Anlamak Verstehen · 2 3, r! Julia kommt aus Kasachstan und Adams Heimat ist Marok-ko. Beiden ist...

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begegnen encuentro se comporter Miteinander conjunto ensemble Beraberce Verstehen entender Comprendre Anlamak ELTERNBRIEF AUSGABE 01 – 2013

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Miteinanderconjunto

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Verstehen

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Comprendre

Anlamak

EltErnbriEfAusgAbe 01 – 2013

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Liebe Eltern,

liebe Leserinnen und Leser!

Julia kommt aus Kasachstan und Adams Heimat ist Marok-ko. Beiden ist dieses Thema natürlich sehr nahe und es be-gegnet ihnen jetzt und mit Sicherheit auch später nach ihrer Ausbildung in der praktischen Arbeit.Julia ist in den neunziger Jahren aus Kasachstan (der ehe-maligen Sowjetunion) nach Deutschland migriert und hat sich, ihrer Meinung nach, gut integriert. Sie studiert Sozia-le Arbeit. Als Kind wollte sie sich nie als Migrantenkind zu erkennen geben, so deutsch wie möglich sein und möglichst

akzentfrei Deutsch sprechen. Heute merkt sie, was für eine große Bereicherung es ist, sich in mehreren Spra-chen und Kulturen verständigen zu können. Sie fin-

det es inzwischen schade, dass sie im Grunde nur we-nig über ihr Herkunftsland und ihren ursprünglichen

kulturellen Hintergrund weiß und ihn auch nicht wirklich leben kann. Seither beschäftigt sie die Fra-

ge, wie eine erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft möglich ist, ohne die eigenen, von der Kul-

tur des Herkunftslandes geprägten Lebens- und Denkfor-men, Traditionen und religiösen Ansichten gänzlich aufge-ben zu müssen. Adam ist seit 2006 in Deutschland, studiert Soziale Arbeit und Wirtschaftsromanistik. Für ihn war das Erlernen der deutschen Sprache eine unerlässliche Voraus-setzung dafür hier in Deutschland seine Ziele zu verfolgen. Ihm liegt ein vorurteilfreies Miteinander verschiedenster Kulturen sehr am Herzen. Er ist bekennender Moslem und lebt sein Leben mit dem Koran.

in diesem Elternbrief wollen wir uns mit einem Thema beschäftigen, das uns in unserer

Arbeit nahezu täglich begegnet: Dem Miteinander und dem Fremdsein aufgrund un-

terschiedlicher kultureller Ursprünge. Ein umfangreiches Thema, das wir in dem Wis-

sen um die Komplexität nur relativ kurz behandeln können und das wir primär aus dem

Blickwinkel persönlicher und beruflicher Erfahrungen betrachten wollen.

Das Besondere an diesem Elternbrief ist auch, dass zwei StudentInnen, die ein Prakti-

kum im Fachbereich Aufsuchende Jugendhilfe des Kafas ableisten und die selbst einen

Migrationshintergrund haben, diesen aktiv mitgestalten.

Herzlichst, Ihr Team der aufsuchenden Jugendhilfe

Keine Angst

vor Multikulti

im

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» Elektroniker m/w für Betriebstechnik » Elektroniker m/w für Geräte und Systeme» IT-Systemelektroniker m/w» IT-Fachinformatiker m/w für Anwendungsentwicklung» Industriemechaniker m/w » Mechatroniker m/w» Elektroanlagenmonteur m/w» Kaufmann m/w für Groß- und Außenhandel, Fachrichtung Außenhandel» Kaufmann m/w für Bürokommunikation» Fachkraft für Lagerlogistik m/w» Servicefachkraft m/w für Dialogmarketing» Student im Praxisverbund Elektrotechnik m/w» Duales Studium Elektrotechnik

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Was ist Migration Das Wort Migration wird abgeleitet von dem lateinischen Wort „Migratio“ und bedeutet so viel wie Wanderung oder Umzug. MigrantINNen sind demzufolge Menschen, die ihren Wohnort wechseln und von ihrem Heimatland in ein anderes Land ziehen. In Deutschland leben zurzeit 10,7 Millionen MigrantINNen aus insgesamt 194 verschiede-nen Ländern. Jeder achte Einwohner Deutschlands ist dem-nach in einem anderen Land geboren worden und früher oder später zugewandert. Da dies einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung ausmacht, wird von Deutschland als einem Einwanderungsland gesprochen. Die meisten Mi-grantINNen stammen aus Europa. Ein wesentlicher Teil kommt aus der ehemaligen Sowjetunion und deren Nach-folgestaaten sowie vor allem auch aus der Türkei. Die Grün-de für die Zuwanderung sind recht unterschiedlich und reichen von der Familienzusammenführung über Arbeits-bestrebungen bis hin zur Flucht vor Armut, politischer Ver-folgung und Kriegen im Herkunftsland.

Das Thema Migration ist also allgegenwärtig und die Pro-bleme in diesem Zusammenhang sind es auch. Es begegnet uns in den Kindergärten, Schulen, im Arbeits- und Freizeit-bereich. Die täglichen Begegnungen hinterlassen Gefühle

von Fremdheit, Neugier, Skepsis, Wohlwollen, Freund-schaft und auch Ablehnung.

Gerade im Bildungsbereich sind die un-terschiedlichen Bedingungen für deut-sche und ausländische Kinder deutlich sichtbar. So gibt es in Kassel Grundschu-len mit einem Ausländeranteil von 80 %.

Schaut man sich das Verhältnis in weiterführenden Schulen,

besonders an Gymnasien, an, so verhält es sich dort nahe-

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zu umgekehrt. Dennoch gibt es eine Tendenz zur Verände-rung. MigrantINNenkinder scheinen aufzuholen. Immer mehr besuchen auch Kindertagesstätten und bekommen dort die Möglichkeit, sprachliche Defizite aufzuarbeiten. So positiv die Entwicklung zunächst auch erst einmal scheint, so problematisch sieht die Situation immer noch im Aus-bildungs- und Arbeitsbereich aus. Dort scheint es doch noch sehr viel Vorurteile zu geben, die unter gleichen Vor-aussetzungen oft dazu führen, dass deutsche Jugendliche/ArbeitnehmerInnen bevorzugt werden. Hier hat aber auch die soziale Herkunft nach unserer Erfahrung insgesamt für deutsche und ausländische Kinder oder Jugendliche bezüg-lich der Chancengleichheit eine große Bedeutung. Nach wie vor erschreckt uns generell die hohe Anzahl perspektivloser Jugendlicher.

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Kulturelle Hintergründe versteHen Bei der Arbeit mit Migrationsfamilien ist es unerlässlich, die kulturellen Umstände zu verstehen und zu begreifen. Das ist für uns so und für Sie, lieber Leser/liebe Leserin, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, genauso. Wenn wir nicht wissen, wie die Hintergründe bestimmten Handelns zu verstehen sind, können wir nur aus der Sicht unserer ei-genen Kultur beraten und handeln. Das funktioniert nicht. Es ist erstaunlich, wie sehr sich die Problem- und Frage-stellungen deutscher und ausländischer Familien in unse-rer Gesellschaft ähnlich sind. Dennoch, es gibt die gravie-renden Unterschiede, wie z. B. die Religionszugehörigkeit. Mädchen, die ein Kopftuch tragen, haben damit im Jugend-lichenalter manchmal ein Problem. Sie befinden sich in ei-nem Konf likt zwischen ihrem Elternhaus/ihrer Kultur und der „Außenwelt“. Es ist für uns in unserer Arbeit ganz sicher keine Lösung, zu verlangen, dass das Kopftuch abgelegt wird. Hier muss der religiöse Hintergrund berücksichtigt und wertgeschätzt werden. Es ist erstrebenswert, mit den El-tern der Kinder ins Gespräch darüber zu kommen, wie ihre Religion, ihre Kultur gewahrt werden kann und die Kinder/Jugendlichen sich hier in Deutschland trotzdem so integrie-ren, dass sie nicht ausgegrenzt werden (z. B. Mädchen beim Schwimmunterricht). Das kann ein langer und schwieriger Prozess sein, der aber im Ergebnis beide Seiten bereichern kann, weil das gegenseitige Verstehen hier nicht das Diktat, sondern den Dialog zugrunde legt.

religion Mit dem Judentum und dem Christentum gehört der Islam zu den Buchreligionen. Der Koran nimmt immer wieder Bezug auf Überlieferungen des Alten und des Neuen Tes-taments, so z. B. auf die verschiedenen Propheten Abraham, Isaak, Jakob und Jesus. Islamische Glaubenspraxis orientiert sich an den Aussagen des Koran. Dort sind die sogenann-

ten „5 Säulen“ islamischer Frömmigkeit begründet: Das Be-kenntnis zu dem einen Gott, die Einhaltung der täglichen Gebetszeiten, das Fasten im Fastenmonat Ramadan, das Sorgen für die Armen durch Almosen und einmal im Leben eine Wallfahrt nach Mekka. Ihr Kind begegnet sehr wahr-scheinlich in der Schule, in der Freizeit oder in den Medi-en muslimischen Kindern und Erwachsenen. In der Begeg-nung mit dem Islam wird Ihr Kind Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Glauben von Christen und Muslimen kennenlernen. Wenn Sie als Eltern nicht vorur-teilbelastet sind, wird Ihr Kind eher neugierig sein. Ermuti-gen Sie es, Fragen zu stellen wie:

» Warum tragen Mädchen an unserer Schule ein Kopftuch?» Warum dürfen Muslime kein Schweinefleisch essen?» Glauben Muslime auch an Gott?» Welche Feste sind den Muslimen besonders wichtig?

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Generationenverhältnisses geben Orientierung und beein-f lussen das Weltbild sowie die Lebensweise und Gestaltung des Alltags. Sie regeln in gewisser Weise das soziale Zusam-menleben in jeder Gesellschaft. Verlässt ein Emigrant sei-ne Heimat und seinen gewohnten Kulturkreis, verliert er sehr schnell diese Orientierung und oft auch seinen sozia-len Status. Er steht vor der großen Herausforderung, sich in-eine ihm fremde Gesellschaft einleben zu müssen. So ist es entscheidend, wie offen und vorurteilsfrei sowohl Migran-tINNen als auch Einheimische dazu bereit sind, den An-deren zu verstehen und seine so fremden anderen Denk- und Lebensweisen zu akzeptieren und zu tolerieren. Um Missverständnissen entgegenzuwirken, ist Verständigung und Austausch auf Augenhöhe von großer Bedeutung. Es hilft immer, den Versuch zu machen, sich in die Situati-on des Anderen hineinzuversetzen. Integration heißt eben nicht nur totale Anpassung, sondern auch das Zulassen von Differenzen.

Im heutigen Computerzeitalter ist es einfach, Antworten auf solche Fragestellungen zu „ergooglen“. Besser ist es, die Fragen direkt zu stellen und auch von seiner Kultur/Religi-on zu erzählen. Der direkte Dialog hilft, Berührungsängste abzubauen.

Es gibt viele Religionen auf dieser Erde, die in ihrer Viel-falt auch in unserem Land vertreten sind. Es

ist aber davon auszugehen, dass nach dem Christentum der Islam die zahlenmä-

ßig am stärksten vertretene Religi-on in Deutschland ist. Für Fami-

lien aus fremden Kulturen ist es generell nicht einfach, hier

in Deutschland Fuß zu fassen. Zu unterschiedlich sind Lebensweisen,

kulturelle Gepf logenheiten und vor al-lem auch die Sprache.

unterscHiedlicHe denK- und HandlungsWeisen

Die nach Deutschland immigrierten Menschen wurden in ihrem Heimatland so-

zialisiert, d. h. sie wurden von der Gesellschaft ihres Herkunftslandes, ihrem sozialen Umfeld und der dor-tigen Kultur geprägt. Die Kultur bestimmt die Wertvorstel-lungen, Denk- und Handlungsweisen der Menschen, also das, was von Angehörigen der gleichen Kultur als gut oder böse, moralisch richtig oder falsch empfunden wird. Z. B. Vorstellungen über Ehe, Familie und Erziehung sowie kon-krete Gewohnheiten bei Begrüßungen, beim Essen oder Einkaufen. Die gemeinsame Sprache, allgemein bekannte Symbole und Gesten, Traditionen und religiöse Vorstellun-gen sowie das kulturelle Verständnis des Geschlechter- und

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Nadeschda, haben in ihrem Herkunftsland studiert und ge-arbeitet. Da ihre Abschlüsse und Zeugnisse in Deutsch-land jedoch nicht vollständig anerkannt werden, nehmen sie den erstbesten Job an, um irgendeine Arbeit zu bekom-men. Sie sprechen kaum Deutsch, weswegen es oft zu Miss-verständnissen zwischen ihnen und den Arbeitskollegen kommt. Um das zu vermeiden, spricht man eher wenig und lernt sich so auch nicht richtig kennen. Kontakte zu knüp-fen und neue Freunde zu finden fällt schwer. Sie freuen sich zwar, in Deutschland zu sein, sehen jedoch auch, dass sie in ihrer Heimat beruf lich sowie sozial besser integriert waren. Ein wenig wehmütig denken sie an ihre Heimat zurück, sind sich jedoch sicher, dass ihre Kinder in Deutschland eine bessere Zukunft erwartet, als ihr Heimatland es ihnen bie-ten könnte. Die Kinder lernen schnell Deutsch. Schon bald beherrschen sie die Sprache besser als ihre Eltern und müs-sen daher oft übersetzen und ihnen erklären, worum es geht.

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FaMilie leMov Wir möchten Ihnen, liebe Eltern, liebe Leser, anhand eines Beispiels vermitteln wie die Familie Lemov (Name redak-tionell geändert) versucht hat, hier in Deutschland Fuß zu fassen. Familie Lemov kommt aus der ehemaligen Sowjet-union und lebt jetzt in Deutschland. Als Deutschstämmige war es ihnen möglich, hier als Aussiedler anerkannt zu wer-den und direkt die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Einige der Verwandten waren bereits hier und halfen, die für die Einreise notwendigen Papiere vorzubereiten und sich um die Wohnungssuche zu kümmern.Nach kurzer Zeit im Übergangswohnheim zogen sie in ihre neue Wohnung ein. In ihrer näheren Umgebung leben vie-le Menschen, die auch eingewandert sind, sodass man sich wegen ähnlicher Erfahrungen und Anfangsschwierigkeiten verstanden und unterstützt fühlt. Die Eltern, Alexander und

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In der Schule haben sie sich relativ gut eingelebt und kom-men halbwegs mit im Unterricht. Ihre Eltern erwarten, dass sie gute Noten nach Hause bringen. Sie wollen, dass ihre Kinder durch eine gute Schulbildung bessere Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt haben als sie selbst. Die Kin-der fühlen sich sehr unter Druck gesetzt und wollen ihre Eltern nicht enttäuschen. Trotzdem sehen sie sich mit er-höhten Anforderungen konfrontiert. Sie lernen in einer zu-nächst fremden Sprache und die Eltern können ihnen we-nig bis gar nicht helfen. Mit den Mitschülern verstehen sie sich ganz gut, auch wenn sie sich in ihrer Freizeit wenig ver-abreden. Ihre Eltern sind sehr streng und lassen sie nur we-nig ausgehen. Sie sollen sich auf die Schule konzentrieren, im Haushalt helfen und sich um die Geschwister kümmern. Das erleben die Kinder als unfair, denn ihre Mitschüler ha-ben in der Regel nicht so viele Aufgaben und Verantwor-tung zu Hause. Jetzt, wo die Familie in Deutschland lebt, möchten sie auch dieselben Rechte wie die anderen deut-schen Kinder. Die Eltern sind jedoch noch sehr mit den Er-ziehungsvorstellungen und Traditionen ihres Herkunftslan-des verbunden und verlangen, dass auch ihre Kinder nicht vergessen, wo ihre Wurzeln liegen. Die Aufgabe, sich in der Schule zu integrieren und anzupassen, gleichzeitig an den Werten und Traditionen der Ursprungskultur festzuhalten, erweist sich für Kinder und Eltern als schwierig zu bewälti-gender Balanceakt.

voraussetzungen Die Voraussetzungen, unter denen Migrantenfamilien nach Deutschland kommen, sind natürlich sehr unterschiedlich. Hier haben Familien, die aus der ehemaligen Sowjetunion übersiedeln, sicher andere Startvoraussetzungen als Famili-en aus dem Irak, der Türkei oder Marokko. Dennoch, was alle eint, sind Fremdheit, sprachliche und kulturelle Unsi-cherheit. Die Forderung nach Integration wird leider oft als

totale Unterwerfung missverstanden. Es geht aber für bei-de Seiten eher darum, die Unterschiedlichkeit zu akzeptie-ren, sich zu interessieren, neugierig zu sein, Fragen zu stellen, eine positive Grundhaltung zu zeigen und tolerant anderen Werten und Haltungen gegenüber zu sein.

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Die Erziehungsberatung ist für Sie da bei• familiärenKonf liktsituationen• Schulschwierigkeiten• TrennungundScheidung• sozialenProblemen,NötenundKrisenErziehungsberatung kann von Eltern, Jugendlichen und Kindern in Anspruch genommen werden.

Die Frühförderung ist für Sie da, wenn • IhrKindinderEntwicklungverzögert, von Behinderung bedroht oder behindert ist,• SieAuffälligkeiten inderEntwicklung IhresKindes

feststellen oder unsicher sind, ob Ihr Kind sich alters-gemäß entwickelt.

Frühförderung kann die Kinder von Geburt an bis zum Schuleintritt fördern und die Eltern beraten.

Die Aufsuchende Jugendhilfe ist für Sie da, wenn• sozialpädagogische Familienhilfe vom Jugendamt

genehmigt wurde. Hierbei handelt es sich um eine ambulante Betreuung der gesamten Familie mit dem Ziel, sich selbst zu helfen.

• Erziehungsbeistandschaft vom Jugendamt geneh- migt wurde. Hierbei handelt es sich um die Betreu- ung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen.

Kasseler Familienberatungszentrum

Erziehungsberatung | Frühförderung |Aufsuchende Jugendhilfe | Familienzentrum

Erziehungsberatung

Frühförderung

Aufsuchende Jugendhilfe

Ihre Kinder, liebe Eltern, lernen von Ihnen als Vorbild. Wenn Sie, ob deutsch oder ausländisch, eine grundsätzlich offene Einstellung Fremden gegenüber haben, wird es auch für Ihre Kinder leichter sein, ein vorurteilsfreies Miteinan-der zu leben.

In diesem Sinne ist dieser Elternbrief auch zu verstehen, als ein Appell, mehr aufeinander zuzugehen, neugierig zu sein und Fragen zu stellen; denn wer miteinander spricht, ist sich weniger fremd.

Falls Sie an diesem Thema

interessiert sind und mehr dazu

lesen möchten, finden Sie Informationen unter:

Literatur:

» www.bpb.de/gesellschaft/migration und unter www.islam.de

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Das Familienzentrum ist für Sie da:• KrippeimFamilienzentrum• Beratung• Opstapje• TreffpunktfürFamilien• Familienbildung

Alle Angebote des Vereins sind für Eltern, Jugendliche und Kinder aus Kassel. Die Angebote sind kostenlos. Wir unterliegen der Schweigepf licht.

Für unser Leistungsangebot „Patenschaften für Kinder und Jugendliche psychisch kranker Eltern“ suchen wir: Menschen, die ca. 3 Stunden pro Woche Zeit mit ihrem Patenkind verbringen wollen. Sie bauen eine freund-schaftliche Beziehung auf und nehmen das Kind bei Erkrankung der Eltern vorübergehend bei sich auf. Die Patenschaft wird fachlich begleitet. Eine Aufwandsent-schädigung wird gezahlt. Ansprechpartnerinnen sind Marlene Erny und Eva Lowitzki.

Familienzentrum

Was Sie wissen sollten

In eigener Sache

Ausgabe: 1/2013Auf lage: 9.000Text: Adam Khadiri, Julia BösherzRedaktion: Rolf Linden-BrüningIllustration: Nilgün SevincGestaltung und Titelidee: °zentral kommunikation werbeagenturDruck: Druckerei Boxan

Impressum

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Kasseler Familienberatungszentrum e.V.

Hinter der Komödie 17

34117 Kassel

Telefon 0561. 7 84 49-0

Fax 0561. 7 84 49 21

E-Mail [email protected]

Internet www.familienberatungszentrum.de

Familienzentrum Nordstadt

Struthbachweg 23

34127 Kassel

0561. 9 20 90 89

0561. 9 20 90 88

[email protected]

Sprechzeiten Mo | Mi | Do 8.30 – 12.00 Uhr und 14.00 – 17.00 Uhr

Di | Fr 8.30 – 12.00 Uhr

Straßenbahn Linie 4, 7 und 8, Haltestelle Karthäuser Straße

Bankverbindung Kasseler Sparkasse

BLZ 520 503 53, Konto Nr. 147 154

Für Spenden sind wir dankbar.

Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit ist vorhanden.