Alternative Rechnungslegungstheorien
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28.5.2002 a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 1
Alternative Rechnungslegungstheorien
Defizite des zerschlagungstheoretischen StichtagsmodellsBeispiele für Creative AccountingWissenschaftliche Rechnungswesen-Definitionen und -konzeptionen Entscheidungstheoretischer Ansatz Doppisches Modell Sprachtheoretischer Ansatz Events-Approach REA-Approach
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Defizite des zth. Stg.-Modells
Widerspruch: Going Concern <> Einzelbewertung
Vergangenheitsbezug mangelnde AktualitätWillkürliche Abgrenzungen („periodenrichtiger Gewinn“ – v.a. durch Abschreibungen)Irrelevanz von „Marktwerten“ (purchase method vs. pooling of interest!)
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Defizite des zth. Stg.-Modells
Kennzahlen, v.a. die kurzfristige Liquidität betreffend, verlieren völlig ihre Relevanz, da sich die kurzfristige Liquidität innerhalb weniger Wochen vollständig verändern kann!Das Rechnungswesen (accounting) sollte sich hingegen mit den (gesellschaftlichen) Auswirkungen von Entscheidungen auf ZUKÜNFTIGE ZAHLUNGSSTRÖME befassen!
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Defizite des zth. Stg.-Modells
Illiquidität und Insolvenz Illiquidität: temporär Insolvenz: „endgültig“ (aber: keine
Naturgesetzlichkeit! Unternehmen werden „insolvent erklärt!!“)
Problem: self fulfilling prophecies!
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Defizite des zth. Stg.-Modells
Illiquidität und Insolvenz Mögliche Kombinationen:
Solvent / liquide (gesunder Normalfall) Solvent / illiquid (Überbrückungskredit erforderlich) Insolvent / illiquid (offensichtliche Insolvenz) Insolvent / liquide (besondere GEFAHR!)
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Defizite des zth. Stg.-Modells
Wer ein Unternehmen nach den Zahlen einer (historischen) Bilanz steuert, gleicht einem Autofahrer, der sein Gefährt lenkt, indem er dabei ausschließlich in den Rückspiegel blickt!
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Defizite des zth. Stg.-Modells
Das Ermitteln sog. „Trends“ aus historischen Bilanzen stellt eine naive und ausgesprochen gefährliche Vereinfachung dar, die zu zahlreichen Fehlurteilen verleitet (aggregierte Werte, gegenläufige Trends löschen sich gegenseitig aus!).
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Defizite des zth. Stg.-Modells
Mangelnde wissenschaftliche Definitionen: Da bis heute weder national noch international
gültige Definitionen für „assets“ und „liabilities“ existieren, darf daher auch an der ökonomischen Sinnhaftigkeit der Saldogröße „equity“ gezweifelt werden!
FASB, IASC Übernahme von Praktikermethoden ohne wissenschaftliche Begriffsbildung!
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Defizite des zth. Stg.-Modells
Mangelnde wissenschaftliche Definitionen: Statische Bilanztheorie Dynamische Bilanztheorie Organische Bilanztheorie Zukunftsorientierte (z.B. kaptialtheoretische) Bilanztheorie ANTIBILANZKONZEPTION
sind aber nur BILANZ- und keine RECHNUNGSWESENTHEORIEN!
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Defizite des zth. Stg.-Modells
Bilanzzahlen sind ... ... jederzeit manipulierbar (Creative Accounting) ... unvollständig ... zergangenheitsorientiert ... irrelevant für Going Concern ... unbrauchbar für betriebliche Entscheidungen
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Defizite des zth. Stg.-Modells
Bilanzanalysen sind ... ... subjektiv ... widersprüchlich ... verfälscht ... nicht ganzheitlich ... vergangenheitsorientiert
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Expectation Gap
Testat eines Financial Statements kann nichts über Going Concern aussagen: 1) historische Werte 2) Unvollständigkeit (Auftragsstand, zukünftige
Fälligkeiten) 3) Creative Accounting 4) Geschäfte nicht „periodenrichtig“ darstellbar
(Hedges, Optionen)
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Expectation Gap
Testat eines Financial Statements kann nichts über Going Concern aussagen: 5) wichtigste Geschäftsrisken nicht aus Bilanz
erkennbar (Unterlassungen!) 6) Prüfung ist Dokumenten-zentriert und nicht
Prozeß-orientiert Das aktuelle Rechnungslegungsparadigma wird (national wie international) den öffentlichen Erwartungen nicht gerecht!
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Expectation Gap
dKonTraG WP muß „Risikomanagement- und –
überwachungssystem prüfen! was genau, bitteschön, ist das???
Österreich: § 22 GmbHG, § 82 AktG Die Geschäftsführer (Vorstände) haben dafür zu
sorgen, daß ein Rechnungswesen und ein internes Kontrollsystem geführt werden, die den Anforderungen des Unternehmens entsprechen.
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Verhaltensorientierter Ansatz
Menschliche Vorstellungen prägen das Verhalten Kreditvergabe als self fulfilling prophecy Quartalsabschlüsse nach SEC-Richtlinien werden
NICHT GEPRÜFT Bilanzpolitik ufert in Bilanzfälschung aus
Gefahr für einen ganzen Berufsstand
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The Financial Numbers Game
Creative Accounting, Aggressive Accounting, Tangled Accounting, Cooking the Books, Financial Shenanigans, Accounting Gimmicks, Earnings Management, The Earnings Game, ... Produktversand an Distributoren (mit
Rückgaberecht) wird als Umsatz verbucht Aktienkurse sinken um 60% - 80% Tägliche Praxis in USA seit 1993 (nicht bloß in der
„New Economy“!!)
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The Financial Numbers Game
Die Presse, 22.5.2002, Seite 17: US-Bilanzen systematisch gefälscht
... jeden Tag ein Skandal... Dürfte die SEC hoffnungslos überfordert sein... Scheint die Behörde gezwungen zu sein fast jeden Tag eine neue Untersuchung zu starten...
1 Seite 12 Unternehmen: Energieversorger, Software, Telekoms, Finanzdienstleister
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The Financial Numbers Game
Die Presse, 22.5.2002, Seite 17: Allgegenwärtige Angst vor neuen Tricksereien
In Europa sind Bilanzschwindeleien bereits Alltag an der Börse. Das Vertrauen der Anleger schwindet.
Phenomedia (10 Mio € nicht existenter Forderungen eingebucht)
Comroad (97,5% der Umsätze über nicht vorhandene Tochterfirma in Hongkong) 3 Jahre lang von KPMG testiert
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Whispering
The Seven Rules of The Earnings Game1
1: Deliver a track record of consistent earnings growth. 2: Manage earnings expectations carefully. 3: Slightly beat earnings expectations. 4: Make business decisions to meet or beat expectations. 5: Hammer stocks that fail to meet expectations. 6: Listen carefully for the whisper number. 7: Hammer stocks that fail to meet the whisper number.1 Eccles/Herz/Keegan/Phillips, The Valuereporting Revolution, p. 71
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Wissenschaftliche Rechnungswesenkonzeptionen
Entscheidungstheoretischer Ansatz Das RW soll die Auswirkungen heutiger
Entscheidungen (Handlungen) auf zukünftige Zahlungsströme aufzeigen
nichtfinanzielle Steuergrößen (finanzielle Größen im RW kommen immer „zu spät“, da sie am Ende einer Prozeßkette stehen, welche mit nicht-finanziellen Ereignissen beginnt – fehlendes Kausalmodell!!)
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Wissenschaftliche Rechnungswesenkonzeptionen
Sprachtheoretischer Ansatz Accounting is a language to communicate business events Heute: RW = EDV (formale Sprachen wie Spreadsheet-
Formeln, SQL-Queries, ABAP4-Routinen, OLAP-Modelle, XBRL- oder XML-Dokumente, ...)
Events-Approach (Geschäftsfall-orientierter Ansatz) Reporting durch Darstellung der Geschäftsfälle einer
Berichtsperiode innerhalb standardisierter Geschäftsfallkategorien
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Wissenschaftliche Rechnungswesenkonzeptionen
REA-Accounting (Resource, Events, Agent-Approach) Modelliert Prozesse im Rechnungswesen unter Verwendung
dieser drei grundlegenden Entitäten
Rechnungswesen ist immer Technologie-abhängig der heutige Stand des normativen Rechnungswesens (reine Doppik) entspricht technologisch der Durchschreibebuchhaltung
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Semantisches Rechnungswesen
Geschäftsfälle im Rechnungswesen:
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Semantisches Rechnungswesen
Zielsetzungen des Semantischen Rechnungswesens: Entwicklung einer Taxonomie und einer geeigneten
Repräsentationssprache zur Darstellung, Simulation und Planung betriebswirtschaftlicher Sachverhalte im Rechnungswesen
Überbrückung der aktuellen „Kluft“ zur EDV, welche immanent andere Begrifflichkeiten verwendet als das betriebswirtschaftliche Rechnungsweswen