#18 proud magazine Berlin
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Transcript of #18 proud magazine Berlin
JULI 2010BERLIN #18
MOBILEEFIVE YEARS, FIVE BOTTLES?
HUNDREDSOPTIMISTIC MELANCHOLY
WOOSTER COLLECTIVESTREETART BLOG #1
+ITAY SHREMSANDRUSHKA BECKIN THE FAST LANEINSAELLEPARAMOURDEADLY FROM UK
BER
LINISSU
E #18 • M
OB
ILEE • HU
ND
RED
S • WO
OSTER
CO
LLECTIVE
JULI 2010
Ganz neu in unseremSortiment: die Zukunft.
AuthorisedReseller
Beratung inklusive. Wenn es um Apple & Co. geht, sind Sie bei uns an der richtigen Adresse. Wir analysieren Ihre Bedürfnisse genau und verkaufen Ihnen nur das, was Sie auch wirklich brauchen. Digitale Ideen erleben.
GRAVIS Flagshipstore Berlin, Ernst-Reuter-Platz 9, 10587 Berlin
27x in Deutschland und im Internet: www.gravis.de
proud_magazine_07.10.indd 1 24.06.2010 17:33:10 Uhr
3EDITORIAL
ewinnen oder verlieren. Vor dem inneren Auge spielen sich
beide Szenarien blitzschnell ab, durchdacht, bis in's Detail.
Du musst eine Entscheidung treffen.
Diesen Monat habe ich entschieden. Die Münze einfach fal-
len lassen, mir die Hände gewaschen und unter meine Kar-
ten geschaut. All-in, so schlimm wird's nicht sein.
Mein Drang, Fahrradfahrer zu schubsen, lässt nicht nach. Die fühlen sich so elegant
und unangreifbar. Man muss aufzeigen, dass Gleichgewicht gestört werden kann,
sonst wird's vergessen. So wie bei den Katzen, die sich beim Sprung verrechnen und
abstürzen. Realitätsbewusstsein zurückgewonnen. Harte Tatsachen.
Ein Ausflug auf die Sonnenseite rettet Dein Leben. Durchatmen. Zeit dehnen. Luft
anhalten. Augen schließen. Yoga für Anfänger – erste Schritte leicht gemacht. Au-
gen öffnen. Alles ist gut: Blumenwiesen, Brathähnchen mit Pommes, 'ne Spritzpis-
tole wo nur Glück rauskommt, Meeressand, Korallenriffe, Fliegen können, Capri-
sonne und 'nen Eis am Stiel.
Genau so. Nicht anders. Sommerferien. Es ist geschafft. Der erste Urlaub. Die
lässt die Füße baumeln. Natürlich die Zehen im Wasser. Die Hände als Kopfkissen.
Blick in die Wolken. Vogelperspektive.
Fokus: Trade Show. Wer ist schon noch ein Styleleader. Die Stilprägenden müssen
heute ihren Stil immer schneller ändern oder ins radikale gehen, weil die Masse von
der sie sich abzuheben suchen immer schneller ihre Stile assimiliert. Kann man
das mit dem sich abheben dann nicht einfach lassen?
Alles wird gut.
Richard Kirschstein
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27x in Deutschland und im Internet: www.gravis.de
proud_magazine_07.10.indd 1 24.06.2010 17:33:10 Uhr
3EDITORIAL
ewinnen oder verlieren. Vor dem inneren Auge spielen sich
beide Szenarien blitzschnell ab, durchdacht, bis in's Detail.
Du musst eine Entscheidung treffen.
Diesen Monat habe ich entschieden. Die Münze einfach fal-
len lassen, mir die Hände gewaschen und unter meine Kar-
ten geschaut. All-in, so schlimm wird's nicht sein.
Mein Drang, Fahrradfahrer zu schubsen, lässt nicht nach. Die fühlen sich so elegant
und unangreifbar. Man muss aufzeigen, dass Gleichgewicht gestört werden kann,
sonst wird's vergessen. So wie bei den Katzen, die sich beim Sprung verrechnen und
abstürzen. Realitätsbewusstsein zurückgewonnen. Harte Tatsachen.
Ein Ausflug auf die Sonnenseite rettet Dein Leben. Durchatmen. Zeit dehnen. Luft
anhalten. Augen schließen. Yoga für Anfänger – erste Schritte leicht gemacht. Au-
gen öffnen. Alles ist gut: Blumenwiesen, Brathähnchen mit Pommes, 'ne Spritzpis-
tole wo nur Glück rauskommt, Meeressand, Korallenriffe, Fliegen können, Capri-
sonne und 'nen Eis am Stiel.
Genau so. Nicht anders. Sommerferien. Es ist geschafft. Der erste Urlaub. Die
lässt die Füße baumeln. Natürlich die Zehen im Wasser. Die Hände als Kopfkissen.
Blick in die Wolken. Vogelperspektive.
Fokus: Trade Show. Wer ist schon noch ein Styleleader. Die Stilprägenden müssen
heute ihren Stil immer schneller ändern oder ins radikale gehen, weil die Masse von
der sie sich abzuheben suchen immer schneller ihre Stile assimiliert. Kann man
das mit dem sich abheben dann nicht einfach lassen?
Alles wird gut.
Richard Kirschstein
KontaKtKirschstein & Mahrt GbR
Naunynstraße 2710997 Berlin Kreuzberg
+49 (0) 30 78 08 80 97hq@ .de
Fashion DiRECtoR
Haniball Saliba
aDvERtising ManagER
Emin Henri Mahrt
Kirsten Toft Nagel
Richard Kirschstein
MusiC EDitoR
Lev Nordstrom
Uwe Krass
CovER
Haniball Saliba
Marcus Witte
EDitoRiaL tEaM
Anne Behrndt
Andrej Rüb
Benjamin Gruber
Cim Topal
Ida Westheuser
Josephine Müller
Lukas Kampfmann
Miron Tenenberg
Moritz Stellmacher
Pelen Boramir
Ron Wilson
Ronny Schröder
Sophie Senoner
Willi Zägenhagen
EvEnt ManagER
Cim Topal
Ricardo Kramer
PubLishER
Emin Henri Mahrt
Richard Kirschstein
EDitoR in ChiEF
Emin Henri Mahrt
Richard Kirschstein
aRt DiRECtoR
Vinzent Britz
CREativE DiRECtoR
Moritz Stellmacher
ContRibutoRs
Eugenio Perazzo
Gesa Hollender
Konstantin Arnold
Laura Wiese
Lisa Zeitler
Lukasz Woljeko
Mai Weiss
Marcus Witte
Philip Holke
Tobias Schult
Tülay
sPECiaL thanKs
Ariane Kirschstein
Eva und Lale Mahrt
Karl-Heinz Kirschstein
Nuri Sezer
Oliver Keresztes
Sünje von Ahn
Klaus Mabel Aschenneller
Cim gehört seit Jahren zur Familie,
weil er immer die heißesten Tussis mit
zur Party bringt. Sein Charme schlägt
aber nicht nur bei den Weibern an,
auch das Team ist verzaubert. In
den letzten vier Monaten hat er ohne
zu mosern oder aufzumucken jede
Aufgabe durchgeboxt, immer selbstlos
das Optimum für alle im Blick.
Lieber Cim, schön das 36 Dich wieder
hat. PS: Wenn Du nochmal versucht
hier abzuhaun gibt's Stress.
Text Richard Kirschstein
CiMtoPaL
EMPLOYEE OF THE MONTH
4 staRt
KontaKtKirschstein & Mahrt GbR
Naunynstraße 2710997 Berlin Kreuzberg
+49 (0) 30 78 08 80 97hq@ .de
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Uwe Krass
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Haniball Saliba
Marcus Witte
EDitoRiaL tEaM
Anne Behrndt
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Benjamin Gruber
Cim Topal
Ida Westheuser
Josephine Müller
Lukas Kampfmann
Miron Tenenberg
Moritz Stellmacher
Pelen Boramir
Ron Wilson
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Cim Topal
Ricardo Kramer
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Emin Henri Mahrt
Richard Kirschstein
EDitoR in ChiEF
Emin Henri Mahrt
Richard Kirschstein
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Vinzent Britz
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Eugenio Perazzo
Gesa Hollender
Konstantin Arnold
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Lisa Zeitler
Lukasz Woljeko
Mai Weiss
Marcus Witte
Philip Holke
Tobias Schult
Tülay
sPECiaL thanKs
Ariane Kirschstein
Eva und Lale Mahrt
Karl-Heinz Kirschstein
Nuri Sezer
Oliver Keresztes
Sünje von Ahn
Klaus Mabel Aschenneller
Cim gehört seit Jahren zur Familie,
weil er immer die heißesten Tussis mit
zur Party bringt. Sein Charme schlägt
aber nicht nur bei den Weibern an,
auch das Team ist verzaubert. In
den letzten vier Monaten hat er ohne
zu mosern oder aufzumucken jede
Aufgabe durchgeboxt, immer selbstlos
das Optimum für alle im Blick.
Lieber Cim, schön das 36 Dich wieder
hat. PS: Wenn Du nochmal versucht
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Text Richard Kirschstein
CiMtoPaL
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YOU’LL EAT BETTER.
Shop online at Diesel.com
BE STUPID
zu|frie|den - Adj. - [zusger. aus älteren Wendungen wie zu Frieden setzen = zur Ruhe bringen]
INTRO
BERLIN
FASHION
MUSIC
ART
OUTRO
08
10
12
14
30
34
38
40
48
50
66
Flash Moritz Stellmacher
Flash Miron Tenenberg
Report Firetrap Deadly
Report Vöslauer Amber Stix
Fashion Flash Haniball Saliba
Fashion Chat Sandrushka Beck
7Days Eugenio und Tülay
Shoot In The Fast Lane
Chat Dream
Report Rentafloss
Last Word Pelén Boramir
Editorial
Imprint
Content
strasserauf Report
VDWS und Axe Report
PlayStation Report
Miron Tenenberg Soberdose
Graf Oskar Report
Hundreds Artist Shoot
Anne Behrndt & Lev Nordstrom Sounds
Mobilee Bottled
Elleparamour Open Word
Wooster Collective Streets
Insa Last Look
03
04
06
16
18
19
20
22
24
52
54
58
60
62
darf nicht ohne das Einverständnis von Richard Kirschstein oder Emin Mahrt, beziehungsweise den Leuten die deren Unterschriften perfekt fälschen können, verkauft, verliehen oder geknickt werden. respektiert die Unterschiedlichkeit der Menschen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. liebt Dich doch! Die publizierten Artikel entsprechen dennoch ausschließlich der Meinung der Autoren und nicht zwangsläufig der Redaktion. Diese müssen auch nicht intelligent oder gut durchdacht sein. Dafür machen wir mal wieder eine schöne Seite zum Angucken. Wenn Ihr uns die Grafik klaut, holen wir unsere Freunde und Ihr seid dran. Ansonsten, alles Roger. Verantwortlicher im Sinne des Presserechts ist Emin Mahrt oder Richard.
ist eine freie, monatliche Publikation von Liebhabern und Legenden.
Foto: Sonntagnachmittag auf dem Weg
vom Barfuss Open Air zurück in's Büro.
CONTENT
6 CONTENT
nie rüf ,tlaheG mehcielg ieb sad dnU .bojsgatblaH muz boJ nenied thcam 82 ESOD EZRAWHCS egnal nohcs ud sad ,tkejorP evitaerk sad rüf rhem nednutS reiv gaT nedej ud tsah timaD .rhaJ seblah hcid briweB .0102 bojsgatblaH ned rüf tadidnaK edrew dnu tztej hcid ereimrofnI .tsbeihcsreh rid rov -íaçA red sisaB fua sknirdygrenE nehcilrütan netsre sed eigrenE red tim nneD .eedI renied tim hcafnie
.stkejorP nevitaerk senied gnureisilaeR eid rüf rhem nednutS reiv – nednutS 82 gaT red tah ereeB
)w/m( evitaerK :neteib riW
gaT/h4 mu tiezstiebrA renied gnureizudeR stlaheG nednellaftne sed hcielgsuA tkejorP sevitaerk nied rüf gnuztütsretnU dnu tieZ
nehcus riW menie tim )w/m( rebreweB nenie :sua tkejorP
ngiseD tsnuK efiargotoF kisuM rutaretiL hciereB nevitaerk neredna menie redo
ud tsednfi sliateD ella dnu negnugnidebemhanlieT retnu ed.0102bojsgatblah.www
zu|frie|den - Adj. - [zusger. aus älteren Wendungen wie zu Frieden setzen = zur Ruhe bringen]
INTRO
BERLIN
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08
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38
40
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50
66
Flash Moritz Stellmacher
Flash Miron Tenenberg
Report Firetrap Deadly
Report Vöslauer Amber Stix
Fashion Flash Haniball Saliba
Fashion Chat Sandrushka Beck
7Days Eugenio und Tülay
Shoot In The Fast Lane
Chat Dream
Report Rentafloss
Last Word Pelén Boramir
Editorial
Imprint
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strasserauf Report
VDWS und Axe Report
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Miron Tenenberg Soberdose
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Anne Behrndt & Lev Nordstrom Sounds
Mobilee Bottled
Elleparamour Open Word
Wooster Collective Streets
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03
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darf nicht ohne das Einverständnis von Richard Kirschstein oder Emin Mahrt, beziehungsweise den Leuten die deren Unterschriften perfekt fälschen können, verkauft, verliehen oder geknickt werden. respektiert die Unterschiedlichkeit der Menschen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. liebt Dich doch! Die publizierten Artikel entsprechen dennoch ausschließlich der Meinung der Autoren und nicht zwangsläufig der Redaktion. Diese müssen auch nicht intelligent oder gut durchdacht sein. Dafür machen wir mal wieder eine schöne Seite zum Angucken. Wenn Ihr uns die Grafik klaut, holen wir unsere Freunde und Ihr seid dran. Ansonsten, alles Roger. Verantwortlicher im Sinne des Presserechts ist Emin Mahrt oder Richard.
ist eine freie, monatliche Publikation von Liebhabern und Legenden.
Foto: Sonntagnachmittag auf dem Weg
vom Barfuss Open Air zurück in's Büro.
CONTENT
6 CONTENT
nie rüf ,tlaheG mehcielg ieb sad dnU .bojsgatblaH muz boJ nenied thcam 82 ESOD EZRAWHCS egnal nohcs ud sad ,tkejorP evitaerk sad rüf rhem nednutS reiv gaT nedej ud tsah timaD .rhaJ seblah hcid briweB .0102 bojsgatblaH ned rüf tadidnaK edrew dnu tztej hcid ereimrofnI .tsbeihcsreh rid rov -íaçA red sisaB fua sknirdygrenE nehcilrütan netsre sed eigrenE red tim nneD .eedI renied tim hcafnie
.stkejorP nevitaerk senied gnureisilaeR eid rüf rhem nednutS reiv – nednutS 82 gaT red tah ereeB
)w/m( evitaerK :neteib riW
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ngiseD tsnuK efiargotoF kisuM rutaretiL hciereB nevitaerk neredna menie redo
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im bayrischen Allershausen hat ein
26-Jähriger Student einen Hundewel-
pen auf Hells Angels-Mitglieder gewor-
fen und ist anschließend mit einem
Bulldozer auf die Autobahn getürmt.
Nach einem Kilometer ließ sich der
Flüchtige in einem LKW mit nehmen.
Inzwischen ist er in psychiatrischer Be-
handlung und der Welpe im Tierheim.
“Ich schick dir schwarze Wolken und
Blitze die dich begleiten”, King of Kings
die 19 Meter hohe Jesus Statue in Ohio
wurde von einem Blitz zerstört. In den
christlichen Medien wird gerätselt wie
dieses göttliche Signal interpretiert
werden soll, eine kleine Variation des
Theodizeeproblems.
Ein fussball begeistertes asiatisches
Model ist es leid alleine Fussball zu
schauen. Da ihre Freundinen nicht
Fussball interessiert sind und der Sport
in China nicht besonders populär ist,
hat sie eine Anzeige im Internet ge-
schaltet in der sie einen Mann zum
Fussball schauen sucht. Bezahlen will
sie dafür rund 120 Euros. “Ich habe
Geld aber Fussball ist nicht sehr popu-
lär in China, die Leute sind zu sehr mit
ihrer Arbeit beschäftig.”
Für Wetten auf Fussball Spiele schwö-
ren afrikanische Spieler auf die tradi-
tionelle Mutimagie für die getrocknete
Kapgeiergehirne gebraucht werden.
In zwischen werden die Tiere rar, “Im
schlimmsten Fall”, sagt Steve McKean,
von KwaZulu-Natal Wildlife, “könnte
der Kapgeier in den nächsten zwölf Jah-
ren ausgestorben sein.”
Laut Polizei wurde ein 61-jähriger, süd-
afrikanischer Mann, der das WM-Spiel
anstatt einer religiösen Sendung sehen
wollte von seiner Familie nach einem
Kampf um die Fernbedienung erschla-
gen. Der Polizeisprecher Mothemane
Malefo sagte er sei nicht sicher, womit
die Famile Makoeya tötete "Es scheint,
sie haben seinen Kopf gegen die Wand
geschlagen".
Text und Design Moritz Stellmacher
flash
student beschmeisst hells angelsRockeR mit hunde welpen
gott lÄsst Jesus abblitZen
spieleR Rauchen geieRhiRne um fussball eRgebnisse Zu sehen
model kauft mann fÜR fussball
mann Von seineR fRau und kindeR eRschlagen weil eR deutschland austRalien sehen wollte
In Bali wurde der 18-Jährige Ngurah
Alit in einem Reisfeld nackt hinter ei-
ner Kuh erwischt. Der nackige Tier-
freund beteuerte, dass er die Kuh für
ein reizendes Mädchen hielt, das ihn
mit Komplimenten verführte.
Um sein Dorf Yeh Embang von dieser
Sünde rein zuwaschen wurde er zur
Heirat mit der Sirene gezwungen. Wäh-
rend der Zeremonie verlor Ngurah Alit
das Bewusstsein. “Armer Junge” sag-
te eine Dorfbewohnerin “er ist sonst
eigentlich sehr ruhig.” Letzten Endes
wurde die Kuh im Wasser versenkt und
die Ehre des Dorfes wieder hergestellt.
teenageR VeRlieRt das bewusstsein bei ZwangsheiRat mit kuh
8 flash
Every door hides a story, discover them all at onitsukatiger.com
MEXICO 66 BRG FABRE DC-SMEXICO MIDRUNNER SUE
Onitsuka-Proud.indd 1 25.06.10 13:08
im bayrischen Allershausen hat ein
26-Jähriger Student einen Hundewel-
pen auf Hells Angels-Mitglieder gewor-
fen und ist anschließend mit einem
Bulldozer auf die Autobahn getürmt.
Nach einem Kilometer ließ sich der
Flüchtige in einem LKW mit nehmen.
Inzwischen ist er in psychiatrischer Be-
handlung und der Welpe im Tierheim.
“Ich schick dir schwarze Wolken und
Blitze die dich begleiten”, King of Kings
die 19 Meter hohe Jesus Statue in Ohio
wurde von einem Blitz zerstört. In den
christlichen Medien wird gerätselt wie
dieses göttliche Signal interpretiert
werden soll, eine kleine Variation des
Theodizeeproblems.
Ein fussball begeistertes asiatisches
Model ist es leid alleine Fussball zu
schauen. Da ihre Freundinen nicht
Fussball interessiert sind und der Sport
in China nicht besonders populär ist,
hat sie eine Anzeige im Internet ge-
schaltet in der sie einen Mann zum
Fussball schauen sucht. Bezahlen will
sie dafür rund 120 Euros. “Ich habe
Geld aber Fussball ist nicht sehr popu-
lär in China, die Leute sind zu sehr mit
ihrer Arbeit beschäftig.”
Für Wetten auf Fussball Spiele schwö-
ren afrikanische Spieler auf die tradi-
tionelle Mutimagie für die getrocknete
Kapgeiergehirne gebraucht werden.
In zwischen werden die Tiere rar, “Im
schlimmsten Fall”, sagt Steve McKean,
von KwaZulu-Natal Wildlife, “könnte
der Kapgeier in den nächsten zwölf Jah-
ren ausgestorben sein.”
Laut Polizei wurde ein 61-jähriger, süd-
afrikanischer Mann, der das WM-Spiel
anstatt einer religiösen Sendung sehen
wollte von seiner Familie nach einem
Kampf um die Fernbedienung erschla-
gen. Der Polizeisprecher Mothemane
Malefo sagte er sei nicht sicher, womit
die Famile Makoeya tötete "Es scheint,
sie haben seinen Kopf gegen die Wand
geschlagen".
Text und Design Moritz Stellmacher
flash
student beschmeisst hells angelsRockeR mit hunde welpen
gott lÄsst Jesus abblitZen
spieleR Rauchen geieRhiRne um fussball eRgebnisse Zu sehen
model kauft mann fÜR fussball
mann Von seineR fRau und kindeR eRschlagen weil eR deutschland austRalien sehen wollte
In Bali wurde der 18-Jährige Ngurah
Alit in einem Reisfeld nackt hinter ei-
ner Kuh erwischt. Der nackige Tier-
freund beteuerte, dass er die Kuh für
ein reizendes Mädchen hielt, das ihn
mit Komplimenten verführte.
Um sein Dorf Yeh Embang von dieser
Sünde rein zuwaschen wurde er zur
Heirat mit der Sirene gezwungen. Wäh-
rend der Zeremonie verlor Ngurah Alit
das Bewusstsein. “Armer Junge” sag-
te eine Dorfbewohnerin “er ist sonst
eigentlich sehr ruhig.” Letzten Endes
wurde die Kuh im Wasser versenkt und
die Ehre des Dorfes wieder hergestellt.
teenageR VeRlieRt das bewusstsein bei ZwangsheiRat mit kuh
8 flash
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MEXICO 66 BRG FABRE DC-SMEXICO MIDRUNNER SUE
Onitsuka-Proud.indd 1 25.06.10 13:08
blenden und deren Haut und Klei-
dung ebenso schnell in Brand setzen.
Alle Hobby-Obi-Wans müssen dafür
aber nach England, da es dafür – zum
Glück – in Deutschland keine Einfuhr-
genehmigung gibt.
Wolltet Ihr schon einmal ein echtes
Laserschwert haben? Ein Hongkonger
Produzent vertreibt nun Laserschwer-
ter, die 1000 mal stärker sein sollen
als ein Sonnenstrahl. Damit könnt
Ihr eins, zwei, drei Menschen im Nu
Text Miron Tenenberg
Layout Vinzent Britz
flash
lasern statt schneiden
Der russische Astrophysiker Chabibullo
Abdusamatow sieht im Jahr 2014 eine
neue Eiszeit über die Erde brechen.
Zwar hat er damit keine große Anhän-
gerschaft, aber der Leiter des Observa-
toriums von Pulkowo begründet das
Schlechte Nachricht für Bahnräder:
Das Verwaltungsgericht Berlin bestä-
tigte die sofortige Sicherstellung durch
die Polizei, sobald diese im Straßen-
verkehr benutzt würden. Ein verkehrs-
sicheres Fahrrad benötige vorne und
mit der Abnahme der Sonnenflecken.
"Wenn der Planet abkühlt, geschehen
viel schlimmere Katastrophen als bei
einer Klimaerwärmung", sagt Abdu-
samatow. Frohen Sommer.
hinten eine Bremse. Kurz und klar und
ohne Kompromiss. Gut für Hipster,
schade für Biker, die Bahnräder wirk-
lich fahren können!
extreme climating
Break it up
10 flash
blenden und deren Haut und Klei-
dung ebenso schnell in Brand setzen.
Alle Hobby-Obi-Wans müssen dafür
aber nach England, da es dafür – zum
Glück – in Deutschland keine Einfuhr-
genehmigung gibt.
Wolltet Ihr schon einmal ein echtes
Laserschwert haben? Ein Hongkonger
Produzent vertreibt nun Laserschwer-
ter, die 1000 mal stärker sein sollen
als ein Sonnenstrahl. Damit könnt
Ihr eins, zwei, drei Menschen im Nu
Text Miron Tenenberg
Layout Vinzent Britz
flash
lasern statt schneiden
Der russische Astrophysiker Chabibullo
Abdusamatow sieht im Jahr 2014 eine
neue Eiszeit über die Erde brechen.
Zwar hat er damit keine große Anhän-
gerschaft, aber der Leiter des Observa-
toriums von Pulkowo begründet das
Schlechte Nachricht für Bahnräder:
Das Verwaltungsgericht Berlin bestä-
tigte die sofortige Sicherstellung durch
die Polizei, sobald diese im Straßen-
verkehr benutzt würden. Ein verkehrs-
sicheres Fahrrad benötige vorne und
mit der Abnahme der Sonnenflecken.
"Wenn der Planet abkühlt, geschehen
viel schlimmere Katastrophen als bei
einer Klimaerwärmung", sagt Abdu-
samatow. Frohen Sommer.
hinten eine Bremse. Kurz und klar und
ohne Kompromiss. Gut für Hipster,
schade für Biker, die Bahnräder wirk-
lich fahren können!
extreme climating
Break it up
10 flash
A PARTY
C
M
Y
CM
MY
CY
CMY
K
ADS_proudmag.pdf 2 23/06/10 09:49
DEADLY RETURNS
About Firetrap
Firetrap, geboren und designt in Lon-
don, ist bekannt für unkonventionel-
le und kreative Fashion und Jeans-
wear mit britischer Prägung. So findet
Firetrap die Inspiration für seine Kol-
lektionen in der vielseitigen Subkultur
Londons. In einer bunten Mischung aus
Architektur, Streetart, Musik und futu-
ristischem Design entsteht ein Style,
der das Lebensgefühl und die Popkul-
tur Londons widerspiegelt.
facebook.com/firetrapofficial
Deadly, das Icon der Londoner Fa-
shion- und Jeanswear Brand Firetrap,
steht für den typischen Firetrap Twist,
die dunkle und zugleich kreative Seite
der Brand. Urbaner als seines gleichen
treibt er sich seit 2004 vornehmlich in
der inspirierenden, vielseitigen Sub-
kultur seiner britischen Heimatstadt
London herum. Nicht böse, aber immer
unverschämt und schadenfroh. Aber
auch in anderen Gefilden, außerhalb
Londons, wurde der schelmische Gnom
hin und wieder gesichtet. Und eines
steht in jedem Falle fest: Deadly taucht
immer dann auf, wenn man es am we-
nigsten erwartet.
Doch seit 451 Tagen ist Deadly nun
schon verschollen. Mit einem Nagel
„bewaffnet“ markierte er jeden einzel-
nen Tag seiner langen und aufregen-
den Reise. Nun ist endlich die Zeit für
seine Rückkehr gekommen.
Wo war er, was hat er erlebt oder ge-
macht? Das weiß noch niemand, aber
schon bald wird alles ans Tageslicht
kommen...
Stay tuned and check out for more in-
fos on deadly:
deadlythegnome.com
Deadly’s Rückkehr muss gefeiert wer-
den! Zu gewinnen gibt’s ne schicke
Reise nach „Deadly“ London, sowie ein
paar nette Firetrap Gutscheine.
Schaut zwischen dem 07. – 31. Juli
2010 einfach mal vorbei:
fettebeute, Grünberger Str. 83
(Friedrichshain)
Moment, Oranienburger Str. 90 (Mitte)
12 REPORT
A PARTY
C
M
Y
CM
MY
CY
CMY
K
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DEADLY RETURNS
About Firetrap
Firetrap, geboren und designt in Lon-
don, ist bekannt für unkonventionel-
le und kreative Fashion und Jeans-
wear mit britischer Prägung. So findet
Firetrap die Inspiration für seine Kol-
lektionen in der vielseitigen Subkultur
Londons. In einer bunten Mischung aus
Architektur, Streetart, Musik und futu-
ristischem Design entsteht ein Style,
der das Lebensgefühl und die Popkul-
tur Londons widerspiegelt.
facebook.com/firetrapofficial
Deadly, das Icon der Londoner Fa-
shion- und Jeanswear Brand Firetrap,
steht für den typischen Firetrap Twist,
die dunkle und zugleich kreative Seite
der Brand. Urbaner als seines gleichen
treibt er sich seit 2004 vornehmlich in
der inspirierenden, vielseitigen Sub-
kultur seiner britischen Heimatstadt
London herum. Nicht böse, aber immer
unverschämt und schadenfroh. Aber
auch in anderen Gefilden, außerhalb
Londons, wurde der schelmische Gnom
hin und wieder gesichtet. Und eines
steht in jedem Falle fest: Deadly taucht
immer dann auf, wenn man es am we-
nigsten erwartet.
Doch seit 451 Tagen ist Deadly nun
schon verschollen. Mit einem Nagel
„bewaffnet“ markierte er jeden einzel-
nen Tag seiner langen und aufregen-
den Reise. Nun ist endlich die Zeit für
seine Rückkehr gekommen.
Wo war er, was hat er erlebt oder ge-
macht? Das weiß noch niemand, aber
schon bald wird alles ans Tageslicht
kommen...
Stay tuned and check out for more in-
fos on deadly:
deadlythegnome.com
Deadly’s Rückkehr muss gefeiert wer-
den! Zu gewinnen gibt’s ne schicke
Reise nach „Deadly“ London, sowie ein
paar nette Firetrap Gutscheine.
Schaut zwischen dem 07. – 31. Juli
2010 einfach mal vorbei:
fettebeute, Grünberger Str. 83
(Friedrichshain)
Moment, Oranienburger Str. 90 (Mitte)
12 REPORT
Ausgelutschte Marketing-Kampagnen
adé! Anfang diesen Jahres haben sich
die Leute von der österreichischen Mi-
neralwasser-Marke Vöslauer zusam-
men mit der Ambermedia GmbH was
ganz besonderes einfallen lassen. Im
Rahmen einer Werbeaktion schmück-
ten zahlreiche gestanzte amber STIX,
elektrostatische Plakatfolien, das nahe
Umfeld der beiden Veranstaltungsorte
von Fashion Week und Bread & Butter
in Berlin. Somit hatten die Besucher
eine nette Begleitung auf dem Weg zu
beiden Modeveranstaltungen in Form
von gestanzten Flaschenmotiven. Na-
türlich nicht einfach so! Auf eine kre-
ative Umsetzung und Inszenierung
des innovativen Henkels am Flaschen-
deckel wurde großer Wert gelegt. Von
behängten Fahrradlenkern bis hin
zur Verschönerung Dieter Bohlens
auf nem DSDS Plakat. Geil! Alles war
dabei! Das macht auf alle Fälle Vor-
freude auf mehr. Mit eurer Hilfe kann
das Ganze diesen Sommer noch viel
größer, bunter und krasser werden.
Schnappt euch einfach den amber
STIX aus dieser und schon kann
das fleißige an die Wand klatschen
losgehen. Die witzigste Idee wird in
der nächsten Ausgabe veröffentlicht
und gewinnt außerdem eine Tasche
von BREE! Auf ein feuchtfröhliches
Bestixen!
Text: Josefine Müller
PRÊT À PORTER
VöslauER ambER sTIX
14 REPORT
Die schönsten stanDorte Der strasserauf LaDebox
ViDeoDrom shoPVIDEOS, DVDS, plattEn
Videodrom Videos, DVDs, PlattenOranienstr. 19510999 Berlinvideodrom.com
16 rePort
Die schönsten stanDorte Der strasserauf LaDebox
ViDeoDrom shoPVIDEOS, DVDS, plattEn
Videodrom Videos, DVDs, PlattenOranienstr. 19510999 Berlinvideodrom.com
16 rePort
Das Videodrom sollte allen Berlinern
ein Begriff sein. Back in the days, als
Video World noch das Quasi-Monopol
über sämtliche VHS besaß, pilger-
ten wir alle nach Kreuzberg um uns
mit OT-Fassungen, Kunstfilmen und
kompletten Filmografien einzelner
Regisseure einzudecken. Und noch
schnell einen Blick in den Videodrom
Shop, das gehörte dazu. Mittlerweile
kaufen wir unsere DVDs online, die
Originalfassung gibt es de facto als
Gratisbeilage und wir wohnen selbst
in Kreuzberg. Und doch behält der
Videodrom Shop, mittlerweile von 61
nach 36 gezogen, seinen Reiz.
Auf den kniehohen Tischen liegen die
Bücher eng an eng. In den Wandregalen
drängen sich die verschieden hohen
Bücherrücken. Neben dem Eingang
befindet sich ein Posterdisplay und ein
Regal neben der Kasse beherbergt die
DVDs. Die Schallplatten befinden sich
eine Treppe aufwärts auf der offenen
Galerie. Ein übersichtliches Geschäft,
es könnte ein ganz normaler Buchla-
den sein.
Hier zählt jedoch der zweite Blick.
Entspannt sitzt Ines, die Besitzerin,
vor ihrem Laden und erklärt was es
mit ihrem Geschäft auf sich hat: „Wir
haben aber hauptsächlich Nerdma-
terial, wie DVDs, Bücher und Schall-
platten, wovon die Leute gar nicht
wissen, dass es das gibt. Wir suchen
schon ganz spezielle Sachen aus. Bei
den DVDs und den Filmen müssen wir
das mittlerweile, weil Amazon Markt-
führer ist und all die Media Märkte
einfach schweinegünstig sind. Da sind
wir nicht mehr konkurrenzfähig. Wir
gehen deshalb nach wie vor in dieses
Nischenprogramm, was wir eigentlich
auch schon immer gemacht haben.“
Hier kommt der zweite Blick ins Spiel.
Neben den Musik-DVDs stehen Horror-
filme aus den 70ern, Trash-Sexfilme
aus den 60ern und am anderen Ende
des Regals Trashfilme aus der Türkei.
Ines findet, dass dies den Leuten zu-
gänglich gemacht werden müsse. Und
die Bücher?
„Bei den Büchern geht das eben in die
Schiene… Also unsere Kunden müs-
sen auch nicht lesen können, die kön-
nen einfach Bilder angucken, das ist ja
auch ganz schön.“ Dabei lacht sie herz-
lich. „Romane können sie auch woan-
ders kaufen.“ Es stimmt, das Buch über
den Haarkult von Hard Rock-Sängern
würde man in jeder Sprache verste-
hen. Nur ihre Stammkunden möchte
Ines nicht preisgeben. „Über unsere
ganzen Supernerds würde ich nie
reden! Das mache ich nicht.“ Sie schaut
resolut, fängt letztendlich aber wieder
an zu lachen. „Naja, du hast ja schon
Vorstellungen und die sind natürlich
richtig! Ich muss dir ja nichts erzählen,
was du schon weißt. Wobei Nerdtum
ja mittlerweile modern ist, aber wenn
das dann jemand von denen liest
fühlen sie sich vielleicht noch vorge-
führt. Du kannst dir also den Nerd als
solches ausdenken, das passt immer!“
Ines grüßt viele Leute, die an ihr
vorbei gehen. Man kennt sich hier
auf der Straße. Der Altachtund-
sechziger nickt ihr ebenso wohlwollend
zu wie der zerfeierte Hip Hopper, der
anständig fragt, ob er einen Sticker auf
ihre Bank kleben darf. Ja, er darf.
Seit 23 Jahren lebt sie nun in Kreuz-
berg. Sie grinst schelmisch, als sie das
sagt. „Meine Biografie ist ganz kons-
tant. Also ich mache den Laden seit
21 Jahren. Aber aufregend ist es sicher
immer gewesen.“ Sie schaut sich um
und begutachtet die Gegend. „Naja,
es ist ja toll, dass Berlin nicht mehr
so verschnarcht ist. Ich mag das ja ei-
gentlich ganz gerne. Es verändert sich
ja vieles und doch bleibt es hier in 36
schon viele Jahre relativ konstant. Die
Stadt hat sich schon ein bisschen ge-
funden. Die Oranienstraße wird zwar
schon ein bisschen zur Simon-Dach-
Straße – es ist hier abends schon
bisschen rumpel-pumpel – aber das ist
eben die Großstadt.“ Ein Fahrradkurier
hält an und pausiert kurz in ihrem La-
den. Natürlich grüßt sie ihn.
Ines ist heute ebenfalls mit ihrem
Rennrad unterwegs gewesen. Sie fuhr
am Morgen nach Schönefeld. Es macht
ihr Spaß und für Autos interessiert sie
sich einfach nicht. Das habe nichts
mit Umweltbewusstsein zu tun, das
ist eben ihre Art des Ausgleiches. Der
Ökotrend kam in ihrem Laden noch
nicht an. Bei Büchern gibt es zwar be-
reits diese Tendenz, aber DVDs ökolo-
gischer zu produzieren, davon wisse
sie nichts. Dass sie ihr Tütensuppen-
faible beim Biosupermarkt pflegt ist
purer Zufall, denn der liegt nun einmal
direkt gegenüber. „Außerdem haben
wir im Laden eine Nachtspeicherhei-
zung. Die ist vor allem gar nicht teuer,
billiger als Gas!“
Die strasserauf Ladebox wird im
Videodrom Shop vor allem von Touristen
benutzt – und natürlich von den Mitar-
beitern. Ines würde sich freuen, wenn
auch mal jemand kommt, der nur sein
Handy aufladen möchte. "Die Ladebox
müsste einfach noch etwas populärer
sein, damit man weiß, dass man da
einfach hingehen kann, um sein Handy
aufzuladen.“ Sie findet die Idee jeden-
falls gut und erhofft sich insgeheim,
neue Menschen kennen zu lernen, die sie
dann später grüßen wird.
Mehr Standorte der strasserauf Lade-
box und Infos auf strasserauf.de
Text Miron Tenenberg
Layout Josefine Müller
»Über unsere ganzen Supernerds würde ich nie reden! Das mache ich nicht.«
17rePort
Neu voN AXe: Rise Up
Die DUsche mit „extRa viel Wach“!
Dieses Showergel hat es in sich! Das
neue AXE Rise Up macht Jungs hell-
wach und sorgt dafür, dass sie garan-
tiert keine Flirtchance mehr verpas-
sen. Endlich kann man(n) sich alles
merken, was IHR wichtig ist und be-
kommt garantiert nie wieder eine kal-
te Dusche.
Das knallgelbe AXE Rise Up enthält
vitalisierende Limettenextrakte und
Himalaya-Mineralien mit „extra viel
Wach“ von morgens bis abends – die
Formel für den ultimativen Frische-
kick, der Körper und Sinne startklar
für die Herausforderungen des Tages
macht. Um Euer Gehirn auf Vorder-
mann zu bringen und fit für die wich-
tigen Details zu machen, verlost AXE
eine PSP 3000 mit dem Spiel Hot Brain.
Und für die extra Portion „Wach“ gibt
es das neue AXE Rise Up als Showergel
und Bodyspray gleich mit dazu.
Schreib uns an win@ .de und
schnapp Dir den Spaß.
DeR veRbanD DeUtscheR WasseRs-poRt schUlen e.v. staRtet mit jeD-eR menge jobs in Die neUe saison
1.500 fReie stellen
zwei bis acht Wochen einen ausführli-
chen Einblick in die Arbeitsabläufe ei-
ner Wassersportschule gewinnen und
sich ein kleines Taschengeld für den
Sommer sichern. Das Ausbildungspro-
gramm beinhaltet eine gezielte Vor-
bereitung für den Instructorlehrgang
und umfasst Themen wie Schulorga-
nisation, Materialkunde und Kunden-
beratung – die perfekte Vorbereitung,
um später an einer Wassersportschule
als Lehrer arbeiten zu können.
Wer jetzt auf den Geschmack gekom-
men ist, findet auf vdws.de alle Schu-
len, bei denen man sich per E-Mail be-
werben kann.
Beim Verband Deutscher Wassersport
Schulen e.V. (VDWS) jagt ein Hoch das
nächste. Nach dem Rekordjahr 2009
mit über 800 Ausbildungsteilneh-
mern und Beachfeeling pur auf der
boot Düsseldorf haben Funsportfans
jetzt die Möglichkeit, sich die besten
Jobs für den Sommer 2010 zu sichern.
Windsurfen, Kitesurfen oder Segeln
– wer Kenntnisse in den jeweiligen
Sportarten mitbringt, kann sich für ei-
nen von 1.500 Jobs an den schönsten
Destinationen dieser Erde bewerben.
„Zum Start der aktuellen Saison brau-
chen wir wieder tatkräftige Unter-
stützung. In den weltweit über 500
angeschlossenen Schulen werden
Wassersportlehrer en masse gesucht“,
so VDWS-Vorsitzender Thomas Wein-
hardt.
Wer bis jetzt noch kein Experte in
Sachen Wende und Halse ist, muss
aber nicht auf einen Arbeitsplatz mit
Strandatmosphäre und Sonnenunter-
gang verzichten. Der Job des Wasser-
sportassistenten ist der perfekte Ein-
stieg für alle, die sich mit ihrem Hobby
etwas dazu verdienen möchten. In al-
len praktikumsberechtigten Schulen
können Interessierte innerhalb von
18 RepoRt
Einige von Euch werden mit der
Headline wahrscheinlich in erster
Linie den gleichnamigen Dance-Hit
von „Reel 2 Real“ bzw. Erick Morillo aus
den 90er Jahren verbinden. Warum
der Ausruf „I like to Move it” trotzdem
eine Wiedergeburt feiert und warum
der Zusammenhang zwischen dem
Partysong und dem Thema „Video-
spiele“ gar nicht so weit hergeholt ist,
möchten wir aus gegebenem Anlass
gerne erklären! Der Song „I like to
Move it“ hat wie kaum ein anderer,
Spaß und gute Laune verbreitet.
Und genau dieses Gefühl wird
sich auch bei allen Spiele-Fans
ab September 2010 einstellen,
wenn PlayStation seinen neuen
PlayStation Move Controller für
PS3 auf den Markt bringt. Wir ha-
ben das schicke Spielgerät schon vor
dem offiziellen Erscheinungs-
termin unter die Lupe nehmen
können. Ganz objektiv betrachtet, ist
der Move Controller zunächst einmal
eine sinnvolle Komplettierung der
PlayStation 3, die dem Spieler
noch mehr Möglichkeiten gibt.
Und gleichzeitig auch eine logische
Weiterentwicklung von Spielen wie
EyeToy & Co. Vor allem aber ist die
Präzision der Steuerung beeindru-
ckend: Die PS3 zeichnet mit Hilfe der
PlayStation Eye Kamera jede Bewe-
gung mit dem Controller haargenau
auf und überträgt sie direkt ins Spiel.
Wichtig dabei: Die Bewegungen wer-
den nicht nur im zwei-, sondern kom-
plett im dreidimensionalen Raum
aufgezeichnet. Damit ist zum Bei-
spiel bei einem Schlag beim virtuellen
Tischtennis nicht nur die Beschleuni-
gung wichtig, sondern der komplette
Bewegungsablauf, inklusive Spin
und Ausschwingen. Absolut genial!
Willkommen in der echten Virtual
Reality! Noch nie hatte der Spieler
ein so intensives „Mittendrin-Gefühl“
wie auf PS3 mit Move. Zum kompletten
PlayStation Move Set, gehören der Mo-
tion Con troller, ein Navigations-Cont-
roller und die PlayStation Eye-Kamera.
Dazu wird es bereits in den ersten
Wochen nach dem Launch des
neuen Controllers ein umfang-
reiches Spieleportfolio geben. Zu
diesem gehören dann sowohl
Action-Spiele wie „SOCOM Special
Forces" als auch klassische Party- und
Familygames wie „EyePet Move Editi-
on" oder „Start the Party". Hier sind für
jeden, egal ob Vielspieler oder Einstei-
ger, die passenden Games dabei. Der
erste Eindruck von Move hat uns schon
richtig überzeugt. Darum blicken wir
mit Vorfreude und Spannung in den
Herbst. Und spätestens dann wer-
den uns Erick Morillo’s Worte wieder
einfallen: „I like to move it, move it!“
www.de.playstation.com
I lIke to MoVe It MOVE it
PLAYStAtiON MOVE iSt DA – NOCH NiE WAR DER SPiELER SO tiEF iM GESCHEHEN
»Willkommen in der echten Virtual Reality – noch nie hatte der Spie-ler ein so intensives „Mittendrin-Gefühl“ wie auf PS3 mit Move«
19REPORt
Neu voN AXe: Rise Up
Die DUsche mit „extRa viel Wach“!
Dieses Showergel hat es in sich! Das
neue AXE Rise Up macht Jungs hell-
wach und sorgt dafür, dass sie garan-
tiert keine Flirtchance mehr verpas-
sen. Endlich kann man(n) sich alles
merken, was IHR wichtig ist und be-
kommt garantiert nie wieder eine kal-
te Dusche.
Das knallgelbe AXE Rise Up enthält
vitalisierende Limettenextrakte und
Himalaya-Mineralien mit „extra viel
Wach“ von morgens bis abends – die
Formel für den ultimativen Frische-
kick, der Körper und Sinne startklar
für die Herausforderungen des Tages
macht. Um Euer Gehirn auf Vorder-
mann zu bringen und fit für die wich-
tigen Details zu machen, verlost AXE
eine PSP 3000 mit dem Spiel Hot Brain.
Und für die extra Portion „Wach“ gibt
es das neue AXE Rise Up als Showergel
und Bodyspray gleich mit dazu.
Schreib uns an win@ .de und
schnapp Dir den Spaß.
DeR veRbanD DeUtscheR WasseRs-poRt schUlen e.v. staRtet mit jeD-eR menge jobs in Die neUe saison
1.500 fReie stellen
zwei bis acht Wochen einen ausführli-
chen Einblick in die Arbeitsabläufe ei-
ner Wassersportschule gewinnen und
sich ein kleines Taschengeld für den
Sommer sichern. Das Ausbildungspro-
gramm beinhaltet eine gezielte Vor-
bereitung für den Instructorlehrgang
und umfasst Themen wie Schulorga-
nisation, Materialkunde und Kunden-
beratung – die perfekte Vorbereitung,
um später an einer Wassersportschule
als Lehrer arbeiten zu können.
Wer jetzt auf den Geschmack gekom-
men ist, findet auf vdws.de alle Schu-
len, bei denen man sich per E-Mail be-
werben kann.
Beim Verband Deutscher Wassersport
Schulen e.V. (VDWS) jagt ein Hoch das
nächste. Nach dem Rekordjahr 2009
mit über 800 Ausbildungsteilneh-
mern und Beachfeeling pur auf der
boot Düsseldorf haben Funsportfans
jetzt die Möglichkeit, sich die besten
Jobs für den Sommer 2010 zu sichern.
Windsurfen, Kitesurfen oder Segeln
– wer Kenntnisse in den jeweiligen
Sportarten mitbringt, kann sich für ei-
nen von 1.500 Jobs an den schönsten
Destinationen dieser Erde bewerben.
„Zum Start der aktuellen Saison brau-
chen wir wieder tatkräftige Unter-
stützung. In den weltweit über 500
angeschlossenen Schulen werden
Wassersportlehrer en masse gesucht“,
so VDWS-Vorsitzender Thomas Wein-
hardt.
Wer bis jetzt noch kein Experte in
Sachen Wende und Halse ist, muss
aber nicht auf einen Arbeitsplatz mit
Strandatmosphäre und Sonnenunter-
gang verzichten. Der Job des Wasser-
sportassistenten ist der perfekte Ein-
stieg für alle, die sich mit ihrem Hobby
etwas dazu verdienen möchten. In al-
len praktikumsberechtigten Schulen
können Interessierte innerhalb von
18 RepoRt
Einige von Euch werden mit der
Headline wahrscheinlich in erster
Linie den gleichnamigen Dance-Hit
von „Reel 2 Real“ bzw. Erick Morillo aus
den 90er Jahren verbinden. Warum
der Ausruf „I like to Move it” trotzdem
eine Wiedergeburt feiert und warum
der Zusammenhang zwischen dem
Partysong und dem Thema „Video-
spiele“ gar nicht so weit hergeholt ist,
möchten wir aus gegebenem Anlass
gerne erklären! Der Song „I like to
Move it“ hat wie kaum ein anderer,
Spaß und gute Laune verbreitet.
Und genau dieses Gefühl wird
sich auch bei allen Spiele-Fans
ab September 2010 einstellen,
wenn PlayStation seinen neuen
PlayStation Move Controller für
PS3 auf den Markt bringt. Wir ha-
ben das schicke Spielgerät schon vor
dem offiziellen Erscheinungs-
termin unter die Lupe nehmen
können. Ganz objektiv betrachtet, ist
der Move Controller zunächst einmal
eine sinnvolle Komplettierung der
PlayStation 3, die dem Spieler
noch mehr Möglichkeiten gibt.
Und gleichzeitig auch eine logische
Weiterentwicklung von Spielen wie
EyeToy & Co. Vor allem aber ist die
Präzision der Steuerung beeindru-
ckend: Die PS3 zeichnet mit Hilfe der
PlayStation Eye Kamera jede Bewe-
gung mit dem Controller haargenau
auf und überträgt sie direkt ins Spiel.
Wichtig dabei: Die Bewegungen wer-
den nicht nur im zwei-, sondern kom-
plett im dreidimensionalen Raum
aufgezeichnet. Damit ist zum Bei-
spiel bei einem Schlag beim virtuellen
Tischtennis nicht nur die Beschleuni-
gung wichtig, sondern der komplette
Bewegungsablauf, inklusive Spin
und Ausschwingen. Absolut genial!
Willkommen in der echten Virtual
Reality! Noch nie hatte der Spieler
ein so intensives „Mittendrin-Gefühl“
wie auf PS3 mit Move. Zum kompletten
PlayStation Move Set, gehören der Mo-
tion Con troller, ein Navigations-Cont-
roller und die PlayStation Eye-Kamera.
Dazu wird es bereits in den ersten
Wochen nach dem Launch des
neuen Controllers ein umfang-
reiches Spieleportfolio geben. Zu
diesem gehören dann sowohl
Action-Spiele wie „SOCOM Special
Forces" als auch klassische Party- und
Familygames wie „EyePet Move Editi-
on" oder „Start the Party". Hier sind für
jeden, egal ob Vielspieler oder Einstei-
ger, die passenden Games dabei. Der
erste Eindruck von Move hat uns schon
richtig überzeugt. Darum blicken wir
mit Vorfreude und Spannung in den
Herbst. Und spätestens dann wer-
den uns Erick Morillo’s Worte wieder
einfallen: „I like to move it, move it!“
www.de.playstation.com
I lIke to MoVe It MOVE it
PLAYStAtiON MOVE iSt DA – NOCH NiE WAR DER SPiELER SO tiEF iM GESCHEHEN
»Willkommen in der echten Virtual Reality – noch nie hatte der Spie-ler ein so intensives „Mittendrin-Gefühl“ wie auf PS3 mit Move«
19REPORt
Große Augen, ein zustimmendes
Nicken. Ich werde bald auch zum Club
gehören. Die Clubmarke stets am Ohr.
„Ein iPhone ist kein Telefon, es ist ein
iPhone!“ Obwohl ich den ganzen Rum
mel noch nicht ganz verstehe, weiß
ich, dass ich mich jetzt korrigieren
muss: Das iPhone trage ich natürlich
nicht die ganze Zeit am Ohr, ich wische
die ganze Zeit mit meinen Fingern auf
dem Display herum, lasse es lässig in
meiner Hand liegen, auch wenn ich
gerade vom Wocheneinkauf mit sechs
vollen Tüten vom Discounter komme.
Bald schaue auch ich die ganze Zeit
auf mein Telefon, weil es ja kein Tele
fon ist, sondern ein iPhone.
Ehrlich gesagt will ich diesen Hype
nicht verstehen. Ich bin wohl der
letzte Mensch, der neue Erfindungen
nicht am liebsten gleich ausprobie
ren und besitzen möchte, aber das
iPhone ist mir bis heute egal. Nerdtum
hat eben nichts mit iPhones zu tun,
die sind Mainstream. Mich hat diese
riesige Telefonflunder nie sonderlich
angelacht. Die Kamera ist schlecht,
die Menüs wirklich kein Stück intuitiv
und die Tasten treffe ich beim Nach
richtenschreiben auch nicht korrekt.
Zudem werde ich auch ohne das Ding
ständig mit den neuen tollen und vor
allem nutzlosen Apps in Gesprächen
zugemüllt. Gespräche, die ich nie füh
ren wollte und die ich mir auch bei al
ler positiver Betrachtung lieber hätte
sparen wollen. Im iPhone bündelt sich
das deutsche Kleingärtnertum der
elektronischen Gadgets.
iphonesoberdose with the
apple iphone repair kid
20 SoBerdoSe
sind nummeriert und Schrauben nach
Zahlen ist nun wirklich keine Hürde.
Erst, als ich mit einem Föhn die Klebe
verbindung des Plastikrahmens mit
dem Touchpanel lösen soll, wird es
problematisch. Immerhin habe ich
das noch nie gemacht und ich schei
ne zu viel Kraft und zu wenig Wär
me zu transferieren. Ich ziehe, biege
und zerre. Der Frame sieht aus wie
ein Beißring. Egal, neue Klebestreifen
anbringen und das neue Panel lang
sam, aber fest andrücken. Jetzt geht
es in umgekehrter Reihenfolge mit
den Schrauben los. 3, 2, 1 – meins. Alle
Verbindungen stehen, alle Schrauben
sind drin und…
…rien ne va plus. Das Touchpanel
funktioniert immer noch nicht und
zusätzlich habe ich bei den Reparatur
arbeiten das LEDDisplay zerhauen.
Traumhaft. Das war’s also mit mei
nem Wunsch ein funktionierendes
Handy zu erhalten und gleichzeitig die
Eintrittskarte zur Welt des Zeitgeis
tes in der Hand zu haben. Nun werde
ich nicht wissen, ob es vielleicht das
iPhone wäre, dass mir zeigt, dass Com
puter das machen was ich will. Das
iPhone hätte mich auf die Enterprise
beamen können. Jetzt wird mich mein
kaputtes Nokia einfach weiter durch
die Welt schleifen. Durch eine Welt in
der ich mich fragen muss, ob mir das
nötige Zeug fehlt, um das Musthave
der heutigen Zeit mein Eigen nennen
zu dürfen. Ich bleibe einfach der Typ,
der mit angestrengtem Blick seine Tü
ten vom Wocheneinkauf nach Hause
trägt. Die anderen schweben leicht an
mir vorbei und haben eine App, die
sich um den Rest kümmert.
Text Miron Tenenberg
Mir geht der gesamte AppleHype oh
nehin auf den Keks. Apple hat einen
miserablen Kundendienst, die Produk
te waren in letzter Zeit Schrott und die
ersten Generationen der Geräte sind
so fehlerbeladen, dass mir klar wird,
warum die Leute anfangen zu heulen,
sobald sie ihr AppleGerät am Tag des
Releases in der Hand halten. Trotzdem
tippe ich diesen Text gerade in mein
MacBook. Es gibt einfach keine Alter
native zur Alternative. Windows geht
nicht. Punkt. Linux versteht kein nor
maler Mensch und wenn man sich
dennoch darauf einlässt, dann funk
tioniert es nicht. Wie sehr sehne ich
mich nach der Zeit, dass Computer
wie auf dem Raumschiff Enterprise
funktionieren. Du verlangst etwas
vom dem und er gibt Dir auf Anhieb
was Du wolltest. Kein Suchen, Laden,
Scrollen, Haken, nochmals Suchen.
Der Computer als verlängerter Arm
des Menschen. Homo iSapiens.
Und genau so soll das iPhone angeb
lich wirken. Ich komme dazu, wie die
Jungfrau zum Kind. Meine Ex kümmert
sich nämlich nicht um die Pflege ihrer
Technik. So kam ich schon relativ oft
zu AppleProdukten ohne etwas dafür
tun zu müssen, außer höchstens die
Garantie einzufordern. Sie bekommt
ihrerseits von ihrem Ex seine alten
AppleSachen geschenkt, weil er gerne
up to date bleibt. Die moderne Version
des Auftragens der Nietenhose also.
Dieses Mal fällt ihr das 3G in die To
ilette. Keine vier Wochen besitzt sie
das Gerät und keiner weiß, wie sie
das schaffen konnte, aber seitdem ist
der Touchsensor hin. Gerät kaputt,
ihr egal. Es soll nun in ihrer Ecke ver
rotten. Da mein Handy blöder weise
nach Jahren der intensiven Nutzung
auch langsam den Geist aufgibt, neh
me ich mich der Wasserleiche an. Erst
beim Kundendienst einen auf hilflos
gemacht, aber die Feuchtigkeitssti
cker im Gerät entlarven meinen Plan.
Reparatur macht etwa 200 Euro aus.
Schade, aber dann eben Plan B: Selber
reparieren!
Die Ersatzteile bestelle ich mir
für schlappe 30 Euro im Internet,
Werkzeug inklusive. Die Reparatur
anleitung gibt es auf youtube. Hätte
ich früher gewusst, dass es sogar die
Garantiesticker und Feuchtigkeits
sensoren zum Nachkaufen gibt, dann
wäre das Telefon erfolgreicher vom
Kundenservice zurück gekommen. So
geht’s also ans lustige Basteln. Ich ge
höre jetzt wenigstens dem geheimen
Kreis derer an, die autonom am iPho
ne herumdoktern. Es gibt ja immerhin
eine riesige Szene von Leuten, die sich
unendlich Gedanken machen, wie sie
die Netzsperren umgehen können und
diese jailbreaken und blackrainen was
das Zeug hält. Ich halte es aber nicht
so sehr mit Softwaremodulierung,
sondern schraube lieber am Metall
herum. Her mit dem magnetischen
Schraubendreher!
Das Reparaturvideo beginnt auch
gleich mit einer bildschirmfüllenden
Warnung, dass bei Befolgung dieser
Anleitung die Garantie gefährdet wird.
Das wird sie auch mit Ablage des Tele
fons in der Toilette. Dieses Video gelte
einzig und alleine der Unterhaltung.
Ich sehe bildlich die iPhoneonistas,
wie sie sich zum Spaß anschauen, was
in ihrem Gerät steckt.
Das erste Problem für mich besteht
jedoch darin, das iPhone zu öffnen.
Das Hebelwerkzeug passt zwar, nur so
einfach lässt sich mein Telefon nicht
öffnen, wie es im OnlineStream vor
geführt wird. Ich ziehe das Tool an
mehreren Stellen am vorderen, un
teren Rand hin und her, bis ich die
Gummi abdichtung herauspopele. Nur
sollte das eben nicht passieren. Ir
gendwie schaffe ich es doch das Teil
zu öffnen und jetzt geht es ans Einge
machte.
Aber es ist ziemlich easy. Die Stecker
21SoBerdoSe
Große Augen, ein zustimmendes
Nicken. Ich werde bald auch zum Club
gehören. Die Clubmarke stets am Ohr.
„Ein iPhone ist kein Telefon, es ist ein
iPhone!“ Obwohl ich den ganzen Rum
mel noch nicht ganz verstehe, weiß
ich, dass ich mich jetzt korrigieren
muss: Das iPhone trage ich natürlich
nicht die ganze Zeit am Ohr, ich wische
die ganze Zeit mit meinen Fingern auf
dem Display herum, lasse es lässig in
meiner Hand liegen, auch wenn ich
gerade vom Wocheneinkauf mit sechs
vollen Tüten vom Discounter komme.
Bald schaue auch ich die ganze Zeit
auf mein Telefon, weil es ja kein Tele
fon ist, sondern ein iPhone.
Ehrlich gesagt will ich diesen Hype
nicht verstehen. Ich bin wohl der
letzte Mensch, der neue Erfindungen
nicht am liebsten gleich ausprobie
ren und besitzen möchte, aber das
iPhone ist mir bis heute egal. Nerdtum
hat eben nichts mit iPhones zu tun,
die sind Mainstream. Mich hat diese
riesige Telefonflunder nie sonderlich
angelacht. Die Kamera ist schlecht,
die Menüs wirklich kein Stück intuitiv
und die Tasten treffe ich beim Nach
richtenschreiben auch nicht korrekt.
Zudem werde ich auch ohne das Ding
ständig mit den neuen tollen und vor
allem nutzlosen Apps in Gesprächen
zugemüllt. Gespräche, die ich nie füh
ren wollte und die ich mir auch bei al
ler positiver Betrachtung lieber hätte
sparen wollen. Im iPhone bündelt sich
das deutsche Kleingärtnertum der
elektronischen Gadgets.
iphonesoberdose with the
apple iphone repair kid
20 SoBerdoSe
sind nummeriert und Schrauben nach
Zahlen ist nun wirklich keine Hürde.
Erst, als ich mit einem Föhn die Klebe
verbindung des Plastikrahmens mit
dem Touchpanel lösen soll, wird es
problematisch. Immerhin habe ich
das noch nie gemacht und ich schei
ne zu viel Kraft und zu wenig Wär
me zu transferieren. Ich ziehe, biege
und zerre. Der Frame sieht aus wie
ein Beißring. Egal, neue Klebestreifen
anbringen und das neue Panel lang
sam, aber fest andrücken. Jetzt geht
es in umgekehrter Reihenfolge mit
den Schrauben los. 3, 2, 1 – meins. Alle
Verbindungen stehen, alle Schrauben
sind drin und…
…rien ne va plus. Das Touchpanel
funktioniert immer noch nicht und
zusätzlich habe ich bei den Reparatur
arbeiten das LEDDisplay zerhauen.
Traumhaft. Das war’s also mit mei
nem Wunsch ein funktionierendes
Handy zu erhalten und gleichzeitig die
Eintrittskarte zur Welt des Zeitgeis
tes in der Hand zu haben. Nun werde
ich nicht wissen, ob es vielleicht das
iPhone wäre, dass mir zeigt, dass Com
puter das machen was ich will. Das
iPhone hätte mich auf die Enterprise
beamen können. Jetzt wird mich mein
kaputtes Nokia einfach weiter durch
die Welt schleifen. Durch eine Welt in
der ich mich fragen muss, ob mir das
nötige Zeug fehlt, um das Musthave
der heutigen Zeit mein Eigen nennen
zu dürfen. Ich bleibe einfach der Typ,
der mit angestrengtem Blick seine Tü
ten vom Wocheneinkauf nach Hause
trägt. Die anderen schweben leicht an
mir vorbei und haben eine App, die
sich um den Rest kümmert.
Text Miron Tenenberg
Mir geht der gesamte AppleHype oh
nehin auf den Keks. Apple hat einen
miserablen Kundendienst, die Produk
te waren in letzter Zeit Schrott und die
ersten Generationen der Geräte sind
so fehlerbeladen, dass mir klar wird,
warum die Leute anfangen zu heulen,
sobald sie ihr AppleGerät am Tag des
Releases in der Hand halten. Trotzdem
tippe ich diesen Text gerade in mein
MacBook. Es gibt einfach keine Alter
native zur Alternative. Windows geht
nicht. Punkt. Linux versteht kein nor
maler Mensch und wenn man sich
dennoch darauf einlässt, dann funk
tioniert es nicht. Wie sehr sehne ich
mich nach der Zeit, dass Computer
wie auf dem Raumschiff Enterprise
funktionieren. Du verlangst etwas
vom dem und er gibt Dir auf Anhieb
was Du wolltest. Kein Suchen, Laden,
Scrollen, Haken, nochmals Suchen.
Der Computer als verlängerter Arm
des Menschen. Homo iSapiens.
Und genau so soll das iPhone angeb
lich wirken. Ich komme dazu, wie die
Jungfrau zum Kind. Meine Ex kümmert
sich nämlich nicht um die Pflege ihrer
Technik. So kam ich schon relativ oft
zu AppleProdukten ohne etwas dafür
tun zu müssen, außer höchstens die
Garantie einzufordern. Sie bekommt
ihrerseits von ihrem Ex seine alten
AppleSachen geschenkt, weil er gerne
up to date bleibt. Die moderne Version
des Auftragens der Nietenhose also.
Dieses Mal fällt ihr das 3G in die To
ilette. Keine vier Wochen besitzt sie
das Gerät und keiner weiß, wie sie
das schaffen konnte, aber seitdem ist
der Touchsensor hin. Gerät kaputt,
ihr egal. Es soll nun in ihrer Ecke ver
rotten. Da mein Handy blöder weise
nach Jahren der intensiven Nutzung
auch langsam den Geist aufgibt, neh
me ich mich der Wasserleiche an. Erst
beim Kundendienst einen auf hilflos
gemacht, aber die Feuchtigkeitssti
cker im Gerät entlarven meinen Plan.
Reparatur macht etwa 200 Euro aus.
Schade, aber dann eben Plan B: Selber
reparieren!
Die Ersatzteile bestelle ich mir
für schlappe 30 Euro im Internet,
Werkzeug inklusive. Die Reparatur
anleitung gibt es auf youtube. Hätte
ich früher gewusst, dass es sogar die
Garantiesticker und Feuchtigkeits
sensoren zum Nachkaufen gibt, dann
wäre das Telefon erfolgreicher vom
Kundenservice zurück gekommen. So
geht’s also ans lustige Basteln. Ich ge
höre jetzt wenigstens dem geheimen
Kreis derer an, die autonom am iPho
ne herumdoktern. Es gibt ja immerhin
eine riesige Szene von Leuten, die sich
unendlich Gedanken machen, wie sie
die Netzsperren umgehen können und
diese jailbreaken und blackrainen was
das Zeug hält. Ich halte es aber nicht
so sehr mit Softwaremodulierung,
sondern schraube lieber am Metall
herum. Her mit dem magnetischen
Schraubendreher!
Das Reparaturvideo beginnt auch
gleich mit einer bildschirmfüllenden
Warnung, dass bei Befolgung dieser
Anleitung die Garantie gefährdet wird.
Das wird sie auch mit Ablage des Tele
fons in der Toilette. Dieses Video gelte
einzig und alleine der Unterhaltung.
Ich sehe bildlich die iPhoneonistas,
wie sie sich zum Spaß anschauen, was
in ihrem Gerät steckt.
Das erste Problem für mich besteht
jedoch darin, das iPhone zu öffnen.
Das Hebelwerkzeug passt zwar, nur so
einfach lässt sich mein Telefon nicht
öffnen, wie es im OnlineStream vor
geführt wird. Ich ziehe das Tool an
mehreren Stellen am vorderen, un
teren Rand hin und her, bis ich die
Gummi abdichtung herauspopele. Nur
sollte das eben nicht passieren. Ir
gendwie schaffe ich es doch das Teil
zu öffnen und jetzt geht es ans Einge
machte.
Aber es ist ziemlich easy. Die Stecker
21SoBerdoSe
Images Maxim Rosenbauer
MIT DEN STRASSERAUF DJ POLYGONEN, PARLIAMENT SCHWARZE DOSE 28, VÖSLAUER UND VELTINS
GRAF OSKARIM FESTSAAL KREUZBERG
22 REPORT
DREAM!Wir verlosen 2 VIP Tickets zu dem Happening des Jahres:
Check www.heineken.de
proud.indd 1 25.06.10 12:47
Images Maxim Rosenbauer
MIT DEN STRASSERAUF DJ POLYGONEN, PARLIAMENT SCHWARZE DOSE 28, VÖSLAUER UND VELTINS
GRAF OSKARIM FESTSAAL KREUZBERG
22 REPORT
DREAM!Wir verlosen 2 VIP Tickets zu dem Happening des Jahres:
Check www.heineken.de
proud.indd 1 25.06.10 12:47
Philipp
shirt Tiger of Sweden
trousers Hiltl
leather jacket adidas Originals Vespa
shoes adidas Originals A.039
Eva
dress Clarissa Labin
shoes adidas Originals Nizza Low sleek
sunglasses Rayban
ARTIST SHOOT24
Die wenigen Pressebilder, die von
euch im Umlauf sind, sind leicht enig-
matisch. Wieso?
Warum das so versteckt ist, ist weil wir
über unsere Musik an die Leute heran-
treten möchten. Die Musik soll den Mit-
telpunkt von allem bilden. Dafür muss
man nicht unbedingt sein Gesicht her-
geben. Trotzdem ist uns das Visuelle
sehr wichtig, was man dann auch bei
unseren Liveshows mitbekommt. Da
wir nur zu zweit auf der Bühne stehen
kann das sonst schnell statisch wirken.
Ihr seid Geschwister. Wie ist die
Rollen aufteilung bei der Musik?
Wir haben durch die Musik einfach
verschiedene, neue Rollen dazu be-
kommen. Als wir noch Kinder waren,
gab es eine klare Rollenaufteilung. Ich
war die kleine Schwester, Philipp sechs
Jahre älter. Philipp ist aber relativ früh
von zuhause weggezogen. Es war re-
lativ klar, dass Philipp sozusagen ein
Genie auf seinem Gebiet ist, also Kom-
position und Musik, also brach er die
Schule früh ab und fing an Musik zu
studieren. Daraus entstand dann mehr
eine Freundschaft, wo ich ihn oft be-
sucht habe. Im Prinzip haben wir über
15 Jahre nicht in der gleichen Stadt ge-
lebt. Wir leben erst seit einem Jahr wie-
der per Zufall in der gleichen Straße in
Hamburg. Ich selber bin erst sehr spät
zur Musik gekommen. Ich habe schon
immer viel in Chören gesungen und
auch Lieder und Texte geschrieben.
Philipp hat mich auch oft gefragt, ob
wir nicht mal etwas zusammen ma-
chen wollen, aber ich war einfach noch
nicht so weit.
Wie schreibt ihr eure Songs?
Unsere Songs sind schon ein Spiegel-
bild dessen, was in uns vorgeht. Die
Grundstruktur lässt sich Philipp am
Klavier einfallen. Ich denke mir dazu
eine Gesangsmelodie aus und dann
entwickeln wir das zusammen weiter.
Ich schreibe auch die Texte und die
sind sehr nah an mir dran. Das Elekt-
ronische machen wir zusammen. Wir
stecken da beide sehr viel rein und die
Hauptarbeit besteht im Nachhinein
darin das alles aufzuräumen und he-
rauszufinden, was dieses Lied jetzt ei-
gentlich von der Welt will. Wir suchen
immer nach Klarheit.
Wovon handeln deine Texte?
Das Hauptthema ist Reisen, aber eher
auf einer Meta-Ebene. Der Versuch
anzukommen, etwas zu finden, zu-
rückzuschauen. Ich nehme auch oft
Geschichten von Leuten, die ich gut
kenne, oder Themen die mich beschäf-
tigen. Ich bin aber eher jemand der ein
Buch dabei hat, wo ich etwas im gege-
benen Moment reinschreibe und dann
später etwas daraus bastele. Ich arbeite
auch viel mit Metaphern und Bildern.
Und wieso Englisch?
Ich glaube Deutsch wäre mir einfach
zu plakativ. Ich mag Englisch sehr, lese
auch viel auf Englisch von Paul Auster
oder Virginia Woolf. The Waves habe
ich zum Beispiel immer dabei. Da gibt
es auch wunderschöne Wörter drin, die
mich auf neue Gedanken bringen.
Wo würdet ihr eure Musik einordnen?
Als größtes übergreifendes Genre,
Elektro-Pop. Vielleicht melancholischer
Elektro-Pop mit großer Tanzbarkeit.
Seid ihr Optimisten?
Ja. Melancholie ist aber auch ein Geis-
teszustand, der beide Seiten vereint.
Nicht ganz traurig und auch nicht kom-
plett euphorisch, eher ein hinschauen,
eine Art innehalten und das kann man
auch fröhlich tun.
Welche Rolle spielt die Natur in eu-
rer Musik und vor allem das Element
Wasser?
Wasser ist auch für uns eine Art Ruhe-
pol, ein mit Sehnsucht belegter Ort.
In Hamburg gibt’s den Hafen, daher
kommt dann auch der Titel I Love My
Harbour, weil ich da oft hinfahre, um
Texte zu schreiben. Ansonsten sind wir
mitten im Wald groß geworden. Das
beeinflusst einen dann schon, denke
ich.
Wo kommt der Name Hundreds her?
Der Name basiert auf einen Traum, den
ich mal hatte. Philipp und ich waren
auf einer Wiese. Wir haben ein Spiel
gespielt, dessen Regeln ich nicht kann-
te. Es war wie bei einer Art Zellteilung,
wo wir jeweils immer mehr wurden.
Irgendwann waren es dann ganz viele
Philipps und Evas, die alle durcheinan-
der gerannt sind. Und dann meinte ich
zu Philipp am nächsten Tag, „das war
echt krass, wir waren Hunderte!“
In Berlin: Hundreds spielen im Rah-
men der Fashion Week am 08.07. im
Roten Salon.
myspace.com/hundreds
Interview Lev Nordstrom
PROud TRIffT HuNdREdS
OPTImISTIC mELANCHOLy
25ARTIST SHOOT
Philipp
shirt Tiger of Sweden
trousers Hiltl
leather jacket adidas Originals Vespa
shoes adidas Originals A.039
Eva
dress Clarissa Labin
shoes adidas Originals Nizza Low sleek
sunglasses Rayban
ARTIST SHOOT24
Die wenigen Pressebilder, die von
euch im Umlauf sind, sind leicht enig-
matisch. Wieso?
Warum das so versteckt ist, ist weil wir
über unsere Musik an die Leute heran-
treten möchten. Die Musik soll den Mit-
telpunkt von allem bilden. Dafür muss
man nicht unbedingt sein Gesicht her-
geben. Trotzdem ist uns das Visuelle
sehr wichtig, was man dann auch bei
unseren Liveshows mitbekommt. Da
wir nur zu zweit auf der Bühne stehen
kann das sonst schnell statisch wirken.
Ihr seid Geschwister. Wie ist die
Rollen aufteilung bei der Musik?
Wir haben durch die Musik einfach
verschiedene, neue Rollen dazu be-
kommen. Als wir noch Kinder waren,
gab es eine klare Rollenaufteilung. Ich
war die kleine Schwester, Philipp sechs
Jahre älter. Philipp ist aber relativ früh
von zuhause weggezogen. Es war re-
lativ klar, dass Philipp sozusagen ein
Genie auf seinem Gebiet ist, also Kom-
position und Musik, also brach er die
Schule früh ab und fing an Musik zu
studieren. Daraus entstand dann mehr
eine Freundschaft, wo ich ihn oft be-
sucht habe. Im Prinzip haben wir über
15 Jahre nicht in der gleichen Stadt ge-
lebt. Wir leben erst seit einem Jahr wie-
der per Zufall in der gleichen Straße in
Hamburg. Ich selber bin erst sehr spät
zur Musik gekommen. Ich habe schon
immer viel in Chören gesungen und
auch Lieder und Texte geschrieben.
Philipp hat mich auch oft gefragt, ob
wir nicht mal etwas zusammen ma-
chen wollen, aber ich war einfach noch
nicht so weit.
Wie schreibt ihr eure Songs?
Unsere Songs sind schon ein Spiegel-
bild dessen, was in uns vorgeht. Die
Grundstruktur lässt sich Philipp am
Klavier einfallen. Ich denke mir dazu
eine Gesangsmelodie aus und dann
entwickeln wir das zusammen weiter.
Ich schreibe auch die Texte und die
sind sehr nah an mir dran. Das Elekt-
ronische machen wir zusammen. Wir
stecken da beide sehr viel rein und die
Hauptarbeit besteht im Nachhinein
darin das alles aufzuräumen und he-
rauszufinden, was dieses Lied jetzt ei-
gentlich von der Welt will. Wir suchen
immer nach Klarheit.
Wovon handeln deine Texte?
Das Hauptthema ist Reisen, aber eher
auf einer Meta-Ebene. Der Versuch
anzukommen, etwas zu finden, zu-
rückzuschauen. Ich nehme auch oft
Geschichten von Leuten, die ich gut
kenne, oder Themen die mich beschäf-
tigen. Ich bin aber eher jemand der ein
Buch dabei hat, wo ich etwas im gege-
benen Moment reinschreibe und dann
später etwas daraus bastele. Ich arbeite
auch viel mit Metaphern und Bildern.
Und wieso Englisch?
Ich glaube Deutsch wäre mir einfach
zu plakativ. Ich mag Englisch sehr, lese
auch viel auf Englisch von Paul Auster
oder Virginia Woolf. The Waves habe
ich zum Beispiel immer dabei. Da gibt
es auch wunderschöne Wörter drin, die
mich auf neue Gedanken bringen.
Wo würdet ihr eure Musik einordnen?
Als größtes übergreifendes Genre,
Elektro-Pop. Vielleicht melancholischer
Elektro-Pop mit großer Tanzbarkeit.
Seid ihr Optimisten?
Ja. Melancholie ist aber auch ein Geis-
teszustand, der beide Seiten vereint.
Nicht ganz traurig und auch nicht kom-
plett euphorisch, eher ein hinschauen,
eine Art innehalten und das kann man
auch fröhlich tun.
Welche Rolle spielt die Natur in eu-
rer Musik und vor allem das Element
Wasser?
Wasser ist auch für uns eine Art Ruhe-
pol, ein mit Sehnsucht belegter Ort.
In Hamburg gibt’s den Hafen, daher
kommt dann auch der Titel I Love My
Harbour, weil ich da oft hinfahre, um
Texte zu schreiben. Ansonsten sind wir
mitten im Wald groß geworden. Das
beeinflusst einen dann schon, denke
ich.
Wo kommt der Name Hundreds her?
Der Name basiert auf einen Traum, den
ich mal hatte. Philipp und ich waren
auf einer Wiese. Wir haben ein Spiel
gespielt, dessen Regeln ich nicht kann-
te. Es war wie bei einer Art Zellteilung,
wo wir jeweils immer mehr wurden.
Irgendwann waren es dann ganz viele
Philipps und Evas, die alle durcheinan-
der gerannt sind. Und dann meinte ich
zu Philipp am nächsten Tag, „das war
echt krass, wir waren Hunderte!“
In Berlin: Hundreds spielen im Rah-
men der Fashion Week am 08.07. im
Roten Salon.
myspace.com/hundreds
Interview Lev Nordstrom
PROud TRIffT HuNdREdS
OPTImISTIC mELANCHOLy
25ARTIST SHOOT
Eva
jeans jacket Tiger of Sweden
chino pant adidas Originals A.039
tank top monki
shoes adidas Originals Top Ten Low Sleek
26 ARTIST SHOOT
Eva
cardigan adidas Originals
shirt monki
Philipp
shirt adidas Originals
27ARTIST SHOOT
Eva
jeans jacket Tiger of Sweden
chino pant adidas Originals A.039
tank top monki
shoes adidas Originals Top Ten Low Sleek
26 ARTIST SHOOT
Eva
cardigan adidas Originals
shirt monki
Philipp
shirt adidas Originals
27ARTIST SHOOT
Philipp
pant adidas Originals
shirt fred Perry
sacco Tiger of Sweden
shoes adidas Originals ZX 700
ARTIST SHOOT28
Eva
jacket malene Birger
shirt adidas Originals A.039
pant adidas Originals A.039 Slim Chino
shoes adidas Originals Nizza Low sleek
sunglasses Ray Ban
Philipp
cardigan adidas Originals A.039
t-shirt adidas Originals A.039
trousers HiltlEva
dress adidas Originals A.039
Haniball Saliba
haniballsaliba.de
Tobias Schult
tobiasschult.com
Lisa Zeitler @ Basics
using Mac Products
Philip Holke
Studio 67
studio-67.com
Styling • Concept • Production
Photographer
Hair • Make-up
Photographer's Assistant
Special Thanks
29ARTIST SHOOT
Philipp
pant adidas Originals
shirt fred Perry
sacco Tiger of Sweden
shoes adidas Originals ZX 700
ARTIST SHOOT28
Eva
jacket malene Birger
shirt adidas Originals A.039
pant adidas Originals A.039 Slim Chino
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Philipp
cardigan adidas Originals A.039
t-shirt adidas Originals A.039
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dress adidas Originals A.039
Haniball Saliba
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Tobias Schult
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Lisa Zeitler @ Basics
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Philip Holke
Studio 67
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Styling • Concept • Production
Photographer
Hair • Make-up
Photographer's Assistant
Special Thanks
29ARTIST SHOOT
shoes Reebok cap New Era
shoes Puma
shoes Nike
watches Triwa
headphoes Urban Ears
shirt adidas Originals
30 FASHION FLASH30 FASHION FLASH
shoes Reebok cap New Era
shoes Puma
shoes Nike
watches Triwa
headphoes Urban Ears
shirt adidas Originals
30 FASHION FLASH30 FASHION FLASH
shoes Sperry
shoes Ceds
shirt Orgnlfe
shoes Lise Lindvig
shoes Vans jeans Levi's jeans Wrangler jeans Ripcurl
Haniball Saliba
haniballsaliba.de
Lukasz Wolejko
wolejko-wolejszo.com
Konstantin Arnold
Herzmann Postproduction
Concept • Production
Photographer
Set
Post Production
31FASHION FLASH 31FASHION FLASH
boots Camel Active
dress adidas Originals
cap adidas ObyO
jeans jacket Wrangler
vest Drykorn
headphones Urban Ears
32 FASHION FLASH32 FASHION FLASH
boots Camel Active
dress adidas Originals
cap adidas ObyO
jeans jacket Wrangler
vest Drykorn
headphones Urban Ears
32 FASHION FLASH32 FASHION FLASH
Jeans adidas Originals
Jeans Levi's
pullover Hugo
Jeans Gas
jacket adidas Originals Vespa
shirt Mexx
shoes Vans
bag Mango
33FASHION FLASH 33FASHION FLASH
34 FOCUSED ARTIST
A CHAT WITHSAnDRUShkA BECk
35FOCUSED ARTIST
Geplant war eigentlich, Hüte für das
Shoot meiner Wünsche abzuholen.
Entdeckt hatte ich die auf einem
Flohmarkt in Neukölln, wonach ich
mich hin und weg zeigte. Nach einem
flüchtigen Gespräch in ihrem Atelier-
und Projektraum merkte ich schon,
wie interessant die Person hinter
dem Flohmarkttisch ist: Sandruschka
Beck. Ich musste mehr wissen und
kam wieder.
Erzähl mir was zu den Hüten.
Die Hüte waren ein erster konkreter
Entwurf, der als Grundlage zur Kon
zeption eines Modelabels dienen soll
te, das Nike Schröder und ich grün
den wollten. „german tradition meets
american trash" war unser Schlagwort.
Letztendlich haben wir uns gegen die
Gründung eines Labels entschieden,
da unsere Arbeit keine Passung mit
Mechanismen der Mode hat und wir
sie auch nicht passend machen wol
len. Die Hüte bleiben als – für uns äs
thetisch sehr überzeugende – Objek
te bestehen, deren Potenzial wir für
Projekte nutzen wollen, die in einem
Kunstkontext angesiedelt sind. Außer
dem ist für uns denkbar, die Hüte zu
verleihen – beispielsweise für Musik
videoproduktionen oder Fotostrecken.
Und was machst du hier?
Im April habe ich mich selbstständig
gemacht mit dem Raum für textile
Anliegen, der für mich eine Plattform
bietet alle meine Projekte und Vorha
ben zu vereinen.
Zum Beispiel werde ich eine offene
Textilwerkstatt in meinem Atelier an
bieten. Hier können Leute zum Nä
hen einfach vorbei kommen und von
mir bei ihrem Nähprojekt unterstützt
werden. Das soll ein bisschen anders
aussehen als in einem gewöhnlichen
Nähcafe, da das hier ein Atelier mit
deutlichem Kunstbezug ist – allein
schon durch meine Atelierpartner
innen, die sich mit Zeichnungen, Per
formances, Installationen und Malerei
beschäftigen. Für die Zukunft sind
konkrete Events geplant, wie zum
Beispiel ein Nähmarathon. Bei einem
Nähmarathon wird 12 Stunden ge
näht. Jeder Teilnehmer erhält alle zwei
Stunden ein neues Thema zu dem er
Kleidung, Kostüme oder textile Objek
te gestalten kann. Am Abend werden
die Ergebnisse in Form einer Ausstel
lung mit Modenschau präsentiert. Die
beste Arbeitsserie wird prämiert.
Außerdem fertige ich Kostümbilder
für freie Theaterprojekte an. Oft über
nehme ich dann auch das Bühnenbild
– meist hat es dann einen deutlichen
textilen Ursprung. Wir sitzen gerade
auf Kissen des Bühnenbilds für ein
Stück mit Schülern in der Gropius
stadt. Es heißt „Von Kartoffeln und
Kanaken“ und behandelt Vorurteile
zwischen Deutschen und Ausländern.
Sehr freue ich mich auf ein Theater
projekt der Spreeagenten in Koope
ration mit dem Deutschen Theater
in einem kleinen Dorf in Rumänien,
das nun zum dritten Mal stattfindet.
Zusammen mit den Einwohnern und
Teilnehmern aus Deutschland wird
ein Theaterstück entwickelt. Dieses
Mal wird es um virtuelle Figuren wie
z.B.. Superhelden gehen – und ich wer
de die komplette Ausstattung gemein
sam mit den Teilnehmern anfertigen.
Es wird eine Aufführung in Rumänien
geben und im Herbst werden einige
Teilnehmer für eine zweite nach Ber
lin kommen.
2008 habe ich das Projekt „Cirqules“
in Kooperation mit Nike Schröder und
dem Lucent Dossier Vaudeville Cirque
in Pasedana/U.S.A realisiert. Wir ha
ben für sozial benachteiligte Kinder
einen Kostümworkshop angeboten,
der von einem Performanceworkshop
ergänzt wurde. Da die Kinder zum
Teil erst 5 Jahre alt waren, war unse
re Überlegung zunächst die einfachste
Möglichkeit der Schnittkonstruktion
anzuwenden – und so kamen wir zum
Kreis als Grundlage. Damit kann man
alles machen: Ein Loch reingeschnit
ten und man hat sofort einen Rock,
Ärmel oder einen Hut. Die Kinder ka
men auch sehr gut mit den Nähma
schinen klar. Ich habe echt gestaunt,
da Nähen für mich ein komplexer Pro
zess ist, denn aus einer planen Fläche
entsteht plötzlich etwas Dreidimensi
onales. Das erfordert eine sehr hohe
Transferleistung des Gehirns.
Das längste Projekt an dem ich seit
2007 arbeite heißt "babel identity and
community as material" – und beruht
auf dem Wunsch der Vernetzung. Ich
brauchte einen Input in Form eines
Austausches. So schickte ich an jede
EmailAdresse und jeden Myspace
und Facebookfreund die Bitte, mir
ein persönliches Kleidungsstück zu
schicken und mir dessen Geschichte
zu erzählen. Ich habe Pakete aus der
ganzen Welt erhalten von bekann
ten und unbekannten Personen. Die
Kontakte spannen sich wie ein Gewe
be über die Welt – dem zur folge auch
etwas Textiles.
Eines der ersten Pakete war ein weißes
Hemd, ohne Namen und Absender
– und ohne Geschichte! Ein anderes
Extrem war ein Paket von einer Ameri
kanerin, die in Japan lebt. Es war sehr
liebevoll gestaltet und sehr persönlich.
Als ich es aufgemacht habe, dachte
ich fast, ich hätte es selbst gepackt, so
ähnelten sich ihr und mein Sinn für
Ästhetik. Basierend auf diesen Einsen
dungen entstanden Objekte, Zeich
nungen, Aktionen und Performances,
in denen kulturelle und biografische
Spuren des ehemaligen Trägers sicht
bar werden und die Entdeckung und
Absorbierung märchen und mythen
hafter Strukturen ins Zentrum rückt.
Für meine Diplomarbeit habe ich dann
fünf Pakete ausgewählt und daraus
PerformanceSequenzen entwickelt.
Jede wurde in einem von fünf Zelten
34 FOCUSED ARTIST
A CHAT WITHSAnDRUShkA BECk
35FOCUSED ARTIST
Geplant war eigentlich, Hüte für das
Shoot meiner Wünsche abzuholen.
Entdeckt hatte ich die auf einem
Flohmarkt in Neukölln, wonach ich
mich hin und weg zeigte. Nach einem
flüchtigen Gespräch in ihrem Atelier-
und Projektraum merkte ich schon,
wie interessant die Person hinter
dem Flohmarkttisch ist: Sandruschka
Beck. Ich musste mehr wissen und
kam wieder.
Erzähl mir was zu den Hüten.
Die Hüte waren ein erster konkreter
Entwurf, der als Grundlage zur Kon
zeption eines Modelabels dienen soll
te, das Nike Schröder und ich grün
den wollten. „german tradition meets
american trash" war unser Schlagwort.
Letztendlich haben wir uns gegen die
Gründung eines Labels entschieden,
da unsere Arbeit keine Passung mit
Mechanismen der Mode hat und wir
sie auch nicht passend machen wol
len. Die Hüte bleiben als – für uns äs
thetisch sehr überzeugende – Objek
te bestehen, deren Potenzial wir für
Projekte nutzen wollen, die in einem
Kunstkontext angesiedelt sind. Außer
dem ist für uns denkbar, die Hüte zu
verleihen – beispielsweise für Musik
videoproduktionen oder Fotostrecken.
Und was machst du hier?
Im April habe ich mich selbstständig
gemacht mit dem Raum für textile
Anliegen, der für mich eine Plattform
bietet alle meine Projekte und Vorha
ben zu vereinen.
Zum Beispiel werde ich eine offene
Textilwerkstatt in meinem Atelier an
bieten. Hier können Leute zum Nä
hen einfach vorbei kommen und von
mir bei ihrem Nähprojekt unterstützt
werden. Das soll ein bisschen anders
aussehen als in einem gewöhnlichen
Nähcafe, da das hier ein Atelier mit
deutlichem Kunstbezug ist – allein
schon durch meine Atelierpartner
innen, die sich mit Zeichnungen, Per
formances, Installationen und Malerei
beschäftigen. Für die Zukunft sind
konkrete Events geplant, wie zum
Beispiel ein Nähmarathon. Bei einem
Nähmarathon wird 12 Stunden ge
näht. Jeder Teilnehmer erhält alle zwei
Stunden ein neues Thema zu dem er
Kleidung, Kostüme oder textile Objek
te gestalten kann. Am Abend werden
die Ergebnisse in Form einer Ausstel
lung mit Modenschau präsentiert. Die
beste Arbeitsserie wird prämiert.
Außerdem fertige ich Kostümbilder
für freie Theaterprojekte an. Oft über
nehme ich dann auch das Bühnenbild
– meist hat es dann einen deutlichen
textilen Ursprung. Wir sitzen gerade
auf Kissen des Bühnenbilds für ein
Stück mit Schülern in der Gropius
stadt. Es heißt „Von Kartoffeln und
Kanaken“ und behandelt Vorurteile
zwischen Deutschen und Ausländern.
Sehr freue ich mich auf ein Theater
projekt der Spreeagenten in Koope
ration mit dem Deutschen Theater
in einem kleinen Dorf in Rumänien,
das nun zum dritten Mal stattfindet.
Zusammen mit den Einwohnern und
Teilnehmern aus Deutschland wird
ein Theaterstück entwickelt. Dieses
Mal wird es um virtuelle Figuren wie
z.B.. Superhelden gehen – und ich wer
de die komplette Ausstattung gemein
sam mit den Teilnehmern anfertigen.
Es wird eine Aufführung in Rumänien
geben und im Herbst werden einige
Teilnehmer für eine zweite nach Ber
lin kommen.
2008 habe ich das Projekt „Cirqules“
in Kooperation mit Nike Schröder und
dem Lucent Dossier Vaudeville Cirque
in Pasedana/U.S.A realisiert. Wir ha
ben für sozial benachteiligte Kinder
einen Kostümworkshop angeboten,
der von einem Performanceworkshop
ergänzt wurde. Da die Kinder zum
Teil erst 5 Jahre alt waren, war unse
re Überlegung zunächst die einfachste
Möglichkeit der Schnittkonstruktion
anzuwenden – und so kamen wir zum
Kreis als Grundlage. Damit kann man
alles machen: Ein Loch reingeschnit
ten und man hat sofort einen Rock,
Ärmel oder einen Hut. Die Kinder ka
men auch sehr gut mit den Nähma
schinen klar. Ich habe echt gestaunt,
da Nähen für mich ein komplexer Pro
zess ist, denn aus einer planen Fläche
entsteht plötzlich etwas Dreidimensi
onales. Das erfordert eine sehr hohe
Transferleistung des Gehirns.
Das längste Projekt an dem ich seit
2007 arbeite heißt "babel identity and
community as material" – und beruht
auf dem Wunsch der Vernetzung. Ich
brauchte einen Input in Form eines
Austausches. So schickte ich an jede
EmailAdresse und jeden Myspace
und Facebookfreund die Bitte, mir
ein persönliches Kleidungsstück zu
schicken und mir dessen Geschichte
zu erzählen. Ich habe Pakete aus der
ganzen Welt erhalten von bekann
ten und unbekannten Personen. Die
Kontakte spannen sich wie ein Gewe
be über die Welt – dem zur folge auch
etwas Textiles.
Eines der ersten Pakete war ein weißes
Hemd, ohne Namen und Absender
– und ohne Geschichte! Ein anderes
Extrem war ein Paket von einer Ameri
kanerin, die in Japan lebt. Es war sehr
liebevoll gestaltet und sehr persönlich.
Als ich es aufgemacht habe, dachte
ich fast, ich hätte es selbst gepackt, so
ähnelten sich ihr und mein Sinn für
Ästhetik. Basierend auf diesen Einsen
dungen entstanden Objekte, Zeich
nungen, Aktionen und Performances,
in denen kulturelle und biografische
Spuren des ehemaligen Trägers sicht
bar werden und die Entdeckung und
Absorbierung märchen und mythen
hafter Strukturen ins Zentrum rückt.
Für meine Diplomarbeit habe ich dann
fünf Pakete ausgewählt und daraus
PerformanceSequenzen entwickelt.
Jede wurde in einem von fünf Zelten
36 FOCUSED ARTIST
gezeigt. In die Zelte hatte jeweils im
mer nur ein Zuschauer zur gleichen
Zeit Zutritt. Die Sequenzen wurden
für jeden Zuschauer einzeln wieder
holt. So entstand eine sehr intime Auf
führungssituation. Eine Frau kam z.B.
total heulend und schluchzend raus,
die Nächste – aus dem gleichen Zelt –
musste laut lachen. Da im restlichen
Raum nicht gesprochen werden durf
te, provozierte das die Frage: Geh ich
da rein oder nicht? Allgemein ist es
eine tolle Erfahrung, zu sehen wie viel
Vertrauen mir entgegengebracht wur
de – so viele Zusendungen ohne dass
der Absender mich oder meine Arbeit
kannte! Einer Frau habe ich zwei Jah
re nach ihrer Zusendung geantwortet
und ihr die Dokumentation meiner
Arbeit zu ihrem Kleidungsstück ge
schickt. Da sie mich schon fast verges
sen hatte, war ihre Rührung sehr groß.
Performances sind mein drittes Anlie
gen für den ich diesen Raum nutzen
möchte. Am Anfang jeder Entwicklung
einer Performance stand die Gestal
tung eines Kostüms. Mit einem Kos
tüm kann ich mich in alles verwan
deln, was ich will. Die Kostümierung
ist dennoch keine Verhüllung oder
Maskierung. Sie wird von den Betrach
tern insofern als Realität erlebt, als die
Fiktion der Performance nicht als Un
wahrheit angegriffen wird – für einen
kurzen Moment bin ich etwas Anderes.
Ich war eine Braut, eine Ehefrau, ein
Wal, eine Superheldin. Ich war die hei
lige Jungfrau Maria, Sankt Martin, der
Fisch an der Angel, Rotkäppchen, ein
Schaf, Goldmarie, Sterntalermädchen,
ein Zirkuszelt und vieles andere. Ich
verschmolz mit anderen Menschen
oder Gegenständen zu einem Körper,
breitete mich zu Architektur aus und
gewährte Anderen Unterschlupf. Ich
war Viele.
An Performances allgemein fasziniert
mich die Flüchtigkeit und Unmittel
barkeit des Mediums. Eine Perfor
mance – das geht nur hier und jetzt.
Ein Bild kann ich mir auch morgen
anschauen.
Sandruska Beck hat „Kunsttherapie/-
pädagogik“ studiert. Nähen wurde ihr
nie gezeigt, sie ist Autodidaktin und
hat sich Vieles selbst überlegt oder
die Informationen aufgeschnappt. Ab
Juli kann man sich anstecken lassen,
von den kreativen Vibes in ihrer Näh-
werkstatt.
raumfuertextileanliegen.de
Weichselstr. 59
Projektraum 59/3i
37FOCUSED ARTIST
Ida Westheuser
Mai Weiss
behance.net/maiweiss
Laura Wiese
Styling • Concept • Production • Photography
Hair • Make-up
Model
36 FOCUSED ARTIST
gezeigt. In die Zelte hatte jeweils im
mer nur ein Zuschauer zur gleichen
Zeit Zutritt. Die Sequenzen wurden
für jeden Zuschauer einzeln wieder
holt. So entstand eine sehr intime Auf
führungssituation. Eine Frau kam z.B.
total heulend und schluchzend raus,
die Nächste – aus dem gleichen Zelt –
musste laut lachen. Da im restlichen
Raum nicht gesprochen werden durf
te, provozierte das die Frage: Geh ich
da rein oder nicht? Allgemein ist es
eine tolle Erfahrung, zu sehen wie viel
Vertrauen mir entgegengebracht wur
de – so viele Zusendungen ohne dass
der Absender mich oder meine Arbeit
kannte! Einer Frau habe ich zwei Jah
re nach ihrer Zusendung geantwortet
und ihr die Dokumentation meiner
Arbeit zu ihrem Kleidungsstück ge
schickt. Da sie mich schon fast verges
sen hatte, war ihre Rührung sehr groß.
Performances sind mein drittes Anlie
gen für den ich diesen Raum nutzen
möchte. Am Anfang jeder Entwicklung
einer Performance stand die Gestal
tung eines Kostüms. Mit einem Kos
tüm kann ich mich in alles verwan
deln, was ich will. Die Kostümierung
ist dennoch keine Verhüllung oder
Maskierung. Sie wird von den Betrach
tern insofern als Realität erlebt, als die
Fiktion der Performance nicht als Un
wahrheit angegriffen wird – für einen
kurzen Moment bin ich etwas Anderes.
Ich war eine Braut, eine Ehefrau, ein
Wal, eine Superheldin. Ich war die hei
lige Jungfrau Maria, Sankt Martin, der
Fisch an der Angel, Rotkäppchen, ein
Schaf, Goldmarie, Sterntalermädchen,
ein Zirkuszelt und vieles andere. Ich
verschmolz mit anderen Menschen
oder Gegenständen zu einem Körper,
breitete mich zu Architektur aus und
gewährte Anderen Unterschlupf. Ich
war Viele.
An Performances allgemein fasziniert
mich die Flüchtigkeit und Unmittel
barkeit des Mediums. Eine Perfor
mance – das geht nur hier und jetzt.
Ein Bild kann ich mir auch morgen
anschauen.
Sandruska Beck hat „Kunsttherapie/-
pädagogik“ studiert. Nähen wurde ihr
nie gezeigt, sie ist Autodidaktin und
hat sich Vieles selbst überlegt oder
die Informationen aufgeschnappt. Ab
Juli kann man sich anstecken lassen,
von den kreativen Vibes in ihrer Näh-
werkstatt.
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Weichselstr. 59
Projektraum 59/3i
37FOCUSED ARTIST
Ida Westheuser
Mai Weiss
behance.net/maiweiss
Laura Wiese
Styling • Concept • Production • Photography
Hair • Make-up
Model
t-shirt Wasted German Youth
jeans Mexx
shoes adidas Originals
shirt Lee
leggins H&M
shoes Nike Air Max
jeans Los Jeans de Felix
t-shirt Urban Outfitters
shoes Kawasaki
jacket adidas Originals A.O39
leggings Monki
shoes Nike Air Jordan
trousers Lee
t-shirt Levi's
jacket Los Jeans de Felix
hot pants Levi's
shoes H&M
watch Casio
jacket Fred Perry
trousers Levi's
shoes adidas Originals
jacket adidas Originals
dress Zara
shoes Nike Air Max
38 7 DAYS
tHUrSDAYWEDNESDAYtUESDAYMONDAY
t-shirt Wasted German Youth
jeans Mexx
shoes adidas Originals
shirt Lee
leggins H&M
shoes Nike Air Max
jeans Los Jeans de Felix
t-shirt Urban Outfitters
shoes Kawasaki
jacket adidas Originals A.O39
leggings Monki
shoes Nike Air Jordan
trousers Lee
t-shirt Levi's
jacket Los Jeans de Felix
hot pants Levi's
shoes H&M
watch Casio
jacket Fred Perry
trousers Levi's
shoes adidas Originals
jacket adidas Originals
dress Zara
shoes Nike Air Max
38 7 DAYS
tHUrSDAYWEDNESDAYtUESDAYMONDAY
t-shirt Wasted German Youth
jeans Levi's
shoes adidas Originals
t-shirt Looky Looky
hot pants Levi´s
watch G-Shock
sacco tiger of Sweden
trousers Mexx
shirt Schiesser
short Monki
jacket Nike
shoes H&M
jeans Mads Nordgaard
pullover Acne
jacket Bench
skirt Monki
shoes Zara
top H&M
t-shirt Wasted German Youth
jeans Mexx
shoes adidas Originals
shirt Lee
leggins H&M
shoes Nike Air Max
Styling • Concept • Production
Haniball Saliba • haniballsaliba.de
Photographer
Marcus Witte • marcuswitte.com
Models
tülay, Eugenio397 DAYS
SAtUrDAYFriDAYtHUrSDAY SUNDAY
Haniball Saliba
haniballsaliba.de
Marcus Witte
marcuswitte.com
Wiebke Olschewski @ Basics
Using Mac Products
Philip Winkelmeier
Monique @ Pearl Management
Guesthouse 21
Guesthouse21.de
Styling • Concept • Production
Photographer
Hair • Make-up
Photographer's Assistant
Models
Special thanks to
In tHe faSt lane
40 SHOOt
Haniball Saliba
haniballsaliba.de
Marcus Witte
marcuswitte.com
Wiebke Olschewski @ Basics
Using Mac Products
Philip Winkelmeier
Monique @ Pearl Management
Guesthouse 21
Guesthouse21.de
Styling • Concept • Production
Photographer
Hair • Make-up
Photographer's Assistant
Models
Special thanks to
In tHe faSt lane
40 SHOOt
dress Malene Birger
shoes Michael Michalsky
41SHOOt
42 SHOOt
jacket Drykorn
trousers Goldesign by amorph Berlin
42 SHOOt
jacket Drykorn
trousers Goldesign by amorph Berlin
43SHOOt
fur Stola Gucci
skirt firetrap
sunglasses Malene Birger
bottle Vöslauer
44 SHOOt
44 SHOOt 45SHOOt
jacket Gas
skirt Kilian Kerner
shoes Michael Michalsky
46 SHOOt
dress Majaco
jewelery by amorph Berlin
46 SHOOt
dress Majaco
jewelery by amorph Berlin
47SHOOt
cape Michael Michalsky
troussers Malene Birger
jewelery by amorph Berlin
sunglasses Malene Birger
shoes Chanel
Partyveranstalter. nächstes event: dream 31. Juli – messe Berlin
AN INTERVIEW WITH itay shrem
chat48
Partyveranstalter. nächstes event: dream 31. Juli – messe Berlin
AN INTERVIEW WITH itay shrem
chat48
When you think back to the many
events and partys you've been to,
which one was your favorite? And
why?
Millennium, the beginning of the end
- at least everybody believed so! Some-
how it was the after party of a new era,
a party of 4000 people, many of them
in costumes.
How did you come to organize events?
My team and I have been organizing
events for about ten years now. But
especially in the last few years we've
changed a lot. We felt that things can be
done better. We believe that party hosts
should invest more in the production
as well as the line up. In the end we
decided to create DREAM, something
gigantic which touches everybody.
In which way do you differ from other
event organizers?
Our expertise is luxury events. We be-
lieve in the art of being special and
making things different than others in
our branche. The idea of the DREAM
brand is that each and every guest,
who decides to join our fantasy, will
feel his or her personal dream coming
true ... hearing and feeling the best DJs
in the world with an on-sight produc-
tion never seen like that before.
Which were the biggest clients you've
been working with in your career?
The prime minister of Italy, Silvio Ber-
lusconi, and the president of France,
Nicolas Sarkozy.
What was the maximum number of
party people you ever had on one of
your events?
50,000 in Tokyo.
Did you ever have problems with the
police?
Any funny stories to tell .. Just once, a
birthday party we organized in Monte
Carlo. The party took place in two loca-
tions, the Monte Carlo terrace and a VIP
yacht, where we had organized a mas-
sive firework installed under water. The
firework was located in a specific area
which all legal authorities knew about
weeks before the event. Then on the
day of the celebration one police boat
didn't check the instructions notified
by the city. It got directly into the mas-
sive massive firework zone. So when
we started the firework the police offic-
ers on board were convinced of being
under attack, which led to a lot more
police cars, a chopper ... and for us to
one of the best productions ever, with-
out paying anything for special effects!
Who is your favorite musician you
would love to constantly book?
Actually it is the DREAM Berlin line-up.
Every act represents our way of dream-
ing. We would love to book each and
everyone of them for all our shows.
Which promotional tools do you use
for pushing your events?
We use many promotional channels,
personal as well as commercial.
Can you tell us something about the
development in your branche? What
did change in the time you've been
dealing with that business?
I think - aside from one or two excep-
tions - it is massive, but high quality
indoor productions which have slowly
disappeared from the party branche.
Event organizers have just more and
more been settling with low budget
DJs and low budget productions and by
that disappointing the crowd and los-
ing the most of it.
DREAM is all about getting it back,
showing the world's best DJs Tiesto
and David Guetta along with the best
upcoming DJs like Mark Knight, Oxia,
Claude Von Stroke, Jessy and many
more and combining that with a mas-
sive, unforgettable production, bring-
ing back an era but with a clear sight
for the future.
What was the greatest challenge for
the DREAM event?
To make each and everyone for one
night dream the same DREAM with us.
And what are you most proud of when
thinking about it?
Come to our DREAM on July 31st and
you'll see for yourself!
How many guests do you expect on
the 31st July?
10,000-15,000 depending on the city
approval, we hope we'll get approval
for 15,000.
Do you party yourself on events you
organized?
Unfortunately somebody has to stay
awake while everybody else is dream-
ing ,but sure I'd like too.
dreamwandering.com
Interview Kirsten Toft Nagel
Layout Vinzent Britz
49chat
BrandenBurg and the rentafloss experience
50 report
zur Anlegestelle unter einer Straßen
brücke navigiert. Dort ließ sich der
einsetzende Starkregen mit etwas Mu
sik und ner Buddel voll Rum tanzend
abwarten.
Schon nach kurzer Zeit entschied sich
das Wetter endlich doch zu unseren
Gunsten und die Sonne brach sich
über die bezaubernden, wilden Schilf
ufer des nördlichen Wentowsees. Wir
navigierten um Seerosenfelder und
tanzten auf den Dächern der Flösse
in die Abendsonne während sich der
Nebel und die Nacht über unseren
Ankerplatz legte. Wir tranken und fei
erten noch etwas im Schein der Petro
leumlampen, dabei bauten wir den In
nenraum der Hütten bereits zu großen
zusammenhängenden Liegeflächen
um. Als die Nacht mit ihren 8 Grad
hereinbrach beschlossen wir schlafen
zu gehen, doch die geschlossenen Ka
binen und die jeweils vier Leute pro
Boot beherbergte machte es kuschelig
warm. Am Sonntag morgen wurden
wir sehr früh von einer erwachen
den Naturkulisse geweckt. Die Sonne
strahlte die Frühaufsteher kochten
Kaffee während wir gemütlich über
den See glitten.
Kein Wunder das rentafloss mit die
ser wunderschönen Kurzurlaubs
idee den Tourismuspreis des Landes
Brandenburg 2009 gewonnen hat
dachte ich und sah nur noch zufrie
den strahlende Berliner Gesichter im
Nirgendwo Brandenburgs auf einem
Floss ihr Frühstück verschlingen. Es
war genau das wonach wir uns alle
gesehnt hatten, einfach mal raus und
die Seele treiben lassen. Absolut ge
eignet für Paare, Freunde, Familien
und das durchaus auch länger als nur
eine Nacht. Reservieren ist allerdings
Pflicht, alles weitere findet ihr unter
rentafloss.de
Text Benjamin Gruber
Fotos Miron Tenenberg
Es bedarf schon einiger Überzeugungs
kraft um Berliner aus ihrer Großstadt
zu locken. Doch ab und zu muss man
einfach raus, gerade jetzt im Sommer,
denn auch da gibt es Arbeit, Studium,
Stress, volle Bahnen, die ganze Litanei
des Alltags. Nur weil jemand die Sonne
eingeschaltet hat und die Tage etwas
länger werden, so scheinen trotzdem
die Wochen bis zum Urlaub endlos. Ich
hatte seit Februar keine richtige Aus
zeit mehr genommen, ich wollte mal
einfach mal wieder was mit Freunden
machen.
In meiner bayerischen Heimat war ich
oft Segeln, ein Freund hatte Schein
und Boot, aber niemand den ich hier
kannte, hatte eines von beidem. Bei so
viel Wasser in und um Berlin musste
man aber doch zumindest das Boot
mieten können, allerdings sollte es
nicht gerade ne Spreekanalfahrt wer
den, ich wollte raus aus der Stadt.
Die Lösung steht vor der Tür. In der
Redaktion wird eine Testfahrt
von rentafloss angeboten. Ich schlage
zu.
So nehme ich mir eine kurze Auszeit
am Busen der Natur. Die Flösse und
die Landschaft, die Assoziation an
Huckelberry Finn lag auf der Hand.
Mit dem Unterschied das die Flösse im
nördlichen Brandenburg liegen und
deutlich komfortabler ausgestattet
sind. Man kann sogar darauf schlafen
wind und wettergeschützt in einem
Häuschen in dem liegend kuschelig
vier Personen Platz finden. Es ist prak
tisch alles an Bord bis auf Verpflegung
Isomatte und Schlafsack. Es gibt eine
Kochmöglichkeit, Taschen, Petroleum
lampen und Tassen, Besteck und dem
erstaunlich starken, trotzdem aber
führerscheinfreien Außenborder.
Auch wegen dieses rundum sorg
los Pakets waren sehr schnell sechs
Freunde gefunden die dieses Abenteu
er mit uns Teilen wollten. Das nächste
Wochenende sollte es sein, wir reser
vierten zwei Flösse für Samstag und
Sonntag, doch wetter.de war alles an
dere als optimistisch. Trotz der ange
kündigter Regengüsse und nächtlicher
acht Grad Celsius, ließen wir uns nicht
beirren und reisten an.
Zwei von uns wurden noch eben zum
Kaptain befördert und vom Hafen
meister in der Bedienung und Steu
erung des Antriebs unterrichtet und
schon stachen wir in See – um genau
zu sein in den Wentowsee. Nun hätten
wir theoretisch bis in die Müritz und
weiter bin in die Ostsee fahren kön
nen. Kaptain Miron befahl jedoch auf
Grund der unsicheren Witterung zu
nächst die Weiten des Wentowsees zu
erkunden. Als sich die erste vor Freude
grinsende Euphorie gelegt hatte, war
fen wir in der Mitte des Sees den An
ker. Trotz der nicht so hoch sommer
lichen Außentemperaturen hatte
zumindest der weibliche Teil unserer
Gruppe schnell seine Badesachen an
und versuchte durch allerlei Überre
dungskünste auch wenigstens einen
der Männer ins Wasser zu locken. Wir
blieben jedoch skeptisch, trotzdem
das Wasser wohl auf Grund der gerin
gen Tiefe des Sees relativ warm war.
Doch kaum waren alle wieder aus dem
Wasser sollten die Flösse auch schon
auf ihre Schlechtwettereigenschaften
hin, auf die Probe gestellt werden.
Die eben noch hoch gerollte Persen
ning wurde wieder runter gelassen
und wir beobachten wie die Sonne
hinter einer dunkelgrauen Regenfront
verschwand. Während die Mannschaft
sich den Regen erwartend verkroch,
hatte Kaptain Miron die rettende
Idee schon unter Volldampf ins Visier
genommen. Wir brausten über den
See gen Norden und gerade als die
Mannschaft begann ihre Angst mit
Branntwein zu bekämpfen und die Re
genmenge zunahm, rief der Kapitän
seinen Leichtmatrosen zum Anlegen
aus der Hütte. Er hatte uns zielsicher
51report
BrandenBurg and the rentafloss experience
50 report
zur Anlegestelle unter einer Straßen
brücke navigiert. Dort ließ sich der
einsetzende Starkregen mit etwas Mu
sik und ner Buddel voll Rum tanzend
abwarten.
Schon nach kurzer Zeit entschied sich
das Wetter endlich doch zu unseren
Gunsten und die Sonne brach sich
über die bezaubernden, wilden Schilf
ufer des nördlichen Wentowsees. Wir
navigierten um Seerosenfelder und
tanzten auf den Dächern der Flösse
in die Abendsonne während sich der
Nebel und die Nacht über unseren
Ankerplatz legte. Wir tranken und fei
erten noch etwas im Schein der Petro
leumlampen, dabei bauten wir den In
nenraum der Hütten bereits zu großen
zusammenhängenden Liegeflächen
um. Als die Nacht mit ihren 8 Grad
hereinbrach beschlossen wir schlafen
zu gehen, doch die geschlossenen Ka
binen und die jeweils vier Leute pro
Boot beherbergte machte es kuschelig
warm. Am Sonntag morgen wurden
wir sehr früh von einer erwachen
den Naturkulisse geweckt. Die Sonne
strahlte die Frühaufsteher kochten
Kaffee während wir gemütlich über
den See glitten.
Kein Wunder das rentafloss mit die
ser wunderschönen Kurzurlaubs
idee den Tourismuspreis des Landes
Brandenburg 2009 gewonnen hat
dachte ich und sah nur noch zufrie
den strahlende Berliner Gesichter im
Nirgendwo Brandenburgs auf einem
Floss ihr Frühstück verschlingen. Es
war genau das wonach wir uns alle
gesehnt hatten, einfach mal raus und
die Seele treiben lassen. Absolut ge
eignet für Paare, Freunde, Familien
und das durchaus auch länger als nur
eine Nacht. Reservieren ist allerdings
Pflicht, alles weitere findet ihr unter
rentafloss.de
Text Benjamin Gruber
Fotos Miron Tenenberg
Es bedarf schon einiger Überzeugungs
kraft um Berliner aus ihrer Großstadt
zu locken. Doch ab und zu muss man
einfach raus, gerade jetzt im Sommer,
denn auch da gibt es Arbeit, Studium,
Stress, volle Bahnen, die ganze Litanei
des Alltags. Nur weil jemand die Sonne
eingeschaltet hat und die Tage etwas
länger werden, so scheinen trotzdem
die Wochen bis zum Urlaub endlos. Ich
hatte seit Februar keine richtige Aus
zeit mehr genommen, ich wollte mal
einfach mal wieder was mit Freunden
machen.
In meiner bayerischen Heimat war ich
oft Segeln, ein Freund hatte Schein
und Boot, aber niemand den ich hier
kannte, hatte eines von beidem. Bei so
viel Wasser in und um Berlin musste
man aber doch zumindest das Boot
mieten können, allerdings sollte es
nicht gerade ne Spreekanalfahrt wer
den, ich wollte raus aus der Stadt.
Die Lösung steht vor der Tür. In der
Redaktion wird eine Testfahrt
von rentafloss angeboten. Ich schlage
zu.
So nehme ich mir eine kurze Auszeit
am Busen der Natur. Die Flösse und
die Landschaft, die Assoziation an
Huckelberry Finn lag auf der Hand.
Mit dem Unterschied das die Flösse im
nördlichen Brandenburg liegen und
deutlich komfortabler ausgestattet
sind. Man kann sogar darauf schlafen
wind und wettergeschützt in einem
Häuschen in dem liegend kuschelig
vier Personen Platz finden. Es ist prak
tisch alles an Bord bis auf Verpflegung
Isomatte und Schlafsack. Es gibt eine
Kochmöglichkeit, Taschen, Petroleum
lampen und Tassen, Besteck und dem
erstaunlich starken, trotzdem aber
führerscheinfreien Außenborder.
Auch wegen dieses rundum sorg
los Pakets waren sehr schnell sechs
Freunde gefunden die dieses Abenteu
er mit uns Teilen wollten. Das nächste
Wochenende sollte es sein, wir reser
vierten zwei Flösse für Samstag und
Sonntag, doch wetter.de war alles an
dere als optimistisch. Trotz der ange
kündigter Regengüsse und nächtlicher
acht Grad Celsius, ließen wir uns nicht
beirren und reisten an.
Zwei von uns wurden noch eben zum
Kaptain befördert und vom Hafen
meister in der Bedienung und Steu
erung des Antriebs unterrichtet und
schon stachen wir in See – um genau
zu sein in den Wentowsee. Nun hätten
wir theoretisch bis in die Müritz und
weiter bin in die Ostsee fahren kön
nen. Kaptain Miron befahl jedoch auf
Grund der unsicheren Witterung zu
nächst die Weiten des Wentowsees zu
erkunden. Als sich die erste vor Freude
grinsende Euphorie gelegt hatte, war
fen wir in der Mitte des Sees den An
ker. Trotz der nicht so hoch sommer
lichen Außentemperaturen hatte
zumindest der weibliche Teil unserer
Gruppe schnell seine Badesachen an
und versuchte durch allerlei Überre
dungskünste auch wenigstens einen
der Männer ins Wasser zu locken. Wir
blieben jedoch skeptisch, trotzdem
das Wasser wohl auf Grund der gerin
gen Tiefe des Sees relativ warm war.
Doch kaum waren alle wieder aus dem
Wasser sollten die Flösse auch schon
auf ihre Schlechtwettereigenschaften
hin, auf die Probe gestellt werden.
Die eben noch hoch gerollte Persen
ning wurde wieder runter gelassen
und wir beobachten wie die Sonne
hinter einer dunkelgrauen Regenfront
verschwand. Während die Mannschaft
sich den Regen erwartend verkroch,
hatte Kaptain Miron die rettende
Idee schon unter Volldampf ins Visier
genommen. Wir brausten über den
See gen Norden und gerade als die
Mannschaft begann ihre Angst mit
Branntwein zu bekämpfen und die Re
genmenge zunahm, rief der Kapitän
seinen Leichtmatrosen zum Anlegen
aus der Hütte. Er hatte uns zielsicher
51report
Es bereitet einem ja schon Freude zu
sehen, wie manche Labels ihre Schütz-
linge lieben und dies auch ohne die
geringste Scheu in die Welt hinaus po-
saunen. Im Hause City Slang zum Bei-
spiel habe man in Menomena „mit die
kreativste, talentierteste und wichtigste
Band überhaupt“ gefunden. Obendrein
sei man gar stolzgeschwellt, da sie mit
„Mines“ diesen Sommer das vielleicht
großartigste Album abliefere. Solch eine
Euphorie teilt man als geneigter Hörer
gerne. Schon alleine aus dem Grunde, da
es sich hier um drei der absolut sympa-
thischsten Menschen im Musikgeschäft
handelt und sie diese Tatsache unheim-
lich gekonnt in ihre Musik zu übertragen
wissen. Dazu addiert sich ihr zauberhaf-
ter Gesang, die treibend und doch locker
wirkende Instrumentierung. Es ist schon
schwierig, sich von derart viel positiver
Ausstrahlung nicht anstecken zu lassen.
Und das Großartige daran: es wird bei
jedem Hören schöner. Immer und im-
mer wieder. Ob „Mines“ nun aber wirk-
lich das beste Album des Jahres ist, lässt
sich noch ausdiskutieren, wenn bald die
Labelkollegen von Arcade Fire ihr neu-
estes Werk präsentieren. Oder nein, wir
pfeifen gerne auf die Diskussion und
freuen uns so.
Während manche Bands besser damit
bedient sind, einzelne Hits durchs Radio
zu ballern, da überzeugen andere durch
die Ballung ihres Musikguts im Album.
Kraków Loves Adana zum Beispiel fielen
schon vor längerer Zeit auf Myspace auf.
Allerdings eher durch ihre einnehmen-
de und schlichte Ästhetik im visuellen
Bereich, nicht durch ihre vereinzelten
Songbeispiele. Mit dem Erscheinen des
Debuts „Beauty“ soll sich das nun än-
dern. Denn in der Tat, der Titel ist gar
zu bezeichnend, es handelt sich hier-
bei um die pure Ballung von Schönheit.
Schlicht und einnehmend. Recht ruhig,
fragil anmutend und doch donnernd,
beizeiten ein wenig düster. Die dezen-
te Instrumentierung legt breite, dichte
Klang teppiche und schichtet sich mit
der tiefen Stimme von Sängerin Deniz
Ciceks untrennbar übereinander. Man
muss sich darauf schon einlassen um
es mögen zu können. Tut man das, hat
man wohl einen der schönsten Sound-
tracks für seine Abende gefunden. Für
Autofahrten durch den Wald. Für die
Einsamkeit und die Zweisamkeit. Das
ist, ja, die Verbindung von Nähe und Fer-
ne in Musik. Durchweg intensiv, schon
fast körperlich spürbar. Ein wenig wie
schmerzliche Streicheleinheiten. Ein
Schmuckstück.
Den Albumopener „There Is XXXX
(Within My Heart)“ als Single auszukop-
peln, war wohl der geschickteste Schritt,
den You Say Party! We Say Die! machen
konnten. Denn es handelt sich dabei
nicht nur um den besten Song der Platte,
sondern auch um einen der derzeitigen
Lichtblicke der Radioplaylisten. Ziem-
lich eingängig, ein Hit für die Tanzfläche
oder auch einfach nur zu Hause beim
Putzen. Beim Rest des Albums verhält
es sich leider etwas anders, man fühlt
sich allzu schnell wie bei einer Achter-
bahnfahrt. Stetig wechselnd zwischen
positiven Aha-Momenten und jenen, in
denen man genervt abschalten möchte.
Viele Songs werden mit einem nervig
anmutenden Gitarren-Keyboard-Ge-
dudel eingeleitet, welches einen schon
mal von der Tanzfläche treiben würde.
Im Versuch, den hüpfenden Teenagern
zu entkommen. Ist man allerdings dem
Mainstreamindie zugetan, haben sie
noch eine Chance verdient. Denn je
mehr man auf die Songs im Gesamten
achtet, umso besser werden sie. Letzt-
endlich befindet sich „XXXX“ vielleicht
doch im höheren Bereich der Achter-
bahn. Und sonst hat man hier einfach
ein paar Lieder, die gut im Radio laufen.
Text: Anne Behrndt
SnowhiteSnowhite City Slang
KraKów loveS adanaBeauty
MenoMenaMines
you Say Party! we Say die!XXXX
52 SoundS
Was haben wir denn hier? Eine Musi-
kindustrie die in ihrer eigens zuberei-
teten Suppe verebbt und ein Künstler
der sagt, Tout Va Bien. Ob man Sid Le
Rock die besagten Worte nun abkauft
oder nicht, man muss eingestehen,
dass hier wieder jemand einen kon-
struktiven, elekronisch-frickelhaften
Lösungsansatz in 11 Kapiteln bietet,
oder zumindest etwas Salz, um die
fade Soundbrühe zu verfeinern und
das Love-Boot Namens La Musica wie-
der in fahrtüchtige Gewässer zu ma-
növrieren. Auch wenn die Bassline bei
Still Life stark an TokTok und Soffy O.'s
Days Of Mine erinnert, diese Scheibe
heißt nicht Alles Neu und auch nicht
Alles Perfekt. Hauptsache die Musik
macht Spaß, Hauptsache der Spaß
macht die Musik – Durch Dick Und
Dünn. Ein Album für eine technoid-
dahin-rockende Kreuzfahrt, ob im
heimischen Teich, auf dem Müggelsee
oder über den Atlantik. Wir umsegeln
die Sinnkrise. Greif Dir eine Paddel und
ruder mit in Richtung Tanz küste. Rock
the boat! Sind wir nicht alle ein biss-
chen optimistisch? Ach was, schwipp-
schwapp. Alles Gut.
Es ist das alte Spiel zwischen Löwe
und Gazelle. Nur wird das rasante
Dub-Steppenduell diesmal eine Etage
tiefer ausgetragen – digitaler Dance-
hall in einer Tetris-Savanne. Die Track-
namen bilden den Plot, ein Bass-Battle
in sieben Akten. Bei How Does It Make
You Feel wird erstmal das komplette
akustische Arsenal aufgefahren, sozu-
sagen die Punch-Paarung präsentiert:
In der linken Ringecke das grazile
Sprungvieh, in der rechten die behäbi-
ge Bestie blauen Blutes. Said Speed ist
der Startschuss, die fulminante Verfol-
gungsjagd, wuchtiges Klopfen gepaart
mit feinstem Gehüpfe, kosmische Zeit-
raffer inklusive. Lash Out sind die ers-
ten tiefschlagenden Elektroklatschen.
Boingy dann die Retourkutsche dy-
namisch-federnder Huftritte aus der
Hüfte. One Two ist die plötzliche Ein-
blendung des Riddim-Ringrichters mit
anschließendem Instrumental-Replay
und dem schließlich viel zu früh ein-
tretenden Ende. Too Late. Wenn einer
gewinnt, muss einer verlieren. Darwin
und so. Und das war erst die Vorrunde.
Bassboxen 2.0. Bereit?
Text: Lev Nordstrom
Sieben abwechselnd in schwarz und
weiß gekleidete Männer, fernab des
gewöhnlich gestriegelten Starstylings,
mit übergroßen Baumgemälden in
einem Raststätten-ähnlichen Umfeld
abgelichtet. Hätte auch noch „aus
Jena“ drauf gestanden, hätte meine Ur-
Berliner Arroganz mir wahrscheinlich
nicht einmal erlaubt, die CD von ih-
rer Hülle zu befreien. Dann aber sehe
ich, dass dieses Werk von Soulphiction
produziert wurde – in meiner Welt
ein Indiz für Jazzanova-eske Produk-
tionen, hochgradig raffinierten und
seelennahen Melodienreichtum so-
wie grund geniale Musikalität. Hap-
py Hour! Eigentlich als Live-Kollektiv
konzipiert, vereint Feindrehstar meh-
rere Klangkosmen in einem ritterli-
chen Schlag: Trompete, Saxophon,
Scratch & Samples, Bass, Percussions,
Drums, Rhodes & Keys ergeben eine
bühnenreife Klangästhetik, Elemente
aus Funk, Jazz, HipHop, House, Ethno-
vibes und Soul vereinend. Ein Produkt
mit reichlich Potenzial zum Hintern
schwingen und der notwendigen Prise
herzerwärmenden Feingefühls. Musik
die sich dreht und wendet. Am 25.07.
lebendig in der Bar 25. Herrlich vulgär!
ShitKataPult warPMuSiK KrauSe
Sid le roCKtout Va Bien
afriCa hiteChHitecHerous eP
feindrehStarVulgarian KnigHts
53SoundS
Es bereitet einem ja schon Freude zu
sehen, wie manche Labels ihre Schütz-
linge lieben und dies auch ohne die
geringste Scheu in die Welt hinaus po-
saunen. Im Hause City Slang zum Bei-
spiel habe man in Menomena „mit die
kreativste, talentierteste und wichtigste
Band überhaupt“ gefunden. Obendrein
sei man gar stolzgeschwellt, da sie mit
„Mines“ diesen Sommer das vielleicht
großartigste Album abliefere. Solch eine
Euphorie teilt man als geneigter Hörer
gerne. Schon alleine aus dem Grunde, da
es sich hier um drei der absolut sympa-
thischsten Menschen im Musikgeschäft
handelt und sie diese Tatsache unheim-
lich gekonnt in ihre Musik zu übertragen
wissen. Dazu addiert sich ihr zauberhaf-
ter Gesang, die treibend und doch locker
wirkende Instrumentierung. Es ist schon
schwierig, sich von derart viel positiver
Ausstrahlung nicht anstecken zu lassen.
Und das Großartige daran: es wird bei
jedem Hören schöner. Immer und im-
mer wieder. Ob „Mines“ nun aber wirk-
lich das beste Album des Jahres ist, lässt
sich noch ausdiskutieren, wenn bald die
Labelkollegen von Arcade Fire ihr neu-
estes Werk präsentieren. Oder nein, wir
pfeifen gerne auf die Diskussion und
freuen uns so.
Während manche Bands besser damit
bedient sind, einzelne Hits durchs Radio
zu ballern, da überzeugen andere durch
die Ballung ihres Musikguts im Album.
Kraków Loves Adana zum Beispiel fielen
schon vor längerer Zeit auf Myspace auf.
Allerdings eher durch ihre einnehmen-
de und schlichte Ästhetik im visuellen
Bereich, nicht durch ihre vereinzelten
Songbeispiele. Mit dem Erscheinen des
Debuts „Beauty“ soll sich das nun än-
dern. Denn in der Tat, der Titel ist gar
zu bezeichnend, es handelt sich hier-
bei um die pure Ballung von Schönheit.
Schlicht und einnehmend. Recht ruhig,
fragil anmutend und doch donnernd,
beizeiten ein wenig düster. Die dezen-
te Instrumentierung legt breite, dichte
Klang teppiche und schichtet sich mit
der tiefen Stimme von Sängerin Deniz
Ciceks untrennbar übereinander. Man
muss sich darauf schon einlassen um
es mögen zu können. Tut man das, hat
man wohl einen der schönsten Sound-
tracks für seine Abende gefunden. Für
Autofahrten durch den Wald. Für die
Einsamkeit und die Zweisamkeit. Das
ist, ja, die Verbindung von Nähe und Fer-
ne in Musik. Durchweg intensiv, schon
fast körperlich spürbar. Ein wenig wie
schmerzliche Streicheleinheiten. Ein
Schmuckstück.
Den Albumopener „There Is XXXX
(Within My Heart)“ als Single auszukop-
peln, war wohl der geschickteste Schritt,
den You Say Party! We Say Die! machen
konnten. Denn es handelt sich dabei
nicht nur um den besten Song der Platte,
sondern auch um einen der derzeitigen
Lichtblicke der Radioplaylisten. Ziem-
lich eingängig, ein Hit für die Tanzfläche
oder auch einfach nur zu Hause beim
Putzen. Beim Rest des Albums verhält
es sich leider etwas anders, man fühlt
sich allzu schnell wie bei einer Achter-
bahnfahrt. Stetig wechselnd zwischen
positiven Aha-Momenten und jenen, in
denen man genervt abschalten möchte.
Viele Songs werden mit einem nervig
anmutenden Gitarren-Keyboard-Ge-
dudel eingeleitet, welches einen schon
mal von der Tanzfläche treiben würde.
Im Versuch, den hüpfenden Teenagern
zu entkommen. Ist man allerdings dem
Mainstreamindie zugetan, haben sie
noch eine Chance verdient. Denn je
mehr man auf die Songs im Gesamten
achtet, umso besser werden sie. Letzt-
endlich befindet sich „XXXX“ vielleicht
doch im höheren Bereich der Achter-
bahn. Und sonst hat man hier einfach
ein paar Lieder, die gut im Radio laufen.
Text: Anne Behrndt
SnowhiteSnowhite City Slang
KraKów loveS adanaBeauty
MenoMenaMines
you Say Party! we Say die!XXXX
52 SoundS
Was haben wir denn hier? Eine Musi-
kindustrie die in ihrer eigens zuberei-
teten Suppe verebbt und ein Künstler
der sagt, Tout Va Bien. Ob man Sid Le
Rock die besagten Worte nun abkauft
oder nicht, man muss eingestehen,
dass hier wieder jemand einen kon-
struktiven, elekronisch-frickelhaften
Lösungsansatz in 11 Kapiteln bietet,
oder zumindest etwas Salz, um die
fade Soundbrühe zu verfeinern und
das Love-Boot Namens La Musica wie-
der in fahrtüchtige Gewässer zu ma-
növrieren. Auch wenn die Bassline bei
Still Life stark an TokTok und Soffy O.'s
Days Of Mine erinnert, diese Scheibe
heißt nicht Alles Neu und auch nicht
Alles Perfekt. Hauptsache die Musik
macht Spaß, Hauptsache der Spaß
macht die Musik – Durch Dick Und
Dünn. Ein Album für eine technoid-
dahin-rockende Kreuzfahrt, ob im
heimischen Teich, auf dem Müggelsee
oder über den Atlantik. Wir umsegeln
die Sinnkrise. Greif Dir eine Paddel und
ruder mit in Richtung Tanz küste. Rock
the boat! Sind wir nicht alle ein biss-
chen optimistisch? Ach was, schwipp-
schwapp. Alles Gut.
Es ist das alte Spiel zwischen Löwe
und Gazelle. Nur wird das rasante
Dub-Steppenduell diesmal eine Etage
tiefer ausgetragen – digitaler Dance-
hall in einer Tetris-Savanne. Die Track-
namen bilden den Plot, ein Bass-Battle
in sieben Akten. Bei How Does It Make
You Feel wird erstmal das komplette
akustische Arsenal aufgefahren, sozu-
sagen die Punch-Paarung präsentiert:
In der linken Ringecke das grazile
Sprungvieh, in der rechten die behäbi-
ge Bestie blauen Blutes. Said Speed ist
der Startschuss, die fulminante Verfol-
gungsjagd, wuchtiges Klopfen gepaart
mit feinstem Gehüpfe, kosmische Zeit-
raffer inklusive. Lash Out sind die ers-
ten tiefschlagenden Elektroklatschen.
Boingy dann die Retourkutsche dy-
namisch-federnder Huftritte aus der
Hüfte. One Two ist die plötzliche Ein-
blendung des Riddim-Ringrichters mit
anschließendem Instrumental-Replay
und dem schließlich viel zu früh ein-
tretenden Ende. Too Late. Wenn einer
gewinnt, muss einer verlieren. Darwin
und so. Und das war erst die Vorrunde.
Bassboxen 2.0. Bereit?
Text: Lev Nordstrom
Sieben abwechselnd in schwarz und
weiß gekleidete Männer, fernab des
gewöhnlich gestriegelten Starstylings,
mit übergroßen Baumgemälden in
einem Raststätten-ähnlichen Umfeld
abgelichtet. Hätte auch noch „aus
Jena“ drauf gestanden, hätte meine Ur-
Berliner Arroganz mir wahrscheinlich
nicht einmal erlaubt, die CD von ih-
rer Hülle zu befreien. Dann aber sehe
ich, dass dieses Werk von Soulphiction
produziert wurde – in meiner Welt
ein Indiz für Jazzanova-eske Produk-
tionen, hochgradig raffinierten und
seelennahen Melodienreichtum so-
wie grund geniale Musikalität. Hap-
py Hour! Eigentlich als Live-Kollektiv
konzipiert, vereint Feindrehstar meh-
rere Klangkosmen in einem ritterli-
chen Schlag: Trompete, Saxophon,
Scratch & Samples, Bass, Percussions,
Drums, Rhodes & Keys ergeben eine
bühnenreife Klangästhetik, Elemente
aus Funk, Jazz, HipHop, House, Ethno-
vibes und Soul vereinend. Ein Produkt
mit reichlich Potenzial zum Hintern
schwingen und der notwendigen Prise
herzerwärmenden Feingefühls. Musik
die sich dreht und wendet. Am 25.07.
lebendig in der Bar 25. Herrlich vulgär!
ShitKataPult warPMuSiK KrauSe
Sid le roCKtout Va Bien
afriCa hiteChHitecHerous eP
feindrehStarVulgarian KnigHts
53SoundS
A BOTTLE OF HELD VODKA WITH MOBILEE RECORDS
54 BOTTLED
Feierabendstimmung und Feierstim-
mung zugleich. Eine unüblich große
Runde für eine Flasche Held Vodka er-
wartet uns auf einem sommerlichen
Hinterhof in Mitte. Das Berliner Label
Mobilee Records feiert in diesem Jahr
sein fünfjähriges Bestehen. Mit von
der Partie, bzw. von der Party, sind
die Labeleltern Anja Schneider und
fünf Minuten später auch Ralf Koll-
mann, sowie die Label-Künstler Miss
Jools und Pan-Pot. Und ich. Sicher-
heitshalber, haben wir fünf Flaschen
mitgebracht, damit sich niemand be-
nachteiligt fühlt. Denn was wären wir,
wenn nicht vorbereitet? Ready, steady,
go! Happy Birthday Mobilee Records,
Hi-Five und Cheers!
Vodka, Shotgläser, ein silbernes Tab-
lett. This is how we do it. Warten wir
noch kurz auf Ralf.
PP: Wie viele Shots müssen wir denn
trinken?
Bis die Flasche leer ist.
AS: Nein!
Das sind die Regeln. Sonst gibt es kei-
ne. Und noch könnt ihr euch glücklich
schätzen, da wir das hier sonst immer
mit einer Person durchziehen.
PP: Ihr habt ja auch fünf Flaschen mit-
gebracht.
Ihr habt ja auch fünf-jähriges Jubilä-
um. Mal schauen, wie weit wir kom-
men.
AS: Ach du schei**e. Es ist auch noch so
heiss hier.
Aber der Vodka ist kalt.
AS: Ralf! Komm doch mal runter und
hilf uns. Wir müssen fünf Flaschen trin-
ken. Das kriegen wir alleine nicht hin.
RK: Vielen Dank für die nette Einladung.
Auf geht’s. Cheers! Wer ist denn jetzt
schon seit 2005 dabei?
RK: Hauptsächlich Anja und ich, und
die Jungs [Pan-Pot] sind auch einen Mo-
nat später dazu gestoßen.
AS: Jools war auch relativ früh da. Six or
seven months later I guess.
You just showed up out of nowhere?
MJ: Well, from London actually.
AS: Jools booked me in London and we
met and directly fell in love. She played
a track that caught my attention and it
was actually one of hers. She said she
didn't have a label, so I said, „you need
to join ours“.
Aber das war nicht die Party, die kom-
plett schief gelaufen ist.
PP: Nein, das war unsere Party im Pa-
villon im Volkspark Friedrichshain. Das
war bevor wir Ralf und Anja kannten
und wir unsere ersten Gehversuche als
Veranstalter gemacht haben.
RK: Eure ersten und letzten, ne?
PP: Mehr oder weniger, ja. Aber es
kommt wieder. Wir haben uns überlegt,
wen wir dafür buchen könnten. Das
war zu einer Zeit, wo auch Anja, was
das DJ'ing anging, noch nicht so extrem
bekannt war. Da haben wir damals bei
Ralf Anja angefragt – der war damals
nämlich ihr Booker – und dann haben
wir gemeinsam aufgelegt vor ungefähr
zehn Leuten. Also haben wir das als
Anlass genommen, um mal über Veröf-
fentlichungen zu sprechen.
Seid ihr alle aus Berlin? Außer Jools
natürlich.
Alle: Jooaah.
AS: Naja, nicht wirklich. Ich komme aus
der Nähe von Köln, Ralf aus dem Wes-
terwald, Jools aus England, Tassilo vom
Chiemsee und Thomas aus Templin.
Ging ein Aufruf durchs Büro, wer mit-
trinken möchte, oder wie ist diese
Runde zustande gekommen?
AS: Wir wussten schon, wer die besten
sind.
Cheers! Ralf, du hast noch gar nichts
produziert.
RK: Nee.
Obwohl du auch auflegst und wohl
eine riesige Plattensammlung hast.
(Gelächter bricht aus)
RK: Das liegt einfach daran, dass ich
kein Produzent bin und auch nicht die-
se Ambitionen habe.
AS: Und dass ein richtiges Label eben
auch einen Labelmanager braucht, der
sich von Montag bis Freitag um alle
Dinge kümmert.
PP: Es wär ja auch komisch, wenn der
Labelmanager etwas besseres raus-
haut, als die Künstler.
RK: Das Hauptproblem ist natürlich,
dass die alle jetzt seit fünf Jahren auf
so einem hohen Niveau produzieren.
Wenn ich da jetzt ankommen würde,
ich meine, was soll denn der Quatsch?!
Dann mischt du dich also auch nicht
unbedingt in die Produktion ein?
AS: Das ist eher mein Job. Obwohl ich
mir auch regelmäßig von allen Feed-
back einhole.
Seht ihr euch als eine Familie?
AS: Familie hört sich immer so be-
scheuert an.
Ist das zu viel Friede, Freude, Eierku-
chen?
AS: Bei uns geht es auch mal heftig zu.
RK: Wobei, das ist dann doch wieder,
wie in einer Familie.
PP: Früher haben wir das schon als eine
Art Familie gesehen. Da war dann die
Mami (Anja Schneider) und der Papi
(Ralf Kollmann) und wir waren dann
die Kiddies.
RK: Aber genau das wollten wir dann
irgendwann nicht mehr. Eigentlich ver-
stehen wir uns eher als Team.
Womit wir auch den Übergang zur WM
hätten. Cheers! Hat sich euer Sound in
fünf Jahren weiterentwickelt?
AS: Klar. Allein schon weil sich die
Künstler weiterentwickelt haben. Wir
haben uns von vornherein nur auf
Künstler eingelassen, wo wir wussten,
da ist Potenzial, die wollen auch einen
55BOTTLED
A BOTTLE OF HELD VODKA WITH MOBILEE RECORDS
54 BOTTLED
Feierabendstimmung und Feierstim-
mung zugleich. Eine unüblich große
Runde für eine Flasche Held Vodka er-
wartet uns auf einem sommerlichen
Hinterhof in Mitte. Das Berliner Label
Mobilee Records feiert in diesem Jahr
sein fünfjähriges Bestehen. Mit von
der Partie, bzw. von der Party, sind
die Labeleltern Anja Schneider und
fünf Minuten später auch Ralf Koll-
mann, sowie die Label-Künstler Miss
Jools und Pan-Pot. Und ich. Sicher-
heitshalber, haben wir fünf Flaschen
mitgebracht, damit sich niemand be-
nachteiligt fühlt. Denn was wären wir,
wenn nicht vorbereitet? Ready, steady,
go! Happy Birthday Mobilee Records,
Hi-Five und Cheers!
Vodka, Shotgläser, ein silbernes Tab-
lett. This is how we do it. Warten wir
noch kurz auf Ralf.
PP: Wie viele Shots müssen wir denn
trinken?
Bis die Flasche leer ist.
AS: Nein!
Das sind die Regeln. Sonst gibt es kei-
ne. Und noch könnt ihr euch glücklich
schätzen, da wir das hier sonst immer
mit einer Person durchziehen.
PP: Ihr habt ja auch fünf Flaschen mit-
gebracht.
Ihr habt ja auch fünf-jähriges Jubilä-
um. Mal schauen, wie weit wir kom-
men.
AS: Ach du schei**e. Es ist auch noch so
heiss hier.
Aber der Vodka ist kalt.
AS: Ralf! Komm doch mal runter und
hilf uns. Wir müssen fünf Flaschen trin-
ken. Das kriegen wir alleine nicht hin.
RK: Vielen Dank für die nette Einladung.
Auf geht’s. Cheers! Wer ist denn jetzt
schon seit 2005 dabei?
RK: Hauptsächlich Anja und ich, und
die Jungs [Pan-Pot] sind auch einen Mo-
nat später dazu gestoßen.
AS: Jools war auch relativ früh da. Six or
seven months later I guess.
You just showed up out of nowhere?
MJ: Well, from London actually.
AS: Jools booked me in London and we
met and directly fell in love. She played
a track that caught my attention and it
was actually one of hers. She said she
didn't have a label, so I said, „you need
to join ours“.
Aber das war nicht die Party, die kom-
plett schief gelaufen ist.
PP: Nein, das war unsere Party im Pa-
villon im Volkspark Friedrichshain. Das
war bevor wir Ralf und Anja kannten
und wir unsere ersten Gehversuche als
Veranstalter gemacht haben.
RK: Eure ersten und letzten, ne?
PP: Mehr oder weniger, ja. Aber es
kommt wieder. Wir haben uns überlegt,
wen wir dafür buchen könnten. Das
war zu einer Zeit, wo auch Anja, was
das DJ'ing anging, noch nicht so extrem
bekannt war. Da haben wir damals bei
Ralf Anja angefragt – der war damals
nämlich ihr Booker – und dann haben
wir gemeinsam aufgelegt vor ungefähr
zehn Leuten. Also haben wir das als
Anlass genommen, um mal über Veröf-
fentlichungen zu sprechen.
Seid ihr alle aus Berlin? Außer Jools
natürlich.
Alle: Jooaah.
AS: Naja, nicht wirklich. Ich komme aus
der Nähe von Köln, Ralf aus dem Wes-
terwald, Jools aus England, Tassilo vom
Chiemsee und Thomas aus Templin.
Ging ein Aufruf durchs Büro, wer mit-
trinken möchte, oder wie ist diese
Runde zustande gekommen?
AS: Wir wussten schon, wer die besten
sind.
Cheers! Ralf, du hast noch gar nichts
produziert.
RK: Nee.
Obwohl du auch auflegst und wohl
eine riesige Plattensammlung hast.
(Gelächter bricht aus)
RK: Das liegt einfach daran, dass ich
kein Produzent bin und auch nicht die-
se Ambitionen habe.
AS: Und dass ein richtiges Label eben
auch einen Labelmanager braucht, der
sich von Montag bis Freitag um alle
Dinge kümmert.
PP: Es wär ja auch komisch, wenn der
Labelmanager etwas besseres raus-
haut, als die Künstler.
RK: Das Hauptproblem ist natürlich,
dass die alle jetzt seit fünf Jahren auf
so einem hohen Niveau produzieren.
Wenn ich da jetzt ankommen würde,
ich meine, was soll denn der Quatsch?!
Dann mischt du dich also auch nicht
unbedingt in die Produktion ein?
AS: Das ist eher mein Job. Obwohl ich
mir auch regelmäßig von allen Feed-
back einhole.
Seht ihr euch als eine Familie?
AS: Familie hört sich immer so be-
scheuert an.
Ist das zu viel Friede, Freude, Eierku-
chen?
AS: Bei uns geht es auch mal heftig zu.
RK: Wobei, das ist dann doch wieder,
wie in einer Familie.
PP: Früher haben wir das schon als eine
Art Familie gesehen. Da war dann die
Mami (Anja Schneider) und der Papi
(Ralf Kollmann) und wir waren dann
die Kiddies.
RK: Aber genau das wollten wir dann
irgendwann nicht mehr. Eigentlich ver-
stehen wir uns eher als Team.
Womit wir auch den Übergang zur WM
hätten. Cheers! Hat sich euer Sound in
fünf Jahren weiterentwickelt?
AS: Klar. Allein schon weil sich die
Künstler weiterentwickelt haben. Wir
haben uns von vornherein nur auf
Künstler eingelassen, wo wir wussten,
da ist Potenzial, die wollen auch einen
55BOTTLED
PP: Wir haben auch die Showcases.
RK: Nächste Woche fliegen wir alle ge-
meinsam zum Sónar Festival nach Bar-
celona. Das ist für uns ein großes Fest
über zwei-drei Tage, wo wir dann alles
was wir so machen und gemacht haben
auch zelebrieren. Das ist unsere eigene
Party, die wir auch selbst organisieren,
wo wir nur unsere Freunde einladen,
was also wirklich etwas exklusives ist.
Ich habe heute auch eine Einladung
bekommen.
RK: Von wem hast du die denn bekom-
men?
Von Sarah natürlich, die eure Presse
macht.
RK: Ja, alles klar. Sehr gut. Funktioniert.
Will noch jemand Vodka? Ich gebe
heute einen aus. Cheers! Habt ihr re-
gelmäßige Meetings?
AS: Wir haben natürlich auch Meetings
mit Künstlern, wenn wir etwas zu be-
sprechen haben, aber das sind dann
meistens separate Meetings und nicht
immer alle zusammen. Jeder hat be-
stimmte Vorlieben, Wünsche und Vi-
sionen. Da muss man auch auf jeden
einzeln eingehen.
RK: Zu viel Demokratie ist manchmal
auch nicht gut. Es ist schon wichtig,
wenn einer oder zwei am Ende bestim-
men, wo die Reise hingeht.
PP: Du machst das öfters, oder? Du ver-
änderst dich gar nicht.
Ich konzentriere mich. Jools, what was
your experience like, moving to Berlin
and joining the Mobilee team?
MJ: I've experienced a lot of things in
the past years, but to me Mobilee is like
an extended family.
RK: Süß.
Was it hard for you to leave London?
MJ: Yeah, I was settled there, but I really
needed a change, a new perspective.
Musically, personally, everything to be
honest.
längeren Weg gehen und haben Lust
daran zu arbeiten, haben bestimmte
Visionen mit ihrem eigenen Sound.
PP: Die ganze Szene hat sich auch ent-
wickelt. Du kannst nicht das, was du
vor einem Jahr gemacht hast auch
heute noch bringen. Wir hatten damals
noch so einen Klick-Klack Sound, der
super funktioniert hat, aber das können
wir heute nicht mehr machen.
In eurer Bio steht etwas von SAE. Was
ist das?
PP: Das ist die School of Audio Enginee-
ring. Da haben wir uns damals ken-
nengelernt an der Schule. Wir saßen
gemeinsam im Tonstudio und haben
irgendwann gesagt, „ey, lass uns mal so
einen Track wie Ricardo Villalobos ma-
chen“. Das war so ein kleines Studio mit
fetten Boxen, mit einem Fenster zum
Gang, wo du immer sehen konntest,
wer gerade drin saß. Nebenan lief eine
Übung die Golden Ears heisst, womit du
dein Gehör trainierst und schaust, dass
du verschiedene Frequenzen hörst und
so weiter. Und wir saßen daneben und
'bruoachhh', bis dann der Supervisor
reinschaute. Ich finde das übrigens sehr
sympathisch, dass du auch mittrinkst.
Danke. Was ist denn jetzt der Mobilee
Sound?
AS: Der Sound entwickelt sich wie ge-
sagt mit den Künstlern weiter. Wir sind
mittlerweile 13 Künstler und man kann
keinen mit dem anderen vergleichen.
Jeder ist ganz eigen und steht für eine
gewisse Originalität und Qualität. Jeder
hat die Freiheit, das zu machen, was er
machen möchte, solange es gut ist, so-
lange es rockt, solange es zum tanzen
bringt. Ich möchte auf Mobilee keine
Kopien haben. Das ist bei vielen Labels
so – da möchte ich jetzt keine Namen
nennen – da gibt es einen Guru und alle
laufen hinterher. Das ist bei Mobilee
nicht so. Da gibt es dreizehn Gurus.
Dreizehn Helden. Cheers! Anja, du
hast ja Radio.
AS: Ich habe Radio, ja das habe ich.
Ich habe das Verb noch gesucht, be-
gonnen.
AS: Ja, also mit Radio hat es angefangen.
So hat eigentlich auch die Labelidee be-
gonnen, da mir Leute ständig Sachen
geschickt haben und wollten, dass ich
die im Radio spiele. Da entstand eben
die Idee des Labels, um mit dem Na-
men und der Plattform den Leuten ein
Forum zu bieten, um ihre Musik zu ver-
öffentlichen.
PP: Damals habe ich auch immer
Anja gehört. Ich war ja selber ein Fan
von Anja und bin es heute sozusagen
immer noch. Damals war das mit dem
Internet noch nicht so und ich habe mir
da immer die Informationen zur Musik
geholt. Das neuste Zeug hast du halt
im Radio gehört. Bei Anja gab es immer
viel Background-Wissen dazu.
Wo kam das her?
AS: Ich habe mich immer schon dafür
interessiert und habe mich da auch
eingelesen. Ich habe immer schon mit
elektronischer Musik gearbeitet.
PP: Anja war auch mal ein Raver.
RK: Immer noch Raver. Ich habe neu-
lich bei mir ein altes Tape gefunden, da
steht Gott Väth drauf. Da war ich 17.
Cheers!
RK: Junge, Junge. Der Sven ist mittler-
weile ein großer Fan von Pan-Pot und
von Sebo K und von Anja.
Vielleicht hat er ja ein Tape mit Gott
Pan-Pot zu Hause rumliegen. Da ihr
euch als Team seht, habt ihr auch
Teambuilding-Maßnahmen?
AS: Ja, wir planen demnächst ein
Beach-Volleyball Turnier, spielen mal
Fußball oder gehen laufen.
PP: Hier, guck dir mal meinen Finger an.
RK: Wir machen auch immer ganz net-
te Weihnachtsfeiern zusammen.
Wer legt dann auf?
AS: CD.
56 BOTTLED
What did you find special about Berlin
compared to London?
MJ: Space to breathe.
You were working in a record store in
London.
RK: By the way, the best DJs in the world
started with their own radio show or
working in a record store. It's true.
Did you work in a record store?
RK: I am not the greatest DJ in the
world.
(Lautes Gelächter) Yet. But you have an
extensive record collection.
RK: The only reason why I maybe have
more records than others is because I
started buying records 18 years ago. I
think it's the same as Jools. I am sure
you also have a huge record collection.
MJ: I do.
Did you move all of those records to
Berlin?
MJ: Unfortunately not all.
(Wieder lautes Gelächter) Was ist
denn los?
MJ: Oh shit. We've lost one.
PP: Ich bin gerade aufgestanden und
auf dem Weg zur Toilette hat's auf ein-
mal 'tschk' gemacht. Also nicht aufste-
hen. Ist echt krass.
Jetzt kommen wir mal zum drum-
herum. Was macht ihr sonst so? Wer
hat denn von euch das gefährlichste
Hobby?
PP: Naja. Ich war mit Tassilo mal in der
Dominikanischen Republik und ich bin
ja der tiefste Ossi. Ich war noch nie in
der Karibik gewesen und kannte das
nur aus dem Katalog, so mit Palmen,
weißem Strand und hellblauem Was-
ser. Wir sind also runter zum Strand,
und ich direkt rein ins Wasser, um die
zwanzig Schritte gemacht und merke
auf einmal, da stimmt etwas nicht. Ich
also raus aus dem Wasser und sehe,
dass ich auf zwei Seeigel gelatscht bin,
aber links und rechts. Solche Dinge
passieren mir immer. Letztes Jahr bei
einem Fußball-Turnier gegen M-nus
habe ich mir den Finger ausgekugelt.
War das neulich?
PP: Nein, letztes Jahr.
Und der sieht immer noch so aus?
Warst du schon beim Arzt?
PP: Hast du schon mal Torwarthände
gesehen? Die haben alle solche Finger.
Einmal ausgekugelt, dann fängt das an
sich zu verknorpeln.
RK: Aber das ist eine gute Frage. Was
machen wir sonst so? Wir machen
schon eine ganze Menge. Man sieht viel
von der Welt, trifft interessante Leute,
isst und trinkt gerne. Man reist.
PP: Ich und Tassilo haben zur Zeit, wo
wir das letzte Album gemacht haben
immer Need For Speed gespielt. Einer
hat immer Musik gemacht und der
andere hat versucht Rennen zu fah-
ren. Das haben wir knapp zwei Monate
durchgezogen, bis wir das Endrennen
geschafft haben.
Cheers! Apropos Endrennen, das war
jetzt die erste Flasche. Trinken wir
noch eine?
RK: Ich glaube wir sind schon gut ver-
sorgt gerade.
Out now: Hi Five Mobilee Compilation
+ drei limitierte Vinyl Releases
Außerdem: Augen auf, denn es steht
eine T-Shirt Kollaboration zwischen
Mobilee Records und German zur
Berlin Fashion Week bevor
mobilee-records.de
Interview Lev Nordstrom
Assistance Uwe Krass
Images Richard Kirschstein
57BOTTLED
PP: Wir haben auch die Showcases.
RK: Nächste Woche fliegen wir alle ge-
meinsam zum Sónar Festival nach Bar-
celona. Das ist für uns ein großes Fest
über zwei-drei Tage, wo wir dann alles
was wir so machen und gemacht haben
auch zelebrieren. Das ist unsere eigene
Party, die wir auch selbst organisieren,
wo wir nur unsere Freunde einladen,
was also wirklich etwas exklusives ist.
Ich habe heute auch eine Einladung
bekommen.
RK: Von wem hast du die denn bekom-
men?
Von Sarah natürlich, die eure Presse
macht.
RK: Ja, alles klar. Sehr gut. Funktioniert.
Will noch jemand Vodka? Ich gebe
heute einen aus. Cheers! Habt ihr re-
gelmäßige Meetings?
AS: Wir haben natürlich auch Meetings
mit Künstlern, wenn wir etwas zu be-
sprechen haben, aber das sind dann
meistens separate Meetings und nicht
immer alle zusammen. Jeder hat be-
stimmte Vorlieben, Wünsche und Vi-
sionen. Da muss man auch auf jeden
einzeln eingehen.
RK: Zu viel Demokratie ist manchmal
auch nicht gut. Es ist schon wichtig,
wenn einer oder zwei am Ende bestim-
men, wo die Reise hingeht.
PP: Du machst das öfters, oder? Du ver-
änderst dich gar nicht.
Ich konzentriere mich. Jools, what was
your experience like, moving to Berlin
and joining the Mobilee team?
MJ: I've experienced a lot of things in
the past years, but to me Mobilee is like
an extended family.
RK: Süß.
Was it hard for you to leave London?
MJ: Yeah, I was settled there, but I really
needed a change, a new perspective.
Musically, personally, everything to be
honest.
längeren Weg gehen und haben Lust
daran zu arbeiten, haben bestimmte
Visionen mit ihrem eigenen Sound.
PP: Die ganze Szene hat sich auch ent-
wickelt. Du kannst nicht das, was du
vor einem Jahr gemacht hast auch
heute noch bringen. Wir hatten damals
noch so einen Klick-Klack Sound, der
super funktioniert hat, aber das können
wir heute nicht mehr machen.
In eurer Bio steht etwas von SAE. Was
ist das?
PP: Das ist die School of Audio Enginee-
ring. Da haben wir uns damals ken-
nengelernt an der Schule. Wir saßen
gemeinsam im Tonstudio und haben
irgendwann gesagt, „ey, lass uns mal so
einen Track wie Ricardo Villalobos ma-
chen“. Das war so ein kleines Studio mit
fetten Boxen, mit einem Fenster zum
Gang, wo du immer sehen konntest,
wer gerade drin saß. Nebenan lief eine
Übung die Golden Ears heisst, womit du
dein Gehör trainierst und schaust, dass
du verschiedene Frequenzen hörst und
so weiter. Und wir saßen daneben und
'bruoachhh', bis dann der Supervisor
reinschaute. Ich finde das übrigens sehr
sympathisch, dass du auch mittrinkst.
Danke. Was ist denn jetzt der Mobilee
Sound?
AS: Der Sound entwickelt sich wie ge-
sagt mit den Künstlern weiter. Wir sind
mittlerweile 13 Künstler und man kann
keinen mit dem anderen vergleichen.
Jeder ist ganz eigen und steht für eine
gewisse Originalität und Qualität. Jeder
hat die Freiheit, das zu machen, was er
machen möchte, solange es gut ist, so-
lange es rockt, solange es zum tanzen
bringt. Ich möchte auf Mobilee keine
Kopien haben. Das ist bei vielen Labels
so – da möchte ich jetzt keine Namen
nennen – da gibt es einen Guru und alle
laufen hinterher. Das ist bei Mobilee
nicht so. Da gibt es dreizehn Gurus.
Dreizehn Helden. Cheers! Anja, du
hast ja Radio.
AS: Ich habe Radio, ja das habe ich.
Ich habe das Verb noch gesucht, be-
gonnen.
AS: Ja, also mit Radio hat es angefangen.
So hat eigentlich auch die Labelidee be-
gonnen, da mir Leute ständig Sachen
geschickt haben und wollten, dass ich
die im Radio spiele. Da entstand eben
die Idee des Labels, um mit dem Na-
men und der Plattform den Leuten ein
Forum zu bieten, um ihre Musik zu ver-
öffentlichen.
PP: Damals habe ich auch immer
Anja gehört. Ich war ja selber ein Fan
von Anja und bin es heute sozusagen
immer noch. Damals war das mit dem
Internet noch nicht so und ich habe mir
da immer die Informationen zur Musik
geholt. Das neuste Zeug hast du halt
im Radio gehört. Bei Anja gab es immer
viel Background-Wissen dazu.
Wo kam das her?
AS: Ich habe mich immer schon dafür
interessiert und habe mich da auch
eingelesen. Ich habe immer schon mit
elektronischer Musik gearbeitet.
PP: Anja war auch mal ein Raver.
RK: Immer noch Raver. Ich habe neu-
lich bei mir ein altes Tape gefunden, da
steht Gott Väth drauf. Da war ich 17.
Cheers!
RK: Junge, Junge. Der Sven ist mittler-
weile ein großer Fan von Pan-Pot und
von Sebo K und von Anja.
Vielleicht hat er ja ein Tape mit Gott
Pan-Pot zu Hause rumliegen. Da ihr
euch als Team seht, habt ihr auch
Teambuilding-Maßnahmen?
AS: Ja, wir planen demnächst ein
Beach-Volleyball Turnier, spielen mal
Fußball oder gehen laufen.
PP: Hier, guck dir mal meinen Finger an.
RK: Wir machen auch immer ganz net-
te Weihnachtsfeiern zusammen.
Wer legt dann auf?
AS: CD.
56 BOTTLED
What did you find special about Berlin
compared to London?
MJ: Space to breathe.
You were working in a record store in
London.
RK: By the way, the best DJs in the world
started with their own radio show or
working in a record store. It's true.
Did you work in a record store?
RK: I am not the greatest DJ in the
world.
(Lautes Gelächter) Yet. But you have an
extensive record collection.
RK: The only reason why I maybe have
more records than others is because I
started buying records 18 years ago. I
think it's the same as Jools. I am sure
you also have a huge record collection.
MJ: I do.
Did you move all of those records to
Berlin?
MJ: Unfortunately not all.
(Wieder lautes Gelächter) Was ist
denn los?
MJ: Oh shit. We've lost one.
PP: Ich bin gerade aufgestanden und
auf dem Weg zur Toilette hat's auf ein-
mal 'tschk' gemacht. Also nicht aufste-
hen. Ist echt krass.
Jetzt kommen wir mal zum drum-
herum. Was macht ihr sonst so? Wer
hat denn von euch das gefährlichste
Hobby?
PP: Naja. Ich war mit Tassilo mal in der
Dominikanischen Republik und ich bin
ja der tiefste Ossi. Ich war noch nie in
der Karibik gewesen und kannte das
nur aus dem Katalog, so mit Palmen,
weißem Strand und hellblauem Was-
ser. Wir sind also runter zum Strand,
und ich direkt rein ins Wasser, um die
zwanzig Schritte gemacht und merke
auf einmal, da stimmt etwas nicht. Ich
also raus aus dem Wasser und sehe,
dass ich auf zwei Seeigel gelatscht bin,
aber links und rechts. Solche Dinge
passieren mir immer. Letztes Jahr bei
einem Fußball-Turnier gegen M-nus
habe ich mir den Finger ausgekugelt.
War das neulich?
PP: Nein, letztes Jahr.
Und der sieht immer noch so aus?
Warst du schon beim Arzt?
PP: Hast du schon mal Torwarthände
gesehen? Die haben alle solche Finger.
Einmal ausgekugelt, dann fängt das an
sich zu verknorpeln.
RK: Aber das ist eine gute Frage. Was
machen wir sonst so? Wir machen
schon eine ganze Menge. Man sieht viel
von der Welt, trifft interessante Leute,
isst und trinkt gerne. Man reist.
PP: Ich und Tassilo haben zur Zeit, wo
wir das letzte Album gemacht haben
immer Need For Speed gespielt. Einer
hat immer Musik gemacht und der
andere hat versucht Rennen zu fah-
ren. Das haben wir knapp zwei Monate
durchgezogen, bis wir das Endrennen
geschafft haben.
Cheers! Apropos Endrennen, das war
jetzt die erste Flasche. Trinken wir
noch eine?
RK: Ich glaube wir sind schon gut ver-
sorgt gerade.
Out now: Hi Five Mobilee Compilation
+ drei limitierte Vinyl Releases
Außerdem: Augen auf, denn es steht
eine T-Shirt Kollaboration zwischen
Mobilee Records und German zur
Berlin Fashion Week bevor
mobilee-records.de
Interview Lev Nordstrom
Assistance Uwe Krass
Images Richard Kirschstein
57BOTTLED
Also ich möchte wirklich keinen kon-tAkt mehr – diesmAl
58 oPen word58
lich fällt uns die Trennung nicht so
leicht und ein bisschen Kampf hätten
wir schon von ihm erwartet. Doch was
wir bis dato immer noch nicht begrif-
fen haben – der Mann verliert nichts,
was ihm lieb und teuer ist.
Man schließt ab und hält das Ganze
ungefähr zwei bis vier Wochen durch.
Und der Mist fängt von vorne an. Und
dann sagt man nach ein paar Wochen
wieder Stop und dann wieder Go und
so weiter und so fort.
Und nun frage ich mich: Verliert man
als Frau den Respekt des Mannes nicht
eher durch das ständige Nicht-Einhal-
ten der selbst gesetzten Grenzen, als
durch „Ich habe trotzdem mit dir Sex,
auch wenn du keine Beziehung mit
mir willst“? Wir machen uns durch die
On- und Off-Beziehung zum Hampel-
mann. Und weil wir schwach sind und
selbst für uns nicht entscheiden kön-
nen, machen wir den Mann zu unse-
rem Vormund, der leider nicht zu un-
serem Wohle handelt sondern seinen
Trieb und seinen eigenen Spaß und
Vorteil sieht und demnach anbeißt,
sobald wir uns wieder melden.
Der schlimmste Feind einer verliebten
Frau ist sie selbst. Und so löschen wir
die Handynummern, um im besoffe-
nen Zustand nicht anzurufen, obwohl
wir noch eine Woche zuvor damit
prahlten, keinen Kontakt mehr zu wol-
len, löschen den Facebook-Kontakt,
um neueste Bilder und Statusmeldun-
gen nicht sehen und lesen zu müssen.
Wir schützen uns im Grunde, weil wir
von unserer Schwäche wissen.
Doch was wir nie bedenken: Geht es
einem ohne den Mann wirklich immer
besser als mit? Vielleicht geht es uns
mit dem Mann primär so schlecht,
weil unsere Erwartungen an dem
Mann zu hoch sind, die er nie vor hat-
te zu erfüllen? Weil wir immer mehr
und mehr wollen und nicht damit zu-
frieden sind mit dem, was er uns gibt,
Wenn man auf einen Mann keinen
Bock mehr hat, er einem nicht gut tut
und man Abstand gewinnen möchte,
könnte man ja einfach den Kontakt
einschlafen lassen. Wenn er sich mel-
det, nicht reagieren, wenn er einen
sehen will, absagen. Doch was viele
nicht können: es dem Mann nicht zu
sagen. Ihm nicht sagen, dass sie kei-
nen Kontakt mehr haben möchten,
fällt der Frau oft sehr schwer. Als wür-
de das ausgesprochene Wort es deutli-
cher machen und eine Grenze klar de-
finieren. „Nur wenn ich es sage, halte
ich es durch.“
Dass man sich in solch einer Situation
zum eigentlichen Deppen macht, wird
später erst deutlich. Denn oft ist die
Tatsache an sich nicht das tragische
sondern die Wiederholung. Würden
wir Frauen dem Mann unsere Gren-
ze nicht deutlich machen, so könnte
er diese auch nicht absichtlich über-
schreiten.
Beispiel: Wir mögen einen Mann mehr
als uns lieb ist. Wir wissen, dass eine
Beziehung aus unverständlichen
Gründen nicht machbar ist und wol-
len im Grunde nur eines: ihn ganz
oder gar nicht. Das lassen wir ihn auch
immer wieder spüren. Und nun haben
wir unsere Phase und denken, dass
es so nicht mehr weitergehen kann,
nehmen die Klugscheisser Ratschläge
unserer Freunde zu Herzen und been-
den den Kontakt mit dem Auserwähl-
ten. Wir beenden ihn nicht einfach
so, indem wir nicht mehr auf stand
by sind – wir schreiben theatralische
SMS, e-mails oder gehen noch mal
schön Essen und berichten lang und
ausführlich, warum wir keinen Kon-
takt mehr haben können. Immer so,
als hätte er danach gefragt. Wir stel-
len uns über die Dinge, geben zwar zu
Opfer der Misere gewesen zu sein, sind
jetzt aber stark genug es zu beenden.
Der Mann sagt ok, was uns an für sich
noch wütender macht, denn schließ-
obwohl es eigentlich völlig in Ordnung
ist? Weil wir immer an andere denken,
was die tun und machen und vor al-
lem was normal ist, anstatt auf sich
selbst zu schauen und zu sehen, was
man braucht?
Und so ist es meist: Zu Hause am Te-
lefon mit dem Mann oder mit diesem
auf der eigenen Couch – da sind wir
zufrieden und glücklich – zu zweit,
nur er und ich. Doch sobald man drau-
ßen ist, Leute, vermeintliche Konkur-
renten und den Alltag um sich herum
hat, fangen Frauen an zu zweifeln und
bekommen Angst. Denn die Sicher-
heit, die sie brauchen, können diese
Männer nicht geben. Zu Hause viel-
leicht, aber nicht draußen, nicht wo
andere Frauen es schaffen würden,
ihn zu bekommen. Und plötzlich wird
alles Schöne, was auf der heimischen
Couch passierte, am Telefon war oder
per SMS ausgetauscht wurde, hinfällig
und Frau bekommt Panik.
Sie kann und will nicht mehr. „Ich
habe doch Besseres verdient als nur
die zweite Geige zu spielen“ oder „Ich
finde ihn viel zu attraktiv als nur mit
ihm befreundet zu sein und es nicht
ausleben zu können“ sind Sätze, die
hochkommen und dann in die Tat
umgesetzt werden. Nicht, weil man
keinen Kontakt mehr zu diesen Män-
nern möchte sondern um sich selbst
zu schützen. Und weil die Gefühle ver-
rückt spielen und man nicht weiß, ob
das Herz oder der Verstand nun Recht
haben oder wie viel man sich zutraut,
springt man mal von A nach B.
Text Elleparamour
elleparamour.blogspot.com
Grafik Vinzent Britz
59oPen wörd 59
Also ich möchte wirklich keinen kon-tAkt mehr – diesmAl
58 oPen word58
lich fällt uns die Trennung nicht so
leicht und ein bisschen Kampf hätten
wir schon von ihm erwartet. Doch was
wir bis dato immer noch nicht begrif-
fen haben – der Mann verliert nichts,
was ihm lieb und teuer ist.
Man schließt ab und hält das Ganze
ungefähr zwei bis vier Wochen durch.
Und der Mist fängt von vorne an. Und
dann sagt man nach ein paar Wochen
wieder Stop und dann wieder Go und
so weiter und so fort.
Und nun frage ich mich: Verliert man
als Frau den Respekt des Mannes nicht
eher durch das ständige Nicht-Einhal-
ten der selbst gesetzten Grenzen, als
durch „Ich habe trotzdem mit dir Sex,
auch wenn du keine Beziehung mit
mir willst“? Wir machen uns durch die
On- und Off-Beziehung zum Hampel-
mann. Und weil wir schwach sind und
selbst für uns nicht entscheiden kön-
nen, machen wir den Mann zu unse-
rem Vormund, der leider nicht zu un-
serem Wohle handelt sondern seinen
Trieb und seinen eigenen Spaß und
Vorteil sieht und demnach anbeißt,
sobald wir uns wieder melden.
Der schlimmste Feind einer verliebten
Frau ist sie selbst. Und so löschen wir
die Handynummern, um im besoffe-
nen Zustand nicht anzurufen, obwohl
wir noch eine Woche zuvor damit
prahlten, keinen Kontakt mehr zu wol-
len, löschen den Facebook-Kontakt,
um neueste Bilder und Statusmeldun-
gen nicht sehen und lesen zu müssen.
Wir schützen uns im Grunde, weil wir
von unserer Schwäche wissen.
Doch was wir nie bedenken: Geht es
einem ohne den Mann wirklich immer
besser als mit? Vielleicht geht es uns
mit dem Mann primär so schlecht,
weil unsere Erwartungen an dem
Mann zu hoch sind, die er nie vor hat-
te zu erfüllen? Weil wir immer mehr
und mehr wollen und nicht damit zu-
frieden sind mit dem, was er uns gibt,
Wenn man auf einen Mann keinen
Bock mehr hat, er einem nicht gut tut
und man Abstand gewinnen möchte,
könnte man ja einfach den Kontakt
einschlafen lassen. Wenn er sich mel-
det, nicht reagieren, wenn er einen
sehen will, absagen. Doch was viele
nicht können: es dem Mann nicht zu
sagen. Ihm nicht sagen, dass sie kei-
nen Kontakt mehr haben möchten,
fällt der Frau oft sehr schwer. Als wür-
de das ausgesprochene Wort es deutli-
cher machen und eine Grenze klar de-
finieren. „Nur wenn ich es sage, halte
ich es durch.“
Dass man sich in solch einer Situation
zum eigentlichen Deppen macht, wird
später erst deutlich. Denn oft ist die
Tatsache an sich nicht das tragische
sondern die Wiederholung. Würden
wir Frauen dem Mann unsere Gren-
ze nicht deutlich machen, so könnte
er diese auch nicht absichtlich über-
schreiten.
Beispiel: Wir mögen einen Mann mehr
als uns lieb ist. Wir wissen, dass eine
Beziehung aus unverständlichen
Gründen nicht machbar ist und wol-
len im Grunde nur eines: ihn ganz
oder gar nicht. Das lassen wir ihn auch
immer wieder spüren. Und nun haben
wir unsere Phase und denken, dass
es so nicht mehr weitergehen kann,
nehmen die Klugscheisser Ratschläge
unserer Freunde zu Herzen und been-
den den Kontakt mit dem Auserwähl-
ten. Wir beenden ihn nicht einfach
so, indem wir nicht mehr auf stand
by sind – wir schreiben theatralische
SMS, e-mails oder gehen noch mal
schön Essen und berichten lang und
ausführlich, warum wir keinen Kon-
takt mehr haben können. Immer so,
als hätte er danach gefragt. Wir stel-
len uns über die Dinge, geben zwar zu
Opfer der Misere gewesen zu sein, sind
jetzt aber stark genug es zu beenden.
Der Mann sagt ok, was uns an für sich
noch wütender macht, denn schließ-
obwohl es eigentlich völlig in Ordnung
ist? Weil wir immer an andere denken,
was die tun und machen und vor al-
lem was normal ist, anstatt auf sich
selbst zu schauen und zu sehen, was
man braucht?
Und so ist es meist: Zu Hause am Te-
lefon mit dem Mann oder mit diesem
auf der eigenen Couch – da sind wir
zufrieden und glücklich – zu zweit,
nur er und ich. Doch sobald man drau-
ßen ist, Leute, vermeintliche Konkur-
renten und den Alltag um sich herum
hat, fangen Frauen an zu zweifeln und
bekommen Angst. Denn die Sicher-
heit, die sie brauchen, können diese
Männer nicht geben. Zu Hause viel-
leicht, aber nicht draußen, nicht wo
andere Frauen es schaffen würden,
ihn zu bekommen. Und plötzlich wird
alles Schöne, was auf der heimischen
Couch passierte, am Telefon war oder
per SMS ausgetauscht wurde, hinfällig
und Frau bekommt Panik.
Sie kann und will nicht mehr. „Ich
habe doch Besseres verdient als nur
die zweite Geige zu spielen“ oder „Ich
finde ihn viel zu attraktiv als nur mit
ihm befreundet zu sein und es nicht
ausleben zu können“ sind Sätze, die
hochkommen und dann in die Tat
umgesetzt werden. Nicht, weil man
keinen Kontakt mehr zu diesen Män-
nern möchte sondern um sich selbst
zu schützen. Und weil die Gefühle ver-
rückt spielen und man nicht weiß, ob
das Herz oder der Verstand nun Recht
haben oder wie viel man sich zutraut,
springt man mal von A nach B.
Text Elleparamour
elleparamour.blogspot.com
Grafik Vinzent Britz
59oPen wörd 59
Vor etwa zehn Jahren gingen zwei
Dinge so richtig los: Street Art und das
Internet. Wooster Collective verbindet
beides, denn es ist der erste und wich-
tigste Street Art Blog der Welt. Seit
2001 kümmern sich Marc und Sara
Schiller aus New York liebevoll um
ihre Website, deren erklärtes Ziel es
ist, kurzlebige Kunst aus der ganzen
Welt zu zeigen und zu feiern. Damit
haben sie Erfolg, Wooster Collective
gilt in der Szene seit Jahren als Ins-
tanz. Wer hier erwähnt wird, hat es
geschafft. traf die beiden Blogger traf die beiden Blogger
während ihrer Berlinreise zu einem
Interview im Hatch Stickermuseum.
You started Wooster Collective almost
ten years ago in 2001. Where did you
get the idea? Were you artists your-
self?
Marc: Around 2001, we moved to
Wooster Street in the SoHo neighbor-
hood of Manhattan. I was walking our
dog Hudson, when I noticed all this
street art. At the time, the area was
exploding with street art; new stickers
and posters and stencils went up every
day. I had just been to Japan and bought
a digital camera, which was new at the
time, and so I started taking pictures of
the pieces I saw while walking the dog.
After a while, there were so many pic-
tures that they started clogging up my
hard drive, so I wanted to delete them.
STREETS606060
Vor etwa zehn Jahren gingen zwei
Dinge so richtig los: Street Art und das
Internet. Wooster Collective verbindet
beides, denn es ist der erste und wich-
tigste Street Art Blog der Welt. Seit
2001 kümmern sich Marc und Sara
Schiller aus New York liebevoll um
ihre Website, deren erklärtes Ziel es
ist, kurzlebige Kunst aus der ganzen
Welt zu zeigen und zu feiern. Damit
haben sie Erfolg, Wooster Collective
gilt in der Szene seit Jahren als Ins-
tanz. Wer hier erwähnt wird, hat es
geschafft. traf die beiden Blogger traf die beiden Blogger
während ihrer Berlinreise zu einem
Interview im Hatch Stickermuseum.
You started Wooster Collective almost
ten years ago in 2001. Where did you
get the idea? Were you artists your-
self?
Marc: Around 2001, we moved to
Wooster Street in the SoHo neighbor-
hood of Manhattan. I was walking our
dog Hudson, when I noticed all this
street art. At the time, the area was
exploding with street art; new stickers
and posters and stencils went up every
day. I had just been to Japan and bought
a digital camera, which was new at the
time, and so I started taking pictures of
the pieces I saw while walking the dog.
After a while, there were so many pic-
tures that they started clogging up my
hard drive, so I wanted to delete them.
STREETS606060
Sara intervened and suggested we post
them online in order to preserve them
while still saving space, and this is how
Wooster Collective started.
Sara: Back in 2001, Flickr didn’t exist
yet, so this was a fairly new thing to
do. In 2003, we got our hands on some
blogging software, and thus started
one of the first blogs on the Internet.
Around that time, we reviewed a show,
and the curator sent our link to about
200 artists. That was the tipping point
and from then on, Wooster Collective
snowballed to what it is today.
You must get a lot of submissions.
Have you ever felt a sense of being
overwhelmed by the blog?
Marc: It’s not so much the blog, but all
the e-mails we get. We struggle to re-
spond to all of them. This is a very per-
sonal project, it’s just Sara and I and we
do as much as we can.
In your personal taste, when do you
consider a piece of street art to be
good?
Marc: We don’t have any specific cri-
teria. When something makes an im-
pression on us, when it’s passionate or
clever or humorous, that’s what we like.
Sara: In general we are fans of things
that are site specific, of pieces that
work only in the one place they are dis-
played in. We like pieces that include
the architecture and the context of the
surroundings, which corresponds to
the earlier questions about legal vs. il-
legal art. For a piece to be site specific,
it usually has to be illegal.
Recently, we have become much more
focused on public space. Especially in
New York there’s a lot of bad adver-
tising, a lot of illegal advertising bill-
boards. As members of a community,
as parents of a daughter, we focus on
the balance of art and advertising in an
area. That’s what we love about Berlin:
There’s so much art here in such small
areas, for example the huge BLU murals
near “Club der Visionäre” in Kreuzberg.
A while ago, you have been invited to
the White House. Can you tell us more
about that experience?
Marc: When the Obama administration
took office, they invited 30 national
art organizations to talk about the im-
portance of art for America. We were
thrilled to be invited and it was a great
session. Aside from Upper Playground,
we were the only urban art focused
party.
What was the result of the meeting?
Marc: That’s hard to say. In fact, the
administration got quite some heat for
that meeting. The opposition was upset
that art was used in a political context,
and by now, many of the people behind
the organization of the event have re-
signed.
From a European standpoint, anti-
graffiti legislation in the United States
seems particularly harsh. How do you
view anti-graffiti legislation and if you
were the lawmaker, what would you
propose?
Marc: In the beginning, we were very
skeptical of legal graffiti walls, as it
was too expected for our taste. But over
time, we developed an understanding
for the legal side of things. I believe
that to display its full power, street art
or graffiti needs to be illegal. But then
again, for artists to work, to make a liv-
ing and to do bigger projects, they rely
on cooperation with the law for permis-
sions and such.
I believe the Papergirl project could
serve as a prototype for street art to
come: Flash mobs meeting urban art.
Where do you see the development
going? What’s the future of the scene
in your eyes?
Sara: That’s the great thing about street
art: Anyone can participate. The rules
are the same for everyone. The exciting
thing for me is the use of technology.
The young people of today have a deep
understanding of technology; they
know how to use and what to make of
new programs, techniques and materi-
als. I think we will see more use of tech-
nology in Street Art.
Just like many subcultures before,
street art has been subjected to com-
mercialization. As someone who
knows both sides, how do you feel
about this?
Marc: We don’t want to judge artists
decisions. Artists have to pay rent, too,
and we get frustrated by the discussion
about whether or not someone is sell-
ing out. When anything has power, peo-
ple want to steal it. Obviously brands
are always looking for fresh ideas, but
there will always be young artist who
are one step ahead.
Sara: We believe there are two forms
of commercialization, one we resent
and one we understand. One the one
hand, you have artists who are willing
to adapt their style to a brand, which
is their decision and okay. On the other
hand, you have brands who just steal
the work or style of other people with-
out consent, which is not okay.
We believe artists evolve and grow, and
decisions differ whether you are 18 or
28. In New York, there’s also a legal side
to this discussion. When artists go to
jail for a few days, are persecuted by
police, have to pay fines and so on, they
sometimes want to take a break from
illegality while still doing art. I respect
that.
What three websites do you browse
regularly that you would recommend?
Marc: That’s tough, there are so many. I
would say swiss-miss.com, notcot.com
and ekosystem.org.
woostercollective.com
Interview Lukas Kampfmann
Grafik Moritz Stellmacher
61STREETS 61
62 LAST LOOK
INSA WONderfuL WOrLd
HOHe AbSäTze vS. HOHe KuNST
Entlang der andauernden Kontrover-
se zwischen Graffiti, Streetart, Urban
Art und der hohen Kunst hält sich
unser dies monatlicher Cover-Artist
INSA gekonnt zurück und lässt lie-
ber seine Kunst für sich sprechen.
Sei es eine legale Wand im Yaam,
eine illegale Wand irgendwo anders,
eine Arbeit für das TATE Britain,
eine Leinwand im eigenen Atelier,
eine Marken-Kollaboration mit Nike,
oder einfach nur hohe Absätze, INSA
weiß, wie es läuft.
The heels seem to have become your
trademark. Why heels?
I got into heels a long time ago. I was
holding a pair and saw a fantastic
„S“-shape in them. At the time I was
writing my name a lot and was get-
ting bored of traditional graffiti. So I
thought I could just start painting the
heels instead. I also see it as an iconic
symbol of different things like con-
sumerism and sexuality, the kinds of
things I am interested in, in my work.
For a long time, people thought the
heels were being painted by a girl. So I
also like the play on gender and iden-
tity, even though by now most people
realize the heels are me.
What got you into writing in the first
place?
Actually it was my mum. She got me
the book „Subway Art“ for Christmas
in 1989. Basically I was a kid, who was
into art, but also into being a rebel and
wanting to break the law.
How do you define yourself in be-
tween being a genuine artist, a graf-
fiti writer or even a street artist?
I don't think it's necessary to define,
though I would much rather be called
an artist. I kind of hate being called
a street artist because I think street
art is a term that evolved from graf-
fiti art rather than something graffiti
artist have evolved into. I would prefer
not being defined or having rules. You
shouldn't have any rules in what you
create. You should open your creative
horizon to anything that you want to
create. But people like to categorize. So
in the art world they usually see me
as a street or graffiti artist, whereas
graffiti artists usually see me as the
art guy. It's kind of treading the line
between both and not being accepted
by either.
You're on the Fool's Gold Tour right
now. Is that something you just do
for fun?
It's kindly being paid for by corporate
money (laughs). It's difficult to say. I do
it for a job and I do it for fun because
this is clearly a fun trip, but we are
also doing an exhibition in Warsaw. We
could have easily just flown to Warsaw
and put up the exhibition, but instead
we decided to paint in a new country
every day leading up to the final show.
We're not being paid any extra money
for this.
Do you get tired?
Every wall is a new challenge, but
yeah, you do get tired. I'm exhausted.
I'm nackered. (laughs) Plus, my girl
just had a baby. I would actually say
this is easier than the baby. This is the
sixth day in a row painting. Another
five days and we're done.
Do you still paint illegal spots?
We're going to be doing some less au-
thorized stuff, while we are around
because that's the way I feel graffiti
always should be or has been. It's why
I paint. It's the ownership of space and
questioning control and stuff like that,
but also a domination of space and
making it come alive with color.
Where are you living right now?
In London. South London.
Do you value remaining anonymous?
I prefer to remain anonymous, but
people can obviously work out who I
am. That's not the end of the world. It's
not my sole mission to remain anony-
mous. But I prefer people not having
a face to make judgements on. I think
the imagination is greater than reality.
Is fame an aspiriation of yours?
Obviously the aspiration always chag-
es, but yeah, I want to make that name
as famous as I can. I want my art to
be as famous as it can be. That's why
I prefer to remain anonymous. It's not
me. I don't want the fame. I don't want
to be recognized. I don't need to get
into the VIP section.
Has anything bad happened on the
trip so far?
Not really. Well, we did get a speeding
ticket on our way to Berlin.
insaland.com
foolsgoldtour.com
Interview Lev Nordstrom
63LAST LOOK
62 LAST LOOK
INSA WONderfuL WOrLd
HOHe AbSäTze vS. HOHe KuNST
Entlang der andauernden Kontrover-
se zwischen Graffiti, Streetart, Urban
Art und der hohen Kunst hält sich
unser dies monatlicher Cover-Artist
INSA gekonnt zurück und lässt lie-
ber seine Kunst für sich sprechen.
Sei es eine legale Wand im Yaam,
eine illegale Wand irgendwo anders,
eine Arbeit für das TATE Britain,
eine Leinwand im eigenen Atelier,
eine Marken-Kollaboration mit Nike,
oder einfach nur hohe Absätze, INSA
weiß, wie es läuft.
The heels seem to have become your
trademark. Why heels?
I got into heels a long time ago. I was
holding a pair and saw a fantastic
„S“-shape in them. At the time I was
writing my name a lot and was get-
ting bored of traditional graffiti. So I
thought I could just start painting the
heels instead. I also see it as an iconic
symbol of different things like con-
sumerism and sexuality, the kinds of
things I am interested in, in my work.
For a long time, people thought the
heels were being painted by a girl. So I
also like the play on gender and iden-
tity, even though by now most people
realize the heels are me.
What got you into writing in the first
place?
Actually it was my mum. She got me
the book „Subway Art“ for Christmas
in 1989. Basically I was a kid, who was
into art, but also into being a rebel and
wanting to break the law.
How do you define yourself in be-
tween being a genuine artist, a graf-
fiti writer or even a street artist?
I don't think it's necessary to define,
though I would much rather be called
an artist. I kind of hate being called
a street artist because I think street
art is a term that evolved from graf-
fiti art rather than something graffiti
artist have evolved into. I would prefer
not being defined or having rules. You
shouldn't have any rules in what you
create. You should open your creative
horizon to anything that you want to
create. But people like to categorize. So
in the art world they usually see me
as a street or graffiti artist, whereas
graffiti artists usually see me as the
art guy. It's kind of treading the line
between both and not being accepted
by either.
You're on the Fool's Gold Tour right
now. Is that something you just do
for fun?
It's kindly being paid for by corporate
money (laughs). It's difficult to say. I do
it for a job and I do it for fun because
this is clearly a fun trip, but we are
also doing an exhibition in Warsaw. We
could have easily just flown to Warsaw
and put up the exhibition, but instead
we decided to paint in a new country
every day leading up to the final show.
We're not being paid any extra money
for this.
Do you get tired?
Every wall is a new challenge, but
yeah, you do get tired. I'm exhausted.
I'm nackered. (laughs) Plus, my girl
just had a baby. I would actually say
this is easier than the baby. This is the
sixth day in a row painting. Another
five days and we're done.
Do you still paint illegal spots?
We're going to be doing some less au-
thorized stuff, while we are around
because that's the way I feel graffiti
always should be or has been. It's why
I paint. It's the ownership of space and
questioning control and stuff like that,
but also a domination of space and
making it come alive with color.
Where are you living right now?
In London. South London.
Do you value remaining anonymous?
I prefer to remain anonymous, but
people can obviously work out who I
am. That's not the end of the world. It's
not my sole mission to remain anony-
mous. But I prefer people not having
a face to make judgements on. I think
the imagination is greater than reality.
Is fame an aspiriation of yours?
Obviously the aspiration always chag-
es, but yeah, I want to make that name
as famous as I can. I want my art to
be as famous as it can be. That's why
I prefer to remain anonymous. It's not
me. I don't want the fame. I don't want
to be recognized. I don't need to get
into the VIP section.
Has anything bad happened on the
trip so far?
Not really. Well, we did get a speeding
ticket on our way to Berlin.
insaland.com
foolsgoldtour.com
Interview Lev Nordstrom
63LAST LOOK
Wall piece, London 2009
64 LAST LOOK
‘Sneaker Fetish 90s1’ Spray paint and marker on canvas
65LAST LOOK
Wall piece, London 2009
64 LAST LOOK
‘Sneaker Fetish 90s1’ Spray paint and marker on canvas
65LAST LOOK
66 LAST WORD
ntegration, Zugzwang oder doch nur möchte gern Coolness?
Man kann es sich kaum vorstellen, zuckt auch gerne mal zu-
sammen, wenn von ihnen Aussagen fallen, die sie auswendig
gelernt oder aufgeschnappt haben. Sonst so verhasst gegen all
das, fühlen sie sich plötzlich verbunden und möchten mitre-
den. Sie rufen Worte und Namen raus, in der Hoffnung, dass
man sie nach der Definition fragt, die sie auswendig gelernt
haben, dass man sie am Besten dafür lobt. Eigentlich haben sie keine Ahnung, ka-
schieren dies auch vier Jahr lang, versuchen dann aber mitzureden, um cool zu sein,
um Eindruck zu machen und Props dafür zu bekommen.
Frauen, die sich eine Flagge auf die Backe malen und behaupten, sie seien Fußball-
Fans.
„Ähh, kannst du bitte mal den Fernseher ausmachen und dich fertig machen? Wir
müssen los. Ist mir egal, ob die jetzt spielen oder nicht.“ Nur selten ist in einer Be-
ziehung Bundesliga schauen mit vollstem Verständnis erlaubt, nur selten sitzt die
Frau mit einem Bier und Gejubel daneben. Ist ja nur die Bundesliga, da kann man eh
nicht Partei ergreifen. Frauen kennen Ribéry nur aus der Klatschpresse durch seinen
Fehlgriff an einer Minderjährigen, dass er einer der besten französischen Spieler ist,
wissen sie nicht. Wer sieht gut aus? Wer besser? Das sind die Kriterien. Die Spieler-
frauen sind ihnen am vertrautesten.
Was früher noch zur allgemeinen Belustigung führte und ständig als Maßstab für
Fußballwissen eingesetzt wurde, ist heute jeder Frau bekannt. Abseits kann man er-
klären und warum die Rote Karte Konsequenten hat auch. Mehr Regeln braucht man
nicht zu wissen. Der Begriff ‚Schwalbe’ fällt selten, ein Begriff, den sie entweder nicht
oft hören oder pro Italien sind. Ist ja auch ein schönes Land.
Und nun sitzt man da, an einem Spieltag und vermisst das Testosteron um sich he-
rum. Ich denke keine Frau möchte Germany’s Next Topmodel nur mit Männern an-
schauen oder wie würden wir das finden, wenn ein Mann alle Namen der Mitstreiter
kennt? Schwul? Warum also denken Frauen, sie seien coole Bräute, wenn sie Fuß-
ballregeln aufsagen können? Gehört das nicht zur Allgemeinbildung?
Dass wir Frauen Fußball schauen, erst recht, wenn es um die Weltmeisterschaft geht,
ist verständlich. Dass wir patriotisch sind, ok. Dass wir jubeln, uns freuen und Bier
aus der Flasche trinken, auch in Ordnung. Aber können wir schweigen und unser
Semi-Fachwissen für uns behalten?
Es gibt nichts Schlimmeres als neben einer Frau zu sitzen, die während eines Fußball-
spiels ständig Béla Réthy in schlecht kopieren möchte und denkt, damit die Männer-
herzen auf ihre Seite zu bekommen. Man zuckt förmlich zusammen, wenn sie gut
gemeinte Vorschläge, gar Witze in den Raum werfen: „Poldi soll raus, Gomez rein.“
Frauen, die bei einem Deutschlandspiel ein Wir-Gefühl bekommen a la „Haben wir
gut gemacht“ und bei einem für sie unwichtigen Spiel Promi-Dinner schauen, sind
keine Fußball-Fans, sondern Deutschland-Fans.
Irre ich mich und Männer finden das toll, dann lade ich demnächst Männer zum
Public-Viewing ein: Popstars mit D!.
Pelén Boramir
66 LAST WORD
ntegration, Zugzwang oder doch nur möchte gern Coolness?
Man kann es sich kaum vorstellen, zuckt auch gerne mal zu-
sammen, wenn von ihnen Aussagen fallen, die sie auswendig
gelernt oder aufgeschnappt haben. Sonst so verhasst gegen all
das, fühlen sie sich plötzlich verbunden und möchten mitre-
den. Sie rufen Worte und Namen raus, in der Hoffnung, dass
man sie nach der Definition fragt, die sie auswendig gelernt
haben, dass man sie am Besten dafür lobt. Eigentlich haben sie keine Ahnung, ka-
schieren dies auch vier Jahr lang, versuchen dann aber mitzureden, um cool zu sein,
um Eindruck zu machen und Props dafür zu bekommen.
Frauen, die sich eine Flagge auf die Backe malen und behaupten, sie seien Fußball-
Fans.
„Ähh, kannst du bitte mal den Fernseher ausmachen und dich fertig machen? Wir
müssen los. Ist mir egal, ob die jetzt spielen oder nicht.“ Nur selten ist in einer Be-
ziehung Bundesliga schauen mit vollstem Verständnis erlaubt, nur selten sitzt die
Frau mit einem Bier und Gejubel daneben. Ist ja nur die Bundesliga, da kann man eh
nicht Partei ergreifen. Frauen kennen Ribéry nur aus der Klatschpresse durch seinen
Fehlgriff an einer Minderjährigen, dass er einer der besten französischen Spieler ist,
wissen sie nicht. Wer sieht gut aus? Wer besser? Das sind die Kriterien. Die Spieler-
frauen sind ihnen am vertrautesten.
Was früher noch zur allgemeinen Belustigung führte und ständig als Maßstab für
Fußballwissen eingesetzt wurde, ist heute jeder Frau bekannt. Abseits kann man er-
klären und warum die Rote Karte Konsequenten hat auch. Mehr Regeln braucht man
nicht zu wissen. Der Begriff ‚Schwalbe’ fällt selten, ein Begriff, den sie entweder nicht
oft hören oder pro Italien sind. Ist ja auch ein schönes Land.
Und nun sitzt man da, an einem Spieltag und vermisst das Testosteron um sich he-
rum. Ich denke keine Frau möchte Germany’s Next Topmodel nur mit Männern an-
schauen oder wie würden wir das finden, wenn ein Mann alle Namen der Mitstreiter
kennt? Schwul? Warum also denken Frauen, sie seien coole Bräute, wenn sie Fuß-
ballregeln aufsagen können? Gehört das nicht zur Allgemeinbildung?
Dass wir Frauen Fußball schauen, erst recht, wenn es um die Weltmeisterschaft geht,
ist verständlich. Dass wir patriotisch sind, ok. Dass wir jubeln, uns freuen und Bier
aus der Flasche trinken, auch in Ordnung. Aber können wir schweigen und unser
Semi-Fachwissen für uns behalten?
Es gibt nichts Schlimmeres als neben einer Frau zu sitzen, die während eines Fußball-
spiels ständig Béla Réthy in schlecht kopieren möchte und denkt, damit die Männer-
herzen auf ihre Seite zu bekommen. Man zuckt förmlich zusammen, wenn sie gut
gemeinte Vorschläge, gar Witze in den Raum werfen: „Poldi soll raus, Gomez rein.“
Frauen, die bei einem Deutschlandspiel ein Wir-Gefühl bekommen a la „Haben wir
gut gemacht“ und bei einem für sie unwichtigen Spiel Promi-Dinner schauen, sind
keine Fußball-Fans, sondern Deutschland-Fans.
Irre ich mich und Männer finden das toll, dann lade ich demnächst Männer zum
Public-Viewing ein: Popstars mit D!.
Pelén Boramir
BER
LINISSU
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LLECTIVE
JULI 2010