Auslandsstudium an der Universität Gifu, Japan · Es gibt drei Zeichensätze: Hiragana, Katakana...

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Auslandsstudium an der Universität Gifu, Japan Das Land: Japan Japan ist von der Fläche her etwa genau so groß wie Deutschland, hat aber ca. 50% mehr Einwohner, sodass alles etwas mehr gedrängt ist, was sich besonders in den Großstädten bemerkbar macht. Auch wenn die Denkweise und die ganze Kultur überhaupt komplett gegensätzlich zu Deutschland ist, ist der Lebensstandard der gleiche, wenn nicht sogar besser: Japan ist ein hochmodernes Land, welches sich dennoch seine Traditionen bewahren konnte und so eine interessante Kombination aus Fortschritt und Tradition bietet. Die Sprache: Japanisch Japanisch ist als gesprochene Sprache sehr leicht: Es gibt keine Artikel, keine Konjugation und auch keine Deklination; die komplexe Höflichkeitssprache „Keigo“ ist für Austauschstudenten nicht von Belang. Äußerst schwer zu lernen ist jedoch die Schrift. Es gibt drei Zeichensätze: Hiragana, Katakana und Kanji. Während die ersten beiden mit jeweils ca. 50 Zeichen innerhalb kürzester Zeit erlernbar sind, stellen die Kanji mit über 2000 teils sehr komplexen Zeichen den Punkt dar, welcher einen Großteil des Japanischstudiums einnehmen wird. Die Stadt: Gifu Gifu hat etwa 400.000 Einwohner und liegt zentral in Japan, womit es die optimale Lage zum Reisen durch Japan besitzt. Auf die japanische Bevölkerungsdichte um- gerechnet ist Gifu jedoch als Kleinstadt zu betrachten. Als Attraktionen gelten die Burg Gifu sowie die „Ukai“, die traditionelle Fischerei. Das Englischlevel in Gifu ist als quasi nicht vorhanden einzustufen. Studieren 1: Die Uni Die Universität Gifu hat etwa 8000 Studenten und liegt im Norden Gifus, weit abseits vom Stadtkern. Sie ist eine Campusuniversität, entsprechend sind alle Fakultäten sowie die Bibliothek, zwei Mensen und ein Center für Austauschstudenten an einem Ort. Es gibt spezielle Mitarbeiter, welche nur für Austauschstudenten zuständig sind und an welche man sich jederzeit wenden kann.

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Page 1: Auslandsstudium an der Universität Gifu, Japan · Es gibt drei Zeichensätze: Hiragana, Katakana und Kanji. Während die ersten beiden mit jeweils ca. 50 Zeichen innerhalb kürzester

Auslandsstudium an der Universität Gifu, Japan

Das Land: JapanJapan ist von der Fläche her etwa genau so groß wie Deutschland, hat aber ca. 50% mehr Einwohner, sodass alles etwas mehr gedrängt ist, was sich besonders in den Großstädten bemerkbar macht. Auch wenn die Denkweise und die ganze Kultur überhaupt komplett gegensätzlich zu Deutschland ist, ist der Lebensstandard der gleiche, wenn nicht sogar besser: Japan ist ein hochmodernes Land, welches sich dennoch seine Traditionen bewahren konnte und so eine interessante Kombination aus Fortschritt und Tradition bietet.

Die Sprache: JapanischJapanisch ist als gesprochene Sprache sehr leicht: Es gibt keine Artikel, keine Konjugation und auch keine Deklination; die komplexe Höflichkeitssprache „Keigo“ ist für Austauschstudenten nicht von Belang. Äußerst schwer zu lernen ist jedoch die Schrift. Es gibt drei Zeichensätze: Hiragana, Katakana und Kanji. Während die ersten beiden mit jeweils ca. 50 Zeichen innerhalb kürzester Zeit erlernbar sind, stellen die Kanji mit über 2000 teils sehr komplexen Zeichen den Punkt dar, welcher einen Großteil des Japanischstudiums einnehmen wird.

Die Stadt: Gifu Gifu hat etwa 400.000 Einwohner und liegt zentral in Japan, womit es die optimale Lage zum Reisen durch Japan besitzt. Auf die japanische Bevölkerungsdichte um-gerechnet ist Gifu jedoch als Kleinstadt zu betrachten. Als Attraktionen gelten die Burg Gifu sowie die „Ukai“, die traditionelle Fischerei. Das Englischlevel in Gifu ist als quasi nicht vorhanden einzustufen.

Studieren 1: Die UniDie Universität Gifu hat etwa 8000 Studenten und liegt im Norden Gifus, weit abseits vom Stadtkern. Sie ist eine Campusuniversität, entsprechend sind alle Fakultäten sowie die Bibliothek, zwei Mensen und ein Center für Austauschstudenten an einem Ort. Es gibt spezielle Mitarbeiter, welche nur für Austauschstudenten zuständig sind und an welche man sich jederzeit wenden kann.

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Studieren 2: Das StudiumZwar gibt es auch eine technische Fakultät, für Studenten der Uni Erfurt wird jedoch die pädagogische Fakultät, welche sowohl pädagogische als auch sprachwissenschaftliche Seminare und Vorlesungen anbietet, erste Anlaufstelle sein. Darüber hinaus gibt es auch eine Fakultät für Austauschstudenten, welche weitreichende Japanischkurse anbietet, vom Beginnerkurs ohne Vorkenntnisse bis hin zum Fortgeschrittenenkurs, welche mit einem Sprachniveau von etwa C1 abschließt. Die Unterrichtssprache ist (abgesehen von den Anglistikseminaren) Japanisch! Es ist also sehr ratsam, neben dem eigentlichen Studium auch die aufbauenden Japanischkurse zu besuchen.

Wohnen: Das StudentenwohnheimDirekt am Campus befindet sich auch das Studentenwohnheim. Dieses hat zwar strenge Regeln und ist auch schon etwas älter, dafür aber unschlagbar günstig. Es gibt unterschiedliche „Häuser“: Haus A verfügt über Zimmer mit eigenem Badezimmer und Gemeinschaftsküche, die anderen Häuser haben nur Gemeinschaftsbad und -küche. Wer welches Zimmer bekommt wird seitens der Uni Gifu zugeteilt, man kann also nur hoffen, in Haus A zu landen.

Vor Japan 1: Die SprachvorbereitungWie oben bereits erwähnt, wird der Alltag in Gifu hauptsächlich auf Japanisch ablaufen: Die Unterrichtssprache, die Umgangssprache mit den anderen Austauschstudenten sowie insbesondere die Sprache außerhalb des Campuses ist Japanisch. Entsprechend ist es zu empfehlen, vor dem Auslandsstudium in Gifu die Japanischkurse an der Uni Erfurt zu besuchen.

Vor Japan 2: Visum etc.Das Visum für Japan wird vor der Einreise benötigt, sodass leider schon vor Studienbeginn etwas Papierarbeit zu erledigen ist. Das wichtigste Dokument hierbei ist das „certificate of eligibility“, welches die eigenen finanziellen Mittel darlegt und welches über die Uni Gifu zu beantragen ist. Wenn man über dieses Zertifikat verfügt, hat man das Visum nach eigener Erfahrung quasi in der Tasche ;)Für die Uni-Bewerbung ist noch zu beachten, dass man angeben muss, ob man sich als „Special Auditor“ oder als „Special Research Student“ einschreiben möchte. Ersteres ist als BA-Student zu wählen, zweiteres als MA-Student.

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Freizeit 1: Ryugaku LoveAn japanischen Unis gibt es Studentenclubs, sogenannte Zirkel. Diese reichen von Sportzirkel über Musikzirkel bis hin zu einfachen Beisammensitzen von Studenten verschiedener Fakultäten. Einer dieser Zirkel heißt Ryugaku Love und dort versammeln sich Japaner, die Interesse am Studium im Ausland und Austauschstudenten haben und mit diesen verschiedenste Veranstaltungen und Ausflüge unternehmen. Bei diesem Zirkel sollte man unbedingt mitmachen, da man sich so „unters Volk“ mischen kann und die sonst eher scheuen Japanern einem vieles zeigen und beibringen, auch außerhalb des akademischen Kontextes.

Freizeit 2: NagoyaWie anfangs erwähnt, handelt es sich bei Gifu um eine Kleinstadt, in der eher wenig los ist. Zwar gibt es (auch Nahe der Uni) viele Enkaufszentren größer als der Thüringenpark, aber wenn man mal Großstadtluft, volle Einkaufspassagen und das japanische Nachtleben erleben will, fährt man in die Zweimillionen- Stadt Nagoya. Diese liegt nur zwei Zugstationen (etwa 20 Minuten) von Gifu entfernt und bietet alles, was man von einer Metropole erwartet.

Fazit: Authentisches JapanWer als Uni Erfurt-Student nach Japan will, hat die Wahl zwischen Tokio, Yokohama und Gifu. Da Tokio und Yokohama absolute Großstädte mit internationalen Flair sind und gerade die Universitäten dort stark vom Englischen dominiert werden, habe ich mich für Gifu entschieden, um dort einen „richtigen“ japanischen Alltag zu erleben. Und das „Dorfleben“ in Japan hat all die Vor- und Nachteile, die es auch in Deutschland hat: Es war wenig los, niemand kann Englisch, selbst bis zum Zentrum von Gifu muss man 30 Minuten Bus fahren. Aber für das Studium der japanischen Sprache und Kultur erwies sich Gifu als optimal, da man von Tag Eins nur Japanisch spricht und die japanische Kultur noch unverfälscht erleben kann. Diese typische japanische Lebensweise, wie sie meiner Meinung nach in Tokio nicht möglich ist, habe ich letztlich sehr genossen und wenn mir mal nach Großstadt war, fuhr ich schnell nach Nagoya. Außerdem empfand ich die im Vergleich zu Tokio/Yokohama sehr geringen Lebensunterhaltskosten in Gifu als sehr angenehm, sodass Gifu auch mit kleinem Geldbeutel umsetzbar ist und auch etwas Geld übrig bleibt, um in den Semesterferien herumzureisen.