6020 Ausgabe 137

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Mit den wichtigsten TERMINEN von 18.07.–05.09. 2010 IMMER GRATIS. Nie umsonst. Ausgabe 137 Juli 2010 9. Jahrgang Sechs Städte im Vergleich Was kostet die Welt? P.b.b. 09Z037987M, 6020 Innsbruck Tiroler Netzgeschichte 20 Jahre Internet – auf den Spuren der Pioniere So sehen Sieger aus Das große IKEA-Gewinnspiel On the road Lokalaugenschein auf der Autobahnraststätte

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Ausgabe Juli 2010

Transcript of 6020 Ausgabe 137

  • Mit den

    wichtigsten

    TERMINEN

    von 18.07.05.0

    9.

    2010

    IMMER GRATIS.Nie umsonst.GRATIS.Nie umsonst.GRATIS.Nie umsonst.GRATIS.

    Ausgabe

    137Juli 20109. Jahrgang

    Sechs Stdte im Vergleich

    Was kostet

    die Welt?

    P.b.b. 09Z

    037

    987M

    , 6020

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    Tiroler Netzgeschichte20 Jahre Internet auf den Spuren der Pioniere

    So sehen Sieger ausDas groe IKEA-Gewinn spiel

    On the roadLokalaugenschein auf der

    Autobahnraststtte

  • Wir bauen fr Sie:

    Baustelle Kreuzung Brunecker Strae / Museumstrae

    Infos auf

    www.ivb.atHotline 0512 / 5307 - 6000

    Shoppen wie immer!Alle Geschfte zu Fu gut erreichbar.

  • sterreich ist bekannt fr seinen eigenwilligen Zu-gang bei Gesetzen. Nicht zum ersten Mal whlt man nicht zwischen zwei bestehenden Mglichkeiten, sondern erfi ndet ein dritte. Diese wird dann quer durch alle Instanzen und Medien gelobt und als sterreichische Lsung verkauft, in Wirklichkeit handelt es sich wie im aktuellen Fall des Rauchergesetzes um einen faulen Kompromiss, um nicht zu sagen vlligen Schwachsinn. Man hat sich nicht getraut, den Rauch komplett aus der Gastronomie zu verbannen, zu gro war die Angst vor Wirten, Wirtschaftskammer und vor allem Whlern.

    Stattdessen hat man eine Situation geschaffen, die den einen Wettbewerbsvorteile und den anderen Nachteile oder zustzliche Kosten verursacht: Die groen Lokale mssen Nichtraucherbereiche anbieten, die kleineren (bis 80 Quadratmeter) sollen wenn mglich umbauen, die ganz kleinen (bis 50 Quadratmeter) knnen frei ent-scheiden. Egal ob Restaurant, Diskothek oder Bar die-se Regeln gelten fr alle und so geschieht es natrlich, dass ein Lokal mit 85 Quadratmetern, das kein Geld in den Umbau investieren will oder kann, zur rauchfreien Zone wird. Und die Konkurrenz ums Eck auf 75 Quadrat-metern weiterqualmen darf.

    Zynisch gestaltet sich beim neuen Gesetz auch, dass im Sinne des angeblichen Mitarbeiterschutzes argumentiert wird. Anders knnte man einem Unter-nehmer wohl auch schwer erklren, warum er in seinem Lokal, fr das er arbeitet und Steuern zahlt, nicht selbst

    entscheiden kann, ob er seine Gste rauchen lsst oder nicht. Zum Thema Mitarbeiter hrt man aber immer weniger, schlielich ist es auch kaum argumentierbar, dass diese in den Raucherbereichen der groen Lokale und in zahlreichen kleineren Raucher-Etablissements nicht geschtzt werden mssen. Kompromisse funk-tionieren in Sachen Rauchen nur bedingt und mit die-ser Regelung hat man sich fr die nchsten Jahren gleich mehrfach ins Knie geschossen: Nicht nur, dass der Wettbewerb beeinfl usst und Mitarbeiter nicht ge-schtzt werden, man hat sich auch eine Verbesserung

    des Gesetzes verbaut. Ein komplettes Rauchverbot werden sich Gastronomen, die umgebaut haben, nicht gefallen lassen und im Falle des Falles die Republik mit Klagen eindecken.

    Und obwohl ich generell der Meinung bin, der Staat sollte sich nicht in die Privatwirtschaft einmischen, sollte er dies, wenn doch, bitte konsequent tun. Ein komplettes Rauchverbot schafft Chancengleichheit und entsprche nebenbei dem weltweiten Trend. Dass sterreich noch nicht reif fr diesen Schritt ist, zeigt aber schon die Auszeichnung der Lokale. So muss je-des Lokal gut sichtbar am Eingang einen vorgegebenen Sticker anbringen, der belegt, ob es sich um ein Nicht-raucher- oder Raucherlokal handelt.

    Vermutlich war es derselbe Clown, dem das Rau-chergesetz eingefallen ist, der auch die Farbe fr den Rauchersticker ausgewhlt hat: Grn. q

    ber dicke Luft und dnne Argumente

    EDITORIAL

    von Michael [email protected]

    Helden der NachtSensationelle Quoten und markige Sprche damit ist die ATV-Realitysoap Saturday Night Fe-ver in krzester Zeit zum Kult geworden. Florian Gasser hat sich in Wien mit Mol-ti und Spotzl den ino ziellen Stars der Sendung getro en.Das Interview lesen Sie ab Seite 60.

    Around the worldWas kostet eigentlich das Leben in mit Innsbruck vergleich-baren Stdten auf der ganzen Welt? Nina Heizer hat sich diese Frage gestellt und bei der Recherche viele ihrer internationalen Kontakte genutzt. Die Erkenntnisse lesen Sie ab Seite 22.

    Schnen Sommer!

    Die nchste 6020-Ausgabe erscheint am

    5. September 2010

    NICHT VERPASSEN!

    Mit diesem Nichtrauchergesetz hat man sich fr die nchsten Jahre gleich mehrfach ins Knie geschossen.

    5Startseite

  • IMPRESSUM Herausgeber Michael Steinlechner Medieninhaber & Verleger target group publishing GmbH Chefredaktion Barbara Wohlsein Layout Philipp Frenzel, Lisa Mang, Angi Reisinger Produktion NERO WerbeGmbH www.nerografi k.net Mitarbeiter dieser Ausgabe Sylvia Ainetter, Steffen Arora, Christian Bach, Florian Gasser, Daniel Naschberger, Peter Nindler, Walter Mair, Johannes F. Park, Peter Plaikner, Flo Pranger, Michael Rathmayr, Flo Seidl, Verena Zankl (Korrektur) Fotos Michael Rathmayr, Gerhard Berger Anzeigenverkauf Thomas Pilgram, Walter Mair [email protected] Anschrift, alle Karl-Kapferer-Strae 5, 6020 Innsbruck Telefon: 0512/58 6020, Fax: DW -20 E-Mail: [email protected] Geschftsfhrung Verlag Andreas Eisendle und Michael Steinlechner Druck Niedersterreichisches Pressehaus Hinweis Fr eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung bernommen.

    09 INNSBRUCK & UMGEBUNG

    12 In luftiger HheBesuch auf dem Baustellen-Kran

    14 Das Alte ist das NeueDer Streit im Tiroler Rettungswesen

    18 Tiroler NetzgeschichteAuf den Spuren der Internet-Pioniere von damals

    20 Autofahrer unterwegsOrtstermin auf der Raststtte

    22 COVER: Was kostet die Welt?Sechs Stdte im Vergleich

    26 Essay: Hauptsache Hauptstadt

    28 So sehen Sieger ausDie zehn besten Einsendungen des groen IKEA-Gewinnspiels

    32 Strichcodes fr SchmetterlingeBesuch in der naturwissenschaftlichen Sammlung des Ferdinandeum

    34 Meinung

    46 MOTOR

    47 Viva Ibiza STDer spanische Kombi im Test

    48 PS-Promis

    20 Die RaststtteAuf dem Weg in den Sden12 Luftige HheBesuch auf dem Kran

    68 Reine LeidenschaftDie Macher von PurityINHALT

    32 StrichcodeGen-Barcoding fr Schmetterlinge

    53 LEBEN

    54 MundArtZum Jubilum: Vitello tonnato

    56 London CallingTriathletin Irina Kirchler im Portrt

    58 Urbane MythenInnsbrucks moderne Sagen und Legenden

    60 Deppert reden kann jederMolti und Spotzl im 6020-Interview

    62 PROGRAMM

    68 Aus reiner LeidenschaftPremiere des Dokumentarfi lms Purity

    69 Alte Musik fr junge MenschenInnsbrucker Festwochen mal anders

    70 Mund-Knstler gesuchtFestival der Trume feiert Geburtstag

    72 Ohrenschmaus und Augenweide

    75 6020 Exklusiv

    76 Das groe 6020-Sommerrtsel

    78 Johannes F. Park

    6 Einstiegshilfe

  • ZRW-Logos:

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  • FERIENTICKET 2010 6020 ganze Seite.qxp 07.07.2010 17:22 Seite 1

  • INNSBRUCK UND UMGEBUNG

    Aus dem Postfach

    Wenns den Dotzenhacker noch gbe, dann tt ich ihn betteln, dass er fr Sie,

    Herr Ing. Klingler, einen groen Ehrendot-

    zen sausen lassert! Ich fi nde, heuer sind die

    Grtner schon ganz fl ott dahinter her, die

    Radwege vom berwuchernden Begleitgrn

    freizuschneiden! Vielen herzlichen Dank!

    Ein aufmerksamer Innsbrucker Stadtbewohner hat lobende Worte fr den Amtsvorstand der Stadtgartendirektion Thomas Klingler.

    Eine Uhr von unmittelbarer Prsenz. Spontan. Natrlich sinnlich.

    Die Firma Rado schwrmt von den beinahe menschlichen Qualitten ihres Uhrenmodells Integral Jubil Store Special.

    Das iPad ist ein revolutionres und magisches Produkt, das es Anwendern er-

    mglicht, ihre Apps, Inhalte und das Internet

    intimer, intuitiver und mit mehr Spa als

    jemals zuvor zu nutzen.

    Apple ist von seinem neuen Produkt mehr als berzeugt sowohl in intimer, als auch in intuitiver Hinsicht.

    Es ist schon eine runde Sache, das Haller Kndelfest.

    Das Stadtmarketing Hall in Tirol mag nicht nur Hausmannskost, sondern auch Wortspielereien.

    SMS an ...Kunstpreis des Monats

    Bitte, es ist alles sehr kom-pliziert keine Frage. Aber mssen Antworten immer so lang ausfallen? Nein, denn ein SMS mit max. 160 Zeichen schafft Abhilfe. Diesmal ins Mobil funknetz gegangen:

    Jrgen Bodenseer, WK-Prsident

    IHRE PROGNOSE FR DIE TIROLER WIRTSCHAFT IM ZWEITEN HALBJAHR 2010?

    ZUKUNFTSPROGNOSEN SIND NICHT MEIN DING. AKTUELL GEHT ES MIT TIROLS WIRT-SCHAFT KONSTANT BERGAUF. WAS DIE WIRTSCHAFT NUN BRAUCHT, IST UNTERSTT-ZUNG, KEINE HRDEN.

    Die Medienknstlerin Annja Krautgasser ist mit dem RLB Kunstpreis 2010 ausgezeichnet worden. Die 29-Jh-rige Hallerin, die derzeit in Wien lebt, darf sich ber 10.000 Euro und eine Ausstellung im Tiroler Landesmuseum freuen. Zustzlich wurden zwei Frderpreise (je 4000 Euro) an Michael Schrattenthaler und Hannes Zebedin vergeben.

    Fhlen statt sehen

    E inmal pro Jahr organisiert der Tiro-ler Blinden- und Sehbehinderten-Verband einen Ausfl ug in den Innsbrucker Alpenzoo. Beim diesjhrigen Besuch am 24. Juni nahmen zahlreiche Tiroler Famili-en mit sehbehinderten Kindern die Chance wahr und lieen sich von Zoopdagogin Eva Oberauer in die faszinierende Tier- und Na-turwelt des Alpenzoos entfhren. Nach dem Motto Wer nicht sehen kann, soll fhlen konnten die kleinen Zoobesucher zum Bei-spiel ausgestopfte Tiere betasten. q

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  • Im BildMomentaufnahme des Monats

    David Hasselho in Tirol

    1,8 Kilometer digitales WissenIn den vergangenen zweieinhalb Jahren wurden an der Universitts- und Landesbi-bliothek Tirol 216.000 Dissertationen aus Deutschland digitalisiert. Der Scanvorgang der ber 22 Millionen Einzelseiten war ein technischer Kraftakt: Das Gewicht der Bcher betrug 27 Tonnen, ber 60-mal musste das Schneidemesser, mit dem die Dissertationen am Bund aufgetrennt wurden, ausgetauscht werden. Die einzelnen Doktorarbeiten knnen bereits jetzt bestellt werden, in Zukunft soll es sogar eine digitale Bibliothek mit direktem Online-Zugriff geben.

    Spiel-Platz. Platz zum Spielen und Austoben bieten in diesem Sommer die Freifl chen der Neuen Mittel-schule Htting und der Neuen Mittelschule Reichenau. Beide Schulen machen ihre Park- und Spielanlagen bis Ferienende ffentlich zugnglich und zwar von Montag bis Samstag von 8 bis 20 Uhr. Die Aktion soll den Innsbrucker Kindern mehr Mglichkeiten zur sinnvollen Freizeitgestaltung geben.

    10 Innsbruck & Umgebung

  • Hymne des Monats

    Die Fuball-WM war nicht das einzige Sportgroereignis dieses Sommers: Am 31. Juli wer-den in Kln die Gay Games VIII erffnet. Die offi zielle Hymne singt Achtziger-Ikone Taylor Dayne, produziert wurde Facing A Miracle vom Innsbrucker Musikver-lag CBM. Geschftsfhrer Clemens Brugger hat zudem die Rechte an dem Song erworben.

    Freud & Leid

    DIE GUTE NACHRICHT ...

    ... fr DrauensitzerEndlich ist das Konzept auch in Innsbruck angekommen: Am 25. Juni wurden an der Innpromenade entlang der Hauptuni/Geiwi, an der Arthur-Haidl-Promenade und im Waltherpark in St. Nikolaus insgesamt 40 Liegesthle zur freien Benutzung aufgestellt. Damit ist es nun auch in der Tiroler Landeshauptstadt mglich, an schnen Sommertagen im Grnen zu sitzen, zu lesen oder einfach nichts zu tun. In Wien, London & Co. ist eine derartige Nutzung von stdtischen Grnfl chen wenig berraschend schon lngst gang und gbe.

    DIE SCHLECHTE NACHRICHT ...

    ... fr die psychische GesundheitEin umfassender Report des Tiroler Landesverbands fr Psychotherapie hat gezeigt, dass rund 15.000 Menschen im Land psychotherapeutische Hilfe bentigen in Anspruch nehmen diese aber derzeit nur rund 5200 Personen. Ein Grund dafr ist der massive Finanzierungsmangel fr Psychotherapie im Tiroler Gesundheitssystem, so der Landesverband. Er weist gleichzeitig darauf hin, dass die Folgekosten (Krankenstandstage, Berufsunfhigkeit, Psychophar-maka-Konsum) bei Nichtbehandlung in Zukunft rasant ansteigen knnten.

    Zahlen, bitte!

    So hoch ist das operative Budget der Youth Olympic Games, die 2012 in Innsbruck stattfi nden werden. Die Summe wurde am 1. Juli vom Aufsichtsrat der Jugend-spiele genehmigt. Mit den Mitteln werden rund 1600 Athleten und Betreuer 15 Tage lang untergebracht, verpfl egt und transportiert. Es wird kein Euro mehr ausgegeben, als wir einnahmenseitig abgesichert haben, erklrte Aufsichtsratsvorsitzender Richard Rubatscher bei der Pressekonferenz.

    CRAZY FOR YOU. Fr einen Massenansturm sorgte die Autogrammstunde von David Hasselho am 12. Juli im Einkaufszentrum Sillpark. The Ho war nach Tirol gekommen, um seine Autobiografi e vorzustel-len. Den Fans hats gefallen.

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    HMAY

    R TLM

    Hoher Besuch. Einen besonderen Besucher durfte die Sonderaus-stellung Max Weiler Die groen Werke im Tiroler Landesmuseum Ende Juni begr-en: Bundesprsident Heinz Fischer, der mit seiner Frau Margit zur Erffnung der neu restaurierten Hofburg nach Innsbruck gekommen war, zeigte sich beeindruckt von der Ausstellung ber das Lebenswerk des Tiroler Ausnahmeknstlers.

    23,7Mio.VON LINKS: Direktor Wolfgang Meighrner, Margit Fischer, Heinz Fischer, Kurator Gnther Dankl, Beate Palfrader, Herwig van Staa, Franz X. Gruber und Andreas Trentini (v. l.)

    CBM

    11Innsbruck & Umgebung

  • D ie Sonne brennt an diesem Vor-mittag besonders erbarmungslos auf Innsbruck herab. Den Groteil der Autofahrer scheint das nur wenig zu be-eindrucken nicht nur in der Stadt, sondern auch auf der A12 zwischen Innsbruck Ost und Amras herrscht der gewohnte Hochbetrieb.

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    In luftiger HheSchon in der Antike wurden Krne eingesetzt, um schwere Lasten zu transportieren. 6020 hat sich auf einer Innsbrucker Baustelle umgesehen und festgestellt, dass der Beruf des Kranfahrers ein echter Knochenjob ist. Von Daniel Naschberger

    Dieser Teilabschnitt gehrt zu den meistbe-fahrenen der Inntalautobahn, rund 70.000 Fahrzeuge sind hier jeden Tag unterwegs. Das normale Passieren der Strecke ist schon seit ber einem Jahr nicht mehr mglich, im Mo-ment ist nur eine Spur offen. Im Frhjahr 2009 starteten die Bauarbeiten fr die fast einen Ki-

    lometer lange Einhausung, die den Anrainern knftig mehr Lebensqualitt ermglichen soll (siehe Factbox).

    Den Arbeitern auf der Baustelle scheint weder die Hitze noch die schlechte Luft etwas anzuhaben. Oder sie haben eben gelernt, damit umzugehen. Das Objekt unserer Begierde thront inmitten der halbfertigen Tunnelkonstruktion: der Kran. Dreh- und Angelpunkt einer jeden Bau-stelle. Je nher wir kommen, desto mulmiger wird das Bauchgefhl. Stolze 34 Meter geht es also hinauf fr jemanden mit leichter Hhen-angst ein durchaus ambitioniertes Vorhaben. Vor allem, da fr den ersten Anstieg eine recht wackelige Leiter bezwungen werden muss. Erst danach geht es weiter ber hunderte, gelb be-malte Sprossen, die einen wesentlich sichereren Eindruck machen. Ganz langsam, Schritt fr Schritt, rckt das Ziel nher.

    Berufsrisiko.Dort oben lehnt Kranfahrer Christian Domes ganz entspannt an der Brstung und lsst seine Blick in die Ferne schweifen. Ins Schwit-zen bringt ihn das tgliche Auf- und Absteigen schon lange nicht mehr. Natrlich bleibt man dadurch fi t. Aber dieser Kran ist ja nicht wirk-lich hoch, es gibt welche mit bis zu 200 Metern Hhe. Und ehrlich gesagt, gehe ich nur zur Mittagspause runter, erzhlt Domes. Er ge-niet ein paar Minuten die Sonnenstrahlen und schaut in Richtung Nordkette auch im ganzen Baustellentrubel lsst sich ein kurzer Moment der Ruhe fi nden.

    Dann geht es aber gleich weiter. ber Funk erfhrt Christian Domes, dass er gebraucht wird und begibt sich in seine kleine, aber doch komfortable Krankabine. Ein Radio beschallt ihn mit Musik, dank einiger Erfrischungsge-trnke lsst sich auch die Mittagshitze gut ertragen. Mit viel Gefhl bedient er die Hebel und Knpfe und visiert den ersten Stahltrger an. Zwar vertraut er auf sein Augenma, eine digitale Anzeige mit Angaben zur Hhe und zum Lastgewicht hilft ihm jedoch, sich zu ori-entieren. Per Handzeichen signalisieren ihm die

    Im April 2009 erfolgte der Startschuss fr das rund 60 Millionen Euro teure Projekt Sicherheitsausbau, Umweltschutz und Sanierungsmanahmen Innsbruck-Amras (SiUm Amras). Dabei werden ein Pannenstreifen auf der Richtungsfahrbahn Bregenz, eine Einhausung mit einer Gesamtlnge von 910 Metern sowie an den Tunnelportalen zustzliche Lrmschutzwnde errichtet. Sehr zur Freude der Amraser Bevlkerung, die damit bereits ab Herbst nicht mehr dem unertrglichen Autobahnlrm ausgesetzt sein wird. Geplantes Bauende fr das Gesamtprojekt ist Mitte Dezember 2011.

    Bauarbeiten Innsbruck-Amras

    Christian DOMES

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  • Arbeiter am Boden, dass das angehngte Bau-material ordnungsgem gesichert ist. Beim Wegfahren muss man sehr aufpassen, sonst kann es passieren, dass einer der Arbeiter hngenbleibt oder getroffen wird. Besonders Abbruch arbeiten sind deshalb sehr gefhrlich, erzhlt Domes. Die richtige Kommunikation untereinander trgt entscheidend dazu bei, das Unfallrisiko zu minimieren.

    Ungefhrlich ist auch der Job des Kranfah-rers nicht. Gearbeitet wird bei nahezu jedem Wetter, doch der Fahrer kann selbst entschei-den, ob er die Situation besonders bei starkem Wind als zu riskant einstuft. Wer auf einer Baustelle arbeitet, wei, worauf er sich einlsst. Als Kranfahrer sitze ich nicht nur in der Kabine, sondern muss auch mitunter auf den Ausleger klettern, wenn eine Vorrichtung klemmt. Das ist Teil des Berufs, sagt Christian Domes. Bislang

    ist er glcklicherweise unfallfrei geblieben. Vor einigen Jahren musste er allerdings mit anse-hen, wie ein Bauarbeiter zu Tode strzte. Er habe lange gebraucht, sich von diesem Schock zu er-holen und wieder mit einem guten Gefhl auf den Kran zu steigen, so Dolmes. Beobachtungsgabe.Whrend Christian Domes erzhlt, fhrt er seinen Kran mit traumwandlerischer Sicher-heit. Mglich machen dies 20 Jahre Berufser-fahrung. Ausgebildet wurde er berwiegend in der Schweiz, fehlende Praxis veranlasste ihn Ende der 1980er dazu, fr einige Monate ins Nachbarland zu gehen. Kranfahrer sind sehr gefragt, aber klarerweise nur diejenigen mit viel Erfahrung. Diese ist aber schwierig zu erlangen, wenn man nur einen einwchigen Einschulungskurs am BFI absolviert hat. An der

    Baustelle zeigt dir keiner, wie es funktioniert. Seine Routine brachte ihn schon zu vielen gro-en Bauprojekten, so war er unter anderem auch beim Neubau des Kaufhaus Tyrol dabei.

    Das Bauvorhaben direkt an der Autobahn war zunchst ein wenig gewhnungsbedrf-tig. Der Lrm ist schon eine sehr starke Belastung. Zu Beginn hatte ich fters Kopf-schmerzen. Ich kann gut nachvollziehen, dass die Einhausung eine Erlsung fr die Amraser ist. Andererseits kann der Kranfahrer auf dieser Baustelle sehr viel mehr Spektakul-res beobachten als auf den meisten anderen in Innsbruck. Verkehrsunflle gibt es genug zu sehen, auerdem werden leider oft Katzen angefahren und an das Blitzen des Radarkas-tens habe ich mich auch schon gewhnt. Vor kurzem erst sind wieder mal innerhalb kurzer Zeit 15 Italiener hineingefahren. q

    Wir-leben-Wir-leben-Wir-leben-Wir-leben-Wir-leben-Wir-leben-Wir-leben-Wir-leben-Wir-leben-Wir-leben-Wir-leben-Wir-leben-unsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atunsere-Stadt.atWir-leben-unsere-Stadt.atGemeinsam haben wir mehr Ideen fr unser Innsbruck!

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    Ihr Franz X. Gruber1. Vizebrgermeister von InnsbruckStadtparteiobmann Innsbrucker Volkspartei

    70.000 Fahrzeuge sind hier jeden Tag unterwegs.

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  • W as haben die Gallier mit dem Tiroler Rettungswesen zu tun? Gar nichts, knnte man meinen. Dennoch: Das Rote Kreuz Schwaz bemht die tapferen Gallier auf ihrer Home-page als Symbol fr ihren eigenen Kampf gegen das System, die Politik und gegen politische Tendenzen, Macht und Einfl uss im Rettungssystem landesweit zu konzent-rieren. So formuliert es der Bezirksstellen-leiter des Roten Kreuzes Schwaz, Heinrich Waldner. Die Schwazer sind die unbeug-samen Gallier, die den Aufstand gegen das Imperium aus Innsbruck wagen.

    Es ist eine brchige Sichtweise, die sich jedoch durch die ganze Debatte zieht,

    die vor einem Jahr mit dem Beschluss des Rettungsgesetzes erffnet wurde. Und sie ist trotz der Vergabe an die Tiroler Bieter-gemeinschaft von Tiroler Rotem Kreuz, Arbeiter-Samariterbund Tirol, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hospitaldienst und sterreichischem Rettungsdienst um 27,4 Millionen Euro noch lange nicht vorbei. Denn auch das Notarztsystem wird neu auf-gestellt. Rund sechs Millionen Euro hat das Land dafr budgetiert. Und letztlich geht es auch um die rettenden Engel in der Luft um die Rettungshubschrauber.

    Transparent wirtschaften.Doch zurck zu den Schwazern: Sie sind aus

    dem Tiroler Rettungsbndnis ausgeschert, weil sie das Letztangebot nicht mehr mit-tragen wollten. Sie htten eine Million ein-sparen mssen, erklrt Waldner. An Schwaz zeigt sich, wie sich das Rettungswesen in Ti-rol verselbststndigt hat. Die Schwazer ha-ben einen Teil ihres Vermgens und Gebu-de in eine eigene Stiftung ausgelagert, um sie vor dem Zugriff zu bewahren. Vorwrfe, dass es sich dabei um ffentlich subventio-nierte Gter handelt, lassen sie nicht gelten.

    Fr Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg stand jedoch das Ziel im Vordergrund, dass man mit ffentlichen Geldern transparent wirtschaften muss. Und nicht nur das. So-wohl im Landesverband des Roten Kreuzes

    Der Streit um das Tiroler Rettungswesen ist einer um Besitzstnde. Er ist noch lange nicht vorbei, denn es geht um viel Geld, Macht und Einfl uss. Von Peter Nindler

    Am Ende ist das Alte das Neue

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    RETTUNGSEINSTZE PRO JAHR IN TIROL: Die Notrzte mussten 2009 rund 24.000 Mal in Tirol ausrcken, dazu kamen noch 84.500 Rettungseinstze. 6353 Mal wurde der Notarzthubschrauber angefordert. Insgesamt gab es im Vorjahr 114.853 Rettungseinstze.

    SALZBURG: Die Zahl der Notarzteinstze betrug 6350, 13.000 Rettungseinstze gab es zustzlich, und 915 Mal fl og der Notarzthubschrauber.

    KRNTEN: Der Notarzt rckte 8948 Mal aus, 20.20 Mal die Rettung und 1968 Patienten wurden mit dem Notarzthubschrauber in ein Krankenhaus gefl ogen.

    FREIWILLIGE IN TIROL: In Tirol gibt es rund 4500 Freiwillige im Rettungsdienst. Umgerechnet leisten sie in den 46 Ortsgruppen jhrlich 691.486 freiwillige Einsatz-stunden. Der Gegenwert betrgt rund 16 Millionen Euro.

    NOTRZTE: Aktuell arbeiten zwischen 200 und 240 aktive Notrzte in den bodenge-bundenen Notarztsystemen Tirols. Zustzlich sind 37 Hausrzte in den acht Hausarztnotarztsystemen aktiv. Die Anzahl der aktiven Hubschrau-bernotrzte betrgt rund 100.

    Vergleich: Tirol, Salzburg und Krnten

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  • Tirol, zwischen den Bezirken und der Lan-desleitung, als auch mit den verschiedenen Rettungsanbietern muss es ein Miteinander geben. Durch die Ausschreibung hat Tilg praktisch die Rettungsdienste als Allianz gegen mgliche auslndische Konkurrenten zusammengeschweit. Denn das war von Anfang an die groe Befrchtung der Kriti-ker: Mit dem neuen Rettungsgesetz wrde ein funktionierendes Tiroler Rettungssys-tem und damit der Einsatz von 4500 Freiwil-ligen mutwillig zerschlagen werden.

    So unbegrndet war die Sorge nicht: Mit Gesundheit lsst sich gutes Geld verdienen, der dnische Falck-Konzern machte keinen Hehl daraus, dass er die Ausschreibung der Tiroler Rettung auch als Sprungbrett fr seine Expansion in Richtung Mitteleuropa sieht. Nach der verlorenen Ausschreibung denkt der Geschftsfhrer von Falck-ster-reich bereits an neue Chancen: Wir richten unseren Blick nach vorne auf knftige Aus-schreibungen in anderen Bundeslndern sowie in weiteren EU-Staaten, meinte Ole Qvist Pedersen. Insgesamt begrte es Pe-dersen ausdrcklich, dass Tirol als erstes Bundesland in sterreich die EU-Kriterien fr Ausschreibungen im Rettungsdienst be-rcksichtigt hat.

    Die Ausschreibung war fr das Land, aber auch die Anbieter ein Test: Zwischen 50 und 90 Millionen Euro lagen die ersten Angebote, im Verhandlungsverfahren mit vier Ausschreibungsrunden erfolgte dann der Zuschlag mit 27,4 Millionen Euro. Al-lein die Bandbreite zeigt, was sich in den vergangenen Monaten hinter den Kulissen abgespielt hat.

    Kostenexplosion.Die Kosten fr das Rettungswesen waren seit 2003 explodiert, um 82 Prozent stiegen

    die Aufwendungen. Die Kosten der Sozial-versicherungen fr die Krankentransporte sind von 2008 auf 2009 alleine um ber zwei Millionen Euro gestiegen, sagt Tilg. Ihn trafen die ersten Angebote wie ein Hammer. Noch dazu war Falck Bestbieter. Das konnte er sich politisch nicht leisten.

    Die Opposition erhhte den Druck, doch das hielt Tilg aus. Aber es begann in den Ge-meinden zu rumoren. Und die Freiwilligkeit ist eine ideologische Sule der Tiroler Volks-partei. Hier wurde es fr Tilg gefhrlich, denn das Murren durchdrang pltzlich das Stammklientel der VP.

    Nur Tilg konnte nicht zurck, auch wenn er die Ausschreibung ohne Angabe von Grnden stoppen htte knnen. Er wollte auch nicht, denn zutiefst ist er von der Notwendigkeit einer Systemumkehr berzeugt. Parallelstrukturen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten im Tiroler Rettungswesen aufgebaut, die jedoch das System der Freiwilligen zugedeckt hat. Ein Beispiel macht den Systemfehler deutlich: Transportierte die Schwazer Rettung einen Patienten in das Landeskrankenhaus Inns-bruck, durfte sie auf den Rckweg keinen Patienten nach Volders mitnehmen. Zwei-gleisigkeiten waren so auf der Tagesord-

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    ZANKAPFEL RETTUNGSWESEN. Fr die Tiroler Bevlkerung geht es in erster Linie um die Sicherstellung der medizinischen Notfallsbetreuung im Hintergrund geht es aber auch um Geld, Macht und politischen Einfl uss.

    Denn von Beginn an war klar, dass das Land nicht mehr als 27 Millionen Euro zahlen will.

    15

  • ... das Wesen der Ausschreibung: Das Miteinander muss gestrkt werden sowohl im Landesverband des Roten Kreuz Tirol mit den Bezirken und der Landesleitung als auch zwischen den verschiedenen Rettungsanbietern. Auerdem sind die Gemein-den mit der Organisation eines berrtlichen und landesweiten Rettungswesens berfordert.... ber die Finanzierbarkeit: Die Kostenexplosion muss eingedmmt werden.... ber die Versorgung mit Rettung und Notrzten: Knftig sollen die Hubschraubersttzpunkte enger mit den bodengebun-denen Notarztsttzpunkten zusammenarbeiten. Gemeinsam werden wir an einer sinnvollen Dmpfung der hohen Einsatzzahlen von 114.853 Einstzen jhrlich arbeiten.

    GESUNDHEITSLANDESRAT BERNHARD TILG BER

    nung und trieben die Kosten in die Hhe. Daneben lieferte sich das Rote Kreuz mit den kleinen Rettungsdiensten wie Sa-mariterbund heftige regionale Gefechte. In Wrgl gab es ein regelrechtes Tauziehen, versuchten die Rot-Kreuzler ihr Monopol in einem wahren Ausschreibungsmarathon zu verteidigen.

    Neues Notarztnetz.Die Diskussion geht allerdings noch weiter. Nach Notfallrettung und Krankentranspor-ten geht es jetzt ums Eingemachte um das Notarztsystem. Zwar legten Rotes Kreuz, Falck-Konzern und MKT aus Mnchen auch dafr Angebote, doch das Land berlegt hier, selbst aktiv zu werden.

    In Tirol gibt es heute 14 bodengebunde-ne Notarzt-Sttzpunkte, zustzlich sind je nach Jahreszeit und Witterungslage bis zu 15 Notarzthubschrauber im Einsatz. Acht ganz-jhrig und sieben saisonal. Tilg denkt an eine Verzahnung, seine Gegner setzen das jedoch mit einer Reduzierung der Notarztsttz-punkte gleich. Dass die Anzahl der fl iegenden Intensivstationen verringert werden muss, darber sind sich jedoch alle einig.

    ber einen landesweiten Verein will das Land ein neues Notarztnetz aufbauen. Um 6,5 Millionen Euro htte das Rote Kreuz das System angeboten. Doch es geht nicht nur um das Angebot, sondern auch um eine transparente Bezahlung und um sozialver-sicherungsrechtliche Aspekte. Hundert-tausende Euro an Abgaben mussten in den vergangenen Jahren zurckgezahlt werden.

    Auerdem gab es horrende Unterschiede in der Entlohnung fr Notrzte. In manchen Regionen erhielten sie fr Nachtdienste das Dreifache.

    In der Luft hat Tilg ebenfalls ein Problem: Von 15 mchte er die Zahl der Rettungshub-schrauber auf sechs ganzjhrig und vier saisonal stationierte Notarzthubschrauber reduzieren. Wie bei der bodengebundenen Rettung mit dem Roten Kreuz gibt es auch bei der Flugrettung mit dem AMTC einen groen und bisher vom Land Tirol grozgig untersttzten Anbieter und einige kleine. Der Luftkampf am Boden zwischen AMTC und

    Roy Knaus geht schon seit Jahren. Wegen seiner Touristen ist Tirol als Sttzpunkt fr Rettungshubschrauber aber dennoch ein lukrativer Boden. So gesehen drften sich die Debatten wiederholen, wenngleich der AMTC sicherlich zu favorisieren ist.

    Am Ende kommt beim Abschluss der Aus-schreibung wahrscheinlich auch endgltig das Alte heraus. Ob damit das Rettungswe-sen tatschlich reformiert wurde und effi zi-enter geworden ist, wird sich erst in einigen Jahren herausstellen. Aber erstmals liegen alle Zahlen auf dem Tisch und Monopole wur-den aufgeweicht. q

    Es lief unrund im Land, doch die Angst vor einer Rettungsbernahme aus dem Ausland einte die Kritiker aus den Reihen der Politik und Rettung.

    LUFTIGES PROBLEM. Landesrat Bernhard Tilg will die Zahl der Rettungshubschrauber von derzeit 15 auf sechs ganzjhrige und vier saisonal eingesetzte Notarzthub-schrauber reduzieren.

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  • Summer 2010

    here we go!

  • Vor 20 Jahren kam das Internet nach sterreich. Die Anfangstage waren geprgt von Basteln, Improvisation und viel Skepsis. Eine Spurensuche in der Pionierzeit des Internets in Tirol. Von Florian Gasser

    N atrlich galten wir als die Spinner, sagt Hans Hausberger und lacht. Manche haben mir das auch direkt ins Gesicht gesagt. Der 63-Jhrige war wohl der erste private Internetanbieter in Tirol. Im November 1994 ging der erste kommerzielle In-ternetknoten in der Innsbrucker Rossau in Betrieb. Wir nannten es den Huslrouter, weil wir die Kabel durch die Toiletten gezogen haben, damit wir alle Stockwerke anschlieen knnen. Was heute selbstverstndlich er-scheint, war Mitte der 1990er Jahre eine Sensation: ein komplett vernetztes Brogebude. Doch das Internetzeit-alter in sterreich begann bereits vier Jahre zuvor.

    Vienna is up and running diese Nachricht erschien am 12. August 1990 auf einem Computerbildschirm an der Technischen Universitt Wien. sterreich war von diesem Tag an ber das TCP/IP erreichbar und das Internet damit in der Alpenrepublik angekommen doch vorerst nur im akademischen Betrieb. Vier Monate spter wurden auch die Universitten in den Bundeslndern an das Internet angeschlossen.

    Josef Baldauf von der Abteilung Kommunikations-systeme des Zentralen Informatikdienstes der Univer-sitt Innsbruck war einer der ersten, die sich mit einem Modem ins Internet einwhlten. So revolutionr war das eigentlich nicht. Seit den Achtzigern gab es bereits Computernetze, die gehrten halt den groen Compu-terfi rmen wie IBM, sagt er. Wir konnten bereits Mails verschicken und hatten gar keine so rechte Freude mit diesem Internet, weil wir Alternativen hatten, die funk-tionierten. Trotzdem setzte sich das Internet durch. Whrend in Europa jahrelang ber einen einheitlichen Standard diskutiert wurde, schafften die USA Tatsachen: Sie setzten das vom Militr entwickelte TCP/IP als ein-heitliches Protokoll fr die Datenbertragung im wissen-schaftlichen Betrieb durch. Dem hatten sich alle anderen zu fgen. Fr Josef Baldauf begann eine Zeit des Bas-telns und Herumprobierens. Die Post hatte das Monopol auf alles. Es durften nur Modems verwendet werden, die zugelassen waren und ein Siegel der Post hatten. Die waren aber nicht immer auf dem letzten Stand der Tech-nik. Irgendwoher bekam ich dann diese Postpickerln, die ich einfach auf auslndische Modems klebte, erzhlt Baldauf und lacht.

    Die Kapazitt der Leitung zwischen der Hauptuni und der Technik in der Httinger Au erhhte er selbst, illegal,

    auf das doppelte von 9600 Kilobit auf 19.200 (ein heu-te blicher Internetanschluss hat eine um 2500-mal gr-ere Bandbreite). berhaupt war dem staatlichen Mono-polisten die Entwicklung ziemlich suspekt. Die konnten nicht verstehen, wie wir ber ihre Telefonleitungen pltz-lich Daten hin- und herschickten. Die hatten berhaupt keine Freude mit uns und haben in den Anfangstagen versucht, die Entwicklung zu verhindern, sagt Baldauf. Irgendwann wollten sie sogar kontrollieren, was da alles verschickt wird. Die hatten panische Angst davor, dass wir Sprachbertragung machen und uns um die Telefon-gebhren drcken.

    Erste Privatanwender.Kommerziell wurde das Internet damals noch nicht ge-nutzt. Erst im Herbst 1995 schloss Hans Hausberger die ersten Privatanwender an das Internet an. EUnet war der erste Internetanbieter sterreichs und Hausberger der Partner fr Tirol. Wolfgang Frenzel, heute Direktor der Neuen Mittelschule und Hauptschule Gabelsbergerstra-e, war von Anfang an dabei. Seit den 1980ern war er ein Computerfreak. Die Modems waren riesige Ksten, die so aufgestellt werden mussten, dass sie gekhlt werden konnten, erzhlt er. Aber nicht nur die Technik war gro, auch die Telefonrechnungen drangen in bis damals unge-ahnte Hhen vor. Da waren manchmal schon so um die 3000 Schilling (rund 220 Euro, Anm.) fllig.

    Doch schon bald hinterlie das Internet sichtbare Spuren. Wolfgang Frenzel war begeistert von den Mg-lichkeiten: Pltzlich ist die Welt zusammengerckt. Ich konnte mich mit Kollegen aus den USA austauschen, deren Unterrichtsmaterialien herunterladen und hier be-ntzen. Eine amerikanische Lehrerin initiierte schlie-lich das Projekt Postcard Geography. Schulklassen aus aller Welt, die sich online registriert hatten, schick-ten sich gegenseitig Postkarten. Wir hatten eine groe Weltkarte und markierten die Orte, von wo wir Karten bekamen. Damit konnten wir einen unglaublich lebendi-gen Unterricht gestalten das war frher nicht mglich, weil niemand Adressen von Schulen in Sdamerika oder sonstwo hatte.

    Das Improvisieren ging inzwischen weiter. Hans Haus-berger versuchte stetig, die Menschen vom Internet zu berzeugen. Wir sind durch das Land gezogen und haben erklrt, was das alles berhaupt ist. Oft haben wir aber nur

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    NetzgeschichteTiroler

    Erste Domains .at: 19. 10. 1993: alcatel.at

    28. 04. 1994: aec.at

    02. 05. 1994: pan.at

    11. 05. 1994: ping.at

    07. 04. 1994: magnet.at

    TCP/IPDas Transmission Con-

    trol Protocol (TCP) und

    das Internet Protocol

    (IP) regeln im Internet

    die Verbindungen und

    den Datenaustausch

    zwischen den Com-

    putern. Whrend TCP

    sicherstellt, dass die

    Daten am Ziel ankom-

    men, sorgt IP fr die

    eindeutige Zuordnung

    des Empfngers. Sie

    bilden die Grundlage

    von allen Internetan-

    wendungen und sorgen

    dafr, dass Dienste wie

    Web, E-Mails und mehr

    reibungslos funktio-

    nieren.

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    verzweifelte Blicke geerntet. Verkabelungen von Husern wurden eher nach dem Zufalls-prinzip durchgefhrt. Wir haben halt Kabel durch die Wnde gezogen wie es gerade ging und versucht, mit einem Anschluss bis zum Kunden zu kommen, sagt Hausberger.

    Die Augen verdreht.Dass im Internet Geld zu verdienen war, konn-ten sich damals nur die wenigsten vorstellen. Ich war arbeitslos und habe meiner AMS-Beraterin erklrt, dass ich mich mit einem Internetunternehmen selbststndig machen werde. Die hat nur noch die Augen verdreht, erzhlt Martin Hotze und muss laut lachen. Die meinte, das sei doch nur etwas fr Stu-

    denten und Freaks. Bis heute ist Hotze als Internetprovider in Innsbruck selbststndig.

    Der Anfang war alles andere als leicht. Ich ging mit einem Kollegen von einer Firma zur anderen. Aber die wussten entweder gar nicht, was das Internet ist, und wenn doch, dann hatten sie keine Ahnung, wofr man das brauchen knnte. Es dauerte nicht lange, bis sich Ende der Neunziger die Goldgrberstim-mung breit machte. Dotcom war das Zau-berwort, das scheinbar unbegrenzte Mglich-keiten erffnete. Wer zur richtigen Bank ging und nur erwhnte, dass er was mit Internet macht, der wurde mit Geldscken frmlich er-schlagen, sagt Hotze. Doch die Blase platzte, Reiche wurden wieder arm und Dotcom zum

    Synonym fr berzogene Erwartungen.Ein wenig sentimental werden fast alle,

    wenn sie von der Pionierzeit des Internets erzhlen, von der Bastelei, den tglich neuen Entdeckungen und dem Unverstndnis, das ihnen entgegengebracht wurde. Tirol sei kein optimales Pfl aster fr Daniel Dsentriebs, sagt Hans Hausberger, der Anfang des Jahres 2010 in Pension ging. Gerade die, die etwas zu sagen haben, sind unglaublich zh. Es ist schwierig, die Leute hier von etwas Neuem zu berzeugen. Die Denke ist eng und antiquiert. Trotzdem haben 20 Jahre Internet auch Tirol verndert. Der Pioniergeist ist vorber. Ein Leben ohne Facebook, YouTube oder E-Mails? Unvorstellbar. q

    1957: Das US-Verteidigungsministerium beginnt mit der Entwicklung eines vernetzten Systems, mit dem im Fall eines nuklearen Angriffs die Kommunikation von Politik und Militr gesichert werden soll.

    1969: Vier amerikanische Universitten sind bereits miteinander vernetzt.

    1971: Das erste E-Mail-Programm wird entwickelt und das @-Zeichen zur eindeutigen Bestimmung der Empfnger eingefhrt.

    1976: Der Telekommunikationskonzern AT&T entwickelt eine Software, mit der zwei

    Computer mit Modems ber eine Telefonlei-tung miteinander verbunden werden knnen. Das UUnet entsteht, das erste weltweite Netz-werk, das auf Telefonleitungen basiert.

    1990: Tim Bernes-Lee entwickelt am Euro-pischen Zentrum fr Teilchenphysik (CERN) das World Wide Web. Im Dezember wird die erste Homepage freigeschalten: info.cern.ch.

    1993: Das Weie Haus und die Vereinten Nationen gehen online.

    1995: Microsoft stellt den Internet Explorer vor. Der Vatikan geht online. In Tirol gibt es um

    die 200 Internetuser.

    1996: Tirol Online, eine Kooperation der Te-lekom Austria und der Tiroler Tageszeitung, wird regionaler Internetanbieter und startet die Seite tirol.com.

    1997: Die Homepage des Landes Tirol geht unter tirol.gv.at online.

    1999: Larry Page und Sergey Brin grnden Google.

    2010: ber 1,5 Milliarden Menschen nutzen das Internet.

    Im November 1994 ging der erste kommerz-ielle Internet-knoten in der Innsbrucker Rossau in Betrieb. Wir nannten es den Huslrouter, weil wir die Kabel durch die Toiletten gezogen haben, damit wir alle Stockwerke anschlieen knnen. HANS HAUSBERGER

    Das Internet eine Chronologie:

    Josef BaldaufHans Hausberger

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  • E s ist der erste starke Reisesamstag in diesem Jahr. Feri-enbeginn in Oststerreich, Tschechien, Dnemark, Teilen der Niederlande sowie in den deutschen Bundeslndern Hessen, dem Saarland, Sachsen und Berlin. Die sogenannte Urlauber-Reisewelle nimmt wieder Kurs auf die Alpenrepublik.

    Noch ist es ruhig an diesem Julisamstag. Um neun Uhr vormittags sind die Mitarbeiter der Raststation Ampass mit dem Mis en place fr den bevorstehenden Massenandrang beschftigt. Das riesige Buffet wird aufgebaut, die Tische werden gedeckt und die Magazine der Schankstationen aufmunitioniert. ber all dem wacht Andre Abels-hauser, seines Zeichens Geschftsleiter des Rosenberger-Betriebes und Herr ber 35 Angestellte. Bei uns muss alles schneller gehen als in herkmmlichen Restaurants, erklrt Abelshauser. Seine Kunden haben stundenlange Autofahrten hinter und noch weitere Stunden am Steuer vor sich. Da will niemand Zeit mit Warten vergeuden. Die Raststtte sei jedoch mehr als nur ein Durchzugsort, betont der Raststttenleiter: Fr die meisten Leute beginnt der Urlaub, wenn sie ins Auto steigen. So gesehen verbringen sie bei uns bereits einen Teil ihres Urlaubes.

    Der Weg ist das Ziel.Die Devise Der Weg ist das Ziel trifft auch auf das Ehepaar Wilfried und Michaela Wbbeking zu, die aus Zell am See kommend auf dem Weg nach Ehrwald sind. Einem Kapitn gleich steuert der Bremer mit seinem Wohnwagengespann den weitlufi gen Parkplatz vor der Rast-sttte an. Doch der Hanseat geht nicht ins Lokal. Alles was die Wbbe-kings fr ihre Pause brauchen, fi nden sie in ihrem gewaltigen Wohnwa-gen. Drei bis viermal pro Jahr tingelt das Ehepaar mitsamt mobilem Heim durch die Weltgeschichte. Die brige Zeit parkt die Wohnung

    auf Rdern als Ferienhaus an der Nordsee. Der starke Reiseverkehr ist Manfred Wbbeking egal. Als berzeugter Camper schtzt er die Ungezwungenheit beim Reisen mit dem Wohnwagen. Mehr als 90 Sachen sind sowieso nicht mglich. Da bleibt Zeit zum Genieen. Und wo es uns gefllt, da bleiben wir einfach stehen, erzhlt er im breiten Bremer Plattdeutsch.

    Nach kurzer Rast sticht Kapitn Wbbeking wieder in See und steu-ert sein Wohnwagenschiff zurck auf die Autobahn. Der Verkehr wird gegen Mittag merklich dichter und auch an den Zapfsulen der Rast-stttentankstelle kommt es nun zu ersten Warteschlangen. Die Sonne brennt auf den Asphalt, wer kann, bleibt im klimatisierten Wagen sitzen.

    Familie Markina aus Litauen ntzt den Tankstopp, um sich kurz die Fe zu vertreten. Sehr anstrengend sei die Reise, erklrt der Sohne-mann in gebrochenem Englisch. Die vierkpfi ge Familie ist auf dem Weg nach St. Moritz in der Schweiz. 400 Kilometer pro Tag legen sie in ihrem schwarzen Kleinbus zurck, die Nacht verbringen sie in sel-bigem. Mehr Tagesstrecke sei bei diesen Temperaturen nicht drin, immerhin ist auch der fllige Familiendalmatiner mit von der Partie. All das fr nur sieben Tage Urlaub in der Schweiz. Das ist schon in Ordnung, wir haben Spa dabei, ist sich die Familie einig. Schnell wird noch ein Erinnerungsfoto vor der Karwendelkulisse geschossen und weiter gehts.

    44 fromme Schotten.Drben am Parkplatz treffen mittags immer mehr Reisebusse ein: Lunch break. Chauffeur Herbert kutschiert 44 fromme Schotten von Zell am See nach Oberammergau. Unter der Leitung der Presbyteria-ner-Priesterin Elisabeth Fisk geht es zu den weltberhmten Bayrischen Passionsspielen. Trotz Hitze sind die durchwegs betagten Schotten

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    Der sogenannte Korridor KufsteinBrenner, also die Autobahnen A 12 und A 13, stellt die Hauptroute fr den allsommerlichen Reiseverkehr vom Norden Europas in den sonnigen Sden dar. Zahlen zum Verkehrsaufkommen zu Ferienbeginn gibt es nicht. Aber laut Messungen der ASFINAG passieren pro Tag durchschnittlich 60.800 Fahrzeuge die A 12 bei Ampass. In Matrei am Brenner sind es nur mehr 30.800 Fahrzeuge pro 24 Stunden. Wohlgemerkt Jahresdurchschnittswerte. An Spitzentagen wie zu Sommerferienbeginn drften es weit ber 100.000 Fahrzeuge sein, die Innsbruck passieren.Messbar ist das erhhte Ferien-Verkehrsaufkommen auch via 10-Tages-Vignetten-Verkauf. Der liegt whrend der klassischen Urlaubsmonate bei bis 2,4 Millionen Stck. Im Vergleich dazu werden whrend eines normalen Monats nur rund 1 Million 10-Tages-Vignetten verkauft.

    Ferienverkehr in Zahlen

    Autofahrer unterwegsAlle Jahre wieder wlzt sich zur Urlaubszeit eine gewaltige Blechlawine an Innsbruck vorbei gen Sden. 6020 hat auf der Autobahnraststtte Ampass Nachschau gehalten, wer da aller der Sonne entgegendst. Von Ste en Arora

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  • Fr die meisten Leute beginnt der Urlaub, wenn sie ins Auto steigen. So gesehen ver-bringen sie bei uns bereits einen Teil ihres Urlaubes. ANDRE ABELSHAUSER,RASTSTTTENLEITER

    bester Dinge, wie Reverend Fisk erklrt: Es ist sehr aufregend fr uns. Eine Vorfreude, die Busfahrer Herbert nicht wirklich nachvoll-ziehen kann: Hei und eng ist es in Oberammergau. Ich hab mir das nur einmal angetan. In der Pause bin ich gefl chtet. Die schottische Pilgergruppe freut sich trotzdem, wie Reiseleiterin Reverend Lisk be-tont: Wir haben uns seit Wochen mit Gebeten auf dieses Ereignis vor-bereitet. Sogar im Bus halte ich noch kleine Messen und Andachten ab. Nachdem sich die frommen Reisenden in der Raststation gelabt und im dazugehrigen Shop mit kitschigen Souvenirs eingedeckt haben, gibt Busfahrer Herbert fast akzentfrei mit Ladies and gentlemen, lets go on! das Kommando zur Weiterfahrt.

    Kaum hat der Bus den Parkplatz verlassen, nehmen drei Camping-mobile aus Tschechien dessen Platz ein. Ivetka und ihre acht sportli-chen Freunde aus Brnn sind Motorrder und Mountainbikes im Schlepptau unterwegs in die Schweiz. Zur Verstndigung innerhalb ihres kleinen Konvois nutzen sie Funkgerte. 15 Stunden dauert ihre Reise, in Ampass ist nur eine kurze Rast angesagt. Die wird hauptsch-lich dazu genutzt, um herauszufi nden, wo man am besten noch einmal tankt, bevor es ber die Schweizer Grenze geht. Die Gruppe einigt sich auf Landeck, wo sie von der Autobahn abfahren wollen, um eine billige Tankstelle im Hinterland zu fi nden. Kaum ist diese Frage geklrt, geht es auch schon weiter.

    Auf der Autobahn schiebt sich mittlerweile die schier endlose Blech-lawine Stostange an Stostange gen Westen. Immer fter scheren einzelne aus, um in Ampass eine Pause einzulegen. Im Schatten groer Weidenstrucher haben es sich zwei dnische Familien mit Kleinkindern auf Plastikhockern zwischen ihren Wohnwgen gemtlich gemacht. Sie wirken abgespannt, sind die ganze Nacht durchgefahren. Aber jetzt ist es bald geschafft, freut sich Papa und Fahrer Thomas Just. Es geht an den Gardasee, Ampass ist der letzte Halt. Nach gut 1000 Kilometern Fahrt zaubert die Aussicht auf das nahe Ziel ein Lcheln auf Papa Justs Gesicht: Das Fahren gehrt eben dazu. Aber es war okay, wir waren gut vorbereitet. Also mit DVD-Player und jeder Menge Sigkeiten.

    Jedes Jahr dasselbe Spiel.Raststttenleiter Andre Abelshauser wieselt mittlerweile geschftig durch die Menschenmassen im Restaurant. Er ist zufrieden mit dem bisherigen Tag: 70 Prozent des Umsatzes machen Raststtten vor 15 Uhr, daher ist das gerade die wichtigste Zeit fr uns. Der Rosenberger-

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    Elisabeth FISK, Schottland

    Familie JUST, Dnemark

    Familie MARKINA, Litauen

    Betrieb in Ampass beherbergt neben dem Restaurant auch ein Konfe-renzzentrum im Obergescho. Heute tagt hier die Tiroler Bergwacht. Unsere Konferenzgste schtzen die gute Verkehrsanbindung, schmunzelt Abelshauser. Trotz erstem starken Reisesamstag ist die Parallelveranstaltung kein logistisches Problem fr das Team, wie er betont: Unser Geschft ist immer wiederkehrend. Jedes Jahr dassel-be Spiel. Das ist sehr praktisch, um vorauszuplanen. q

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  • Was kostet

    die Welt?

    W ieso wird immer alles teurer? Immer weniger bleibt fr das gleiche Geld im Einkaufswa-gen. Vor 20 Jahren kostete ein Twinni-Eis noch fnf Schilling, heute bereits 1,10 Euro. Schon klar, dass wir nicht 1:1 umrechnen drfen, im-merhin hat die Whrung in den letzten zehn Jahren an Wert verloren aber es bleibt ein Wassereis in orange-grn.

    Der Index fr Lebensmittelpreise der Ernh-rungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) stieg 2006 um neun Prozent, 2007 um 23 Prozent und zwischen Anfang 2007 und Anfang 2008 um mehr als 50 Prozent an. Praktisch alle Lebensmittel sind davon betroffen. Seit 2003 haben sich die Preise fr Weizen und Gefl gel verdoppelt, die Preise fr Mais und Butter verdreifacht und der Preis fr Reis vervierfacht, teilt das Bundesministerium fr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit.

    Leben mit einem Dollar pro Tag.In 33 Lndern herrscht eine gravierende Hungersituation. In 29 Lndern weltweit wird der Hungerstatus als extrem alarmie-rend bezeichnet. Bis 2020 werden 16 Milli-onen Kinder zustzlich von Unterernhrung betroffen sein. Rund 55 Prozent der zum Beispiel kenianischen Bevlkerung werden als arm bezeichnet, das heit, sie mssen mit weniger als einem US-Dollar am Tag berleben. Trotz Entwicklungshilfe, die seit Jahrzehnten Geld, Traktoren und Brunnen spendet.

    Im grten Slum Afrikas, in Nairobi, le-ben 1,5 Millionen Menschen. Es gibt dort mehr Entwicklungshilfebros als Toiletten, heit es. Ein Projekt ermglichte es den vllig verarmten Familien, in mit fruchtba-rer Erde gefllten Plastikscken Samen fr Bohnen und hnliches zu ziehen. Das hat super funktioniert, aber leider nur einmal. Die groen Nahrungsmittelhersteller haben die Samen so prpariert, dass sie nur ein bis

    maximal zweimal zu verwenden sind. Danach sind sie tot, erklrt Pastor Carlos Winterle, der eine Pfarrei in dem Kibera-Slum leitet.

    Laut Welthungerindex geben arme Fami-lien 70 Prozent ihres Einkommens fr Nah-rungsmittel aus. Eine sterreichische Familie bentigt dafr nur zehn Prozent ihres Ge-haltes. Whrend das Verhltnis von Preisen und Lhnen fr die Ober- und Mittelschicht in armen Lndern kein Problem darstellt, leidet der einkommensschwache Teil der Bevlke-rung, erklrt die Innsbrucker Juristin und Entwicklungshelferin Verena Waldhart. ber die Jahre, besonders seit der Kolonialisie-rung, ist Mais- und Getreidemehl zu einem wichtigen Bestandteil der kenianischen K-che geworden. In den einkommensschwa-chen Gegenden kostet ein Zwei-Kilo-Paket Maismehl rund 80 Kenia-Schilling, bei einem Durchschnittseinkommen von 5000 Kenia-

    Wir knnen auf Twinni-Eis vielleicht noch ver-zichten, aber wieso kostet ein Kilo Mehl in Kenia die Hlfte des Einkommens eines Familienvaters? In gypten kostet ein Kilo Fleisch gar das Doppelte eines Monatsmindest-lohns.

    Die Preise steigen, die Lhne stagnieren. Was uns nervt und rechnen lsst, ist in rmeren Lndern eine Katastrophe. Von Nina Heizer

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  • Schilling und einem Verbrauch von rund sechs Kilo pro Familie pro Woche, also 24 Kilo im Monat.

    Viele Grnde. Der freie Markt, Kartelle, mit den Kartellen verbundene korrupte Politiker, erzwungene Engpsse, die den Preis im Inland hochhal-ten wollen, nicht effi ziente Produktions-

    Methoden die Liste der Erklrungen und Grnde dafr ist lang.

    In den letzten Jahren kommt noch die vielzitierte Weltwirtschaftskrise hinzu. Fr die Welthungerhilfe kmpft der Globus derzeit mit zwei Krisen: der Finanz- und der Nahrungsmittelpreiskrise. Auch nach ei-ner Stabilisierung der Lage, auch wenn die Lebensmittelpreise wieder gesunken sein

    werden und sich die Welt von der Finanzkri-se erholt hat, werden diese beiden Krisen betrchtliche Folgen fr das Leben und die Perspektiven der Menschen haben. Denn, so die Einschtzung der Welthungerhilfe: Der Dominoeffekt von Weltfi nanzkrise und Wirtschaftsabschwung verstrkt die nega-tiven Auswirkungen auf die Armen, Einkom-mensschwachen und Hungernden.

    Seit 2003 haben sich die Preise fr Weizen und Ge-fl gel verdoppelt, die Preise fr Mais und Butter verdreifacht und der Preis fr Reis vervierfachtBUNDESMINISTERIUM FR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG

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  • Alappuzha(Bundesstaat Kerala, Indien) 176.000 Einwohner

    Groes Bier: 54 Indische Rupie (= 0,91 Euro)Zahnpasta: 23 INR (= 0,39 Euro)Busticket: 25 INR (= 0,42 Euro)1 Kilo Mehl: 68 INR (= 1,15 Euro)

    Gehalt eines AHS-Lehrers: 61.000 INR (= 1029 Euro)Gehalt eines Arztes: 115.000 INR (= 1940 Euro)Gehalt des Brgermeisters: 83.000 INR (= 1400 Euro)

    Stdtevergleich

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    Mitt

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    Innsbruck 118.630 Einwohner (2008)

    Groes Bier: 2,90 Euro*)

    Zahnpasta: 2,30 EuroBusticket: 1,80 Euro1 Kilo Mehl: 0,70 Euro

    Gehalt eines AHS-Lehrers: 2100 Euro nettoGehalt eines Arztes: 2500 Euro nettoGehalt der Brgermeisterin: 6259 Euro netto

    Darwin (Australien, nrdlichste Grostadt des Landes) 135.000 Einwohner

    Groes Bier: 2,70 Australische Dollar (= 1,82 Euro)Zahnpasta: 1,90 AUD (= 1,28 Euro)Busticket: 1,50 AUD (= 1,01 Euro)1 Kilo Mehl: 0,90 AUD (= 0,60 Euro)

    Gehalt eines AHS-Lehrers: 1100 AUD (= 741 Euro)Gehalt eines Arztes: 2800 AUD (= 1887 Euro)Gehalt des Brgermeisters: 3200 AUD (= 2156 Euro)

    Gary(Indiana, USA) 110.000 Einwohner

    Groes Bier: 1,75 US-Dollar (= 1,39 Euro)Zahnpasta: 1,70 $ (= 1,35 Euro)Busticket: 1,70 $ (= 1,35 Euro)1 Kilo Mehl: 0,30 $ (= 0,23 Euro)

    Gehalt eines AHS-Lehrers: 1050 Dollar (= 834 Euro)Gehalt eines Arztes: 2300 Dollar (= 1826 Euro)Gehalt des Brgermeisters: 800 Dollar (= 635 Euro)(manche bekommen fr das Amt nichts)

    Thika(Kenia, Nhe Nairobi) 150.000 Einwohner in der Nacht, tagsber nur Schtzungen

    Groes Bier: 150 Kenia-Schilling (= 1,50 Euro)Zahnpasta: 150 KES (= 1,50 Euro)Busticket: 20 KES (= 0,20 Euro)1 Kilo Mehl: 60 KES (= 0,60 Euro)

    Gehalt eines AHS-Lehrers: 22.000 KES (= 220 Euro)Gehalt eines Arztes: 65.000 KES (= 650 Euro)Gehalt des Brgermeisters: 54.000 KES (= 540 Euro)

    Santa Cruz do Sul (Brasilien) 125.000 Einwohner

    Groes Bier: 1,80 bis 2,20 Brasilianische Real (= 0,80 bis 0,98 Euro)Zahnpasta: 0,99 bis 3,99 R$ (= 0,45 bis 1,78 Euro)Busticket: 2 R$ (= 0,90 Euro)1 Kilo Mehl: 0,40 R$ (= 1,79 Euro)

    Gehalt eines AHS-Lehrers: 2000 R$ (= 892 Euro)Gehalt eines Arztes: 150 bis 250 R$ pro Patient (= 67 bis 112 Euro)Gehalt des Brgermeisters: 4500 R$ (= 2009 Euro)

    2800 AUD Gehalt des Brgermeisters:

    Gehalt eines AHS-Lehrers: Gehalt eines Arztes: Gehalt des Brgermeisters:

    Gehalt des Brgermeisters: Gehalt des Brgermeisters:

    StdtevergleichThika(Kenia, Nhe Nairobi) 150.000 Einwohner in der Nacht,

    Thika(Kenia, Nhe Nairobi)

    *) alle Preise sind Durchschnittspreise ohne Gewhr

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    Mitt

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    INNSBRUCK

    THIKA

    GARY

    ALAPPUZHA

    SANTA CRUZ DO SUL

    DARWIN

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  • Prolog.Vor 25 Jahren war Griechenland nicht der problematischste Sanie-rungsfall des Kontinents, sondern die Heimat seiner prominentesten Kulturministerin. Statusgerecht kam der Vorschlag von Weltstar Me-lina Mercouri, Schauspielerin (Topkapi) und Sngerin (Ein Schiff wird kommen), jhrlich eine Kulturstadt Europas zu benennen. Prompt erklrte der Rat der EG 1985 Athen zur ersten solchen Met-ropole der anderen Art. Frdermittel inklusive. Von Florenz bis Stock-holm reichte dann die Reihe der blichen Verdchtigen, in der nur ein Staat zweimal vorkam: Griechenland (1997: Thessaloniki).

    Zur Jahrtausendwende folgte nicht nur die Titelnderung auf Kulturhauptstadt Europas. 1999 und 2000 trugen gleich sechs bzw. fnf Kommunen diesen Titel und es mussten keine Metropo-len mehr sein: Weimar, Avignon, Bergen und Santiago de Compostela standen schon damals fr die Qualitt der Provinz. Erst seit 2001 gilt das Rotationsprinzip mit hchstens drei Kulturhauptstdten Euro-pas. Ab 2020 wird wieder nur ein Ort pro Jahr diesen Titel tragen bzw. ein Gebiet: Heuer ist es neben Pcs und Istanbul das Ruhrgebiet.

    Selbsternennung statt Wettbewerb.Genau in dieser regionalen Ausweitung lag eine Chance fr Innsbruck, nach Graz 2003 und Linz 2009 eine austrophile Note einzubringen, auch wenn sterreich in der kommenden Dekade keine solche Mg-lichkeit mehr zusteht. Doch 2019, im letzten Jahr nach dem bisheri-gen System, ist neben Bulgarien auch Italien wieder dran, das zuletzt durch Genua (2004) und Bologna (1999) derart auf europischer Ebene vertreten war.

    Dementsprechend ist es ein Projekt vor allem des italienischen Bolzano, der nationale Kandidat fr diese Auszeichnung 2019 zu werden. Innsbruck dagegen hatte zuletzt 2004 damit geliebugelt, gegen Linz fr 2009 anzutreten. Die Mglichkeit, im Wettbewerb zu unterliegen, wurde jedoch nie ergriffen. Eine konkurrenzlose Selbst-

    ernennung erschien dann doch als der einfachere Weg. Lieber eine Weltstadt in Tiroler Defi nition als eine Hauptstadt mit europischer Vision. Das gilt heute offenbar mehr denn je.

    Noch im Jnner 2010 hatte Luis Durnwalder bei einer Klausur der Sdtiroler Landesregierung angeregt, sich doch als Euregio Tirol, Sdtirol und Trentino zu bewerben. Denn nach dem Ruhrgebiet gibt es den Kandidatentrend in Richtung ganzer Regionen statt blo ein-zelner Kommunen. Das grenzberschreitende Antreten wre zudem eine Premiere von europischer Dimension gewesen.

    Bozen tritt im Schlepptau, als Hinterland von Venedig an. Die Sd-tiroler Landesregierung hat Mitte Juni eine Bewerbung gemeinsam mit den Regionen Venetien, Friaul und der Provinz Trient abgesegnet. Ursache des Umschwungs ist die angebliche Chancenlosigkeit gegen die der Sage nach aus Vinschgauer Holz erbaute Lagunenstadt. Also ist Alto Adige nun der nrdlichste Teil einer Kandidatur unter dem of-fi ziellen Titel Nordest 2019.

    Kakanien und Faschismus lassen gren.In den Unterlagen des Anwrters taucht allerdings auch eine histo-risch weniger unverfngliche Bezeichnung auf das Triveneto, le tre venezie, die drei Venedigs. Fr die einen ist es ein kulturhegemonia-ler Begriff aus dem Faschismus, fr die anderen blo die italienische Sichtweise eines Gebiets vom Brenner bis nach Pula, das also auch Regionen umfasst, die mittlerweile zu Slowenien und Kroatien geh-ren. Kakanien lsst gren.

    Bisher verfi ngen sich Bozens Ambitionen zur Kulturhauptstadt Europas meistens schon in der Diskussion um faschistische Denkm-ler, deren Abriss deutsche Volkstumskmpfer als Grundbedingung jeder Kandidatur forderten. Das OK des Landes jedoch wirkt wie ein Freibrief auch in dieser Richtung. Immerhin wurde das Gedenkjahr 200 Jahre Tiroler Freiheitskampf soeben auch in Bolzano problemlos absolviert siamo tutti tirolesi?

    Hauptsache HauptstadtWir sind Hauptstadt. Zumindest dieses Landes. Wir sind Weltstadt.

    Jedenfalls laut Vermarktung. Wir sind Olympiastadt. Doppelt hlt besser. Wir sind Kulturstadt. Sport ist nicht genug. Wir knnten Kulturhauptstadt werden. Europas.

    Doch nicht mehr im nchsten Jahrzehnt. Diese Chance wurde soeben vergeben. Und keiner hats bemerkt.

    von Peter Plaikner

    26 Essay

  • Euregio als Alternative zum Triveneto.Ausgerechnet im italienischsprachigen Bozen regt sich nun Wider-stand gegen die Gemeinschaftskandidatur mit Venedig und auch Triest. Die dortige Multikulturalitt seit Kaisers Zeiten erscheint doch zu bermchtig, die Schatten der gefl gelten Markuslwen zu gro. Da wre es wohl wieder besser, das grenzberschreitende Moment ins Treffen zu fhren. Die Euregio mit Trient und vor allem Innsbruck ist pltzlich erneut ein Thema.

    Noch fast alle der derart prsenten Kommunen klagten danach ber Budgetlcher. Doch die Mglichkeit einer Staatsgrenzen berschrei-tenden gemeinsamen Tiroler Bewerbung ist eine der besten Chancen, die leere Worthlse Europaregion mit Inhalt zu beleben. Kultur kann wie Sport ein besserer gesellschaftlicher Kitt sein, als Wirtschaft und Politik Zusammenhalt bringen knnen.

    Letztlich ist der Zug Richtung Kulturhauptstadt Europas wohl lngst abgefahren oder war mit einer Station Innsbruck ohnehin nie realistisch. Doch gerade neben dem riesigen Aufwand fr das Tiro-ler Gedenkjahr 2009 wirkt die Nordtiroler Ignoranz gegenber einem mglichen gemeinsamen Unterfangen 2019 bedenklich. Dabei fehlt Stadt wie Land das ganz groe Zukunftsprojekt, eine wirkliche Vision von zumindest 2020.

    Epilog.Von Innsbrucks sechs europischen Partnerstdten war bisher nur Krakau (2000) Kulturhauptstadt Europas. Die deutlichsten Lang-zeitspuren einer solchen Auszeichnung fi nden sich in sdosteurop-ischen Kommunen wie dem rumnischen Sibiu bzw. Hermannstadt, dessen Zentrum mit EU-Frderung prachtvoll saniert wurde. Am nachhaltigsten im Gedchtnis bleibt allerdings Bologna. Einerseits wegen des Bologna-Prozesses, der auf eine Tagung der Bildungsmi-nister zur Vereinheitlichung des europischen Hochschulwesens zu-rckgeht. Andererseits weil es ausgerechnet im Residenzjahr 1999 erstmals seit dem Krieg nicht mehr rot regiert wurde. Das zumin-dest kann hierzulande nie geschehen. q

    Erste Reihe fufrei im Herz der Alpen? Die Kulturhauptstadt Europas ist ein zwiesplti-ges Ziel. Zugespitzt heit das: Image kontra Finanzen.

    27Essay

  • IKEA Innsbruck wird im Sommer zehn Jahre alt. Unter dem Motto Zeit, sich zu ver-ndern! haben IKEA und 6020 zu diesem Anlass zehn Leser gesucht, deren Wohnung eine sofortige Frischzellenkur in Form von IKEA-Gutscheinen im Wert von 1010 Euro verdient hat. Die Einsendungen waren zahlreich, die Entscheidung schwer. Trotzdem: Hier sind die Gewinner ...

    Luxus ist keine Defi nition von Preis

    Die blaue ArcheFast wre ich untergegangen! Denn nach sinnfl utartigen Regenfl-len, der Himmel hatte wohl all seine Schleusen geffnet, stand meine kleine Welt unter Wasser und alles schwamm alsbald davon. Doch wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, soll man ja bekanntlich den Kopf nicht hngen lassen. Und siehe da, eine kleine blaue Arche schwedischen Ursprungs bot mir Schutz und trug mich, da ihr diese Zeilen gerade lest, in den blauen mit gelben Lettern geschmckten Heimathafen. IKEA endlich wieder zu Hause.

    Der Gerettete

    WohnkulturVON MARLIES CHARLOTTE BOLTER

    VON STEFAN BECKER

    Rettungsboot

    So sehenSieger aus

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  • MnnersacheVON ANDREAS GROHMANN

    OHNE IKEA-GUTSCHEIN. MIT IKEA-GUTSCHEIN.

    MalstundeVON NICOLA KRUSE

    Platzproblem.

    Ganz schn leerVON BERNHARD STUBENBCK

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    Khlschrank sucht ...VON CHRISTOPH KLOSTERMANN

    KLEINANZEIGE

    ... Mdels haben einfach mehr zum Anziehen, ich wei einfach nicht mehr wohin damit!

    ... das ist das, was mir noch geblieben ist :)! Bitte, bitte, ich brauch wieder einen eigenen Schrank!

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  • RechenspieleVON CLEMENS DERGANC

    SchreikrampfVON MARIANNA KASTLUNGER

    Wie Geiwis wohnenVON GIANLUCA CREPALDI

    In den frhen 2000ern spielte ich noch in billigen

    Horrorfi lmen mit nun ist das Geld verprasst.

    Gute GrndeVON CLAUDIA NESSLER

    In diesem Bett wurde ich schon ge-zeugt und das ist leider kein Witz!

    Der Teppichboden imHausgang: Sptes-tens jetzt mchte ich bitte anonym bleiben

    Zwischendurch spiele ich meinen eigenen

    Bilderrahmen. Macht Spa.

    Auch in der Bettenabteilung herrscht

    karge Auswahl.

    Mbellose GeisteswissenschaftWhrend seine Freunde nach erfolgreichem Jura-, BWL- oder Medizinstudium bereits einen stattlichen Lebensstan-dard erreicht haben, muss unser brotloser Geisteswissen-schaftler die erheblichen Lcken in der Einrichtung seiner bescheidenen Behausung durch den einzigen Gegenstand kompensieren, den er in vielfacher, ja hundertfacher Aus-fhrung angesammelt hat: Das Buch.

    30

  • D as Ferdinandeum steht in der Mu-seumstrae in Innsbruck. Eigent-lich gehrt aber noch weit mehr zum Tiroler Landesmuseum bzw. zur Tiro-ler Landesmuseum Betriebs GmbH als der prunkvolle Historismus-Bau ein Blick auf die Homepage gengt, um sich bersicht ber die einzelnen Standorte zu verschaffen. Paradox

    ist, dass die mit rund zwei Millionen Objekten umfangreichste Sammlung des Landesmuse-ums, die naturwissenschaftliche Sammlung nmlich, hier keine Erwhnung fi ndet. Und das, obwohl die Wichtigkeit der naturwissen-schaftlichen Dokumentation als Sule der musealen Aufgaben schon in den Grndungs-formeln des Ferdinandeums festgeschrieben steht. Bei unserer Sammlung handelt es sich um das Gedchtnis der Natur Tirols, erklrt Peter Huemer, ohne unsere Arbeit wird bei-spielsweise die Behauptung, dass auf dem heutigen O-Dorf-Gelnde frher Feuerlilien geblht haben, zur reinen Glaubensfrage.

    Der studierte Zoologe und Experte fr die klassische Taxonomie von Alpenschmetter-lingen ist einer von drei Wissenschaftlern, die hier, am Sdrand der Stadt, im Dienst der naturwissenschaftlichen Sammlung des Landesmuseums arbeiten. Daneben gibt es noch einen Tierprparator und rund fnf wei-tere Angestellte, die im archivarischen und ad ministrativen Bereich ttig sind. Auerdem trifft man regelmig auch auf ehrenamtliche Mitarbeiter: Pensionisten oder Studenten, die in ihrer Freizeit mithelfen, die Dinge im wahrsten Sinne des Wortes in Ordnung zu

    bringen. Die Forschungsrume und Archive befi nden sich im dritten Stock des Gebudes Feldstrae 11a, eingerahmt von Autobahn, Westbahnhof und Baugewerbebetrieben. Eigentlich kein Wunder, dass sich nur selten Schulklassen bei uns fr Fhrungen anmel-den. Es ist schwer, berhaupt von unserer Existenz zu wissen und vielleicht sogar noch schwerer, uns zu fi nden das ist eben scha-de, sagt Huemer mit einem suerlichen Lcheln auf den Lippen. Schade auch, dass dem Gros der heimischen Bevlkerung nicht klar ist, dass hierzulande nicht nur in Universi-ttsinstituten oder in den Labors der Pharma-industrie Spitzenforschung im naturwissen-schaftlichen Bereich betrieben wird, sondern dass Forschung auch Museumsaufgabe ist und zwar nicht nur in Gebieten wie Soziologie oder Kunstgeschichte.

    Genetischer Fingerabdruck.Ein aktuelles Projekt, das mithelfen knnte, knftig mehr Aufmerksamkeit auf die For-schungsarbeit in der Feldstrae zu richten, ist passend zum UNO-Jahr der Biodiversitt das sogenannte DNA-Barcoding. Darunter versteht man das Anlegen, Speichern und Zu-

    Nicht nur auf universitrem Sektor wird in Innsbruck Spitzenwissenschaft betrieben. Auch unsere Museen forschen allen voran die naturwissenschaftliche Abteilung des Landesmuseums. Von Flo Pranger

    Strichcodes frSchmetterlinge

    Vor sieben Jahren wurde in Kanada ein erster grerer wissenschaftlicher Artikel verffentlicht, in dem behauptet wurde, dass zehn bisher als verschieden angesehene Arten eines bestimmten tropischen Tagfalters nur eine Art darstellten. Der Beweis dafr sollte via DNA-Barcoding erbracht werden. Bei dieser Methode wird ein rund 650 Basen langer Genabschnitt der mitochondrialen DNA sequenziert. Dieser Abschnitt eignet sich sehr gut fr die Unterscheidung der meisten Organis-men auf Artniveau. Die Abfolge der Basen Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin ergeben den fr die jeweilige Art typischen genetischen Fingerabdruck (Barcode). Der erwhnte Artikel wurde seinerzeit heftig kritisiert, es konnte aber bewiesen werden, dass zumindest sieben der zehn Tagfalter zu ein und derselben Art gehrten. Im BOLD-Projekt werden die sequenzierten DNA-Abschnitte gespei-chert und fr Vergleichszwecke verffentlicht.

    DNA-Barcoding

    6020

    /RAT

    HMAY

    R

    32

  • gnglichmachen von genetischen Vergleichs-daten aller mglichen Tier- und Pfl anzenarten (siehe Marginalie). Die Kommandozentrale dieses BOLD (Barcode Of Life Datasystems) genannten, internationalen Unterfangens ist das Institut fr Biodiversitt der Universitt Ontario in Guelph, Kanada. Dorthin werden systematisch Gewebsteile aller mglichen Spezies geschickt, vor Ort erfolgt dann die Auswertung und Archivierung. Bisher wurden so rund 900.000 Proben untersucht, darun-ter hauptschlich Einsendungen vom ameri-kanischen Kontinent. Es gibt aber mittlerweile auch ein paar Kooperationen mit europischen Wissenschaftsinstitutionen unter ande-rem eben mit der naturwissenschaftlichen Sammlung des Tiroler Landesmuseums. Pe-ter Huemer und seine Kollegen haben es sich nmlich zum Ziel gemacht, die im Alpenraum vorkommenden Schmetterlingsarten gene-tisch zu archivieren. sterreichweit nehmen wir mit unserer Beteiligung in diesem Umfang sicher eine Vorreiterrolle ein, sagt Huemer. Universittsinstitute knnen an BOLD kaum teilnehmen, da ihnen die dazu ntigen Samm-lungen fehlen. In den Alpen kommen etwa 6000 Schmetterlingsarten vor. In unserem Archiv haben wir rund 750.000 Individuen, das heit, dass wir, wenn berhaupt, nur we-nig frisch sammeln mssen. Immer vorausge-setzt, dass die Proben, die wir den archivierten Schmetterlingen entnehmen, noch nicht zu alt sind, um den genetischen Fingerabdruck

    zu erstellen, erklrt Huemer. Konkret handelt es sich bei den entnommenen Gewebsteilen um kleine Bruchstcke wie etwa ein Bein.

    Dafr, dass die Innsbrucker Forscher die Proben nehmen, aufbereiten und ihre Samm-lung fr BOLD zur Verfgung stellen, ist die Erstellung und Speicherung der Daten gratis. Huemer: Diese bereinkunft macht das gan-ze Projekt erst mglich. Anders wre so etwas nicht fi nanzierbar. Die Vorteile einer auf diese Weise generierten zentralen Datenbank der Arten liegen auf der Hand. Abgesehen von wis-senschaftlichen Problemlsungen bei der Be-stimmung der Artenvielfalt gibt es eine groe Anzahl von direkt umsetzbaren praktischen Anwendungen. So muss beispielsweise ein Insekt, das im Verdacht steht, ein gefhrlicher Pfl anzenschdling zu sein, nicht erst von der Raupe bis zur Fliege nachgezchtet werden, um die Art und damit das zu erwartende Scha-densausma bzw. die passenden Gegenma-nahmen bestimmen zu knnen. Ein einzelnes Ei gengt.

    Spannende Ergebnisse.Ein weiterer positiver Effekt der internati-onalen Gendatenbank ist die erleichterte Zusammenarbeit mit Forschern aus entfern-ten Lndern. So kooperiert Peter Huemer beispielsweise mit einem fi nnischen Wissen-schaftler die Fauna der Alpen habe nmlich zumindest uerlich einiges mit der skan-dinavischen Tierwelt gemeinsam. Nun wird

    genauer untersucht, ob frhere Artberein-stimmungen zu Recht getroffen wurden. Da haben sich historisch oft Ungenauigkeiten eingeschlichen. Irgendwann hat jemand ein-mal gesagt: Das sieht aus wie bei uns, also ist es dasselbe. Und danach haben das alle anderen einfach abgeschrieben. Jetzt wol-len wirs genau wissen, erklrt Huemer und spricht von vielen spannenden Entdeckun-gen, die den Forschern dank DNA-Barcoding in nchster Zeit ins Haus stehen. Man kann davon ausgehen, dass auch hier bei uns noch ganze Artkomplexe unerkannt sind, ergnzt der Wissenschaftler und meint weiter: ber-all wird mit dem Schlagwort Biodiversitt argumentiert dabei wird immer klarer, dass wir noch gar nicht wirklich wissen, wie diese Biodiversitt genau aussieht, nicht einmal vor unserer eigenen Haustr.

    Sogar innerhalb der Rumlichkeiten der naturwissenschaftlichen Sammlung ist noch vieles unbestimmt. Die unzhligen Kisten und Ksten, spektakulren Prparate von Tiger, Lwen und Raubvgeln sowie die mit 400 Jahren ltesten Pfl anzensammlungen sterreichs bergen Geheimnisse, die es zu ergrnden gilt. Die erdgeschichtliche Abtei-lung mit den imposanten Mineralienfunden ist gegenwrtig sogar gnzlich unbetreut. Sie sehen schon, sagt Peter Huemer schmunzelnd, auch wenn man uns hier fr 100 Jahre einsperren wrde, die Arbeit wr-de uns nicht ausgehen. q

    Peter HUEMER

    ARTENREICH. Die naturwissenschaftliche Sammlung fr Peter Huemer das Gedchtnis der Tiroler Natur umfasst allein 750.000 Schmetterlinge.

    33

  • I nnsbruck soll schner werden. Das ist das erklrte Ziel. Nach der Erneuerung des Sparkassen-platzes, der Gilmstrae und der Ma-ria-Theresien-Strae wurde krzlich auch das Wiltener Platzl renoviert. Absolut notwendig, war das Platzl doch eher ein Parkplatzl als sonst irgendwas. Nun ist es wie geplant die Verlngerung der Maria-Theresien-Strae. Die hnlichkeit lsst sich kaum abstreiten: rechteckige Bodenfl iesen aus hellgrauem Naturstein, Sitzbnke mit dunkelbraunen Holzlatten und ein neues Be-leuchtungskonzept. Apropos hnlichkeiten: Der Sparkassenplatz und die Gilmstrae se-hen auch nicht anders aus. Nichtsdestotrotz erfllen die Umgestaltungsmanahmen ihren Zweck: Auf den neuen Pltzen pulsiert das Leben und die Wirtschaftstreibenden der Umgebung knnen aufatmen.

    Demnchst soll St. Nikolaus dran sein. Der Stadtteil hat eine Belebung dringend ntig: St. Nikolaus ist das lteste Viertel Innsbrucks und die Zeit hat ihre Spuren hin-terlassen. Die Huserzeile der westlichen Innstrae wird gern von der Ottoburg aus fotografi ert, ber die Brcke kommt jedoch kaum jemand, der nicht muss. Dabei ist St.

    K ultur im weit gefassten Sinne ist in erster Linie ein gesamt-gesellschaftliches Trgermedium. Man kann sie sich als alles durch-dringenden und verbindenden ther vorstellen. Gerade in Zeiten, in denen wir angespornt werden, das gelebte Miteinander gegen omniprsentes Konkurrenzdenken ein-zutauschen, brauchen wir sie in dieser Eigen-schaft mehr denn je. Eine andere Facette der Kultur ist ihr reprsentativer Charakter. Sie eignet sich auch hervorragend, um denen, die sie machen bzw. fi nanzieren, eine Plattform zur Selbstdarstellung zu bieten.

    Das Bierstindl in Innsbruck ist ein Ort, an dem Kultur in ihrer wertvollsten Form ge-macht wird. Von den Menschen fr die Men-schen. Das Ziel aller 16 Vereine, die das Haus im Sden Innsbrucks momentan beherbergt,

    T eenies betrinken sich und versuchen mit schlechtem Benehmen einen Tagesabschlusspartner aufzu-reien. Damit knnte die Sendung Saturday Night Fever oberfl chlich beschrieben wer-den. Und doch ist es mehr, was da allwchent-lich auf ATV gezeigt wird. Die Sendung gibt tiefe Einblicke in das Sozialleben der Jugend und ist nher am Menschen, als es das selbst-ernannte Qualittsfernsehen jemals geschafft hat. Jeder, der selbst eine aktive Jugend hinter sich hat, kennt die Spiele. Man steht herum,

    wei nicht so recht, wie die fesche Brnette angesprochen werden soll, und versucht, sich mit etwas zu viel Alkohol zu Mut zu ver-helfen. Vor der eigenen Peer-Group mimt man gerne den Frauenkenner, doch wird die schnde Theorie in die Praxis umgesetzt, ist das Scheitern vorprogrammiert. Sa-turday Night Fever zeigt genau das von allen Seiten und in allen Facetten. Das Spiel scheint einfach: Wer schmiert sich mehr Chemie in die Haare, hat mehr PS im Auto, ist der grere Frauenfl sterer und kann nach einer LKW-Ladung Alkohol noch gerade stehen? Doch es steckt mehr darin. Die Sen-dung zeigt die Lebensrealitt vieler sterrei-chischer Jugendlicher. Eingesperrt zwischen lndlicher Langeweile und Groraumdiscos versuchen sie die eigene Unsicherheit hinter Macho sprchen und Chauvinismusritualen zu verstecken. Hinter den Proletenhllen von Molti, Spotzl, Pichler & Co. stecken oft frustrierte Jugendliche, die ihre Gefhle alles andere als unter Kontrolle haben und allw-chentlich mit der Realitt des eigenen Schei-terns konfrontiert werden. Denn eine fesche Frisur, ein fl otter Spruch und ein Ed-Hardy-Glitzershirt reichen dann halt doch nicht aus. Diese Erkenntnis ist bitter und ja, zugegeben, es macht diebischen Spa dabei zuzusehen, wie andere sie sich erst mhsam aneignen. q

    St. Nikolaus ist andersWarum eine Stadt wie Innsbruck mehr braucht als hellgraue Pltze.

    von Sylvia Ainetter [email protected]

    Kultur muss fr die Menschen seinDas Bierstindl ho t auf eine Restentschuldung. Stadt und Land zieren sich.

    von Flo Pranger [email protected]

    Frauenkenner und ProlosprcheSaturday Night Fever: So nah am Men-schen war Fernsehen lange nicht mehr.

    von Florian Gasser [email protected]

    Nikolaus kunterbunt, multikulturell und jung. In den vergangenen Jahren haben sich auch unter dem Einfl uss von Schloss Bchsenhausen im-mer mehr bildende Knstler, Desig-

    ner und Architekten angesiedelt. Die Lden und Bars an der Innstrae bilden eine skur-rile Mischung, die durchaus Charme besitzt. Nicht zu vergessen der Waltherpark, das Herzstck des Stadtteils, der als Treffpunkt und Erholungsplatz dient und Raum fr kreatives Schaffen lsst.

    Die Ankndigung, dass sich in St. Niko-laus einiges verndern soll, weckt beim er-fahrenen Innsbrucker nicht nur Freude, son-dern auch Sorge: St. Nikolaus ist ein Viertel, das anders ist, in dem Kunst und Leben abseits des Mainstreams mglich und er-wnscht sind und das trotz seines Alters vor allem junge Menschen anzieht.

    Das Ziel einer Revitalisierung sollte des-halb auch sein, den individuellen Charakter des Stadtteils zu erhalten und nicht alle Makel auszuradieren, sondern sie in Sze-ne zu setzen. Damit Innsbrucks Vielfalt und Charme erhalten bleiben und das einheitli-che Stadtbild nicht irgendwann zum klein-stdtischen Einheitsbrei verkommt. q

    ist nicht, den anderen zu berbieten. Es geht um ein gemeinsam gemachtes breites Kulturangebot. Es sollen nicht einzelne glnzen, sondern alle etwas davon haben. Nach turbulenten Zeiten

    und lngeren organisatorischen Aufrumar-beiten scheint es nun mglich, das Bierstindl mit dem gegenwrtigen Frderungsvolumen schuldenfrei zu fhren. Was noch fehlt, ist eine Restentschuldung durch Stadt oder Land. Doch niemand will die 25.000 Euro bernehmen. Das passt ins Konzept. Sieht man sich die Kulturinvestitionen insbeson-dere der Landeshauptstadt in den letzten Jahren an, wird schnell klar, dass hier Re-prsentationsprojekte den Vorzug erhalten. Denkmler fr die Politik, schn fr die Tou-risten. Allein die Innsbruckerinnen und Inns-brucker bleiben auf der Strecke. q

    MEINUNGMEINUNGMEINUNG

    Die Sendung ist nher am Menschen, als es das selbsternannte Qualitts-fernsehen jemals scha t.

  • DO, 5. AUGUST, 2000CONGRESS INNSBRUCK

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    Gerecht soll es zugehen in Tirol, ehrlich und fair!Die Beschftigten sind die Leistungstrger unseres Landes. Vom Bund kommen wenig po-sitive Signale. Umso wichtiger ist, dass es gerecht, ehrlich und fair zugeht in Tirol, zieht AK-Prsident Erwin Zangerl Sommerbilanz.

    D er AK-Prsident stellt klar: Jede Gruppe hat in unserer Gesellschaft eine Aufgabe, damit der Zusammenhalt gesichert bleibt. Nach diesem Prinzip funk-tioniert unser Sozialstaat. Wenn einzelne Gruppen ausscheren und sich nur die Rosi-nen herauspicken, kann sich das auf Dauer nicht ausgehen.

    Der Landespolitik attestieren wir der-zeit konstruktives Bemhen und faires Mit-einander auf gleicher Augenhhe. Unsere Vorschlge und Wnsche sind im Landtag und in der Landesregierung auf fruchtbaren Boden gefallen. Ich denke dabei an die neue Kinderbetreuung, die Reform bei der Arbeit-nehmerfrderung und das Grundverkehrs-gesetz, die alle unsere Handschrift tragen. Nicht zu vergessen unser Erfolg bei der Ab-schaffung des Kinderregresses, der Einrich-tung der gemeinsamen Zukunftsplattform, aber auch die offene Diskussion zu sozialem Elend, zu Armut und zur Finanzierung der Pfl ege. Man erkennt, dass sich die Landes-

    politik diesen Herausforderungen stellen will, was frher leider oft nicht der Fall war. Dazu gehrt auch, Probleme anzusprechen und anzugehen, statt sie wie frher allzu oft unter den politischen Teppich zu kehren.

    Leistbares WohnenEs herrscht Konsens darber, dass wir parallel zu den zu niedrigen Lhnen in Tirol ein Problem mit viel zu hohen Wohn- und Le-benshaltungskosten haben und deshalb et-was fr die Menschen tun mssen. Wir wid-men uns im Herbst verstrkt dem Thema leistbares Wohnen. Wir wollen die Rolle der gemeinntzigen Wohnbaugesellschaften thematisieren und die Wohnbaufrderungs-mittel zweckgebunden verwendet wissen.

    Wichtig fr die ASVG-versicherten Tiroler ist auch, dass unsere Krankenkasse wei-terhin beste Leistungen anbietet. Die TGKK ist kein Landesunternehmen, sondern wird nach dem Prinzip der Selbstverwaltung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern organi-siert. Weil wir am besten wissen, was die versicherten Arbeitnehmer und ihre Fami-lien brauchen. Unser Anliegen ist, dass die rztlichen vor allem auch die zahnrztlichen Angebote leistbar bleiben, die Versorgung im lndlichen Raum sichergestellt ist und dass es zu keiner Schlechterstellung der Ti-roler Versicherten bei den freiwilligen Leis-tungen kommt. Positiv ist noch festzuhal-ten, dass die Arbeitnehmervertretungen AK und GB koordiniert und gut zusammenar-beiten. Alle Fraktionen in der AK haben das gemeinsame Ziel, dass es gerecht in unse-rem Land zugeht und die Beschftigten zu ihrem Recht kommen. Damit sind wir gut gerstet fr einen mglichen heien Herbst auf Bundesebene. q

    Erwin Zangerl: Alle Fraktionen in der AK sowie die Arbeitnehmer-vertretungen AK und GB arbeiten koordiniert und gut in Tirol zusam-men. Damit sind wir gerstet fr einen mglichen heien Herbst auf Bundesebene.

    Unser Ziel: Gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten Erwin Zangerl, AK-Prsident

    AK

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  • ST. CHRISTOPHDIE BRUDERSCHAFT

    INFORMIERT

    W hrend die groe Wiener und die Mnchener Handschrift verbunden, stark beschnitten und mit neuem Einband versehen worden sind, ist der Kodex Figdor noch in der ursprnglichen Verfassung. Er cha-rakterisiert sich als ein rechtes Botenbuch: ein Umschlag von 21,5 cm Hhe zu 14,5 Breite, von derbem braunen Leder, ohne jede Verzierung und so knapp, dass die Pergamentlagen fast darber hinausragen. Auf der Seitenkante der Rckseite war ein Stck Leder angenht, das sich als Klappe zur Vorderseite he-rberschlug und hier durch Riemen oder Schnalle festgehalten wurde, sodass das Buch einen festen Schluss bekam. Die Klappe ist lngst abgeschnitten und von ihrer Befestigung sind auf der Vorderseite nur noch oben und unten je drei kleine Lchelchen zu sehen. Am Rcken sind noch zwei sehr fest angenhte Leder-schlaufen vorhanden, durch die sich ein Tragriemen ziehen lie. Auf die Innenseite des Vorderdeckels war unmittelbar aufs Leder Kreidegrund aufgetragen und auf ihn etwas aufgemalt worden, von dem, nach dem Abspringen des Malgrundes, nur noch gerin-ge Farbenspuren sich erhalten haben.

    Rohe Eingri e.Der Inhalt besteht aus sechs unregelmigen Lagen Perga-ments, von denen nur die drei letzten noch mit Leinenfden am Rcken hngen, die anderen aber lose beiliegen. Von den insge-samt 54 Pergamentblttern enthlt ein groer Teil Abschriften aus anderen Bchern, die den Boten beglaubigen sollten (...). Allerdings ist hier alles weit bescheidener als beim Mnchener Botenbuch. Bei der gleichen Blattgre hat letzteres nur vier, der Kodex Figdor dagegen sechs entsprechend kleinere Schilde untereinander am linken Seitenrande. Enthlt Mnchen auf 135 Blttern 366 Vollwappen, so zeigen die 54 Bltter des Kodex Fig-dor nur 21. Es fehlen bei Figdor nicht nur die bildlichen Darstel-lungen der beiden greren Handschriften, sondern die Zeich-nung ist auch im allgemeinen weit fl chtiger als bei jenen. War bei der Beschreibung der Mnchener Handschrift schon ber die brutale Verstmmelung der Schildhalterinnen zu klagen, so hat-te Figdors Handschrift zwar keine solchen zu verlieren, musste aber ebenfalls rohe Eingriffe erdulden. Das Buch ist anscheinend einmal entwendet worden und der Dieb hat dann, um die Her-kunft seines Raubes zu verschleiern, alle Eintrge ausgeschabt, die auf den Arlberg hinwiesen; er htete sich aber, durch Besch-digung der Wappen dessen Handelswert zu beeintrchtigen. q

    Kodex FigdorNeben der Wiener und der Mnchener Handschrift ist der Kodex Figdor, benannt nach einem be-deutenden Wiener Sammler, die dritte Originalhandschrift der Bruderschaft St. Christoph. In seinem Buch die Wappenbcher vom Arlberg beschreibt Prof. Otto Hupp den Kodex detailreich.

    Die nchsten traditionellen Feierlichkeiten der Bruderschaft St. Christoph fi nden am Sonntag, dem 11. Juli 2010 um 10.30 Uhr auf dem Kapellenplatz vor dem Arlberg Hospiz statt mit Festmesse vor der Kirche, Besinnungsstunde fr die Verkehrsteilnehmer und anschlieend mit einem gemtlichen Beisammensein in der Halle des Arlberg Hospizes mit Eintopf Heinrich Findelkind.Interessierte haben die Mglichkeit, am Nachmittag um 14.00 Uhr in die wohltti-ge Gesinnungsgemeinschaft aufgenommen zu werden.Bereits am Abend des 10. Juli wird jenen Mitgliedern, die seit 25 Jahren der Bruderschaft angehren, das goldene Ehrenzeichen der Bruderschaft verliehen. Die Mitglieder, die schon 35 Jahre Mitglied der Bruderschaft sind, erhalten das