Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU
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Alpsommer
Diskussion: Allgäuer Kühe mit oder ohne Horn?Hirtenleben: Auf dem Weg zum ViehscheidAlphorn: Einzigartiges Instrument der Berge
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&Viehscheid 2012
Schutzgebühr 4€
3Alpsommer &Viehscheid 2012
Editorial
Einzigartig. Wenn Bewohner des Allgäus überihre Heimat sprechen, wird ihnen vielleichtdieser Begriff in den Sinn kommen, um die Re-
gion zu beschreiben. Die Menschen hier sind stolz aufihre Bräuche und Feste, leben ihre Traditionen, sindaber auch offen für Neues. Jedes Jahr zieht das Allgäuzahlreiche Urlaubsgäste und Besucher von nah undfern an. Sie genießen die Schönheiten der Landschaftund die Gastfreundschaft der Einheimischen.
Besonders während des Alpsommers, den unsere Rin-der auf den Alpen in Mittel- und Hochlagen verbrin-gen, und in der darauffolgenden Viehscheid-Saisonzeigt sich das Allgäu von seiner buntesten Seite. DieViehscheide, bei denen die Tiere wieder ihren Besit-zern übergeben werden, sind für die Region eine Zeitder Feste. Nur noch im Allgäu und in einigen Orten inVorarlberg und Tirol hat sich der alte Brauch erhalten.
Zahlreiche Akteure und Helfer bauen die Gatter fürsVieh auf. Andere errichten das Festzelt und dekorierenes. Wochenlang vorher haben Kunsthandwerker, Mu-sikanten und Helfer gearbeitet und geprobt. Ohne siewäre der traditionelle Höhepunkt am Ende eines erleb-nisreichen Alpsommers nicht möglich. Sowohl die»große Freiheit« für das Jungvieh im Bergsommer alsauch die Atmosphäre vor und während dem Viehscheidhaben wir in dieser Zeitschrift für Sie festgehalten.
Wir stellen zwei Musikkapellen vor, die beim Scheidaufspielen. Zu einer vollständigen Tracht beim Vieh-scheid gehört immer auch ein prächtiger Gamsbart aufdem Hut. Otto Schall aus Oberstdorf ist der letzteGamsbartbinder im Allgäu. Wir haben ihn besucht.Aber auch vor kontroversen Themen machen wirnicht halt: Wir lassen gegensätzliche Meinungen zuWort kommen, ob Allgäuer Kühen ihre Hörner ent-fernt werden sollten oder nicht.
Einer unserer Fotografen begleitete den jungen Alp -hirten Christian Vu (21) von der Alp ins Tal. Er gibteinen Einblick in seine Arbeit für das Finale des Alp-sommers. Außerdem hat der ehemalige SPD-Bundes-tagsabgeordnete Dieter Lattmann (86) für uns seineErinnerungen an einen Sommer im Jahre 1975 auf ei-ner Alpe bei Oberstaufen-Steibis aufgezeichnet, dener dort als Helfer verbrachte.
Wir laden Sie ein, das Allgäuer Brauchtum in seinerganzen Vielfalt zu entdecken, einen tieferen Einblickin die Alpwirtschaft zu gewinnen oder sich einfachnur von unserer Region, den Menschen und den Tie-ren faszinieren zu lassen. Wir freuen uns, wenn auchSie zum Schluss sagen: »Einzigartig...«
Ihr Marius Lechler
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Marius Lechler,
Chefredakteur
Einzigartig: Sehen Sie das auch so?
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Inhalt
4 Alpsommer &Viehscheid 2012
Impressum
Verlag und Herstellung
Verlag HEPHAISTOS, EDITION ALLGÄULachener Weg 2 87509 Immenstadt-Werdenstein Tel. 08379/728616 Fax 08379/728018 [email protected] facebook.de/allgaeu.braunvieh
Redaktion
Marius Lechler (v.i.S.d.P.),Viola Elgaß, Martina Michl,Ilka Schöning, Volker WilleTel. 08379/728616, E-Mail:[email protected]
Mitarbeit
Marion Bässler, Annette Müller
Gekennzeichnete Beiträgestellen die Meinung des Ver fassers, nicht aber desVerlages dar.
Layout
Bianca Elgaß, Ramona Klein,Dominik Ultes
Anzeigen
Sven Abend (Ltg.), Sonja SprinkartTel. 08379/728616; gültigeAnzeigenpreisliste: 1/2012
Bankverbindung Verlag
In Deutschland:Raiffeisenbank Oberallgäu-Süd eG, Konto 7282770, BLZ 73369920IBAN (Intern. Bank Acc. Nr.)DE97 7336 9920 0007 1269 99BIC-Code GENODEF1SFO
In Österreich:Raiffeisen Zentralkasse Tirol, Innsbruck,BLZ 36000, Konto 643.361
ISSN 0948-6593Postvertriebsstück B 5177
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Editorial Seite 3
Attraktives Braun im beliebten Kultkalender
EDITION ALLGÄU zeigt die schönsten Kühe Seite 7
Der junge Hirte und das bockige Vieh
Auf dem Weg ins Tal mit Christian Vu Seite 8
Wie ein Haarbüschel zum Schmuckstück wird
Portrait eines Gamsbartbinders: Otto Schall Seite 12
Ein perfekter Ton will gut geschnitzt sein
Der Alphornbauer Stefan Wechs Seite 16
Wie das Alphorn die Allgäuer Gipfel stürmte
Kurze Geschichte des Musikinstrumentes Seite 18
Ein Politiker unter Rindviechern
Der Ex-Abgeordnete Dieter Lattmann erzählt Seite 22
Tierisch gutes Bier von Adler, Hase und Bär
Historische Brauereien in Bad Hindelang Seite 26
Sie bringen Stimmung nach dem Alpabtrieb
Musikkapellen und der Viehscheid Seite 30
»Oben ohne« oder naturgemäß mit Horn?
Diskussion: Gefahr oder wichtiges Organ Seite 34
Sicherer Halt für den klingenden Schmuck
Das Handwerk der Schellenriemenmacher Seite 36
Die junge Wilde aus dem Schrothkurort
Kurdirektorin Bianca Keybach im Interview Seite 40
Viehscheidtermine im Allgäu und Umgebung
Große Übersicht der Alpabtriebe Seite 44
Das goldene Rad der Allgäuer Bergwelt
Wie der bekannte Bergkäse entsteht Seite 48
Zeitreise auf die Alp
Bergbauernmuseum Diepolz feiert Jubiläum Seite 52
Musikalisches Jubiläum auf Schusters Rappen
20. Festival Oberstdorfer Musiksommer Seite 58
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Exklusiv-Sponsor
5Alpsommer &Viehscheid 2012
8 44
48
In familiärer Umgebung die Berge genießen
Vermieternetzwerk Alpine Gastgeber Seite 60
Ganz schön züchtig
Allgäuer Klassekälber seit 25 Jahren Seite 62
Scharf nôchdenkt über Alpsommer
Kolumne von Buchautor Max Adolf Seite 66
Freizeit
Glocken und Schellen zum Anfassen Seite 67
Wilderer im Lechtal Seite 67
Spaß und Sport am Alpsee Seite 68
10 Jahre AllgäuSchau Seite 68
Vom »blauen« zum »grünen« Allgäu Seite 68
In weniger als zwei Stunden ins Allgäu Seite 69
Musikalische Festival-Vielfalt im Allgäu Seite 70
Altes Handwerk und Gemecker im Museum Seite 71
Kräuterschau im Jubiläumsjahr Seite 72
Neue Saison im Museumsdorf Seite 72
Von Kräutern und Käse Seite 74
Den Farben auf die Spur kommen Seite 75
Schloss oder Zahl? Seite 75
Vom Uhuberg und der dreizinkigen Gabel
Ursprünge Allgäuer Bergnamen Seite 76
Für Sie vorausgelesen – Allgäu-Bücher Seite 78
Das Viehscheid-Preisrätsel
Allgäu-Urlaub zum Alpabtrieb zu gewinnen Seite 82
Panoramakarte
Viehscheidorte und Termine im Überblick Seite 83
6 Alpsommer &Viehscheid 2012
Anzeigen
7Alpsommer &Viehscheid 2012
Sie sind ein Symbol für den Alpsommer und für das Allgäu: die weidendenAllgäuer Kühe, die für Urlaubsgäste und Hobbyfotografen eines der beliebtesten Motive darstellen. Die attraktivsten »Braunvieh-Schönheiten« finden sich im Kuh-Kalender 2013 der EDITION ALLGÄU, der im Juli in den Handel kommt. Marius Lechler stellt schon jetzt den Jahresweiser vor
Attraktives Braunim beliebten Kultkalender
Im Jahr 2010 stellte der Kuh-Kalender der EDI-TION ALLGÄU zum ersten Mal die fotogenstenAllgäuer Braunvieh-Vertreter auf 13 Monatsblät-
tern vor. Mittlerweile hat er sichzum großen Erfolg entwickelt, derüber das Allgäu hinaus viele An -hänger gefunden hat. Der Kuh-Kalender 2013 ist nun der vierteJahresweiser dieser Art mit Moti-ven attraktiver Allgäuer Wieder-käuer. Hierbei werden völlig unterschiedliche Motivegesucht – vom süßen Kälbchen bis zum eleganten Paar-hufer. Die bunte Mischung, die die Fotografen liefern,ist entscheidend.Bei der Motivauswahl für den Kuh-Kalender 2013 kamerstmals das soziale Netzwerk Facebook zum Einsatz.Hier konnten von Mitte Oktober 2011 bis Mitte März2012 unter www.facebook.com/allgaeu.braunvieh erst-mals alle Kuh-Kalender-Fans ihren Favoriten selbstauswählen oder mit eigenen Motiven an der Wahl teil-nehmen. Eingesandte Fotos wurden nach einer Vor-auswahl zur Bewertung auf Facebook online gestellt.Die Bilder mit den meisten Stimmen kamen in dieEndauswahl, aus der die EDITION ALLGÄU imFrühjahr 2012 die 13 besten Kuhfotos für den Kuh-Kalender 2013 auswählte. Insgesamt wurden dem Ver-lag fast 300 Bildmotive zugeschickt, von denen über
150 Aufnahmen zur Bewertung online eintrafen. Ent-scheidend für die erfolgreiche Teilnahme waren nebender Bildqualität auch die Einzigartigkeit des Motivs und
ein passendes Querformat. Durchden Aufruf auf Facebook habenes erstmals auch zwei Jungfoto-grafen in den Kuh-Kalender ge-schafft. Denise Neufert ausStiefenhofen im Westallgäu undBenjamin Zapf aus Blaichach im
Oberallgäu steuerten je zwei Motive für den nächstjäh-rigen Kalender bei.Auch für den Kuh-Kalender 2014 könnenbereits jetzt Allgäuer Kuh-Aufnahmen andie EDITION ALLGÄU eingesendet wer-den. Alle ausgewählten Einsender erwartetein kleines Fotohonorar, außerdem gibt’s kostenlose Exemplare vom Kalender. DieTeilnahmebedingungen stehen im Internet un-ter www.heimat-allgaeu.info/kalender •
Ein Stück Allgäu für daheim
Alle Gewinnermotive sind zu finden im neuen
Kuh-Kalender 2013, der Mitte des Jahres
erscheinen wird. Preis: 12,80 Euro, Best.-Nr.
040, ISBN 978-3-931951-62-7. Bestellungen
sind möglich über jede Buchhandlung oder
direkt im Online-Shop: www.heimat-
allgaeu.info. Noch schneller geht es telefonisch
unter Tel. 08379/728016, Fax 08379/728018,
oder per E-Mail an [email protected]
»Die bunte Mischung an
Motiven ist entscheidend
für den Kuh-Kalender«
Kuh-Kalender
Oben ein kleiner Vorgeschmack
auf den Kuh-Kalender 2013: Das
große Bild wurde von Benjamin
Zapf fotografiert. Die kleinen
Bilder stammen von Denise
Neufert, bildkistl.com und
Benjamin Zapf (von oben).
Das Kalender-Titelmotiv unten
hat Volker Wille beigesteuert
8
Reportage
Wer noch nie auf einem Viehscheid war und »Alphirt«hört, stellt sich oft einen älteren Mann mit Vollbart vor.Diesem Bild entspricht Christian Vu überhaupt nicht.Der 21-Jährige hilft seit über vier Jahren als Hirte beimAbtrieb der Schwingundalpe und beim ThalkirchdorferViehscheid. Im vergangenen September haben wir ihnvon der Alp bis ins Tal begleitet. Viola Elgaß portraitiertseinen Alltag am Berg
Der junge Hirteund das bockige Vieh
9Alpsommer &Viehscheid 2012
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Volk
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Noch vom Morgennebel umwabert liegt dieAlpe Schwingund auf 1050 Höhenmetern aufder Thalerhöhe, als Christian sie am Mitt-
wochvormittag erreicht. Dort angekommen, begrüßenihn bereits Herbert Bader und dessen SchwägerinMargit Bader, die Alphirtin. Man tauscht sich kurzund typisch allgäuerisch aus: »Alls reacht?« - »Scho!«Und schon geht es »ans Schaf-fen«. Ganz routiniert erledigt derImmenstädter seine Aufgaben vorder Hütte. Wenn er dafür Zeithat, kommt er bereits währenddes Alpsommers immer mal wie-der hinauf und legt Hand an. Zum Viehscheid ist erjedes Jahr dabei, heuer schon zum fünften Mal. Da vorhalf er beim Abtrieb der Alpe Gund als Treiber anläss-lich des Immenstädter Viehscheides. In Immenstadt istder 21-jährige Christian Vu außerdem jeden Wintereiner der Klausen beim traditionellen Klausentreiben. Er wäre also einer von ganz vielen Allgäuer Hirten –würde man nicht auf den ersten Blick sehen, dass ervietnamesisches Blut in den Adern hat. Sein Vaterstammt aus Fernost, er selbst wurde aber in Kemptengeboren. Das Bewusstsein für Allgäuer Brauchtumund Tradition liegt ihm dennoch in den Genen – müt-
terlicherseits! Seine Großmutter ist auf einer Gunzes-rieder Alpe aufgewachsen, sein Großonkel war Hirtund Senn. Schon als kleiner Bub hatte er Interesse amBraunvieh und den Allgäuer Bergen. »Natürlich wirdman in meinem Alter hin und wieder deswegen vonFreunden aufgezogen mit Kommentaren wie ‚DuBauer...’, aber das ist alles nur Spaß und nicht ernst ge-
meint«, erzählt der junge Hirt.Der Viehscheid steht kurz bevor:Zunächst wird das Vieh ausgestallt.Die Frauen machen sich ansKranzbinden. Ob er dabei schoneinmal helfen durfte? Christian
grinst: »Nee, das Kranzbinden ist reine Frauensache. Dadarf kein Mann ins Handwerk pfuschen.« Margit Baderversteht dieses Handwerk gut. Einen halben Tag brauchtsie für einen Kranz. Silberdisteln, herbstlicher Enzianund Vogelbeeren zieren dann das Tannengrün. Der ein-gearbeitete Spiegel soll böse Geister vertreiben. Obenaufwird dann das charakteristische Kreuz angebracht, dasden göttlichen Beistand beim Abtrieb erbitten soll.Sobald der Kranz fertig ist, wird er »anprobiert«. Dennnicht jeder Schumpen, so nennt man die Jungtiere vorihrer ersten Kalbung, ist begeistert von dem unge-wohnten Kopfschmuck. »Es kann schon mal passie-
»Beim Kranzbinden dürfen
die Männer nicht ins
Handwerk pfuschen«
Ganz oben: Die Alphirtin Margit
Bader flechtet frisch gepflückte
Pflanzen in die Kranzkrone.
Zu einem typischen Allgäuer
Viehscheidkranz gehören unter
anderem Silberdisteln (kleines
Bild ganz links) und Hagebutten
(ganz rechts). Beide wachsen
in unmittelbarer Nähe der Alpe
Schwingund (Foto dazwischen)
10
ren, dass wir das Kranzrind austauschen müssen,wenn das Vieh zu unruhig ist«, erklärt Christian.Doch die diesjährige Kranzträgerin macht ihre Sachegut. Mit vollem Kopfputz wird sie probeweise auf undab geführt. Der Tag ist meist schneller vorbei, als manschauen kann. Erst spät kommen Hirten und Helferins Bett – zum vorletzten Mal vorm Scheidtag. Der Morgen graut am Donnerstag. Als erstes wird dasVieh eingestallt und »geimpft«. Damit ist keine rich-tige medizinische Impfung gemeint. Hirtin Margitgeht durch den Stall und verabreicht jedem Tier einpaar Globuli, zur Beruhigung, damit sie ein bisschengelassener sind am Viehscheidtag. »Die werden in dieNasenlöcher gesprüht, wir nennen das scherzhaftImpfung«, klärt Christian auf. Herbert kümmert sichdraußen um die Zugschellen, die die Tiere beim Ab-trieb tragen werden. Mit goldenem Lack sprüht er dieramponierten Stellen ein und bringt sie auf diese Wei-se wieder auf Hochglanz. Christian ist überall dabei,helfende Hände können die Hirten nicht genug haben.
Am Nachmittag darf das Vieh wieder nach draußen –zum letzten Mal in diesem Sommer –, und die erstenMithelfer für den nächsten Tag treffen ein. Gemein-sam wird zünftig auf den kommenden Alpabtrieb an-gestoßen. Noch später als am Vorabend kehrt Ruheauf der Alpe Schwingund ein.Am Tag geht es dann früh los – der Abschied vomBergsommer steht bevor. Um sechs Uhr schlurfen,zum Teil noch etwas angeschlagen vom Vorabend, dieersten Helfer zum Brunnen. Das eiskalte Bergwassermacht sie schnell frisch. Munter geht es dann an denreichlich gedeckten Frühstückstisch. »Am Scheidtagwird immer groß aufgetischt«, so Christian. Anschließend wird das Vieh eingetrieben und ge-schrubbt. Die kleinen, bimmelnden Weideschellenwerden abgenommen und durch die großen Zugschel-len ersetzt. Für die Tiere ist das ungewohnt, und daszeigen einige auch ganz deutlich. Nach der deshalbnicht immer ganz einfachen Arbeit machen sich auchdie Treiber fertig. Bequeme Jeans und Hemden wer-
Die großen Zugschellen, die nur
beim Alpabtrieb getragen werden,
sind meist Eigentum des Alphirten
und werden jedes Jahr wieder
verwendet. Mit Goldlack behandelt
Herbert Bader die ausgeblichenen
oder ramponierten Stellen (oben),
damit sie beim Abtrieb ins Tal
(Foto unten) wieder glänzen
11Alpsommer &Viehscheid 2012
den gegen festliche Lederhosen oder auch Dirndl ein-getauscht – denn drunten im Tal erwarten zahlreicheZuschauer einen typischen Allgäuer Alpabtrieb. Schließlich machen sich Vier- und Zweibeiner glei-chermaßen herausgeputzt auf den Weg ins Tal. Nichtnur Christian wirft hin und wieder einen Blick überdie Schulter zurück auf die einsame Schwingundalpe. Der Abtrieb verläuft weitgehendfriedlich, wenn man vom ohren-betäubenden Läuten der Schel-len absieht. Wenn doch hier undda ein brauner Vierbeiner aus-reißen will, sind die Treiberschnell zur Stelle. Das kommt jedoch äußerst seltenvor, denn »der Herdentrieb ist ungemein stark«, wieChristian erklärt. Nach etwa eineinhalb Stunden Trabbergab kommt Thalkirchdorf in Sicht. Bevor jedoch der Viehzug auf den Scheidplatz amSchwandlift einzieht, wird die Kranzkuh noch einmalvon der Herde getrennt. Ein weiteres Mal wird sie ge-waschen, erst dann wird ihr der Kranz aufgesetzt.»Würden wir sie schon auf der Alpe aufkranzen, hätteder Kranz den Weg ins Tal bestimmt nicht überlebt«,so Christian. In dem dichten Gedränge von Kuhlei-bern hätte wohl keine der aufgeregten Damen Rück-sicht auf den kunstvollen Kopfschmuck genommen. Mit dem Kranzrind voran zieht schließlich der Zug aufden Scheidplatz ein. Zahlreiche Besucher haben sichdort versammelt, um Tiere wie Hirten im Tal zu be-grüßen, die Kranzrinder zu bestaunen und zu fotogra-fieren. Zuviel Trubel um Mensch und Tier? »InThalkirchdorf ist es noch ganz angenehm, weil derTrubel nicht so groß ist«, behauptet Christian. Vonden großen Touristenattraktionen um den Viehscheidhält er aber nicht so viel. »Ich finde, damit wird unsere
Heimat verkauft«, argumentiert er, »das ist doch nurnoch ein Schaulaufen.«Die Eigentümer warten bereits ungeduldig, um beimScheid ihr Vieh in Empfang zu nehmen. Rund 700Rinder von 16 Alpen treffen sich beim Thalkirchdor-fer Viehscheid. Da kann es ganz schön Zeit in An-spruch nehmen, bis alle Tiere wieder bei »ihrem
Bauern« ankommen. LetztenEndes bekommt jedoch jederLandwirt sein Vieh zurück –vorausgesetzt, es gab keinenUnfall während des Bergsom-mers. Es macht viel Mühe, die
Schumpen in die Transporter zu verladen – sie warenüber drei Monate absolute Freiheit gewohnt. Der eineoder andere Vierbeiner zeigt sich unwillig, doch mitviel Geschick und vor allem vereinter Schubkraft inNachbarschaftshilfe gelingt es den Hirten und Bauern,jedes Tier in den Hänger zu bugsieren. Am spätenMittag sind alle Tiere verladen und werden entwederauf eine sogenannte »Nachweide« oder gleich in denheimischen Stall transportiert.Anschließend geht das Fest für die Hirten, Helfer,Landwirte und Besucher erst richtig los. Im Bierzeltwird der freudige Anlass gebührend bei Bier und Mu-sik gefeiert. Selbstverständlich ist ein Großteil der An-wesenden in Tracht. Auch Christian und die übrigenMithelfer der Schwingundalpe genießen ihren »Feier-abend« und lassen den Tag Revue passieren. Beimnächsten und übernächsten Scheid will Christian wie-der dabei sein. Vielleicht sogar irgendwann selber denSommer auf der Alpe verbringen, als Alphirt. »Dasmuss man sich halt erst einmal leisten können«, meinter. Man müsse sehen, was die Zukunft bringt. »Abermachen möchte ich es auf jeden Fall.« •
»Die großen Touristenvieh-
scheide sind eigentlich nur
noch ein Schaulaufen«
Damit der Kranz nicht auf dem
Weg ins Tal beschädigt wird,
bekommt das Kranzrind ihn
erst kurz vorm Scheidplatz
aufgesetzt (links oben). Der
Rest der Herde zieht ohne
Umwege in Thalkirchdorf
ein (Mitte). Rechts oben ver -
abschiedet sich Christian Vu
nach getaner Arbeit von einem
anstrengenden Viehscheidtag
Der Oberstdorfer Otto Schall ist einer der wenigen, die dieKunst des Gamsbartbindens noch beherrschen. Marion Bässlerbesuchte den 72-Jährigen und erfuhr, wie er die Leidenschaft für das aussterbende Handwerk entdeckte und worauf es bei der Herstellung eines schmucken Gamsbartes ankommt
Handwerkskunst
Wie ein Haarbüschelzum Schmuckstück wird
13Alpsommer &Viehscheid 2012
Zu einer richtigen Tracht gehört ein Hut miteinem echten Gamsbart – diese Tradition wirdnicht nur im Allgäu, sondern nahezu im ge-
samten Alpenraum praktiziert. Laut Überlieferungenhabe Prinz Luitpold den Gamsbart in der Zeit um1850/1860 im Allgäu salonfähig gemacht, wie OttoSchall erzählt. Die Herstellungeines solchen Schmuckstückes seiallerdings äußerst mühsam undvor allem zeitaufwendig: »Zwanzigbis dreißig Stunden sitzt manschon dran, bis ein großer Bartfertig ist«, sagt Otto Schall, derdurchaus weiß, wovon er spricht. Der Oberstdorfer istim gesamten Allgäu der einzige Gamsbartbinder undzählt bayernweit zu den wenigen, die dieses alte Hand-werk noch beherrschen. In Mittenwald kennt er einen Kollegen, und in Ober-bayern, so wurde ihm zugetragen, soll es noch einigeweitere Vertreter seiner Zunft geben. Sonst fällt ihm
niemand ein. Er selbst ist durch seine Vorliebe für dieBergwelt auf dieses besondere Hobby gestoßen: »Wirsind früher oft in die Berge gegangen, haben Lawinenabgesucht und dabei häufig Gamsböcke gefunden«,erinnert sich Otto Schall. Mit dem »Rupfen« der toten Tiere, deren Haare er
dem ehemaligen Oberstdor-fer Revierjäger Georg Kauf-mann zur Herstellung vonGamsbärten brachte, ver-diente er sich »ein Zubrot«.Eben jener Georg Kaufmannlegte es Otto Schall nahe, das
Gamsbartbinden zu erlernen, damit die Traditionnicht ausstirbt. Mit reicher Beute begab sich der da-mals 22-Jährige daher für eine ganze Woche zum ehe-maligen Revierjäger, um sich ausbilden zu lassen. »Dasist schon eine Umstellung, weil man ganz genau arbei-ten muss«, so Schall. Dennoch hat er schnell »die Lei-denschaft« entdeckt und wollte seine Tätigkeit bald
»Zwanzig bis dreißig Stunden
sitzt man schon dran, bis ein
großer Bart fertig ist«
50 bis 60 Haare der gleichen Länge bilden ein Büschel. Mit
Hilfe eines Reagenzgläschens oder eines ähnlichen Röhrchens
und eines Fadens bindet Otto Schall die Haare zusammen
S. 12 unten (von links): Die
Haarbüschel werden der
Länge nach sortiert und
dann zum fertigen Gamsbart
zusammen gebunden (Mitte).
Daneben: Gamsradln (links im
Bild) und Hirschradln sind günsti-
ge Alter nativen zum Gamsbart,
für ihre Herstellung werden nur
600 bis 700 Haare benötigt.
Hirschradln haben dabei den
größeren, hellen Reifen
14 Alpsommer &Viehscheid 2012
nicht mehr aufgeben. Bevor es jedoch an die Feinar-beit geht, sind einige andere Dinge zu beachten. DieHaare, die für die Herstellung benötigt werden, findetman nämlich nur bei männlichen Tieren ab einemAlter von fünf Jahren. Sie stammen jedoch nicht, wie auf Grund des Namensirrtümlich vermutet werden könnte, aus dem Bart derBöcke, sondern von deren Rücken. Da für den Hut-schmuck lediglich die Rücken-haare des Winterfells verwendetwerden können, ist die Zeit desRupfens zudem auf Novemberund Dezember beschränkt. AlsOtto Schall seine ersten Gams-bärte anfertigte, war diese jahreszeitliche Einschrän-kung noch kein Problem, da die vielen OberallgäuerBerufsjäger auch im Winter auf die Jagd gegangensind. Heute gehören die Wälder laut Schall überwie-gend Schweizer Jägern, die meist nur bis Septemberauf der Pirsch sind. »Aber da haben die Gämsen nochkeinen Bart«, wirft der 72-Jährige ein. Die Tatsache, dass viele Jäger das Interesse an der frü-her so wertvollen Trophäe verloren haben, stimmt denOberstdorfer Gamsbartbinder wehmütig, denn »dasHandwerk leidet sehr darunter«. Aufgrund der verän-derten Jagdvorlieben ist er heutzutage vermehrt aufharte Winter angewiesen, in denen es meist durch La-winenabgänge und Hungertod viel Fallwild gibt. Für
die Herstellung eines Bartes muss man zehn Gäms -böcke rupfen, da mindestens 10.000 Haare benötigtwerden. Damit das Haar in seiner kompletten Längeerwischt wird und nicht abbricht, ist schon beim Rup-fen die richtige Technik entscheidend: »Von hintennach vorne jeweils kleine Büschel rupfen.« Bei einersorgfältigen Lagerung halten sich diese dann »ein paarJahre«. Das Handwerkszeug eines Gamsbartbinders ist
schnell aufgezählt und sogar äu-ßerst günstig zu erwerben: feineRöhrchen, beispielsweise Reagenz-gläschen, ein guter Faden und eingrünes Garn. Bevor das Bindenbeginnt, wäscht Otto Schall die
Haare zunächst mit Seife und Shampoo. Sobald siewieder trocken sind, folgt das Sortieren nach Länge:»Für einen guten Bart braucht man fünfzehn verschie-dene Längen, weil alle zwei Millimeter ein neuerKranz kommt.« Die vorsortieren Haare teilt der Oberstdorfer in kleineBüschel zu je 50 bis 60 Haaren, die er der Reihe nachin das Reagenzgläschen steckt und am unteren Endemit einem Faden bindet. Der Länge nach fügt er dieeinzelnen Büschel dann sorgsam zu dem großenKunstwerk zusammen, mit dem die Männer so gernedie Hüte ihrer Tracht schmücken, und bindet den Bartmit dem grünen Faden. Da das Fell der Gämsen un-terschiedliche Farbnuancen aufweist, entdeckt manbei den Gamsbärten farbliche Unterschiede. Aller-dings weiß Otto Schall, dass der Markt mit vielen Fäl-schungen überschwemmt wird, die der Laie nicht alssolche erkennt. Um ein Original zu erwischen, ist esdaher ratsam, bei einem Jäger anzufragen oder gleicheinen Gamsbartbinder aufzusuchen. Für Oberstdorf ist die Fortführung dieser schönenTradition auf längere Sicht gesichert, denn der Sohnvon Otto Schall, der selbst auf die Jagd geht, möchtedas Handwerk seines Vaters weiterführen, wie der 72-Jährige glücklich erzählt. •
Haarige Angelegenheit
Für einen üblichen Gamsbart benötigt Otto Schall bis zur
Fertigstellung mehrere Tage, dabei werden mindestens
10.000 Haare verarbeitet. Die Stelle, an der sie gezupft
werden, befindet sich am Rücken der Gämsen. Nur die
Haare von männlichen Tieren ab einem Alter von etwa
fünf Jahren eignen sich für die Herstellung eines Gams -
bartes. Lediglich das Winterfell, das sie im November
und Dezember tragen, kann dafür verwendet werden.
Rechts: Zufrieden begutachtet
Gamsbartbinder Otto Schall das
fertige Kunstwerk. Daneben das
filigrane Zusammenbinden der
einzelnen Haarbüschel
»Die richtige Technik
ist schon beim Rupfen
entscheidend«
Foto
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15Alpsommer &Viehscheid 2012
16 Alpsommer &Viehscheid 2012
Aufgrund langjähriger Erfahrung beim Bau derAlpen-Musikinstrumente weiß Stefan Wechs,dass der Schlüssel zum schönen Klang bereits
beim Aussuchen der richtigen Materialien beginnt:»An erster Stelle steht die Wahl des richtigen Baumes,aus dem das Alphorn entstehen soll«, erklärt er. »DieAlphörner bei uns werden aus Bergfichten gefertigt,die in hohen Lagen gewachsen sind. In der Höhe ent-wickeln sie sich langsam und gleichmäßig, sodass dieJahresringe sehr eng aneinanderliegen.« Nachdem der Stamm von den Ästen befreit und ent-rindet ist, wird er der Länge nach mit der Bandsäge inzwei Teile geschnitten. Der Alphorn-Experte Wechsführt die folgenden Schritte detaillierter aus: »JedeHälfte wird mit dem Rundbeitel bis auf eine Wand-stärke von drei bis fünf Millimetern ausgehöhlt unddanach innen geschliffen« (siehe Fotos 1 und 2, S. 17).Die Qualität dieser Hornhälften zeigt sich in der Aus-arbeitung der Wandstärke: je dünner diese ausfällt,desto höher die Wertigkeit.
Nach Geschmack mit Bemalung
»Nun werden die beiden Hälften des im Entstehen be-griffenen Instrumentes zusammengefügt und mitHolzleim verbunden«, erklärt der Allgäuer die Ar-beitsschritte weiter (siehe Foto 3). Anschließend erhältdas auf der Werkbank fixierte Rohr mit einem Zieh-messer seinen Feinschliff (siehe Foto 4). Im letztenVorgang wird das Rohr lackiert beziehungsweise geölt(siehe Foto 7). Je nach persönlichem Geschmack las-sen die Käufer von Alphörnern den unteren Schall-trichter (siehe Foto 6) mit regionaltypischen Motivenwie zum Beispiel dem Edelweiß und dem blauenTrichterenzian bemalen.Über eine Besonderheit dieser Schallerzeuger aus Holzweiß Stefan Wechs ebenfalls noch zu berichten, denndie Alphörner aus dem Hintersteiner Tal unterschei-den sich gegenüber anderen Instrumenten durch einspezielles Merkmal: Um das etwa drei Meter langeAlphorn transportieren zu können, wird das Rohr hier
Der Alphornbauer Stefan Wechs aus Hinterstein betreibt in dem OberallgäuerOrt diese traditionelle Art der Instrumentenherstellung bereits in zweiter Generation. Annette Müller durfte ihm dabei über die Schulter sehen und erfuhr von ihm die Geheimnisse auf dem Weg zu einem perfekten Alphorn
Musik
Ein perfekter Tonwill gut geschnitzt sein
in zwei Hälften geteilt. Diese werden mit einer demDurchmesser angepassten Messinghülse zusammen-gesteckt.
Der Klangkörper soll frei schwingen
Eine Umwicklung des Alphorns mit Peddigrohr (sieheFoto 5) findet man im Gegensatz zum Schweizer Hornnur in dem Bereich, in dem das Längsrohr in denSchalltrichter mündet, da sie dort aus arbeitstechni-schen Gründen notwendig ist. Der überwiegende Bereich des Hintersteiner Alphornsist nicht umwickelt, damit das Holz des Tonerzeugersals Klangkörper frei schwingen kann. Die Zierringebei dem seit Jahrhunderten gespielten Instrument, dasjedoch im Allgäu bis in die 1950er-Jahre in seiner heu-tigen Form und als Musikinstrument keinerlei Be-kanntheit besaß, bestehen zum Großteil aus Kirsch-,Birnen- oder Nussbaumholz. •
17Alpsommer &Viehscheid 2012
Foto
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Musiker und »Mächler«
Stefan Wechs gehört als besonders musik -
liebender Allgäuer zu den aktiven Mitgliedern
der Oberallgäuer Musikgruppen Hintersteiner
Jodler, Buck-Wendlar-Museg und Familien -
musik Wechs. Die Begeisterung für den
Alphornbau hat der kunstfertige »Mächler«
(Tüftler) von seinem Vater Herbert Wechs
übernommen, in dessen Tradition er das
althergebrachte Handwerk weiterführt.
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18 Alpsommer &Viehscheid 2012
Zur Verständigung und zum Anlocken des Viehs leistete es den Berghirten in vergangener Zeit gute Dienste, heute kennen viele das Alphorn nur noch alsInstrument der Volksmusik. Wie sich die Nutzung des Klangkörpers gewandelthat und wie er in die Allgäuer Berge kam, darüber berichtet Annette Müller
Musikgeschichte
Wie das Alphorndie Allgäuer Gipfel stürmte
Oben und rechts: Rund 50
Alphornbläser spielten bei der
Internationalen Älplerletze im
Jahr 2008 auf der Kanzel-
wand auf. Bei der Letze wird
nach einem alljährlichen
Brauch der letzte Alpsommer-
tag feierlich verabschiedet
19Alpsommer &Viehscheid 2012
einem Alphorn dargestellt. Im 18. Jahrhundert ver-schwand aus bislang unbekannten Gründen das Alp-horn nördlich der Alpen.Bis in die 1950er-Jahre war das Alphorn in seiner heu-tigen Form und als Musikinstrument im Allgäu unbe-kannt. Zu dieser Zeit erforschte Hermann Regner ausMarktoberdorf im Zuge seiner Doktorarbeit die Ge-schichte des Alphorns. Regner beauftragte Anfang1958 seinen Marktoberdorfer Musikfreund Dr. HansFrei, bei einem der bekanntesten Schweizer Alphorn-bauer, Lussi Walter aus Stans, ein Alphorn zu erwer-ben. Regner und der damalige BezirksheimatpflegerDr. Dr. Alfred Weitenauer arrangierten 1958 mit demihnen bekannten Musikfreund Michael Bredl, Rektor
der Hauptschule in Hindelang, einTreffen, bei dem es darum ging,das Alphornblasen im Allgäu neuzu etablieren. Regner, der spätereine Professur an der Musikhoch-schule in Salzburg erhielt, war sich
mit seinen zwei Freunden einig, dass das Alphorn indie Berge gehört. So überließ er Michael Bredl das er-worbene Alphorn, um dieses Ziel zu realisieren. 1960 begannen die Brüder Albert und Herbert Wechs,beide Schreinermeister in Hinterstein, mit dem Bauvon Alphörnern. Die Hörner hatten – wie heute noch– eine Länge von 3,60 Metern. Bei dieser Länge ent-stand ein Transportproblem, das dadurch gelöst wur-de, dass ab dem Jahr 1962 das Alphorn als zweiteiligesInstrument hergestellt wurde.
In unwegsamen Gegenden wie dem Gebirge, indem es nicht möglich war, größere Entfernungenschnell zu überwinden, nutzten die Hirten lange
Zeit ein weit hörbares Horn, um sich mit Signalen zuverständigen oder vor Gefahr zu warnen. Die Hörnerdienten darüber hinaus zum Beruhigen des Viehs undam Abend zum Anlocken, um es zu melken. Die Melodien und Rufe wurden als »Kühreigen« bezeich-net. Auch ersetzte das Alphorn in Gegenden ohne eineKapelle das Läuten zum Morgen- und Abendsegen. Hörner von Rindern und Ziegen oder Rinden- undHolzhörner kamen bei fast allen HirtenstämmenEuropas und Asiens vor. Schon die Menschen der Stein-zeit benutzten vor 35.000 Jahren hohle Knochen als Signalpfeifen und Musikins- trumente, wie man sie zumBeispiel auf der SchwäbischenAlb in der Höhle »HohleFels« bei Schelklingen fand.Noch weitaus älter ist dasDidgeridoo der australischen Aborigines. Es wurdeaus einem ausgehöhlten Stamm des Eukalyptus gefer-tigt. Das Entstehen der Didgeridoos wird auf einenZeitraum vor 60.000 bis 100.000 Jahren datiert. Einweiterer Vorgänger unseres Alphorns ist das Schofaroder das Schofarhorn, ein altes Musikinstrument ausdem Vorderen Orient, auch Hallposaune genannt. Dasaus Widder- oder Kuduhorn gefertigte Instrument hatseinen Ursprung in der jüdischen Religion und dientevor allem rituellen Zwecken. Die HeimatdichterinToni Gaßner-Wechs beschreibt in einem Epos, wie dieBauern in Oberdorf auf den Ruf eines Muschelhornshin zusammentrafen.Aus dem Mittelalter sind lange, gestreckte Blasinstru-mente bekannt, die erst später die nach vorn gebogeneForm erhielten. Der älteste Nachweis im All-gäu ist im Bild der Anbetung Christi inder Bergkapelle »St. Anna im Rohr-moos« aus dem Jahr 1568 zu sehen. In der Wallfahrtskirche St. Coloman bei Schwangau ist imHauptaltarbild von 1684 der HeiligeColoman inmitten einer Viehherde mit
»Das Didgeridoo und das
Schofarhorn waren frühe
Vorfahren des Alphorns«
20 Alpsommer &Viehscheid 2012
Zum Bau wird in der Regel abgelagertes Bergfichten-holz aus der Region verwendet. Das Alphorn wird,nimmt man den Längsschnitt, aus zwei Teilen zusam-mengesetzt. Das Rohr ist wie ein Drehkegel geformtund öffnet sich nach unten in einem Schalltrichter.Das Zerlegen des Instrumentes erfolgt durch ineinan-dergepasste Messingbuchsen. Im Laufe der Zeit sindzahlreiche unterschiedliche Alphörner entstanden, dievon Mitgliedern heimischer Trachtengruppen undMusikformationen gespielt werden. Aber auch imRheinland, in Franken und sogar in den USA sindAlphörner aus Hinterstein zu hören.
Neu auf dem Markt ist ein patentiertes Alphorn ausKarbon (Kohlefaser), das 4,30 Meter lang ist, sichaber auf 75 Zentimeter zusammenschieben lässt undnur knapp zwei Kilogramm wiegt. Erfinder ist derSchweizer Roger Zanetti, der das »Alpflyinghorn« zusammen mit einem Bootsbauer entwickelte. Ernannte es deshalb »Fliegendes Alphorn«, weil man dasInstrument nun auch im Flugzeug mitführen kann.Die Tradition der Alphornbauer im Ostrachtal führtStefan Wechs, Sohn von Herbert Wechs, in Hintersteinfort. Die Familie Wechs hat nicht nur eine lange mu-sikalische Tradition, sondern ist in zahlreichen Grup-
pen seit mehreren Jahrzehntenprägend für die Volksmusik imAllgäu. Begonnen hat dies mitihrem Vorfahr WendelinWechs, der um 1900 den Kir-chenchor in Hinterstein leitete.
Dessen Sohn Adalbert Wechs gründete 1925 mit Musikanten aus anderen Hintersteiner Familien dieerste Jodlergruppe im Dorf. Die vier Söhne von Adal-bert Wechs machten als »Gebrüder Wechs« dasOstrachtaler Liedgut in Bayern und weit darüber hinaus bekannt. Heute setzen diese Tradition die»Hintersteiner Jodler« fort. Claudius und Jonas Wechs,die Söhne von Stefan Wechs sind bereits fester Bestandteil der Gruppe und stehen für die fünfte Generation der musikalischen Familie. Als »Familienmusik Wechs« spielt Stefan Wechs gemeinsam mit Claudius und seiner Frau Sonja tradi-tionelle Volksmusik. »Ein Teil unserer musikalischenFamiliengeschichte«, wie Stefan Wechs stolz anmerkt,»ist das Alphorn. Es erstaunt unsere Gäste im Tal im-mer wieder, wenn sie erfahren, dass das Alphorn erstEnde 1950 im Allgäu als Instrument in der Volksmu-sik zum ersten Mal eingeführt wurde. Die handwerk-liche Kunst des Alphornbaues, bei der ich meinemVater über die Schulter schauen durfte, hat mich der-art fasziniert, dass auch ich heute die Tradition fort-setze«, so Stefan Wechs (siehe auch S. 16). Besondersfreue ihn, dass an der Sing- und VolksmusikschuleHindelang eine Gruppe für das Alphornblasen einge-richtet wurde, ergänzt der Instrumentenbauer.Das Alphorn, das weder Klappen noch Ventile hat,wird durch Anblasen des aus Holz gedrechseltenMundstückes gespielt. Je länger ein Instrument ist, desto tiefer klingt es. Im Allgäu werden überwiegenddie F-Hörner mit einer Länge von 3,68 Metern ge-spielt. Ein C-Horn ist hingegen nur 2,45 Meter lang.Die leicht oder stärker gespannten Lippen des Bläsersbilden einen Widerstand gegen die Luft, die in das Ins -trument geblasen wird, und erzeugen durch VibrationTöne mit immer größer werdenden Schwingungszah-len. Je höher die Lippenspannung, desto schneller wer-den die Schwingungen und desto höher klingt derTon. Je schwächer die Lippenspannung ist, desto tieferwird der Ton. Der Grundton und die darauf aufbau-ende Naturtonreihe hängen hauptsächlich von derLänge des Hornes ab. Beim mehrstimmigen Spiel kön-nen daher nur Instrumente mit demselben Grundtonzusammen gespielt werden. •
»Das Alphorn ist ein Teil
unserer musikalischen
Familiengeschichte«
Oben links zeigt ein altes Foto
die Alphorngruppe Hinterstein im
Jahr 1960, unten testet der Er-
finder Roger Zanetti das erste
zusammenschiebbare »Alpflying-
horn« aus Karbon am Fuß des
Matterhorns auf seinen Klang
bei minimalem Gewicht
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Alpsommer &Viehscheid 2012
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22 Alpsommer &Viehscheid 2012
Es ist lange her. Aber wenn ich an die Jahredenke, in denen ich das Allgäu als Sozialdemo-krat im Bundestag zu Bonn vertreten durfte,
leuchtet die Landschaft zwischen Oberstdorf undKempten, Oberstaufen und Lindau in all ihrer Schön-heit wieder in meinem Gedächt-nis auf. Die Region ist einBilderbuch. Das Allgäu (früherAlpgau, Alpgäu) singt und mu-siziert. In jahrhundertealtenRathäusern erzählen getäfelteWände und bemalte Schränke wunderbare Geschich-ten. Aber politisch ist es nicht nur ein Schönwetter-wahlkreis, den ich oft gemeinsam und manchmalwiderspruchsvoll mit Ignaz Kiechle von der CSU undHannsheinrich Schmidt von der FDP zu betreuenhatte. Die meisten Wähler wünschten, dass wir dreiMitglieder des Bundestags gut miteinander zurecht-kommen sollten. Aus München kommend, fühlte ich
mich im Oberallgäu bald zu Hause. Ich kam mirmanchmal wie ein politischer Landpastor vor, wennich mich bemühte, so oft es in Bonn keine Sitzungs-wochen gab, möglichst vielen aus der Bevölkerungzwischen Nebelhorn und Hochgrat, Grünten und
Pfänder zu erklären, was es mitden Gesetzen auf sich hatte, diewir Bundestagsmitglieder be-schließen sollten oder wollten.Am liebsten war mir der Som-mer mit der Allgäuer Festwo-
che in Kempten als Mittelpunkt. Vor allem konnte ichdann mein Wahlversprechen erfüllen, mich in der All-gäuer Arbeitswelt in unterschiedlichen Berufen prak-tisch umzutun. Es war mir wichtig, das Allgäumöglichst gründlich kennenzulernen.Auf diese Weise habe ich im Kaufhaus Horten inKempten zuerst Backwaren, dann Koffer verkauft. Einanderes Mal nahm mich eine Wäscherei bei sich auf,
Im Sommer 1975 verbrachte der damalige SPD-AbgeordneteDieter Lattmann, der von 1972 bis 1980 für den WahlkreisKempten/Allgäu dem Bundestag angehörte, einen Sommer auf der Unterlauchalpe bei Steibis im Oberallgäu. Hier versuchteder Autor und Politiker, der sich dem Allgäu bis heute verbundenfühlt, einen Einblick in die Lebenswelt der Alpwirtschaft zu bekommen. Für »Alpsommer & Viehscheid 2012« hat er seineErinnerungen an diese Zeit niedergeschrieben
Alpwirtschaft
»Es war mir wichtig, die
Allgäuer Arbeitswelt
gründlich kennenzulernen«
Ein Politikerunter Rindviechern
23Alpsommer &Viehscheid 2012
S. 22: Dieter Lattmann im Som-
mer 1975 inmitten muhender
Schutzbefohlener am ungewohn-
ten Arbeitsplatz auf der Unter -
lauch alpe bei Oberstaufen-
Steibis. Links: die Kleinhirten
der Alpe beim Viehscheid in
Maierhöfen im Jahr 2009
zum ersten Mal gedeckt und würden im kommendenFrühjahr kalben. Zur Herde gehörte auch eine größereZahl von Zweijährigen, die man Schumpen nannte. Siehüpfen gern in Sprüngen herum wie alle Jugendlichen.Auf der Stelle sagte ich: »Da komme ich mit.« Erbrummte ein ungläubiges Staunen vor sich hin undzündete seine erloschene Tabakspfeife wieder an.Um Vier stand ich auf und wartete pünktlich vor derHütte, als der alte Hirte sich anscheinend etwas ver-drießlich gestimmt zu mir gesellte. Er sagte nichts,sondern stieg nur vor mir her bergan. Zwischen Strün-ken und Geröll, quer laufenden Wurzeln und Lat-schenkiefern bewegten wir uns als Tandem aufwärts.Ganz allmählich stieg die Sonne, anfangs nur ein röt-liches Vorglühen im Berggestein, über die Schroffenempor. Mit einem Mal ergossen sich ihre Strahlen wieein Feuerausbruch auf die Hänge.Ich musste an meine Morgenwege auf der Straße ober-halb von Eckarts nach Akams denken. In dem Dorf,das zu Immenstadt gehörte, wohnte ich bei der Familieeines Berufsschullehrers zur Miete. Auf der Höhe vordem Waldeingang standen die Kühe zur Linken hinterden Zäunen. Sie waren neugierig und gutmütig mit ih-ren Tonnenleibern, den berggewohnten Hufen unddem braungrauen Fell. Früh am Morgen war ich oftallein mit ihnen. Sie muhten im Chor und schaukeltendie Euter. Wenn eine von ihnen näher kam, den träch-tigen Leib wiegte und durch die Nüstern blies, folgtedie Herde. Sie strömten Wärme aus da im Morgenne-bel und rochen nach Kälbern. Wir sahen einander an,das Tier und der Mensch. Es kam vor, dass ich ihnenerzählt habe, wie wir das Bergbauernprogramm mitder Prämie pro Großvieheinheit gemacht haben. Aufmein Reden reagierten sie zutraulich und wollten mitRiesenzungen meine Hand lecken. »Sind alle da«, sag-
te der Hirte, als habe er sie imAugenblick gezählt. Wir kehr-ten um. Unten empfing uns dieHüttenwirtin mit frisch gemol-kener Milch der Hüttenkuh.Später zeige sie mir, wie man
das Butterfass rührt. Das machte ich gern. Die Arbeitmit der Motorsense dagegen ging auf die Knochen. Ich musste die Wiese aufwärts Farne, Kiefern, Berbe-ritzen, die eingewachsen waren, wurzelflach abschnei-den. Das erforderte einen heftigen, nicht zu starkenSchwung mit dem schweren Gerät. Erst vom drittenTag an ging es besser. Am Abend meines ersten Ar-beitstages aber hatte Kaspar mir gestanden, er gehesonst immer erst um sechs Uhr, nach den Kühen zuschauen. Er habe einfach nicht geglaubt, dass ein Ab-geordneter so früh auf den Beinen sei. Also trafen wireinander von nun an um seine gewohnte Zeit. Amnächsten Abend ging er zum Du über. Natürlich habeich die Hand genommen, die er mir entgegenstreckte,und wir haben ein Bier darauf getrunken.Es ging mir gut auf der Lauch-Alpe. Gegen Mittag ka-men Wanderer in Gruppen zur Hütte. Sie waren zu-frieden mit einfachen Mahlzeiten aus Brot und Käse,Milch, Joghurt und Eiern. Am Sonntag machte dieWirtin Kässpatzen. Das Bier brachte ein Fahrer mit ei-
in der geistig leicht behinderte junge Leute eine sinn-volle Tätigkeit fanden. Der Sonthofener BürgermeisterKarl Blaser führte mich eine Woche lang in seinenkommunalpolitischen Alltag ein. Das Gymnasium inOberstdorf ließ mich in seinenSchulalltag Einblick nehmen,und eine Druckerei stellte micheinige Tage an eine Schnellpres-se. Ich freute mich, dass meineBitten, als Abgeordneter hierund dort mitarbeiten zu können, in der Regel zwarüberrascht, aber positiv aufgenommen wurden. Das Eindrucksvollste, was ich bei solchen Hilfsdiens -ten kennenlernte, begegnete mir im Sommer 1975 aufder Unteren Lauch-Alpe. Sie liegt, durch ein Tal ver-bunden, auf der Höhe gegenüber Oberstaufen. DieHüttenwirtin konnte mich gut als Gschwendner (Un-krautmäher) gebrauchen. Ich war, um sie zu fragen,da hinaufgewandert. Wenige Tage danach stellte ichmich leicht ausgerüstet, auch mit Regenzeug undBergschuhen versehen, auf der Hütte ein. Mein Quar-tier war das Matratzenlager für Bergsteiger. Gleich amersten Abend saßen der alte Hirte und ich beim Bierauf der Bank mit Blick ins Tal beisammen. Erinnereich mich richtig, dass er Kaspar hieß? Jedenfalls wares dieser Hirte, der mir erzählte, er müsse jeden Mor-gen um halb fünf Uhr aufbrechen, um sich zu verge-wissern, ob sich nicht etwa eines der Tiere auf denhochgelegenen Weiden verstiegen habe. Es handeltesich, wie Kaspar mir erklärte. um Jungkühe. Sie waren
»Die Kühe waren zutraulich
und wollten mit ihren
Zungen meine Hand lecken«
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24 Alpsommer &Viehscheid 2012
nem grob bereiften Jeep hinauf. »Warum machst Dudas eigentlich?« wollten die Wirtin und der Hirte wis-sen. »Ich habe 45 nach kurzer Kriegsgefangenschaft inder Landwirtschaft gearbeitet, auf einem Gut nah beiHameln. Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Mühleund Kuhstall. Hier im Allgäu ist alles anders. Ichmöchte mehr davon wissen.«Dem Hirten und zwei seiner Freunde hatte ich zumViehscheid im September eine Schelle am geschmück-ten Lederriemen zum Verlosen versprochen. Als ichan einem gleißend blauen Tag nach Maierhöfen kam,begrüßte mich der Vorsitzende der Alpwirtschaftli-chen Genossenschaft im Festzelt vor mehr als tausendGästen als »unseren Bundestagsabgeordneten«. Ichmusste die Trachtenkapelle dirigieren, was eine Lagekostete. Und beim nächsten Viehscheid in Wertachdurfte ich, weil von der CSU kein Abgeordneter er-schienen war, den Zug ins Festzelt anführen, links undrechts grüßend, mit unserem älteren Sohn an meinerSeite. Damals hatten sich einigeKurgäste über das Läuten der
Kuhglocken rings um die Dörfer beschwert: Es sei zulaut, man könne dabei nicht schlafen. Ein Journalistder Allgäuer Zeitung fragte mich, was ich dazu sage.Mir fiel ein: »Das Allgäu ohne Kuhglo cken ist wie einMeer ohne Brandung.« Einmal gedruckt im Blatt,sprach sich das herum. Jährlich bin ich an die dreißigtausend Kilometer imAllgäu mit meinem VW-Golf gefahren. Oft lag dieLandschaft, durch die ich als »Fliegender Allgäuer«brauste, unter tief hängenden Wolken nassgrün undfichtenschwarz vor meinen Augen. Meist aber flutetebald wieder Licht durch die Täler. Überall Fensterglit-zern und Luftschwirren. Die Schatten, aus denenDorfbewohner in die Helle traten, waren scharf wieTorfabstiche. Sogleich breitete sich Festlichkeit aus.Aus meiner Wohnung in Eckarts blickte ich vomSchreibtisch auf das obere Illertal. Immenstadt warmeine Basis, da hatte ich viele (nicht nur politische)Freunde. Mit Freude und Dankbarkeit denke ich an alle
Unterstützung und viele Aben-teuer im Allgäu zurück. •
Literat und Freund
des Allgäus
Der ehemalige SPD-Bundestags -
abgeordnete Dieter Lattmann ist
heute 86 Jahre alt. Er lebt mit
seiner Frau Marlen, mit der er
seit 62 Jahren verheiratet ist,
im Wohnstift Augustinum
München Nord. Sein jüngstes
Buch »Einigkeit der Einzelgän-
ger – Mein Leben mit Literatur
und Politik« erschien 2006
im A1-Ver lag München.
Die Unterlauchalpe heute, die
mittlerweile von Renate und
Herbert Fink bewirtschaftet wird
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»Beim Viehscheid durfte ich
den Zug ins Festzelt anführen,
links und rechts grüßend«
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25Alpsommer &Viehscheid 2012
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26 Alpsommer &Viehscheid 2012
Die Gasthäuser im Ostrachtal waren seit eh und je wichtigerErwerbszweig und gesellschaftlicher Treffpunkt innerhalbder Gemeinde Bad Hindelang. Viele der zu diesen Häuserngehörenden Brauereien sind heute nur noch den wenigstenEinheimischen bekannt. Wolfgang Keßler, Vorsitzender desHeimatdienstes Hindelang, erinnert an diese historischenHorte des Bierbrauens im Allgäu
Bierkultur
Tierisch gutes Biervon Adler, Hase und Bär
27Alpsommer &Viehscheid 2012
Fragt man heute alteingesessene Hindelangernach Brauereien, die einst im Ort bestanden, sofallen den meisten vielleicht drei ein – der Adler -
wirt, der Hasenwirt und der Sonnenwirt. Soweit jedochbekannt, ist die erste Erwähnung einer Brauerei inHindelang bereits am 30. November 1688 in der »Ur-kunde 3811 Sonthofen Rettenberg« des HochstiftsAugsburg zu finden. In der Wirtsstube erfuhr man,was im Ort und außerhalb vor sich ging. Nach Feier-abend beim Dämmerschoppen oder sonntags beimFrühschoppen saßen die Bauern und Handwerker zu-sammen. Sie besprachen die Gemeindepolitik und Er-eignisse der Gegenwart. In den Nebenorten des Taleswurden hier tagsüber auch die Schulkinder unterrich-tet, in dem Fall gab es für den Wirt nur ab Samstag-nachmittag und am Sonntag Schankerlaubnis. Zur Führung einer Gastwirtschaft benötigte der Wirteine besondere Erlaubnis – die »Tafern-Gerechtsame«.Dass es in den Wirtshäusern nicht immer friedlichherging, mag übrigens wohl nur zu einem Teil am Al-
koholkonsum gelegen haben: Nach alten Überliefe-rungen hat früher beim Kartenspiel oft ein Kalb, eineKuh oder gar ein Grundstück den Besitzer gewechselt.
Brauerei Krone
1864 heiratete der Gastwirt Johann Zeller die Tochterdes Landwirts Michael Ernst. Auf dem Grundstückdes Bauernhofes errichtete er eine Gastwirtschaft mitMetzgerei. 1885 fasste Zeller den Entschluss, selbstBier zu brauen, und richtete ein Bräuhaus ein. Nachseinem Tod im Jahr 1892 wurde die Wirtschaft mitBrauerei an den seinerzeitigen Adlerwirt Ludwig Weberverpachtet, der wohl bis 1898 dort weiter braute. Am6. April 1898 übernahm der Metzgermeister GeorgBlanz das Anwesen »mit Hofraum und Bräuhaus«,wobei es ihm vermutlich eher um das Gebäude ging,denn er stellte nach dem Erwerb das Brauen umge-hend ein. Bierkrüge und andere Brauutensilien aus je-ner Zeit sind nicht mehr vorhanden. Die Metzgereihingegen erlangte große Bedeutung.
Bärenbrauerei
Die ehemalige »Bärenwirtschaft« existierte schon vor1657 unter dem Namen »Scholl Johannes Bären-wirth«. Ab wann genau im dazugehörigen NebenhausBier gebraut wurde, ist nicht überliefert. Anthoni Stichaus Vorderburg erwarb 1751 das Anwesen. Eine Notizbesagt, dass er mit dem von ihm erzeugten Bier einweitbekannter Meister seines Fachs war. 1778 wurdedie Brauerei an den Adlerwirt Göhl verkauft und 1779ebenfalls der Gasthof, der bis 1854 bestand. Damitging die Bärenbrauerei nahtlos in die Adlerbrauereiüber. Der Name »Zum Bären« ging zusammen mit derKonzession 1812 nach Oberdorf.
Adlerbrauerei und Adlerwirt
Fast eine »Brauereidynastie« war die Familie Göhl, diein allen drei größeren Hindelanger Brauereien vertre-ten war. Ahnherr des Geschlechts war der Oberstall-meister des Fuggergestüts, der bei der Verlegung desGestüts aus Ungarn in das Ostrachtal mit übersiedelte.Sein Nachkomme Johann Michael Göhl heiratete 1765die Adlerwirtstochter Katharina Schollin. Der »Adler«hatte illustre Gäste: 1848 übernachteten dort KönigMaximilian von Bayern und König Ludwig II. Wäh-rend seiner Jagdaufenthalte in Hindelang nächtigteKronprinz Luitpold im »Adler«, bis er im HintersteinerTal ein Jagdhaus für sich errichten ließ. Der Bräu des Adlers und der des Nordpols waren dieersten, die seinerzeit Bier auch in Flaschen abfüllten.Das Firmenzeichen war der sitzende Adler. Auf denFlaschen, die auch außer Haus gingen, stand statt »Ad-ler-Brauerei« der Schriftzug »Brauhaus Hindelang«.Die Weizenbiergläser (auf der linken Seite zu sehen)der Adler-Brauerei zeigten neben der Aufschrift »Hin-
So oder ähnlich mag es einst in
den Hindelanger Gasthöfen zu-
gegangen sein. Bei einer hitzi-
gen Diskussion über aktuelle
Ereignisse durfte ein anständi-
ges Bier nicht fehlen. Dies ver-
anschaulichte O. Sitzmann 1890
in seinem Holzstich »Politiker«
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Rechts: Der Bügelverschluss die-
ser Bierflasche ist mit dem Logo
der Brauerei Sonne geprägt. Das
Schwarz-Weiß-Foto ganz rechts
zeigt den ehemaligen »Sunnewirt«
Otto Schneider I mit seiner Frau
Amalie und ihrem Sohn Otto II
Die beiden historischen
Postkarten zeigen oben links
den Brauschuppen »Bruihüs«,
in dem die »Hasenwirte« ihr
eigenes Bier herstellten, rechts
daneben eine alte Aufnahme
der Gaststätte »Adler Post«
(rechtes Gebäude). Das
Gemälde rechts zeigt, wie der
Gasthof »zur Sonne« einst
ausgesehen hat. Unten ist das
Etikett der ehemaligen Brauerei
»zum Nordpol« im Hindelanger
Ortsteil Bad Oberdorf zu sehen
29Alpsommer &Viehscheid 2012
delanger Brauhaus« einen verschneiten Tannenbaum,der heute noch im Wappen von Bad Hindelang zu se-hen ist. Gläser, Krüge und Flaschen aller Brauereienaus jener Zeit sind heute gesuchte Sammlerstücke.
Brauerei zur Sonne
Die »Sonne« gehört zu den vier ältesten Gasthäusernim Kirchdorf. Das Haus wird erstmals 1620 im Pfarr-archiv erwähnt. Unter seinen Besitzern und Pächternwaren Bäcker, ein Käser und ein Maurermeister. Alserster Bräu wird Franz Josef Waibl aus Sonthofen ge-nannt, der von 1795 bis 1810 in der »Sonne« Bierbraute und eine »Huck«, also eine Krämerei betrieb.Es ist jedoch zu vermuten, dass hier bereits früher eigenes Bier gebraut wurde. Als 1896 Paul Neuchl Be-sitzer der Sonnenwirtschaft wurde, ließ er um 1900den »Sonnensaal« bauen, der am 16. Juni 1901 eröff-net wurde. 1904 wurde der Braubetrieb unter der Lei-tung von Fritz Mader eingestellt. 1912 erwarb der Maurermeister und Baugeschäftsin-haber Otto Schneider das Gasthaus, das Brauhaus undden Saal. Bis 1928 war das ehemalige Brauhaus Tenneund Lagerhaus. Dann wurde es als »Gästehaus Ama-lie« völlig umgebaut. 1930 ging das ehemalige Brauhausdes Gasthofes »Adler-Post« in den Besitz des Sonnen-wirtes über. In diesem Nebenhaus wurde das »BadHotel Sonne« ein gerichtet, das 1977 einer Wohnanlagewich. Die »Sonne« ist das einzige der vier alten Gast-häuser Hindelangs, das heute noch existiert.
Hasenbräu
Auch der Hasenwirt gehörte zu den vier ältesten Gast-stätten im Tal. Die erste, noch erhaltene schriftlicheUrkunde nennt 1656 einen »Scholl Johannes Hasen-wirt«. Die Hasenwirtschaft hatte im Ostrachtal einegroße Bedeutung. Das stattliche Haus hatte auf beiden
Giebelseiten Einfahrtstore und somit eine Durchfahrtfür die Fuhrleute und Einstellraum für Ross und Wagen. Von 1844 an bestand die Hasenwirtschaft 75 Jahre lang ohne Unterbrechung im ehemaligenHindelanger Schloss. Die Gaststube und ein kleinerSaal befanden sich im Erdgeschoss, ein großer Tanz-saal im zweiten Obergeschoss. Das Stadlgebäude warnordseitig unterkellert. Dessen Hausname hieß zuerst»Bruihüs«, später dann »Hasenwirt’s Stadl«. Der Ha-senwirt im Schloss, Johann Anton Göhl, fiel 1918 im1. Weltkrieg. Seine Frau Mathilde verkaufte 1921 dengesamten Besitz an die Marktgemeinde Hindelang.Nach einem Umbau entstand im Erdgeschoss dieGaststätte »Ratskeller«, die 1924 eröffnet wurde. Letz-ter Pächter des »Ratskellers« war ab 1945 Franz Nar-ras, ein Hotelier aus Karlsbad, bis am 1. Oktober 1963der »Ratskeller« endgültig geschlossen wurde. Einegroße Gaststättenhistorie war damit beendet.
Brauerei zum Nordpol
Im Jahr 1898 ließ der Gastwirt Magnus Brutscher inBad Oberdorf in einem im Schatten der Berge liegen-den Gebiet, in dem die Sonne auch im Sommer kaumscheint, den Gasthof »zum Nordpol« bauen. Nachdemer für sein Vorhaben, neben dem Gasthof eine eigeneBrauerei zu errichten, auch seinen Schwager JosephLaurer, Bäcker und Gastwirt, gewinnen konnte, wurde1906 ein eigenes Brauhaus erbaut und ein Braumeistereingestellt. Nach dem Tod von Brutscher im Jahr 1910führte seine Witwe Genovefa Brutscher zunächst zu-sammen mit Joseph Laurer den Betrieb weiter, 1924kam die Brauerei dann zum Erliegen. Die erhaltenen grünen Ein-Liter-Flaschen mit derAufschrift »Nordpol-Bräu Bad Oberdorf« sind wert-volle Sammlerstücke. Auf dem Etikett waren drei Eskimos mit Schneeschuhen abgebildet, die einenBierkrug stemmen. Mit dem Werbetext »Das Bier vomNordpol« wäre es heute sicher erneut erfolgreich. •
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Wie die herrlich geschmückten Kühe, die unter klangvollem Läuten derSchellen ins Tal ziehen, gehört auch die heimische Blasmusik einfach zum Viehscheid dazu. Der Musikverein »Harmonie« Pfronten und dieMusik kapelle Maierhöfen sind zwei Kapellen, die für ihre traditionellenViehscheidauftritte bekannt sind. Marion Bässler hat die geschichtlichenHintergründe beider Formationen beleuchtet und stellt sie vor
Blasmusik
Sie bringen Stimmung nach dem großen Alpabtrieb
31Alpsommer &Viehscheid 2012
Bei einem Blick ins Ostallgäu in die GemeindePfronten direkt an der Grenze zum österrei-chischen Bundesland Tirol fällt die ganz
besondere Verbindung des dortigen Musikvereins»Harmonie« Pfronten zum Viehscheid ins Auge. Erblickt nicht nur auf eine über 150-jährige Tradition zu-rück, von 1998 bis 2002 hatte die Kapelle neben dermusikalischen Gestaltung auch die komplette Organi-sation des festlichen Ausklanges der Alpsaison inne.Der vorherige Festwirt beendete sein Wirken genau indem Zeitraum, als die »Harmo-nie« dringend finanzielle Mittelfür den Bau ihres eigenen Musik-heimes benötigte. Es entstand dieIdee, sich durch die Einnahmendes Viehscheidbetriebes die neue»Vereinsheimat« zu finanzieren. Die Musiker riefenden vorabendlichen »Einzug ins Festzelt« ins Leben,der seither als liebgewonnene Besonderheit beimPfrontener Viehscheid gepflegt wird. Vom Bahnhof in Pfronten-Ried ziehen die gesamtenVereine des Ortes mit Fahnenabordnungen in einemUmzug durch die Straßen bis ins Festzelt, wo der all-jährlich von zahlreichen Gästen besuchte traditionelleBrauchtumsabend stattfindet. »Von den Sportvereinenüber die Feuerwehr und den Trachtenverein bis hin zuden Blumenfreunden sind alle dabei«, meint RainerRuf, Schriftführer der »Harmonie«, und erklärt, dassdie Musiker mit der Einführung dieses Festumzugesden Vorabend attraktiver machen wollten. Die Orga-nisation des Viehscheidbetriebes wurde aufgrund des»enormen Aufwandes« allerdings wieder niedergelegt.»Mit dem Auf- und Abbau des Zeltes und den Auftrit-ten waren wir mit rund 100 Leuten im Einsatz, das isteinfach zu viel geworden«, erläutert Ruf. Das großeZiel konnte allerdings erreicht werden, dank Unter-
stützung von Gemeinde, Gönnern und privaten Spen-dern sowie umfangreichen Eigenleistungen konnte am18. Mai 2000 die erste Musikprobe in den eigenen vierWänden abgehalten werden.Im Jahr 1929 richtete der Musikverein, dessen Wur-zeln auf das Jahr 1860 zurückgehen, einen der musi-kalischen und gesellschaftlichen Höhepunkte derdamaligen Zeit aus, das 4. Bayerisch-Allgäuer Musik-Bundesfest. Nach dem Zweiten Weltkrieg machtensich die Pfrontener Blasmusik-Mitglieder an den mu-
sikalischen Wiederaufbau.Im Mai 1960 feierte die Ka-pelle ihr »Hundertjähriges«,2010 wurde das 150. Jubilä-um begangen. Seit nunmehr41 Jahren lenkt Dirigent Jo-
sef Mörz die musikalischen Geschicke, in dieser Formebenfalls eine Besonderheit. In seiner langjährigen Tä-tigkeit hat er mit seinen Musikern ein abwechslungs-reiches Repertoire erarbeitet, gekennzeichnet durcheine Mischung aus älterer, traditioneller Blasmusikund Überschreibungen von klassischen, ursprünglichfür Symphonieorchester gedachten Werken. Das äußere Erscheinungsbild der Interpreten ändertesich im Lauf der Zeit sogar mehrfach. Die erste ein-heitliche Einkleidung erfolgte 1926 in Form von grü-nen Lodenanzügen, der sogenannten Jägertracht. 1968entschlossen sich die Musiker trotz heftiger Diskus-sion in den eigenen Reihen mehrheitlich dafür, sichdem allgemeinen Trend anzuschließen und zu einerAllgäu-Schwäbischen Tracht mit Lederbundhose, roter Weste und grauer Joppe zu wechseln. Die roteWeste wurde in den 1980er-Jahren kurzzeitig abge-schafft, aber bereits 1988 in Kombination mit einerdunkelgrauen Joppe wieder eingeführt. Den flachenHut ersetzten die Musiker zwischen 1981 und 1988
»Bis 2002 organisierte die
Musikkapelle in Pfronten den
kompletten Viehscheid«
S. 30 oben: die Musikkapelle
Maierhöfen beim Zug durch
die Westallgäuer Gemeinde.
Unten links: Impression
vom Bühnenrand, daneben:
die Harmoniemusik Pfronten
in der von 1926 bis 1968
getragenen »Jägertracht«.
Oben: konzentriertes Spiel
der Maierhöfener beim
Musik fest Oberstaufen
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32 Alpsommer &Viehscheid 2012
Der Musikverein »Har monie«
bringt beim Viehscheid nicht nur
gute Stimmung auf Pfrontens
Straßen. Auch im Festzeit sorgt
die Formation seit vielen Jahren
für den richtigen Ton
kurzfristig durch dunkelgraue Spitzhüte mit Spiel-hahnfeder.Knapp 60 Kilometer weiter westlich, in der Westall-gäuer Gemeinde Maierhöfen, wurde die erste Musik-kapelle laut Thomas Spieler, dem 1. Vorsitzenden derMusikkapelle Maierhöfen, nachweislich im Jahre 1846gegründet. Nur sechs Jahre späterlöste sie sich zwar schon wiederauf, wurde aber 1885 erneut insLeben gerufen. Nach einer weite-ren Auflösung, bedingt durch denErsten Weltkrieg, wurde 1920 mitder Gründungsversammlung der neuen Musikkapellezu ihrer finanziellen Unterstützung auch der Musik-verein gegründet. Nachdem sich die Kapelle finanziellerholt hatte, wurde der Verein 1925 wieder aufgelöst.Im August 1953 feierten die Musiker das 100-jährigeGründungsjubiläum der Kapelle nach, das kriegsbe-dingt verschoben worden war, und konnten gleichzei-tig ihre neue Fahne einweihen. Drei Jahre nach dem125-jährigen Gründungsjubiläum 1971 wurde mit tat-kräftiger Eigenleistung und dank der Unterstützungvon Gönnern ein eigener Probenraum geschaffen.Momentan sind die Musiker gerade dabei, diesen zuerweitern und zu modernisieren.Die Krönung eines jeden Jahres ist für die Musikka-pelle aber der heimische Viehscheid, bei dem die Mu-siker seit Bestehen traditionell immer dabei sind.Während die Auftritte in anderen Orten schon mal aufmehrere Gruppen aufgeteilt werden, bewältigt die Mu-sikkapelle Maierhöfen den zweitägigen »Marathon«alleine. Die Zeit vom samstäglichen Frühschoppenüber den Marsch zum Scheidplatz und den Auftritt imZelt bis hin zur sonntäglichen Begleitung der Messe
und dem anschließenden Frühschoppen, der sichmeist bis in den späten Nachmittag zieht, ist »für jedenzwar anstrengend, aber trotzdem schön«, so ThomasSpieler. Missen möchte diese Auftritte mit Sicherheitkeiner, denn der Viehscheid ist nicht nur vom Am-biente, sondern auch vom Gesamtpaket »ein Heimat-
fest der besonderen Art«. Da dieMusikkapelle Maierhöfen überein großes Repertoire verfügt,stellen die geballten Auftritte dieMusiker vor keinerlei Probleme.Hinzu kommen zwei weitere
Aspekte, die die Kapelle auszeichnen: Zum einen ge-hören ihr zahlreiche Solisten an, die den Stücken einebesondere Note verleihen, zum anderen haben sie sichschon seit über zehn Jahren der böhmisch-mähri-schen Blasmusik verschrieben. Nicht nur die Gesamtkapelle gibt diese gerne zum Bes-ten, das 1998 gegründete Gehrenbach-Ensemble wid-met sich sogar gänzlich der Musikrichtung. Aus dieserVorliebe heraus entstand bei der Ausrichtung des Bezirksmusikfestes 2006 die Idee zur Einführung einerböhmisch-mährischen Kategorie. Nachdem die Musikkapelle Maierhöfen damit eine Vorreiterrolle innehatte, gehört die Gattung mittlerweile zum musi-kalischen Standard des Ensembles. Treu gebliebensind die Musiker trotz einiger Erneuerungen dem tra-ditionellen Stil ihrer Tracht aus roter Weste mit klei-nem Muster und grauer Jacke. Der Spitzhut ist dabeidas typische Merkmal der Maierhöfener Blasmusiker.Vor einigen Jahren wurden in der Kapelle zudem Edel-weißhosenträger einheitlich eingeführt, wie sie »ein-fach zum Allgäu dazugehören«, wie der VorsitzendeThomas Spieler bemerkt. •
»Dieser zweitägige
Viehscheid-Marathon ist
anstrengend, aber schön«
33Alpsommer &Viehscheid 2012
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Alpsommer &Viehscheid 2012
Zum Bild »glücklicher Kühe« gehören für viele Allgäu-BesucherTiere mit Hörnern auf der Weide. Zum Schutz vor Verletzungenwerden diese jedoch bei vielen Wiederkäuern entfernt. Darübergibt es seit einiger Zeit Diskussionen zwischen Befürwortern undGegnern. Wir stellen die Positionen von Susanne Schwärzler vomBioring Allgäu e.V. und Johann Steurer, Verbandsverwalter der Allgäuer Herdebuchgesellschaft (AHG) in Kempten, gegenüber
Pro und Kontra
»Oben ohne«oder naturgemäß mit Horn?
Johann Steurer
Er organisiert die
Vermarktung von Großviehauk-
tionen, Exporte sowie die
Alpwirtschaft in der AHG. Er
führt im Nebenerwerb einen
Braunviehzuchtbetrieb mit
15 Tieren. Er meint: »Eine
Kuh mit Horn hat mir immer
gefallen, doch heute ist dies
wegen der Verletzungsgefahr
nicht mehr praktikabel.«
Alpsommer und Viehscheid 2012: Wie verbreitet istdas Enthornen im Allgäu? Haben Sie dazu belegbareZahlen oder können Sie eine Schätzung abgeben?
Seit Jahren streiten Fachleute, Laien und Urlauberdarüber, ob Allgäuer Kühen die Hörner entferntwerden dürfen oder nicht. Wie ist Ihre Meinung indieser Diskussion?
Johann Steurer: Ich müsste hier zwar schätzen, dochdie Abteilung Kempten der AHG hat im vergangenenJahr rund 3000 Stück Jungvieh vermarktet, mit demExport kamen wir auf etwa 4500 Stück Großvieh. Da-von waren nur circa 40 bis 80 Exemplare mit Hörnern.Der Anteil der behornten Tiere, wie die Praxis zeigt,wird wohl keine zehn Prozent erreichen.
Susanne Schwärzler: Ich kann hier keine genauenZahlen nennen, doch ich würde sagen, dass noch un-gefähr zwischen fünf und zehn Prozent der Tiere Hör-ner haben, der Rest ist enthornt. Die Tendenz zu Tierenmit Hörnern ist aber wieder steigend. Der BioverbandDemeter zum Beispiel verpflichtet seine Bauern, dassihre Tiere Hörner haben müssen. Bei anderen Biover-bänden sind aber enthornte Tiere möglich. Auf langeSicht muss sich dies aber aus »biologischer« Sicht än-dern, denn »Bio« heißt ja auch artgerecht.
Von der Unfallgefahr her ist das Halten der Tiere mitHörnern einfach nicht mehr zu verantworten und des-wegen auch nicht mehr verbreitet – bis auf einige Bio-verbände und kleinere Betriebe, die dies nochpropagieren. Das Horn ist eine Waffe, wenn sich eineKuh in die Herdendynamik nicht einfügt, führen dieRangkämpfe schnell zu gefährlichen Verletzungen.Mir gefällt eine Kuh mit Horn, Erfahrungswerte imtäglichen Umgang haben aber dazu geführt, dass maneinen Betrieb mit 30 bis 40 Kühen im Laufstall mitenthornten Tieren besser realisieren kann.
Das Horn gehört eindeutig zur Kuh, Enthornen ist mitSchmerz verbunden, und Schmerz ist Krankheit. Da-her ist diese Praxis für mich definitiv keine Lösung.Ich bin für Qualität vor Quantität: Hätten wir ab mor-gen in den Betrieben nur noch Kühe mit Hörnern(eine Kuh mit Horn benötigt fast doppelt so viel Platzumbauten Raum wie ein Tier ohne Horn), wären dieHerden bald nur noch halb so groß, der Milchmarktwürde entlastet, die Produkte würden hochwertiger,individueller und die Haltung der Tiere würde wiedertiergerechter.
Steurer:
»Unfallgefahr nicht
zu verantworten«
Hat das Entfernen der Hörner Auswirkungen aufdie Milch oder das Fleisch der Tiere?
Gibt es verhaltensbedingte Veränderungen bei Tieren, denen die Hörner genommen wurden?
Können Sie die Argumente Ihrer Gegner verstehenrespektive tolerieren?
35Alpsommer &Viehscheid 2012
Susanne
Schwärzler
Susanne Schwärzler vom
Arbeitskreis Hörner tragende
Kühe im Bioring Allgäu hält
diverse Vorträge zur Bedeu -
tung der Hörner für das
Lebewesen Kuh. Sie betreibt
als Biobäuerin gemeinsam mit
ihrem Mann Walter einen
Demeter-Hof in Kempten-
Heiligkreuz. Sie sagt: »Das
Horn gehört eindeutig zur
Kuh. Enthornen ist für mich
definitiv keine Lösung. Ein
wichtiger Leitsatz heißt: ‚Gib,
dann wird Dir gegeben.’ Wenn
wir aus der Natur nehmen,
wird uns genommen und das
ist ja im Zuge der indus triellen
Landwirtschaft in allen Berei -
chen ganz deutlich spürbar.«
Das wird oft propagiert, ist aber schwierig zu beweisen.Es gibt diverse Theorien hierzu, doch ich bin überzeugtdavon, dass die Milch der Kühe mehr beeinflusst wirddurch das, was das Tier zu fressen erhält, als durch dieTatsache, ob es seine Hörner noch hat oder nicht.
Das Horn ist ein Verdauungsorgan nach innen. Ich er-lebe, dass das Vorhandensein oder Nicht-Vorhanden-sein von Hörnern Folgen für Milch und Fleisch hat.Milchallergiker vertragen Hörnermilch ohne Krank-heitserscheinungen. Außerdem ist dazu im November2011 erst eine aktuelle wissenschaftliche Studie abge-schlossen worden, die dies bestätigt hat.
Wie man mit dem Tier umgeht, entscheidet, wie sichein Tier verhält. Persönlicher Kontakt spielt hier einewichtige Rolle. Dieser Kontakt ist viel zentraler als dieFrage, ob das Tier Hörner hat oder nicht. Doch der be-reits erwähnte Umgang mit den Tieren wird natürlichviel schwieriger, wenn sich der Landwirt vor den Hör-nern der Kuh in Acht nehmen muss – ob dies nunbeim Ausladen, beim Transport oder in anderen Situationen ist.
Hörner haben unter anderem Signalwirkung in derHerde und dienen zur Körperpflege (zur Reinigungvon Verschmutzungen und zum Schutz vor Parasitenkratzen sich Rinder unter anderem mit Hörnern oderHinterklauen oder reiben sich an Gegenständen; Anm.d. Red.). Tiere mit Horn sind ausgeglichener als horn-lose Artgenossen. Die Hörner erfüllen eine wichtigeFunktion beim Druckausgleich während des Wieder-käuens. Werden sie entfernt, vergrößert sich die kom-plette Kuh-Schädelform im Bereich der Stirnhöhle. Siewölbt sich nach oben und vorne
Ich kann beide Standpunkte tolerieren, weil jederLandwirt frei entscheiden kann, ob er enthornt odernicht. Ich bin froh, dass dies nicht von der Berufsge-nossenschaft vorgeschrieben wird. Die vergangenenJahre haben gezeigt, in welche Richtung die Entwick-lung geht, doch jeder Landwirt ist hier glücklicherwei-se völlig frei, zu tun, was er tun möchte.
Auf jeden Fall kann ich sie verstehen, doch im End -effekt hat die Natur immer Recht. Wir als Menschenmüssten uns nach dem Wesen der Kuh richten, dochich kann natürlich auch die wirtschaftlichen Zwängeverstehen. Die Haltungsbedingungen sollten auf dasWesen der Kuh, nicht auf die Massentierhaltung inLaufställen abgestimmt werden. •
Schwärzler:
»Das Horn ist ein
Verdauungsorgan«
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36 Alpsommer &Viehscheid 2012
Beim Viehscheid ziehen nicht nur die Kränze, sondern auch die verziertenSchellenriemen die Blicke der Besucher auf sich. Vor knapp 25 Jahren hat
Alfred Rothmayr die Herstellung der prachtvollen Lederriemen gelernt.Mittlerweile fertigt er sie gemeinsam mit seiner Tochter Bernadette
in der heimischen Werkstatt an. Marion Bässler erzählten die beiden, wie es dazu kam und in welchen Arbeitsschritten ein Schellenriemen entsteht
Brauchtum
Sicherer Haltfür den klingenden Schmuck
37Alpsommer &Viehscheid 2012
Der kleine Arbeitsraum in Altstädten, in demdie ledernen Schmuckstücke, die zum Vieh-scheid unbedingt dazugehören, entstehen, ist
beengt und voller Materialien: »Es ist nichts Großes,aber uns reichts«, sagt Alfred Rothmayr beim Betretendes kleinen Raumes im Keller seines Hauses in Altstäd-ten. 1988 hat er sich hier die passende Werkstatt fürsein seltenes Hobby eingerichtet, die Herstellung vonSchellenriemen. Seit zwei Jahren wird er dabei von sei-ner Tochter Bernadette unterstützt, die ebenfalls Ge-fallen an der alten Handwerkskunst gefunden hat. Bei Vater Alfred ist die Idee dazu mehr oder wenigeraus der Not heraus geboren:»Nachdem der Mann, der un-sere Schellenriemen gemachthat, verstorben ist, hab ichmeine selber gemacht«, erinnertsich der Oberallgäuer. Was sichso simpel anhört, ist zwar »kein Hexenwerk«, birgt je-doch einige Schwierigkeiten, da diejenigen, die dasSchellenriemenmachen beherrschen, gerne für sichbehalten, worauf es ankommt. Alfred Rothmayr hat essich daher selber beigebracht. »Ich habe Schellen zer-legt und mich so reingeschafft«, erinnert er sich. Die Herausforderung beginnt allerdings schon bei derZusammenstellung des richtigen Werkzeuges, denn»viele Sachen bekommt man heutzutage gar nichtmehr«. Die meiste Arbeit wird zwar mit Messern ge-macht, für die Herstellung eines Schellenriemens be-nötigt man aber unter anderem auch noch zusätzlichespezielle Hilfsmittel wie Werkzeuge zum Kantenbre-
chen in verschiedenen Größen, einen Anreißzirkelund verschiedene Verzier-Eisen. Utensilien, die AlfredRothmayr zum Großteil von einem guten Sattler über-nommen hat. Seine große, alte, schwarze Nähmaschi-ne, die in der Werkstatt des Kunsthandwerkers so guteDienste tut, findet man auf dem Markt kaum noch.Selbst beim Material wird es schwierig, denn hier istdie Stärke entscheidend. Bei einer kleineren Schelle reicht zwar ein 4,5 Milli-meter dickes Leder, für die großen müssen es schon5,5 Millimeter sein. Aber »es gibt nicht mehr vieleGerbereien, die das machen«, weiß der Altstädter
Schellenriemenmacher. Wer da-von ausgeht, dass die Ger bereiendie fertigen Streifen anliefern,wird ziemlich überrascht sein,wenn Alfred Rothmayr eine rie-sige Rolle auf dem Boden aus-
breitet und sich erst mal ans Zuschneiden macht. »Der Ausgangspunkt des Ganzen ist die Schelle«, er-klärt er dabei. Abhängig von deren Größe reicht dieBreite der Riemen von drei Zentimetern für kleinereWeidschellen bis 22 Zentimeter für Zugschellen, diedann am Viehscheid bewundert werden können. Nachdem Herausschneiden des Bogens und dem Einritzendes Innenbogens werden die Stellen markiert, an denen Bernadette oder Alfred Rothmayr anschließenddie Löcher mit Hilfe eines Locheisens schlagen, bevores ans Verzieren geht. Während es bei den bisher be-schriebenen Schritten der Herstellung keine Unter-schiede gibt, sind diese, was die Verzierung angeht,
»Bei der Zusammenstellung
des Werkzeugs beginnt
schon die Herausforderung«
S. 36: Bernadette Rothmayr führt
die Tradition der Schellenriemen-
herstellung in der Werkstatt ihres
Vaters fort. Links: Alfred Roth-
mayr beim Zuschneiden des Le-
ders. Daneben: Präzision mit
alten Werkzeugen gehört zu der
filigranen Arbeit
38 Alpsommer &Viehscheid 2012
umso größer: Das reicht von großen Silberknöpfen,Mustern aus unterschiedlichen Nägeln, Goldnähtenund Stickereien bis zu aufgemalten Motiven. »Jeder hat seinen eigenen Stil«, erzählt BernadetteRothmayr. Da die Kunden der Familie zwar die ver-schiedenen Modelle und Designs bewundern, denSchellenriemenmachern aber künstlerische Freiheitgewähren, »ist das Motivbuch im Kopf«, wie AlfredRothmayr lachend feststellt. An der hinteren Holztürzwischen seiner Werkbank und der Stange, an der ei-nige geschnittene Riemen aufgehängt sind, finden sichetliche Fotos von fertigen Arbeiten. Wie viele dieserprachtvollen Lederbänder, mit denen die Glocken amHals der Kühe befestigt werden, seither entstandensind, vermag er ebenso wenig zu sagen wie die Anzahl,die er jährlich produziert. Meist gehen ab Mai die ersten Aufträge ein, allerdingserinnert sich Alfred Rothmayr noch gut an so mancheNachtschicht, die er gerade in seiner Anfangszeit ein-legen musste. Während sich das Handwerk heutzutagewieder einer wachsenden Beliebtheit erfreut, gab es inden 1990er-Jahren nur äußerst wenige Schellenrie-menmacher in unserer Region. Daher wurde Alfred
Rothmayr durch neue Aufträgegleich in seiner Anfangszeit »inskalte Wasser geworfen«. Heutefreut er sich darüber, dass er dieArbeit im »Teamwork« mit sei-ner Tochter erledigen kann. »Ich
wollte das vom Papa unbedingt lernen, weil es mir ge-fällt, so kreativ sein zu dürfen. Außerdem macht esmich stolz, wenn die Leute am Viehscheid einen Rie-men bewundern, den ich gemacht hab«, sagt Berna-dette. Für die Verzierungen hat sich die 16-Jährigehauptsächlich auf zwei Techniken spezialisiert, auf dasSchnitzen und Brennen. Am liebs ten schnitzt sie Blu-men, aber auch Berg- oder Hüttenmotive haben es ihrangetan. Die Vorlagen zeichnet sie sich selbst auf Pa-pier, bevor sie mit speziellen Schnitzmessern am LederHand anlegt. Am Brennen von Motiven reizt sie vor allem, dass mitder Technik farbliche Unterschiede möglich sind.Wenn das Muster steht, werden noch je nach Kunden-wunsch die farbigen Fransen angenäht und dieSchnallen angebracht. Nun bedarf es etwas Kraftauf-wandes, um Schelle und neu angefertigten Riemen daserste Mal zusammenzufügen. Bis es soweit ist, habenBernadette und Alfred Rothmayr zwischen drei undfünf Stunden Arbeit hinter sich. Wie lange die Her-stellung eines Schellenriemens genau dauert, hängtvon der Art der Verzierung ab. •
Die Bilder ganz oben zeigen, wie
ein Schellenriemen ausgeschmückt
wer den kann (von links): ein Verzier -
eisen, Verzierung mit Bändern und
eine Schnitzerei mit einem Edel -
weißmotiv. Oben: der fertige
Schellenriemen am »lebenden
Modell« auf der Hinteren Seealpe
bei Oberstdorf, rechts Detailauf -
nahme des Einbrennmotivs
»Da die Kunden künstlerische
Freiheit gewähren,
ist das Motivbuch im Kopf«
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39Alpsommer &Viehscheid 2012
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40 Alpsommer &Viehscheid 2012
Interview
Als Bianca Keybach mir zum Auftakt des Inter-views die Hand gibt, stelle ich fest, dasssie ein seltenes Kunststück beherrscht: Ihre
Ausstrahlung ist dynamisch, selbstbewusst, souveränund gleichzeitig ebenso bodenständig wie unkompli-ziert. Fast, als stünde man einer guten alten Bekanntengegenüber. Sie gehört zu den Menschen, die Charismabesitzen – ein erster Eindruck, den ihre überraschende Offenheit während unseres Gespräches bestätigt.
Alpsommer & Viehscheid 2012: Frau Keybach, nachIhrer erfolgreichen Aktion mit einem eigenen Schal-ter im Haus des Gastes, an dem die Besucher Ober-staufens sofort mit »Du« angesprochen werden,müssen wir Sie jetzt duzen?
Bianca Keybach: Müssen nicht. Wir bieten das »Du«zwar jedem Gast an, wollen aber keinem auf denSchlips treten, jeder hat die Wahl zwischen »Du« oder»Sie«. Einzelnen ist das »Du« unangenehm, und das
Mit spektakulären Gästeaktionen, die für Schlagzeilen sorgen, macht Oberstaufen seit einiger Zeit als »digitalster Kurort Deutschlands« von sich reden. Am Brückenschlag zwischen einer ihre traditionellen Wurzeln achtenden Allgäuer Gemeinde und einem Ort mit Platz für modernen Tourismus versucht sich die 32-jährige Kurdirektorin Bianca Keybach. Ilka Schöning hat sie nach ihren ungewöhnlichen Ideen befragt
Die junge Wilde aus dem Schrothkurort
41Alpsommer &Viehscheid 2012
ist okay. Aber die meisten freuen sich darüber, die sagen: Wir sind hier im Urlaub in Bayern, auch dieEinheimischen duzen sich hier gegenseitig, und wirmöchten dazugehören.
Der »Du-Schalter« war nur einer Ihrer Coups alsTourismus-Chefin. Noch mehr Aufsehen erregte dieAktion, als erstes deutsches Dorf den Internet-Dienst Google Street View offiziell zu sich einzula-den. Wie kam es dazu?
Die Oberstaufener sind generell sehr offen. Das warensie schon, als Dr. Hermann Brosig 1949 die Schroth-kur hier beheimatete: Wer wollte schon nach demKrieg auch noch in der Kur hungern müssen? DieStaufener dachten eben schon damals sehr aufge-schlossen, und so war es auch bei Google Street View.In Kombination mit unserem modernen Marketing,unserer querdenkerischen Art und Spontaneität hatdas super funktioniert. Google Street View war ja dasSommerloch-Thema 2010, jeder war dagegen, und wirdachten uns: Warum eigentlich? Wenn man einenschönen Ort hat, gibt’s doch nichts Besseres, als wennder fotografiert und kostenlos online gestellt wird!Eine unserer Gastgeberinnen hat also eine Torte mitder Aufschrift ‚Streetview – Willkommen in Oberstau-fen’ gebacken, und wir präsentierten sie auf Facebook.Am nächsten Nachmittag war schon das BayerischeFernsehen da, und schließlich hat es sogar Googleselbst mitbekommen. Dort sah man natürlich auchden Nutzen einer Zusammenarbeit im CSU-LandBayern, wo man die größten Kritiker vermutet hätte.
Auch »Du bist Oberstaufen«, wo der Urlauber sichein personalisiertes Video machen lassen kann, istbeispielsweise ein Internet-Angebot. Lassen sichauch die Senioren unter Ihren Gästen darauf ein?
Durch die digitalen Angebote werden unsere her-kömmlichen ja nicht ersetzt, sondern nur ergänzt. Wernur die »Klassiker« nutzt, fühlt sich vom digitalen Angebot nicht gestört. Wer aber dafür aufgeschlossenist, hat einen zusätzlichen Kanal, den er sogar mitge-stalten und über den er 24 Stunden am Tag mit uns inVerbindung treten kann. Wenn man durch die Stadtgeht, sieht man außerdem auch ältere Gäste, die ihrSmartphone ganz selbstverständlich nutzen. Die tundas nur anders als die jüngeren, die überall eincheckenund alles kommentieren müssen. Sie beobachten eher,was sich tut, und sprechen sich dann persönlich daraufan: »Ach, Du hast ja eine Schrothkur gemacht, dashabe ich bei Facebook gelesen.«
Sie moderieren Ihre Seite wirklich Tag und Nacht?
Ja, wir haben alle immer unsere Smartphones in derTasche und schauen mehr oder weniger unbewusstalle paar Minuten da drauf. Das erleichtert auch denKundenkontakt: Viele Online-Anfragen lassen sichstellvertretend klären. Und auch negative Kommenta-re fliegen bei uns nicht raus. Wenn im echten Leben
einer am Stammtisch sitzt und Dampf ablässt, dannwird der ja auch nicht aus der Wirtschaft rausge-schmissen! Nur Werbung unterbinden wir rigoros.
Einerseits sind Ihre Aktionen sehr innovativ, ande-rerseits sitzen Sie im Dirndl hier. Ein Zugeständnisan die Traditionalisten?
Ich bin selber Allgäuerin mit Leib und Seele, trage ger-ne Dirndl – je nachdem, wie viel ich gegessen habe –,mag Funkenfeuer, Viehscheid und Kachelöfen, nur binich eben auch ein Kind des digitalen Zeitalters, ichmag auch mein Facebook. Aber ich kann ja auch mitdem Dirndl vorm Laptop sitzen! Wir in Oberstaufenhaben für uns die Werte ‚Tradition’ und ‚Digitalität’definiert, und die nehmen unsere Gäste auch an.
Wo haben Sie diese Art Marketing gelernt?
Ich habe Kurorte- und Destinationsmanagement stu-diert. Letztendlich entscheidend ist aber das Mensch-
»P« wie Powerfrau: Jubelnd
nimmt Bianca Keybach 2011
den »PR Arward« entgegen.
Den »Oscar der PR-Branche«
erhielt sie für die gelungene
Zusammenarbeit mit Google
Street View
42 Alpsommer &Viehscheid 2012
liche. Ich muss unseren Gastgebern oder meinem ei-genen Team so vermitteln, wohin ich möchte, dass siedann auch dahinterstehen. Es hilft die beste Diplom-note nichts, wenn man die Leute nicht für ein Konzeptbegeistern kann. Hier im Team hilft es enorm, dass wirein freundschaftliches Verhältnis haben, denn unsereIdeen entwickeln wir gemeinsam. Wir gehen auch malabends was miteinander trinken, und so blöd es klingt– in einer Sektlaune entstehen ganz verrückte Ideen,die man am nächsten Tag wieder aufgreift. Ganz wich-tig ist auch unser Pausenraum. Hier treffen wird unsspontan, tauschen uns aus, machen außerplanmäßigein kurzes Brainstorming, dabei kommt viel raus.Schön ist auch, dass sich die Politik raushält. Der Ge-meindrat sagt: Wir haben eine Fachfrau, die die volleVerantwortung übernimmt, da kann sie auch die volleEntscheidungsbefugnis haben.
Diese enorme Verantwortung muss Sie nervös ge-macht haben, als Sie mit 26 Jahren und gänzlich un-erfahren als Oberstaufens Kurdirektorin anfingen.
Sicher. Ich bin nach wie vor begeistert von dem Mutvon Bürgermeister Walter Grath und des gesamtenGemeinderates, mir diese Stelle anzubieten, ich hättemir das damals nie zugetraut. Geholfen hat mir wohlmein jugendlicher Leichtsinn, denn mir war in demMoment nicht bewusst, was für eine Tragweite dieseEntscheidung haben würde. Mittlerweile ist es mir be-wusst, aber jetzt macht es nichts mehr: Jetzt weiß ichja, wie’s läuft.
Sie haben eine Steilvorlage geliefert, mit der Sie an-dere deutsche Gästeämter in Deutschland weit hin-ter sich gelassen haben. Werden Sie diesen hohenStandard weiterhin halten können?
Wir haben ein Niveau erreicht, wo es schwierig wird.Anfangs waren die Erwartungen noch niedrig, da hatman quasi schon die Ehrenbürgerschaft dafür ge-kriegt, das Dirndl als Dienstkleidung einzuführen.Heute liegt die Latte sehr hoch. Aber nach GoogleStreet View noch eins draufzulegen, ist fast unmöglich.Da muss man realistisch bleiben und aufpassen, sichkeinen Druck zu machen: Gerade die Ideen, die unsso erfolgreich gemacht haben, sind entstanden, wennwir unbefangen miteinander ausgegangen sind. Es istnicht so, dass wir uns vorher einen Plan machen, Innovationsworkshops durchführen oder dergleichen.
Warum ist Oberstaufen eine Reise wert?
Auf der einen Seite hat Oberstaufen eine wunderschö-ne Bergkette, auf der anderen diese Weite: Viele Gästekommen, weil sie Platzangst kriegen, wenn sie rund-um von Bergen eingeschlossen sind. Sehr wichtig sindaußerdem – auch für Einheimische – die Einkehrmög-lichkeiten. Ob nun die Gastronomie im Nachtleben,das ja bei uns schon morgens um elf Uhr losgeht, woman Lifemusik hören und gemütlich Wein trinkenkann, oder unsere unzähligen Alphütten. Ich gehe hierselbst gerne Genusswandern, weil man alle halbeStunde auf eine Hütte zum Einkehren stößt. Nicht zuvergessen das spezielle Flair von Oberstaufen, wo manden Tourismus nicht als notwendiges Übel und dieGäste als Fremde ansieht, die am liebsten daheimblei-ben und das Geld schicken sollten. Sondern wo sie ge-mocht werden, wo sich Einheimische und Gäste inallen Lokalen mischen und Freunde werden. Touris-mus ist hier Bestandteil der Kultur und nicht nur ir-gendein austauschbarer Wirtschaftszweig.
Apropos Nachtleben: Es gab eine Zeit, da hatteOberstaufen wegen seiner ausschweifenden Party-szene einen etwas anrüchigen Ruf…
Stimmt, Anfang der 1990er-Jahre, wo viele deswegennach Oberstaufen kamen, weil hier nur noch Partywar. Da gab es Stammkurgäste, die sich daheim nicht
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Gestik, die Bände spricht:
Mit Leib und Seele steht
Bianca Keybach hinter Ihren
Marketingcoups
43Alpsommer &Viehscheid 2012
zu sagen trauten, dass sie in Oberstaufen waren. Dasist heute nicht mehr so extrem, weil wir das so nichtmehr wollen. Ich sehe es so: Hier lernt man schnellund einfach Menschen kennen. Auch wer alleine her-reist, fühlt sich nie einsam. Einige haben hier ihren Le-benspartner gefunden und kamen zum Heiratenwieder. Für Leute, die nicht alleine sein wollen, habenwir die Iphone-Anwendung »Kurschatten«. Damit
kann nicht nur die Kur organisiertwerden, es werden dadurch auchGäste und Einheimische mit ähnli-chen Interessen zusammengebracht.Denn wir finden: In passender Gesell-schaft macht das Leben mehr Spaß.
Vielen Dank für das Gespräch.Anzeige
Oberstaufens Vielfalt an Ideen
Du-Schalter – An den Schaltern des Gästeamtes wird
geduzt, sofern nicht anders gewünscht. Nach einer voraus-
gegangenen Umfrage bestanden von 15.000 Gästen nur
zehn auf dem »Sie«
Google Street View – Oberstaufen war 2010 das erste
Dorf Deutschlands, dessen Straßen unter großem
Medieninteresse bei dem interaktiven Dienst im Internet
»begehbar« freigeschaltet wurden
»Du bist Oberstaufen« – In einem Werbeclip zu
Oberstaufen kann man sich selbst verewigen und das
Ergebnis auf der Internet-Plattform Facebook mitteilen
Oberstaufen Plus – Mit der Urlauber-Gästekarte kann
man gratis die Angebote Oberstaufens inklusive der Skilifte
nutzen sowie kostenlos parken
Interaktiver Urlaubskatalog 2012 – Mit der
Smartphone-Anwendung »Google Goggles« kann der Gast
nach dem Fotografieren bestimmter Bilder Oberstaufen-
Videos betrachten
Weitere Informationen zu den Aktionen sind imInternet auf www.oberstaufen.de zu finden
Oberstaufens Werte »Tradition« und »Digitalität«gekonnt in Szene gesetzt: Die smarte Kur-Chefinradelt mit einem Fahrrad, auf dem die Street-View-Kamera befestigt ist, an einer GruppeAlphornbläser vorbei. Unten die Torte, die denInternet-Dienst auf den Kurort aufmerksam machte
44 Alpsommer &Viehscheid 2012
Reutte – Höfen12.30 Uhr, Schollenwiesenlift in Höfen, ca. 40 Tiere
Markt Rettenbach10.30 Uhr, Pfarrgarten (zwischen Kirche undFeuerwehrhaus), ca. 35 Tiere
Pfronten9.30 Uhr, beim Schulzentrum in Pfronten-Heitlern,ca. 500 Tiere- Jungvieh von 7 Alpen- großer Festumzug mit Unterhaltungsabend am 7. September- Traditionelle »Pfrontar Viehscheid-Däg« vom 3. bis 15. September mit Ausflügen zu Alpen, Bauern höfen oder Brauerei, Kranzkronen selber binden, Berg - stecken schnitzen, Besuch beim Schellenschmied
Seeg13 Uhr, Festzeltplatz gegenüber der Feuerwehr, ca. 80 Tiere- Ab 11 Uhr Bewirtung durch
den Schützenverein Seeg- 13 Uhr Eintreffen der Schumpen von der Alpe Beichelstein - Kuhglocken-Verlosung- Es spielt die Harmoniemusik Seeg- Ab 14 Uhr Bergsommerausklang mit Schellenverlosung- Ab 20 Uhr Stimmung im Festzelt
Bad Hindelang8.30 Uhr, Auf der Aach (Nähe der Hornbahn), ca. 900 Tiere- Fünf Rinderherden von den Alpen Hasenegg, Stierbach, Kühbach, Erzberg und Platte- Ganztätig musikalische Unterhaltung im Festzelt- Großer Kramermarkt
Schöllang9 Uhr, südlicher Ortseingang von Schöllang, ca. 700 Tiere- Über 700 Tiere von Entschenalpe, Hintere Seealpe, Gutenalpe und Käseralpe- Festzeltunterhaltung mit Musikkapelle Schöllang und Rubihorn Musikanten - Pendelbusse von Fischen nach Schöllang
Oberstdorf9 Uhr, im Ried (Renksteg), ca. 1000 Tiere- Pferdekutschenfahrt vom Megèver Platz zum Renksteg- Viehscheid mit Vieh von den Alpen Bierenwang,
8. September 11. September
12. September
13. September
Die Oberbayern und Österreicher nennen es Almabtrieb, der Allgäuer sagt Alpabtrieb oder eben Viehscheid. Wenn der
Bergsommer sich dem Ende nähert, wird das Jungvieh von seinenSommerweiden talwärts getrieben. Dort wird es beim Viehscheidden Besitzern feierlich übergeben. Traditionell wird das Ereignis
mit Musik, der einen oder anderen Maß Bier und gutem Essenbegangen. Nachfolgend eine Liste der Alpabtriebe im Allgäu und
in der unmittelbaren Umgebung wie Vorarlberg und Tirol
Viehscheid termineim Allgäu und Umgebung
1. September
Termine
45Alpsommer &Viehscheid 2012
Traufberg, Haldenwang, Rappenalpe, Biberalpe und Taufersbergalpe - Pendelbus vom Busbahnhof Oberstdorf zum Scheidplatz
Balderschwang9 Uhr, Ortsmitte am Feuerwehrhaus, ca. 300 Tiere- Kleiner und urtümlicher Viehscheid zur Rückkehr des Alpviehs
Reutte – Lechaschau9 Uhr, Schiedgasse in Lechaschau, ca. 800 Schafe- Almabtrieb mit Schafen aus dem Schwarzwassertal- Scheid mit anschließendem Schafscheren- 14 Uhr: Einzug der geschmückten Kühe und Ziegen
Nesselwang9.30 Uhr, am Feuerwehrhaus, An der Riese 25, ca. 100 Tiere- Vor dem Einzug auf dem Scheidplatz Sammeln der Tiere an der Talstation der Sommerrodelbahn - Abends Viehscheid-Hoigarte mit Live-Musik im Festzelt
Oberstaufen8.30 Uhr, Höfen (Abzweigung nach Steibis), ca. 1000Tiere- Pendelbusse zwischen Bahnhof Oberstaufen und Scheidplatz- Ab 14 Uhr Bergsommerausklang mit Schellenverlosung- Ab 20 Uhr Stimmung im Festzelt
Maierhöfen11 Uhr, Festgelände Maierhöfen, ca. 250 Tiere- Mit 30 Kilometern von den Bergweiden nach Maierhöfen legt der Viehzug die weiteste Strecke im Allgäu zurück- Nach dem Scheid Allgäuer Heimatabend mit Trachtenverein, Goißenschnalzern und Tanz
Gunzesried8.30 Uhr, Ortseingang Gunzesried, ca. 1400 Tiere- Größter Viehscheid im Allgäu- 13 Viehherden von 18 Alpen- Begeleitet von der Blaskapelle Bihlerdorf- Ofterschwang- Ab 11 Uhr Festzelt und Krämermarkt - Pendelbusse von 7.30 Uhr bis 16 Uhr
Immenstadt9 Uhr, Viehmarktplatz Immenstadt, ca. 800 Tiere- Einziger städtischer Viehscheid im Allgäu- Festzelt mit Musik und Krämermarkt- Ab 14 Uhr Scheidschellenwürfeln
Kranzegg9 Uhr, Kranzegg, Ortsausgang Richtung Vorderburg,ca. 380 Tiere- Einziger Viehscheid im Oberallgäu mit fünf reinen Kuhherden und mindestens vier Jungviehherden - Festliche Umrahmung durch »Kranzegger Herbstfesttage« vom 7. bis 16. September
Jungholz in Tirol10 Uhr, Feuerwehrhaus Jungholz, ca. 100 Tiere
Missen-Wilhams9.30 Uhr, Am Freibad 5e, Missen, ca. 300 Tiere
Eisenberg – Zell10.15 Uhr, Ortsteil Zell, ca. 80 Tiere
Pfronten – Röfleuten10 Uhr, Forsthaus an der Peter-Heel-Straße,Pfronten-Röfleuten, ca. 50 bis 80 Tiere
Schattwald im Tannheimer Tal13 Uhr, Feuerwehrhalle, Dorfmitte, ca. 80 bis 100 Tiere
Schwangau12.30 Uhr, Kreuzung in Hohenschwangau, ca. 180 Tiere
Weitnau/Wengen12.30 Uhr, An der Dorfhalle in Wengen, ca. 130 Tiere- Bauernmarkt ab 10 Uhr- Ab 17 Uhr Tanz und Unterhaltung- Vieh von der Alpe Wenger Egg
Reutte – Musau14 Uhr, an der Feuerwehrhalle Musau, etwa 20 Kühe und 80 Stück Jungvieh- Unterhaltung durch Allgäuer Musikkapelle Schwarzenberg - Kinderprogramm mit Bockstechen, Stelzengehen, Wasserzielspritzen- Schätzfragenspiel mit Preischancen
14. September
15. September
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Nesselwängle im Tannheimer Tal11 Uhr, Feuerwehrhalle beim Gemeindehaus, ca. 100 Tiere
Buching9.30 Uhr, Festplatz neben dem Maibaum, ca. 30 Tiere- Traditioneller Viehmarkt auf dem Festplatz (kein Viehscheid!)- Krämermarkt und Festzeltbetrieb mit Blasmusik- Einzug des geschmückten Viehs um 9.30 Uhr - Buchinger Herbstfest am 15. September mit Unterhaltungsabend
Unterjoch10 Uhr, Unterjoch Ortseingang/Busparkplatz, ca. 50 Tiere
Wertach8.30 Uhr, Industriestraße zwischen GetränkemarktFleischmann und Wertstoffhof, ca. 750 Tiere- Gilt als einer der ältesten und größten Viehscheide im Allgäu- Rinder von den Alpen Sorg I und II, Reuterwannen, Obere und Untere Bichleralp, Schnitzlertalalp, Vordere Köllealp- Wertacher Herbstfest am selben Tag mit Krämermarkt, Alphornblasen, Maibaum- versteigerung, Schellenverlosung und großen Unterhaltungsabenden
Riezlern im Kleinwalsertal 8 Uhr, Riezlern, unterster Parkplatz nach der Kanzel -wandbahn rechts (Breitachbrücke), ca. 600 Tiere- Kleiner Bauernmarkt mit landwirtschaftlichen Artikeln- Rahmenprogramm mit Walser Buura und Live- Musik
Bolsterlang10 Uhr, am Gasthof Goldbach, südlicherOrtseingang, ca. 650 Tiere
Grän-Haldensee11 Uhr, Dorfmitte, ca. 190 Tiere
Thalkirchdorf9.15 Uhr, Talstation des Schwandliftes, ca. 700 Tiere- Ab 10 Uhr Spiel der Musikkapelle Thalkirchdorf- Traditionelle Schellenverlosung - Bustransfer zwischen Festplatz und dem Oberstaufener Bahnhof ab 18 Uhr
Tannheim im Tannheimer Tal13 Uhr, Parkplatz der Tannheimer Lifte, ca. 650 Tiere
Haslach am Grüntensee11 Uhr, am Feuerwehrhaus Haslach, ca. 100 Tiere
Obermaiselstein9 Uhr, Festplatz, Dorfmitte, ca. 1400 Tiere- Einer der größten Viehscheide im Allgäu- Eintreffen des Alpviehs von zwölf Alpen zwischen 9 Uhr und 13 Uhr- Festzelt mit Live-Musik, Bieranstich - Ab 20 Uhr Scheidball mit Verlosung der Viehschellen an die Älpler
Haldenwang10 Uhr, südlicher Ortseingang Haldenwang, ca. 110 Tiere
16. September
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47Alpsommer &Viehscheid 2012
48 Alpsommer &Viehscheid 2012
Als bekannte und schmackhafte Delikatesse ist der heimische Bergkäse weit überdie Allgäuer Grenzen hinaus bekannt. Das Geheimnis seines Geschmacks liegt imHerstellungsprozess in den Sennereien und auf den Alphütten. Unser Leser HansGeorg Lappas aus Pfronten beschäftigte sich neben seiner ehemaligen Tätigkeit als Lehrer eingehend mit dem Entstehungsvorgang der Allgäuer Spezialität
Käseherstellung
Das goldene Rad der Allgäuer Bergwelt
Die Laibe des Allgäuer Bergkäses
können zwischen 15 und 50 Kilogramm
wiegen. Unten links geht es beim Senn
aus dem Kleinwalsertal heiß her,
daneben zwei Werkzeuge eines Senns:
Schöpfkelle und Käseharfe
49Alpsommer &Viehscheid 2012
Die Kreation dieses vielleicht bekanntesten Lebensmittels aus dem Allgäu verlangt vomÄlpler auf dem Weg bis zum schmackhaften
Endprodukt höchste Konzentration und große Erfah-rung. Im Folgenden will ich mich auf die Beschrei-bung der wichtigsten Einzelschritte bei derBergkäsegewinnung beschränken, dabei aber Regelnund Erfahrungswerte so wie bio-chemische Gesetzmäßigkeitenbesonders herausstellen. Dieteilentrahmte Milch findet sicham Morgen zusammengegos-sen im großen, üblicherweiseum die 400 Liter fassenden Kupferkessel, der, an einerschwenkbaren Art Galgen hängend, von gleichmäßignicht zu heftig brennendem Holzfeuer beheizt wird.Die Milch ist auf exakt einzuhaltende 30 Grad Celsiuszu bringen. Bei Erreichen der Temperatur erfolgt un-verzüglich das »Einbrennen« mittels Kälberlab, ein en-zymatisch bedingter Vorgang des Gerinnens von inder Milch enthaltenem Eiweiß und Fett. Umgangs-sprachlich wird dies Dicken genannt, die Älpler spre-chen beim Produkt des Dickens von »Dickete«.Dieser erste bedeutsame Vorgang bei der Käsegewin-nung hat streng innerhalb von 30 bis 35 Minuten abzulaufen, die strikte Einhaltung der Gesamtreakti-onsdauer beim Einbrennen ist ebenso maßgeblich für
die endgültige Qualität des Produktes Bergkäse wieder auf das Einbrennen folgende Arbeitsgang des sogenannten »Brechens«. Beim »Brechen« der zur Gerinnung gebrachten Milch-Feststoffe, das der Senn mit seiner »Käs-Harfe« ausführt,fällt der sogenannte »Bruch« an. Der Erfolg des gesamtenProzedere hängt von der individuellen Vorgehensweise
gerade beim Brechen ab. Dasbedeutet, er hängt davon ab, obes dem Senn kraft seiner Erfah-rung und seines Feingefühls ge -lingt, die koagulierte (geronnene)Milchmasse durch kon tro llierte
Vertikal- und Diagonalbewegung der Harfe bis zujenem Grad zu zer schneiden, bei dem er die richtigeTeilchengröße im »Bruch« erhält und nicht der vonihm gering geschätzte »Staub« entsteht.Ans Brechen schließt sich das Brennen des mit derKäseharfe fachgerecht zerkleinerten Kesselinhaltes an.Beim »Käsbrennen« bewegen sich nach meiner Ein-schätzung die Temperaturangaben in unterschiedlichenGrenzbereichen. In den für die Herstellung des AllgäuerBergkäses zuständigen Alpensennereien wird die Kä-semasse bei maximal 50 Grad Celsius »gebrannt«, inder Schweiz dagegen pflegt der Senn, soweit es denbekannten Emmentaler angeht, traditionell die 55Grad Celsius als Obergrenze beim Brennen festzulegen.
»Das strikte Einhalten der
Arbeitsgänge ist maßgeblich
für die endgültige Qualität«
Ganz oben links und oben links:
Mit der Käseharfe bricht
der damalige Senn der Alpe
Oberbalderschwang Anfang
der1990er-Jahre die Käse -
masse, später prüft er die
Qualität: Gelungener Käse
»guhrt«, bleibt also am Finger
kleben, im schlechteren Fall
»nudelt« beziehungsweise fällt
die Masse von der Hand herunter
Viel Muskelkraft braucht
diese Sennerin aus dem
Kleinwalsertal beim Heraus-
heben der Käsemasse aus
dem Kupferkessel. Verwendet
wird dabei in der Regel ein
grobmaschiges Käsetuch
50 Alpsommer &Viehscheid 2012
Über die daraus resultierenden Geschmacksunterschiede– ich erlebe Käse-Gourmets, die sie als exorbitanteinstufen – kann man sich angesichts derartig geringerTemperaturdifferenz nur wundern. Erst jetzt, nachdem Brennen, wird der Kessel von der Feuerstelleweggeschwenkt, woraufhin sein Inhalt um etwa zweiGrad Celsius abkühlen muss. Nun schöpft der Sennaus dem Kessel eine kleine Probe, zerreibt sie zwischenden Fingern und hebt die Hand mit nach unten ge-wendeter Innenfläche. Ist derKäse als gelungen und erstklassigzu bewerten, muss er »guhren«,das heißt, die Bröckchen müssenan seiner Innenhand haften blei-ben. Ist er jedoch als nicht son-derlich gut zu beurteilen, sagt der Käsmacher, er»nudelt« beim Zerreiben, wobei die Käsepartikel sichvon der Hand lösen.Nachdem vom Einbrennen über den Bruch bis zumEnde des Käsbrennens cirka zwei Stunden verstrichensind, wird das zu Käse mutierte Einweiß-, Fett-, Koh-lehydratgemisch der Kuhmilch mit Hilfe eines grob-maschigen Leinensackes aus dem Riesenbehälterherausgehievt, in den sogenannten Worb eingebrachtund darin durch Auspressen vom Großteil seines Flüs-siggehaltes befreit. Der fertige Käselaib wird nun so-fort einer Behandlung durch Salzlake unterzogen.Für die volle Geschmacksausprägung sollte der All-gäuer Bergkäse bei seinem Reifungsprozess Raum-temperaturen von möglichst konstanten zwölf GradCelsius ausgesetzt sein und bei weder zu hoher nochzu niedriger Luftfeuchte gelagert werden. Umgebungs-temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der Raumluft sindso wichtig, weil sie gewisse Reifungsmechanismen im
Käselaib stimulieren oder abschwächen. Dazu zähltvor allem der bakterielle Abbau des Milch zuckers, che-misch der Laktose, zu Milchsäure im Käse. Diese regtdie Bildung bestimmter enzymatischer Proteine an,die für die geschmackstypischen Eigenschaften ver-antwortlich sind, die den Allgäuer Bergkäse nach mei-ner persönlichen Wertschätzung zu dem machen, waser ist: ein in der Welt einzigartiges, so nicht und nir-gends nachahmbares, in seinen feinen Geschmacks-
nuancen unerreichbares Produkt,ein sehr hochwertiger Vertreter ausder Kategorie Nahrungs- und Ge-nussmittel.Im Blick auf mein hier angestimm-tes Lob auf den heimischen Bergkä-
se sollte nicht übersehen werden, dass es hinsichtlichder Herkunft große Unterscheidungen zu machen gilt,Unterscheidungen, aus denen gravierende Qualitäts-abweichungen resultieren. So muss von einem Allgäu-er Alp-Bergkäse einerseits und von einem AllgäuerLand-Bergkäse andererseits gesprochen werden. Ers -terer wird aus der Milch von Kühen gewonnen, diesich in Höhenlagen von etwa über 1200 Metern ausenergiereichem und vergleichsweise weit aromatische-rem Pflanzenangebot ernähren, während die in Talla-gen weidenden Kühe dieselben Nahrungsressourcendort vielleicht nicht vorfinden. Dass ich für die meinerAnsicht nach gewaltige geschmackliche, vielleicht auchnährwertmäßige Vorrangstellung des Alp-Bergkäsesfür gewöhnlich auch einen erheblichen Mehrpreis zuzahlen habe, akzeptiere ich schon deshalb, weil ich auseigenem Erleben um Mühe und Anstrengung, Fleißund Achtsamkeit derjenigen weiß, die mit der Herstel-lung dieses speziellen Käsetyps befasst sind. •
In der Alpe Oberbalder-
schwang presst der einstige
Senn auf dem Foto aus den
1990er-Jahren die aus dem
Kessel gehobene Käse masse
im sogenannten Worb aus
»Den Mehrpreis für den
Alp-Bergkäse nehme ich
nur zu gerne in Kauf«
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Museumsgeschichte
Im Sommer 2002 öffnete das Allgäuer Bergbauernmuseum in Diepolz zum ersten Mal seine Pforten, Stalltüren und Scheunentore.Seitdem haben 650.000 Besucher das Freilichtmuseum besucht unddabei Interessantes über das harte Leben der Bergbauern und dieKulturgeschichte des Allgäuer Braunviehs erfahren. Viola Elgaß hatsich in der lehrreichen Einrichtung auf Zeitreise begeben
Zeitreise auf die AlpGeburtstag im Bergbauernmuseum
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Wer sich an den vielen Allgäuer Viehschei-den sattgesehen hat, oder wenn es zumBeispiel bei Regen nichts wird mit einem
Besuch auf dem Scheidplatz, ist das Bergbauernmu-seum im Immenstädter Ortsteil Diepolz eine empfeh-lenswerte Alternative. Insbesondere Kinder sindbegeistert von dem großen »Spielplatz«, der heuer seinzehnjähriges Jubiläum feiert und bei dem man – ganz nebenbei – viel über die Allgäuer Landwirtschaft von1800 bis heute und damit auch über die Ursprünge desAlpabtriebs lernen kann. Mit den Planungen für das Immenstädter Stadtmu-seum Hofmühle ergab sich für die Kommune im Jahr1997 auch die Frage nach einem Museum, das dieAgrargeschichte des Oberallgäus präsentiert. Als alt-eingesessenes Bergbauerndorf am südlichen Hang des1250 Meter hohen Hauchenberges fiel die Wahl aufDiepolz als optimalen Standort. Im Herbst 2000 wurdeder erste Spatenstich gemacht. Bereits in der Planungs-phase gründete sich der »Förderverein Allgäuer Berg-bauernmuseum« in Diepolz, der seit der Eröffnung dieTrägerschaft ehrenamtlich ausübt.
Bergbauerei als Zeichen der Kultur
Bergbauern, wie die Landwirte genannt werden, derenBauernhof über einer Höhe von 1000 Metern liegt, ar-beiten unter besonders schweren Bedingungen. GroßeTeile ihrer Flächen liegen in Berggebieten, die Vegeta-tionszeit ist deutlich kürzer als in den Tallagen. SteileHanglagen, karge, steinige Böden und lange, kalteWinter machen den Bergbauern das Leben schwer.Trotz staatlicher Förderung bringt ihre Arbeit wenigErtrag. Rund 3000 Bauernhöfe gibt es noch zwischenKempten und Oberstdorf, die Milchwirtschaft undViehzucht betreiben. So steht es im Museumsführervon 2004. Heute sind es schon viel, viel weniger. Undihre Zahl dürfte in den kommenden Jahren weiter ab-nehmen. Dabei leisten die Bergbauern einen wichtigenBeitrag für die regionale Kultur und insbesondereauch für das Allgäuer Landschaftsbild: Durch die Be-weidung der hochgelegenen Flächen wird der Erosionbeziehungsweise Hangrutschungen entgegengewirktund eine Verwaldung verzögert. Die Weiden werdennatürlich durch das Vieh gedüngt. Die Vermittlungder besonderen Lebens- und Arbeitsbedingungen derBergbauern – in Vergangenheit und Gegenwart – istdas Ziel des Allgäuer Bergbauernmuseums.
Der Museumsbauer arbeitet »live«
Zu den besten »Ausstellungsstücken« zählt deshalb Richard Wiedemann. Der Landwirt lebt und arbeitetmit seiner Familie auf dem Bauernhof mitten auf demMuseumsgelände. Nebenbei ist der Tausendsassa Elek-triker, Hausmeister, »Kinderwiederfinder, Kuh- undSchafflüsterer«. Der Wiedemannhof wurde schon1787 erwähnt und ist ein typischer Allgäuer Einhof:Haus, Stall und Scheune sind unter einem Dach in ei-
Links: Bei ihrer »Zeitreise« durch das
Bergbauernmuseum können Kinder
zeitgenössische Kleider und Joppen
anprobieren. S. 52 unten links: das
Engangsgebäude des Museums,
daneben Mitte: Auf dem Wiedemann -
hof lassen sich die Milchkühe
Streicheleinheiten gefallen. Unten:
Im hofeigenen Heustock können
Mutige den Sprung ins Heu wagen
54 Alpsommer &Viehscheid 2012
ner Flucht untergebracht. Einen Teil der Scheune haben die Wiedemanns dem Museum zur Verfügunggestellt. Dort erfährt man alles über die Kulturge-schichte der Kuh. Am Melksimulator kann man testen,ob man als Magd oder Knecht tauglich wäre. Schonfast symbolisch für das Diepolzer Freilichtmuseumsteht der Heustock. Das »Heihupfa« oder »Heijucka«,was soviel bedeutet wie »ins Heu springen«, ist Mutprobe und Spaß in einem. Seit 2008 zählt auch der Sattler-Hof zum Museum. Dasüber 300 Jahre alte Gebäude stand ursprünglich inSchöllang bei Oberstdorf und wurde Stein für Steinund Balken für Balken dort ab- und auf dem Muse-umsgelände wieder aufgebaut. Schubladen öffnen unddie alten Ofenbänke auf Bequemlichkeit testen ist hierausdrücklich erlaubt. Die Hauswirtschafterin lässt sichgerne beim Kochen und beim Aufräumen in der Stubebeobachten und steht den Besuchern Rede und Ant-wort. Bei der »Zeitreise«, einem pädagogischen Ange-bot des Museums, schlüpfen Besucher, Kindergarten-und Schulgruppen in alte Joppen, wie sie die Bauern-kinder vor rund 100 Jahren trugen, und dürfen beimBrotbacken, Buttern oder Schupfnudeln kochen hel-fen. In der Rosshütte, die ebenfalls im Jahr 2008 ausdem Immenstädter Stadtwald nach Diepolz umgesie-delt wurde, wird die harte Arbeit der Holzer und derBauern mit ihren Pferden veranschaulicht. Sehr be-
liebt ist die Hörstation in der Hütte, in der man zweiechten Holzern beim Singen lauschen kann. Bei derEinkehr in der Museumsalpe Höfle, 1872 als Sennalpefür etwa 100 Kühe gebaut, lassen sich Einblicke in diehistorische Alpwirtschaft, zum Beispiel in der re-konstruierten Sennküche oder der Hirtenstube, mit einer Allgäuer Brotzeit verbinden.
Rund um die Wildkräuter
Für das Jubiläumsjahr 2012 sind wieder neue Aktio-nen geplant. Eine Sonderausstellung befasst sich mitdem Thema »Wildkräuter im Wandel der Zeit«. Mitverschiedenen neuen Kräuterkursen und Kräuterak-tionstagen zum Essen oder für die Gesundheit wirddas Thema den Besuchern ganzheitlich nahe gebracht(siehe auch Seite 72).Als Höhepunkt des Jahres gilt das Festwochenendevom 13. bis 15. Juli mit der »Museumsnacht traditio-nell und geheimnisvoll«, dem Aktionstag »Unser Museum stellt sich vor« und dem ganztägigen Musik-programm »Das Museum spielt auf!« auf dem gesam-ten Gelände mit verschiedenen Musikkapellen undBewirtung. Zusätzlich bietet das Bergbauernmuseumwie in jedem Jahr Aktionstage, Kurse und ein Kinder-programm. •
Kurz und wichtig:
Allgäuer Bergbauernmuseum
Diepolz 44
87509 Immenstadt
Tel. 08320/709670
Fax 08320/9259852
E-Mail:
www.bergbauernmuseum.de
Kochen, Backen, Waschen, Nähen: DieHaushälterinnen im Sattler-Hof lassensich gerne auf die Finger schauen
55Alpsommer &Viehscheid 2012
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1 Alpsommer &Viehscheid 2012
57Alpsommer &Viehscheid 2012
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58 Alpsommer &Viehscheid 2012
Als Professor Peter Buck 1992 in Oberstdorf einKlassikfestival im Allgäu mit einer Ausrich-tung abseits des Massengeschmacks etablierte,
war nicht absehbar, was aus dieser Idee einmal entste-hen würde. Buck, der unter anderem an der Staatli-chen Hochschule für Musik in Stuttgart lehrt, freutsich auf das Jubiläum in diesem Jahr. Solisten und En-sembles, die zur musikalischen Erfolgsgeschichte bei-getragen haben, die mit Bucks künstlerischem Wirkenverbunden sind oder auch ein Bühnenjubiläum bege-hen, gratulieren zum 20. Geburtstag.
Konzertantes Erleben in der Natur
Zwei außergewöhnliche Klangerlebnisse bietet dasMusikereignis, das 2012 unter dem Motto »20 Jahre –Wegbegleiter der Musik« steht und Spielorte vonOberstdorf bis nach Isny im Westallgäu und Otto -
beuren umfasst, erstmals in diesem Jahr: die Verbin-dung von Wandervergnügen in idyllischer Natur undmusikalischer Unterhaltung bei zwei Konzertwande-rungen zum Dichterhaus nach Kornau bei Oberstdorfund durch die Breitachklamm zur Alpe Dornach EndeJuli und Anfang August. Der Treffpunkt für die Tour zum Dichterhaus am 29.Juli ist um 9 Uhr am Oberstdorf Haus. Auf dem Wegnach Kornau begleiten Geschichten des schwäbischenVolksdichters Arthur Maximilian Miller die Teilneh-mer. Im Dichterhaus, das an den Autor erinnert, klingtdie Wanderung mit einer Musik- und Wort-Matinéeaus, die von Schülern der Musikschule und des Gym-nasiums Oberstdorf gestaltet wird. Bei schlechtemWetter entfällt die Wanderung, das Konzert beginntum 11 Uhr im Dichterhaus. Karten sind für 15 Euroerhältlich. Am 4. August geht es durch die Felskulisseder Breitachklamm bis zur Alpe Dornach. Natur- undKulturgenuss verbinden Stefanie Schumacher auf dem
Klassikfestival
Einen runden Geburtstag feiert in diesem Jahr die bei Künstlern und Publikum beliebte Konzertreihe »Oberstdorfer Musiksommer«. Seit 20 Jahren steht hier klassische Musik im Mittelpunkt – 2012 ergänzt um originelle Ideen wie die Kombination von Konzerterlebnis und Wandern.Marius Lechler blickt voraus auf das Festival vom 26. Juli bis 16. August
Musikalisches Jubiläumauf Schusters Rappen
59Alpsommer &Viehscheid 2012
Akkordeon und der beliebte ehemalige BR2-Modera-tor Michael Skasa als ihr lesender Partner beim virtu-os-witzigen Musik- und Wort-Konzert »Ferien vomUrlaub«. Die Teilnehmer dieser Konzertwanderungtreffen sich um 16 Uhr am Parkplatz Breitachklamm.Karten gibt es für 47 Euro. Bei schlechtem Wetter fälltdie Tour aus, das Konzert startet um 18 Uhr in derAlpe Dornach. Die Teilnahme an beiden Wanderun-gen ist nur mit Konzertkarte möglich.
Volksmusik trifft klassische Klänge
Auch für Musikliebhaber, für die die Verbindung un-terschiedlicher Stile ihren eigenen Reiz hat, finden sicheinige Spezialitäten: Unter dem Programmpunkt»Klassik auf den Spuren der Volksmusik« sind beimJubiläumskonzert am 27. Juli im Oberstdorf Haus dasTenHagen-Quartett, Peter Buck am Violoncello, die
Jodlergruppe Oberstdorf, die Fischinger Hausmusik,die Walser Maika und die Raffele Musik Hüttlinger-Milz zu hören. Unter anderem lässt das 2011 mit demSpezialpreis für Kammermusik ausgezeichnete Ten-Hagen-Quartett die Allgäuer Wurzeln des Festivals er-klingen, verbündet sich beim Concertino von J. G.Albrechtsberger mit Maultrommel und Gitarre undentdeckt die traditionelle Jodelgesangskunst. Ein weiterer Höhepunkt der dreiwöchigen Veranstal-tungsreihe sind die für Zuschauer offenen Internatio-nalen Meisterkurse (seit diesem Jahr unter demNamen »Young Musicians Program Oberstdorf«) fürvielversprechende Nachwuchstalente bei renommier-ten klassischen Musikern während des Festivals. Die»Beethoven’sche Macht der Musik« – interpretiert vonjungen Musikern aus aller Welt im Kaisersaal in Otto-beuren am 15. August und im Oberstdorf Haus am 16. August – setzt schließlich den krönenden Schluss-punkt des musikalischen Ereignisses im Allgäu. •
Günstiger im Vorverkauf
Karten für die Konzerte des Oberstdorfer Musiksommers sind unter anderem
beim Festivalbüro, Bahnhofplatz 3, 87561 Oberstdorf, Tel. 08322/700-447
oder -467, Fax 08322/700-448, E-Mail: [email protected],
www.oberstdorfer-musiksommer.de erhältlich. Hier gibt es auch eine
Programmübersicht. An der Abendkasse beträgt der Zuschlag einen Euro.
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S. 58 oben: Professor Peter Buck
im Internationalen Meisterkurs
mit jungen Musikern aus aller
Welt. Oben links: Bei den 2012
zum ersten Mal veranstalteten
Konzertwanderungen tritt
Stefanie Schumacher am
Akkordeon gemeinsam mit dem
ehemaligen Radiomoderator
Michael Skasa in der Alpe
Dornach (ganz oben rechts) auf.
Darunter: Beim Konzert »Klassik
auf den Spuren der Volksmusik«
trifft das TenHagen-Quartett auf
die Jodlergruppe Oberstdorf
60 Alpsommer &Viehscheid 2012
Service
Wer bei der Wahl des richtigen Urlaubsdomi-zils auf persönlichen Umgang und indivi-duelle Betreuung Wert legt, könnte bei den
Mitgliedern des in Deutschland und Österreich aktivenVereins gut aufgehoben sein. Für die unter dem Dachder »Alpinen Gastgeber« zusammengefassten Pensio-nen, Ferienwohnungsanbieter oder Gasthöfe steht nachAngaben des Vereins herzliche, authentische Gast-freundschaft im Mittelpunkt. Laut ProjektmanagerinBrigitte Hainzer ist ein besonderer Vorteil des Kon-zeptes, dass die Urlauber bei den »Alpinen Gastge-bern« von den regionalen Kenntnissen der Vermieterdurch individuelle Tipps und persön liche Empfehlun-gen profitieren. »Viele Gastgeber unternehmen nachMöglichkeit auch gerne selbst eine Wanderung mitihren Gästen und zeigen ihnen ihre ganz persönlichenLieblingsplätze der Region«, ergänzt sie. Die wichtigste Gemeinsamkeit der derzeit etwa 220Mitgliedsbetriebe des Vereins ist gleichzeitig aucheines ihrer Qualitätsmerkmale: Die Vermieter bei den»Alpinen Gastgebern« sind ausnahmslos familienge-
Urlaub mit
Persönlichkeit
Rund 220 familiär geführte
Betriebe ge hören zur
touristischen Kooperation
»Alpine Gastgeber« –
darunter 40 in den
Regionen West-, Ober- und
Ostallgäu. Die Vereinigung
wird von der Europäischen
Union gefördert. Nähere
Informationen sind erhält -
lich unter Alpine Gastgeber,
Bürgerstraße 15,
A-6020 Innsbruck,
Tel. +43(0)512/566566-0,
E-Mail: info@alpine-
gastgeber.com,
www.alpine-gastgeber.com
In familiärer Umgebungdie Berge genießen
Gerade an die Viehscheidwochenenden ist es für Allgäu-Besucher besondersschwer, noch kurzfristig ein Quartier zu bekommen. Ein Geheimtipp sind hier zum Beispiel die »Alpinen Gastgeber«. In dem Vermieternetzwek haben sich rund 220 Betriebe wie Gasthöfe, Pensionen sowie Privat- und Ferienwoh nungs -vermieter aus dem Allgäu, aus Oberbayern, Tirol und dem Salzburger Land vereint. Sie kümmern sich um die Unterbringung – auch wenn »nichts mehr möglich« zu sein scheint. Marius Lechler über den Touristik-Zusammenschluss
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führt. Das Allgäu hat daran einen großen Anteil: 40Unterkünfte befinden sich in den Regionen West-,Ober- und Ostalllgäu.Um den Urlaubern eine große Vielfalt an Freizeitakti-vitäten zu bieten, haben die Gastgeber des Vermieter-netzwerkes spezielle, auf die Besucher zugeschnitteneOfferten, so Brigitte Hainzer – sei dies die geräumigeFerienwohnung, das separat dazu buchbare Frühstückoder gar die Halbpension. Da rüber hinaus sind dieMöglichkeiten, aus denen die Gäste wählen können,bei den Mitgliedern der Kooperation in Kategorienunterteilt. So werden Sportler, Entdecker, Kinder oderGesundheitsurlauber besonders angesprochen. »Das kann ein erfahrener Bergführer sein, der seineGäste auf die schönsten Gipfel der Region begleitet,ein leidenschaftlicher Koch, der mit ansprechendenKochkursen Einblicke in die alpine Küche gibt, oderauch eine Kräuterexpertin, die ihren Gästen dieSchätze der Natur näherbringt«, meint Brigitte Hain-zer. Entsprechende saisonale Angebote finden sich aufder Internetseite des Zusammenschlusses. •
2Alpsommer &Viehscheid 2012
62 Alpsommer &Viehscheid 2012
Im Gasthof Grüntenblick im kleinen Ort Agathazellbei Sonthofen geht es an diesem Abend um weitmehr als nur Fachsimpelei und Gespräche über
den heimischen Hof. Bei den Mitgliedern des Jung-züchterclubs Oberallgäu-Süd, die sich hier getroffenhaben, um einem Vortrag über Einsatzmöglichkeitendes Melkroboters in kleinen Betrieben zu lauschen,wird nach dem informativen Teil vor allem viel gelachtund ein freundschaftlicher Austausch gepflegt. Der Zusammenschluss ist für seine Mitglieder sozialerTreffpunkt, Forum für Ideen und »vor allem kein Ver-ein, in dem man zu allem verpflichtet ist«, wie MarliesAdelgoß aus Hochweiler erklärt. Ihr Bruder habeeinen landwirtschaftlichen Betrieb, erklärt sie, sieselbst habe Hauswirtschafterin gelernt und danach zurArzthelferin umgeschult. Der Jungzüchterclub seioffen für junge Leute, die Interesse an der Landwirt-
schaft haben, auch wenn sie keinen eigenen Hof be-wirtschaften, meint auch Johannes Neß aus Au-Thal-hofen, dem Ortsteil von Fischen. »Ich mache hier mit,weil das einfach ein g’heriger Haufen ist, wo man vielmiteinander erlebt«, unterstreicht er.
280 Mitglieder aus dem Landkreis
Die Clubmitglieder im Alter von 15 bis Mitte 30 un-ternehmen Ausflüge, erleben Betriebsführungen aufHöfen, die sich mit modernen Produktionsweisen be-fassen, und werden von diversen Referenten über dasNeueste rund um landwirtschaftliche Methoden in-formiert. Dabei geht es mal zum gemeinsamen Skifah-ren, mal auf Lehrfahrt in eine Südtiroler Molkerei oderzur Besichtigung eines Betriebes, um sich dort überdie Braunviehzucht vor Ort zu informieren. Insgesamt
Landwirtschaft
Ganz schön züchtigAllgäuer Klassekälber seit 25 Jahren
Während des Alpsommers und der darauffolgenden Viehscheid-Saisonspielt das Allgäuer Braunvieh eine Hauptrolle für Landwirte und Gäste.Für die insgesamt zehn Jungzüchterclubs im Allgäu stehen Zucht undPflege dieser Tiere sowie die Betreuung des bäuerlichen Nachwuchses im Mittelpunkt. Einer von ihnen, der Jungzüchterclub Oberallgäu-Süd,feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Marius Lechler hat einigeMitglieder der Vereinigung getroffen
63Alpsommer &Viehscheid 2012
Chris toph Hauber aus Altstädten ist unter 30. »Das Zieldes Jungzüchterclubs besteht darin, jüngere Leute an dieLandwirtschaft heranzuführen«, fügt er hinzu.
Im Tierzelt auf der Messe AllgäuSchau
2012 feiert der 1987 gegründete Club 25-jähriges Ju-biläum. Neben den Feierlichkeiten im Sommer wer-den die Nachwuchs-Landwirte und von den Finessender Braunviehzucht faszinierten jungen Leute auch aneinem weiteren Geburtstag teilnehmen: Der Jung-züchterclub Oberallgäu-Süd wird auf der vom 17. bis20. Mai stattfindenden Verbrauchermesse Allgäu-Schau in Immenstadt, die bereits zum zehnten Malveranstaltet wird, im Tierzelt vertreten sein und dortauf 320 Quadratmetern verschiedene Tierarten vonOberallgäuer Bauernhöfen vorstellen. •
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S. 62: Beim Kälbervorführ wett -
bewerb auf der AllgäuSchau 2008
in Immenstadt konkurrieren die
»Braunvieh-Schönheitsköni ginnen«
der Verbrauchermesse; ganz
rechts im Bild: Dietmar Steinert,
Betreuer des Jungzüchterclubs
Oberallgäu-Süd. Oben links:
leckere Belohnung für das Rind,
daneben ein besonders prächtiges
Exemplar. Links: der Jungzüchter -
club auf Tour in Slowenien 2010
umfasst die Vereinigung rund 280 Mitglieder. Sie stam-men im Westen des Landkreises Oberallgäu aus demUmkreis von Oberstaufen bis nach Wertach im Ostensowie von Oberstdorf im Süden bis zur Umgebung vonNiedersonthofen im Norden, so Donat Hindelang ausGreggenhofen bei Rettenberg. »Der Jungzüchterclub Oberallgäu-Süd als bäuerlicheNachwuchsorganisation ist über Allgäuer und Bayeri-sche Jungzüchtergemeinschaft in die Bayerische Jung-bauernschaft integriert«, erklärt Dietmar Steinert,Betreuer der Gruppe vom Amt für Ernährung, Land-wirtschaft und Forsten in Kempten (AELF). Es näh-men etwa 40 Teilnehmer pro Veranstaltung dieAngebote wahr. »Neben dem Altersschnitt unsererTeilnehmer ist auch die Vorstandschaft recht jung«,ergänzt Donat Hindelang, dessen Eltern einen Hof be-sitzen, auf dem er mitarbeitet. Auch der 1. Vorsitzende
Treff für Braunvieh-Fans
Für nähere Informationen zum Jungzüchterclub
Oberallgäu-Süd stehen der 1. Vorsitzende Christoph
Hauber, Malerwinkelweg 8, 87527 Altstädten, Tel.
08321/5688, E-Mail [email protected], und
Dietmar Steinert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten in Kempten (AELF), Adenauerring 97, 87439
Kempten (Allgäu), Tel. 0831/52147-210, E-Mail
[email protected], www.aelf-ke.bayern.de,
zur Verfügung.
64 Alpsommer &Viehscheid 2012
65Alpsommer &Viehscheid 2012
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66 Alpsommer &Viehscheid 2012
Kolumne
Trotz der Tatsache, dass es kaum noch Frischmilch beiuns im Allgäu gibt, weil der Verkauf von Frischmilch-produkten einem großen Konzern zu wenig Geld ab-wirft, und trotz der Tatsache, dass immer öfterLebensmittel zur Energieerzeugung verwendet wer-den, freue ich mich auf den Alpsommer 2012. Bereits jetzt kommt die Sehnsucht nach dieser Zeit,wenn die ersten Tiere wieder bergaufwärts zu ihren»Sommerquartieren« getrieben werden. Voller Unge-duld warte ich darauf, dass die ersten Alpen beschlagenwerden, oder wie wir sagen: »Ma ziacht i dr’ Bearg ing«.Ich freue mich auf das Geläut der Kuhschellen, demich am Abend von meinem Balkon aus lauschen kann.Ich freue mich auf manche Wanderung und eine ge-mütliche Einkehr auf der Alp, auf das Jungvieh, dasneugierig herkommt und die Wanderer bestaunt. Ichfreue mich auf eine Brotzeit mit Bergkäse und Wurstvon der Bauernselbstvermarktung. Diesen Luxus lasseich mir kein Jahr entgehen.Da vergisst man für eine Zeit den Streit um den Milch-preis und um die Pleite einer Milchgenossenschaft, derin vielen Dörfern für Unfrieden unter den Bauern ge-sorgt hat. Auf diesen Wanderungen vergesse ich auchmeine eigenen Probleme mit der Arbeit und so man-chen Misserfolg in meinem Leben. Wenn ich dann zu-
frieden von einem schönen Plätzchen ins Tal schauenkann, denke ich mir immer wieder: Ist es wirklich nö-tig, der ganze Streit und das ganze Geschrei, die vielenFinten, das gierige Raffen, das Geldgenerieren? Warumsehen wir nicht, wie gut wir es eigentlich haben? Warumgeht es immer weiter im Hamsterrad? Eine Antwortdarauf habe ich noch nie gefunden. Wir sind halt keinevollkommenen Wesen, aber im Alpsommer, da be-komme ich wieder eine Ahnung von dem »Stückchenheile Welt« bei uns im Allgäu.Dieser Begriff mag für manchen abgedroschen klin-gen, für mich ist und bleibt er wichtig. Die zahlreichenvon nah und fern kommenden Gäste sehen das an-scheinend genauso. Mehr als 2,8 Millionen »Touris« ha-ben das Allgäu 2011 besucht. Das ist doch unglaublichund ein Beweis dafür, wie schön es in dieser Regionist. Weiter gemeinsam für dieses schöne FleckchenErde zu arbeiten und seine Schönheit zu erhalten, daslohnt sich. Sinnloser Streit lohnt sich nicht. Tue recht,fürchte Gott und scheue niemand, das war das Mottodes Allgäuer »Alpkönigs« Carl Hirnbein. Dieser großePionier hat schon gewusst, worauf es ankommt. Schaffen wir weiter in diesem Sinne, und vielleicht siehtman sich ja nach getaner Arbeit bei einer gemeinsamenBrotzeit auf der Alp!
Max Adolf ist Kabarettist, Buchautor und von Herzen Allgäuer: www.allgaeukabarett.de
Scharf nôchdenkt über
Alpsommer
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67
Freizeit
Glocken und Schellen zum AnfassenKronburg-Illerbeuren: Bis zum29. Juli werden unter dem Titel»Tierglocken aus aller Welt« imSchwäbischen BauernhofmuseumIllerbeuren rund 200 Glo cken desSammlerehepaares Frieda und Ru-dolf Daub ausgestellt. Die Historieder klingelnden Instrumente kannanhand der exotischen und altenStücke nach vollzogen werden. Siereicht wahrscheinlich bis ins Jahr3000 v. Chr. zurück. Im Lauf derZeit erfüllten die Glocken verschie-
dene Funktionen: zum Schutz vorbösen Geistern, zur Kennzeich-nung der Tiere oder als wichtigesKommunikationsmittel. Hundertevon Exemplaren hat das UlmerEhepaar Daub in über 30 JahrenSammelleidenschaft aus Europa,Asien, Afrika und Amerika zusam-mengestellt. Einige Stücke dürfenangefasst und zum Läuten gebrachtwerden, was die Ausstellung auchfür jüngere Besucher interessantmacht. (mm)
Kurz und wichtig,
Schwäbisches
Bauernhofmuseum Illerbeuren
Museumstraße 8
87758 Kronburg-Illerbeuren
Tel. 08394/1455
Fax 08394/1454
E-Mail: [email protected]
www.bauernhofmuseum.de
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Wilderer im LechtalElbigenalp: Die Geierwally Frei-lichtbühne Elbigenalp im Lechtalbringt für ihre diesjährige Spielzeitdas Stück »Russa Weib« von Clau-dia Lang auf die Bühne. Vom 7. Julibis zum 25. August finden jedenFreitag und Samstag Vorstellungenin beeindruckender Naturkulissestatt. Erzählt wird die dramatische
Geschichte eines unbelehrbarenWilderers, der trotz drohender har-ter Strafen nicht auf die Jagd ver-zichtet. Sowohl seine diplomatischeund mutige Ehefrau, die ihm stetszur Seite steht, als auch seine Toch-ter werden »Russa Weib« genannt.Autorin Claudia Lang zeichnet in»Russa Weib« kein bewunderndes
und verklärtes Bild des Wilderers,sondern geht das Thema durchausauch von der kritischen Seite an.Bis zur Uraufführung wird der Zu-schauerbereich der Freilichtbühnegeneralsaniert, außerdem wird eineVIP-Lounge eingerichtet. Eintritts-karten kosten je nach Kategoriezwischen 22 und 42 Euro. (mm)
Kurz und wichtig
Kartenvorverkauf
Tourismusverband Lechtal
Andrea Weger
A-6652 Elbigenalp
Tel. +43 (0)5634/5315-12
Fax +43 (0)5634/5316
E-Mail: [email protected]
www.lechtal.at/geierwally
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Die Bretter, die die Welt bedeuten,
in der Geierwally Freilichtbühne
Elbigenalp: Hier wird ab 7. Juli
bis zum 25. August jeden Freitag
und Samstag die Geschichte vom
»Russa Weib« erzählt
Einige Schellen in der Illerbeurer Ausstellung sind schon über 1000 Jahre alt,
andere aus ungewöhnlichem Material oder mit exotischen Mustern verziert
68
Freizeit
Spaß und Sport am AlpseeImmenstadt/Oberstaufen: MitDeutschlands längster Ganzjahres-rodelbahn und Bayerns größtemHochseilgarten bietet die AlpseeBergwelt ein im Allgäu einzigarti-ges Freizeitangebot. Bei jeder Wet-terlage kann mit dem sogenannten»Alpsee Coaster« von der Bergsta-tion an die Talstation gerodelt wer-den. Die fast drei Kilometer langeBahn führt durch 68 Kurven und350 Höhenmeter. Sechs bis zehnMinuten dauert die Abfahrt ins Talüber 23 Wellen und vier Brücken.Regelmäßig findet das Nachtrodelnstatt, bei dem Flutlichter auch nachEinbruch der Dunkelheit die Ab-fahrt ermöglichen. Jeder Rodlerkann seine Geschwindigkeit selbstbestimmen; die Höchstgeschwin-
digkeit beträgt 40 Kilometer proStunde. Ein Umkippen der Schlit-ten ist dank fixer Schienenführungausgeschlossen. Der KletterwaldBärenfalle beinhaltet 16 Parcoursmit 170 Kletterelementen, die eineBandbreite von einfachen Hinder-nissen in Bodennähe bis zu Sprün-gen in 18 Metern Höhe abdecken.Die gesamte Anlage ist TÜV-ge-prüft, beim Klettern sind professio-nelle Trainer in der Nähe. Es sindkeine Vorkenntnisse im Kletternnotwendig; die Ausrüstung wirdgestellt. Kulinarische Bedürfnissewerden in der Berghütte »Bärenfal-le« und im »Rodelwirt« an der Tal-station gestillt. Informationen sindim Internet unter www.alpsee-bergwelt.de zu finden. (mm)F
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10 Jahre AllgäuSchau
Immenstadt: Vom 17. bis 20. Maifindet auf dem Viehmarktplatz inImmenstadt täglich von 10 bis 18Uhr die AllgäuSchau statt – in die-sem Jahr bereits zum zehnten Mal.Da das Thema »Elektromobilität«im Mittelpunkt steht, können Seg-ways, Elektro-Bikes und ein Elek-
Vom »blauen« zum »grünen« Allgäu
Sonthofen: In der Dauerausstel-lung des Heimathauses Sonthofenkann die wirtschaftliche Entwick-lung des Allgäus vom Flachsanbauhin zur Milchwirtschaft nachvoll-zogen werden. Die Einzelschrittebeider Verfahren werden dabei er-läutert. In der Schau geht es außer-dem um Persönlichkeiten, die dieKäseherstellung im Allgäu etablier-ten, wie zum Beispiel Carl Hirn-bein und Johann Althaus. (mm)
troauto ausprobiert werden. Nebendem vielfältigen Ausstellungsange-bot ist im Tierzelt vom Amt fürLandwirtschaft und Forsten Kemp-ten in Zusammenarbeit mit demJungzüchterclub Oberallgäu-Süd dietierische Vielfalt Oberallgäuer Bau-ernhöfe (rechts) zu sehen. (mm)
Kletterabenteuer im Hoch -seilgarten und den Rausch der Geschwindigkeit im »Alpsee Coaster« bietet die Alpsee Bergwelt
Im Heimathaus Sonthofen zeigt eine Dauerausstel lung
das Allgäu als einsti ges Flachs anbaugebiet und
Region der Käseherstellung
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69Alpsommer &Viehscheid 2012
Freizeit
Kurz und wichtig
Allgäu Airport GmbH & Co. KG
Am Flughafen 35
87766 Memmingerberg
Tel. 08331/9842000
Fax 08331/98420019
E-Mail: [email protected]
www.allgaeu-airport.de
In weniger als zwei Stunden ins AllgäuMemmingen: Ab 11. Juni startenvom Allgäu Airport in Memmin-gen wieder Flugzeuge nach Berlinund Hamburg. Nachdem Air Ber-lin die innerdeutschen Flüge einge-stellt hatte, bietet nun die neueMarke Flytouropa solche Routentäglich außer samstags an. Berlinwird montags, mittwochs und frei-tags um 6.05 Uhr (Berlin-Mem-mingen um 8.15 Uhr) sowiedienstags und donnerstags um11.55 Uhr (Rückflug um 14 Uhr)angesteuert. Am Montag, Mitt-woch, Freitag und Sonntag startetzusätzlich noch ein Flugzeug nachBerlin um 18.05 Uhr (retour um20.15 Uhr). Nach Hamburg fliegteine Maschine am Dienstag undDonnerstag um 6:20 Uhr (Rückflug
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um 8.35 Uhr) und um 17.55 Uhr(retour 20.10 Uhr) sowie am Mon-tag, Mittwoch und Freitag um11.35 Uhr (Rückflug 13.50 Uhr).Sonntags hebt um 13.35 Uhr einFlieger in die Hansestadt ab (retour15.50 Uhr). Eingesetzt werden auf
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der Strecke Turboprop-Propeller-maschinen der FluggesellschaftAvanti Air. Ein einfaches Flugticketkostet ab 111 Euro inklusive Steu-ern und Gebühren. Unter derAdresse www.flytouropa.com kannim Internet gebucht werden. (mm)
68 Sitzplätze haben die Propeller-Maschi -
nen, die die deutsche Flug gesellschaft
Avanti Air ab Juni von Memmingen nach
Berlin und Hamburg einsetzt
70 Alpsommer &Viehscheid 2012
Freizeit
Kempten: Unter der Dachmarke»Musikhochgenuss« haben sichacht renommierte Musikfestivalsim Allgäu zusammengetan – Klas-sikbox Allgäu, Musica Sacra Inter-national, Ottobeurer Konzerte,Oberstdorfer Musiksommer, Festi-val »vielsaitig«, Neuschwanstein
Musikalische Festival-Vielfalt im Allgäu
Konzerte, Festival der Nationenund »Ein Ort wird Musik«. DieKlassikbox in Kempten bringt unteranderem die Münchner Symphoni-ker auf die Bühne. Das Festival Mu-sica Sacra International findet vom25. bis 30. Mai in Marktoberdorfstatt; Interpreten aller Weltreligio-nen kommen dort zusammen. Vom 17. Mai bis zum 23. Septembererklingen die Ottobeurer Konzerte.Im Kaisersaal der Benediktinerab-tei und in der eindrucksvollen Ba-silika kommt die klassische Musikbesonders zur Geltung. Der Oberst -dorfer Musiksommer vom 26. Julibis 16. August findet in diesem Jahrbereits zum 20. Mal statt (sieheauch S. 58-59). Den Orient auf -leben lässt das Festival »vielsaitig«
in Füssen vom 29. August bis 8. Sep -tember. Im Jahr 1562 wurde in Füssen die erste Lautenmacher-zunft gegründet – ein Instrument,das ursprünglich aus dem arabi-schen Raum stammt. Bei den Neu-schwanstein-Konzerten vom 15. bis23. September sind neun Abendemit dem Stuttgarter Kammerorchester und den Stuttgarter Philharmo-nikern geboten. Unter dem Motto»Klassik für alle – ein Fest für dieganze Familie« wird das Festivalder Nationen (28. September bis 6. Oktober) in Bad Wörishofen ver-anstaltet. Klassik zum Miterlebenbestimmt das Konzept des Festivals»Ein Ort wird Musik« in Bad Hin-delang und im Ostrachtal (7. bis 13. Oktober). (mm)
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Das Ensemble »FisFüz« spielt
am 1. September um 20 Uhr
Oriental Chamber Jazz mit
»Mozart à la Turca« beim
Festival »vielsaitig« in Füssen
71Alpsommer &Viehscheid 2012
Freizeit
Wolfegg: Im Bauernhaus-MuseumWolfegg im Landkreis Ravensburgwird am 1. und 2. September je-weils von 10 bis 18 Uhr das tradi-tionelle Museumsfest gefeiert. ZuGast sind über 80 Handwerker undHandarbeiterinnen, die ihre Fähig-keiten präsentieren und seltene, historische Werkzeuge und Gerät-schaften zeigen. Die Besucher kön-nen Wagnern, Schnitzern, Küfern,Drechslern, Schreinern und Satt-lern bei der Arbeit zusehen. Es wird geschmiedet, Sensen wer-den gedengelt, Körbe und Stühlegeflochten. Auch ein Büchsenma-cher, ein Schuhmacher und einBürstenbinder zeigen ihr Können,darüber hinaus werden bäuerlicheHandarbeitstechniken vorgeführt.In den Museumsstuben wird ge-klöppelt, gestopft und gestrickt.Weberinnen zeigen am Webstuhlihre Kunst. Eine Dreschergruppeführt das Dreschen von Getreidenach alter Methode durch, eineDreschmaschine ist ebenfalls in Be-trieb. In historischen motorbetrie-ben Mühlen wird das Getreidegemahlen. Bei vielen Handwerkernsind Mit-Anpacken und Auspro-bieren absolut erwünscht. Gleich-zeitig findet auf dem Gelände das3. »Geißentreffen« statt. An beiden Festtagen sind auf demGelände des Freilichtmuseumsüber 150 Ziegen, Ziegenböcke undKitze diverser Rassen zu bestaunen.Beim Wettmelken können die Mu-seumsgäste selbst Hand anlegen.Darüber hinaus verspricht das Zie-genwettrennen Spannung. Auch imRahmenprogramm mit Direktver-marktern von Ziegenproduktenwie Käse, Wurst, Bürsten aus Zie-genhaar, Fellen oder Ziegen -milchseife dreht sich »alles rund
Altes Handwerk und Gemecker im Museum
um die Goiß«. Zur Unterhaltungtreten verschiedene Trachten- undMusikgruppen sowie ein Drehor-gelspieler auf. Ein umfangreichesKinder- und Familienprogramm
lädt kleine und große Museumsbe-sucher zum Verweilen ein. Schließ-lich gibt es beim MuseumsfestFeines aus der oberschwäbischenKüche zu genießen. (mm)
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Kurz und wichtig Bauernhaus-Museum Wolfegg
Vogter Straße 4
88364 Wolfegg
Tel. 07527/9550-0
Fax 07527/9550-10
E-Mail:
www.bauernhaus-museum.de
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Links: Tanz vor dem 1788
erbauten Fischer haus.
Links unten: Früh übt
sich, wer beim »Geißen-
treffen« in Wolfegg mit
seinem Tier einen guten
Ein druck machen will.
Freizeit
Diepolz: Die Sonderausstellung imzehnten Jubiläumsjahr des AllgäuerBergbauernmuseums Diepolz (sieheauch S. 52-54) befasst sich mit demThema »Wildkräuter im Wandel derZeit«. Ab Ostersonntag, 8. April, bis
Kräuterschau im Jubiläumsjahr
Blick in die Zukunft. Noch bietetdas Allgäu eine große Kräuterviel-falt. Das Wissen hierüber zu sam-meln und den Respekt gegenüberWildkräutern zu fördern, ist das Zielder Ausstellung. Stationen, an denendie Besucher sich mit den einzelnenKräutern beschäftigen können, undAlltagsanwendungen prägen dieWanderausstellung. Welchen Ein-fluss die Kräuter auf Sinne und Seelehaben, kann in Diepolz ertas tet, ge-hört, geschmeckt, gesehen und ge-fühlt werden. Jüngeren Besuchernbringt der Tannenbart »Bartl« dienützlichen Pflanzen kindgerechtnahe. Poetische Texte von BärbelBentele ergänzen die Wanderschau.Es kommen Allgäuer Pioniere vomFach zu Wort, beispielsweise Susan-ne Fischer-Rizzi oder die früherenWegbereiter wie Pfarrer SebastianKneipp und Pius Lotter. (mm)
Auf dem Gelände des Bergbauern-
museums gibt es einen Kräuter-
und einen Bauerngarten (links)
4. November ist die Ausstellung täg-lich von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Siemacht die Bedeutung und den Wan-del der Kräuter sichtbar, spannt denBogen von der Vergangenheit biszur Gegenwart und versucht einen
Burgberg: Die Erzgruben-Erleb-niswelt am Grünten in Burgbergstartet am 28. April ab 12 Uhr indie neue Saison. Bis 28. Oktoberkann sie täglich von 10.30 Uhr bis17 Uhr besucht werden. Am Eröff-nungstag finden nachmittags Vor-führungen in der Schauschmiedestatt, in denen ein Hufschmied Ge-brauchsgegenstände aus früherenZeiten schmiedet, zum Beispiel Nä-gel, Hufeisen und Schürhaken. Um14 Uhr führt die KnappengruppeBurgberg einen Tanz vor, der einenBestandteil der Oberallgäuer Ge-schichte darstellt und an die harteArbeit der Bergleute erinnert. Als»Knappe« wird jemand bezeichnet,der eine Lehre im Bergbau erfolg-reich abgeschlossen hat. Junge Be-sucher können am 28. April einkleines Hufeisen schmieden, an ei-ner Rallye teilnehmen oder sich auf
Neue Saison im Museumsdorf
dert und die Geologie des Grüntensowie des Allgäus erforscht werdenkann. Es ist von Burgberg aus mitdem Erzgrubenbähnle oder zu Fußerreichbar, eine öffentliche Zufahrtgibt es nicht. (mm)
dem Spielplatz austoben. Die Erz-gruben–Erlebniswelt am Südhangdes Grünten ist ein Museumsdorf,in dem das Leben und die schwereArbeit der Knappen im Eisenerz-Bergbau vom 14. bis 19. Jahrhun-
Kurz und wichtig Allgäuer Bergbauernmuseum
Diepolz 44
87509 Immenstadt-Diepolz
Tel. 08320/709670
Fax 08320/9259852
Email:
www.bergbauernmuseum.de
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Kurz und wichtig Allgäuer Natur- und
Bergwerke GmbH
Grüntenstraße 2
87545 Burgberg
Tel. 08321/7884646
Fax 08321/672222
E-Mail: [email protected]
www.erzgruben.de Höhepunkt der Erzgruben-Erlebniswelt
ist der Abstieg in den Untertagebau Foto
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72 Alpsommer &Viehscheid 2012
2Alpsommer &Viehscheid 2012
74 Alpsommer &Viehscheid 2012
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Gunzesried: Vom 1. Juli bis zum 30.September dauert der Käse-Kräuter-Sommer in Gunzesried. Im Zugedes Projektes können die Besucheran zahlreichen Workshops undWanderungen durch die Berge unddie umliegende Natur teilnehmen.Zusammen mit Landschaftsführer-innen und -führern pflücken dieWanderer dabei ihre eigenen Kräu-
Von Kräutern und Käse
ter und besuchen Kräutergärten sowie Sennalpen. Es gibt eine Kräu-ter-Kochschule, außerdem ist esmöglich, mit tatkräftiger Unterstüt-zung einer Kräuterfrau Salben undSeifen unter dem Motto »Kräuterfür die Seele, die Sinne und denGaumen« herzustellen. Für Fein-schmecker werden spezielle Kräu-termenüs mit vier Gängen bei den
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Beim Käse-Kräuter-Sommer
in Gunzesried bietet der
Kräutergarten Möglichkeiten
für Ent deckungstouren
Gastwirten im Tal serviert. DieKräuter, die in der Region des Gun-zesrieder Tales wachsen, sind eineGrundlage für den besonderen Käsedieses Gebietes, der beim Käse-Kräuter-Sommer immer wiederzum Probieren angeboten wird. Au-ßerdem gibt es die Möglichkeit,Wellness- und Kneippangebote wieTautreten, Armbäder und Massagenzu nutzen. Am 22. Juli wird dasKräutergartenfest mit Frühschop-pen und Musik auf dem Gunzesrie-der Kapplbichl gefeiert. Kinderkönnen sich schminken lassen undhaben Gelegenheit zum Backen vonStockbrot, Spinnen von Wolle undFärben mit Pflanzen. Schließlich la-den Kreativ- und Flohmarkt zumStöbern ein. (mm)
75Alpsommer &Viehscheid 2012
Freizeit
Kempten: Vom 1. Juli bis 26. Au-gust gilt es im Allgäu-Museum inKempten, die Mitmach-Ausstel-lung »Farbenspiel« zu entdecken.Sie richtet sich an Familien mitKindern und Jugendlichen, die hierdie Möglichkeit haben, ausgiebigmit Farben zu experimentieren.Die Diplompädagoginnen WiebkeGross und Flora Fassnacht habenzehn Stationen entwickelt, an de-nen beispielsweise Farben selbsthergestellt werden können. AuchOrdnungssysteme und farblicheWirkung sind erlebbar. Geöffnet istdas Allgäu-Museum dienstags bisfreitags von 10 bis 16 Uhr sowie
Den Farben auf die Spur kommen
samstags und sonntags von 10 bis17 Uhr. Kinder bis sechs Jahre ha-ben freien Eintritt; ältere Kinderund Jugendliche zahlen 1,25 Euro,Erwachsene 2,50 Euro. Eine Fami-lienkarte kostet fünf Euro. (mm)
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Das Allgäu-Museum gerät vom 1.Juli bis 26. August in Kinderhand:Bei der Schau »Farbenspiel« dreht
sich alles um die kleinen Besucher
Kurz und wichtig Allgäu-Museum
Großer Kornhausplatz 1
87439 Kempten (Allgäu)
Tel. Info 0831/2525369
Tel. Eingang 0831/5402120
www.museen-kempten.de
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Füssen: Das Schloss Neuschwan-stein bei Füssen schmückt als Mo-tiv eine neue Zwei-Euro-Gedenk-münze des Bundesfinanzministeri-ums. Bundeskanzlerin Angela Mer-kel überreichte im Februar dasMotiv des Schlosses an den Bayeri-schen Ministerpräsidenten HorstSeehofer, der bei der Vorstellungder Münze anmerkte: »Mehr Bay-
Schloss oder Zahl?
ern auf unserem Geld – das passt!«Seit dem Jahr 2006 gibt das Bun-desfinanzministerium jährlich eineSerie von Gedenkmünzen unterdem Titel »Bundesländer« heraus.Mit Schloss Neuschwanstein wurdenun eines der bekanntesten Wahr-zeichen Bayerns und des Allgäusauf einem Sonder-Zahlungsmittelverewigt. (mm) F
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Nun auch als Geldmünze im Wertvon zwei Euro zu haben: Schloss
Neuschwanstein bei Füssen
Alpsommer &Viehscheid 2012
Blender
Der Name des Berges bei Wiggensbach im Oberallgäugeht zurück auf eine Form der Waldwirtschaft, in derkeine Kahlschläge gemacht, sondern jeweils nur dieschlagreifen Bäume aus dem Wald geholt wurden, wasman blendern oder pläntern nannte. Moderne Form:Plenterwirtschaft. Über den vom Ort Blenden (Ge-meinde Wiggensbach) gebildeten FamiliennamenPlender/Blender wurde dann der Berg benannt.
Grünten
Für den Grünten bei Sonthofen, auch als »Wächter desAllgäus« bekannt, gibt es namentlich eine gute Ver-knüpfungsmöglichkeit mit den Schwarzwälder Grin-den, von denen nur noch der Name Hornisgrindelebendig ist. Durch etymologische (auf die Herkunftdes Wortes bezogene) Verknüpfung mit Grind (Kopf)und den dortigen Landschaftsformen kommt FritzLangenbeck zur Schlussfolgerung, dass bei den obenwaldfreien, vermoorten Buntsandsteinbergen desNord-Schwarzwaldes die bildhafte Bedeutung »schor-figer, vom Grind befallener Kopf« zugrunde liege, wasauf den waldfreien oberen Gipfelbereich des Grüntenzutreffen könnte.
Hauchenberg
Ein etwa fünf Kilometer langer Grat über den Bergstät-ten in der Südseite und dem Weitnauer Tal im Norden.Über diesen lief die Grenze der Grafschaft Montfort-
Rothenfels. Das Bestimmungswort des Bergnamensdürfte althochdeutsch hûh »Uhu« sein, allerdings istdann eine schwache Beugung vorauszusetzen. Dieheute noch dichten Wälder der Nordseite dürften einidealer Lebensraum für den Uhu gewesen sein.
Mädelegabel
Die Namensgebung war im 19. Jahrhundert einiger-maßen verwirrend, weil man unter »Mädelegabel« einerseits die drei heutigen Gipfel Trettachspitze, Mä-delegabel und Hochfrottspitze verstand, andererseitswurden mit diesem Begriff auch alle als »Tretachspitz«bezeichnet. Schließlich wurde der eigentlich nur füralle drei (allenfalls zwei) Spitzen sinnvolle Name aufden mittleren der drei Gipfel bei Oberstdorf im Ober-allgäu eingeschränkt. Deutung: (dreizinkige) Gabelüber der Alpe Mädele. Die Alpe Mädele umfasste frü-her auch Untermädele und damit das Gebiet des Tret-tachursprungs, das früher als Geiß- und Schafweidegenutzt wurde, wie wohl im Hochmittelalter die ganzeAlpe.
Tegelberg
Er macht vom Schwangauer Raum aus den gewaltigs -ten Eindruck in der Bergkulisse. Im 19. Jahrhundertbestiegen ihn Königin Marie und König Max II. vonBayern und errichteten an seinem Fuß das »Schwei-zerhaus«. Sein Name ist mit dem nur in Namen beleg-ten althochdeutschen »tegar« (»groß, breit«) gebildet,das auch in Tegernsee und Degersee enthalten ist. •
Ein Blick in die Namensgeschichte zahlreicher Allgäuer Berge zeigt,dass die Benennungen der hoch aufragenden Gipfel heute zum Teilkaum mehr nachvollziehbare Wurzeln haben. Thaddäus Steiner hatsich mit deren Erforschung in seinem Buch »Allgäuer Bergnamen«,erschienen im Kunstverlag Josef Fink, ausführlich beschäftigt. Wirstellen einige Beispiele vor
Bergnamen
Vom Uhubergund der dreizinkigen GabelF
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Berg-Ursprünge
auf 240 Seiten
Die dritte Auflage des Buches
»Allgäuer Bergnamen« von
Thaddäus Steiner, 240 Seiten,
zahlreiche Fotos, kartoniert,
Preis 14,80 Euro, ist
erschienen beim Kunstverlag
Josef Fink, Lindenberg 2011,
ISBN 978-3-89870-389-5.
Auch zu beziehen unter der
Best.-Nr. 242 bei EDITION
ALLGÄU, Lachener Weg 2,
87509 Immenstadt-
Werdenstein, Tel.
08379/728616, Fax
08379/728018; Online-Shop:
www.heimat-allgaeu.info
Der Hauptkamm der AllgäuerAlpen mit der Mädele gabel(dritter Gipfel von rechts)
78 Alpsommer &Viehscheid 2012
78 Alpsommer &Viehscheid 2012
79Alpsommer &Viehscheid 2012
Medien
Bauen
am Berg
Die Alpen des LandkreisesOberallgäu
Der umfangreiche Band befasst sichmit den Alphütten als gebautenHäusern. Es dient als Nachschlage-werk zu rund 600 Alphütten imOberallgäu, das einen Überblicküber die Entwicklung der Alpwirt-schaft im Allgäu und die Bau -geschichte Entwicklung der Alphüt-ten gewährt. Es informiert über dieUnterschiede der Hütten in dennoch voralpinen Regionen und imHochgebirge und macht aufmerk-sam auf verschiedene Einflüsse aufden Stil der Alphütten, wie sie ausdem Bregenzer Wald, Tirol oderOstschwaben kommen, sowie aufdie allgäueigenen Charakteristika.Die Zeitspanne reicht dabei bis weitin das 20. Jahrhundert hinein. Fo-tos, Pläne und Detailzeichnungenkomplettieren das Werk.
Von Martin Stankowski, 352 Seiten, ca. 1000 Abbildungen,Hardcover, Preis: 39 Euro, Best.-Nr. 388, zu beziehen beiEDITION ALLGÄU, LachenerWeg 2, 87509 Immenstadt-Werdenstein, Tel. 08379/728616,Fax 08379/728018; Online-Shop:www.heimat-allgaeu.info
Allgäu
66 Lieblingsplätze und11 Erlebnisbäder
Das Allgäu, eine der be-liebtesten Ferienregio-nen, bietet »mehr alsKühe«, meint der Autor
Willibald Spatz. Seine persönlichen66 Lieblingsplätze, darunter derEich hörnchenwald in Fischen, dasKünstlerhaus in Marktoberdorf unddie Pestkapelle in Stiefenhofen, so-wie die elf schönsten Hallenbäderwie zum Beispiel das Alpenbad inPfronten und die Therme in BadWörishofen stellt er lebendig indem neu erschienenen Band vor.Altbekanntes sowie echte Geheim-tipps finden sich in dem liebevollgestalteten Lesewerk, das sowohlfür Urlauber wie auch für Einhei-mische interessant ist.
Von Willibald Spatz, 192 Seiten,ca. 80 Abbildungen, Paperback,Preis: 14,90 Euro, ISBN 978-3-8392-1259-2, Gmeiner Verlag,Meßkirch 2012
Tiefer Süden –
Sanftes Land
Oberschwaben, Bodensee,Allgäu und Alb im Panorama
Großformatige Ansichten aus denStädten Oberschwabens, an der Do-nau und der südlichen Alb, im All-gäu und am Bodensee zeigen diePanoramafotos des Bad WaldseerFotografen Markus Leser. Über kul -turhistorische und landschaftlicheSehenswürdigkeiten wie die Prädi-kantenbibliothek in Isny und denEistobel bei Maierhöfen hinweg sind
darin regionseigene Szenenwie die tierische »Miss -wahl« beim Braunviehtag inBad Waldsee zu sehen. Siehalten Traditionelles undModernes fest, Bekanntesund weniger Bekanntes undvor allem das Besondere
dieser Region. Informative undzum Teil humorvolle Texte desLeutkirchers Manfred Thierer er-gänzen die Aufnahmen perfekt. Einidyllischer, hin und wieder auchaufregender Bildband, der nicht nurin das Allgäu, sondern auch überdessen Grenzen hinaus locken will.
Oberschwaben, Bodensee,Allgäu und Alb im Panorama,von Manfred Thierer und Mar -kus Leser, 136 Seiten, 80 Farb -fotos, Hardcover, Preis: 69,90Euro, ISBN 978-3-933614-90-2,Biberacher Verlagsdruckerei,Biberach 2011
Wanderungen
im Oberallgäu
32 Karten in der Box
Ein origineller Wanderführer ist die neue Tourenkartenbox ausdem J. Berg Verlag. In der etwa 9 mal 13 Zentimeter messendenKartonbox finden sich 32 praktische, einfach aus der Schachtelentnehmbare Tourenkärtchen mit Wandervorschlägen für dasOberallgäu. Ob durch den wilden Ostertaltobel bei derGunzesrieder Säge, zur Kapelle von Oberried bei Sonthofen oderzu Deutschlands größter und höchstgelegener Sennalpe, derSchlappoldalpe am Oberstdorfer Fellhorn, für nahezu jedenWanderwunsch findet sich ein passendes Kärtchen in der Box.Darauf gibt es Angaben zu Anfahrt, Einkehr, Höhepunkten undTourenverlauf sowie eine ausführliche Wegbeschreibung.Einziger Kritikpunkt ist das Fehlen der Streckenlänge. Dieangegebene Gehzeit ist doch von Mensch zu Mensch individuell,eine Kilometerangabe wäre hier vielleicht sinnvoller gewesen.
32 Karten in der Box, 64 Seiten, Preis: 9,95 Euro, Best.-Nr.387, zu beziehen bei EDITION ALLGÄU, Lachener Weg 2,87509 Immenstadt-Werdenstein, Tel. 08379/728616, Fax08379/728018; Online-Shop: www.heimat-allgaeu.info
Buchtipp
80 Alpsommer &Viehscheid 2012
Im Allgäu wird Gastfreundschaft groß geschrieben!
Pfälzer Weinstub
Irmi Klaus
Am Anger 10
87538 Fischen i. Allgäu
Tel. 08326/366467
Fax 08326/366468
www.pfaelzer-weinstub.de
Öffnungszeiten: 17.00 – 23.00 Uhr,
Dienstag Ruhetag; Verschiedene Flamm-
kuchen, Pfälzer Spezialitäten
Sennalpe Sonnhalde
Jakl Köhler
87534 Oberstaufen-Buchenegg
Tel. 08386/962418
www.alpe-sonnhalde.de
45 Gehminuten ab Parkplatz
Buchenegger Wasserfälle; Täglich
geöffnet von 1. April bis 1. November
2012 Spezialität: Bachener Käs
Gräner Ödenalpe
Elisabeth Wagner und Andreas Grad
Tel. +43 676/3593480
www.oedenalpe.com
geöffnet: Mai – Oktober 2012
Heiße Suppen, deftige Brotzeiten, Kaffee
und Kuchen urige Stube und Sonnenter-
rasse, 12 Matratzenlagerplätze
Hompessenalpe
Familie Herz
Kalzhofen 10
87534 Oberstaufen
Tel. 08386/4735
Direktverkauf von Milch und
Käseprodukten, von 9.30 – 12.00 Uhr
beim Käsen zuschauen; 20 Kühe,
Besonderheit: erste Sennalpe mit
Biolandanerkennung
Alpe Oberberg
Familie Beck
Gunzesried 6
87544 Blaichach
Tel. 08323/6784 (Sommer)
08321/9771 (Winter)
Frühaufsteher können beim Käsen zu -
schauen Brotzeiten, Übernachten auf
Anfrage; 30 Kühe Besonderheit:
Käsekeller kann besichtigt werden
Dreiangelhütte
Oase der Ruhe für Radler und Wanderer
Renate und Ernst Billian
Tel. 0177/6726315
www.dreiangelhuette.de
Täglich geöffnet vom 28. April
bis 4. November 2012
Übernachtungen möglich, Brotzeit,
Suppe, hausgem. Kuchen, Lage in
sonniger Waldlichtung an der Südseite
des Grüntens, Waldgrillplatz
Alpsommer &Viehscheid 2012
Gasthaus zum Alpsee
Franz Braun
Seestraße 14
87509 Bühl am Alpsee
Tel. 08323/6321
Fax 08323/987973
Der gemütliche Treffpunkt mit
traumhaftem Biergarten - direkt am
Großen Alpsee. Wir freuen uns auf
Ihren Besuch!
Alpe Stubental
Familie Müller
Jausenstation
87491 Jungholz
Tel. 0174/3453497,
www.stubental-alpe.de
Di., Do., So.: 10.00 bis 18.00 Uhr
Mi., Fr., Sa.: 10.00 bis 22.00 Uhr
Kinderspielplatz, kostenloser Liegestuhl -
verleih, Sonnenterrasse, hausgem.
Kuchen, Eisbecher
Alpe Laufbichl
Beate Fink
Hintersteinerstraße 7
87541 Bad Oberdorf
Tel. 08324/519
Beim Käsen zuschauen, Brotzeiten,
Sennalp-Bergkäse, Hirtenkäse,
Bergbutter, Über nachtungsmöglichkeit,
60 Kühe, Besonderheit: Käse im
Rucksackformat (4-5 kg)
82
Preisrätsel
Das Gewinnspiel finden Sie in der Printausgabe von Alpsommer & Viehscheid 2012
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Panoramakarte
1 Reutte – Höfen 1. September
2 Markt Rettenbach 1. September
3 Pfronten 8. September
4 Seeg 8. September
5 Bad Hindelang 11. September
6 Schöllang 12. September
7 Oberstdorf 13. September
8 Balderschwang 14. September
9 Reutte – Lechaschau 14. September
10 Nesselwang 14. September
11 Oberstaufen 14. September
12 Maierhöfen 15. September
13 Gunzesried 15. September
14 Immenstadt 15. September
15 Kranzegg 15. September
16 Jungholz in Tirol 15. September
17 Missen-Wilhams 15. September
18 Eisenberg – Zell 15. September
19 Pfronten – Röfleuten 15. September
20 Schattwald im Tannheimer Tal 15. September
21 Schwangau 15. September
22 Weitnau/Wengen 15. September
23 Reutte – Musau 15. September
24 Nesselwängle im Tannheimer Tal 16. September
25 Buching 17. September
26 Unterjoch 17. September
27 Wertach 18. September
28 Riezlern im Kleinwalsertal 19. September
29 Bolsterlang 19. September
30 Grän-Haldensee 20. September
31 Thalkirchdorf 21. September
32 Tannheim im Tannheimer Tal 21. September
33 Haslach am Grüntensee 22. September
34 Obermaiselstein 22. September
35 Haldenwang 29. September
Alpsommer &Viehscheid 2012
Viehscheidorteund Termine