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Internationales Forschungs- und Ausbildungsnetzwerk für nachhaltige Entwicklung – IFAN/IKN an der University of Management and Communication Potsdam (FH)
Aktivierende Bildungsmaßnahmen zu Erneuerbaren Energien in
peripheren ländlichen Regionen
Konzeption – Umsetzung – Ergebnisse
Fallbeispiel Planungsregion Lausitz-Spreewald
Abschlussbericht eines Teilprojektes im Rahmen des Forschungsvorhabens „Energieregion Lausitz: Neue Impulse für
die Akzeptanz und Nutzung erneuerbarer Energien“1
November 2007
Leitung des Teilprojekts: Prof. Werner Siebel, PhD Bearbeiterin: Dr. Uta Döring UMC POTSDAM University of Management and Communication Potsdam (FH) Campus Potsdam, Villa Arnim, Weinbergstraße 20, 14469 Potsdam [email protected], [email protected]
IFAN
Das Teilprojekt wurde als Arbeitspaket 2 im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geförderten und vom Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin geleiteten Forschungsvorhabens „Energieregion Lausitz – Neue Impulse für die Akzeptanz und Nutzung erneu-erbarer Energien“ durchgeführt. 1 Leicht überarbeitete und gekürzte Fassung
3
Einleitung ........................................................................................................................................5 1 Auswahl der Veranstaltungsthemen und methodisches Vorgehen............................................8
1.1 Auswahl der Veranstaltungsthemen ...................................................................................8 1.2 Methodisches Vorgehen .....................................................................................................9
2 Regionen und Leitbilder ..........................................................................................................11 2.1 (Planungs)Region Lausitz-Spreewald ..............................................................................12
2.1.1 Das Energieforum Lausitz-Spreewald ....................................................................15 2.2 Landkreise als Regionen...................................................................................................17 2.3 Leader+-Regionen ............................................................................................................19 2.4 Europaregion Spree-Neiße-Bober ....................................................................................24 2.5 Regionaler Wachstumskern Westlausitz ..........................................................................26 2.6 Identitäten und Konkurrenzen ..........................................................................................28 2.7 Eine Mannigfaltigkeit an Regionen ..................................................................................31
3 Mobilisierende Bildungsveranstaltungen ................................................................................34 3.1 Erste mobilisierende Bildungsveranstaltung: „Potenziale mobilisieren – Zukunft
gestalten“ – Das Bioenergiedorf Jühnde...........................................................................34 3.1.1 Auswahl des Veranstaltungsortes ...........................................................................34 3.1.2 Veranstaltungsvorbereitung....................................................................................41 3.1.3 Veranstaltungsablauf ..............................................................................................42 3.1.4 Inhaltliche Fragen zu den Vorträgen ......................................................................43 3.1.5 Diskussionsbeiträge ................................................................................................44 3.1.6 Zusammenfassung der Beiträge..............................................................................44 3.1.7 Kommentare und Einschätzungen der TeilnehmerInnen........................................48 3.1.8 Fazit ........................................................................................................................54
3.2 Zweite mobilisierende Bildungsveranstaltung: Planungswerkstatt „Von Ideen zu Projekten“ .........................................................................................................................56 3.2.1 Auswahl des Veranstaltungsortes ...........................................................................57 3.2.2 Veranstaltungsablauf ..............................................................................................58 3.2.3 Projektideen ............................................................................................................59 3.2.4 Benennung von Hemmnissen .................................................................................60 3.2.5 Problemlösungsmöglichkeiten................................................................................62 3.2.6 Fazit ........................................................................................................................64
4 Mobilisierende Bildungsveranstaltungen zu Erneuerbaren Energien in peripheren ländlichen Regionen ..............................................................................................67
5 Dokumentation ........................................................................................................................69 6 Literaturverzeichnis .................................................................................................................79
4
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei den vielen Menschen aus der Planungsregion
Lausitz-Spreewald bedanken, die sich die Zeit nahmen, mir im fernmündlichen oder persön-
lichen Gespräch hilfreiche Anregungen gaben, Fragen beantworteten und mich an ihrer
„Sicht der Dinge“ teilhaben ließen.
Uta Döring
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Einleitung
Der vorliegende Bericht entstand im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Na-
turschutz und Reaktorsicherheit finanzierten Forschungsvorhabens „Energieregion Lausitz.
Neue Impuls für die Akzeptanz und Nutzung erneuerbarer Energien am Zentrum Technik und
Gesellschaft (ZTG) der Technischen Universität Berlin (TUB.2 Ziel des Gesamtvorhabens ist
es, die Faktoren zu analysieren, die den Ausbau erneuerbarer Energien in Regionen fördern
oder hemmen und praktische Hinweise und Handlungsansätze zu generieren und zu erproben.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens befasste sich das IFAN/IKN mit der Entwicklung
von aktivierenden Bildungsmaßnahmen zum Themenbereich Erneuerbare Energien. Aufgabe
des Teilprojektes war es, exemplarisch praktische Strategien und Handlungsansätze zu erpro-
ben, die regionale Prozesse des Ausbaus erneuerbarer Energien fördern und unterstützen.3
Zielgruppen der Bildungsmaßnahmen waren AkteuerInnen der Brandenburger Planungs-
region Lausitz-Spreewald.
Das Internationale Forschungs- und Ausbildungsnetzwerk für nachhaltige Entwick-
lung (IFAN) ist Bestandteil des International Knowledge Network for Sustainable Develop-
ment (IKN), welches vorhandene wissenschaftliche Erkenntnisse und Praxis-Know-how aus
Ländern des Südens und des Nordens zusammenführt. In einem internationalen Austausch
wird Wissen generiert und transferiert um nachhaltige Entwicklungsprozesse in struktur-
schwachen ruralen Gebieten zu stärken. Innerhalb des IKN konzentriert sich das IFAN auf
den Bereich Wissenschaft und Forschung. Es entwickelt das Netzwerk innerhalb der „Scienti-
fic Community“, bearbeitet Forschungsvorhaben, die sich aus den Fragestellungen des inter-
nationalen Netzwerkes ergeben und stellt den Transfer der Forschungsergebnisse im
internationalen Kontext sicher. Eine wichtige Säule der Arbeit des IFAN ist die Informations-
gewinnung darüber, welche zukunftsrelevanten Entwicklungsbedürfnisse seitens regionaler
Akteure formuliert werden und wie diese in die Praxis umgesetzt werden. Die gewonnenen
wissenschaftlichen Erkenntnisse werden praxisnah umgesetzt und sind Ausgangspunkt für
angestrebte Synergieeffekte und regionale Vernetzungen. So führt das IKN beispielsweise
MultiplikatorInnenausbildungen durch und gewährleistet einerseits den Transfer der Ergeb-
nisse von Bildungs- und Praxismaßnahmen im Süd-Süd-Zusammenhang und andererseits de-
ren Weitergabe in die entwicklungspolitische Zusammenarbeit und die Ausbildung des
Nordens. Das INK arbeitet mit wissenschaftlichen und zivilen Einrichtungen im außereuropä-
ischen und europäischen Ausland zusammen.
2 Weitere Informationen und Ergebnisse zum Forschungsvorhaben finden sich unter http://www.energieregion-lausitz.de 3 Anlage A (Beschreibung des Forschungs- und Etnwicklungsvorhabens) zum Unterauftrag zwischen IFAN/ZTG und ZTG/TUB.
6
Bei der Ausarbeitung der Inhalte der Bildungsveranstaltungen konnte auf Erfahrungen und
Anregungen einer Fact Finding Mission in die Mongolei im Jahren 2006 und 2007 durch Ex-
pertInnen des IKN, den Ergebnissen einer von InWEnt (Internationale Weiterbildung und
Entwicklung gGmbH) geförderten Pilotmaßnahme zum nachhaltigen Einsatz regenerativer
Energien in ländlichen Gebieten der Karibik, die Teil des „International Action Programm“
der Konferenz Renewables 2004 war und in deren Rahmen MultiplikatorInnen aus Nicaragua
mit einem spezifisch angepassten Curriculum (Theorie-Praxis Ausbildung mit sequenziellem
Wechsel von Lehrgängen auf Kuba und praktischen Projekten in den Heimatgemeinden der
MultiplikatorInnen) ausgebildet wurden, die Diskussionen auf zwei internationalen Alumni
Sommerschulen des ARCA-Net (Alumni Raising Conflict Awareness)4 sowie generell auf Er-
fahrungen der Entwicklungszusammenarbeit zurückgegriffen werden. Oft findet bei der Pro-
jektierung und Konstruktion von Erneuerbare Energie-Anlagen ebenso wenig eine
ausreichende Information der lokalen Bevölkerung, wie eine Beteiligung an Fragen der bauli-
chen Gestaltung von Erneuerbare Energie-Anlagen statt. Die soziokulturellen Bedingungen
im lokalen, kommunalen, regionalen Umfeld werden kaum in die Planung der Anlagen mit
einbezogen, die soziale Praxis und das Wertegefüge der Bevölkerung selten berücksichtigt.
Wenngleich in den Ländern der nördlichen Hemisphäre eher eine Transformation der Ener-
giegewinnung und des -verbrauchs im Kern der Entwicklung steht, als die Frage nach einem
Zugang zu einer Energieversorgung überhaupt – wie es vor allem in den ruralen Gebieten des
Südens der Fall ist – sind auch hier Partizipationsdefizite beim Umbau des Energiesektors in
Richtung Erneuerbare Energien zu beobachten. Auch im Untersuchungsgebiet „[…]ist es
[oft] so, dass die Bürger Energieanlagen, auch Erneuerbare Energie-Anlagen, vorgesetzt be-
kommen und sie weder gefragt worden sind, noch irgendeine Beteiligungs- oder Einflussmög-
lichkeit hatten“5 und „in A [Gemeinde im Landkreis Oberspreewald-Lausitz] sind die Leute
verärgert, dass sie nicht in die Planung einbezogen wurden beziehungsweise nicht gefragt
wurden, was sie davon halten.“6
Nach der Konzeptionierung der mobilisierenden Bildungsveranstaltungen wurden die
Veranstaltungsformate in der Praxis getestet und zusammenfassend beschrieben. Das erste
Kapitel der Studie geht kurz auf die mit dem ZTG vereinbarten Veranstaltungsinhalte ein und
4 Die beiden International Alumni Sommer Schools der Jahre 2005 und 2006 zum Thema „Conflicts, Conflict Prevention & Resolution – Coping Strategies and Natural Resources“ des ARCA-Net wurden unterstützt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenar-beit und Entwicklung (BMZ) und der University of Management and Communication (FH), Potsdam. Anwesend waren WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen aus den Regionen Sub-Sahara & Africa, Southeast Asia & Chi-na, West Asia & North Africa und Latin America & Caribbean. 5 Mitschrift Telefonat Mitarbeiterin Wahlpartei 2, Landkreis Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz, 15.01.2007. 6 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Wahlpartei 1, Landkreis Oberspreewald-Lausitz, 20.12.2006.
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skizziert den methodischen Ansatz des IFAN/IKN. Im zweiten Kapitel wird auf die Schwie-
rigkeiten einer Operationalisierung des Regionalbegriffs im Untersuchungsgebiet hingewie-
sen und dabei die Vielfalt der dort verwendeten räumlichen Ein- und Abgrenzungen
aufgezeigt, um dann im dritten Kapitel zwei durchgeführte Bildungsveranstaltungen vorzu-
stellen. Dieses Kapitel beinhaltet auch eine Dokumentation der von Veranstaltungsteilnehme-
rInnen formulierten Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Erneuerbaren-Energie-Projekten.
Im letzten Kapitel erfolgt eine Bewertung des Veranstaltungskonzeptes.
8
1 Auswahl der Veranstaltungsthemen und methodisches Vorgehen
1.1 Auswahl der Veranstaltungsthemen
Auf der Basis der im 1. Zwischenberichtes des Forschungsvorhabens „Energieregion Lausitz.
Neue Impulse für die Akzeptanz und Nutzung erneuerbarer Energien“ 7 identifizierten Hand-
lungsbedarfe wurden von IFAN/IKN und ZTG die inhaltlichen Schwerpunkte der aktivieren-
den Bildungsmaßnahmen festgelegt. Das Hauptaugenmerk wurde auf die Bereiche
„Engagementbereitschaft fördern“, „vorhandene Informationen verfügbar machen“ und „regi-
onalen Ansatz fördern“, wobei die Informationsvermittlung und die Anregung von Lernpro-
zessen im Vordergrund standen. Da dem Ausbau der energetischen Nutzung von Biomasse in
der Planungsregion Lausitz-Spreewald eine hohe Bedeutung zugemessen wird, war im Rah-
men der Bildungsveranstaltungen aus der Sicht von IFAN insbesondere diese Form der Ener-
giegewinnung zu berücksichtigen. Weite Teile des Gebietes der Planungsregion bzw. der
Niederlausitz sind trotz Industrialisierung in überdurchschnittlichem Maß agrarisch domi-
niert.8 Best-Practice-Beispiele aus anderen peripheren Gebieten sind ausreichend vorzuwei-
sen. Die Windenergiestandorte sind ausgeschrieben und es gibt für alle Standorte Planungen;
der Wasserkraft, der Solarenergie und der Geothermie kam bislang wenig Bedeutung in der
Planungsregion Lausitz-Spreewald zu. Die Planungsregion verfügt über eine installierte elekt-
rische Gesamtleistung von 4.730 Megawatt (MW) aus fossilen Energieträgern. Dem stehen
636 Megawatt (MW) aus regenerativen Energien gegenüber. Hier führt die Windkraft mit 580
MW, gefolgt von 39 MW aus Biomassekraftwerken und 12,9 MW aus Biogasanlagen. Die
installierte elektrische Leistung aus Wasserkraftwerken beträgt 2,8 MW und die aus Photo-
voltaikanlagen 1,3 MW.9
Obgleich das Potenzial an energetisch verwertbarer Biomasse in der Niederlausitz nach
einer im Rahmen des Projektes REKULA der IBA Fürst-Pückler-Land angefertigten Studie10
im brandenburgischen Vergleich auf mittleren bis hinteren Plätzen liegt, werden die Bedin-
gungen für den Biomasseanbau positiv bewertet. Der Anteil der Landwirtschaftsfläche beträgt
in der Planungsregion etwa 40,0% der Gesamtfläche von 7.179 km², der Anteil der Waldflä-
7 Vgl. Zentrum Technik und Gesellschaft: Energieregion Lausitz. Neue Impulse für die Akzeptanz und Nutzung erneuerbarer Energien, 1. Zwischenbericht April 2006, Berlin 2006 (unveröffentlicht); Keppler, Doro-thee/Töpfer, Eric: Die Akzeptanz und Nutzung erneuerbarer Energien in der „Energieregion“ Lausitz. Ergebnis-se einer Fallstudie, Berlin 2006. 8 Vgl. Muhar, Andreas: Fragen zur Identität einer Landschaft und ihrer Bewohner, in: Friesen, Hans/Führ, Edu-ard (Hg.): Neue Kulturlandschaften, Cottbus 2001, S. 117-128. 9 Vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, Regionale Planungsstelle (Hg.): Energieatlas, Cott-bus 2007, Beikarte: Regionale Verteilung der energierelevanten Standorte. 10 Die Region Niederlausitz wird in der Studie synonym mit der Planungsregion Lausitz-Spreewald gesetzt. Vgl. Grünewald, H./Schneider, B.U./Fünfgeld, C./Bens, O./Hüttl, R.F./Schieferdecker, B.: Biomassestrategie in der Niederlausitz. Studie im Rahmen des Projektes REKULA der IBA Fürst-Pückler-Land (Kurzfassung), Cottbus o.J..
9
che 40,4%.11 Die Ackerfläche umfasst etwa 200.000 ha und während „im Landesdurchschnitt
14% der Stilllegungsflächen mit nachwachsenden Rohstoffen bestellt werden, sind es in der
Region Lausitz-Spreewald nur 5 %.“12 Die Biomassenutzung wird hier insgesamt als ausbau-
fähig beschrieben, Marktstrukturen sind vorhanden und erweiterbar.
1.2 Methodisches Vorgehen
Der Forschungsansatz des IFAN/IKN beinhaltet, bei der Konzeption und Durchführung von
Forschungs- und Bildungsprojekten die Bedarfe von lokalen, kommunalen und regionalen
Akteuren zu berücksichtigen. Forschungsmaßnahmen oder forschungsunterstützende Maß-
nahmen wie z.B. die Initiierung von kommunikativen Prozessen oder Anregungen zur Umset-
zung von nachhaltigen regionalen oder kommunalen Aktivitäten erfolgen unter dem
Blickwinkel eines Theorie/Praxis/Theorie-Transfers. Wichtig ist dabei eine Zielgruppenanaly-
se, da eine möglichst weitreichende Verbreitung bzw. eine Dissemination von beispielhaften
Aktivitäten in die „Civil Society“ erreicht werden soll. Bei der Durchführung von For-
schungs- und Bildungsprojekten ist „capacity development“, („capacity building“ als dynami-
scher Prozess) ein wichtiger Bestandteil der durchgeführten Tätigkeiten. Den Beforschten und
Adressaten der Bildungsveranstaltungen werden Kenntnisse und Kompetenzen vermittelt, die
sie befähigen, die von ihnen formulierten bzw. im Forschungsprozess erkannten, an die Be-
forschten zurück gespiegelten und kommunikativ validierten Bedarfe/Defizite, „aus eigener
Kraft“ und unter dem Aspekt der „Selbstermächtigung“ anzugehen.
Für die Umsetzung von „mobilisierenden Bildungsveranstaltungen“ bedeutet dies, dass
sie den organisatorischen und situativen Bedingungen der Zielgruppe(n) entsprechen sollten.
Um Veranstaltungsinhalten einen alltagpraktischen Wert geben zu können, werden im Vor-
feld von Maßnahmen die lokalen/kommunalen/regionalen Bedingungen der Adressaten von
wissensgenerierenden Veranstaltungen berücksichtigt und sie erhalten den Status von „Exper-
ten der eigenen Situation“. Dieser Ansatz gebietet es,
1) bei der Planung von mobilisierenden Bildungsveranstaltungen die (vorläufige) Konzepti-
on und das Format von themenspezifischen Veranstaltungen einigen als relevant erachte-
ten Akteuren vorzustellen und danach zu fragen, ob ein Bedarf an den Inhalten der
11 Vgl. Brandenburg Regional 2006 – eine räumliche Bestandsaufnahme der Regionen, Landkreise und kreisfrei-en Städte, Potsdam 2006, S. 122 (Region Lausitz-Spreewald). 12 Grünewald, H./Schneider, B.U./Fünfgeld, C./Bens, O./Hüttl, R.F./Schieferdecker, B.: Biomassestrategie in der Niederlausitz. Studie im Rahmen des Projektes REKULA der IBA Fürst-Pückler-Land (Kurzfassung), Cottbus o.J., S. 3.
10
geplanten Veranstaltung bestehe bzw. ob und welche Anregung es von Seiten der Befrag-
ten gebe.
2) die Diskussionen mit regionalen/kommunalen Akteuren im Vorfeld, während und im
Nachgang der ersten durchgeführten mobilisierenden Bildungsveranstaltung zum Thema
Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien und
3) die dort formulierten Bedarfe und Defizitbenennungen in die Konzeption der weiteren
Veranstaltungen einfließen zu lassen.
Diese Form der Veranstaltungsplanung gewährleistet, dass entlang konkret formulierter Be-
darfe gegebenenfalls Veranstaltungsinhalte und -formate modifiziert werden können.
11
2 Regionen und Leitbilder
Eine Schwierigkeit bei der Planung der mobilisierenden Bildungsveranstaltungen in der Regi-
on Lausitz-Spreewald bzw. der „Niederlausitz“ war die wenig trennscharfe Abgrenzung, was
von einzelnen Akteuren und Akteursgruppen aus der „Region Lausitz-Spreewald“ bzw. der
„Niederlausitz“ unter Region verstanden wird. Obwohl „Niederlausitz“ eine fest etablierte
Bezeichnung im Sprachgebrauch ist „gibt es für dieses Gebiet keine allgemein bekannte und
akzeptierte Abgrenzung; diese erscheint eher vage als jener Raum, der weithin als Verflech-
tungsraum des Oberzentrums Cottbus, als das Braunkohlerevier, an dem das Land Branden-
burg den größten Anteil hat, oder eventuell auch noch als der angestammte Siedlungsraum der
Sorben wahrgenommen wird.“13 Der Begriff „Niederlausitz“ oder verkürzt „Lausitz“ um-
schreibt keinen aktuell existierenden Verwaltungsraum, dennoch sprach manch eine/r der Ge-
sprächspartnerInnen von der „Region Lausitz“. Andere wiederum legten Wert auf eine
Differenzierung in die Regionen Niederlausitz, Oberlausitz oder Westlausitz, wenn von „der
Lausitz“ die Rede war. Mit dem Begriff Region wird gemeinhin die administrative Größe der
Gemeinde oder Kommune überschritten, er umschreibt Räume, deren Grenzen nicht an die
formale Grenzen eines Landkreises oder anderen institutionalisierten Abgrenzungen gebun-
den sein muss. Stephan Beetz bezeichnet Regionen als „gesellschaftliches Konstrukt“, das
entlang ausgewählter Kriterien und Differenzierungen als politischer Handlungsraum definiert
wird. Er unterscheidet in „Regionen im Sinne einer landkreisübergreifenden, unterhalb der
Landesebene angesiedelten Steuerungsebene“ wie z.B. die Regionalen Planungsgemeinschaf-
ten, die aber „in ihrer institutionellen Ausprägung eher rudimentär“ bleiben. „Daneben finden
sich zahlreiche kulturlandschaftliche Regionsbestimmungen (…) mit eigenen Identifikations-
angeboten und Steuerungsformen, die – auch landkreis- und länderübergreifende – kommuna-
le Kooperationen ermöglichen.“14 Region, im Sinne eines geographischen Raums wird in der
Regel unspezifisch verwandt und es bedarf näherer Definitionen und Eingrenzungen um be-
stimmte Regionen von anderen abzugrenzen. So kann von „Wirtschaftsregionen“, die sich
primär ökonomisch definieren, wie von natur- bzw. landschaftsräumlichen Regionen, die sich
entlang geologischer, hydrologischer oder anderer auf natürliche Begebenheiten zurückzufüh-
rende Merkmale abgrenzen und von kulturräumlich definierten Regionen, die sich durch so-
ziokulturelle Bestimmungen wie Sprachräume oder Siedlungsgebiete usw. unterscheiden,
13 Ellger, Christof: Bewegung durch individuelle Raumwahrnehmung und raumorientiertes Handeln, in: Ziener, Karen/Carstensen, Ines/Goltz, Elke (Hg.): „Bewegende Räume“ – Streiflichter multidisziplinärer Raumverständ-nisse, Potsdam 2005, S. 160-169, hier S. 161. 14 Beetz, Stephan: Regionale Disparitäten und Steuerung ländlicher Entwicklung. Berlin-Brandenburgische Aka-demie der Wissenschaften, Interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Zukunftsorientierte Nutzung ländlicher Räume“, Materialien Nr. 9, Berlin 2006, S. 7.
12
gesprochen werden. Im Folgenden wird aufgezeigt werden, welch binnendifferenzierte regio-
nale Konstrukte im Untersuchungsgebiet vorzufinden waren.
2.1 (Planungs)Region Lausitz-Spreewald
Ein übergeordneter Regionalbegriff qua Gesetz bezieht sich auf die Planungsregion Lausitz-
Spreewald, die sich aus den vier Landkreisen Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz, El-
be-Elster, Spree-Neiße und der kreisfreien Stadt Cottbus zusammensetzt und mit die dem
Brandenburger Gesetz zur Einführung der Regionalplanung und der Braunkohlen- und Sanie-
rungsplanung (RegBkPlG) vom 18. Mai 1993 festgelegt wurde. Große Teile des ehemaligen
Kohle- und Energiebezirkes Cottbus, in dem zu Wendezeiten mehrere Zehntausend Beschäf-
tigte in der Energiebranche und den zehn Braunkohletagebauen tätig waren, finden sich in der
heutigen Planungsregion Lausitz-Spreewald wieder. Durch die weitgehende Drosselung der
Braunkohleförderung – bis 1992 wurde der Tagebau bereits um 54% zurückgefahren – und
die Rationalisierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft, der Glas- und Textilindustrie wurden
in erheblichem Umfang Arbeitskräfte freigesetzt. Gleichzeitig setzte eine negative Bevölke-
rungsentwicklung ein, die sich bis heute fortsetzt. Träger der Regionalplanung im Land Bran-
denburg sind die Regionalen Planungsgemeinschaften, zu deren Mitgliedern die Landkreise
und die kreisfreien Städte der Planungsregion gehören.
Zur den Pflichtaufgaben der Regionalen Planungsgemeinschaften gehört es, Regionalplä-
ne aufzustellen, fortzuschreiben, zu ändern und zu ergänzen. Die Regionalplanung „soll ge-
genüber der Landesplanung räumlich konkretere überörtliche und überfachliche Festlegungen
treffen, ohne jedoch in die rein örtlich begründeten Entscheidungskompetenzen der Gemein-
den einzugreifen. Damit liegt die Regionalplanung im Spannungsfeld zwischen Landespla-
nung, Fachplanung und kommunaler Bauleitplanung.“15 Es müssen sowohl die Vorgaben der
Landesplanung beachtet und für die jeweilige Planungsregion konkretisiert werden als auch
kommunale Entwicklungsvorstellungen auf Landkreis- und Gemeindeebene berücksichtigt
und gegeneinander bzw. untereinander abgewogen werden.16
15 Vgl. Regionalplanung, unter http://gl.berlin-brandenburg.de/regionalplanung/index.html, ges. 19.09.2007. Mit dem Gesetz zur Einführung der Regionalplanung und der Braunkohlen- und Sanierungsplanung (RegBkPlG) vom 18. Mai 1993 wurden fünf Regionale Planungsgemeinschaften (RPG) im Land Brandenburg gebildet. Es regelt die Aufgaben des Trägers der Regionalplanung, seiner Organe und deren Zuständigkeiten und die Finan-zierung. Die Regionalen Planungsgemeinschaften sind Körperschaften öffentlichen Rechts. 16 Vgl. Danielzyk, Rainer/Rietzel, Rüdiger: Regionalplanung als Motor regionaler Kooperation. Das Beispiel Oderland-Spree, in: Informationen zur Raumentwicklung Heft 8/9 (2003) – Aktionsraum Region – Regional Governance, Bonn 2003, S. 513 – 521, hier S. 515.
13
Die Geschäftstelle der Regionalen Planungsgemein-
schaft ist die Regionale Planungsstelle, die mit der Er-
arbeitung des Regionalplans befasst ist und ihn dem
beschließenden Organ der Regionalen Planungsge-
meinschaft – der Regionalversammlung – zur Be-
schlussfassung vorgelegt. Die Regionalversammlung
besteht aus maximal 40 Regionalräten. Hierzu gehö-
ren neben den Landräten und Oberbürgermeistern der
kreisfreien Städte auch die Bürgermeister von Ge-
meinden ab einer Größe von 10.000 Einwohnern. Der
Kreistag und die jeweiligen Stadtverordnetenver-
sammlungen der kreisfreien Städte entsenden gewähl-
te Regionalräte. Vertreter von Verbänden, Kammern
und mit der regionalen Entwicklung verbundene Insti-
tutionen, können als beratende, allerdings nicht stimmberechtigte Mitglieder aufgenommen
werden. „Alle anderen dürfen sporadisch am Katzentisch teilnehmen.“19 Für die Planungs-
gemeinschaft Lausitz-Spreewald liegt bislang nur ein Regionalplanentwurf aus dem Jahr 1999
vor, der allerdings nicht von der Landesbehörde genehmigt wurde und der durch Änderungen
bei der Landesplanung heute nicht mehr sinnvoll erscheint. Im September 2004 wurde eine
neue Richtlinie für die Regionalplanung in Kraft gesetzt, die jedoch nur begrenzte Zustim-
mung in der Region Lausitz-Spreewald findet, da von 43 Planungskategorien bei 23 die lan-
desplanerischen Vorgaben zu übernehmen sind und somit der Spielraum der Regionalplanung
sehr eingeschränkt wurde. Ein modifizierter Regionalplan für Lausitz-Spreewald soll zukünf-
tig unter Berücksichtigung des Landesentwicklungsprogramms des Landes Brandenburg und
dem integrierten Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP BB) erstellt werden.20
Die Gestaltungsfreiheit der Regionalen Planungsstelle ist durch die politischen Vorgaben der
Brandenburger Landesplanung stark eingeschränkt. Zwar gelang es der Planungsgemeinschaft
Der so genannte Integrierte Regionalplan umfasst alle regionalplanerisch steuerbaren Inhalte. Darunter fallen Regelungen zur Siedlungs-, Freiraum- und Infrastruktur. Bislang ist allerdings noch kein Regional-plan in Brandenburg verabschiedet wor-den.17 In den vergangenen Jahren wurden Teilpläne zu den Themen: - Zentrale Orte der Nahbereichsstufe - Oberflächennahe Rohstoffe - Windenergie aufgestellt, um schnell auf aktuelle, die Raumstruktur betreffende und regelungsbe-dürftige Entwicklungen zu reagieren. Be-stehende Raumnutzungskonflikte werden sowohl in den Regionalplänen als auch in den sachlichen Teilplänen abschließend ge-regelt. Mit Zustimmung der Landesplanbe-hörde kann die Regionalplanung weitere Aufgaben übernehmen, sodass die Regiona-len Planungsgemeinschaften zunehmend versuchen, komplexe räumliche Entwick-lungen durch Projekte und Aktionen anzu-stoßen.18
17 Stand der Integrierten Regionalpläne: Planungsregion Havelland-Fläming: Genehmigt: 23.02.1998, Veröffent-licht: 11.09.1998, per OVG-Urteil für nichtig erklärt seit 09.10.2002; Prignitz-Oberhavel: Entwurf vom 12.07.2000, Verfahren wird weitergeführt; Uckermark-Barnim: bislang keinen Entwurf; Oderland-Spree: Sat-zungsbeschluss: 26.11.2001, Plan wird überarbeitet; Lausitz-Spreewald: Entwurf vom August 1999, Plan wird neu aufgestellt (Beschluss vom 15.10.2003). Vgl. Tabelle Regionalpläne. Regional- und Teilpläne in den 5 Re-gionen des Landes Brandenburg (Stand September 2005), unter http://gl.berlin-branden-burg.de/regionalplanung/plaene/index.html, ges. 19.09.2007. 18 Vgl. Aufgaben der Regionalen Planungsgemeinschaften, http://gl.berlin-brandenburg.de/regional-planung/index.html, ges. 19.09.2007. 19 Mitschrift Telefonat Amtsleiter 1, 29.08.2007. 20 Vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald: Der integrierte Regionalplan (Entwurf), unter http://www.region-lausitz-spreewald.de/intplan.htm, ges. 16.07.2007; Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 29.08.2007.
14
Lausitz-Spreewald in der Vergangenheit für alle vier Landkreise und die Statt Cottbus rechts-
verbindliche, sachliche Teilpläne zu erarbeiten, die auf der Regionalversammlung abgesegnet
und von der Landesregierung genehmigt wurden – sie betreffen die Bereiche „Zentralörtliche
Gliederung“ (veröffentlicht am 03.06.1997), „Gewinnung und Sicherung oberflächennaher
Rohstoffe“ (veröffentlicht am 26.08.1998) und „Windkraftnutzung“ (veröffentlich am
14.07.2004)21 – andere Beschlüsse der Regionalversammlung oder Planungen der Planungs-
gemeinschaft haben keinen rechtsverbindlichen Charakter.22
Die Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald arbeitete seit der Konkretisierung des Leit-
bildes für die Länder Berlin und Brandenburg als „Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg“ an
einem (teil)regionalen Leitbild. Nach einer Auftaktveranstaltung im Mai 2006 in Cottbus, bei
der Akteure aus der Planungsregion Lausitz-Spreewald spezifische regionale Kompetenzen
identifizierten und diskutierten und dabei erkannten, „dass das Thema Energie durch bedeu-
tende Unternehmensstandorte sowie eine Forschungslandschaft nirgends so präsent ist wie in
der Lausitz und ein wesentliches Entwicklungspotenzial darstellt. Gleichzeitig drängen neben
der konventionellen Braunkohlennutzung aber auch die erneuerbaren Energien immer mehr
auf die Tagesordnung – nicht nur aus klimapolitischer Erfordernissen, sondern auch im Hin-
blick auf die Schaffung neuer wirtschaftlicher Wertschöpfungskreisläufe in den Regionen.“23
Auf der Regionalversammlung am 15. März 2007 in Forst wurde beschlossen, dass sich die
Planungsregion zukünftig als „Innovative Energieregion Lausitz-Spreewald“ etablieren wolle
und sich unter diesem Leitbild gemeinsam präsentieren wird.24 Ziel sei, „(…) sich so aufzu-
stellen, wie andere Regionen.“25 Die Definition was denn genau unter „Energieregion“ zu ver-
stehen sei, bedürfe noch einer Ausarbeitung: „Wir sind ganz am Anfang.“26 Ideen zum Einsatz
von Erneuerbaren Energien sollen im laufenden Prozess der Leitbildkonkretisierung sowohl
entwickelt als auch integriert werden.
21 Die Teilpläne treten nach der Genehmigung durch das Land Brandenburg Pläne am Tag nach ihrer öffentli-chen Bekanntmachung in Kraft. Vgl. Tabelle Regionalpläne, unter http://gl.berlin-branden-burg.de/regionalplanung/plaene/index.html, ges. 19.09.2007. 22 Vgl. auch Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Geschäftsstelle Leader+-Lokale Aktionsgruppe 1, 05.09.2007. 23 Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, Regionale Planungsstelle: Die Innovative Energieregion Lausitz-Spreewald, unter http://www.region-lausitz-spreewald.de/energieregion.htm, ges. 01.09.2007. 24 Vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald: Einladung zur 28. Regionalversammlung, Cottbus 22.02.2007. 25 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 06.06.2007. 26 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 28.08.2007.
15
2.1.1 Das Energieforum Lausitz-Spreewald
Zur Erarbeitung der Ausgestaltung des Leitbildes hat sich unter Einbeziehung eines externen
Expertengremiums ein „Energieforum Lausitz-Spreewald“ konstituiert, welches eine Regio-
nale Energiestrategie erarbeiten will.27 Mitglieder des Energieforums sind neben Vertretern
der vier Landkreise, der kreisfreien Stadt Cottbus und einigen Gemeinden der Planungsregi-
on, führende Unternehmen aus dem Bereich der Energiewirtschaft/Energietechnologie28, regi-
onale Forschungseinrichtungen29, die IHK und die Handwerkskammer Cottbus, das
Regionalmanagement der Region Lausitz-Spreewald30, die Internationale Bauausstellung
Fürst-Pückler-Land GmbH (IBA), die Gemeinsame Landesplanungsabteilung Ber-
lin/Brandenburg GL 7, der Landschaftspflegeverband Spree-Neiße e.V. und die Zukunfts-
agentur Brandenburg GmbH,. Andere Akteursgruppen sollen je nach Thema eingeladen
werden, bürgerschaftliche Initiativen sind hier nicht vorgesehen,31 Die personelle Zusammen-
setzung des Energieforums der Planungsregion Lausitz-Spreewald weist auf eine geringe
Durchlässigkeit für eine Partizipation von Initiativen auf, die organisatorisch nicht an große
Energieversorger, Forschungseinrichtungen oder an politische Steuerungsgruppen der einzel-
nen Landkreise angebunden sind. Das Fehlen moderierender Instanzen kann im Hinblick auf
Governance-Prozesse als Manko angesehen werden, denn gerade im Bereich der Energieer-
zeugung und -versorgung ist in der Planungsregion Lausitz-Spreewald eine hohe Konfliktuali-
tät32 festzustellen, die soweit geht, dass die Erben des Fürsten Pückler-Muskau drohen, dem
Land Brandenburg und Projekten in der Lausitz die Verwendung ihres Namens zu untersagen,
sollten in der Lausitz neue Tagebaue ausgewiesen werden.33 27 Vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, Regionale Planungsstelle: Die Innovative Energie-region Lausitz-Spreewald, unter http://www.region-lausitz-spreewald.de/energieregion.htm, ges. 01.09.2007. 28 Centrum für Energietechnologie Brandenburg GmbH (CEBra GmbH), enviaM Energieversorgung, Vattenfall Europe Mining & Generation AG, VESTAS Blades Deutschland GmbH, E.ON edis AG, SpreeGas Gesellschaft für Gasversorgung/Energiedienstleistungen mbH. 29 Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Fachhochschule Lausitz, Forschungsinstitut für Bergbau-folgelandschaft Finsterwalde e.V. 30 Das Regionalmanagement Lausitz-Spreewald ging aus dem Regionalmanagement „Brandenburger Lausitz“ hervor und umfasst nach Eigenangaben „die Landkreise Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster, Spree-Neiße und die kreisfreie Stadt Cottbus.“ Der Landkreis Dahme-Spreewald schient hier nicht vertreten zu sein. Vgl. Regio-nalmanagement der Region Lausitz-Spreewald: Die Region Lausitz-Spreewald, unter http://www.lausitz.de/download.php?datei=24_10005_medium.pdf, ges. 09.10.2007. 31 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 06.06.2007. 32 Vgl. Schreiber, Jörg: 23 Orte offenbar von Braunkohlebaggern bedroht, in: Tagesspiegel-online 29.03.2007; Dassler, Sandra: Die Angst kommt lange vor dem Bagger, in: Tagesspiegel-online 31.03.2007; Klaudius, Gre-gor: „Die Landesregierung spielt russisches Roulette“, in: Tagesspiegel-online 20.04.2007; Grüne Liga: Braun-kohlewiderstand formiert sich in der Niederlausitz, Pressemitteilung 29.06.2007; Thiede, Peter: Baggern ums Volk, in: Tagesspiegel 07.07.2007; ders.: SPD-Abgeordnete wollen Kohlepläne stoppen, in: Tagesspiegel 25.07.2007; N.N.: IHK Cottbus lehnt Ausstieg aus Braunkohle ab, in: Tagesspiegel-online 10.07.2007; Metzner, Thorsten: Über Tage, unter Strom, in: Tagesspiegel-online 18.07.2007; Klesmann, Martin: Bald rollen die Bag-ger weiter. Sieben neuen Tagebauen könnten 33 Orte zum Opfer fallen - Bewohner wehren sich dagegen, in: Berliner Zeitung 24.07.2007. 33 Vgl. N.N.: Graf Pückler sieht seinen Namen befleckt, in: Tagesspiegel 27.10.2007.
16
Abbildung 1: Organigramm Energieforum mit Stand zum 06.06.200734
Innovative Energieregion Lausitz-Spreewald
Moderation, Organisation, Monitoring
Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-SpreewaldRegionalmanagement Lausitz-Spreewald
Energiemanager (-agentur)
Regionale Energiestrategie 2020 +
Energiethemen
Projektidee 1energieeffiziente
Verwaltung
Fachkompetenz
Energieforum
Projektidee 2Energie & Schule
und Bildung
Projektidee 3Energiespeicherung
Projektidee 4Energieflächen-
management
Projektidee 5Energietourismus
Projektidee 6Förderprogramme
Abbildung 2: Organigramm Energieforum mit Stand zum 01.09.200735
Bislang übernimmt die Regionale Planungsstelle der Planungsgemeinschaft Lausitz-
Spreewald die Organisation und Moderation des Energieforums, erster thematischer Projekt- 34 Grafik, e-Mail Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 06.06.2007. 35 Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald: Regionale Planungsstelle: Die Innovative Energieregion Lausitz-Spreewald, unter http://www.region-lausitz-spreewald.de/energieregion.htm, ges. 01.09.2007.
17
gruppen sowie der Steuerungsgruppe, die sich aus ausgewählten Beteiligten des Energiefo-
rums zusammensetzt und an konkreten Fachprojekten sowie an der Bündelung von Themen-
schwerpunkten arbeitet. Langfristig jedoch soll die Koordination und Moderation in die
Hände einer Energieagentur bzw. eines Energiemanagers übergehen.36 Die Prozessentwick-
lung der Innovativen Energieregion wird über die Regionale Planungsstelle an den Regional-
vorstand und die Regionalversammlung vermittelt. Letztere soll als Multiplikator und als
wichtiges Instrument zur Umsetzung von Inhalten bei den Mitgliedern (Kommunen, Land-
kreise) dienen. Im Bereich Energie und Bildung wurden bereits Maßnahmen umgesetzt. So
lud die Regionale Planungsgemeinschaft gemeinsam mit dem Centrum für Energietechnolo-
gie Brandenburg GmbH (CEBra GmbH) Anfang Juni 2007 zur Eröffnung einer im Rahmen
der Cottbusser Umweltwoche stattfindenden (Wander)Ausstellung zum Thema „Erneuerbare
Energien an Schulen“ und zu einer ergänzenden Weiterbildungsveranstaltung für Cottbusser
Lehrer ein, bei der Mitarbeiter des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung
GmbH (IZT) und des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen e.V. (UFU) das Projekt Po-
werado vorstellten und Hinweise zur praktischen Umsetzung von Erneuerbare Energie-
Projekten an Schulen entlang konkreter Vorschläge vermitteln sollten.37 Eine weitere Fortbil-
dung für LehrerInnen zum Thema „Erneuerbare Energien im Unterricht“ folgte Ende Septem-
ber auf dem IBA-Gelände in Großräschen und wurde von etwa drei Dutzend Personen
besucht.38
2.2 Landkreise als Regionen
Ebenfalls als „Region“ bezeichnen sich die einzelnen Landkreise in der Planungsregion, wie
am Beispiel des Landkreises Elbe-Elster mit seinem Leitbild der „Klimaschutzregion“ darge-
stellt werden kann. Hier wird der Begriff „Region“ als Bezugsgröße für den administrativen
Handlungsraum des Landkreises genutzt.39 Das Leitbild der „Klimaschutzregion Elbe-Elster“
wurde anknüpfend an die Expo 2000, bei der der Landkreis mit sechs dezentralen Projekten
als „Klimaschutzregion“ angetreten war, in den folgenden Jahren präzisiert und ab Frühjahr
2007 verstärkt auf die Agenda des Kreises gesetzt. Doch bereits im Jahr 2003 wurden wäh-
rend eines Kolloquium zusammen mit den Städten und Gemeinden des Landkreises Entwick-
lungsziele zur Fortschreibung des Kreisentwicklungskonzeptes auf Grundlage des Leitbildes
36 Vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, Regionale Planungsstelle: Die Innovative Energie-region Lausitz-Spreewald, unter http://www.region-lausitz-spreewald.de/energieregion.htm, ges. 01.09.2007. 37 Vgl. Einladung: Innovative Energieregion Lausitz-Spreewald, Forschungsvorhaben: Erlebniswelt Erneuerbare Energien – Spielen und Lernen. Wanderausstellung – Weiterbildung, Cottbus 2007. 38 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 29.09.2007. 39 Vgl. auch Landkreis Elbe-Elster (Hg.). Swot-Analyse des Landkreises Elbe-Elster. Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Regionalentwicklung und der Beschäftigung im Landkreis Elbe-Elster, Herzberg 2007.
18
„Klimaschutzregion“ formuliert. Die Zielbeschreibung umfasste u.a. die Förderung des Ein-
satzes regenerativer Energien, die Senkung des Energiebedarfs im Landkreis, die Senkung der
CO2-Emission und die Förderung nachhaltiger regionaler Produktions- und Absatzstruktu-
ren.40 Im Integrierten ländlichen Entwicklungskonzept41 für den Landkreis Elbe-Elster aus
dem Jahr 2005 wird empfohlen, die Themen nachwachsende Rohstoffe und regenerative
Energieerzeugung in die Integrierte Ländliche Entwicklung zu verankern. Vorgeschlagen
wird, das Thema Regenerative Energie und Nachwachsende Rohstoffe als ein Modellvorha-
ben unter dem Thema „Energie aus der Region – für die Region“ zu behandeln.42 Mit dem
Leitbild der „Klimaschutzregion“ gewann der Landkreis einen der Innovationspreise des ge-
meinsam von IBA, CEBra GmbH und Vattenfall veranstalteten Wettbewerbes zum „Energie-
jahr 2007“ der IBA. Eine Diskussion und Vorstellung des Leitbildes, die an die Gründung
einer „Plattform Klimaschutzregion“ gekoppelt werden sollte, war für Ende Juni 2007 anbe-
raumt, musste aber wegen Abstimmungsschwierigkeiten innerhalb des Landkreises kurzfristig
abgesagt werden. Die Veranstaltung zum Start der Initiative wurde auf Mitte Oktober 2007
verlegt. Ein wichtiger Stellenwert wird lokalen Leitprojekten eingeräumt, die der Profilierung
der Klimaschutzregion Elbe-Elster dienen sollen43 und die „die regionalen Bedürfnisse und
Bedingungen und Umstände (…) berücksichtigen.“44
Der Begriff „Region“ bezogen auf einen Landkreis wird nicht nur in Konzepten zur In-
tegrierten Ländlichen Entwicklung45 als räumliche Bezugsgröße verwandt. Auch die im
Landkreis liegenden Städte beziehen sich in ihren Stadtentwicklungskonzepten in der Regel
auf den Landkreis, wenn von „Region“ die Rede ist. So heißt es im Kurortentwickungsplan
der Stadt Bad Liebenwerda, der gemeinsam mit 80 Bürgerinnen und Bürgern aus der Stadt
und den umliegenden Ortsteilen in verschiedenen thematischen Arbeitskreisen im Jahr 2003 40 Vgl. Landkreis Elbe-Elster: Entwicklungsziele des Landkreises Elbe-Elster – Der Landkreis als Klimaschutz-region, o.O., o.J.. 41 Akteuren im ländlichen Raum gewährt das Land Brandenburg nach den Richtlinien zur Integrierten Ländli-chen Entwicklung „Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen zur Sicherung und Entwicklung der ländli-chen Räume als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturräume. Die Maßnahmen sollen zu einer positiven Entwicklung der Agrarstruktur und einer nachhaltigen Stärkung der Wirtschaftskraft beitragen“ (ILE Richtlinie vom 12. Mai 2004 i. d. F. vom 31.1.2005). Als Grundlage einer zielgerichteten, abgestimmten und auf Schwer-punkte konzentrierten Entwicklung werden Integrierte ländliche Entwicklungskonzepte (ILEK) für einen Zeit-raum von fünf Jahren erarbeitet. Vgl. Abraxas. Büro für kreative Leistungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Landkreis Elbe-Elster einschließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005, S. 4. 42 Vgl. Abraxas. Büro für kreative Leistungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Land-kreis Elbe-Elster einschließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005, S. 32. 43 Vgl. Landkreis Elbe-Elster: Einladung zur „Auftakt-Aktion“ am 19. Oktober 2007 in den Werkstattwagen der F 60. 44 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 1, 06.06.2007. 45 Vgl. Spreewaldverein e.V.: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Landkreis Dahme-Spreewald, Lübben o.J.; Landkreis Oberspreewald-Lausitz: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für die Region Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Lübben 2005; Fürst, Frank/Spars, Guido: Interkommunales Entwicklungs-konzept Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Expertise: Die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises Ober-spreewald-Lausitz, Berlin 2002. Hier bezeichnen die beiden Autoren sowohl den Landkreis, als auch außerhalb des Landkreises gelegene Gebiete als Region. Der räumliche Bezugsrahmen bleibt unklar.
19
entwickelt wurde: „Bad Liebenwerda als Standort in der Klimaschutzregion Elbe-Elster ent-
wickelt sich zu einem Tourismuszentrum der Region.“46 Dennoch sieht sich die Stadt Bad
Liebenwerda auch „als Teil der Region zwischen Elbe und der Lausitzer Seenlandschaft“47.
Gemeinsam mit anderen Städten des Landkreises trage man in einem Städteverbund zur Stär-
kung der touristischen Angebote in der „Region Lausitz“ bei. Auch das Stadtentwicklungs-
konzept von Doberlug-Kirchhain nimmt den Landkreis Bezug wenn es im Zusammenhang
mit der Vorstellung eines Ökozentrums auf den ehemaligen Industrie- und Brachflächen
heißt: „Die regionale Bedeutung Doberlug-Kirchhains und auch das Profil der Stadt würde
durch eine entsprechende Entwicklung positiv beeinflusst. Eventuell könnte dies der Anstoß
für die umfassende Orientierung der Stadt als regionales Zentrum für regenerative Energien
sein.“48 Die Bezugnahme auf den jeweiligen Landkreis als Region ist auch in Stadtentwick-
lungskonzepten und Flächenkonzepten von Städten anderer Landkreise zu finden.49
2.3 Leader+-Regionen
Einen anderen räumlichen Bezug bilden die in der Planungsregion Lausitz-Spreewald gelege-
nen Leader+-Regionen50, die sich ebenfalls als „Regionen“ bezeichnen und zumindest nach
den Leader+-Föderrichtlinien bis 2006 mancherorts Landkreis übergreifende Grenzen aufwei-
sen. Die Leader+-Region „Wirtschaftsraum Schraden“ beispielsweise, die sich aufgrund land-
schaftsräumlicher Kriterien als „Region“ bezeichnet, erstreckt sich über Gebietsteile des
Landkreises Elbe-Elster und des Landkreises Oberspreewald-Lausitz. Namensgeberin der Re-
gion ist die durch unzählige Flussläufe und Kanäle geprägte Niederungslandschaft des Schra-
den. Charakteristisch für den Landschaftsraum sind die nördlich und südlich verlaufenden
Höhenzüge der Niederlausitzer Heidelandschaft und die Grödener bzw. Kmehlener Berge.51
46 Stadt Bad Liebenwerda: Kurortentwicklungsplan der Stadt Bad Liebenwerda 2006 – 2015, Bad Liebenwerda o.D, S. 11, vgl. S. 1, 8. 47 Stadt Bad Liebenwerda: Kurortentwicklungsplan der Stadt Bad Liebenwerda 2006 – 2015, Bad Liebenwerda o.D, S. 78. 48 STEG Stadtentwicklung Südwest gGmbH: Stadtentwicklungskonzept Doberlug-Kirchhain, Doberlug-Kirchhain, o.D, S. 72. Zur Verortung der Stadt Doberlug-Kirchhain in der Region Elbe-Elster, vgl. ebd. S. 6, 21, 22, 28, 45, 57, 65. 49 Vgl. Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Stadt Senftenberg: Flächennutzungsplan vom 31.06.2006, o.O. 2006. 50 Mehr zu den Brandenburger Leader+-Regionen bei Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz Brandenburg (Hg.): Ländliche Entwicklung. Das Land hat Zukunft LEADER+ in Branden-burg, Potsdam o.J.. 51 Vgl. Lokale Aktionsgruppe Wirtschaftsraum Schraden: Region, unter http://www.schra-den.de/53000097860c2c017/index.html, ges. 05.01.2007.
20
Abbildung 3: Die Leader+-Region „Wirtschaftraum Schraden“52
52 Lokale Aktionsgruppe Wirtschaftsraum Schraden: Grafik, unter http://www.schra-den.de/53000097860c2c017/53000098040f38a0c/index.html, ges. 05.01.2007. Im Rahmen der Neuausschrei-bung von Leader+-Maßnahmen hat sich im Frühjahr 2007 die Leader+-Region „Wirtschafsraum Schraden“ mit der Leader+-Region „Wald- und Heideland“ zur Lokalen Aktionsgruppe „Elbe-Elster“ zusammengeschlossen. Weitere Neugründungen sind die Lokale Aktionsgruppe „Spree-Neiße-Land“ und die Lokale Aktionsgruppe „Energieregion im Lausitzer Seenland e.V.“, unter deren Gründungsmitgliedern sich u.a die IBA, CEBra GmbH, die Hoogan Bioenergie GmbH&Co KG, der Kreisbauernverband und Land(wirt)schaftspflegeverband Spree-Neiße e.V. befinden.
21
Ein weiteres Beispiel wäre die Leader+-Region „Dahme-Heideblick“, die sich ebenfalls in ih-
rer Namensgebung auf landschaftsräumliche Kriterien berufen und sowohl im Landkreis
Dahme-Spreewald wie im nicht in der Planungsregion Lausitz-Spreewald liegenden Land-
kreis Teltow-Fläming beheimatet ist. Abbildung 4: Die Leader+-Region „Dahme-Heideblick“53
In der Leader+-Region „Spreewald“, die bis auf das Amt Heideblick mit dem „Wirtschaft-
raum Spreewald“ identisch ist, wurden kulturhistorische (Siedlungsgebiete der Sorben und
Wenden), landschafts-, und wirtschaftsräumliche Kriterien zur territorialen Eingrenzung he-
rangezogen. Seit 1995 Leader+-Region mit den Leitthemen „Aufwertung der lokalen Erzeug-
nisse“ und „Inwertsetzung des natürlichen Potenzials“54, ist der Reichtum an fließenden und
stehenden Gewässern Hauptcharakteristikum der Region. Die Förderung des Tourismus ist
ein Schwerpunkt der Leader+-Maßnahmen. Die Region erstreckt sich über Teilgebiete der
Landkreise Spree-Neiße, Dahme-Spreewald und Oberspreewald-Lausitz sowie der kreisfreien
Stadt Cottbus und umfasst eine Gebietsausdehnung von knapp der Hälfte der Gesamtfläche
der Planungsregion Lausitz-Spreewald. Die Spreewaldregion ist eine homogene Gebietsein-
heit, deren Grenzen mit der Bevölkerung, Gutachtern, Vereinen, Verbänden, Ämtern und Be- 53 Amt Dahme: Leader+, unter http://www.dahme.de/html/leader.php, ges. 29.09.2007. 54 Landkreis Dahme-Spreewald (Hg.): Swot-Analyse. Regionale Entwicklung der Spreewaldregion, Lübben o.J., S. 47; ders. (Hg.): Swot-Analyse identitätsstiftender Elemente der Regionalen Entwicklung im Landkreis Dah-me-Spreewald, Lübben o.J..
22
hörden abgestimmt und durch parlamentarische Beschlussfassung der drei betroffenen Land-
kreise sowie der kreisfreien Stadt Cottbus bestätigt wurde.55 Der „Wirtschaftsraum Spree-
wald“ war Zielgebiet des INTERREG III C Projektes RESNAFRONT. Abbildung 5: Die Leader+-Region „Spreewald/Wirtschaftraum Spreewald“56
55 Vgl. Spreewaldverein e.V.: Der Wirtschaftsraum Spreewald, unter http://www.spreewald-erlebnis.de/cms/publicSite/site_8/index.html, ges. 29.09.2007. 56 Grafik von Spreewaldverein e. V. in: Landkreis Dahme-Spreewald (Hg.): Swot-Analyse. Regionale Entwicklung der Spreewaldregion, Lübben o.J, S. 9. Die Studie wurde im Rahmen von des INTERREG III C – Projektes RESNAFRONT (Dezember 2004 bis Mai 2007) von Abraxas. Büro für kreative Leistungen, Weimar erstellt. Ziel des Projektes war die Entwicklung von Grenzregionen mit gemeinsamen Naturpotenzialen. Die beteiligten Regionen haben zwar unterschiedliche regionale Entwicklungsgrade, zeichnen sich jedoch aus, dass es Grenzregionen mit herausragenden natürlichen Ressourcen sind. Basierend auf spezifischen regionalen Defiziten und Potenzialen sollten Strategien für eine erfolgreiche Regionalentwicklung im Europa der Regionen erarbeitet und umgesetzt werden.
23
Als „Hybrid“ hingegen lässt die Leader+-Region „Strittmatter-Land“ bezeichnen, die sich in
ihrer Namensgebung auf den einige Jahre in Bohsdorf lebenden Schriftsteller Erwin Strittmat-
ter bezieht. Abbildung 6: Die Leader+-Region Strittmatter-Land57
57 Lokale Aktionsgruppe Strittmatter-Land e.V.: Gemeindegrenzen, Grafik unter http://www.strittmatter-land.de/Gemeindegrenzen.htm, ges. 02.06.2007.
24
Allen Leader+-Regionen ist gemeinsam, dass sie in ihrer räumlichen Ausdehnung von den
Akteuren der Lokalen Aktionsgruppen selbst definiert sind und dabei die Dichte der sozialen
Beziehungen eine Rolle spielt. In den Lokalen Aktionsgruppen werden spezifische regionale
Leitsätze und Aktionsbereiche festgelegt, die wirtschaftliche, soziale und ökologischen An-
liegen miteinander verbinden. Im Mittelpunkt stehen meist Maßnahmen wie Regionalmarke-
ting, Entwicklung des Tourismus, Qualifizierung und Weiterbildung, die Produktion und
Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe und die Erzeugung regenerativer Energien.58 Ein
weiteres Kennzeichen von Leader+-Regionen ist, dass im Rahmen des Programms die ent-
scheidenden Akteure zusammengebracht und ehernamtliche Aktivitäten mobilisiert werden.
Eine Verantwortungsübertragung an örtliche Akteure findet statt, um eine „Verbindung zwi-
schen den öffentlichen Stellen und der lokalen Wirtschaft und der Zivilgesellschaft“59 zu
schaffen.
2.4 Europaregion Spree-Neiße-Bober
Ein anderes Projekt mit Regionalbezug ist die „Euroregion Spree-Neiße-Bober“ in der seit
1993 eine Zusammenarbeit des in der Planungsregion Lausitz-Spreewald gelegenen Land-
kreises Spree-Neiße und der Stadt Cottbus mit verschiedenen polnischen Landkreisen und der
Stadt Zilona Gora stattfindet. Organisatorische Einheit der Euroregion ist zum einen ein ein-
getragener Verein (deutsche Seite), in dem Kommunen, Unternehmen, Hochschulen, Institu-
tionen, Vereine und Bürger kooperieren, zum anderen ein Verband (polnische Seite), in dem
mehrere Dutzend Gemeinden und sechs Landkreise mitarbeiten. Gemeinsame Zielsetzung ist
es, einen Beitrag zur Überwindung der Probleme der Grenzregion zu leisten, eine regionale
Identität als „Euroregion Spree-Neiße-Bober/Sprewa-Nysa-Bóbr“ zu entwickeln und die pol-
nische und deutsche Bevölkerung in der Grenzregion in „einer gemeinsamen Wirtschaftsregi-
on mit verbesserten und vor allem vor allem gleichwertigen Lebensverhältnissen
zusammenzuführen.“60 Die Projektarbeit in der Euroregion konzentriert sich auf die grenz-
überschreitende Wirtschaftskooperation und KMU-Förderung, auf die Entwicklung der
Landwirtschaft und des ländlichen Raumes, auf Umweltfragen, Beschäftigung und Qualifizie-
rung. Die „Euroregion Spree-Neiße-Bober“ wiederum ist gemeinsam mit der „Euroregion Pro
Europa Viadrina“, die die brandenburgischen Landkreise Märkisch-Oderland und Oder-Spree,
58 Vgl. OECD-Prüfbericht zur Politik für ländliche Räume. Deutschland, Paris 2007, S. 114, 116. 59 Ahner, D.: Rural Development and New Financial Perspective, Arbeitsdokument für die EU-Konferenz „Im-proving Living Conditions and Quality of Life in Rural Europa“, 1. Juni 2004, Westport/Irland, zitiert nach O-ECD-Prüfbericht zur Politik für ländliche Räume. Deutschland, Paris 2007, S. 130. 60 Regionomica GmbH: Entwicklungs- und Handlungskonzept Euroregion Spree-Neiße-Bober, Berlin 2006, S. 4.
25
die kreisfreie Stadt Frankfurt/Oder sowie einige polnischen Landkreise umfasst und deren
Schwerpunkt in der Förderung der regionalen Identität und des europäischen Gedanken, der
Förderung des Tourismus und von KMU sowie der Förderung von Umweltschutz und einer
gemeinsamen Infrastruktur liegt61, Zielgebiet des Operationelles Programm der Gemein-
schaftsinitiative INTERREG III A Brandenburg/Polen (Wojewodschaft Lubuskie). Abbildung 7: Euroregion Spree-Neiße-Bober62
61 Vgl. Kutschke, Frank: Vortrag Euroregion Pro Europa Viadrina: Europa für Unternehmen – Unternehmen für Europa, Euro Info Centre der IHK Frankfurt (Oder), 10. Mai 2007. 62 Grafik in Programm der Gemeinschaftsinitiative INTERREG III A Brandenburg/Polen (Wojewodschaft Lu-buskie) 2000 – 2006, entnommen aus: Land Brandenburg (Hg.): Operationelles Programm des Ziel 3 „Europäi-sche territoriale Zusammenarbeit“ Ausrichtung A – Programm Brandenburg – Lubuskie in der Förderperiode 2007 – 2013, 1. Entwurf, Berlin 2006, S. 4.
26
In der „Euroregion Spree-Neiße-Bober“ – und das ist auch für die Entwicklung erneuerbarer
Energiekonzepte der Planungsregion Lausitz-Spreewald relevant – wurden im Jahr 2003 rund
370.000 ha der Gesamtfläche landwirtschaftlich genutzt. Hier gewinnen innerhalb der Land-
wirtschaft nachwachsende Rohstoffe zunehmend an Bedeutung und insbesondere Holz und
Biomasse werden als „nennenswerte Alternativen und Ergänzungsmöglichkeiten zur fossilen
Energiegewinnung“63 angesehen. In diesem Zusammenhang wurde u.a. eine Förderung des
deutschen Projekts „Agronetzwerk Biomasse“ vom Landschaftspflegeverband Spree-Neiße
e.V. und des Projekts „Nachhaltige Energieversorgung durch Biomasse aus regionalem An-
bau“ (NEBrA) von CEBra e.V. mit einen Umfang von fast 750.000 Euro bewilligt64, das Ende
des Jahres 2007 ausläuft. Im Rahmen von NEBrA wurden von CEBra e.V. und der Universi-
tät Zielona Gora Pellets entwickelt, die sich zu einem großen Teil aus verschieden pflanzli-
chen Reststoffen der landwirtschaftlichen Produktion und Holzreststoffen zusammensetzten.
Diese Reststoffe sollen energetisch verwertet und in dezentralen Pelletwerken, die ihre Roh-
stoffe aus einem Umkreis von maximal 30 Kilometern beziehen, verarbeitet werden.65 Für die
Förderperiode 2007-2013 sind für die gesamte Region des Brandenburger/Lubisker Grenz-
raumes Maßnahmen zur Integration Erneuerbarer Energien in die Energiesysteme, die grenz-
überschreitende Entwicklung und Einführung neuer Technologien zur stofflichen und
energetischen Verwertung von nachwachsenden Rohstoffen, sowie die binationale Nutzung
regenerativer Energieträger wie Wind, Solar und Biomasse/nachwachsende Rohstoffe ange-
dacht.66
2.5 Regionaler Wachstumskern Westlausitz
Der „Regionale Wachstumskern Westlausitz“ (RWK), bestehend aus den Städten Großrä-
schen, Lauchhammer, Schwarzheide und Senftenberg (alle drei Landkreis Oberspreewald-
Lausitz) und Finsterwalde (Landkreis Elbe-Elster) verortet sich in der Region „Brandenburg-
Südwest“ und ist „gekennzeichnet durch seine Lage zwischen der Metropole Berlin, der säch-
sischen Landeshauptstadt Dresden sowie Leipzig und Cottbus.“67 Das Standortentwicklungs-
konzept des Regionalen Wachstumkerns bezieht sich weder auf die Region Niederlausitz
63 Regionomica GmbH: Entwicklungs- und Handlungskonzept Euroregion Spree-Neiße-Bober. Endfassung, Ber-lin 2006, S. 70. 64 Regionomica GmbH: Entwicklungs- und Handlungskonzept Euroregion Spree-Neiße-Bober. Endfassung, Ber-lin 2006, S. 10. 65 Vgl. Bartonek, Rolf: Pellet-Coktail vom Rest. Deutsch-polnisches Projekt soll Brennstoffquellen erweitern, in: Lausitzer Rundschau 06.09.2007. Zum Projekt NEBrA siehe auch http://www.projekt-nebra.de. 66 Vgl. Land Brandenburg (Hg.): Operationelles Programm des Ziel 3 „Europäische territoriale Zusammenar-beit“ Ausrichtung A – Programm Brandenburg – Lubuskie in der Förderperiode 2007 – 2013, 1. Entwurf, Berlin 2006, S. 44. 67 Regionaler Wachstumskern Westlausitz: Finsterwalde – Großräschen – Lauchhammer – Schwarzheide – Senf-tenberg. Standortentwicklungskonzept. Endbericht, Finsterwalde September 2006, S. 8.
27
noch auf die Planungsregion Lausitz-Spreewald. Im Hinblick auf die beiden Landkreise Elbe-
Elster und Oberspreewald-Lausitz, die zumindest in den jeweiligen Integrierten ländlichen
Entwicklungskonzepten68 ihren jeweiligen Landkreis als Region bezeichnen wird festgestellt,
dass die Landkreise „hinsichtlich Größe, Struktur und Verflechtungsbeziehungen aus Sicht
des RWK Westlausitz keine dauerhaft funktionsfähigen Einheiten“ darstellen. (…) Die Lan-
desregierung wird um Prüfung gebeten, ob und inwieweit durch eine umfassende Kreisge-
bietsreform Synergieeffekte in der Region möglich sind“69 und soll mit dem Land Sachsen
notwendige Schritte zum Aufbau bzw. zur Weiterführung eines gemeinsamen Regionalmana-
gements einleiten. Die Städte Finsterwalde, Großräschen, Lauchhammer, Schwarzheide und
Senftenberg haben in ihrem Standortentwicklungskonzept verschiedene Leitziele definiert.
Diese gehen vom Ausbau der die Landesgrenzen überschreitenden Verbindungen und Koope-
rationen (in Richtung Berlin und Sachsen), über den Ausbau von Bundes- und Landstraßen
und der Sicherung des Flughafens Finsterwalde/Schacksdorf, eine Einbindung der BASF und
weiterer Partner in die Wirtschaftsförderung der Kommunen, den Aufbau einer gemeinsamen
Stadtortvermarktung und -entwicklung, bis hin zur standortangepassten Aufwertung weicher
Standortfaktoren (Bodenpreise, Gewerbegebiete, Verkehrsanbindung), der Weiterentwicklung
naturräumlicher und touristischer Potenziale und der Entwicklung/Umsetzung von Modellen
zur partnerschaftlichen Aufgabenteilung/Zusammenarbeit in der interkommunale Kooperation
der fünf Städte. Ein weiteres Ziel ist, „die Energiebranche in der Region nachhaltig zu stärken
und auszubauen. Dazu sollen Ansiedlungsbemühungen und mögliche Investoren bei der
Standortsuche und bei notwendigen Genehmigungen gezielt unterstützt werden. Dabei sind
die verschiedenen Energieträger und -versorger mit einander zu vernetzen (Clustermanage-
ment) mit der Zielstellung, schrittweise ein gemeinsames Lastenmanagement einzuführen.“70
Als Ansatzpunkte für den Ausbau als Standort der Energieerzeugung gelten bereits vorhande-
ne, im Bau oder in der Planung befindliche Anlagen wie der Windpark in Klettwitz/Sallgast,
das EBS-Kraftwerk „Sonne“ in Großräschen, das Gas- und Dampfkraftwerk in Lauchham-
mer, der Solarpark Finsterwalde, der Energiewald Lauchhammer/Klostebrau und die Bio-
kraftwerke Lauchhammer und Senftenberg. Angestrebte Effekte sind unter anderem die
„Verbesserung der Standortqualitäten der Westlausitz für die Ansiedlung anderer, energie-
68 Vgl. Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Amt für Planung und Wirtschaft: Integriertes ländliches Entwick-lungskonzept für die Region Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Lübben 2005; Abraxas. Büro für kreative Leis-tungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Landkreis Elbe-Elster einschließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005. 69 Regionaler Wachstumskern Westlausitz: Finsterwalde – Großräschen – Lauchhammer – Schwarzheide – Senf-tenberg. Standortentwicklungskonzept. Endbericht, Finsterwalde September 2006, S. 45. 70 Regionaler Wachstumskern Westlausitz: Finsterwalde – Großräschen – Lauchhammer – Schwarzheide – Senf-tenberg. Standortentwicklungskonzept. Endbericht, Finsterwalde September 2006, S. 53. Die Vorbereitung, Durchführung und Begleitung von Forschungsprojekten im Lastenmanagement soll in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Lausitz, der BTU Cottbus und CEBra geleistet werden.
28
intensiver Industrieanlagen, Verringerung der durch die Stromerzeugung in der Region verur-
sachten Umweltbelastung im Zuge der Modernisierung der Kraftwerksanlagen.“71 Vorrangige
Partner bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen sind das Land Brandenburg, die Städ-
te des Regionalen Wachstumskern Westlausitz und die Energieversorgungsunternehmen der
Region.
2.6 Identitäten und Konkurrenzen
Obwohl die einzelnen Akteure, die in die Raumordungsplanung der Planungsgemeinschaft
Lausitz-Spreewald eingebunden sind, auf eine langjährige institutionalisierte Zusammenarbeit
bzw. Vernetzung72 zurückblicken können, scheint bislang die Planungsregion Lausitz-
Spreewald kaum als Kristallisationspunkt einer gemeinsamen regionalen Identität zu dienen.
Hinweise auf Defizite in der spezifischen Regionalidentität gibt Christof Ellger: (unsystema-
tisch) Befragte aus der Niederlausitz weisen sich zunächst einmal ihrer Stadt- oder Landge-
meinde zu (wir sind Luckauer, Spremberger, Forster), eine „Niederlausitzer Gesamtidentität“
sei wenig erkennbar.73 Gespräche, die im Vorfeld der vom IFAN/IKN geplanten Veranstal-
tungen geführt wurden, bestätigen diese Einschätzung. Es würde „sich die Mehrheit der Men-
schen nicht zur Region Lausitz-Spreewald zugehörig fühlen. Dabei macht der Landkreis
Dahme-Spreewald die größten Probleme.“74 Die sozialräumliche Gliederung der Landkreis
Dahm-Spreewald, in dem rund 2/3 der Bevölkerung im engeren Verflechtungsraum nahe Ber-
lin leben (Region Schönefeld) und nach einem nahezu „menschenleeren“ Gebietsstreifen
Richtung Lübben/Luckau, erst dort wieder die Bevölkerungsdichte ansteigt, wird als dreige-
teilt empfunden, wobei sich die Region Schönefeld eher als Teil der Hauptstadtregion Berlin-
Brandenburg sieht, andere wiederum sehen im Spreewald ein Identifikationsmedium. Ähnli-
che Hinweise gaben Akteure aus anderen Landkreisen. Viele BürgerInnen des Landkreises
Elbe-Elster und auch der Gegend um Spremberg im Landkreis Oberspreewald-Lausitz orien-
tierten sich in ihrem Konsum- oder Versorgungsbegehr eher nach Dresden oder Leipzig denn
nach Cottbus. Sich zwar als „Lausitzer“ verstehend75, wird sich auf Verflechtungen und tradi-
tionelle Verbindungen in den heutigen sächsischen Raum bezogen, der vor der Wende Teil
des Energiebezirks Cottbus war und traditionell unter die Region Lausitz subsumiert wird. 71 Regionaler Wachstumskern Westlausitz: Finsterwalde – Großräschen – Lauchhammer – Schwarzheide – Senf-tenberg. Standortentwicklungskonzept. Endbericht, Finsterwalde September 2006, S. 53. 72 Die Frage, ob eine Zusammenarbeit nach einem vorgegebenen Modus und einer vorgegebenen Zusammenset-zung der Akteure als Netzwerk bezeichnet werden kann, wird an dieser Stelle nicht erörtert. 73 Vgl. Ellger, Christof: Bewegung durch individuelle Raumwahrnehmung und raumorientiertes Handeln, in: Ziener, Karen/Carstensen, Ines/Goltz, Elke (Hg.): „Bewegende Räume“ – Streiflichter multidisziplinärer Raum-verständnisse, Potsdam 2005, S. 160-169, hier S. 168. 74 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 29.08.2007. 75 Vgl. Mitschrift Telefonat Funktionsträger, Gemeinde 1, 27.07.2007; Mitschrift Gespräch Bürgermeister, Ge-meinde 2, 31.08.2007.
29
Unterschiedliche Teilidentitäten im Untersuchungsgebiet und das Fehlen eines Zugehörig-
keitsgefühls zur Planungsregion Lausitz-Spreewald von der es hieß „die Raumordnungsregi-
on [ist] für den Menschen völlig uninteressant“76 können zudem negative Effekte auf die
Kooperationsmotivation auf dieser Ebene77 und damit Auswirkungen auf die Durchsetzungs-
fähigkeit der Planungsgemeinschaft haben. So hieß es zwar, es würde in Bezug auf konzepti-
onelle Tätigkeiten eine „enge Abstimmung mit den Landkreisen, Kommunen und
Gemeinden“78 innerhalb der Planungsregion geben, doch auf die Frage, wie das Verhältnis
zwischen den Landkreisen und der Planungsgemeinschaft sei bzw. inwieweit Dinge, die auf
den Regionalversammlungen besprochen werden in den Landkreisen bzw. Kommunen aufge-
nommen und umgesetzt werden, meinte ein Gesprächspartner: „Alle fühlen sich durch die Re-
gionalplanung gegängelt. Von den Landkreisen gibt es keinen Druck auf die
Planungsgemeinschaft endlich einen Regionalplan zu machen. Von Seiten der Landkreise
gibt es ständige Diskussionen über die Abschaffung der Planungsregion.“ Insgesamt mangele
es an Dynamik und es werde „eine abwartende Haltung eingenommen. In anderen Planungs-
regionen sind die schon bei der zweiten oder dritten Fortschreibung des Regionalplans.“ Die
Notwenigkeit einer Abstimmung mit der Regionalplanung werde darüber hinaus mancherorts
bezweifelt: „Die Leader+-Gebiete stimmen sich auch nicht mit der Regionalplanung ab und
vergeben eigene Mittel für Projekte.“79 Hinzu kommt, dass die Umsetzung von Beschlüssen
der Regionalversammlung Lausitz-Spreewald in den einzelnen Landkreisebene von Diskussi-
onen in den Kreistagen, der Haltung von Mehrheitsfraktionen und vom Agieren der Wirt-
schaftskräfte beeinflusst wird. „Lokale Fürsten“, so ein anderer, „können einen unmittelbaren
Druck auf die politische Ebene ausüben.“80 Interkommunale Konkurrenzen um Standorte und
Ansiedlungen sind weiterer Hemmnisse bei einer landkreisübergreifenden Zusammenarbeit.81
Die wissenschaftliche Beleitung von „Regionen Aktiv“ geht von eine Interdependenz
zwischen der Größe von Regionen und der Qualität regionaler Entwicklung aus. Je mehr
Landkreise an Kooperations- und Vernetzungsprozessen beteiligt sind, desto schwieriger
werden Aushandlungsprozesse und die Festlegung auf gemeinsame Ziele. Oftmals ist eine 76 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 1, 28.09.2007. 77 Vgl. Benz, Arthur/Meincke, Anna: Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft. Begleitforschung 2004 bis 2006. Endbericht der Module 3 und 4. Regionalwissenschaftliche Theorieansätze Analyse der Governance Strukturen, Hagen 2007, S. 76, 91. 78 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 1, 28.09.2007. 79 Alle Zitate: Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 29.08.2007. 80 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 1, 28.09.2007. 81 Vgl. Alschner, Klaus: Großes Aufgabenpaket für Spreewald-Region geschnürt, in: Lausitzer Rundschau 18.05.2007; PIW – Progress Institut für Wirtschaftsforschung/Frank, Wilma/Schuldt, Karsten/Temps, Clau-dia/Troost, Axel: Konzeptionelles Modell einer gemeinsamen Berufsschulentwicklungsplanung in der Region Lausitz-Spreewald. Schlussbericht, Teltow 2004, S. 52; Grot, Rötger von/Leo, Andreas/Müller, Andrea, Seidler, Florian (ARP – Regional- und Stadtplanung): Region Lausitz-Spreewald. Neue Strukturmodelle zur zentralörtli-chen Gliederung. Pilotprojekt im Rahmen des Programms Forschung, Untersuchungen und Ähnliches zum Auf-bau Ost des BMVBW/BBR. Endbericht vom 08.03.2004, Berlin 2004, S. 35.
30
Einigung nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner möglich. „Spannungen und Konflikt-
strukturen können aber auch durch unterschiedliche politische Ausrichtungen auftreten. So
werden Landräte, die verschiedenen Parteien angehören, unterschiedliche Interessen vertreten
und versuchen, diese durchzusetzen. Unabhängig von der Parteizugehörigkeit können sie zu
Ziel haben möglichst viele Mittel in ihrem eigenen Landkreis zu bündeln (…). In einer sol-
chen Situation kann der gesamte Entwicklungsprozess einer Region blockiert sein.“82 Jedoch
nicht nur politische und wirtschaftliche Interessen des jeweiligen Landkreises erschweren eine
interregionale Zusammenarbeit, auch der Eigensinn ländlicher Gemeinden steht einer Durch-
führung landes- oder regionalplanerischer Vorgaben entgegen. So schlossen sich im Rahmen
der kommunalen Gebietsreform 2003 – im Gegensatz zum landesplanerischen Grundsatz der
Kooperationen von Ober- bzw. Mittelzentren und Umland – viele kleinere Gemeinden sowie
Zentrale Orte der Nahbereichsstufe im ländlichen Raum zu Großgemeinden zusammen, an-
statt sich wie gedacht in die Mittelzentren oder nach Cottbus einzugemeinden. „Diese Ent-
wicklung ist offenbar in Opposition zum jeweiligen höherstufigen Zentrum erfolgt. (…) Das
räumliche Konzentrationsprinzip des zentralörtlichen Systems wird hierdurch weitgehend
ausgehebelt.“83 Zwar ist die Planungsregion Lausitz-Spreewald ein administrativ eingegrenz-
ter, geographisch bestimmbarer Raum, in dem im Rahmen der Regionalplanung ein abge-
stimmtes politisches Handeln vorgesehen ist, ein gemeinsamer kultureller und sozialer Raum
scheint sie hingegen nicht zu sein. „So etwas kann nicht ,gemacht’ werden, sondern ,wächst’
– oder auch nicht.“84 In diesem Sinne sind Regionen ein „Produkt von Beziehungen“.85 Sie
sind geprägt von der materiellen Struktur von Räumen und den gesellschaftlichen Interakti-
ons- und Handlungsstrukturen, die wiederum beeinflusst werden von lokalen Traditionen und
Identitäten, das heißt von der sozialen Praxis und den soziökonomischen Funktionszusam-
menhängen der spezifischen regionalen Akteurskonstellationen und Interessenslagen.86
82 Benz, Arthur/Meincke, Anna: Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft. Begleitforschung 2004 bis 2006. Endbericht der Module 3 und 4. Regionalwissenschaftliche Theorieansätze Analyse der Governance Strukturen, Hagen 2007, S. 40, vgl. auch S. 77, 91. 83 Grot, Rötger von/Leo, Andreas/Müller, Andrea, Seidler, Florian (ARP – Regional- und Stadtplanung): Region Lausitz-Spreewald. Neue Strukturmodelle zur zentralörtlichen Gliederung. Endbericht vom 08.03.2004. Pilot-projekt im Rahmen des Programms Forschung, Untersuchungen und Ähnliches zum Aufbau Ost des BMVBW/BBR. Endbericht vom 08.03.2004, Berlin 2004, S. 25. 84 Schlögel, Karl: Im Raume lesen wird die Zeit, Frankfurt am Main 2007, S. 29. 85 Vgl. Massey, Doreen: Spaces of Politics – Raum und Politik, in: Gebhardt, Hans/Reuber, Paul/Wolkersdorfer, Günther (Hg.): Kulturgeographie, Aktuelle Ansätze und Entwicklungen. Spektrum Lehrbuch, Heidelberg/Berlin 2002, S. 31-46, hier S. 31. 86 Vgl. Läpple, Dieter: Essay über den Raum. Für ein gesellschaftswissenschaftliches Raumkonzept, in: Häu-ßermann, Hartmut/Detlev, Ipsen/Krämer-Badoni, Thomas u.a. /Hg.): Stadt und Raum, Pfaffenweiler 1992, S. 157-207, hier S. 196.
31
2.7 Eine Mannigfaltigkeit an Regionen
Der Regionalbegriff wird in den unterschiedlichen Raumeinheiten der Planungsregion Lau-
sitz-Spreewald ausgesprochen vielfältig verwendet. Er umfasst Landkreise und landkreisüber-
schreitende Gebiete innerhalb der Planungsregion, kreisüberschreitende Gebiete, die sowohl
innerhalb wie außerhalb der Planungsregion liegen und Gebiete, die nicht nur die Grenzen zu
anderen Planungsregionen sondern auch die der Bundesrepublik überschreiten, also Regio-
nen, die sowohl einzelne Landkreise der Planungsregion Lausitz-Spreewald, Brandenburger
Landkreise außerhalb der Planungsregion und polnische Gebiete berühren. Überlappungen
von sich als Region bezeichnenden Räumen über die Grenzen der Landkreise, der Planungs-
region oder des Bundeslandes hinweg sind eher Regel denn Ausnahme und hängen vom je-
weiligen Referenzrahmen regionaler Gebietsdefinitionen ab, wie an der Leader+-Region
„Spreewald“ anschaulich dargestellt werden kann: Abbildung 8: Leader+-Region „Spreewald/Wirtschaftsraum Spreewald“87
87 Grafik von Spreewaldverein e.V., entnommen aus: Landkreis Dahme-Spreewald (Hg.): Swot-Analyse. Regio-nale Entwicklung der Spreewaldregion, Lübben o.J., S. 10.
32
Trotz der dargestellten Vielfalt von regionalen Abgrenzungen konnten in den gesichteten In-
tegrierten Ländlichen Entwicklungskonzepten und den Konzepten der Leader+- und anderer
mit EU-Mitteln geförderten Regionen Schwerpunkte der Entwicklungsstrategien festgestellt
werden. Überlegungen zur Förderung des Tourismus, der Vermarktung von regionalen land-
wirtschaftlichen Produkten und Bekundungen zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung
sind in der Mehrheit der gesichteten Konzepte enthalten. Der Einsatz von regenerativen Ener-
gien spielt dabei eine nicht geringe Rolle. Dies ist Ausdruck von strukturellen Gemeinsamkei-
ten peripherer ländlicher Gebiete und der einzelnen Landkreise, aber auch ein Indiz für eine
Anpassung von Entwicklungszielen entlang der Vorgaben von Fördermittelgebern und dar-
über hinaus ein Hinweis auf das Aufgreifen übergeordneter politischer Problemdefinitionen,
wie es zum Beispiel in formalen Rekursen88 auf Nachhaltigkeitskonzepte im Rahmen der
Agenda 21-Prozesse sichtbar wird.89 Beispielhaft sei hier das im Entwicklungskonzept der
Region Landkreis Oberspreewald-Lausitz formulierte Leitbild „Nachhaltige Entwicklung der
Lebensqualität in der Region vom Spreewald bis zum Schradenland“ genannt, in dem sowohl
auf die Wichtigkeit einer nachhaltigen Entwicklung in sozialen, wirtschaftlichen und die na-
türlichen Umweltbedingungen wahrenden Bereichen, als auch auf klimaschützende Effekte
der Energiegewinnung mit nachwachsenden Rohstoffen eingegangen wird: „Mit der Produk-
tion nachwachsender Rohstoffe erbringt die Land- und Forstwirtschaft eine Dienstleistung für
die gesamte Gesellschaft. Nachwachsende Rohstoffe sind weitgehend CO2 –neutral, bei ihrer
Nutzung entsteht kein Treibhauseffekt.“90
Es existiert ein Nebeneinander an komplexen, teilweise kooperierenden, teilweise kon-
kurrierenden Regionalkonzepten und -deutungen. Mit dem Regionalbegriff sind unterschied-
liche Raumeinheiten gekennzeichnet, die klare politisch-administrative Grenzen (Landkreise,
Planungsregion) aufweisen, aber auch eher diffuse Einheiten wie „Gegenden“, die sich ent-
lang kulturräumlicher, naturräumlicher oder wirtschaftsräumlicher Kriterien zusammengefun-
den haben. Während die Gebietsgrenzen von Landkreisen oder Planungsregionen über 88 Vgl. Brand, Karl-Werner/Christ, Eva/Heimerl, Angelika/Rau, Andreas/Warsewa, Günter unter Mitarbeit von B.A.U.M. Consult GmbH: Bedingungen institutioneller Stabilisierung lokaler AGENDA 21-Prozesse. For-schungsbericht, München/Bremen 2001, S. 203-212. Insgesamt wird in den neuen Bundesländern ein geringes Interesse seitens Politik und Verwaltung an Agenda 21-Prozessen festgestellt. 89 So hat sich der Kreistag des Landkreises Ober-Spreewald-Lausitz „per Beschluss am 11.11.1999 dazu be-kannt, entsprechend den Grundsätzen der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro eine Lokale Agenda 21 aktiv im Landkreis zu begleiten. Ab dem Jahr 2005 sind die meisten der für die Lokale Agen-da 21 gesteckten Prämissen in den Aufgabenbereich der integrierten ländlichen Entwicklung übergegangen und werden künftig in einer Leader-Region Berücksichtigung finden.“ Siehe: Agenda 21 im Landkreis Oberspree-wald Lausitz, unter http://www.la21bb.de/prozesse/oberspreewaldlausitz.html, ges. 15.10.2007. Die Regionale Agenda der Planungsregion Lausitz-Spreewald orientiert sich an „Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 21“. An der Finanzierung der Regionalen Agenda Lausitz-Spreewald beteiligten sich im Jahr 2006 nur drei von vier Landkreisen und die kreisfreie Stadt Cottbus. Vgl. Regionale Agenda Lausitz-Spreewald, unter http://www.la21bb.de/prozesse/plr_lausitzspreewald.html, ges. 15.10.2007. 90 Landkreis Oberspreewald-Lausitz: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für die Region Landkreis O-berspreewald-Lausitz, Lübben 2005, S. 36.
33
Verwaltungsakte hergestellt werden und präzise bestimmt sind, da z.B. bei einer verbindli-
chen Regionalplanungen die Reichweite festgelegt werden muss, um eine einheitliche Rege-
lung für alle Gemeinden sicherzustellen, bedarf die Förderung eines dezentralen Einsatzes
regenerativer Energien zur Unterstützung kleinräumiger Wertschöpfungsketten und zur Stär-
kung ländlicher Räume, einen wesentlich flexibleren Regionalbegriff. Nach Arthur Benz und
Anna Meincke definiert sich ein regionaler Raum „nach der Beteiligung, nicht nach Zustän-
digkeiten, er wirkt integrativ, nicht separierend.“ Entscheidend ist „die Zusammenarbeit mit
relevanten Akteuren zu erreichen und Interdependenzen zwischen Raumeinheiten zu nutzen
bzw. zu regeln. Relative Offenheit von Grenzzonen kann in diesem Fall ein Vorteil, ja sogar
ein zwingendes Erfordernis sein.“91 Unterschiedliche Regionalidentitäten, Konkurrenzen
zwischen einzelnen Landkreisen, Interventionen von einflussreichen Stakeholdern und das
Überschreiten einer gewissen Größe beeinflussen die Tragfähigkeit und Effektivität regionaler
Kooperationen.
91 Benz, Arthur/Meincke, Anna: Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft. Begleitforschung 2004 bis 2006. Endbericht der Module 3 und 4. Regionalwissenschaftliche Theorieansätze Analyse der Governance Strukturen, Hagen 2007, S. 9.
34
3 Mobilisierende Bildungsveranstaltungen
3.1 Erste mobilisierende Bildungsveranstaltung: „Potenziale mobilisieren – Zukunft
gestalten“ – Das Bioenergiedorf Jühnde
3.1.1 Auswahl des Veranstaltungsortes
Einer repräsentativen Umfrage zufolge antworteten auf die Frage „Alles in allem gesehen
kann man in der Region, wo ich lebe, sehr gut leben“ in der Planungsregion Lausitz-
Spreewald92 der Anteil der Befragten in der Altersgruppe der 16- bis 69-Jährigen, die diese
Frage auf einer Skala von 1 = „Stimmt genau“ bis 6 = „Stimmt gar nicht“ mit 1 und 2 beant-
worteten bei 42%.93 Dennoch fühlten sich noch im Jahr 2005 trotz einer hohen Abwande-
rungsraten vor allem junger Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, etwa 67% der
BürgerInnen der neuen Bundesländer mit Ostdeutschland stark bzw. ziemlich stark verbun-
den, 61% mit ihrer Gemeinde/Stadt. Hierbei brachten die Gruppen derjenigen, die aufgrund
ihrer sozialen und wirtschaftlichen Situation einer besonders starken Verunsicherung unterla-
gen z.B. Erwerbslose, Menschen zwischen 50 und 60 Jahren, Jugendliche und junge Erwach-
sene, am „stabilsten“ die Verbundenheit mit ihrer Gemeinde/Stadt zum Ausdruck.94
Unter dem Aspekt einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung in peripheren ländlichen Ge-
bieten kann eine Verbundenheit mit der Gemeinde bedeuten, dass manche Bevölkerungs-
segmente – sofern ihnen ein Auskommen möglich ist – weiterhin eine kommunale/regionale
Verankerung bei ihrer Lebensplanung bevorzugen. Darauf weist ebenfalls hin, dass für die
meisten ländlichen Gemeinden innerhalb der Planungsregion Lausitz-Spreewald für den Zeit-
raum der Jahre 1993 bis 2002 zwar ein Bevölkerungsrückgang festgestellt werden musste, der
jedoch in den Räumen ohne Verdichtungsansätze deutlich geringer ausfiel, als in den verdich-
teten Gebieten der Planungsregion. „Möglicherweise ist dies ein Indiz für die größere Sess-
92 Für die einzelnen Landkreise sind keine Zahlen bekannt geworden, was in Anbetracht der unterschiedlichen Entwicklung im engeren Berliner Verflechtungsraum des Landkreises Oberspreewald-Lausitz und den anderen Gebieten der Planungsregion Lausitz-Spreewald bedauerlich ist. 93 In der Planungsregionen Havelland-Fläming lag der Anteil bei 63%, in Prignitz-Oberhavel bei 59%, in Oder-land-Spree bei 56% und in Uckermark-Barnim bei 55%. Die am die am schlechtesten eingestuften Regionen la-gen in den ländlichen und strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands (der Durchschnitt Ostdeutschlands lag bei 52 %.).Vgl. Perspektive Deutschland. Eine Initiative von McKinsey, stern, ZDF, AOL, Projektbericht 2004/2005, S. 73ff, S. 167f nach: Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Entwicklungsplan für den ländlichen Raum Brandenburgs und Berlins gemäß Ver-ordnung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates vom 20. September 2005 über die Förderung der Entwicklung des länd-lichen Raums durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) 2007-2013, Stand 13.07.2006, Potsdam 2006, S. 60. 94 Vgl. Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e.V. (Hg.): Pressematerial: Pressekon-ferenz der Volkssolidarität Bundesverband e.V. am 13.09.2005. Ergebnisse der 16. Welle der Untersuchungsrei-he „Leben in den neuen Bundesländern“, Berlin 2005, S. 15. Die Zahlen sanken im Vergleich zum Jahr 2003 leicht ab: 73% der BürgerInnen in den neuen Bundesländer fühlten sich mit Ostdeutschland stark bzw. ziemlich stark verbunden, 62% mit ihrer Gemeinde/Stadt. Vgl. Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e.V./Winkler, Gunnar (Hg.): Sozialreport 2004. Daten und Fakten zur sozialen Lage in den neuen Bundesländern, Pressematerial – Langfassung vom 27.02.2004, Berlin 2004.
35
haftigkeit der Einwohner ländlich geprägter Gemeinden, die ja auch im Gegensatz zu den
meisten Bewohnern größerer Städte nicht in Miet- sondern in Eigentumswohnverhältnissen
leben und oft seit Generationen in ihren Heimatgemeinden verwurzelt sind.“95 Die Entwick-
lung von Arbeitsplätzen im Wirtschaftssektor Erneuerbarer Energien, hier vor allem im Be-
reich des Aufbaus und der Wartung regenerativer Energiegewinnungsanlagen (Photovoltaik,
Solarthermik, Windenergie, Biogas), aber auch beim Anbau von Biomasse zur Herstellung
von Kraftstoffen oder zur Befeuerung von Bioenergieanlagen, kann in ländlich geprägten
Gebieten ein Ansatzpunkt für eine längerfristige Anbindung an die Region und eine Stabili-
sierung des Gemeinwesens bedeuten. Regionale Wertschöpfungsketten und Wirtschaftskreis-
läufe (Herstellung, Verarbeitung, Vermarktung, Verkonsumierung) stellen eine wichtige
Form von ökonomischer Integration und von Nachhaltigkeitsstellung dar.96
Trotz der Diversität des Regionalbegriffs, gelten „Regionen“ als geeignete Bezugsräume
für die Durchführung von mobilisierenden Bildungsveranstaltungen, wenn ein gemeinsamer
Nenner an regionaler Identität und regionaler Verbundenheit, eine relative Überschaubarkeit
des Zielgebietes, Ansätze einer Auseinandersetzung mit Konzepten nachhaltiger Entwicklung
im Zusammenhang mit Erneuerbaren Energien und die Möglichkeit standortnaher Wertschöp-
fungskreisläufe gegeben ist. Der soziale Raum „Landkreis“ wurde daher als geeignetes Ziel-
gebiet der Veranstaltungen angesehen. Zwar existieren in keinem der vier Landkreise Dahme-
Spreewald, Spree-Neiße, Elbe-Elster und Oberspreewald-Neiße verbindliche, umsetzungsre-
levante Beschlüsse im Hinblick auf konkrete energiepolitische Ziele im Bereich der Energie-
versorgung mit Erneuerbare Energien, die mit programmatischen Festlegungen wie zum
Beispiel in den sieben europäischen Regionen des EU-Projektes „Network of Rural Areas ai-
ming a very High RE Rate“ (100% RENET)97, den österreichischen Regionen „Ökoenergie-
region Hallein-Salburg“ der „Energievision Murau“, dem niedersächsischen Landkreis
Lüchow-Dannenberg, dem Brandenburger Landkreis Potsdam-Mittelmark oder der nationale
Grenzen überschreitenden Leader+-Region „Auland Carnuntum“, die sich eine 100% Ener-
gie-Autarkie zum Ziel gesetzt hat98, vergleichbar wären. Auch fehlt es an Kreistagsbeschlüs-
95 Vgl. Grot, Rötger von/Leo, Andreas/Müller, Andrea, Seidler, Florian (ARP – Regional- und Stadtplanung): Region Lausitz-Spreewald. Neue Strukturmodelle zur zentralörtlichen Gliederung. Pilotprojekt im Rahmen des Programms Forschung, Untersuchungen und Ähnliches zum Aufbau Ost des BMVBW/BBR. Endbericht vom 08.03.2004, Berlin 2004, S. 41. 96 Für den Bereich Landbau und anderer Biobranchen vgl. Nölting, Benjamin/Schäfer, Martina: Bio für den Auf-bau Ost. Dynamische Biobranche in den neuen Bundeslängern, in: Ökologie & Landbau 34, Nr. 1/2006, S. 38-40. 97 Vgl. Tischer, Martin/Stöhr, Michael/Lurz, Markus/Karg, Ludwig: Auf dem Weg zur 100% Region. Handbuch für eine nachhaltige Energieversorgung von Regionen, München 2006. 98 Der Landkreis Lüchow-Dannenberg hat Ende 1997 im Kreistag einstimmig beschlossen die Potenziale von Erneuerbaren Energien zu nutzen und den Landkreis in zehn bis 15 Jahren zu 100% aus Erneuerbaren Energie-quellen zu versorgen. Vgl. Bernhardt, Dörte/Iversen, Sven/Vogelsang, Lars: Erneuerbare Energien für die Kom-mungen. Handlungsbedarf, Chancen und Good-Practice-Beispiele, hg. von Forum Umwelt &
36
sen, die eine Umstellung der Energie- und Wärmeversorgung auf Erneuerbare Energien in
ihrem jeweiligen Kreisentwicklungskonzept konkretisieren oder verbindlich festschreiben.
Dennoch wird davon ausgegangen, dass die Bereitschaft von Landräten oder anderen Funkti-
onseliten auf Landkreisebene sich intensiver an einer Diskussion um zielführende Maßnah-
men in Bereich der Energiegewinnung mit Erneuerbaren Energien und an entsprechenden
Vernetzungstätigkeiten zu beteiligen, auf einem nur einen Landkreis umfassenden Gebiet we-
sentlich höher ist, als in Regionen, die sich auf mehrere Landkreise ausdehnen.99 Darüber hin-
aus wird die Moderationskompetenz von haupt- und ehrenamtlichen BürgermeisterInnen der
Städte und Dörfer eines Landkreises als wichtige Ressource bei einer Erhöhung von Akzep-
tanz von und einer Investitionsbereitschaft in Erneuerbare Energien angesehen.
Zielgruppe der Veranstaltungen waren Gemeinderepräsentanten, Gemeindeverwaltungen,
bürgerschaftliche Vereinigungen, landwirtschaftliche Betriebe, Klein- und mittelständische
Handwerksunternehmen und interessierte BürgerInnen, da sowohl die ökonomisch orientier-
ten Betriebe, als auch die politischen Strukturen und nicht zuletzt die lokale Bevölkerung das
Handlungsfeld Erneuerbare Energien entscheidend mitbestimmen. Nur wenn Innovationen
mitgestaltet werden können und regionale Stärken und Potenziale sichtbar werden, wird eine
Verbundenheit mit der Region auf Dauer gestellt und ist eine Nachhaltigkeit – auch im Sinne
von gemeinschaftlichem Handeln, Gemeinwohlförderung, kommunaler Entwicklung und ge-
sellschaftlicher Partizipation – gewährleistet.
Um eine Identifikation mit den räumlichen Bedingungen des vorgestellten Beispiels
Jühnde (circa 750 EinwohnerInnen), das aufgrund der kleinräumige Struktur Jühndes nicht
ohne weiters auf Kleinstädte oder Mittelzentren übertragbar ist, zu gewährleisten, sollte die
erste Veranstaltung in einem Mittelzentrum stattfinden, aber berücksichtigt werden, dass von
den 438 Brandenburger Gemeinden bis Ende 2003 allein 411 Gemeinden unter 20.000 Ein-
Entwicklung/Lokale Agenda 21 Netzwerk Deutschland (LAND), Berlin/Freiberg 2004, S. 21f; Energie-Cités/Landkreis Lüchow-Dannenberg: 100 Kommunen – RES Partnerschaft Lüchow-Dannenberg (Deutschland), unter http://www.energie-cites.org/db/luchow-dannenberg_140_de.pdf, ges. 16.07.2007. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark beschloss im Jahr 2000 ein dezentrales Strommanagement, im Jahr 2002 wurde in einem Kreistagsbeschluss die Nutzung Erneuerbarer Energien als Ziel festgeschrieben, im Jahr 2004 schlossen sich die Kreisverwaltung und die Kreistagsabgeordneten der bundesweiten Kampagne „SolarLokal – mehr Strom aus der Sonne“ an. Vgl.: Arbeitsgemeinschaft erneuerbare Energien/Kümpel, Kerstin/Seidel, Elke: Erneuerbare Energien im Landkreis PM, in: Bundesverband Solarindustrie e.V. (Hg.): RegioSolar Konferenz 2005, o.O., o.J., S. 14-19. Die Leader+-Region „Auland Carnuntum“ besteht aus 16 Gemeinden und befindet sich zwischen den Ballungs-zentren Wien und Bratislava. Sie umfasst eine Größe von 400 km² und hat über 30.000 BewohnerInnen. Vgl. Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (Hg.): Energieregionen der Zukunft, Wien 2005, S. 30f. 99 Ausführlich dazu Benz, Arthur/Meincke, Anna: Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft. Begleitforschung 2004 bis 2006. Endbericht der Module 3 und 4. Regionalwissenschaftliche Theorieansätze Analyse der Gover-nance Strukturen, Hagen 2007.
37
wohnerInnen zählte und 54% der Gemeinden weniger als 2.000 Menschen lebten.100 Es wurde
daher angenommen, dass ein großer Teil der Zielgruppe in den Mittelzentren angegliederten,
kleinen bis Kleinsthabitaten wohnhaft ist. Um einen geeigneten Veranstaltungsort festzulegen
wurden Kleinstädte und Versorgungszentren der vier Landkreise entlang folgender Kriterien
betrachtet:
- Feldzugang
- Erreichbarkeit
- Vorhandensein von zielgruppenrelevanten Verbänden und Initiativen
- Vorhandensein von landwirtschaftlichen Betrieben und von ländlichen Orts- und Gemein-
deteilensteilen im Nahraum des Veranstaltungsortes
Als Zielgebiet der ersten aktivierenden Bildungsmaßname wurde der Landkreis Elbe-Elster
ausgewählt. Der Landkreis entstand aus einem Zusammenschluss der von 1952 bis 1993 ei-
genständigen Kreise Bad Liebenwerda, Finsterwalde und Herzberg und hat in seinem Leit-
bild der „Klimaschutzregion Elbe-Elster“ implizit die Auseinandersetzung mit Erneuerbaren
Energien verankert. Generell gelten eine Energiepolitik, die Teil einer nachhaltigen Entwick-
lungsstrategie oder einer integrierten Umweltstrategie lokaler oder regionaler Verwaltun-
gen/Regierungen ist, eine lokale Unterstützung der Produktion und des Einsatzes erneuerbarer
Energiequellen und die Kommunizierung von erworbenen Wissen, um aus existierenden Er-
fahrungen zu lernen als günstige Vorraussetzungen für den Einsatz Erneuerbarer Energien.101
Der an den Landkreis Oberspreewald-Lausitz angrenzende Rand des Landkreises Elbe-Elster
ist in das Landschaftsinsel-Konzept der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-
Land integriert. Im Kreis befinden sich zwei IBA-Projekte – das Besucherbergwerk mit der
F 60 und das ehemalige Kohlekraftwerk in Plessa. Nahe der F 60 plant das Amt Kleine Elster
eine energieautarke Feriensiedlung am Bergheider See.102
Der Landkreis ist 1.889 Quadratkilometer groß, die Bevölkerungsdichte beträgt etwa 65
Personen pro Quadratkilometer. Bis zur Neugliederung der Gemeindestrukturen im Jahr 2002,
bei der in Form von amtsfreien Gemeinden und Ämtern Verwaltungsstrukturen mit in der Re-
gel mehr als 5.000 EinwohnerInnen geschaffen und zugleich die Zahl der kleinen Gemeinden
mit unter 500 EinwohnerInnen verringert werden sollten, gab es im Landkreis Elbe-Elster
100 Vgl. Landeskriminalamt Brandenburg (Hg.): Polizeiliche Kriminalstatistik Brandenburg 2004, Eberswalde 2005, S. 15. Gemeinden von 20.000 bis < 100.000 Einwohner: 25; von 100.000 bis < 500.000 Einwohner: 2. 101 Vgl. Rat der Gemeinden und Regionen Europas/Klima-Bündnis – Europäische Geschäftsstelle/Energie-Cités (Hg.): Besserer Energieverbrauch – Besserer Klimaschutz – Besserer Mitteleinsatz. Ein Handbuch für lokale und regionale Gebietskörperschaften, o.O., März 2006. 102 Vgl. Amt Kleine Elster (Landkreis Elbe-Elster) (Hg.): F 60 und Autarkes Resort – Village. Konzeptionelles Gutachten zur Entwicklung des Bergheider Sees und des Areals der F 60 im Hinblick auf die Integration in vor-liegende Entwicklungskonzepte und Planungen, Weimar 2007. Als Referenzprojekt für die F 60 kann das Pio-nierprojekt der Braunkohlesanierung in Ostdeutschland „Ferropolis –die Stadt aus Eisen“ im Gremminer See nahe Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt herangezogen werden.
38
(Stand 31.12.2000) vier amtsfreie Städte und 12 Ämter mit insgesamt 102 amtsangehörigen
Gemeinden. In 62 der Gemeinden (60,87%) lebten weniger als 500 EinwohnerInnen.103 Durch
Gebietszusammenlegungen und Eingemeindungen gibt es nun folgende Städte und Ämter:
Amtsfreie Gemeinde mit Einwoh-nerInnenstand zum 30.06.2006104 Zugehörige Ortsteile
Stadt Bad Liebenwerda 10.655
Burxdorf, Dobra, Kosilenzien, Kröbeln, Langenrieth, Lausitz, Maasdorf, Möglenz, Neuburxdorf, Oschätzchen, Prieschka, Thal-berg, Theisa, Zeischa, Zobersdorf (15)
Stadt Doberlug-Kirchhain 9.831
Arenzhain, Buchhain, Doberlug, Dübrichen, Frankena, Henners-dorf, Kirchhain, Lugau, Nexdorf, Prießen, Trebbus, Werenzhain (12)
Stadt Elsterwerda 9.374 Kraupa
Stadt Falkenberg/Elster 7.718 Beyern, Kölsa, Großrössen, Rehfeld, Schmerkendorf (5)
Stadt Finsterwalde 18.675 Pechhütte, Sorno (2)
Stadt Herzberg (Elster) 10.867
Arnsnesta, Borken, Buckau, Fermerswalde, Friedersdorf, Gräfen-dorf, Lösten, Mahdel, Osteroda, Rahnisdorf, Züllsdorf (11)
Stadt Mühlberg/Elbe 4.676
Altenau, Brottewitz, Fichtenberg, Koßdorf, Martinskirchen, Mühl-berg/Elbe (5)
Gemeinde Röderland 4.666
Haida, Prösen, Reichenhain, Saathain, Stolzenhain/Röder, Wains-dorf, Würdenhain (7)
Stadt Schönewalde 3.661
Ahlsdorf, Brandis, Stolzenhain, Bernsdorf, Dubro, Grassau, Jeß-nigk, Wiepersdorf, Wildenau, Knippelsdorf, Schönewalde (11)
Stadt Sonnewalde 3.633
Birkwalde, Breitenau, Brenitz, Dabern, Friedersdorf, Goßmar, Großbahren, Großkrausnik, Kleinbahren, Kleinkrausnik, Möllen-dorf, Münchhausen-Ossak, Pahlsdorf, Pießig, Schönewalde-Sonnewalde, Zeckerin (16)
Stadt Uebigau-Wahrenbrück 6.332
Beiersdorf, Beutersitz, Bönitz, Domsdorf, Kauxdorf, Marxdorf, Prestewitz, Rothstein, Saxdorf, Zinsdorf, Bahnsdorf, Neudeck, Drasdo, Winkel, Uebigau, Langennaundorf, Bomsdorf, Wiederau, München, Wildgrube, Wahrenbrück (21)
Amt mit EinwohnerInnenstand zum 30.06.2006 Amtsangehörige Gemeinden
Elsterland 5.520
Heideland (mit den Ortsteilen Eichholz, Drößig, Fischwasser), Rü-ckersdorf (mit den Ortsteilen Rückersdorf, Oppelhain, Frieders-dorf), Schilda, Schönborn (mit den Ortsteilen Gruhno, Lindena, Schadewitz, Schönborn), Tröbitz
Kleine Elster (Niederlausitz) 6.616
Crinitz (mit dem Ortsteil Gahro), Massen (mit den Ortsteilen Mas-sen, Babben, Betten, Lindthal, Gröbitz, Ponnsdorf), Lichterfeld-Schacksdorf (mit den Ortsteilen Lieskau, Lichterfeld, Schacks-dorf), Sallgast (mit den Ortsteilen Göllnitz, Sallgast, Dollenchen)
Plessa 7.419
Gorden-Staupitz (mit den Ortsteilen Gorden, Staupitz); Hohenlei-pisch (mit dem Ortsteil Dreska), Plessa (mit den Ortsteilen Döllin-gen, Kahla), Schraden
Schlieben 6.203
Stadt Schlieben (mit den Ortsteilen Frankenhain, Jagsal, Oelsig, Schlieben, Wehrhain, Werchau), Lebusa (mit den Ortsteilen Frei-leben, Körba, Lebusa), Hohenbucko (mit den Ortsteilen Hohenbu-cko, Proßmarke), Fichtwald (mit den Ortsteilen Naundorf, Hillmersdorf, Stechau), Kremnitzaue (mit den Ortsteilen Kolo-chau, Malitschkendorf, Polzen)
Schradenland Großthieming, Gröden, Hirschfeld, Merzdorf 5.243
103 Vgl. Landkreis Elbe-Elster (Hg.): Informationen aus unserem Landkreis, Herzberg o.J., S. 12, 20f. 104 Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg (Hg.): Statistische Berichte Bevölke-rung der Gemeinden Land Brandenburg 30.06.2006, Potsdam 2006, S. 7.
39
Viele, der den amtsfreien Städten und Ämtern angegliederte Siedlungen sind auch heute noch
als kleine bist Kleinsthabitate zu bezeichnen. Der anhaltende Bevölkerungsrückgang durch
Abwanderung und eine Geburtenrate, die die Mortalitätsrate bei weitem unterschreitet sowie
der hohe Anteil der Alterkohorte 60 Jahre und älter (34,8%)105 wirken sich wie die geringe
Wirtschaftskraft der Bevölkerung nebst einer überproportional hohen Erwerbslosigkeit hem-
mend auf die Innovationsfreudigkeit privater Hauhalte aus.
Obwohl der heutige Landkreis Elbe-Elster vor 1990 zum Kernbereich der so genannten
„Brandenburger Niederlausitz“106 gehörte, spielte die Landwirtschaft hier eine nicht unbedeu-
tende Rolle. Ein erheblicher Anteil von Arbeitskräften aus dem Landkreis arbeitete zwar in
den Braunkohletagebauen, der Kohleveredelung, im Schwermaschinenbau oder pendelte in
die Stahlwerke Nordsachsens, dennoch waren bis zur Wiedervereinigung 35% der Beschäftig-
ten in kleinen und mittleren Unternehmen und 20% der Beschäftigten in der Landwirtschaft
tätig.107 „Die Landwirtschaft war immer prägend im Landkreis Elbe-Elster und dort ein wich-
tiger Wirtschaftsfaktor – auch zu DDR-Zeiten“108, so ein Gesprächspartner. Zwischen den Jah-
ren 1991 und 2006 ging der Beschäftigtenanteil in der Landwirtschaft von 13.000 Personen
auf 1.641 Personen zurück109, das heißt um fast 87,5%. Die Anzahl der landwirtschaftlichen
Betriebe hingegen verringerte sich in einem weit geringeren Maße. Der Rückgang betrug zwi-
schen 1994 und 2003 etwa 16%, besonders betroffen waren Haupterwerbsbetriebe.110 Die
Vollerwerbsbetriebe, die in unterschiedlichen Rechtsformen (Genossenschaften, GmbH,
BGB-Gesellschaften, aber auch Einzelunternehmen) zu finden sind, sind hochgradig maschi-
nisiert. Im Jahr 2004 betrug der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der
Land- und Forstwirtschaft im Landkreis Elbe-Elster 6,1%, der Brandenburger Durchschnitt
liegt bei 4,0%.111 Die ostdeutsche Landwirtschaft gilt als außerordentlich produktiv, die
105 Im Jahr 2004 waren 37,2% der Bevölkerung 40 bis unter 60 Jahre alt, der Anteil der 60jährigen und älteren lag bei 34,8%, das heißt, 72% der Bevölkerung waren 40 Jahre und älter. Vgl. Brandenburger Landesamt für Bauen und Verkehr, Dezernat Raumbeobachtung (Hg.): Brandenburg Regional 2006 – eine räumliche Be-standsaufnahme der Regionen, Landkreise und kreisfreien Städte, Potsdam 2006, S. 170 (Landkreis Elbe-Elster). 106 Unter „Brandenburger Niederlausitz“ werden hier in Anlehnung an Reißig und Thomas die südlichen Gebiete des Bundeslandes Brandenburg verstanden, die mit einigen heute zum Bundesland Sachsen gehörenden Gebieten vor 1990 den Bezirk Cottbus bildeten. Vgl. Reißig, Rolf/Thomas, Michael: Transformation - Reform - Region, in: Reißig, Rolf/Thomas, Michael (Hg.): Neue Chancen für alte Regionen? Fallbeispiele aus Ostdeutschland und Polen, Münster 2005, S. 15-50, hier S. 34. 107 Vgl. Scholz, Hartmut: Aufbau einer zukunftsfähigen regionalen Lernkultur in einer peripheren Altindustriere-gion, in: Intermediäres Handeln zur Gestaltung zukunftsfähiger Lernkulturen in Regionen, QUEM-report. Schriften zur beruflichen Weiterbildung, Heft 88, Berlin 2004, S. 93-122, hier S. 94. 108 Mitschrift Telefonat Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 2, 27.03.2007. 109 Landkreis Elbe-Elster (Hg.): Verwaltungsbericht der Kreisverwaltung des Landkreises Elbe-Elster 2006, Herzberg o.J., S. 78. 110 Vgl. Abraxas. Büro für kreative Leistungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Landkreis Elbe-Elster einschließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005, S. 15. 111 Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Entwicklungsplan für den ländlichen Raum Brandenburgs und Berlins gemäß Verordnung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates vom 20. September 2005 über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums durch den Euro-
40
durchschnittliche Betriebsgröße übertrifft ein Vielfaches der westdeutschen Vergleichsbetrie-
be.112 Rund die Hälfte (51,5%) der Fläche des Landkreises Elbe-Elster (90.638 ha) wird für
landwirtschaftliche Zwecke genutzt, davon rund ¾ als Ackerfläche.113 Der Viehbestand (Rin-
der, Milchkühe, Schweine) ist einer der höchsten im Land Brandenburg. Eine Berechnung des
Biogaspotenzials des Landkreises hat – auf Basis der jährlich potenziell verfügbaren Silage
Winterroggen-GPS und Silomais sowie anfallender Güllemengen – die mögliche Anzahl von
mehr als 40 bis zu 50 Biogasanlagen mit 500 kWel Leistung bei 7.000 Volllaststunden/Jahr
ergeben. Nicht berücksichtigt bei der Berechnung wurden andere pflanzliche Rohstoffe wie
schnell wachsende Hölzer, Durchforstungsholz, Sudangras usw. oder Bioabfälle.114 Die
„Grünlandbewirtschaftung“ nimmt vor allem in Teilräumen, zum Beispiel dem Fichtwaldge-
biet bei Schlieben einen hohen Stellenwert ein.115 Der ökologische Landbau ist mit einem An-
teil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2,1% im Brandenburger Vergleich (8,7%)
unterdurchschnittlich vertreten.116 Für das Jahr 2005 zeigten landwirtschaftliche Betriebe im
Landkreis Elbe-Elster den Bau(beginn) von fünf Biogasanlagen und von zwei Pressen zur Er-
zeugung von Biokraftstoff aus Rapsöl an. Versuche den Anbau nachwachsender Rohstoffe
auszuweiten scheiterten allerdings. Die Anbaufläche auf Stilllegungsfläche stagnierte bei 500
ha (0,8% des Ackerlandes). Ein Grunde hierfür wurde in der EU-Förderpolitik gesehen, die
den Anbau nachwachsender Rohstoffe nur auf Stilllegungsflächen förderte. „Stillgelegt wer-
den aber vor allem grundwasserferne und leichte bzw. ,betriebsferne’ Ackerflächen. Darauf
haben nachwachsende Rohstoffe von vornherein nur geringe Chancen.“117
päischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) 2007-2013, Stand 13.07.2006, Potsdam 2006, S. 27. Die Landkreise Uckermark (8,2 %) und Ostprignitz-Ruppin (7,2 %) weisen höhere Beschäftigungszahlen auf. 112 Vgl. Land, Rainer: Die neue Landwirtschaft und die Dörfer. Gibt es noch Chancen für ländliche Entwick-lung?, unter http://www.thuenen-institut.de, ges. 20.02.2007; Bens, Oliver/Hüttl, Reinhard F./Plieninger, Tobias: Landwirtschaft und Entwicklung ländlicher Räume, in: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 37/2006, S. 23-30, hier S. 25f. 113 Nur die Landkreise Prignitz (67,9% der Fläche), Märkisch-Oderland (63,3%), Uckermark (63%), Havelland (59,5%), Ostprignitz-Ruppin (55,5%) weisen eine höhere landwirtschaftliche Flächennutzung auf. Vgl. Ministe-rium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Strategische Umweltprüfung im Rahmen der Ex-ante Bewertung des Entwicklungsplans für den ländlichen Raum Branden-burgs und Berlins (EPLR) 2007-2013, Berichtsentwurf 18. September 2006, Potsdam 2006, S. 6; Abraxas. Büro für kreative Leistungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Landkreis Elbe-Elster ein-schließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005, S. 15. 114 Vgl. Höhne, Bernd: Stand und Potenzial der Biogasproduktion in Brandenburg, in: Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Biogas in der Landwirtschaft. Leitfaden für Landwirte und Investoren im Land Brandenburg, Potsdam 2006, S. 8-12, hier S. 11f. 115 Vgl. Abraxas. Büro für kreative Leistungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Landkreis Elbe-Elster einschließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005, S. 15. 116 Vgl. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg (Hg.) Statistisches Jahrbuch 2004, Pots-dam 2005, S. 237. 117 Landkreis Elbe-Elster, Amt für Landwirtschaft (Hg.): Bericht zur Situation der Landwirtschaft im Landkreis Elbe-Elster, Herzberg 2006, S. 12f.
41
3.1.2 Veranstaltungsvorbereitung
In der Veranstaltungsvorbereitung erfolgte eine fernmündliche Kontaktaufnahme zu einigen
AmtsleiterInnen und BürgermeisterInnen der amtsfreien Gemeinden/Städte, zum Bauernver-
band und einigen weiteren zentralen Akteuren. Im Weiteren wurde nach dem Prinzip des
„Snowball-Sampling“ vorgegangen, d.h., dass die Kontaktpersonen weitere Gesprächspart-
nerInnen vermittelten. Darüber hinaus fand ein mehrtägiger Feldaufenthalt statt, an den face-
to-face Gespräche mit regionalen Stakeholdern zur Vorstellung des Projektes gekoppelt wa-
ren. Als besonders wichtig wurde der Kontakt zu den regionalen Landwirtschaftsbetrieben
angesehen. Die persönliche oder telefonische Kontaktaufnahme mit relevanten Institution und
MultiplikatorInnen ermöglichte auf lokaler und Landkreisebene eine breit gestreute Bekannt-
machung der Potenziale von Bioenergiedörfern im Allgemeinen und der geplanten Veranstal-
tung im Speziellen. So stellten nicht nur einige Städte des Landkreises und der Landkreis
Elbe-Elster die Veranstaltungsankündigung auf ihre Homepages, sondern auch das Leader+-
Projekt „Wirtschaftsraum Schraden“, der Brandenburger BUND, das von der EU bezuschuss-
te Projekt „Antizipative Regionalentwicklung Elbe-Elster“ (AREE) und die Brandenburger
Energietechnologie Initiative (ETI). Die Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land
nahm die Ankündigung in ihren e-mail-Verteiler auf. Interessierte Akteure bekamen im Vor-
feld der Veranstaltung per E-Mail eine Link-Sammlung zum Bioenergiedorf Jühnde und an-
deren erfolgreichen Erneuerbare Energie-Initiativen zugesandt.
Da die Breitbandversorgung und der Umgang mit Internet als Medium von Kommunika-
tion und Information in den ländlichen Gebieten Brandenburgs – in der Breitbandnutzung
liegt Brandenburg an letzter Stelle in Deutschland bei 30,5%, die Breitbandversorgung liegt in
den dünnbesiedelten ländlichen Gebieten mancherorts unter 5%118 – gering ausgeprägt ist und
viele ehrenamtliche OrtsbürgermeisterInnen über keinen e-mail-Account verfügen, wurden
über das Postverteilsystem der amtsfreien Städte und der Ämter im Landkreis sämtliche Bür-
germeisterInnen, der den jeweiligen Verwaltungseinheiten angegliederten Ortsteile und Ge-
meinden angeschrieben. Sie bekamen nebst einem Einladungsschreiben mit der Bitte die
beigelegten Einladungsflyer im Dorf bekannt zu machen, eine einseitige Erläuterung von im
Zusammenhang mit einer dezentralen Energiegewinnung mit Erneuerbaren Energien relevan-
ten Begriffen wie „nachhaltige Entwicklung“, „regionaler Wirtschaftskreislauf“ und „Wert-
schöpfungsketten“ zugesandt. Landwirtschaftliche Betriebe wurden ebenfalls auf dem
118 Vgl. Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (Hg.): Bericht zum Breitbandatlas 2006_01, o.O., o.J., Anhang S. A23 (Grafik); Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Lan-des Brandenburg (Hg.): Entwicklungsplan für den ländlichen Raum Brandenburgs und Berlins gemäß Verord-nung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates vom 20. September 2005 über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (E-LER) 2007-2013, Stand 13.07.2006, Potsdam 2006, S. 61.
42
Postweg zur Veranstaltung eingeladen. Die schriftliche Einladung war in Anbetracht des
„digital gap“ in den ländlichen Gebieten Brandenburgs angezeigt, da dadurch auch Personen
informiert werden konnten, deren Kommunikationswege eine nur geringe Nutzung Neuer
Medien beinhalten. Der Bauernverband machte Werbung unter seinen Mitgliedern, was im
Hinblick auf landwirtschaftliche Kommunikationssysteme bedeutsam ist, in denen es vorteil-
haft ist, „wenn Kommunikatorin oder Kommunikator der Botschaft aus der eigenen Gruppe
kommt, was das regionale Umfeld und den Beruf der Landwirtin oder des Landwirts be-
trifft“.119 Im Kreisanzeiger für den Landkreis Elbe-Elster erschien im Vorfeld ebenso eine
Ankündigung wie in der Lausitzer Rundschau, welche im Nachgang der Veranstaltung mit
einem einseitigen Artikel Bericht erstattete.
3.1.3 Veranstaltungsablauf
Die erste Pilotveranstaltung stellte Deutschlands erstes Bioenergiedorfes Jühnde als Best-
Practice-Beispiel vor unter fand unter dem Motto „Potenziale mobilisieren – Zukunft gestal-
ten. Das Bioenergiedorf Jühnde. Impulse für eine zukunftsfähige regionale Entwicklung durch
den Einsatz erneuerbarer Energien“ im Stadthaus Elsterwerda statt. Sie wurde in Zusammen-
arbeit mit dem Institut für Nachhaltigkeit und Umweltpolitik (INU) der University of Mana-
gement and Communication (UMC), Potsdam (FH) und der „BioenergieBeratung Bornim
GmbH“ (B³)120 durchgeführt. Zum Veranstaltungsauftakt sprach der Dezernent für Kreisent-
wicklung des Landkreises Elbe-Elster ein Grußwort. Daraufhin folgte die Vorstellung des
Dorfes Jühnde, bei der auch auf andere Bioenergiedorf-Initiativen eingegangen wurde, um er-
folgreiche, partizipative Modelle des Einsatzes Erneuerbarer Energien (hier Biomasse und
Holzkackschnitzel) in ländlichen oder deindustrialisierten Gebieten bekannt zu machen und es
wurde über die vorhandenen bioenergetischen Potenziale des Landkreises referiert. Eine im
Anschluss an die Information stattfindende Diskussionsrunde mit den Veranstaltungsteilneh-
merInnen sollte Hemmnisse und Potenziale bei der Mobilisierung endogener Ressourcen bei
der Umstellung auf Erneuerbare Energien kommunizieren und Anregungen für eine Umset-
zung von regenerativen Energiegewinnungskonzepten geben. Die rund 60 Veranstaltungsteil-
nehmerInnen, mehrheitlich Männer, setzten sich aus Gemeindevertretern, Bürgermeistern von
Städten und Dörfern, VertreterInnen landwirtschaftlicher Betriebe und VertreterInnen von 119 Vogel, Stefan: Umweltbewusstsein und Landwirtschaft – Theoretische Überlegungen und empirische Befun-de, Weikersheim 1999, S. 107, zitiert nach Adomßent, Maik: Umweltkommunikation in der Landwirtschaft, Berlin 2004, S. 66. 120 B³, eine Ausgründung des „Leibniz Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim“ (ATB), ist seit 2003 in der Beratung zum Bau und Betrieb von Biogasanlagen aktiv. Seit August 2005 ist B³ die regionale Anlaufstelle zur Beratung Brandenburger Landwirte zur Nutzung und Erzeugung von Biokraftstoffen, die im Auftrag des Bun-desministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und der Fachagentur Nach-wachsende Rohstoffe e.V. (FNR) durchgeführt werden.
43
Vereinen zusammen. Der Beteiligung klein- und mittelständischer UnternehmerInnen und an-
derer interessierter BürgerInnen war gering. Der Großteil der TeilnehmerInnen kam aus dem
Landkreis Elbe-Elster, einige waren aus dem angrenzenden Landkreis Oberspreewald-Lausitz
angereist.
3.1.4 Inhaltliche Fragen zu den Vorträgen
Frage zur Wärmesicherheit im Projekt Jühnde:
- dreifache Sicherheit durch Holzhackschnitzelkraftwerk, Ölkessel für Spitzenbelastung
sowie – als Hauptquelle der Wärmeerzeugung – die Abwärme der Biogasverbrennung.
Frage zum Personalaufwand in der Betreibergesellschaft, Frage zur Finanzierung und zu
Fremdkapitaleinlagen, dabei insbesondere zur Verschuldung von Privatpersonen, Frage nach
abgeschlossener Gewinn- bzw. Verlustrechnung (unter Hinweis auf die Finanzschwäche des
eigenen Herkunftslandkreises und auf Investitionsrisiken):
- Jühnde ist Genossenschaftsmodell mit 10% Eigenkapitaleinlage. Die Mitglieder der Ge-
nossenschaft haften nur mit ihren Einlagen, die Mindesteinlage war 1.500,00 Euro.
- Es gibt zehn Aufsichtsratsmitglieder sowie zwei Vorstände, die eine kleine finanzielle
Entschädigung erhalten. Eine Person ist zur Wartung und Betreuung der Anlage fest ange-
stellt. Hinzu kommen einige Ehrenamtliche, die diese Person vertreten und unterstützten.
Die Gewinn- und Verlustrechnung des ersten Jahres war noch nicht bekannt, es habe al-
lerdings eine gute Stimmung auf der letzten Aufsichtsratssitzung geherrscht und es sei ei-
ne Erhöhung der Vergütung für die Landwirte erwogen worden.
Frage, ob es denn keine langfristigen Verträge mit den Lieferanten geben würde:
- Doch, die gibt es, aber da das Geschäftsjahr anscheinend sehr erfolgreich war, werden die
Landwirte wohl mehr bekommen. Diese sind auch Mitglieder der Genossenschaft. Die
DorfbewohnerInnen haben die meisten Stimmanteile in der Genossenschaft und auch ein
Interesse daran, dass „ihre“ Landwirte nicht übervorteilt werden.
Frage danach, wie eine Gemeinschaft entstehen kann und Frage nach der Finanzierung einer
Biogasanlage:
- Gemeinschaft könne durch die Suche nach Gleichgesinnten, die Einladung von ExpertIn-
nen, die Einberufung von EinwohnerInnenversammlungen sowie der Leistung von Über-
zeugungsarbeit entstehen. Wichtig seien dabei die Darstellung der Vorteile einer
dezentralen Energieversorgung und die Betonung der positiven Elemente, etwas Neues
auszuprobieren und nicht in den ausgetretenen Wegen verhaftet zu bleiben. Innovation
und Pionierarbeit sollten zusammengeführt werden.
44
- Förderungsmöglichkeiten entstanden durch den Aufbau von Druck „von unten“ (bottom-
up-Prinzip).
Frage zur Rohstoffbeschaffung. Hier spielte insbesondere die Langfristigkeit der Lieferver-
träge und Preisfestschreibungen eine Rolle. Eine weitere Frage bezog sich auf das Verhältnis
von Futtermittelproduktion und Produktion zur Energiegewinnung sowie auf die Frage, ob es
nicht zu einer entweder oder Entscheidung kommen müsse.
- Steigende Biomassepreise (insbesondere Weizen) führen natürlich zu Ärger bei den Bau-
ern, die sich auf niedrige Preise verpflichtet haben.
- In Jühnde gibt es langfristige Lieferverträge mit der Option der Preisanpassung. Lediglich
10-30% der jeweiligen Ackerfläche der Landwirte wird für Biomasseanbau verwendet.
- eine Alternative können Mikrogasnetze sein – mit einer Auflieferung oder einer Abfüllsta-
tion.
3.1.5 Diskussionsbeiträge
Nach Klärung der inhaltlichen Nachfragen wurden die TeilnehmerInnen aufgefordert, Gründe
zu benennen, warum ihrer Meinung nach der Ausbau einer dezentralen Energieversorgung
mit Erneuerbaren Energien im Landkreis kaum thematisiert werde bzw. welche Umsetzungs-
blockaden und Hemmnisse es diesbezüglich geben würde. Die Diskussionsbeiträge hatten in
der Problematisierung der Bereiche Finanzierung, Landwirtschaft, demographischer Wandel
und Wirtschaftsstruktur ihren Schwerpunkt und werden im Folgenden zusammengefasst. Ei-
nige weitere Problemsichten werden ebenfalls dokumentiert.
3.1.6 Zusammenfassung der Beiträge
3.1.6.1 Finanzierung
- Es sei aufgrund der mangelnden Finanzkraft im Landkreis kaum möglich bei einer Kre-
ditbeantragung gegenüber den Banken Sicherheitsleistungen in der gewünschten Höhe zu
stellen. Das mangelnde Vertrauen der Banken in die ansässige Bevölkerung und in die
Wirtschaftskraft der Region führe dazu, dass Banken und Sparkassen nur ungern Kredite
geben würden. Die Hürde für Investitionswillige an Bankkredite zu kommen sei hoch, die
Bereitschaft der Banken und Sparkassen Kredite zu zeichnen sei gering und auf jeden Fall
geringer als im Westen. Zur Untermauerung dieser Einschätzung wurde berichtet, dass die
Bank, trotz dokumentierter Zusage der EU-Mittel, vom Vereinsvorstand eines Leader+-
Mittel verwaltenden Vereins verlangte, mit seinem Privatgrundstück für einen Kredit zu
bürgen. Der Verein musste den Kredit zur Finanzierung von Maßnamen aufnehmen, die
45
zwar von Leader+-Mitteln finanziert werden sollten, jedoch von Seiten des Mittelgebers
noch keine Mittelbereitstellung erfolgt war.
- Die Abhängigkeit von den Kreditlinien der Banken und Sparkassen wurde als hoch ange-
sehen. Gekoppelt an die geringe Finanzkraft im Landkreis seien Investitionen schwer zu
tätigen.
3.1.6.2 Landwirtschaft
- Es wird ein Widerspruch zwischen Futter- und Nahrungsmittelproduktion versus Biomas-
seproduktion gesehen und davon ausgegangen, dass eine Festlegung auf ein „entweder-
oder“ erfolgen müsste. Ideen, wie ein landwirtschaftlicher Betrieb sowohl Futter-, Nah-
rungsmittel- und Biomasseproduktion (hier tierische und pflanzliche Biomasse) zusam-
menbringen könne, waren kaum vorhanden. Viele Landwirte wollen Landwirte bleiben
und nicht „nur“ zum Zulieferer/Rohstofflieferanten für Biomasseprodukte werden. Das
wird von manchen als Dequalifizierung angesehen. Außerdem wird befürchtet, dass die
Darstellung der Funktionalität einer Umstellung der Produktion auf Biomasse bzw. einer
Umstellung auf Erneuerbare Energien übertrieben seien. Es müsse für Landwirte ein Ein-
kommensmix aus traditioneller Landwirtschaft und Biomasse/Bioenergieproduktion ent-
stehen. Die Präferierung von Einkommensdiversifizierungen und eine praktische
Auflösung des o.g. Konflikts äußert sich unter anderem darin, dass ein Großteil der bisher
von landwirtschaftlichen Betrieben finanzierten Biogasanlagen mit im eigenen Betrieb an-
fallender Gülle und pflanzlicher Biomasse bestückt wird.121
- Angst vor Konkurrenz zwischen Futter- und Bioenergieproduktion. Es gibt die Befürch-
tung, dass Bioenergie die Nahrungsmittelproduktion verdrängen würde.
- Unwillen der Landwirte gegenüber langfristigen Lieferverträgen – Angst durch niedrige
Preise über den Tisch gezogen zu werden. Zu hohe Abhängigkeit von Investoren und
Betreibern durch langfristige vertragliche Bindungen. Außerdem sei es schwer, bei hohen
Weizenpreisen stattdessen Biomasse zur Verstromung anzubauen und dafür gemessen an
den Weizenpreisen zu geringe Lieferpreisen zu erzielen.
- Vernichtung von Arbeitsplätzen durch Fehlentwicklungen und Fokussierung auf nur eine
Sache wie zum Beispiel Biomasse-Großkraftwerke und große Windenergieanlagen. An
diesem Punkt wurden landschaftsästhetische Aspekte angeführt. Im Zusammenhang mit
der Auslastung von Windenergieanlagen hieß es: „Die drehen sich mal, dann wieder nicht
– und dafür wurde die Landschaft verschandelt“.
121 Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, Regionale Planungsstelle (Hg.): Energieatlas, Cottbus 2007, S. 67-74.
46
- Die Industrialisierung/Rationalisierung im Biomasse- und Nahrungsmittelbereich schaffe
neue dramatische Probleme. Schon jetzt wird durch Maisabbau ein massiver Nährstoff-
entzug in Gang gesetzt, was die bereits vorhandenen Probleme wie schlechte Versorgung
der Böden, Probleme mit dem Wasserhaushalt bei Biomasseanbau und im Holz- und
Forstwesen verstärke.
- Angst vor einem Wechsel von einer Abhängigkeit in die nächste. Erst sei man abhängig
von der Agrarpolitik und dann werde man abhängig von der Bioethanol- und Biogaspro-
duktion. Das Problem sei hierbei „die Politik“ sowie Veränderungen von Subventions-
modi im Hau-Ruck-Verfahren. Strategische Veränderungen der Subventionspolitik seien
schwer durchschaubar und belasteten landwirtschaftliche Unternehmen. Es existiert die
Befürchtung, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien die Subventionsmodalitäten oder
andere politische Rahmenbedingungen verändern könnte. Neue Abhängigkeiten würden
erzeugt, z.B. wenn die Subventionen für Raps o.ä. erhöht werden, dann müsse das ange-
baut werden.
3.1.6.3 Bevölkerungsentwicklung/Wirtschaftstruktur
- Es gibt einen nicht zu übersehenden demographischer Wandel, eine Überalterung bei
gleichzeitiger Abwanderung nicht nur der jüngeren Bevölkerung. Insgesamt wandern gro-
ßer Teile der Bevölkerung ab.122 Die Region Lausitz sei strukturschwach, hier fehle In-
dustrie und damit Arbeitsmöglichkeiten.
- Wenn hohe Investitionen gemacht werden, geht das zu Lasten der überwiegend älte-
ren/alten Bevölkerung. Die Bereitschaft ein hohes finanzielles Risiko bei Investitionen in
Erneuerbare Energien einzugehen wird an die demographische Entwicklung gekoppelt:
„Rentner haben wenig Interesse an so großen zukunftsweisenden Entwicklungen“ oder
„die älteren Herrschaften tun sich schwer mit Umstellungen auf Wärme mit Erneuerbaren
Energien.“123
- Die regionale Entwicklung ist abhängig von Abwanderung/Zuwanderung und Geburtenra-
ten. Der stattfindende demographische Wandel führt zu düstere Zukunftsvisionen.
- Sterbende Dörfer: Dörfer sind nicht mehr intakt, der Leerstand ist zu hoch und es kommt
zu toten Dörfern. Teilnehmer sagten: „Nicht mal mehr, wenn jemand stirbt, wollen die Er-
ben die Häuser haben“ und „Die Dörfer sterben, sind tot, man kann drauf warten, dass
die Natur sich alles zurückholt und überwuchert.“
122 Vgl. Heymann, Nana: Aufbruch Ost. Die Jugend kehrt dem Land den Rücken, vor allem Frauen ziehen fort. Ein Besuch in Herzberg, das seine Zukunft verliert, in: Tagesspiegel 24.06.2007. 123 Mitschrift Telefonat Landwirt 3, 10.04.2007:
47
- Gegenrede: Die wirtschaftliche Situation und die Demographie stellen ein Problem dar.
Allerdings müsse die Situation differenzierter betrachtet werden, da auch junge Menschen
in der Region bleiben und sogar StädterInnen von den Vorteilen ländlicher Regionen
überzeugt werden können, wenn die Lebensbedingungen gut sind. Hierzu zählen z.B. gute
Verkehrsanbindungen (öffentliche Verkehrsmittel und Straßenanbindung) und die Schaf-
fung von Infrastruktur z.B. Kitas und Geschäfte. Darüber hinaus finde man etliches an in-
dividuellem Engagement. Ein Beispiel dafür sind Solaranlagen auf Privathäusern.
3.1.6.4 Sozialgefüge auf Mikroebene
- Es gibt wenige Vorstellungen darüber wie „Gemeinschaft“ im Dorf entstehen kann.
- Manche haben die Befürchtung, dass die Abhängigkeit von den Landwirten steige und
sehr hoch werde, wenn kommunale Bioenergieanlagen auf deren Lieferungen angewiesen
seien.
- Gegenrede: Kleinräumige Lösungen, face-to-face-Interaktion auf kommunaler Ebene und
die enge soziale Kontrolle im Dorf können dem einen Riegel vorschieben.
3.1.6.5 Bürokratie
- Die starren bürokratischen Strukturen bei Subventionen und EU-Förderung, die eine Zu-
sammenarbeit über Kreisgrenzen hinweg fast unmöglich machen, wirken sich hemmend
aus. Die Förderbedingungen der EU halten sich zu sehr an Kreisgrenzen.
3.1.6.6 Fehlende Beispiele guter Praxis
- Es gibt zu wenig gute Beispiele und Vorzeigebeispiele in der Region und auch keine, bei
denen Erneuerbare Energie-Anlagen in kommunaler Hand sind und das reibungslos funk-
tioniert. Geäußert wird der Wunsch, Vorzeigebeispiele in der Region zu schaffen, damit
es Anschauungsbeispiele und Vergleichsmöglichkeit gibt.
3.1.6.7 Sonstiges
- Regionale Identitäten und Mentalitäten: In einer ehemaligen Braunkohleregion gebe es
Vorbehalte gegen Erneuerbare Energien, so ein Mandatsträger aus dem Landkreis Ober-
spreewald-Lausitz. Zum Landkreis Elbe-Elster hieß es, der Landkreis habe „zwar auch
Bergbaugeschichte, aber es ist keine Gegend, in der sich jeder zweite mit ,Glück auf’ be-
grüßt.“124 Deshalb gebe es hier eine (größere) Offenheit gegenüber anderen Formen der
124 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 3, 24.01.2007.
48
Energiegewinnung.
- Nach den Neuinvestitionen in Heizungsanlagen nach der Wende war die Bereitschaft zu
erneuten Umstellungen bzw. Investitionen in Wärmeanlagen lange Zeit gering. Da die
Anlagen nun abgeschrieben sind, seien die Vorrausetzung für Neuanschaffungen oder
Umstellungen gut. „Die meisten haben sich nach der Wende moderne Heizungen ange-
schafft. Keiner reist sich ne Ölanlage raus, wenn die sich noch nicht ausgezahlt hat.“ 125
Während der Pause und nach der Veranstaltung kam es zu regen Kleingruppendiskussionen
über die Umsetzbarkeit von dezentralen Erneuerbare Energie-Anlagen und über diesbezügli-
che Ideen und Möglichkeiten. Hierbei waren unter einem Großteil der DiskutantInnen die
vorhandenen landwirtschaftlichen Ressourcen und die bauliche Ausstattung der Dörfer als
„Grundwissen“ präsent. Der Vortrag zu den bioenergetischen Potenzialen des Landkreises
wurde von einigen der Teilnehmenden mitgeschrieben, die Zahlen und Tabellen der Vortrags-
folien notiert.
3.1.7 Kommentare und Einschätzungen der TeilnehmerInnen
Vor und nach der Veranstaltung wurde telefonisch oder bei einem persönlichen Treffen ein
Feedback zum Inhalt der Veranstaltung eingeholt. Dabei wurde den Befragten die Gelegen-
heit gegeben, ihre Einschätzung zu einer dezentralen Energieversorgung mit Erneuerbaren
Energien zu vermitteln.
T1m(ännlich): Die Landwirte in der Region seien ziemlich umtriebig. Es gebe in der Re-
gel gute Unternehmensführungen. Dies nicht nur bei den neu gegründeten GmbH und GbR,
auch die ehemaligen LPG-Leiter, die zum großen Teil in Agrargenossenschaften arbeiten, ha-
ben eine fundierte landwirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Ausbildung zu DDR-Zeiten
genossen. Es gibt im Landkreis Elbe-Elster viele große Betriebe, die in der Regel weit über
2.000 ha umfassen. Die aktiven Dörfer im Landkreis haben „fast alle eine Dorferneuerung
durchbekommen beziehungsweise durchgemacht.“ Der Erschließungsaufwand für Fernwär-
menetze sei dennoch hoch, da es kaum welche geben würde.126
T2w(eiblich): Die Veranstaltung war sehr interessant. Bei der Diskussion sei es schade
gewesen, dass anfangs gleich ein pessimistischer Beitrag kam. Das Pessimistische rege einen
immer sehr auf, da es doch auch nötig sei, optimistisch an Dinge ranzugehen. „Immer diesel-
be Leier, von wegen das wird doch eh nichts.“127
125 Mitschrift Telefonat Landwirt 1, 10.04.2007. 126 Mitschrift Telefonat Funktionsträger, Gemeinde 1, 27.03.2007. 127 Mitschrift Telefonat Bürgerin, Gemeinde 3, 27.03.2007.
49
T3m: Die Veranstaltung wurde in der darauf folgenden Woche auf der Kreistagssitzung
ausgewertet. Insgesamt hätte es sehr positive Reaktionen gegeben. Der Bericht zu Jühnde war
informativ, da der Einsatz von Bioenergie in kommunalen Einheiten im Landkreis bislang
weder ausprobiert noch angedacht wurde. Seiner Meinung nach sei mangelndes Geld nicht
der primäre Grund nicht auf Bioenergie umzustellen. Das Problem liege eher darin, dass
„langfristige“ Denkweisen wenig vorhanden seien. Die Älteren seien der Meinung, dass ihre
vorhandenen Lösungen zur Energie- und Wärmeversorgung für sie ausreichend sind. Mehr-
generationshaushalte seien hingegen offener für Erneuerbare Energien. In nächster Zeit werde
sich im Landkreis zusammengesetzt und geschaut, wo die Bedingungen für Bio-Dörfer von
der räumlichen Struktur her gegeben sind. Das sei nicht überall der Fall, in manchen Dörfern
liegt zwischen den Häusern ein Weg von bis zu 60 Metern.128 An der Veranstaltung hätten e-
her diejenigen teilgenommen, die sich bei kommunalpolitischen Fragen im Allgemeinen aktiv
zeigten und grundsätzlich Interesse an Erneuerbaren Energien hätten.
T4m: Er fand die Veranstaltung gut, gestört habe ihn das Co-Referat des „Selbstdarstel-
lers“ aus dem Publikum. Schwierig sei, ein gut funktionierendes Dorf im Landkreis zu finden.
Dennoch sei die dezentrale, kommunale Lösung von Energieversorgung mit nachwachsenden
Rohstoffen die beste Lösung. Die Landwirte wollten sich nicht abhängig machen von Liefer-
verträgen für Biogasanlagen. Z.B. waren dieses Jahr [2007] die Weizenpreise hoch, da wür-
den es sich die Bauern gut überlegen, ob sie langfristige Lieferverträge eingehen wollen.
Momentan seien im Landkreis drei private bäuerliche Biogasanlagen im Bau. So was fänden
die Bauern besser, da sie flexibel auf die Weizenpreise reagieren könnten. Seien diese hoch,
würde weniger für die Anlage angebaut bzw. dort verstromt, seien sie niedrig, dann würde
mehr für die Anlage abfallen. So könnte der Landwirt flexibler auf Marktlagen reagieren. Bei
festen Lieferverträgen müssten um 200 ha zu liefern 400 ha anbaut werden, damit in schlech-
ten, wenig ertragsreichen Jahren die Lieferbedingungen erfüllt werden können. Mit einer ei-
genen Anlage könne besser auf die Erträge reagiert werden. Die Böden im Landkreis sind
eher schlecht. Sie sind nicht gut versorgt und den Böden werden mehr Nährstoffe entzogen
als zugeführt. Der vermehrte Maisanbau verstärke das Problem der nährstoffarmen Böden.
Wenn mehr nachwachsende Rohstoffe, sprich Mais, angebaut werden für Biogasanlagen,
dann müsste der Rinderbestand, der beträchtlich sei, gesenkt werden, da der Anbau auf Kos-
ten des Grünfutters ginge. Bei allen Planungen bezüglich Lösungen auf kommunaler Ebene
müssten die Landwirte beteiligt werden. Seiner Meinung nach sind Kommunen mit Gewebe-
betrieben prädestiniert für Überlegungen zu einer kommunalen Biomasseanlage.129
128 Mitschrift Telefonat Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 2, 27.03.2007. 129 Mitschrift Telefonat Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 3, 27.03.2007.
50
T5m: Er fand die Veranstaltung insgesamt gut und sehr informativ. Ihm haben insbeson-
dere die psychologische Seite des Vortrags, die Antworten auf Fragen und Einwände und die
guten Erwiderungen auf die Pessimisten gefallen. Am Abend vor der Veranstaltung hat er zu-
fällig einen Beitrag zu Jühnde im Fernsehen gesehen, das habe für ihn die ganze Sache und
die Veranstaltung rund gemacht. In seinem Wohnort soll eine energieautarke Feriensied-
lung130 gebaut werden. Der Bebauungsplan für die Siedlung liegt bereits vor. Die
Abwasserentsorgung soll dort separat sein, da sie in die vorhandenen, zentralen örtlichen
Versorgungsleitungen nicht integriert werden können. Eine Gaststätte sei in der Feriensied-
lung auch geplant. Die gesamte Ver- und Entsorgung soll über Erneuerbare Energien laufen.
Eine eigene Wasserversorgung ist angedacht.131
T6m: Ihm gefielen die pessimistischen Einwände nicht, vor allem das Abwanderungsar-
gument halte er für überzogen, da zunehmend Leute hinzuzögen. Der Einwand, dass man
durch Biogasanlagen von einer Abhängigkeit (Öl, Gas, Kohle) in die andere wechseln würde,
sei falsch. Er war vor einiger Zeit auf einer Tagung zu Erneuerbaren Energien, da saß der pri-
vate Anlagenbetreiber einer Biogas-Großanlage aus einem Nachbarlandkreis mit am Tisch.
So etwas sei kontraproduktiv, denn es gebe sehr unterschiedliche Interessen zwischen priva-
ten Großinvestoren und anderen: „Die Landwirte wissen, dass Großprojekte nichts taugen.“
Biogas verdränge seiner Meinung nach die Landwirtschaft. Manche Landwirte hören auf mit
der Tierproduktion, das sei aber noch nicht weit verbreitet, da das bäuerliche Selbstverständ-
nis Nahrungsmittel- und Tierproduktion auf der Agenda habe. Sinnvoll fände er Informatio-
nen über die Ober- bzw. Untergrenze der Machbarkeit von dezentralen, kommunalen
Anlagen, denn „wo findet man denn heute noch Dörfer mit 800 Einwohnern?“132
T7w: Sie findet die Idee von Bioenergiedörfern sehr gut. „In 50 Jahren werden alle Dör-
fer so beheizt werden. Nicht Großkraftwerke, sondern dezentrale Versorgung sind die Zu-
kunft.“ Allerdings sei die Verwirklichung solcher Vorhaben sehr kompliziert. Es fehle an
starken Partnern wie in Jühnde. Es gebe zu wenig Zeit und zu wenig Leute, die sich um eine
Umsetzung kümmern könnten. Wenn sie ein paar Jahre jünger wäre, würde sie sich voll en-
gagieren. Es stehe ein Generationswechsel an und sie persönlich wolle den Kindern keine fi-
nanziellen Belastungen aufbürden durch ihre Entscheidungen. Sie ist sich aber sicher, dass die
Kinder „was machen“ werden mit nachwachsenden Rohstoffen und Erneuerbaren Energien:
„Jetzt soll die nächste Generation ran.“ Sie habe sich mal erkundigt über eine Biogasanlage,
aber ihr Betrieb ist kleiner als 1.000 ha. mit Gründland, Marktfurcht, Muttertierhaltung und 130 Vgl. Amt Kleine Elster (Landkreis Elbe-Elster) (Hg.): F 60 und Autarkes Resort – Village. Konzeptionelles Gutachten zur Entwicklung des Bergheider Sees und des Areals der F 60 im Hinblick auf die Integration in vor-liegende Entwicklungskonzepte und Planungen, Weimar 2007. 131 Mitschrift Telefonat Bürger, Gemeinde 8, 28.03.2007. 132 Mitschrift Telefonat, Bürger, Gemeinde 3, 29.03.2007.
51
Wald, da könne sie nicht noch Biomasse anbauen. Außerdem wolle sie sich nicht auf Jahre
hinweg auf Maisanbau festlegen. Der Roggenanbau könne viel flexibler geplant werden.133
T8m: Ihm habe die Veranstaltung gut gefallen und da er am Vorabend zufällig die Sen-
dung zu Jühnde im Fernsehen gesehen habe, hat er nun den Beitrag bestellt um ihn in der
Stadtverordnetenversammlung zu zeigen. Die Industrie im Gewerbegebiet seiner Stadt habe
einen Energiebedarf von 1,3 MW, das würde die landwirtschaftliche Fläche nicht hergeben,
da die Bauern sich nicht auf massiven Bioenergiepflanzenanbau festlegen lassen wollten.
Vielleicht sei es eine Möglichkeit, wenn der Betrieb von Biogasanlagen in Projektgenossen-
schaften stattfinden würde.134
T9m: Ihm gefallen kommunale Bioenergielösungen „da wo die Wege nicht so weit sind
und es keine Konkurrenz zum Milchvieh gibt.“ So etwas lohne sich in kleineren Dörfern, aber
„Biomasse ist doch erstmal ein Risiko. Die Dörfer sind landwirtschaftliche geprägt und in der
Landwirtschaft wird, wie sich vielleicht in Deutschland rumgesprochen hat, nicht gerade viel
verdient.“ In landwirtschaftlichen Betrieben schössen „Biogasanlagen wie Pilze aus dem Bo-
den.“ Manche [Landwirte] würden sich eine Biogasanlage bauen, weil sie dächten: „Warum
365 Tage im Jahr Kühe melken, wenn es auch einfacher geht?“ Oft allerdings ohne Abwär-
menutzung – außer an Standorten, an denen die Wirtschaftsgebäude und die Ställe damit be-
heizt werden könnten. Zudem sei die landwirtschaftliche Fläche begrenzt und es dürfe keine
Konkurrenz zwischen Nahrungs- und Futtermittelproduktion und Energiepflanzenanbau ge-
ben. Geklärt werden müssten die Ertragssicherheit, die Lagermöglichkeiten von Biomasse
und die Gewährleistung, dass noch genug Futtermittel für Tierhaltung vorhanden sind. „Wir
haben im Prinzip nichts gegen Biogasanlagen“, aber in den Betrieben, die oftmals sehr viel
Pachtfläche haben, gehe die Angst um, dass die Flächen von Investoren für den Biomassean-
bau aufgekauft werden.135
T10m: Die Informationen seien sehr gut gewesen. Er selber war schon mit der „Agrarso-
zialen Gesellschaft“ im Herbst 2005 in Jühnde gewesen. Seiner Meinung nach gehe eine
kommunale Energieerzeugung mit Biomasse nur in kleineren Dörfern mit einer möglichst
homogenen Dorfbevölkerung, aber viele Leute auf den Dörfern hätten heute nichts mehr mit
der Landwirtschaft zu tun. Gut fand er, dass sich viele Landwirte in die Diskussion einge-
bracht haben. Unter den Landwirten werde sehr negativ diskutiert, dass „Standortsucher un-
terwegs sind. Richtige Truppen sind unterwegs, die da Flächen akquirieren wollen. Die
Lieferverträge mit Landwirten abschließen und Flächen kaufen wollen für Biogasanlagen.“
Die würden „große Anlagen planen, aber die benötigte Biomasse nicht zusammenkriegen.“ 133 Mitschrift Telefonat Landwirtin 1, 03.04.2007. 134 Mitschrift Gespräch Bürgermeister, Gemeinde 2, 03.04.2007. 135 Mitschrift Telefonat Landwirt 1, 10.04.2007.
52
In X gebe es die Landwirtschaftliche GmbH Y, die sei strikt gegen Biomasseanbau, weil da-
durch die Landwirtschaft zum reinen Energielieferanten werden würde. Das Modell Jühnde
sei interessant, aber die Interessenslage in Elbe-Elster sei anders. „Die meisten auf den Dör-
fern waren schon mal in Genossenschaft und bei der Auflösung der LPGs kam es nach der
Wende zu Auseinandersetzungen um das Eigentum, dass jeder in die Genossenschaft einge-
bracht hatte. Bei den einen war es die Arbeitskraft. Maschinen, Land, Vieh, Wirtschaftsge-
bäude wurde zurückgegeben, nach einem Schlüssel. Die, die nur ihre Arbeitskraft
einbrachten, sollten finanziell entschädigt werden, aber dafür hat es dann nicht mehr
gereicht.“136
T11m: Die Veranstaltung war sehr aufschlussreich. Manche Landwirte kannten Jühnde
schon aus dem Fernsehen. Im Landkreis seien einige Orte zu groß für eine Wärmeversorgung
mit Bioenergie. „Etliche Landwirte würden sich beteiligen, sagen aber: bei uns ist das nicht
machbar.“ Grundsätzlich wären sie bereit Lieferverträge machen, „aber nicht mit Preisen, die
auf lange Zeit festgelegt sind.“ Im Moment würde Futter meistbietend verkauft werden, bei
langen Lieferverträgen für Biomasse ginge das nicht. „Besser als wie große Biogasanlagen ist
vielleicht eine in Hand der Landwirte. Aber wie kann das gehen? Das muss genau besprochen
werden. Vielleicht als Genossenschaft, da kann besser kalkuliert werden.“ Er persönlich wür-
de sofort auf Bioenergie umstellen und findet das gut. Er sei ständig „im Clinch mit dem Gas-
versorger wegen der andauernd steigenden Gaspreise – ohne Begründung machen die
das.“137
T12m: An den Themen der Veranstaltung bestehe Interesse. Allein die Betriebskosten
des Thermalbads in Bad Liebenwerda bestünden zu 30% aus Kosten für Abwasser und Ener-
gieversorgung. Dazu müsste man sich etwas einfallen und Erneuerbare Energien wären ein
Ansatz. Außerdem sei der Einsatz Erneuerbarer Energien auf kommunaler Ebene eine gute
Idee für die neue Leader+-Runde.138
T13w: Sie hat die Einladung „bei Seite“ gelegt, da sie sehr skeptisch gegenüber Biomas-
se-Anlagen sei. Es seien nicht genügend bioenergetische Potentiale im Landkreis vorhanden.
Aktuell werde versuchte eine große Biomasse-Anlage in Z anzusiedeln – zwei Investoren sei-
en vorhanden – aber es gebe zu wenig Maisanbaufläche. Die Landwirte seien zudem verunsi-
chert, da Investoren oft bei ihnen anfragen würden und es gebe die Befürchtung, dass
Pachtflächen aufgekauft werden und die Landwirte dann zuwenig Land für die Nahrungsmit-
tel- und Tierfutterproduktion hätten. Sie persönlich findet kleinräumige Lösungen sehr schön,
aber das ginge nur in den Dörfern, wenn überhaupt. Ein Problem sei bei Großanlagen auch, 136 Mitschrift Telefonat Funktionsträger, Gemeinde 7, 12.04.2007. 137 Mitschrift Gespräch Landwirt 2, 31.01.2007; Mitschrift Telefonat Landwirt 2, 12.04.2007. 138 Vgl. Mitschrift Gespräch Bürgermeister, Gemeinde 3, 31.01.2007.
53
dass die Gewinne in andere Taschen fließen würden – die Fremdinvestoren würden natürlich
nur Sachen machen, bei denen Gewinne zu erwarten seien. Dies sei bekannt und deshalb
fürchteten Landwirte auch um die von ihnen gepachteten Flächen. Da sie inzwischen von
mehrere Seiten angesprochen wurde, dass sie doch zur Veranstaltung gehen solle um sich zu
informieren und mitzudiskutieren, würde sie es sich inzwischen überlegen, ob sie nicht doch
daran teilnehmen wird.139
T14w: Ja, sie habe den Veranstaltungshinweis bekommen und müsse sagen – für Bio-
energie, Biomasse interessiere sie sich überhaupt nicht. Daher habe sie die Einladung direkt
entsorgt. Auf Nachfrage: Sie haben sich gegen „so etwas“ entschieden. Sie habe überlegt und
sich alles angeschaut, aber: „Entweder Futteranbau oder Biomasseanbau.“ Beides zusammen
ginge nicht und sie habe sich daher für die Kühe und die Milch entschieden. „Da weiß ich
wenigstens, dass ich das kann“. Für ostdeutsche Verhältnisse hätte sie einen kleinen Betrieb,
unter 1.000 ha, da stelle sich die Frage – entweder das eine oder das andere. Außerdem seien
die Investitionskosten hoch, die Subventionen zu gering und das Risiko zu groß. Zurzeit wür-
den sich „Investoren im Landkreis nen Wolf rennen auf der Suche nach Bauern, mit denen sie
Lieferverträge für Biogasanlagen machen könnten“ bzw. um die Bauern zu motivieren Bio-
masse anzubauen. Ihrer Meinung nach seien die Energiepreise so teuer geworden, weil es das
Erneurbare Energie-Gesetz gibt. Die Erzeugung von Energie mit Erneuerbaren führe dazu,
dass die Energieanbieter verteuern müssten. Das würde sie jedes Mal auf ihrer Stromrechnung
sehen, da sei genau aufgeführt, welchen Anteil der Kosten auf das Konto des EE-Gesetzes
gehen würden. „Wir sind diejenigen, die dafür zahlen müssen.“ Sie persönlich würde ja auf
Solar setzten. Dächer habe sie genug, das sei kein Problem. Sie wolle abwarten bis die Solar-
anlagen/Fotovoltaikanlagen preiswerter werden. Denn noch sei das viel zu teuer. „Besser So-
lar auf die Dächer als Windparks in die Landschaft.“ Diese fände sie ja das Letzte. Genau wie
riesige Biogasanlagen. Allein die Transportwege und „die Investoren, die hier rumrennen bie-
ten den Bauern Abnahmepreise an, das treibt einem Tränen in die Augen.“ Jühnde fände sie
schon sehr gut, da hab sie mal was in der Zeitung gelesen und als sie den Veranstaltungsflyer
las, dachte sie auch: „Das ist ne gute Sache“. So im Dorf und dass das Geld in der Gemeinde
bleibt. Und dass die Leute gefragt wurden.140
139 Mitschrift Telefonat Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträgerin 1, 15.03.2007. 140 Mitschrift Telefonat Landwirtin 2, 16.03.2007.
54
3.1.8 Fazit
Obwohl einige Nicht-Landwirte mahnten, dass eine dezentrale Lösung im Bereich einer E-
nergieversorgung mit Biomasse eventuell bedeuten könne sich in eine Abhängigkeit von
Landwirten zu begeben, da diese die Preise für Biomasseprodukte diktieren könnten und sich
der Verbraucher somit aus der Hand großer Energieanbieter in die Hand anderer Energiepro-
duzenten zu geben, wurde eine kommunale Energieversorgung unter Beteiligung regionaler
und lokaler Betriebe als attraktiv angesehen. Eine Berücksichtigung regionaler Strukturen und
Bedarfe sei in einem höheren Maße gegeben, die Abhängigkeiten von „Fremd“investoren ver-
ringere sich und eine größere Einflussmöglichkeit auf die Gestaltung und Größenprojektie-
rung von Anlagen wird angenommen. Viele Landwirte haben sich mit Biomasseproduktion
bzw. betrieblichen Biogasanlagen auseinander gesetzt. Hier spielen drei Faktoren im Umgang
mit Erneuerbaren Energien auf Biomassebasis eine Rolle: Erstens schränken finanzielle Unsi-
cherheiten wegen der hohen Investitionskosten die Bereitschaft zum Bau einer eigenbetriebli-
chen Anlagen ein. Zweitens ist das Misstrauen der Landwirte gegenüber langfristigen
Lieferverträgen ein Hemmnis bei der Bereitstellung von Biomasse. Es besteht die Befürch-
tung, von Großinvestoren „über den Tisch“ gezogen zu werden, zumal „Headhunter“ bäuerli-
che Betriebe abklappern, um vertragliche Festpreisbindungen für Mais- und
Getreidelieferungen auszuhandeln und dabei unbefriedigende Vergütungen anbieten. Ein poli-
tischer Funktionsträger aus dem Landkreis Elbe-Elster führte, dies sei hier ergänzend hinzu-
gefügt, bei einer anderen Veranstaltung einige Tage später, die geplante 20-Megawatt-
Biomasse-Anlage in Preschen (Spree-Neiße) als Negativbeispiel an. Voraussetzung für die 84
Millionen teure Investition ist, dass sich im Umkreis genügend Landwirte finden, die Biomas-
se liefern. Benötigt werden rund 300.000 Tonnen Maissilage, 20.000 Tonnen Getreide und
60.000 Tonnen Gülle im Jahr. Den Landwirten wird über zehn Jahre ein Festpreis garantiert,
der zwischen 22,00 und 25,00 Euro pro Tonne Silage liegt. Ein Teil des Geldes kann zur
Finanzierung der Aussaat als Vorschuss gezahlt werden.141 Der Mann erzählte, dass er mit
Landwirten aus der Gegend gesprochen habe – die hätten alle abgewunken. „Und dann ist ja
klar woher das Zeug kommt – aus Polen, denn dort ist es noch billiger zu haben.“142 Drittens
sehen sich viele Landwirte in der eher grundsätzlichen Auseinandersetzung ob es tragbar sei,
eine Energiepflanzenproduktion in Konkurrenz mit Nahrungs- und Futtermittelproduktion tre-
ten zu lassen. Hierbei kann ein tradiertes bäuerliches Selbstverständnis bzw. ethisches Grund-
141 Vgl. Schirmer, Thoralf: Riesige Biomasseanlage auf Flugplatz Preschen geplant, in: Lausitzer Rundschau 15.11.2006; ders.: Friese verteidigt Biogas-Energie-Projekt, in: Lausitzer Rundschau 21.02.2007. 142 Funktionsträger am 30.03.2007 in Plessa.
55
verständnis nicht unwesentlich sein: „Getreide ist nicht zum Verbrennen da“143, äußerte sich
ein Gesprächspartner. Konkret können sich zumindest die beiden letztgenannten Faktoren in
den Schwierigkeiten für Großanlagenbetreiber materialisieren, die für einen Betrieb notwen-
digen Jahresmengen an Maissilage vertraglich zu binden. So musste ein Drei-Millionen-Euro-
Projekt im Landkreis Oberspreewald-Lausitz aufgegeben werden, weil es den Investoren
nicht gelang Lieferanten für 15.000 Tonnen Maissilage jährlich zu finden, da lt. Investoren-
sprecher die potentiellen Lieferanten „ihre Preisangebote zuletzt in unvertretbare Höhen ge-
schraubt“144 hätten.
Klimaschutz spielte als Argument für oder gegen eine Nutzung von Biomasse als Ener-
gieträger keine Rolle. Vielmehr wurde auf die schlechte Versorgung der Böden mit Nährstof-
fen, den gestörten Wasserhaushalt und die geringe Niederschlagsmenge in der Region
hingewiesen. In Telefonaten mit verschieden Akteuren vor der Veranstaltung bemerkten al-
lerdings einige GesprächspartnerInnen, dass die Trockenheit in der Region zunehmend auf
den Klimawandel zurückgeführt werden würde und dies ein Problem – vor allem für die
Land- und Wasserwirtschaft – darstellen würde. „Viele Leute denken, Klimawandel betrifft sie
nicht. Aber es gibt Verunsicherung, da der letzte Sommer [2006] viel zu heiß und der diesjäh-
rige Winter[2006/2007] viel zu warm ist. Darüber sprechen die Leute.“145 Einige Akteure,
meist aus der Landkreisverwaltung, bezogen sich auf das Leitbild der „Klimaschutzregion
Elbe-Elster“.
Eine Beteiligung der örtlichen Bevölkerung an Entscheidungsprozessen wird als sinnvoll
angesehen. Ebenso eine enge Kooperation mit landwirtschaftlichen Betrieben, denn „wenn
Erzeugung von Strom und Wärme mit Erneuerbaren nicht in die Bevölkerung eingebunden ist
und irgendwas klappt nicht, dann sind die Agrarier schuld.“146 Unsicherheiten existieren zu
der Frage, wie sich kommunalen Kommunikations- und Moderationsprozesse unter Beteili-
gung von AnwohnerInnen, Landwirtschaftbetrieben und den kommunalpolitischen Organen
gestalten könnten.
143 Mitschrift Gespräch Landwirt 2, 31.01.2007; vgl. hierzu Feldwisch, Norbert/Lendvaczky, Thomas/Meyer-Marquart, Dorte: Vorstudie – Rahmenbedingungen und Potenziale für eine natur- und umweltverträgliche ener-getische Nutzung von Biomasse im Freistaat Sachsen, Obernburg/Dresden 2006, S. 183. 144 Zitiert nach N.N.: Zu wenig Masse für Großräschener Biogas-Pläne, in: Lausitzer Rundschau 10.05.2007. 145 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 3, 24.01.2007. 146 Mitschrift Telefonat Funktionsträger, Gemeinde 7, 12.04.2007.
56
3.2 Zweite mobilisierende Bildungsveranstaltung: Planungswerkstatt „Von Ideen zu
Projekten“
Um den Inhalt der Veranstaltung präzisieren zu können wurde durch telefonischen Anfragen
bei einigen Akteuren aus dem zivilgesellschaftlichen Spektrum und einigen als Netzwerkno-
ten angesehenen Akteursgruppen, die teilweise bereits im Sample des ZTG-Projektes enthal-
ten waren – eruiert, welche Themenschwerpunkte dem aktuellen Bedarf weitgehend
entsprechen.
Ein in der Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald tätiger Befragter gab an, dass viele
Akteure mit Anbindung an Kommunen es „[…] müde [sind] sich zu vernetzen, die wollen
was machen.“147 Auch fehle es nach wie vor an Vorzeigeprojekten oder Best-Practice-
Beispielen im Bereich Erneuerbare Energien. Diese Einschätzung wurde von einer/m Befrag-
ten aus dem IBA-Umfeld geteilt. Die IBA, in deren bisherigen Arbeit „ein dichtes personelles
und institutionelles Netzwerk von verschiedensten Akteurs- und Interessensgruppen in der
Region entwickelt werden [konnte]“, ist „nicht nur direkter Partner von bzw. Vermittler und
Schnittstelle zwischen den verschiedenen Akteuren und Partnern, sie ist auch Initiator neuer
regionaler Akteursgruppen.“148 Nach den Erfahrungen mit der Vorort-Arbeit sei eine Veran-
staltung, in der auch Vernetzungsthemen angeschnitten werden sinnvoll, jedoch nur im Zu-
sammenhang mit konkreten Überlegungen. „Der Ruf nach Umsetzung ist viel höher als der
Bedarf an einer Vernetzung.“149 Die Resonanz der Teilnehmenden der ersten mobilisierenden
Bildungsveranstaltung im März 2007 und deren Fragen nach Realisierungshandreichungen
für die Umsetzung Erneuerbarer Energie-Projekte untermauern diese Einschätzung.
Im Ergebnis der Befragung wurde Veranstaltungen für Personenkreise, die im Bereich
Erneuerbaren Energien „vor Ort aktiv sind […]“150 ein hoher Stellenwert beigemessen. Die
Heterogenität der identifizierten Kooperationen und Netzwerke, die Divergenzen der Interes-
sens- und Arbeitsschwerpunkte – die von Anti-Braunkohle-Kampagnen151 über den Wunsch
147 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 06.06.2007. 148 Welch Guerra, Max/Schauber, Ulla: Instrumente der räumlichen Planung und ihre Auswirkungen auf die Landschaftsstruktur in der Niederlausitz. Studie im Rahmen des INTERREG III B (CADSES) Projektes REKU-LA Restrukturierung von Kulturlandschaften Workpackage 2, Weimar 2004, S. 58. Hier ebenfalls: „In dem Ak-teursnetzwerk pflegt die IBA systematisch die Kontakte zu wichtigen politischen, gesellschaftlichen, fachlichen und wirtschaftlichen Gruppen sowie zu Schlüsselpersonen und baut sie aus.“ Vgl. Mitschrift Telefonat Umwelt-aktivist, Gemeinde 9, 31.05.2007; Mitschrift Telefonat Mitarbeiterin eines regional arbeitenden Vereins, 30.05.2007. 149 Mitschrift Telefonat IBA, 05.06.2007. 150 Mitschrift Telefonat Mitarbeiterin Wahlpartei 1, Landkreis Oberspreewald-Lausitz, 05.06.2007. 151 Diesbezüglich hat sich Anfang Juli 2007 eine Initiative gegen den Braunkohleabbau und die Errichtung neuer Kohlekraftwerke gebildet. Die Initiative setzt sich bislang mehrheitlich aus Vertretern der Die Linke, der Grünen Liga, der Die Grünen, der evangelischen Kirche, des Naturschutzbundes (NABU), des BUND und einigen Orts-bürgermeistern von potenziell von Zerstörung betroffener Dörfer zusammen. Vgl. Thiede, Peter: Baggern ums Volk, in: Tagesspiegel 07.07.2007; ders.: SPD-Abgeordnete wollen Kohlepläne stoppen, in: Tagesspiegel 25.07.2007; Metzner, Thorsten: Über Tage, unter Strom, in: Tagesspiegel 18.07.2007.
57
nach einer Umsetzung effektiver Maßnahmen im Bereich Erneuerbarer Energien und Klima-
schutz im kommunalen Kontext bis hin zur längerfristigen Ausarbeitung des allgemein gehal-
tenen Leitbildes „Innovative Energieregion Lausitz“ gingen – legte es im Sinne einer
Aktivierung vorhandener Potenziale nahe, Initiativen und Überlegungen zu Erneuerbaren E-
nergie-Projekten zu unterstützen und gezielt an konkreten Ideen anzusetzen um vorhandene
Umsetzungsmotivationen zu stärken. Gekoppelt an den Wunsch nach Best-Practice-
Beispielen und den Wunsch, „Butter bei die Fische“152 zu machen, also konkret zu handeln,
wurde der Schwerpunkt der zweiten Pilotveranstaltung auf die „Unterstützung von prakti-
schen Vorhaben“ auf regionaler Ebene gelegt. Bei der Umstellung der Energieversorgung auf
Erneuerbare Energien erweist es sich generell als wichtig „von Beginn darauf zu achten, dass
schnell erste sichtbare Ergebnisse erreicht werden.“153 Umsetzungsideen für Modellprojekte
sollten aufgegriffen werden um das, was eine Strom- und Wärmeversorgung mit Erneuerba-
ren Energien zu leisten vermag erfahrbar zu machen. In Anlehnung an die Hinweise der tele-
fonisch Befragten und die bei und nach der „Biodorf-Veranstaltung“ formulierten Bedarfe
wurde ein Planungsworkshop unter einem konkreten Umsetzungsfokus konzipiert um entlang
konkreter Ideen mit Umsetzungsoption Know-how in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit,
Moderationsmöglichkeiten von Unwillen und Ablehnung in Nachbarschaften, Finanzie-
rungsmöglichkeiten usw. zu vermitteln und dabei einen Austausch derjenigen, die an der Um-
setzung von Ideen arbeiten zu ermöglichen.154
3.2.1 Auswahl des Veranstaltungsortes
Auch die zweite mobilisierende Bildungsveranstaltung fand im Landkreis Elbe-Elster statt.
Aufgrund der breiten Rezeption der ersten Veranstaltung und einer bereits in Ansätzen vor-
handenen Mobilisierung kommunaler und regionaler Akteure wurde davon ausgegangen, dass
eine Veranstaltung unter dem Motto „Von Ideen zu Projekten“ auf Resonanz stoßen würde.
Zudem konnte hier an eine gewisse Bekanntheit des Veranstalters IFAN/IKN angeknüpft
152 Mitschrift Telefonat IBA, 05.06.2007. 153 Tischer, Martin/Stöhr, Michael/Lurz, Markus/Karg, Ludwig: Auf dem Weg zur 100% Region. Handbuch für eine nachhaltige Energieversorgung von Regionen, München 2006, S. 43. Für Deutschland vgl. Tischer, Mar-tin/Class, Andreas: Vergleichringe. Strukturen regionaler RE Initiativen, München o.J.. 154 Die Vorbereitung der Planungswerkstatt berücksichtigte neben den Erkenntnissen aus der Begleitforschung zum Modellprojekt Jühnde vgl. Karpenstein-Machan, Marianne/Schmuck, Peter: Bioenergiedörfer – Chancen für dezentrale Energieversorgung im ländlichen Raum, Feuchtwangen 2006, u.a. Geißendörfer, Manfred: Erarbei-tung einer Methodik zur Beurteilung des lokalen und regionalen Innovationsbedarfs zur praxisgerechten Anwen-dung in Form eines Beraterleitfadens. Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf an der Fachhochschule Weihenstephan/Triesdorf (Prof. Dr. O. Seibert), Triesdorf 2000, S. 45-65 (Schlüsselbereiche für die lokale und regionale Entwicklung) und die auf der Fachtagung „Erneuerbare Energien: Akzeptanz vor Ort verbessern“ des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit am 19./20.04.2007 in Groß-räschen (Lausitz) vorgestellten Kriterien zur Akzeptanzerhöhung von Erneuerbaren Energie-Projekten. Alle Vor-träge siehe unter http://www.energieregion-lausitz.de/tagung/programm, ges. 24.05.2007.
58
werden, da bereits bei der Information und Einladung zur „Bioenergiedorf“-Veranstaltung
Zielsetzungen des Veranstaltungsprojektes und Inhalte des Forschungsprojektes „Energiere-
gion Lausitz“ vermittelt wurden. Dennoch wurde die Planungswerkstatt nicht nur im Land-
kreis Elbe-Elster beworben. Die Offenheit der Veranstaltung für konkrete Initiativen mit
Umsetzungsoption aus allen Landkreisen des Untersuchungsgebietes ermöglicht Synergie-
effekte, die – transportiert durch Akteure aus den verschiedenen Landkreisen, die den Input
aus den Kommunen aufgreifen – in Diskussionen um die Ausgestaltung des Leitbildes „Inno-
vative Energieregion Lausitz-Spreewald“ einfließen können. Erneut wurden Vereine, Amts-
leiterInnen, BürgermeisterInnen, KMU und Landwirtschaftsbetriebe aus den Landkreisen
Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße, Dahme-Spreewald und Elbe-Ester angeschrieben. Es
konnte auf existierende Pressekontakte zurückgegriffen werden und einige Leader+-
Aktionsgruppen stellten den Veranstaltungsflyer auf ihre Homepage. Die Veranstaltung fand
in der ehemaligen Brikettfabrik Louise in Domsdorf statt.
3.2.2 Veranstaltungsablauf
Der Ablauf der Veranstaltung bestand aus:
- einer Vorstellung von Projektideen seitens der Teilnehmenden und der Sammlung von
Fragestellungen, die im Kontext der Projektideen näher diskutiert werden sollen.
- einer Diskussion der vorgestellten Projektideen unter dem Gesichtspunkt: Beitrag zur Si-
cherung von Einkommen und Lebensqualität.
- der Benennung von Hürden und Hemmnissen bei der Umsetzung der vorgestellten Pro-
jektideen (z.B. technische Probleme, Finanzierung, geringe Befürwortung seitens der Be-
völkerung).
- der Sammlung und Diskussion von Möglichkeiten mit Hindernissen umzugehen.
- der Formulierung von weiteren Umsetzungsschritten und von Mobilisierungsstrategien für
den Ausbau von Erneuerbaren Energien.
Die Planungswerkstatt, an der trotz Defiziten in der Zustellung der Einladungen (mancherorts
erreichte die Information die Adressaten erst am Wochenende vor dem Veranstaltungstermin),
war mit 25 Teilnehmenden – mehrheitlich VertreterInnen von land- oder forstwirtschaftlichen
Betrieben, BürgermeisterInnen, VertreterInnen von Verwaltungen und Mitgliedern von Lea-
der+-Aktionsgruppen – gut besucht. Auch hier bestand der Teilnehmendenkreis überwiegend
aus Männern. Der Workshop begann nach einleitenden Worten der ReferentInnen und des
Bürgermeisters der Stadt Uebigau-Wahrenbrück, zu deren Verwaltungseinheit Domsdorf ge-
hört, mit einer kurzen persönlichen Vorstellung bei der jede/r der Anwesenden vorhandene
59
Projektideen skizzierte und Erwartungen an die Planungswerkstatt formulierte. Fünf Perso-
nen, darunter MitarbeiterInnen einer Brandenburger Dörferinitiative, die sich zum Ziel gesetzt
hat, partizipative Prozesse und „kreative Milieus“ in Dörfern zu unterstützen und die auf die-
ser untersten Verwaltungsebene artikulierten Bedarfe zu bündeln, formulierten ein eher un-
spezifisches Interesse am Thema der Veranstaltung und versprachen sich Impulse für ihre
weitere Arbeit auf Landkreisebene oder in Leader+-Aktionsgruppen. Die Veranstaltung hatte
eine Dauer von etwa dreieinhalb Stunden.
3.2.3 Projektideen
Bei der Sammlung von Projektideen kam es zu einige Mehrfachnennungen, die im Folgenden
gebündelt aufgelistet sind:
- Bewässerung von Energieholzplantage mit Wasser aus der kommunalen Kläranlage
- Wärmenutzungskonzepte für bereits stehende Biogasanlagen
- Wärme- und Stromversorgung von Wirtschaftsgebäuden und von zwei- bis drei Anlieger-
gebäuden durch kleines privates Nahwärmenetz (Holz)
- Wärmeversorgung von Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden mit Holzhackschnit-
zel-Anlage. Lieferverträge mit Anbietern aus der näheren Umgebung
- dezentrale Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien (Solar, Holz, Biomasse) als
kommunales Gesamtkonzept.
Allen Projektideen gemeinsam war der Wunsch nach einer Anpassung von Erneuerbare Ener-
gie-Anlagen an vorhandene räumliche und kommunale Bedingungen und nach einer optima-
len Strom- und Wärmeverwertung im Nahraum. Hierbei lag der Schwerpunkt auf der
dezentralen energetischen Nutzung von Biomasse, was im Einklang mit der im Biomasseakti-
onsplan des Landes Brandenburg formulierten Zielsetzung steht, bei künftigen Investitions-
entscheidungen auf „eine klare Präferenz von dezentralen Heizanlagen mit entsprechenden
Nahwärmenetzen und mittleren Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung gegenüber großen
Kraftwerken mit niedrigem Wirkungsgrad“155 zu setzten. Der Bereich Windenergie fiel aus
der Ideensammlung vollständig heraus, auf Nachfrage wurde als Begründung angeführt, dass
die Windenergieflächen ausgewiesen sind und eine kommunale Beteiligung an Windenergie-
projekten allein schon wegen der hohen Investitionen kaum möglich sei. Zusätzlich zur Ben-
nennung konkreter Projektideen wurde der Wunsch (Mehrfachnennungen) geäußert:
- Kontakte mit anderen Kommunen aufzubauen, die an einer Umsetzung Erneuerbare Ener-
gie-Projekte arbeiten. 155 Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Biomasseaktionsplan Brandenburg. Strategie zur energetischen Nutzung von Biomasse bis 2010, Potsdam 2007, S. 16.
60
- eine Interessensgemeinschaft Klimaschutz zu gründen.
- die Möglichkeiten einer Einflussnahme auf die politischen Rahmenbedingungen z.B. beim
Abwassermanagement oder der Energieeinspeisung in vorhandene Netze zu diskutieren.
- den Einsatz von Erneuerbaren Energien bei der Entwicklung von Randlagedörfern oder
die Möglichkeiten der Einrichtung von Wald- und Holzplantagen/Solaranlagen auf ehe-
maligen Tagebauflächen (Bergbaufolgelandschaft) zu besprechen.
- die Motivation für Erneuerbare Energie-Projekte seitens der Menschen „vor Ort“ zu för-
dern und eine Versorgung mit Energie und Wärme regional (im Sinne von Landkreis oder
Kommune) zu lösen.
3.2.4 Benennung von Hemmnissen
Nach einer Pause, die durch einen regen Erfahrungsaustausch der Teilnehmenden – „der Aus-
tausch war sehr anregend, jeder hat von seinen Projekten erzählt“156 – und durch Überlegun-
gen zu weiteren Kommunikations- und Kontaktmöglichkeiten geprägt war, waren die
Anwesenden aufgefordert, Hemmnisse der Umsetzung von Erneuerbare Energie-Projekten zu
benennen, mit ihren TischnachbarInnen zu diskutieren und schlagwortartig schriftlich zu fi-
xieren. Angeführt wurden Themenbereiche, die sich in fünf Schwerpunkte gliedern lassen:
3.2.4.1 Finanzen
- Die geringe Finanzkraft der Kommunen erschwert einen kommunalen Eigenanteil an Er-
neuerbaren-Energie-Projekten, gleichzeitig sind günstige Kredite für kleinere Privatinves-
toren sind kaum zu erlangen: „Wir haben viele Ideen, aber wenig Geld.“
- Die Kosten und Erträge von Energieholz- und Energiepflanzenanbau werden ins Verhält-
nis zur Flächenprämie/Stilllegungsprämie gesetzt: „Manche denken, warum soll ich raus
aufs Feld, wenn ich auch so Geld bekommen kann.“
3.2.4.2 Wirtschaftlichkeit
- Die hohe Unsicherheit bezüglich einer dauerhaften Wirtschaftlichkeit der Anlagen und der
Betriebskostenentwicklung bezogen auf die Preise von Holzhackschnitzeln, Holzpellets
und Biomasse im Vergleich zur Preisentwicklung fossiler Energieträger, wirkt blockie-
rend auf Entscheidungen.
156 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Leader+-Lokale Aktionsgruppe 2, 26.09.2007.
61
3.2.4.3 Informations- und Kommunikationsdefizite
- Informationsdefizite darüber, wie dezentrale Erneuerbare Energie-Projekte umgesetzt
werden können und welche Erfahrungen es damit in Kommunen gibt.
- Informationsdefizite darüber, welche aktuellen Gesetzte wie angewandt werden und wie
diese auszulegen sind.
- Fehlende Vorreiter-Projekte im regionalen Umfeld: „wir müssen sonst wo hinfahren, um
uns was anzusehen.“
- Wahrnehmungsunterschiede zwischen kommunalen Verantwortungsträgern und Bevölke-
rung punkto Partizipation an Diskussionsprozessen: Fehlende Diskussionsprozesse in
Kommunen wegen geringem Interesse der Bevölkerung versus „die Kommune nimmt ihre
Bürger nicht als mündige, ideenreiche Bürger ernst.“
- Potenzielle Abnehmer von bioenergetischen Produkten haben wenig Kontakte zu poten-
ziellen Anbietern und umgekehrt.
3.2.4.4 Politische Rahmenbedingungen
- Die Rahmenbedingungen der Einspeisung sind problematisch: geringe Netzsicherheit;
Behinderung und Erschwerung von Einspeisung in vorhandene Netze durch Netzbetreiber
(konventionelle Energieerzeuger schieben Sachzwänge vor, um Einspeisung zu verhin-
dern): „Und dann stehe ich da mit meiner Anlage und X [großer Energieversorger] sperrt
mir das Netz.“
- Ein Vordringen mit Erneuerbare Energie-Anliegen zu den politischen Entscheidungsträ-
gern ist schwierig.
- Kaum langfristige Planungssicherheit, da wenig vorhersehbare politische Entscheidungen
auf unterschiedlichen Ebenen (z.B. Landes-, Bundes- oder EU-Ebene) die Investitionsbe-
reitschaft erschweren: „Nach Ende der Leader+-Förderperiode haben wir erstmal die
Weiterentwicklung von Projekten [Erneuerbare Energie-Projekten] gestoppt.“
3.2.4.5 Sonstige Rahmenbedingungen
- Befürchtung einer Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelanbau und Energiepflanzenan-
bau, geringe Bodenwertzahl in manchen Landkreisen, weiteres Auslaugen der Böden
durch Maisanbau.
- Allgemeine Perspektivlosigkeit wegen demographischem Wandel, wirtschaftlichem Nie-
dergang, Verschlechterung der Daseinsfürsorge, Randlage von Dörfern und Gemeinden.
62
3.2.5 Problemlösungsmöglichkeiten
Im Anschluss an die Benennung von Hemmnissen erfolgte eine Sammlung von Möglichkei-
ten, die genannten Problemaufrisse zu bearbeiten und produktiv anzugehen. Die Teilnehmen-
den wurden dazu angehalten, Lösungen zu formulieren, mit ihren TischnachbarInnen zu
diskutieren und schriftlich festzuhalten, wobei aufgrund der Komplexität mancher Problemla-
gen (z.B. Abwanderung, demographischer Wandel, Perspektivlosigkeit) nicht alle Themen er-
schöpfend behandelt wurden. Den Schwerpunkt der folgenden Diskussionen und
Überlegungen legten die Teilnehmenden auf die Fragestellungen:
- Wie können konkrete Projekte vor Ort vorangetrieben werden?
- Wie können Ideen im kommunalen Kontext entwickelt werden und wie kann eine Beteili-
gung der Bevölkerung erreicht werden?
3.2.5.1 Neue Wege der Finanzierung
Die Frage nach Finanzierungsmöglichkeiten von Erneuerbare Energie-Projekten wurde von
den Teilnehmenden auf dem Hintergrund kommunaler Finanzengpässe und dem Investitions-
risiko für private und öffentliche BauherrInnen erörtert. Vorgeschlagen wurde:
- Privat-Public-Partnership: Kommunen und private MittelgeberInnen finanzieren gemein-
sam Erneuerbare Energie-Projekte in Kommunen.
- Contractingmodell: die Energieanlage wird durch einen privaten Investor, der meist auch
den gesamten Betreuungsaufwand der Anlage übernimmt, finanziert. Die Kommune zahlt
einen vorher festgelegten Energieabnahmepreis und wird nach Ende der Vertragsablauf-
zeit Eigentümerin der Anlage.
- Einrichtung von Regionalfonds zur Unterstützung kommunaler Erneuerbare Energie-
Projekte. Regionalfonds können über die vielfältigen Möglichkeiten lokaler und regiona-
ler Beteiligung hinaus, das Engagement von regionalen Akteuren für Entwicklungsaufga-
ben fördern. Praktikabel ist es, wenn sich Regionalfonds in regionaler Trägerschaft
befinden und aus vielfältigen Finanzquellen gespeist werden (öffentliche Mittel der EU,
des Bundes, des Landes, des Kreises, der Kommunen, private Mittel, Kredite von regiona-
len Banken. „Regionalfonds können auch Anreize zu alternativen Finanzierungsformen
geben (Mikrokredite, lokale Rotationsfonds, Tauschsysteme etc.), die Rückflüsse generie-
ren, die wiederum für regionale Projekte verwendet werden können.“157
157 Regionen Aktiv. Begleitforschung 2004-2006: Handlungsempfehlungen an Politik und Verwaltung (EU, Bund, Länder). Redaktion: Das Team der zweiten Phase der Begleitforschung zum Modellvorhaben „Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft“, o.O. Dezember 2006, S. 8. Beispiele für Regionalfonds bei Bühler, Josef: Vortrag Aktives privates Kapital für die Regionalentwicklung, Tagung im Rahmen der Euregia, Leipzig 2006; Dietrich, Rainer (Stadt Wetzlar): Vortrag RegioMit – Instrument einer modernen Wirtschaftsförderung, Tagung im Rahmen der Euregia, Leipzig 2006; Wieschollek, Gero: Vor-
63
- Genossenschaft aus privaten MittelgeberInnen, FördermittelgeberInnen, KreditgeberInnen
(Sparkassen, Banken).
- Genossenschaft unter Beteiligung von ErzeugerInnen bioenergetischer Rohstoffe, Erzeu-
gerInnen von Bioenergie und AbnehmerInnen der Produkte.
- Genossenschaftsmodell: Zusammenschluss mehrerer Landwirtschaftsbetriebe und Holz-
anbieterInnen zu einer Erzeugergenossenschaft.
- Öffentliche Risikoabsicherung (z.B. Kreditanstalt für Wiederaufbau) und Schuldenerlass.
- Bürgersolaranlagen.
3.2.5.2 Wirtschaftlichkeit
- Koppelung verschiedener Möglichkeiten der Strom- und Wärmeversorgung mit Erneuer-
baren Energien (Sonne, Wind, Biomasse, nachwachsende Rohstoffe) um die Betriebskos-
ten zu senken und Preisentwicklungen abfedern zu können.
- Abnehmerbündelung und sinnvolle Dimensionierung der Anlagen (keine Großprojekte,
Kraft-Wärmekoppelung, Dezentralität).
- Eigenständige kommunale Strom- und Wärmeversorgung unter Einbindung von Energie-
erzeugern aus dem Nahraum. In ländlichen Gemeinden sind die Bedingungen für ein
praktische Rangehen an eine Umsetzung von Erneuerbare Energie-Projekten gut, da es ei-
ne fundierte Kenntnis darüber gibt, wie viel Ackerfläche zum Anbau von nachwachsenden
Rohstoffen zur Verfügung steht, wie viel geeignete Dächer für Solaranlagen vorhanden
sind und wie die Holzerträge aussehen.
3.2.5.3 Informationsdefizite beheben, Kommunikation fördern
- durch ehrenamtlich erstellte, nicht an kommerzielle Interessen gebundene Wanderausstel-
lung mit Informationen zu Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien.
- durch beständige, kostenfreie, institutionell geförderte, neutrale Beratungsstrukturen auf
Landesebene, die auf Anforderung in Kommunen für interessierte kommunale Funktions-
trägerInnen und private BauherrInnen Beratungstätigkeiten leisten.
- durch Diskussions- und Informationsveranstaltungen für BürgerInnen, um einen weitge-
henden kommunalen Konsens über eine Energiegewinnung mit Erneuerbaren Energien
herzustellen.
- durch Einkalkulierung eines ausreichenden Zeitfensters für die Information und Motivati-
on von BürgerInnen, keine Schnellschüsse bei Entscheidungen. trag Mit kommunalem Eigenmittelbudget flexibel Fördermittel erschließen und Projekte umsetzen. Kapital für die Zukunft – Finanzierungsmodelle und -instrumente für Regionalmanagements und Projekte, Tagung im Rah-men der Euregia, Leipzig 2006.
64
- durch Besuche von „Vorreitern“ und Vorzeigemodellen im Bereich der Energieversor-
gung mit Erneuerbaren Energien, durch die Organisation von Demonstrationsfahrten,
durch das Aufzeigen von Entwicklungsperspektiven z.B. an Güssing/Österreich oder an-
deren Erneuerbare Energie-Regionen.
- durch beispielhaftes Vorangehen der Kommunen bei der Initiierung von Erneuerbare
Energie-Projekten.
- durch die Herstellung und Förderung von Kontakte zwischen Gemeinden die „was ma-
chen wollen“, da wenig Wissen über andere Gemeinden aus der Planungsregion Lausitz-
Spreewald vorhanden ist, in denen kleinräumigere Erneuerbare Energie-Projekte geplant
oder umgesetzt werden.158 Ein Austausch über verortbare und potenziell vergleichbare Er-
fahrungen wird als erstrebenswert erachtet.
3.2.5.4 Politische Rahmenbedingungen
- sich politisches Gehör verschaffen durch Eingaben beim Petitionsausschuss des Landes
und des Bundes.
- die Landesregierung in die Pflicht nehmen: „Alle reden von Klimaschutz, wir machen was
und brachen Geld dafür.“ Dazu meinte ein
Landwirt: „Der Landesfürst ist ja jetzt in die Prignitz gezogen, da kommt man nicht
so schnell hin, um dem mal die Meinung zu sagen.“
Moderation: „Na ja, es gibt doch auch andere Möglichkeiten, als mit dem Mäh-
drescher den Ministerpräsidenten zu Hause zu besuchen.“
Landwirt: „Ach so“ (Gelächter)
- Kontakt zur Ansprechstelle für bürgerschaftliches Engagement159 in der Staatskanzlei des
Landes Brandenburg aufnehmen.
3.2.6 Fazit
Im Hinblick auf konkrete Umsetzungsaktivitäten wurde die Nützlichkeit von projektfokus-
sierten Netzwerken zur Realisierung von dezentralen Erneuerbare Energie-Projekten themati-
siert, Problemlösungsansätze im Bereich der Finanzierung von Erneuerbare Energie-Anlagen
sowie im Zusammenhang mit Information und Partizipationsmöglichkeiten der Bevölkerung
158 Dieses Defizit wurde auch bei einem Telefonat (27.07.2007) mit einem Mitarbeiter der Planungsstelle der Planungsregion Lausitz-Spreewald deutlich, der die Frage, ob er Kenntnisse über Gemeinden aus der Planungs-region habe, die eine Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien diskutieren würden oder umgesetzt hätten verneinte. Es erfolgte die Anregung eine Übersicht zu erstellen. 159 Informationen dazu: Staatskanzlei des Landes Brandenburg: Bürgerschaftliches Engagement in Brandenburg, unter http://www.stk.brandenburg.de/sixcms/detail.php/lbm1.c.377970.de.
65
skizziert und die Möglichkeiten von Lobbyarbeit/Öffentlichkeitsarbeit angesprochen. Ein Bei-
trag zu „capacity building“ konnte geleistet werden.
Bei den Überlegungen zu Finanzierungsmöglichkeiten zeigten sich die Teilnehmenden
phantasievoll und kompetent, mit einer hohen Präferenz für Genossenschaftsmodelle.
Ein großes Problem sind vorhandene Informationsdefizite, mangelnde Kenntnisse über
als schwerdurchschaubar empfundene Verordnungen, Antragsstellungen, Subventionen und
ein geringes Wissen darüber, wo bestimmte Informationen zu erhalten sind. So fanden auch
die bei beiden Veranstaltungen ausgelegten Literaturlisten160 mit kostenfrei zu beziehenden
Publikationen zu Erneuerbaren Energien und Nachwachsenden Rohstoffen im regionalen,
kommunalen oder lokalen Kontext und die zur Mitnahme bereitgelegten Veröffentlichungen
des Brandenburger Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Bundesministe-
riums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum Beispiel zu Energieeffi-
zienz im Wohnen, im Haushalt und in Industrie- und Gewerbebetrieben großen Anklang.
Einige der Teilnehmenden bedankten sich explizit für diesen „Service“. Der während der Pla-
nungswerkstatt formulierte Ruf nach Einrichtung einer unabhängigen Informationsstelle zeigt
einen hohen Willen zur Auseinandersetzung mit Erneuerbaren Energien und einen dement-
sprechend hohen Bedarf an einer interessensungebundenen, kompetenten Beratungen. In einer
telefonischen Nachbefragung wurde u.a. festgestellt, dass es in den einzelnen Landkreisen an
Seminaren für BürgermeisterInnen fehlen würde, bei denen entlang bereits existierender Bei-
spiele aufgezeigt werden könne, welche Vorrausetzungen für eine kommunale Energieversor-
gung mit Erneuerbaren Energien erfüllt sein müssten oder dass die Informationsverbreitung
„runter in die Gemeinden“ müsse und „die Privaten versuchen sich durchzuwursteln und
schnell an ihre Grenzen stoßen.“161 Auch bei einer im Juni 2006 in Welzow mit 14 Teilneh-
menden von Ecologic – Institut für Internationale und Europäische Umweltpolitik gGmbH
durchgeführte „Zukunftswerkstatt“ zum Thema „Biomasse in der Energieregion Lausitz“, bei
der das „regionale Dreieck zwischen Cottbus, Senftenberg und Spremberg“162 näher betrachtet
wurde, sahen die Teilnehmenden das Fehlen von zentralen Informationsstellen als ein Hemm-
nis für einen nachhaltigen Ausbau von Erneuerbaren Energien an. Obwohl in diesem „örtli-
chen Dreieck“ der Tagebau Welzow-Süd, das Kraftwerk Schwarze Pumpe (Spremberg) und
160 Auf den Literaturlisten fanden sich nur Publikationen, die entweder kostenfrei beim Herausgeber oder als pdf-Datei über Internet zu beziehen sind. Zusätzlich wurde eine Reihe links zur Information über Solarenergie, So-larinitiativen und Bioenergie im Allgemeinen gelistet. 161 Mitschrift Telefonat Bürgermeister, Gemeinde 4, 26.09.2007; vgl. Mitschrift Telefonat Bürgermeister, Ge-meinde 5, 26.09.2007. 162 Bausch, Camilla/Schlegel, Stephanie: Endbericht zum Projekt Akzeptanz und Strategien für den Ausbau Er-neuerbarer Energien auf kommunaler und regionaler Eben. Teilprojekt B – Akzeptanzuntersuchung Erneuerbare Energien auf regionaler Ebene, Berlin 2007, S. 13. Zu Informationsdefiziten s. S. 30.
66
der Tagebau Cottbus-Nord beheimatet sind, die Gegend aufgrund des Braunkohletagebau also
nur begrenzt mit ländlichen und landwirtschaftlich geprägten Gebieten in der Planungsregion
Lausitz-Spreewald vergleichbar, schient es sich bei den Informationsdefiziten um ein flächen-
deckendes Phänomen zu handeln.
Beim Punkt „sich politisches Gehör verschaffen“ zeigten sich die Teilnehmenden weitge-
hend ratlos, da die Möglichkeiten der „kleinen Politik“ in der „großen“ wahrgenommen zu
werden, als eingeschränkt angesehen werden. Jedoch sind sie der Meinung, dass die Gebiets-
kulisse der Leader+-Förderung/ELER-Förderung eine Chance bietet, Erneuerbare Energie-
Projekte umzusetzen.163
Die Einladung an anwesende Akteure aus verschiedenen Landkreisen zu einer geplanten
Demonstrationsfahrt nach Jühnde Ende Oktober 2007, die eine Teilnehmer der Bioenergie-
dorfveranstaltung im März 2007 in Elsterwerda organisiert hatte, wurde mit großem Echo an-
genommen. Eine Angehörige der Fachhochschule Lausitz bot den Anwesenden an, für Fragen
bezüglich der technischen Durchführung von Erneuerbare Energie-Projekten zur Verfügung
zu stehen. Dieses Angebot wurde von zwei Mitarbeitern aus öffentlichen Verwaltungen un-
verzüglich wahrgenommen. Außerdem wurden laut Angaben von Teilnehmenden während
der Planungswerkstatt Kontakte zu Akteuren aus Nachbarlandkreisen geknüpft und ein weite-
rer Austausch zu verschiedenen Teilbereichen vereinbart.
163 Vgl. hierzu auch Lokale Aktionsgruppe Elbe-Elster: Elbe-Elster. Die Region mit gutem Kli-ma…Gebietsbezogene Lokale Entwicklungsstrategie der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Elbe-Elster. Bewerbung zum Teilnahmewettbewerb unter Leader/ELER des Landes Brandenburg vom 20.12.2006, Elsterwer-da/Mühlberg 2007, S. 24f, 27, 30, 35, 39f; Lokale Aktionsgruppe Strittmatter-Land: Projekte, unter http://www.strittmatter-land.de/NW_Ern-Energien/NW_Erneub.Energ_Projekte.pdf, ges. 06.07.2007. Hier sind u.a. das Projekt Hanfanbau im „Strittmatter-Land“, das Modellprojekt Demonstrationsflächen schnellwachsender Energiehölzer, die Errichtung einer Wärmeleitung und Anschaffung eines Radladers zur effektiven innerbetrieb-lichen Nutzung der Biogasanlage auf dem Gelände der Agrargenossenschaft Forst und das gemeinsam von den Lokalen Aktionsgruppen Strittmatter-Land, Spreewald und Wirtschaftsraum Schraden getragene durchgeführte Kooperationsprojekt holzartige Biomasse aufgeführt; Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Entwicklungsplan für den ländlichen Raum Brandenburgs und Berlins gemäß Verordnung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates vom 20. September 2005 über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des länd-lichen Raums (ELER) 2007-2013, Stand 13.07.2006, Potsdam 2006, S. 66, 190, 192.
67
4 Mobilisierende Bildungsveranstaltungen zu Erneuerbaren Energien
in peripheren ländlichen Regionen
Das Veranstaltungsformat der beiden mobilisierenden Bildungsveranstaltungen kann als er-
folgreich bezeichnet werden. Dafür sprechen nicht nur die hohen TeilnehmerInnenzahlen
sondern auch der Wunsch „wir wollen auch eine [Veranstaltungsreihe] haben“164 eines Teil-
nehmers aus dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Ein Bürgermeister165 aus dem Landkreis
Spree-Neiße nahm einige Wochen nach der Planungswerkstatt telefonischen Kontakt mit
IFAN/IKN auf und erkundigte sich nach den Möglichkeiten einer Informations- und Pla-
nungsveranstaltung in seiner Gemeinde. Die fernmündliche Kontaktaufnahme mit Bürger-
meisterInnen und Akteuren aus dem landwirtschaftlichen Bereich im Vorfeld der
Planungswerkstatt ergab, dass diejenigen, die wegen Terminschwierigkeiten oder aufgrund
der Entfernung zum Veranstaltungsort von einer Teilnahme absahen, Interesse sowohl an der
Vorstellung von Best-Practice-Beispielen wie an den skizzierten Inhalten der Planungswerk-
statt formulierten. Die Erfahrung, „da funktioniert es, da kann man sich weiterhelfen, die Er-
fahrungen gibt es in der Region nicht.“166
Unabdingbar ist eine Veranstaltungsbewerbung, die haupt- und ehrenamtliche Bürger-
meisterInnen, AmtsleiterInnen und LandwirtInnen einbezieht und Akteure von „vor Ort“ an-
spricht. Das an soziale und räumliche Realitäten des Zielgebietes angepasste,
niedrigschwellige Angebot motiviert auch wenig in übergeordnete Raumplanungen eingebun-
dene Akteure, sich über die Möglichkeiten einer Energieversorgung mit Erneuerbaren
Energien zu informieren und stellt durch die gleiche „Augenhöhe“ der Veranstaltungsteil-
nehmerInnen sicher, dass sich auch Personen an der Diskussion beteiligen, denen dies in ei-
nem allzu akademisch geprägten Diskurs ungleich schwerer fallen mag.167 Information und
Beratung sind wichtige Bestandteile bei der Aktivierung von Akteuren, sich an Diskussionen
und konkreten Überlegungen zu einem Einsatz Erneuerbarer Energien zu beteiligen. Dies
bestätigt auch die Begleitforschung von „Regionen Aktiv“. Hier wird auf die Notwendigkeit
hingewiesen „Akteure vor Ort zu überzeugen, sie mitzunehmen und ihnen zu demonstrieren,
dass bestimmte Produkte und Verfahren funktionieren und unter den gegebenen Rahmenbe-
dingungen (…) betrieben werden können.“168
164 Mitschrift Telefonat Bürgermeister, Gemeinde 4, 26.09.2007. 165 Vgl. Mitschrift Telefonat Bürgermeister, Gemeinde 6, 25.10.2007. 166 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter EEpL, 04.07.2007 167 Vgl. Mitschrift Telefonat Mitarbeiterin Wahlpartei 2, Landkreis Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz, 15.01.2007. 168 Elbe, Sebastian, unter Mitarbeit von Florian Langguth (SPRINT)/Lukesch, Robert/Payer, Harald/Rabenau, Jutta (ÖAR Regionalberatung)/Böcher, Michael/Tränker, Sebastian (Universität Göttingen): Regionen Aktiv –
68
Eine weitreichende Bekanntmachung der Veranstaltungsinhalte durch schriftliche Einladun-
gen und Zeitungsmeldungen führt dazu, dass sich in peripheren Gebieten mit wenig ausge-
prägter elektronischer Infrastruktur, auch diejenigen Akteursgruppen angesprochen werden
können, deren Beteiligung an großräumigen Vernetzungen oftmals marginal ausgeprägt ist.
Die persönliche Zusendung der Veranstaltungsflyer gewährleistet darüber hinaus eine, wenn
auch nicht messbare, Auseinandersetzung mit den Veranstaltungsinhalten, sofern die Thema-
tik auf Resonanz stößt. Dies hatte zumindest im Landkreis Elbe-Elster den Effekt, dass durch
die Darstellung des Bioenergiedorfs Jühnde in der Veranstaltungsankündigung, die Potenziale
einer dezentralen, regionalen Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien und deren Aus-
wirkungen auf regionale Wertschöpfungskreisläufe kommuniziert wurde. Gleichzeitig wurde
dabei ein strukturelles Manko deutlich: es fehlt an kontinuierlich arbeitenden, unabhängigen
Informationsstellen oder Vereine (jenseits von Leader+), die mit ausreichenden personellen
und finanziellen Ressourcen ausgestattet sind und eine kompetente, niedrigschwellige, in die
Fläche gehende Informationsweitergabe zu gewährleisten vermögen.
Durch die inhaltliche Schwerpunktsetzung der beiden letztlich aufeinander aufbauenden
Veranstaltungen, sprich Information und Diskussion anhand eines „Best-Practice-Beispiels“
und die Vermittlung von Anregungen zur Umsetzung vorhandener Projektideen, gelang es ein
Modell für mobilisierende Bildungsveranstaltungen auf regionaler Ebene im Bereich Erneu-
erbarer Energien zu erarbeiten, das nicht nur auf Energie- und Wärmegewinnung mit Biomas-
se reduziert bleibt, sondern auf andere Formen der Energieerzeugung wie Solarenergie,
Windenergie oder einen Erneuerbare- Energien-Mix „übersetzt“ werden kann.
Land gestaltet Zukunft. Begleitforschung 2004 bis 2006. Übergreifende Auswertung des Teil 2 der Abschlussbe-richte Regionen Aktiv, Darmstadt 2006, S. 19, vgl. S. 20, 26.
69
5 Dokumentation Veranstaltung am 23. März 2007 im Bürgersaal des Stadthauses Elsterwerda
Foto Karsten Bär
70
Hier Zeitungsartikel 1 vom 21.03.2007
71
Hier Zeitungsartikel vom 29.03.2007
IFAN
Programm
: 16:00
Begrüßung und M
oderation U
ta Döring - Internationales Forschungs-
und Ausbildungsnetzwerk für nachhaltige
Entwicklung
16:10
Grußw
ort Eberhard
Stroisch -
Dezernent
für K
reisentwicklung, Landkreis Elbe-Elster
16:15
Initiierung und
Um
setzung von
Bioenergiedörfern – E
rfahrungen mit
dem
Projekt Jühnde
und anderen
Bioenergiedorf-Initiativen
Marianne
Karpenstein-M
achan, Peter
Schmuck - „Interdisziplinäres Zentrum
für N
achhaltige Entwicklung“ der U
niversität G
öttingen
16:50 Pause
17:00 B
ioenergetische Potenziale
im
Landkreis E
lbe-Elster
Matthias
Plöchl -
BioenergieBeratung Bornim
Gm
bH (B³):
17:20
Fragen, Diskussion
18:00
Ende der V
eranstaltung
Ort der V
eranstaltung Stadthaus Elsterw
erda H
auptstraße 13 04910 Elsterw
erda am
23. März 2007 von 16:00 - 18:00 U
hr D
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eranstaltung ist
kostenfrei. U
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öglich) gebeten. K
ontakt: U
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c/o University of M
anagement and C
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losterstr. 64 10179 B
erlin Tel: 0178-811 77 90 e-m
ail: u.doering@um
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ioenergiedörfer” D
ie Veranstaltung findet im
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Um
welt,
Naturschutz
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eaktorsicherheit am „Zentrum
Technik und Gesellschaft“ der
Technischen U
niversität B
erlin angesiedelten
Forschungs-projektes „Energieregion Lausitz“ statt. Sie w
ird durchgeführt vom
„Internationalen Ausbildungs- und Forschungsnetzw
erk für nachhaltige Entw
icklung“ (IFAN
) an der University of
Managem
ent and Com
munication (FH
), Potsdam.
Potenziale m
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ioenergiedorf Jühnde
Impulse für eine zukunftsfähige regionale
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öglichkeiten einer erfolgreichen komm
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eispiel von Bioenergiedörfern
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16.00 bis 18.00
Stadthaus Elsterw
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auptstraße 13 04910 Elsterw
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sollen die
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versorgung aufgezeigt und diskutiert werden. A
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Veranstaltung
wird
über das
erste B
ioenergiedorf D
eutschlands, Jühnde
(750 Einw
ohner, Südniedersachsen),
informiert.
Die
elektrische Energie,
die die
Dorfbevölkerung
braucht, w
ird durch
Verbrennung
von B
iogas erzeugt. Ein Teil der V
erbrennungswärm
e wird für
die B
eheizung verw
endet. Im
W
inter w
ird zur
Versorgung der H
äuser mit W
ärme noch ein H
olz-hackschnitzel-H
eizkraftwerk eingeschaltet. Es w
ird aufgezeigt, w
elche positiven innovativen Ausw
ir-kungen die U
mstellung der gesam
ten Wärm
e- und Strom
versorgung auf den erneuerbaren und CO
2 -neutralen
Energieträger B
iomasse
(Gülle,
Gras-
oder Maissilage, G
rünschnitt und andere Rohstoffe
aus der Landwirtschaft) auf die lokale und regionale
Entwicklung hat. D
abei wird den Effekten für eine
nachhaltige G
emeindeentw
icklung und
für eine
Stärkung von
regionalen W
irtschaftskreisläufen eine besondere B
edeutung beigemessen.
Erneuerbare Energien
wie
Wind,
Sonne, nachw
achsende R
ohstoffe und
Biom
asse haben
einen bedeutenden
Anteil
an der
umw
elt-schonenden,
nachhaltigen Energieerzeugung.
Insbesondere für
ländliche G
ebiete bietet
der Einsatz
nachwachsender
Rohstoffe
oder anderer
Bio-R
ohstoffe ein
großes Potenzial
für die
ökonomische Entw
icklung.
Biom
asse fällt
in ländlichen
Gebieten
in ausreichenden M
engen an und die Land/Forstwirte
beherrschen die Bereitstellung und die M
ethoden der K
onservierung von Biom
asse. Als Silage (z.B
. G
ras oder Mais) oder getrocknet (Stroh, H
eu, Holz)
lässt sich Biom
asse problemlos lagern, so dass eine
wind- und w
etterunabhängige Strom- und W
ärme-
erzeugung m
öglich w
ird. D
iese Form
der
Energiegewinnung
eröffnet neue
Einkomm
ens-quellen durch den A
nbau von energetisch verwert-
baren Kulturen oder der energetischen N
utzung von organischen
Abfällen
(z.B.
Gülle).
Durch
die D
irektvermarktung land- und forstw
irtschaftlicher Produkte
wird
dauerhaft die
regionale W
ertschöpfung gestärkt.
Zusätzlich zu
den A
rbeitsplätzen für den laufenden Anlagenbetrieb
(Wartung)
ergeben sich
während
der B
auphase positive Effekte im
Baugew
erbe und Anlagenbau.
Darüber
hinaus profitieren
die W
ärme-
und Strom
kunden von einer krisensicheren, von fossilen B
rennstoffen und der Preisentwicklung auf diesem
Sektor unabhängigen Energieversorgung. B
iomasse
und N
achwachsende
Rohstoffe
sind zudem
klim
aneutral, d.h. die Energieerzeugung hat keine das K
lima verändernden A
uswirkungen und dient
einer langfristigen
Bew
ahrung der
natürlichen Lebensgrundlagen. Zielgruppen
der m
obilisierenden Inform
ationsveranstaltung sind:
Kom
munale
Akteure
und Strukturen,
Orts-
und G
emeindevertreter, landw
irtschaftliche Betriebe und G
enossen-schaften, klein- und m
ittelständische Unternehm
en und andere interessierte B
ürgerinnen und Bürger.
Eine
Mitarbeiterin
und ein
Mitarbeiter
des „Interdisziplinären
Zentrums
für N
achhaltige Entw
icklung“ (IZNE) der U
niversität Göttingen, die
das gesam
te Projekt
Jühnde von
Anbeginn
an begleiteten,
werden
die Planung
von 10
Bioenergiedörfern
vorstellen und
bei der
Information über das M
odell Jühnde u.a. folgenden Them
en ansprechen: - R
egionale Wirtschaftskreisläufe
- Dezentralisierung der Energieversorgung
- Partizipation an der Gem
eindeentwicklung
Der
Geschäftsführer
der „B
ioenergieBeratung
Bornim
Gm
bH“ (B
³) wird über die vorhandenen
bioenergetischen Potenziale des Landkreises Elbe-Elster
referieren. B
³, eine
Ausgründung
des „Leibniz
Institut für
Agrartechnik
Potsdam-
Bornim
“ (ATB
), ist seit 2003 in der Beratung zum
B
au und Betrieb von B
iogasanlagen aktiv. Seit A
ugust 2005 ist B³ die regionale A
nlaufstelle zur B
eratung Brandenburger Landw
irte zur Nutzung
und Erzeugung von Biokraftstoffen, die im
Auftrag
des B
undesministerium
für
Ernährung, Landw
irtschaft und Verbraucherschutz (B
MELV
) und
der Fachagentur
Nachw
achsende R
ohstoffe e.V
. (FNR
) durchgeführt werden.
74
Veranstaltung am 21. September 2007 im Zechensaal der Brikettfabrik Louise
Foto Karsten Bär
Landwirte
der R
egion und
Bürgerm
eister A
ndreas C
laus (l.)
bei der
Gruppenarbeit w
ährend der Planungsw
erkstatt. Foto: K
arsten Bär
Bioenergie kein SelbstläuferB
ei Planungsw
erkstatt in Dom
sdorf über Hem
mnisse und Lösungen beraten
Wie lassen sich konkrete P
rojekte imB
ereich der erneuerbaren Energien
in der
Region
befördern? D
ieserFrage gingen am
Freitag vergangenerW
oche in der Brikettfabrik „L
ouise“D
omsdorf etw
a 25T
eilnehmer einer
„Planungsw
erkstatt“ nach,
zu der
das „Internationale Forschungs- undA
usbildungsnetzwerk für nachhalti-
ge Entw
icklung“ der „University of
Managem
ent and
Com
munication
(FH) P
otsdam“ eingeladen hatte.
VO
N K
AR
ST
EN
BÄ
R
Ausgehend von einer ersten V
eran-staltung, die im
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lsterwerda
stattgefunden hatte und in der es umdas B
ioenergiedorf Jühnde in Nie-
dersachsen gegangen
war,
wollte
man sich diesm
al mit konkreten Ide-
en zur Um
setzung von Energiever-
sorgungskonzepten auf
Grundlage
erneuerbarer Energien befassen. M
o-deriert w
urde die Planungsw
erkstattvon P
eter Schmuck von der U
niver-sität G
öttingen, der die Entstehung
des Bioenergiedorfes Jühnde sozial-
wissenschaftlich begleitet hatte.H
emm
nis Nr.1, das von den T
eil-nehm
enden –
unter ihnen
sowohl
Landw
irte und Waldbesitzer als auch
komm
unale Vertreter aus den K
rei-sen E
lbe-Elster und O
berspreewald-
Lausitz – hervorgehoben w
urde: dieFinanzierung.
Doch auch andere Schw
ierigkeitenstehen
Vorhaben
im
Bereich
dererneuerbaren E
nergien entgegen. Et-
wa die rechtlichen R
ahmenbedingun-
gen, wie A
ndreas Claus, B
ürgermeis-
ter der Stadt Uebigau-W
ahrenbrück,verdeutlichte. E
ntsprechende funkti-onierende
Vorbilder
in Schw
edenvor A
ugen, gebe es in seiner Kom
mu-
ne Bestrebungen, gereinigte A
bwäs-
ser aus dem K
lärwerk zur B
ewässe-
rung einer Kurzum
triebplantage zuverw
enden, deren Holz w
iederum in
der H
ackschnitzelheizung der
Grundschule W
ahrenbrück Verw
en-dung finden kann. „M
it viel Auf-
wand an G
eld und Energie w
ird imK
lärwerk
mit
dem
aufbereitetenW
asser ein Produkt hergestellt, das
letztlich in einen Fluss geleitet undnicht
benutzt w
ird“, erklärte
derB
ürgermeister. D
ass sich daran etwas
ändern könne, scheitere bislang ambrandenburgischen W
assergesetz.A
uch Vorbehalte gegenüber B
ioe-nergien
wurden
von den
Teilneh-
mern der P
lanungswerkstatt identifi-
ziert. Sie beginnen bei den Bedenken
hinsichtlich der langfristigen Verfüg-
barkeit der
benötigten B
iomassen
und enden bei der Kritik am
Um
-stand, dass die energetische N
utzungvon B
iomasse inzw
ischen weltw
eitdie N
ahrungsmittel verteuere. A
uchdie
mangelnde
Einbeziehung
vonB
ürgern und die daraus resultierendem
angelnde A
kzeptanz w
urden ins
Feld geführt.D
ass sich viele Problem
e umgehen
lassen, wenn sich die richtigen P
art-ner zusam
menfinden und rechtzeitig
miteinander reden, ist ein L
ösungs-ansatz, der von den T
eilnehmern der
Planungsw
erkstatt vorgeschlagen
wurde – einen ähnlichen W
eg ist man
auch in Jühnde gegangen. D
ass die Chancen für B
ioenergie-P
rojekte allerdings nicht mehr ganz
so gut stehen, wie noch vor einigen
Jahren, war allerdings auch allen in
der Runde klar. „D
ie Stimm
ung istheute pessim
istischer“, hatte Mode-
rator Peter Schm
uck bereits zu be-ginn der V
eranstaltung verdeutlicht.„W
eil die Getreidepreise steigen, ist
es für die Landw
irte weniger renta-
bel, Biom
asse zur Energieerzeugung
zu produzieren.“
ZU
M 8
5. G
EB
UR
TS
TA
G G
EE
HR
T
Hedw
ig S
traub aus
Uebigau
feierte
am
Sonntag ihren
85.G
eburtstag. Dass auch C
hristine Bartsch, U
lrich Jachmann und
Dieter
Leibnitz (v.l.)
als V
ertreter der
CD
U
zu den
zahlreichenG
ratulanten gehörten, hat seinen guten Grund. H
edwig Straub ist seit
1959 Mitglied der C
DU
und wurde von der K
reis-Frauen-Union im
Jahre 200
1 für ihr langjähriges engagiertes Wirken im
Herzberger
Wahlkreisbüro und im
Ortsverband U
ebigau und für ihre Verdienste
ausgezeichnet. Ihr Interesse für komm
unale Belange und die der C
DU
ist bis heute ungebrochen. Foto: privat
Ja zu neuenO
rdnungen fürsSchullandheim
EL
BE
-EL
STE
R-K
RE
IS. D
ie E
nt-geltordnung für das Schulland-heim
Täubertsm
ühle und derE
ntwurf
der neuen
Hausord-
nung für diese Einrichtung be-
kamen am
Montagabend in A
l-tenau die Z
ustimm
ung der Mit-
glieder des Ausschusses für B
il-dung,
Kultur
und Sport
desK
reistages. Notw
endig gewor-
den sind neue Beschlüsse, w
eildas
Schullandheim
in K
örbazum
30.
September
auf B
e-schluss
des K
reistages seinen
Betrieb
einstellt und
bislangE
ntgeltordnung und Hausord-
nung für beide Einrichtungen
Gültigkeit
hatten. V
erändertw
urde in der neuen Entgeltord-
nung, dass
hier keine
Preise
mehr für das E
ssen enthaltensind. M
arlis Eilitz, L
eiterin desSchulverw
altungs- und Sport-am
tes des Landkreises, begrün-
dete das mit sich verändernden
Kalkulationen,
die jedesm
alneue
Beschlüsse
erforderlichm
achen w
ürden. V
erkürztw
urde die Zeit für das Früh-
stück, um m
ehr Raum
für dieR
einigung des
Objektes
zuschaffen.
Die Frage von P
etra-SabineB
üchner, ob
das H
aus nicht
zum
Verkauf
stehen w
ürde,bejahte
die A
mtsleiterin.
Es
gebe auch Interessenten. Die
laufenden Verträge hätten je-
doch bis zum Som
mer kom
-m
enden Jahres Gültigkeit und
deshalb seien die Beschlüsse zu
Entgeltordnung und H
ausord-nung notw
endig. (gb)
Praxislernen in der Diskussion
Bildungskonferenz am
8. N
ovember in Falkenberg
EL
BE
-EL
STE
R-K
RE
IS. W
ährendsich die dritte B
ildungskonfe-renz des L
andkreises Elbe-E
ls-ter im
Herbst vergangenen Jah-
res mit dem
Them
a „Berufsori-
entierung“ beschäftigte,
gehtes bei der vierten K
onferenzum
das Praxislernen. „D
as istdas T
hema, das die O
berschu-len
am
meisten
beschäftigt“,kom
mentierte
Elbe-E
lster-
Schulamtsleiterin M
arlis Eilitz
die Them
enwahl.
Am
8.
Novem
ber w
ird es
vom 9 bis 15 U
hr im Falken-
berger H
aus des
Gastes
nundarum
gehen, wie die Schüle-
rinnen und Schüler durch engeK
ontakte zur
Praxis
bereitsw
ährend ihrer Schulzeit für daskünftige
Berufsleben
fit ge-
macht w
erden können. (gb)
Tina und Tanja Tepper aus Gor-
den können die Zucchini kaum
halten. Die G
elbe wiegt 4,5
kgund ist 67
Zentim
eter lang, dieG
rüne misst 73
Zentim
eter undw
iegt 5kg. Z
um G
lück finden dieFrüchte auf einem
standesgemä-
ßen Stuhl Platz. Foto: privat
AN
ZEIGE
AN
ZEIGE
Elbe-E
lster-Kreis
Lausitzer R
undschauE
lbe-Elster-R
undschauD
onnerstag, 27. September 2007
17
Von
Ideen
zuProjekten
Plan
ungsw
erkstattinDom
sdorfdisku
tierterneuerb
areEnergievorh
aben
Kreisan
zeigerfürden
Landkreis
Elbe-E
lsterNr.18/2007
11
Am
21.Septem
ber2007haben
sichko
mm
unaleVertreter,
Land-
undF
orstw
irte,Vereine
sowie
interessierteB
ürgerinnenund
Bürger
zueiner
Planungs-
werkstatt
ind
erB
rikettfabrik
Louisein
Dom
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Zechensaal
wurd
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nergien
ind
erLausitz
diskutiert
undd
arüber,
wie
Ideenaufdiesem
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erfolgreichenP
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erdenkönnen.Ü
brigensein
Anliegen,
das
vom
Landkreis
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unterstütztwird,denn
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lbe-E
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Dom
sdorf
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ebietsleiter
Kreisentw
icklung,
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schläger,
vertreten,sieht
sichals
Leitbild
einer“Klim
aschutz-region”.D
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nächstenJahren
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Um
welt,
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schutzund
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r-schungsvorhaben
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onLausitz”
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Projekt
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Wissenschaftlern
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Wirtschaftsfö
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Sep
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egionalbü-ro
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achkräftesicherung,
wirt-
schaftsnaheQ
ualifizierung,Kom
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icklungu.a.m
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ca.160N
etzwerke,organisiertzu
denunterschiedlichsten
Themen,
vonA
wie
Arbeitslose
bisW
wie
Wärm
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peninitia-tiven.
Die
neueFörderperiode
2007-
2013hat
begonnen,dieW
eichensind
weitestgehend
gestellt.DerR
efe-rentverw
iesaufeine
inderB
ear-beitung
befindlicheneue
Richtli-
niespeziellzu
Bildungsnetzw
er-ken
undw
irtschaftsnaherQ
uali-fizierung
mitderim
I.Quartal2008
zurechnen
ist.Dam
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leinstunternehmen
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Fachkräftesiche-rung
geleistet
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anschließendenD
iskussionw
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disku-tiert.Vorgeschlagen
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icklungvon
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Eta-
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ertigerund
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gesund
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lichenP
rodukte
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marktung
.”U
nterstützungslei-
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Wilfried
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eschäftsführerRegionale
Wirtschaftsförderung
Inden
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Nach
13-jährigerDienstzeitim
Kirchenkreis
Elsterw
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ukunftalles
Gute.
Besuchen
Sieuns
imInternet
ww
w.w
ittich.d
e
IFAN
Ort der V
eranstaltung
Brikettfabrik L
ouise – Zechensaal
Dom
sdorf 04924 U
ebigau-Wahrenbrück, O
T Dom
sdorf am
21. September 2007 ab 16:00 U
hr
Die V
eranstaltung ist kostenfrei. Eine A
nmeldung ist erforderlich.
K
ontakt: U
ta Döring (IFA
N)
University of M
anagement and C
omm
unication (UM
C), FH
, C
ampus B
erlin K
losterstr. 64, 10179 Berlin
Tel: 0178-811 77 90 e-m
ail: u.doering@um
c-potsdam.de
Stichwort: „Planung und V
ernetzung“
Die V
eranstaltung findet im R
ahmen des im
Auftrag des B
undesministerium
s für Um
welt, N
atur-schutz und R
eaktorsicherheit am „Zentrum
Technik und Gesellschaft“ der Technischen U
niversi-tät B
erlin angesiedelten Forschungsprojektes „Energieregion Lausitz“ statt. Sie wird durchgeführt
vom „Internationalen A
usbildungs- und Forschungsnetzwerk für nachhaltige Entw
icklung“ (IFA
N), U
niversity of Managem
ent and Com
munication (FH
), Potsdam.
Planungsw
erkstatt
Erneuerbare E
nergien in der L
ausitz
Von Ideen zu Projekten
Planungsw
erkstatt für komm
unale Vertreter, Land- und Forstw
irte, Vereine sow
ie interessierte B
ürgerinnen und Bürger die an der U
msetzung konkreter Ideen zur
Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien/B
ioenergie arbeiten.
21. September 2007
ab 16.00 U
hr
Brikettfabrik L
ouise – Zechensaal
04924 Uebigau-W
ahrenbrück D
omsdorf
Leitung: Prof. D
r. Peter Schmuck
Projektgruppe „Bioenergiedörfer“ an der U
niversität Göttingen, betreut zur Zeit zehn in
Planung befindliche und realisierte Bioenergiedörfer
Der Landkreis Elbe-Elster hat sich das Leitbild einer „K
limaschutzregion“ ge-
geben und wird in den nächsten Jahren Projekte auf dem
Weg zu einer zu-
kunftsweisenden
Modellregion
umsetzen.
Bei
der V
erwirklichung
dieses V
orhabens wird die Energieversorgung m
it Erneuerbaren Energien, aber auch die U
msetzung anderer klim
aschonender Leitprojekte für die Region eine R
olle spielen. Sow
ohl die Errichtung komm
unaler Biogasanlagen zur V
ersorgung von H
aushalten oder Gew
erbegebieten mit Strom
und Wärm
e, die Beheizung öffent-
licher Gebäude und Einrichtungen (Schulen, Schw
imm
bäder) mit der V
erbren-nungsabw
ärme
von H
olz oder
anderen N
achwachsenden
Rohstoffen,
die W
indenergie und Fotovoltaik, der Aufbau von touristisch nutzbaren Einrichtun-
gen unter umw
eltverträglichen Aspekten usw
. können dazu beitragen, einen Strukturw
andel in Richtung ökologischen und effizienten W
irtschaftens zu un-term
auern. Modellprojekte haben eine V
orbildfunktion und die dort stattfinden Innovationen haben eine A
usstrahlungskraft auf andere Gebiete der Planungsre-
gion Lausitz-Spreewald.
Zur Unterstützung des Ideenreichtum
s einzelner Initiativen und um auf den
Leistungen und Kapazitäten der M
enschen vor Ort, die eine R
egionalentwick-
lung in Richtung „K
limaschutz“ und „A
usbau Erneuerbarer Energien“ umsetzen
wollen aufzubauen, w
erden im R
ahmen der „Planungsw
erkstatt“ vorhandene, konkrete Ideen m
it Um
setzungsoption im B
ereich Energie- und Wärm
eversor-gung m
it Erneuerbaren Energien und deren Beitrag zur Sicherung von A
rbeit, Einkom
men und Lebensqualität (Perspektiven für Land- und Forstw
irtschaft, Tourism
usförderung, Stärkung regionalen Wirtschaftens) diskutiert. U
m die
Akzeptanz für K
limaschutzvorhaben zu stabilisieren, die M
otivation der Befür-
worter, Erzeuger und K
unden von Erneuerbaren Energien und Klim
aschutzpro-dukten
zu fördern
und um
Zielkonflikte
zu verm
eiden, sollen
bei der
„Planungswerkstatt“ vorhandene bioenergetische und andere K
onzepte im B
e-reich Erneuerbarer Energien sow
ie Mobilisierungsstrategien für deren U
mset-
zung m
it kom
munalen
Handlungsträgern
besprochen und
anwendungsnah
„durchdekliniert“ werden. D
abei werden Inform
ationen und Anregungen zu
Planungsschritten, ökologischen Kreisläufen oder auch zu Finanzierungsm
odel-len und B
eteiligungsmöglichkeiten verm
ittelt. Weitere Them
en sind Öffentlich-
keitsarbeit und die Förderung des wechselseitigen A
ustausches von Wissen und
Erfahrungen.
Programm
:
16:00
Begrüßung und M
oderation U
ta Döring - Internationales Forschungs- und Ausbildungsnetzw
erk für nachhaltige Entw
icklung
16:10 G
rußwort
Andreas Claus – Bürgerm
eister von Uebigau-W
ahrenbrück
16:15 Inform
ationen über Erfahrungen aus anderen R
egionen bei der Initiierung und U
msetzung von E
rneuerbaren Energieprojekten
Peter Schmuck - „Interdisziplinäres Zentrum
für Nachhaltige Ent-
wicklung“ der U
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