Ambient Assisted Living (AAL) Assistenzsysteme im Dienste ... · Hafezi, Walid et al. (2010):...
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Ambient Assisted Living (AAL)
Assistenzsysteme im Dienste älterer Menschen?
04.02.2013
Universität des 3. Lebensalters (U3L) Goethe-Universität
Frankfurt a.M.
Prof. Dr. Walid Hafezi
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Fragen: 1. Welche Technik haben Sie vor 10 Jahren genutzt?
2. Welche Technik nutzen Sie heute?
3. Was denken Sie, welche Technik Sie im Jahr 2030 nutzen
werden?
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Inhalt 1. Was bedeutet Ambient Assisted Living (AAL)?
2. Beispiele für AAL-Anwendungsfelder
3. Warum AAL-Entwicklungen?
4. AAL-Marktpotenziale
5. Grundsätze von AAL-Entwicklungen in Praxis und Forschung
6. Abschlusspositionen
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1. Was bedeutet Ambient Assisted Living (AAL)? Übersetzung: umgebungsunterstütztes Leben. „Ambient Assisted Living“ (AAL) steht für Entwicklungen und Assistenzsysteme, die eine intelligente Lebensumgebung gestalten. Durch die verwendeten Techniken sollen Menschen vor allem in Situationen von Ermüdung, Überforderung und Komplexität entlastet werden. Die Assistenzsysteme sollen den Nutzer im alltäglichen Leben bestmöglich und nahezu unmerklich unterstützen sowie hier Kontroll- und Steuerleistungen abnehmen. Durch die technische Assistenz sollen z.B. altersbedingte Einschränkungen weitgehend kompensiert werden. (Vgl. BMBF/VDE 2012)
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Ziele von AAL-Dienstleistungen: • Die Phase zu verlängern, die es älteren Menschen erlaubt,
mithilfe von Technologien in ihrer gewohnten Umgebung selbstbestimmt, autonom und mobil zu leben.
• Die Gesundheit und Funktionsfähigkeit von älteren Menschen zu erhalten.
• Ein selbstbestimmtes Leben für Personen mit physischen Beeinträchtigungen zu ermöglichen.
• Die private Sicherheit zu erhöhen und soziale Isolation zu verhindern.
• Pflegeeinrichtungen, Angehörige und private Netzwerke bei der Betreuung älterer Menschen unterstützen.
(Vgl. BMBF/VDE 2012)
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2. AAL-Anwendungsfelder/Entwicklungsstadien:
Videobeispiel: AAL_InnoVisionsTV Videobeispiel: Fraunhofer_Sauberspiegel_AAL
Quelle: BMBF/VDE 2012
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AAL-Anwendungsfelder
Quelle: BMBF/VDE 2012
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3. Warum AAL-Entwicklungen? • Demografischer Wandel
• Technischer Fortschritt
• Veränderungen der Lebenslagen älterer Menschen
• Veränderung der Versorgungs- und Dienstleistungsinfrastruktur
im Alter
• Marktpotenziale
• …
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4. AAL-Marktpotenziale • Es gibt in Deutschland ca. 38,2 Mio. Wohnungen mit ca. 170 Mio.
Räumen (Stat. Bundesamt). Die Zahl der Single-Haushalte nimmt zu (in einigen Großstädten über 50 %).
• Das Institut für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen sieht ein Potenzial von bis zu einer Million Arbeitsplätzen, wenn die Bedürfnisse und Kaufkraftpotenziale der Älteren verstärkt beachtet werden.
• Bei ca. einem Drittel der Älteren besteht Interesse an wohnbegleitenden Dienstleistungen (vorrangig Notruf, Pflege, Putz- und Haushaltshilfen, Mahlzeiten und Einkauf).
• Von über 65-Jährigen haben 10 % kognitive Probleme, meist infolge eines Herzinfarktes. Bei über 85-Jährigen benötigt rund die Hälfte Unterstützung im täglichen Leben.
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• In Deutschland gibt es über 250.000 Parkinson-Kranke (die meisten davon sind über 50 Jahre). Diese Krankheit führt bei 40 % der Erkrankten zur Demenz. Zudem gibt es mehr als eine Million Alzheimer-Erkrankte (Alzheimer Forschung Initiative e.V.).
• In Deutschland verursachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen Kosten von jährlich 35,4 Mrd. € und Diabetes Kosten von 31,4 Mrd. € (2002).
• In Deutschland gibt es ca. 2 Mio. Pflegebedürftige; die Kosten für die
Pflege haben sich innerhalb von 7 Jahren mit 17,6 Mrd. € nahezu verdoppelt (BMBF 2004).
• Bei Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 2005 betrugen die
Kosten für ein Heimplatz ca. 1.800 DM, heute durchschnittlich 4.000 €; gleichzeitig sank der Lohn im Durchschnitt um 30 % auf 850 € netto.
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• Die GfK hat bereits 2004 ermittelt, dass die 30,2 Mio. Menschen der
Generation 50plus über ein jährliches Nettoeinkommen von 643 Mrd. € verfügen – liegt damit höher als das der 30- bis 50-Jährigen.
• …
(Vgl. BMBF/VDE 2011)
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5. Grundsätze von AAL-Entwicklungen in Praxis und Forschung
Praxis:
• Technische Assistenzsysteme passen sich der Lebenswelt der Nutzer/-innen an und nicht umgekehrt.
• Das Recht auf Privatleben und Intimsphäre wird nicht gefährdet. • Schutz und Geborgenheit der eigenen Häuslichkeit werden durch
AAL-Technik unterstützt. • Selbstbestimmung (älterer) Menschen sowie deren freiwillige und
informierte Zustimmung für die Implementierung technischer Assistenz bleiben Voraussetzung, unabhängig vom Gesundheitszustand und der Zustimmung des sozialen Umfeldes.
• Bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen werden Fragen der sozialen Gerechtigkeit berücksichtigt. Stichworte: Zweiklassenmedizin, gleicher Zugang, Einsparung von Pflegepersonal etc.
(Vgl. Hafezi 2010)
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• Medizinische und pflegerische Anwendungen unterliegen strengsten Kontrollen unter fachlichen, rechtlichen und ethischen Gesichtspunkten.
Forschung:
• Die fundamentalen Eigenschaften und Bedürfnisse von Menschen werden in Forschungsprojekten nicht durch Technik „kompensiert“ (Emotionen, Liebe etc.). Kant: „Menschen nicht als Mittel behandeln!“
• Tendenzen, die durch ein Vertauschen von Mitteln und Zielen zu einer Selbstentfremdung von Menschen führen können, werden offengelegt und es wird ihnen entgegengetreten (technokratische Verkürzung, Entmenschlichung).
• Die außerwissenschaftlichen Interessen, die Forschung mitbestimmen, werden kritisch mit Blick auf Technik und Alter reflektiert (ökonomische, politische und soziale Interessen).
• Forschung ist mit Weichenstellungen für die Gesellschaft versehen und hat auch immer gesellschaftspolitische Aspekte im Fokus (Gerechtigkeit, Partizipation etc.).
(Vgl. Neuhold/Pelzl 2011)
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6. Abschlusspositionen • Assistenzsysteme sind ein Gewinn für die Gesellschaft, wenn sie die
ethische Dimension belastbar einbeziehen – denn nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch ethisch vertretbar!
• Die Potenziale und Grenzen von AAL-Entwicklungen liegen perspektivisch weniger an technischen Möglichkeiten als vielmehr an ethischen und juristischen Rahmenbedingungen, die bis dato nicht ausreichend gesellschaftspolitisch diskutiert sind.
• Und: Nicht die demografische Entwicklung und das Altwerden ist das Problem der Gesellschaft, vielmehr sind es die Rahmenbedingungen, die wir verändern müssen (Perspektivwechsel: Einzelfall, Verhältnisse).
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Weitere Informationen: http://www.aal-deutschland.de/ http://www.aal-europe.eu/ http://www.aal-kongress.de/ http://wiedas.org/ Videoquellen: http://www.youtube.com/watch?v=SMFByYnuunA (01.02.13) http://www.youtube.com/watch?v=6B-bO4a0nnc (01.02.13) Literatur: BMBF/VDE (2012): Ökonomische Potenziale altersgerechter Assistenzsysteme. Bonn Hafezi, Walid et al. (2010): Studie zur Akzeptanz mobiler Endgeräte im AAL-Kontext bei „jungen Alten“. Abschlussbericht Forschungsprojekt. Wiesbaden Pelzl, Bernhard/Neuhold, Leopold (Hg.) (2011): Ethik in Forschung und Technik. Böhlau. Wien Kontakt: Prof. Dr. phil. Walid Hafezi Hochschule RheinMain Fachbereich Sozialwesen Tel.: 0611/9495-1318 E-Mail: [email protected]
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Quelle: http://www.pflege.de/pflege-bilder/aal.jpg (01.02.13)
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Quelle: http://www.ims.fraunhofer.de/news/detail/article/studienteilnehmer-60-mw-gesuchtbr-erleben-und-bewerten-sie-technik-fuer-senioren.html (26.09.11)
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Quelle: http://www.future-shape.de/sensfloor.html (26.09.11)
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Quelle: http://www.itwissen.info/definition/lexikon/AAL-ambient-assisted-living.html (26.09.11)
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Szenario „Länger selbstbestimmt mit technischer Unterstützung zu Hause leben“
Quelle: BMBF 2012
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Quelle: http://www.vde.com/de/Verband/Pressecenter/Pressemappen/publishingimages/vde%20aal%209%20aal.jpg (26.09.11)