Aufwachsen mit Sport zwischen Kindheit und Adoleszenz
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Aufwachsen mit Sport zwischen Kindheit und
Adoleszenz
Prof. em. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider, Universität Paderborn
Vortrag auf der Gemeinschaftsveranstaltung
Stadtsportverband Detmold
Kreissportbund Lippe
am 05.02.2014 in Detmold
Förderung: 2000-2003: Sparkassenstiftung PB 2006-2007: Universität PB2008-2010: Innenministerium NRW
„Sport im Verein- Angriff auf die Leber“ WDR 3
„Vereine verleiten Jugendliche zum Trinken“
NW
„Vereint im Rausch“ Spiegel-Online
Fragestellungen der Studie
• Welche Auswirkungen hat ein Engagement im Sportverein?
• Gibt es Lebensphasen,
die für Effekte besonders "sensibel" sind?
• Ist die Wirkung von der Dauer, der Stabilität und vom Muster der Vereinskarriere abhängig?
• Talentsichtung PB o Sportliche Talenteo „Kontrollgruppe“o „Kompensationssportgruppe“
• 5 Gruppen sportlicher Karriereno Immero Nieo Einsteigero Aussteigero Fluktuierer & Sporthopper
Analysegruppen in der Studie(in der Perspektive Sozialisation im/durch Sport)
15.5%19.8%10.5%22.4%31.9%
20%60%20%
• Ca. 1600 Heranwachsende von der 3. Klasse
bis in die Sek. II/berufliche Bildung
im Kreis Paderborn• 5 MZPe im Abstand von ca. 15-20 Monaten• Validierte Messinstrumente
Design & Stichprobe der Studie
Innovative Studienanlage Neueste Datenaufbereitungs- und
Auswertungsstrategie
einmalig in der deutschen Sportwissenschaft
Organisationsgrad
3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/Beruf0
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TalentKontrollKomp
ca. 2/3 der Kinderca. die Hälfte der Jugendlichen
Bedeutung der sozialen Herkunft
• Sozialökonomischer Status der Herkunftsfamilie
• Migrationshintergrund
http://www.weiterbildung-fernstudium.infobild.de
Picture alliance dpa
Rotefahne.eu
Bedeutung der Bildung
• mehr Gymnasiasten als Hauptschüler
• Verlustrate beim Ende der obligatorischen Schulzeit
Fluktuationsverhalten
• Fragile Sportkarrieren • Sportliche Laufbahn keine Einbahnstraße• Austritte werden z.T. durch Eintritte
kompensiert• Vereins- und Sportartenhopping• Knick bei Beendigung der obligatorischen
Schulzeit
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Motorische Begabung
Testverfahren(Hagedorn-Parcours)
n.s.
Konsequenzen
• Eingeschränkte Aussagefähigkeit motorischer Tests
• Vorsicht vor früher Spezialisierung!• Zusammenhang zwischen früher
Polysportivität und spätem Erfolg
Befunde international bestätigt
Freiwilliges Engagement im Sport
• 10% der Jugendlichen übten oder üben aktuell eine Betreuerfunktion aus
• 10% fungierten als Trainer oder Übungsleiter• 5% agierten als Schieds- oder Kampfrichter
Sportverein = attraktiver Ort für gesellschaftliches Engagement, auch für Vereinsdistanzierte
Entwicklung durch Sport
• Lange Liste positiver Wirkungen des Sportvereins
• Ursache-Wirkung-Zusammenhang ungeklärt
• Keine empirischen Befunde!
Entwicklung des BMI
3. Klasse 8. Klasse16
17
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20
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Talent Kontroll Komp
3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/ Beruf3.0
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Immer Nie Einsteiger Aussteiger Fluktuierer
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Entwicklung des Selbstwertgefühls
Depressivität und psychosomatische Beschwerden
• Differenzen zwischen den Gruppen; Stabilität im Entwicklungsverlauf
• Sinkende Prävalenzen während der Schulzeit; Anstieg nach Beendigung der obligatorischen Schulzeit
• Bedeutung von Bildungskarrieren und sozialer Herkunft
Fazit: Vereinssport kein Differenzierungskriterium
• Sportlich Aktive sind im Laufe der Schulzeit fröhlicher und unbeschwerter als Sportabstinente
• Kurzzeitiges Absinken der Lebensfreude bei Ende der Schulzeit
• Danach Anstieg – unterschiedslos in allen Gruppen
Lebensfreude
Grundschule Celle
• Mit steigendem Alter Anstieg des Konsums• Keine Unterschiede zwischen
Sportlerstatusgruppen• Differenzierung nach Vereinsstatus:
- Dauermitglieder rauchen am wenigsten
- Aussteiger rauchen am meisten
- Einsteiger geben tendenziell das Rauchen auf
Sportverein = Schutzzone
Zigarettenkonsum
• Gleiche Ausgangswerte in allen Gruppen• Vereinsangehörige trinken mehr als
Vereinsdistanzierte• Bei Aussteigern sinkt die Konsumrate• Bei Einsteigern steigt die Konsumrate
Alkoholkonsum
Fazit: Alkohol erfährt (zu hohe)
Akzeptanz im Sportverein
„Bier kannst du ausschwitzen;
Nikotin bleibt im Trikot.“
Alte Trainerweisheit
Basketball Kassel
Entwicklung des sportbez. Selbstkonzepts
3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/ Beruf2.5
3.0
3.5
Immer Nie Einsteiger Aussteiger Fluktuierer
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3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/ Beruf2.5
3.0
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Effekte:MZP*** (3%)
Gruppe*** (5%)
Gruppe x MZP*** (5%)
Effekte:MZP*** (2%)
Gruppe*** (14%)
Gruppe x MZP*** (2%)
• Unabhängig vom Talentstatus und Vereinskarriere profitieren die Mitglieder aller Gruppen von ihrer Zugehörigkeit zu einer Sportgruppe
Soziale Integration• Am stärksten profitieren die Jugendlichen, die trotz
mangelndem Talents im Verein bleiben
Soziale Anerkennung• Bei der Bewältigung kritischer Lebenssituationen –
wie etwa beim Schulwechsel – wirkt die Zugehörigkeit zu einer Sportgruppe als Puffer
Soziale Unterstützung
Soziales Selbstkonzept in der Sportgruppe
Fazit (1)• Vereinsjugendliche sind (vor Vereinseintritt)
körperlich fitter, sozial integrierter, emotional ausgeglichener, selbstbewusster (und bleiben es während der sportlichen Entwicklung)
Sportverein = Raum für
unbeschwertes Aufwachsen
Fazit (2)• Kein durchgängiger Wirkungsnachweis
im Entwicklungsverlauf
Sportverein = kein „Breitbandantibiotikum“ gegen individuelle und soziale Fehlentwicklungen
Fazit (3)
• Wirkungen treten nicht automatisch ein
Effekte bedürfen entsprechender Inszenierung
Bewertung der Studie
1. Vergleich mit anderen empirischen Studien:
Keine aus dem Rahmen fallenden Befunde
2. Vergleich mit theoretischen Annahmen/Erwartungen:
Erwartungsgemäß
3. Vergleich mit Erwartungen/Hoffnungen der Verbände:
z.T. enttäuschte Erwartungen
Empfehlung
• Konzentration aufs Kerngeschäft, d.h. auf die Vermittlung von Sport; dieser Beitrag zur motorischen Entwicklung ist als pädagogisch auszuweisen
• Selbstbewusste, aber realistische Einschätzung der Leistungen des Sportvereins
• Ausrichtung der Ausbildungspläne auf die vorgesehenen Aufgaben
Vielen Dank für
Ihre
Aufmerksamkeit