22 GESELLSCHAFT M ALORC ZEITU NG –r . 96 Juni201 „Köche ... file„Köche bieten von ganz...

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„Köche bieten von ganz alleine ein gewisses Entertainment“ Die Gastro-Journalistin Alexandra Kilian ist Jurorin in der TV-Sendung „Top Chef Germany“. Am Mittwoch (12.6.) läuft das auf Mallorca gedrehte Finale. Ein Ausblick auf die Show LARS KREYE Mallorca rückt auch im Fernsehen gastrono- misch in den Vordergrund: Die erste Ausgabe der Kochshow „Top Chef Germany“ feiert ihr Finale (.., ab . Uhr, Sat.) in Sóller. Zwölf Spitzenköche aus Deutschland haben sich in bisher fünf Sendungen den Urteilen der Jury, bestehend aus dem Koch Eckart Wit- zigmann, dem Koch Peter Maria Schnurr und der Gastro-Kritikerin Alexandra Kilian, ge- stellt. Dabei galt es jeweils, eine Aufgabe der Jury im Studio Babelsberg in Berlin zu meis- tern, eine Außenchallenge zu bestehen und eine Herausforderung vom Juryleiter Eckart Witzigmann anzunehmen. Der Gewinner er- hält . Euro und ein Porträt im Foodma- gazin „Der Feinschmecker“ – für das die in Lon- don lebende Journalistin Alexandra Kilian un- ter anderem Restaurant-Kritiken schreibt. Mit ihr sprach die MZ am Telefon. Wie kam es zu der Idee, die Final-Show auf Mallorca stattfinden zu lassen? Herr Witzigmann hat eine sehr persönliche Beziehung zu Mallorca, wie ich auch. Ich kom- me seit meiner Kindheit hierher, habe ich hier auf Son Marroig geheiratet. Herr Wit- zigmann hat sehr lange Zeit Restaurants und Hotels beraten, er hat auf Mallorca gelebt – tat- sächlich auch in Sóller. Er hat vom Strand aus, wo wie gedreht haben, rüber zu seiner alten Wohnung schauen können. Was wird es beim Finale für die Zuschauer zu sehen geben? Wir waren vier Tage ausschließlich in Sóller, haben dort zum Beispiel auf dem Markt ge- dreht. Am Strand findet das Vorfinale statt, von den vier Finalisten bleiben zwei übrig, die dann im Restaurant Neni vom Bikini-Hotel ko- chen werden. Die Restaurant-Besitzerin Haya Molcho nimmt als Gastjurorin teil. Dazu kom- men noch geladene Gäste, die ebenfalls pro- bieren dürfen und als Gruppe eine weitere Stimme zum Urteil beisteuern. Profiköche gehen anders miteinander um als Fernsehköche? Sie kochen in einem ganz anderen Tempo, es ist spannend zu sehen, wie sie miteinander agieren. Und Köche bieten von ganz alleine ein gewisses Entertainment, das natürlich für jedes Format auch ein Stück weit gebraucht wird. Was aber hinter dieser Sendung steht, ist, Nachwuchs zu generieren. Hier hat die Spitzenküche ein riesiges Problem und die üb- lichen Kochsendungen helfen dabei leider nicht, weil sie ein verzerrtes Bild von einem Koch schaffen. Das finde ich bei „Top Chef Ger- many“ so spannend. Ich hoffe, es interessieren sich noch viel mehr junge Leute nach der Show für diesen so wertvollen Beruf – es wäre doch zu schade, wenn unser Kulturgut Essen nicht entsprechend gefördert und weiter vo- rangebracht werden könnte. Und der zweite Grund, bei der Sendung mit- zumachen? War für mich Eckart Witzigmann. Er ist für mich der Koch der Köche, die lebende Legen- de. Wenn man sich mit Genuss befasst, kommt man an Herrn Witzigmann nicht vorbei. Wie lief die Zusammenarbeit in der Jury? Wir haben viel diskutiert, manchmal auch hef- tig, aber immer mit Respekt voreinander. Über Geschmack lässt sich bekanntlich ja auch streiten, oder, wie hier herrlich kontro- vers und äußerst fruchtbar diskutieren. Wie stehen Sie zur mallorquinischen Küche, die ja auch gerne mit Innereien aufwartet? Da bin ich voll dabei. Ich esse alles, probiere alles – und ich stehe total auf Innereien. Da habe ich auch als Kind nie Manschetten ge- habt. Und ich finde, es gehört sich auch, wenn man in einem anderen Land oder in diesem Fall auf einer Insel ist, dass man die lokalen Spezialitäten probiert. Nur so lernt man die Menschen, ihre Kultur auch kennen. Haben Sie auf der Insel ein Lieblingsrestau- rant, welches Sie immer besuchen? Ich habe einen Lieblingskoch, der heißt An- dreas Alberg, er kommt aus Schweden und lebt in der Nähe von Palma. Das ist ein Guerilla-Koch, er hat also kein eigenes Restau- rant, sondern so etwas wie ein Catering-Unter- nehmen, und manchmal hat man Glück und wird zu ihm nach Hause eingeladen. Er kocht unfassbar gut und weiß, Top-Produkte ent- sprechend zu zelebrieren. Schade, dass ich es momentan nur ein-, zweimal im Jahr auf die Insel schaffe, das müssen wir ändern! Was für Challenges müssen die Kandidaten auf Mallorca bestehen? Das kann ich nicht verraten. Nur so viel: Wer die Küche von Haya Molcho kennt, hat viel- leicht eine Vorstellung davon, um was für eine Art von Gerichten es sich handeln könnte. Und es wird ein Wiedersehen mit allen Kandi- daten geben, da sich die beiden Finalisten aus den zehn ausgeschiedenen ein Team zusam- menstellen dürfen. „Top Chef“ lebt von den Challenges, jemand gewinnt oder verliert, Kochshows werden extremer. Ist das nicht alles zu viel Show? Wenn ich eine Anfrage von einer anderen Kochsendung bekommen hätte, hätte ich nicht so einfach zugesagt, denn meist ist mir das dort tatsächlich zu viel Show. Bei „Top Chef“ habe ich sofort Ja gesagt, aus zwei Grün- den. Weil dieses Format so anders ist, aus- schließlich Profi-Köche gegeneinander antre- ten und es hauptsächlich um die Spitzenkü- che geht und wie dort gearbeitet wird. Alexandra Kilian lebt in London und hat auf Mallorca geheiratet. FOTO: ARNE WEYCHARDT/SAT.1 GESELLSCHAFT 22 MALLORCA ZEITUNG – Nr. 996 – 6. Juni 2019 Annette Glücklich (vorne) ist eine der Finalistinnen. FOTO: ANDRÉ KOWALSKI/SAT.1 06022GS_General_Maquetación 1 06/06/2019 15:49 Página 1

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„Köche bieten von ganz alleine ein gewisses Entertainment“Die Gastro-JournalistinAlexandra Kilian ist Jurorin in der TV-Sendung„Top Chef Germany“. AmMittwoch (12.6.) läuft das aufMallorca gedrehte Finale.Ein Ausblick auf die Show

LARS KREYE

Mallorca rückt auch im Fernsehen gastrono-misch in den Vordergrund: Die erste Ausgabeder Kochshow „Top Chef Germany“ feiert ihrFinale (12.6., ab 20.15 Uhr, Sat.1) in Sóller.Zwölf Spitzenköche aus Deutschland habensich in bisher fünf Sendungen den Urteilender Jury, bestehend aus dem Koch Eckart Wit-zigmann, dem Koch Peter Maria Schnurr undder Gastro-Kritikerin Alexandra Kilian, ge-stellt. Dabei galt es jeweils, eine Aufgabe derJury im Studio Babelsberg in Berlin zu meis-tern, eine Außenchallenge zu bestehen undeine Herausforderung vom Juryleiter EckartWitzigmann anzunehmen. Der Gewinner er-hält 50.000 Euro und ein Porträt im Foodma-gazin „Der Feinschmecker“ – für das die in Lon-don lebende Journalistin Alexandra Kilian un-ter anderem Restaurant-Kritiken schreibt. Mitihr sprach die MZ am Telefon.

Wie kam es zu der Idee, die Final-Show aufMallorca stattfinden zu lassen?Herr Witzigmann hat eine sehr persönlicheBeziehung zu Mallorca, wie ich auch. Ich kom-me seit meiner Kindheit hierher, 2016 habeich hier auf Son Marroig geheiratet. Herr Wit-zigmann hat sehr lange Zeit Restaurants undHotels beraten, er hat auf Mallorca gelebt – tat-sächlich auch in Sóller. Er hat vom Strand aus,wo wie gedreht haben, rüber zu seiner altenWohnung schauen können.

Was wird es beim Finale für die Zuschauerzu sehen geben?Wir waren vier Tage ausschließlich in Sóller,haben dort zum Beispiel auf dem Markt ge-dreht. Am Strand findet das Vorfinale statt, vonden vier Finalisten bleiben zwei übrig, diedann im Restaurant Neni vom Bikini-Hotel ko-chen werden. Die Restaurant-Besitzerin HayaMolcho nimmt als Gastjurorin teil. Dazu kom-men noch 40 geladene Gäste, die ebenfalls pro-bieren dürfen und als Gruppe eine weitereStimme zum Urteil beisteuern.

Profiköche gehen anders miteinander umals Fernsehköche?Sie kochen in einem ganz anderen Tempo, esist spannend zu sehen, wie sie miteinanderagieren. Und Köche bieten von ganz alleineein gewisses Entertainment, das natürlich fürjedes Format auch ein Stück weit gebrauchtwird. Was aber hinter dieser Sendung steht,ist, Nachwuchs zu generieren. Hier hat dieSpitzenküche ein riesiges Problem und die üb-lichen Kochsendungen helfen dabei leidernicht, weil sie ein verzerrtes Bild von einemKoch schaffen. Das finde ich bei „Top Chef Ger-many“ so spannend. Ich hoffe, es interessierensich noch viel mehr junge Leute nach derShow für diesen so wertvollen Beruf – es wäredoch zu schade, wenn unser Kulturgut Essennicht entsprechend gefördert und weiter vo-rangebracht werden könnte.

Und der zweite Grund, bei der Sendung mit-zumachen?War für mich Eckart Witzigmann. Er ist fürmich der Koch der Köche, die lebende Legen-de. Wenn man sich mit Genuss befasst, kommtman an Herrn Witzigmann nicht vorbei.

Wie lief die Zusammenarbeit in der Jury?Wir haben viel diskutiert, manchmal auch hef-tig, aber immer mit Respekt voreinander.Über Geschmack lässt sich bekanntlich jaauch streiten, oder, wie hier herrlich kontro-vers und äußerst fruchtbar diskutieren.

Wie stehen Sie zur mallorquinischen Küche,die ja auch gerne mit Innereien aufwartet?Da bin ich voll dabei. Ich esse alles, probierealles – und ich stehe total auf Innereien. Dahabe ich auch als Kind nie Manschetten ge-habt. Und ich finde, es gehört sich auch, wennman in einem anderen Land oder in diesemFall auf einer Insel ist, dass man die lokalenSpezialitäten probiert. Nur so lernt man dieMenschen, ihre Kultur auch kennen.

Haben Sie auf der Insel ein Lieblingsrestau-rant, welches Sie immer besuchen?Ich habe einen Lieblingskoch, der heißt An-dreas Alberg, er kommt aus Schweden undlebt in der Nähe von Palma. Das ist ein Guerilla-Koch, er hat also kein eigenes Restau-rant, sondern so etwas wie ein Catering-Unter-nehmen, und manchmal hat man Glück undwird zu ihm nach Hause eingeladen. Er kochtunfassbar gut und weiß, Top-Produkte ent-sprechend zu zelebrieren. Schade, dass ich esmomentan nur ein-, zweimal im Jahr auf dieInsel schaffe, das müssen wir ändern!

Was für Challenges müssen die Kandidatenauf Mallorca bestehen?Das kann ich nicht verraten. Nur so viel: Werdie Küche von Haya Molcho kennt, hat viel-leicht eine Vorstellung davon, um was für eineArt von Gerichten es sich handeln könnte.Und es wird ein Wiedersehen mit allen Kandi-daten geben, da sich die beiden Finalisten ausden zehn ausgeschiedenen ein Team zusam-menstellen dürfen.

„Top Chef“ lebt von den Challenges, jemandgewinnt oder verliert, Kochshows werdenextremer. Ist das nicht alles zu viel Show?Wenn ich eine Anfrage von einer anderenKochsendung bekommen hätte, hätte ichnicht so einfach zugesagt, denn meist ist mirdas dort tatsächlich zu viel Show. Bei „TopChef“ habe ich sofort Ja gesagt, aus zwei Grün-den. Weil dieses Format so anders ist, aus-schließlich Profi-Köche gegeneinander antre-ten und es hauptsächlich um die Spitzenkü-che geht und wie dort gearbeitet wird.

Alexandra Kilian lebt in London und hat auf Mallorca geheiratet. FOTO: ARNE WEYCHARDT/SAT.1

GESELLSCHAFT22 MALLORCA ZEITUNG – Nr. 996 – 6. Juni 2019

Annette Glücklich (vorne) ist eineder Finalistinnen. FOTO: ANDRÉ KOWALSKI/SAT.1

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