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Bayerisches Staatsministerium fürUmwelt und Verbraucherschutz
Aktuelles zur Tuberkulose bei Rind und Rotwild
Landesjägertag 2014Altötting
Christof Knitz und LGL-Tbc Expertenteam
Bayerisches Staatsministerium fürUmwelt und Verbraucherschutz
Historie: Entwicklung der Rindertuberkulose in Deutschland
seit 1972: Verordnung zum Schutz gegen die Tuberkulose des Rindes
mit Vorgaben zur flächendeckenden Tuberkulinisierung:
1.7.1996: Deutschland erhält den Status „amtlich frei von Rindertuberkulose“
(Entscheidung 97/76/EWG bzw. 99/467/EG) d.h. 99,9 % der
Rinderherden sind seit 10 Jahren amtlich frei von Rindertuberkulose
und höchstens 0,1 % der Bestände pro Jahr haben infizierte Tiere
► Ende der flächendeckenden Tuberkulinisierung ab 1997
► Überwachung seitdem v. a. im Rahmen der Fleisch-
untersuchung
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Änderung der Tuberkulose-Verordnung(21.07.2013)
► Aufnahme von M. caprae (seit 2003 eigenständige Spezies
neben M. bovis) unter der Definition „Tuberkulose der Rinder“
► Änderung der Festlegung von Verdacht bzw. Ausbruch und
daraus resultierendes weiteres Vorgehen
► Aufnahme von Stichprobenuntersuchungen bei über 24
Monate alten weiblichen Rindern (einmaliges „Monitoring nach
§ 2a“, Abschluss 30.04.2014)
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Rechtsgrundlage:
Verordnung zum Schutz gegen die Tuberkulose des Rindes
§ 1
Im Sinne dieser Verordnung liegen vor:
1. Tuberkulose der Rinder, wenn diese durch
a) bakteriologischen Nachweis von Mycobakterium bovis oder Mycobakterium
caprae,
b) molekularbiologische Untersuchung mittels Nukleinsäureamplifikationstechnik,
c) allergische Untersuchungen mittels intrakutaner Tuberkulinprobe als Monotest oder Simultantest (Tuberkulinprobe) oder
d) Interferon-Gamma-Freisetzungstest,
im Falle der Buchstaben c und d jeweils in Verbindung mit dem bakteriologischen
Nachweis von Mycobakterium bovis oder Mycobakterium caprae oder in Verbindung mit positiver PCR festgestellt ist;
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Tbc - Allgemeines
� Tbc ist eine der am weitesten verbreiteten Infektionskrankheit
• ca. 9,3 Mio. Neuerkrankungen pro Jahr (v. a. Afrika, Osteuropa,
Pazifikgürtel/ Südostasien. Tendenz zunehmend
• weltweit ca. 1,7 Mio. Todesfälle pro Jahr
• Gleicher Erreger (M. caprae) wie beim Rind auch bei Wildtieren,
v. a. Rotwild nachgewiesen
• Tbc ist eine Zoonose, d. h. Übertragung von Tieren/ LM tierischen
Ursprungs auf den Menschen möglich
• Jäger sind verpflichtet bei Anzeichen bedenklicher Merkmale (vor/nach dem Erlegen)
einen amtlichen Tierarzt zur Fleischuntersuchung hinzuzuziehen
• Wild darf nur bei gesundheitlicher Unbedenklichkeit als Lebensmittel in den Verkehr
gebracht werden.
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Ausbrüche von Rindertuberkulose – Deutschland (Bestände)
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Verbreitung der Tbc in Deutschland
Situation 2012: Tbc-Ausbrüche in Rinderbeständen
• Nach positiven Schlachthofbefunden hat LRA OA entschieden, ab Nov. 2012 flächendeckend zu untersuchen (68.489 Tiere in 1.978 Betriebe)
• 23 amtl. Feststellungen von Tbc in D:
19 x Bayern
3 x Niedersachsen
1 x Nordrhein-Westfalen
Ausbruch Quelle: TSN
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Verbreitung der Tbc in Deutschland
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Situation 2013: Tbc-Ausbrüche in Rinderbeständen
• 46 amtl. Feststellungen von Tbc in D:
34 x Bayern7 x Baden-Württemberg5 x Niedersachsen
Ausbruch
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Nutztiere
1. Landkreis Oberallgäu:� zügiger Abschluss der ab November 2012 begonnenen Untersuchungen
2. Landkreise (10) und kreisfreie Städte (4) entlang der Alpenkette: � “Sofortmaßnahme“: schnellstmögliche Untersuchung von 1.000 Tieren� Untersuchung laktierender Tiere, die auf Sennalpen aufgetrieben werden� Untersuchung aller (weiblichen) Rinder über 24 Monate (ca. 500.000 Tiere aus 15.000 Beständen)
(Anhebung des Testalters von 12 auf 24 Monate seit 30.07.2013)� Ausweitung auf die übrigen Gebiete Bayerns abhängig vom Ergebnis der vorgenannten Untersuchungen
3. Referenztiere in anderen Gebieten Bayerns� Untersuchung von Tieren in 5 Regierungsbezirken ohne Rotwildkontakte (772 Tiere)
4. � Rückkehruntersuchung gesömmerter Tiere
Wildtiere
1. Diagnostische Tötungen in den Wintergattern außerhalb der Jagdsaison 2012/2013 (251 Tiere)
2. Fortführung des EU-Projektes „Tuberculosis in Alpine Wildlife“ als bayerisches RotwildmonitoringAusweitung auf die gesamte bayerische Alpenkette in der Jagdsaison 2013/2014 (1.661 Tiere)
Das bayerische Bekämpfungsprogramm
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Stand der Untersuchungen – Nutztierbestände
1. Rinder über 12 bzw. 24 Monate entlang der Alpenkette
(sog. „flächendeckende Untersuchungen“), Stand: 21.03.2014
� Untersuchungen in den 11 Landkreisen entlang der Alpenkette
� bislang 355.845 Tiere (von insgesamt ca. 500.000 Tieren im Alter von über 12/24 Monaten) in 9.586 Betrieben (von insgesamt ca. 15.000) untersucht.
� 567 Tiere im Simultantest mit fraglichem und 65 Tiere mit positivem Ergebnis. In 32 Betrieben wurde der Ausbruch der Rindertuberkulose amtlich festgestellt (21 OA, 9 OAL, 1 UA, 1 TÖL). Aktuell gesperrt: 7 Betriebe
� Insges. getötete Rinder: 1.429
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Stand der Untersuchungen - Nutztierbestände
2. Rückkehruntersuchungen
• Annahme: Mögliche Übertragung zwischen den Arten (Rind/Rotwild oder
umgekehrt) auf den Alpen
• Alle im Sommer 2013 geälpten Tiere sind altersunabhängig in ihren
Herkunftsbeständen zu untersuchen.
• Abschluss: schnellstmöglich
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3. „Bundesmonitoring“
• § 2a der Tbc-Verordnung: einmaliges Monitoring in allen Ländern.
• BMEL hat Anzahl zu untersuchender Tiere festgelegt (Bayern: 3.300 Rinder).
• Verteilung: Alle Landkreise und kreisfreien Städte Bayerns mit Ausnahme der Landkreise LI, OA, OAL und UA inkl. KE, KF und MM.
• Bislang 60% untersucht. Abschluss bis 30.04.2014
• Ziel: Überblick über Tuberkulose-Situation im gesamten Bundesgebiet
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Stand der Untersuchungen - Nutztierbestände
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Tbc bei Rotwild- Ausgangssituation
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1. Monitoring ab Jagdsaison 2009/10:
• geringer Stichprobenumfang n = 333 zur Feststellung des Vorkommens der Tbc beim Rotwild in den Landkreisen des Allgäu sowie im Landkreis Bad Tölz/Wolfratshausen
• ErregertypisierungM. caprae: 2x Oberallgäu, 1x Bad Tölz/Wolfratshausen (Prävalenz = 0,9%)
2. ERA-Net 2011/12 (n = 278; Prävalenz = 1,1%)
Projektbeteiligte: Italien, Österreich, Deutschland (BY, BW) assoziiert mit der SchweizBeginn in AT bereits JJ 2009/2010
4. ERA-Net 2012/13 (n = 788; Prävalenz 4,8%, regional höchste Prävalenz im südl. OA 13,7%).
3. Bayerisches Wildtier-Tbc Monitoring des StMUV 2013/2014als Fortführung des ERA-Net (n = 1661)ab Januar 2013 zusätzlich Abschüsse in bayerischen Wintergattern (n= 251; Prävalenz = 2,4%)
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Tbc-Überwachung im Wildbestand
Zusammenfassung:Ergebnisse aus den
Jagdjahren 2009-2013
Projekt ERA-Net wurde zunächst zur Feststellung des Vorkommens von Tbc
im Wildtierbereich etabliert. Untersuchungen zur Abschätzung der
Prävalenz als Folge daraus.
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Jagdsaison 2013/2014 (abgeschlossen):
• Stichprobenumfang von 1.661 Tieren zur Prävalenzbestimmung, verteilt auf die Landkreise entlang der Alpenkette
• 3 Regionen: Region 1: OA, OAL
Region 2: GAP, MB, TÖL, WM
Region 3: RO, TS, BGL
• Einsendungen: gesamt 2.393 Tiere (davon 1.107 aus OA)
• Prävalenz M. caprae, Stand 21.03.2014:
• Region 1: 1,5% (17 von 1.107) • Lokal erhöhte Prävalenz im Rappenalptal/Stillachtal: 6,2 % (5 von 80)
• Region 2: 1,1% (8 von 692)
• Region 3: 0,0% (0 von 386)
Tbc bei Rotwild- aktuelle Situation
Vielen Dank für die aktive Hilfe bei der Probenbeschaffung und –Einsendung!
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Tbc-Rotwild-Monitoring 2013/14
Landkreis Anzahl zu
untersuchen-
der Tiere pro
Landkreis
Anzahl zu
untersuchender
Tiere pro Region
Anzahl der am
LGL
eingegangene
n Proben pro
Region
15.01.2014
Oberallgäu 240 480 1107
Ostallgäu 240 208
Weilheim-Schongau 28,1 661 27
Garmisch-Partenkirchen 306,2 262
Bad Tölz / Wolfratshausen 153,3 213
Miesbach 173,4 190
Rosenheim 171 520 130
Traunstein 166 111
Berchtesgadener Land 183 145
Gesamt soll 1.661 2.393
Reg
ion 1
Reg
ion 2
Reg
ion 3
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U/V10: 2 Funde von M.
caprae bei Rotwild
N22: 1 Fund von M.
caprae bei RotwildN20: 2 Funde von M.
caprae bei Rotwild
M 13: 1 Fund von M.
caprae bei Rotwild
T 11: 8 Funde von M.
caprae bei Rotwild
P 27: 1 Fund von M.
caprae bei Rotwild
N 34: 1 Fund von M.
microti bei Rotwild
K 37 : 1 Fund von M.
microti bei Rotwild
Q 26: 1 Fund von M.
caprae bei Rotwild
P 13: 1 Fund von M.
caprae bei Rotwild
T 10: 1 Fund von M.
caprae bei Rotwild
K 32 : 1 Fund von M.
caprae bei Rotwild
U10: 2 Funde von
M. caprae bei
Rotwild
U 11: 1 Fund von M.
caprae bei Rotwild
T 12: 1 Fund von M.
caprae bei Rotwild
Tbc bei Rotwild- Übersicht, Stand: 12.03.2014
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• Jede Variante kommt sowohl beim Rind, als auch beim Rotwild vor
• im Allgäu kommen die beiden Varianten „Allgäu-“ und „Lechtal-Typ“ nebeneinander vor
• Übertragung zwischen Wildtieren und Nutztieren gilt als sicher; Richtung der Übertragung noch unklar; Zusammenhang mit Sömmerung gilt als gesichert; nach Eintrag Ausbreitung in beiden Populationen getrennt voneinander
• Feintypisierung der M. caprae Isolate für weitere Aussagen nötig
• eventuelle weitere Varianten im Genom?18
Ergebnisse Epidemiologie; vorläufige Daten aus Genomanalysen
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61%
17%22%
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
RD4 -Typen
Lechtal
Allgäu
Karwendel
RD4 Tbc-Subtyp Differenzierungen für Rotwildisolate
Anzahl seit 2011:Lechtal 36Allgäu 10Karwendel 13
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Evtl. Ursprung„Allgäu“
RD4 komplett erhalten
Dominanter Subtyp „Lechtal“
völliger Verlust der RD4vorteilhaft für Vermehrung?
„Karwendel“ bisher nur im Karwendel
Teilverlust von RD4
M. caprae Subtypen im Österreichisch-Deutschen Alpenraum
Tierpassagen-Wirtswechsel
Vorkommen von Lechtalund Allgäu bei Rind undRotwild gleichermaßen
im Allgäu
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Bekämpfung der RindertuberkuloseLangfristige Maßnahmen/Strategie
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I. Rind
Ziel: Tilgung der Tbc beim Rind und Vermeidung von Reinfektionen/Neuverseuchungen
Grundsätzliches:
Eine Rückkehr zur Beschränkung des Monitoring auf die Fleischuntersuchung an
Schlachthöfen ist derzeit noch nicht sinnvoll. Eine Einstellung der Überwachung ist aus
fachlicher Sicht verfrüht und würde der Chronizität der Tuberkulose Vorschub leisten.
Fazit: Fortführung der Untersuchungen
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Bekämpfung der RindertuberkuloseFortführung der Untersuchungen
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1. Abschluss der laufenden Untersuchungen− flächendeckende Untersuchungen in Schwaben− Rückkehruntersuchungen− Bundesmonitoring
2. Folgeprogramme
� Jährliche Untersuchung von Alm/Alptieren
• Rückkehrer nach Beendigung der Sömmerung
• Laktierende Rinder vor Auftrieb, Anerkennung der Rückkehruntersuchung
� Nachhaltige Bestandssanierung durch Nachuntersuchung ehemals reaktiver Betriebe
• ca. 1 Jahr nach Verdacht/ Ausbruch
• Frankreich berichtet von Neuausbrüchen in bereits sanierten Beständen (bis zu 50%) in betroffenen Gebieten
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Bekämpfung der RindertuberkuloseLangfristige Maßnahmen/Strategie
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II. Wild
Jagdjahr 2014/2015:
� Festlegung von Risikogebieten („Hot-Spot-Gebiete“) mit lokal höherer Prävalenz und
Monitoring zur Beobachtung der Prävalenzentwicklung in den beiden Risikogebieten
o Region 1: Rappenalp- und Stillachtal, 491 Tiere
o Region 2: Oberes Isartal/Karwendel, 331 Tiere
o Region 3: kein Probensoll vorgegeben, Einsendungen älterer m/w Tiere aber erwünscht
Für die Einsendung von insgesamt 822 Tieren wird wie im letzten Jagdjahr eine Aufwandsentschädigung
in Höhe von 20,-€ je Probe aus dem Staatshaushalt ausbezahlt.
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Bekämpfung der RindertuberkuloseLangfristige Maßnahmen/Strategie
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II. Wild
Weiterführende Maßnahmen
Konzeptentwicklung zur Minimierung des Übertragungsrisikos auf Almen/Alpen
• Erfüllung von Abschussquoten zur Regulierung der Wilddichte
• Management bei der Weidehygiene
• Verzicht auf Sommerbeweidung von Wintergatterflächen
• R+D von Salzlecken, Tränken und Futterflächen
• Wintergatter stellen ein grundsätzliches Problem bei der Seuchenbekämpfung dar
Fazit aus den bisherigen Untersuchungsergebnissen:
Eine Eradikation der Tbc beim Wild ist nicht zu erreichen
���� Konsequente Bejagung erforderlich!