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4 neue invasive Schadinsekten im Obst- und Weinbau im Gebiet des Oberheingrabens
‚InvaProtect‘ - Zwischenkolloquium Sainte-Croix-en-plaine 2017
W. Dahlbender, DLR Rheinpfalz
• Klimawandel und globaler Handel als wichtige Faktoren
• Warnhinweise, Prognosen, Bekämpfungsempfehlungen
• umweltverträgliche Bekämpfungsmethoden
• Schutz von Naturräumen, Artenschutz (auch in den Anlagen)
Hintergrund des Monitorings von 4 invasiver Arten
� Halyomorpha halys (Asiat. Marmorierte Baumwanze)
� Metcalfa pruinosa (Bläulingszikade)
� Pseudaulacaspis pentagona (Maulbeerschildlaus)
� Epidiaspis leperii (Rote Austernschildlaus)
Herkunft: AsienSchweiz: 2004Deutschland: 2011Frankreich: 2013
Halyomorpha halys Lebenszyklus
5 Nymphen-Stadien1 Generation / Jahr
N 1ca. 28 Eier / Gelege
N 5
N 2
Häutung zur N 3
N 4
Halyomorpha halys Entwicklung im Jahresverlauf Phänologie, Monitoring
Kontrolle auf Eiablageab Ende Mai
neue erwachseneWanzen ab August
Fallenkontrolle zumEnde der Überwinterung
Fallenkontrolle zu Beginn der Überwinterung
Halyomorpha halys Wirtspflanzen
Wirtsspektrum (saugen an Blättern und Früchten) = > 300 Pflanzenarten !
Fruchtgewächse: Citrus spp., Ebenholz (Diospyros spp., Ebenaceae), Apfel (Malus domestica), Maulbeere (Morus spp.), Aprikose (Prunus armeniaca), Kirsche (P. avium), Zwetschge (P. domestica), Pfirsich (P. persica), Birne (Pyrus communis), Himbeere (Rubus idaeus), Wein (Vitis vinifera), Gemeiner Hasel (Corylus avellana) …
Ackerbaukulturen: Spargel (Asparagus), Soja (Glycine max), Bohne (Phaseolus vulgaris), Mais (Zea mays) …
Forst und Zierpflanzen: Abelia, Acer, Buddleia davidii, Cryptomeria, Cupressus, Hibiscus, Lonicera, Paulownia tomentosa, Rosa rugosa, Salix, Ilex, Cotoneaster, Robinia, Prunus laurocerasus (Kirschlorbeer) …
Gemüse: Paprika (Capsicum), Tomate (Solanum lycopersicum), Zucchini (Cucurbita pepo), ...
KoblenzKöln
- Status 11/2017
Halyomorpha halys Verbreitungskarte Berlin
München
keine biologischenGegenspielernachgewiesen
Herkunft: NordamerikaNordwest-Schweiz: 2004Frankreich, Elsass: 2010 ?Deutschland: 2011
5 Nymphen-Stadien,1 Generation / Jahr
bis zu 100 Eier in verholzende Stängel
Metcalfa pruinosa Lebenszyklus
Metcalfa pruinosa Entwicklung im Jahresverlauf, Phänologie, Monitorin g
erste Nymphenab Ende Mai
letzte erwachseneWanzen Ende August
Kontrolle bevorzugter Wirtspflanzen: Cornus sp., Clematis (Waldrebe), Humulus (Hopfen), Urtica (Brennnessel), Ailanthus (Götterbaum)
Metcalfa pruinosa Wirtspflanzen
Wirtsspektrum (saugen an Ästen, Blättern, Früchten) = > 300 Pflanzenarten
Fruchtgewächse: Citrus spp., Zwetschge (P. domestica), Pfirsich (P. persica), Himbeere (Rubus idaeus), Wein (Vitis vinifera), …
Ackerbaukulturen: Soja (Glycine max) (in Italien )
Forst und Zierpflanzen: Cornus , Clematis (Waldrebe), Humulus (Hopfen), Hibiscus, Lonicera, Rosa rugosa, Ilex, Robinia, Ailanthus (Götterbaum), Prunus laurocerasus (Kirschlorbeer) …
Gemüse: in der Praxis keine Relevanz
Kräuter: Urtica dioica (Brennnessel), u.v.a.
Metcalfa pruinsoa Verbreitungskarte
grün = biologischeGegenspieler etabliert(Neodryinus typhlocybae)
• Halyomorpha halys: 2017 sehr starke Ausbreitung
- ernsthafte Schäden in Obst, Wein und Gemüse erwartet
- hohes Schadpotential, wenig Bekämpfungsmöglichkeiten
- keine biologischen Gegenspieler in Europa (Nachführung ?)
• Metcalfa pruinosa: regional, langsame Ausbreitung
- bevorzugt halbschattige Habitate , Rebanlagen weniger attraktiv
- Gefährdungspotential nur bei Massenentwicklung
- geeignete biologische Gegenspieler wurden nachgeführt
Fazit / Aussicht bzgl. Bekämpfung
• Empfehlung: auftretende Nützlinge schonen und fördern
• Verbringen von parasitiertem Material
• Artenschutz: Saumstrukturen und halbschattige Habit ate schützen
-> keine chemische Bekämpfung notwendig
-> keine Rodungsmaßnahmen notwendig
-> Metcalfa zieht sich vom Wein in die Saumstrukturen zurück
z.B. Auftreten von M. pruinosa in einem Naturschutzgebiet bei
Heidelberg: keine Bekämpfungsmaßnahmen notwendig !
Förderung von Nützlingen bei Metcalfa pruinosa
aktueller Stand zu Halyomorpha halys und Metcalfa pruinosa
• H. halys: starke urbane Ausbreitung, erste Schäden im Obst
• M. pruinosa: regional begrenzt, keine Kulturschäden
• H. halys: regionale urbane Ausbreitung, keine Kulturschäden
• M. pruinosa: regional begrenzt, nahe Rebanlagen ohne Schäden
• H. halys: starke urbane Ausbreitung, zunehmende Kulturschäden
• M. pruinosa: in der Nordwestschweiz nur urban nachgewiesen
Pseudaulacaspis pentagona Phänologie, Monitoring
Pheromonfalle ‚Trap Gard‘
Männliche Schildläuse am Baum
Foto: Wahl
Die Weibchen legen je nach Witterung ab Ende April/Anfang Mai (erste Generation) und von Juli bis August (zweite Generation) gelblich-orange Eier auf oder unter der Rinde ab (ca. 100 bis 150 Eier pro Weibchen).
Wanderlarven (Crawler)Nach ca. 2 – 3 Wochen schlüpfendie lachsfarbenen bis rötlichenLarven. Die männlichen Larvenverbleiben in der Nähe des mütter-lichen Schildes, die weiblichenLarven wandern umher bis sie sichfestsetzen. Windverfrachtung oderVerschleppung der Larven istebenfalls möglich.
Foto: Harzer
Foto: Harzer
Foto: Harzer
Die Flugzeiten der Männchen sind bei zwei Generationen im Jahr etwa im Juli und September.
Foto: Wahl
Pseudaulacaspis pentagona Wirtspflanzen
WirtspflanzenAus den USA sind 121 Wirtspflanzen bekannt, darunter Pfirsich, Johannisbeere, Himbeere, Ahorn, Bartblume, Blauglockenbaum, Eiche, Esche, Flieder, Kiwi, Linde, Maulbeere, Robinie, Trompetenbaum, Birne, Walnuss.
Neu: Stachelbeere, SüßkirscheBesonders betroffen sind Pfirsich und Süßkirschen.
BedeutungMassiver Befall führt innerhalb weniger Jahre zum vollständigen Absterben der Bäume und Sträucher.
Bef. Pfirsichbaum
Bef. Johannisbeere
Foto: Harzer
Foto: Harzer
Pseudaulacaspis pentagona Schadbild
Foto: Harzer
Foto: Harzer
Foto: Dahlbender
Foto: Dahlbender
Foto: Dahlbender
Foto: Dahlbender
Pseudaulacaspis pentagona Verbreitungskarte
Maulbeerschildlaus schreitet in Richtung Norden voran, vor allem an Pfirsich und Süßkirschen
grün = biologischeGegenspieler nachgewiesen(Schlupfwespen, Gallmücken, z.T. Marienkäfer)
• Am empfindlichsten auf Insektizide reagieren die Wanderlarven der Maulbeerschildlaus.
• Problem: Bekämpfungszeitraum je nach Kultur im Mai/Juni und August im rückstandsrelevanten Bereich.
• Effektivste Wirkstoffe (nach bisherigen Pfälzer Versuchs-erfahrungen): Chlorpyrifos-methyl und Spirotetramat(beide in Deutschland nicht zugelassen).
• Wichtigste Gegenmaßnahme: sofortiges Abschneiden befallener Äste und Roden massiv befallener Bäume und Sträucher sowie Verbrennen des Befallsmaterials.
• Parasitierung durch Zehrwespen wie Encarsia und Aphytis in der Pfalz und Rheinhessen Förderung der Gegenspieler.
Fazit / Aussicht bzgl. Bekämpfung zu Pseudaulacaspi s
Encarsia berlesei ( Natural History Museum)
Aphytis diaspidis (Zastita bilja u ratarstvu)
Epidiaspis leperii Lebenszyklus
Jan. Feb. März April Mai Juni Juli August Sept. Okt. Nov. Dez.
Winter Frühjahr Sommer Herbst Winter
Entwicklungszyklus: Rote Austernschildlaus (Epidiaspis leperii) (Quelle: Douglass R. Miller et. all.)
Wanderlarve
Eibildung
Ungefl. Männchen
Entwicklung Weibchen
ausgewachsenes Weibchen überwintert
Fotos: Dahlbender
Crawler WeibchenMännchen
Epidiaspis leperii Phänologie, Monitoring
Adulte Weibchen überwintern,
Eier werden im Frühjahr gebildet
Wanderlarven erscheinen im April bis Juni
Männchen erscheinen im Juli bzw. August und sind ungeflügelt
Foto: INRA
Eine Generation
Foto: Dahlbender
Foto: Dahlbender
Foto: Dahlbender
Foto: Harzer
Epidiaspis leperii Tabelle Wirtspflanzen
• Allgemein sehr polyphag – Rosaceae• Prunus• Pyrus• Ribes• Malus• Juglans• Crataegus• Picea
• In Deutschland (Pfalz und Rheinhessen) an Birne (Williams und Concorde) und an Zwetschen (Cacaks u. Mirabellen)
Foto: Dahlbender
Foto: Dahlbender
Epidiaspis leperii Verbreitungskarte
Rote Austernschildlaus :in der Mitte und im Süden Deutschlands mittlerweile in vielen Zwetschen und zum Teil in Birnenanlagen
grün = biologischeGegenspieler nachgewiesen(Schlupfwespen, Gallmücken, z.T. Marienkäfer)
• Empfehlung: auftretende Nützlinge schonen und fördern
• Verbringen von parasitiertem Material (Holzrückschnitt)
• Artenschutz: nützliche Arten in der Anlage schützen
-> chemische Bekämpfung auf notwendiges Maß reduzieren
-> integrierte Bekämpfungsmaßnahmen, Resistenzen vermeiden
-> Nützlinge aus Rückschnitt in der Anlage schlüpfen lassen
-> Nützlinge an Schildläusen sind ein wirtschaftlicher Wert !
Förderung von Nützlingen bei Schildläusen
• Am empfindlichsten auf Insektizide reagieren die Wanderlarven der Roten Austernschildlaus.
• Problem: Bekämpfungszeitraum je nach Kultur im Mai / Juni im rückstandsrelevanten Bereich.
• Effektivste Wirkstoffe (Versuche Rheinland-Pfalz): Chlorpyrifos-methyl und Spirotetramat (beide in Deutschland nicht zugelassen). Präparate aus der Gruppe der Neonicotinoide geringere Wirkungsgrade.
• Wichtigste Gegenmaßnahme: Roden massiv befallener Bäume und Sträucher sowie Verbrennen des Befallsmaterials.
• Parasitierung durch Zehrwespen wie Encarsia und Aphytis-Arten in der Pfalz und Rheinhessen Förderung der Gegenspieler.
Fazit / Aussicht bzgl. Bekämpfung zu Epidiaspis leperii
aktueller Stand aus D, F, CH (Pseudaulacaspis und Epidiaspis)
• Epidiaspis leperii in vielen Anlagen etabliert, Schäden in Zwetschen und Birnen, lebt versteckt, Bekämpfung notwendig, Nützlinge (Aphytis-Arten) wurden gefunden.
• Pseudaulacaspis pentagona in Richtung Norden auf dem Vormarsch, Kirschen und Pfirsiche, Befall nimmt zu, Bekämpfung notwendig, Nützlinge (Encarsia-, Aphytis-Arten) wurden gefunden.
• Epidiaspis leperii nur lokal, Schäden in Zwetschen und Birnen, Bekämpfung bedingt notwendig, Nützlinge (Aphytis-Arten) wurden gefunden
• Pseudaulacaspis pentagona in Obstanlagen derzeit wenig relevant, Befall nimmt zu, Bekämpfung nur lokal notwendig
• Epidiaspis leperii in Obstgebieten verbreitet, Bekämpfung bedingt notwendig
• Pseudaulacaspis pentagona in Obstanlagen zunehmend relevant, Bekämpfung nur lokal notwendig