis der Vision und Strategie der Organisation
● Definition von Werttreibern oder kritischen Erfolgsfaktoren zur Erreichung von Zielen
● Festlegung einer Risikomanagement-Strategie
● Identifikation von Risiken
● Bewertung/Messung von Risiken
● Bewältigung von Risiken
● Steuerung und Monitoring, also Früherkennung
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Einfacher Risikomanagement-Kreislauf
Strategie
Risikopolitische Grundsätze
Risikoüberwachung
Frühwarnsystem
Lfd. Überwachung
Anpass. des Systems
Risikosteuerung
vermeiden, vermindern
überwälzen
akzeptieren
Risikoanalyse
Identifikation
Bewertung
Risikomanagement im Mittelstand
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Risikomanagement im Mittelstand
fünf unterschiedliche Risikosteuerungsstrategien:
● Risikovermeidung, z.B. durch Verzicht oder Aufgabe
● Risikoübertragung, -überwälzung z.B. (Outsourcing) oder Versicherungen
● Risikoverminderung, z.B. Risikodiversifikation
● Risikoakzeptierung, z.B. Kompensation durch Dotierung der Risikovorsorge
● Risikobeseitigung, z.B. durch Abstellen eines organisatorischen Mangels
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weltweit gültiger Standard : Internationale Norm ISO DIS 31000
In der ISO 31000 sind drei Prinzipien verankert
● Risikomanagement ist Führungsaufgabe. Prinzip des PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act):
● Top-down-Ansatz ganzheitliche Betrachtung alle Risiken und deren Bewältigung in einer Organisation (strategische und operationale Führungsebenen im Unternehmen)
● sehr allgemein gehaltene Basis, keine branchenspezifischen Anforderungen, daher nicht für Zertifizierungen geeignet, wie etwa ISO 9001 für QM-Systeme
deutsche Ausgabe liegt seit dem 1. Februar 2010 vor
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Der Regelkreis der Führung P – D – C – A (PLAN – DO – CHECK – ACT)
Um-
setze
n
Planen
Risiko-
management-
System
Ver-
bes-
sern
Leistung
bewerten
Politik der Organisation Auftrag und Verpflichtung
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Um-
setze
n
Planen
Risiko-
management-
System
Ver-
bes-
sern
Leistung
bewerten
Planen
Verpflichtung / Einsatz der obersten Leitung
einführen, dokumentieren aufrechterhalten, verbessern
Risikopolitik: Ziele / Strategien
Ressourcen / Fähigkeiten
Rollen / Verantwortung Kompetenz
Integration / Kommunikation
Element Planen (PLAN)
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Risikobeurteilungen mit vielen Anwendungen
Notfall-, Krisen- und Kontinuitätsmanagement
Integration ins / als Managementsystem
Dokumentation des Risikomanagements
Element Umsetzen (DO)
Planen
Risiko-
management-
System
Ver-
bes-
sern
Leistung
bewerten
Umsetzen
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Überleben der Organisation / des Systems
Qualitative Leistungsbewertung
Quantitative Leistungsbewertung
Bewertung der Elemente des Risikomanagement-Systems
Element Bewerten (CHECK)
Planen
Risiko-
management-
System
Ver-
bes-
sern
Umsetzen
Leistungs-bewertung
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Art der Risiken (nach Häufigkeit)
Intern
Produkte
Produktion
F & E
Investitionen
Akquisitionen
Vertrieb
Strategieänderung
Beschaffung
Extern
Konjunktur
Wechselkurse
Wettbewerbsverhalten
Rechtliche Risiken
Zinsniveau
Politische Risiken
Beschaffungspreise
Technologische Risiken
Steuerliche Risiken
Kajüter, DB 2001, 105
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● operationelles Risiko (z.B. durch Ausfälle in der IT, Explosion, Seuchen)
● Adressenrisiko (d. h. den Ausfall von Forderungen / Kreditnehmern)
● Kontrahentenrisiko (d.h. den Ausfall von Lieferanten, Handelspartnern)
● Liquiditätsrisiko (fällige Verbindlichkeiten können nicht Mitteln bedient werden)
● Marktrisiko (Wettbewerbskräfte, Währungsrisiko, Kursrisiko und Zinsrisiko)
● Reputationsrisiko (Ansehensverlustes durch geschäftspolitische Entscheidungen)
● Branchenrisiko (Ausfall mehrerer Geschäftspartner)
● Länderrisiko (Ausfall ganzer Absatzmärkte)
Art der Risiken (
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Risiken (I)
Strategische Risiken Marktrisiken Finanzmarktrisiken Politische, Rechtliche oder
Gesellschaftliche Risiken
Kernaussagen, Prämissen u. Konsistenz der Strategie
Markttrends: Chancen und Risiken Finanzielle Stabilität und Liquidität Rechtliches und politisches Umfeld
Unternehmenskultur und -führung Marktattraktivität und Wettbewerbskräfte
Zinsen, Währungen, Wertpapiere und
Portfolioplanung
Baurechtliche Vorschriften
Geschäftsfeldstruktur Marktposition und Wettbewerbsvorteile
Derivate u. Treasury Gesellschaftliche Trends
Kritische Erfolgsfaktoren u. strategische Ziele
Absatzmengen u. Absatzpreisschwankungen
Bonität der Kunden Allgemeine Haftpflicht und Bürgschaft
Kernkompetenzen, Wertschöpfung und Kostenstrukturen
Arbeits-/Beschaffungsmarkt Beteiligungen und Unternehmenskäufe
(Produkt-) Haftung
Finanzstrukturen Auswahlrisiko Investitionen und Finanzierung Vertragssicherheit (AGB)
„Markenimage“ Immobilien Sanktionsrisiko (durch den Staat, Aufsichtsbehörde)
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Risiken (II)
Risiken aus Corporate
Governance
Leistungsrisiken
Wertschöpfungskette Spezielle Risiken / Risiken aus Unterstützungsprozessen
Organisationsstruktur und -prozesse
Akquisition und Vertriebsprozesse Informations- und Kommunikationstechnologie
Planungs-, Prognose- und Frühwarnsysteme
Kernkompetenzen Client Acceptance and Continuance Datensicherheit und Datenfluss Innovations-Prozess und technologische Entwicklungen
Betriebsklima und Motivation Angebote, Kalkulation und Preissetzung
Qualität von Führungs- und Controllingmaßnahmen
„Schlüsselpersonen“
Führungsstil Auftragsplanung Business Recovery und Continuity Plan
Arbeitssicherheit
Information und Kommunikation (Qualität der) Auftragsdurchführung Qualitätssicherungssystem Umweltschutz
Personalpolitik Service Facilitymanagement, Betriebsschutz Vorteilnahme, Untreue, Betrug
Entlohnungs- und Anreizsysteme Abrechnung / Faktura Personalwirtschaft und Personalauswahl
Störfall-, Krisen- und Notfallplanung
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Wirtschaftsspionage im Mittelstand angekommen!
Innovative Branchen gefährdet, besonders:
Maschinenbau, Elektronik, Mess- und Steuerungstechnik,
Nanotechnologie, Energie- und Umwelttechnik
„Aufklärung“ durch Nachrichtendienste,
insbesondere China und Russland,
sowie der Konkurrenz aus dem In- und Ausland
Methoden:
● Auswertung öffentlich zugänglicher Daten,
● Messebesuche, Abschöpfen im Gespräch,
● Praktika, Abwerbung von Mitarbeiter mit Insiderkenntnissen
● Flächendeckende Überwachung elektronischer
● Kommunikation insbesondere in China und Russland
● Online Angriffe (Trojaner)
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Von der Konjunktur zur Finanzkrise bis zur Kreditklemme
8. April 1929, Wall Street Crash 22. September 2008
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Würden Sie jemandem beliefern, wenn die
Wahrscheinlichkeit bei 50 % oder weniger
liegt, dass Sie Ihr Geld bekommen?
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Achten Sie auf ihre Außenstände und die Liquidität!
● Bonität prüfen (Creditreform, Bürgel, etc.)
● Wichtiges klar regeln (Verträge, Auftragsbestätigungen)
● Rechnung zeitnah erstellen
● Zeitnahe Offene-Posten-Buchhaltung
● Richtig mahnen, Telefonisch nachfassen
● Gerichtliches Mahn- und / oder Klageverfahren nutzen
● Forderungsausfälle kalkulieren
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Qualitative
Analyse
Management
Strategie
Finanzielle Flexibilität
Quantitative Analyse
Geschäftsberichte / WP-Berichte
Ergebnisanalysen
Finanzplanung
Marktposition
Wettbewerbstrends
global / national
Branchenanalyse
global / national
Rechtliche Rahmenbedingungen
global / national
Analyse des Herkunftslandes
Risikomanagement und Rating
RATING
Unternehmens-risiko
Branchenrisiko
Länderrisiko
Aufbau eines angemessenen operativen und strategischen Controllingsystems
Nachfolgeregelung
Risikomanagementsystem
Unternehmensstrategie etc.
Bilanzstrukturoptimierung
Jahresabschlussgestaltung etc.
Qualität der Planung
Marktanalyse
Branchenentwicklung erkennen etc.
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Gut vorbereitete Unternehmen erhalten weiterhin Kredit!
Für das Bankgespräch:
Jahresabschluss und aussagefähiger Lagebericht als Visitenkarte einsetzen,
aktuelle aussagekräftige BWA, wenn Jahresabschluss älter als 3 Monate
Unternehmenskonzept, -planung für 3 Jahre (Aufwendungen, Erträge und Liquidität)
größerer Kreditwunsch: dann evtl. freiwillige Jahresabschlussprüfung überlegen
immer zeitnah informieren, auch dies beeinflusst Ihr Rating!
Nutzen Sie die Finanzierungsangebote der NRW.Bank und der KfW-Bank!
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Gefahren von Risikomanagement
Risikoaversion (eigene Schwächen)
Risk overload (zu viele Einzelheiten, keine Priorisierung)
Mangelnde strategische Orientierung (fachbezogen, vergangenheitsorientiert, Tunnelblick)
Mangelnde Differenzierung (Abstraktion, Saldierung, Abhaken)
Mangelnde Objektivierung (Subjektive bzw. Binnenperspektive)
Mangelnde Strukturierung (Verantwortung, Prozesse, Schulung)
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Vorteile von Risikomanagement
Bessere Zielerreichung (Steuerung und Kontrolle)
Bessere Entscheidungsfindung
Erhöhte Planungssicherheit
Erweiterung des Aufmerksamkeitsraumes
Bewusster Umgang mit Risiken
Angemessene Abwägung zwischen Risiken und Chancen
Chance für Innovationen
Transparenz der Geschäftsführung
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Empfehlungen
● Achten Sie auf eine rechtswirksame Auftragsannahme und –vergabe (AGBs, etc.), nur dann können Sie später Ihre berechtigten Ansprüche sicher durchsetzen!
● Lieferungen und Leistungen mit Zahlungsziel sind wirtschaftlich Kreditgewährungen!
● Prüfen Sie die Bonität Ihrer Kunden vorher (ebundesanzeiger, creditreform, etc.)!
● Fragen Sie nach dem Rating Ihrer Geschäftspartner? Achten Sie auf Ihr Rating!
● Nutzen Sie die Möglichkeiten von Vorkasse und Abschlagszahlungen!
● Führen Sie ein straffes Mahnwesen durch!
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Empfehlungen
● Versuchen Sie, Risiken aktiv zu begegnen durch systematisches Vorgehen / Risikomanagement !
● Achten Sie darauf, mit wem Sie Geschäfte machen (U.G., Ltd., etc.)!
● Planen Sie für mindestens ein Jahr im voraus Aufwendungen, Erträge und Liquidität!
● Informieren Sie rechtzeitig Berater und Banken, wenn es mal Schwierigkeiten gibt!
● Nutzen Sie Förderprogramme und zinsgünstige Finanzierungen! Sie zahlen genug Steuern!