9 klienten kennenlernen_cmi

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© Mentus GmbH, 2015 1 Einen Klienten kennenlernen Psychometrische Tests und andere Formen der Diagnostik, wie etwa 360°-Feedbacks, können sehr hilfreich sein, um zu verstehen, wie ein Klient „tickt“. Aber sie kosten Zeit, erfordern oft umfassende Analysen und können zu mechanistischen Prozessen werden, die nicht wiedergeben, wie komplex eine Person und ihre Interaktion mit ihrer Umwelt ist. Die mit Abstand schnellste Möglichkeit, jemanden kennenzulernen ist das Auftaktgespräch, in dem empathische Neugier eine große Rolle spielt. Idealerweise erhalten wir hier eine multiperspektivi- sche, holistische Sicht, die Werte, Bedürfnisse, Kultur und den aktuellen und historischen Kontext aufzeigt. Der Dialog erfüllt zwei Zwecke, nämlich Aufmerksamkeit für beide Personen, den Coachee bzw. Mentor und den Klienten zu erzeugen. Die folgenden 13 Fragen und die ihre Unterfragen stellen einen Rahmen dar, auf dem eine explorati- ve Konversation aufgebaut sein kann: 1. Wie sind Sie zu dem geworden, was Sie heute sind? 2. Wen bewundern Sie? (Und was sagt dies über Sie?) 3. Was ist Ihnen besonders wichtig? (Und wie beeinflusst dies die Entscheidungen, die Sie treffen?) 4. Was sind Ihre wichtigsten Werte? (Und wie zeigt sich das im Alltag?) 5. Wovor haben Sie am meisten Angst? (Wie beeinflussen diese Ängste Ihr Verhalten?) 6. Was ist Ihre Vorstellung von Erfolg? (Was ist Ihr „Sinn des Lebens“?) 7. Was unterscheidet Ihr öffentliches und Ihr privates Selbst? 8. Wo finden Sie Ihre Energien und wie nutzen Sie diese? 9. Was haben Sie in Ihrem Leben noch zu erledigen? (Was ist Ihre Zukunftsvorstellung? Wer wollen Sie noch werden?) 10. Wie passen die Dinge, die Sie kurzfristig erreichen wollen zu den langfristigen Wünschen? 11. Was erzeugt Störungen, die Sie davon abhalten, sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren? 12. Welche Ressourcen haben Sie oder können Sie schaffen, um Ihre Wünsche zu realisieren? 13. In welcher Form können Ihnen Coaching/Mentoring helfen? (Was sind Ihre Erwartungen an mich und an sich selbst?) Selbstverständlich werden in einem Dialog noch weitere Fragen auftauchen aber diese 13 Fragen sind ausreichend, ein tieferes Verständnis und ein gemeinsames Bild zu entwickeln. Dies ist für den Start der Reise, tiefergehendes Lernen und die Transformation, die angestrebt wird. Das englische Original dieses Beitrages wurde von David Clutterbuck 2015 veröffentlicht. Der Autor David Clutterbuck ist einer der profiliertesten und bekanntesten Managementdenker und Autor mit mehr als 60 publizierten Büchern. Er gehört zu den internationalen Pionieren in der Entwicklung pro- fessionellen Mentoring und Mitbegründer des European Mentoring & Coaching Council.

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© Mentus GmbH, 2015

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Einen Klienten kennenlernen

Psychometrische Tests und andere Formen der Diagnostik, wie etwa 360°-Feedbacks, können sehr

hilfreich sein, um zu verstehen, wie ein Klient „tickt“. Aber sie kosten Zeit, erfordern oft umfassende

Analysen und können zu mechanistischen Prozessen werden, die nicht wiedergeben, wie komplex

eine Person und ihre Interaktion mit ihrer Umwelt ist.

Die mit Abstand schnellste Möglichkeit, jemanden kennenzulernen ist das Auftaktgespräch, in dem

empathische Neugier eine große Rolle spielt. Idealerweise erhalten wir hier eine multiperspektivi-

sche, holistische Sicht, die Werte, Bedürfnisse, Kultur und den aktuellen und historischen Kontext

aufzeigt. Der Dialog erfüllt zwei Zwecke, nämlich Aufmerksamkeit für beide Personen, den Coachee

bzw. Mentor und den Klienten zu erzeugen.

Die folgenden 13 Fragen und die ihre Unterfragen stellen einen Rahmen dar, auf dem eine explorati-

ve Konversation aufgebaut sein kann:

1. Wie sind Sie zu dem geworden, was Sie heute sind?

2. Wen bewundern Sie? (Und was sagt dies über Sie?)

3. Was ist Ihnen besonders wichtig? (Und wie beeinflusst dies die Entscheidungen, die Sie treffen?)

4. Was sind Ihre wichtigsten Werte? (Und wie zeigt sich das im Alltag?)

5. Wovor haben Sie am meisten Angst? (Wie beeinflussen diese Ängste Ihr Verhalten?)

6. Was ist Ihre Vorstellung von Erfolg? (Was ist Ihr „Sinn des Lebens“?)

7. Was unterscheidet Ihr öffentliches und Ihr privates Selbst?

8. Wo finden Sie Ihre Energien und wie nutzen Sie diese?

9. Was haben Sie in Ihrem Leben noch zu erledigen? (Was ist Ihre Zukunftsvorstellung? Wer wollen

Sie noch werden?)

10. Wie passen die Dinge, die Sie kurzfristig erreichen wollen zu den langfristigen Wünschen?

11. Was erzeugt Störungen, die Sie davon abhalten, sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren?

12. Welche Ressourcen haben Sie oder können Sie schaffen, um Ihre Wünsche zu realisieren?

13. In welcher Form können Ihnen Coaching/Mentoring helfen? (Was sind Ihre Erwartungen an mich

und an sich selbst?)

Selbstverständlich werden in einem Dialog noch weitere Fragen auftauchen aber diese 13 Fragen

sind ausreichend, ein tieferes Verständnis und ein gemeinsames Bild zu entwickeln. Dies ist für den

Start der Reise, tiefergehendes Lernen und die Transformation, die angestrebt wird.

Das englische Original dieses Beitrages wurde von David Clutterbuck 2015 veröffentlicht. Der Autor

David Clutterbuck ist einer der profiliertesten und bekanntesten Managementdenker und Autor mit

mehr als 60 publizierten Büchern. Er gehört zu den internationalen Pionieren in der Entwicklung pro-

fessionellen Mentoring und Mitbegründer des European Mentoring & Coaching Council.

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Die Mentus GmbH ist Kooperationspartner von David Clutterbuck für den deutschen Sprachraum und

arbeitet aktiv an der internationalen Weiterentwicklung des Mentoring in der Wirtschaft mit.

Kontakt: Dr. Frank Edelkraut

Mail: [email protected]

Web: www.mentus.de

Tel.: 0171 / 6806893

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