10 Jahre Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit · 2020. 12. 17. · ....
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Bayerisches Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
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10 Jahre 2002-2012
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Fuumlr eine bessere Lesbarkeit haben wir bei manchen Personenbezeichnungen auf ein Ausschreiben der weiblichen Form verzichtet Selbstverstaumlndlich sind in diesen Faumlllen Frauen und Maumlnner gleichermaszligen gemeint
Herausgeber Bayerisches Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Eggenreuther Weg 43 91058 Erlangen
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Redaktion Stabsstelle Praumlsidialbuumlro Koordination und Strategie des LGL Gestaltung amp Druck Osterchrist Druck und Medien Stand September 2012
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10 JAHRE LGLBayerisches Landesamt fuumlr
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
INHALT
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vernetzung 90
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
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AUFBRUCHamp VERAumlNDERUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
AUFBRUCHamp VERAumlNDERUNG
Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber zum zehnjaumlhrigen Bestehen des Bayerischen Landes-amtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Bayerische Speisen und Getraumlnke sind fuumlr ihren guten Geschmack bekannt Damit unsere Produkte auch gesundheitlich unbedenklich sind werden sie laufend vom LGL uumlberpruumlft Die Verbraucher haben einen Anspruch darauf vor gesundheitlichen Risiken und Taumluschungen geschuumltzt zu werden Das gilt soshywohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Kosmetika und Bedarfsgegenstaumlnde
Weitere Aufgabenschwerpunkte des LGL sind humanmedizinische pharmazeutische und praumlvenshytionsbezogene Fragestellungen Daruumlber hinaus auch die Tiergesundheit von der Tierseuchenshybekaumlmp fung uumlber den Tierschutz bis hin zur Uumlbershypruumlfung von Tierarzneishy und Futtermitteln Das Motto unserer Tieraumlrzte lautet gesunde Lebensshymittel von gesunden Tieren
Kurzum Das Landesamt ist immer dann gefragt wenn es um die vorausschauende Analyse und Beshywertung von gesundheitlichen Risiken und die Entshywicklung entsprechender Konzepte und Strategien fuumlr die Bevoumllkerung geht Der Glassplitter im Fertigshygericht oder der Nagel im Brot sind leicht festzustelshylen kommen aber selten vor Der Nachweis ob ein Fleischsalat Krankheitserreger enthaumllt Farben mit unzulaumlssigen Schwermetallen versetzt oder in Erdshybeeren Pflanzenschutzmittel uumlber dem Grenzwert vorhanden sind bedarf dagegen umfangreicher Unshytersuchungen Rund 80 000 Laboruntersuchungen allein von Lebensmitteln bewaumlltigt das LGL pro Jahr und bewertet dabei die Produkte Dazu kommen weitere Aufgaben wie zum Beispiel der Betrieb der zentralen Datenbank TIZIAN und das Qualitaumlts manashygement fuumlr die Uumlberwachung die Entwicklung von
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Impf kampagnen infektionshygienische Begehungen von Krankenhaumlusern die Gesundheitsberichterstatshytung die Erfassung meldepflichtiger Infektionskrankshyheiten und vieles mehr
All diesen verantwortungsvollen Aufgaben widmet sich das LGL nun schon seit zehn Jahren mit viel Ershyfolg Gegruumlndet am 01012002 als Konsequenz aus der BSEshyKrise entstand eine moderne interdisziplishynaumlre wissenschaftlich fundierte Behoumlrde mit vershystaumlrkt konzeptioneller und beratender Taumltigkeit fuumlr Politik und Verwaltung Die Bayerische Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL) wurde am LGL als zentrale Bildungseinrichtung installiert um Ausshy Fortshy und Weiterbildungen fuumlr den Geshyschaumlftsbereich des StMUG zu organisieren Weitere wichtige Stationen auf dem Weg des LGL waren 2005 die Eingliederung des Landesamtes fuumlr Arshybeitsschutz (LfAS) das die Gewerbeaufsicht untershystuumltzt und sich mit Fragestellungen des Arbeitsshyschutzes befasst sowie im Jahr 2006 der Aufbau der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit die als zentrale Anlaufstelle landesweit vertiefte Kontrollen in groszligen Lebensmittelbetrieben durchfuumlhrt
Die Weiterentwicklung des LGL aus den Landesshyuntersuchungsaumlmtern Suumld und Nord von einem bdquoUntersuchungsamtldquo zu einer zentralen Fachbehoumlrshyde fuumlr Lebensmittelsicherheit Humanshy und Veterishynaumlrmedizin sowie Pharmazie und Arbeitsschutz fuumlhrte zu houmlchster Effizienz in einem breiten Aufshygabenspektrum Das machte sich nicht zuletzt in krisenhaften Situationen wie beim Ausbruch der
Neuen Influenza A H1N1 im Jahr 2009 oder bei den durch Lebensmittel uumlbertragenen EHECshyInfektionen im Fruumlhjahr 2011 bezahlt Das LGL praumlsentierte sich hoch kompetent und leistete hervorragende Arbeit
Die Bayerische Staatsregierung legt groszligen Wert auf die Sicherheit der Verbraucher Dem LGL kommt dabei hohe Bedeutung zu Immer wieder zeigt sich dass die Menschen in Bayern dank der kontinuiershylichen Arbeit der uumlber 1000 LGLshyBeschaumlftigten gut geschuumltzt transparent informiert und unabhaumlngig beraten sind
Fuumlr ihre engagierte Arbeit zum Wohle der bayerishyschen Bevoumllkerung spreche ich allen LGLshyMitarbeiter innen und shyMitarbeitern meinen ganz herzlichen Dank aus Es ist eine verantwortungsshyvolle und wertvolle Arbeit die Qualitaumlt sichert und Vertrauen schafft
Dr Marcel Huber MdL
Bayerischer Staatsminister fuumlr Umwelt und Gesundheit
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Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer anlaumlsslich des zehnjaumlhrigen Jubilaumlums des Bayerischen Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Meine sehr geehrten Damen und Herren
es ist mir eine Freude dem Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zu seishynem zehnjaumlhrigen Bestehen gratulieren zu duumlrfen
Das Landesamt ist wichtig fuumlr die Menschen in Bayern Denn es ist ein Garant fuumlr Sicherheit und V erlaumlsslichkeit auf vielen zentralen Gebieten der Daseinsvorsorge etwa wenn es um die Untersushychung und Bewertung technischer Produkte und chemischer Stoffe geht aber auch bei der Praumlvenshytion von physischen und psychischen Gesundheitsshygefahren im Arbeitsalltag Daruumlber hinaus uumlbershynimmt das Landesamt mit seinem Landesinstitut fuumlr Arbeitsschutz und Produktsicherheit umweltshybezogener Gesundheitsschutz viele wichtige Querschnittsaufgaben fuumlr die Gewerbeaufsicht
Ich darf die Gelegenheit nutzen mich im Namen meines Hauses und der gesamten Bayerischen Staatsregierung fuumlr die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken
Ich wuumlnsche dem Bayerischen Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit viel Erfolg bei der Fortsetzung seiner verantwortungsvollen Arbeit
Herzlichst
IhreChristine Haderthauer
Bayerische Staatsministerin fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen
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Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf uumlber die Entwicklung einer modernen Fachbehoumlrde
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Pressestelle LGL Herr Dr Zapf als heutiger Praumlsishydent des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensshymittelsicherheit waren Sie schon im Gruumlndungsjahr 2002 maszliggeblich an der Blaupause des LGL beteishyligt Welche der Ziele die damals wohl vor allem durch die BSEshyKrise diktiert wurden konnten durch die Gruumlndung des LGL aus heutiger Perspektive tatshysaumlchlich befoumlrdert werden
Zapf Die Jahreswende 20002001 setzte mit den ersten Faumlllen von BSE in Deutschland in der Tat eine Entwicklung in Gang die im gesamten Bundesgeshybiet ja in ganz Europa die staatlichen Einrichtungen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wie kaum ein anderes Ereignis praumlgen sollten Im Falle des LGL ist dies aber nur ein Teil der Wahrheit
Pressestelle LGL Inwiefern
Zapf In Bayern wurde mit der Schaffung des LGL selbstverstaumlndlich auch den Notwendigkeiten Rechshynung getragen die durch das Auftreten von BSE an die organisatorischen Rahmenbedingungen der Leshybensmittelshy Futtermittelshy und Veterinaumlrkontrollen forshymuliert wurden Hier haben wir insbesondere bisher organisatorisch aber auch oumlrtlich getrennte Behoumlrshyden bzw Behoumlrdenteile auf Landesebene zusamshymengefuumlhrt um der interdisziplinaumlren Natur der sich uns stellenden Aufgaben Rechnung zu tragen Dashyruumlber hinaus haben wir aber auch versucht aus der Pflicht eine Tugend zu machen und haben viel weitshyreichendere Aumlnderungen die teilweise erst in den kommenden Jahren spruchreif wurden auf den Weg gebracht Die Idee die die Gruumlndung und Fortshyentwicklung des LGL ganz wesentlich gepraumlgt hat
war die Schaffung einer integrierten Fachbehoumlrde fuumlr alle Themen der oumlffentlichen Gesundheit ein Beshygriff der hier sehr weit gefasst zu verstehen ist Es geht um die Gesundheit von Mensch und Tier mit all ihren Einflussfaktoren im oumlffentlichen Raum
Pressestelle LGL Wie wurde das konkret umgesetzt
Zapf Unter dem Dach des LGL wurde eine neue Landesgesundheitsbehoumlrde aufgebaut Spaumlter im Jahr 2005 haben wir eine Fusion mit den Bereichen Arbeitsschutz und Produktsicherheit sowie Chemishykaliensicherheit auf den Weg gebracht Eine staumlrkere Vernetzung mit der Vollzugstaumltigkeit der VorshyOrtshy Behoumlrden wurde durch die Schaffung zweier bdquoSpezialeinheitenldquo fuumlr Lebensmittelsicherheit 2006 und Krankenhaushygiene 2010 erreicht Vor allem im Falle der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit ist schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ndash den man bei aller gebotenen Objektivitaumlt nur als Erfolgsgeshyschichte bezeichnen kann
Dieser Anspruch ein kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen der oumlffentlichen Gesundheit fuumlr Polishytik und Verwaltung zu sein findet seine juumlngste Fortshysetzung in dem aktuellen Aufbau eines Teams im Bereich Versorgungsforschung und Gesundheitsshysystemanalyse
Pressestelle LGL Damit wurde aber genau die geshygenteilige Entwicklung vollzogen die mit der Aufshyspaltung des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes vorgenommen wurde Weshalb soll fuumlr Bayern nicht gelten was fuumlr den Bund gilt
Zapf Zum einen ist das LGL mit knapp uumlber 1000 Mitarbeitern nicht annaumlhernd so groszlig wie das ehemalige BGA war Hier uumlberwiegen die Synergieshyeffekte noch sehr deutlich Das LGL konnte bei fortshywaumlhrendem Personalabbau im Vergleich zu den Vorshygaumlngereinrichtungen eine erhebliche Aufgabenmehshyrung schultern es ist somit effizienter geworden Zum anderen unterscheidet sich das Aufgabenspekshytrum einer Landesbehoumlrde deutlich von dem einer Bundesbehoumlrde Vor allem bei der Unterstuumltzung von Vollzugsbehoumlrden in der Bewaumlltigung konkreter Faumllle hat es sich als aumluszligerst vorteilhaft erwiesen alle Informationen an einer zentralen Stelle zu buumlnshydeln an der auch sofort auf Experten aus allen beteishyligten Disziplinen zuruumlckgegriffen werden kann
Pressestelle LGL Sehen Sie noch eine Fortsetzung dieses Prozesses in der Zukunft
Zapf Diese Festschrift zum zehnjaumlhrigen Bestehen des LGL zeigt ja bereits schlaglichtartig welches breite Themenspektrum wir heute abdecken Fachshylich ist das LGL in seiner jetzigen Form im gesamten Bereich taumltig den ich unter einem weit gefassten PublicshyHealth Begriff verstehen moumlchte sodass vor allem das stetige Optimieren von Strukturen und Prozessen auch zukuumlnftig notwendig sein wird um in unseren schnell voranschreitenden Fachgebieten mit der Zeit gehen zu koumlnnen
Pressestelle LGL Vielen Dank Herr Dr Zapf
Das Interview fuumlhrte die LGL-Pressesprecherin
Katrin Grimmer
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T ie rg esundhe i t
Verbraucherinformationsgesetz
P ro duk t s i c he r he i tP resse
Saatgut
Spezialeinheit Lebensmit telsicherhe i t
RisikokommunikationEr l an g en
LGLO b e r s c h l e iszlighe im
WUumlRZBURG
Muumlnchen
B a d e g ewaumls se r
r i s i ko o r i ent i e r t
A us b i l d un g
D iens t l e i s te r
w i ssensc ha f t l i c h
Ko sm et i k
F a c h b eh ouml rd e
Tierarzneimittel
modern
Infek t i o l o g ie
A r b e i t s sc hu t z
P u b l i c H e a l t h
KRISE amp CHANCE
Krise amp Chance 12
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Krise amp Chance
Wie viele Neuerungen so entstand auch das LGL unter dem starken Eindruck einer Krise der BSEshy Krise BSE hielt im Jahr 2001 ganz Europa in Atem und auch in Deutschland hat sich das Interesse an Themen der Lebensmittelsicherheit schlagartig ershyhoumlht was zu strukturellen und organisatorischen Veraumlnderungen auf Bundesshy und Landesebene fuumlhrshyte Auf Bundesebene wurde im Jahr 2001 der Vershybraucherschutz dem neu gebildeten Bundesministeshyrium fuumlr Verbraucherschutz Ernaumlhrung und Landshywirtschaft (BMVEL) angegliedert sowie im Jahr 2002 das Bundesinstitut fuumlr Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz (BVL) gegruumlndet
In Bayern reagierte man 2001 mit der Gruumlndung des damaligen Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ershynaumlhrung und Verbraucherschutz (StMGEV) Mit Wirkung zum 1 Januar 2002 wurde fuumlr zentrale Aufshygaben das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) neu geschaffen 2003 wurden in Bayern die Bereiche Verbrauchershyschutz und Gesundheit und die Zustaumlndigkeit fuumlr den Umweltschutz im neu gebildeten Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zusammengefuumlhrt das nach der Landshytagswahl 2008 den Namen Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) erhielt
Heute zehn Jahre danach zeigt sich nicht zuletzt am Beispiel des LGL dass jeder Krise auch die groszlige Chance innewohnt Strukturreformen auf den Weg zu bringen So konnte in Bayern mit dem LGL
eine einheitliche interdisziplinaumlre Fachbehoumlrde geshyschaffen werden die nicht nur alle Bereiche des geshysundheitlichen Verbraucherschutzes also Futtermitshytelsicherheit Tiergesundheit und Lebensmittelshysicherheit unter einem Dach vereint sondern mit den Themengebieten oumlffentliche Gesundheit Proshyduktsicherheit und Arbeitsschutz alle Bereiche des Gesundheitsschutzes der Bevoumllkerung abdeckt Dashyneben wurde das Taumltigkeitsspektrum eines reinen bdquoUntersuchungsamtesldquo so erweitert dass nunmehr konzeptionelle und beratende Taumltigkeiten fuumlr Politik und Kreisverwaltungsbehoumlrden sowie eine Orienshytierung an der Wissenschaft staumlrker im Zentrum stehen
Auszligerdem konnten sowohl inhaltliche Synergieshyeffekte als auch eine Konsolidierung der Standorte (Schlieszligung von Augsburg Regensburg Nuumlrnberg und Erlangen Henkestraszlige) fuumlr eine Effizienzsteigeshyrung genutzt werden
Im Verlauf des zuruumlckliegenden Jahrzehnts hat das LGL eine deutliche Ausweitung seines Aufgabenbeshyreiches erfahren die sich in einer Vielzahl kleinerer und groumlszligerer Schritte vollzog (Meilensteine siehe Anhang)
10 Jahre erlauben schon einen fundierten Ruumlckblick sowohl auf bdquoChanceldquo wie auf bdquoKriseldquo Zunaumlchst die Krise
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10 Jahre BSE
Die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) ist eine infektioumlse neurologische Erkrankung des Rindes die zur Gruppe der Transmissiblen spongishyformen Enzephalopathien (TSE)shyErkrankungen geshyhoumlrt und durch Ablagerungen des pathologischen PrionshyProteins im Zentralen Nervensystem zu einer Zerstoumlrung des Hirngewebes fuumlhrt Infolge der lanshygen Inkubationszeit sind nur erwachsene Tiere klishynisch betroffen Das klinische Bild der BSE ist sehr vielfaumlltig Es koumlnnen Stoumlrungen in der Empfindlichshykeit in der Bewegung und im Verhalten der Tiere beshyobachtet werden Durch epidemiologische Studien konnte zweifelsfrei ein Zusammenhang zwischen der Verfuumltterung unzureichend erhitzter mit BSEshy Erregern kontaminierter Futtermittel an Wiederkaumluer und dem Ausbruch der Krankheit belegt werden Die Erkrankung wurde erstmalig 1985 in Groszligbritannien nachgewiesen In Deutschland wurde der erste BSEshyFall 1992 bei einem importierten Rind festgeshystellt Erstmalig im Jahr 2000 wurde ein in Deutschshyland geborenes Rind mit positivem Ergebnis auf BSE getestet Insgesamt konnte in dem Zeitraum 2000 bis 2011 bei uumlber 400 in Deutschland geborenen Rindern BSE davon 143 in Bayern nachgewiesen werden Der bisher letzte Fall in Bayern trat im Jahr 2006 auf
Epidemiologische und experimentelle Befunde haben gezeigt dass eine variante Form der CreutzshyfeldtshyJakobshyKrankheit (vCJK) des Menschen durch den BSEshyErreger verursacht wird und uumlber die Nahshyrungskette durch BSEshykontaminierte Produkte von Rindern erworben werden kann Waumlhrend in
Deutschland noch kein Fall von vCJK nachgewiesen wurde registrierte man in Groszligbritannien bereits 173 vCJKshyTodesfaumllle bis Oktober 2011
Auf europaumlischer Ebene wurden zahlreiche Maszlignahshymen zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier ergriffen die fortlaufend den wissenschaftlishychen Erkenntnissen angepasst werden Zu den wichtigsten Maszlignahmen gehoumlrt das seit Anfang 2001 von der EU erlassene Verfuumltterungsverbot fuumlr tierische Proteine an Wiederkaumluer und andere Nutzshytiere sowie die Entfernung und unschaumldliche Beseitishygung von Gewebe mit dem houmlchsten Risikopotenzial bei der Schlachtung das sogenannte spezifizierte Risikomaterial (SRM) Um den Eintrag des BSEshy Erregers in die Lebensmittelkette zu verhindern wurde ferner ein EUshyweites BSEshyUumlberwachungsproshygramm eingefuumlhrt In Deutschland wurden zunaumlchst alle uumlber 24 Monate alten Rinder getestet Ab dem Jahr 2006 wurde das Testpflichtalter fuumlr gesund geschlachtete Rinder an die EUshyBestimmungen anshygepasst und auf 30 Monate angehoben Notgeshyschlachtete und aufgrund anderer Ursachen verenshydete oder getoumltete Rinder wurden weiterhin ab dem 24 Lebensmonat untersucht Zum 1 Januar 2009 wurde das Testpflichtalter der gesundshy und notgeshyschlachteten Rinder sowie auch der verendeten oder getoumlteten Rinder die im Rahmen eines Monitoringshyprogramms untersucht werden auf uumlber 48 Monate angehoben Im Juli 2011 folgte eine erneute Anheshybung des Testpflichtalters fuumlr gesund geschlachtete Rinder auf 72 Monate
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BSE-Untersuchungen
Nach den Vorfaumlllen um BSEshyUntersuchungen von Stammhirnproben durch ein nicht nach der TierseushychenerregershyVerordnung zugelassenes Privatlabor sowie nach der Aufdeckung von Unregelmaumlszligigkeishyten auch in anderen Bundeslaumlndern wurde die Vershyantwortung fuumlr das System der BSEshyTestung in Bayshyern im Januar 2003 dem LGL uumlbertragen Infolge dessen erhielten private Laboreinrichtungen den Auftrag unter der Verantwortung des LGL Untersushychungen von testpflichtigen Schlachtrindern vorzushynehmen Die Proben aus dem Monitoringprogramm wurden noch bis Ende 2006 im LGLshyLabor untershysucht dann ebenfalls in beauftragten Privatlaboren Die privaten Labore werden per Ausschreibungsvershyfahren ausgewaumlhlt und vom LGL beauftragt sowie regelmaumlszligig kontrolliert Das LGL sorgt fuumlr einen reishybungslosen Ablauf der BSEshyUntersuchungen von der Probenabholung bis zur Befundbereitstellung in der HIshyTierdatenbank Eine wesentliche Saumlule ist dabei die Uumlberwachung der Testdurchfuumlhrung durch ein EDVshygestuumltztes Labordatenscreening Das Labor uumlbermittelt die von den amtlichen Tieraumlrzten zur Vershyfuumlgung gestellten Schlachtdaten die dazugehoumlrigen Plattenshy und Messdaten und den Laborbefund an das Herkunftssicherungsshy und Informationssystem fuumlr Tiere (HIT) welches die Plausibilitaumlt der Daten uumlberpruumlft und das Testergebnis freigibt Die mit der Schlachttiershy und Fleischuntersuchung beauftragten amtlichen Tieraumlrzte koumlnnen die Testergebnisse direkt aus der HIshyTierdatenbank abrufen Durch angekuumlnshydigte und unangekuumlndigte VorshyOrtshyBegehungen wird uumlberwacht dass die privaten Labore die Nebenbeshystimmungen in den Erlaubnisbescheiden einhalten
Das EDVshygestuumltzte Controlling am LGL elektronishysches Labordatenscreening und die regelmaumlszligigen VorshyOrtshyKontrollen gewaumlhrleisten ein hohes Qualishytaumltsniveau der BSEshyUntersuchungen in Bayern
Bayernweit wurden seit Beginn der BSEshyUumlberwashychung insgesamt knapp 58 Millionen BSEshyTests durchgefuumlhrt davon circa 54 Millionen bei Schlachtshyrindern
Die ruumlcklaumlufige Entwicklung der ermittelten BSEshy Faumllle spricht dafuumlr dass die eingeleiteten EUshySchutzshymaszlignahmen richtig waren und konsequent umgeshysetzt wurden Das Ziel der BSEshyEliminierung wird aus Gruumlnden des Verbraucherschutzes und des Prinzips der Risikominimierung weiterhin verfolgt
Als weitere Konsequenz der BSEshyKrise wurde die Futtermitteluumlberwachung in Bayern umstrukturiert und die amtliche Probenuntersuchung an das LGL verlagert Das Verfuumltterungsverbot von tierischen Proteinen an Nutztiere die der Lebensmittelgewinshynung dienen stand in der letzten Dekade im Brennshypunkt des oumlffentlichen Interesses Nach einer anfaumlngshylich hohen Zahl an Untersuchungen und Beanstanshydungen im Jahr 2001 (5400 Analysen mit 238 Beanshystandungen) belegen die Ergebnisse in den Folgejahren den Erfolg der gesetzlichen Maszlignahmen Bereits im ersten Jahr nach Einfuumlhrung der intensiven Kontrollmaszlignahmen ist die Zahl der Beanstandungen sprunghaft zuruumlckgegangen In den letzten Jahren lag die Zahl beanstandeter Proben bei maximal einer pro Jahr sodass die Zahl der Untersuchungen auf etwa 440 pro Jahr gesenkt werden konnte ohne damit die Futtermittelsicherheit zu gefaumlhrden
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Derzeit noch zu beanstandende Proben sind in der Reshygel darauf zuruumlckzufuumlhren dass dem Futtermittel anshyhaftendes Ackerbodenmaterial zum Beispiel Spuren von Nagerknochen enthaumllt oder dass es zum Beispiel bei der Verwendung von Fischmehl zu Verschleppunshygen in Futtermittel fuumlr NichtshyZieltierarten wie Wiedershykaumluer kommt
TierseuchenuumlberwachungBSE unterstreicht die Bedeutung einer kontinuiershylichen Uumlberwachung von bekannten und neu auftreshytenden Tierkrankheiten und Zoonosen Durch eine groszlige Bandbreite an pathologischen virologischen bakteriologischen serologischen und parasitologishyschen Untersuchungen leistet das LGL hierzu einen wichtigen Beitrag Neben der diagnostischen Laborshytaumltigkeit und der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Untersuchungsmethoden erarbeitet das LGL Empfehlungen fuumlr Maszlignahmen in Form von Tierseushychennotfallplaumlnen und unterstuumltzt die Veterinaumlrbehoumlrshyden im Fall von Tierseuchenausbruumlchen auch vor Ort
So sind beispielsweise mit der Tilgung der terrestrishyschen Tollwut im Jahr 2008 und der Sanierung der bayerischen Rinderbestaumlnde von dem Bovinen Hershypesvirus Typ 1 (BHVshy1) im Jahr 2011 in den letzten Jahren weitere groszlige Erfolge in der Tierseuchenbeshykaumlmpfung erzielt worden Die schnelle Diagnose selshyten gewordener Infektionskrankheiten stellt auch kuumlnfshytig ein zentrales Ziel in der Tierseuchenuumlberwachung dar und wird am LGL durch gezieltes Monitoring shy wie etwa im Fall der Fuchstollwut shy sowie durch gezielte Untersuchungen bei Krankheitsfaumlllen sichergestellt So wurden in den vergangenen zehn Jahren mithilfe
pathomorphologischer kulturellshybakteriologischer und neu entwickelter molekularbiologischer Methoden mehrere Ausbruumlche von Tuberkulose (TBC) bei Rinshydern verursacht durch Mycobacterium caprae bezieshyhungsweise M bovis diagnostiziert Im Jahr 2009 wurde aufgrund pathologischer Veraumlnderungen die Verdachtsdiagnose bdquoMilzbrandldquo fuumlr Todesfaumllle in zwei oberbayerischen Milchviehbestaumlnden gestellt und durch weiterfuumlhrende Untersuchungen im Labor beshystaumltigt Der Erreger Bacillus anthracis ist in der Lage aumluszligerst langlebige und umweltresistente Sporen zu bilden die aus gefallenen und vergrabenen Tierkadashyvern in den Boden gelangen und dort uumlber Jahrzehnte lebensfaumlhig bleiben Seit der Einfuumlhrung der Tierkoumlrshyperbeseitigung ist diese anzeigepflichtige Tierseuche in Mitteleuropa sehr selten aufgetreten Die Beispiele TBC und Milzbrand zeigen aber dass in Einzelfaumlllen jeshyderzeit mit dem Wiederauftreten seltener Infektionsshykrankheiten in Bayern gerechnet werden muss
Die umfassende und nicht auf einzelne Krankheiten ausgelegte Beurteilung von Tierkoumlrpern im Rahmen einer pathomorphologischen Untersuchung ermoumlgshylicht es auch neuartige und neu auftretende Erkranshykungen zu beschreiben und Ruumlckschluumlsse auf ihre Entstehung und Ursache zu ziehen Ein Beispiel hierfuumlr ist die im Jahr 2007 erstmals aufgetretene Autoimmunkrankheit bovine neonatale Panzytopenie (bdquoKaumllberblutenldquo) Zunehmende Bedeutung gewinnt die pathomorphologische Untersuchung auch bei fuumltterungsshy und haltungsbedingten Erkrankungen soshywie im Rahmen von tierschutzrelevanten Faumlllen in welchen oft erst durch die Sektion und histologische Untersuchung Ausmaszlig und Dauer der Veraumlnderunshygen nachgewiesen werden koumlnnen
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Die Bekaumlmpfung der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD) einer wirtschaftlich bedeutenden anzeigepflichtigen Infektionskrankheit der Rinder stellt seit Jahren einen weiteren groszligen Arbeitsschwerpunkt dar Das LGL ist seit seiner Gruumlndung maszliggeblich an der Konzeption des BVDshyBekaumlmpfungsverfahrens beshyteiligt und fuumlhrte von 2005 bis 2010 das sogenannte bdquoFreiwillige Bekaumlmpfungsverfahrenldquo in Bayern durch Parallel hierzu wurde in Kooperation mit der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen der Einshysatz von Ohrgewebestanzproben fuumlr die Identifishykation von persistent infizierten (PI) Kaumllbern entshywickelt und validiert Seit Beginn des Jahres 2011 beruht auf diesem Verfahren die nun verpflichtende Bekaumlmpfung der BVD uumlber die Merzung der PIshyTiere
Bereits 2006 wurde in Bayern die Uumlberwachung der Influenza AshyInfektionen (VogelgrippeshyMonitoring) in Wildvogelshy und Hausgefluumlgelpopulationen erfolgshyreich etabliert und mit groszligem Aufwand durchgeshyfuumlhrt Zu den besonderen Herausforderungen der letzten Jahre zaumlhlte dann die Bewaumlltigung des H5N1shyGefluumlgelpestgeschehens 2007 Damals fuumlhrte das LGL die begleitende Diagnostik in Ausbruchsshy und Kontaktbetrieben durch und leistete Untershystuumltzung bei der notwendigen tierschutzgerechten Toumltung der Tiere aus infizierten Bestaumlnden Dabei kamen unter anderem die mobilen Elektrotoumltungsshyanlagen zum Einsatz die das Land Bayern angeshyschafft hatte
Als EDVshyKopfstelle betreut das LGL das Tierseushychennachrichtenprogramm TSN fuumlr die gesamte bayerische Veterinaumlrverwaltung und war maszliggeblich
an der Entwicklung und Bereitstellung eines in TSN integrierten Krisenverwaltungsprogramms im Jahr 2008 beteiligt
Das Auftreten und die erfolgreiche Bekaumlmpfung eishynes unerwartet nach Holland eingeschleppten Blaushyzungenvirus vom Serotyp 8 (BTVshy8) stellte neben der Gefluumlgelpest eine weitere groszlige Herausfordeshyrung in den Jahren 2006 bis 2009 dar Die effektive Virusuumlbertragung durch heimische Muumlcken zeigte dass sich auch exotische Tierseuchen wie die Blaushyzungenkrankheit rasch zur Epidemie entwickeln koumlnnen und nur durch konsequente Impfkampagnen beherrschbar sind Es wurde zugleich deutlich wie wichtig die staumlndige Weiterentwicklung diagnostishyscher Methodik und die Sensibilisierung fuumlr neue oder wiederkehrende Erreger fuumlr eine effektive Praumlshyvention und Bekaumlmpfung von Tierseuchen und fuumlr die kuumlnftige Gesunderhaltung unserer Nutztierbeshystaumlnde in Bayern sind
FazitDie bayerische Veterinaumlrverwaltung ist in der zuruumlckshyliegenden Dekade an ihren Aufgaben sichtlich geshywachsen BSE Vogelgrippe und andere Tierseuchen sind unvorhersehbare teils beaumlngstigende aumluszligere Rahmenbedingungen unseres Handelns Diese jeshydoch nicht zugleich als Chance zu begreifen und das kuumlnftige Handeln danach auszurichten waumlre fahrlaumlsshysig Strategisches HANDELN und organisatorische Anpassung an aumluszligere Rahmenbedingungen durchshyziehen daher die junge Geschichte des LGL
HANDELN
Handeln 20
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Handeln
Die Gruumlndung des LGL war Teil der tiefgreifenden organisatorischen Eingriffe die gleichermaszligen auf europaumlischer deutscher und bayerischer Ebene umshygesetzt wurden um den durch BSE offenbarten Handlungsnotwendigkeiten Rechnung zu tragen Im Verlauf der kommenden Jahre sollte es aber noch eine Vielzahl weiterer aumluszligerer Faktoren geben die das LGL zum einen zum Handeln zwangen ihm aber zum anderen dadurch auch staumlndig neue Chancen boten Uumlberfluumlssiges auszusortieren Verkrustetes zu sprengen und Neues zu schaffen
Uumlberwachung Europarecht und Ausbildung sind drei Bereiche in denen exemplarisch ein Ruumlckblick gegeshyben werden soll wie das LGL sein Handeln fortlaushyfend an aumluszligere Notwendigkeiten aber auch im Rahshymen der sich dadurch ergebenden Moumlglichkeiten anshygepasst hat
Die seit Bestehen des LGL eingeleiteten Strukturshyaumlnderungen in der bayerischen Lebensmitteluumlberwashychung sind ein Beispiel fuumlr strategisches Handeln auf das heute schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ist
UumlberwachungIm Laufe des Jahres 2006 wurden in Bayern mehrere Faumllle aufgedeckt in denen nicht mehr zum Verzehr geeignetes Fleisch in den Verkehr gelangt war Die Medien haben im Rahmen der ausfuumlhrshylichen Berichterstattung uumlber diese Ereignisse den plakativen aber auch wenig differenzierten Begriff
bdquoGammelfleischskandalldquo gepraumlgt Das LGL war an der Aufarbeitung der genannten Vorkommnisse in vielfaumlltiger Weise beteiligt Zunaumlchst galt es ndash wie auch schon bei fruumlheren Sonderaktionen ndash die Untershysuchung und Beurteilung einer erheblichen Anzahl auszligerplanmaumlszligiger Proben sicherzustellen Im Rahshymen des EUshySchnellwarnsystems fuumlr Lebensshy und Futtermittel informierte das LGL die EUshyKommission und die anderen Mitgliedstaaten uumlber gravierende Faumllle Daruumlber hinaus leistete die vom LGL geleitete bdquoSonderkommission Wildldquo einen wesentlichen Beitrag zur Aufklaumlrung der Unregelmaumlszligigkeiten bei einem Wildfleisch verarbeitenden Betrieb in Niederbayern
Vor dem Hintergrund der erheblichen lebensmittelshyrechtlichen Verstoumlszlige kuumlndigte der damalige bayerishysche Staatsminister fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz Dr Werner Schnappauf am 31 Januar 2006 in einer Rede vor dem Bayerischen Landtag die Einrichtung einer bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo (SE) an Zur Umsetzung erarbeitete ein Planungsstab unter dem Vorsitz des heutigen Vizepraumlsidenten Dr Schick am LGL ein entsprechendes Konzept dem der Ministerrat im Mai 2006 zugestimmt hat Die SE hat ihre Arbeit am 1 Juli 2006 aufgenommen und wurde mit der am 30 September 2006 in Kraft getretenen Aumlnderung der Verordnung uumlber die Einrichtung der Bayerischen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmtervershyordnung ndash LAVshyUGV) auch rechtlich verankert
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Spezialeinheit Lebensmittel-sicherheit
Die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit wurde 2006 organisatorisch in das LGL eingegliedert es wurde weder eine neue Behoumlrde noch eine neue Verwaltungsebene geschaffen Seit der Neustruktushyrierung des LGL im Jahr 2009 bildet sie eine eigenshystaumlndige Abteilung das Landesinstitut Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit Durch die Spezialeinheit mit ihren naumlher am Vollzug orientierten Taumltigkeitsfeldern haben sich Aufgabenspektrum Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten des LGL erheblich ausgeweitet Neben der Untersuchung und Beurteilung von Lebensmittelproben die nach wie vor Kernaufgaben sind kamen mit der Schaffung der SE auch die Durchfuumlhrung von Betriebskontrollen die fachliche und rechtliche Beratung der VorshyOrtshyBehoumlrden und die Entwicklung von Konzepten und Strategien fuumlr die amtliche Lebensmitteluumlberwachung hinzu
Die amtliche Lebensmitteluumlberwachung ist in Deutschland Laumlndersache In Bayern agiert das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Geshysundheit als oberste Landesbehoumlrde und leitet den Geschaumlftsbereich Fuumlr den Vollzug des Lebensmittelshyrechts sind grundsaumltzlich die Kreisverwaltungsbehoumlrshyden also die kreisfreien Staumldte oder Landratsaumlmter zustaumlndig Die Regierungen uumlben die Rechtsshy und Fachaufsicht uumlber die Kreisverwaltungsbehoumlrden aus und sind zustaumlndig fuumlr die Zulassung von Betrieshyben Daneben wurde als voumlllig neues Element die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit in die amtliche Lebensmitteluumlberwachung integriert Die SE verfuumlgt dabei im Bereich Lebensmittel uumlber eigene Vollzugsshy
kompetenzen Sie hat zum Beispiel Betretungsrecht Recht zu Probenahmen und Sicherstellungen
Die SE umfasst im Bereich Lebensmittel vier Sachshygebiete Neben den Sachgebieten SE 1 (Rechtsshy und Grundsatzfragen EUshySchnellwarnsysteme) und SE 2 (Planung Koordination TIZIAN) sind die beiden Sachgebiete SE 3 und SE 4 fuumlr die Betriebsshy und Proshyduktionshygiene in Suumldshy und Nordbayern zustaumlndig
Der Bereich Tiergesundheit der SE mit den drei Sachgebieten Tierseuchen Tierschutz und Tierarzshyneimittel ist seit einer Umstrukturierung des LGL im Jahr 2009 in der neugeschaffenen Abteilung TF anshygesiedelt und arbeitet eng mit dem Bereich Lebensshymittel der SE zusammen Wie das gesamte LGL ist auch die SE an den verschiedenen Standorten praumlshysent fuumlr die vielfaumlltigen Aufgaben stehen ihr mittlershyweile einschlieszliglich des Bereichs Tiergesundheit uumlber 90 Mitarbeiter zur Verfuumlgung
Die SE ist die zentrale Anlaufstelle in Bayern fuumlr alle Fragen der Lebensmittelsicherheit Sie verfolgt eishynen interdisziplinaumlren Ansatz In ihr arbeiten insbeshysondere Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Lebensshymitteltechnologen Agraringenieure Oumlkotropholoshygen Lebensmittelkontrolleure EDVshySpezialisten und Juristen zusammen Sie unterhaumllt laufend intensive Kontakte zu anderen Behoumlrden wie Staatsanwaltshyschaften Polizei und Zoll Dadurch entstehen vielshyfaumlltige Moumlglichkeiten zur Zusammenarbeit Die Mitshyarbeiter haben unter anderem auch die Gelegenheit durch Hospitationen bei den Polizeishy und Zollbeshyhoumlrden einen Einblick in deren Arbeitsweise und dadurch neue Erkenntnisse fuumlr die eigene
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Uumlberwachungstaumltigkeit zu erlangen Dies ist nuumltzlich bei Vernehmungen oder bei der Analyse von Warenshystroumlmen Daruumlber hinaus brachten in den vergangeshynen fuumlnf Jahren auch Beamte anderer Behoumlrden wie Gewerbeaufsicht und Kriminalpolizei ihre Fachkenntshynisse im Rahmen einer Amtshilfe ein
BetriebskontrollenDen vordergruumlndig groumlszligten Aufgabenbereich der SE stellen die gemeinsam mit den Behoumlrden vor Ort durchgefuumlhrten Betriebskontrollen im Bereich Leshybensmittel sowie deren Auswertung dar Neben Schwerpunktkontrollen im Rahmen von Projekten koumlnnen auch spezielle Anlaumlsse wie Verbraucherhinshyweise oder Anforderungen durch eine VorshyOrtshyBeshyhoumlrde oder die Staatsanwaltschaft dazu fuumlhren dass die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit einen Beshytrieb kontrolliert Auch auffaumlllige Untersuchungsershygebnisse im LGL oder Faumllle aus den EUshySchnellshywarnsystemen koumlnnen Anlass fuumlr eine gemeinsame Kontrolle mit der Spezialeinheit sein Zudem ist das zum 1 Januar 2008 eingefuumlhrte Kontrollprogramm Lebensmittelsicherheit ein fester Bestandteil der Kontrolltaumltigkeit Das LGL hat das Konzept zu diesem Programm unter Einbeziehung der Regierungen erarshybeitet Es zielt darauf ab Lebensmittelbetriebe mit uumlberdurchschnittlich hohen oder komplexen Risiken angemessen zu kontrollieren und damit einen weshysentlichen Beitrag zur Optimierung der Lebensmitshytelsicherheit zu leisten Das Kontrollprogramm wird federfuumlhrend durch die Kreisverwaltungsbehoumlrden umgesetzt und vollzogen Diese beteiligen dabei die Spezialeinheit sowie ndash zumindest bei zulassungsshypflichtigen Betrieben ndash auch die Regierungen
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Im Rahmen der Kontrollen setzt die SE erweiterte Kontrollteams ein Dies wird insbesondere dadurch moumlglich dass die SE nicht mit der Regeluumlberwashychung belastet ist und uumlber einen groumlszligeren und staumlrker spezialisierten Personalkoumlrper als die VorshyOrtshyBehoumlrden verfuumlgt Die personelle Staumlrke der Kontrollteams richtet sich nach Betriebsgroumlszlige und shyart Im Rahmen eines integrierten Ansatzes werden bei groszligen Betrieben in der Regel Untergruppen geshybildet die spezielle Aspekte wie einzelne Produktishyonsabschnitte Betriebshygiene Dokumentenkontshyrolle Nachverfolgung von Warenstroumlmen tierische Nebenprodukte oder Tierschutz ndash etwa in Schlachtshyhoumlfen ndash uumlberpruumlfen Ferner werden die Kontrollen der SE mit einer erhoumlhten Kontrollintensitaumlt durchgeshyfuumlhrt Durch die staumlrkere Spezialisierung der Kontrolshyleure ihre interdisziplinaumlre Ausrichtung die bayernshyweiten Vergleichsmoumlglichkeiten die groumlszligeren Teams und laumlngeren Kontrollzeiten kann eine houmlhere Kontrolltiefe erreicht werden Die Verwaltungsangeshyhoumlrigen der SE die im Auszligendienst bei Lebensmitshytelkontrollen eingesetzt werden sind seit 1 Februar 2007 unter Erfuumlllung bestimmter Voraussetzungen zudem Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft allerdings nur bezogen auf die Einhaltung lebensshymittelrechtlicher Vorschriften
Durch die Moumlglichkeit bayernweit Betriebe zu kontshyrollieren bieten sich der SE deutlich bessere Vershygleichsmoumlglichkeiten zwischen den Betrieben einzelshyner Branchen Damit kann sie sich zum Beispiel einen guten Uumlberblick uumlber die Arbeitsweisen der in Bayern ansaumlssigen wildverarbeitenden Betriebe vershyschaffen waumlhrend eine Kreisverwaltungsbehoumlrde allenfalls einen einzigen Betrieb dieser Branche in
ihrem Zustaumlndigkeitsbereich hat Die umfassende Vergleichsmoumlglichkeit erlaubt es bayernweit und einheitlich einen ordnungsgemaumlszligen Betriebsablauf aufzuzeigen und einen einheitlichen Vollzug sicherzushystellen
Zusaumltzlich arbeitet die SE eng mit den fuumlr die Untershysuchungen der Lebensmittelproben zustaumlndigen Landesinstituten zusammen Hierdurch wird eine opshytimale Verzahnung zwischen den Erkenntnissen aus Laboruntersuchungen sowie dem Sachverstand der zahlreichen am LGL taumltigen Experten der verschieshydenen Fachdisziplinen einerseits und der mehr am Vollzug und der Optimierung von Kontrollkonzepten orientierten Taumltigkeit der SE andererseits erreicht
MultiplikatorNeben der Kontrolle einzelner Betriebe gehoumlrt es aber auch zu den Aufgaben der SE die Ergebnisse der Kontrollen betriebsuumlbergreifend auszuwerten inshydem sie sich einen Uumlberblick uumlber die Situation in den verschiedenen Lebensmittelbranchen verschafft und dort vorhandene Schwachpunkte aufspuumlrt Im Rahmen einer Schwachstellenanalyse werden die in den Betrieben einer Branche festgestellten gleicharshytigen und wiederholt auftretenden Maumlngel in Maumlnshygelkategorien zusammengefasst und anschlieszligend im Hinblick auf gemeinsame Ursachen analysiert Beshyruumlcksichtigt werden dabei zum Beispiel Betriebsart shystruktur und shygroumlszlige Bisher fuumlhrte die Spezialeinheit eine Schwachstellenanalyse unter anderem fuumlr Schlachthoumlfe wildverarbeitende Betriebe Baumlckereishyen und Brauereien durch Sofern sich Anhaltspunkte fuumlr gehaumluft auftretende vergleichbare Problemstelshy
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lungen ergeben entwickelt die SE in weiteren Schritshyten Loumlsungskonzepte und erarbeitet moumlgliche Abhilshyfemaszlignahmen Dazu gehoumlren die Erstellung von QualitaumltsmanagementshyDokumenten (zum Beispiel verbesserte Checklisten fuumlr Betriebskontrollen) und die zielgerichtete Schulung des Uumlberwachungspersoshynals um die Lebensmitteluumlberwachung in der Flaumlche zu optimieren und moumlglichst effizient zu gestalten Daruumlber hinaus werden in Gespraumlchen mit Verbaumlnshyden die ermittelten Schwachstellen eroumlrtert um die Betriebe hierfuumlr zu sensibilisieren und eine nachhaltishyge Maumlngelbeseitigung zu erreichen
Die Kontrolltaumltigkeit der SE stellt aber nur einen Teil der dort angesiedelten Aufgaben dar Die SE untershystuumltzt und beraumlt die Vollzugsbehoumlrden vor Ort bei fachlichen und rechtlichen Fragestellungen aus den Bereichen Lebensmittelsicherheit und Tiergesundshyheit Dies erfolgt auf vielfaumlltige Art und Weise zum Beispiel in Form von Stellungnahmen zu Anfragen in der Organisation und Durchfuumlhrung von Arbeitsshykreisen in der Ausarbeitung von Konzepten Checkshylisten und Verfahrensanweisungen (wie zur Kontrolle von Wildbetrieben) in der rechtlichen Unterstuumltzung bei Fragen des Lebensmittelrechts sowie seit 2010 in der Unterstuumltzung der Regierungen bei der Bearshybeitung von Zertifizierungen beim Export von Leshybensmitteln tierischen Ursprungs
Daneben wertet die SE Erkenntnisse zur Lebensmitshytelsicherheit aus und identifiziert potenzielle Risiken und Probleme produktshy (zum Beispiel Acrylamid in Lebkuchen ) oder branchenbezogen (etwa Kuumlhlshy und Gefrierhaumluser) Auf dieser Grundlage erarbeitet sie entsprechende Risikobeurteilungen und leitet risikoshy
orientiert Kontrollschwerpunkte ab Sie erstellt hiershyzu auch in Eigeninitiative Projekte in deren Rahmen insbesondere spezifische Checklisten fuumlr die Kontrolshylen der VorshyOrtshyBehoumlrden erarbeitet werden Diese werden allen betroffenen bayerischen Behoumlrden fuumlr ihre taumlgliche Arbeit zur Verfuumlgung gestellt Damit soll eine Optimierung und Vereinheitlichung der Kontrolshylen erreicht werden
Die SE unterstuumltzt das zustaumlndige Fachministerium das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) in allen Fragen der Lebensmitshytelsicherheit der Lebensmitteluumlberwachung sowie des Lebensmittelrechts Hierzu werden Stellungnahshymen zu Gesetzentwuumlrfen erstellt oder Konzepte zur Lebensmitteluumlberwachung erarbeitet In Krisenfaumlllen uumlbernimmt die SE auszligerdem in Abstimmung mit dem StMUG koordinierende Krisenmanagementaufshygaben wie etwa die Buumlndelung Sichtung Auswershytung und Aufbereitung von Informationen auf Lanshydesebene oder die Koordination der Maszlignahmen und Probenahmen der Lebensmitteluumlberwachungsshybehoumlrden vor Ort Fuumlr den Verbraucher werden zum Beispiel Informationen auf der Internetseite des LGL zusammengestellt und Hotlines eingerichtet
Weitere Aufgaben der SE sind unter anderem die Pubshylikation von oumlffentlichen Warnungen und Verbrauchershyinformationen auf der Internetseite des LGL (sowie auf wwwlebensmittelwarnungde) die Betreuung einer Verbraucherhotline am LGL fuumlr Hinweise aus der Bevoumllkerung auf Verstoumlszlige gegen das Lebensmittelshyrecht sowie seit 2009 die Betreuung der bayernweiten gemeinsamen Software TIZIAN fuumlr die Veterinaumlrshy Lebensmittelshy und Futtermitteluumlberwachung
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Eine besondere Schnittstellenfunktion im Vollzug des Lebensmittelrechts hat die SE in ihrer Aufgabe als Kontaktstelle Bayerns im hellip
EU-Schnellwarnsystem fuumlr Lebens- und Futtermittel
Bei der heutigen stark internationalen Verflechtung der Warenstroumlme in der Lebensmittelwirtschaft kann eine effektive amtliche Uumlberwachung der Lebensmittelsicherheit im EUshyBinnenmarkt nur gelingen wenn alle beteiligten Behoumlrden uumlber die Staatsgrenzen hinweg eng zusammenarbeiten
Zu diesem Zweck wurde mit dem Europaumlischen Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel bdquoRASFFldquo (Rapid Alert System for Food and Feed) ein System zum raschen Informationsaustausch zwischen EUshyMitgliedstaaten geschaffen uumlber das Erkenntnisse zu Lebensshy und Futtermitteln uumlbermitshytelt werden von denen (moumlglicherweise) eine ernsshyte Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht
Die rechtliche Grundlage fuumlr das RASFF findet sich in der sogenannten Basisverordnung VO (EG) Nr 1782002 Weitere Vorschriften zur Durchfuumlhshyrung des RASFF enthaumllt die VO (EG) Nr 162011
In Deutschland existiert neben der nationalen Konshytaktstelle am Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in jedem Bundesland eine eigene Kontaktstelle
Bayern Deutschland EUOriginalshy
meldungenFolgeshy
meldungen Originalshy
meldungenFolgeshy
meldungenOriginalshy
meldungen Folgeshy
meldungen 2006 53 75 419 240 2923 38452007 43 73 377 305 2976 43392008 39 52 433 359 3099 39752009 52 80 416 419 3322 47672010 50 80 397 366 3358 52242011 52 63 425 407 3812 5345
Meldeaufkommen im gesamten RASFF seit 2006 (Quelle Jahresberichte der EU-Kommission)
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Seit 1 Februar 2005 nimmt die Aufgabe der Konshytaktstelle Bayern ein eigenes Sachgebiet im LGL wahr das 2006 in die neugegruumlndete Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit (SE) eingegliedert wurde Mit der Verlagerung dieser Aufgabe vom damaligen Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zum LGL hat sich auch das Taumltigkeitsprofil des LGL deutlich erweitert Die RASFFshyKontaktstelle am LGL ist zentraler Ansprechpartner in Bayern in allen EUshySchnellshywarnungen betreffenden Fragen fuumlr das StMUG die Bezirksregierungen und die Kreisverwaltungsbeshyhoumlrden aber auch fuumlr das BVL und Ministerien soshywie nachgeordnete Behoumlrden der anderen Bundesshylaumlnder
In der RASFFshyKontaktstelle am LGL werden alle eingehenden Meldungen gesichtet und ausgewershytet Im Jahr 2011 waren dies uumlber 9000 RASFFshy Meldungen
Werden erstmalig Erkenntnisse zu einem Lebensshy oder Futtermittel eingestellt von dem eine ernste Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht wird eine Originalmeldung mit eigener Kennziffer generiert
Uumlber die Ergebnisse von Maszlignahmen sowie uumlber ermittelte Vertriebswege etc werden die Be teiligten des RASFF in Form von Folgemeldungen informiert
In allen Faumlllen in denen die betroffenen Lebensmitshytel in Bayern bereits auf dem Markt sind werden die Informationen uumlber die Regierungen an die
zustaumlndigen Behoumlrden vor Ort weitergegeben und die erforderlichen Maszlignahmen eingeleitet und koorshydiniert (zum Beispiel die Entfernung betroffener Lebensmittel aus dem Verkauf und die Uumlberwashychung von Ruumlckrufaktionen) Sind bayerische Untershynehmen (Hersteller Importeure Groszlighaumlndler) beshytroffen werden die weiteren Vertriebswege der fraglichen Lebensmittel ermittelt Warenruumlckrufe eingeleitet Ursachen fuumlr die entsprechenden Beshyanstandungen ermittelt und geeignete Abhilfeshymaszlignahmen ergriffen
Werden in Bayern Befunde uumlber Lebensshy oder Futtermittel die ein Risiko fuumlr die menschliche oder tierische Gesundheit bedeuten bekannt ndash zum Beishyspiel durch Untersuchungen des LGL ndash erstellt die RASFFshyKontaktstelle am LGL entsprechende Melshydungen fuumlr Bayern die in das Schnellwarnsystem eingestellt werden Von Bayern wurden jaumlhrlich circa 50 Originalmeldungen fuumlr das RASFF erstellt
Neben dem geschilderten Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel wird durch die Kontaktshystelle Bayern auch noch ein weiteres auf der Proshyduktsicherheitsrichtlinie beruhendes EUshySchnellshywarnsystem (Rapid Alert System for NonshyFood Products RAPEX = Rapid Exchange) betreut
Hier werden Faumllle gemeldet bei denen von der stofflichen Zusammensetzung kosmetischer Mittel oder sonstiger Bedarfsgegenstaumlnde (Bekleidung Spielzeug Reinigungsmittel) eine ernste Gefahr fuumlr Verbraucher ausgehen kann
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Die geschilderten Schnellwarnsysteme stellen ein effektives Mittel dar mit dessen Hilfe sehr rasch I nformationen uumlber moumlglicherweise von Lebensshy Futtermitteln oder sonstigen Verbraucherprodukten ausgehenden Gefahren fuumlr die menschliche Gesundshyheit zwischen allen beteiligten Staaten ausgetauscht werden koumlnnen
Durch die Ansiedelung der bayerischen RASFFshy und RAPEXshyKontaktstelle in der Spezialeinheit Lebensshymittelsicherheit sind diese eng angebunden an die Kontrolleure der SE Dies ist zum einen von Vorteil im Fall von brisanten Einzelfaumlllen bei denen Kontrolleure die zustaumlndigen Behoumlrden bei der Abarbeitung von Schnellwarnfaumlllen konkret unterstuumltzen koumlnnen als auch durch die Umsetzung der aus dem RASFF und RAPEX gewonnenen Erkenntnisse durch die SE zum Beispiel in Form von Kontrollschwerpunkten und Projekten
Durch die oben genannten Synergieeffekte (bdquokurze Wegeldquo) und die enge Zusammenarbeit der SE mit den Laborbereichen kann das LGL die bayerischen Behoumlrden beim Aufarbeiten von Problemfaumlllen im Bereich der Lebensshy und Futtermittelmittelsicherheit umfassend unterstuumltzen
Eng mit der Uumlberwachung im Bereich Lebensmittelshysicherheit verwoben sind tiergesundheitliche Uumlbershywachungsaufgaben Auch hier hatte das LGL in der vergangenen Dekade eine Vielzahl von Herausfordeshyrungen zu bewaumlltigen
Futtermittelsicherheit
Neben dem Verfuumltterungsverbot wurde die Futtershymitteluumlberwachung in Bayern in den letzten Jahren mit einer steigenden Zahl neuer Aufgaben konfronshytiert Dabei sind die missbraumluchliche Verwendung von Tierarzneimitteln die Kontamination mit pathoshygenen Mikroorganismen wie Salmonellen mit Schwermetallen oder Pestiziden und die Verwenshydung von nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnshyderten Produkten beispielhaft zu nennen Ein aktuelshyler Schwerpunkt ist die Kontamination von Futtermitshyteln mit Dioxinen dioxinaumlhnlichen und nichtdioxinshyaumlhnlichen PCBs In den ersten beiden Jahren der Dekade wurden im Europaumlischen Schnellwarnsysshytem (RASFF) mehr als 20 DioxinshyFaumllle gemeldet Diese Zahl sank aber in den Folgejahren stark ab Erst mit dem DioxinshyFall zu Beginn des Jahres 2011 erreichte die Zahl der Meldungen und Folgemeldunshygen fast wieder den fruumlheren Houmlchststand DioxinshyKontaminationen haben nicht immer eine illegale Verwendung von Stoffen als Ursache Oft fuumlhren unshygeeignete Rohstoffe Verfahren oder Geraumlte bei der Herstellung unwissentlich zur Kontamination des Futtermittels und uumlber die Nahrungskette zur Anreishycherung im Lebensmittel Fuumlr Bayern ist aus den Unshytersuchungszahlen des LGL kein kontinuierlicher Anshystieg der Kontaminationen abzuleiten
TierarzneimittelnIm Rahmen des Verbraucherschutzes werden die Anwendung und der Handel mit Tierarzneimitteln behoumlrdlich uumlberwacht Schwerpunkte der Uumlberwashychungstaumltigkeit sind tieraumlrztliche Hausapotheken und
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Houmlfe mit Nutztieren die der Lebensmittelgewinnung dienen Bundesweit wird in der Veterinaumlrverwaltung hierzu das Arzneimittelmodul des EDVshySoftwareshysystems BALVI verwendet an dessen Erstellung und Weiterentwicklung das LGL maszliggeblich beteishyligt ist So vertritt das LGL im Auftrag des StMUG das Land Bayern in der BALVIshyTierarzneimittelshy Laumlnderarbeitsgruppe Das LGL entwickelt und pflegt unter anderem den umfangreichen Verstoszligartenshykatalog in dem die Verstoszligshy und Anordnungstexte sowie die rechtlichen Begruumlndungen fuumlr die angeshyordneten Maszlignahmen hinterlegt sind und der bunshydesweit dem BALVIshyTierarzneimittelmodul als Quellshydatei zugrunde liegt Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit besteht in der Weiterentwicklung des Proshygramms um seine Anwenderfreundlichkeit sichershyzustellen So wurde die Dateneingabe optimiert und an die bayernweit geltenden QMshyDokumente zur Datenerhebung angepasst
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt besteht in der Steuerung behoumlrdlicher Arzneimittelabgabeverfahshyren Im Rahmen des jaumlhrlich durchgefuumlhrten und von der EU kofinanzierten Verfahrens zur Bekaumlmpfung der Varroamilbe der Bienen koordiniert das LGL die Abgabe der hierzu eingesetzten Arzneimittel durch die Veterinaumlraumlmter an die Imker und uumlbernimmt die Kommunikation mit Arzneimittelherstellern und der fuumlr die Foumlrdermittel zustaumlndigen Landwirtschaftsvershywaltung In Zusammenarbeit mit dem Fachzentrum Bienen der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Weinbau und Gartenbau stellt das LGL den Veterinaumlraumlmtern umfangreiche Informationen uumlber das jaumlhrliche Vorshygehen zur Verfuumlgung und steht ihnen im laufenden Verfahren beratend zur Seite
Tierschutz
Der Tierschutz ist ein wichtiges gesellschaftspolitishysches Anliegen das im Jahr 2002 in den Rang eines Staatsziels erhoben wurde Der Vollzug des Tiershyschutzrechtes ist daher eine wesentliche Aufgabe der Veterinaumlraumlmter Die Bandbreite der gehaltenen Tiere ist groszlig Sie reicht von Heimtieren uumlber landshywirtschaftliche Nutztiere bis zu Versuchsshy und Wildshytieren Aumlhnlich groszlig ist die Vielfalt der Bereiche in denen dem Tierschutz Rechnung getragen werden muss Schlachthoumlfe und Tiertransporte gehoumlren ebenso dazu wie Zoos Zirkusbetriebe Maumlrkte sportliche Veranstaltungen mit Tieren Tierhandel Jagd und Schaumldlingsbekaumlmpfung Um die bayerishyschen Veterinaumlrbehoumlrden bei der Bearbeitung dieses Gebietes fachlich qualifiziert zu unterstuumltzen und geshyzielt fortzubilden wurde daher am LGL im Oktober 2002 das Sachgebiet Tierschutz eingerichtet Hier werden mit steigender Tendenz mittlerweile jaumlhrlich uumlber 1000 fachliche Anfragen beantwortet
Beispielhaft seien zwei Arbeitsschwerpunkte hershyausgestellt Durch gezielte Kontrollen in vielen bayeshyrischen Schlachtstaumltten gelang es die Qualitaumlt des Umgangs mit den Tieren vor der Schlachtung und ihre Betaumlubung und Toumltung wesentlich zu verbesshysern Gleichzeitig wurde eine intensive Fortbildung des fuumlr die Uumlberwachung zustaumlndigen Personals in Form praxisnaher Workshops durchgefuumlhrt und ein Lehrfilm erstellt der sich an Gewerbetreibende und Uumlberwachungspersonal richtet
Im Heimtierbereich stellen Hundezuchten und pri vate Hundehaltungen einen Arbeitsschwerpunkt dar In
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Hundezuchten liegt der Fokus auf einem guten Umshygang mit den Tieren damit Tierliebhaber einen sozial vertraumlglichen und ungefaumlhrlichen Hund erhalten der im Zusammenleben mit den Menschen sein Leben ohne Angst und Leiden fuumlhren kann Da die Tiershyschutzhundeverordnung von 2001 viele unbestimmte Rechtsbegriffe enthaumllt wurden 2003 durch das Sachshygebiet Tierschutz bayerische Vollzugshinweise erarshybeitet die diese Begriffe naumlher erlaumlutern Dadurch wurde eine einheitliche Grundlage geschaffen auf deren Basis alle bayerischen Veterinaumlraumlmter die tiershyschutzrechtlichen Vorgaben vollziehen koumlnnen
Die Ausrichtung des LGL an den Beduumlrfnissen seishyner bdquoKundenldquo den Uumlberwachungsbehoumlrden vor Ort erfordert mehr als seine eigene kontinuierliche Anshypassung an fachwissenschaftliche oder rechtliche Rahmenbedingungen Denn nicht die Verfuumlgbarkeit von spezialisiertem Wissen an wenigen Stellen allein sichert die Qualitaumlt einer schlagkraumlftigen Uumlberwashychung vielmehr wird ein effektiver Wissenstransfer benoumltigt der Schritt haumllt mit der Zunahme der transshyportierten Inhalte denn
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Qualitaumlt will gelernt sein
ndash das gilt seit jeher war aber wohl nie so wichtig und schwierig wie heute Die Anforderungen und Anspruumlche steigen stetig die Handlungssituationen werden immer komplexer Das gilt auch fuumlr oumlffentlishyche Verwaltungen zumal im Bereich Gesundheit Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit Denn hier zeigt die Globalisierung mit der internationalen Mobilitaumlt der Menschen mit weltweitem Handel von Waren Tieren und Lebensmitteln unmittelbare Auswirkungen auf die Verhaumlltnisse vor Ort Auch loshykale bayerische Behoumlrden koumlnnen quasi uumlber Nacht vor bisher unbekannten Herausforderungen stehen BSE SARS Influenzapandemie oder mit EHECshyKeishymen belastete Lebensmittel sind bekannte Beispieshyle Sie betreffen das Lebensumfeld fast aller Menshyschen gehen deshalb mit entsprechender oumlffentlishycher Aufmerksamkeit einher und finden direkten Niederschlag in der Politik Um in einem solchen Umfeld dauerhaft zu bestehen muumlssen die Behoumlrshydenmitarbeiter bestens qualifiziert und hoch motishyviert sein
Die Entscheidungstraumlger zeigten groszligen Weitblick als sie 2002 die Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhshyrung und Verbraucherschutz (AGEV heute AGL) schufen und im ebenfalls neu gegruumlndeten Landesshyamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ansiedelten Ihr Auftrag Die Behoumlrden bei der Bewaumlltigung ihrer Aufgaben bestmoumlglich zu untershystuumltzen durch systematische bedarfsgerechte und praxisorientierte Qualifizierungsmaszlignahmen Neu und bis heute bundesweit einmalig war das Konzept alle Bildungsaufgaben des Oumlffentlichen Gesundshy
heitsshy und Veterinaumlrdienstes und der Lebensmittelshysicherheit in einer Akademie zu vereinen Die AGEV entstand aus der Zusammenfuumlhrung von Vorgaumlngershyeinrichtungen wie der Akademie fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen der Staatlichen Berufsfachschushyle fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnische Assistenten dem Fachbereich Ernaumlhrung aus der Staatlichen Fuumlhrungsakademie fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten (FUumlAK) und der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) Zug um Zug wurde sie um eine ganze Reihe von Aufgaben erweishytert und ausgebaut In ihrer Entwicklungsshy Anpasshysungsshy und Innovationsfaumlhigkeit war sie dabei nicht weniger gefordert als die Verwaltungsbereiche fuumlr die sie taumltig ist und die sie schult Dies zeigt sich nicht zuletzt in der 2009 aufgrund von Aumlnderungen im Ressortzuschnitt des zustaumlndigen Ministeriums erfolgten Umbenennung in Akademie fuumlr Gesundshyheit und Lebensmittelsicherheit (AGL)
Der AGL obliegt als zentraler Bildungseinrichtung fuumlr die Bereiche Gesundheit Veterinaumlrwesen und Lebens mittelsicherheit im Geschaumlftsbereich des bayerischen Staatsministeriums fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) das Management der Ausshy Fortshy und Weiterbildung Die zentralen Ziele sind
bull die bedarfsgerechte auf die Bewaumlltigung aktueller und zukuumlnftiger Herausforderungen ausgerichtete Qualifizierung der Behoumlrdenmitarbeiter
bull durch langfristige zielgerichtete Planung und kurzshyfristige Anpassung des Angebots
bull unter Anwendung teilnehmershy und transferorienshytierter Methodik
bull bei effizientem Einsatz der Haushaltsmittel
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Seit den Anfaumlngen im Jahr 2002 wuchs sowohl das Spektrum der Aufgaben als auch der Umfang an Veranstaltungen bestaumlndig an Zur Konzeption und Durchfuumlhrung ihrer Veranstaltungen kann die AGL heute auf 26 Mitarbeiter und uumlber 500 Referenten aus den Behoumlrden der Wissenschaft aus Verbaumlnshyden und der Wirtschaft zuruumlckgreifen mehr als ein Drittel davon aus dem LGL Seit einigen Jahren nehmen im Schnitt jaumlhrlich 7000 Personen an Fortshybildungsveranstaltungen und uumlber 500 Personen an mehrwoumlchigen bis mehrmonatigen Lehrgaumlngen teil In zehn Jahren Aufbauarbeit entstand aus beshyscheidenen Anfaumlngen ein umfassendes Programm zur Ausshy Fortshy und Weiterbildung fuumlr alle Berufsshygruppen im Bereich Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit In speziellen Lehrgaumlngen sowie Fachshytagungen Seminaren und Kongressen werden Amtsaumlrzte Amtstieraumlrzte und amtliche Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Pharmazeuten Sozialpaumldashygogen Lebensmittelkontrolleure Hygienekontrolshyleure Sozialmedizinische Assistentinnen amtliche Fachassistenten und weitere Fachleute der Behoumlrshyden fuumlr den Einstieg in die staatliche Laufbahn quashylifiziert oder in den jeweiligen Fachthemen auf dem aktuellen Stand gehalten Von Anfang an wurde mit der Rubrik bdquoFachseminar interdisziplinaumlrldquo im Jahres fortbildungsprogramm der Gruumlndungsidee Rechnung getragen dass die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen immer wichtiger wird fuumlr die Bewaumlltigung sowohl der akuten Herausforderungen wie auch der taumlglishychen Routinen Mit einem umfangreichen uumlberfachshylichen Fortbildungsprogramm stehen daruumlber hinshyaus allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Geschaumlftsbereiches Umwelt und Gesundheit
Angebote zur Staumlrkung ihrer sozialen methoshydischen und persoumln lichen Kompetenzen zur Ver fuumlgung Im Jahr 2010 hat das Bayerische Staatsshyministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit die Aufshygabe der bdquozustaumlndigen Stelleldquo nach dem Berufsshybildungsgesetz fuumlr die Ausbildung der Sozialvershysicherungsfachangestellten Fachrichtung allgeshymeine Krankenversicherung auf das LGL beziehungsweise die AGL uumlbertragen
Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
Der Zugang zu den Fachlaufbahnen des oumlffentlichen Gesundheitsshy und Veterinaumlrdienstes sowie der Leshybensmittelkontrolle erfordert in einschlaumlgigen Rechtsvorschriften festgelegte Qualifikationsmaszligshynahmen Die AGL fuumlhrte in den zehn Jahren seit ihshyrer Gruumlndung hierzu die folgenden Lehrgaumlnge inklushysive Pruumlfungsverfahren durch
bull Zehn AmtsarztshyLehrgaumlnge seit 2007 mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium Public Health an der LMU Muumlnchen
bull fuumlnf HygienekontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf SMAshyLehrgaumlnge
(Lehrgang fuumlr Sozialmedizinische Assistentinnen) bull zehn AmtstierarztshyLehrgaumlngebull acht LebensmittelkontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf VeterinaumlrassistentenshyLehrgaumlngebull einen FuttermittelprobenehmershyLehrgang bull vier Amtliche FachassistentenshyLehrgaumlnge
(bdquorotes Fleischldquo und bdquoweiszliges Fleischldquo)
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Alle Lehrgaumlnge richten sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bayern Gasthoumlrer aus anderen Laumlnshydern koumlnnen freie Plaumltze belegen Aumlrzte und Tieraumlrzshyte koumlnnen mit dem Lehrgang gleichzeitig die Anforshyderungen an die theoretische Weiterbildung zum Facharzt fuumlr oumlffentliche Gesundheit oder zum Fachshytierarzt fuumlr oumlffentliches Veterinaumlrwesen erfuumlllen Die Lehrgaumlnge wurden stetig inhaltlich uumlberarbeitet und konzeptionell weiterentwickelt
Die Ausbildung im AmtsarztshyLehrgang erfolgt am LGL in Kooperation mit dem MastershyStudiengang Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt
Muumlnchen (LMU) Durch die Verzahnung mit der Unishyversitaumlt haben die Kursteilnehmer seit 2008 die Moumlglichkeit in Verbindung mit dem Lehrgang auch den Master of Public Health (MPH) mit der Spezialishysierung Health Administration and Management (HAM) zu erwerben
2007 wurde die Akademie mit der Konzeption und Durchfuumlhrung eines Lehrgangs fuumlr amtliche Fachasshysistenten beauftragt Dieser musste nach den Vorgashyben der Verordnung (EG) 8542004 voumlllig neu konzishypiert werden und umfasst nun 500 Stunden theoretishyschen Unterricht
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Fuumlr das amtliche Personal in der Fleischhygieneuumlbershywachung (amtliche Tieraumlrzte und amtliche Fachassisshytenten) besteht gemaumlszlig VO (EG) Nr 8542004 eine jaumlhrliche Fortbildungspflicht Die notwendigen Vershyanstaltungen werden seit 2006 uumlber das Fortbilshydungsprogramm der AGL angeboten 2009 hat die AGL ein neues Fortbildungskonzept fuumlr diesen Beshyreich erarbeitet Die bis dahin durchgefuumlhrten einshyheitlichen Fortbildungstagungen (Jahrestagungen) wurden durch thematisch vielfaumlltige den untershyschiedlichen Beduumlrfnissen angepasste Fortbildungsshyveranstaltungen ergaumlnzt (WahlpflichtshyFortbildung) Die neuen fachlichen Inhalte tragen vermehrt den unterschiedlichen Taumltigkeitsfeldern und dem untershyschiedlichen Erfahrungsstand Rechnung
Aufgrund eines Ministerratsbeschlusses zur Verbesshyserung der Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2006 wurde in den Jahren 2007 und 2008 ein Sonshyderfortbildungsprogramm erstellt Ergaumlnzend zum jaumlhrlichen Fortbildungsangebot wurden 20 zusaumltzlishyche neu konzipierte Fortbildungen aufgenommen und damit die Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verdoppelt Neben vielen fachlishychen Schulungen waren spezielle uumlberfachliche Fortshybildungsangebote zur Verbesserung der Sozialshy und Methodenkompetenz insbesondere zur Gespraumlchsshyfuumlhrung und Konfliktbewaumlltigung fuumlr das Personal in der Lebensmittelshy und Futtermittelkontrolle sowie in der Veterinaumlrkontrolle enthalten Viele der Veranstalshytungen die speziell fuumlr das Sonderfortbildungsproshygramm konzipiert wurden waren so begehrt dass sie danach in das laufende jaumlhrliche Programm aufshygenommen und weitergefuumlhrt wurden
Schwerpunkt Fachfortbildung
Den Schwerpunkt der Fortbildungsarbeit bildet seit Gruumlndung der AGL die Durchfuumlhrung von Fachsemishynaren fuumlr Bedienstete der oumlffentlichen Verwaltung in den Bereichen oumlffentlicher Gesundheitsdienst oumlfshyfentlicher Veterinaumlrdienst und Lebensmittelkontrolle Bis zum Jahr 2008 betraf dies auch die Fortbildung der bayerischen Gewerbeaufsicht Fuumlr diesen Persoshynenkreis veranstaltete die AGL jaumlhrlich weit uumlber 200 einshy oder mehrtaumlgige Fachseminare Die Gesamtteilshynehmerzahl an von der AGL angebotenen Fortbilshydungsveranstaltungen und Tagungen betrug im Schnitt der letzten Jahre ungefaumlhr 7000 etwa 5500 davon betrafen Fachfortbildungen gut 500 uumlberfachshyliche Seminare und etwa 1000 InhouseshySchulungen am LGL sowie EDVshyFortbildungen Die Konzeption sieht schwerpunktmaumlszligig eintaumlgige Fachseminare vor welche in den Dienststellen des LGL in Nordshy und Suumldbayern identisch angeboten werden und akshytuelle Themen aufgreifen Diese Veranstaltungen sollen von mindestens einem Teilnehmer der Zielshygruppe aus den Landratsaumlmtern und Regierungen besucht werden damit ein einheitlicher Informashytionsshy und Wissensstand bei allen rechtlichen und fachlichen Neuerungen sowie bei Vollzugsfragen sishychergestellt werden kann Daneben gibt es eine Reishyhe von mehrtaumlgigen Seminaren welche Spezialtheshymen mit staumlrkerer Handlungsorientierung aufgreifen Diese werden in Kleingruppen in Seminarhaumlusern verteilt uumlber ganz Bayern oft uumlber Jahre hinweg anshygeboten Die Schulung spezieller FachshyEDVshyAnwenshydungen erfolgt in einshy und mehrtaumlgigen Seminaren am PCshyArbeitsplatz
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Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
Bei Gruumlndung der Akademie im Jahr 2002 gehoumlrte diese dem Geschaumlftsbereich des damals ebenfalls neu gegruumlndeten Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Verbraucherschutz an Damals wurde als Starthilfe eine umfangreiche Kooperation in der uumlberfachlichen Fortbildung mit dem Staatsministerishyum fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen beschlossen Diese dauerte bis 2005 und betraf auch die bis heute anhaltende Zusammenarbeit bei EDVshySeminaren mit der Verwaltungsschule der Sozialvershywaltung in Wasserburg Schritt fuumlr Schritt wurden dashyneben eigene Seminare zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Fuumlhrung und Kommunikation Arshybeitstechniken und Selbstmanagement sowie Presseshy und Oumlffentlichkeitsarbeit und Verwaltung aufgebaut Als dann im Jahr 2005 nach Umressortierung in den Geschaumlftsbereich des Umweltministeriums die uumlbershyfachliche Fortbildung fuumlr den gesamten neuen Geshyschaumlftsbereich von dort auf die Akademie uumlbertragen wurde konnte sofort ein umfangreiches eigenes Fortshybildungsangebot zusammengestellt werden
Die uumlberfachliche Fortbildung befasste sich in juumlngerer Zeit neben den Fuumlhrungsklassikern vorrangig mit Strashytegien fuumlr erfolgreiches Arbeiten im Team sowie dem Umgang mit den gestiegenen Anforderungen in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt Diese Seshyminare finden eine auszligerordentliche Akzeptanz Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Teamentwickshylung Zahlreiche Teams nehmen dieses Angebot an und entwickeln unter professioneller Begleitung konshykret und zielorientiert ihre individuellen Vorgehensweishy
sen Es geht um organisatorische und strategische Ansaumltze zur Steigerung von Effizienz und Effektivitaumlt Angestrebt werden ein besserer Informationsfluss soshywie eine gute Kommunikationskultur und Konfliktbeshywaumlltigung Neu im Angebot war zuletzt Mediation eine Moumlglichkeit der Konfliktbearbeitung unter Begleishytung eines professionellen Konflikthelfers
Neben den Fortbildungsangeboten des Geschaumlftsshybereiches gibt es zahlreiche InhouseshySchulungen fuumlr das Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (LGL) sowie Fuumlhrungsseminare fuumlr das Lanshydesamt fuumlr Umwelt (LfU) Der Themenkatalog des LGL reicht von Trainings fuumlr Teamshy und Gruppenleishyter zur Mitarbeiterfuumlhrung Maszlignahmen zu Gesundshyheitsshy und Arbeitsschutz speziellen Schulungen zur Einfuumlhrung eines digitalen Dokumentenmanageshymentsystems bis zur Ausbildung von Brandschutzshy und Ersthelfern
Die ASUMEDDie Hauptaufgabe der Bayerischen Akademie fuumlr Arshybeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) ist die theoretische Weitershy und Fortbildung bereits approshybierter Aumlrzte in den Bereichen BetriebsshyArbeitsmeshydizin und Sozialmedizin Im Schnitt haben insgesamt 200 bis 300 Aumlrztinnen und Aumlrzte jaumlhrlich aus allen Bundeslaumlndern an einem Kurs der ASUMED teilgeshynommen Insbesondere mit der Deutschen Gesellshyschaft fuumlr Arbeitsshy und Umweltmedizin den Akadeshymien in Duumlsseldorf und Bad Nauheim und dem Lanshydesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften bestehen auf diesem Geshybiet langjaumlhrige Kooperationen
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Bereits 2003 entwickelte die ASUMED ein Konzept zur Vermittlung von sogenannten Basisqualifikatioshynen in den arbeitsmedizinischen Weiterbildungskurshysen wie Kommunikationsshy Kooperationsshy und Teamshyfaumlhigkeit beziehungsweise Sozialkompetenz Dieser Kursbaustein sieht vor den Betriebsarzt mit organisashytionsshy wirtschaftsshy und arbeitspsychologischen Inhalshyten zu konfrontieren und ihn als Moderator und Spreshycher aller im Betrieb am Gesundheitsmanagement beteiligten Personen und Bereiche zu befaumlhigen
Mit dem von der ASUMED 2005 initiierten Foumlrdershyprojekt bdquoPsychosoziale Belastungen in der betriebsshyaumlrztlichen Praxisldquo wurde das Department fuumlr Psyshychologie Organisationsshy und Wirtschaftspsychologie der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen beshytraut Die daraus resultierenden Ergebnisse boten der ASUMED wertvolle Ansatzpunkte fuumlr eine inhaltshyliche und gestalterische Weiterentwicklung der Ausshybildungseinheiten
Die MTA-V-SchuleSchuumllerinnen und Schuumller der einzigen Staatlichen Berufsfachschule fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnishysche Assistenten (MTAshyVshySchule) in Bayern absolshyvieren am Standort Oberschleiszligheim eine dreijaumlhrige Ausbildung Sie werden in den Lehrshy und Routinelashyboratorien des LGL praktisch ausgebildet und erhalshyten daneben theoretischen Unterricht Dabei werden sie von uumlber 20 hausinternen und weiteren externen Lehrkraumlften unterrichtet und betreut Auf diese Weishyse erhalten die Schuumllerinnen und Schuumller in der seit 1942 bestehenden Schule eine aktuelle und umfasshysende Ausbildung auf allen relevanten Gebieten Alle
drei Jahre beginnt an der Dienststelle in Obershyschleiszligheim ein neuer Lehrgang mit rund 20 Schuumlleshyrinnen und Schuumllern
AusblickIn den naumlchsten Jahren werden die interne Qualitaumltsshyentwicklung und die Weiterentwicklung einer zeitgeshymaumlszligen LehrshyLernshyKultur noch staumlrker in den Fokus ruumlcken koumlnnen Als Leitziel der Qualifizierungsmaszligshynahmen zum Einstieg in die staatlichen Fachlaufbahshynen wird der Erwerb umfassender beruflicher Handshylungskompetenz noch mehr an Bedeutung gewinnen Im Rahmen der Entwicklung neuer LehrshyLernshyKonzepshyte soll verstaumlrkt ein Perspektivwechsel von der Lehshyrendenshy zur Lernershyzentrierten Perspektive vollzogen werden Das bisher vorherrschende primaumlr rezeptive Lehrangebot soll durch ein problembasiertes fallbezoshygenes und projektorientiertes Lernen ergaumlnzt werden Hierdurch kann die lebenslang wichtige Lernkompeshytenz und (Weitershy)Lernbereitschaft gestaumlrkt die Entshywicklung fachlicher sowie fachuumlbergreifender Kompeshytenzen gefoumlrdert und ein kooperativer Arbeitsstil unshyterstuumltzt werden Dies sind nicht zuletzt jene Kompeshytenzen die schon jetzt in einer Welt von rasch veraltendem Wissen und schnellen Veraumlnderungen in der Wirtschaft wie in der oumlffentlichen Verwaltung von zentraler Bedeutung sind
Dieser Prozess des Wandels hat die Rechtsgrundlashygen vieler Taumltigkeitsbereiche des LGLs in der letzten Dekade besonders erfasst und neu geordnet Die ehemals durchgaumlngig national gepraumlgte Rechtsetshyzung ist in einigen Bereichen nahezu vollstaumlndig ershysetzt worden durch ein einheitliches EUshyRecht
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Seit seiner Gruumlndung wird das LGL von einem Proshyzess begleitet der beinahe alle seiner Taumltigkeitsbeshyreiche von Grund auf reformierte eine Europaumlisieshyrung der gesetzlichen Grundlagen
Insbesondere in den Bereichen Lebensmittelshy und Produktsicherheit Chemikalienrecht oder Tiergesundshyheit hat das LGL im Gruumlndungsjahr 2002 sein Hanshydeln noch uumlberwiegend auf nationale Gesetzgebung stuumltzen koumlnnen Diese war zwar auch schon an vielen Stellen von europaumlischen Verordnungen und Richtlinishyen beeinflusst die praumlgende Grundausrichtung jeshydoch fuszligte noch auf den historisch gewachsenen nashytionalen Gesetzeswerken So galt beispielsweise noch 2002 mit dem Lebensmittelshy und Bedarfsgeshygenstaumlndegesetz (LMBG) ein seit 1976 fortgeschrieshybenes Rechtswerk das auf seinem Vorlaumlufer dem Lebensmittelgesetz (LMG) von 1927 begruumlndet war Noch im Gruumlndungsjahr des LGL entstand jedoch mit der Verordnung 1782002 der sogenannten Basisvershyordnung ein neuer europaumlischer Gesetzesrahmen in dessen Gefolge kaum ein nationales Gesetz im Beshyreich der Lebensmittelsicherheit unangetastet bleishyben konnte Eine solche europaumlische Vereinheitlishychung ist nicht nur geeignet Handelshemmnisse abshyzubauen sondern reduziert auch deutlich bisherige Reibungsverluste bei grenzuumlbergreifenden Maszlignahshymen und gegenseitiger Informationsweitergabe was fuumlr einen wirksamen Verbraucherschutz in einem inshyternationalisierten Umfeld unverzichtbar ist Der Preis jedoch der fuumlr eine solche Aumlnderung des gesamten rechtlichen Rahmens zu bezahlen ist hat das LGL die letzten 10 Jahre viel beschaumlftigt Bisher konnte bei leshy
bensmittelrechtlichen Beurteilungen bis hin zu detailshyliertesten Einzelfragestellungen auf eine langjaumlhrige Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis zuruumlckgeshygriffen werden Der Wortlaut der neuen EU Verordshynungen hingegen musste fuumlr die taumlgliche Praxis der Lebensmitteluumlberwachung erst ausgelegt werden Strittige Fragen lieszligen sich teilweise nur durch houmlchstrichterliche Klaumlrung entscheiden Bis zur Ausbildung einer umfassenden Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis vergehen meist mehr als nur 10 Jahre Daher wird das LGL auch in der Zukunft in zahlreichen Taumltigkeitsbereichen mit diesen Herausforshyderungen eines neu geschaffenen europaweit harmoshynisierten Rechtsrahmens umgehen muumlssen
An zwei Beispielen der Regulierung neuartiger Leshybensmittel und Nahrungsergaumlnzungsmittel sowie der Chemikaliensicherheit sollen die Herausfordeshyrungen fuumlr das LGL illustriert werden die mit dem sich wandelnden rechtlichen Umfeld in der letzten Dekade verbunden waren
Novel FoodHerkoumlmmliche traditionelle Lebensmittel gelten aufshygrund jahrelanger Erfahrung als sicher und verkehrsshyfaumlhig wenn sie den lebensmittelrechtlichen Bestimshymungen entsprechen Eine spezielle Zulassung oder eine behoumlrdliche Meldung des Inverkehrbringens ist nicht erforderlich
Exotische Gemuumlse Pflanzen oder Fruumlchte Extrakte und Konzentrate daraus Stoffe mit vermeintlichem ernaumlhrungsphysiologischem oder gesundheitlichem Nutzen Pflanzen aus der traditionellen Chinesischen
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Medizin oder der Homoumlopathie sowie neue Technoshylogien gelangten in den letzten Jahren neu als Leshybensmittel auf den Markt
Mit steigender Anzahl und zunehmendem Einsatz dieser nichtshytraditionellen Lebensmittel wurde es beshyreits 1997 als notwendig erachtet zum Schutz der Gesundheit und um gleiche Wettbewerbsbedingunshygen in der gesamten Europaumlischen Union zu schafshyfen einheitliche Sicherheitspruumlfungen im Rahmen der Novel FoodshyVerordnung (VO (EG) Nr 25897) zu erlassen Erstmals muumlssen damit Lebensmittel ein von der Europaumlischen Union festgelegtes umfangreishyches Zulassungsverfahren durchlaufen Nur wenn sie nachweislich kein Gesundheitsrisiko darstellen den Verbraucher nicht taumluschen und nicht zu Mangelershyscheinungen fuumlhren koumlnnen diese bdquoneuartigen Leshybensmittelldquo (Novel Food) auf den Markt kommen Das gilt sowohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Lebensshymittelzutaten die als bdquoneuartigldquo eingestuft werden
Neuartige Lebensmittel und Lebensmittelzutaten sind nach der Novel FoodshyVerordnung so definiert dass sie vor dem Stichtag dem 15 Mai 1997 noch nicht in nennenswertem Umfang fuumlr den menschlishychen Verzehr in der Europaumlischen Union im Verkehr waren Es sind also Lebensmittel oder Lebensmittelshyzutaten die in der Europaumlischen Union nach dem Stichtag neu auf den Markt kommen oder kamen und unter eine der nachfolgenden Gruppen fallen
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten mit neuer gezielt modifizierter primaumlrer Molekularstruktur zum Beispiel Margarine mit Phytosterinesterzusatz zur Senkung des Cholesterinspiegels
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Mikshyroorganismen Pilzen oder Algen bestehen oder darshyaus isoliert worden sind zum Beispiel Lycopin das aus dem Pilz Blakeslea trispora gewonnen wird
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Pflanzen bestehen oder aus Pflanzen und Tieren isoliert wurden und die nicht erfahrungsgemaumlszlig als unbedenklich eingestuft werden koumlnnen zum Beishyspiel Saft aus der Frucht von Morinda citrifolia (Noshynifrucht) oder Steviablaumltter
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten bei deren Herstellung ein nicht herkoumlmmliches Verfahren anshygewandt wurde was die Struktur oder Zusammenshysetzung des Lebensmittels oder der Lebensmittelshyzutat wesentlich veraumlndert zum Beispiel Fruchtzushybereitung fuumlr Joghurt haltbar gemacht durch ein Hochdruckverfahren
Bis Ende 2003 zaumlhlten auch gentechnisch veraumlndershyte Lebensmittel zu den neuartigen Lebensmitteln Seit 2004 sind diese jedoch in einer eigenen Verordshynung geregelt
Aufgrund der umfangreichen Sicherheitsanforderunshygen bei der Antragstellung eines neuartigen Lebensshymittels oder Lebensmittelzutat kommt es jedoch nicht immer zur Zulassung Von den seit 1997 geshystellten 107 Antraumlgen nach Art 4 der Novel FoodshyVerordnung wurden 64 abgelehnt
Eine Besonderheit des Zulassungsverfahrens bei neushyartigen Lebensmitteln ist dass auch bestimmte Eigenshyschaften ausgelobt werden koumlnnen die nach allgemeishynem Recht bisher unzulaumlssig waren Dies zeigt sich zum Beispiel bei den im Jahr 2000 zugelassenen Physhy
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tosterinen Phytosterine sind geeignet den Cholesteshyrinspiegel zu senken Die cholesterinsenkende Wirshykung ist durch zahlreiche klinische Studien belegt Neshyben dieser positiven Wirkung wurden jedoch auch neshygative Nebenwirkungen festgestellt Diese Produkte sollten daher nur von Personen verzehrt werden die tatsaumlchlich einen zu hohen Cholesterinspiegel haben Um den Verbraucher vor gesundheitlichen Schaumlden zu schuumltzen wurde daher bereits bei der Zulassung eine umfangreiche Pflichtkennzeichnung in Form einer Vershyordnung festgelegt Produkte mit Phytosterinen duumlrfen nur in den Verkehr gebracht werden wenn in der Etishykettierung unter anderem darauf hingewiesen wird dass mit den Erzeugnissen der Cholesterinspiegel geshysenkt werden kann und daher die Produkte ausschlieszligshylich fuumlr Personen bestimmt sind die dies aus gesundshyheitlichen Gruumlnden tun muumlssen Erstmals wird also eine bisher verbotene krankheitsbezogene Werbung fuumlr bestimmte Produkte sogar vorgeschrieben
bdquoLebensmittel mit Phytosterinzusaumltzenldquo stellen die bekanntesten und am haumlufigsten gekauften neuartishygen Lebensmittel dar Mittlerweile befinden sich etwa 132 zugelassene Produkte mit Phytosterinen aus den unterschiedlichsten Warengruppen wie Brot Wurst Joghurt Milch Kaumlse und Margarine auf dem Markt
Neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelshyzutaten muumlssen nicht als neuartig gekennzeichnet werden Der uninformierte Verbraucher weiszlig daher nicht ob er gerade eines der zugelassenen neuartishygen ein traditionelles oder vielleicht sogar ein funktioshynelles (angereichertes Lebensmittel mit ausgelobtem gesundheitlichem Nutzen) Lebensmittel verzehrt
Am LGL werden jaumlhrlich etwa 700 Proben hinsichtlich neuartiger LebensmittelLebensmittelzutaten untershysucht die Beanstandungsquote liegt bei rund 7
NahrungsergaumlnzungsmittelDer Markt mit Nahrungsergaumlnzungsmitteln (NEM) boomt seit Jahren ungebrochen
NEM sind Lebensmittel die dazu bestimmt sind die allgemeine Ernaumlhrung zu ergaumlnzen Sie besteshyhen aus Konzentraten von einem oder mehreren Naumlhrstoffen (Vitamine und Mineralstoffe) oder sonstigen Stoffen mit ernaumlhrungsspezifischer oder physiologischer Wirkung (zum Beispiel Aminosaumlushyren Pflanzenshy und Kraumluterextrakte) sie werden in dosierter Form als Kapseln Fluumlssigampullen und so weiter in den Verkehr gebracht Hinsichtlich der in NEM verwendeten Stoffe gibt es derzeit nur eine EUshyweit guumlltige Positivliste fuumlr Vitamine und Mineshyralstoffe einschlieszliglich der Spurenelemente Es fehlen jedoch hierzu Regelungen zu Mindestshy und Houmlchstgehalten sowie Vorschriften hinsichtlich der Verwendung der bdquosonstigen Stoffeldquo Ein Ruumlckgriff auf die bisherige Verwaltungsshy und Rechtspreshychungspraxis ist allerdings auch nicht moumlglich da diese auf alten Vorschriften des nationalen Rechts beruhte die nicht selten mit der neuen EUshyGesetzshygebung inkompatibel sind
Nicht nur aufgrund ihrer Darreichungsformen (Tabletshyten oder aumlhnliches) koumlnnen NEM mit Arzneimitteln verwechselt werden Immer wieder versuchen Hershysteller den aufwendigen teuren und haumlufig ausshysichtslosen Weg der Zulassung eines Erzeugnisses
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als Arzneimittel zu umgehen indem sie ihre Produkshyte einfach als bdquoNahrungsergaumlnzungsmittelldquo in den Handel bringen da diese keiner strengen Zulasshysungspflicht unterliegen
Eine nicht geringe Anzahl der NEM bewegt sich dashymit in der Grauzone zwischen Lebensmittel und Arzshyneimittel Abgrenzungsfragen nehmen daher am LGL einen breiten Raum ein Hierbei erfolgt die Beshywertung unter Beruumlcksichtigung verschiedener Asshypekte wie stoffliche Zusammensetzung Dosierung der Zusatzshy und Inhaltsstoffe Werbeaussagen und Aufmachung des Produktes Gerade bei der Bewershytung des wissenschaftlich gesicherten Wahrheitsgeshyhaltes von Werbeaussagen bestand in der vergangeshynen Dekade erhebliche Rechtsunsicherheit die soshywohl fuumlr die Behoumlrden als auch fuumlr die Herstellerbeshytriebe oftmals langwierige und aufwendige gerichtliche Auseinandersetzungen zur Folge hatten Von der HealthshyClaimsshyVerordnung 19242006 hat sich das LGL erhofft dass spaumltestens Anfang 2010 dieser Unsicherheit ein Ende gesetzt wuumlrde Bis zu diesem Zeitpunkt sollte eine Positivliste zugelasseshyner Werbeaussagen verabschiedet werden die weshygen der groszligen Zahl der Antraumlge allerdings bis heute nicht vollstaumlndig ist Und so ist es nicht weiter vershywunderlich dass aus Sicht der Behoumlrden bei einem groszligen Teil der NEM wissenschaftlich nicht gesishycherte und somit irrefuumlhrende Werbeaussagen zu beanstanden sind dass sich aber die Durchsetzung dieser Beanstandungen durch die Kreisverwaltungsshybehoumlrden vor dem Hintergrund einer im Umbruch befindlichen Rechtslage und Rechtsprechung schwierig gestaltet
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Schon seit Jahren beobachten amtliche Uumlberwashychungsstellen daruumlber hinaus eine Zunahme an illeshygalen Verkaufsaktivitaumlten bei NEM die mit pharmashykologisch wirksamen Stoffen angereichert und demshyzufolge als Arzneimittel zu beurteilen sind Derartige Produkte stellen eine ernste Gefahr fuumlr die Gesundshyheit der Bevoumllkerung dar Die Bedenklichkeit spiegelt sich in zahlreichen Verbraucherbeschwerden uumlber schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen wider Bei Verstoumlszligen gegen Vorschriften des Arzneimittelgeshysetzes unterrichtet das LGL umgehend die zustaumlndishygen Behoumlrden und unterstuumltzt diese durch Fachgutshyachten bei der Ermittlungstaumltigkeit Die LGLshySachshyverstaumlndigen erstellten eine Liste mit beanstandeten
Nahrungsergaumlnzungsmitteln und gesundheitlich beshydenklichen LifestyleshyMedikamenten fuumlr Zollbehoumlrshyden und verschiedene Kriminalpolizeidienststellen
NEM beduumlrfen im Gegensatz zu Arzneimitteln keiner Zulassung Sie muumlssen lediglich nach sect 5 der Verordshynung uumlber Nahrungsergaumlnzungsmittel (NemV) beim Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensshymittelsicherheit (BVL) unter Vorlage eines Etikettenshymusters angezeigt werden Mit dem Anzeigevorshygang ist jedoch keine Pruumlfung verbunden Fuumlr die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Vorschriften ist der Hersteller oder Importeur selbst verantshywortlich
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Am LGL werden die angezeigten Etikettenmuster von NEM bayerischer Inverkehrbringer (2009 146 Anzeigen 2010 619 Anzeigen) vor allem im Hinblick auf ihre Zusammensetzung risikoorientiert uumlberpruumlft Die Uumlberpruumlfungen ergaben dass rund 13 der anshygezeigten Etikettenmuster nicht den lebensmittelshyrechtlichen Vorschriften entsprachen In diesen Faumllshylen benachrichtigt das LGL mittels Gutachten die zushystaumlndige Uumlberwachungsbehoumlrde
Nach LGLshyErfahrungen handelt es sich bei den NEM um eine schwierige und problematische Proshyduktgruppe deren Beanstandungsquote sich unvershyaumlndert auf relativ hohem Niveau bei rund 15 beshywegt Die zu untersuchende Zahl an NEM am LGL betraumlgt jaumlhrlich etwa 500 Proben
Hauptsaumlchliche Beanstandungsgruumlnde sind
bull irrefuumlhrende und krankheitsbezogene Werbung auf der Verpackung in der Packungsbeilage oder im Internet
bull Einstufung von NEM als Arzneimittelbull Verwendung nicht zugelassener Zusatzstoffebull Einstufung von Zutaten als neuartige Lebensmittelbull unvollstaumlndige undoder fremdsprachige Kennshy
zeichnung
Aufgrund der hohen Beanstandungsquote bei NEM entwickelte das LGL ein besonderes Betriebsshykontrollprogramm Es umfasst die Produktionsshyhygiene ebenso wie die wissenschaftlichen Nachshyweise fuumlr Werbebehauptungen die Ruumlckverfolgshybarkeit Statuserhebung der durchgefuumlhrten Eigenkontrollen (inklusive der Einhaltung des
HazardshyAnalysisshyCriticalshyControlshyPointshyKonzepts (HACCP)) und die Vertriebswege
Als Ergebnis der bisher durchgefuumlhrten Kontrollen ist festzustellen dass nur wenige Betriebe alle Herstelshylungsschritte selbst durchfuumlhren Die uumlberwiegende Anzahl der Betriebe bezieht fertige Ware von Lohnshyherstellern die allenfalls noch verpackt und etiketshytiert wird
NEM beduumlrfen weiterhin einer intensiven Kontrolle um ein akzeptables Verbraucherschutzniveau zu geshywaumlhrleisten ndash besonders gilt dies fuumlr Produkte die uumlber das Internet angeboten werden Begleitend dazu muss eine umfassende Verbraucheraufklaumlrung stattfinden denn ein falsches Ernaumlhrungsverhalten oder eine ungesunde Lebensweise koumlnnen durch die Einnahme von NEM nicht kompensiert werden Hier sind die Behoumlrden insbesondere gefordert die Umsetzung der HealthshyClaimsshyVerordnung in eine geregelte und verlaumlssliche Verwaltungspraxis voranshyzutreiben ndash zum Wohle eines rechtssicheren Umfelshydes fuumlr Herstellerbetriebe und eines gut und richtig informierten Verbrauchers
Eine aumlhnlich grundlegende rechtliche Neuausrichshytung wurde im Bereich der Chemikaliensicherheit mit der sogenannten REACHshyVerordnung 19072006 durch den europaumlischen Gesetzgeber auf den Weg gebracht und wird wohl noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum neue Anforderungen fuumlr das LGL bereitshyhalten
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Chemikaliensicherheit
Seit sieben Jahren hat das LGL als Folge der Einglieshyderung des Landesamtes fuumlr Arbeitsschutz auch die Aufgabe Arbeitnehmer und Verbraucher im Rahmen der Chemikaliensicherheit vor gefaumlhrlichen chemishyschen Stoffen zu schuumltzen Die Art und der Umfang der Aufgabenstellung sind vielfaumlltig Exemplarisch soll dies anhand von drei Beispielen demonstriert werden zum einen die REACHshyInfoline fuumlr Untershynehmen zum anderen die Unterrichtung der Oumlffentshylichkeit im Rahmen der Neuregelung der Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien und zuletzt die Sachkundepruumlfung zu gefaumlhrlichen Stoffen
Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
Die Grundlage bildet seit 1981 das Chemikaliengeshysetz (ChemG) Dazu wurden diverse Ausfuumlhrungsshyverordnungen wie zum Beispiel die ChemVerbotsV die GefahrstoffV und spaumlter die BiostoffV erlassen Zur weiteren Auslegung dienen die Technischen Reshygeln fuumlr Gefahrstoffe Mit der REACHshyVerordnung (Registration Evaluation Authorisation of Chemishycals) ist 2007 ein neues europaweit geltendes Cheshymikalienrecht in Kraft getreten Hintergrund hierfuumlr war dass bis 2007 nur rund 5000 Neustoffe gemelshydet und zugelassen wurden Mehr als 100000 Cheshymikalien die im Umlauf waren die sogenannten bdquoAltstoffeldquo unterlagen keinem Zulassungsverfahren
Mit Inkrafttreten von REACH muumlssen nun Hersteller und Importeure Neushy und Altstoffe bei der Europaumlishy
schen Chemikalien Agentur (ECHA) in Helsinki regisshytrieren lassen Dort werden sie bewertet zugelasshysen oder bei moumlglichen Gefaumlhrdungen von Umwelt beziehungsweise Verbrauchern verboten oder nur mit Beschraumlnkungen genehmigt Damit soll die Cheshymikaliensicherheit erhoumlht und der Gesundheitsshy Umshyweltshy und Verbraucherschutz verbessert werden Das ehrgeizige Unternehmen soll dazu fuumlhren dass spaumltestens ab 2018 in der EU nur noch Chemikalien vermarktet werden duumlrfen deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt untershysucht und registriert worden sind
REACH-Infoline am LGL Die REACHshyVerordnung (REACHshyVO) ist ein komplishyziertes Regelwerk mit vielen Ausnahmen und Detailshyregelungen Sie umfasst mittlerweile weit uumlber 1000 Seiten Vor allem kleine und mittelstaumlndische Untershynehmen brauchen Informationen und Unterstuumltzung damit sie ihre Pflichten erfuumlllen koumlnnen Mit der beshyreits zum zweiten Mal aufgelegten Broschuumlre bdquoNeue EUshyChemikalienverordnung ndash REACHldquo wurde dieser Personenkreis in die Thematik eingefuumlhrt Bei der REACHshyInfoline die am LGL eingerichtet ist haben die Unternehmen die Moumlglichkeit konkret nachzufrashygen Besonders in der Anfangsphase war diese Hotshyline stark frequentiert So bereitete beispielweise vieshylen Unternehmen die Zuordnung ihrer Produkte als StoffGemisch oder als Erzeugnis Probleme Beishyspielsweise gilt importierter Stahl in Rohform als Geshymisch dessen Bestandteile registrierungspflichtig sind Ist der Stahl jedoch bereits gewalzt oder geshyformt so handelt es sich um ein Erzeugnis das nicht registrierungspflichtig im Sinne von REACH ist
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Wird der importierte Stahl umgeschmolzen gilt er als Gemisch Wird er hingegen rein mechanisch weishyterverarbeitet gilt er als Erzeugnis Als ein weiteres Beispiel kann der Gips dienen Bergmaumlnnisch abgeshybauter Gips muss als chemisch nicht veraumlnderter Naturstoff nicht registriert werden Gips der bei der Entschwefelung von Rauchgasen anfaumlllt und als Baushystoff auf den Markt gebracht wird muss hingegen registriert werden
Neue GefahrensymboleNach der Einfuumlhrung der REACHshyVO wurde auf EUshyEbene auch die Einstufung und Kennzeichnung von Stoffen neu geregelt 2009 trat die neue Verordnung uumlber die Einstufung Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen mit Uumlbergangsregelunshygen in Kraft Sie heiszligt auch GHSshy oder CLPshy Verordshynung (globally harmonized system oder classification labelling and packaging of substances and mixtures) und gilt prinzipiell fuumlr alle gefaumlhrlichen Stoffe an sich und in Gemischen Erzeugnisse sind hiervon nicht beshytroffen Fuumlr Stoffe ist sie verbindlich waumlhrend Gemishy
sche bis zum 1 Juni 2015 noch die alte Kennzeichshynung tragen duumlrfen Mit der GHSshyVerordnung soll weltweit die Einstufung und Kennzeichnung vereinshyheitlicht werden Denn bislang gab es unterschiedlishyche Systeme fuumlr die Kennzeichnung und eine untershyschiedliche Behandlung gleicher Produkte in verschieshydenen Laumlndern Stoffe die zum Beispiel in der EU Australien Malaysia und Thailand als gesundheitsshyschaumldlich eingestuft waren galten in den USA Kanashyda und Japan bereits als giftig hingegen in Indien als nichtshygiftig und in China gar als nicht gefaumlhrlich
Mit der Einfuumlhrung der neuen Kennzeichnung gingen dem Verbraucher alte Bekannte wie beispielsweise das Andreaskreuz verloren und neue Gefahrensymshybole (Piktogramme) mussten bekannt gemacht wershyden Um die Aufmerksamkeit der Oumlffentlichkeit zu erreichen und die Menschen aufzuklaumlren wurde am LGL eine gut verstaumlndliche Wanderausstellung zur Chemikalienkennzeichnung konzipiert Gleichzeitig wurde die Bevoumllkerung nachdruumlcklich fuumlr die Gefahshyren die von den verschiedenen Gefahrstoffen ausshygehen sensibilisiert
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Die Ausstellung umfasst rund 30 Poster und traumlgt den Titel bdquoSchutzschild ndash Die neu(e)n Zeichen fuumlr Ihre Sicherheitldquo Sie gliedert sich in drei Teile Zushynaumlchst zeigt sie Allgemeines zur neuen Kennzeichshynung mit einer Gegenuumlberstellung unter dem Schlagwort bdquoWas ist anders was ist neuldquo Der Mitshytelteil erklaumlrt auf jeweils zwei Postern die neuen Kennzeichen die jetzt Piktogramme heiszligen Dabei dient ein Poster als Blickfang das andere erlaumlutert das jeweilige Piktogramm welche Gefahren von dershyart gekennzeichneten Produkten ausgehen und wie man sich vor ihnen schuumltzt
Der Schlussteil verweist auf eine die Ausstellung beshygleitende Broschuumlre und auf die neu eingerichtete Website wwwschutzschildbayernde auf der weishytere Informationen abgerufen werden koumlnnen Die Wanderausstellung wurde im Februar 2010 im Deutshyschen Museum in Muumlnchen feierlich eroumlffnet Zurshyzeit wandert die Ausstellung durch ganz Bayern
SachkundepruumlfungGiftige sehr giftige brandfoumlrdernde hochentzuumlndlishyche undoder gesundheitsschaumldliche Stoffe duumlrfen erst nach der Erteilung einer behoumlrdlichen Erlaubnis von Personen die uumlber eine entsprechende Sachshykunde verfuumlgen in Verkehr gebracht werden Dies regelt der sect 3 der ChemikalienshyVerbotsverordnung (ChemVerbotsV) Die Kenntnisse von Gewerbetreishybenden beispielsweise zur Schaumldlichkeit und Kennshyzeichnung werden von der Gewerbeaufsicht schriftshylich mittels spezieller Fragen aus einem laumlnderuumlbershygreifenden bdquoGemeinsamen Fragenkatalogldquo uumlbershypruumlft Das LGL hat hierbei zwei Aufgaben die
Pruumlfungsfragen fuumlr die schriftliche Pruumlfung des Geshywerbeaufsichtsamtes zusammenzustellen und an der Pflege des Fragenkatalogs im Rahmen einer bundesweiten Arbeitsgruppe mitzuwirken Sehr aufshywendig war die Anpassung der Fragen an die neuen Kennzeichnungsregelungen und die Zunahme von stoffspezifischen Sachkundepruumlfungen
FazitVeraumlnderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen stellen den behoumlrdlichen Umgang mit der Chemikalishyensicherheit immer wieder vor neue Herausfordeshyrungen Mit Fortschreiten der Umsetzung der REACHshyVO wird auch das LGL als Landesbehoumlrde verstaumlrkt zu einer Drehscheibe zwischen den intershynationalen und nationalen Behoumlrden sowie der bayeshyrischen Gewerbeaufsicht zum Schutz der Bevoumllkeshyrung vor Risiken durch Chemikalien
Die REACHshyVerordnung macht deutlich dass ein wirksamer Schutz der Bevoumllkerung vor gesundheitlishychen Gefahren hier durch chemische Stoffe darauf angewiesen ist dass belastbare wissenschaftliche Daten beispielsweise zur Toxizitaumlt aber auch zu Vershybreitung in belebter und unbelebter Umwelt oder zu Abbaushy und Umbauprozessen vorliegen Waumlhrend die REACHshyVerordnung die Beschaffung derartiger Inforshymationen der Verantwortlichkeit der damit umgehenshyden Industrie zuweist lassen sich viele andere potenshyzielle Gesundheitsgefahren keinem bdquoVerursacherldquo zushyweisen Zur Beurteilung solcher Gefahren anhand wissenschaftlicher Daten sind auch und gerade staatshyliche Stellen wie das LGL gefordert durch eigene WISSENSCHAFT die benoumltigten Beitraumlge zu leisten
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WISSENSCHAFT
Wissenschaft 52
Wissenschaft
Als am 24 April 2002 erstmals berichtet wurde dass in erhitzten staumlrkehaltigen Lebensmitteln der bis dato in der Oumlffentlichkeit weithin unbekannte krebserregende Stoff Acrylamid in hohen und geshysundheitlich relevanten Mengen vorhanden ist sollte dies die Schlagzeilen der Tagespresse noch uumlber einen langen Zeitraum fuumlllen Dabei war Acrylamid schon immer in bestimmten Lebensmitshyteln enthalten gewesen Neu war lediglich das Wissen um diesen Sachverhalt Dieses Wissen ist einer schwedischen Wissenschaftlerin zu verdanshyken die bei einer umweltmedizinischen Untersushychung von Vergiftungsfaumlllen nach einem Acrylshyamideinsatz im Tunnelbau bemerkte dass auch die unbelastete Bevoumllkerung hohe Acrylamidgehalte im Blut aufwies die nur aus der Nahrung stammen konnten
Die weitere bdquoGeschichteldquo von Acrylamid zeigt deutshylich wie wichtig neue wissenschaftliche Erkenntnisshyse fuumlr zielgerichtete Maszlignahmen zum Schutz der oumlfshyfentlichen Gesundheit sind Gut temperaturkontrolshylierte Backprozesse koumlnnen zu einer deutlichen Reshyduktion der Acrylamidbildung fuumlhren Bestimmung von Acrylamid in Backprodukten und Beratung der Herstellerbetriebe konnten auch ohne gesetzliche Vorschrift die Acrylamidbelastung der Bevoumllkerung deutlich reduzieren Diese einfachen und dennoch wirkungsvollen Maszlignahmen konnten jedoch erst zum Nutzen der Bevoumllkerung eingesetzt werden als die Acrylamidbildung in Backprodukten und Moumlglichshykeiten ihrer Verhinderung untersucht und durch wisshysenschaftliche Publikation oumlffentlich wurden Auch
die bayerische Bevoumllkerung ist heute einer geringeshyren Acrylamidbelastung ausgesetzt als noch vor 10 Jahren und profitiert somit indirekt wie auch das LGL in seiner taumlglichen Arbeit von einer transparenshyten internationalen wissenschaftlichen Veroumlffentshylichungspraxis
Das LGL versteht sich als Teil der fachwissenshyschaftlichen Oumlffentlichkeit der sogenannten bdquoscientific communityldquo Innerhalb der letzten zehn Jahre hat das LGL daher konsequent einen Weg beschritten diese Integration in die bdquoscientific communityldquo voranzutreiben So wie das LGL selbst in seiner taumlglichen Taumltigkeit als ratgebender Dienstshyleister fuumlr Politik und Vollzugsbehoumlrden auf den reishychen Fundus wissenschaftlicher Publikationen anshyderer zuruumlckgreift so setzt es die damit verbundeshyne Verpflichtung um eigene Ergebnisse der Fachshywelt zu praumlsentieren Im Jahr 2001 haben die beiden Landesuntersuchungsaumlmter die Vorgaumlngershyeinrichtungen des LGL von insgesamt 56 Fachvershyoumlffentlichungen und Kongressbeitraumlgen nur vier in einer begutachteten (bdquopeer reviewedldquo) internatioshynalen englischsprachigen Zeitschrift veroumlffentlicht Bis zum Jahr 2011 stieg nicht nur die Zahl der wisshysenschaftlichen Veroumlffentlichungen bis auf uumlber 300 pro Jahr sondern auch der Anteil der internashytional veroumlffentlichten Beitraumlge auf uumlber 60
Am LGL wurden in der zuruumlckliegenden Dekade 171 Forschungsprojekte fuumlr die Weiterentwicklung und Validierung neuer Untersuchungsmethoden oder zur Untersuchung gesundheitsrelevanter Parameter in Tier Mensch Umwelt oder Lebensmittel initiiert Hierfuumlr konnte ein Gesamtvolumen von circa 26 Mio
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Euro an Foumlrdergeldern aus Foumlrderprogrammen bayeshyrischer Ministerien des Bundesforschungsshy und anshyderer Bundesministerien sowie aus dem europaumlishyschen Forschungsrahmenprogramm eingeworben werden
Die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und anshyderen Forschungseinrichtungen konnte die Gewinshynung und den Austausch hoch qualifizierten Persoshynals fuumlr das LGL deutlich erleichtern Besonders in Ausshy Fortshy und Weiterbildung konnte ein lebhafter gegenseitiger Austausch etabliert werden der zum einen praktische Aspekte staatlicher Gesundheitsshyfuumlrsorge durch die Beteiligung von LGLshyMitarbeitern an der akademischen Lehre in die Hochschulen transportieren konnte zum anderen aber auch ershylaubte Hochschullehrer fuumlr die Ausbildungsprogramshyme der Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit zu gewinnen Eine besonders enge Vershyschraumlnkung konnte hier durch die Fusion der Amtsshyarztausbildung mit dem Masterstudiengang bdquoPublic Healthldquo der LMU erreicht werden
Pettenkofer School of Public Health Oumlffentliche GesundheitPublic Health ist ein unvershyzichtbares Taumltigkeitsfeld der gesamtgesellschaftlishychen Bemuumlhungen um bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo (Institute of Medicine 1988 2002) Zunaumlchst mag die fuumlr Bayshyern handlungsleitende These einer (Reshy)Akademishysierung des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) im Rahmen einer universitaumlren bdquoSchool of Public Healthldquo uumlberraschen Sind die im OumlGD Taumltishygen nicht in aller Regel akademisch hoch qualifizierte
Fachleute Aumlrzte mit oftmals doppelter Facharztquashylifikation naumlmlich einem klinischen Facharzt in Vershybindung mit dem Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen
Eine akademische Qualifikation der im OumlGD in Fuumlhshyrungsshy oder Spezialfunktion Taumltigen ist sicherlich geshygeben etwa durch die angesprochenen promoviershyten Fachaumlrzte fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen mit leitenden Funktionen in den Gesundheitsaumlmtern Gleichzeitig ist das spezifische fachliche Taumltigkeitsshyfeld des OumlGD selbst seit geraumer Zeit nicht mehr durch eigene Lehrstuumlhle an einer medizinischen Fashykultaumlt vertreten Dies ist eine bemerkenswerte Beshysonderheit des Facharztes fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen auch angesichts der internationalen hisshytorischen Bedeutung der grundlegenden Arbeiten eishynes Max von Pettenkofer Rudolf Virchow oder Salomon Neumann fuumlr den betreffenden Faumlcherkashynon Die Erklaumlrung dieser besonderen Situation ist fuumlr den deutschen Sprachraum zu groszligen Teilen im Missbrauch der bevoumllkerungsmedizinischen Ansaumltze und deren Perversion fuumlr die verbrecherischen Ziele des Nationalsozialismus in der Zeit von 1933 bis 1945 zu finden (Labisch 1999 Schagen und Schleishyermacher 2005 Donhauser 2007)
Eine Aufarbeitung dieser fachlichshywissenschaftlishychen Defizite erfolgte fuumlr Deutschland durch die Pushyblic HealthshyFoumlrderprogramme des Bundes insbesonshydere zwischen 1991 und 2001 Diese Unterstuumltzung erfolgte zum einen durch die Foumlrderung groszliger epishydemiologischer Studien und von fuumlnf Forschungsvershybuumlnden Public Health zum zweiten durch ein AusshylandsshyStipendienprogramm zur Public HealthshyQualifishy
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kation deutscher Nachwuchswissenschaftler zum dritten durch den Aufbau eigener Public HealthshyStushydiengaumlnge zur Qualifikation an deutschen Universitaumlshyten Aumlhnliche Aufbauprozesse vollzogen sich auch in Oumlsterreich und in der Schweiz
Der OumlGD war daran zunaumlchst nur in vergleichsweise geringem Ausmaszlig beteiligt Dies erklaumlrt sich zwangshylos damit dass der OumlGD zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr an den deutschen Universitaumlten mit eishygenstaumlndigen Fachvertretern praumlsent war Dadurch war einerseits eine bdquoTheorieluumlckeldquo hinsichtlich der Repraumlsentanz von OumlGDshyThemen im Wissenschaftsshybereich gegeben andererseits eine bdquoPraxisluumlckeldquo bezogen auf einen nachhaltigen Praxisbezug der Forshyschung und Ausbildung an den neuen Public HealthshyStudiengaumlngen
Die Akademien in Duumlsseldorf und Muumlnchen welche die fuumlr die fachaumlrztliche Qualifikation vorgeschriebeshynen theoretischen Kursweiterbildungen anbieten suchten fruumlhzeitig Verbindungen mit dem universishytaumlren Bereich Public Health
Am Standort Muumlnchen ergaben sich besondere Chancen
In Uumlbereinstimmung mit dem BolognashyProzess (BoshylognashyErklaumlrung 1999) zur Schaffung eines einheitlishychen Europaumlischen Hochschulraums bis zum Jahr 2010 wurde der Public HealthshyStudiengang der LudshywigshyMaximiliansshyUniversitaumlt mit Beginn zum Wintershysemester 20082009 modularisiert (European Credit Transfer System ECTS) und zudem unter Einbezieshyhung der Belange des OumlGD erweitert
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Zeitgleich forderte ein Beschluss der Bayerischen Staatsregierung (Ministerratsbeschluss vom 2 Mai 2006) die Erarbeitung eines stimmigen Gesamtkonshyzeptes fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst (OumlGD) in Bayern Angesprochen wurden Fortshy und Weiterbildung Modularisierung des AmtsarztshyLehrshyganges Fortbildungsverpflichtung mit Punktesysshytem Uumlberpruumlfung des Ausbildungssystems und Strukturen des OumlGD
Diese beiden Entwicklungen stellen eine substanshyzielle Chance fuumlr eine stimmige an den europaweishyten bdquobest practiceldquoshyModellen orientierte Fortentshywicklung der Facharztweiterbildung Oumlffentliche Geshysundheit durch eine staumlrkere Vernetzung des Amtsshyarztlehrganges mit der universitaumlren Public HealthshyAusbildung dar Angesichts der demokratishyschen Weiterentwicklung der Gesellschaften in Eushyropa von der vorwiegend staatlich verwalteten oumlfshyfentlichen Gesundheit hin zu einer partnerschaftlich oumlffentlich verantworteten Gesundheit und einem poshysitiven Menschenrecht auf Gesundheit (Art 35 der Charta der Grundrechte der Europaumlischen Union) treshyten ndash zu den wichtigen klassischen Aufgaben des Gesundheitsschutzes ndash verstaumlrkt hinzu (sa KGSt 1998 Institute of Medicine 1998 und 2002 Locher WildnerKerscher 2009)
bull inhaltliche und fachliche Kompetenzen in neuen Steuerungsfunktionen im Bereich Gesundheitsshyschutz und GesundheitsfoumlrderungPraumlvention
bull die Befaumlhigung zur quantitativen Analyse Evaluatishyon und evidenzbasiertem Handeln
bull die Befaumlhigung zur effektiven Gesundheitsberichtshyerstattung Risikoshy und Krisenkommunikation
bull kulturelle und soziale Kompetenzen sowie Bereitshyschaft und Befaumlhigung zur intersektoralen Koopeshyration
bull die Befaumlhigung zur Beratung der Oumlffentlichkeit Moderation und Anwaltschaft auf lokaler regionashyler und uumlberregionaler Ebene
bull die Befaumlhigung zur Politikberatung auf verschiedeshynen Ebenen
bull die Befaumlhigung zur Reflexion beziehungsweise Entshywicklung von ethischen Grundpositionen und Staatsverstaumlndnis in der eigenen Arbeit
Vor dem Hintergrund dieses Anforderungsprofils war und ist fuumlr den Bereich der oumlffentlichen Gesundheit die verstaumlrkte Integration sozialer sozialwissenshyschaftlicher und evaluativer Kompetenzen in die Weitershy und Fortbildung notwendig (Akademie fuumlr oumlffentliches Gesundheitswesen Duumlsseldorf 2008 Stockmann et al 2009) Dies ist vergleichbar mit der Integration naturwissenschaftlicher Kompetenz in die Medizin im vergangenen Jahrhundert Diese Inshytegration ist insbesondere aus dem Bereich Public Health heraus zu erwarten und sollte damit vernetzt sein (Grunow und GrunowshyLutter 2000 Kurth 2005 Muumlller 2005) Die konkreten Entwicklungsschritte auf diesem Weg in Bayern werden nun hier vorgeshystellt
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Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesund-heitswesen
Die Notwendigkeit zur Fortentwicklung des Facharzshytes fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen ergibt sich aus den qualitativ gestiegenen Anforderungen im Beshyreich Oumlffentliche Gesundheit Insbesondere betrifft dies die Evidenzbasis des behoumlrdlichen Handelns und die Vernetzung mit verschiedenen Akteuren
Dazu kommt dass die Ausshy und Weiterbildung euroshypaweit kompatibel sein muss Hier bestand in Bayern die Moumlglichkeit im deutschsprachigen Raum eine Vorreiterrolle zu uumlbernehmen In Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien fuumlr eine einheitlich Europaumlishysche Hochschullandschaft wurde das bisherige Ausshybildungsangebot zu einem Master of Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen (LMU) welches bereits mit der Amtsarztausbildung vernetzt war erweitert Dabei wurde der bisherige Master of Public Health (MPH) um eine weitere Schwerpunktsetzung bdquoHealth Administration and ManagementVerwalten und Fuumlhren im Gesundheitsshywesenldquo (MPH Schwerpunkt HAM) erweitert Die Chancen fuumlr die Facharztausbildung im Oumlffentlichen Gesundheitswesen liegen in dieser erweiterten Schwerpunktsetzung Der Schwerpunkt in Health Administration und Management (Fuumlhren und Vershywalten im Gesundheitswesen) ist kompatibel mit der theoretischen Kursweiterbildung der Facharztweitershybildung im Bereich Oumlffentliches Gesundheitswesen Der bisherige Lehrgang mit 713 Kontaktstunden Unshyterricht wurde in Gaumlnze integriert Dies setzte eine abgestimmte Zertifizierung der Bildungsangebote des bisherigen Amtsarztlehrganges und die notwenshy
dige Anerkennung fuumlr eine universitaumlre Ausbildung zu einem Master voraus und bedeutete die Uumlberfuumlhrung des bisherigen Ausbildungsangebotes in die inhaltlishychen und formalen Voraussetzungen des ECTSshySysshytems Fuumlr den Erwerb eines Bolognashykonformen MastershyGrades musste die bisherige Ausbildung noch um Module ergaumlnzt werden die fuumlr die Kursteilshynehmer freiwillig sind ein Modul Biometrie sowie die Module eines Praktikums und einer Masterarbeit
Die Modularisierung in Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien beinhaltet die Vergabe von European Credit Transfersystempunkten (ECTS) 1 ECTSshyPunkt berechnet sich von der studentischen Arbeitsbelastung her als 30 Stunden Die an der LMU Muumlnchen umgesetzten MastershyProgramme hashyben einen Umfang von 120 ECTS Der Erwerb eines solchen Masterabschlusses setzt ein mindestens zweijaumlhriges VollzeitshyHochschulstudium (BachelorshyAbschluss) voraus und ist nicht auf Mediziner beshyschraumlnkt
Die derzeitige Modulstruktur im Bereich MPH (Schwerpunkt HAM) umfasst folgendes
bull Fuumlnf Pflichtmodule (Biometrie (9 ECTS) shy Epidemiologie (9 ECTS) shy Public Health Kernkomshypetenzen (12 ECTS) shy Praktikum (30 ECTS) shy Masterarbeit Kolloquium Disputation (30 ECTS))
bull Drei Wahlpflichtmodule (Taumltigkeitsfelder im OumlGD (12 ECTS) shy Public Health Politiken amp Praxis in der Gesundheitsverwaltung (9 ECTS) shy Fortgeschritteshyne Anwendungen in der Hygiene und Infektionsshykontrolle (9 ECTS))
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Fuumlr die Weiterentwicklung der Amtsarztausbildung bietet sich die Chance diese Modularisierung im Sinne einer groumlszligeren Flexibilisierung zu nutzen
Das gemeinsame Studiengangsangebot an der LMU Muumlnchen wurde im Sommer 2009 hinsichtlich seishyner BolognashyKonformitaumlt erfolgreich zertifiziert
Universitaumlre Vernetzung des LGL
Die Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (AGL) wurde fruumlhzeitig in die Entwicklungen eingebunden sodass die entsprechende Unterstuumltshyzung durch Integration des Amtsarztkurses in die modulare Struktur einschlieszliglich der notwendigen universitaumlren Akkreditierung gewaumlhrleistet war
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Potenziell waumlren folgende teilweise bereits gegebeshynen Erweiterungen denkbar
bull Zertifizierung von Ausbildungsshy bzw Weiterbildungsstellen Diese Taumltigkeit wird bereits jetzt wahrgenommen Sie wuumlrde sich im Fall einer erweiterten Facharztvergabe intensivieren
bull Pruumlfungsabnahme Zu trennen sind die universitaumlre Pruumlfung fuumlr die Verleihung des Mastergrades die staatliche Pruumlfung fuumlr die Taumltigkeit im Oumlffentlichen Gesundheitsdienst und die Facharztpruumlfung zur Anerkennung des Facharztes Im Zusammenhang mit der Amtsarztausbildung wurde aufgrund der gegebenen Rechtslage eine Staatspruumlfung zusaumltzlich zu den universitaumlren Pruumlfungen beibehalten Angestrebt ist eine Vereinheitlichung dieser Pruumlfungen
bull Staumlrkung der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in anshyderen Bereichen
Eine solche Entwicklung unterstuumltzt die strukturelle Vernetzung des Bayerischen Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit vershyschiedenen bayerischen universitaumlren Einrichtungen die veterinaumlrmedizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen die FriedrichshyAlexanshydershyUniversitaumlt Erlangen sowie die Technische Unishyversitaumlt Muumlnchen und die Medizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen
Zwischen der Medizinischen Fakultaumlt der LMU und dem LGL besteht seit Jahren auf verschiedenen
Feldern eine gute Zusammenarbeit Die wachsenshyden Herausforderungen an beide Vertragspartner ershyfordern eine zunehmende Vernetzung und Buumlndeshylung der Ressourcen um auf den verschiedenen Themengebieten von Medizin und Gesundheit soshywie bei der Entwicklung neuer wissenschaftlicher Methoden eine Verbesserung zu erreichen Vor diesem Hintergrund wurde am 8 Maumlrz 2007 eine Kooperationsvereinbarung zwischen LGL und LMU geschlossen
Ein weiterer wichtiger Meilenstein dieser Entwickshylung war die Bekraumlftigung des gemeinsamen Weges anlaumlsslich der Feier zum 200shyjaumlhrigen Bestehen des OumlGD in Bayern durch eine gemeinsame Erklaumlrung am 17 Juli 2008 sowie die Erarbeitung eines Statuts fuumlr eine Pettenkofer School of Public Health an der LMU (PSPHshyLMU) Traumlger der PSPHshyLMU sind die LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen das Helmholtzzentrum Muumlnchen sowie das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsichershyheit Das Statut wurde im Dezember 2009 von allen Traumlgern unterzeichnet
In Erfuumlllung der darin genannten Ziele ist die Einshyrichtung von Bruumlckenprofessuren vorgesehen Eine erste derartige Bruumlckenprofessur wurde 2010 eingeshyrichtet und mit Prof Manfred Wildner Leiter der Abshyteilung Gesundheit am LGL besetzt Sie traumlgt die Bezeichnung bdquoProfessur Oumlffentliches Gesundheitsshywesen shy Public Health Policy amp Administrationldquo mit den inhaltlichen Schwerpunkten
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bull Evidenz fuumlr gesundheitspolitische Analysen Geshysundheitsfolgeabschaumltzung (Health Impact Asshysessment HIA) Gesundheitsberichterstattung
bull staatliche Aufgabenwahrnehmungen im Gesundshyheitssystem Governance europaumlische Gesundshyheitspolitik Translation wissenschaftlicher Evidenz von Public Health
bull Aufgaben des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) sozialmedizinische Begutachtung
Weitere geeignete Bruumlckenprofessuren sollen folshygen Mit der Umsetzung dieses Programms in der Institution einer Pettenkofer School of Public Health wird die (Reshy)Akademisierung des OumlGD durch eine wieder gegebene universitaumlre Fachvertretung vollshyzogen Gleichzeitig sind dies Schritte auf einem Weg dem weitere Stationen folgen muumlssen und der nur gemeinsam gegangen werden kann Es geht um eine transparente evidenzshy und wertebasierte Aufgabenwahrnehmung durch den OumlGD auf allen Ebenen
Eine ganz praktische Konsequenz der bdquoVerwissenshyschaftlichungldquo die mit dem Uumlbergang von den Landesuntersuchungsaumlmtern vor 2002 zum LGL von 2012 angestrebt wurde ist der bidirektionale Methoshydentransfer aus der bdquoscientific communityldquo zum LGL und vice versa Waumlhrend 2002 viele molekularshybiologische Methoden noch einer experimentellen Umgebung vorbehalten waren konnten diese bis heute in weite Bereiche in die Uumlberwachungspraxis uumlbertragen werden Am LGL wurde dieser Prozess in der letzten Dekade sehr aktiv vorangetrieben
Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
Die Erfolgsgeschichte begann vor etwas mehr als zehn Jahren mit einer lebensmittelassoziierten Erreshygergruppe die sich mit klassischen mikrobiologischen Verfahren nicht nachweisen laumlsst ShigatoxinVerotoshyxin bildende Escherichia coli (STECVTEC) Charakteshyristisches Merkmal dieses Erregers ist das ShigatoshyxinshyBildungsvermoumlgen das genetisch (stx1 und stx2) kodiert ist Eine Toxinbildung findet im Lebensmittel kaum statt die Erkrankung wird durch die Aufnahme des Erregers einer Vermehrung im menschlichen Darm und der dort stattfindenden Toxinbildung ausshygeloumlst Zur Detektion von STECVTEC in einem Leshybensmittel gibt es zwei Moumlglichkeiten entweder den Einsatz molekularer Verfahren fuumlr den Nachweis von stx1 undoder stx2 oder die Induktion der Toxinbilshydung in vitro (durch Zusatz eines zytotoxischen Antishybiotikums zur Anreicherungsbouillon) und den anshyschlieszligenden Nachweis mittels immunologischer Vershyfahren Am Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entschied man sich fuumlr die molekulare Diagnostik unter anderem da dieshyse auch im humanmedizinischen Bereich eingesetzt wurde Am Standort in Oberschleiszligheim konnte die Humanshy Veterinaumlrshy und Lebensmitteldiagnostik in eishynem zentralen Laborbereich durchgefuumlhrt werden Zu diesem Zeitpunkt kam die Lebensmittelmikrobiologie am LGL zum ersten Mal mit molekularen Nachweisshyverfahren damals noch klassischer BlockshyPCR mit anshyschlieszligender Gelelektrophorese in Kontakt und man uumlberlegte ob man diese Verfahren auch bei anderen Erregern einsetzen koumlnnte Und so wurden PCRshy Verfahren basierend auf Methoden(entwuumlrfen) zur
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Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren nach sect 35 LMBG (heute sect 64 LFGB) fuumlr den Nachshyweis thermophiler Campylobacter spp und Salmonel-la spp parallel zu den klassisch mikrobiologischen Unshytersuchungen getestet Aber die ersten Versuche ershybrachten nicht den erhofften Erfolg Aufgrund der bei verschiedenen Lebensmittelmatrizes notwendigen DNAshyExtraktion mittels kommerzieller Extraktionskits sowie der der klassischen PCR nachgeschalteten Gelelektrophorese mit Ethidiumbromidfaumlrbung erwies sich das Verfahren im Hinblick auf den Nachweis thershymophiler Campylobacter spp als zu arbeitsshy und zeitshyintensiv um als Screeningverfahren in Konkurrenz zu dem bisher eingesetzten kommerziellen ELISAshySysshytem (VIDASreg) treten zu koumlnnen Einen entscheidenshyden Vorteil hatte diese Versuchsphase allerdings Sie brachte die Labormitarbeiter der Lebensmittelmikroshybiologie zum ersten Mal in Kontakt mit molekularen Arbeitstechniken Nachdem die PCR mit Ausnahme in der STECVTECshyDiagnostik in der Lebensmittelmishykrobiologie einige Zeit ein Schattendasein gefuumlhrt hatshyte entdeckte man fuumlr sie einen neuen Einsatzbereich Man verabschiedete sich vorerst von dem Gedanken eines schnellen Screeningverfahrens und suchte die Einsatzmoumlglichkeiten dort wo sich die PCR bereits bei STECVTEC als Erfolg erwiesen hatte der Diffeshyrenzierung bakterieller lebensmittelassoziierter Intoxishykationserreger deren Toxine im Lebensmittel nicht oder nur mittels TierversuchZellkulturassay nachshyweisbar sind (Clostridium botulinum und Bacillus ce-reus emetischer Typ) sowie dem Nachweis von Ershyregern fuumlr die bis heute zum Teil keine kulturellen Nachweisverfahren existieren Dies betrifft lebensshymittelassoziierte Viren wie etwa Noroviren Man kam uumlberein die Virendiagnostik nur an einem Standort in
Erlangen auszubauen da hierfuumlr separate Raumlumlichshykeiten spezielles Equipment sowie umfassende speshyzielle Fachkenntnisse vorhanden waren Die Lebensshymittelmikrobiologie in Oberschleiszligheim befasste sich im Gegenzug verstaumlrkt mit dem Einsatz der PCR zum Nachweis von Toxingenen bei bakteriellen lebensmitshytelbedingten Intoxikationsshy und Toxiinfektionserregern (unter anderem Clostridium botulinum Clostridium perfringens Bacillus cereus)
Fuumlr die Entwicklung Etablierung und Validierung der molekularen Verfahren die unter anderem im Rahshymen von Forschungsprojekten und Doktorarbeiten durchfuumlhrt wurden galt dabei stets der Grundsatz bdquoEntwicklung aus der Routinediagnostik heraus fuumlr den Einsatz in der Routinediagnostikldquo Ziel jedes entshywickelten Verfahrens war und ist bis heute der Einsatz in der taumlglichen Routinediagnostik immer in Kombinashytion mit und abgestimmt auf die entsprechenden mikshyrobiologischen Untersuchungsmethoden um diese zu ergaumlnzen zu verbessern oder abzukuumlrzen Diese Uumlberlegungen fuumlhrten dazu dass es am LGL anders als an anderen deutschen Untersuchungseinrichtunshygen nicht zur Etablierung eines eigenstaumlndigen moleshykularbiologischen Labors kam welches gesammelt die Proben aus den unterschiedlichen Untersuchungsshybereichen (Veterinaumlrbakteriologie Lebensmittelanalyshytik Veterinaumlrshy und Lebensmittelvirologie) als Servicelashybor untersucht und die Ergebnisse dann an die einzelshynen Fachgebiete uumlbermittelt Am LGL dagegen wurshyde an beiden Standorten die molekulare Diagnostik in die lebensmittelmikrobiologischen Labors integriert was nach und nach zu einer breiten Akzeptanz der Verwendung molekularer Verfahren im Bereich der Lebensmittelmikrobiologie fuumlhrte
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Real-Time-PCR
Der endguumlltige Durchbruch gelang der Molekularbioshylogie mit der Umstellung von klassischen PCRshyVershyfahren auf die RealshyTimeshyPCR Im Gegensatz zur
konventionellen PCR erlaubt die RealshyTimeshyPCR die Messung der entstehenden PCRshyProdukte bereits waumlhrend des PCRshyLaufs mithilfe von Fluoreszenzshyfarbstoffen
Erregergattung SpeziesdifferenzierungAn-Abwesen-
heitToxinbildungsvermoumlgen
Pathogenitaumltsfaktoren
Salmonella spp shyshyshy X
Campylobacter spp C jejuni coli lari X
Listeria spp L monocytogenes innocua welshimeri X
STECVTEC shyshyshy X X
Cronobacter spp shyshyshy X
Vibrio spp V parahaemolyticus vulnificus cholerae X X
Yersinia spp Yersinia enterocolitica X X
Mycobacterium sppM avium ssp paratuberculosis Bakterien d M tuberculosisshyKomplex
X
Bacillus sppBacillus cereus emetischer u diarrhoeischer Typ
X
Clostridium sppC botulinum perfringens difficile chauvei haemolyticum septicum novyi estertheticum
X X
Alicyclobacillus spp Alicyclobacillus acetoterrestris X
Noroviren Norovirus Genogruppe I u II X
Hepatitis A X
Rotaviren Rotaviren der Gruppe A X
Uumlbersicht uumlber die am LGL in der Lebensmittelmikrobiologie (Erlangen undoder Oberschleiszligheim) genutzten molekularen Nachweis- und Differenzierungsverfahren
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Somit wird der sich normalerweise an eine PCR anshyschlieszligende Schritt der Gelelektrophorese und Ethidiumbromidfaumlrbung uumlberfluumlssig Diese Zeitshy und Arbeitsersparnis lieszlig die RealshyTimeshyPCR auch als Screeningverfahren fuumlr die Untersuchung auf die Anshy oder Abwesenheit von lebensmittelassoziierten Inshyfektionserregern wie Salmonella spp thermophile Campylobacter spp oder Vibrio spp wieder attraktiv werden Am LGL wurde in der Lebensmittelmikroshybiologie von Anfang an mit RealshyTimeshyPCRshyGeraumlten gearbeitet die nicht an kommerzielle Untersushychungskits bestimmter Hersteller gebunden waren und so auch die Entwicklung hauseigener Nachweisshyverfahren ermoumlglichten Die uumlberwiegende Anzahl der derzeit verwendeten RealshyTimeshyPCRshyMethoden fuumlr bakterielle und virale Erreger wurde am LGL selbst entwickelt und umfassend validiert Es hanshydelt sich dabei um Systeme im sogenannten TaqshyManshyFormat bei dem anstatt interkalierender Farbshystoffe (SYBR Green) fluoreszenzmarkierte Oligonukshyleotide (Sonden) eingesetzt werden wodurch eine weitere Verifizierung des molekularen Ergebnisses wie beispielsweise durch die Sequenzierung bis auf wenige Ausnahmen uumlberfluumlssig wird Des Weiteren kommt bei den Verfahren eine Amplifikationskontrolshyle zum Einsatz die eine Unterscheidung zwischen falschshy und richtigshynegativen PCRshy Ergebnissen ershymoumlglicht Dies und die Routinetauglichkeit der Meshythoden fuumlhrte dazu dass die Experten des LGL in vielen nationalen und internationalen Arbeitsgruppen (sect 64 LFGB DIN CENISO) an der Erstellung und Normierung von Methodenvorschriften beteiligt washyren und sind Einige der InhouseshyVerfahren sind beshyreits in die Amtlichen Sammlung von Untersushychungsverfahren nach sect 64 LFGB bzw bei CENISO
aufgenommen oder stehen kurz vor der Veroumlffentlishychung Die Publikation der Untersuchungsmethoden in nationalen und internationalen Fachzeitschriften fuumlhrte des Weiteren dazu dass diese inzwischen in vielen Untersuchungseinrichtungen europaweit im Einsatz sind
Ziel jeglicher Methodenentwicklung in den lebensshymittelmikrobiologischen Labors am LGL war und ist niemals Forschung um ihrer selbst willen sondern immer die Verbesserung der diagnostischen Moumlgshylichkeiten vor dem Hintergrund eines umfassenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes Uumlber die Jahre hinweg wurde auf diesem Weg die Ursache einer Vielzahl von lebensmittelbedingten Ausbruumlshychen ermittelt die ohne den Einsatz der genannten Untersuchungsverfahren wohl unaufgeklaumlrt geblieshyben waumlren Die Erkenntnisse aus derartigen Ausshybruchsuntersuchungen sowie aus Statuserhebungen flieszligen regelmaumlszligig in die Verbraucheraufklaumlrung soshywie in Risikobewertungen fuumlr bestimmte StoffshyErreshygershyKombinationen ein Unter den in nebenstehenshyder Tabelle aufgefuumlhrten Untersuchungsverfahren finden sich bewusst auch Nachweismethoden fuumlr einige im Lebensmittelbereich unkonventionelle oder in Deutschland inzwischen in Vergessenheit geratene Erreger Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt dass es gerade vor dem Hintergrund des globalen Handels mit Lebensmitteln nie falsch ist auch fuumlr derartige Erreger Nachweisverfahren vorraumltig zu halten oder uumlber regelmaumlszligige Statusershyhebungen das Vorkommen in unterschiedlichen Lebensmittelmatrizes im Rahmen der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung im Auge zu behalten
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Kombination mit klassischen Verfahren
In vielen Bereichen lassen die klassischen qualitatishyven und quantitativen mikrobiologischen Nachweisshyverfahren nur eingeschraumlnkte Aussagen uumlber die Pashythogenitaumlt eines Erregers zu Zudem liefern molekushylare Verfahren bis heute keine verlaumlsslichen Aussashygen daruumlber ob der detektierte Erreger lebensfaumlhig und damit infektioumls ist eine Information die gerade im Lebensmittelbereich mit zum Teil hoch prozesshysierten Matrizes fuumlr eine eventuelle rechtliche Beshywertung des Befundes von entscheidender Bedeushytung ist Insofern wird sich am LGL auch zukuumlnftig fuumlr eine umfassende Diagnostik in der Lebensmittelshymikrobiologie nicht die Frage stellen ob molekulare oder klassisch mikrobiologische Verfahren eingeshysetzt werden sollen sondern eher die Frage welshyches molekulare Verfahren in Kombination mit welshychem klassisch kulturellem Nachweis die besten Ershygebnisse liefert Der eingeschlagene Weg der Leshybensmittelmikrobiologie am LGL in den letzten Jahren war im Sinne des gesundheitlichen Verbraushycherschutzes auf jeden Fall der richtige
Nicht nur fuumlr die Lebensmittelmikrobiologie war das letzte Jahrzehnt gepraumlgt von methodischen Herausshyforderungen Im Bereich der lebensmittelchemishyschen Analytik praumlgen vor allem sinkende Bestimshymungsgrenzen rationelle Multimethoden hoher Standard bei der Qualitaumltssicherung Automatisieshyrung und Hochdurchsatz den wissenschaftlichen Anshyspruch an die Analytik
Pflanzenschutzmittel
Als Ruumlckstaumlnde werden Wirkstoffe von Pflanzenshyschutzmitteln und ihre Abbaushy oder Reaktionsproshydukte bezeichnet die in oder auf Lebensmitteln vorshyhanden sind und insbesondere von der Verwendung im Pflanzenschutz herruumlhren koumlnnen Demnach stammen diese in der Regel aus einem bewussten Einsatz entsprechender Mittel
Das LGL verfolgt stets das Ziel der modernen Ruumlckshystandsanalyse mit vertretbarem Aufwand ein moumlgshylichst breites Wirkstoffspektrum in den verschieshydensten Lebensmitteln empfindlich zu erfassen um eine umfassende Kontrolle zu gewaumlhrleisten
Mit der Fokussierung der Speziallabore auf einen Standort wurden die Moumlglichkeiten geschaffen in den zehn Jahren seit Bestehen des LGL neue Aufshyarbeitungsshy und Messmethoden in die Analytik von PflanzenschutzmittelshyRuumlckstaumlnden einzufuumlhren Zushynaumlchst wurde die gaschromatografische Bestimshymung von uumlber 200 Komponenten in pflanzlichen Lebensmitteln durch ein LCshyMSMSshybasiertes Vershyfahren ergaumlnzt sodass insgesamt uumlber 400 Stoffe sehr empfindlich erfassbar waren Letztendlich loumlste die Einfuumlhrung der sogenannten QuEChERSshyMethoshyde und der verstaumlrkte Einsatz von massenspektroshymetrischen Detektoren die beiden getrennten Vershyfahren ab da mit dieser neuen Methode beide Messtechniken unproblematisch genutzt werden koumlnnen In der Folge konnte das Stoffspektrum des LGL bis heute auf rund 600 Komponenten erweitert werden wobei man auch noch Ressourcen einsparshyte
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Auch im Bereich der Einzelmethoden fuumlr die Stoffe die nicht mit den umfassenden Verfahren analysiert werden koumlnnen nutzte das LGL vor allem die LCshyMSMSshyTechnik um Wirkstoffe wie zum Beispiel Streptomycin Glyphosat und Ethephon in der Routishyne zu etablieren
Mit diesen analytischen Entwicklungen versetzt sich das LGL in die Lage den staumlndig zunehmenden Anshyforderungen durch die rechtlichen Vorgaben zu entshysprechen Mit der Harmonisierung in Europa durch die Verordnung (EG) Nr 3962005 sind nun fuumlr mehr als 450 Stoffe Grenzwerte festgelegt deren Einhalshytung zu uumlberpruumlfen ist Zwar wurde dadurch die Beshywertung der Ruumlckstaumlnde vereinfacht die Anforderunshygen an die Analytik sind jedoch deutlich gewachsen Dies wird auch in den immer umfassenderen europaumlshyischen und nationalen Kontrollprogrammen deutlich an denen das LGL beteiligt ist Zur Uumlberpruumlfung der Einhaltung der Grenzwerte ist die gesundheitliche Beshywertung der Ruumlckstaumlnde hinzugekommen Bei uumlbershyhoumlhten Ruumlckstaumlnden arbeiten am LGL Analytiker und Toxikologen zusammen um zu klaumlren ob durch die gefundenen Gehalte ein Risiko fuumlr den Verbraucher besteht Die Informationen uumlber gesundheitlich beshydenkliche Befunde werden dann von der Kontaktstelshyle am LGL fuumlr einshy und ausgehende Meldungen uumlber die EUshySchnellwarnsysteme verbreitet
Nachdem im oumlkologischen Anbau chemischshysyntheshytische Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden duumlrfen hat sich das LGL in einem mehrjaumlhrigen Proshyjekt dieser Thematik intensiv gewidmet Dabei wurshyde festgestellt dass bei BioshyLebensmitteln kaum Ruumlckstaumlnde zu finden waren
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Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
Zur Behandlung erkrankter Tiere werden Arzneimittel sehr unterschiedlicher Art eingesetzt Stoffe mit mastfoumlrdernder Wirkung und einige weitere Stoffe duumlrfen bei Tieren die zur Lebensmittelgewinnung dienen jedoch nicht angewendet werden Nach jeder Arzneimittelanwendung koumlnnen Reste der Wirkstoffe im Lebensmittel zuruumlckbleiben Diese duumlrfen maximal zulaumlssige Houmlchstgehalte nicht uumlberschreiten
Um diese Houmlchstmengen zuverlaumlssig uumlberwachen zu koumlnnen haben sich die Labore des LGL in ihrer Arbeit auf Schwerpunkte fokussiert waumlhrend die Labore der beiden ehemaligen Landesuntersuchungsaumlmter noch jeweils das gesamte analytische Spektrum abdecken mussten Nur so war es mit vertretbarem Aufwand moumlglich den rechtlichen Vorgaben der EU insbesonshydere hinsichtlich der erheblich gestiegenen Anfordeshyrungen im Bereich der Methodenvalidierung zu entshysprechen Die EU fordert fuumlr alle verwendeten Untershysuchungsverfahren umfangreiche Nachweise zur Qualitaumlt und Richtigkeit der Verfahren die erheblichen zusaumltzlichen Aufwand erfordern
Die analytische Bestimmung der sehr unterschiedlishychen Arzneistoffe macht eine groumlszligere Zahl untershyschiedlicher Nachweisverfahren erforderlich mit deshynen jeweils Gruppen chemisch verwandter Stoffe analysiert werden koumlnnen War es fruumlher noch unumshygaumlnglich Wirkstoffe mit gruppenspezifischen Einzelshymethoden zu analysieren werden heute moumlglichst viele Stoffe unterschiedlicher Gruppen durch Multishymethoden bestimmt Das LGL kann heute insgesamt uumlber 200 verschiedene Arzneimittelruumlckstaumlnde erfasshy
sen Um jede Probe jeweils auf Ruumlckstaumlnde moumlgshylichst vieler Wirkstoffe oder deren Metaboliten pruumlfen zu koumlnnen bleibt es trotz des Trends zu Multimethoshyden wegen der groszligen Unterschiede in den chemishyschen Eigenschaften der Wirkstoffe immer noch notshywendig mehrere Analysen durchzufuumlhren Die Leisshytungsfaumlhigkeit der LGLshyRuumlckstandslabore wird durch regelmaumlszligige erfolgreiche Teilnahme an nationalen und internationalen Ringversuchen dokumentiert
Die Entwicklung insbesondere der Multimethoden aber auch die Erweiterung des Untersuchungsspektshyrums im Bereich einzelner Arzneistoffgruppen wurshyde durch den Einsatz modernster Messtechnik erst ermoumlglicht allen voran der LCshyMSMS Waumlhrend fruumlher noch aufwendige GCshyMSshyVerfahren die meist eine Derivatisierung erforderten oder weniger empfindliche HPLCshyUVshyMesstechniken angewendet wurden koumlnnen heute mithilfe der LCshyMSMS Arzshyneimittelruumlckstaumlnde sowohl schneller und zuverlaumlssishyger als auch teils mit erheblich besserer Nachweisshyempfindlichkeit analysiert werden Nicht zuletzt durch diese technischen Verbesserungen koumlnnen gaumlnzlich unzulaumlssige Stoffe sicher und empfindlich bestimmt werden Zum Teil kann durch die houmlhere Spezifitaumlt der Messtechnik der Aufwand fuumlr die Proshybenvorbereitung deutlich verringert werden
Mit dem von der EU fuumlr jeden Mitgliedstaat vorgegeshybenen Nationalen Ruumlckstandskontrollplan (NRKP) wird vorrangig die heimische Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft uumlberpruumlft bevor sie in den Handel gelangen Durch die internationalen Warenstroumlme ershyreichen jedoch auch viele Produkte den bayerischen Verbraucher die nicht im Freistaat erzeugt wurden
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In einem Forschungsprojekt des LGL wurden rund 1000 Proben Lebensmittel tierischer Herkunft aus dem bayerischen Einzelhandel auf Antibiotikaruumlckshystaumlnde untersucht um einen Uumlberblick zur Ruumlckshystandssituation in diesem Bereich zu erhalten Die meisten Lebensmittel wiesen dabei entweder keine oder nur sehr geringe Antibiotikakonzentrationen auf Lediglich in Gefluumlgel waren Antibiotika haumlufiger und auch vereinzelt in etwas houmlherer Menge nachweisshybar zulaumlssige Houmlchstgehalte wurden jedoch nie uumlberschritten Auch Schweinefleisch enthaumllt haumlufishyger Antibiotikaruumlckstaumlnde allerdings mit Gehalten weit unter den Grenzwerten
Viele Fleischshy und Nierenproben aus Schlachthoumlfen werden mit dem biologischen Hemmstofftest auf Ruumlckstaumlnde von Stoffen untersucht die das Bakterishyenwachstum hemmen koumlnnen Auf diesem Weg koumlnnen Ruumlckstaumlnde von Antibiotika festgestellt wershyden aber auch Desinfektionsmittel zeigen dieselbe Wirkung Um vorhandene Antibiotika sicher festzushystellen werden alle Proben bei denen das Bakterishyenwachstum gehemmt war zur spezifischen Ermittshylung der Ruumlckstaumlnde weiter untersucht In fast 90 Prozent dieser Proben werden Antibiotika detektiert haumlufig sind auch die Houmlchstmengen uumlberschritten
Die nach dem NRKP zu untersuchenden Proben muumlssen nach einheitlichen statistischen Kriterien in Bayern entnommen werden Seit 2005 erstellt das LGL die Quartalsplaumlne und uumlberwacht deren Einhalshytung Zur eindeutigen Regelung aller mit dem NRKP zusammenhaumlngenden verwaltungsshy und veterinaumlrshyfachlichen Maszlignahmen wurde ein Handbuch zur Umsetzung des NRKP in Bayern erstellt das nun als
Bestandteil des Qualitaumltssicherungssystems Bayern verbindlich ist Dieses Handbuch wird regelmaumlszligig akshytualisiert und liegt in Kuumlrze in der dritten Version vor
KontaminantenAls Kontaminant gilt jeder Stoff der dem Lebensmitshytel nicht absichtlich hinzugefuumlgt wurde jedoch als Ruumlckstand bei der Gewinnung Fertigung Verarbeishytung Zubereitung Behandlung Aufmachung Verpashyckung Befoumlrderung oder Lagerung des betreffenden Lebensmittels oder infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt im Lebensmittel vorhanden ist
DioxineDioxine sind bereits in geringsten Mengen hochtoxishysche Stoffe die sich vorwiegend in tierischen Leshybensmitteln aufgrund einer vorangegangenen Belasshytungssituation anreichern koumlnnen Das LGL untershysucht Lebensmittel Bedarfsgegenstaumlnde und kosshymetische Mittel auf ihre Gehalte an Dioxinen um relevante Belastungspfade zu erkennen
Nach der Identifizierung dioxinbelasteter Proben werden in Zusammenarbeit mit der Kreisverwalshytungsbehoumlrde der Regierung von Oberbayern und dem Landesamt fuumlr Umwelt die Eintragsquellen geshysucht Durch die konsequente Verfolgung des Belasshytungspfades konnten bereits mehrfach vorwiegend lokal begrenzte Belastungsquellen ermittelt und abshygestellt werden Gerade die bei Problemen in Kleinshybetrieben betroffene Verbraucherklientel auf die sich die Belastung fokussiert wird durch die erreichshyte Lebensmittelsicherheit entlastet
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Waumlhrend der letzten zehn Jahre ergaumlnzte das LGL die anspruchsvolle Dioxinanalytik mit ihren sehr geshyringen Nachweisgrenzen durch weitere relevante Substanzen Dies betrifft insbesondere die polychloshyrierten Biphenyle (PCB) die nach ihrem physiologishyschen Wirkungsmechanismus aufgeteilt werden in dioxinaumlhnliche PCB (dlshyPCB) und den als Leitsubsshytanzen fuumlr die GesamtshyPCBshyBelastung ausgewaumlhlten nicht dioxinaumlhnlichen PCB (ndlshyPCB)
Fuumlr die bromierten Verbindungen wie zum Beispiel die Flammschutzmittel entwickelt das LGL gerade Methoden zur Erweiterung des Analyseumfangs
NitrosamineNitrosamine sind krebserregende Stoffe die bei der Herstellung von Lebensmitteln kosmetischen Mitshyteln und Bedarfsgegenstaumlnden entstehen koumlnnen Durch die hohe Nachweisempfindlichkeit entwickelshyte sich das LGL zu einem der fuumlhrenden Nitrosaminshylabore in Europa
Mit den kontinuierlich durchgefuumlhrten Untersuchunshygen gelang es die Nitrosaminbelastung der Malzshy und Bierproben deutlich zu reduzieren Dies konnte durch die Zusammenarbeit mit den Brauereien bei der Umstellung der Produktionsverfahren erreicht werden Der hohe Kenntnisstand bei der Nitrosaminshyuumlberpruumlfung fuumlhrte auch zur Uumlbernahme dieser Technologie an der TU MuumlnchenshyWeihenstephan
Ebenso fuumlhrten die gezielten Untersuchungen kosmetischer Mittel und von Bedarfsgegenstaumlnden durch das LGL dazu dass die Hersteller von beshy
lasteten Produkten die Rohstoffe intensiver kontrolshylieren und auch die Produktion umstellen um so die Nitrosaminbildung in ihren Erzeugnissen zu vershymeiden
MykotoxineMykotoxine (Schimmelpilzgifte) in Lebensmitteln sind uumlberwiegend auf den Befall pflanzlicher Rohshystoffe mit Schimmelpilzen bereits auf dem Feld soshywie bei falscher Lagerung zuruumlckzufuumlhren Aufgrund ihrer toxischen Wirkung und des weltweiten Hanshydels von Lebensmitteln ist es geboten Lebensmittel beim Import und im Handel intensiv auf bekannte Kontaminationen zu uumlberpruumlfen sowie neue Methoshyden zu etablieren um damit bislang nicht oder nur unzureichend bekannte Belastungen von Lebensmitshyteln mit Mykotoxinen aufzuzeigen
Im Rahmen eines Projekts mit der TU Muumlnchen wurde am LGL eine LCshyMSMSshyMultimethode entshywickelt mit der die gleichzeitige Bestimmung von 30 Mykotoxinen darunter Triochothecene Fumonishysine Aflatoxine Ochratoxine und Zearalenon moumlgshylich ist Mit dieser Methode wurde nachgewiesen dass Maiserzeugnisse haumlufig mehrfach im Einzelfall mit bis zu 20 Mykotoxinen gleichzeitig belastet sein koumlnnen Um Daten zum Vorkommen von Trichotheshycenen insbesondere zur beabsichtigten Festsetzung von Houmlchstgehalten fuumlr Tshy2shy und HTshy2shyToxin in Geshytreide und Getreideerzeugnissen zur Verfuumlgung stelshylen zu koumlnnen wurden mit der LCshyMSMSshyMethode umfangreiche Untersuchungen an Hafer Weizen Roggen und Reis sowie Erzeugnissen daraus durchgefuumlhrt
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Das LGL beteiligte sich bei der Erarbeitung einer sect 64 LFGBshyMethode bei der mittels HPLCFLD zushysaumltzlich zu den uumlblichen sechs Ergotalkaloiden jetzt auch auf deren 8SshyIsomere (sogenannte bdquoshyinineldquo) in Getreideshy und Getreideerzeugnissen untersucht wird Dies dient dazu die relativen Anteile der vershyschiedenen Ergotalkaloide in Mutterkoumlrnern zu ershyfassen sowie kuumlnftig einen Houmlchstgehalt fuumlr Ergotalshykoloide in Lebensmitteln festzusetzen
PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
Perfluorierte Tenside (PFT) werden seit Beginn der 1960ershyJahre kommerziell in vielen Verbrauchershyprodukten eingesetzt Es handelt sich um organishysche Verbindungen bei denen alle Wasserstoffshyatome am Kohlenstoffgeruumlst durch Fluoratome ershysetzt sind Da es sich bei der KohlenstoffshyFluorshy Bindung um eine der stabilsten Bindungen in der organischen Chemie handelt lassen sich PFT hoch erhitzen oder mit aggressiven Chemikalien behanshydeln ohne dass sie zerstoumlrt werden Durch ihre fluorierte Kohlenstoffkette sind die Substanzen mit unpolaren Fluumlssigkeiten wie Fett und organischen Loumlsungsmitteln mischbar loumlsen sich jedoch durch ihre polare Kopfgruppe auch in Wasser
Durch diese amphiphilen Eigenschaften koumlnnen mit PFT Impraumlgnierungen von Moumlbeln Textilien Schushyhen Teppichen oder Papier erzeugt werden die soshywohl wasserabweisend als auch gleichzeitig fettabshyweisend wirken Fuumlr Galvanikbaumlder und bei der Beshykaumlmpfung von Braumlnden unpolarer Fluumlssigkeiten wie
Benzin oder Kerosin werden PFT als Schaumbildner eingesetzt weil solche Spezialschaumlume auch unter diesen extremen Bedingungen (Chromschwefelshysaumlure Hitze unpolare Fluumlssigkeit) noch einen stabishylen Schaum auf der Fluumlssigkeitsoberflaumlche ausbilden koumlnnen
Die bei der Anwendung gewuumlnschte hohe Stabilitaumlt der PFT bedingt dass die Substanzen biologisch kaum abbaubar sind gleichzeitig sich aber uumlber das Wasser gut in der Umwelt verteilen Trotzdem wurshyden die Substanzen bis vor etwa zehn Jahren von kaum einem Labor analysiert weil sie mit klassishyschen Detektoren fuumlr die Fluumlssigkeitschromatografie wie UVshy oder Fluoreszenzdetektoren nicht erfassbar sind sich gleichzeitig aber auch nicht verdampfen lassen um einer gaschromatografischen Trennung zugaumlnglich zu sein Publiziert wurde noch im Jahr 1999 eine analytische Methode mit der in den USA erstmals die Ruumlckstandsbelastung in Grundwasser durch PFT aus Feuerloumlschschaumlumen gemessen wurshyde Eingesetzt wurde dazu eine Kopplung zwischen gaschromatografischer Trennung und massenspektshyrometrischer Detektion nach vorgeschalteter chemishyscher Umsetzung der Stoffe (Derivatisierung) Die Hauptkomponenten des Loumlschschaums aus der Klasse der PFT die Perfluorsulfonsaumluren waren mit dieser Methode jedoch nicht erfassbar Die Grenze bis zu der ein bestimmtes PFT damals erkannt wershyden konnte (Nachweisgrenze) wurde mit 18 Mikroshygramm im Liter (microgl) angegeben
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PFT-Analytik am LGL
Zur gleichen Zeit also vor rund zehn Jahren wurde auch am LGL die damals neue Technik der Koppshylung von Hochdruckfluumlssigkeitschromatografie (HPLC) mit der Massenspektrometrie uumlber eine soshygenannte ElektrosprayshyIonenquelle (ESIshyMS) und die selektivere Detektion in sogenannten TandemshyMassenspektrometern (MSMS) in die Routineanashylytik eingefuumlhrt Fuumlr wasserloumlsliche schlecht vershydampfbare aber geladene Substanzen wie PFT ist diese Technik bis heute die Methode der Wahl fuumlr einen aumluszligerst empfindlichen Nachweis Erste Arbeishyten mit Gehaltsbestimmungen von PFT in Wasser mittels HPLCshyESIshyMSMS erschienen im Jahr 2002 in den USA gefolgt von Analysen in Blut und in Leshybensmitteln Am LGL werden seit dem Jahr 2006 in dem erstmals PFTshyRuumlckstaumlnde in Grundshy und Oberflaumlchenwasser aus Deutschland publik wurden routinemaumlszligig Wasserproben auf anfangs zehn inshyzwischen zwoumllf verschiedene PFT untersucht Die Nachweisgrenze liegt dabei zwischen 0001 und 0004 Mikrogramm im Liter also um mehr als den Faktor 1000 niedriger als noch 1999 mittels GCshyMS nach Derivatisierung erreichbar Die niedrige Nachshyweisgrenze ist notwendig weil das vom Umweltshybundesamt empfohlene Mindestqualitaumltsziel fuumlr Trinkwasser (allgemeiner Vorsorgewert VW) 01 Mikrogramm im Liter fuumlr die Summe aller nachgeshywiesenen PFT betraumlgt Im Jahr 2007 hat das LGL eine automatisierte Methode zur Analyse der Leitshysubstanzen Perfluoroktansaumlure (PFOA englisch perfluorooctanoic acid) und Perfluoroktansulfonat (PFOS englisch perfluorooctane sulfonate) in Blut etabliert um die Belastung der Bevoumllkerung in Hushy
manbiomonitoringshyStudien erfassen zu koumlnnen Zushydem wurde die Analytik der PFT auf tierische und pflanzliche Lebensmittel ausgeweitet Weitergehenshyde Studien zur Aufnahme der PFT uumlber die Nahshyrungskette einschlieszliglich der Muttermilch fuumlhrte das LGL in den Jahren 2008 bis 2010 zusaumltzlich im Rahmen eines Forschungsprojektes durch das vom Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit fishynanziert wurde Die Ergebnisse des Projektes wurshyden in zahlreichen Publikationen und Fachvortraumlgen veroumlffentlicht
In den letzten fuumlnf Jahren hat sich herauskristallishysiert dass sich die Leitsubstanzen PFOA und PFOS im Blut des Menschen weitverbreitet nachweisen lassen Hauptsaumlchliche Ursache beim Menschen ist wohl die Ernaumlhrung wobei die weitverbreitete Hinshytergrundbelastung auch auf diffuse Quellen schlieshyszligen laumlsst Erhoumlhte Konzentrationen in Nahrungsmitshyteln hat das LGL bislang nur in wenigen raumlumlich eng begrenzten Gebieten in Bayern gefunden wo durch Produktionsanlagen oder verstaumlrkte Anwenshydung von Feuerloumlschschaum PFT uumlber Jahre in die Umwelt freigesetzt wurden Dabei stellen pflanzlishyche Lebensmittel das geringste Problem dar da Pflanzen zwar PFT aufnehmen aber nur in gerinshygem Maszlige anreichern koumlnnen Die Konzentrationen in den haumlufig verzehrten Speicherorganen liegen in der Regel niedriger als in den vegetativen Pflanzenshyteilen Nutztiere akkumulieren PFT vor allem in der Leber und Niere und nicht im Fettgewebe sodass der Verzehr von Fleisch selbst aus Gebieten mit ershyhoumlhter Umweltbelastung meist gesundheitlich unshybedenklich ist Eine Ausnahme stellen in diesem Zushysammenhang Wildschweine und Fische dar bei deshy
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nen aufgrund ihrer Lebensweise die houmlchsten Konshytaminationen gefunden wurden Trinkwasser kann wegen der im Vergleich zu anderen Lebensmitteln groszligen Aufnahmemenge ebenfalls einen uumlberproshyportionalen Beitrag zur Belastung der Bevoumllkerung liefern Bei uumlber 150 Analysen verschiedener risikoshyorientiert ausgewaumlhlter Wasserversorgungen in Bayern wurden jedoch bis auf drei Ausnahmen Geshyhalte jeweils deutlich unter dem allgemeinen Vorshysorgewert von 01 Mikrogramm pro Liter gefunden Bei den beiden uumlber dem Vorsorgewert belasteten Trinkwasserversorgungen wurden inzwischen Maszligshynahmen zur Reduktion der PFTshyGehalte wie Aufbeshyreitung uumlber Aktivkohle eingeleitet Diese Maszlignahshymen wurden nur durch die Weiterentwicklung der Analysetechnik und die Einfuumlhrung am LGL moumlglich denn mit dem Stand der Analysetechnik von 1999 waumlren in Lebensmitteln und Trinkwasser wahrshyscheinlich bis heute keine PFTshyKontaminationen nachweisbar
Acrylamid Im April 2002 sorgte eine Pressekonferenz der schwedischen Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit (Swedish National Food Administration NFA) fuumlr Aufsehen Schwedische Wissenschaftler hatten unshyterschiedliche teilweise hohe Mengen von Acrylshyamid in Lebensmitteln nachgewiesen Acrylamid war bis dahin nur als Ausgangsstoff in der Kunstshystoffindustrie bekannt Der Nachweis dieser genotoshyxischen Substanz in Lebensmitteln war unerwartet
Das damalige inzwischen aufgeloumlste Bundesinstitut fuumlr gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterishy
naumlrmedizin (BgVV) reagierte umgehend und bereits drei Wochen spaumlter fand zur besseren Risikoabshyschaumltzung ein Expertengespraumlch statt an dem auch das LGL beteiligt war In Folge dieses Gespraumlchs etablierte das LGL unverzuumlglich eine Methode zur Bestimmung von Acrylamid in Lebensmitteln und nahm am ersten deutschen Ringversuch fuumlr Acrylshyamid im September 2002 erfolgreich teil Gleichzeishytig begann die Untersuchung von Produkten aus dem Handel und von bayrischen Herstellern
Wegen der auch heute noch unzureichenden Datenshylage bezuumlglich der toxikologischen Wirkung von Acshyrylamid aus Lebensmitteln sind die Abschaumltzung eishynes Gefaumlhrdungspotenzials und die Festlegung eishynes Grenzwertes schwierig Um ein Risiko fuumlr die Verbraucher trotzdem so gering wie moumlglich zu halshyten stellte das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bereits Ende Aushygust 2002 das Minimierungskonzept vor Es handelt sich um ein dynamisches Konzept das durch die Berechnung eines Signalwertes aus den Ergebnisshysen der risikoorientierten Probenahme zu einer beshystaumlndigen Absenkung des Signalwertes bis auf die technisch machbaren Werte fuumlhren soll Damit ist es eine praktische Umsetzung des in Artikel 2 Abshysatz (2) der EWGshyKontaminantenshyKontrollverordshynung (VO EWG 31593) fuumlr alle Kontaminanten geshyforderten ALARAshyPrinzips (As Low As Reasonably Achievable ndash so niedrig wie vernuumlnftigerweise ershyreichbar) Wegen unbekannter Acrylamidgehalte in den deutschen Lebensmitteln wurde zunaumlchst ein Aktionswert von 1000 microgkg festgesetzt doch beshyreits Mitte September 2002 konnten aus den von den Laumlndern uumlbermittelten Ergebnissen die ersten
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Signalwerte berechnet werden Seit der Etablierung des Signalwertes haben acht Signalwertberechnunshygen stattgefunden zu denen das LGL mehr als 4000 Werte beigetragen hat
Gleichzeitig begann die Forschung uumlber den Reaktishyonsmechanismus und die beguumlnstigenden Faktoren der Acrylamidentstehung In Verbindung mit proshyduktbezogenen Schwerpunktuntersuchungen konnshyten immer mehr Risikofaktoren und gefaumlhrdete Proshydukte identifiziert werden Dieses Wissen ermoumlgshylichte und ermoumlglicht es auch heute noch im Falle
einer Signalwertuumlberschreitung im Rahmen des soshygenannten Minimierungsdialogs die Lebensmittelshyproduzenten zu beraten Besonders in der industrielshylen Produktion konnte durch ein schnelles Handeln in den ersten zwei Jahren eine deutliche Reduzieshyrung des Acrylamidgehaltes fuumlr verschiedene Proshydukte erreicht werden Aber auch im handwerklishychen Bereich hat das LGL beispielsweise durch Geshyspraumlche und Zusammenarbeit mit den bayerischen Landesinnungsverbaumlnden der Baumlcker und Konditoshyren zu einer Sensibilisierung fuumlr das Problem beigeshytragen
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2007 verabschiedete die Europaumlische Kommission eine Empfehlung den Acrylamidgehalt europaweit zu untersuchen und die Daten gesammelt auszushywerten (2007331EG) Die entsprechenden Daten wurden von der Europaumlischen Behoumlrde fuumlr Lebensshymittelsicherheit (EFSA) gesammelt und 2009 in eishynem Bericht zusammengefasst
Im Vergleich mit den Daten der Jahre 2003 bis 2006 der Datenbank des JRCshyIRMM wurde in dieshysem Bericht zwar von einer tendenziellen Abnahme der Acrylamidgehalte berichtet da dieser Schluss jedoch nicht fuumlr alle ausgewerteten Lebensmittelshygruppen eindeutig war gab die Europaumlische Komshymission 2010 weiterhin die Empfehlung die Acrylshyamidgehalte europaweit zu untersuchen (2010307EU) Die berichtete zu geringe Absenkung der Acrylshyamidgehalte europaweit ist darauf zuruumlckzufuumlhren dass Deutschland als einziges europaumlisches Land ein Konzept zur Minimierung etabliert hat Daher beshygannen 2009 die Planungen fuumlr einen europaweit guumlltigen Richtwert Dieser europaweite Richtwert wurde am 10 Januar 2011 durch eine Empfehlung der Kommission verabschiedet und ersetzt in Deutschland fuumlr die meisten Warengruppen den Signalwert Der europaumlische Richtwert basiert hauptsaumlchlich auf den in Deutschland erreichten Signalwerten Die Untersuchung von Lebensmitteln auf Acrylamid geht damit auf europaumlischer Ebene weiter Auch das LGL leistet durch regelmaumlszligige Unshytersuchungen dazu weiterhin signifikante Beitraumlge
Elemente und Schwermetalle
Der Entwicklungstrend bei der Analytik von Elemenshyten und Schwermetallen fuumlhrte in der breiten Anshywendung hin zu den Multielementtechniken mit inshyduktiv gekoppeltem Plasma (ICP) Mit der optischen Emissionsspektroskopie (ICPshyOES) und der Massenshyspektrometrie (ICPshyMS) lassen sich mit kurzen Messzeiten hohe Informationsgehalte fuumlr eine Vielshyzahl von Elementen erzielen Die am LGL vorhandeshynen Erfahrungen mit diesen Messverfahren besteshyhen seit mehreren Jahrzehnten und fuumlhrten unter anshyderem zu einem breit angelegten Untersuchungsproshygramm uumlber das Vorkommen von Uran in bayerischen Trinkwaumlssern oder zu detaillierter Kenntshynis der bei Keramiken eingesetzten Glasurbestandshyteile Die Untersuchungsaufgaben der letzten Jahre zeigten eine Verlagerung hin zur spezifischen Beshystimmung der Bindungsformen von Elementen um deren toxikologische Eigenschaften besser einordshynen zu koumlnnen So wurde am LGL ein Bestimmungsshyverfahren fuumlr anorganisches Arsen in Reis und Reisshyprodukten entwickelt und etabliert um fuumlr einen zu erwartenden Houmlchstwert geruumlstet zu sein Die Komshybination chromatografischer Trenntechniken (Gasshychromatografie Fluumlssigchromatografie) mit den ICPshyMethoden erlaubt es auch verschiedene Quecksilberverbindungen zu unterscheiden oder die Oxidationszustaumlnde von Chromverbindungen zu ershyfassen
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Echtheit und Herkunft
Die Pruumlfung der Echtheit von Lebensmitteln dient nicht nur dem Schutz des Verbrauchers vor Taumlushyschung sondern ist auch bei der zunehmenden Globalisierung der Maumlrkte ein wichtiges Kriterium fuumlr die Produktsicherheit Bei frischem Obst Gemuumlse Honig Eiern Kaumlse Fleisch sowie Wein ist eine Kennzeichnung des Ursprunglandes bereits vershypflichtend Insbesondere sind auch engere geografishysche Angaben bei vielen Lebensmitteln ein wichshytiges Qualitaumltskriterium Analysen mit herkoumlmmshylichen Verfahren fuumlhren meist nicht zu sicheren Ausshy
sagen im Hinblick auf die Pruumlfung der Unver faumllscht heit oder der Herkunft da die Manishypulationen oft geschickt durchgefuumlhrt werden Dies aumlnderte sich mit dem Einsatz der Stabilisotopenanashylytik in der Lebensmitteluumlberwachung Im Bereich der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung ist das LGL bundesweit die einzige Untersuchungsstelle die uumlber alle Messverfahren der Stabilisotopenanalyshytik verfuumlgt in der Dienststelle Wuumlrzburg gibt es seit 1993 ein Labor fuumlr Kernresonanzspektrometrie und im Jahr 2000 wurde in der Dienststelle Oberschleiszligshyheim ein Labor fuumlr Isotopenmassenspektrometrie in Betrieb genommen
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Bei der Stabilisotopenanalytik wird der Anteil der nicht radioaktiven leichten und schweren Varianten der stabilen Isotope verschiedener chemischer Eleshymente in Inhaltsstoffen ermittelt Dieser Anteil auch Isotopenverhaumlltnis genannt ist charakteristisch fuumlr den Rohstoff die geografische Herkunft und andere Eigenschaften sodass Manipulationen wie ein Zushysatz von Wasser und Zucker zu Wein oder eine Vershyfaumllschung von natuumlrlichem Vanillearoma mit synthetishyschem Vanillin nachgewiesen werden koumlnnen Ebenshyso koumlnnen Angaben zur geografischen Herkunft zahlreicher Lebensmittel anhand von Vergleichsproshyben aus LGLshyeigenen nationalen und internationalen Datenbanken uumlberpruumlft werden Von 2005 bis 2009 hatte das Stabilisotopenlabor in Oberschleiszligheim die Moumlglichkeit am EUshyProjekt TRACE teilzunehmen Ziel des Projektes war es mit neuesten Methoden Systeme zu entwickeln um eine luumlckenlose Ruumlckvershyfolgbarkeit und Herkunftsbestimmung von Lebensshy und Futtermitteln zu gewaumlhrleisten Es wurden Hoshynig Getreide Olivenoumll Huumlhnershy Lammshy und Rindshyfleisch aus unterschiedlichen europaumlischen Regionen untersucht und die Daten zusammen mit den Proshyjektpartnern im Hinblick auf die Herkunftsbestimshymung ausgewertet Die gewonnnen Erkenntnisse werden nun bei der Uumlberpruumlfung der Einhaltung von Qualitaumltsvorschriften zum Verbraucherschutz angeshywendet In den letzten zehn Jahren konnten immer wieder zahlreiche Verfaumllschungen aufgedeckt wershyden wie zum Beispiel beim Weinskandal in Italien 2008 Um derartige Uumlberpruumlfungen intensiv fortfuumlhshyren zu koumlnnen wurden weitere Messsysteme am LGL installiert Hierzu zaumlhlt insbesondere die juumlngst etablierte 1HshyNMR Kernresonanzspektroskopie bei der mithilfe einer neuen Messtechnik in Weinproben
Wassershy und Alkoholsignale unterdruumlckt und so die Protonen (1H)shySpektren ohne besondere Probenvorshybereitung direkt bestimmt werden koumlnnen Dieses Verfahren wird derzeit zur Unterscheidung von Barshyrique und Edelholzchips behandelten Weinen geshynutzt kann aber kuumlnftig auch im Rahmen der Aushythentizitaumltspruumlfungen eingesetzt werden Die Erfahshyrungen der letzten zehn Jahre zeigen dass die Stabilshyisotopenanalyse am LGL nicht nur ein effizientes Verfahren in der Kontrolle von Lebensmitteln ist sonshydern auch eine abschreckende Wirkung gegen Etiketshytenschwindel und andere Verfaumllschungen hat
Auch wenn Lebensmitteluumlberwachungsbehoumlrden Verfaumllschung und Taumluschung uumlblicherweise als weshyniger schwerwiegend bewerten als potenzielle Geshysundheitsschaumldigung spiegelt sich dies oftmals nicht in der Wahrnehmung der Verbraucher wider Geringe Mengen des krebserregenden Farbstoffes Sudanrot in einigen Saucen beispielsweise haben weit weniger Empoumlrung von Verbrauchern und geshyringeres Medienecho hervorgerufen als bdquoKlebeshyfleischldquo oder bdquoAnalogkaumlseldquo Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit sind insgesamt sehr sensible Themen Der Verbraucher erwartet hier zu Recht eishynen Grad an Transparenz der ihm in anderen Bereishychen verzichtbar erscheint Dies ist nicht nur eine gesellschaftliche Erwartung an die Lebensmittelinshydustrie sondern ganz allgemein an alle maszliggeblishychen Akteure Hierzu zaumlhlen ohne Zweifel und sogar ganz besonders die staatlichen Uumlberwachungsbeshyhoumlrden Das LGL hat im zuruumlckliegenden Jahrzehnt daher TRANSPARENZ immer als uumlberaus bedeutsashymen Auftrag der Bevoumllkerung verstanden und sich entsprechend weiterentwickelt
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TRANSPARENZ
Transparenz 82
Transparenz
Seit der Gruumlndung des LGL sind die Informationsanshygebote von Presse Fernsehen und neuen Medien in Darstellungsbreite Aktualitaumlt und Zugaumlnglichkeit steshytig gestiegen Die uumlber die Jahre hin staumlndig wachshysende Zahl an Anfragen die unsere im Jahr 2002 gegruumlndete Pressestelle erreichen zeigt das zunehshymende Beduumlrfnis in der BevoumllkerungOumlffentlichkeit nach sicheren Quellen unabhaumlngiger und fundierter Information Waren es im Jahr 2006 noch 700 Presshyseshy und Buumlrgeranfragen so sind wir im Jahre 2011 bei uumlber 1000 Presseshy und knapp 900 Buumlrgeranfrashygen angelangt Hinzu kam 2003 der Aufbau des Inshyternetauftritts des LGL der sich bald einer wachsenshyden Nachfrage erfreute Von rund 38000 Seitenabshyrufen im Mai 2003 steigerte sich die Zahl der Intershynetbesucher nach einem groszligen Internetrelaunch im Jahre 2011 auf knapp 170000 im Januar 2012
Dieser zahlenmaumlszligig belegbare Vertrauensbeweis in die Oumlffentlichkeitsarbeit des Amtes beweist dass es uns gelungen ist eine kontinuierliche und fachlich fundierte Information sowohl der Fachshy als auch der allgemeinen Oumlffentlichkeit zu gewaumlhrleisten Basis der Arbeit ist das umfassende im LGL vorhandene Expertenwissen Dieses breite Fachwissen erleichtershyte gerade in Krisensituationen einen verantwortlichen medialen Umgang mit den jeweils aktuellen Themen
Und mediale Nachfragen erzeugende Situationen gab es in den zehn Jahren des Bestehens des LGL einige 2002 waren es Acrylamid enthaltende Leshybensmittel (z B Lebkuchen) 2003 das Auftreten der SARSshyErkrankung in Suumldostasien 2004 beshy
stimmten die Themen Gentechnik Pestizide und Salmonellen das mediale Interesse 2005 standen Imitatschinken bdquoGefluumlgelpestldquo und verdorbenes Wildfleisch im Fokus der medialen Berichterstatshytung 2006 war das Jahr der sogenannten bdquoGammelshyfleischskandaleldquo und 2007 standen die Themen Blauzungenkrankheit und Noroviren im medialen Foshykus Melamin und Borreliose durch Zecken waren 2008 wichtige Themen von oumlffentlichem Interesse Besondere Mediennachfragen loumlste 2009 das Aufshytreten der pandemischen Influenza (H1N1) aus im Jahr 2010 beschaumlftigte das Thema Dioxin in Futtershymitteln und Eiern die Oumlffentlichkeit 2011 dominiershyten pressemaumlszligig die EHECshyVorfaumllle in Norddeutschshyland waumlhrend 2012 die Schlieszligung der Groszligbaumlckerei bdquoMuumlllershyBrotldquo wegen Hygienemaumlngel die Aufmerkshysamkeit der medialen Oumlffentlichkeit auf sich zog
Die Transparenz die das LGL im Umgang mit der medialen Oumlffentlichkeit praktiziert gilt aber auch seit Inkrafttreten des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) fuumlr den Zugriff auf Untersuchungsdaten oder Kontrollergebnisse der Spezialeinheit die beim LGL vorhanden sind Bei einer Untersuchungszahl von circa 70000 Proben im Jahr verfuumlgt das LGL uumlber einen groszligen Datenschatz der vom VIG erfassten Produkte Kein Wunder also wenn gleich nach Inshykrafttreten des VIG das LGL mit mehreren sehr umfangreichen Antraumlgen auf Auskunft konfrontiert wurde Mittlerweile haben wir beispielsweise Ausshykuumlnfte erteilt uumlber Schinkenprodukte bdquoGammelkaumlshyseldquo Pestizidruumlckstaumlnde in Obst und Gemuumlse Acrylshyamid im Roumlstkaffee Phthalate (Weichmacher) in Kinderspielzeugen sowie zu Ruumlckstaumlnden von Pflanzenschutzmitteln im Wein
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Die schwierige Aufgabe zwischen den berechtigten Auskunftsinteressen einer interessierten Oumlffentlichshykeit und den moumlglicherweise ebenfalls berechtigten Verschwiegenheitsanspruumlchen Dritter wie Strafvershyfolgungsbehoumlrden oder Lebensmittelunternehmer in jedem Einzelfall nach rechtsstaatlichen Grundsaumltshyzen abzuwaumlgen begleitet das LGL seit seiner Gruumlnshydung Im zehnten Jahr seines Bestehens markiert das Inkrafttreten eines novellierten VIGs am 01092012 den vorerst letzten Meilenstein fuumlr
Der Weg von der Amtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
Das Jahr 2008 war fuumlr das LGL und die von ihm an den Tag gelegte Oumlffentlichkeitsarbeit ein besondeshyres Jahr Mit dem Inkrafttreten des Verbraucherinforshymationsgesetzes zum 01052008 wurden die beim LGL in all den Jahren gesammelten Erkenntnisse und Informationen die unter anderem aus der Untershy
suchung von Proben stammten und die bisher dem Grundsatz der Amtsverschwiegenheit unterlagen fuumlr die Oumlffentlichkeit nahezu voraussetzungslos zushygaumlnglich Bis dahin galt ndash mit einigen Ausnahmen der Umweltinformationsgesetze des Bundes und der Laumlnder sowie der Informationsfreiheitsgesetze des Bundes und einiger Laumlnder ndash der Grundsatz der beschraumlnkten Aktenoumlffentlichkeit des Aktengeheimshynisses und der Vertraulichkeit der Verwaltung
Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
Diese Vertraulichkeit von Verwaltungsakten wirdwurde auch mit dem Begriff des bdquoArkanshyPrinzipsldquo umschrieben letzteres geht zuruumlck auf die roumlmische bdquoRes Publicaldquo und auf Publius Cornelius Tacitus der von den bdquoarcana imperiildquo den Geheimnissen der Macht im Sinne eines spaumlteren Begriffs der Staatsshyraumlson sprach
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Da es bis zum Inkrafttreten der Informationsgesetze keinen allgemeinen Anspruch auf Auskunft oder Einsicht in Akten einer Behoumlrde gab setzte ein solshyches Begehren in der Regel eine konkrete normative Anspruchsgrundlage voraus die einige Verfahrensshy und Prozessrechte unter bestimmten eng gefassten Voraussetzungen der rechtlichen Betroffenheit geshywaumlhrten
Diese Betroffenheit gilt fuumlr den Geltungsbereich des VIG nicht mehr Hier setzte mit dem Gesetz ein Pashyradigmenwechsel ein An die Stelle des voraussetshyzungsvollen Akteneinsichtsrechts mit Beschraumlnkunshygen fuumlr verfahrensfremde Dritte tritt ein voraussetshyzungsloser JedermannshyInformationszugangsanshyspruch
Alle vom VIG betroffenen Daten Erkenntnisse und Informationen die beim LGL oder anderen LebensshymittelshyBehoumlrden in den Akten schlummern sind von jedermann erfragbar und damit einer unbegrenzten Oumlffentlichkeit (Stichwort Internet) zugaumlnglich
Letzteres auch deswegen weil das Gesetz keinerlei Regelungen daruumlber enthaumllt was derjenige dem die Auskunft ndash innerhalb der im Gesetz vorgeschriebeshynen Monatsfrist ndash zu erteilen ist mit diesen Informashytionen anstellt Damit haben wir in Deutschland insoshyfern bdquoglaumlserneldquo Aumlmter geschaffen bei denen risikoshy und fast kostenlos die einschlaumlgigen Datenschaumltze gehoben werden koumlnnen
Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
Die Ursachen fuumlr den Erlass eines speziellen Vershybraucherinformationsgesetzes liegen viele Jahre zushyruumlck Im Wesentlichen waren Erschuumltterungen der Oumlffentlichkeit durch sogenannte Lebensmittelskanshydale fuumlr den Erlass des Gesetzes ausschlaggebend Hatte sich doch in diesen Skandalen immer wieder gezeigt dass die Rolle des Staates hinsichtlich seishyner Befugnisse und Pflichten im Rahmen von Proshyduktinformation und gesundheitlichem Verbrauchershyschutz aumluszligerst zwiespaumlltig war Zum einen waren da Anspruumlche der Oumlffentlichkeit an die staatlichen Beshyhoumlrden zeitnah und umfassend uumlber die jeweiligen Skandale informiert zu werden Zum anderen herrschte gerade bei den Behoumlrden eine starke Vershyunsicherung uumlber das was staatliche Institutionen offenbaren duumlrfen und was nicht der Oumlffentlichkeit kundgetan werden darf Die fuumlr das staatliche Hanshydeln der Behoumlrden verantwortliche Politik befand sich in einem Dilemma das gekennzeichnet war von einem Auseinanderklaffen von Anspruumlchen und Ershywartungshaltungen der Gesellschaft gegenuumlber dem was Staat und Politik im Bezug auf Produktinshyformation und transparentem Handeln fuumlr den geshysundheitlichen Verbraucherschutz tatsaumlchlich leisten koumlnnen Insbesondere die Nennung von Namen der bdquoTaumlterldquo Hersteller und Produkte standen jedes Mal im Mittelpunkt der oumlffentlichen Auseinandersetzunshygen Die Verantwortlichen hatten dabei die Wahl zwischen bdquoSchweigenldquo und dafuumlr getadelt zu wershyden oder Auskunft zu erteilen und dafuumlr wegen Rechtsbruchs sich horrende Schadensersatzklagen einzuhandeln Letzteres deswegen weil von einer
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staatlichen Behoumlrde gezielte und personenshy bzw unshyternehmensbezogene Aumluszligerungen hinsichtlich beshystimmter Produkte die ndash nach Auffassung der Beshyhoumlrde ndash von einschlaumlgigen Vorschriften in unzulaumlssishyger Weise abweichen erhebliche negative teilweise sogar existenzgefaumlhrdende Folgen fuumlr den Betroffeshynen haben koumlnnen Damit stellt ein solches staatlishyches Informationshandeln fuumlr den Betroffenen einen Grundrechtseingriff (Berufsfreiheit Art 12 Absatz 1 GG und Eingriff in den eingerichteten und ausgeuumlbshyten Gewerbebetrieb Art 14 GG) dar der nur auf der Grundlage einer gesetzlichen Ermaumlchtigungsgrundlashyge gerechtfertigt werden kann
Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
Das VIG ist nun die Antwort des Gesetzgebers um einerseits den Anspruumlchen der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Information uumlber Lebensmittel unter Nennung von Namen Hersteller Firma etc nachzukommen ohne gleichzeitig die Rechte der von dieser Auskunft Betroffenen aus dem Auge zu verlieren Letztendlich muss das Gesetz einen bdquoAusshygleichldquo zwischen den Grundrechten der Verbraucher und der Betroffenen herbeifuumlhren Dazu stellt der Gesetzgeber im VIG den zustaumlndigen Behoumlrden ein umfangreiches bdquoArsenalldquo an rechtlichen bdquoInstrumenshytenldquo zur Verfuumlgung um diesen Ausgleich unter Wahshyrung der Rechte aller Beteiligter herzustellen
So sieht das VIG neben den das Auskunftsrecht beshygruumlndenden Tatbestaumlnden auch Ausschlussshy und Beshyschraumlnkungsgruumlnde sowie Verfahrensvorschriften
vor die alle dem Ziel dienen innerhalb moumlglichst kurshyzer Fristen (1 Monat bzw 2 Monate bei Anhoumlrung Betroffener) eine Entscheidung uumlber das Auskunftsshybegehren eines Buumlrgers herbeizufuumlhren Dabei hat der Gesetzgeber eine Reihe von Bestimmungen in das VIG aufgenommen die die Entscheidung der Behoumlrden zugunsten einer Auskunft an die Verbraushycherinnen und Verbraucher praumljudizieren Er wird dashyrin bestaumlrkt durch die Rechtssprechung die auch beim VIG denjenigen der die Behoumlrde um Auskunft angeht nicht nur als Interessierten in bdquoeigenerldquo Sashyche ansieht sondern ihn weil er die Anfrage stellt auch als Sachwalter der Oumlffentlichkeit bezeichnet
Weiterhin hat der Gesetzgeber bestimmt dass Ausshykuumlnfte die Tatbestaumlnde offenbaren bei denen Rechtsverstoumlszlige bzw unzulaumlssige Abweichungen vorliegen nicht unter Berufung auf Betriebsshy und Geshyschaumlftsgeheimnisse vor einer Herausgabe der entshysprechenden Information geschuumltzt sind sie koumlnnen kuumlnftig auch waumlhrend laufender Verfahren selbst bei Strafverfahren (unter gewissen Voraussetzungen) vor Abschluss dieser Verfahren herausgegeben wershyden Immer dann wenn die Behoumlrde zur Auffassung gelangt dass das Interesse der Oumlffentlichkeit an der Bekanntgabe der Information uumlberwiegt sind laufenshyde Verfahren kein Hindernis die vorhandenen Daten preiszugeben Um in solchen Faumlllen das Verfahren zu beschleunigen koumlnnen die staatlichen Stellen sogar von der Anhoumlrung des von der Auskunft Betroffenen absehen Sollte der Betroffene nach Bekanntgabe der Entscheidung der Behoumlrde die Auskunft zu erteishylen hiergegen Rechtsmittel einlegen so haben diese keine aufschiebende Wirkung
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Von der Auskunftsbehoumlrde LGL wird dabei innerhalb kuumlrzester Fristen eine ganze Reihe von Verfahrensshyhandlungen Erhebungen Dokumentationen rechtlishychen Abwaumlgungen und Auslegungen unbestimmter Rechtsbegriffe gefordert Letztendlich muss trotz aller Vorgaben des VIG die darauf beruhende Inforshymation inhaltlich richtig sein dem Gebot der Sachshylichkeit entsprechen und im Hinblick auf die Ziele des Gesetzes ndash Verbesserung der Markttransparenz Eindaumlmmung der Lebensshy und Futtermittelskandale Optimierung und Foumlrderung von Maumlrkten und Wettshybewerbsstrukturen Verbesserung des Schutzes vor gesundheitlichen oder sonst unsicheren Erzeugnisshysen und Produkten Verbesserung des Schutzes vor Taumluschung beim Verkehr mit Erzeugnissen und Proshydukten ndash geeignet erforderlich und angemessen sein
FazitDas LGL hat sich auf diese neuen Herausforderunshygen eingestellt und eine Fuumllle von zum Teil recht umshyfangreichen Anfragen beantwortet Wie bei jedem neuen Gesetz so wurden auch hier einige auf dieshysem Gesetz basierende Entscheidungen des LGL und die in diesen Entscheidungen vertretenen rechtshylichen Auffassungen des Amtes zum Gegenstand von gerichtlichen Klagen gemacht In allen bisher entschiedenen Rechtsstreitigkeiten ndash einige wurden von den Klaumlgern zuruumlckgenommen ndash wurden dabei die Bescheide des LGL fuumlr rechtmaumlszligig erachtet Dies spricht fuumlr einen verantwortungsvollen Vollzug des Gesetzes durch das LGLDamit rundet sich das Bild der transparenten Behoumlrde LGL ab Aktive Information der Buumlrgerinnen und Buumlrger uumlber das
Internet portal fundierte fachliche Information uumlber Presse Rundfunk und Fernsehen sowie individuelle Auskuumlnfte an die Verbraucher uumlber alle beim LGL vorhandenen Daten zu Lebensshy und Futtermitteln Bedarfsgegenstaumlnden Kosmetika Wein und Vershybraucherprodukte wie zum Beispiel Haushaltsgeraumlte
Transparenz ist aber weit mehr als nur die Umsetshyzung eines Auskunftsanspruches Das Ziel zu verfolshygen eigenes Handeln so transparent wie moumlglich zu machen ist immer gleichzusetzen mit dem Selbstanshyspruch als gesellschaftlicher Akteur wahrgenommen zu werden und auf der Basis von gegenseitigem Vershytrauen in gesellschaftliche Meinungsbildungsprozesshyse einbezogen zu werden Fuumlr eine wissenschaftliche Landesbehoumlrde bedeutet dies dass ein moumlglichst weit gefaumlchertes Netzwerk in viele sehr unterschiedlishyche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hineinrashygen muss Zunaumlchst wird man verschiedenste Behoumlrshyden auf allen Verwaltungsebenen von kommunal bis europaumlisch fuumlr das natuumlrliche Habitat des LGL halten In der vergangenen Dekade haben wir uns aber nachshydruumlcklich darum bemuumlht gleichermaszligen als Akteur in der allgemeinen medialen Oumlffentlichkeit in Fachoumlfshyfentlichkeiten oder in der bdquoscientific communityldquo an Bedeutung zu gewinnen wie auch eine Vernetzung mit wichtigen gesellschaftlichen Kraumlften zu intensivieshyren mit denen uns verbindet dass wir alle ein Stuumlck Verantwortung fuumlr die oumlffentliche Gesundheit tragen Diesen Prozess der gesellschaftlichen VERNETZUNG verstehen wir als conditio sine qua non
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VERNETZUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
Vernetzung 90
Vernetzung
Gesundheit ndash gesundheitliche Vorsorge gesundheitshyliche Versorgung und Wiederherstellung Schaffung von gesundheitsfoumlrderlichen Lebenswelten ndash kann in modernen hochkomplexen Gesellschaften nicht mehr von einzelnen Akteuren alleine ins Werk geshysetzt werden Zudem umfassen Maszlignahmen der oumlfshyfentlichen Gesundheitspflege in einem aufgeklaumlrten Verstaumlndnis praktische und wissenschaftsorientierte Aspekte Beide Aspekte beziehen sich in einem sysshytemischen Zusammenhang aufeinander sind miteinshyander vernetzt und bieten Chancen fuumlr vielfaumlltige Syshynergien Der Anspruch bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo ist nur durch die partnerschaftliche Umsetzung von Maszligshynahmen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebeshynen und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereishychen einzuloumlsen
Gesundheit wird dabei nicht nur in den spezialisiershyten medizinischen Versorgungsstrukturen wiedershyhergestellt und gefoumlrdert sondern ganz entscheishydend auch in verschiedensten Lebenswelten in deshynen Menschen arbeiten leben und lieben (Ottawa Charta 1986) in Familien und Stadtvierteln in Schushylen und am Arbeitsplatz in unserer natuumlrlichen und sozial geschaffenen Umwelt Dieser Anspruch das Thema bdquoGesundheitldquo in alle Politikbereiche zu trashygen und eine Beruumlcksichtigung der gesundheitlichen Folgen bei den verschiedensten Entscheidungen auch auszligerhalb des Gesundheitswesens im engeren Sinn zu bewirken ist zu balancieren mit den Freiheishyten unserer demokratischen Grundordnung
Vor diesem Hintergrund hat das LGL fruumlhzeitig auf den Dialog und die Kooperation mit verschiedensten Partnern gesetzt mit Universitaumlten und wissenshyschaftlichen Fachgesellschaften mit Berufsverbaumlnshyden und Heilberufekammern mit anderen organishysierten Vertretern der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Vertretern aus Staumldten und Gemeinshyden und nicht zuletzt mit den Buumlrgern und Patienten selbst Ein wichtiges Instrument fuumlr die Umsetzung dieses partizipatorischen Ansatzes welcher auf die Kompetenz und Kooperation der gesellschaftlichen Akteure und das buumlrgerschaftliche Engagement von Einzelnen und Gruppen setzt sind die Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaften mit ihren geschaumlftsshyfuumlhrenden Stellen am LGL Derzeit etabliert sind die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) sowie die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) Im Aufbau befindet sich in Umsetzung eines Landtagsbeschlusses die Bayerishysche Plattform Versorgungsforschung mit Aufgaben im Bereich der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungsqualitaumlt in Bayern
LAGIIm Jahr 2006 wurde erstmals am LGL eine Landesshyarbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen die Bayerishysche Landesarbeitsgemeinschaft Impfen LAGI Vorshyausgegangen war die ndash im Bayerischen Impfkonzept 2005 formulierte und konsentierte ndash zentrale Aussashyge dass Impfpraumlvention eine gesamtgesellschaftlishyche Aufgabe ist und nur durch enge partnerschaftlishyche Zusammenarbeit aller Akteure mit Bezug zum
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Impfwesen erreicht werden kann Von ebenfalls zenshytraler Bedeutung fuumlr die Akzeptanz bei den Buumlrgerinshynen und Buumlrgern ist dabei ein Maximum an Glaubwuumlrshydigkeit und Transparenz was nur durch die Einbindung und Beachtung wissenschaftlicher Expertise und glaubhafter wirtschaftlicher Unabhaumlngigkeit moumlglich ist Mitglieder der LAGI sind Vertreter von Aumlrztevershybaumlnden (Hausaumlrzte Kinderaumlrzte Betriebsaumlrzte Reiseshymediziner Frauenaumlrzte Internisten) Koumlrperschaften (Aumlrztekammer Kassenaumlrztliche Vereinigung Bayern Apothekerkammer) Vertreterinnen des Hebammenshyverbandes des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes der Krankenkassen alle STIKOshyMitglieder aus Bayern sowie Vertreter der Wissenschaft Die Geschaumlftsfuumlhshyrung wird vom LGL wahrgenommen
Eine der ersten Aufgaben der sich die LAGI widmeshyte war die Entwicklung eines bayerischen Masernshyaktionsplans um so gemeinsam dem WHOshyAuftrag die komplikationsreiche Masernerkrankung zu elimishynieren in Bayern naumlher zu kommen Dafuumlr wurde beispielsweise ein Impferinnerungssystem bei Schulanfaumlngern durch Gesundheitsaumlmter in Zusamshymenarbeit mit den niedergelassenen Kindershy und Hausaumlrzten etabliert Auch die Surveillance von impfpraumlventablen Erkrankungen und Impfungen wurshyde verbessert So wurde erstmalig eine flaumlchendeshyckende Erfassung des Impfstatus von Sechstklaumlssshylern vorgenommen und seither jaumlhrlich wiederholt Der Aufbau des bdquoBayerischen Influenza Sentinelsldquo als Kooperation von ausgewaumlhlten niedergelassenen Praxen und dem LGL was erstmals laborgestuumltzt und zeitnah repraumlsentative Aussagen zu in Bayern kursierenden InfluenzashyErregern erlaubt ist eine weitere erfolgreiche Innovation
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Ein weiterer Schwerpunkt ist die intensivierte geshymeinsam getragene Oumlffentlichkeitsarbeit mit abgeshystimmten Broschuumlren Flyern zu aktuellen Impffrageshystellungen Veroumlffentlichungen in Zeitungen und Fachmedien sowie der Etablierung von Bayerischen Impfwochen Dies hat zu hoher Medienresonanz und einer erwuumlnschten positiven Sensibilisierung der Bevoumllkerung gefuumlhrt Zudem versteht sich die LAGI als Expertengremium in Bayern das sich bei konkreten Sachverhalten wie etwa bei der Influenzashypandemie wissenschaftlich austauscht und gemeinshysame Stellungnahmen erarbeitet
Die bisherigen Sitzungen und durchgefuumlhrten LAGIshyAktionen zeigen durch die rege Teilnahme die intenshysiven Diskussionen und die gemeinsam getragenen Veroumlffentlichungen eine hohe innere Akzeptanz Die zunehmenden Anfragen aus der Bevoumllkerung nach Informationsmaterialien sowie die Bitten um Ausshykuumlnfte bei Impffragestellungen spiegeln die wachshysende oumlffentliche Wahrnehmung der LAGI wider Somit besteht berechtigte Hoffnung dass die dershyzeitigen Impfdefizite in der bayerischen Bevoumllkerung durch die gemeinsamen Anstrengungen aller Akteushyre in der LAGI verringert werden koumlnnen und damit auch das Ziel der WHO die Masern in Europa und weltweit zu eliminieren mittelfristig erreichbar ist
LARE
Die 79 Konferenz der Gesundheitsminister der Laumlnshyder (GMK) hat im Jahr 2006 als eine der Antworten auf die draumlngende Herausforderung von Antibiotikashyresistenzen und nosokomialen Infektionen die bdquoEtabshylierung regionaler in der Summe flaumlchendeckender Netzwerke der beteiligten Akteure koordiniert durch den OumlGDldquo empfohlen Die Netzwerkbildung soll die Umsetzung vorhandener Richtlinien zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen insbesondere mit multiresistenten Erregern verbessern Regionale Netzwerke sollen den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den versorgenden Einrichtungen foumlrdern sodass auf diesem Weg das Uumlberleitungsmanagement vereinfacht und die Hygienekonzepte aufeinander abgestimmt werden koumlnnen
Im Dezember 2008 wurde daraufhin die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) gegruumlndet und ein erstes Konsensusstateshyment veroumlffentlicht Es ist das erklaumlrte Ziel dieses Netzwerkes das Vorkommen von MRSA und andeshyren multiresistenten Erregern in den Einrichtungen des Gesundheitswesens in Bayern zu verringern um so teils schwerwiegende mitunter toumldlich verlaufenshyde Erkrankungen zu verhindern (bdquodas Vermeidbare vermeidenldquo)
Derzeit 31 Mitglieder aus allen Bereichen der Geshysundheitsversorgung (Verbaumlnde Krankenkassen Klishyniken Universitaumlten ambulante und stationaumlre Pfleshyge niedergelassene Aumlrzte und andere) treffen sich zweimal jaumlhrlich und veranstalten jeweils im Dezemshy
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ber ein Symposium mit verschiedenen Schwershypunktthemen (2009 Multiresistente Erreger und Hyshygienemaszlignahmen 2010 Antibiotikamanagement und Qualitaumltssicherung sowie Hygiene 2011 Surshyveillance nosokomialer Infektionen sowie Netzshywerkaktivitaumlten in Bayern und Deutschland in Bezug auf MRSA und andere multiresistente Erreger)
Auf regionaler Ebene wurden Auftaktveranstaltunshygen zur Gruumlndung von regionalen Netzwerken unter der Leitung der Gesundheitsaumlmter in allen 76 Landshykreisen (Stand November 2011) durchgefuumlhrt In 29 Landkreisen haben sich diese Netzwerke bereits wiederholt getroffen und Informationen ausgeshytauscht Es wurden Probleme thematisiert und Initiashytiven zur Reduktion der Weiterverbreitung resistenshyter Erreger gestartet
Auszligerdem wurden innerhalb der LARE sieben Arshybeitsgruppen (AGs) gegruumlndet die sich mit verschieshydenen Aspekten des Problems der resistenten Erreshyger beschaumlftigen
bull Die AG Krankentransport hat es sich zum Ziel geshysetzt bayernweit einheitliche Empfehlungen zum Umgang mit multiresistenten Erregern (MRE) fuumlr Krankentransporte zu erarbeiten
bull In der AG Informationsweitergabe wurde die Uumlbershywindung der Schnittstellenproblematik als Ziel defishyniert Es soll sichergestellt werden dass bei der Verlegung eines Patienten der mit multiresistenten Erregern besiedelt oder infiziert ist diese Informatishyon an die entsprechenden Stellen also Krankenshytransportdienst Pflegeheim weiterbehandelnder Arzt und andere zuverlaumlssig weitergegeben wird
bull Die AG Standardisierte Fachinformationen zum Pashytientenmanagement bemuumlht sich um eine Vereinshyheitlichung der Information in Bezug auf den Umshygang mit multiresistenten Erregern in medizinishyschen Einrichtungen
bull Die Vereinheitlichung der Screeningshy und Sanieshyrungskonzepte im stationaumlren und ambulanten Beshyreich ist das zentrale Anliegen der AG Screening und Sanierung
bull Das Ziel der AG Rehabilitationseinrichtungen ist es eine Empfehlung zum Umgang mit MRSA und anshyderen MRE in den Rehabilitationseinrichtungen fuumlr die es derzeit keine Richtlinien des Robert Koch Institut gibt zu verfassen
bull Die AG Arbeitschutz und MRE hat bdquofrequently asked questionsldquo (FAQs) zum Thema MRSA und Arbeitsschutz zusammengestellt
bull Die juumlngste Arbeitsgruppe der LARE die AG Antishybiotic Stewardship wird sich um die Etablierung von Antibiotic StewardshipshyProgrammen in Bayern kuumlmmern die sich mit dem rationalen Einsatz von Antibiotika befassen
Im Rahmen der LAREshyAktivitaumlten wurde eine Homeshypage erstellt die seit Oktober 2009 auf den Seiten des bayerischen Landesamts fuumlr Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit zu finden ist (wwwlglbayerndegesundheitinfektionsschutzantibiotikaresistenshyzenlareindexhtm) Auf dieser Homepage stehen neben Informationen zur LARE und allgemeinem Hintergrundwissen auch die verschiedenen spezifishyschen Dokumente und Arbeitsergebnisse der Arshybeitsgruppen zur Verfuumlgung
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LAHOK
Die Gefahr der absichtlichen Freisetzung von lebensshybedrohlichen teilweise hochkontagioumlsen Infektionsshyerregern durch einen bioterroristischen Anschlag wie auch die Einschleppung und Ausbreitung durch den internationalen Warenshy und Reiseverkehr konshyfrontiert Mediziner mit Krankheiten die in Deutschshyland nicht oder nicht mehr heimisch sind und stellt auch den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayern vor Herausforderungen Neben Bacillus anthracis Yersinia pestis Francisella tularensis und Orthopoxshyviren ist dabei aus reisemedizinischer Sicht auch an Rickettsia spp dimorphe Hyphomyceten Coronavishyren (SARS) Arenaviren Bunyaviren Hantaviren Naishyroviren Phleboviren Flavishy und Filoviren und andere mehr zu denken Die moumlglichen Szenarien reichen von infizierten Einzelpersonen bis hin zu seuchenhafshyten Ausbruumlchen epidemischen Ausmaszliges
Vor diesem Hintergrund konstituierte sich mit Untershystuumltzung durch das damalige StMUGV am 27 Noshyvember 2008 die Bayerische Landesarbeitsgemeinshyschaft zu hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten (LAHOK) als Kompetenznetzwerk in dem die in Bayern vorhandene Expertise zur Praumlvention Erkenshynung Bekaumlmpfung und Erforschung von lebensbeshydrohlichen hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten unter der Koordination des LGL gebuumlndelt ist
LAHOKshyMitglieder sind unter anderem die beiden bayerischen Behandlungszentren fuumlr hochkontagioumlse Infektionskrankheiten im Krankenhaus MuumlnchenshySchwabing und an der Missionsaumlrztlichen Klinik Wuumlrzburg alle bayerischen Lehrstuumlhle fuumlr Bakterioshy
logie beziehungsweise Virologie das Konsiliarlabor fuumlr Pest das Tropeninstitut und das Institut fuumlr Rechtsmedizin der LMU Muumlnchen das Institut fuumlr Mikrobiologie der Bundeswehr in Muumlnchen Vertreshyter des OumlGD und der Rettungsdienste an den beiden Standorten der Behandlungszentren beziehungsweishyse an bayerischen Flughaumlfen mit signifikantem intershynationalen Reiseverkehr der Flughafenmedizinische Dienst des Flughafens Muumlnchen die Bayerische Landesaumlrztekammer ein Vertreter der Staumlndigen Arshybeitsgemeinschaft der Kompetenzshy und Behandshylungszentren (StAKoB) und die Sachgebiete GE1 2 und 4 des LGL
Neben der konzeptionellen Arbeit und der Pflege eishynes Labornetzwerkes werden von der LAHOK regelshymaumlszligig Fortbildungsveranstaltungen fuumlr den OumlGD und andere Berufsgruppen mit Aufgaben aus dem Bereich hochkontagioumlser Infektionskrankheiten durchgefuumlhrt Die Task Force Infektiologie des LGL kann zudem auf die medizinischshyklinische Expertise der akademischen LAHOKshyInstitutionen als bdquoHintershygrunddienstldquo zuruumlckgreifen Sie ist selbst 24 Stunshyden am Tag und sieben Tage die Woche fuumlr den OumlGD in Bayern erreichbar
Die Plattform Versorgungsforschung Der demografische Wandel die steigende Lebensshyerwartung medizinische Innovationen und die Vershyaumlnderungen im Krankheitsspektrum in der Bevoumllkeshyrung stellen groszlige Herausforderungen fuumlr das Geshysundheitssystem in Bayern dar Der Bedarf an Leisshytungen in der Gesundheitsversorgung nimmt aufgrund dieser Entwicklungen kontinuierlich zu
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Es gilt die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und die Kooperation uumlber sektoshyrale Grenzen der Versorgung hinweg zu intensivieren
Der Bayerische Landtag hat 2011 uumlber die Situation beraten und beschlossen die bdquoVersorgungsforshyschung im Freistaat Bayern weiterzuentwickelnldquo Die Staatsregierung wurde aufgefordert eine Inforshymationsplattform uumlber die Maszlignahmen der Versorshygungsforschung im Gesundheitswesen des Freishystaats Bayern zu errichten Nach diesem Beschluss sollen bdquoaufbauend auf die erfolgreiche Gesundheitsshyberichterstattung (GBE) des Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit folgende Schritte unternommen werden
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Beim Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit wird im Rahmen der GBE eine Datenbank zur Versorgungsforschung im Freistaat Bayern aufshygebaut
Im Rahmen eines geeigneten Fachgremiums wershyden die Kompetenzen der Wissenschaft und weiteshyrer Beteiligter im Gesundheitswesen etwa in Form einer Landesarbeitsgemeinschaft ndash vergleichbar der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen ndash einbezogen und vernetztldquo (Beschluss des Bayerischen Landshytags vom 17 Maumlrz 2011 Drucksache 168005)
Zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde ein neues Sachgebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonoshymie Gesundheitssystemanalyseldquo beim Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im August 2011 konstituiert Von diesem Sachgebiet werden die Fachkonzepte fuumlr die geplante Landesarshybeitsgemeinschaft zur Gesundheitsversorgungsforshyschung und die neue Internetplattform Versorgungsforshyschung erstellt und umgesetzt Diese Aktivitaumlten sind ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Gesundheitsshystrategie die in der Regierungserklaumlrung bdquoGesundshyheitsland Bayern ndash neue Strategien fuumlr eine menschlishyche Medizinldquo des Gesundheitsministers am 20 Oktoshyber 2011 im Bayerischen Landtag vorgestellt wurde
Die erfolgreiche Ausgestaltung der dargestellten Lanshydesarbeitsgemeinschaften sind Lohn und Verpflichshytung fuumlr die kooperierenden gesellschaftlichen Partshyner wie auch fuumlr die damit betrauten Mitarbeiter des LGL zugleich Das LGL dankt allen Beteiligten fuumlr die kooperative durchaus auch kritische und dabei imshymer konstruktive Zusammenarbeit in diesen Foren
Eine andere und zugleich besondere Form der Vershynetzung besteht in der Funktion des LGL als Fachbeshyhoumlrde fuumlr Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit auf der einen Seite und als Arbeitgeber fuumlr uumlber 1000 Beshyschaumlftigte auf der anderen Seite Betriebliches Geshysundheitsmanagement muss nicht nur in das ArbeitsshyschutzmanagementsystemshyKonzept OHRIS das fuumlr unsere bdquoKundenldquo die bayerischen Betriebe erstellt wurde integriert werden das LGL ist hier auch sein eigener Kunde und steht in der Pflicht die nach aushyszligen gerichteten Empfehlungen fuumlr betriebliches Geshysundheitsmanagement auch nach innen umzusetzen
Betriebliches Gesundheitsschutz-management (BGM)
Wirtschaftlicher technologischer demografischer Wandel Unsere Lebensshy und Arbeitswelten befinshyden sich in mehrfacher Hinsicht im Umbruch Die zushynehmende Geschwindigkeit des wirtschaftlichen und technologischen Wandels mit seinen Verschieshybungen hin zu Wissensshy und Dienstleistungsaufgashyben laumlsst sich vor allem durch Merkmale wie Arshybeitsverdichtung und Flexibilisierung kennzeichnen Infolgedessen nehmen die psychischen Anforderunshygen im Beruf deutlich zu Wie kann die psychische und auch koumlrperliche Gesundheit der Beschaumlftigten unter diesen Umstaumlnden erhalten und verbessert werden Dies ist umso wichtiger angesichts des deshymografischen Wandels Wie kann verhindert wershyden dass immer mehr Beschaumlftigte vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden wo doch das geshysetzliche Rentenalter sukzessive auf 67 Jahre hershyaufgesetzt wird und die Fehlzeitenentwicklung posishytiv beeinflusst werden kann
Immer mehr Unternehmen und Organisationen stelshylen sich dieser Herausforderung indem sie Konzepte des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Gesundheitsfoumlrderung implementieren womit bdquoalle gemeinsamen Maszlignahmen von Arbeitgebern Arbeitnehmern und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatzldquo (Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundshyheitsfoumlrderung in der Europaumlischen Union) gemeint sind In Ergaumlnzung und Unterstuumltzung des klassishyschen Arbeitsshy und Gesundheitsschutzes werden dabei in systematischer Form alle gesundheitsbezoshy
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genen Aktivitaumlten einer Organisation vernetzt und zielgerichtet in einem kontinuierlichen Verbesseshyrungsprozess weiter entwickelt
Gesundheitsmanagement nach Innen
Das LGL als Landesgesundheitsbehoumlrde auch zushystaumlndig fuumlr den Bereich Arbeitsmedizin ist an dieser Stelle besonders gefordert 2010 hat das LGL damit begonnen ein Betriebliches Gesundheitsschutzmashynagement (BGM) fuumlr die eigenen Beschaumlftigten einshyzurichten
Im Mittelpunkt steht das eigenverantwortliche geshysundheitsfoumlrderliche Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Foumlrderung gesundheitsshygerechter Arbeitsverhaumlltnisse einschlieszliglich einer gesundheitsorientierten Organisation Fuumlhrungskulshytur und die Beteiligung der Beschaumlftigten Der Geshysundheitsgedanke soll im Leitbild des LGL verankert und im Arbeitsalltag gelebt werden
Um Problemfelder und Handlungsbedarf fuumlr gesundshyheitsshy und leistungsfoumlrderliche Veraumlnderungen zu ershymitteln und geeignete Maszlignahmen ableiten zu koumlnshynen wurde von Mitte Mai bis Mitte Juni 2011 eine anonyme schriftliche Befragung aller Beschaumlftigten durchgefuumlhrt
Es wurde ein speziell fuumlr das LGL entwickelter Frashygebogen eingesetzt der die Themenbereiche koumlrshyperliche Beschwerden psychische Belastungen und Beanspruchungen Arbeitsorganisation Verantworshytungsbereich Fuumlhrungsverhalten Entwicklungsmoumlgshylichkeiten sowie Wuumlnsche zu gesundheitsfoumlrderlishychen Aktivitaumlten wie etwa Aktivpausen oder Yoga und zu Vorsorgeuntersuchungen beinhaltete Die Auswertung und Ergebnispraumlsentation erfolgte uumlber ein externes Institut
Nun werden geeignete Strukturen entwickelt um passende Maszlignahmen aus den Ergebnissen abzuleishy
ten umzusetzen und spaumlter zu evaluieren und um das BGM als einen mitarbeitergetragenen Prozess im LGL fest zu verankern
Gesundheitsmanagement nach Auszligen
Eine nach auszligen gerichtete Aktivitaumlt des LGL in dieshysem Bereich ist mit dem GesundheitsmanagementshysystemshyKonzept GABEGS verknuumlpft
Das Bayerische Staatsministerium fuumlr Arbeit und Soshyzialordnung Familie und Frauen (StMAS) hat in der Vergangenheit den Handlungsleitfaden bdquoGanzheitlishyches Betriebliches Gesundheitsmanagementsystem (GABEGS)ldquo entwickelt der Unternehmen in Bayern dabei unterstuumltzen soll die Gesundheit ihrer Beshyschaumlftigten nachhaltig zu schuumltzen Damit GABEGS problemlos in vorhandene Managementsysteme fuumlr Qualitaumlt fuumlr Umwelt und fuumlr den Arbeitsschutz inteshygriert werden kann wurde das LGL 2010 beauftragt GABEGS mit den Anforderungen eines Manageshymentsystems kompatibel zu machen
Dazu wurden in einem ersten Schritt die Voraussetshyzungen Anforderungen und gewuumlnschten Resultate von GABEGS abgeleitet die die Abbildung auf Seite 100 im Uumlberblick zeigt Veraumlnderungen in der Arshybeitswelt und der demografische Wandel stellen Unshyternehmen vor neue Herausforderungen Gesunde leistungsbereite und motivierte Mitarbeiter sind die zentrale Voraussetzung fuumlr den Unternehmensershyfolg und dazu kann wesentlich ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement beitragen
Wie Untersuchungen zeigen sind die Verantworshytung der Unternehmensleitung Mitarbeiterbeteilishygung transparente Ablaumlufe und ein kontinuierlicher Prozess der Evaluation und Verbesserung zentrale Erfolgsbedingungen fuumlr ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement Die Abbildung auf Seite 101 zeigt den ManagementshyZyklus und alle Systemshyelemente von GABEGS Alle Elemente wurden in einem Systemhandbuch definiert und beschrieben und es wurden die Anforderungen an die betriebshylichen Akteure zur Umsetzung vor Ort erlaumlutert
Besonderer Wert wurde darauf gelegt in das System element bdquoPlanung und Umsetzungldquo aktuelle Themen wie bdquodemografische Entwicklungldquo bdquoaltersshy und alternsgerechte Arbeitsbedingungenldquo bdquopsychishysche Belastungenldquo bdquogesundheitsfoumlrderliches Fuumlhshyrungsverhaltenldquo und bdquoWorkshyLifeshyBalanceldquo als eigenshystaumlndige Subelemente zu integrieren und damit deshyren Bedeutung herauszustellen
Einen hohen Stellenwert nehmen im GABEGSshySysshytem die verschiedenen Formen der MitarbeitershyPartishyzipation ein Eine zentrale Rolle bei der Erfassung gesundheitlicher Aspekte im Unternehmen stellt die Mitarbeiterbefragung dar Die Beschaumlftigten erhalten dadurch Gelegenheit uumlber ihre Belastungen Resshysourcen und Beschwerden ausfuumlhrlich Auskunft zu geben Auch die Etablierung eines betrieblichen Vorshyschlagswesens ist eine geeignete Maszlignahme das kreative Potenzial der eigenen Mitarbeiter zu nutzen um ihr Arbeitsumfeld zu optimieren
Mithilfe des neu gestalteten GABEGSshySystems ist es fuumlr bayerische Betriebe moumlglich das eigene beshytriebliche Gesundheitsmanagementsystem evaluieshyren zu lassen bis hin zur Anerkennung per Zertifikat durch das zustaumlndige Gewerbeaufsichtsamt
Eine moumlglichst weite Verbreitung betrieblicher Geshysundheitsmanagementsysteme gliedert sich nahtlos in das Primaumlrziel des LGL ein Rahmenbedingungen fuumlr eine gesunde Zukunft zu schaffen Wenn es um die Formulierung von Zielen fuumlr die ZUKUNFT des LGL selber geht lohnt auch ein Blick auf die Verganshygenheit und die Entwicklung die das LGL seither geshynommen hat
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VERGANGENHEIT amp ZUKUNFT
Vergangenheit amp Zukunft 104
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Vergangenheit amp Zukunft
Moderne Gesellschaften benoumltigen zum Schutz der Gesundheit ihrer Bevoumllkerungen zunehmend speziashylisierte Prozesse und Funktionen Die wachsende gesellschaftliche Komplexitaumlt der wissenschaftlichshytechnische Fortschritt und vielfaumlltige Austauschshy und Kommunikationsprozesse zwischen staatlichen Stelshylen und gesellschaftlichen Partnern stellen die entshysprechenden Funktionstraumlger vor neue Herausfordeshyrungen Dies beinhaltet auch Herausforderungen an staatliches Handeln in Krisenlagen
Das LGL stellt in seiner Struktur eine in Deutschland auf Landesebene einzigartige Buumlndelung von Kapazishytaumlten und Kompetenzen im Bereich der Lebensmitshytelsicherheit und des Verbraucherschutzes und zum Schutz und zur Foumlrderung der Gesundheit von Mensch und Tier dar Zehn Jahre LGL sind Anlass fuumlr eine Ruumlckschau und einen Blick in die Zukunft
Schutz und Foumlrderung der oumlffentli-chen Gesundheit im Wandel der Zeit
Der Ansatz einer wissenschaftsbasierten rationalen Gesundheitssicherung auf Ebene der Bevoumllkerung hat in der Vergangenheit groszlige Erfolge mit sich geshybracht So zeigen langfristige statistische Zeitreihen der letzten 300 Jahre weltweit einen stetigen Zushywachs der Lebenserwartung Beispiele wie die Ausshyrottung der Pocken die weitgehende Verdraumlngung der Poliomyelitis und der starke Ruumlckgang der Tubershykulose illustrieren im Bereich des Infektionsschutzes diese Erfolge Dabei waren ndash um das Beispiel der Tushy
berkulose aufzugreifen ndash groszlige Erfolge aus Sicht der Bevoumllkerungsmedizin bereits erreicht bevor 1944 Streptomycin und 1954 Isoniazid und Paraaminosalishycylsaumlure als wirksame Therapeutika verfuumlgbar wurshyden Diese haben dann noch einmal mehr zum Ershyfolg im Kampf gegen diese bedruumlckende Infektionsshykrankheit beigetragen
Bei den Bemuumlhungen um die oumlffentliche Gesundheit (bdquoPublic Healthldquo) lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden Waumlhrend in den Jahrhunderten bis zur Aufklaumlrung die Maszlignahmen zum Schutz von bdquoWasser Boden und Luftldquo im Wesentlichen in Quashyrantaumlne und Isolationsmaszlignahmen sowie in kommushynalen Verordnungen standen begann mit der Aufklaumlshyrung eine modernen Anspruumlchen entsprechende bdquoHygienephaseldquo Diese erreichte in Muumlnchen unter Max von Pettenkofer mit seinem weltweit ersten HygieneshyInstitut einen ersten Houmlhepunkt und wiedeshyrum weltweit ausstrahlenden Kristallisationskern Im Deutschen Kaiserreich schloss sich daran eine Phashyse der Organisation der Sozialversicherungssysteme mit groszligen positiven Einfluumlssen auf die Bevoumllkeshyrungsgesundheit an die Organisation von Krankenshyversicherung Unfallversicherung und Arbeitslosenshyversicherung auch als BismarckshySystem der Sozialshyversicherung bezeichnet Diese wurde in der zweishyten Haumllfte des 20 Jahrhunderts noch durch die Pflegeversicherung ergaumlnzt
Im Zuge der groszligen Fortschritte im Bereich der klinishyschen Medizin und der individuellen Therapien entshywickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg eine indishyvidualistischshytherapeutische Phase von Public HealthOumlffentliche Gesundheitspflege Kennzeichen
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dieser Phase sind Reihenuntersuchungen wie die RoumlngtenshyReihenuntersuchung bei der Tuberkulose sowie bevoumllkerungsweite Impfprogramme welche zu den genannten Erfolgen bei Pocken Poliomyelitis und Tuberkulose sowie bei einer Reihe anderer Inshyfektionskrankheiten gefuumlhrt haben
Gegen Ende des 20 Jahrhunderts wurde diese Phashyse von einer systemischen Phase abgeloumlst Dahinter steht die Einsicht dass Gesundheit nicht nur in der Verantwortung des Einzelnen liegt und durch den Zugang einzelner Personen zu individuellen Gesundshyheitsleistungen umfassend geschaffen wird sonshydern vielmehr das Ergebnis von systemischen Bezieshyhungen und Zusammenhaumlngen ist
Regulierungen im Bereich der umweltmedizinischen Vorsorge im Bereich der Versorgung mit sicherem und gesundem Trinkwasser und sicheren und gesunshyden Nahrungsmitteln in der Verkehrssicherheit und im Freizeitbereich liegen auszligerhalb des Einflussbeshyreichs einzelner Personen und oftmals im Zustaumlndigshykeitsbereich staatlichen Handelns Hinzu kommt dass Gesundheit auch stark von Wirtschaftssektoren auszligerhalb des Gesundheitsbereichs beeinflusst wird Ein Beispiel hierfuumlr ist die Einfuumlhrung der Gurtpflicht im Individualverkehr welche fuumlr die Automobilinshydustrie nur geringe Mehrkosten verursacht in ihren gesundheitlichen Auswirkungen jedoch groszlige posishytive Folgen hat Weitere Beispiele betreffen die beshyrufsgenossenschaftlichen Sicherungspflichten am Arbeitsplatz oder auch die Nichtraucherschutzshy Gesetzgebung sowie die vielfaumlltigen gesetzlichen Regelungen im Bereich der Produktsicherheit der Lebensmittelsicherheit und der Tiergesundheit
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Gruumlndungsvater Pettenkofer
Die ersten Anfaumlnge staatlicher Fachbehoumlrden auf dem Gebiet des Gesundheitsshy und Verbraucherschutshyzes in Bayern reichen in die zweite Haumllfte des 19 Jahrhunderts zuruumlck Durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 27 Januar 1884ldquo wurden zuerst die bdquoBayerishyschen Untersuchungsanstalten fuumlr Nahrungsshy und Geshynussmittelldquo errichtet Es war der bereits erwaumlhnte Max von Pettenkofer der den Auftrag zur Umsetzung dieser Verordnung erhielt Pettenkofer der urspruumlngshylich Pharmazie Naturwissenschaften und Medizin studiert hatte war an der LudwigshyMaximiliansshyUnishyversitaumlt Muumlnchen 1847 zunaumlchst zum Professor fuumlr medizinische Chemie ernannt worden und hatte dort als erster deutscher Professor fuumlr Hygiene 1876 bis 1879 das erste Hygieneinstitut aufgebaut In Umsetshyzung der oben genannten Verordnung etablierte er 1884 drei staatliche chemische Untersuchungsanstalshyten an den drei Landesuniversitaumlten in Muumlnchen Ershylangen und Wuumlrzburg
Nach der Chemie folgte fuumlr den Bereich der Humanshymedizin durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 31 Aushygust 1910ldquo die Errichtung von bdquoKoumlniglich Bakterioloshygischen Untersuchungsanstaltenldquo in Verbindung mit den Hygieneinstituten der drei Landesuniversitaumlten Schlieszliglich wurde fuumlr den Bereich der Veterinaumlrmedishyzin aufgrund bdquoKoumlniglicher Verordnung vom 5 Juni 1913ldquo die bdquoKoumlniglich Bayerische Veterinaumlrpolizeiliche Anstaltldquo in Oberschleiszligheim errichtet die 1950 zur bdquoBayerischen Landesanstalt fuumlr Tierseuchenbeshykaumlmpfungldquo erhoben wurde
Bis Ende der 30ershyJahre des 20 Jahrhunderts waren die jeweiligen Lehrstuhlinhaber fuumlr Pharmazie und Anshygewandte Chemie bzw fuumlr Hygiene stets zugleich auch Direktoren der jeweiligen staatlichen chemishyschen bzw bakteriologischen Untersuchungsanstalshyten in Muumlnchen Erlangen und Wuumlrzburg 1945 wurde diese Personalunion in allen Faumlllen aufgegeben Die damaligen Untersuchungsanstalten wurden von der Einflusssphaumlre der Universitaumlten geloumlst und untershystanden damit direkt dem Bayerischen Staatsministeshyrium des Innern In der Folgezeit kam 1947 in Reshygensburg ein urspruumlnglich privates Institut als staatlishyche bakteriologische Untersuchungsanstalt hinzu und es wurden 1962 in Augsburg sowie 1964 in Regensshyburg ehemals staumldtische Einrichtungen zu staatlichen chemischen Untersuchungsanstalten erhoben Insgeshysamt existierten ab Mitte der 60ershyJahre in Bayern insgesamt 11 staatliche Untersuchungsaumlmter 5 cheshymische (Augsburg Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) 4 bakteriologsiche (Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) und 2 veterinaumlrmedizinische Untersuchungsanstalten (neben Oberschleiszligheim war ein Standort in Nuumlrnberg hinzugekommen)
Die LandesuntersuchungsaumlmterAb Ende der 60ershyJahre beschaumlftigte sich die im Bayerischen Staatsministerium des Innern zustaumlndishyge Abteilung fuumlr Gesundheitswesen und Verbraushycherschutz mit einer Reform dieser Struktur einer Vielzahl relativ kleiner und weitgehend unabhaumlngig voneinander arbeitender chemischer medizinischer und veterinaumlrmedizinischer Untersuchungseinrichshytungen Anlass waren auch zunehmend fachuumlbershygreifende Fragestellungen (zum Beispiel komplexe
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chemische Ruumlckstandsuntersuchungen unter andeshyrem zum Einsatz oumlstrogenwirksamer Substanzen in der Kaumllbermast im Bereich der Veterinaumlrmedizin) die immer kostspieliger werdende instrumentelle Analytik (zum Beispiel GCshy MSshy NMRshyAnalytik) die damit einhergehende zunehmende Spezialisierung der Mitarbeiter und nicht zuletzt Sparzwaumlnge im Staatshaushalt Im Ergebnis fuumlhrten die damaligen Reformuumlberlegungen zur Gruumlndung zweier bdquoLandesshyuntersuchungsaumlmter fuumlr das Gesundheitswesenldquo in Suumldbayern (Oberschleiszligheim) und Nordbayern
(Erlangen) die aufgrund der Durchfuumlhrungsverordshynung zum Vollzug des Lebensmittelrechts vom 16031973 mit Wirkung vom 01011974 errichtet wurden In diesen beiden ndash fuumlr damalige Verhaumlltnisshyse ndash bdquoSuperbehoumlrdenldquo war ein interdisziplinaumlrer Ansatz zwischen Chemie Humanshy und Veterinaumlrshymedizin moumlglich Die bayerischen Landesuntersushychungsaumlmter waren bundesweit einmalig und ershylangten bald Vorbildfunktion fuumlr die Organisation der entsprechenden Fachbehoumlrden in anderen Laumlndern
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Die Struktur der LUAuml blieb uumlber viele Jahre und auch uumlber einen Ressortwechsel in die Zustaumlndigkeit des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Arbeit und Sozishyalordnung Familie und Frauen (StMAS) hinweg ershyhalten Im Jahr 1999 wurde das 25shyjaumlhrige Jubilaumlum mit einem Symposium in Oberschleiszligheim gefeiert Im Laufe der Jahre war soweit erforderlich immer wieder ein Wandel ggf eine Anpassung der Aufgashybenstellungen erfolgt Bemerkenswert ist insbesonshydere die Entwicklung ergaumlnzend zu den ganz im Vorshydergrund stehenden Laboruntersuchungen auch theshyoretisch wissenschaftliche Aufgabenfelder zu bearshybeiten wie zum Beispiel im Bereich der Toxikologie ab 1992 oder der Epidemiologie ab Ende der 1990ershyJahre
Aufbruch zum LGLAusgangspunkt fuumlr die Schaffung des heutigen LGL durch Fusion der beiden LUAuml Nord und Suumld war die bdquoBSEshyKriseldquo im Jahr 2000 Bereits seit Mitte der 1980ershyJahre war BSE in Groszligbritannien bekannt bis 1992 war dort ein Anstieg auf uumlber 36000 Faumllle zu verzeichnen (anschlieszligend nahm die Zahl mit Einshyfuumlhrung eines Tiermehlfuumltterungsverbots wieder ab) Verdachtsfaumllle in Deutschland die bereits Anshyfang der 1990ershyJahre bekannt geworden waren waren zunaumlchst nicht adaumlquat untersucht worden Erst im November 2000 wurde der erste deutsche Fall (in SchleswigshyHolstein) mittels Schnelltest den die Laumlnder zuvor abgelehnt hatten nachgewiesen Daraufhin beschloss das bayerische Kabinett noch im Dezember des selben Jahres ein Maszlignahmenshybuumlndel das unter anderem die Errichtung eines bdquoLandesamts fuumlr Lebensmittelsicherheitldquo beinhalteshy
te (Ministerratsbeschluss vom 29122000) Es war rasch klar dass ein solches Landesamt im Wesentlishychen aus den bestehenden LUAuml entstehen wuumlrde Mit bdquoVerordnung uumlber die Einrichtung der Bayerishyschen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmitshytelsicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmterverordshynung shy LAVshyUGV)ldquo vom 27 November 2001 wurde das LGL schlieszliglich gegruumlndet Zu dem im Rahmen der inhaltlichen Neuausrichtungen gegenwaumlrtig Ershyreichten einschlieszliglich einer Unterstuumltzung der bdquoReshyakademisierungldquo des OumlGD und des Aufbaus einer Pettenkofer School of Public Health sei auf die entshysprechenden Beitraumlge verwiesen
Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
Kennzeichen von modernen bzw bdquopostmodernenldquo Gesellschaften sind eine zunehmende Oumlkonomisieshyrung und Medialisierung der gesellschaftlichen Proshyzesse Diese wirken sich auch unmittelbar oder mitshytelbar auf die Taumltigkeit im Bereich der Bevoumllkerungsshygesundheit aus Probleme lassen sich nicht mehr nur isoliert in ihren gesundheitlichen Bezuumlgen analyshysieren und angehen Zunehmend wichtig ist die gleichzeitige Beobachtung und Mitgestaltung des soziooumlkonomischen und insbesondere auch des kommunikativen Kontextes Die mediale Wahrnehshymung und Diskussion gesundheitlicher Fragestellunshygen hat zunehmend Bedeutung fuumlr den Erfolg geshysundheitspolitischer und bevoumllkerungsmedizinischer Konzepte Der Blickwinkel auf die Gesundheit der Bevoumllkerung weitet sich damit zunehmend Dabei
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muumlssen unveraumlndert Faktoren auf individueller Ebeshyne betrachtet werden ndash ein Beispiel hierfuumlr ist das Neugeborenenscreening auf angeborene Stoffwechshyseldefekte Derartige individuelle Aspekte werden auch in ihren sozialen Bezuumlgen wirksam Als Beispiel seien hier Altersbilder und Geschlechterrollen geshynannt Um diesen Kern legen sich individuell gewaumlhlshyte und zu verantwortende Lebensstile Diese wershyden oft innerhalb von sozialen und gesellschaftlichen Bezuumlgen realisiert zum Teil auch von solchen Netzen beeinflusst Gestaltet werden diese Bedinshygungen durch allgemeine Lebensshy und Arbeitsbedinshygungen welche von der Versorgung mit sicheren und gesundheitsfoumlrderlichen Lebensmitteln uumlber das Erziehungssystem die Arbeitsmarktsituation und die allgemeinen Arbeitsbedingungen bis zu den spezifishyschen Dienstleistungen der gesundheitlichen Versorshygung reichen Diese Bausteine sind wiederum eingebettet in einen noch allgemeineren soziooumlkonoshymischen kulturellen umweltbezogenen und politishyschen Rahmen
Der Nutzen einer solchen umfassenden Betrachshytungsweise Staatliche und gesellschaftliche Funktishyonen im Dienst an der Bevoumllkerungsgesundheit koumlnshynen sich diesen Zusammenhaumlngen nicht entziehen Eine moderne PublicshyHealthshyBehoumlrde wie sie der Auftrag auch an das Bayerische Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit ist muss vorshybereitet sein um diesen komplexen Strukturen mit einer angemessenen fachlichen Struktur und entshysprechenden Spezialisierungen zu entsprechen
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Das bedeutet dass am LGL zum Beispiel Expertisen vorgehalten werden muumlssen welche neben den spezifischen und hoch technisierten Laboruntershysuchungen auch mediale sozialshywissenschaftliche oumlkonomische epidemiologische versorgungsorienshytierte gesundheitspolitische und praumlventionsorienshytierte Expertisen umfassen Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend
One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
Der Auftrag an Public Health wurde vom USshyAmerishykanischen Institute of Medicine auf die kurze Formel gebracht Bedingungen schaffen in denen Menshyschen gesund sein koumlnnen Diese kurze Formulieshyrung lohnt eine naumlhere Betrachtung Sie beinhaltet die Einsicht dass Gesundheit nicht nur von einzelnen Menschen in Eigenverantwortung gestaltet werden kann sondern dass es oftmals Bedingungen sind welche groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Menshyschen in Bevoumllkerungen und Bevoumllkerungsgruppen haben Im weiteren kommt die Einsicht dazu dass die Bedingungen nicht schicksalhaft gegeben oder hinzunehmen sind sondern durchaus und in zunehshymenden Maszlige von Gesellschaften in gemeinsamer Verantwortung gestaltet werden koumlnnen Als weiteshyrer Punkt kommt die Fokussierung auf den Menshyschen dazu welcher Mitte und Maszlig allen staatlichen und gesellschaftlichen Handelns ist Zu beachten ist auch die Fokussierung auf Gesundheit und nicht Krankheit Weiter zu beachten ist dass diese geshymeinsamen gesellschaftlichen Anstrengungen in eishynem Rahmen individueller und kollektiver Freiheiten
und Rechte verwirklicht werden muumlssen Gesundheit ist kein Diktat sondern eine Chance Diese bdquoLebensshychance auf Gesundheitldquo soll allen Menschen in gleishychem Maszlige eroumlffnet werden ohne Zwang
Fuumlr das LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in einem sich einigenden Europa der Regionen gelten auch sich herausbildende Erwartungen an gesellshyschaftliche Institutionen Im Vordergrund steht dabei eine Dienstleistungsorientierung Dabei sind sowohl externe Klienten (Kunden) wie Ministerien Medien andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Partner zu beruumlcksichtigen als auch interne Klienten Kolleshygen andere staatliche Institutionen Projekte denen zugearbeitet wird und gesetzliche und regulatorische Vorgaben die zu erfuumlllen sind Daraus ergibt sich eine Fuumllle von nachgefragten Leistungen spezialishysierte Laborshy und NichtshyLaborfunktionen Konzeptshy und Strategieentwicklungen Bewertungen von Aktishyvitaumlten der Vernetzung sowie in der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in der Forschung und insbesondere auch der Tranfer wissenschaftlicher Erkenntnis
New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
Die Aufgabenfelder einer solchen neuen Public Health (New Public Health) umfassen dabei in einer ersten Orientierung die Bereiche von
bull Gesundheitsschutzbull Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderungbull Steuerung und Stewardship in einem
Gesundheits(Versorgungsshy)system
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Durch ein Taumltigwerden in allen drei Bereichen wird dem Auftrag nachgekommen Bedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnen Besondere Herausforderungen ergeben sich fuumlr das LGL durch die kompetente Uumlbernahme von staatlishychen Aufgaben in einem modernen Verstaumlndnis indishyrekter Stewardship bzw Governance in der fachlishychen Bewertung und Erzeugung wissenschaftlicher Evidenz in der konzeptionellen Entwicklung und im gezielten Ansprechen von Settings und Sektoren Daraus ergeben sich Vernetzungsanspruumlche innershyhalb des LGL welche klassische Strukturen wie Abshyteilungen Sachgebiete und Sachbereiche uumlbershyschreiten
Damit zeichnen sich neun Entwicklungsfelder ab welche fuumlr eine zukuumlnftige Ausrichtung des LGL von besonderer Bedeutung sind
1 Die Herausforderung von bdquoProblem und Kontextldquo insbesondere auch in der Risikoshy und Krisenkomshymunikation
2 Die Staumlrkung von vorausschauendem proshyaktiven gegenuumlber nur reaktivem Handeln
3 Die weitere Staumlrkung von Wissenschaftlichkeit Unabhaumlngigkeit und Transparenz als Arbeitsgrundshysaumltze im Innenshy und Auszligenverhaumlltnis
4 Der Ausbau von Kooperationen bei gleichzeitiger Staumlrkung der Eigenverantwortung
5 Die Weiterentwicklung von staatlichen Kontrollshyfunktionen zu FeedbackshyElementen innerhalb eishynes umfassenden Qualitaumltsmanagements
6 Die Faumlhigkeit zur kurzfristigen Bildung von Projektshyorientierten MatrixshyStrukturen bei komplexen Frashygestellungen und Krisen
7 Die Faumlhigkeit zur kritischen Nutzung und ggf Ershystellung von systematischen problemorientierten Wissenssynthesen (systematische Uumlbersichten Health Impact Assessment Health Technology Assessment und andere mehr)
8 Die Staumlrkung und noch bessere Verankerung der Belange der Bevoumllkerungsgesundheit an akademishyschen Einrichtungen in Bayern
9 Die dreifache Positionierung des LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in Bayern innerhalb der deutschen Laumlnder und innerhalb eines sich einishygenden Europas
Herausforderungen die uns die naumlchsten zehn Jahre und wohl auch daruumlber hinaus begleiten werden und die wenn sie erfolgreich bearbeitet sind wiederum den Weg frei machen fuumlr neue jetzt noch unbekannshyte Fragen
CHRONOLOGIE
Chronologie 114
Gesundheit
20022003bull Aufbau der Meldestelle fuumlr Bayern nach dem Infektionsshy
schutzgesetz ab 2001 mit anfangs jaumlhrlich 30000 Melshydungen kontinuierlicher Anstieg bis zu fast 100000 Meldefaumlllen im Jahr 2009
bull Uumlbernahme der Koordinierung und Auswertung der Schulshyeingangsuntersuchung an jaumlhrlich circa 120000 Kindern in Bayern
bull Aufbau des sogenannten Tracking auf Vollstaumlndigkeit im Neu geborenenscreening (jaumlhrlich circa 105000 neugeboshyrene Kinder)
bull Aufbau von hygieneshy infektiologieshy pharmazieuumlbershywachungsshy praumlventionsshy und umweltmedizinbezogenen Kompetenzzentren sowie epidemiologischer Kompetenz zum Beispiel zur Bewertung von Krankheitshaumlufungen (Clustern)
bull Aufnahme der im bayerischen OumlGDshyGesetz vorgeseheshynen Gesundheitsberichterstattung
bull Uumlbernahme der Aufgaben als Benannte und Unabhaumlngige Stelle nach Trinkwasserverordnung 2001 und der Beshyrichtspflicht gemaumlszlig Trinkwasserverordnung und Europaumlshyischer Badegewaumlsserrichtlinie
bull Uumlbernahme der Qualitaumltssicherung in der Arzneimittelshyuumlberwachung Bayern (interne Audits Dokumentenmanashygement Berichtspflichten Statistik der Verbrauchershybeschwerden Arzneimittelrisiken und Beanstandungen in Bayern gemaumlszlig VAW 121101) Koordination und Controlshyling (Erstellung von Jahresstatistiken Mitwirkung bei der Planung Durchfuumlhrung und Berichterstattung der Inspekshytionen durch die Regierungen)
2004bull Aufbau der GesundheitsshyMonitoringshyEinheiten (GME) fuumlr
Bayern mit Steuerung und Datenmanagement am LGL und Durchfuumlhrung umfangreicher Surveys mit jaumlhrlich cirshyca 6000 Kindern
2005bull Verlagerung des bdquoRapid Alert Systemsldquo (RASshySystem)
zur Abwehr von Arzneimittelrisiken vom StMUGV an das LGL Uumlbernahme der Erstellung der Statistik bdquoZahl der pharmazeutischen Betriebe und Einrichtungen in Bayernldquo aus dem StMUGV
bull Aufbau der Taskforce Infektiologie mit 24 StundenTag und 7 TageWoche Erreichbarkeit
bull Uumlbernahme der Planung Unterstuumltzung und Evaluation der infektionshygienischen Uumlberwachung von medizinishyschen und sonstigen Einrichtungen durch die Gesundshyheitsaumlmter in Bayern
bull Entwicklung und Implementierung eines elektronischen Datenaustauschsystemes fuumlr Trinkwasserdaten
bull Uumlbernahme der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen gemaumlszlig Trinkwasserverordnung 2001
bull Uumlbernahme der Leistelle Praumlvention zur Begutachtung Betreuung Qualitaumltssicherung und Evaluation von Proshyjekten im Rahmen der neu ausgerichteten Gesundheitsshyinitiative GesundLebenBayern
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI)
2006
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bull Betrieb eines Hochsicherheitslabors der Stufe BSL 3
bull Aufbau einer behoumlrdenuumlbergreifenden Uumlberwachung der Medizinprodukteaufbereitung
bull Einfuumlhrung eines Qualitaumltszirkels Trinkwasser fuumlr die Geshysundheitsaumlmter
bull Aufbau einer Einheit zur analytischen Umsetzung und Beshywertung des HumanshyBiomonitorings fuumlr den OumlGD
2007bull Einrichtung des Konsiliarlabors fuumlr Diphtherie in Abstimshy
mung mit Bund und Laumlndern Verankerung im EUshySurveilshylanceshyNetzwerk fuumlr Diphtherie (DIPshyNET)
bull Verlagerung des Systems zur Abwehr von Medizinprodukshyterisiken sowie von Risiken durch Blutshy und Blutprodukte nach dem Transfusionsgesetz
bull Mitveranstaltung des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft fuumlr Sozialmedizin und Praumlvention sowie der Deutschen Gesellschaft fuumlr medizinische Dokumentation und Information in Augsburg in Verbindung mit dem LGLshyKongress fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayshyern mit insgesamt 1700 Teilnehmern
bull Einbindung der humanmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaften zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) und der Landesarbeitsgemeinshyschaft MultiResistente Erreger (LARE)
bull Aufbau und Betrieb eines bayernweiten Impferinnerungsshysystems in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsaumlmtern
2008
bull Einrichtung des Nationalen Referenzzentrums fuumlr Borre li shyen in Abstimmung mit Bund und Laumlndern und des Konshysiliarlabors fuumlr Ehrlichien in Abstimmung mit Bund und Laumlndern
bull Aufbau eines Labornetzwerkes fuumlr bioterroristisch releshyvante Keime
bull Umsetzung der novellierten EUshyBadegewaumlsserrichtlinie einschlieszliglich erweiterter Berichtspflicht
bull Erstellung und kontinuierliche Pflege eines elektronischen Handbuchs fuumlr den OumlGD zur fachlichen Qualitaumltssicheshyrung der Arbeit der Gesundheitsaumlmter (Uumlbernahme aus dem StMUG)
bull Koordination des vom StMUG gefoumlrderten Forschungsshyverbunds Vectorshyborne Infectious Diseases in Climate Change Investigations (VICCI) zum Thema bdquoGesundheitshyliche Folgen des Klimawandels in Bayernldquo
bull Betreuung von Trainees nach Akkreditierung als Ausbilshydungsstaumltte im Rahmen des europaumlischen Ausbildungsshyprogramms fuumlr Infektionsepidemiologie (EPIET)
bull Betreuung der Gesundheitsaumlmter bei der Gruumlndung regioshynaler Netzwerke gegen multiresistente Erreger und Ausshyweitung der Bemuumlhungen um die Standardisierung des Managements resistenter Erreger in Kliniken mittels einer Checklistenshygestuumltzen Begehung
bull Integration des Nationalen Referenz Zentrums fuumlr Borrelien und der beiden Konsiliarlaboratorien fuumlr Diphtherie und Ehrlichien in die 2009 neu etablierten RKIshyReferenznetzshywerke
bull Ausweitung des Trackings des NeugeborenenshyHoumlrscreeshynings aus den Modellregionen Oberfranken und Oberpfalz nunmehr bayernweit mit mehrfacher Geburtenzahl
2009
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bull Aufbau eines laborgestuumltzten bayernweiten InfluenzashySentinels mit Beteiligung von aumlrztlichen Praxen in den Landkreisen (Steuerung am LGL)
bull Aufbau und Betrieb eines S3shyHochsicherheitslabors auch im Bereich Gentechnik im Rahmen der experimentellen Uumlberwachung gentechnischer Anlagen beim Vollzug des Gentechnikgesetzes
bull Buumlndelung der in Bayern angesiedelten Ressourcen durch Kooperationen mit bayerischen Universitaumlten im Dienst der oumlffentlichen Gesundheit (Pettenkofer School of Public Health)
bull Uumlbernahme der Informationspflichten des StMUG an die Zentralstelle der Laumlnder fuumlr Gesundheitsschule uumlber die im Arzneimittelbereich in Bayern taumltigen Behoumlrden Ershyweiterung der Arzneimitteluntersuchungsstelle um die routinemaumlszligige Untersuchung von Medizinprodukten (Planproben shy VO (EG) 7652008) geplant Erstellung von Jahresstatistiken uumlber die Uumlberwachung der Medizinproshydukte in Bayern
bull Durchfuumlhrung von Projekten im Bereich Gesundheitsshyschutzshy und Gesundheitsvorsorge im Rahmen der Nutshyzung neuer Technologien wie zum Beispiel der Nanotechshynologie im Auftrag des StMUG uumlbergreifende toxikologishysche Risikoabschaumltzung durch Verknuumlpfung von Belasshytungsdaten aus allen fuumlr den Menschen relevanten Zufuhrpfaden
bull Ausbau der umweltmedizinischen Gesundheitsvorsorge bei wissenschaftlich diskutierten neuen Belastungsshyszenarien unter Beruumlcksichtung sensibler Gruppen wie Allergiker Neugeborene und Kleinkinder durch Aufbau von neuen Methoden und orientierenden Messungen in unterschiedlichen Matrizes (wie Hausstaub Koumlrpergeweshyben)
bull Uumlbertragung der Aufgaben im Bereich der Stillfoumlrderung in Bayern mit zahlreichen Einzelmaszlignahmen
bull Aufbau der Spezialeinheit Infektionshygiene umfangshyreiche Aufgabenmehrung im Zusammenhang mit der Bayshyerischen MedHygV
bull Einrichtung einer Bruumlckenprofessur bdquoPublic Health Policy amp Administrationldquo an der LMU Muumlnchen im Rahmen der von LGL Helmholtzzentrum Muumlnchen und LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen gemeinsam getragenen Petshytenkofer School of Public Health (PSPH)
2010
2011bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoVersorgungsqualitaumlt
Gesundheitsoumlkonomie Gesundheitssystemanalysenldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit in Vorbereitung auf eine neue Dienststelle in Nuumlrnberg (Haus der Gesundheit Bayern)
bull Einrichtung eines webbasierten Gesundheitsatlas Bayern mit einer Vielzahl geografisch gegliederter gesundheitsreshylevanter Zahlen und Indikatoren
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerische Gesundshyheitsagenturldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur bayerischen Gesundheitswirtschaft mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerisches Zentrum fuumlr Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (ZPG)ldquo am Lanshydesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur Landesshyzentrale fuumlr Gesundheit Bayern e V und weiteren Partshynern in Wissenschaft Praxis und Politik mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
2012
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bull Uumlbertragung der Funktion eines Kommunalbuumlros fuumlr die aumlrztliche Versorgung im laumlndlichen Raum an das Sachshygebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonomie Geshysundheitssystemanalysenldquo zur Unterstuumltzung der Komshymunen und zur Mitgestaltung der im neu verabschiedeten Versorgungsstrukturgesetz vorgesehenen Handlungsshyspielraumlume der Laumlnder
Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Antraumlge fuumlr neuartige Lebensmittel
bull Mitarbeit am Europaumlischen Netzwerk fuumlr GVO Laborashytorien (ENGL) auf Grundlage der Verordnung (EG) Nr 18292003 uumlber genetisch veraumlnderte Lebensmittel und Futtermittel
bull Zusaumltzliche Uumlberpruumlfung der umfangreichen Mitteilungsshypflichten uumlber Inhaltsstoffe in Tabakerzeugnissen nach Tabakproduktverordnung und Uumlberpruumlfung der Zulassung von Pruumlflaboratorien (ab 2003)
bull Initiierung der Veranstaltungsreihe bdquoSchleiszligheimer Foshyrumldquo
bull Beginn der systematischen Untersuchung von Lebensshymitteln auf Acrylamid im Rahmen eines bundesweiten Minimierungskonzeptes
20022003
2003bull Beginn des nach EUshyRecht notwendigen Verfahrens zur
Validierung von Untersuchungsmethoden zum Nachweis von Tierarzneimittelruumlckstaumlnden
bull Einfuumlhrung der Untersuchungspflicht von Streptomycin in Honig nach Anwendung dieses Antibiotikums zur Feuershybrandbekaumlmpfung waumlhrend der Obstbluumlte Zusammenshyarbeit und Informationsaustausch mit den Bodenseeshyanrainern BadenshyWuumlrttemberg Schweizer Kantonen und dem Land Vorarlberg
bull Einfuumlhrung von Schwerpunktlaboren fuumlr Untersuchungen verschiedener Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
bull Schaffung des Arbeitskreises bdquoBier und Bieraumlhnliche Geshytraumlnkeldquo an der Dienststelle Wuumlrzburg In diesem Arbeitsshykreis sind Personen der Uumlberwachung und der Brauwirtshyschaft vertreten
bull Etablierung der miniaturisierten Multimethode (QuEshyChERS) fuumlr Pflanzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzshylichen Lebensmitteln
bull Breite Einfuumlhrung der LCshyMSMSshyTechnik in der Ruumlckshystandsanalytik mit einer deutlichen Erweiterung des Wirkshystoffspektrums
bull Konzentration der Blutalkoholuntersuchungen fuumlr ganz Bayshyern am Standort Erlangen (jaumlhrlich circa 25000 Blutproben)
bull Aufnahme der Kontrolle der Kennzeichnung von gentechshynisch veraumlnderten Futtermitteln
bull Nationale Zulassung als erstes und bisher einziges deutshysches Olivenoumllpanel in der amtlichen Lebensmitteluumlbershywachung
bull Beginn der Betreuung und Durchfuumlhrung zahlreicher durch das StMUG gefoumlrderter Projekte zur Entwicklung moderner Untersuchungsverfahren im Lebensmittelbeshyreich sowie der Betreuung von Diplomshy Mastershy und Dokshytorarbeiten in Kooperation mit der LMU Muumlnchen der TU Muumlnchen und der Tieraumlrztlichen Hochschule Hannover der FAU Erlangen und FraunhofershyInstituten
2004
119
bull Nachweis des ersten nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnderten Organismus (Papaya) in Europa
bull Aufbau und Akkreditierung des einheitlichen Qualitaumltsshymanagementsystems
2005bull Verstaumlrkte Untersuchung von Bedarfsgegenstaumlnden und
Kosmetika aufgrund ihrer Einbeziehung in nationale Kontshyrollprogramme (Bundesweiter Uumlberwachungsplan (BUumlp) ab 2005 Bundesweites Monitoring ab 2010)
bull Verlagerung der Kontaktstelle Bayerns im EUshySchnellshywarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel vom StMUG an das LGL damit Uumlbernahme neuer Steuerungsaufgaben in der Lebensmitteluumlberwachung verbunden Sichtung von circa 9000 Meldungen und Bearbeitung von circa 650 Vorshygaumlngen jaumlhrlich
bull Aufbau des Arbeitsbereichs bdquoMarktuumlberwachung im stofflichen Verbraucherschutzldquo und Implementierung in das Sachgebiet bdquoBedarfsgegenstaumlndeldquo
bull Uumlbernahme des Nachweises von gentechnisch veraumlndershyten Bestandteilen in Saatgut Uumlbernahme Experimentelle Kontrolle von GVOshyFreisetzungen
bull Ersterstellung eines Handbuchs zur Durchfuumlhrung des Nashytionalen Ruumlckstandskontrollplans (NRKP) in Bayern und der Uumlbertragung der Gesamtzustaumlndigkeit fuumlr die Planung aller NRKPshyProben in Bayern und Verteilung dieser Proshyben auf die Kreise und kreisfreien Staumldte auf der Basis stashytistischer Daten zu Tierbestaumlnden und Schlachtungen
bull Implementierung einer regelmaumlszligigen Absicherung aller Hemmstoffshypositiven Proben in Bayern mit Nachweis und Bewertung vorhandener Antibiotikaruumlckstaumlnde
bull Einfuumlhrung zahlreicher Projekte und Sonderprogramme wie zum Beispiel das EUshyProjekt bdquoTRACEldquo
bull Initiierung einer regelmaumlszligigen Fachtagung Gentechnik fuumlr Umwelt und Verbraucherschutz
bull Systematische risikoorientierte Beurteilung der NahrungsshyergaumlnzungsmittelshyAnzeigen bayerischer Inverkehrbringer
bull Mitarbeit an der Neukonzeption der Datenuumlbermittlung in der amtlichen Lebensmittelshy und Veterinaumlruumlberwachung auf Bundesebene
bull Erstmalige Beteiligung an einem EUshyTwinningshyProjekt in der Tuumlrkei dem zahlreiche weitere folgen
bull Koordinierung des bundesweiten Systems fuumlr die zentrale Erfassung von Ausbruumlchen lebensmittelbedingter Infektishyonen und Intoxikationen fuumlr den Freistaat Bayern (ZEVALI BELA) als neue Aufgabe des LGL
bull Einrichtung und Betreuung einer Verbraucherhotline fuumlr Hinweise zur Lebensmittelsicherheit
bull Einrichtung und Betreuung einer InternetshyPlattform bdquoLeshybensmittelwarnungenldquo fuumlr oumlffentliche Ruumlckrufe in Abshystimmung mit dem StMUG ab 2010 eigene Zustaumlndigkeit des LGL
bull Einrichtung des Notfallhandys bdquoLebensmittelldquo (24hshy Rufbereitschaft des LGL)
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Lebensmittelldquo zur Koorshydinierung von fachgebietsuumlbergreifenden Fragestellunshygen (Untersuchungen und Bewertungen) und Erarbeitung gemeinsamer Konzepte
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Wasserldquo als abteilungsshyuumlbergreifende Schnittstelle fuumlr wasserchemische Frageshystellungen und Kontaktstelle zum StMUG
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Anzeigen fuumlr neue Nahrungsshyergaumlnzungsmittel
2006
120
bull Durchfuumlhrung der gemaumlszlig TAppV vorgeschriebenen praktishyschen Ausbildung von TiermedizinshyStudenten in der oumlfshyfentlichen Veterinaumlrverwaltung in den Laborbereichen des LGL
bull Einrichtung der bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo am LGL mit zunaumlchst auf 35 Personen konzipierter Persoshynalstaumlrke als Dienstleister Entwicklung von Schwachstelshylenanalysen und Uumlberwachungskonzepten fachliche und rechtliche Unterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden im Einzelshyfall sowie Koordination des Krisenmanagements in Bayern fuumlr den Lebensmittelbereich
bull Sukzessiver Uumlbergang der Aufgaben des Mobilen Veterishynaumlrdienstes Bayern auf die Spezialeinheit in den Bereishychen Lebensmittelshy und Fleischhygiene Tierseuchen und Tierarzneimittel
bull Beginn von Kontrollprojekten wie zum Beispiel des Projekts bdquoEUshyzugelassene Kuumlhlhaumluserldquo
bull Weiterbildung der Mitarbeiter der Spezialeinheit zu Ermittshylungspersonen der Staatsanwaltschaft
bull Uumlbertragung der Zustaumlndigkeit fuumlr uumlberregionale Kontrollshymaszlignahmen im Lebensmittelbereich (Betriebskontrollen einschlieszliglich Dokumentenkontrollen)
bull Beginn von breit angelegten Untersuchungen von zimthalshytigen Lebensmitteln auf Cumarin wegen haumlufigen Uumlbershyschreitungen des Grenzwertes der Aromenverordnung
bull Etablierung einer empfindlichen Analysemethode fuumlr pershyfluorierte Verbindungen in tierischen und pflanzlichen Leshybensmitteln und Trinkwasser Beginn von Schwerpunktshy und Hintergrunduntersuchungen zur Erkennung von Probshylemgebieten und Unterstuumltzung von Minimierungsmaszligshynahmen
bull Etablierung der Analytik dioxinshyaumlhnlicher Polychlorierter Biphenyle (dl_PCB) mit GCshyHRMS
bull Etablierung des Arbeitskreises bdquoMykotoxineldquo zwischen Zoll Kreisverwaltungsbehoumlrden Regierungen Ministeshyrium und LGL
bull Koordination und Ausschreibung fuumlr eine landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Verbraucherschutz Projekt TIZIAN wird am LGL entwickelt und an den KVB in Bayern implementiert und durch das LGL administriert (derzeit circa 2000 Benutzer)
bull Uumlbernahme der Aufgabe des Qualitaumltsmanagementbeshyauftragten Bayern
bull Tieraumlrztliche Weiterbildungsstaumltte fuumlr die Gebiete Lebensshymittel (Fachtierarzt fuumlr Lebensmittel) und Fleischhygiene (Fachtierarzt fuumlr Fleischhygiene)
bull Einrichtung eines runden Tisches von LGL und LFL zum Erfahrungsshy und Wissenstransfer von Kenntnissen im Bereich der Pflanzenschutzmittel
bull Entwicklung und Durchfuumlhrung eines Jahreskontrollproshygramms zur Organisation von risikoorientierten Kontrollen uumlberregional taumltiger Lebensmittelbetriebe
bull Aufarbeitung Koordination und Aufklaumlrung von groszligen auch in den Medien viel beachteten bdquoLebensmittelskanshydalenldquo
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Qualitaumltszirkels bdquoTierische Nebenprodukteldquo
bull Einfuumlhrung eines investigativen Ansatzes in die Lebensshymitteluumlberwachung unter anderem durch langfristige Abshyordnung eines Kriminalpolizisten zur Spezialeinheit (Multishyplikatorenfunktion)
bull Aufbau eines Netzwerkes mit Staatsanwaltschaften Polishyzeishy und Zollbehoumlrden Hospitationen von Mitarbeitern der Spezialeinheit bei Dienststellen der Kriminalpolizei und
2007
121
des Zolls Einrichtung staumlndiger Arbeitsgruppen mit der Zollverwaltung
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Arbeitskreises bdquoWildldquo gemeinsam mit anderen im gesundheitlichen Vershybraucherschutz taumltigen Behoumlrden Entwicklung eines bayshyernweit einheitlichen Konzeptes zur effizienten Uumlberwashychung von Wildbetrieben
bull Uumlberfuumlhrung des bisherigen Jahreskontrollprogramms in ein formalisiertes bdquoKontrollprogramm Lebensmittelsichershyheitldquo das 108 Betriebe umfasst und das unterschiedliche Arten von Risiken in einem DreishySaumlulenshyModell abbildet stufenweise Umsetzung ab 01012008
bull Weiterer Aufbau des Personalkoumlrpers der Spezialeinheit auf circa 90 Mitarbeiter intensives Einarbeiten dieser Mitshyarbeiter in die Verwaltung und Organisation des gesundshyheitlichen Verbraucherschutzes nach Erreichen der Pershysonalsollstaumlrke jaumlhrlich circa 300 Kontrollen von groszligen Lebensmittelbetrieben (Kontrollumfang und Kontrolltiefe in neuer Qualitaumlt)
bull Einfuumlhrung projektierter Schwerpunktuntersuchungen nach konkreten Risikoprofilen
bull Beurteilung der Erstpruumlfberichte von NovelshyFoodshyAntraumlshygen
bull Einrichtung eines Arbeitskreises der mit der Analytik von perfluorierten Verbindungen befassten Stellen in Bayern (LfU LGL Fraunhofer Institut IVV und weitere) zur Abshystimmung und Weiterentwicklung der Analytik dieser neu als Umweltkontaminanten in den Brennpunkt geruumlckten Verbindungen
bull Etablierung der Bestimmung von Kontaminanten (Diisoshybutylphthalat und Photoinitiatoren) in Papierverpackungen und darin verpackten Lebensmitteln (Uumlberpruumlfung der Wirkung der freiwilligen Selbstverpflichtung der Industshyrie)
2008bull Uumlbernahme der Informationspflichten im Rahmen des
Verbraucherinformationsgesetzes
bull Aufbau eines Importkontrollplans und Aufnahme von Ruumlckshystandsuntersuchungen bei importierten Lebensmitteln
bull Einfuumlhrung eines neuen Laborinformationsshy und ManageshymentshySystems LIMSshyZ (als Pilotprojekt im TrinkwassershyBereich)
bull Einfuumlhrung verstaumlrkter Schwerpunktkontrollen (zum Beishyspiel in Wild beshy und verarbeitenden Betrieben sowie in Brauereien Baumlckereien und bei Teeherstellern und Imporshyteuren)
bull Weiterentwicklung des Qualitaumltsmanagementsystems fuumlr die bayerische Lebensmitteluumlberwachung und Veterishynaumlrfachverwaltung durch Neuentwicklung und Anpasshysung von Pruumlflisten und Verfahrensanweisungen
bull Erstmals Vorbereitung und Begleitung von FVOshyInspektishyonen
bull bdquoMelaminshySkandalldquo in China Schwerpunktkontrollen fuumlr Lebensmittel aus Asien mit Milchbestandteilen und Saumlugshylingsmilchprodukten allgemein
bull Erweiterung des bdquoNotfallhandy Lebensmittelldquo zur zentrashylen Alarmierungsstelle fuumlr Lebensshy und Futtermittelsishycherheit (24hshyRufbereitschaft in Bayern fuumlr alle Vorgaumlnge im Bereich Lebensshy und Futtermittel Tiergesundheit)
bull Verstaumlrkte Einfuhrkontrollen fuumlr bdquoauffaumllligeldquo pflanzliche Lebensmittel
bull Uumlbernahme der Aufgabe der Rechtsfoumlrmlichkeitspruumlfung von zu genehmigenden neuen oder uumlberarbeiteten QualishytaumltsmanagementshyDokumenten im gesundheitlichen Vershybraucherschutz und im Veterinaumlrwesen
2009
122
bull Vermehrter Umfang der Pruumlfung von Dokumentationen zu GMP und Konformitaumlt im Sinne der VO (EG) 19352004 VO (EG) 20232006 Richtlinie 200719EG im Bereich Bedarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Erstellung und Umsetzung eines Konzepts zur Uumlberwashychung der Anforderungen zu Good Manufacturing Practice im Lebensmittelbedarfsgegenstaumlndebereich in Bayern
bull Einbindung von Betriebskontrollprogrammen in das BUumlp unter intensiver Mitwirkung des LGL
bull Abschluss des EUshyProjekts TRACE (Tracing food commoshydities in Europe)
2010bull Einrichtung und Betreuung der zentralen Anlaufstelle fuumlr
Bayern in Fragen der Ausstellung von Veterinaumlrzertifikaten bei der Einshy Ausshy und Durchfuhr sowie Beratung und Unshyterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden (Koordination Vereinshyheitlichung)
bull Gesamtleitung des Projektes bdquoAkkreditierung von Trichishynenuntersuchungsstellenldquo
bull Uumlbertragung des Projekts bdquoRisikoorientierte Fleischuntershysuchungldquo vom StMUG an das LGL
bull Beurteilung der gesundheitsbezogenen Angaben nach HealthshyClaimsshyVerordnung unter Beruumlcksichtigung von aktuellen Gutachten der EFSA
bull Einfuumlhrung von Betriebskontrollen zur Dokumentenpruumlshyfung im Hinblick auf GMP und Konformitaumlt im Bereich Beshydarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Analytische Differenzierung verschiedener Bindungsforshymen von Elementen zur Unterscheidung ihrer Toxizitaumlt
bull Etablierung der Gruppenmethode fuumlr hoch polare Pflanshyzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzlichen Lebensmitteln
2011bull Benennung der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit als
zentrale Koordinierungsstelle in Bayern bei der Bewaumlltishygung von Krisenfaumlllen (zum Beispiel Dioxine in Futtermitshyteln EHEC) Zentrale Sichtung und Auswertung aller einshygehenden Informationen Aufbereitung der Informationen fuumlr die VorshyOrtshyBehoumlrden zentrale Steuerung von Probeshynahmen Betriebskontrollen Ruumlckverfolgungen von Washyrenstroumlmen etc
bull Betreuung der bundesweiten Plattform wwwlebensmitshytelwarnungde auf der oumlffentliche Warnungen vor nicht sicheren Lebensmitteln veroumlffentlicht werden soweit beshytroffene Lebensmittel in Bayern im Verkehr sind
bull Optimierung der EHECshyDiagnostik bei Lebensmitteln
bull Buumlndelung der chemischen Analytik von Trinkshy und Badeshywasser fuumlr Bayern am Standort Erlangen
bull Implementierung eines LGLshyspezifischen Probenplantools in die landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Vershybraucherschutz Das Projekt wird am LGL entwickelt von circa 100 wissenschaftlichen Sachverstaumlndigen genutzt und ermoumlglicht die direkte Datenkommunikation von Proshybenanforderungen bei den KVB in Bayern Das Tool wird durch das LGL administriert
bull Beginn des Sonderuntersuchungsprogramms bdquoPflanzenshyschutzmittelruumlckstaumlnde und deren Metabolite in Trinkshywasserldquo zur Statuserhebung der Qualitaumlt des bayerischen Trinkwassers
bull Etablierung der Analytik bromierter Flammschutzmittel in Lebensmitteln mittels hochaufloumlsender Massenspektroshymetrie
2012
123
Veterinaumlrwesen
2002bull Einrichtung einer Fachgruppe Tierschutz am LGL zur fachshy
lichshywissenschaftlichen Unterstuumltzung der bayerischen Veterinaumlrbehoumlrden
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Erlangen als Weiterbildungsstaumltte
2003bull Privatisierung der BSEshyPflichttests Etablierung des sogeshy
nannten LaborshyDatenscreenings alle zwei Jahre europashyweite Ausschreibung der LaborshyDienstleistungen sowie bayernweites Controlling derselben (inklusive regelmaumlszligishyger Laborbegehungen)
bull Einrichtung und Leitung des Arbeitskreises bdquoBayerische Sachkundepruumlfungldquo im Bereich Tierschutz
bull Zulassung als Weiterbildungsstaumltte zum Fachtierarzt fuumlr Tierschutz
bull Umsetzung der neuen TierschutzHundeVO durch Bereitshystellung von Vollzugshinweisen
2004bull erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshy
bildung der Amtstieraumlrzte Veterinaumlrassistenten und Vershywaltungsbeamten im Bereich Tierschutz
bull Mitarbeit in BundLaumlndershyArbeitsgruppen zur TierschutzshySchlachtverordnung und zur Durchfuumlhrung von Tierboumlrsen sowie in der LaumlndershyProjektgruppe Nutztierkontrollen
bull Akkreditierung der diagnostischen Laborbereiche nach DIN EN ISOIEC 17025
2005bull Start und Steuerung des freiwilligen BVDMDshyBekaumlmpshy
fungsverfahren in Bayern und Durchfuumlhrung der anfallenshyden Laboruntersuchungen (circa 12500 von circa 50000 milchviehhaltenden Betrieben nehmen teil jaumlhrlich circa 132000 Untersuchungen)
bull Kooperationsvertrag mit der Tieraumlrztlichen Fakultaumlt der LMU Muumlnchen
bull Beginn des LangzeitshyMonitoring zum Influenza AshyVirusgeshyschehen in Wildvoumlgeln
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Obershyschleiszligheim als Weiterbildungsstaumltte
bull Beginn der Begehungen der bayerischen Zoos im Zusamshymenhang mit der Umsetzung der Richtlinie 199922EG
bull Einbindung der veterinaumlrmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufloumlsung des MVD (=mobiler Veterinaumlrdienst) alle Aufshygaben des MVD werden auf das LGL uumlbertragen (neben dem Bereich Lebensmittel auch in den Bereichen Tierseushychenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln)
bull Aktualisierung und Uumlberarbeitung der Tierseuchenbeshykaumlmpfungshandbuumlcher
bull Weiterentwicklung tierschutzkonformer Toumltungsverfahshyren fuumlr den Tierseuchenfall
2006
124
bull Anschaffung einer mobilen Elektrotoumltungsanlage fuumlr Geshyfluumlgel und Regelung von Einsatz und Wartung auch der bereits vorhandenen Geraumltschaften
bull Etablierung von sogenannten Spezialistengruppen mit Spezialwissen fuumlr die Bekaumlmpfung von Tierseuchen (neshyben der bereits bestehenden Gruppe der Epidemiologen Etablierung einer Gruppe von Spezialisten fuumlr die Toumltung im Tierseuchenfall fuumlr Reinigung und Desinfektion und fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalles)
bull Beginn der regelmaumlszligigen Schulung der Spezialistengruppen
bull Erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshybildung der Amtstieraumlrzte und Veterinaumlrassistenten in den Bereichen Tierseuchenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln
bull Mitarbeit in BundshyLaumlndershyArbeitsgruppen Maulshy und Klaushyenseuche Klassische Schweinepest und Toumltung im Seushychenfall
bull Uumlbertragung der Steuerung des behoumlrdlichen Verfahrens zur Abgabe der Varroabekaumlmpfungsmittel auf das LGL
bull Wildvogelsterben aufgrund der H5N1shyInfluenzainfektioshynen (Vogelgrippe) setzt den Start fuumlr langfristige Untersushychungen des LGL in Kooperation mit dem Bayerischen Jagdverband zur Bedeutung einheimischer Wildtiere als Reservoir fuumlr Infektionserreger
2007bull Einstellung der am LGL durchgefuumlhrten BSEshyUntersushy
chungen
bull Ausbruch der Gefluumlgelpest bei Hausenten Durchfuumlhrung der Laboruntersuchungen und Koordinierung der aufshygrund von Gefluumlgelpest erforderlichen Toumltungsaktionen in Mittelfranken der Oberpfalz und Niederbayern und Untershystuumltzung vor Ort
bull Beginn der Schwerpunktkontrollen der Tierschutzbestimshymungen in Schlachtbetrieben
bull Inbetriebnahme des Hochsicherheitstrakts in der Veterishynaumlrpathologie (Fuchsbandwurm Tollwut)
bull Konzeption und Beginn einer flaumlchendeckenden Tuberkushylinisierung aller Rinder uumlber drei Jahre in einigen Landkreishysen des bayerischen Allgaumlus (TuberkuloseshyProjekt bis Fruumlhjahr 2009)
bull 2007 und 2008 Ausbruch der Blauzungenkrankheit mit umfangreicher Labordiagnostik in Pathologie und Viroloshygie
bull Erarbeitung von Musterauflagen fuumlr Zirkusbetriebe und erstmalige Anwendung im Erlaubnisverfahren fuumlr einen groszligen bayerischen Zirkus
bull Uumlbertragung der Vergabe der bundesweiten MKSshyVakzishynebank an das LGL (Vertragsdauer 4 Jahre)
bull Beschaffung von BTshyImpfstoff fuumlr eine flaumlchendeckende Impfung in Bayern (urspruumlngliche Beschaffung fuumlr risikooshyrientierte Impfung) Verteilung des BTshyImpfstoffes auf Landkreise
bull Labordiagnostische Begleitung und Uumlberwachung der Pflichtimpfung gegen die Blauzungenkrankheit
bull Beginn der Untersuchung zur Praumlvalenz von OvHVshy2shyInshyfektionen in bayerischen Mischbetrieben
bull Berufung in die Nationale Arbeitsgruppe am BMELV bdquoMRSAshyProblematik in der Tierhaltungldquo und Beginn der wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas am LGL in bayerischen und bundesweiten Forschungsprojekten
bull Erarbeitung von Leitlinien zum tierschutzgerechten Transshyport von Gehegewild
2008
125
bull Einfuumlhrung der neuen Version des Tierseuchennachrichshytenprogramms (TSN) mit integriertem Krisenverwalshytungsprogramm (KVP)
bull Etablierung und Schulung einer Spezialistengruppe fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalls bdquoTSNshyMultiplikatorenldquo
bull Beginn von Schulungen zur Festlegung von bdquoVerantwortshylichkeiten im Tierseuchenfallldquo sowie zur Etablierung von Arbeitsstaumlben in den Kreisverwaltungsbehoumlrden und Reshygierungen in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Feuershywehrschule Geretsried und dem Bayerischen Staatsmishynisterium des Inneren
2009bull Erstellung der fachlichen Inhalte fuumlr ein bundesweites Zirshy
kusregister in der HIshyTierdatenbank
bull Neukonzeption der Ausshy und Fortbildung fuumlr Veterinaumlrvershywaltung und Wirtschaftsbeteiligte zum Thema tierschutzshygerechtes Betaumluben und Schlachten durch Lehrfilm und Praxisworkshop
bull LGLshyInitiative zur Gruumlndung eines Veterinary Public HealthshyBereiches im Rahmen eines Graduiertenkollegs zusamshymen mit der LMU
bull Aufnahme der Bereiche Tiergesundheit und Tierschutz in das neue Verfahren zur Alarmierung bei Vorfaumlllen im Beshyreich der Lebensmittelshy und Futtermittelsicherheit auszligershyhalb der Dienstzeiten
bull Initiative zur Beschaffung und gemeinsamen Nutzung von HighshyTechshyGroszliggeraumlten im Raum Muumlnchen (Hochleisshytungssequenzierung LGL und Genzentrum der LMU)
bull Erstmalige Durchfuumlhrung der Untersuchungen fuumlr das Nashytionale Zoonosemonitoring im Rahmen der AVV Zoonoshysen Lebensmittelkette
2010bull Ende des freiwilligen bayerischen BVDshyBekaumlmpfungsvershy
fahrens (13249 Betriebe traten dem Bekaumlmpfungsverfahshyren bei) ndash Ruumlckblick auf fuumlnf Jahre freiwilliges BVDshyBeshykaumlmpfungsverfahren in Bayern und Umstellung auf ein bundesweites Pflichtbekaumlmpfungsprogramm
bull Ursachenklaumlrung des mysterioumlsen Kaumllberblutens (bovine neonatale Panzytopenie) zusammen mit der Tieraumlrztlishychen Fakultaumlt der LMU
bull Beginn eines bayerischen TuberkuloseshyMonitorings beim Rotwild
bull Neubeschaffung eines Transmissionselektronenmikrosshykops
bull Einrichtung und Leitung eines Planungsstabs zur Konzepshytion einer landkreisuumlbergreifenden Pilottierseuchenuumlbung im Regierungsbezirk Oberfranken mit dem Ziel die Ablaumlushyfe in und zwischen den Arbeitsstaumlben bdquoVeterinaumlrwesenldquo aller drei Verwaltungsebenen einzuuumlben
bull Ersterfassung von Aquakulturbetrieben in Bayern im Rahshymen eines Projekts unter Einbeziehung von Fischwirtshyschaftsmeistern im Auszligendienst
2011
126
Futtermittel
bull Uumlbernahme des Futtermittelsachgebietes der LfL in das LGL (Integration des Futtermittelrechts in die EUshyBasisshyVO 1782002) Umsetzung nationaler Kontrollplaumlne in Bayern
bull Ausbau der mikroskopischen Untersuchungen (Nachweis tierischer Bestandteile) infolge der BSEshyKrise
20022003
2004-2006bull Beginn der Untersuchung auf gentechnisch veraumlnderte
Zutaten in Futtermitteln zur Kontrolle der Kennzeichnung
bull Referenzlabor fuumlr die Zulassung von Zusatzstoffen (hier ausschlieszliglich Probiotika und pharmazeutisch wirksame Substanzen)
bull Erstmals Einbindung in die Ausshy und Fortbildung von LeshybensmittelchemieshyPraktikanten Amtstieraumlrzten und Veteshyrinaumlrassistenten
bull Beginn mit Projektarbeiten (hier AltlastenshyProjekt gezielshyte Probenahme von Aufwuchsgebieten mit bekannter Altshylasthistorie)
2007bull Umsetzung des Nationalen Kontrollplans (Rahmenkonshy
trollplan) fuumlr die Jahre 2007 bis 2011
2008bull Beteiligung bei der Einfuumlhrung einer einheitlichen EDVshy
Loumlsung (TIZIAN) in der bayerischen Futtermitteluumlberwashychung
bull Mitarbeit bei der Entwicklung eines Konzepts zur Neuordshynung der Aufgaben in der Futtermitteluumlberwachung und Uumlbernahme der darin dem LGL zugeordneten Aufgaben
2009bull Seit 2009 Fachliche Pruumlfung der Schnellwarnungen inshy
nerhalb des RASFF im Futtermittelbereich
bull Risikoorientierte Schwerpunktuntersuchungen (Melamin PFT Dioxine LeinsamenshyMaisshyGVO Heimtiernahrung)
2010bull In Zusammenarbeit mit dem StMUG und der ROB Neushy
strukturierung der QMshyDokumenteshyVorgaben im Bereich Futtermitteluumlberwachung
bull Entwicklung eines neuen Risikobewertungssystems fuumlr Betriebe (RIA) im Bereich Futtermittel in Zusammenarbeit mit der ROB
bull Auch im Futtermittelbereich Integration des LGL bei Rashydioaktivitaumltsmessungen Die an das integrierte Messshy und Informationssystem (IMIS) des Bundes vom LfU gemelshydeten Ergebnisse werden automatisch auch an das LGL gemeldet
bull Das in Bayern entwickelte Verfahren der Risikoanalyse wird durch Aufnahme in das neue Kontrollprogramm Futtermittel fuumlr die Jahre 2012 bis 2016 bundesweit uumlbershynommen
2011
127
Kosmetika
2005bull Einbeziehung von Kosmetika in nationale Kontrollprogramshy
me (BUumlP ab 2005 Monitoring ab 2010)
2006
2009bull Zertifikatserstellung fuumlr Kosmetikexporte nach China
bull Vermehrter Umfang und Bedeutung von Produktunterlashygenpruumlfung im Kosmetikbereich insbesondere Sichershyheitsbewertungen Wirknachweise Spezifikationen
Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
2002bull Aufbau der Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Vershy
braucherschutz (AGEV jetzt AGL) mit Zustaumlndigkeiten fuumlr
shy die Ausbildung von Lebensmittelchemikern Amtstiershyaumlrzten Amtsaumlrzten Lebensmittelkontrolleuren Veterishynaumlrassistenten Hygienekontrolleuren Sozialmedizinishyschen Assistentinnen sowie den Fachlehrgang Ernaumlhshyrung
shy die fachliche und uumlberfachliche Fortbildung der genannshyten Berufsgruppen sowie der Sozialpaumldagogen Pharmashyzeuten und Gewerbeaufsichtsbeamten
shy die Integration der staatlichen Berufsfachschule fuumlr veteshyrinaumlrmedizinischshytechnische Assistentinnen
2003bull Uumlbernahme der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umshy
weltmedizin (ASUMED) vom Bayerischen Landesamt fuumlr Arbeitsschutz Arbeitsmedizin und Sicherheitstechnik
bull Start eines eigenen jaumlhrlichen LGLshyInhouseshyFortbildungsshyprogramms mit zunaumlchst 260 Teilnehmern an 25 Seminarshyterminen
bull Durchfuumlhrung des Kongresses bdquoRisikoanalyse Risikomashynagement Risikokommunikation ndash Strategien im Gesundshyheitsshy und Verbraucherschutzldquo in Wuumlrzburg
bull Uumlbernahme des uumlberfachlichen Fortbildungsprogramms fuumlr den kompletten Geschaumlftsbereich aus dem Ministerishyum
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Tieraumlrzten (circa 950 Teilnehmer circa 16 Veranstaltungstermine)
bull Start des in 2shyjaumlhrigem Rhythmus durchgefuumlhrten LGLshyKongresses fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Fachassistenten (circa 500 Teilnehshymer circa 9 Veranstaltungstermine)
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die Ausshy und Fortbildung der Futtermittelkontrolleure in Bayern
2005
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr den Theorielehrgang zur Ausbildung der amtlichen Fachassistenten (Neukonzeptishyon und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Rotfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung 45 Monate Dauer)
2007
128
bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshygramms 2007 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo (20 zusaumltzliche neu konzishypierte Seminare mit 4736 Teilnehmer)
bull AmtsarztshyLehrgang in Kooperation mit der LMU Muumlnchen erstmals mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium
bull Neukonzeption und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Weiszligshyfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung (drei Wochen Dauer) im Rahmen der Ausbildung zum amtlichen Fachshyassistenten
2008bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshy
gramms 2008 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo mit 4621 Teilnehmern
2009bull Neukonzeption und Durchfuumlhrung eines modularen Lehrshy
gangs fuumlr FuttermittelshyProbenehmer
bull Einfuumlhrung des Bruumlckenkurses bdquoClinical Effectivenessldquo in Kooperation mit der LMU Muumlnchen
bull Erstmals differenziertes Fortbildungsangebot fuumlr amtliche Tieraumlrzte mit zehn verschiedenen Fortbildungsthemen an 34 Veranstaltungsterminen
bull Konzeption und Durchfuumlhrung eines umfangreichen Schushylungsprogramms nach der Einfuumlhrung des neuen EDVshyProgramms BALVI iP bei den Veterinaumlrshy und Lebensmittelshyuumlberwachungsbehoumlrden
bull Ausrichtung der 5 Jahrestagung des EU gefoumlrderten Proshyjektes bdquoTRACE ndash Tracing Food Commodities in Europeldquo
bull Erreichter Ausshy Fortshy und Weiterbildungsumfang 2009
shy 467 Seminartage mit 6585 Teilnehmern in der Fortbilshydung
shy 14 Lehrgaumlnge mit 497 Teilnehmern und 4565 Untershyrichtsstunden in der Ausshy und Weiterbildung
bull Neue Aufgabe Uumlbernahme der Aufgaben als zustaumlndige Stelle nach dem BBiG fuumlr Sozialversicherungsfachangeshystellte
2010
129
Arbeitsschutz und Produktsicherheit
2005bull Zum 31072005 wurden das LfAS aufgeloumlst und die weshy
sentlichen Aufgaben mit stark reduziertem Personal in das LGL integriert
bull Die Laboruntersuchungen und die Erstellung von Probenshyplaumlnen wurden auf das ADZ Nord in Erlangen uumlbertragen
bull Entwicklung Abstimmung und Verabschiedung des Jahshyresplans fuumlr Projektarbeiten der bayerischen Gewerbeaufshysicht als Daueraufgabe
bull Fertigstellung der ZoonosenshyWebsite
bull Staumlndige Aktualisierung des Bereichs Produktsicherheit des Verbraucherinformationssystems VIS
bull Uumlbernahme der Aufgaben der Leitstelle Chemikalienrecht fuumlr die Gewerbeaufsichtsverwaltung
2006bull Einrichtung und Betreuung einer REACHshyInfoline in Zushy
sammenarbeit mit dem LfU
bull Pruumlfung und Begutachtung von 175 Verbraucherprodukshyten in der Zentralen Geraumlteuntersuchungsstelle Beispieshyle Gasdruckfanfaren Houmlrverstaumlrker Leuchten
2007bull Uumlberarbeitung und Aktualisierung des curricularen Lehrshy
plans fuumlr den gehobenen und houmlheren technischen Geshywerbeaufsichtsdienst
bull Betreuung des neuen Lehrgangs des gehobenen technishyschen Gewerbeaufsichtsdienstes mit Beginn am 01102007
2008bull Start des Projekts zum Elektroshy und Elektronikgesetz
bull Uumlbernahme von Zustaumlndigkeiten im Rahmen des Elektroshy und Elektronikgeraumltegesetzes (ElektroG)
bull Beteiligung an der Vorbereitung und Durchfuumlhrung der Anshystellungspruumlfungen fuumlr den technischen Gewerbeaufshysichtsdienst
2009bull Uumlbernahme der Organisation der Durchfuumlhrung der Geshy
meinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) fuumlr die bayerische Gewerbeaufsicht
bull Neustrukturierung einer Abteilung Arbeitsschutz und Proshyduktsicherheit umweltbezogener Gesundheitsschutz
bull Die Umstellung des bdquoVorschriftenshy und Regelwerkes VRWldquo auf das bdquoFachinformationssystem der Gewerbeshyaufsicht FSGldquo wurde nach umfassenden systematischen Aumlnderungen fertiggestellt
bull Methodischshydidaktische Erweiterung in den Modulen der Fachausstellung zum Arbeitsschutz hin zur interaktiven Vermittlung von Lerninhalten
bull Start der BayernshyTour fuumlr die Thematik Chemikaliensishycherheit mit der Wanderausstellung bdquoGHSldquo fuumlr global harshymonized system
2010
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bull Zusammenfuumlhren der Aufgaben Produktsicherheit Spielshyzeug stofflicher Verbraucherschutz im Sachgebiet AP5
bull Uumlbernahme der Labors fuumlr chemische Spielzeuguntersushychungen und chemische Untersuchungen im Rahmen der Marktuumlberwachung am Standort Erlangen
bull Einrichtung eines Laborbereiches fuumlr Messungen im Rahshymen des HumanshyBiomonitorings
bull Erarbeitung und Durchfuumlhrung eines Qualifizierungsshy und Umsetzungskonzepts zur Integration psychischer Belasshytungen in die Aufsichtstaumltigkeit der Gewerbeaufsicht
2011bull Entwicklung eines Erhebungsinstruments zur Evaluation
von laumlnderbezogenen Arbeitsschutzaktivitaumlten (SCOREshyBOARD) und Durchfuumlhrung der Evaluation
bull Etablierung von Bioaerosolmessungen an Arbeitsplaumltzen
bull Modernisierung der Laboreinheit zur Messung von Fremdshystoffen am Arbeitsplatz und der Normalbevoumllkerung
bull Beginn der Einrichtung eines NANOshyLabores zur Darstelshylung der analytischen und gesundheitlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Nanotechnologie
bull Methodenentwicklung zur Analytik neuartiger persistenshyter und toxikologisch bedeutsamer Stoffe im hausshy und luftgetragenen Staub Blut Muttermilch
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr umweltmedizinisch orishyentierte Innenraumluftmessungen und Beginn der laborshymaumlszligigen Umsetzung
bull Entwicklung eines Messekonzeptes fuumlr die Bayerische Gewerbeaufsicht auf Basis des neuen Marketingshy und Kommunikationskonzeptes
bull Durch Aumlnderungen im Medizinprodukterecht die zum 21 Maumlrz 2010 in Kraft getreten sind wurden zusaumltzliche Aufshygaben bei der Uumlberwachung von klinischen Pruumlfungen mit aktiven Medizinprodukten uumlbernommen
bull Erweiterung der Aufgaben der Leitstelle Chemikaliensishycherheit im Rahmen des Vollzugs der REACHshyVerordnung (REACHshyIT HELPNET)
bull Mitarbeit im Rahmen der Nationalen Stillkommission
2012
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Herausgeber Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)Eggenreuther Weg 43 91058 Erlangen
Telefon 09131 6808-0Telefax 09131 6808-2102E-Mail poststellelglbayerndeInternet wwwlglbayerndeBildnachweis S 8 (StMUG) S10 (StMAS)
Fotoliade S 4 (Route16) S12 (fotomek) S 20 (tiero) S28 und 40 (kreatik) S 33 (nbiebach) S 36 (endostock) S 46 (contrastwerkstatt) S 59 (VRD) S 63 (af pho-to) S 77 (Carola Schubbel) S 86 (Eisenhans) S 90 (ag visuell) S 93 (Gina Sanders) S 98 (Miriam Doumlrr) S 103 (pxel 66) S 104 (lassedesignen) S 111 (de-nis_pc) S 114 (GIS)ansonsten LGL
Redaktion Stabsstelle Praumlsidialbuumlro Koordination und Strategie des LGLGestaltung amp Druck Osterchrist Druck und MedienStand September 2012
Diese Druckschrift wird kostenlos im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von den Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungenan Informationsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zweck der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nichtin einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden Bei publizistischer Verwertung ndash auch von Teilen ndash wird um Angabe der Quelle und Uumlbersendung eines Belegexemplars gebetenDas Werk ist urheberrechtlich geschuumltzt Alle Rechte sind vorbehalten Die Broschuumlre wird kostenlos abgegeben jede entgeltliche Weitergabe ist untersagt Diese Broschuumlre wurde mit groszliger Sorgfalt zusammengestellt Eine Gewaumlhr fuumlr die Richtigkeit und Vollstaumlndigkeit kann dennoch nicht uumlbernommen werden Fuumlr die Inhalte fremder Internetangebote sind wir nicht verantwortlich
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ISBN 978-3-942018-59-3 DruckausgabeISBN 978-3-942018-60-9 Internetausgabe
BAYERN | DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen StaatsregierungUnter Tel 089 122220 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informationsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Internetquellen sowie Hinweise zu Behoumlrdenzustaumlndigen Stellen und Ansprechpartnern bei der Bayerischen Staatsregierung
Fuumlr eine bessere Lesbarkeit haben wir bei manchen Personenbezeichnungen auf ein Ausschreiben der weiblichen Form verzichtet Selbstverstaumlndlich sind in diesen Faumlllen Frauen und Maumlnner gleichermaszligen gemeint
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Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit
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10 Jahre2002-2012
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- 10 JAHRE LGL Bayerisches Landesamt furGesundheit und Lebensmittelsicherheit
-
- Aufbruch amp Veraumlnderung
-
- Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber
- Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer
- Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf
-
- Krise amp Chance
-
- Krise amp Chance
- 10 Jahre BSE
- BSE-Untersuchungen
- Tierseuchenuberwachung
- Fazit
-
- Handeln
-
- Uumlberwachung
- Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit
- Betriebskontrollen
- Multiplikator
- EU-Schnellwarnsystem fur Lebens- und Futtermittel
- Futtermittelsicherheit
- Tierarzneimitteln
- Tierschutz
- Qualitaumlt will gelernt sein
- Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
- Schwerpunkt Fachfortbildung
- Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
- Die ASUMED
- Die MTA-V-Schule
- Ausblick
-
- Europa
-
- Europa
- Novel Food
- Nahrungsergaumlnzungsmittel
- Chemikaliensicherheit
- Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
- REACH-Infoline am LGL
- Neue Gefahrensymbole
- Sachkundeprufung
- Fazit
-
- Wissenschaft
-
- Wissenschaft
- Pettenkofer School of Public Health
- Facharzt fur Oumlffentliches Gesundheitswesen
- Universitaumlre Vernetzung des LGL
- Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
- Real-Time-PCR
- Kombination mit klassischen Verfahren
- Pflanzenschutzmittel
- Tierarzneimittelruckstaumlnde
- Kontaminanten
- Dioxine
- Nitrosamine
- Mykotoxine
- PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
- PFT-Analytik am LGL
- Acrylamid
- Elemente und Schwermetalle
- Echtheit und Herkunft
-
- Transparenz
-
- Transparenz
- Der Weg von derAmtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
- Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
- Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
- Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
- Fazit
-
- Vernetzung
-
- Vernetzung
- LAGI
- LARE
- LAHOK
- Die Plattform Versorgungsforschung
- Betriebliches Gesundheitsschutzmanagement (BGM)
- Gesundheitsmanagement nach Innen
- Gesundheitsmanagement nach Auszligen
-
- Vergangenheit amp Zukunft
-
- Vergangenheit amp Zukunft
- Schutz und Foumlrderung der oumlffentlichen Gesundheit im Wandel der Zeit
- Grundungsvater Pettenkofer
- Die Landesuntersuchungsaumlmter
- Aufbruch zum LGL
- Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
- One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
- New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
-
- Chronologie
-
- Gesundheit
- Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
- Veterinaumlrwesen
- Futtermittel
- Kosmetika
- Akademie fur Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
- Arbeitsschutz und Produktsicherheit
-
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Fuumlr eine bessere Lesbarkeit haben wir bei manchen Personenbezeichnungen auf ein Ausschreiben der weiblichen Form verzichtet Selbstverstaumlndlich sind in diesen Faumlllen Frauen und Maumlnner gleichermaszligen gemeint
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10 JAHRE LGLBayerisches Landesamt fuumlr
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
INHALT
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vernetzung 90
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
4
AUFBRUCHamp VERAumlNDERUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
AUFBRUCHamp VERAumlNDERUNG
Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber zum zehnjaumlhrigen Bestehen des Bayerischen Landes-amtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Bayerische Speisen und Getraumlnke sind fuumlr ihren guten Geschmack bekannt Damit unsere Produkte auch gesundheitlich unbedenklich sind werden sie laufend vom LGL uumlberpruumlft Die Verbraucher haben einen Anspruch darauf vor gesundheitlichen Risiken und Taumluschungen geschuumltzt zu werden Das gilt soshywohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Kosmetika und Bedarfsgegenstaumlnde
Weitere Aufgabenschwerpunkte des LGL sind humanmedizinische pharmazeutische und praumlvenshytionsbezogene Fragestellungen Daruumlber hinaus auch die Tiergesundheit von der Tierseuchenshybekaumlmp fung uumlber den Tierschutz bis hin zur Uumlbershypruumlfung von Tierarzneishy und Futtermitteln Das Motto unserer Tieraumlrzte lautet gesunde Lebensshymittel von gesunden Tieren
Kurzum Das Landesamt ist immer dann gefragt wenn es um die vorausschauende Analyse und Beshywertung von gesundheitlichen Risiken und die Entshywicklung entsprechender Konzepte und Strategien fuumlr die Bevoumllkerung geht Der Glassplitter im Fertigshygericht oder der Nagel im Brot sind leicht festzustelshylen kommen aber selten vor Der Nachweis ob ein Fleischsalat Krankheitserreger enthaumllt Farben mit unzulaumlssigen Schwermetallen versetzt oder in Erdshybeeren Pflanzenschutzmittel uumlber dem Grenzwert vorhanden sind bedarf dagegen umfangreicher Unshytersuchungen Rund 80 000 Laboruntersuchungen allein von Lebensmitteln bewaumlltigt das LGL pro Jahr und bewertet dabei die Produkte Dazu kommen weitere Aufgaben wie zum Beispiel der Betrieb der zentralen Datenbank TIZIAN und das Qualitaumlts manashygement fuumlr die Uumlberwachung die Entwicklung von
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Impf kampagnen infektionshygienische Begehungen von Krankenhaumlusern die Gesundheitsberichterstatshytung die Erfassung meldepflichtiger Infektionskrankshyheiten und vieles mehr
All diesen verantwortungsvollen Aufgaben widmet sich das LGL nun schon seit zehn Jahren mit viel Ershyfolg Gegruumlndet am 01012002 als Konsequenz aus der BSEshyKrise entstand eine moderne interdisziplishynaumlre wissenschaftlich fundierte Behoumlrde mit vershystaumlrkt konzeptioneller und beratender Taumltigkeit fuumlr Politik und Verwaltung Die Bayerische Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL) wurde am LGL als zentrale Bildungseinrichtung installiert um Ausshy Fortshy und Weiterbildungen fuumlr den Geshyschaumlftsbereich des StMUG zu organisieren Weitere wichtige Stationen auf dem Weg des LGL waren 2005 die Eingliederung des Landesamtes fuumlr Arshybeitsschutz (LfAS) das die Gewerbeaufsicht untershystuumltzt und sich mit Fragestellungen des Arbeitsshyschutzes befasst sowie im Jahr 2006 der Aufbau der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit die als zentrale Anlaufstelle landesweit vertiefte Kontrollen in groszligen Lebensmittelbetrieben durchfuumlhrt
Die Weiterentwicklung des LGL aus den Landesshyuntersuchungsaumlmtern Suumld und Nord von einem bdquoUntersuchungsamtldquo zu einer zentralen Fachbehoumlrshyde fuumlr Lebensmittelsicherheit Humanshy und Veterishynaumlrmedizin sowie Pharmazie und Arbeitsschutz fuumlhrte zu houmlchster Effizienz in einem breiten Aufshygabenspektrum Das machte sich nicht zuletzt in krisenhaften Situationen wie beim Ausbruch der
Neuen Influenza A H1N1 im Jahr 2009 oder bei den durch Lebensmittel uumlbertragenen EHECshyInfektionen im Fruumlhjahr 2011 bezahlt Das LGL praumlsentierte sich hoch kompetent und leistete hervorragende Arbeit
Die Bayerische Staatsregierung legt groszligen Wert auf die Sicherheit der Verbraucher Dem LGL kommt dabei hohe Bedeutung zu Immer wieder zeigt sich dass die Menschen in Bayern dank der kontinuiershylichen Arbeit der uumlber 1000 LGLshyBeschaumlftigten gut geschuumltzt transparent informiert und unabhaumlngig beraten sind
Fuumlr ihre engagierte Arbeit zum Wohle der bayerishyschen Bevoumllkerung spreche ich allen LGLshyMitarbeiter innen und shyMitarbeitern meinen ganz herzlichen Dank aus Es ist eine verantwortungsshyvolle und wertvolle Arbeit die Qualitaumlt sichert und Vertrauen schafft
Dr Marcel Huber MdL
Bayerischer Staatsminister fuumlr Umwelt und Gesundheit
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Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer anlaumlsslich des zehnjaumlhrigen Jubilaumlums des Bayerischen Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Meine sehr geehrten Damen und Herren
es ist mir eine Freude dem Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zu seishynem zehnjaumlhrigen Bestehen gratulieren zu duumlrfen
Das Landesamt ist wichtig fuumlr die Menschen in Bayern Denn es ist ein Garant fuumlr Sicherheit und V erlaumlsslichkeit auf vielen zentralen Gebieten der Daseinsvorsorge etwa wenn es um die Untersushychung und Bewertung technischer Produkte und chemischer Stoffe geht aber auch bei der Praumlvenshytion von physischen und psychischen Gesundheitsshygefahren im Arbeitsalltag Daruumlber hinaus uumlbershynimmt das Landesamt mit seinem Landesinstitut fuumlr Arbeitsschutz und Produktsicherheit umweltshybezogener Gesundheitsschutz viele wichtige Querschnittsaufgaben fuumlr die Gewerbeaufsicht
Ich darf die Gelegenheit nutzen mich im Namen meines Hauses und der gesamten Bayerischen Staatsregierung fuumlr die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken
Ich wuumlnsche dem Bayerischen Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit viel Erfolg bei der Fortsetzung seiner verantwortungsvollen Arbeit
Herzlichst
IhreChristine Haderthauer
Bayerische Staatsministerin fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen
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Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf uumlber die Entwicklung einer modernen Fachbehoumlrde
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Pressestelle LGL Herr Dr Zapf als heutiger Praumlsishydent des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensshymittelsicherheit waren Sie schon im Gruumlndungsjahr 2002 maszliggeblich an der Blaupause des LGL beteishyligt Welche der Ziele die damals wohl vor allem durch die BSEshyKrise diktiert wurden konnten durch die Gruumlndung des LGL aus heutiger Perspektive tatshysaumlchlich befoumlrdert werden
Zapf Die Jahreswende 20002001 setzte mit den ersten Faumlllen von BSE in Deutschland in der Tat eine Entwicklung in Gang die im gesamten Bundesgeshybiet ja in ganz Europa die staatlichen Einrichtungen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wie kaum ein anderes Ereignis praumlgen sollten Im Falle des LGL ist dies aber nur ein Teil der Wahrheit
Pressestelle LGL Inwiefern
Zapf In Bayern wurde mit der Schaffung des LGL selbstverstaumlndlich auch den Notwendigkeiten Rechshynung getragen die durch das Auftreten von BSE an die organisatorischen Rahmenbedingungen der Leshybensmittelshy Futtermittelshy und Veterinaumlrkontrollen forshymuliert wurden Hier haben wir insbesondere bisher organisatorisch aber auch oumlrtlich getrennte Behoumlrshyden bzw Behoumlrdenteile auf Landesebene zusamshymengefuumlhrt um der interdisziplinaumlren Natur der sich uns stellenden Aufgaben Rechnung zu tragen Dashyruumlber hinaus haben wir aber auch versucht aus der Pflicht eine Tugend zu machen und haben viel weitshyreichendere Aumlnderungen die teilweise erst in den kommenden Jahren spruchreif wurden auf den Weg gebracht Die Idee die die Gruumlndung und Fortshyentwicklung des LGL ganz wesentlich gepraumlgt hat
war die Schaffung einer integrierten Fachbehoumlrde fuumlr alle Themen der oumlffentlichen Gesundheit ein Beshygriff der hier sehr weit gefasst zu verstehen ist Es geht um die Gesundheit von Mensch und Tier mit all ihren Einflussfaktoren im oumlffentlichen Raum
Pressestelle LGL Wie wurde das konkret umgesetzt
Zapf Unter dem Dach des LGL wurde eine neue Landesgesundheitsbehoumlrde aufgebaut Spaumlter im Jahr 2005 haben wir eine Fusion mit den Bereichen Arbeitsschutz und Produktsicherheit sowie Chemishykaliensicherheit auf den Weg gebracht Eine staumlrkere Vernetzung mit der Vollzugstaumltigkeit der VorshyOrtshy Behoumlrden wurde durch die Schaffung zweier bdquoSpezialeinheitenldquo fuumlr Lebensmittelsicherheit 2006 und Krankenhaushygiene 2010 erreicht Vor allem im Falle der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit ist schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ndash den man bei aller gebotenen Objektivitaumlt nur als Erfolgsgeshyschichte bezeichnen kann
Dieser Anspruch ein kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen der oumlffentlichen Gesundheit fuumlr Polishytik und Verwaltung zu sein findet seine juumlngste Fortshysetzung in dem aktuellen Aufbau eines Teams im Bereich Versorgungsforschung und Gesundheitsshysystemanalyse
Pressestelle LGL Damit wurde aber genau die geshygenteilige Entwicklung vollzogen die mit der Aufshyspaltung des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes vorgenommen wurde Weshalb soll fuumlr Bayern nicht gelten was fuumlr den Bund gilt
Zapf Zum einen ist das LGL mit knapp uumlber 1000 Mitarbeitern nicht annaumlhernd so groszlig wie das ehemalige BGA war Hier uumlberwiegen die Synergieshyeffekte noch sehr deutlich Das LGL konnte bei fortshywaumlhrendem Personalabbau im Vergleich zu den Vorshygaumlngereinrichtungen eine erhebliche Aufgabenmehshyrung schultern es ist somit effizienter geworden Zum anderen unterscheidet sich das Aufgabenspekshytrum einer Landesbehoumlrde deutlich von dem einer Bundesbehoumlrde Vor allem bei der Unterstuumltzung von Vollzugsbehoumlrden in der Bewaumlltigung konkreter Faumllle hat es sich als aumluszligerst vorteilhaft erwiesen alle Informationen an einer zentralen Stelle zu buumlnshydeln an der auch sofort auf Experten aus allen beteishyligten Disziplinen zuruumlckgegriffen werden kann
Pressestelle LGL Sehen Sie noch eine Fortsetzung dieses Prozesses in der Zukunft
Zapf Diese Festschrift zum zehnjaumlhrigen Bestehen des LGL zeigt ja bereits schlaglichtartig welches breite Themenspektrum wir heute abdecken Fachshylich ist das LGL in seiner jetzigen Form im gesamten Bereich taumltig den ich unter einem weit gefassten PublicshyHealth Begriff verstehen moumlchte sodass vor allem das stetige Optimieren von Strukturen und Prozessen auch zukuumlnftig notwendig sein wird um in unseren schnell voranschreitenden Fachgebieten mit der Zeit gehen zu koumlnnen
Pressestelle LGL Vielen Dank Herr Dr Zapf
Das Interview fuumlhrte die LGL-Pressesprecherin
Katrin Grimmer
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T ie rg esundhe i t
Verbraucherinformationsgesetz
P ro duk t s i c he r he i tP resse
Saatgut
Spezialeinheit Lebensmit telsicherhe i t
RisikokommunikationEr l an g en
LGLO b e r s c h l e iszlighe im
WUumlRZBURG
Muumlnchen
B a d e g ewaumls se r
r i s i ko o r i ent i e r t
A us b i l d un g
D iens t l e i s te r
w i ssensc ha f t l i c h
Ko sm et i k
F a c h b eh ouml rd e
Tierarzneimittel
modern
Infek t i o l o g ie
A r b e i t s sc hu t z
P u b l i c H e a l t h
KRISE amp CHANCE
Krise amp Chance 12
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Krise amp Chance
Wie viele Neuerungen so entstand auch das LGL unter dem starken Eindruck einer Krise der BSEshy Krise BSE hielt im Jahr 2001 ganz Europa in Atem und auch in Deutschland hat sich das Interesse an Themen der Lebensmittelsicherheit schlagartig ershyhoumlht was zu strukturellen und organisatorischen Veraumlnderungen auf Bundesshy und Landesebene fuumlhrshyte Auf Bundesebene wurde im Jahr 2001 der Vershybraucherschutz dem neu gebildeten Bundesministeshyrium fuumlr Verbraucherschutz Ernaumlhrung und Landshywirtschaft (BMVEL) angegliedert sowie im Jahr 2002 das Bundesinstitut fuumlr Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz (BVL) gegruumlndet
In Bayern reagierte man 2001 mit der Gruumlndung des damaligen Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ershynaumlhrung und Verbraucherschutz (StMGEV) Mit Wirkung zum 1 Januar 2002 wurde fuumlr zentrale Aufshygaben das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) neu geschaffen 2003 wurden in Bayern die Bereiche Verbrauchershyschutz und Gesundheit und die Zustaumlndigkeit fuumlr den Umweltschutz im neu gebildeten Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zusammengefuumlhrt das nach der Landshytagswahl 2008 den Namen Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) erhielt
Heute zehn Jahre danach zeigt sich nicht zuletzt am Beispiel des LGL dass jeder Krise auch die groszlige Chance innewohnt Strukturreformen auf den Weg zu bringen So konnte in Bayern mit dem LGL
eine einheitliche interdisziplinaumlre Fachbehoumlrde geshyschaffen werden die nicht nur alle Bereiche des geshysundheitlichen Verbraucherschutzes also Futtermitshytelsicherheit Tiergesundheit und Lebensmittelshysicherheit unter einem Dach vereint sondern mit den Themengebieten oumlffentliche Gesundheit Proshyduktsicherheit und Arbeitsschutz alle Bereiche des Gesundheitsschutzes der Bevoumllkerung abdeckt Dashyneben wurde das Taumltigkeitsspektrum eines reinen bdquoUntersuchungsamtesldquo so erweitert dass nunmehr konzeptionelle und beratende Taumltigkeiten fuumlr Politik und Kreisverwaltungsbehoumlrden sowie eine Orienshytierung an der Wissenschaft staumlrker im Zentrum stehen
Auszligerdem konnten sowohl inhaltliche Synergieshyeffekte als auch eine Konsolidierung der Standorte (Schlieszligung von Augsburg Regensburg Nuumlrnberg und Erlangen Henkestraszlige) fuumlr eine Effizienzsteigeshyrung genutzt werden
Im Verlauf des zuruumlckliegenden Jahrzehnts hat das LGL eine deutliche Ausweitung seines Aufgabenbeshyreiches erfahren die sich in einer Vielzahl kleinerer und groumlszligerer Schritte vollzog (Meilensteine siehe Anhang)
10 Jahre erlauben schon einen fundierten Ruumlckblick sowohl auf bdquoChanceldquo wie auf bdquoKriseldquo Zunaumlchst die Krise
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10 Jahre BSE
Die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) ist eine infektioumlse neurologische Erkrankung des Rindes die zur Gruppe der Transmissiblen spongishyformen Enzephalopathien (TSE)shyErkrankungen geshyhoumlrt und durch Ablagerungen des pathologischen PrionshyProteins im Zentralen Nervensystem zu einer Zerstoumlrung des Hirngewebes fuumlhrt Infolge der lanshygen Inkubationszeit sind nur erwachsene Tiere klishynisch betroffen Das klinische Bild der BSE ist sehr vielfaumlltig Es koumlnnen Stoumlrungen in der Empfindlichshykeit in der Bewegung und im Verhalten der Tiere beshyobachtet werden Durch epidemiologische Studien konnte zweifelsfrei ein Zusammenhang zwischen der Verfuumltterung unzureichend erhitzter mit BSEshy Erregern kontaminierter Futtermittel an Wiederkaumluer und dem Ausbruch der Krankheit belegt werden Die Erkrankung wurde erstmalig 1985 in Groszligbritannien nachgewiesen In Deutschland wurde der erste BSEshyFall 1992 bei einem importierten Rind festgeshystellt Erstmalig im Jahr 2000 wurde ein in Deutschshyland geborenes Rind mit positivem Ergebnis auf BSE getestet Insgesamt konnte in dem Zeitraum 2000 bis 2011 bei uumlber 400 in Deutschland geborenen Rindern BSE davon 143 in Bayern nachgewiesen werden Der bisher letzte Fall in Bayern trat im Jahr 2006 auf
Epidemiologische und experimentelle Befunde haben gezeigt dass eine variante Form der CreutzshyfeldtshyJakobshyKrankheit (vCJK) des Menschen durch den BSEshyErreger verursacht wird und uumlber die Nahshyrungskette durch BSEshykontaminierte Produkte von Rindern erworben werden kann Waumlhrend in
Deutschland noch kein Fall von vCJK nachgewiesen wurde registrierte man in Groszligbritannien bereits 173 vCJKshyTodesfaumllle bis Oktober 2011
Auf europaumlischer Ebene wurden zahlreiche Maszlignahshymen zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier ergriffen die fortlaufend den wissenschaftlishychen Erkenntnissen angepasst werden Zu den wichtigsten Maszlignahmen gehoumlrt das seit Anfang 2001 von der EU erlassene Verfuumltterungsverbot fuumlr tierische Proteine an Wiederkaumluer und andere Nutzshytiere sowie die Entfernung und unschaumldliche Beseitishygung von Gewebe mit dem houmlchsten Risikopotenzial bei der Schlachtung das sogenannte spezifizierte Risikomaterial (SRM) Um den Eintrag des BSEshy Erregers in die Lebensmittelkette zu verhindern wurde ferner ein EUshyweites BSEshyUumlberwachungsproshygramm eingefuumlhrt In Deutschland wurden zunaumlchst alle uumlber 24 Monate alten Rinder getestet Ab dem Jahr 2006 wurde das Testpflichtalter fuumlr gesund geschlachtete Rinder an die EUshyBestimmungen anshygepasst und auf 30 Monate angehoben Notgeshyschlachtete und aufgrund anderer Ursachen verenshydete oder getoumltete Rinder wurden weiterhin ab dem 24 Lebensmonat untersucht Zum 1 Januar 2009 wurde das Testpflichtalter der gesundshy und notgeshyschlachteten Rinder sowie auch der verendeten oder getoumlteten Rinder die im Rahmen eines Monitoringshyprogramms untersucht werden auf uumlber 48 Monate angehoben Im Juli 2011 folgte eine erneute Anheshybung des Testpflichtalters fuumlr gesund geschlachtete Rinder auf 72 Monate
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BSE-Untersuchungen
Nach den Vorfaumlllen um BSEshyUntersuchungen von Stammhirnproben durch ein nicht nach der TierseushychenerregershyVerordnung zugelassenes Privatlabor sowie nach der Aufdeckung von Unregelmaumlszligigkeishyten auch in anderen Bundeslaumlndern wurde die Vershyantwortung fuumlr das System der BSEshyTestung in Bayshyern im Januar 2003 dem LGL uumlbertragen Infolge dessen erhielten private Laboreinrichtungen den Auftrag unter der Verantwortung des LGL Untersushychungen von testpflichtigen Schlachtrindern vorzushynehmen Die Proben aus dem Monitoringprogramm wurden noch bis Ende 2006 im LGLshyLabor untershysucht dann ebenfalls in beauftragten Privatlaboren Die privaten Labore werden per Ausschreibungsvershyfahren ausgewaumlhlt und vom LGL beauftragt sowie regelmaumlszligig kontrolliert Das LGL sorgt fuumlr einen reishybungslosen Ablauf der BSEshyUntersuchungen von der Probenabholung bis zur Befundbereitstellung in der HIshyTierdatenbank Eine wesentliche Saumlule ist dabei die Uumlberwachung der Testdurchfuumlhrung durch ein EDVshygestuumltztes Labordatenscreening Das Labor uumlbermittelt die von den amtlichen Tieraumlrzten zur Vershyfuumlgung gestellten Schlachtdaten die dazugehoumlrigen Plattenshy und Messdaten und den Laborbefund an das Herkunftssicherungsshy und Informationssystem fuumlr Tiere (HIT) welches die Plausibilitaumlt der Daten uumlberpruumlft und das Testergebnis freigibt Die mit der Schlachttiershy und Fleischuntersuchung beauftragten amtlichen Tieraumlrzte koumlnnen die Testergebnisse direkt aus der HIshyTierdatenbank abrufen Durch angekuumlnshydigte und unangekuumlndigte VorshyOrtshyBegehungen wird uumlberwacht dass die privaten Labore die Nebenbeshystimmungen in den Erlaubnisbescheiden einhalten
Das EDVshygestuumltzte Controlling am LGL elektronishysches Labordatenscreening und die regelmaumlszligigen VorshyOrtshyKontrollen gewaumlhrleisten ein hohes Qualishytaumltsniveau der BSEshyUntersuchungen in Bayern
Bayernweit wurden seit Beginn der BSEshyUumlberwashychung insgesamt knapp 58 Millionen BSEshyTests durchgefuumlhrt davon circa 54 Millionen bei Schlachtshyrindern
Die ruumlcklaumlufige Entwicklung der ermittelten BSEshy Faumllle spricht dafuumlr dass die eingeleiteten EUshySchutzshymaszlignahmen richtig waren und konsequent umgeshysetzt wurden Das Ziel der BSEshyEliminierung wird aus Gruumlnden des Verbraucherschutzes und des Prinzips der Risikominimierung weiterhin verfolgt
Als weitere Konsequenz der BSEshyKrise wurde die Futtermitteluumlberwachung in Bayern umstrukturiert und die amtliche Probenuntersuchung an das LGL verlagert Das Verfuumltterungsverbot von tierischen Proteinen an Nutztiere die der Lebensmittelgewinshynung dienen stand in der letzten Dekade im Brennshypunkt des oumlffentlichen Interesses Nach einer anfaumlngshylich hohen Zahl an Untersuchungen und Beanstanshydungen im Jahr 2001 (5400 Analysen mit 238 Beanshystandungen) belegen die Ergebnisse in den Folgejahren den Erfolg der gesetzlichen Maszlignahmen Bereits im ersten Jahr nach Einfuumlhrung der intensiven Kontrollmaszlignahmen ist die Zahl der Beanstandungen sprunghaft zuruumlckgegangen In den letzten Jahren lag die Zahl beanstandeter Proben bei maximal einer pro Jahr sodass die Zahl der Untersuchungen auf etwa 440 pro Jahr gesenkt werden konnte ohne damit die Futtermittelsicherheit zu gefaumlhrden
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Derzeit noch zu beanstandende Proben sind in der Reshygel darauf zuruumlckzufuumlhren dass dem Futtermittel anshyhaftendes Ackerbodenmaterial zum Beispiel Spuren von Nagerknochen enthaumllt oder dass es zum Beispiel bei der Verwendung von Fischmehl zu Verschleppunshygen in Futtermittel fuumlr NichtshyZieltierarten wie Wiedershykaumluer kommt
TierseuchenuumlberwachungBSE unterstreicht die Bedeutung einer kontinuiershylichen Uumlberwachung von bekannten und neu auftreshytenden Tierkrankheiten und Zoonosen Durch eine groszlige Bandbreite an pathologischen virologischen bakteriologischen serologischen und parasitologishyschen Untersuchungen leistet das LGL hierzu einen wichtigen Beitrag Neben der diagnostischen Laborshytaumltigkeit und der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Untersuchungsmethoden erarbeitet das LGL Empfehlungen fuumlr Maszlignahmen in Form von Tierseushychennotfallplaumlnen und unterstuumltzt die Veterinaumlrbehoumlrshyden im Fall von Tierseuchenausbruumlchen auch vor Ort
So sind beispielsweise mit der Tilgung der terrestrishyschen Tollwut im Jahr 2008 und der Sanierung der bayerischen Rinderbestaumlnde von dem Bovinen Hershypesvirus Typ 1 (BHVshy1) im Jahr 2011 in den letzten Jahren weitere groszlige Erfolge in der Tierseuchenbeshykaumlmpfung erzielt worden Die schnelle Diagnose selshyten gewordener Infektionskrankheiten stellt auch kuumlnfshytig ein zentrales Ziel in der Tierseuchenuumlberwachung dar und wird am LGL durch gezieltes Monitoring shy wie etwa im Fall der Fuchstollwut shy sowie durch gezielte Untersuchungen bei Krankheitsfaumlllen sichergestellt So wurden in den vergangenen zehn Jahren mithilfe
pathomorphologischer kulturellshybakteriologischer und neu entwickelter molekularbiologischer Methoden mehrere Ausbruumlche von Tuberkulose (TBC) bei Rinshydern verursacht durch Mycobacterium caprae bezieshyhungsweise M bovis diagnostiziert Im Jahr 2009 wurde aufgrund pathologischer Veraumlnderungen die Verdachtsdiagnose bdquoMilzbrandldquo fuumlr Todesfaumllle in zwei oberbayerischen Milchviehbestaumlnden gestellt und durch weiterfuumlhrende Untersuchungen im Labor beshystaumltigt Der Erreger Bacillus anthracis ist in der Lage aumluszligerst langlebige und umweltresistente Sporen zu bilden die aus gefallenen und vergrabenen Tierkadashyvern in den Boden gelangen und dort uumlber Jahrzehnte lebensfaumlhig bleiben Seit der Einfuumlhrung der Tierkoumlrshyperbeseitigung ist diese anzeigepflichtige Tierseuche in Mitteleuropa sehr selten aufgetreten Die Beispiele TBC und Milzbrand zeigen aber dass in Einzelfaumlllen jeshyderzeit mit dem Wiederauftreten seltener Infektionsshykrankheiten in Bayern gerechnet werden muss
Die umfassende und nicht auf einzelne Krankheiten ausgelegte Beurteilung von Tierkoumlrpern im Rahmen einer pathomorphologischen Untersuchung ermoumlgshylicht es auch neuartige und neu auftretende Erkranshykungen zu beschreiben und Ruumlckschluumlsse auf ihre Entstehung und Ursache zu ziehen Ein Beispiel hierfuumlr ist die im Jahr 2007 erstmals aufgetretene Autoimmunkrankheit bovine neonatale Panzytopenie (bdquoKaumllberblutenldquo) Zunehmende Bedeutung gewinnt die pathomorphologische Untersuchung auch bei fuumltterungsshy und haltungsbedingten Erkrankungen soshywie im Rahmen von tierschutzrelevanten Faumlllen in welchen oft erst durch die Sektion und histologische Untersuchung Ausmaszlig und Dauer der Veraumlnderunshygen nachgewiesen werden koumlnnen
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Die Bekaumlmpfung der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD) einer wirtschaftlich bedeutenden anzeigepflichtigen Infektionskrankheit der Rinder stellt seit Jahren einen weiteren groszligen Arbeitsschwerpunkt dar Das LGL ist seit seiner Gruumlndung maszliggeblich an der Konzeption des BVDshyBekaumlmpfungsverfahrens beshyteiligt und fuumlhrte von 2005 bis 2010 das sogenannte bdquoFreiwillige Bekaumlmpfungsverfahrenldquo in Bayern durch Parallel hierzu wurde in Kooperation mit der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen der Einshysatz von Ohrgewebestanzproben fuumlr die Identifishykation von persistent infizierten (PI) Kaumllbern entshywickelt und validiert Seit Beginn des Jahres 2011 beruht auf diesem Verfahren die nun verpflichtende Bekaumlmpfung der BVD uumlber die Merzung der PIshyTiere
Bereits 2006 wurde in Bayern die Uumlberwachung der Influenza AshyInfektionen (VogelgrippeshyMonitoring) in Wildvogelshy und Hausgefluumlgelpopulationen erfolgshyreich etabliert und mit groszligem Aufwand durchgeshyfuumlhrt Zu den besonderen Herausforderungen der letzten Jahre zaumlhlte dann die Bewaumlltigung des H5N1shyGefluumlgelpestgeschehens 2007 Damals fuumlhrte das LGL die begleitende Diagnostik in Ausbruchsshy und Kontaktbetrieben durch und leistete Untershystuumltzung bei der notwendigen tierschutzgerechten Toumltung der Tiere aus infizierten Bestaumlnden Dabei kamen unter anderem die mobilen Elektrotoumltungsshyanlagen zum Einsatz die das Land Bayern angeshyschafft hatte
Als EDVshyKopfstelle betreut das LGL das Tierseushychennachrichtenprogramm TSN fuumlr die gesamte bayerische Veterinaumlrverwaltung und war maszliggeblich
an der Entwicklung und Bereitstellung eines in TSN integrierten Krisenverwaltungsprogramms im Jahr 2008 beteiligt
Das Auftreten und die erfolgreiche Bekaumlmpfung eishynes unerwartet nach Holland eingeschleppten Blaushyzungenvirus vom Serotyp 8 (BTVshy8) stellte neben der Gefluumlgelpest eine weitere groszlige Herausfordeshyrung in den Jahren 2006 bis 2009 dar Die effektive Virusuumlbertragung durch heimische Muumlcken zeigte dass sich auch exotische Tierseuchen wie die Blaushyzungenkrankheit rasch zur Epidemie entwickeln koumlnnen und nur durch konsequente Impfkampagnen beherrschbar sind Es wurde zugleich deutlich wie wichtig die staumlndige Weiterentwicklung diagnostishyscher Methodik und die Sensibilisierung fuumlr neue oder wiederkehrende Erreger fuumlr eine effektive Praumlshyvention und Bekaumlmpfung von Tierseuchen und fuumlr die kuumlnftige Gesunderhaltung unserer Nutztierbeshystaumlnde in Bayern sind
FazitDie bayerische Veterinaumlrverwaltung ist in der zuruumlckshyliegenden Dekade an ihren Aufgaben sichtlich geshywachsen BSE Vogelgrippe und andere Tierseuchen sind unvorhersehbare teils beaumlngstigende aumluszligere Rahmenbedingungen unseres Handelns Diese jeshydoch nicht zugleich als Chance zu begreifen und das kuumlnftige Handeln danach auszurichten waumlre fahrlaumlsshysig Strategisches HANDELN und organisatorische Anpassung an aumluszligere Rahmenbedingungen durchshyziehen daher die junge Geschichte des LGL
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Die Gruumlndung des LGL war Teil der tiefgreifenden organisatorischen Eingriffe die gleichermaszligen auf europaumlischer deutscher und bayerischer Ebene umshygesetzt wurden um den durch BSE offenbarten Handlungsnotwendigkeiten Rechnung zu tragen Im Verlauf der kommenden Jahre sollte es aber noch eine Vielzahl weiterer aumluszligerer Faktoren geben die das LGL zum einen zum Handeln zwangen ihm aber zum anderen dadurch auch staumlndig neue Chancen boten Uumlberfluumlssiges auszusortieren Verkrustetes zu sprengen und Neues zu schaffen
Uumlberwachung Europarecht und Ausbildung sind drei Bereiche in denen exemplarisch ein Ruumlckblick gegeshyben werden soll wie das LGL sein Handeln fortlaushyfend an aumluszligere Notwendigkeiten aber auch im Rahshymen der sich dadurch ergebenden Moumlglichkeiten anshygepasst hat
Die seit Bestehen des LGL eingeleiteten Strukturshyaumlnderungen in der bayerischen Lebensmitteluumlberwashychung sind ein Beispiel fuumlr strategisches Handeln auf das heute schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ist
UumlberwachungIm Laufe des Jahres 2006 wurden in Bayern mehrere Faumllle aufgedeckt in denen nicht mehr zum Verzehr geeignetes Fleisch in den Verkehr gelangt war Die Medien haben im Rahmen der ausfuumlhrshylichen Berichterstattung uumlber diese Ereignisse den plakativen aber auch wenig differenzierten Begriff
bdquoGammelfleischskandalldquo gepraumlgt Das LGL war an der Aufarbeitung der genannten Vorkommnisse in vielfaumlltiger Weise beteiligt Zunaumlchst galt es ndash wie auch schon bei fruumlheren Sonderaktionen ndash die Untershysuchung und Beurteilung einer erheblichen Anzahl auszligerplanmaumlszligiger Proben sicherzustellen Im Rahshymen des EUshySchnellwarnsystems fuumlr Lebensshy und Futtermittel informierte das LGL die EUshyKommission und die anderen Mitgliedstaaten uumlber gravierende Faumllle Daruumlber hinaus leistete die vom LGL geleitete bdquoSonderkommission Wildldquo einen wesentlichen Beitrag zur Aufklaumlrung der Unregelmaumlszligigkeiten bei einem Wildfleisch verarbeitenden Betrieb in Niederbayern
Vor dem Hintergrund der erheblichen lebensmittelshyrechtlichen Verstoumlszlige kuumlndigte der damalige bayerishysche Staatsminister fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz Dr Werner Schnappauf am 31 Januar 2006 in einer Rede vor dem Bayerischen Landtag die Einrichtung einer bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo (SE) an Zur Umsetzung erarbeitete ein Planungsstab unter dem Vorsitz des heutigen Vizepraumlsidenten Dr Schick am LGL ein entsprechendes Konzept dem der Ministerrat im Mai 2006 zugestimmt hat Die SE hat ihre Arbeit am 1 Juli 2006 aufgenommen und wurde mit der am 30 September 2006 in Kraft getretenen Aumlnderung der Verordnung uumlber die Einrichtung der Bayerischen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmtervershyordnung ndash LAVshyUGV) auch rechtlich verankert
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Spezialeinheit Lebensmittel-sicherheit
Die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit wurde 2006 organisatorisch in das LGL eingegliedert es wurde weder eine neue Behoumlrde noch eine neue Verwaltungsebene geschaffen Seit der Neustruktushyrierung des LGL im Jahr 2009 bildet sie eine eigenshystaumlndige Abteilung das Landesinstitut Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit Durch die Spezialeinheit mit ihren naumlher am Vollzug orientierten Taumltigkeitsfeldern haben sich Aufgabenspektrum Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten des LGL erheblich ausgeweitet Neben der Untersuchung und Beurteilung von Lebensmittelproben die nach wie vor Kernaufgaben sind kamen mit der Schaffung der SE auch die Durchfuumlhrung von Betriebskontrollen die fachliche und rechtliche Beratung der VorshyOrtshyBehoumlrden und die Entwicklung von Konzepten und Strategien fuumlr die amtliche Lebensmitteluumlberwachung hinzu
Die amtliche Lebensmitteluumlberwachung ist in Deutschland Laumlndersache In Bayern agiert das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Geshysundheit als oberste Landesbehoumlrde und leitet den Geschaumlftsbereich Fuumlr den Vollzug des Lebensmittelshyrechts sind grundsaumltzlich die Kreisverwaltungsbehoumlrshyden also die kreisfreien Staumldte oder Landratsaumlmter zustaumlndig Die Regierungen uumlben die Rechtsshy und Fachaufsicht uumlber die Kreisverwaltungsbehoumlrden aus und sind zustaumlndig fuumlr die Zulassung von Betrieshyben Daneben wurde als voumlllig neues Element die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit in die amtliche Lebensmitteluumlberwachung integriert Die SE verfuumlgt dabei im Bereich Lebensmittel uumlber eigene Vollzugsshy
kompetenzen Sie hat zum Beispiel Betretungsrecht Recht zu Probenahmen und Sicherstellungen
Die SE umfasst im Bereich Lebensmittel vier Sachshygebiete Neben den Sachgebieten SE 1 (Rechtsshy und Grundsatzfragen EUshySchnellwarnsysteme) und SE 2 (Planung Koordination TIZIAN) sind die beiden Sachgebiete SE 3 und SE 4 fuumlr die Betriebsshy und Proshyduktionshygiene in Suumldshy und Nordbayern zustaumlndig
Der Bereich Tiergesundheit der SE mit den drei Sachgebieten Tierseuchen Tierschutz und Tierarzshyneimittel ist seit einer Umstrukturierung des LGL im Jahr 2009 in der neugeschaffenen Abteilung TF anshygesiedelt und arbeitet eng mit dem Bereich Lebensshymittel der SE zusammen Wie das gesamte LGL ist auch die SE an den verschiedenen Standorten praumlshysent fuumlr die vielfaumlltigen Aufgaben stehen ihr mittlershyweile einschlieszliglich des Bereichs Tiergesundheit uumlber 90 Mitarbeiter zur Verfuumlgung
Die SE ist die zentrale Anlaufstelle in Bayern fuumlr alle Fragen der Lebensmittelsicherheit Sie verfolgt eishynen interdisziplinaumlren Ansatz In ihr arbeiten insbeshysondere Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Lebensshymitteltechnologen Agraringenieure Oumlkotropholoshygen Lebensmittelkontrolleure EDVshySpezialisten und Juristen zusammen Sie unterhaumllt laufend intensive Kontakte zu anderen Behoumlrden wie Staatsanwaltshyschaften Polizei und Zoll Dadurch entstehen vielshyfaumlltige Moumlglichkeiten zur Zusammenarbeit Die Mitshyarbeiter haben unter anderem auch die Gelegenheit durch Hospitationen bei den Polizeishy und Zollbeshyhoumlrden einen Einblick in deren Arbeitsweise und dadurch neue Erkenntnisse fuumlr die eigene
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Uumlberwachungstaumltigkeit zu erlangen Dies ist nuumltzlich bei Vernehmungen oder bei der Analyse von Warenshystroumlmen Daruumlber hinaus brachten in den vergangeshynen fuumlnf Jahren auch Beamte anderer Behoumlrden wie Gewerbeaufsicht und Kriminalpolizei ihre Fachkenntshynisse im Rahmen einer Amtshilfe ein
BetriebskontrollenDen vordergruumlndig groumlszligten Aufgabenbereich der SE stellen die gemeinsam mit den Behoumlrden vor Ort durchgefuumlhrten Betriebskontrollen im Bereich Leshybensmittel sowie deren Auswertung dar Neben Schwerpunktkontrollen im Rahmen von Projekten koumlnnen auch spezielle Anlaumlsse wie Verbraucherhinshyweise oder Anforderungen durch eine VorshyOrtshyBeshyhoumlrde oder die Staatsanwaltschaft dazu fuumlhren dass die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit einen Beshytrieb kontrolliert Auch auffaumlllige Untersuchungsershygebnisse im LGL oder Faumllle aus den EUshySchnellshywarnsystemen koumlnnen Anlass fuumlr eine gemeinsame Kontrolle mit der Spezialeinheit sein Zudem ist das zum 1 Januar 2008 eingefuumlhrte Kontrollprogramm Lebensmittelsicherheit ein fester Bestandteil der Kontrolltaumltigkeit Das LGL hat das Konzept zu diesem Programm unter Einbeziehung der Regierungen erarshybeitet Es zielt darauf ab Lebensmittelbetriebe mit uumlberdurchschnittlich hohen oder komplexen Risiken angemessen zu kontrollieren und damit einen weshysentlichen Beitrag zur Optimierung der Lebensmitshytelsicherheit zu leisten Das Kontrollprogramm wird federfuumlhrend durch die Kreisverwaltungsbehoumlrden umgesetzt und vollzogen Diese beteiligen dabei die Spezialeinheit sowie ndash zumindest bei zulassungsshypflichtigen Betrieben ndash auch die Regierungen
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Im Rahmen der Kontrollen setzt die SE erweiterte Kontrollteams ein Dies wird insbesondere dadurch moumlglich dass die SE nicht mit der Regeluumlberwashychung belastet ist und uumlber einen groumlszligeren und staumlrker spezialisierten Personalkoumlrper als die VorshyOrtshyBehoumlrden verfuumlgt Die personelle Staumlrke der Kontrollteams richtet sich nach Betriebsgroumlszlige und shyart Im Rahmen eines integrierten Ansatzes werden bei groszligen Betrieben in der Regel Untergruppen geshybildet die spezielle Aspekte wie einzelne Produktishyonsabschnitte Betriebshygiene Dokumentenkontshyrolle Nachverfolgung von Warenstroumlmen tierische Nebenprodukte oder Tierschutz ndash etwa in Schlachtshyhoumlfen ndash uumlberpruumlfen Ferner werden die Kontrollen der SE mit einer erhoumlhten Kontrollintensitaumlt durchgeshyfuumlhrt Durch die staumlrkere Spezialisierung der Kontrolshyleure ihre interdisziplinaumlre Ausrichtung die bayernshyweiten Vergleichsmoumlglichkeiten die groumlszligeren Teams und laumlngeren Kontrollzeiten kann eine houmlhere Kontrolltiefe erreicht werden Die Verwaltungsangeshyhoumlrigen der SE die im Auszligendienst bei Lebensmitshytelkontrollen eingesetzt werden sind seit 1 Februar 2007 unter Erfuumlllung bestimmter Voraussetzungen zudem Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft allerdings nur bezogen auf die Einhaltung lebensshymittelrechtlicher Vorschriften
Durch die Moumlglichkeit bayernweit Betriebe zu kontshyrollieren bieten sich der SE deutlich bessere Vershygleichsmoumlglichkeiten zwischen den Betrieben einzelshyner Branchen Damit kann sie sich zum Beispiel einen guten Uumlberblick uumlber die Arbeitsweisen der in Bayern ansaumlssigen wildverarbeitenden Betriebe vershyschaffen waumlhrend eine Kreisverwaltungsbehoumlrde allenfalls einen einzigen Betrieb dieser Branche in
ihrem Zustaumlndigkeitsbereich hat Die umfassende Vergleichsmoumlglichkeit erlaubt es bayernweit und einheitlich einen ordnungsgemaumlszligen Betriebsablauf aufzuzeigen und einen einheitlichen Vollzug sicherzushystellen
Zusaumltzlich arbeitet die SE eng mit den fuumlr die Untershysuchungen der Lebensmittelproben zustaumlndigen Landesinstituten zusammen Hierdurch wird eine opshytimale Verzahnung zwischen den Erkenntnissen aus Laboruntersuchungen sowie dem Sachverstand der zahlreichen am LGL taumltigen Experten der verschieshydenen Fachdisziplinen einerseits und der mehr am Vollzug und der Optimierung von Kontrollkonzepten orientierten Taumltigkeit der SE andererseits erreicht
MultiplikatorNeben der Kontrolle einzelner Betriebe gehoumlrt es aber auch zu den Aufgaben der SE die Ergebnisse der Kontrollen betriebsuumlbergreifend auszuwerten inshydem sie sich einen Uumlberblick uumlber die Situation in den verschiedenen Lebensmittelbranchen verschafft und dort vorhandene Schwachpunkte aufspuumlrt Im Rahmen einer Schwachstellenanalyse werden die in den Betrieben einer Branche festgestellten gleicharshytigen und wiederholt auftretenden Maumlngel in Maumlnshygelkategorien zusammengefasst und anschlieszligend im Hinblick auf gemeinsame Ursachen analysiert Beshyruumlcksichtigt werden dabei zum Beispiel Betriebsart shystruktur und shygroumlszlige Bisher fuumlhrte die Spezialeinheit eine Schwachstellenanalyse unter anderem fuumlr Schlachthoumlfe wildverarbeitende Betriebe Baumlckereishyen und Brauereien durch Sofern sich Anhaltspunkte fuumlr gehaumluft auftretende vergleichbare Problemstelshy
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lungen ergeben entwickelt die SE in weiteren Schritshyten Loumlsungskonzepte und erarbeitet moumlgliche Abhilshyfemaszlignahmen Dazu gehoumlren die Erstellung von QualitaumltsmanagementshyDokumenten (zum Beispiel verbesserte Checklisten fuumlr Betriebskontrollen) und die zielgerichtete Schulung des Uumlberwachungspersoshynals um die Lebensmitteluumlberwachung in der Flaumlche zu optimieren und moumlglichst effizient zu gestalten Daruumlber hinaus werden in Gespraumlchen mit Verbaumlnshyden die ermittelten Schwachstellen eroumlrtert um die Betriebe hierfuumlr zu sensibilisieren und eine nachhaltishyge Maumlngelbeseitigung zu erreichen
Die Kontrolltaumltigkeit der SE stellt aber nur einen Teil der dort angesiedelten Aufgaben dar Die SE untershystuumltzt und beraumlt die Vollzugsbehoumlrden vor Ort bei fachlichen und rechtlichen Fragestellungen aus den Bereichen Lebensmittelsicherheit und Tiergesundshyheit Dies erfolgt auf vielfaumlltige Art und Weise zum Beispiel in Form von Stellungnahmen zu Anfragen in der Organisation und Durchfuumlhrung von Arbeitsshykreisen in der Ausarbeitung von Konzepten Checkshylisten und Verfahrensanweisungen (wie zur Kontrolle von Wildbetrieben) in der rechtlichen Unterstuumltzung bei Fragen des Lebensmittelrechts sowie seit 2010 in der Unterstuumltzung der Regierungen bei der Bearshybeitung von Zertifizierungen beim Export von Leshybensmitteln tierischen Ursprungs
Daneben wertet die SE Erkenntnisse zur Lebensmitshytelsicherheit aus und identifiziert potenzielle Risiken und Probleme produktshy (zum Beispiel Acrylamid in Lebkuchen ) oder branchenbezogen (etwa Kuumlhlshy und Gefrierhaumluser) Auf dieser Grundlage erarbeitet sie entsprechende Risikobeurteilungen und leitet risikoshy
orientiert Kontrollschwerpunkte ab Sie erstellt hiershyzu auch in Eigeninitiative Projekte in deren Rahmen insbesondere spezifische Checklisten fuumlr die Kontrolshylen der VorshyOrtshyBehoumlrden erarbeitet werden Diese werden allen betroffenen bayerischen Behoumlrden fuumlr ihre taumlgliche Arbeit zur Verfuumlgung gestellt Damit soll eine Optimierung und Vereinheitlichung der Kontrolshylen erreicht werden
Die SE unterstuumltzt das zustaumlndige Fachministerium das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) in allen Fragen der Lebensmitshytelsicherheit der Lebensmitteluumlberwachung sowie des Lebensmittelrechts Hierzu werden Stellungnahshymen zu Gesetzentwuumlrfen erstellt oder Konzepte zur Lebensmitteluumlberwachung erarbeitet In Krisenfaumlllen uumlbernimmt die SE auszligerdem in Abstimmung mit dem StMUG koordinierende Krisenmanagementaufshygaben wie etwa die Buumlndelung Sichtung Auswershytung und Aufbereitung von Informationen auf Lanshydesebene oder die Koordination der Maszlignahmen und Probenahmen der Lebensmitteluumlberwachungsshybehoumlrden vor Ort Fuumlr den Verbraucher werden zum Beispiel Informationen auf der Internetseite des LGL zusammengestellt und Hotlines eingerichtet
Weitere Aufgaben der SE sind unter anderem die Pubshylikation von oumlffentlichen Warnungen und Verbrauchershyinformationen auf der Internetseite des LGL (sowie auf wwwlebensmittelwarnungde) die Betreuung einer Verbraucherhotline am LGL fuumlr Hinweise aus der Bevoumllkerung auf Verstoumlszlige gegen das Lebensmittelshyrecht sowie seit 2009 die Betreuung der bayernweiten gemeinsamen Software TIZIAN fuumlr die Veterinaumlrshy Lebensmittelshy und Futtermitteluumlberwachung
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Eine besondere Schnittstellenfunktion im Vollzug des Lebensmittelrechts hat die SE in ihrer Aufgabe als Kontaktstelle Bayerns im hellip
EU-Schnellwarnsystem fuumlr Lebens- und Futtermittel
Bei der heutigen stark internationalen Verflechtung der Warenstroumlme in der Lebensmittelwirtschaft kann eine effektive amtliche Uumlberwachung der Lebensmittelsicherheit im EUshyBinnenmarkt nur gelingen wenn alle beteiligten Behoumlrden uumlber die Staatsgrenzen hinweg eng zusammenarbeiten
Zu diesem Zweck wurde mit dem Europaumlischen Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel bdquoRASFFldquo (Rapid Alert System for Food and Feed) ein System zum raschen Informationsaustausch zwischen EUshyMitgliedstaaten geschaffen uumlber das Erkenntnisse zu Lebensshy und Futtermitteln uumlbermitshytelt werden von denen (moumlglicherweise) eine ernsshyte Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht
Die rechtliche Grundlage fuumlr das RASFF findet sich in der sogenannten Basisverordnung VO (EG) Nr 1782002 Weitere Vorschriften zur Durchfuumlhshyrung des RASFF enthaumllt die VO (EG) Nr 162011
In Deutschland existiert neben der nationalen Konshytaktstelle am Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in jedem Bundesland eine eigene Kontaktstelle
Bayern Deutschland EUOriginalshy
meldungenFolgeshy
meldungen Originalshy
meldungenFolgeshy
meldungenOriginalshy
meldungen Folgeshy
meldungen 2006 53 75 419 240 2923 38452007 43 73 377 305 2976 43392008 39 52 433 359 3099 39752009 52 80 416 419 3322 47672010 50 80 397 366 3358 52242011 52 63 425 407 3812 5345
Meldeaufkommen im gesamten RASFF seit 2006 (Quelle Jahresberichte der EU-Kommission)
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Seit 1 Februar 2005 nimmt die Aufgabe der Konshytaktstelle Bayern ein eigenes Sachgebiet im LGL wahr das 2006 in die neugegruumlndete Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit (SE) eingegliedert wurde Mit der Verlagerung dieser Aufgabe vom damaligen Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zum LGL hat sich auch das Taumltigkeitsprofil des LGL deutlich erweitert Die RASFFshyKontaktstelle am LGL ist zentraler Ansprechpartner in Bayern in allen EUshySchnellshywarnungen betreffenden Fragen fuumlr das StMUG die Bezirksregierungen und die Kreisverwaltungsbeshyhoumlrden aber auch fuumlr das BVL und Ministerien soshywie nachgeordnete Behoumlrden der anderen Bundesshylaumlnder
In der RASFFshyKontaktstelle am LGL werden alle eingehenden Meldungen gesichtet und ausgewershytet Im Jahr 2011 waren dies uumlber 9000 RASFFshy Meldungen
Werden erstmalig Erkenntnisse zu einem Lebensshy oder Futtermittel eingestellt von dem eine ernste Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht wird eine Originalmeldung mit eigener Kennziffer generiert
Uumlber die Ergebnisse von Maszlignahmen sowie uumlber ermittelte Vertriebswege etc werden die Be teiligten des RASFF in Form von Folgemeldungen informiert
In allen Faumlllen in denen die betroffenen Lebensmitshytel in Bayern bereits auf dem Markt sind werden die Informationen uumlber die Regierungen an die
zustaumlndigen Behoumlrden vor Ort weitergegeben und die erforderlichen Maszlignahmen eingeleitet und koorshydiniert (zum Beispiel die Entfernung betroffener Lebensmittel aus dem Verkauf und die Uumlberwashychung von Ruumlckrufaktionen) Sind bayerische Untershynehmen (Hersteller Importeure Groszlighaumlndler) beshytroffen werden die weiteren Vertriebswege der fraglichen Lebensmittel ermittelt Warenruumlckrufe eingeleitet Ursachen fuumlr die entsprechenden Beshyanstandungen ermittelt und geeignete Abhilfeshymaszlignahmen ergriffen
Werden in Bayern Befunde uumlber Lebensshy oder Futtermittel die ein Risiko fuumlr die menschliche oder tierische Gesundheit bedeuten bekannt ndash zum Beishyspiel durch Untersuchungen des LGL ndash erstellt die RASFFshyKontaktstelle am LGL entsprechende Melshydungen fuumlr Bayern die in das Schnellwarnsystem eingestellt werden Von Bayern wurden jaumlhrlich circa 50 Originalmeldungen fuumlr das RASFF erstellt
Neben dem geschilderten Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel wird durch die Kontaktshystelle Bayern auch noch ein weiteres auf der Proshyduktsicherheitsrichtlinie beruhendes EUshySchnellshywarnsystem (Rapid Alert System for NonshyFood Products RAPEX = Rapid Exchange) betreut
Hier werden Faumllle gemeldet bei denen von der stofflichen Zusammensetzung kosmetischer Mittel oder sonstiger Bedarfsgegenstaumlnde (Bekleidung Spielzeug Reinigungsmittel) eine ernste Gefahr fuumlr Verbraucher ausgehen kann
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Die geschilderten Schnellwarnsysteme stellen ein effektives Mittel dar mit dessen Hilfe sehr rasch I nformationen uumlber moumlglicherweise von Lebensshy Futtermitteln oder sonstigen Verbraucherprodukten ausgehenden Gefahren fuumlr die menschliche Gesundshyheit zwischen allen beteiligten Staaten ausgetauscht werden koumlnnen
Durch die Ansiedelung der bayerischen RASFFshy und RAPEXshyKontaktstelle in der Spezialeinheit Lebensshymittelsicherheit sind diese eng angebunden an die Kontrolleure der SE Dies ist zum einen von Vorteil im Fall von brisanten Einzelfaumlllen bei denen Kontrolleure die zustaumlndigen Behoumlrden bei der Abarbeitung von Schnellwarnfaumlllen konkret unterstuumltzen koumlnnen als auch durch die Umsetzung der aus dem RASFF und RAPEX gewonnenen Erkenntnisse durch die SE zum Beispiel in Form von Kontrollschwerpunkten und Projekten
Durch die oben genannten Synergieeffekte (bdquokurze Wegeldquo) und die enge Zusammenarbeit der SE mit den Laborbereichen kann das LGL die bayerischen Behoumlrden beim Aufarbeiten von Problemfaumlllen im Bereich der Lebensshy und Futtermittelmittelsicherheit umfassend unterstuumltzen
Eng mit der Uumlberwachung im Bereich Lebensmittelshysicherheit verwoben sind tiergesundheitliche Uumlbershywachungsaufgaben Auch hier hatte das LGL in der vergangenen Dekade eine Vielzahl von Herausfordeshyrungen zu bewaumlltigen
Futtermittelsicherheit
Neben dem Verfuumltterungsverbot wurde die Futtershymitteluumlberwachung in Bayern in den letzten Jahren mit einer steigenden Zahl neuer Aufgaben konfronshytiert Dabei sind die missbraumluchliche Verwendung von Tierarzneimitteln die Kontamination mit pathoshygenen Mikroorganismen wie Salmonellen mit Schwermetallen oder Pestiziden und die Verwenshydung von nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnshyderten Produkten beispielhaft zu nennen Ein aktuelshyler Schwerpunkt ist die Kontamination von Futtermitshyteln mit Dioxinen dioxinaumlhnlichen und nichtdioxinshyaumlhnlichen PCBs In den ersten beiden Jahren der Dekade wurden im Europaumlischen Schnellwarnsysshytem (RASFF) mehr als 20 DioxinshyFaumllle gemeldet Diese Zahl sank aber in den Folgejahren stark ab Erst mit dem DioxinshyFall zu Beginn des Jahres 2011 erreichte die Zahl der Meldungen und Folgemeldunshygen fast wieder den fruumlheren Houmlchststand DioxinshyKontaminationen haben nicht immer eine illegale Verwendung von Stoffen als Ursache Oft fuumlhren unshygeeignete Rohstoffe Verfahren oder Geraumlte bei der Herstellung unwissentlich zur Kontamination des Futtermittels und uumlber die Nahrungskette zur Anreishycherung im Lebensmittel Fuumlr Bayern ist aus den Unshytersuchungszahlen des LGL kein kontinuierlicher Anshystieg der Kontaminationen abzuleiten
TierarzneimittelnIm Rahmen des Verbraucherschutzes werden die Anwendung und der Handel mit Tierarzneimitteln behoumlrdlich uumlberwacht Schwerpunkte der Uumlberwashychungstaumltigkeit sind tieraumlrztliche Hausapotheken und
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Houmlfe mit Nutztieren die der Lebensmittelgewinnung dienen Bundesweit wird in der Veterinaumlrverwaltung hierzu das Arzneimittelmodul des EDVshySoftwareshysystems BALVI verwendet an dessen Erstellung und Weiterentwicklung das LGL maszliggeblich beteishyligt ist So vertritt das LGL im Auftrag des StMUG das Land Bayern in der BALVIshyTierarzneimittelshy Laumlnderarbeitsgruppe Das LGL entwickelt und pflegt unter anderem den umfangreichen Verstoszligartenshykatalog in dem die Verstoszligshy und Anordnungstexte sowie die rechtlichen Begruumlndungen fuumlr die angeshyordneten Maszlignahmen hinterlegt sind und der bunshydesweit dem BALVIshyTierarzneimittelmodul als Quellshydatei zugrunde liegt Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit besteht in der Weiterentwicklung des Proshygramms um seine Anwenderfreundlichkeit sichershyzustellen So wurde die Dateneingabe optimiert und an die bayernweit geltenden QMshyDokumente zur Datenerhebung angepasst
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt besteht in der Steuerung behoumlrdlicher Arzneimittelabgabeverfahshyren Im Rahmen des jaumlhrlich durchgefuumlhrten und von der EU kofinanzierten Verfahrens zur Bekaumlmpfung der Varroamilbe der Bienen koordiniert das LGL die Abgabe der hierzu eingesetzten Arzneimittel durch die Veterinaumlraumlmter an die Imker und uumlbernimmt die Kommunikation mit Arzneimittelherstellern und der fuumlr die Foumlrdermittel zustaumlndigen Landwirtschaftsvershywaltung In Zusammenarbeit mit dem Fachzentrum Bienen der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Weinbau und Gartenbau stellt das LGL den Veterinaumlraumlmtern umfangreiche Informationen uumlber das jaumlhrliche Vorshygehen zur Verfuumlgung und steht ihnen im laufenden Verfahren beratend zur Seite
Tierschutz
Der Tierschutz ist ein wichtiges gesellschaftspolitishysches Anliegen das im Jahr 2002 in den Rang eines Staatsziels erhoben wurde Der Vollzug des Tiershyschutzrechtes ist daher eine wesentliche Aufgabe der Veterinaumlraumlmter Die Bandbreite der gehaltenen Tiere ist groszlig Sie reicht von Heimtieren uumlber landshywirtschaftliche Nutztiere bis zu Versuchsshy und Wildshytieren Aumlhnlich groszlig ist die Vielfalt der Bereiche in denen dem Tierschutz Rechnung getragen werden muss Schlachthoumlfe und Tiertransporte gehoumlren ebenso dazu wie Zoos Zirkusbetriebe Maumlrkte sportliche Veranstaltungen mit Tieren Tierhandel Jagd und Schaumldlingsbekaumlmpfung Um die bayerishyschen Veterinaumlrbehoumlrden bei der Bearbeitung dieses Gebietes fachlich qualifiziert zu unterstuumltzen und geshyzielt fortzubilden wurde daher am LGL im Oktober 2002 das Sachgebiet Tierschutz eingerichtet Hier werden mit steigender Tendenz mittlerweile jaumlhrlich uumlber 1000 fachliche Anfragen beantwortet
Beispielhaft seien zwei Arbeitsschwerpunkte hershyausgestellt Durch gezielte Kontrollen in vielen bayeshyrischen Schlachtstaumltten gelang es die Qualitaumlt des Umgangs mit den Tieren vor der Schlachtung und ihre Betaumlubung und Toumltung wesentlich zu verbesshysern Gleichzeitig wurde eine intensive Fortbildung des fuumlr die Uumlberwachung zustaumlndigen Personals in Form praxisnaher Workshops durchgefuumlhrt und ein Lehrfilm erstellt der sich an Gewerbetreibende und Uumlberwachungspersonal richtet
Im Heimtierbereich stellen Hundezuchten und pri vate Hundehaltungen einen Arbeitsschwerpunkt dar In
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Hundezuchten liegt der Fokus auf einem guten Umshygang mit den Tieren damit Tierliebhaber einen sozial vertraumlglichen und ungefaumlhrlichen Hund erhalten der im Zusammenleben mit den Menschen sein Leben ohne Angst und Leiden fuumlhren kann Da die Tiershyschutzhundeverordnung von 2001 viele unbestimmte Rechtsbegriffe enthaumllt wurden 2003 durch das Sachshygebiet Tierschutz bayerische Vollzugshinweise erarshybeitet die diese Begriffe naumlher erlaumlutern Dadurch wurde eine einheitliche Grundlage geschaffen auf deren Basis alle bayerischen Veterinaumlraumlmter die tiershyschutzrechtlichen Vorgaben vollziehen koumlnnen
Die Ausrichtung des LGL an den Beduumlrfnissen seishyner bdquoKundenldquo den Uumlberwachungsbehoumlrden vor Ort erfordert mehr als seine eigene kontinuierliche Anshypassung an fachwissenschaftliche oder rechtliche Rahmenbedingungen Denn nicht die Verfuumlgbarkeit von spezialisiertem Wissen an wenigen Stellen allein sichert die Qualitaumlt einer schlagkraumlftigen Uumlberwashychung vielmehr wird ein effektiver Wissenstransfer benoumltigt der Schritt haumllt mit der Zunahme der transshyportierten Inhalte denn
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Qualitaumlt will gelernt sein
ndash das gilt seit jeher war aber wohl nie so wichtig und schwierig wie heute Die Anforderungen und Anspruumlche steigen stetig die Handlungssituationen werden immer komplexer Das gilt auch fuumlr oumlffentlishyche Verwaltungen zumal im Bereich Gesundheit Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit Denn hier zeigt die Globalisierung mit der internationalen Mobilitaumlt der Menschen mit weltweitem Handel von Waren Tieren und Lebensmitteln unmittelbare Auswirkungen auf die Verhaumlltnisse vor Ort Auch loshykale bayerische Behoumlrden koumlnnen quasi uumlber Nacht vor bisher unbekannten Herausforderungen stehen BSE SARS Influenzapandemie oder mit EHECshyKeishymen belastete Lebensmittel sind bekannte Beispieshyle Sie betreffen das Lebensumfeld fast aller Menshyschen gehen deshalb mit entsprechender oumlffentlishycher Aufmerksamkeit einher und finden direkten Niederschlag in der Politik Um in einem solchen Umfeld dauerhaft zu bestehen muumlssen die Behoumlrshydenmitarbeiter bestens qualifiziert und hoch motishyviert sein
Die Entscheidungstraumlger zeigten groszligen Weitblick als sie 2002 die Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhshyrung und Verbraucherschutz (AGEV heute AGL) schufen und im ebenfalls neu gegruumlndeten Landesshyamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ansiedelten Ihr Auftrag Die Behoumlrden bei der Bewaumlltigung ihrer Aufgaben bestmoumlglich zu untershystuumltzen durch systematische bedarfsgerechte und praxisorientierte Qualifizierungsmaszlignahmen Neu und bis heute bundesweit einmalig war das Konzept alle Bildungsaufgaben des Oumlffentlichen Gesundshy
heitsshy und Veterinaumlrdienstes und der Lebensmittelshysicherheit in einer Akademie zu vereinen Die AGEV entstand aus der Zusammenfuumlhrung von Vorgaumlngershyeinrichtungen wie der Akademie fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen der Staatlichen Berufsfachschushyle fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnische Assistenten dem Fachbereich Ernaumlhrung aus der Staatlichen Fuumlhrungsakademie fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten (FUumlAK) und der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) Zug um Zug wurde sie um eine ganze Reihe von Aufgaben erweishytert und ausgebaut In ihrer Entwicklungsshy Anpasshysungsshy und Innovationsfaumlhigkeit war sie dabei nicht weniger gefordert als die Verwaltungsbereiche fuumlr die sie taumltig ist und die sie schult Dies zeigt sich nicht zuletzt in der 2009 aufgrund von Aumlnderungen im Ressortzuschnitt des zustaumlndigen Ministeriums erfolgten Umbenennung in Akademie fuumlr Gesundshyheit und Lebensmittelsicherheit (AGL)
Der AGL obliegt als zentraler Bildungseinrichtung fuumlr die Bereiche Gesundheit Veterinaumlrwesen und Lebens mittelsicherheit im Geschaumlftsbereich des bayerischen Staatsministeriums fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) das Management der Ausshy Fortshy und Weiterbildung Die zentralen Ziele sind
bull die bedarfsgerechte auf die Bewaumlltigung aktueller und zukuumlnftiger Herausforderungen ausgerichtete Qualifizierung der Behoumlrdenmitarbeiter
bull durch langfristige zielgerichtete Planung und kurzshyfristige Anpassung des Angebots
bull unter Anwendung teilnehmershy und transferorienshytierter Methodik
bull bei effizientem Einsatz der Haushaltsmittel
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Seit den Anfaumlngen im Jahr 2002 wuchs sowohl das Spektrum der Aufgaben als auch der Umfang an Veranstaltungen bestaumlndig an Zur Konzeption und Durchfuumlhrung ihrer Veranstaltungen kann die AGL heute auf 26 Mitarbeiter und uumlber 500 Referenten aus den Behoumlrden der Wissenschaft aus Verbaumlnshyden und der Wirtschaft zuruumlckgreifen mehr als ein Drittel davon aus dem LGL Seit einigen Jahren nehmen im Schnitt jaumlhrlich 7000 Personen an Fortshybildungsveranstaltungen und uumlber 500 Personen an mehrwoumlchigen bis mehrmonatigen Lehrgaumlngen teil In zehn Jahren Aufbauarbeit entstand aus beshyscheidenen Anfaumlngen ein umfassendes Programm zur Ausshy Fortshy und Weiterbildung fuumlr alle Berufsshygruppen im Bereich Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit In speziellen Lehrgaumlngen sowie Fachshytagungen Seminaren und Kongressen werden Amtsaumlrzte Amtstieraumlrzte und amtliche Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Pharmazeuten Sozialpaumldashygogen Lebensmittelkontrolleure Hygienekontrolshyleure Sozialmedizinische Assistentinnen amtliche Fachassistenten und weitere Fachleute der Behoumlrshyden fuumlr den Einstieg in die staatliche Laufbahn quashylifiziert oder in den jeweiligen Fachthemen auf dem aktuellen Stand gehalten Von Anfang an wurde mit der Rubrik bdquoFachseminar interdisziplinaumlrldquo im Jahres fortbildungsprogramm der Gruumlndungsidee Rechnung getragen dass die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen immer wichtiger wird fuumlr die Bewaumlltigung sowohl der akuten Herausforderungen wie auch der taumlglishychen Routinen Mit einem umfangreichen uumlberfachshylichen Fortbildungsprogramm stehen daruumlber hinshyaus allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Geschaumlftsbereiches Umwelt und Gesundheit
Angebote zur Staumlrkung ihrer sozialen methoshydischen und persoumln lichen Kompetenzen zur Ver fuumlgung Im Jahr 2010 hat das Bayerische Staatsshyministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit die Aufshygabe der bdquozustaumlndigen Stelleldquo nach dem Berufsshybildungsgesetz fuumlr die Ausbildung der Sozialvershysicherungsfachangestellten Fachrichtung allgeshymeine Krankenversicherung auf das LGL beziehungsweise die AGL uumlbertragen
Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
Der Zugang zu den Fachlaufbahnen des oumlffentlichen Gesundheitsshy und Veterinaumlrdienstes sowie der Leshybensmittelkontrolle erfordert in einschlaumlgigen Rechtsvorschriften festgelegte Qualifikationsmaszligshynahmen Die AGL fuumlhrte in den zehn Jahren seit ihshyrer Gruumlndung hierzu die folgenden Lehrgaumlnge inklushysive Pruumlfungsverfahren durch
bull Zehn AmtsarztshyLehrgaumlnge seit 2007 mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium Public Health an der LMU Muumlnchen
bull fuumlnf HygienekontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf SMAshyLehrgaumlnge
(Lehrgang fuumlr Sozialmedizinische Assistentinnen) bull zehn AmtstierarztshyLehrgaumlngebull acht LebensmittelkontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf VeterinaumlrassistentenshyLehrgaumlngebull einen FuttermittelprobenehmershyLehrgang bull vier Amtliche FachassistentenshyLehrgaumlnge
(bdquorotes Fleischldquo und bdquoweiszliges Fleischldquo)
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Alle Lehrgaumlnge richten sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bayern Gasthoumlrer aus anderen Laumlnshydern koumlnnen freie Plaumltze belegen Aumlrzte und Tieraumlrzshyte koumlnnen mit dem Lehrgang gleichzeitig die Anforshyderungen an die theoretische Weiterbildung zum Facharzt fuumlr oumlffentliche Gesundheit oder zum Fachshytierarzt fuumlr oumlffentliches Veterinaumlrwesen erfuumlllen Die Lehrgaumlnge wurden stetig inhaltlich uumlberarbeitet und konzeptionell weiterentwickelt
Die Ausbildung im AmtsarztshyLehrgang erfolgt am LGL in Kooperation mit dem MastershyStudiengang Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt
Muumlnchen (LMU) Durch die Verzahnung mit der Unishyversitaumlt haben die Kursteilnehmer seit 2008 die Moumlglichkeit in Verbindung mit dem Lehrgang auch den Master of Public Health (MPH) mit der Spezialishysierung Health Administration and Management (HAM) zu erwerben
2007 wurde die Akademie mit der Konzeption und Durchfuumlhrung eines Lehrgangs fuumlr amtliche Fachasshysistenten beauftragt Dieser musste nach den Vorgashyben der Verordnung (EG) 8542004 voumlllig neu konzishypiert werden und umfasst nun 500 Stunden theoretishyschen Unterricht
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Fuumlr das amtliche Personal in der Fleischhygieneuumlbershywachung (amtliche Tieraumlrzte und amtliche Fachassisshytenten) besteht gemaumlszlig VO (EG) Nr 8542004 eine jaumlhrliche Fortbildungspflicht Die notwendigen Vershyanstaltungen werden seit 2006 uumlber das Fortbilshydungsprogramm der AGL angeboten 2009 hat die AGL ein neues Fortbildungskonzept fuumlr diesen Beshyreich erarbeitet Die bis dahin durchgefuumlhrten einshyheitlichen Fortbildungstagungen (Jahrestagungen) wurden durch thematisch vielfaumlltige den untershyschiedlichen Beduumlrfnissen angepasste Fortbildungsshyveranstaltungen ergaumlnzt (WahlpflichtshyFortbildung) Die neuen fachlichen Inhalte tragen vermehrt den unterschiedlichen Taumltigkeitsfeldern und dem untershyschiedlichen Erfahrungsstand Rechnung
Aufgrund eines Ministerratsbeschlusses zur Verbesshyserung der Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2006 wurde in den Jahren 2007 und 2008 ein Sonshyderfortbildungsprogramm erstellt Ergaumlnzend zum jaumlhrlichen Fortbildungsangebot wurden 20 zusaumltzlishyche neu konzipierte Fortbildungen aufgenommen und damit die Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verdoppelt Neben vielen fachlishychen Schulungen waren spezielle uumlberfachliche Fortshybildungsangebote zur Verbesserung der Sozialshy und Methodenkompetenz insbesondere zur Gespraumlchsshyfuumlhrung und Konfliktbewaumlltigung fuumlr das Personal in der Lebensmittelshy und Futtermittelkontrolle sowie in der Veterinaumlrkontrolle enthalten Viele der Veranstalshytungen die speziell fuumlr das Sonderfortbildungsproshygramm konzipiert wurden waren so begehrt dass sie danach in das laufende jaumlhrliche Programm aufshygenommen und weitergefuumlhrt wurden
Schwerpunkt Fachfortbildung
Den Schwerpunkt der Fortbildungsarbeit bildet seit Gruumlndung der AGL die Durchfuumlhrung von Fachsemishynaren fuumlr Bedienstete der oumlffentlichen Verwaltung in den Bereichen oumlffentlicher Gesundheitsdienst oumlfshyfentlicher Veterinaumlrdienst und Lebensmittelkontrolle Bis zum Jahr 2008 betraf dies auch die Fortbildung der bayerischen Gewerbeaufsicht Fuumlr diesen Persoshynenkreis veranstaltete die AGL jaumlhrlich weit uumlber 200 einshy oder mehrtaumlgige Fachseminare Die Gesamtteilshynehmerzahl an von der AGL angebotenen Fortbilshydungsveranstaltungen und Tagungen betrug im Schnitt der letzten Jahre ungefaumlhr 7000 etwa 5500 davon betrafen Fachfortbildungen gut 500 uumlberfachshyliche Seminare und etwa 1000 InhouseshySchulungen am LGL sowie EDVshyFortbildungen Die Konzeption sieht schwerpunktmaumlszligig eintaumlgige Fachseminare vor welche in den Dienststellen des LGL in Nordshy und Suumldbayern identisch angeboten werden und akshytuelle Themen aufgreifen Diese Veranstaltungen sollen von mindestens einem Teilnehmer der Zielshygruppe aus den Landratsaumlmtern und Regierungen besucht werden damit ein einheitlicher Informashytionsshy und Wissensstand bei allen rechtlichen und fachlichen Neuerungen sowie bei Vollzugsfragen sishychergestellt werden kann Daneben gibt es eine Reishyhe von mehrtaumlgigen Seminaren welche Spezialtheshymen mit staumlrkerer Handlungsorientierung aufgreifen Diese werden in Kleingruppen in Seminarhaumlusern verteilt uumlber ganz Bayern oft uumlber Jahre hinweg anshygeboten Die Schulung spezieller FachshyEDVshyAnwenshydungen erfolgt in einshy und mehrtaumlgigen Seminaren am PCshyArbeitsplatz
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Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
Bei Gruumlndung der Akademie im Jahr 2002 gehoumlrte diese dem Geschaumlftsbereich des damals ebenfalls neu gegruumlndeten Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Verbraucherschutz an Damals wurde als Starthilfe eine umfangreiche Kooperation in der uumlberfachlichen Fortbildung mit dem Staatsministerishyum fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen beschlossen Diese dauerte bis 2005 und betraf auch die bis heute anhaltende Zusammenarbeit bei EDVshySeminaren mit der Verwaltungsschule der Sozialvershywaltung in Wasserburg Schritt fuumlr Schritt wurden dashyneben eigene Seminare zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Fuumlhrung und Kommunikation Arshybeitstechniken und Selbstmanagement sowie Presseshy und Oumlffentlichkeitsarbeit und Verwaltung aufgebaut Als dann im Jahr 2005 nach Umressortierung in den Geschaumlftsbereich des Umweltministeriums die uumlbershyfachliche Fortbildung fuumlr den gesamten neuen Geshyschaumlftsbereich von dort auf die Akademie uumlbertragen wurde konnte sofort ein umfangreiches eigenes Fortshybildungsangebot zusammengestellt werden
Die uumlberfachliche Fortbildung befasste sich in juumlngerer Zeit neben den Fuumlhrungsklassikern vorrangig mit Strashytegien fuumlr erfolgreiches Arbeiten im Team sowie dem Umgang mit den gestiegenen Anforderungen in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt Diese Seshyminare finden eine auszligerordentliche Akzeptanz Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Teamentwickshylung Zahlreiche Teams nehmen dieses Angebot an und entwickeln unter professioneller Begleitung konshykret und zielorientiert ihre individuellen Vorgehensweishy
sen Es geht um organisatorische und strategische Ansaumltze zur Steigerung von Effizienz und Effektivitaumlt Angestrebt werden ein besserer Informationsfluss soshywie eine gute Kommunikationskultur und Konfliktbeshywaumlltigung Neu im Angebot war zuletzt Mediation eine Moumlglichkeit der Konfliktbearbeitung unter Begleishytung eines professionellen Konflikthelfers
Neben den Fortbildungsangeboten des Geschaumlftsshybereiches gibt es zahlreiche InhouseshySchulungen fuumlr das Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (LGL) sowie Fuumlhrungsseminare fuumlr das Lanshydesamt fuumlr Umwelt (LfU) Der Themenkatalog des LGL reicht von Trainings fuumlr Teamshy und Gruppenleishyter zur Mitarbeiterfuumlhrung Maszlignahmen zu Gesundshyheitsshy und Arbeitsschutz speziellen Schulungen zur Einfuumlhrung eines digitalen Dokumentenmanageshymentsystems bis zur Ausbildung von Brandschutzshy und Ersthelfern
Die ASUMEDDie Hauptaufgabe der Bayerischen Akademie fuumlr Arshybeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) ist die theoretische Weitershy und Fortbildung bereits approshybierter Aumlrzte in den Bereichen BetriebsshyArbeitsmeshydizin und Sozialmedizin Im Schnitt haben insgesamt 200 bis 300 Aumlrztinnen und Aumlrzte jaumlhrlich aus allen Bundeslaumlndern an einem Kurs der ASUMED teilgeshynommen Insbesondere mit der Deutschen Gesellshyschaft fuumlr Arbeitsshy und Umweltmedizin den Akadeshymien in Duumlsseldorf und Bad Nauheim und dem Lanshydesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften bestehen auf diesem Geshybiet langjaumlhrige Kooperationen
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Bereits 2003 entwickelte die ASUMED ein Konzept zur Vermittlung von sogenannten Basisqualifikatioshynen in den arbeitsmedizinischen Weiterbildungskurshysen wie Kommunikationsshy Kooperationsshy und Teamshyfaumlhigkeit beziehungsweise Sozialkompetenz Dieser Kursbaustein sieht vor den Betriebsarzt mit organisashytionsshy wirtschaftsshy und arbeitspsychologischen Inhalshyten zu konfrontieren und ihn als Moderator und Spreshycher aller im Betrieb am Gesundheitsmanagement beteiligten Personen und Bereiche zu befaumlhigen
Mit dem von der ASUMED 2005 initiierten Foumlrdershyprojekt bdquoPsychosoziale Belastungen in der betriebsshyaumlrztlichen Praxisldquo wurde das Department fuumlr Psyshychologie Organisationsshy und Wirtschaftspsychologie der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen beshytraut Die daraus resultierenden Ergebnisse boten der ASUMED wertvolle Ansatzpunkte fuumlr eine inhaltshyliche und gestalterische Weiterentwicklung der Ausshybildungseinheiten
Die MTA-V-SchuleSchuumllerinnen und Schuumller der einzigen Staatlichen Berufsfachschule fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnishysche Assistenten (MTAshyVshySchule) in Bayern absolshyvieren am Standort Oberschleiszligheim eine dreijaumlhrige Ausbildung Sie werden in den Lehrshy und Routinelashyboratorien des LGL praktisch ausgebildet und erhalshyten daneben theoretischen Unterricht Dabei werden sie von uumlber 20 hausinternen und weiteren externen Lehrkraumlften unterrichtet und betreut Auf diese Weishyse erhalten die Schuumllerinnen und Schuumller in der seit 1942 bestehenden Schule eine aktuelle und umfasshysende Ausbildung auf allen relevanten Gebieten Alle
drei Jahre beginnt an der Dienststelle in Obershyschleiszligheim ein neuer Lehrgang mit rund 20 Schuumlleshyrinnen und Schuumllern
AusblickIn den naumlchsten Jahren werden die interne Qualitaumltsshyentwicklung und die Weiterentwicklung einer zeitgeshymaumlszligen LehrshyLernshyKultur noch staumlrker in den Fokus ruumlcken koumlnnen Als Leitziel der Qualifizierungsmaszligshynahmen zum Einstieg in die staatlichen Fachlaufbahshynen wird der Erwerb umfassender beruflicher Handshylungskompetenz noch mehr an Bedeutung gewinnen Im Rahmen der Entwicklung neuer LehrshyLernshyKonzepshyte soll verstaumlrkt ein Perspektivwechsel von der Lehshyrendenshy zur Lernershyzentrierten Perspektive vollzogen werden Das bisher vorherrschende primaumlr rezeptive Lehrangebot soll durch ein problembasiertes fallbezoshygenes und projektorientiertes Lernen ergaumlnzt werden Hierdurch kann die lebenslang wichtige Lernkompeshytenz und (Weitershy)Lernbereitschaft gestaumlrkt die Entshywicklung fachlicher sowie fachuumlbergreifender Kompeshytenzen gefoumlrdert und ein kooperativer Arbeitsstil unshyterstuumltzt werden Dies sind nicht zuletzt jene Kompeshytenzen die schon jetzt in einer Welt von rasch veraltendem Wissen und schnellen Veraumlnderungen in der Wirtschaft wie in der oumlffentlichen Verwaltung von zentraler Bedeutung sind
Dieser Prozess des Wandels hat die Rechtsgrundlashygen vieler Taumltigkeitsbereiche des LGLs in der letzten Dekade besonders erfasst und neu geordnet Die ehemals durchgaumlngig national gepraumlgte Rechtsetshyzung ist in einigen Bereichen nahezu vollstaumlndig ershysetzt worden durch ein einheitliches EUshyRecht
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Europa
Seit seiner Gruumlndung wird das LGL von einem Proshyzess begleitet der beinahe alle seiner Taumltigkeitsbeshyreiche von Grund auf reformierte eine Europaumlisieshyrung der gesetzlichen Grundlagen
Insbesondere in den Bereichen Lebensmittelshy und Produktsicherheit Chemikalienrecht oder Tiergesundshyheit hat das LGL im Gruumlndungsjahr 2002 sein Hanshydeln noch uumlberwiegend auf nationale Gesetzgebung stuumltzen koumlnnen Diese war zwar auch schon an vielen Stellen von europaumlischen Verordnungen und Richtlinishyen beeinflusst die praumlgende Grundausrichtung jeshydoch fuszligte noch auf den historisch gewachsenen nashytionalen Gesetzeswerken So galt beispielsweise noch 2002 mit dem Lebensmittelshy und Bedarfsgeshygenstaumlndegesetz (LMBG) ein seit 1976 fortgeschrieshybenes Rechtswerk das auf seinem Vorlaumlufer dem Lebensmittelgesetz (LMG) von 1927 begruumlndet war Noch im Gruumlndungsjahr des LGL entstand jedoch mit der Verordnung 1782002 der sogenannten Basisvershyordnung ein neuer europaumlischer Gesetzesrahmen in dessen Gefolge kaum ein nationales Gesetz im Beshyreich der Lebensmittelsicherheit unangetastet bleishyben konnte Eine solche europaumlische Vereinheitlishychung ist nicht nur geeignet Handelshemmnisse abshyzubauen sondern reduziert auch deutlich bisherige Reibungsverluste bei grenzuumlbergreifenden Maszlignahshymen und gegenseitiger Informationsweitergabe was fuumlr einen wirksamen Verbraucherschutz in einem inshyternationalisierten Umfeld unverzichtbar ist Der Preis jedoch der fuumlr eine solche Aumlnderung des gesamten rechtlichen Rahmens zu bezahlen ist hat das LGL die letzten 10 Jahre viel beschaumlftigt Bisher konnte bei leshy
bensmittelrechtlichen Beurteilungen bis hin zu detailshyliertesten Einzelfragestellungen auf eine langjaumlhrige Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis zuruumlckgeshygriffen werden Der Wortlaut der neuen EU Verordshynungen hingegen musste fuumlr die taumlgliche Praxis der Lebensmitteluumlberwachung erst ausgelegt werden Strittige Fragen lieszligen sich teilweise nur durch houmlchstrichterliche Klaumlrung entscheiden Bis zur Ausbildung einer umfassenden Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis vergehen meist mehr als nur 10 Jahre Daher wird das LGL auch in der Zukunft in zahlreichen Taumltigkeitsbereichen mit diesen Herausforshyderungen eines neu geschaffenen europaweit harmoshynisierten Rechtsrahmens umgehen muumlssen
An zwei Beispielen der Regulierung neuartiger Leshybensmittel und Nahrungsergaumlnzungsmittel sowie der Chemikaliensicherheit sollen die Herausfordeshyrungen fuumlr das LGL illustriert werden die mit dem sich wandelnden rechtlichen Umfeld in der letzten Dekade verbunden waren
Novel FoodHerkoumlmmliche traditionelle Lebensmittel gelten aufshygrund jahrelanger Erfahrung als sicher und verkehrsshyfaumlhig wenn sie den lebensmittelrechtlichen Bestimshymungen entsprechen Eine spezielle Zulassung oder eine behoumlrdliche Meldung des Inverkehrbringens ist nicht erforderlich
Exotische Gemuumlse Pflanzen oder Fruumlchte Extrakte und Konzentrate daraus Stoffe mit vermeintlichem ernaumlhrungsphysiologischem oder gesundheitlichem Nutzen Pflanzen aus der traditionellen Chinesischen
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Medizin oder der Homoumlopathie sowie neue Technoshylogien gelangten in den letzten Jahren neu als Leshybensmittel auf den Markt
Mit steigender Anzahl und zunehmendem Einsatz dieser nichtshytraditionellen Lebensmittel wurde es beshyreits 1997 als notwendig erachtet zum Schutz der Gesundheit und um gleiche Wettbewerbsbedingunshygen in der gesamten Europaumlischen Union zu schafshyfen einheitliche Sicherheitspruumlfungen im Rahmen der Novel FoodshyVerordnung (VO (EG) Nr 25897) zu erlassen Erstmals muumlssen damit Lebensmittel ein von der Europaumlischen Union festgelegtes umfangreishyches Zulassungsverfahren durchlaufen Nur wenn sie nachweislich kein Gesundheitsrisiko darstellen den Verbraucher nicht taumluschen und nicht zu Mangelershyscheinungen fuumlhren koumlnnen diese bdquoneuartigen Leshybensmittelldquo (Novel Food) auf den Markt kommen Das gilt sowohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Lebensshymittelzutaten die als bdquoneuartigldquo eingestuft werden
Neuartige Lebensmittel und Lebensmittelzutaten sind nach der Novel FoodshyVerordnung so definiert dass sie vor dem Stichtag dem 15 Mai 1997 noch nicht in nennenswertem Umfang fuumlr den menschlishychen Verzehr in der Europaumlischen Union im Verkehr waren Es sind also Lebensmittel oder Lebensmittelshyzutaten die in der Europaumlischen Union nach dem Stichtag neu auf den Markt kommen oder kamen und unter eine der nachfolgenden Gruppen fallen
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten mit neuer gezielt modifizierter primaumlrer Molekularstruktur zum Beispiel Margarine mit Phytosterinesterzusatz zur Senkung des Cholesterinspiegels
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Mikshyroorganismen Pilzen oder Algen bestehen oder darshyaus isoliert worden sind zum Beispiel Lycopin das aus dem Pilz Blakeslea trispora gewonnen wird
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Pflanzen bestehen oder aus Pflanzen und Tieren isoliert wurden und die nicht erfahrungsgemaumlszlig als unbedenklich eingestuft werden koumlnnen zum Beishyspiel Saft aus der Frucht von Morinda citrifolia (Noshynifrucht) oder Steviablaumltter
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten bei deren Herstellung ein nicht herkoumlmmliches Verfahren anshygewandt wurde was die Struktur oder Zusammenshysetzung des Lebensmittels oder der Lebensmittelshyzutat wesentlich veraumlndert zum Beispiel Fruchtzushybereitung fuumlr Joghurt haltbar gemacht durch ein Hochdruckverfahren
Bis Ende 2003 zaumlhlten auch gentechnisch veraumlndershyte Lebensmittel zu den neuartigen Lebensmitteln Seit 2004 sind diese jedoch in einer eigenen Verordshynung geregelt
Aufgrund der umfangreichen Sicherheitsanforderunshygen bei der Antragstellung eines neuartigen Lebensshymittels oder Lebensmittelzutat kommt es jedoch nicht immer zur Zulassung Von den seit 1997 geshystellten 107 Antraumlgen nach Art 4 der Novel FoodshyVerordnung wurden 64 abgelehnt
Eine Besonderheit des Zulassungsverfahrens bei neushyartigen Lebensmitteln ist dass auch bestimmte Eigenshyschaften ausgelobt werden koumlnnen die nach allgemeishynem Recht bisher unzulaumlssig waren Dies zeigt sich zum Beispiel bei den im Jahr 2000 zugelassenen Physhy
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tosterinen Phytosterine sind geeignet den Cholesteshyrinspiegel zu senken Die cholesterinsenkende Wirshykung ist durch zahlreiche klinische Studien belegt Neshyben dieser positiven Wirkung wurden jedoch auch neshygative Nebenwirkungen festgestellt Diese Produkte sollten daher nur von Personen verzehrt werden die tatsaumlchlich einen zu hohen Cholesterinspiegel haben Um den Verbraucher vor gesundheitlichen Schaumlden zu schuumltzen wurde daher bereits bei der Zulassung eine umfangreiche Pflichtkennzeichnung in Form einer Vershyordnung festgelegt Produkte mit Phytosterinen duumlrfen nur in den Verkehr gebracht werden wenn in der Etishykettierung unter anderem darauf hingewiesen wird dass mit den Erzeugnissen der Cholesterinspiegel geshysenkt werden kann und daher die Produkte ausschlieszligshylich fuumlr Personen bestimmt sind die dies aus gesundshyheitlichen Gruumlnden tun muumlssen Erstmals wird also eine bisher verbotene krankheitsbezogene Werbung fuumlr bestimmte Produkte sogar vorgeschrieben
bdquoLebensmittel mit Phytosterinzusaumltzenldquo stellen die bekanntesten und am haumlufigsten gekauften neuartishygen Lebensmittel dar Mittlerweile befinden sich etwa 132 zugelassene Produkte mit Phytosterinen aus den unterschiedlichsten Warengruppen wie Brot Wurst Joghurt Milch Kaumlse und Margarine auf dem Markt
Neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelshyzutaten muumlssen nicht als neuartig gekennzeichnet werden Der uninformierte Verbraucher weiszlig daher nicht ob er gerade eines der zugelassenen neuartishygen ein traditionelles oder vielleicht sogar ein funktioshynelles (angereichertes Lebensmittel mit ausgelobtem gesundheitlichem Nutzen) Lebensmittel verzehrt
Am LGL werden jaumlhrlich etwa 700 Proben hinsichtlich neuartiger LebensmittelLebensmittelzutaten untershysucht die Beanstandungsquote liegt bei rund 7
NahrungsergaumlnzungsmittelDer Markt mit Nahrungsergaumlnzungsmitteln (NEM) boomt seit Jahren ungebrochen
NEM sind Lebensmittel die dazu bestimmt sind die allgemeine Ernaumlhrung zu ergaumlnzen Sie besteshyhen aus Konzentraten von einem oder mehreren Naumlhrstoffen (Vitamine und Mineralstoffe) oder sonstigen Stoffen mit ernaumlhrungsspezifischer oder physiologischer Wirkung (zum Beispiel Aminosaumlushyren Pflanzenshy und Kraumluterextrakte) sie werden in dosierter Form als Kapseln Fluumlssigampullen und so weiter in den Verkehr gebracht Hinsichtlich der in NEM verwendeten Stoffe gibt es derzeit nur eine EUshyweit guumlltige Positivliste fuumlr Vitamine und Mineshyralstoffe einschlieszliglich der Spurenelemente Es fehlen jedoch hierzu Regelungen zu Mindestshy und Houmlchstgehalten sowie Vorschriften hinsichtlich der Verwendung der bdquosonstigen Stoffeldquo Ein Ruumlckgriff auf die bisherige Verwaltungsshy und Rechtspreshychungspraxis ist allerdings auch nicht moumlglich da diese auf alten Vorschriften des nationalen Rechts beruhte die nicht selten mit der neuen EUshyGesetzshygebung inkompatibel sind
Nicht nur aufgrund ihrer Darreichungsformen (Tabletshyten oder aumlhnliches) koumlnnen NEM mit Arzneimitteln verwechselt werden Immer wieder versuchen Hershysteller den aufwendigen teuren und haumlufig ausshysichtslosen Weg der Zulassung eines Erzeugnisses
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als Arzneimittel zu umgehen indem sie ihre Produkshyte einfach als bdquoNahrungsergaumlnzungsmittelldquo in den Handel bringen da diese keiner strengen Zulasshysungspflicht unterliegen
Eine nicht geringe Anzahl der NEM bewegt sich dashymit in der Grauzone zwischen Lebensmittel und Arzshyneimittel Abgrenzungsfragen nehmen daher am LGL einen breiten Raum ein Hierbei erfolgt die Beshywertung unter Beruumlcksichtigung verschiedener Asshypekte wie stoffliche Zusammensetzung Dosierung der Zusatzshy und Inhaltsstoffe Werbeaussagen und Aufmachung des Produktes Gerade bei der Bewershytung des wissenschaftlich gesicherten Wahrheitsgeshyhaltes von Werbeaussagen bestand in der vergangeshynen Dekade erhebliche Rechtsunsicherheit die soshywohl fuumlr die Behoumlrden als auch fuumlr die Herstellerbeshytriebe oftmals langwierige und aufwendige gerichtliche Auseinandersetzungen zur Folge hatten Von der HealthshyClaimsshyVerordnung 19242006 hat sich das LGL erhofft dass spaumltestens Anfang 2010 dieser Unsicherheit ein Ende gesetzt wuumlrde Bis zu diesem Zeitpunkt sollte eine Positivliste zugelasseshyner Werbeaussagen verabschiedet werden die weshygen der groszligen Zahl der Antraumlge allerdings bis heute nicht vollstaumlndig ist Und so ist es nicht weiter vershywunderlich dass aus Sicht der Behoumlrden bei einem groszligen Teil der NEM wissenschaftlich nicht gesishycherte und somit irrefuumlhrende Werbeaussagen zu beanstanden sind dass sich aber die Durchsetzung dieser Beanstandungen durch die Kreisverwaltungsshybehoumlrden vor dem Hintergrund einer im Umbruch befindlichen Rechtslage und Rechtsprechung schwierig gestaltet
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Schon seit Jahren beobachten amtliche Uumlberwashychungsstellen daruumlber hinaus eine Zunahme an illeshygalen Verkaufsaktivitaumlten bei NEM die mit pharmashykologisch wirksamen Stoffen angereichert und demshyzufolge als Arzneimittel zu beurteilen sind Derartige Produkte stellen eine ernste Gefahr fuumlr die Gesundshyheit der Bevoumllkerung dar Die Bedenklichkeit spiegelt sich in zahlreichen Verbraucherbeschwerden uumlber schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen wider Bei Verstoumlszligen gegen Vorschriften des Arzneimittelgeshysetzes unterrichtet das LGL umgehend die zustaumlndishygen Behoumlrden und unterstuumltzt diese durch Fachgutshyachten bei der Ermittlungstaumltigkeit Die LGLshySachshyverstaumlndigen erstellten eine Liste mit beanstandeten
Nahrungsergaumlnzungsmitteln und gesundheitlich beshydenklichen LifestyleshyMedikamenten fuumlr Zollbehoumlrshyden und verschiedene Kriminalpolizeidienststellen
NEM beduumlrfen im Gegensatz zu Arzneimitteln keiner Zulassung Sie muumlssen lediglich nach sect 5 der Verordshynung uumlber Nahrungsergaumlnzungsmittel (NemV) beim Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensshymittelsicherheit (BVL) unter Vorlage eines Etikettenshymusters angezeigt werden Mit dem Anzeigevorshygang ist jedoch keine Pruumlfung verbunden Fuumlr die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Vorschriften ist der Hersteller oder Importeur selbst verantshywortlich
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Am LGL werden die angezeigten Etikettenmuster von NEM bayerischer Inverkehrbringer (2009 146 Anzeigen 2010 619 Anzeigen) vor allem im Hinblick auf ihre Zusammensetzung risikoorientiert uumlberpruumlft Die Uumlberpruumlfungen ergaben dass rund 13 der anshygezeigten Etikettenmuster nicht den lebensmittelshyrechtlichen Vorschriften entsprachen In diesen Faumllshylen benachrichtigt das LGL mittels Gutachten die zushystaumlndige Uumlberwachungsbehoumlrde
Nach LGLshyErfahrungen handelt es sich bei den NEM um eine schwierige und problematische Proshyduktgruppe deren Beanstandungsquote sich unvershyaumlndert auf relativ hohem Niveau bei rund 15 beshywegt Die zu untersuchende Zahl an NEM am LGL betraumlgt jaumlhrlich etwa 500 Proben
Hauptsaumlchliche Beanstandungsgruumlnde sind
bull irrefuumlhrende und krankheitsbezogene Werbung auf der Verpackung in der Packungsbeilage oder im Internet
bull Einstufung von NEM als Arzneimittelbull Verwendung nicht zugelassener Zusatzstoffebull Einstufung von Zutaten als neuartige Lebensmittelbull unvollstaumlndige undoder fremdsprachige Kennshy
zeichnung
Aufgrund der hohen Beanstandungsquote bei NEM entwickelte das LGL ein besonderes Betriebsshykontrollprogramm Es umfasst die Produktionsshyhygiene ebenso wie die wissenschaftlichen Nachshyweise fuumlr Werbebehauptungen die Ruumlckverfolgshybarkeit Statuserhebung der durchgefuumlhrten Eigenkontrollen (inklusive der Einhaltung des
HazardshyAnalysisshyCriticalshyControlshyPointshyKonzepts (HACCP)) und die Vertriebswege
Als Ergebnis der bisher durchgefuumlhrten Kontrollen ist festzustellen dass nur wenige Betriebe alle Herstelshylungsschritte selbst durchfuumlhren Die uumlberwiegende Anzahl der Betriebe bezieht fertige Ware von Lohnshyherstellern die allenfalls noch verpackt und etiketshytiert wird
NEM beduumlrfen weiterhin einer intensiven Kontrolle um ein akzeptables Verbraucherschutzniveau zu geshywaumlhrleisten ndash besonders gilt dies fuumlr Produkte die uumlber das Internet angeboten werden Begleitend dazu muss eine umfassende Verbraucheraufklaumlrung stattfinden denn ein falsches Ernaumlhrungsverhalten oder eine ungesunde Lebensweise koumlnnen durch die Einnahme von NEM nicht kompensiert werden Hier sind die Behoumlrden insbesondere gefordert die Umsetzung der HealthshyClaimsshyVerordnung in eine geregelte und verlaumlssliche Verwaltungspraxis voranshyzutreiben ndash zum Wohle eines rechtssicheren Umfelshydes fuumlr Herstellerbetriebe und eines gut und richtig informierten Verbrauchers
Eine aumlhnlich grundlegende rechtliche Neuausrichshytung wurde im Bereich der Chemikaliensicherheit mit der sogenannten REACHshyVerordnung 19072006 durch den europaumlischen Gesetzgeber auf den Weg gebracht und wird wohl noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum neue Anforderungen fuumlr das LGL bereitshyhalten
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Chemikaliensicherheit
Seit sieben Jahren hat das LGL als Folge der Einglieshyderung des Landesamtes fuumlr Arbeitsschutz auch die Aufgabe Arbeitnehmer und Verbraucher im Rahmen der Chemikaliensicherheit vor gefaumlhrlichen chemishyschen Stoffen zu schuumltzen Die Art und der Umfang der Aufgabenstellung sind vielfaumlltig Exemplarisch soll dies anhand von drei Beispielen demonstriert werden zum einen die REACHshyInfoline fuumlr Untershynehmen zum anderen die Unterrichtung der Oumlffentshylichkeit im Rahmen der Neuregelung der Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien und zuletzt die Sachkundepruumlfung zu gefaumlhrlichen Stoffen
Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
Die Grundlage bildet seit 1981 das Chemikaliengeshysetz (ChemG) Dazu wurden diverse Ausfuumlhrungsshyverordnungen wie zum Beispiel die ChemVerbotsV die GefahrstoffV und spaumlter die BiostoffV erlassen Zur weiteren Auslegung dienen die Technischen Reshygeln fuumlr Gefahrstoffe Mit der REACHshyVerordnung (Registration Evaluation Authorisation of Chemishycals) ist 2007 ein neues europaweit geltendes Cheshymikalienrecht in Kraft getreten Hintergrund hierfuumlr war dass bis 2007 nur rund 5000 Neustoffe gemelshydet und zugelassen wurden Mehr als 100000 Cheshymikalien die im Umlauf waren die sogenannten bdquoAltstoffeldquo unterlagen keinem Zulassungsverfahren
Mit Inkrafttreten von REACH muumlssen nun Hersteller und Importeure Neushy und Altstoffe bei der Europaumlishy
schen Chemikalien Agentur (ECHA) in Helsinki regisshytrieren lassen Dort werden sie bewertet zugelasshysen oder bei moumlglichen Gefaumlhrdungen von Umwelt beziehungsweise Verbrauchern verboten oder nur mit Beschraumlnkungen genehmigt Damit soll die Cheshymikaliensicherheit erhoumlht und der Gesundheitsshy Umshyweltshy und Verbraucherschutz verbessert werden Das ehrgeizige Unternehmen soll dazu fuumlhren dass spaumltestens ab 2018 in der EU nur noch Chemikalien vermarktet werden duumlrfen deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt untershysucht und registriert worden sind
REACH-Infoline am LGL Die REACHshyVerordnung (REACHshyVO) ist ein komplishyziertes Regelwerk mit vielen Ausnahmen und Detailshyregelungen Sie umfasst mittlerweile weit uumlber 1000 Seiten Vor allem kleine und mittelstaumlndische Untershynehmen brauchen Informationen und Unterstuumltzung damit sie ihre Pflichten erfuumlllen koumlnnen Mit der beshyreits zum zweiten Mal aufgelegten Broschuumlre bdquoNeue EUshyChemikalienverordnung ndash REACHldquo wurde dieser Personenkreis in die Thematik eingefuumlhrt Bei der REACHshyInfoline die am LGL eingerichtet ist haben die Unternehmen die Moumlglichkeit konkret nachzufrashygen Besonders in der Anfangsphase war diese Hotshyline stark frequentiert So bereitete beispielweise vieshylen Unternehmen die Zuordnung ihrer Produkte als StoffGemisch oder als Erzeugnis Probleme Beishyspielsweise gilt importierter Stahl in Rohform als Geshymisch dessen Bestandteile registrierungspflichtig sind Ist der Stahl jedoch bereits gewalzt oder geshyformt so handelt es sich um ein Erzeugnis das nicht registrierungspflichtig im Sinne von REACH ist
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Wird der importierte Stahl umgeschmolzen gilt er als Gemisch Wird er hingegen rein mechanisch weishyterverarbeitet gilt er als Erzeugnis Als ein weiteres Beispiel kann der Gips dienen Bergmaumlnnisch abgeshybauter Gips muss als chemisch nicht veraumlnderter Naturstoff nicht registriert werden Gips der bei der Entschwefelung von Rauchgasen anfaumlllt und als Baushystoff auf den Markt gebracht wird muss hingegen registriert werden
Neue GefahrensymboleNach der Einfuumlhrung der REACHshyVO wurde auf EUshyEbene auch die Einstufung und Kennzeichnung von Stoffen neu geregelt 2009 trat die neue Verordnung uumlber die Einstufung Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen mit Uumlbergangsregelunshygen in Kraft Sie heiszligt auch GHSshy oder CLPshy Verordshynung (globally harmonized system oder classification labelling and packaging of substances and mixtures) und gilt prinzipiell fuumlr alle gefaumlhrlichen Stoffe an sich und in Gemischen Erzeugnisse sind hiervon nicht beshytroffen Fuumlr Stoffe ist sie verbindlich waumlhrend Gemishy
sche bis zum 1 Juni 2015 noch die alte Kennzeichshynung tragen duumlrfen Mit der GHSshyVerordnung soll weltweit die Einstufung und Kennzeichnung vereinshyheitlicht werden Denn bislang gab es unterschiedlishyche Systeme fuumlr die Kennzeichnung und eine untershyschiedliche Behandlung gleicher Produkte in verschieshydenen Laumlndern Stoffe die zum Beispiel in der EU Australien Malaysia und Thailand als gesundheitsshyschaumldlich eingestuft waren galten in den USA Kanashyda und Japan bereits als giftig hingegen in Indien als nichtshygiftig und in China gar als nicht gefaumlhrlich
Mit der Einfuumlhrung der neuen Kennzeichnung gingen dem Verbraucher alte Bekannte wie beispielsweise das Andreaskreuz verloren und neue Gefahrensymshybole (Piktogramme) mussten bekannt gemacht wershyden Um die Aufmerksamkeit der Oumlffentlichkeit zu erreichen und die Menschen aufzuklaumlren wurde am LGL eine gut verstaumlndliche Wanderausstellung zur Chemikalienkennzeichnung konzipiert Gleichzeitig wurde die Bevoumllkerung nachdruumlcklich fuumlr die Gefahshyren die von den verschiedenen Gefahrstoffen ausshygehen sensibilisiert
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Die Ausstellung umfasst rund 30 Poster und traumlgt den Titel bdquoSchutzschild ndash Die neu(e)n Zeichen fuumlr Ihre Sicherheitldquo Sie gliedert sich in drei Teile Zushynaumlchst zeigt sie Allgemeines zur neuen Kennzeichshynung mit einer Gegenuumlberstellung unter dem Schlagwort bdquoWas ist anders was ist neuldquo Der Mitshytelteil erklaumlrt auf jeweils zwei Postern die neuen Kennzeichen die jetzt Piktogramme heiszligen Dabei dient ein Poster als Blickfang das andere erlaumlutert das jeweilige Piktogramm welche Gefahren von dershyart gekennzeichneten Produkten ausgehen und wie man sich vor ihnen schuumltzt
Der Schlussteil verweist auf eine die Ausstellung beshygleitende Broschuumlre und auf die neu eingerichtete Website wwwschutzschildbayernde auf der weishytere Informationen abgerufen werden koumlnnen Die Wanderausstellung wurde im Februar 2010 im Deutshyschen Museum in Muumlnchen feierlich eroumlffnet Zurshyzeit wandert die Ausstellung durch ganz Bayern
SachkundepruumlfungGiftige sehr giftige brandfoumlrdernde hochentzuumlndlishyche undoder gesundheitsschaumldliche Stoffe duumlrfen erst nach der Erteilung einer behoumlrdlichen Erlaubnis von Personen die uumlber eine entsprechende Sachshykunde verfuumlgen in Verkehr gebracht werden Dies regelt der sect 3 der ChemikalienshyVerbotsverordnung (ChemVerbotsV) Die Kenntnisse von Gewerbetreishybenden beispielsweise zur Schaumldlichkeit und Kennshyzeichnung werden von der Gewerbeaufsicht schriftshylich mittels spezieller Fragen aus einem laumlnderuumlbershygreifenden bdquoGemeinsamen Fragenkatalogldquo uumlbershypruumlft Das LGL hat hierbei zwei Aufgaben die
Pruumlfungsfragen fuumlr die schriftliche Pruumlfung des Geshywerbeaufsichtsamtes zusammenzustellen und an der Pflege des Fragenkatalogs im Rahmen einer bundesweiten Arbeitsgruppe mitzuwirken Sehr aufshywendig war die Anpassung der Fragen an die neuen Kennzeichnungsregelungen und die Zunahme von stoffspezifischen Sachkundepruumlfungen
FazitVeraumlnderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen stellen den behoumlrdlichen Umgang mit der Chemikalishyensicherheit immer wieder vor neue Herausfordeshyrungen Mit Fortschreiten der Umsetzung der REACHshyVO wird auch das LGL als Landesbehoumlrde verstaumlrkt zu einer Drehscheibe zwischen den intershynationalen und nationalen Behoumlrden sowie der bayeshyrischen Gewerbeaufsicht zum Schutz der Bevoumllkeshyrung vor Risiken durch Chemikalien
Die REACHshyVerordnung macht deutlich dass ein wirksamer Schutz der Bevoumllkerung vor gesundheitlishychen Gefahren hier durch chemische Stoffe darauf angewiesen ist dass belastbare wissenschaftliche Daten beispielsweise zur Toxizitaumlt aber auch zu Vershybreitung in belebter und unbelebter Umwelt oder zu Abbaushy und Umbauprozessen vorliegen Waumlhrend die REACHshyVerordnung die Beschaffung derartiger Inforshymationen der Verantwortlichkeit der damit umgehenshyden Industrie zuweist lassen sich viele andere potenshyzielle Gesundheitsgefahren keinem bdquoVerursacherldquo zushyweisen Zur Beurteilung solcher Gefahren anhand wissenschaftlicher Daten sind auch und gerade staatshyliche Stellen wie das LGL gefordert durch eigene WISSENSCHAFT die benoumltigten Beitraumlge zu leisten
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WISSENSCHAFT
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Wissenschaft
Als am 24 April 2002 erstmals berichtet wurde dass in erhitzten staumlrkehaltigen Lebensmitteln der bis dato in der Oumlffentlichkeit weithin unbekannte krebserregende Stoff Acrylamid in hohen und geshysundheitlich relevanten Mengen vorhanden ist sollte dies die Schlagzeilen der Tagespresse noch uumlber einen langen Zeitraum fuumlllen Dabei war Acrylamid schon immer in bestimmten Lebensmitshyteln enthalten gewesen Neu war lediglich das Wissen um diesen Sachverhalt Dieses Wissen ist einer schwedischen Wissenschaftlerin zu verdanshyken die bei einer umweltmedizinischen Untersushychung von Vergiftungsfaumlllen nach einem Acrylshyamideinsatz im Tunnelbau bemerkte dass auch die unbelastete Bevoumllkerung hohe Acrylamidgehalte im Blut aufwies die nur aus der Nahrung stammen konnten
Die weitere bdquoGeschichteldquo von Acrylamid zeigt deutshylich wie wichtig neue wissenschaftliche Erkenntnisshyse fuumlr zielgerichtete Maszlignahmen zum Schutz der oumlfshyfentlichen Gesundheit sind Gut temperaturkontrolshylierte Backprozesse koumlnnen zu einer deutlichen Reshyduktion der Acrylamidbildung fuumlhren Bestimmung von Acrylamid in Backprodukten und Beratung der Herstellerbetriebe konnten auch ohne gesetzliche Vorschrift die Acrylamidbelastung der Bevoumllkerung deutlich reduzieren Diese einfachen und dennoch wirkungsvollen Maszlignahmen konnten jedoch erst zum Nutzen der Bevoumllkerung eingesetzt werden als die Acrylamidbildung in Backprodukten und Moumlglichshykeiten ihrer Verhinderung untersucht und durch wisshysenschaftliche Publikation oumlffentlich wurden Auch
die bayerische Bevoumllkerung ist heute einer geringeshyren Acrylamidbelastung ausgesetzt als noch vor 10 Jahren und profitiert somit indirekt wie auch das LGL in seiner taumlglichen Arbeit von einer transparenshyten internationalen wissenschaftlichen Veroumlffentshylichungspraxis
Das LGL versteht sich als Teil der fachwissenshyschaftlichen Oumlffentlichkeit der sogenannten bdquoscientific communityldquo Innerhalb der letzten zehn Jahre hat das LGL daher konsequent einen Weg beschritten diese Integration in die bdquoscientific communityldquo voranzutreiben So wie das LGL selbst in seiner taumlglichen Taumltigkeit als ratgebender Dienstshyleister fuumlr Politik und Vollzugsbehoumlrden auf den reishychen Fundus wissenschaftlicher Publikationen anshyderer zuruumlckgreift so setzt es die damit verbundeshyne Verpflichtung um eigene Ergebnisse der Fachshywelt zu praumlsentieren Im Jahr 2001 haben die beiden Landesuntersuchungsaumlmter die Vorgaumlngershyeinrichtungen des LGL von insgesamt 56 Fachvershyoumlffentlichungen und Kongressbeitraumlgen nur vier in einer begutachteten (bdquopeer reviewedldquo) internatioshynalen englischsprachigen Zeitschrift veroumlffentlicht Bis zum Jahr 2011 stieg nicht nur die Zahl der wisshysenschaftlichen Veroumlffentlichungen bis auf uumlber 300 pro Jahr sondern auch der Anteil der internashytional veroumlffentlichten Beitraumlge auf uumlber 60
Am LGL wurden in der zuruumlckliegenden Dekade 171 Forschungsprojekte fuumlr die Weiterentwicklung und Validierung neuer Untersuchungsmethoden oder zur Untersuchung gesundheitsrelevanter Parameter in Tier Mensch Umwelt oder Lebensmittel initiiert Hierfuumlr konnte ein Gesamtvolumen von circa 26 Mio
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Euro an Foumlrdergeldern aus Foumlrderprogrammen bayeshyrischer Ministerien des Bundesforschungsshy und anshyderer Bundesministerien sowie aus dem europaumlishyschen Forschungsrahmenprogramm eingeworben werden
Die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und anshyderen Forschungseinrichtungen konnte die Gewinshynung und den Austausch hoch qualifizierten Persoshynals fuumlr das LGL deutlich erleichtern Besonders in Ausshy Fortshy und Weiterbildung konnte ein lebhafter gegenseitiger Austausch etabliert werden der zum einen praktische Aspekte staatlicher Gesundheitsshyfuumlrsorge durch die Beteiligung von LGLshyMitarbeitern an der akademischen Lehre in die Hochschulen transportieren konnte zum anderen aber auch ershylaubte Hochschullehrer fuumlr die Ausbildungsprogramshyme der Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit zu gewinnen Eine besonders enge Vershyschraumlnkung konnte hier durch die Fusion der Amtsshyarztausbildung mit dem Masterstudiengang bdquoPublic Healthldquo der LMU erreicht werden
Pettenkofer School of Public Health Oumlffentliche GesundheitPublic Health ist ein unvershyzichtbares Taumltigkeitsfeld der gesamtgesellschaftlishychen Bemuumlhungen um bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo (Institute of Medicine 1988 2002) Zunaumlchst mag die fuumlr Bayshyern handlungsleitende These einer (Reshy)Akademishysierung des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) im Rahmen einer universitaumlren bdquoSchool of Public Healthldquo uumlberraschen Sind die im OumlGD Taumltishygen nicht in aller Regel akademisch hoch qualifizierte
Fachleute Aumlrzte mit oftmals doppelter Facharztquashylifikation naumlmlich einem klinischen Facharzt in Vershybindung mit dem Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen
Eine akademische Qualifikation der im OumlGD in Fuumlhshyrungsshy oder Spezialfunktion Taumltigen ist sicherlich geshygeben etwa durch die angesprochenen promoviershyten Fachaumlrzte fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen mit leitenden Funktionen in den Gesundheitsaumlmtern Gleichzeitig ist das spezifische fachliche Taumltigkeitsshyfeld des OumlGD selbst seit geraumer Zeit nicht mehr durch eigene Lehrstuumlhle an einer medizinischen Fashykultaumlt vertreten Dies ist eine bemerkenswerte Beshysonderheit des Facharztes fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen auch angesichts der internationalen hisshytorischen Bedeutung der grundlegenden Arbeiten eishynes Max von Pettenkofer Rudolf Virchow oder Salomon Neumann fuumlr den betreffenden Faumlcherkashynon Die Erklaumlrung dieser besonderen Situation ist fuumlr den deutschen Sprachraum zu groszligen Teilen im Missbrauch der bevoumllkerungsmedizinischen Ansaumltze und deren Perversion fuumlr die verbrecherischen Ziele des Nationalsozialismus in der Zeit von 1933 bis 1945 zu finden (Labisch 1999 Schagen und Schleishyermacher 2005 Donhauser 2007)
Eine Aufarbeitung dieser fachlichshywissenschaftlishychen Defizite erfolgte fuumlr Deutschland durch die Pushyblic HealthshyFoumlrderprogramme des Bundes insbesonshydere zwischen 1991 und 2001 Diese Unterstuumltzung erfolgte zum einen durch die Foumlrderung groszliger epishydemiologischer Studien und von fuumlnf Forschungsvershybuumlnden Public Health zum zweiten durch ein AusshylandsshyStipendienprogramm zur Public HealthshyQualifishy
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kation deutscher Nachwuchswissenschaftler zum dritten durch den Aufbau eigener Public HealthshyStushydiengaumlnge zur Qualifikation an deutschen Universitaumlshyten Aumlhnliche Aufbauprozesse vollzogen sich auch in Oumlsterreich und in der Schweiz
Der OumlGD war daran zunaumlchst nur in vergleichsweise geringem Ausmaszlig beteiligt Dies erklaumlrt sich zwangshylos damit dass der OumlGD zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr an den deutschen Universitaumlten mit eishygenstaumlndigen Fachvertretern praumlsent war Dadurch war einerseits eine bdquoTheorieluumlckeldquo hinsichtlich der Repraumlsentanz von OumlGDshyThemen im Wissenschaftsshybereich gegeben andererseits eine bdquoPraxisluumlckeldquo bezogen auf einen nachhaltigen Praxisbezug der Forshyschung und Ausbildung an den neuen Public HealthshyStudiengaumlngen
Die Akademien in Duumlsseldorf und Muumlnchen welche die fuumlr die fachaumlrztliche Qualifikation vorgeschriebeshynen theoretischen Kursweiterbildungen anbieten suchten fruumlhzeitig Verbindungen mit dem universishytaumlren Bereich Public Health
Am Standort Muumlnchen ergaben sich besondere Chancen
In Uumlbereinstimmung mit dem BolognashyProzess (BoshylognashyErklaumlrung 1999) zur Schaffung eines einheitlishychen Europaumlischen Hochschulraums bis zum Jahr 2010 wurde der Public HealthshyStudiengang der LudshywigshyMaximiliansshyUniversitaumlt mit Beginn zum Wintershysemester 20082009 modularisiert (European Credit Transfer System ECTS) und zudem unter Einbezieshyhung der Belange des OumlGD erweitert
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Zeitgleich forderte ein Beschluss der Bayerischen Staatsregierung (Ministerratsbeschluss vom 2 Mai 2006) die Erarbeitung eines stimmigen Gesamtkonshyzeptes fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst (OumlGD) in Bayern Angesprochen wurden Fortshy und Weiterbildung Modularisierung des AmtsarztshyLehrshyganges Fortbildungsverpflichtung mit Punktesysshytem Uumlberpruumlfung des Ausbildungssystems und Strukturen des OumlGD
Diese beiden Entwicklungen stellen eine substanshyzielle Chance fuumlr eine stimmige an den europaweishyten bdquobest practiceldquoshyModellen orientierte Fortentshywicklung der Facharztweiterbildung Oumlffentliche Geshysundheit durch eine staumlrkere Vernetzung des Amtsshyarztlehrganges mit der universitaumlren Public HealthshyAusbildung dar Angesichts der demokratishyschen Weiterentwicklung der Gesellschaften in Eushyropa von der vorwiegend staatlich verwalteten oumlfshyfentlichen Gesundheit hin zu einer partnerschaftlich oumlffentlich verantworteten Gesundheit und einem poshysitiven Menschenrecht auf Gesundheit (Art 35 der Charta der Grundrechte der Europaumlischen Union) treshyten ndash zu den wichtigen klassischen Aufgaben des Gesundheitsschutzes ndash verstaumlrkt hinzu (sa KGSt 1998 Institute of Medicine 1998 und 2002 Locher WildnerKerscher 2009)
bull inhaltliche und fachliche Kompetenzen in neuen Steuerungsfunktionen im Bereich Gesundheitsshyschutz und GesundheitsfoumlrderungPraumlvention
bull die Befaumlhigung zur quantitativen Analyse Evaluatishyon und evidenzbasiertem Handeln
bull die Befaumlhigung zur effektiven Gesundheitsberichtshyerstattung Risikoshy und Krisenkommunikation
bull kulturelle und soziale Kompetenzen sowie Bereitshyschaft und Befaumlhigung zur intersektoralen Koopeshyration
bull die Befaumlhigung zur Beratung der Oumlffentlichkeit Moderation und Anwaltschaft auf lokaler regionashyler und uumlberregionaler Ebene
bull die Befaumlhigung zur Politikberatung auf verschiedeshynen Ebenen
bull die Befaumlhigung zur Reflexion beziehungsweise Entshywicklung von ethischen Grundpositionen und Staatsverstaumlndnis in der eigenen Arbeit
Vor dem Hintergrund dieses Anforderungsprofils war und ist fuumlr den Bereich der oumlffentlichen Gesundheit die verstaumlrkte Integration sozialer sozialwissenshyschaftlicher und evaluativer Kompetenzen in die Weitershy und Fortbildung notwendig (Akademie fuumlr oumlffentliches Gesundheitswesen Duumlsseldorf 2008 Stockmann et al 2009) Dies ist vergleichbar mit der Integration naturwissenschaftlicher Kompetenz in die Medizin im vergangenen Jahrhundert Diese Inshytegration ist insbesondere aus dem Bereich Public Health heraus zu erwarten und sollte damit vernetzt sein (Grunow und GrunowshyLutter 2000 Kurth 2005 Muumlller 2005) Die konkreten Entwicklungsschritte auf diesem Weg in Bayern werden nun hier vorgeshystellt
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Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesund-heitswesen
Die Notwendigkeit zur Fortentwicklung des Facharzshytes fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen ergibt sich aus den qualitativ gestiegenen Anforderungen im Beshyreich Oumlffentliche Gesundheit Insbesondere betrifft dies die Evidenzbasis des behoumlrdlichen Handelns und die Vernetzung mit verschiedenen Akteuren
Dazu kommt dass die Ausshy und Weiterbildung euroshypaweit kompatibel sein muss Hier bestand in Bayern die Moumlglichkeit im deutschsprachigen Raum eine Vorreiterrolle zu uumlbernehmen In Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien fuumlr eine einheitlich Europaumlishysche Hochschullandschaft wurde das bisherige Ausshybildungsangebot zu einem Master of Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen (LMU) welches bereits mit der Amtsarztausbildung vernetzt war erweitert Dabei wurde der bisherige Master of Public Health (MPH) um eine weitere Schwerpunktsetzung bdquoHealth Administration and ManagementVerwalten und Fuumlhren im Gesundheitsshywesenldquo (MPH Schwerpunkt HAM) erweitert Die Chancen fuumlr die Facharztausbildung im Oumlffentlichen Gesundheitswesen liegen in dieser erweiterten Schwerpunktsetzung Der Schwerpunkt in Health Administration und Management (Fuumlhren und Vershywalten im Gesundheitswesen) ist kompatibel mit der theoretischen Kursweiterbildung der Facharztweitershybildung im Bereich Oumlffentliches Gesundheitswesen Der bisherige Lehrgang mit 713 Kontaktstunden Unshyterricht wurde in Gaumlnze integriert Dies setzte eine abgestimmte Zertifizierung der Bildungsangebote des bisherigen Amtsarztlehrganges und die notwenshy
dige Anerkennung fuumlr eine universitaumlre Ausbildung zu einem Master voraus und bedeutete die Uumlberfuumlhrung des bisherigen Ausbildungsangebotes in die inhaltlishychen und formalen Voraussetzungen des ECTSshySysshytems Fuumlr den Erwerb eines Bolognashykonformen MastershyGrades musste die bisherige Ausbildung noch um Module ergaumlnzt werden die fuumlr die Kursteilshynehmer freiwillig sind ein Modul Biometrie sowie die Module eines Praktikums und einer Masterarbeit
Die Modularisierung in Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien beinhaltet die Vergabe von European Credit Transfersystempunkten (ECTS) 1 ECTSshyPunkt berechnet sich von der studentischen Arbeitsbelastung her als 30 Stunden Die an der LMU Muumlnchen umgesetzten MastershyProgramme hashyben einen Umfang von 120 ECTS Der Erwerb eines solchen Masterabschlusses setzt ein mindestens zweijaumlhriges VollzeitshyHochschulstudium (BachelorshyAbschluss) voraus und ist nicht auf Mediziner beshyschraumlnkt
Die derzeitige Modulstruktur im Bereich MPH (Schwerpunkt HAM) umfasst folgendes
bull Fuumlnf Pflichtmodule (Biometrie (9 ECTS) shy Epidemiologie (9 ECTS) shy Public Health Kernkomshypetenzen (12 ECTS) shy Praktikum (30 ECTS) shy Masterarbeit Kolloquium Disputation (30 ECTS))
bull Drei Wahlpflichtmodule (Taumltigkeitsfelder im OumlGD (12 ECTS) shy Public Health Politiken amp Praxis in der Gesundheitsverwaltung (9 ECTS) shy Fortgeschritteshyne Anwendungen in der Hygiene und Infektionsshykontrolle (9 ECTS))
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Fuumlr die Weiterentwicklung der Amtsarztausbildung bietet sich die Chance diese Modularisierung im Sinne einer groumlszligeren Flexibilisierung zu nutzen
Das gemeinsame Studiengangsangebot an der LMU Muumlnchen wurde im Sommer 2009 hinsichtlich seishyner BolognashyKonformitaumlt erfolgreich zertifiziert
Universitaumlre Vernetzung des LGL
Die Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (AGL) wurde fruumlhzeitig in die Entwicklungen eingebunden sodass die entsprechende Unterstuumltshyzung durch Integration des Amtsarztkurses in die modulare Struktur einschlieszliglich der notwendigen universitaumlren Akkreditierung gewaumlhrleistet war
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Potenziell waumlren folgende teilweise bereits gegebeshynen Erweiterungen denkbar
bull Zertifizierung von Ausbildungsshy bzw Weiterbildungsstellen Diese Taumltigkeit wird bereits jetzt wahrgenommen Sie wuumlrde sich im Fall einer erweiterten Facharztvergabe intensivieren
bull Pruumlfungsabnahme Zu trennen sind die universitaumlre Pruumlfung fuumlr die Verleihung des Mastergrades die staatliche Pruumlfung fuumlr die Taumltigkeit im Oumlffentlichen Gesundheitsdienst und die Facharztpruumlfung zur Anerkennung des Facharztes Im Zusammenhang mit der Amtsarztausbildung wurde aufgrund der gegebenen Rechtslage eine Staatspruumlfung zusaumltzlich zu den universitaumlren Pruumlfungen beibehalten Angestrebt ist eine Vereinheitlichung dieser Pruumlfungen
bull Staumlrkung der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in anshyderen Bereichen
Eine solche Entwicklung unterstuumltzt die strukturelle Vernetzung des Bayerischen Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit vershyschiedenen bayerischen universitaumlren Einrichtungen die veterinaumlrmedizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen die FriedrichshyAlexanshydershyUniversitaumlt Erlangen sowie die Technische Unishyversitaumlt Muumlnchen und die Medizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen
Zwischen der Medizinischen Fakultaumlt der LMU und dem LGL besteht seit Jahren auf verschiedenen
Feldern eine gute Zusammenarbeit Die wachsenshyden Herausforderungen an beide Vertragspartner ershyfordern eine zunehmende Vernetzung und Buumlndeshylung der Ressourcen um auf den verschiedenen Themengebieten von Medizin und Gesundheit soshywie bei der Entwicklung neuer wissenschaftlicher Methoden eine Verbesserung zu erreichen Vor diesem Hintergrund wurde am 8 Maumlrz 2007 eine Kooperationsvereinbarung zwischen LGL und LMU geschlossen
Ein weiterer wichtiger Meilenstein dieser Entwickshylung war die Bekraumlftigung des gemeinsamen Weges anlaumlsslich der Feier zum 200shyjaumlhrigen Bestehen des OumlGD in Bayern durch eine gemeinsame Erklaumlrung am 17 Juli 2008 sowie die Erarbeitung eines Statuts fuumlr eine Pettenkofer School of Public Health an der LMU (PSPHshyLMU) Traumlger der PSPHshyLMU sind die LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen das Helmholtzzentrum Muumlnchen sowie das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsichershyheit Das Statut wurde im Dezember 2009 von allen Traumlgern unterzeichnet
In Erfuumlllung der darin genannten Ziele ist die Einshyrichtung von Bruumlckenprofessuren vorgesehen Eine erste derartige Bruumlckenprofessur wurde 2010 eingeshyrichtet und mit Prof Manfred Wildner Leiter der Abshyteilung Gesundheit am LGL besetzt Sie traumlgt die Bezeichnung bdquoProfessur Oumlffentliches Gesundheitsshywesen shy Public Health Policy amp Administrationldquo mit den inhaltlichen Schwerpunkten
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bull Evidenz fuumlr gesundheitspolitische Analysen Geshysundheitsfolgeabschaumltzung (Health Impact Asshysessment HIA) Gesundheitsberichterstattung
bull staatliche Aufgabenwahrnehmungen im Gesundshyheitssystem Governance europaumlische Gesundshyheitspolitik Translation wissenschaftlicher Evidenz von Public Health
bull Aufgaben des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) sozialmedizinische Begutachtung
Weitere geeignete Bruumlckenprofessuren sollen folshygen Mit der Umsetzung dieses Programms in der Institution einer Pettenkofer School of Public Health wird die (Reshy)Akademisierung des OumlGD durch eine wieder gegebene universitaumlre Fachvertretung vollshyzogen Gleichzeitig sind dies Schritte auf einem Weg dem weitere Stationen folgen muumlssen und der nur gemeinsam gegangen werden kann Es geht um eine transparente evidenzshy und wertebasierte Aufgabenwahrnehmung durch den OumlGD auf allen Ebenen
Eine ganz praktische Konsequenz der bdquoVerwissenshyschaftlichungldquo die mit dem Uumlbergang von den Landesuntersuchungsaumlmtern vor 2002 zum LGL von 2012 angestrebt wurde ist der bidirektionale Methoshydentransfer aus der bdquoscientific communityldquo zum LGL und vice versa Waumlhrend 2002 viele molekularshybiologische Methoden noch einer experimentellen Umgebung vorbehalten waren konnten diese bis heute in weite Bereiche in die Uumlberwachungspraxis uumlbertragen werden Am LGL wurde dieser Prozess in der letzten Dekade sehr aktiv vorangetrieben
Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
Die Erfolgsgeschichte begann vor etwas mehr als zehn Jahren mit einer lebensmittelassoziierten Erreshygergruppe die sich mit klassischen mikrobiologischen Verfahren nicht nachweisen laumlsst ShigatoxinVerotoshyxin bildende Escherichia coli (STECVTEC) Charakteshyristisches Merkmal dieses Erregers ist das ShigatoshyxinshyBildungsvermoumlgen das genetisch (stx1 und stx2) kodiert ist Eine Toxinbildung findet im Lebensmittel kaum statt die Erkrankung wird durch die Aufnahme des Erregers einer Vermehrung im menschlichen Darm und der dort stattfindenden Toxinbildung ausshygeloumlst Zur Detektion von STECVTEC in einem Leshybensmittel gibt es zwei Moumlglichkeiten entweder den Einsatz molekularer Verfahren fuumlr den Nachweis von stx1 undoder stx2 oder die Induktion der Toxinbilshydung in vitro (durch Zusatz eines zytotoxischen Antishybiotikums zur Anreicherungsbouillon) und den anshyschlieszligenden Nachweis mittels immunologischer Vershyfahren Am Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entschied man sich fuumlr die molekulare Diagnostik unter anderem da dieshyse auch im humanmedizinischen Bereich eingesetzt wurde Am Standort in Oberschleiszligheim konnte die Humanshy Veterinaumlrshy und Lebensmitteldiagnostik in eishynem zentralen Laborbereich durchgefuumlhrt werden Zu diesem Zeitpunkt kam die Lebensmittelmikrobiologie am LGL zum ersten Mal mit molekularen Nachweisshyverfahren damals noch klassischer BlockshyPCR mit anshyschlieszligender Gelelektrophorese in Kontakt und man uumlberlegte ob man diese Verfahren auch bei anderen Erregern einsetzen koumlnnte Und so wurden PCRshy Verfahren basierend auf Methoden(entwuumlrfen) zur
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Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren nach sect 35 LMBG (heute sect 64 LFGB) fuumlr den Nachshyweis thermophiler Campylobacter spp und Salmonel-la spp parallel zu den klassisch mikrobiologischen Unshytersuchungen getestet Aber die ersten Versuche ershybrachten nicht den erhofften Erfolg Aufgrund der bei verschiedenen Lebensmittelmatrizes notwendigen DNAshyExtraktion mittels kommerzieller Extraktionskits sowie der der klassischen PCR nachgeschalteten Gelelektrophorese mit Ethidiumbromidfaumlrbung erwies sich das Verfahren im Hinblick auf den Nachweis thershymophiler Campylobacter spp als zu arbeitsshy und zeitshyintensiv um als Screeningverfahren in Konkurrenz zu dem bisher eingesetzten kommerziellen ELISAshySysshytem (VIDASreg) treten zu koumlnnen Einen entscheidenshyden Vorteil hatte diese Versuchsphase allerdings Sie brachte die Labormitarbeiter der Lebensmittelmikroshybiologie zum ersten Mal in Kontakt mit molekularen Arbeitstechniken Nachdem die PCR mit Ausnahme in der STECVTECshyDiagnostik in der Lebensmittelmishykrobiologie einige Zeit ein Schattendasein gefuumlhrt hatshyte entdeckte man fuumlr sie einen neuen Einsatzbereich Man verabschiedete sich vorerst von dem Gedanken eines schnellen Screeningverfahrens und suchte die Einsatzmoumlglichkeiten dort wo sich die PCR bereits bei STECVTEC als Erfolg erwiesen hatte der Diffeshyrenzierung bakterieller lebensmittelassoziierter Intoxishykationserreger deren Toxine im Lebensmittel nicht oder nur mittels TierversuchZellkulturassay nachshyweisbar sind (Clostridium botulinum und Bacillus ce-reus emetischer Typ) sowie dem Nachweis von Ershyregern fuumlr die bis heute zum Teil keine kulturellen Nachweisverfahren existieren Dies betrifft lebensshymittelassoziierte Viren wie etwa Noroviren Man kam uumlberein die Virendiagnostik nur an einem Standort in
Erlangen auszubauen da hierfuumlr separate Raumlumlichshykeiten spezielles Equipment sowie umfassende speshyzielle Fachkenntnisse vorhanden waren Die Lebensshymittelmikrobiologie in Oberschleiszligheim befasste sich im Gegenzug verstaumlrkt mit dem Einsatz der PCR zum Nachweis von Toxingenen bei bakteriellen lebensmitshytelbedingten Intoxikationsshy und Toxiinfektionserregern (unter anderem Clostridium botulinum Clostridium perfringens Bacillus cereus)
Fuumlr die Entwicklung Etablierung und Validierung der molekularen Verfahren die unter anderem im Rahshymen von Forschungsprojekten und Doktorarbeiten durchfuumlhrt wurden galt dabei stets der Grundsatz bdquoEntwicklung aus der Routinediagnostik heraus fuumlr den Einsatz in der Routinediagnostikldquo Ziel jedes entshywickelten Verfahrens war und ist bis heute der Einsatz in der taumlglichen Routinediagnostik immer in Kombinashytion mit und abgestimmt auf die entsprechenden mikshyrobiologischen Untersuchungsmethoden um diese zu ergaumlnzen zu verbessern oder abzukuumlrzen Diese Uumlberlegungen fuumlhrten dazu dass es am LGL anders als an anderen deutschen Untersuchungseinrichtunshygen nicht zur Etablierung eines eigenstaumlndigen moleshykularbiologischen Labors kam welches gesammelt die Proben aus den unterschiedlichen Untersuchungsshybereichen (Veterinaumlrbakteriologie Lebensmittelanalyshytik Veterinaumlrshy und Lebensmittelvirologie) als Servicelashybor untersucht und die Ergebnisse dann an die einzelshynen Fachgebiete uumlbermittelt Am LGL dagegen wurshyde an beiden Standorten die molekulare Diagnostik in die lebensmittelmikrobiologischen Labors integriert was nach und nach zu einer breiten Akzeptanz der Verwendung molekularer Verfahren im Bereich der Lebensmittelmikrobiologie fuumlhrte
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Real-Time-PCR
Der endguumlltige Durchbruch gelang der Molekularbioshylogie mit der Umstellung von klassischen PCRshyVershyfahren auf die RealshyTimeshyPCR Im Gegensatz zur
konventionellen PCR erlaubt die RealshyTimeshyPCR die Messung der entstehenden PCRshyProdukte bereits waumlhrend des PCRshyLaufs mithilfe von Fluoreszenzshyfarbstoffen
Erregergattung SpeziesdifferenzierungAn-Abwesen-
heitToxinbildungsvermoumlgen
Pathogenitaumltsfaktoren
Salmonella spp shyshyshy X
Campylobacter spp C jejuni coli lari X
Listeria spp L monocytogenes innocua welshimeri X
STECVTEC shyshyshy X X
Cronobacter spp shyshyshy X
Vibrio spp V parahaemolyticus vulnificus cholerae X X
Yersinia spp Yersinia enterocolitica X X
Mycobacterium sppM avium ssp paratuberculosis Bakterien d M tuberculosisshyKomplex
X
Bacillus sppBacillus cereus emetischer u diarrhoeischer Typ
X
Clostridium sppC botulinum perfringens difficile chauvei haemolyticum septicum novyi estertheticum
X X
Alicyclobacillus spp Alicyclobacillus acetoterrestris X
Noroviren Norovirus Genogruppe I u II X
Hepatitis A X
Rotaviren Rotaviren der Gruppe A X
Uumlbersicht uumlber die am LGL in der Lebensmittelmikrobiologie (Erlangen undoder Oberschleiszligheim) genutzten molekularen Nachweis- und Differenzierungsverfahren
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Somit wird der sich normalerweise an eine PCR anshyschlieszligende Schritt der Gelelektrophorese und Ethidiumbromidfaumlrbung uumlberfluumlssig Diese Zeitshy und Arbeitsersparnis lieszlig die RealshyTimeshyPCR auch als Screeningverfahren fuumlr die Untersuchung auf die Anshy oder Abwesenheit von lebensmittelassoziierten Inshyfektionserregern wie Salmonella spp thermophile Campylobacter spp oder Vibrio spp wieder attraktiv werden Am LGL wurde in der Lebensmittelmikroshybiologie von Anfang an mit RealshyTimeshyPCRshyGeraumlten gearbeitet die nicht an kommerzielle Untersushychungskits bestimmter Hersteller gebunden waren und so auch die Entwicklung hauseigener Nachweisshyverfahren ermoumlglichten Die uumlberwiegende Anzahl der derzeit verwendeten RealshyTimeshyPCRshyMethoden fuumlr bakterielle und virale Erreger wurde am LGL selbst entwickelt und umfassend validiert Es hanshydelt sich dabei um Systeme im sogenannten TaqshyManshyFormat bei dem anstatt interkalierender Farbshystoffe (SYBR Green) fluoreszenzmarkierte Oligonukshyleotide (Sonden) eingesetzt werden wodurch eine weitere Verifizierung des molekularen Ergebnisses wie beispielsweise durch die Sequenzierung bis auf wenige Ausnahmen uumlberfluumlssig wird Des Weiteren kommt bei den Verfahren eine Amplifikationskontrolshyle zum Einsatz die eine Unterscheidung zwischen falschshy und richtigshynegativen PCRshy Ergebnissen ershymoumlglicht Dies und die Routinetauglichkeit der Meshythoden fuumlhrte dazu dass die Experten des LGL in vielen nationalen und internationalen Arbeitsgruppen (sect 64 LFGB DIN CENISO) an der Erstellung und Normierung von Methodenvorschriften beteiligt washyren und sind Einige der InhouseshyVerfahren sind beshyreits in die Amtlichen Sammlung von Untersushychungsverfahren nach sect 64 LFGB bzw bei CENISO
aufgenommen oder stehen kurz vor der Veroumlffentlishychung Die Publikation der Untersuchungsmethoden in nationalen und internationalen Fachzeitschriften fuumlhrte des Weiteren dazu dass diese inzwischen in vielen Untersuchungseinrichtungen europaweit im Einsatz sind
Ziel jeglicher Methodenentwicklung in den lebensshymittelmikrobiologischen Labors am LGL war und ist niemals Forschung um ihrer selbst willen sondern immer die Verbesserung der diagnostischen Moumlgshylichkeiten vor dem Hintergrund eines umfassenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes Uumlber die Jahre hinweg wurde auf diesem Weg die Ursache einer Vielzahl von lebensmittelbedingten Ausbruumlshychen ermittelt die ohne den Einsatz der genannten Untersuchungsverfahren wohl unaufgeklaumlrt geblieshyben waumlren Die Erkenntnisse aus derartigen Ausshybruchsuntersuchungen sowie aus Statuserhebungen flieszligen regelmaumlszligig in die Verbraucheraufklaumlrung soshywie in Risikobewertungen fuumlr bestimmte StoffshyErreshygershyKombinationen ein Unter den in nebenstehenshyder Tabelle aufgefuumlhrten Untersuchungsverfahren finden sich bewusst auch Nachweismethoden fuumlr einige im Lebensmittelbereich unkonventionelle oder in Deutschland inzwischen in Vergessenheit geratene Erreger Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt dass es gerade vor dem Hintergrund des globalen Handels mit Lebensmitteln nie falsch ist auch fuumlr derartige Erreger Nachweisverfahren vorraumltig zu halten oder uumlber regelmaumlszligige Statusershyhebungen das Vorkommen in unterschiedlichen Lebensmittelmatrizes im Rahmen der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung im Auge zu behalten
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Kombination mit klassischen Verfahren
In vielen Bereichen lassen die klassischen qualitatishyven und quantitativen mikrobiologischen Nachweisshyverfahren nur eingeschraumlnkte Aussagen uumlber die Pashythogenitaumlt eines Erregers zu Zudem liefern molekushylare Verfahren bis heute keine verlaumlsslichen Aussashygen daruumlber ob der detektierte Erreger lebensfaumlhig und damit infektioumls ist eine Information die gerade im Lebensmittelbereich mit zum Teil hoch prozesshysierten Matrizes fuumlr eine eventuelle rechtliche Beshywertung des Befundes von entscheidender Bedeushytung ist Insofern wird sich am LGL auch zukuumlnftig fuumlr eine umfassende Diagnostik in der Lebensmittelshymikrobiologie nicht die Frage stellen ob molekulare oder klassisch mikrobiologische Verfahren eingeshysetzt werden sollen sondern eher die Frage welshyches molekulare Verfahren in Kombination mit welshychem klassisch kulturellem Nachweis die besten Ershygebnisse liefert Der eingeschlagene Weg der Leshybensmittelmikrobiologie am LGL in den letzten Jahren war im Sinne des gesundheitlichen Verbraushycherschutzes auf jeden Fall der richtige
Nicht nur fuumlr die Lebensmittelmikrobiologie war das letzte Jahrzehnt gepraumlgt von methodischen Herausshyforderungen Im Bereich der lebensmittelchemishyschen Analytik praumlgen vor allem sinkende Bestimshymungsgrenzen rationelle Multimethoden hoher Standard bei der Qualitaumltssicherung Automatisieshyrung und Hochdurchsatz den wissenschaftlichen Anshyspruch an die Analytik
Pflanzenschutzmittel
Als Ruumlckstaumlnde werden Wirkstoffe von Pflanzenshyschutzmitteln und ihre Abbaushy oder Reaktionsproshydukte bezeichnet die in oder auf Lebensmitteln vorshyhanden sind und insbesondere von der Verwendung im Pflanzenschutz herruumlhren koumlnnen Demnach stammen diese in der Regel aus einem bewussten Einsatz entsprechender Mittel
Das LGL verfolgt stets das Ziel der modernen Ruumlckshystandsanalyse mit vertretbarem Aufwand ein moumlgshylichst breites Wirkstoffspektrum in den verschieshydensten Lebensmitteln empfindlich zu erfassen um eine umfassende Kontrolle zu gewaumlhrleisten
Mit der Fokussierung der Speziallabore auf einen Standort wurden die Moumlglichkeiten geschaffen in den zehn Jahren seit Bestehen des LGL neue Aufshyarbeitungsshy und Messmethoden in die Analytik von PflanzenschutzmittelshyRuumlckstaumlnden einzufuumlhren Zushynaumlchst wurde die gaschromatografische Bestimshymung von uumlber 200 Komponenten in pflanzlichen Lebensmitteln durch ein LCshyMSMSshybasiertes Vershyfahren ergaumlnzt sodass insgesamt uumlber 400 Stoffe sehr empfindlich erfassbar waren Letztendlich loumlste die Einfuumlhrung der sogenannten QuEChERSshyMethoshyde und der verstaumlrkte Einsatz von massenspektroshymetrischen Detektoren die beiden getrennten Vershyfahren ab da mit dieser neuen Methode beide Messtechniken unproblematisch genutzt werden koumlnnen In der Folge konnte das Stoffspektrum des LGL bis heute auf rund 600 Komponenten erweitert werden wobei man auch noch Ressourcen einsparshyte
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Auch im Bereich der Einzelmethoden fuumlr die Stoffe die nicht mit den umfassenden Verfahren analysiert werden koumlnnen nutzte das LGL vor allem die LCshyMSMSshyTechnik um Wirkstoffe wie zum Beispiel Streptomycin Glyphosat und Ethephon in der Routishyne zu etablieren
Mit diesen analytischen Entwicklungen versetzt sich das LGL in die Lage den staumlndig zunehmenden Anshyforderungen durch die rechtlichen Vorgaben zu entshysprechen Mit der Harmonisierung in Europa durch die Verordnung (EG) Nr 3962005 sind nun fuumlr mehr als 450 Stoffe Grenzwerte festgelegt deren Einhalshytung zu uumlberpruumlfen ist Zwar wurde dadurch die Beshywertung der Ruumlckstaumlnde vereinfacht die Anforderunshygen an die Analytik sind jedoch deutlich gewachsen Dies wird auch in den immer umfassenderen europaumlshyischen und nationalen Kontrollprogrammen deutlich an denen das LGL beteiligt ist Zur Uumlberpruumlfung der Einhaltung der Grenzwerte ist die gesundheitliche Beshywertung der Ruumlckstaumlnde hinzugekommen Bei uumlbershyhoumlhten Ruumlckstaumlnden arbeiten am LGL Analytiker und Toxikologen zusammen um zu klaumlren ob durch die gefundenen Gehalte ein Risiko fuumlr den Verbraucher besteht Die Informationen uumlber gesundheitlich beshydenkliche Befunde werden dann von der Kontaktstelshyle am LGL fuumlr einshy und ausgehende Meldungen uumlber die EUshySchnellwarnsysteme verbreitet
Nachdem im oumlkologischen Anbau chemischshysyntheshytische Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden duumlrfen hat sich das LGL in einem mehrjaumlhrigen Proshyjekt dieser Thematik intensiv gewidmet Dabei wurshyde festgestellt dass bei BioshyLebensmitteln kaum Ruumlckstaumlnde zu finden waren
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Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
Zur Behandlung erkrankter Tiere werden Arzneimittel sehr unterschiedlicher Art eingesetzt Stoffe mit mastfoumlrdernder Wirkung und einige weitere Stoffe duumlrfen bei Tieren die zur Lebensmittelgewinnung dienen jedoch nicht angewendet werden Nach jeder Arzneimittelanwendung koumlnnen Reste der Wirkstoffe im Lebensmittel zuruumlckbleiben Diese duumlrfen maximal zulaumlssige Houmlchstgehalte nicht uumlberschreiten
Um diese Houmlchstmengen zuverlaumlssig uumlberwachen zu koumlnnen haben sich die Labore des LGL in ihrer Arbeit auf Schwerpunkte fokussiert waumlhrend die Labore der beiden ehemaligen Landesuntersuchungsaumlmter noch jeweils das gesamte analytische Spektrum abdecken mussten Nur so war es mit vertretbarem Aufwand moumlglich den rechtlichen Vorgaben der EU insbesonshydere hinsichtlich der erheblich gestiegenen Anfordeshyrungen im Bereich der Methodenvalidierung zu entshysprechen Die EU fordert fuumlr alle verwendeten Untershysuchungsverfahren umfangreiche Nachweise zur Qualitaumlt und Richtigkeit der Verfahren die erheblichen zusaumltzlichen Aufwand erfordern
Die analytische Bestimmung der sehr unterschiedlishychen Arzneistoffe macht eine groumlszligere Zahl untershyschiedlicher Nachweisverfahren erforderlich mit deshynen jeweils Gruppen chemisch verwandter Stoffe analysiert werden koumlnnen War es fruumlher noch unumshygaumlnglich Wirkstoffe mit gruppenspezifischen Einzelshymethoden zu analysieren werden heute moumlglichst viele Stoffe unterschiedlicher Gruppen durch Multishymethoden bestimmt Das LGL kann heute insgesamt uumlber 200 verschiedene Arzneimittelruumlckstaumlnde erfasshy
sen Um jede Probe jeweils auf Ruumlckstaumlnde moumlgshylichst vieler Wirkstoffe oder deren Metaboliten pruumlfen zu koumlnnen bleibt es trotz des Trends zu Multimethoshyden wegen der groszligen Unterschiede in den chemishyschen Eigenschaften der Wirkstoffe immer noch notshywendig mehrere Analysen durchzufuumlhren Die Leisshytungsfaumlhigkeit der LGLshyRuumlckstandslabore wird durch regelmaumlszligige erfolgreiche Teilnahme an nationalen und internationalen Ringversuchen dokumentiert
Die Entwicklung insbesondere der Multimethoden aber auch die Erweiterung des Untersuchungsspektshyrums im Bereich einzelner Arzneistoffgruppen wurshyde durch den Einsatz modernster Messtechnik erst ermoumlglicht allen voran der LCshyMSMS Waumlhrend fruumlher noch aufwendige GCshyMSshyVerfahren die meist eine Derivatisierung erforderten oder weniger empfindliche HPLCshyUVshyMesstechniken angewendet wurden koumlnnen heute mithilfe der LCshyMSMS Arzshyneimittelruumlckstaumlnde sowohl schneller und zuverlaumlssishyger als auch teils mit erheblich besserer Nachweisshyempfindlichkeit analysiert werden Nicht zuletzt durch diese technischen Verbesserungen koumlnnen gaumlnzlich unzulaumlssige Stoffe sicher und empfindlich bestimmt werden Zum Teil kann durch die houmlhere Spezifitaumlt der Messtechnik der Aufwand fuumlr die Proshybenvorbereitung deutlich verringert werden
Mit dem von der EU fuumlr jeden Mitgliedstaat vorgegeshybenen Nationalen Ruumlckstandskontrollplan (NRKP) wird vorrangig die heimische Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft uumlberpruumlft bevor sie in den Handel gelangen Durch die internationalen Warenstroumlme ershyreichen jedoch auch viele Produkte den bayerischen Verbraucher die nicht im Freistaat erzeugt wurden
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In einem Forschungsprojekt des LGL wurden rund 1000 Proben Lebensmittel tierischer Herkunft aus dem bayerischen Einzelhandel auf Antibiotikaruumlckshystaumlnde untersucht um einen Uumlberblick zur Ruumlckshystandssituation in diesem Bereich zu erhalten Die meisten Lebensmittel wiesen dabei entweder keine oder nur sehr geringe Antibiotikakonzentrationen auf Lediglich in Gefluumlgel waren Antibiotika haumlufiger und auch vereinzelt in etwas houmlherer Menge nachweisshybar zulaumlssige Houmlchstgehalte wurden jedoch nie uumlberschritten Auch Schweinefleisch enthaumllt haumlufishyger Antibiotikaruumlckstaumlnde allerdings mit Gehalten weit unter den Grenzwerten
Viele Fleischshy und Nierenproben aus Schlachthoumlfen werden mit dem biologischen Hemmstofftest auf Ruumlckstaumlnde von Stoffen untersucht die das Bakterishyenwachstum hemmen koumlnnen Auf diesem Weg koumlnnen Ruumlckstaumlnde von Antibiotika festgestellt wershyden aber auch Desinfektionsmittel zeigen dieselbe Wirkung Um vorhandene Antibiotika sicher festzushystellen werden alle Proben bei denen das Bakterishyenwachstum gehemmt war zur spezifischen Ermittshylung der Ruumlckstaumlnde weiter untersucht In fast 90 Prozent dieser Proben werden Antibiotika detektiert haumlufig sind auch die Houmlchstmengen uumlberschritten
Die nach dem NRKP zu untersuchenden Proben muumlssen nach einheitlichen statistischen Kriterien in Bayern entnommen werden Seit 2005 erstellt das LGL die Quartalsplaumlne und uumlberwacht deren Einhalshytung Zur eindeutigen Regelung aller mit dem NRKP zusammenhaumlngenden verwaltungsshy und veterinaumlrshyfachlichen Maszlignahmen wurde ein Handbuch zur Umsetzung des NRKP in Bayern erstellt das nun als
Bestandteil des Qualitaumltssicherungssystems Bayern verbindlich ist Dieses Handbuch wird regelmaumlszligig akshytualisiert und liegt in Kuumlrze in der dritten Version vor
KontaminantenAls Kontaminant gilt jeder Stoff der dem Lebensmitshytel nicht absichtlich hinzugefuumlgt wurde jedoch als Ruumlckstand bei der Gewinnung Fertigung Verarbeishytung Zubereitung Behandlung Aufmachung Verpashyckung Befoumlrderung oder Lagerung des betreffenden Lebensmittels oder infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt im Lebensmittel vorhanden ist
DioxineDioxine sind bereits in geringsten Mengen hochtoxishysche Stoffe die sich vorwiegend in tierischen Leshybensmitteln aufgrund einer vorangegangenen Belasshytungssituation anreichern koumlnnen Das LGL untershysucht Lebensmittel Bedarfsgegenstaumlnde und kosshymetische Mittel auf ihre Gehalte an Dioxinen um relevante Belastungspfade zu erkennen
Nach der Identifizierung dioxinbelasteter Proben werden in Zusammenarbeit mit der Kreisverwalshytungsbehoumlrde der Regierung von Oberbayern und dem Landesamt fuumlr Umwelt die Eintragsquellen geshysucht Durch die konsequente Verfolgung des Belasshytungspfades konnten bereits mehrfach vorwiegend lokal begrenzte Belastungsquellen ermittelt und abshygestellt werden Gerade die bei Problemen in Kleinshybetrieben betroffene Verbraucherklientel auf die sich die Belastung fokussiert wird durch die erreichshyte Lebensmittelsicherheit entlastet
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Waumlhrend der letzten zehn Jahre ergaumlnzte das LGL die anspruchsvolle Dioxinanalytik mit ihren sehr geshyringen Nachweisgrenzen durch weitere relevante Substanzen Dies betrifft insbesondere die polychloshyrierten Biphenyle (PCB) die nach ihrem physiologishyschen Wirkungsmechanismus aufgeteilt werden in dioxinaumlhnliche PCB (dlshyPCB) und den als Leitsubsshytanzen fuumlr die GesamtshyPCBshyBelastung ausgewaumlhlten nicht dioxinaumlhnlichen PCB (ndlshyPCB)
Fuumlr die bromierten Verbindungen wie zum Beispiel die Flammschutzmittel entwickelt das LGL gerade Methoden zur Erweiterung des Analyseumfangs
NitrosamineNitrosamine sind krebserregende Stoffe die bei der Herstellung von Lebensmitteln kosmetischen Mitshyteln und Bedarfsgegenstaumlnden entstehen koumlnnen Durch die hohe Nachweisempfindlichkeit entwickelshyte sich das LGL zu einem der fuumlhrenden Nitrosaminshylabore in Europa
Mit den kontinuierlich durchgefuumlhrten Untersuchunshygen gelang es die Nitrosaminbelastung der Malzshy und Bierproben deutlich zu reduzieren Dies konnte durch die Zusammenarbeit mit den Brauereien bei der Umstellung der Produktionsverfahren erreicht werden Der hohe Kenntnisstand bei der Nitrosaminshyuumlberpruumlfung fuumlhrte auch zur Uumlbernahme dieser Technologie an der TU MuumlnchenshyWeihenstephan
Ebenso fuumlhrten die gezielten Untersuchungen kosmetischer Mittel und von Bedarfsgegenstaumlnden durch das LGL dazu dass die Hersteller von beshy
lasteten Produkten die Rohstoffe intensiver kontrolshylieren und auch die Produktion umstellen um so die Nitrosaminbildung in ihren Erzeugnissen zu vershymeiden
MykotoxineMykotoxine (Schimmelpilzgifte) in Lebensmitteln sind uumlberwiegend auf den Befall pflanzlicher Rohshystoffe mit Schimmelpilzen bereits auf dem Feld soshywie bei falscher Lagerung zuruumlckzufuumlhren Aufgrund ihrer toxischen Wirkung und des weltweiten Hanshydels von Lebensmitteln ist es geboten Lebensmittel beim Import und im Handel intensiv auf bekannte Kontaminationen zu uumlberpruumlfen sowie neue Methoshyden zu etablieren um damit bislang nicht oder nur unzureichend bekannte Belastungen von Lebensmitshyteln mit Mykotoxinen aufzuzeigen
Im Rahmen eines Projekts mit der TU Muumlnchen wurde am LGL eine LCshyMSMSshyMultimethode entshywickelt mit der die gleichzeitige Bestimmung von 30 Mykotoxinen darunter Triochothecene Fumonishysine Aflatoxine Ochratoxine und Zearalenon moumlgshylich ist Mit dieser Methode wurde nachgewiesen dass Maiserzeugnisse haumlufig mehrfach im Einzelfall mit bis zu 20 Mykotoxinen gleichzeitig belastet sein koumlnnen Um Daten zum Vorkommen von Trichotheshycenen insbesondere zur beabsichtigten Festsetzung von Houmlchstgehalten fuumlr Tshy2shy und HTshy2shyToxin in Geshytreide und Getreideerzeugnissen zur Verfuumlgung stelshylen zu koumlnnen wurden mit der LCshyMSMSshyMethode umfangreiche Untersuchungen an Hafer Weizen Roggen und Reis sowie Erzeugnissen daraus durchgefuumlhrt
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Das LGL beteiligte sich bei der Erarbeitung einer sect 64 LFGBshyMethode bei der mittels HPLCFLD zushysaumltzlich zu den uumlblichen sechs Ergotalkaloiden jetzt auch auf deren 8SshyIsomere (sogenannte bdquoshyinineldquo) in Getreideshy und Getreideerzeugnissen untersucht wird Dies dient dazu die relativen Anteile der vershyschiedenen Ergotalkaloide in Mutterkoumlrnern zu ershyfassen sowie kuumlnftig einen Houmlchstgehalt fuumlr Ergotalshykoloide in Lebensmitteln festzusetzen
PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
Perfluorierte Tenside (PFT) werden seit Beginn der 1960ershyJahre kommerziell in vielen Verbrauchershyprodukten eingesetzt Es handelt sich um organishysche Verbindungen bei denen alle Wasserstoffshyatome am Kohlenstoffgeruumlst durch Fluoratome ershysetzt sind Da es sich bei der KohlenstoffshyFluorshy Bindung um eine der stabilsten Bindungen in der organischen Chemie handelt lassen sich PFT hoch erhitzen oder mit aggressiven Chemikalien behanshydeln ohne dass sie zerstoumlrt werden Durch ihre fluorierte Kohlenstoffkette sind die Substanzen mit unpolaren Fluumlssigkeiten wie Fett und organischen Loumlsungsmitteln mischbar loumlsen sich jedoch durch ihre polare Kopfgruppe auch in Wasser
Durch diese amphiphilen Eigenschaften koumlnnen mit PFT Impraumlgnierungen von Moumlbeln Textilien Schushyhen Teppichen oder Papier erzeugt werden die soshywohl wasserabweisend als auch gleichzeitig fettabshyweisend wirken Fuumlr Galvanikbaumlder und bei der Beshykaumlmpfung von Braumlnden unpolarer Fluumlssigkeiten wie
Benzin oder Kerosin werden PFT als Schaumbildner eingesetzt weil solche Spezialschaumlume auch unter diesen extremen Bedingungen (Chromschwefelshysaumlure Hitze unpolare Fluumlssigkeit) noch einen stabishylen Schaum auf der Fluumlssigkeitsoberflaumlche ausbilden koumlnnen
Die bei der Anwendung gewuumlnschte hohe Stabilitaumlt der PFT bedingt dass die Substanzen biologisch kaum abbaubar sind gleichzeitig sich aber uumlber das Wasser gut in der Umwelt verteilen Trotzdem wurshyden die Substanzen bis vor etwa zehn Jahren von kaum einem Labor analysiert weil sie mit klassishyschen Detektoren fuumlr die Fluumlssigkeitschromatografie wie UVshy oder Fluoreszenzdetektoren nicht erfassbar sind sich gleichzeitig aber auch nicht verdampfen lassen um einer gaschromatografischen Trennung zugaumlnglich zu sein Publiziert wurde noch im Jahr 1999 eine analytische Methode mit der in den USA erstmals die Ruumlckstandsbelastung in Grundwasser durch PFT aus Feuerloumlschschaumlumen gemessen wurshyde Eingesetzt wurde dazu eine Kopplung zwischen gaschromatografischer Trennung und massenspektshyrometrischer Detektion nach vorgeschalteter chemishyscher Umsetzung der Stoffe (Derivatisierung) Die Hauptkomponenten des Loumlschschaums aus der Klasse der PFT die Perfluorsulfonsaumluren waren mit dieser Methode jedoch nicht erfassbar Die Grenze bis zu der ein bestimmtes PFT damals erkannt wershyden konnte (Nachweisgrenze) wurde mit 18 Mikroshygramm im Liter (microgl) angegeben
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PFT-Analytik am LGL
Zur gleichen Zeit also vor rund zehn Jahren wurde auch am LGL die damals neue Technik der Koppshylung von Hochdruckfluumlssigkeitschromatografie (HPLC) mit der Massenspektrometrie uumlber eine soshygenannte ElektrosprayshyIonenquelle (ESIshyMS) und die selektivere Detektion in sogenannten TandemshyMassenspektrometern (MSMS) in die Routineanashylytik eingefuumlhrt Fuumlr wasserloumlsliche schlecht vershydampfbare aber geladene Substanzen wie PFT ist diese Technik bis heute die Methode der Wahl fuumlr einen aumluszligerst empfindlichen Nachweis Erste Arbeishyten mit Gehaltsbestimmungen von PFT in Wasser mittels HPLCshyESIshyMSMS erschienen im Jahr 2002 in den USA gefolgt von Analysen in Blut und in Leshybensmitteln Am LGL werden seit dem Jahr 2006 in dem erstmals PFTshyRuumlckstaumlnde in Grundshy und Oberflaumlchenwasser aus Deutschland publik wurden routinemaumlszligig Wasserproben auf anfangs zehn inshyzwischen zwoumllf verschiedene PFT untersucht Die Nachweisgrenze liegt dabei zwischen 0001 und 0004 Mikrogramm im Liter also um mehr als den Faktor 1000 niedriger als noch 1999 mittels GCshyMS nach Derivatisierung erreichbar Die niedrige Nachshyweisgrenze ist notwendig weil das vom Umweltshybundesamt empfohlene Mindestqualitaumltsziel fuumlr Trinkwasser (allgemeiner Vorsorgewert VW) 01 Mikrogramm im Liter fuumlr die Summe aller nachgeshywiesenen PFT betraumlgt Im Jahr 2007 hat das LGL eine automatisierte Methode zur Analyse der Leitshysubstanzen Perfluoroktansaumlure (PFOA englisch perfluorooctanoic acid) und Perfluoroktansulfonat (PFOS englisch perfluorooctane sulfonate) in Blut etabliert um die Belastung der Bevoumllkerung in Hushy
manbiomonitoringshyStudien erfassen zu koumlnnen Zushydem wurde die Analytik der PFT auf tierische und pflanzliche Lebensmittel ausgeweitet Weitergehenshyde Studien zur Aufnahme der PFT uumlber die Nahshyrungskette einschlieszliglich der Muttermilch fuumlhrte das LGL in den Jahren 2008 bis 2010 zusaumltzlich im Rahmen eines Forschungsprojektes durch das vom Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit fishynanziert wurde Die Ergebnisse des Projektes wurshyden in zahlreichen Publikationen und Fachvortraumlgen veroumlffentlicht
In den letzten fuumlnf Jahren hat sich herauskristallishysiert dass sich die Leitsubstanzen PFOA und PFOS im Blut des Menschen weitverbreitet nachweisen lassen Hauptsaumlchliche Ursache beim Menschen ist wohl die Ernaumlhrung wobei die weitverbreitete Hinshytergrundbelastung auch auf diffuse Quellen schlieshyszligen laumlsst Erhoumlhte Konzentrationen in Nahrungsmitshyteln hat das LGL bislang nur in wenigen raumlumlich eng begrenzten Gebieten in Bayern gefunden wo durch Produktionsanlagen oder verstaumlrkte Anwenshydung von Feuerloumlschschaum PFT uumlber Jahre in die Umwelt freigesetzt wurden Dabei stellen pflanzlishyche Lebensmittel das geringste Problem dar da Pflanzen zwar PFT aufnehmen aber nur in gerinshygem Maszlige anreichern koumlnnen Die Konzentrationen in den haumlufig verzehrten Speicherorganen liegen in der Regel niedriger als in den vegetativen Pflanzenshyteilen Nutztiere akkumulieren PFT vor allem in der Leber und Niere und nicht im Fettgewebe sodass der Verzehr von Fleisch selbst aus Gebieten mit ershyhoumlhter Umweltbelastung meist gesundheitlich unshybedenklich ist Eine Ausnahme stellen in diesem Zushysammenhang Wildschweine und Fische dar bei deshy
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nen aufgrund ihrer Lebensweise die houmlchsten Konshytaminationen gefunden wurden Trinkwasser kann wegen der im Vergleich zu anderen Lebensmitteln groszligen Aufnahmemenge ebenfalls einen uumlberproshyportionalen Beitrag zur Belastung der Bevoumllkerung liefern Bei uumlber 150 Analysen verschiedener risikoshyorientiert ausgewaumlhlter Wasserversorgungen in Bayern wurden jedoch bis auf drei Ausnahmen Geshyhalte jeweils deutlich unter dem allgemeinen Vorshysorgewert von 01 Mikrogramm pro Liter gefunden Bei den beiden uumlber dem Vorsorgewert belasteten Trinkwasserversorgungen wurden inzwischen Maszligshynahmen zur Reduktion der PFTshyGehalte wie Aufbeshyreitung uumlber Aktivkohle eingeleitet Diese Maszlignahshymen wurden nur durch die Weiterentwicklung der Analysetechnik und die Einfuumlhrung am LGL moumlglich denn mit dem Stand der Analysetechnik von 1999 waumlren in Lebensmitteln und Trinkwasser wahrshyscheinlich bis heute keine PFTshyKontaminationen nachweisbar
Acrylamid Im April 2002 sorgte eine Pressekonferenz der schwedischen Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit (Swedish National Food Administration NFA) fuumlr Aufsehen Schwedische Wissenschaftler hatten unshyterschiedliche teilweise hohe Mengen von Acrylshyamid in Lebensmitteln nachgewiesen Acrylamid war bis dahin nur als Ausgangsstoff in der Kunstshystoffindustrie bekannt Der Nachweis dieser genotoshyxischen Substanz in Lebensmitteln war unerwartet
Das damalige inzwischen aufgeloumlste Bundesinstitut fuumlr gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterishy
naumlrmedizin (BgVV) reagierte umgehend und bereits drei Wochen spaumlter fand zur besseren Risikoabshyschaumltzung ein Expertengespraumlch statt an dem auch das LGL beteiligt war In Folge dieses Gespraumlchs etablierte das LGL unverzuumlglich eine Methode zur Bestimmung von Acrylamid in Lebensmitteln und nahm am ersten deutschen Ringversuch fuumlr Acrylshyamid im September 2002 erfolgreich teil Gleichzeishytig begann die Untersuchung von Produkten aus dem Handel und von bayrischen Herstellern
Wegen der auch heute noch unzureichenden Datenshylage bezuumlglich der toxikologischen Wirkung von Acshyrylamid aus Lebensmitteln sind die Abschaumltzung eishynes Gefaumlhrdungspotenzials und die Festlegung eishynes Grenzwertes schwierig Um ein Risiko fuumlr die Verbraucher trotzdem so gering wie moumlglich zu halshyten stellte das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bereits Ende Aushygust 2002 das Minimierungskonzept vor Es handelt sich um ein dynamisches Konzept das durch die Berechnung eines Signalwertes aus den Ergebnisshysen der risikoorientierten Probenahme zu einer beshystaumlndigen Absenkung des Signalwertes bis auf die technisch machbaren Werte fuumlhren soll Damit ist es eine praktische Umsetzung des in Artikel 2 Abshysatz (2) der EWGshyKontaminantenshyKontrollverordshynung (VO EWG 31593) fuumlr alle Kontaminanten geshyforderten ALARAshyPrinzips (As Low As Reasonably Achievable ndash so niedrig wie vernuumlnftigerweise ershyreichbar) Wegen unbekannter Acrylamidgehalte in den deutschen Lebensmitteln wurde zunaumlchst ein Aktionswert von 1000 microgkg festgesetzt doch beshyreits Mitte September 2002 konnten aus den von den Laumlndern uumlbermittelten Ergebnissen die ersten
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Signalwerte berechnet werden Seit der Etablierung des Signalwertes haben acht Signalwertberechnunshygen stattgefunden zu denen das LGL mehr als 4000 Werte beigetragen hat
Gleichzeitig begann die Forschung uumlber den Reaktishyonsmechanismus und die beguumlnstigenden Faktoren der Acrylamidentstehung In Verbindung mit proshyduktbezogenen Schwerpunktuntersuchungen konnshyten immer mehr Risikofaktoren und gefaumlhrdete Proshydukte identifiziert werden Dieses Wissen ermoumlgshylichte und ermoumlglicht es auch heute noch im Falle
einer Signalwertuumlberschreitung im Rahmen des soshygenannten Minimierungsdialogs die Lebensmittelshyproduzenten zu beraten Besonders in der industrielshylen Produktion konnte durch ein schnelles Handeln in den ersten zwei Jahren eine deutliche Reduzieshyrung des Acrylamidgehaltes fuumlr verschiedene Proshydukte erreicht werden Aber auch im handwerklishychen Bereich hat das LGL beispielsweise durch Geshyspraumlche und Zusammenarbeit mit den bayerischen Landesinnungsverbaumlnden der Baumlcker und Konditoshyren zu einer Sensibilisierung fuumlr das Problem beigeshytragen
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2007 verabschiedete die Europaumlische Kommission eine Empfehlung den Acrylamidgehalt europaweit zu untersuchen und die Daten gesammelt auszushywerten (2007331EG) Die entsprechenden Daten wurden von der Europaumlischen Behoumlrde fuumlr Lebensshymittelsicherheit (EFSA) gesammelt und 2009 in eishynem Bericht zusammengefasst
Im Vergleich mit den Daten der Jahre 2003 bis 2006 der Datenbank des JRCshyIRMM wurde in dieshysem Bericht zwar von einer tendenziellen Abnahme der Acrylamidgehalte berichtet da dieser Schluss jedoch nicht fuumlr alle ausgewerteten Lebensmittelshygruppen eindeutig war gab die Europaumlische Komshymission 2010 weiterhin die Empfehlung die Acrylshyamidgehalte europaweit zu untersuchen (2010307EU) Die berichtete zu geringe Absenkung der Acrylshyamidgehalte europaweit ist darauf zuruumlckzufuumlhren dass Deutschland als einziges europaumlisches Land ein Konzept zur Minimierung etabliert hat Daher beshygannen 2009 die Planungen fuumlr einen europaweit guumlltigen Richtwert Dieser europaweite Richtwert wurde am 10 Januar 2011 durch eine Empfehlung der Kommission verabschiedet und ersetzt in Deutschland fuumlr die meisten Warengruppen den Signalwert Der europaumlische Richtwert basiert hauptsaumlchlich auf den in Deutschland erreichten Signalwerten Die Untersuchung von Lebensmitteln auf Acrylamid geht damit auf europaumlischer Ebene weiter Auch das LGL leistet durch regelmaumlszligige Unshytersuchungen dazu weiterhin signifikante Beitraumlge
Elemente und Schwermetalle
Der Entwicklungstrend bei der Analytik von Elemenshyten und Schwermetallen fuumlhrte in der breiten Anshywendung hin zu den Multielementtechniken mit inshyduktiv gekoppeltem Plasma (ICP) Mit der optischen Emissionsspektroskopie (ICPshyOES) und der Massenshyspektrometrie (ICPshyMS) lassen sich mit kurzen Messzeiten hohe Informationsgehalte fuumlr eine Vielshyzahl von Elementen erzielen Die am LGL vorhandeshynen Erfahrungen mit diesen Messverfahren besteshyhen seit mehreren Jahrzehnten und fuumlhrten unter anshyderem zu einem breit angelegten Untersuchungsproshygramm uumlber das Vorkommen von Uran in bayerischen Trinkwaumlssern oder zu detaillierter Kenntshynis der bei Keramiken eingesetzten Glasurbestandshyteile Die Untersuchungsaufgaben der letzten Jahre zeigten eine Verlagerung hin zur spezifischen Beshystimmung der Bindungsformen von Elementen um deren toxikologische Eigenschaften besser einordshynen zu koumlnnen So wurde am LGL ein Bestimmungsshyverfahren fuumlr anorganisches Arsen in Reis und Reisshyprodukten entwickelt und etabliert um fuumlr einen zu erwartenden Houmlchstwert geruumlstet zu sein Die Komshybination chromatografischer Trenntechniken (Gasshychromatografie Fluumlssigchromatografie) mit den ICPshyMethoden erlaubt es auch verschiedene Quecksilberverbindungen zu unterscheiden oder die Oxidationszustaumlnde von Chromverbindungen zu ershyfassen
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Echtheit und Herkunft
Die Pruumlfung der Echtheit von Lebensmitteln dient nicht nur dem Schutz des Verbrauchers vor Taumlushyschung sondern ist auch bei der zunehmenden Globalisierung der Maumlrkte ein wichtiges Kriterium fuumlr die Produktsicherheit Bei frischem Obst Gemuumlse Honig Eiern Kaumlse Fleisch sowie Wein ist eine Kennzeichnung des Ursprunglandes bereits vershypflichtend Insbesondere sind auch engere geografishysche Angaben bei vielen Lebensmitteln ein wichshytiges Qualitaumltskriterium Analysen mit herkoumlmmshylichen Verfahren fuumlhren meist nicht zu sicheren Ausshy
sagen im Hinblick auf die Pruumlfung der Unver faumllscht heit oder der Herkunft da die Manishypulationen oft geschickt durchgefuumlhrt werden Dies aumlnderte sich mit dem Einsatz der Stabilisotopenanashylytik in der Lebensmitteluumlberwachung Im Bereich der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung ist das LGL bundesweit die einzige Untersuchungsstelle die uumlber alle Messverfahren der Stabilisotopenanalyshytik verfuumlgt in der Dienststelle Wuumlrzburg gibt es seit 1993 ein Labor fuumlr Kernresonanzspektrometrie und im Jahr 2000 wurde in der Dienststelle Oberschleiszligshyheim ein Labor fuumlr Isotopenmassenspektrometrie in Betrieb genommen
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Bei der Stabilisotopenanalytik wird der Anteil der nicht radioaktiven leichten und schweren Varianten der stabilen Isotope verschiedener chemischer Eleshymente in Inhaltsstoffen ermittelt Dieser Anteil auch Isotopenverhaumlltnis genannt ist charakteristisch fuumlr den Rohstoff die geografische Herkunft und andere Eigenschaften sodass Manipulationen wie ein Zushysatz von Wasser und Zucker zu Wein oder eine Vershyfaumllschung von natuumlrlichem Vanillearoma mit synthetishyschem Vanillin nachgewiesen werden koumlnnen Ebenshyso koumlnnen Angaben zur geografischen Herkunft zahlreicher Lebensmittel anhand von Vergleichsproshyben aus LGLshyeigenen nationalen und internationalen Datenbanken uumlberpruumlft werden Von 2005 bis 2009 hatte das Stabilisotopenlabor in Oberschleiszligheim die Moumlglichkeit am EUshyProjekt TRACE teilzunehmen Ziel des Projektes war es mit neuesten Methoden Systeme zu entwickeln um eine luumlckenlose Ruumlckvershyfolgbarkeit und Herkunftsbestimmung von Lebensshy und Futtermitteln zu gewaumlhrleisten Es wurden Hoshynig Getreide Olivenoumll Huumlhnershy Lammshy und Rindshyfleisch aus unterschiedlichen europaumlischen Regionen untersucht und die Daten zusammen mit den Proshyjektpartnern im Hinblick auf die Herkunftsbestimshymung ausgewertet Die gewonnnen Erkenntnisse werden nun bei der Uumlberpruumlfung der Einhaltung von Qualitaumltsvorschriften zum Verbraucherschutz angeshywendet In den letzten zehn Jahren konnten immer wieder zahlreiche Verfaumllschungen aufgedeckt wershyden wie zum Beispiel beim Weinskandal in Italien 2008 Um derartige Uumlberpruumlfungen intensiv fortfuumlhshyren zu koumlnnen wurden weitere Messsysteme am LGL installiert Hierzu zaumlhlt insbesondere die juumlngst etablierte 1HshyNMR Kernresonanzspektroskopie bei der mithilfe einer neuen Messtechnik in Weinproben
Wassershy und Alkoholsignale unterdruumlckt und so die Protonen (1H)shySpektren ohne besondere Probenvorshybereitung direkt bestimmt werden koumlnnen Dieses Verfahren wird derzeit zur Unterscheidung von Barshyrique und Edelholzchips behandelten Weinen geshynutzt kann aber kuumlnftig auch im Rahmen der Aushythentizitaumltspruumlfungen eingesetzt werden Die Erfahshyrungen der letzten zehn Jahre zeigen dass die Stabilshyisotopenanalyse am LGL nicht nur ein effizientes Verfahren in der Kontrolle von Lebensmitteln ist sonshydern auch eine abschreckende Wirkung gegen Etiketshytenschwindel und andere Verfaumllschungen hat
Auch wenn Lebensmitteluumlberwachungsbehoumlrden Verfaumllschung und Taumluschung uumlblicherweise als weshyniger schwerwiegend bewerten als potenzielle Geshysundheitsschaumldigung spiegelt sich dies oftmals nicht in der Wahrnehmung der Verbraucher wider Geringe Mengen des krebserregenden Farbstoffes Sudanrot in einigen Saucen beispielsweise haben weit weniger Empoumlrung von Verbrauchern und geshyringeres Medienecho hervorgerufen als bdquoKlebeshyfleischldquo oder bdquoAnalogkaumlseldquo Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit sind insgesamt sehr sensible Themen Der Verbraucher erwartet hier zu Recht eishynen Grad an Transparenz der ihm in anderen Bereishychen verzichtbar erscheint Dies ist nicht nur eine gesellschaftliche Erwartung an die Lebensmittelinshydustrie sondern ganz allgemein an alle maszliggeblishychen Akteure Hierzu zaumlhlen ohne Zweifel und sogar ganz besonders die staatlichen Uumlberwachungsbeshyhoumlrden Das LGL hat im zuruumlckliegenden Jahrzehnt daher TRANSPARENZ immer als uumlberaus bedeutsashymen Auftrag der Bevoumllkerung verstanden und sich entsprechend weiterentwickelt
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TRANSPARENZ
Transparenz 82
Transparenz
Seit der Gruumlndung des LGL sind die Informationsanshygebote von Presse Fernsehen und neuen Medien in Darstellungsbreite Aktualitaumlt und Zugaumlnglichkeit steshytig gestiegen Die uumlber die Jahre hin staumlndig wachshysende Zahl an Anfragen die unsere im Jahr 2002 gegruumlndete Pressestelle erreichen zeigt das zunehshymende Beduumlrfnis in der BevoumllkerungOumlffentlichkeit nach sicheren Quellen unabhaumlngiger und fundierter Information Waren es im Jahr 2006 noch 700 Presshyseshy und Buumlrgeranfragen so sind wir im Jahre 2011 bei uumlber 1000 Presseshy und knapp 900 Buumlrgeranfrashygen angelangt Hinzu kam 2003 der Aufbau des Inshyternetauftritts des LGL der sich bald einer wachsenshyden Nachfrage erfreute Von rund 38000 Seitenabshyrufen im Mai 2003 steigerte sich die Zahl der Intershynetbesucher nach einem groszligen Internetrelaunch im Jahre 2011 auf knapp 170000 im Januar 2012
Dieser zahlenmaumlszligig belegbare Vertrauensbeweis in die Oumlffentlichkeitsarbeit des Amtes beweist dass es uns gelungen ist eine kontinuierliche und fachlich fundierte Information sowohl der Fachshy als auch der allgemeinen Oumlffentlichkeit zu gewaumlhrleisten Basis der Arbeit ist das umfassende im LGL vorhandene Expertenwissen Dieses breite Fachwissen erleichtershyte gerade in Krisensituationen einen verantwortlichen medialen Umgang mit den jeweils aktuellen Themen
Und mediale Nachfragen erzeugende Situationen gab es in den zehn Jahren des Bestehens des LGL einige 2002 waren es Acrylamid enthaltende Leshybensmittel (z B Lebkuchen) 2003 das Auftreten der SARSshyErkrankung in Suumldostasien 2004 beshy
stimmten die Themen Gentechnik Pestizide und Salmonellen das mediale Interesse 2005 standen Imitatschinken bdquoGefluumlgelpestldquo und verdorbenes Wildfleisch im Fokus der medialen Berichterstatshytung 2006 war das Jahr der sogenannten bdquoGammelshyfleischskandaleldquo und 2007 standen die Themen Blauzungenkrankheit und Noroviren im medialen Foshykus Melamin und Borreliose durch Zecken waren 2008 wichtige Themen von oumlffentlichem Interesse Besondere Mediennachfragen loumlste 2009 das Aufshytreten der pandemischen Influenza (H1N1) aus im Jahr 2010 beschaumlftigte das Thema Dioxin in Futtershymitteln und Eiern die Oumlffentlichkeit 2011 dominiershyten pressemaumlszligig die EHECshyVorfaumllle in Norddeutschshyland waumlhrend 2012 die Schlieszligung der Groszligbaumlckerei bdquoMuumlllershyBrotldquo wegen Hygienemaumlngel die Aufmerkshysamkeit der medialen Oumlffentlichkeit auf sich zog
Die Transparenz die das LGL im Umgang mit der medialen Oumlffentlichkeit praktiziert gilt aber auch seit Inkrafttreten des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) fuumlr den Zugriff auf Untersuchungsdaten oder Kontrollergebnisse der Spezialeinheit die beim LGL vorhanden sind Bei einer Untersuchungszahl von circa 70000 Proben im Jahr verfuumlgt das LGL uumlber einen groszligen Datenschatz der vom VIG erfassten Produkte Kein Wunder also wenn gleich nach Inshykrafttreten des VIG das LGL mit mehreren sehr umfangreichen Antraumlgen auf Auskunft konfrontiert wurde Mittlerweile haben wir beispielsweise Ausshykuumlnfte erteilt uumlber Schinkenprodukte bdquoGammelkaumlshyseldquo Pestizidruumlckstaumlnde in Obst und Gemuumlse Acrylshyamid im Roumlstkaffee Phthalate (Weichmacher) in Kinderspielzeugen sowie zu Ruumlckstaumlnden von Pflanzenschutzmitteln im Wein
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Die schwierige Aufgabe zwischen den berechtigten Auskunftsinteressen einer interessierten Oumlffentlichshykeit und den moumlglicherweise ebenfalls berechtigten Verschwiegenheitsanspruumlchen Dritter wie Strafvershyfolgungsbehoumlrden oder Lebensmittelunternehmer in jedem Einzelfall nach rechtsstaatlichen Grundsaumltshyzen abzuwaumlgen begleitet das LGL seit seiner Gruumlnshydung Im zehnten Jahr seines Bestehens markiert das Inkrafttreten eines novellierten VIGs am 01092012 den vorerst letzten Meilenstein fuumlr
Der Weg von der Amtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
Das Jahr 2008 war fuumlr das LGL und die von ihm an den Tag gelegte Oumlffentlichkeitsarbeit ein besondeshyres Jahr Mit dem Inkrafttreten des Verbraucherinforshymationsgesetzes zum 01052008 wurden die beim LGL in all den Jahren gesammelten Erkenntnisse und Informationen die unter anderem aus der Untershy
suchung von Proben stammten und die bisher dem Grundsatz der Amtsverschwiegenheit unterlagen fuumlr die Oumlffentlichkeit nahezu voraussetzungslos zushygaumlnglich Bis dahin galt ndash mit einigen Ausnahmen der Umweltinformationsgesetze des Bundes und der Laumlnder sowie der Informationsfreiheitsgesetze des Bundes und einiger Laumlnder ndash der Grundsatz der beschraumlnkten Aktenoumlffentlichkeit des Aktengeheimshynisses und der Vertraulichkeit der Verwaltung
Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
Diese Vertraulichkeit von Verwaltungsakten wirdwurde auch mit dem Begriff des bdquoArkanshyPrinzipsldquo umschrieben letzteres geht zuruumlck auf die roumlmische bdquoRes Publicaldquo und auf Publius Cornelius Tacitus der von den bdquoarcana imperiildquo den Geheimnissen der Macht im Sinne eines spaumlteren Begriffs der Staatsshyraumlson sprach
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Da es bis zum Inkrafttreten der Informationsgesetze keinen allgemeinen Anspruch auf Auskunft oder Einsicht in Akten einer Behoumlrde gab setzte ein solshyches Begehren in der Regel eine konkrete normative Anspruchsgrundlage voraus die einige Verfahrensshy und Prozessrechte unter bestimmten eng gefassten Voraussetzungen der rechtlichen Betroffenheit geshywaumlhrten
Diese Betroffenheit gilt fuumlr den Geltungsbereich des VIG nicht mehr Hier setzte mit dem Gesetz ein Pashyradigmenwechsel ein An die Stelle des voraussetshyzungsvollen Akteneinsichtsrechts mit Beschraumlnkunshygen fuumlr verfahrensfremde Dritte tritt ein voraussetshyzungsloser JedermannshyInformationszugangsanshyspruch
Alle vom VIG betroffenen Daten Erkenntnisse und Informationen die beim LGL oder anderen LebensshymittelshyBehoumlrden in den Akten schlummern sind von jedermann erfragbar und damit einer unbegrenzten Oumlffentlichkeit (Stichwort Internet) zugaumlnglich
Letzteres auch deswegen weil das Gesetz keinerlei Regelungen daruumlber enthaumllt was derjenige dem die Auskunft ndash innerhalb der im Gesetz vorgeschriebeshynen Monatsfrist ndash zu erteilen ist mit diesen Informashytionen anstellt Damit haben wir in Deutschland insoshyfern bdquoglaumlserneldquo Aumlmter geschaffen bei denen risikoshy und fast kostenlos die einschlaumlgigen Datenschaumltze gehoben werden koumlnnen
Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
Die Ursachen fuumlr den Erlass eines speziellen Vershybraucherinformationsgesetzes liegen viele Jahre zushyruumlck Im Wesentlichen waren Erschuumltterungen der Oumlffentlichkeit durch sogenannte Lebensmittelskanshydale fuumlr den Erlass des Gesetzes ausschlaggebend Hatte sich doch in diesen Skandalen immer wieder gezeigt dass die Rolle des Staates hinsichtlich seishyner Befugnisse und Pflichten im Rahmen von Proshyduktinformation und gesundheitlichem Verbrauchershyschutz aumluszligerst zwiespaumlltig war Zum einen waren da Anspruumlche der Oumlffentlichkeit an die staatlichen Beshyhoumlrden zeitnah und umfassend uumlber die jeweiligen Skandale informiert zu werden Zum anderen herrschte gerade bei den Behoumlrden eine starke Vershyunsicherung uumlber das was staatliche Institutionen offenbaren duumlrfen und was nicht der Oumlffentlichkeit kundgetan werden darf Die fuumlr das staatliche Hanshydeln der Behoumlrden verantwortliche Politik befand sich in einem Dilemma das gekennzeichnet war von einem Auseinanderklaffen von Anspruumlchen und Ershywartungshaltungen der Gesellschaft gegenuumlber dem was Staat und Politik im Bezug auf Produktinshyformation und transparentem Handeln fuumlr den geshysundheitlichen Verbraucherschutz tatsaumlchlich leisten koumlnnen Insbesondere die Nennung von Namen der bdquoTaumlterldquo Hersteller und Produkte standen jedes Mal im Mittelpunkt der oumlffentlichen Auseinandersetzunshygen Die Verantwortlichen hatten dabei die Wahl zwischen bdquoSchweigenldquo und dafuumlr getadelt zu wershyden oder Auskunft zu erteilen und dafuumlr wegen Rechtsbruchs sich horrende Schadensersatzklagen einzuhandeln Letzteres deswegen weil von einer
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staatlichen Behoumlrde gezielte und personenshy bzw unshyternehmensbezogene Aumluszligerungen hinsichtlich beshystimmter Produkte die ndash nach Auffassung der Beshyhoumlrde ndash von einschlaumlgigen Vorschriften in unzulaumlssishyger Weise abweichen erhebliche negative teilweise sogar existenzgefaumlhrdende Folgen fuumlr den Betroffeshynen haben koumlnnen Damit stellt ein solches staatlishyches Informationshandeln fuumlr den Betroffenen einen Grundrechtseingriff (Berufsfreiheit Art 12 Absatz 1 GG und Eingriff in den eingerichteten und ausgeuumlbshyten Gewerbebetrieb Art 14 GG) dar der nur auf der Grundlage einer gesetzlichen Ermaumlchtigungsgrundlashyge gerechtfertigt werden kann
Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
Das VIG ist nun die Antwort des Gesetzgebers um einerseits den Anspruumlchen der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Information uumlber Lebensmittel unter Nennung von Namen Hersteller Firma etc nachzukommen ohne gleichzeitig die Rechte der von dieser Auskunft Betroffenen aus dem Auge zu verlieren Letztendlich muss das Gesetz einen bdquoAusshygleichldquo zwischen den Grundrechten der Verbraucher und der Betroffenen herbeifuumlhren Dazu stellt der Gesetzgeber im VIG den zustaumlndigen Behoumlrden ein umfangreiches bdquoArsenalldquo an rechtlichen bdquoInstrumenshytenldquo zur Verfuumlgung um diesen Ausgleich unter Wahshyrung der Rechte aller Beteiligter herzustellen
So sieht das VIG neben den das Auskunftsrecht beshygruumlndenden Tatbestaumlnden auch Ausschlussshy und Beshyschraumlnkungsgruumlnde sowie Verfahrensvorschriften
vor die alle dem Ziel dienen innerhalb moumlglichst kurshyzer Fristen (1 Monat bzw 2 Monate bei Anhoumlrung Betroffener) eine Entscheidung uumlber das Auskunftsshybegehren eines Buumlrgers herbeizufuumlhren Dabei hat der Gesetzgeber eine Reihe von Bestimmungen in das VIG aufgenommen die die Entscheidung der Behoumlrden zugunsten einer Auskunft an die Verbraushycherinnen und Verbraucher praumljudizieren Er wird dashyrin bestaumlrkt durch die Rechtssprechung die auch beim VIG denjenigen der die Behoumlrde um Auskunft angeht nicht nur als Interessierten in bdquoeigenerldquo Sashyche ansieht sondern ihn weil er die Anfrage stellt auch als Sachwalter der Oumlffentlichkeit bezeichnet
Weiterhin hat der Gesetzgeber bestimmt dass Ausshykuumlnfte die Tatbestaumlnde offenbaren bei denen Rechtsverstoumlszlige bzw unzulaumlssige Abweichungen vorliegen nicht unter Berufung auf Betriebsshy und Geshyschaumlftsgeheimnisse vor einer Herausgabe der entshysprechenden Information geschuumltzt sind sie koumlnnen kuumlnftig auch waumlhrend laufender Verfahren selbst bei Strafverfahren (unter gewissen Voraussetzungen) vor Abschluss dieser Verfahren herausgegeben wershyden Immer dann wenn die Behoumlrde zur Auffassung gelangt dass das Interesse der Oumlffentlichkeit an der Bekanntgabe der Information uumlberwiegt sind laufenshyde Verfahren kein Hindernis die vorhandenen Daten preiszugeben Um in solchen Faumlllen das Verfahren zu beschleunigen koumlnnen die staatlichen Stellen sogar von der Anhoumlrung des von der Auskunft Betroffenen absehen Sollte der Betroffene nach Bekanntgabe der Entscheidung der Behoumlrde die Auskunft zu erteishylen hiergegen Rechtsmittel einlegen so haben diese keine aufschiebende Wirkung
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Von der Auskunftsbehoumlrde LGL wird dabei innerhalb kuumlrzester Fristen eine ganze Reihe von Verfahrensshyhandlungen Erhebungen Dokumentationen rechtlishychen Abwaumlgungen und Auslegungen unbestimmter Rechtsbegriffe gefordert Letztendlich muss trotz aller Vorgaben des VIG die darauf beruhende Inforshymation inhaltlich richtig sein dem Gebot der Sachshylichkeit entsprechen und im Hinblick auf die Ziele des Gesetzes ndash Verbesserung der Markttransparenz Eindaumlmmung der Lebensshy und Futtermittelskandale Optimierung und Foumlrderung von Maumlrkten und Wettshybewerbsstrukturen Verbesserung des Schutzes vor gesundheitlichen oder sonst unsicheren Erzeugnisshysen und Produkten Verbesserung des Schutzes vor Taumluschung beim Verkehr mit Erzeugnissen und Proshydukten ndash geeignet erforderlich und angemessen sein
FazitDas LGL hat sich auf diese neuen Herausforderunshygen eingestellt und eine Fuumllle von zum Teil recht umshyfangreichen Anfragen beantwortet Wie bei jedem neuen Gesetz so wurden auch hier einige auf dieshysem Gesetz basierende Entscheidungen des LGL und die in diesen Entscheidungen vertretenen rechtshylichen Auffassungen des Amtes zum Gegenstand von gerichtlichen Klagen gemacht In allen bisher entschiedenen Rechtsstreitigkeiten ndash einige wurden von den Klaumlgern zuruumlckgenommen ndash wurden dabei die Bescheide des LGL fuumlr rechtmaumlszligig erachtet Dies spricht fuumlr einen verantwortungsvollen Vollzug des Gesetzes durch das LGLDamit rundet sich das Bild der transparenten Behoumlrde LGL ab Aktive Information der Buumlrgerinnen und Buumlrger uumlber das
Internet portal fundierte fachliche Information uumlber Presse Rundfunk und Fernsehen sowie individuelle Auskuumlnfte an die Verbraucher uumlber alle beim LGL vorhandenen Daten zu Lebensshy und Futtermitteln Bedarfsgegenstaumlnden Kosmetika Wein und Vershybraucherprodukte wie zum Beispiel Haushaltsgeraumlte
Transparenz ist aber weit mehr als nur die Umsetshyzung eines Auskunftsanspruches Das Ziel zu verfolshygen eigenes Handeln so transparent wie moumlglich zu machen ist immer gleichzusetzen mit dem Selbstanshyspruch als gesellschaftlicher Akteur wahrgenommen zu werden und auf der Basis von gegenseitigem Vershytrauen in gesellschaftliche Meinungsbildungsprozesshyse einbezogen zu werden Fuumlr eine wissenschaftliche Landesbehoumlrde bedeutet dies dass ein moumlglichst weit gefaumlchertes Netzwerk in viele sehr unterschiedlishyche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hineinrashygen muss Zunaumlchst wird man verschiedenste Behoumlrshyden auf allen Verwaltungsebenen von kommunal bis europaumlisch fuumlr das natuumlrliche Habitat des LGL halten In der vergangenen Dekade haben wir uns aber nachshydruumlcklich darum bemuumlht gleichermaszligen als Akteur in der allgemeinen medialen Oumlffentlichkeit in Fachoumlfshyfentlichkeiten oder in der bdquoscientific communityldquo an Bedeutung zu gewinnen wie auch eine Vernetzung mit wichtigen gesellschaftlichen Kraumlften zu intensivieshyren mit denen uns verbindet dass wir alle ein Stuumlck Verantwortung fuumlr die oumlffentliche Gesundheit tragen Diesen Prozess der gesellschaftlichen VERNETZUNG verstehen wir als conditio sine qua non
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VERNETZUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
Vernetzung 90
Vernetzung
Gesundheit ndash gesundheitliche Vorsorge gesundheitshyliche Versorgung und Wiederherstellung Schaffung von gesundheitsfoumlrderlichen Lebenswelten ndash kann in modernen hochkomplexen Gesellschaften nicht mehr von einzelnen Akteuren alleine ins Werk geshysetzt werden Zudem umfassen Maszlignahmen der oumlfshyfentlichen Gesundheitspflege in einem aufgeklaumlrten Verstaumlndnis praktische und wissenschaftsorientierte Aspekte Beide Aspekte beziehen sich in einem sysshytemischen Zusammenhang aufeinander sind miteinshyander vernetzt und bieten Chancen fuumlr vielfaumlltige Syshynergien Der Anspruch bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo ist nur durch die partnerschaftliche Umsetzung von Maszligshynahmen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebeshynen und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereishychen einzuloumlsen
Gesundheit wird dabei nicht nur in den spezialisiershyten medizinischen Versorgungsstrukturen wiedershyhergestellt und gefoumlrdert sondern ganz entscheishydend auch in verschiedensten Lebenswelten in deshynen Menschen arbeiten leben und lieben (Ottawa Charta 1986) in Familien und Stadtvierteln in Schushylen und am Arbeitsplatz in unserer natuumlrlichen und sozial geschaffenen Umwelt Dieser Anspruch das Thema bdquoGesundheitldquo in alle Politikbereiche zu trashygen und eine Beruumlcksichtigung der gesundheitlichen Folgen bei den verschiedensten Entscheidungen auch auszligerhalb des Gesundheitswesens im engeren Sinn zu bewirken ist zu balancieren mit den Freiheishyten unserer demokratischen Grundordnung
Vor diesem Hintergrund hat das LGL fruumlhzeitig auf den Dialog und die Kooperation mit verschiedensten Partnern gesetzt mit Universitaumlten und wissenshyschaftlichen Fachgesellschaften mit Berufsverbaumlnshyden und Heilberufekammern mit anderen organishysierten Vertretern der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Vertretern aus Staumldten und Gemeinshyden und nicht zuletzt mit den Buumlrgern und Patienten selbst Ein wichtiges Instrument fuumlr die Umsetzung dieses partizipatorischen Ansatzes welcher auf die Kompetenz und Kooperation der gesellschaftlichen Akteure und das buumlrgerschaftliche Engagement von Einzelnen und Gruppen setzt sind die Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaften mit ihren geschaumlftsshyfuumlhrenden Stellen am LGL Derzeit etabliert sind die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) sowie die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) Im Aufbau befindet sich in Umsetzung eines Landtagsbeschlusses die Bayerishysche Plattform Versorgungsforschung mit Aufgaben im Bereich der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungsqualitaumlt in Bayern
LAGIIm Jahr 2006 wurde erstmals am LGL eine Landesshyarbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen die Bayerishysche Landesarbeitsgemeinschaft Impfen LAGI Vorshyausgegangen war die ndash im Bayerischen Impfkonzept 2005 formulierte und konsentierte ndash zentrale Aussashyge dass Impfpraumlvention eine gesamtgesellschaftlishyche Aufgabe ist und nur durch enge partnerschaftlishyche Zusammenarbeit aller Akteure mit Bezug zum
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Impfwesen erreicht werden kann Von ebenfalls zenshytraler Bedeutung fuumlr die Akzeptanz bei den Buumlrgerinshynen und Buumlrgern ist dabei ein Maximum an Glaubwuumlrshydigkeit und Transparenz was nur durch die Einbindung und Beachtung wissenschaftlicher Expertise und glaubhafter wirtschaftlicher Unabhaumlngigkeit moumlglich ist Mitglieder der LAGI sind Vertreter von Aumlrztevershybaumlnden (Hausaumlrzte Kinderaumlrzte Betriebsaumlrzte Reiseshymediziner Frauenaumlrzte Internisten) Koumlrperschaften (Aumlrztekammer Kassenaumlrztliche Vereinigung Bayern Apothekerkammer) Vertreterinnen des Hebammenshyverbandes des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes der Krankenkassen alle STIKOshyMitglieder aus Bayern sowie Vertreter der Wissenschaft Die Geschaumlftsfuumlhshyrung wird vom LGL wahrgenommen
Eine der ersten Aufgaben der sich die LAGI widmeshyte war die Entwicklung eines bayerischen Masernshyaktionsplans um so gemeinsam dem WHOshyAuftrag die komplikationsreiche Masernerkrankung zu elimishynieren in Bayern naumlher zu kommen Dafuumlr wurde beispielsweise ein Impferinnerungssystem bei Schulanfaumlngern durch Gesundheitsaumlmter in Zusamshymenarbeit mit den niedergelassenen Kindershy und Hausaumlrzten etabliert Auch die Surveillance von impfpraumlventablen Erkrankungen und Impfungen wurshyde verbessert So wurde erstmalig eine flaumlchendeshyckende Erfassung des Impfstatus von Sechstklaumlssshylern vorgenommen und seither jaumlhrlich wiederholt Der Aufbau des bdquoBayerischen Influenza Sentinelsldquo als Kooperation von ausgewaumlhlten niedergelassenen Praxen und dem LGL was erstmals laborgestuumltzt und zeitnah repraumlsentative Aussagen zu in Bayern kursierenden InfluenzashyErregern erlaubt ist eine weitere erfolgreiche Innovation
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Ein weiterer Schwerpunkt ist die intensivierte geshymeinsam getragene Oumlffentlichkeitsarbeit mit abgeshystimmten Broschuumlren Flyern zu aktuellen Impffrageshystellungen Veroumlffentlichungen in Zeitungen und Fachmedien sowie der Etablierung von Bayerischen Impfwochen Dies hat zu hoher Medienresonanz und einer erwuumlnschten positiven Sensibilisierung der Bevoumllkerung gefuumlhrt Zudem versteht sich die LAGI als Expertengremium in Bayern das sich bei konkreten Sachverhalten wie etwa bei der Influenzashypandemie wissenschaftlich austauscht und gemeinshysame Stellungnahmen erarbeitet
Die bisherigen Sitzungen und durchgefuumlhrten LAGIshyAktionen zeigen durch die rege Teilnahme die intenshysiven Diskussionen und die gemeinsam getragenen Veroumlffentlichungen eine hohe innere Akzeptanz Die zunehmenden Anfragen aus der Bevoumllkerung nach Informationsmaterialien sowie die Bitten um Ausshykuumlnfte bei Impffragestellungen spiegeln die wachshysende oumlffentliche Wahrnehmung der LAGI wider Somit besteht berechtigte Hoffnung dass die dershyzeitigen Impfdefizite in der bayerischen Bevoumllkerung durch die gemeinsamen Anstrengungen aller Akteushyre in der LAGI verringert werden koumlnnen und damit auch das Ziel der WHO die Masern in Europa und weltweit zu eliminieren mittelfristig erreichbar ist
LARE
Die 79 Konferenz der Gesundheitsminister der Laumlnshyder (GMK) hat im Jahr 2006 als eine der Antworten auf die draumlngende Herausforderung von Antibiotikashyresistenzen und nosokomialen Infektionen die bdquoEtabshylierung regionaler in der Summe flaumlchendeckender Netzwerke der beteiligten Akteure koordiniert durch den OumlGDldquo empfohlen Die Netzwerkbildung soll die Umsetzung vorhandener Richtlinien zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen insbesondere mit multiresistenten Erregern verbessern Regionale Netzwerke sollen den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den versorgenden Einrichtungen foumlrdern sodass auf diesem Weg das Uumlberleitungsmanagement vereinfacht und die Hygienekonzepte aufeinander abgestimmt werden koumlnnen
Im Dezember 2008 wurde daraufhin die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) gegruumlndet und ein erstes Konsensusstateshyment veroumlffentlicht Es ist das erklaumlrte Ziel dieses Netzwerkes das Vorkommen von MRSA und andeshyren multiresistenten Erregern in den Einrichtungen des Gesundheitswesens in Bayern zu verringern um so teils schwerwiegende mitunter toumldlich verlaufenshyde Erkrankungen zu verhindern (bdquodas Vermeidbare vermeidenldquo)
Derzeit 31 Mitglieder aus allen Bereichen der Geshysundheitsversorgung (Verbaumlnde Krankenkassen Klishyniken Universitaumlten ambulante und stationaumlre Pfleshyge niedergelassene Aumlrzte und andere) treffen sich zweimal jaumlhrlich und veranstalten jeweils im Dezemshy
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ber ein Symposium mit verschiedenen Schwershypunktthemen (2009 Multiresistente Erreger und Hyshygienemaszlignahmen 2010 Antibiotikamanagement und Qualitaumltssicherung sowie Hygiene 2011 Surshyveillance nosokomialer Infektionen sowie Netzshywerkaktivitaumlten in Bayern und Deutschland in Bezug auf MRSA und andere multiresistente Erreger)
Auf regionaler Ebene wurden Auftaktveranstaltunshygen zur Gruumlndung von regionalen Netzwerken unter der Leitung der Gesundheitsaumlmter in allen 76 Landshykreisen (Stand November 2011) durchgefuumlhrt In 29 Landkreisen haben sich diese Netzwerke bereits wiederholt getroffen und Informationen ausgeshytauscht Es wurden Probleme thematisiert und Initiashytiven zur Reduktion der Weiterverbreitung resistenshyter Erreger gestartet
Auszligerdem wurden innerhalb der LARE sieben Arshybeitsgruppen (AGs) gegruumlndet die sich mit verschieshydenen Aspekten des Problems der resistenten Erreshyger beschaumlftigen
bull Die AG Krankentransport hat es sich zum Ziel geshysetzt bayernweit einheitliche Empfehlungen zum Umgang mit multiresistenten Erregern (MRE) fuumlr Krankentransporte zu erarbeiten
bull In der AG Informationsweitergabe wurde die Uumlbershywindung der Schnittstellenproblematik als Ziel defishyniert Es soll sichergestellt werden dass bei der Verlegung eines Patienten der mit multiresistenten Erregern besiedelt oder infiziert ist diese Informatishyon an die entsprechenden Stellen also Krankenshytransportdienst Pflegeheim weiterbehandelnder Arzt und andere zuverlaumlssig weitergegeben wird
bull Die AG Standardisierte Fachinformationen zum Pashytientenmanagement bemuumlht sich um eine Vereinshyheitlichung der Information in Bezug auf den Umshygang mit multiresistenten Erregern in medizinishyschen Einrichtungen
bull Die Vereinheitlichung der Screeningshy und Sanieshyrungskonzepte im stationaumlren und ambulanten Beshyreich ist das zentrale Anliegen der AG Screening und Sanierung
bull Das Ziel der AG Rehabilitationseinrichtungen ist es eine Empfehlung zum Umgang mit MRSA und anshyderen MRE in den Rehabilitationseinrichtungen fuumlr die es derzeit keine Richtlinien des Robert Koch Institut gibt zu verfassen
bull Die AG Arbeitschutz und MRE hat bdquofrequently asked questionsldquo (FAQs) zum Thema MRSA und Arbeitsschutz zusammengestellt
bull Die juumlngste Arbeitsgruppe der LARE die AG Antishybiotic Stewardship wird sich um die Etablierung von Antibiotic StewardshipshyProgrammen in Bayern kuumlmmern die sich mit dem rationalen Einsatz von Antibiotika befassen
Im Rahmen der LAREshyAktivitaumlten wurde eine Homeshypage erstellt die seit Oktober 2009 auf den Seiten des bayerischen Landesamts fuumlr Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit zu finden ist (wwwlglbayerndegesundheitinfektionsschutzantibiotikaresistenshyzenlareindexhtm) Auf dieser Homepage stehen neben Informationen zur LARE und allgemeinem Hintergrundwissen auch die verschiedenen spezifishyschen Dokumente und Arbeitsergebnisse der Arshybeitsgruppen zur Verfuumlgung
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LAHOK
Die Gefahr der absichtlichen Freisetzung von lebensshybedrohlichen teilweise hochkontagioumlsen Infektionsshyerregern durch einen bioterroristischen Anschlag wie auch die Einschleppung und Ausbreitung durch den internationalen Warenshy und Reiseverkehr konshyfrontiert Mediziner mit Krankheiten die in Deutschshyland nicht oder nicht mehr heimisch sind und stellt auch den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayern vor Herausforderungen Neben Bacillus anthracis Yersinia pestis Francisella tularensis und Orthopoxshyviren ist dabei aus reisemedizinischer Sicht auch an Rickettsia spp dimorphe Hyphomyceten Coronavishyren (SARS) Arenaviren Bunyaviren Hantaviren Naishyroviren Phleboviren Flavishy und Filoviren und andere mehr zu denken Die moumlglichen Szenarien reichen von infizierten Einzelpersonen bis hin zu seuchenhafshyten Ausbruumlchen epidemischen Ausmaszliges
Vor diesem Hintergrund konstituierte sich mit Untershystuumltzung durch das damalige StMUGV am 27 Noshyvember 2008 die Bayerische Landesarbeitsgemeinshyschaft zu hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten (LAHOK) als Kompetenznetzwerk in dem die in Bayern vorhandene Expertise zur Praumlvention Erkenshynung Bekaumlmpfung und Erforschung von lebensbeshydrohlichen hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten unter der Koordination des LGL gebuumlndelt ist
LAHOKshyMitglieder sind unter anderem die beiden bayerischen Behandlungszentren fuumlr hochkontagioumlse Infektionskrankheiten im Krankenhaus MuumlnchenshySchwabing und an der Missionsaumlrztlichen Klinik Wuumlrzburg alle bayerischen Lehrstuumlhle fuumlr Bakterioshy
logie beziehungsweise Virologie das Konsiliarlabor fuumlr Pest das Tropeninstitut und das Institut fuumlr Rechtsmedizin der LMU Muumlnchen das Institut fuumlr Mikrobiologie der Bundeswehr in Muumlnchen Vertreshyter des OumlGD und der Rettungsdienste an den beiden Standorten der Behandlungszentren beziehungsweishyse an bayerischen Flughaumlfen mit signifikantem intershynationalen Reiseverkehr der Flughafenmedizinische Dienst des Flughafens Muumlnchen die Bayerische Landesaumlrztekammer ein Vertreter der Staumlndigen Arshybeitsgemeinschaft der Kompetenzshy und Behandshylungszentren (StAKoB) und die Sachgebiete GE1 2 und 4 des LGL
Neben der konzeptionellen Arbeit und der Pflege eishynes Labornetzwerkes werden von der LAHOK regelshymaumlszligig Fortbildungsveranstaltungen fuumlr den OumlGD und andere Berufsgruppen mit Aufgaben aus dem Bereich hochkontagioumlser Infektionskrankheiten durchgefuumlhrt Die Task Force Infektiologie des LGL kann zudem auf die medizinischshyklinische Expertise der akademischen LAHOKshyInstitutionen als bdquoHintershygrunddienstldquo zuruumlckgreifen Sie ist selbst 24 Stunshyden am Tag und sieben Tage die Woche fuumlr den OumlGD in Bayern erreichbar
Die Plattform Versorgungsforschung Der demografische Wandel die steigende Lebensshyerwartung medizinische Innovationen und die Vershyaumlnderungen im Krankheitsspektrum in der Bevoumllkeshyrung stellen groszlige Herausforderungen fuumlr das Geshysundheitssystem in Bayern dar Der Bedarf an Leisshytungen in der Gesundheitsversorgung nimmt aufgrund dieser Entwicklungen kontinuierlich zu
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Es gilt die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und die Kooperation uumlber sektoshyrale Grenzen der Versorgung hinweg zu intensivieren
Der Bayerische Landtag hat 2011 uumlber die Situation beraten und beschlossen die bdquoVersorgungsforshyschung im Freistaat Bayern weiterzuentwickelnldquo Die Staatsregierung wurde aufgefordert eine Inforshymationsplattform uumlber die Maszlignahmen der Versorshygungsforschung im Gesundheitswesen des Freishystaats Bayern zu errichten Nach diesem Beschluss sollen bdquoaufbauend auf die erfolgreiche Gesundheitsshyberichterstattung (GBE) des Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit folgende Schritte unternommen werden
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Beim Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit wird im Rahmen der GBE eine Datenbank zur Versorgungsforschung im Freistaat Bayern aufshygebaut
Im Rahmen eines geeigneten Fachgremiums wershyden die Kompetenzen der Wissenschaft und weiteshyrer Beteiligter im Gesundheitswesen etwa in Form einer Landesarbeitsgemeinschaft ndash vergleichbar der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen ndash einbezogen und vernetztldquo (Beschluss des Bayerischen Landshytags vom 17 Maumlrz 2011 Drucksache 168005)
Zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde ein neues Sachgebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonoshymie Gesundheitssystemanalyseldquo beim Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im August 2011 konstituiert Von diesem Sachgebiet werden die Fachkonzepte fuumlr die geplante Landesarshybeitsgemeinschaft zur Gesundheitsversorgungsforshyschung und die neue Internetplattform Versorgungsforshyschung erstellt und umgesetzt Diese Aktivitaumlten sind ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Gesundheitsshystrategie die in der Regierungserklaumlrung bdquoGesundshyheitsland Bayern ndash neue Strategien fuumlr eine menschlishyche Medizinldquo des Gesundheitsministers am 20 Oktoshyber 2011 im Bayerischen Landtag vorgestellt wurde
Die erfolgreiche Ausgestaltung der dargestellten Lanshydesarbeitsgemeinschaften sind Lohn und Verpflichshytung fuumlr die kooperierenden gesellschaftlichen Partshyner wie auch fuumlr die damit betrauten Mitarbeiter des LGL zugleich Das LGL dankt allen Beteiligten fuumlr die kooperative durchaus auch kritische und dabei imshymer konstruktive Zusammenarbeit in diesen Foren
Eine andere und zugleich besondere Form der Vershynetzung besteht in der Funktion des LGL als Fachbeshyhoumlrde fuumlr Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit auf der einen Seite und als Arbeitgeber fuumlr uumlber 1000 Beshyschaumlftigte auf der anderen Seite Betriebliches Geshysundheitsmanagement muss nicht nur in das ArbeitsshyschutzmanagementsystemshyKonzept OHRIS das fuumlr unsere bdquoKundenldquo die bayerischen Betriebe erstellt wurde integriert werden das LGL ist hier auch sein eigener Kunde und steht in der Pflicht die nach aushyszligen gerichteten Empfehlungen fuumlr betriebliches Geshysundheitsmanagement auch nach innen umzusetzen
Betriebliches Gesundheitsschutz-management (BGM)
Wirtschaftlicher technologischer demografischer Wandel Unsere Lebensshy und Arbeitswelten befinshyden sich in mehrfacher Hinsicht im Umbruch Die zushynehmende Geschwindigkeit des wirtschaftlichen und technologischen Wandels mit seinen Verschieshybungen hin zu Wissensshy und Dienstleistungsaufgashyben laumlsst sich vor allem durch Merkmale wie Arshybeitsverdichtung und Flexibilisierung kennzeichnen Infolgedessen nehmen die psychischen Anforderunshygen im Beruf deutlich zu Wie kann die psychische und auch koumlrperliche Gesundheit der Beschaumlftigten unter diesen Umstaumlnden erhalten und verbessert werden Dies ist umso wichtiger angesichts des deshymografischen Wandels Wie kann verhindert wershyden dass immer mehr Beschaumlftigte vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden wo doch das geshysetzliche Rentenalter sukzessive auf 67 Jahre hershyaufgesetzt wird und die Fehlzeitenentwicklung posishytiv beeinflusst werden kann
Immer mehr Unternehmen und Organisationen stelshylen sich dieser Herausforderung indem sie Konzepte des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Gesundheitsfoumlrderung implementieren womit bdquoalle gemeinsamen Maszlignahmen von Arbeitgebern Arbeitnehmern und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatzldquo (Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundshyheitsfoumlrderung in der Europaumlischen Union) gemeint sind In Ergaumlnzung und Unterstuumltzung des klassishyschen Arbeitsshy und Gesundheitsschutzes werden dabei in systematischer Form alle gesundheitsbezoshy
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genen Aktivitaumlten einer Organisation vernetzt und zielgerichtet in einem kontinuierlichen Verbesseshyrungsprozess weiter entwickelt
Gesundheitsmanagement nach Innen
Das LGL als Landesgesundheitsbehoumlrde auch zushystaumlndig fuumlr den Bereich Arbeitsmedizin ist an dieser Stelle besonders gefordert 2010 hat das LGL damit begonnen ein Betriebliches Gesundheitsschutzmashynagement (BGM) fuumlr die eigenen Beschaumlftigten einshyzurichten
Im Mittelpunkt steht das eigenverantwortliche geshysundheitsfoumlrderliche Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Foumlrderung gesundheitsshygerechter Arbeitsverhaumlltnisse einschlieszliglich einer gesundheitsorientierten Organisation Fuumlhrungskulshytur und die Beteiligung der Beschaumlftigten Der Geshysundheitsgedanke soll im Leitbild des LGL verankert und im Arbeitsalltag gelebt werden
Um Problemfelder und Handlungsbedarf fuumlr gesundshyheitsshy und leistungsfoumlrderliche Veraumlnderungen zu ershymitteln und geeignete Maszlignahmen ableiten zu koumlnshynen wurde von Mitte Mai bis Mitte Juni 2011 eine anonyme schriftliche Befragung aller Beschaumlftigten durchgefuumlhrt
Es wurde ein speziell fuumlr das LGL entwickelter Frashygebogen eingesetzt der die Themenbereiche koumlrshyperliche Beschwerden psychische Belastungen und Beanspruchungen Arbeitsorganisation Verantworshytungsbereich Fuumlhrungsverhalten Entwicklungsmoumlgshylichkeiten sowie Wuumlnsche zu gesundheitsfoumlrderlishychen Aktivitaumlten wie etwa Aktivpausen oder Yoga und zu Vorsorgeuntersuchungen beinhaltete Die Auswertung und Ergebnispraumlsentation erfolgte uumlber ein externes Institut
Nun werden geeignete Strukturen entwickelt um passende Maszlignahmen aus den Ergebnissen abzuleishy
ten umzusetzen und spaumlter zu evaluieren und um das BGM als einen mitarbeitergetragenen Prozess im LGL fest zu verankern
Gesundheitsmanagement nach Auszligen
Eine nach auszligen gerichtete Aktivitaumlt des LGL in dieshysem Bereich ist mit dem GesundheitsmanagementshysystemshyKonzept GABEGS verknuumlpft
Das Bayerische Staatsministerium fuumlr Arbeit und Soshyzialordnung Familie und Frauen (StMAS) hat in der Vergangenheit den Handlungsleitfaden bdquoGanzheitlishyches Betriebliches Gesundheitsmanagementsystem (GABEGS)ldquo entwickelt der Unternehmen in Bayern dabei unterstuumltzen soll die Gesundheit ihrer Beshyschaumlftigten nachhaltig zu schuumltzen Damit GABEGS problemlos in vorhandene Managementsysteme fuumlr Qualitaumlt fuumlr Umwelt und fuumlr den Arbeitsschutz inteshygriert werden kann wurde das LGL 2010 beauftragt GABEGS mit den Anforderungen eines Manageshymentsystems kompatibel zu machen
Dazu wurden in einem ersten Schritt die Voraussetshyzungen Anforderungen und gewuumlnschten Resultate von GABEGS abgeleitet die die Abbildung auf Seite 100 im Uumlberblick zeigt Veraumlnderungen in der Arshybeitswelt und der demografische Wandel stellen Unshyternehmen vor neue Herausforderungen Gesunde leistungsbereite und motivierte Mitarbeiter sind die zentrale Voraussetzung fuumlr den Unternehmensershyfolg und dazu kann wesentlich ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement beitragen
Wie Untersuchungen zeigen sind die Verantworshytung der Unternehmensleitung Mitarbeiterbeteilishygung transparente Ablaumlufe und ein kontinuierlicher Prozess der Evaluation und Verbesserung zentrale Erfolgsbedingungen fuumlr ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement Die Abbildung auf Seite 101 zeigt den ManagementshyZyklus und alle Systemshyelemente von GABEGS Alle Elemente wurden in einem Systemhandbuch definiert und beschrieben und es wurden die Anforderungen an die betriebshylichen Akteure zur Umsetzung vor Ort erlaumlutert
Besonderer Wert wurde darauf gelegt in das System element bdquoPlanung und Umsetzungldquo aktuelle Themen wie bdquodemografische Entwicklungldquo bdquoaltersshy und alternsgerechte Arbeitsbedingungenldquo bdquopsychishysche Belastungenldquo bdquogesundheitsfoumlrderliches Fuumlhshyrungsverhaltenldquo und bdquoWorkshyLifeshyBalanceldquo als eigenshystaumlndige Subelemente zu integrieren und damit deshyren Bedeutung herauszustellen
Einen hohen Stellenwert nehmen im GABEGSshySysshytem die verschiedenen Formen der MitarbeitershyPartishyzipation ein Eine zentrale Rolle bei der Erfassung gesundheitlicher Aspekte im Unternehmen stellt die Mitarbeiterbefragung dar Die Beschaumlftigten erhalten dadurch Gelegenheit uumlber ihre Belastungen Resshysourcen und Beschwerden ausfuumlhrlich Auskunft zu geben Auch die Etablierung eines betrieblichen Vorshyschlagswesens ist eine geeignete Maszlignahme das kreative Potenzial der eigenen Mitarbeiter zu nutzen um ihr Arbeitsumfeld zu optimieren
Mithilfe des neu gestalteten GABEGSshySystems ist es fuumlr bayerische Betriebe moumlglich das eigene beshytriebliche Gesundheitsmanagementsystem evaluieshyren zu lassen bis hin zur Anerkennung per Zertifikat durch das zustaumlndige Gewerbeaufsichtsamt
Eine moumlglichst weite Verbreitung betrieblicher Geshysundheitsmanagementsysteme gliedert sich nahtlos in das Primaumlrziel des LGL ein Rahmenbedingungen fuumlr eine gesunde Zukunft zu schaffen Wenn es um die Formulierung von Zielen fuumlr die ZUKUNFT des LGL selber geht lohnt auch ein Blick auf die Verganshygenheit und die Entwicklung die das LGL seither geshynommen hat
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VERGANGENHEIT amp ZUKUNFT
Vergangenheit amp Zukunft 104
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Vergangenheit amp Zukunft
Moderne Gesellschaften benoumltigen zum Schutz der Gesundheit ihrer Bevoumllkerungen zunehmend speziashylisierte Prozesse und Funktionen Die wachsende gesellschaftliche Komplexitaumlt der wissenschaftlichshytechnische Fortschritt und vielfaumlltige Austauschshy und Kommunikationsprozesse zwischen staatlichen Stelshylen und gesellschaftlichen Partnern stellen die entshysprechenden Funktionstraumlger vor neue Herausfordeshyrungen Dies beinhaltet auch Herausforderungen an staatliches Handeln in Krisenlagen
Das LGL stellt in seiner Struktur eine in Deutschland auf Landesebene einzigartige Buumlndelung von Kapazishytaumlten und Kompetenzen im Bereich der Lebensmitshytelsicherheit und des Verbraucherschutzes und zum Schutz und zur Foumlrderung der Gesundheit von Mensch und Tier dar Zehn Jahre LGL sind Anlass fuumlr eine Ruumlckschau und einen Blick in die Zukunft
Schutz und Foumlrderung der oumlffentli-chen Gesundheit im Wandel der Zeit
Der Ansatz einer wissenschaftsbasierten rationalen Gesundheitssicherung auf Ebene der Bevoumllkerung hat in der Vergangenheit groszlige Erfolge mit sich geshybracht So zeigen langfristige statistische Zeitreihen der letzten 300 Jahre weltweit einen stetigen Zushywachs der Lebenserwartung Beispiele wie die Ausshyrottung der Pocken die weitgehende Verdraumlngung der Poliomyelitis und der starke Ruumlckgang der Tubershykulose illustrieren im Bereich des Infektionsschutzes diese Erfolge Dabei waren ndash um das Beispiel der Tushy
berkulose aufzugreifen ndash groszlige Erfolge aus Sicht der Bevoumllkerungsmedizin bereits erreicht bevor 1944 Streptomycin und 1954 Isoniazid und Paraaminosalishycylsaumlure als wirksame Therapeutika verfuumlgbar wurshyden Diese haben dann noch einmal mehr zum Ershyfolg im Kampf gegen diese bedruumlckende Infektionsshykrankheit beigetragen
Bei den Bemuumlhungen um die oumlffentliche Gesundheit (bdquoPublic Healthldquo) lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden Waumlhrend in den Jahrhunderten bis zur Aufklaumlrung die Maszlignahmen zum Schutz von bdquoWasser Boden und Luftldquo im Wesentlichen in Quashyrantaumlne und Isolationsmaszlignahmen sowie in kommushynalen Verordnungen standen begann mit der Aufklaumlshyrung eine modernen Anspruumlchen entsprechende bdquoHygienephaseldquo Diese erreichte in Muumlnchen unter Max von Pettenkofer mit seinem weltweit ersten HygieneshyInstitut einen ersten Houmlhepunkt und wiedeshyrum weltweit ausstrahlenden Kristallisationskern Im Deutschen Kaiserreich schloss sich daran eine Phashyse der Organisation der Sozialversicherungssysteme mit groszligen positiven Einfluumlssen auf die Bevoumllkeshyrungsgesundheit an die Organisation von Krankenshyversicherung Unfallversicherung und Arbeitslosenshyversicherung auch als BismarckshySystem der Sozialshyversicherung bezeichnet Diese wurde in der zweishyten Haumllfte des 20 Jahrhunderts noch durch die Pflegeversicherung ergaumlnzt
Im Zuge der groszligen Fortschritte im Bereich der klinishyschen Medizin und der individuellen Therapien entshywickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg eine indishyvidualistischshytherapeutische Phase von Public HealthOumlffentliche Gesundheitspflege Kennzeichen
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dieser Phase sind Reihenuntersuchungen wie die RoumlngtenshyReihenuntersuchung bei der Tuberkulose sowie bevoumllkerungsweite Impfprogramme welche zu den genannten Erfolgen bei Pocken Poliomyelitis und Tuberkulose sowie bei einer Reihe anderer Inshyfektionskrankheiten gefuumlhrt haben
Gegen Ende des 20 Jahrhunderts wurde diese Phashyse von einer systemischen Phase abgeloumlst Dahinter steht die Einsicht dass Gesundheit nicht nur in der Verantwortung des Einzelnen liegt und durch den Zugang einzelner Personen zu individuellen Gesundshyheitsleistungen umfassend geschaffen wird sonshydern vielmehr das Ergebnis von systemischen Bezieshyhungen und Zusammenhaumlngen ist
Regulierungen im Bereich der umweltmedizinischen Vorsorge im Bereich der Versorgung mit sicherem und gesundem Trinkwasser und sicheren und gesunshyden Nahrungsmitteln in der Verkehrssicherheit und im Freizeitbereich liegen auszligerhalb des Einflussbeshyreichs einzelner Personen und oftmals im Zustaumlndigshykeitsbereich staatlichen Handelns Hinzu kommt dass Gesundheit auch stark von Wirtschaftssektoren auszligerhalb des Gesundheitsbereichs beeinflusst wird Ein Beispiel hierfuumlr ist die Einfuumlhrung der Gurtpflicht im Individualverkehr welche fuumlr die Automobilinshydustrie nur geringe Mehrkosten verursacht in ihren gesundheitlichen Auswirkungen jedoch groszlige posishytive Folgen hat Weitere Beispiele betreffen die beshyrufsgenossenschaftlichen Sicherungspflichten am Arbeitsplatz oder auch die Nichtraucherschutzshy Gesetzgebung sowie die vielfaumlltigen gesetzlichen Regelungen im Bereich der Produktsicherheit der Lebensmittelsicherheit und der Tiergesundheit
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Gruumlndungsvater Pettenkofer
Die ersten Anfaumlnge staatlicher Fachbehoumlrden auf dem Gebiet des Gesundheitsshy und Verbraucherschutshyzes in Bayern reichen in die zweite Haumllfte des 19 Jahrhunderts zuruumlck Durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 27 Januar 1884ldquo wurden zuerst die bdquoBayerishyschen Untersuchungsanstalten fuumlr Nahrungsshy und Geshynussmittelldquo errichtet Es war der bereits erwaumlhnte Max von Pettenkofer der den Auftrag zur Umsetzung dieser Verordnung erhielt Pettenkofer der urspruumlngshylich Pharmazie Naturwissenschaften und Medizin studiert hatte war an der LudwigshyMaximiliansshyUnishyversitaumlt Muumlnchen 1847 zunaumlchst zum Professor fuumlr medizinische Chemie ernannt worden und hatte dort als erster deutscher Professor fuumlr Hygiene 1876 bis 1879 das erste Hygieneinstitut aufgebaut In Umsetshyzung der oben genannten Verordnung etablierte er 1884 drei staatliche chemische Untersuchungsanstalshyten an den drei Landesuniversitaumlten in Muumlnchen Ershylangen und Wuumlrzburg
Nach der Chemie folgte fuumlr den Bereich der Humanshymedizin durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 31 Aushygust 1910ldquo die Errichtung von bdquoKoumlniglich Bakterioloshygischen Untersuchungsanstaltenldquo in Verbindung mit den Hygieneinstituten der drei Landesuniversitaumlten Schlieszliglich wurde fuumlr den Bereich der Veterinaumlrmedishyzin aufgrund bdquoKoumlniglicher Verordnung vom 5 Juni 1913ldquo die bdquoKoumlniglich Bayerische Veterinaumlrpolizeiliche Anstaltldquo in Oberschleiszligheim errichtet die 1950 zur bdquoBayerischen Landesanstalt fuumlr Tierseuchenbeshykaumlmpfungldquo erhoben wurde
Bis Ende der 30ershyJahre des 20 Jahrhunderts waren die jeweiligen Lehrstuhlinhaber fuumlr Pharmazie und Anshygewandte Chemie bzw fuumlr Hygiene stets zugleich auch Direktoren der jeweiligen staatlichen chemishyschen bzw bakteriologischen Untersuchungsanstalshyten in Muumlnchen Erlangen und Wuumlrzburg 1945 wurde diese Personalunion in allen Faumlllen aufgegeben Die damaligen Untersuchungsanstalten wurden von der Einflusssphaumlre der Universitaumlten geloumlst und untershystanden damit direkt dem Bayerischen Staatsministeshyrium des Innern In der Folgezeit kam 1947 in Reshygensburg ein urspruumlnglich privates Institut als staatlishyche bakteriologische Untersuchungsanstalt hinzu und es wurden 1962 in Augsburg sowie 1964 in Regensshyburg ehemals staumldtische Einrichtungen zu staatlichen chemischen Untersuchungsanstalten erhoben Insgeshysamt existierten ab Mitte der 60ershyJahre in Bayern insgesamt 11 staatliche Untersuchungsaumlmter 5 cheshymische (Augsburg Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) 4 bakteriologsiche (Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) und 2 veterinaumlrmedizinische Untersuchungsanstalten (neben Oberschleiszligheim war ein Standort in Nuumlrnberg hinzugekommen)
Die LandesuntersuchungsaumlmterAb Ende der 60ershyJahre beschaumlftigte sich die im Bayerischen Staatsministerium des Innern zustaumlndishyge Abteilung fuumlr Gesundheitswesen und Verbraushycherschutz mit einer Reform dieser Struktur einer Vielzahl relativ kleiner und weitgehend unabhaumlngig voneinander arbeitender chemischer medizinischer und veterinaumlrmedizinischer Untersuchungseinrichshytungen Anlass waren auch zunehmend fachuumlbershygreifende Fragestellungen (zum Beispiel komplexe
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chemische Ruumlckstandsuntersuchungen unter andeshyrem zum Einsatz oumlstrogenwirksamer Substanzen in der Kaumllbermast im Bereich der Veterinaumlrmedizin) die immer kostspieliger werdende instrumentelle Analytik (zum Beispiel GCshy MSshy NMRshyAnalytik) die damit einhergehende zunehmende Spezialisierung der Mitarbeiter und nicht zuletzt Sparzwaumlnge im Staatshaushalt Im Ergebnis fuumlhrten die damaligen Reformuumlberlegungen zur Gruumlndung zweier bdquoLandesshyuntersuchungsaumlmter fuumlr das Gesundheitswesenldquo in Suumldbayern (Oberschleiszligheim) und Nordbayern
(Erlangen) die aufgrund der Durchfuumlhrungsverordshynung zum Vollzug des Lebensmittelrechts vom 16031973 mit Wirkung vom 01011974 errichtet wurden In diesen beiden ndash fuumlr damalige Verhaumlltnisshyse ndash bdquoSuperbehoumlrdenldquo war ein interdisziplinaumlrer Ansatz zwischen Chemie Humanshy und Veterinaumlrshymedizin moumlglich Die bayerischen Landesuntersushychungsaumlmter waren bundesweit einmalig und ershylangten bald Vorbildfunktion fuumlr die Organisation der entsprechenden Fachbehoumlrden in anderen Laumlndern
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Die Struktur der LUAuml blieb uumlber viele Jahre und auch uumlber einen Ressortwechsel in die Zustaumlndigkeit des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Arbeit und Sozishyalordnung Familie und Frauen (StMAS) hinweg ershyhalten Im Jahr 1999 wurde das 25shyjaumlhrige Jubilaumlum mit einem Symposium in Oberschleiszligheim gefeiert Im Laufe der Jahre war soweit erforderlich immer wieder ein Wandel ggf eine Anpassung der Aufgashybenstellungen erfolgt Bemerkenswert ist insbesonshydere die Entwicklung ergaumlnzend zu den ganz im Vorshydergrund stehenden Laboruntersuchungen auch theshyoretisch wissenschaftliche Aufgabenfelder zu bearshybeiten wie zum Beispiel im Bereich der Toxikologie ab 1992 oder der Epidemiologie ab Ende der 1990ershyJahre
Aufbruch zum LGLAusgangspunkt fuumlr die Schaffung des heutigen LGL durch Fusion der beiden LUAuml Nord und Suumld war die bdquoBSEshyKriseldquo im Jahr 2000 Bereits seit Mitte der 1980ershyJahre war BSE in Groszligbritannien bekannt bis 1992 war dort ein Anstieg auf uumlber 36000 Faumllle zu verzeichnen (anschlieszligend nahm die Zahl mit Einshyfuumlhrung eines Tiermehlfuumltterungsverbots wieder ab) Verdachtsfaumllle in Deutschland die bereits Anshyfang der 1990ershyJahre bekannt geworden waren waren zunaumlchst nicht adaumlquat untersucht worden Erst im November 2000 wurde der erste deutsche Fall (in SchleswigshyHolstein) mittels Schnelltest den die Laumlnder zuvor abgelehnt hatten nachgewiesen Daraufhin beschloss das bayerische Kabinett noch im Dezember des selben Jahres ein Maszlignahmenshybuumlndel das unter anderem die Errichtung eines bdquoLandesamts fuumlr Lebensmittelsicherheitldquo beinhalteshy
te (Ministerratsbeschluss vom 29122000) Es war rasch klar dass ein solches Landesamt im Wesentlishychen aus den bestehenden LUAuml entstehen wuumlrde Mit bdquoVerordnung uumlber die Einrichtung der Bayerishyschen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmitshytelsicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmterverordshynung shy LAVshyUGV)ldquo vom 27 November 2001 wurde das LGL schlieszliglich gegruumlndet Zu dem im Rahmen der inhaltlichen Neuausrichtungen gegenwaumlrtig Ershyreichten einschlieszliglich einer Unterstuumltzung der bdquoReshyakademisierungldquo des OumlGD und des Aufbaus einer Pettenkofer School of Public Health sei auf die entshysprechenden Beitraumlge verwiesen
Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
Kennzeichen von modernen bzw bdquopostmodernenldquo Gesellschaften sind eine zunehmende Oumlkonomisieshyrung und Medialisierung der gesellschaftlichen Proshyzesse Diese wirken sich auch unmittelbar oder mitshytelbar auf die Taumltigkeit im Bereich der Bevoumllkerungsshygesundheit aus Probleme lassen sich nicht mehr nur isoliert in ihren gesundheitlichen Bezuumlgen analyshysieren und angehen Zunehmend wichtig ist die gleichzeitige Beobachtung und Mitgestaltung des soziooumlkonomischen und insbesondere auch des kommunikativen Kontextes Die mediale Wahrnehshymung und Diskussion gesundheitlicher Fragestellunshygen hat zunehmend Bedeutung fuumlr den Erfolg geshysundheitspolitischer und bevoumllkerungsmedizinischer Konzepte Der Blickwinkel auf die Gesundheit der Bevoumllkerung weitet sich damit zunehmend Dabei
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muumlssen unveraumlndert Faktoren auf individueller Ebeshyne betrachtet werden ndash ein Beispiel hierfuumlr ist das Neugeborenenscreening auf angeborene Stoffwechshyseldefekte Derartige individuelle Aspekte werden auch in ihren sozialen Bezuumlgen wirksam Als Beispiel seien hier Altersbilder und Geschlechterrollen geshynannt Um diesen Kern legen sich individuell gewaumlhlshyte und zu verantwortende Lebensstile Diese wershyden oft innerhalb von sozialen und gesellschaftlichen Bezuumlgen realisiert zum Teil auch von solchen Netzen beeinflusst Gestaltet werden diese Bedinshygungen durch allgemeine Lebensshy und Arbeitsbedinshygungen welche von der Versorgung mit sicheren und gesundheitsfoumlrderlichen Lebensmitteln uumlber das Erziehungssystem die Arbeitsmarktsituation und die allgemeinen Arbeitsbedingungen bis zu den spezifishyschen Dienstleistungen der gesundheitlichen Versorshygung reichen Diese Bausteine sind wiederum eingebettet in einen noch allgemeineren soziooumlkonoshymischen kulturellen umweltbezogenen und politishyschen Rahmen
Der Nutzen einer solchen umfassenden Betrachshytungsweise Staatliche und gesellschaftliche Funktishyonen im Dienst an der Bevoumllkerungsgesundheit koumlnshynen sich diesen Zusammenhaumlngen nicht entziehen Eine moderne PublicshyHealthshyBehoumlrde wie sie der Auftrag auch an das Bayerische Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit ist muss vorshybereitet sein um diesen komplexen Strukturen mit einer angemessenen fachlichen Struktur und entshysprechenden Spezialisierungen zu entsprechen
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Das bedeutet dass am LGL zum Beispiel Expertisen vorgehalten werden muumlssen welche neben den spezifischen und hoch technisierten Laboruntershysuchungen auch mediale sozialshywissenschaftliche oumlkonomische epidemiologische versorgungsorienshytierte gesundheitspolitische und praumlventionsorienshytierte Expertisen umfassen Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend
One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
Der Auftrag an Public Health wurde vom USshyAmerishykanischen Institute of Medicine auf die kurze Formel gebracht Bedingungen schaffen in denen Menshyschen gesund sein koumlnnen Diese kurze Formulieshyrung lohnt eine naumlhere Betrachtung Sie beinhaltet die Einsicht dass Gesundheit nicht nur von einzelnen Menschen in Eigenverantwortung gestaltet werden kann sondern dass es oftmals Bedingungen sind welche groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Menshyschen in Bevoumllkerungen und Bevoumllkerungsgruppen haben Im weiteren kommt die Einsicht dazu dass die Bedingungen nicht schicksalhaft gegeben oder hinzunehmen sind sondern durchaus und in zunehshymenden Maszlige von Gesellschaften in gemeinsamer Verantwortung gestaltet werden koumlnnen Als weiteshyrer Punkt kommt die Fokussierung auf den Menshyschen dazu welcher Mitte und Maszlig allen staatlichen und gesellschaftlichen Handelns ist Zu beachten ist auch die Fokussierung auf Gesundheit und nicht Krankheit Weiter zu beachten ist dass diese geshymeinsamen gesellschaftlichen Anstrengungen in eishynem Rahmen individueller und kollektiver Freiheiten
und Rechte verwirklicht werden muumlssen Gesundheit ist kein Diktat sondern eine Chance Diese bdquoLebensshychance auf Gesundheitldquo soll allen Menschen in gleishychem Maszlige eroumlffnet werden ohne Zwang
Fuumlr das LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in einem sich einigenden Europa der Regionen gelten auch sich herausbildende Erwartungen an gesellshyschaftliche Institutionen Im Vordergrund steht dabei eine Dienstleistungsorientierung Dabei sind sowohl externe Klienten (Kunden) wie Ministerien Medien andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Partner zu beruumlcksichtigen als auch interne Klienten Kolleshygen andere staatliche Institutionen Projekte denen zugearbeitet wird und gesetzliche und regulatorische Vorgaben die zu erfuumlllen sind Daraus ergibt sich eine Fuumllle von nachgefragten Leistungen spezialishysierte Laborshy und NichtshyLaborfunktionen Konzeptshy und Strategieentwicklungen Bewertungen von Aktishyvitaumlten der Vernetzung sowie in der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in der Forschung und insbesondere auch der Tranfer wissenschaftlicher Erkenntnis
New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
Die Aufgabenfelder einer solchen neuen Public Health (New Public Health) umfassen dabei in einer ersten Orientierung die Bereiche von
bull Gesundheitsschutzbull Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderungbull Steuerung und Stewardship in einem
Gesundheits(Versorgungsshy)system
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Durch ein Taumltigwerden in allen drei Bereichen wird dem Auftrag nachgekommen Bedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnen Besondere Herausforderungen ergeben sich fuumlr das LGL durch die kompetente Uumlbernahme von staatlishychen Aufgaben in einem modernen Verstaumlndnis indishyrekter Stewardship bzw Governance in der fachlishychen Bewertung und Erzeugung wissenschaftlicher Evidenz in der konzeptionellen Entwicklung und im gezielten Ansprechen von Settings und Sektoren Daraus ergeben sich Vernetzungsanspruumlche innershyhalb des LGL welche klassische Strukturen wie Abshyteilungen Sachgebiete und Sachbereiche uumlbershyschreiten
Damit zeichnen sich neun Entwicklungsfelder ab welche fuumlr eine zukuumlnftige Ausrichtung des LGL von besonderer Bedeutung sind
1 Die Herausforderung von bdquoProblem und Kontextldquo insbesondere auch in der Risikoshy und Krisenkomshymunikation
2 Die Staumlrkung von vorausschauendem proshyaktiven gegenuumlber nur reaktivem Handeln
3 Die weitere Staumlrkung von Wissenschaftlichkeit Unabhaumlngigkeit und Transparenz als Arbeitsgrundshysaumltze im Innenshy und Auszligenverhaumlltnis
4 Der Ausbau von Kooperationen bei gleichzeitiger Staumlrkung der Eigenverantwortung
5 Die Weiterentwicklung von staatlichen Kontrollshyfunktionen zu FeedbackshyElementen innerhalb eishynes umfassenden Qualitaumltsmanagements
6 Die Faumlhigkeit zur kurzfristigen Bildung von Projektshyorientierten MatrixshyStrukturen bei komplexen Frashygestellungen und Krisen
7 Die Faumlhigkeit zur kritischen Nutzung und ggf Ershystellung von systematischen problemorientierten Wissenssynthesen (systematische Uumlbersichten Health Impact Assessment Health Technology Assessment und andere mehr)
8 Die Staumlrkung und noch bessere Verankerung der Belange der Bevoumllkerungsgesundheit an akademishyschen Einrichtungen in Bayern
9 Die dreifache Positionierung des LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in Bayern innerhalb der deutschen Laumlnder und innerhalb eines sich einishygenden Europas
Herausforderungen die uns die naumlchsten zehn Jahre und wohl auch daruumlber hinaus begleiten werden und die wenn sie erfolgreich bearbeitet sind wiederum den Weg frei machen fuumlr neue jetzt noch unbekannshyte Fragen
CHRONOLOGIE
Chronologie 114
Gesundheit
20022003bull Aufbau der Meldestelle fuumlr Bayern nach dem Infektionsshy
schutzgesetz ab 2001 mit anfangs jaumlhrlich 30000 Melshydungen kontinuierlicher Anstieg bis zu fast 100000 Meldefaumlllen im Jahr 2009
bull Uumlbernahme der Koordinierung und Auswertung der Schulshyeingangsuntersuchung an jaumlhrlich circa 120000 Kindern in Bayern
bull Aufbau des sogenannten Tracking auf Vollstaumlndigkeit im Neu geborenenscreening (jaumlhrlich circa 105000 neugeboshyrene Kinder)
bull Aufbau von hygieneshy infektiologieshy pharmazieuumlbershywachungsshy praumlventionsshy und umweltmedizinbezogenen Kompetenzzentren sowie epidemiologischer Kompetenz zum Beispiel zur Bewertung von Krankheitshaumlufungen (Clustern)
bull Aufnahme der im bayerischen OumlGDshyGesetz vorgeseheshynen Gesundheitsberichterstattung
bull Uumlbernahme der Aufgaben als Benannte und Unabhaumlngige Stelle nach Trinkwasserverordnung 2001 und der Beshyrichtspflicht gemaumlszlig Trinkwasserverordnung und Europaumlshyischer Badegewaumlsserrichtlinie
bull Uumlbernahme der Qualitaumltssicherung in der Arzneimittelshyuumlberwachung Bayern (interne Audits Dokumentenmanashygement Berichtspflichten Statistik der Verbrauchershybeschwerden Arzneimittelrisiken und Beanstandungen in Bayern gemaumlszlig VAW 121101) Koordination und Controlshyling (Erstellung von Jahresstatistiken Mitwirkung bei der Planung Durchfuumlhrung und Berichterstattung der Inspekshytionen durch die Regierungen)
2004bull Aufbau der GesundheitsshyMonitoringshyEinheiten (GME) fuumlr
Bayern mit Steuerung und Datenmanagement am LGL und Durchfuumlhrung umfangreicher Surveys mit jaumlhrlich cirshyca 6000 Kindern
2005bull Verlagerung des bdquoRapid Alert Systemsldquo (RASshySystem)
zur Abwehr von Arzneimittelrisiken vom StMUGV an das LGL Uumlbernahme der Erstellung der Statistik bdquoZahl der pharmazeutischen Betriebe und Einrichtungen in Bayernldquo aus dem StMUGV
bull Aufbau der Taskforce Infektiologie mit 24 StundenTag und 7 TageWoche Erreichbarkeit
bull Uumlbernahme der Planung Unterstuumltzung und Evaluation der infektionshygienischen Uumlberwachung von medizinishyschen und sonstigen Einrichtungen durch die Gesundshyheitsaumlmter in Bayern
bull Entwicklung und Implementierung eines elektronischen Datenaustauschsystemes fuumlr Trinkwasserdaten
bull Uumlbernahme der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen gemaumlszlig Trinkwasserverordnung 2001
bull Uumlbernahme der Leistelle Praumlvention zur Begutachtung Betreuung Qualitaumltssicherung und Evaluation von Proshyjekten im Rahmen der neu ausgerichteten Gesundheitsshyinitiative GesundLebenBayern
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI)
2006
116
bull Betrieb eines Hochsicherheitslabors der Stufe BSL 3
bull Aufbau einer behoumlrdenuumlbergreifenden Uumlberwachung der Medizinprodukteaufbereitung
bull Einfuumlhrung eines Qualitaumltszirkels Trinkwasser fuumlr die Geshysundheitsaumlmter
bull Aufbau einer Einheit zur analytischen Umsetzung und Beshywertung des HumanshyBiomonitorings fuumlr den OumlGD
2007bull Einrichtung des Konsiliarlabors fuumlr Diphtherie in Abstimshy
mung mit Bund und Laumlndern Verankerung im EUshySurveilshylanceshyNetzwerk fuumlr Diphtherie (DIPshyNET)
bull Verlagerung des Systems zur Abwehr von Medizinprodukshyterisiken sowie von Risiken durch Blutshy und Blutprodukte nach dem Transfusionsgesetz
bull Mitveranstaltung des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft fuumlr Sozialmedizin und Praumlvention sowie der Deutschen Gesellschaft fuumlr medizinische Dokumentation und Information in Augsburg in Verbindung mit dem LGLshyKongress fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayshyern mit insgesamt 1700 Teilnehmern
bull Einbindung der humanmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaften zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) und der Landesarbeitsgemeinshyschaft MultiResistente Erreger (LARE)
bull Aufbau und Betrieb eines bayernweiten Impferinnerungsshysystems in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsaumlmtern
2008
bull Einrichtung des Nationalen Referenzzentrums fuumlr Borre li shyen in Abstimmung mit Bund und Laumlndern und des Konshysiliarlabors fuumlr Ehrlichien in Abstimmung mit Bund und Laumlndern
bull Aufbau eines Labornetzwerkes fuumlr bioterroristisch releshyvante Keime
bull Umsetzung der novellierten EUshyBadegewaumlsserrichtlinie einschlieszliglich erweiterter Berichtspflicht
bull Erstellung und kontinuierliche Pflege eines elektronischen Handbuchs fuumlr den OumlGD zur fachlichen Qualitaumltssicheshyrung der Arbeit der Gesundheitsaumlmter (Uumlbernahme aus dem StMUG)
bull Koordination des vom StMUG gefoumlrderten Forschungsshyverbunds Vectorshyborne Infectious Diseases in Climate Change Investigations (VICCI) zum Thema bdquoGesundheitshyliche Folgen des Klimawandels in Bayernldquo
bull Betreuung von Trainees nach Akkreditierung als Ausbilshydungsstaumltte im Rahmen des europaumlischen Ausbildungsshyprogramms fuumlr Infektionsepidemiologie (EPIET)
bull Betreuung der Gesundheitsaumlmter bei der Gruumlndung regioshynaler Netzwerke gegen multiresistente Erreger und Ausshyweitung der Bemuumlhungen um die Standardisierung des Managements resistenter Erreger in Kliniken mittels einer Checklistenshygestuumltzen Begehung
bull Integration des Nationalen Referenz Zentrums fuumlr Borrelien und der beiden Konsiliarlaboratorien fuumlr Diphtherie und Ehrlichien in die 2009 neu etablierten RKIshyReferenznetzshywerke
bull Ausweitung des Trackings des NeugeborenenshyHoumlrscreeshynings aus den Modellregionen Oberfranken und Oberpfalz nunmehr bayernweit mit mehrfacher Geburtenzahl
2009
117
bull Aufbau eines laborgestuumltzten bayernweiten InfluenzashySentinels mit Beteiligung von aumlrztlichen Praxen in den Landkreisen (Steuerung am LGL)
bull Aufbau und Betrieb eines S3shyHochsicherheitslabors auch im Bereich Gentechnik im Rahmen der experimentellen Uumlberwachung gentechnischer Anlagen beim Vollzug des Gentechnikgesetzes
bull Buumlndelung der in Bayern angesiedelten Ressourcen durch Kooperationen mit bayerischen Universitaumlten im Dienst der oumlffentlichen Gesundheit (Pettenkofer School of Public Health)
bull Uumlbernahme der Informationspflichten des StMUG an die Zentralstelle der Laumlnder fuumlr Gesundheitsschule uumlber die im Arzneimittelbereich in Bayern taumltigen Behoumlrden Ershyweiterung der Arzneimitteluntersuchungsstelle um die routinemaumlszligige Untersuchung von Medizinprodukten (Planproben shy VO (EG) 7652008) geplant Erstellung von Jahresstatistiken uumlber die Uumlberwachung der Medizinproshydukte in Bayern
bull Durchfuumlhrung von Projekten im Bereich Gesundheitsshyschutzshy und Gesundheitsvorsorge im Rahmen der Nutshyzung neuer Technologien wie zum Beispiel der Nanotechshynologie im Auftrag des StMUG uumlbergreifende toxikologishysche Risikoabschaumltzung durch Verknuumlpfung von Belasshytungsdaten aus allen fuumlr den Menschen relevanten Zufuhrpfaden
bull Ausbau der umweltmedizinischen Gesundheitsvorsorge bei wissenschaftlich diskutierten neuen Belastungsshyszenarien unter Beruumlcksichtung sensibler Gruppen wie Allergiker Neugeborene und Kleinkinder durch Aufbau von neuen Methoden und orientierenden Messungen in unterschiedlichen Matrizes (wie Hausstaub Koumlrpergeweshyben)
bull Uumlbertragung der Aufgaben im Bereich der Stillfoumlrderung in Bayern mit zahlreichen Einzelmaszlignahmen
bull Aufbau der Spezialeinheit Infektionshygiene umfangshyreiche Aufgabenmehrung im Zusammenhang mit der Bayshyerischen MedHygV
bull Einrichtung einer Bruumlckenprofessur bdquoPublic Health Policy amp Administrationldquo an der LMU Muumlnchen im Rahmen der von LGL Helmholtzzentrum Muumlnchen und LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen gemeinsam getragenen Petshytenkofer School of Public Health (PSPH)
2010
2011bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoVersorgungsqualitaumlt
Gesundheitsoumlkonomie Gesundheitssystemanalysenldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit in Vorbereitung auf eine neue Dienststelle in Nuumlrnberg (Haus der Gesundheit Bayern)
bull Einrichtung eines webbasierten Gesundheitsatlas Bayern mit einer Vielzahl geografisch gegliederter gesundheitsreshylevanter Zahlen und Indikatoren
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerische Gesundshyheitsagenturldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur bayerischen Gesundheitswirtschaft mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerisches Zentrum fuumlr Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (ZPG)ldquo am Lanshydesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur Landesshyzentrale fuumlr Gesundheit Bayern e V und weiteren Partshynern in Wissenschaft Praxis und Politik mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
2012
118
bull Uumlbertragung der Funktion eines Kommunalbuumlros fuumlr die aumlrztliche Versorgung im laumlndlichen Raum an das Sachshygebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonomie Geshysundheitssystemanalysenldquo zur Unterstuumltzung der Komshymunen und zur Mitgestaltung der im neu verabschiedeten Versorgungsstrukturgesetz vorgesehenen Handlungsshyspielraumlume der Laumlnder
Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Antraumlge fuumlr neuartige Lebensmittel
bull Mitarbeit am Europaumlischen Netzwerk fuumlr GVO Laborashytorien (ENGL) auf Grundlage der Verordnung (EG) Nr 18292003 uumlber genetisch veraumlnderte Lebensmittel und Futtermittel
bull Zusaumltzliche Uumlberpruumlfung der umfangreichen Mitteilungsshypflichten uumlber Inhaltsstoffe in Tabakerzeugnissen nach Tabakproduktverordnung und Uumlberpruumlfung der Zulassung von Pruumlflaboratorien (ab 2003)
bull Initiierung der Veranstaltungsreihe bdquoSchleiszligheimer Foshyrumldquo
bull Beginn der systematischen Untersuchung von Lebensshymitteln auf Acrylamid im Rahmen eines bundesweiten Minimierungskonzeptes
20022003
2003bull Beginn des nach EUshyRecht notwendigen Verfahrens zur
Validierung von Untersuchungsmethoden zum Nachweis von Tierarzneimittelruumlckstaumlnden
bull Einfuumlhrung der Untersuchungspflicht von Streptomycin in Honig nach Anwendung dieses Antibiotikums zur Feuershybrandbekaumlmpfung waumlhrend der Obstbluumlte Zusammenshyarbeit und Informationsaustausch mit den Bodenseeshyanrainern BadenshyWuumlrttemberg Schweizer Kantonen und dem Land Vorarlberg
bull Einfuumlhrung von Schwerpunktlaboren fuumlr Untersuchungen verschiedener Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
bull Schaffung des Arbeitskreises bdquoBier und Bieraumlhnliche Geshytraumlnkeldquo an der Dienststelle Wuumlrzburg In diesem Arbeitsshykreis sind Personen der Uumlberwachung und der Brauwirtshyschaft vertreten
bull Etablierung der miniaturisierten Multimethode (QuEshyChERS) fuumlr Pflanzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzshylichen Lebensmitteln
bull Breite Einfuumlhrung der LCshyMSMSshyTechnik in der Ruumlckshystandsanalytik mit einer deutlichen Erweiterung des Wirkshystoffspektrums
bull Konzentration der Blutalkoholuntersuchungen fuumlr ganz Bayshyern am Standort Erlangen (jaumlhrlich circa 25000 Blutproben)
bull Aufnahme der Kontrolle der Kennzeichnung von gentechshynisch veraumlnderten Futtermitteln
bull Nationale Zulassung als erstes und bisher einziges deutshysches Olivenoumllpanel in der amtlichen Lebensmitteluumlbershywachung
bull Beginn der Betreuung und Durchfuumlhrung zahlreicher durch das StMUG gefoumlrderter Projekte zur Entwicklung moderner Untersuchungsverfahren im Lebensmittelbeshyreich sowie der Betreuung von Diplomshy Mastershy und Dokshytorarbeiten in Kooperation mit der LMU Muumlnchen der TU Muumlnchen und der Tieraumlrztlichen Hochschule Hannover der FAU Erlangen und FraunhofershyInstituten
2004
119
bull Nachweis des ersten nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnderten Organismus (Papaya) in Europa
bull Aufbau und Akkreditierung des einheitlichen Qualitaumltsshymanagementsystems
2005bull Verstaumlrkte Untersuchung von Bedarfsgegenstaumlnden und
Kosmetika aufgrund ihrer Einbeziehung in nationale Kontshyrollprogramme (Bundesweiter Uumlberwachungsplan (BUumlp) ab 2005 Bundesweites Monitoring ab 2010)
bull Verlagerung der Kontaktstelle Bayerns im EUshySchnellshywarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel vom StMUG an das LGL damit Uumlbernahme neuer Steuerungsaufgaben in der Lebensmitteluumlberwachung verbunden Sichtung von circa 9000 Meldungen und Bearbeitung von circa 650 Vorshygaumlngen jaumlhrlich
bull Aufbau des Arbeitsbereichs bdquoMarktuumlberwachung im stofflichen Verbraucherschutzldquo und Implementierung in das Sachgebiet bdquoBedarfsgegenstaumlndeldquo
bull Uumlbernahme des Nachweises von gentechnisch veraumlndershyten Bestandteilen in Saatgut Uumlbernahme Experimentelle Kontrolle von GVOshyFreisetzungen
bull Ersterstellung eines Handbuchs zur Durchfuumlhrung des Nashytionalen Ruumlckstandskontrollplans (NRKP) in Bayern und der Uumlbertragung der Gesamtzustaumlndigkeit fuumlr die Planung aller NRKPshyProben in Bayern und Verteilung dieser Proshyben auf die Kreise und kreisfreien Staumldte auf der Basis stashytistischer Daten zu Tierbestaumlnden und Schlachtungen
bull Implementierung einer regelmaumlszligigen Absicherung aller Hemmstoffshypositiven Proben in Bayern mit Nachweis und Bewertung vorhandener Antibiotikaruumlckstaumlnde
bull Einfuumlhrung zahlreicher Projekte und Sonderprogramme wie zum Beispiel das EUshyProjekt bdquoTRACEldquo
bull Initiierung einer regelmaumlszligigen Fachtagung Gentechnik fuumlr Umwelt und Verbraucherschutz
bull Systematische risikoorientierte Beurteilung der NahrungsshyergaumlnzungsmittelshyAnzeigen bayerischer Inverkehrbringer
bull Mitarbeit an der Neukonzeption der Datenuumlbermittlung in der amtlichen Lebensmittelshy und Veterinaumlruumlberwachung auf Bundesebene
bull Erstmalige Beteiligung an einem EUshyTwinningshyProjekt in der Tuumlrkei dem zahlreiche weitere folgen
bull Koordinierung des bundesweiten Systems fuumlr die zentrale Erfassung von Ausbruumlchen lebensmittelbedingter Infektishyonen und Intoxikationen fuumlr den Freistaat Bayern (ZEVALI BELA) als neue Aufgabe des LGL
bull Einrichtung und Betreuung einer Verbraucherhotline fuumlr Hinweise zur Lebensmittelsicherheit
bull Einrichtung und Betreuung einer InternetshyPlattform bdquoLeshybensmittelwarnungenldquo fuumlr oumlffentliche Ruumlckrufe in Abshystimmung mit dem StMUG ab 2010 eigene Zustaumlndigkeit des LGL
bull Einrichtung des Notfallhandys bdquoLebensmittelldquo (24hshy Rufbereitschaft des LGL)
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Lebensmittelldquo zur Koorshydinierung von fachgebietsuumlbergreifenden Fragestellunshygen (Untersuchungen und Bewertungen) und Erarbeitung gemeinsamer Konzepte
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Wasserldquo als abteilungsshyuumlbergreifende Schnittstelle fuumlr wasserchemische Frageshystellungen und Kontaktstelle zum StMUG
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Anzeigen fuumlr neue Nahrungsshyergaumlnzungsmittel
2006
120
bull Durchfuumlhrung der gemaumlszlig TAppV vorgeschriebenen praktishyschen Ausbildung von TiermedizinshyStudenten in der oumlfshyfentlichen Veterinaumlrverwaltung in den Laborbereichen des LGL
bull Einrichtung der bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo am LGL mit zunaumlchst auf 35 Personen konzipierter Persoshynalstaumlrke als Dienstleister Entwicklung von Schwachstelshylenanalysen und Uumlberwachungskonzepten fachliche und rechtliche Unterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden im Einzelshyfall sowie Koordination des Krisenmanagements in Bayern fuumlr den Lebensmittelbereich
bull Sukzessiver Uumlbergang der Aufgaben des Mobilen Veterishynaumlrdienstes Bayern auf die Spezialeinheit in den Bereishychen Lebensmittelshy und Fleischhygiene Tierseuchen und Tierarzneimittel
bull Beginn von Kontrollprojekten wie zum Beispiel des Projekts bdquoEUshyzugelassene Kuumlhlhaumluserldquo
bull Weiterbildung der Mitarbeiter der Spezialeinheit zu Ermittshylungspersonen der Staatsanwaltschaft
bull Uumlbertragung der Zustaumlndigkeit fuumlr uumlberregionale Kontrollshymaszlignahmen im Lebensmittelbereich (Betriebskontrollen einschlieszliglich Dokumentenkontrollen)
bull Beginn von breit angelegten Untersuchungen von zimthalshytigen Lebensmitteln auf Cumarin wegen haumlufigen Uumlbershyschreitungen des Grenzwertes der Aromenverordnung
bull Etablierung einer empfindlichen Analysemethode fuumlr pershyfluorierte Verbindungen in tierischen und pflanzlichen Leshybensmitteln und Trinkwasser Beginn von Schwerpunktshy und Hintergrunduntersuchungen zur Erkennung von Probshylemgebieten und Unterstuumltzung von Minimierungsmaszligshynahmen
bull Etablierung der Analytik dioxinshyaumlhnlicher Polychlorierter Biphenyle (dl_PCB) mit GCshyHRMS
bull Etablierung des Arbeitskreises bdquoMykotoxineldquo zwischen Zoll Kreisverwaltungsbehoumlrden Regierungen Ministeshyrium und LGL
bull Koordination und Ausschreibung fuumlr eine landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Verbraucherschutz Projekt TIZIAN wird am LGL entwickelt und an den KVB in Bayern implementiert und durch das LGL administriert (derzeit circa 2000 Benutzer)
bull Uumlbernahme der Aufgabe des Qualitaumltsmanagementbeshyauftragten Bayern
bull Tieraumlrztliche Weiterbildungsstaumltte fuumlr die Gebiete Lebensshymittel (Fachtierarzt fuumlr Lebensmittel) und Fleischhygiene (Fachtierarzt fuumlr Fleischhygiene)
bull Einrichtung eines runden Tisches von LGL und LFL zum Erfahrungsshy und Wissenstransfer von Kenntnissen im Bereich der Pflanzenschutzmittel
bull Entwicklung und Durchfuumlhrung eines Jahreskontrollproshygramms zur Organisation von risikoorientierten Kontrollen uumlberregional taumltiger Lebensmittelbetriebe
bull Aufarbeitung Koordination und Aufklaumlrung von groszligen auch in den Medien viel beachteten bdquoLebensmittelskanshydalenldquo
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Qualitaumltszirkels bdquoTierische Nebenprodukteldquo
bull Einfuumlhrung eines investigativen Ansatzes in die Lebensshymitteluumlberwachung unter anderem durch langfristige Abshyordnung eines Kriminalpolizisten zur Spezialeinheit (Multishyplikatorenfunktion)
bull Aufbau eines Netzwerkes mit Staatsanwaltschaften Polishyzeishy und Zollbehoumlrden Hospitationen von Mitarbeitern der Spezialeinheit bei Dienststellen der Kriminalpolizei und
2007
121
des Zolls Einrichtung staumlndiger Arbeitsgruppen mit der Zollverwaltung
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Arbeitskreises bdquoWildldquo gemeinsam mit anderen im gesundheitlichen Vershybraucherschutz taumltigen Behoumlrden Entwicklung eines bayshyernweit einheitlichen Konzeptes zur effizienten Uumlberwashychung von Wildbetrieben
bull Uumlberfuumlhrung des bisherigen Jahreskontrollprogramms in ein formalisiertes bdquoKontrollprogramm Lebensmittelsichershyheitldquo das 108 Betriebe umfasst und das unterschiedliche Arten von Risiken in einem DreishySaumlulenshyModell abbildet stufenweise Umsetzung ab 01012008
bull Weiterer Aufbau des Personalkoumlrpers der Spezialeinheit auf circa 90 Mitarbeiter intensives Einarbeiten dieser Mitshyarbeiter in die Verwaltung und Organisation des gesundshyheitlichen Verbraucherschutzes nach Erreichen der Pershysonalsollstaumlrke jaumlhrlich circa 300 Kontrollen von groszligen Lebensmittelbetrieben (Kontrollumfang und Kontrolltiefe in neuer Qualitaumlt)
bull Einfuumlhrung projektierter Schwerpunktuntersuchungen nach konkreten Risikoprofilen
bull Beurteilung der Erstpruumlfberichte von NovelshyFoodshyAntraumlshygen
bull Einrichtung eines Arbeitskreises der mit der Analytik von perfluorierten Verbindungen befassten Stellen in Bayern (LfU LGL Fraunhofer Institut IVV und weitere) zur Abshystimmung und Weiterentwicklung der Analytik dieser neu als Umweltkontaminanten in den Brennpunkt geruumlckten Verbindungen
bull Etablierung der Bestimmung von Kontaminanten (Diisoshybutylphthalat und Photoinitiatoren) in Papierverpackungen und darin verpackten Lebensmitteln (Uumlberpruumlfung der Wirkung der freiwilligen Selbstverpflichtung der Industshyrie)
2008bull Uumlbernahme der Informationspflichten im Rahmen des
Verbraucherinformationsgesetzes
bull Aufbau eines Importkontrollplans und Aufnahme von Ruumlckshystandsuntersuchungen bei importierten Lebensmitteln
bull Einfuumlhrung eines neuen Laborinformationsshy und ManageshymentshySystems LIMSshyZ (als Pilotprojekt im TrinkwassershyBereich)
bull Einfuumlhrung verstaumlrkter Schwerpunktkontrollen (zum Beishyspiel in Wild beshy und verarbeitenden Betrieben sowie in Brauereien Baumlckereien und bei Teeherstellern und Imporshyteuren)
bull Weiterentwicklung des Qualitaumltsmanagementsystems fuumlr die bayerische Lebensmitteluumlberwachung und Veterishynaumlrfachverwaltung durch Neuentwicklung und Anpasshysung von Pruumlflisten und Verfahrensanweisungen
bull Erstmals Vorbereitung und Begleitung von FVOshyInspektishyonen
bull bdquoMelaminshySkandalldquo in China Schwerpunktkontrollen fuumlr Lebensmittel aus Asien mit Milchbestandteilen und Saumlugshylingsmilchprodukten allgemein
bull Erweiterung des bdquoNotfallhandy Lebensmittelldquo zur zentrashylen Alarmierungsstelle fuumlr Lebensshy und Futtermittelsishycherheit (24hshyRufbereitschaft in Bayern fuumlr alle Vorgaumlnge im Bereich Lebensshy und Futtermittel Tiergesundheit)
bull Verstaumlrkte Einfuhrkontrollen fuumlr bdquoauffaumllligeldquo pflanzliche Lebensmittel
bull Uumlbernahme der Aufgabe der Rechtsfoumlrmlichkeitspruumlfung von zu genehmigenden neuen oder uumlberarbeiteten QualishytaumltsmanagementshyDokumenten im gesundheitlichen Vershybraucherschutz und im Veterinaumlrwesen
2009
122
bull Vermehrter Umfang der Pruumlfung von Dokumentationen zu GMP und Konformitaumlt im Sinne der VO (EG) 19352004 VO (EG) 20232006 Richtlinie 200719EG im Bereich Bedarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Erstellung und Umsetzung eines Konzepts zur Uumlberwashychung der Anforderungen zu Good Manufacturing Practice im Lebensmittelbedarfsgegenstaumlndebereich in Bayern
bull Einbindung von Betriebskontrollprogrammen in das BUumlp unter intensiver Mitwirkung des LGL
bull Abschluss des EUshyProjekts TRACE (Tracing food commoshydities in Europe)
2010bull Einrichtung und Betreuung der zentralen Anlaufstelle fuumlr
Bayern in Fragen der Ausstellung von Veterinaumlrzertifikaten bei der Einshy Ausshy und Durchfuhr sowie Beratung und Unshyterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden (Koordination Vereinshyheitlichung)
bull Gesamtleitung des Projektes bdquoAkkreditierung von Trichishynenuntersuchungsstellenldquo
bull Uumlbertragung des Projekts bdquoRisikoorientierte Fleischuntershysuchungldquo vom StMUG an das LGL
bull Beurteilung der gesundheitsbezogenen Angaben nach HealthshyClaimsshyVerordnung unter Beruumlcksichtigung von aktuellen Gutachten der EFSA
bull Einfuumlhrung von Betriebskontrollen zur Dokumentenpruumlshyfung im Hinblick auf GMP und Konformitaumlt im Bereich Beshydarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Analytische Differenzierung verschiedener Bindungsforshymen von Elementen zur Unterscheidung ihrer Toxizitaumlt
bull Etablierung der Gruppenmethode fuumlr hoch polare Pflanshyzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzlichen Lebensmitteln
2011bull Benennung der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit als
zentrale Koordinierungsstelle in Bayern bei der Bewaumlltishygung von Krisenfaumlllen (zum Beispiel Dioxine in Futtermitshyteln EHEC) Zentrale Sichtung und Auswertung aller einshygehenden Informationen Aufbereitung der Informationen fuumlr die VorshyOrtshyBehoumlrden zentrale Steuerung von Probeshynahmen Betriebskontrollen Ruumlckverfolgungen von Washyrenstroumlmen etc
bull Betreuung der bundesweiten Plattform wwwlebensmitshytelwarnungde auf der oumlffentliche Warnungen vor nicht sicheren Lebensmitteln veroumlffentlicht werden soweit beshytroffene Lebensmittel in Bayern im Verkehr sind
bull Optimierung der EHECshyDiagnostik bei Lebensmitteln
bull Buumlndelung der chemischen Analytik von Trinkshy und Badeshywasser fuumlr Bayern am Standort Erlangen
bull Implementierung eines LGLshyspezifischen Probenplantools in die landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Vershybraucherschutz Das Projekt wird am LGL entwickelt von circa 100 wissenschaftlichen Sachverstaumlndigen genutzt und ermoumlglicht die direkte Datenkommunikation von Proshybenanforderungen bei den KVB in Bayern Das Tool wird durch das LGL administriert
bull Beginn des Sonderuntersuchungsprogramms bdquoPflanzenshyschutzmittelruumlckstaumlnde und deren Metabolite in Trinkshywasserldquo zur Statuserhebung der Qualitaumlt des bayerischen Trinkwassers
bull Etablierung der Analytik bromierter Flammschutzmittel in Lebensmitteln mittels hochaufloumlsender Massenspektroshymetrie
2012
123
Veterinaumlrwesen
2002bull Einrichtung einer Fachgruppe Tierschutz am LGL zur fachshy
lichshywissenschaftlichen Unterstuumltzung der bayerischen Veterinaumlrbehoumlrden
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Erlangen als Weiterbildungsstaumltte
2003bull Privatisierung der BSEshyPflichttests Etablierung des sogeshy
nannten LaborshyDatenscreenings alle zwei Jahre europashyweite Ausschreibung der LaborshyDienstleistungen sowie bayernweites Controlling derselben (inklusive regelmaumlszligishyger Laborbegehungen)
bull Einrichtung und Leitung des Arbeitskreises bdquoBayerische Sachkundepruumlfungldquo im Bereich Tierschutz
bull Zulassung als Weiterbildungsstaumltte zum Fachtierarzt fuumlr Tierschutz
bull Umsetzung der neuen TierschutzHundeVO durch Bereitshystellung von Vollzugshinweisen
2004bull erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshy
bildung der Amtstieraumlrzte Veterinaumlrassistenten und Vershywaltungsbeamten im Bereich Tierschutz
bull Mitarbeit in BundLaumlndershyArbeitsgruppen zur TierschutzshySchlachtverordnung und zur Durchfuumlhrung von Tierboumlrsen sowie in der LaumlndershyProjektgruppe Nutztierkontrollen
bull Akkreditierung der diagnostischen Laborbereiche nach DIN EN ISOIEC 17025
2005bull Start und Steuerung des freiwilligen BVDMDshyBekaumlmpshy
fungsverfahren in Bayern und Durchfuumlhrung der anfallenshyden Laboruntersuchungen (circa 12500 von circa 50000 milchviehhaltenden Betrieben nehmen teil jaumlhrlich circa 132000 Untersuchungen)
bull Kooperationsvertrag mit der Tieraumlrztlichen Fakultaumlt der LMU Muumlnchen
bull Beginn des LangzeitshyMonitoring zum Influenza AshyVirusgeshyschehen in Wildvoumlgeln
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Obershyschleiszligheim als Weiterbildungsstaumltte
bull Beginn der Begehungen der bayerischen Zoos im Zusamshymenhang mit der Umsetzung der Richtlinie 199922EG
bull Einbindung der veterinaumlrmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufloumlsung des MVD (=mobiler Veterinaumlrdienst) alle Aufshygaben des MVD werden auf das LGL uumlbertragen (neben dem Bereich Lebensmittel auch in den Bereichen Tierseushychenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln)
bull Aktualisierung und Uumlberarbeitung der Tierseuchenbeshykaumlmpfungshandbuumlcher
bull Weiterentwicklung tierschutzkonformer Toumltungsverfahshyren fuumlr den Tierseuchenfall
2006
124
bull Anschaffung einer mobilen Elektrotoumltungsanlage fuumlr Geshyfluumlgel und Regelung von Einsatz und Wartung auch der bereits vorhandenen Geraumltschaften
bull Etablierung von sogenannten Spezialistengruppen mit Spezialwissen fuumlr die Bekaumlmpfung von Tierseuchen (neshyben der bereits bestehenden Gruppe der Epidemiologen Etablierung einer Gruppe von Spezialisten fuumlr die Toumltung im Tierseuchenfall fuumlr Reinigung und Desinfektion und fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalles)
bull Beginn der regelmaumlszligigen Schulung der Spezialistengruppen
bull Erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshybildung der Amtstieraumlrzte und Veterinaumlrassistenten in den Bereichen Tierseuchenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln
bull Mitarbeit in BundshyLaumlndershyArbeitsgruppen Maulshy und Klaushyenseuche Klassische Schweinepest und Toumltung im Seushychenfall
bull Uumlbertragung der Steuerung des behoumlrdlichen Verfahrens zur Abgabe der Varroabekaumlmpfungsmittel auf das LGL
bull Wildvogelsterben aufgrund der H5N1shyInfluenzainfektioshynen (Vogelgrippe) setzt den Start fuumlr langfristige Untersushychungen des LGL in Kooperation mit dem Bayerischen Jagdverband zur Bedeutung einheimischer Wildtiere als Reservoir fuumlr Infektionserreger
2007bull Einstellung der am LGL durchgefuumlhrten BSEshyUntersushy
chungen
bull Ausbruch der Gefluumlgelpest bei Hausenten Durchfuumlhrung der Laboruntersuchungen und Koordinierung der aufshygrund von Gefluumlgelpest erforderlichen Toumltungsaktionen in Mittelfranken der Oberpfalz und Niederbayern und Untershystuumltzung vor Ort
bull Beginn der Schwerpunktkontrollen der Tierschutzbestimshymungen in Schlachtbetrieben
bull Inbetriebnahme des Hochsicherheitstrakts in der Veterishynaumlrpathologie (Fuchsbandwurm Tollwut)
bull Konzeption und Beginn einer flaumlchendeckenden Tuberkushylinisierung aller Rinder uumlber drei Jahre in einigen Landkreishysen des bayerischen Allgaumlus (TuberkuloseshyProjekt bis Fruumlhjahr 2009)
bull 2007 und 2008 Ausbruch der Blauzungenkrankheit mit umfangreicher Labordiagnostik in Pathologie und Viroloshygie
bull Erarbeitung von Musterauflagen fuumlr Zirkusbetriebe und erstmalige Anwendung im Erlaubnisverfahren fuumlr einen groszligen bayerischen Zirkus
bull Uumlbertragung der Vergabe der bundesweiten MKSshyVakzishynebank an das LGL (Vertragsdauer 4 Jahre)
bull Beschaffung von BTshyImpfstoff fuumlr eine flaumlchendeckende Impfung in Bayern (urspruumlngliche Beschaffung fuumlr risikooshyrientierte Impfung) Verteilung des BTshyImpfstoffes auf Landkreise
bull Labordiagnostische Begleitung und Uumlberwachung der Pflichtimpfung gegen die Blauzungenkrankheit
bull Beginn der Untersuchung zur Praumlvalenz von OvHVshy2shyInshyfektionen in bayerischen Mischbetrieben
bull Berufung in die Nationale Arbeitsgruppe am BMELV bdquoMRSAshyProblematik in der Tierhaltungldquo und Beginn der wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas am LGL in bayerischen und bundesweiten Forschungsprojekten
bull Erarbeitung von Leitlinien zum tierschutzgerechten Transshyport von Gehegewild
2008
125
bull Einfuumlhrung der neuen Version des Tierseuchennachrichshytenprogramms (TSN) mit integriertem Krisenverwalshytungsprogramm (KVP)
bull Etablierung und Schulung einer Spezialistengruppe fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalls bdquoTSNshyMultiplikatorenldquo
bull Beginn von Schulungen zur Festlegung von bdquoVerantwortshylichkeiten im Tierseuchenfallldquo sowie zur Etablierung von Arbeitsstaumlben in den Kreisverwaltungsbehoumlrden und Reshygierungen in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Feuershywehrschule Geretsried und dem Bayerischen Staatsmishynisterium des Inneren
2009bull Erstellung der fachlichen Inhalte fuumlr ein bundesweites Zirshy
kusregister in der HIshyTierdatenbank
bull Neukonzeption der Ausshy und Fortbildung fuumlr Veterinaumlrvershywaltung und Wirtschaftsbeteiligte zum Thema tierschutzshygerechtes Betaumluben und Schlachten durch Lehrfilm und Praxisworkshop
bull LGLshyInitiative zur Gruumlndung eines Veterinary Public HealthshyBereiches im Rahmen eines Graduiertenkollegs zusamshymen mit der LMU
bull Aufnahme der Bereiche Tiergesundheit und Tierschutz in das neue Verfahren zur Alarmierung bei Vorfaumlllen im Beshyreich der Lebensmittelshy und Futtermittelsicherheit auszligershyhalb der Dienstzeiten
bull Initiative zur Beschaffung und gemeinsamen Nutzung von HighshyTechshyGroszliggeraumlten im Raum Muumlnchen (Hochleisshytungssequenzierung LGL und Genzentrum der LMU)
bull Erstmalige Durchfuumlhrung der Untersuchungen fuumlr das Nashytionale Zoonosemonitoring im Rahmen der AVV Zoonoshysen Lebensmittelkette
2010bull Ende des freiwilligen bayerischen BVDshyBekaumlmpfungsvershy
fahrens (13249 Betriebe traten dem Bekaumlmpfungsverfahshyren bei) ndash Ruumlckblick auf fuumlnf Jahre freiwilliges BVDshyBeshykaumlmpfungsverfahren in Bayern und Umstellung auf ein bundesweites Pflichtbekaumlmpfungsprogramm
bull Ursachenklaumlrung des mysterioumlsen Kaumllberblutens (bovine neonatale Panzytopenie) zusammen mit der Tieraumlrztlishychen Fakultaumlt der LMU
bull Beginn eines bayerischen TuberkuloseshyMonitorings beim Rotwild
bull Neubeschaffung eines Transmissionselektronenmikrosshykops
bull Einrichtung und Leitung eines Planungsstabs zur Konzepshytion einer landkreisuumlbergreifenden Pilottierseuchenuumlbung im Regierungsbezirk Oberfranken mit dem Ziel die Ablaumlushyfe in und zwischen den Arbeitsstaumlben bdquoVeterinaumlrwesenldquo aller drei Verwaltungsebenen einzuuumlben
bull Ersterfassung von Aquakulturbetrieben in Bayern im Rahshymen eines Projekts unter Einbeziehung von Fischwirtshyschaftsmeistern im Auszligendienst
2011
126
Futtermittel
bull Uumlbernahme des Futtermittelsachgebietes der LfL in das LGL (Integration des Futtermittelrechts in die EUshyBasisshyVO 1782002) Umsetzung nationaler Kontrollplaumlne in Bayern
bull Ausbau der mikroskopischen Untersuchungen (Nachweis tierischer Bestandteile) infolge der BSEshyKrise
20022003
2004-2006bull Beginn der Untersuchung auf gentechnisch veraumlnderte
Zutaten in Futtermitteln zur Kontrolle der Kennzeichnung
bull Referenzlabor fuumlr die Zulassung von Zusatzstoffen (hier ausschlieszliglich Probiotika und pharmazeutisch wirksame Substanzen)
bull Erstmals Einbindung in die Ausshy und Fortbildung von LeshybensmittelchemieshyPraktikanten Amtstieraumlrzten und Veteshyrinaumlrassistenten
bull Beginn mit Projektarbeiten (hier AltlastenshyProjekt gezielshyte Probenahme von Aufwuchsgebieten mit bekannter Altshylasthistorie)
2007bull Umsetzung des Nationalen Kontrollplans (Rahmenkonshy
trollplan) fuumlr die Jahre 2007 bis 2011
2008bull Beteiligung bei der Einfuumlhrung einer einheitlichen EDVshy
Loumlsung (TIZIAN) in der bayerischen Futtermitteluumlberwashychung
bull Mitarbeit bei der Entwicklung eines Konzepts zur Neuordshynung der Aufgaben in der Futtermitteluumlberwachung und Uumlbernahme der darin dem LGL zugeordneten Aufgaben
2009bull Seit 2009 Fachliche Pruumlfung der Schnellwarnungen inshy
nerhalb des RASFF im Futtermittelbereich
bull Risikoorientierte Schwerpunktuntersuchungen (Melamin PFT Dioxine LeinsamenshyMaisshyGVO Heimtiernahrung)
2010bull In Zusammenarbeit mit dem StMUG und der ROB Neushy
strukturierung der QMshyDokumenteshyVorgaben im Bereich Futtermitteluumlberwachung
bull Entwicklung eines neuen Risikobewertungssystems fuumlr Betriebe (RIA) im Bereich Futtermittel in Zusammenarbeit mit der ROB
bull Auch im Futtermittelbereich Integration des LGL bei Rashydioaktivitaumltsmessungen Die an das integrierte Messshy und Informationssystem (IMIS) des Bundes vom LfU gemelshydeten Ergebnisse werden automatisch auch an das LGL gemeldet
bull Das in Bayern entwickelte Verfahren der Risikoanalyse wird durch Aufnahme in das neue Kontrollprogramm Futtermittel fuumlr die Jahre 2012 bis 2016 bundesweit uumlbershynommen
2011
127
Kosmetika
2005bull Einbeziehung von Kosmetika in nationale Kontrollprogramshy
me (BUumlP ab 2005 Monitoring ab 2010)
2006
2009bull Zertifikatserstellung fuumlr Kosmetikexporte nach China
bull Vermehrter Umfang und Bedeutung von Produktunterlashygenpruumlfung im Kosmetikbereich insbesondere Sichershyheitsbewertungen Wirknachweise Spezifikationen
Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
2002bull Aufbau der Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Vershy
braucherschutz (AGEV jetzt AGL) mit Zustaumlndigkeiten fuumlr
shy die Ausbildung von Lebensmittelchemikern Amtstiershyaumlrzten Amtsaumlrzten Lebensmittelkontrolleuren Veterishynaumlrassistenten Hygienekontrolleuren Sozialmedizinishyschen Assistentinnen sowie den Fachlehrgang Ernaumlhshyrung
shy die fachliche und uumlberfachliche Fortbildung der genannshyten Berufsgruppen sowie der Sozialpaumldagogen Pharmashyzeuten und Gewerbeaufsichtsbeamten
shy die Integration der staatlichen Berufsfachschule fuumlr veteshyrinaumlrmedizinischshytechnische Assistentinnen
2003bull Uumlbernahme der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umshy
weltmedizin (ASUMED) vom Bayerischen Landesamt fuumlr Arbeitsschutz Arbeitsmedizin und Sicherheitstechnik
bull Start eines eigenen jaumlhrlichen LGLshyInhouseshyFortbildungsshyprogramms mit zunaumlchst 260 Teilnehmern an 25 Seminarshyterminen
bull Durchfuumlhrung des Kongresses bdquoRisikoanalyse Risikomashynagement Risikokommunikation ndash Strategien im Gesundshyheitsshy und Verbraucherschutzldquo in Wuumlrzburg
bull Uumlbernahme des uumlberfachlichen Fortbildungsprogramms fuumlr den kompletten Geschaumlftsbereich aus dem Ministerishyum
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Tieraumlrzten (circa 950 Teilnehmer circa 16 Veranstaltungstermine)
bull Start des in 2shyjaumlhrigem Rhythmus durchgefuumlhrten LGLshyKongresses fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Fachassistenten (circa 500 Teilnehshymer circa 9 Veranstaltungstermine)
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die Ausshy und Fortbildung der Futtermittelkontrolleure in Bayern
2005
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr den Theorielehrgang zur Ausbildung der amtlichen Fachassistenten (Neukonzeptishyon und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Rotfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung 45 Monate Dauer)
2007
128
bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshygramms 2007 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo (20 zusaumltzliche neu konzishypierte Seminare mit 4736 Teilnehmer)
bull AmtsarztshyLehrgang in Kooperation mit der LMU Muumlnchen erstmals mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium
bull Neukonzeption und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Weiszligshyfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung (drei Wochen Dauer) im Rahmen der Ausbildung zum amtlichen Fachshyassistenten
2008bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshy
gramms 2008 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo mit 4621 Teilnehmern
2009bull Neukonzeption und Durchfuumlhrung eines modularen Lehrshy
gangs fuumlr FuttermittelshyProbenehmer
bull Einfuumlhrung des Bruumlckenkurses bdquoClinical Effectivenessldquo in Kooperation mit der LMU Muumlnchen
bull Erstmals differenziertes Fortbildungsangebot fuumlr amtliche Tieraumlrzte mit zehn verschiedenen Fortbildungsthemen an 34 Veranstaltungsterminen
bull Konzeption und Durchfuumlhrung eines umfangreichen Schushylungsprogramms nach der Einfuumlhrung des neuen EDVshyProgramms BALVI iP bei den Veterinaumlrshy und Lebensmittelshyuumlberwachungsbehoumlrden
bull Ausrichtung der 5 Jahrestagung des EU gefoumlrderten Proshyjektes bdquoTRACE ndash Tracing Food Commodities in Europeldquo
bull Erreichter Ausshy Fortshy und Weiterbildungsumfang 2009
shy 467 Seminartage mit 6585 Teilnehmern in der Fortbilshydung
shy 14 Lehrgaumlnge mit 497 Teilnehmern und 4565 Untershyrichtsstunden in der Ausshy und Weiterbildung
bull Neue Aufgabe Uumlbernahme der Aufgaben als zustaumlndige Stelle nach dem BBiG fuumlr Sozialversicherungsfachangeshystellte
2010
129
Arbeitsschutz und Produktsicherheit
2005bull Zum 31072005 wurden das LfAS aufgeloumlst und die weshy
sentlichen Aufgaben mit stark reduziertem Personal in das LGL integriert
bull Die Laboruntersuchungen und die Erstellung von Probenshyplaumlnen wurden auf das ADZ Nord in Erlangen uumlbertragen
bull Entwicklung Abstimmung und Verabschiedung des Jahshyresplans fuumlr Projektarbeiten der bayerischen Gewerbeaufshysicht als Daueraufgabe
bull Fertigstellung der ZoonosenshyWebsite
bull Staumlndige Aktualisierung des Bereichs Produktsicherheit des Verbraucherinformationssystems VIS
bull Uumlbernahme der Aufgaben der Leitstelle Chemikalienrecht fuumlr die Gewerbeaufsichtsverwaltung
2006bull Einrichtung und Betreuung einer REACHshyInfoline in Zushy
sammenarbeit mit dem LfU
bull Pruumlfung und Begutachtung von 175 Verbraucherprodukshyten in der Zentralen Geraumlteuntersuchungsstelle Beispieshyle Gasdruckfanfaren Houmlrverstaumlrker Leuchten
2007bull Uumlberarbeitung und Aktualisierung des curricularen Lehrshy
plans fuumlr den gehobenen und houmlheren technischen Geshywerbeaufsichtsdienst
bull Betreuung des neuen Lehrgangs des gehobenen technishyschen Gewerbeaufsichtsdienstes mit Beginn am 01102007
2008bull Start des Projekts zum Elektroshy und Elektronikgesetz
bull Uumlbernahme von Zustaumlndigkeiten im Rahmen des Elektroshy und Elektronikgeraumltegesetzes (ElektroG)
bull Beteiligung an der Vorbereitung und Durchfuumlhrung der Anshystellungspruumlfungen fuumlr den technischen Gewerbeaufshysichtsdienst
2009bull Uumlbernahme der Organisation der Durchfuumlhrung der Geshy
meinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) fuumlr die bayerische Gewerbeaufsicht
bull Neustrukturierung einer Abteilung Arbeitsschutz und Proshyduktsicherheit umweltbezogener Gesundheitsschutz
bull Die Umstellung des bdquoVorschriftenshy und Regelwerkes VRWldquo auf das bdquoFachinformationssystem der Gewerbeshyaufsicht FSGldquo wurde nach umfassenden systematischen Aumlnderungen fertiggestellt
bull Methodischshydidaktische Erweiterung in den Modulen der Fachausstellung zum Arbeitsschutz hin zur interaktiven Vermittlung von Lerninhalten
bull Start der BayernshyTour fuumlr die Thematik Chemikaliensishycherheit mit der Wanderausstellung bdquoGHSldquo fuumlr global harshymonized system
2010
130
bull Zusammenfuumlhren der Aufgaben Produktsicherheit Spielshyzeug stofflicher Verbraucherschutz im Sachgebiet AP5
bull Uumlbernahme der Labors fuumlr chemische Spielzeuguntersushychungen und chemische Untersuchungen im Rahmen der Marktuumlberwachung am Standort Erlangen
bull Einrichtung eines Laborbereiches fuumlr Messungen im Rahshymen des HumanshyBiomonitorings
bull Erarbeitung und Durchfuumlhrung eines Qualifizierungsshy und Umsetzungskonzepts zur Integration psychischer Belasshytungen in die Aufsichtstaumltigkeit der Gewerbeaufsicht
2011bull Entwicklung eines Erhebungsinstruments zur Evaluation
von laumlnderbezogenen Arbeitsschutzaktivitaumlten (SCOREshyBOARD) und Durchfuumlhrung der Evaluation
bull Etablierung von Bioaerosolmessungen an Arbeitsplaumltzen
bull Modernisierung der Laboreinheit zur Messung von Fremdshystoffen am Arbeitsplatz und der Normalbevoumllkerung
bull Beginn der Einrichtung eines NANOshyLabores zur Darstelshylung der analytischen und gesundheitlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Nanotechnologie
bull Methodenentwicklung zur Analytik neuartiger persistenshyter und toxikologisch bedeutsamer Stoffe im hausshy und luftgetragenen Staub Blut Muttermilch
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr umweltmedizinisch orishyentierte Innenraumluftmessungen und Beginn der laborshymaumlszligigen Umsetzung
bull Entwicklung eines Messekonzeptes fuumlr die Bayerische Gewerbeaufsicht auf Basis des neuen Marketingshy und Kommunikationskonzeptes
bull Durch Aumlnderungen im Medizinprodukterecht die zum 21 Maumlrz 2010 in Kraft getreten sind wurden zusaumltzliche Aufshygaben bei der Uumlberwachung von klinischen Pruumlfungen mit aktiven Medizinprodukten uumlbernommen
bull Erweiterung der Aufgaben der Leitstelle Chemikaliensishycherheit im Rahmen des Vollzugs der REACHshyVerordnung (REACHshyIT HELPNET)
bull Mitarbeit im Rahmen der Nationalen Stillkommission
2012
131
132
Herausgeber Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)Eggenreuther Weg 43 91058 Erlangen
Telefon 09131 6808-0Telefax 09131 6808-2102E-Mail poststellelglbayerndeInternet wwwlglbayerndeBildnachweis S 8 (StMUG) S10 (StMAS)
Fotoliade S 4 (Route16) S12 (fotomek) S 20 (tiero) S28 und 40 (kreatik) S 33 (nbiebach) S 36 (endostock) S 46 (contrastwerkstatt) S 59 (VRD) S 63 (af pho-to) S 77 (Carola Schubbel) S 86 (Eisenhans) S 90 (ag visuell) S 93 (Gina Sanders) S 98 (Miriam Doumlrr) S 103 (pxel 66) S 104 (lassedesignen) S 111 (de-nis_pc) S 114 (GIS)ansonsten LGL
Redaktion Stabsstelle Praumlsidialbuumlro Koordination und Strategie des LGLGestaltung amp Druck Osterchrist Druck und MedienStand September 2012
Diese Druckschrift wird kostenlos im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von den Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungenan Informationsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zweck der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nichtin einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden Bei publizistischer Verwertung ndash auch von Teilen ndash wird um Angabe der Quelle und Uumlbersendung eines Belegexemplars gebetenDas Werk ist urheberrechtlich geschuumltzt Alle Rechte sind vorbehalten Die Broschuumlre wird kostenlos abgegeben jede entgeltliche Weitergabe ist untersagt Diese Broschuumlre wurde mit groszliger Sorgfalt zusammengestellt Eine Gewaumlhr fuumlr die Richtigkeit und Vollstaumlndigkeit kann dennoch nicht uumlbernommen werden Fuumlr die Inhalte fremder Internetangebote sind wir nicht verantwortlich
copy Bayerisches Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-942018-59-3 DruckausgabeISBN 978-3-942018-60-9 Internetausgabe
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Fuumlr eine bessere Lesbarkeit haben wir bei manchen Personenbezeichnungen auf ein Ausschreiben der weiblichen Form verzichtet Selbstverstaumlndlich sind in diesen Faumlllen Frauen und Maumlnner gleichermaszligen gemeint
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Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit
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10 Jahre2002-2012
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02-2
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- 10 JAHRE LGL Bayerisches Landesamt furGesundheit und Lebensmittelsicherheit
-
- Aufbruch amp Veraumlnderung
-
- Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber
- Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer
- Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf
-
- Krise amp Chance
-
- Krise amp Chance
- 10 Jahre BSE
- BSE-Untersuchungen
- Tierseuchenuberwachung
- Fazit
-
- Handeln
-
- Uumlberwachung
- Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit
- Betriebskontrollen
- Multiplikator
- EU-Schnellwarnsystem fur Lebens- und Futtermittel
- Futtermittelsicherheit
- Tierarzneimitteln
- Tierschutz
- Qualitaumlt will gelernt sein
- Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
- Schwerpunkt Fachfortbildung
- Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
- Die ASUMED
- Die MTA-V-Schule
- Ausblick
-
- Europa
-
- Europa
- Novel Food
- Nahrungsergaumlnzungsmittel
- Chemikaliensicherheit
- Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
- REACH-Infoline am LGL
- Neue Gefahrensymbole
- Sachkundeprufung
- Fazit
-
- Wissenschaft
-
- Wissenschaft
- Pettenkofer School of Public Health
- Facharzt fur Oumlffentliches Gesundheitswesen
- Universitaumlre Vernetzung des LGL
- Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
- Real-Time-PCR
- Kombination mit klassischen Verfahren
- Pflanzenschutzmittel
- Tierarzneimittelruckstaumlnde
- Kontaminanten
- Dioxine
- Nitrosamine
- Mykotoxine
- PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
- PFT-Analytik am LGL
- Acrylamid
- Elemente und Schwermetalle
- Echtheit und Herkunft
-
- Transparenz
-
- Transparenz
- Der Weg von derAmtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
- Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
- Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
- Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
- Fazit
-
- Vernetzung
-
- Vernetzung
- LAGI
- LARE
- LAHOK
- Die Plattform Versorgungsforschung
- Betriebliches Gesundheitsschutzmanagement (BGM)
- Gesundheitsmanagement nach Innen
- Gesundheitsmanagement nach Auszligen
-
- Vergangenheit amp Zukunft
-
- Vergangenheit amp Zukunft
- Schutz und Foumlrderung der oumlffentlichen Gesundheit im Wandel der Zeit
- Grundungsvater Pettenkofer
- Die Landesuntersuchungsaumlmter
- Aufbruch zum LGL
- Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
- One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
- New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
-
- Chronologie
-
- Gesundheit
- Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
- Veterinaumlrwesen
- Futtermittel
- Kosmetika
- Akademie fur Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
- Arbeitsschutz und Produktsicherheit
-
10 JAHRE LGLBayerisches Landesamt fuumlr
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
INHALT
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vernetzung 90
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
4
AUFBRUCHamp VERAumlNDERUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
AUFBRUCHamp VERAumlNDERUNG
Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber zum zehnjaumlhrigen Bestehen des Bayerischen Landes-amtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Bayerische Speisen und Getraumlnke sind fuumlr ihren guten Geschmack bekannt Damit unsere Produkte auch gesundheitlich unbedenklich sind werden sie laufend vom LGL uumlberpruumlft Die Verbraucher haben einen Anspruch darauf vor gesundheitlichen Risiken und Taumluschungen geschuumltzt zu werden Das gilt soshywohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Kosmetika und Bedarfsgegenstaumlnde
Weitere Aufgabenschwerpunkte des LGL sind humanmedizinische pharmazeutische und praumlvenshytionsbezogene Fragestellungen Daruumlber hinaus auch die Tiergesundheit von der Tierseuchenshybekaumlmp fung uumlber den Tierschutz bis hin zur Uumlbershypruumlfung von Tierarzneishy und Futtermitteln Das Motto unserer Tieraumlrzte lautet gesunde Lebensshymittel von gesunden Tieren
Kurzum Das Landesamt ist immer dann gefragt wenn es um die vorausschauende Analyse und Beshywertung von gesundheitlichen Risiken und die Entshywicklung entsprechender Konzepte und Strategien fuumlr die Bevoumllkerung geht Der Glassplitter im Fertigshygericht oder der Nagel im Brot sind leicht festzustelshylen kommen aber selten vor Der Nachweis ob ein Fleischsalat Krankheitserreger enthaumllt Farben mit unzulaumlssigen Schwermetallen versetzt oder in Erdshybeeren Pflanzenschutzmittel uumlber dem Grenzwert vorhanden sind bedarf dagegen umfangreicher Unshytersuchungen Rund 80 000 Laboruntersuchungen allein von Lebensmitteln bewaumlltigt das LGL pro Jahr und bewertet dabei die Produkte Dazu kommen weitere Aufgaben wie zum Beispiel der Betrieb der zentralen Datenbank TIZIAN und das Qualitaumlts manashygement fuumlr die Uumlberwachung die Entwicklung von
6
Impf kampagnen infektionshygienische Begehungen von Krankenhaumlusern die Gesundheitsberichterstatshytung die Erfassung meldepflichtiger Infektionskrankshyheiten und vieles mehr
All diesen verantwortungsvollen Aufgaben widmet sich das LGL nun schon seit zehn Jahren mit viel Ershyfolg Gegruumlndet am 01012002 als Konsequenz aus der BSEshyKrise entstand eine moderne interdisziplishynaumlre wissenschaftlich fundierte Behoumlrde mit vershystaumlrkt konzeptioneller und beratender Taumltigkeit fuumlr Politik und Verwaltung Die Bayerische Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL) wurde am LGL als zentrale Bildungseinrichtung installiert um Ausshy Fortshy und Weiterbildungen fuumlr den Geshyschaumlftsbereich des StMUG zu organisieren Weitere wichtige Stationen auf dem Weg des LGL waren 2005 die Eingliederung des Landesamtes fuumlr Arshybeitsschutz (LfAS) das die Gewerbeaufsicht untershystuumltzt und sich mit Fragestellungen des Arbeitsshyschutzes befasst sowie im Jahr 2006 der Aufbau der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit die als zentrale Anlaufstelle landesweit vertiefte Kontrollen in groszligen Lebensmittelbetrieben durchfuumlhrt
Die Weiterentwicklung des LGL aus den Landesshyuntersuchungsaumlmtern Suumld und Nord von einem bdquoUntersuchungsamtldquo zu einer zentralen Fachbehoumlrshyde fuumlr Lebensmittelsicherheit Humanshy und Veterishynaumlrmedizin sowie Pharmazie und Arbeitsschutz fuumlhrte zu houmlchster Effizienz in einem breiten Aufshygabenspektrum Das machte sich nicht zuletzt in krisenhaften Situationen wie beim Ausbruch der
Neuen Influenza A H1N1 im Jahr 2009 oder bei den durch Lebensmittel uumlbertragenen EHECshyInfektionen im Fruumlhjahr 2011 bezahlt Das LGL praumlsentierte sich hoch kompetent und leistete hervorragende Arbeit
Die Bayerische Staatsregierung legt groszligen Wert auf die Sicherheit der Verbraucher Dem LGL kommt dabei hohe Bedeutung zu Immer wieder zeigt sich dass die Menschen in Bayern dank der kontinuiershylichen Arbeit der uumlber 1000 LGLshyBeschaumlftigten gut geschuumltzt transparent informiert und unabhaumlngig beraten sind
Fuumlr ihre engagierte Arbeit zum Wohle der bayerishyschen Bevoumllkerung spreche ich allen LGLshyMitarbeiter innen und shyMitarbeitern meinen ganz herzlichen Dank aus Es ist eine verantwortungsshyvolle und wertvolle Arbeit die Qualitaumlt sichert und Vertrauen schafft
Dr Marcel Huber MdL
Bayerischer Staatsminister fuumlr Umwelt und Gesundheit
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Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer anlaumlsslich des zehnjaumlhrigen Jubilaumlums des Bayerischen Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Meine sehr geehrten Damen und Herren
es ist mir eine Freude dem Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zu seishynem zehnjaumlhrigen Bestehen gratulieren zu duumlrfen
Das Landesamt ist wichtig fuumlr die Menschen in Bayern Denn es ist ein Garant fuumlr Sicherheit und V erlaumlsslichkeit auf vielen zentralen Gebieten der Daseinsvorsorge etwa wenn es um die Untersushychung und Bewertung technischer Produkte und chemischer Stoffe geht aber auch bei der Praumlvenshytion von physischen und psychischen Gesundheitsshygefahren im Arbeitsalltag Daruumlber hinaus uumlbershynimmt das Landesamt mit seinem Landesinstitut fuumlr Arbeitsschutz und Produktsicherheit umweltshybezogener Gesundheitsschutz viele wichtige Querschnittsaufgaben fuumlr die Gewerbeaufsicht
Ich darf die Gelegenheit nutzen mich im Namen meines Hauses und der gesamten Bayerischen Staatsregierung fuumlr die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken
Ich wuumlnsche dem Bayerischen Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit viel Erfolg bei der Fortsetzung seiner verantwortungsvollen Arbeit
Herzlichst
IhreChristine Haderthauer
Bayerische Staatsministerin fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen
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Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf uumlber die Entwicklung einer modernen Fachbehoumlrde
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Pressestelle LGL Herr Dr Zapf als heutiger Praumlsishydent des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensshymittelsicherheit waren Sie schon im Gruumlndungsjahr 2002 maszliggeblich an der Blaupause des LGL beteishyligt Welche der Ziele die damals wohl vor allem durch die BSEshyKrise diktiert wurden konnten durch die Gruumlndung des LGL aus heutiger Perspektive tatshysaumlchlich befoumlrdert werden
Zapf Die Jahreswende 20002001 setzte mit den ersten Faumlllen von BSE in Deutschland in der Tat eine Entwicklung in Gang die im gesamten Bundesgeshybiet ja in ganz Europa die staatlichen Einrichtungen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wie kaum ein anderes Ereignis praumlgen sollten Im Falle des LGL ist dies aber nur ein Teil der Wahrheit
Pressestelle LGL Inwiefern
Zapf In Bayern wurde mit der Schaffung des LGL selbstverstaumlndlich auch den Notwendigkeiten Rechshynung getragen die durch das Auftreten von BSE an die organisatorischen Rahmenbedingungen der Leshybensmittelshy Futtermittelshy und Veterinaumlrkontrollen forshymuliert wurden Hier haben wir insbesondere bisher organisatorisch aber auch oumlrtlich getrennte Behoumlrshyden bzw Behoumlrdenteile auf Landesebene zusamshymengefuumlhrt um der interdisziplinaumlren Natur der sich uns stellenden Aufgaben Rechnung zu tragen Dashyruumlber hinaus haben wir aber auch versucht aus der Pflicht eine Tugend zu machen und haben viel weitshyreichendere Aumlnderungen die teilweise erst in den kommenden Jahren spruchreif wurden auf den Weg gebracht Die Idee die die Gruumlndung und Fortshyentwicklung des LGL ganz wesentlich gepraumlgt hat
war die Schaffung einer integrierten Fachbehoumlrde fuumlr alle Themen der oumlffentlichen Gesundheit ein Beshygriff der hier sehr weit gefasst zu verstehen ist Es geht um die Gesundheit von Mensch und Tier mit all ihren Einflussfaktoren im oumlffentlichen Raum
Pressestelle LGL Wie wurde das konkret umgesetzt
Zapf Unter dem Dach des LGL wurde eine neue Landesgesundheitsbehoumlrde aufgebaut Spaumlter im Jahr 2005 haben wir eine Fusion mit den Bereichen Arbeitsschutz und Produktsicherheit sowie Chemishykaliensicherheit auf den Weg gebracht Eine staumlrkere Vernetzung mit der Vollzugstaumltigkeit der VorshyOrtshy Behoumlrden wurde durch die Schaffung zweier bdquoSpezialeinheitenldquo fuumlr Lebensmittelsicherheit 2006 und Krankenhaushygiene 2010 erreicht Vor allem im Falle der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit ist schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ndash den man bei aller gebotenen Objektivitaumlt nur als Erfolgsgeshyschichte bezeichnen kann
Dieser Anspruch ein kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen der oumlffentlichen Gesundheit fuumlr Polishytik und Verwaltung zu sein findet seine juumlngste Fortshysetzung in dem aktuellen Aufbau eines Teams im Bereich Versorgungsforschung und Gesundheitsshysystemanalyse
Pressestelle LGL Damit wurde aber genau die geshygenteilige Entwicklung vollzogen die mit der Aufshyspaltung des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes vorgenommen wurde Weshalb soll fuumlr Bayern nicht gelten was fuumlr den Bund gilt
Zapf Zum einen ist das LGL mit knapp uumlber 1000 Mitarbeitern nicht annaumlhernd so groszlig wie das ehemalige BGA war Hier uumlberwiegen die Synergieshyeffekte noch sehr deutlich Das LGL konnte bei fortshywaumlhrendem Personalabbau im Vergleich zu den Vorshygaumlngereinrichtungen eine erhebliche Aufgabenmehshyrung schultern es ist somit effizienter geworden Zum anderen unterscheidet sich das Aufgabenspekshytrum einer Landesbehoumlrde deutlich von dem einer Bundesbehoumlrde Vor allem bei der Unterstuumltzung von Vollzugsbehoumlrden in der Bewaumlltigung konkreter Faumllle hat es sich als aumluszligerst vorteilhaft erwiesen alle Informationen an einer zentralen Stelle zu buumlnshydeln an der auch sofort auf Experten aus allen beteishyligten Disziplinen zuruumlckgegriffen werden kann
Pressestelle LGL Sehen Sie noch eine Fortsetzung dieses Prozesses in der Zukunft
Zapf Diese Festschrift zum zehnjaumlhrigen Bestehen des LGL zeigt ja bereits schlaglichtartig welches breite Themenspektrum wir heute abdecken Fachshylich ist das LGL in seiner jetzigen Form im gesamten Bereich taumltig den ich unter einem weit gefassten PublicshyHealth Begriff verstehen moumlchte sodass vor allem das stetige Optimieren von Strukturen und Prozessen auch zukuumlnftig notwendig sein wird um in unseren schnell voranschreitenden Fachgebieten mit der Zeit gehen zu koumlnnen
Pressestelle LGL Vielen Dank Herr Dr Zapf
Das Interview fuumlhrte die LGL-Pressesprecherin
Katrin Grimmer
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T ie rg esundhe i t
Verbraucherinformationsgesetz
P ro duk t s i c he r he i tP resse
Saatgut
Spezialeinheit Lebensmit telsicherhe i t
RisikokommunikationEr l an g en
LGLO b e r s c h l e iszlighe im
WUumlRZBURG
Muumlnchen
B a d e g ewaumls se r
r i s i ko o r i ent i e r t
A us b i l d un g
D iens t l e i s te r
w i ssensc ha f t l i c h
Ko sm et i k
F a c h b eh ouml rd e
Tierarzneimittel
modern
Infek t i o l o g ie
A r b e i t s sc hu t z
P u b l i c H e a l t h
KRISE amp CHANCE
Krise amp Chance 12
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Krise amp Chance
Wie viele Neuerungen so entstand auch das LGL unter dem starken Eindruck einer Krise der BSEshy Krise BSE hielt im Jahr 2001 ganz Europa in Atem und auch in Deutschland hat sich das Interesse an Themen der Lebensmittelsicherheit schlagartig ershyhoumlht was zu strukturellen und organisatorischen Veraumlnderungen auf Bundesshy und Landesebene fuumlhrshyte Auf Bundesebene wurde im Jahr 2001 der Vershybraucherschutz dem neu gebildeten Bundesministeshyrium fuumlr Verbraucherschutz Ernaumlhrung und Landshywirtschaft (BMVEL) angegliedert sowie im Jahr 2002 das Bundesinstitut fuumlr Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz (BVL) gegruumlndet
In Bayern reagierte man 2001 mit der Gruumlndung des damaligen Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ershynaumlhrung und Verbraucherschutz (StMGEV) Mit Wirkung zum 1 Januar 2002 wurde fuumlr zentrale Aufshygaben das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) neu geschaffen 2003 wurden in Bayern die Bereiche Verbrauchershyschutz und Gesundheit und die Zustaumlndigkeit fuumlr den Umweltschutz im neu gebildeten Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zusammengefuumlhrt das nach der Landshytagswahl 2008 den Namen Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) erhielt
Heute zehn Jahre danach zeigt sich nicht zuletzt am Beispiel des LGL dass jeder Krise auch die groszlige Chance innewohnt Strukturreformen auf den Weg zu bringen So konnte in Bayern mit dem LGL
eine einheitliche interdisziplinaumlre Fachbehoumlrde geshyschaffen werden die nicht nur alle Bereiche des geshysundheitlichen Verbraucherschutzes also Futtermitshytelsicherheit Tiergesundheit und Lebensmittelshysicherheit unter einem Dach vereint sondern mit den Themengebieten oumlffentliche Gesundheit Proshyduktsicherheit und Arbeitsschutz alle Bereiche des Gesundheitsschutzes der Bevoumllkerung abdeckt Dashyneben wurde das Taumltigkeitsspektrum eines reinen bdquoUntersuchungsamtesldquo so erweitert dass nunmehr konzeptionelle und beratende Taumltigkeiten fuumlr Politik und Kreisverwaltungsbehoumlrden sowie eine Orienshytierung an der Wissenschaft staumlrker im Zentrum stehen
Auszligerdem konnten sowohl inhaltliche Synergieshyeffekte als auch eine Konsolidierung der Standorte (Schlieszligung von Augsburg Regensburg Nuumlrnberg und Erlangen Henkestraszlige) fuumlr eine Effizienzsteigeshyrung genutzt werden
Im Verlauf des zuruumlckliegenden Jahrzehnts hat das LGL eine deutliche Ausweitung seines Aufgabenbeshyreiches erfahren die sich in einer Vielzahl kleinerer und groumlszligerer Schritte vollzog (Meilensteine siehe Anhang)
10 Jahre erlauben schon einen fundierten Ruumlckblick sowohl auf bdquoChanceldquo wie auf bdquoKriseldquo Zunaumlchst die Krise
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10 Jahre BSE
Die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) ist eine infektioumlse neurologische Erkrankung des Rindes die zur Gruppe der Transmissiblen spongishyformen Enzephalopathien (TSE)shyErkrankungen geshyhoumlrt und durch Ablagerungen des pathologischen PrionshyProteins im Zentralen Nervensystem zu einer Zerstoumlrung des Hirngewebes fuumlhrt Infolge der lanshygen Inkubationszeit sind nur erwachsene Tiere klishynisch betroffen Das klinische Bild der BSE ist sehr vielfaumlltig Es koumlnnen Stoumlrungen in der Empfindlichshykeit in der Bewegung und im Verhalten der Tiere beshyobachtet werden Durch epidemiologische Studien konnte zweifelsfrei ein Zusammenhang zwischen der Verfuumltterung unzureichend erhitzter mit BSEshy Erregern kontaminierter Futtermittel an Wiederkaumluer und dem Ausbruch der Krankheit belegt werden Die Erkrankung wurde erstmalig 1985 in Groszligbritannien nachgewiesen In Deutschland wurde der erste BSEshyFall 1992 bei einem importierten Rind festgeshystellt Erstmalig im Jahr 2000 wurde ein in Deutschshyland geborenes Rind mit positivem Ergebnis auf BSE getestet Insgesamt konnte in dem Zeitraum 2000 bis 2011 bei uumlber 400 in Deutschland geborenen Rindern BSE davon 143 in Bayern nachgewiesen werden Der bisher letzte Fall in Bayern trat im Jahr 2006 auf
Epidemiologische und experimentelle Befunde haben gezeigt dass eine variante Form der CreutzshyfeldtshyJakobshyKrankheit (vCJK) des Menschen durch den BSEshyErreger verursacht wird und uumlber die Nahshyrungskette durch BSEshykontaminierte Produkte von Rindern erworben werden kann Waumlhrend in
Deutschland noch kein Fall von vCJK nachgewiesen wurde registrierte man in Groszligbritannien bereits 173 vCJKshyTodesfaumllle bis Oktober 2011
Auf europaumlischer Ebene wurden zahlreiche Maszlignahshymen zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier ergriffen die fortlaufend den wissenschaftlishychen Erkenntnissen angepasst werden Zu den wichtigsten Maszlignahmen gehoumlrt das seit Anfang 2001 von der EU erlassene Verfuumltterungsverbot fuumlr tierische Proteine an Wiederkaumluer und andere Nutzshytiere sowie die Entfernung und unschaumldliche Beseitishygung von Gewebe mit dem houmlchsten Risikopotenzial bei der Schlachtung das sogenannte spezifizierte Risikomaterial (SRM) Um den Eintrag des BSEshy Erregers in die Lebensmittelkette zu verhindern wurde ferner ein EUshyweites BSEshyUumlberwachungsproshygramm eingefuumlhrt In Deutschland wurden zunaumlchst alle uumlber 24 Monate alten Rinder getestet Ab dem Jahr 2006 wurde das Testpflichtalter fuumlr gesund geschlachtete Rinder an die EUshyBestimmungen anshygepasst und auf 30 Monate angehoben Notgeshyschlachtete und aufgrund anderer Ursachen verenshydete oder getoumltete Rinder wurden weiterhin ab dem 24 Lebensmonat untersucht Zum 1 Januar 2009 wurde das Testpflichtalter der gesundshy und notgeshyschlachteten Rinder sowie auch der verendeten oder getoumlteten Rinder die im Rahmen eines Monitoringshyprogramms untersucht werden auf uumlber 48 Monate angehoben Im Juli 2011 folgte eine erneute Anheshybung des Testpflichtalters fuumlr gesund geschlachtete Rinder auf 72 Monate
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BSE-Untersuchungen
Nach den Vorfaumlllen um BSEshyUntersuchungen von Stammhirnproben durch ein nicht nach der TierseushychenerregershyVerordnung zugelassenes Privatlabor sowie nach der Aufdeckung von Unregelmaumlszligigkeishyten auch in anderen Bundeslaumlndern wurde die Vershyantwortung fuumlr das System der BSEshyTestung in Bayshyern im Januar 2003 dem LGL uumlbertragen Infolge dessen erhielten private Laboreinrichtungen den Auftrag unter der Verantwortung des LGL Untersushychungen von testpflichtigen Schlachtrindern vorzushynehmen Die Proben aus dem Monitoringprogramm wurden noch bis Ende 2006 im LGLshyLabor untershysucht dann ebenfalls in beauftragten Privatlaboren Die privaten Labore werden per Ausschreibungsvershyfahren ausgewaumlhlt und vom LGL beauftragt sowie regelmaumlszligig kontrolliert Das LGL sorgt fuumlr einen reishybungslosen Ablauf der BSEshyUntersuchungen von der Probenabholung bis zur Befundbereitstellung in der HIshyTierdatenbank Eine wesentliche Saumlule ist dabei die Uumlberwachung der Testdurchfuumlhrung durch ein EDVshygestuumltztes Labordatenscreening Das Labor uumlbermittelt die von den amtlichen Tieraumlrzten zur Vershyfuumlgung gestellten Schlachtdaten die dazugehoumlrigen Plattenshy und Messdaten und den Laborbefund an das Herkunftssicherungsshy und Informationssystem fuumlr Tiere (HIT) welches die Plausibilitaumlt der Daten uumlberpruumlft und das Testergebnis freigibt Die mit der Schlachttiershy und Fleischuntersuchung beauftragten amtlichen Tieraumlrzte koumlnnen die Testergebnisse direkt aus der HIshyTierdatenbank abrufen Durch angekuumlnshydigte und unangekuumlndigte VorshyOrtshyBegehungen wird uumlberwacht dass die privaten Labore die Nebenbeshystimmungen in den Erlaubnisbescheiden einhalten
Das EDVshygestuumltzte Controlling am LGL elektronishysches Labordatenscreening und die regelmaumlszligigen VorshyOrtshyKontrollen gewaumlhrleisten ein hohes Qualishytaumltsniveau der BSEshyUntersuchungen in Bayern
Bayernweit wurden seit Beginn der BSEshyUumlberwashychung insgesamt knapp 58 Millionen BSEshyTests durchgefuumlhrt davon circa 54 Millionen bei Schlachtshyrindern
Die ruumlcklaumlufige Entwicklung der ermittelten BSEshy Faumllle spricht dafuumlr dass die eingeleiteten EUshySchutzshymaszlignahmen richtig waren und konsequent umgeshysetzt wurden Das Ziel der BSEshyEliminierung wird aus Gruumlnden des Verbraucherschutzes und des Prinzips der Risikominimierung weiterhin verfolgt
Als weitere Konsequenz der BSEshyKrise wurde die Futtermitteluumlberwachung in Bayern umstrukturiert und die amtliche Probenuntersuchung an das LGL verlagert Das Verfuumltterungsverbot von tierischen Proteinen an Nutztiere die der Lebensmittelgewinshynung dienen stand in der letzten Dekade im Brennshypunkt des oumlffentlichen Interesses Nach einer anfaumlngshylich hohen Zahl an Untersuchungen und Beanstanshydungen im Jahr 2001 (5400 Analysen mit 238 Beanshystandungen) belegen die Ergebnisse in den Folgejahren den Erfolg der gesetzlichen Maszlignahmen Bereits im ersten Jahr nach Einfuumlhrung der intensiven Kontrollmaszlignahmen ist die Zahl der Beanstandungen sprunghaft zuruumlckgegangen In den letzten Jahren lag die Zahl beanstandeter Proben bei maximal einer pro Jahr sodass die Zahl der Untersuchungen auf etwa 440 pro Jahr gesenkt werden konnte ohne damit die Futtermittelsicherheit zu gefaumlhrden
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Derzeit noch zu beanstandende Proben sind in der Reshygel darauf zuruumlckzufuumlhren dass dem Futtermittel anshyhaftendes Ackerbodenmaterial zum Beispiel Spuren von Nagerknochen enthaumllt oder dass es zum Beispiel bei der Verwendung von Fischmehl zu Verschleppunshygen in Futtermittel fuumlr NichtshyZieltierarten wie Wiedershykaumluer kommt
TierseuchenuumlberwachungBSE unterstreicht die Bedeutung einer kontinuiershylichen Uumlberwachung von bekannten und neu auftreshytenden Tierkrankheiten und Zoonosen Durch eine groszlige Bandbreite an pathologischen virologischen bakteriologischen serologischen und parasitologishyschen Untersuchungen leistet das LGL hierzu einen wichtigen Beitrag Neben der diagnostischen Laborshytaumltigkeit und der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Untersuchungsmethoden erarbeitet das LGL Empfehlungen fuumlr Maszlignahmen in Form von Tierseushychennotfallplaumlnen und unterstuumltzt die Veterinaumlrbehoumlrshyden im Fall von Tierseuchenausbruumlchen auch vor Ort
So sind beispielsweise mit der Tilgung der terrestrishyschen Tollwut im Jahr 2008 und der Sanierung der bayerischen Rinderbestaumlnde von dem Bovinen Hershypesvirus Typ 1 (BHVshy1) im Jahr 2011 in den letzten Jahren weitere groszlige Erfolge in der Tierseuchenbeshykaumlmpfung erzielt worden Die schnelle Diagnose selshyten gewordener Infektionskrankheiten stellt auch kuumlnfshytig ein zentrales Ziel in der Tierseuchenuumlberwachung dar und wird am LGL durch gezieltes Monitoring shy wie etwa im Fall der Fuchstollwut shy sowie durch gezielte Untersuchungen bei Krankheitsfaumlllen sichergestellt So wurden in den vergangenen zehn Jahren mithilfe
pathomorphologischer kulturellshybakteriologischer und neu entwickelter molekularbiologischer Methoden mehrere Ausbruumlche von Tuberkulose (TBC) bei Rinshydern verursacht durch Mycobacterium caprae bezieshyhungsweise M bovis diagnostiziert Im Jahr 2009 wurde aufgrund pathologischer Veraumlnderungen die Verdachtsdiagnose bdquoMilzbrandldquo fuumlr Todesfaumllle in zwei oberbayerischen Milchviehbestaumlnden gestellt und durch weiterfuumlhrende Untersuchungen im Labor beshystaumltigt Der Erreger Bacillus anthracis ist in der Lage aumluszligerst langlebige und umweltresistente Sporen zu bilden die aus gefallenen und vergrabenen Tierkadashyvern in den Boden gelangen und dort uumlber Jahrzehnte lebensfaumlhig bleiben Seit der Einfuumlhrung der Tierkoumlrshyperbeseitigung ist diese anzeigepflichtige Tierseuche in Mitteleuropa sehr selten aufgetreten Die Beispiele TBC und Milzbrand zeigen aber dass in Einzelfaumlllen jeshyderzeit mit dem Wiederauftreten seltener Infektionsshykrankheiten in Bayern gerechnet werden muss
Die umfassende und nicht auf einzelne Krankheiten ausgelegte Beurteilung von Tierkoumlrpern im Rahmen einer pathomorphologischen Untersuchung ermoumlgshylicht es auch neuartige und neu auftretende Erkranshykungen zu beschreiben und Ruumlckschluumlsse auf ihre Entstehung und Ursache zu ziehen Ein Beispiel hierfuumlr ist die im Jahr 2007 erstmals aufgetretene Autoimmunkrankheit bovine neonatale Panzytopenie (bdquoKaumllberblutenldquo) Zunehmende Bedeutung gewinnt die pathomorphologische Untersuchung auch bei fuumltterungsshy und haltungsbedingten Erkrankungen soshywie im Rahmen von tierschutzrelevanten Faumlllen in welchen oft erst durch die Sektion und histologische Untersuchung Ausmaszlig und Dauer der Veraumlnderunshygen nachgewiesen werden koumlnnen
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Die Bekaumlmpfung der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD) einer wirtschaftlich bedeutenden anzeigepflichtigen Infektionskrankheit der Rinder stellt seit Jahren einen weiteren groszligen Arbeitsschwerpunkt dar Das LGL ist seit seiner Gruumlndung maszliggeblich an der Konzeption des BVDshyBekaumlmpfungsverfahrens beshyteiligt und fuumlhrte von 2005 bis 2010 das sogenannte bdquoFreiwillige Bekaumlmpfungsverfahrenldquo in Bayern durch Parallel hierzu wurde in Kooperation mit der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen der Einshysatz von Ohrgewebestanzproben fuumlr die Identifishykation von persistent infizierten (PI) Kaumllbern entshywickelt und validiert Seit Beginn des Jahres 2011 beruht auf diesem Verfahren die nun verpflichtende Bekaumlmpfung der BVD uumlber die Merzung der PIshyTiere
Bereits 2006 wurde in Bayern die Uumlberwachung der Influenza AshyInfektionen (VogelgrippeshyMonitoring) in Wildvogelshy und Hausgefluumlgelpopulationen erfolgshyreich etabliert und mit groszligem Aufwand durchgeshyfuumlhrt Zu den besonderen Herausforderungen der letzten Jahre zaumlhlte dann die Bewaumlltigung des H5N1shyGefluumlgelpestgeschehens 2007 Damals fuumlhrte das LGL die begleitende Diagnostik in Ausbruchsshy und Kontaktbetrieben durch und leistete Untershystuumltzung bei der notwendigen tierschutzgerechten Toumltung der Tiere aus infizierten Bestaumlnden Dabei kamen unter anderem die mobilen Elektrotoumltungsshyanlagen zum Einsatz die das Land Bayern angeshyschafft hatte
Als EDVshyKopfstelle betreut das LGL das Tierseushychennachrichtenprogramm TSN fuumlr die gesamte bayerische Veterinaumlrverwaltung und war maszliggeblich
an der Entwicklung und Bereitstellung eines in TSN integrierten Krisenverwaltungsprogramms im Jahr 2008 beteiligt
Das Auftreten und die erfolgreiche Bekaumlmpfung eishynes unerwartet nach Holland eingeschleppten Blaushyzungenvirus vom Serotyp 8 (BTVshy8) stellte neben der Gefluumlgelpest eine weitere groszlige Herausfordeshyrung in den Jahren 2006 bis 2009 dar Die effektive Virusuumlbertragung durch heimische Muumlcken zeigte dass sich auch exotische Tierseuchen wie die Blaushyzungenkrankheit rasch zur Epidemie entwickeln koumlnnen und nur durch konsequente Impfkampagnen beherrschbar sind Es wurde zugleich deutlich wie wichtig die staumlndige Weiterentwicklung diagnostishyscher Methodik und die Sensibilisierung fuumlr neue oder wiederkehrende Erreger fuumlr eine effektive Praumlshyvention und Bekaumlmpfung von Tierseuchen und fuumlr die kuumlnftige Gesunderhaltung unserer Nutztierbeshystaumlnde in Bayern sind
FazitDie bayerische Veterinaumlrverwaltung ist in der zuruumlckshyliegenden Dekade an ihren Aufgaben sichtlich geshywachsen BSE Vogelgrippe und andere Tierseuchen sind unvorhersehbare teils beaumlngstigende aumluszligere Rahmenbedingungen unseres Handelns Diese jeshydoch nicht zugleich als Chance zu begreifen und das kuumlnftige Handeln danach auszurichten waumlre fahrlaumlsshysig Strategisches HANDELN und organisatorische Anpassung an aumluszligere Rahmenbedingungen durchshyziehen daher die junge Geschichte des LGL
HANDELN
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Handeln
Die Gruumlndung des LGL war Teil der tiefgreifenden organisatorischen Eingriffe die gleichermaszligen auf europaumlischer deutscher und bayerischer Ebene umshygesetzt wurden um den durch BSE offenbarten Handlungsnotwendigkeiten Rechnung zu tragen Im Verlauf der kommenden Jahre sollte es aber noch eine Vielzahl weiterer aumluszligerer Faktoren geben die das LGL zum einen zum Handeln zwangen ihm aber zum anderen dadurch auch staumlndig neue Chancen boten Uumlberfluumlssiges auszusortieren Verkrustetes zu sprengen und Neues zu schaffen
Uumlberwachung Europarecht und Ausbildung sind drei Bereiche in denen exemplarisch ein Ruumlckblick gegeshyben werden soll wie das LGL sein Handeln fortlaushyfend an aumluszligere Notwendigkeiten aber auch im Rahshymen der sich dadurch ergebenden Moumlglichkeiten anshygepasst hat
Die seit Bestehen des LGL eingeleiteten Strukturshyaumlnderungen in der bayerischen Lebensmitteluumlberwashychung sind ein Beispiel fuumlr strategisches Handeln auf das heute schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ist
UumlberwachungIm Laufe des Jahres 2006 wurden in Bayern mehrere Faumllle aufgedeckt in denen nicht mehr zum Verzehr geeignetes Fleisch in den Verkehr gelangt war Die Medien haben im Rahmen der ausfuumlhrshylichen Berichterstattung uumlber diese Ereignisse den plakativen aber auch wenig differenzierten Begriff
bdquoGammelfleischskandalldquo gepraumlgt Das LGL war an der Aufarbeitung der genannten Vorkommnisse in vielfaumlltiger Weise beteiligt Zunaumlchst galt es ndash wie auch schon bei fruumlheren Sonderaktionen ndash die Untershysuchung und Beurteilung einer erheblichen Anzahl auszligerplanmaumlszligiger Proben sicherzustellen Im Rahshymen des EUshySchnellwarnsystems fuumlr Lebensshy und Futtermittel informierte das LGL die EUshyKommission und die anderen Mitgliedstaaten uumlber gravierende Faumllle Daruumlber hinaus leistete die vom LGL geleitete bdquoSonderkommission Wildldquo einen wesentlichen Beitrag zur Aufklaumlrung der Unregelmaumlszligigkeiten bei einem Wildfleisch verarbeitenden Betrieb in Niederbayern
Vor dem Hintergrund der erheblichen lebensmittelshyrechtlichen Verstoumlszlige kuumlndigte der damalige bayerishysche Staatsminister fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz Dr Werner Schnappauf am 31 Januar 2006 in einer Rede vor dem Bayerischen Landtag die Einrichtung einer bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo (SE) an Zur Umsetzung erarbeitete ein Planungsstab unter dem Vorsitz des heutigen Vizepraumlsidenten Dr Schick am LGL ein entsprechendes Konzept dem der Ministerrat im Mai 2006 zugestimmt hat Die SE hat ihre Arbeit am 1 Juli 2006 aufgenommen und wurde mit der am 30 September 2006 in Kraft getretenen Aumlnderung der Verordnung uumlber die Einrichtung der Bayerischen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmtervershyordnung ndash LAVshyUGV) auch rechtlich verankert
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Spezialeinheit Lebensmittel-sicherheit
Die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit wurde 2006 organisatorisch in das LGL eingegliedert es wurde weder eine neue Behoumlrde noch eine neue Verwaltungsebene geschaffen Seit der Neustruktushyrierung des LGL im Jahr 2009 bildet sie eine eigenshystaumlndige Abteilung das Landesinstitut Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit Durch die Spezialeinheit mit ihren naumlher am Vollzug orientierten Taumltigkeitsfeldern haben sich Aufgabenspektrum Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten des LGL erheblich ausgeweitet Neben der Untersuchung und Beurteilung von Lebensmittelproben die nach wie vor Kernaufgaben sind kamen mit der Schaffung der SE auch die Durchfuumlhrung von Betriebskontrollen die fachliche und rechtliche Beratung der VorshyOrtshyBehoumlrden und die Entwicklung von Konzepten und Strategien fuumlr die amtliche Lebensmitteluumlberwachung hinzu
Die amtliche Lebensmitteluumlberwachung ist in Deutschland Laumlndersache In Bayern agiert das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Geshysundheit als oberste Landesbehoumlrde und leitet den Geschaumlftsbereich Fuumlr den Vollzug des Lebensmittelshyrechts sind grundsaumltzlich die Kreisverwaltungsbehoumlrshyden also die kreisfreien Staumldte oder Landratsaumlmter zustaumlndig Die Regierungen uumlben die Rechtsshy und Fachaufsicht uumlber die Kreisverwaltungsbehoumlrden aus und sind zustaumlndig fuumlr die Zulassung von Betrieshyben Daneben wurde als voumlllig neues Element die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit in die amtliche Lebensmitteluumlberwachung integriert Die SE verfuumlgt dabei im Bereich Lebensmittel uumlber eigene Vollzugsshy
kompetenzen Sie hat zum Beispiel Betretungsrecht Recht zu Probenahmen und Sicherstellungen
Die SE umfasst im Bereich Lebensmittel vier Sachshygebiete Neben den Sachgebieten SE 1 (Rechtsshy und Grundsatzfragen EUshySchnellwarnsysteme) und SE 2 (Planung Koordination TIZIAN) sind die beiden Sachgebiete SE 3 und SE 4 fuumlr die Betriebsshy und Proshyduktionshygiene in Suumldshy und Nordbayern zustaumlndig
Der Bereich Tiergesundheit der SE mit den drei Sachgebieten Tierseuchen Tierschutz und Tierarzshyneimittel ist seit einer Umstrukturierung des LGL im Jahr 2009 in der neugeschaffenen Abteilung TF anshygesiedelt und arbeitet eng mit dem Bereich Lebensshymittel der SE zusammen Wie das gesamte LGL ist auch die SE an den verschiedenen Standorten praumlshysent fuumlr die vielfaumlltigen Aufgaben stehen ihr mittlershyweile einschlieszliglich des Bereichs Tiergesundheit uumlber 90 Mitarbeiter zur Verfuumlgung
Die SE ist die zentrale Anlaufstelle in Bayern fuumlr alle Fragen der Lebensmittelsicherheit Sie verfolgt eishynen interdisziplinaumlren Ansatz In ihr arbeiten insbeshysondere Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Lebensshymitteltechnologen Agraringenieure Oumlkotropholoshygen Lebensmittelkontrolleure EDVshySpezialisten und Juristen zusammen Sie unterhaumllt laufend intensive Kontakte zu anderen Behoumlrden wie Staatsanwaltshyschaften Polizei und Zoll Dadurch entstehen vielshyfaumlltige Moumlglichkeiten zur Zusammenarbeit Die Mitshyarbeiter haben unter anderem auch die Gelegenheit durch Hospitationen bei den Polizeishy und Zollbeshyhoumlrden einen Einblick in deren Arbeitsweise und dadurch neue Erkenntnisse fuumlr die eigene
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Uumlberwachungstaumltigkeit zu erlangen Dies ist nuumltzlich bei Vernehmungen oder bei der Analyse von Warenshystroumlmen Daruumlber hinaus brachten in den vergangeshynen fuumlnf Jahren auch Beamte anderer Behoumlrden wie Gewerbeaufsicht und Kriminalpolizei ihre Fachkenntshynisse im Rahmen einer Amtshilfe ein
BetriebskontrollenDen vordergruumlndig groumlszligten Aufgabenbereich der SE stellen die gemeinsam mit den Behoumlrden vor Ort durchgefuumlhrten Betriebskontrollen im Bereich Leshybensmittel sowie deren Auswertung dar Neben Schwerpunktkontrollen im Rahmen von Projekten koumlnnen auch spezielle Anlaumlsse wie Verbraucherhinshyweise oder Anforderungen durch eine VorshyOrtshyBeshyhoumlrde oder die Staatsanwaltschaft dazu fuumlhren dass die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit einen Beshytrieb kontrolliert Auch auffaumlllige Untersuchungsershygebnisse im LGL oder Faumllle aus den EUshySchnellshywarnsystemen koumlnnen Anlass fuumlr eine gemeinsame Kontrolle mit der Spezialeinheit sein Zudem ist das zum 1 Januar 2008 eingefuumlhrte Kontrollprogramm Lebensmittelsicherheit ein fester Bestandteil der Kontrolltaumltigkeit Das LGL hat das Konzept zu diesem Programm unter Einbeziehung der Regierungen erarshybeitet Es zielt darauf ab Lebensmittelbetriebe mit uumlberdurchschnittlich hohen oder komplexen Risiken angemessen zu kontrollieren und damit einen weshysentlichen Beitrag zur Optimierung der Lebensmitshytelsicherheit zu leisten Das Kontrollprogramm wird federfuumlhrend durch die Kreisverwaltungsbehoumlrden umgesetzt und vollzogen Diese beteiligen dabei die Spezialeinheit sowie ndash zumindest bei zulassungsshypflichtigen Betrieben ndash auch die Regierungen
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Im Rahmen der Kontrollen setzt die SE erweiterte Kontrollteams ein Dies wird insbesondere dadurch moumlglich dass die SE nicht mit der Regeluumlberwashychung belastet ist und uumlber einen groumlszligeren und staumlrker spezialisierten Personalkoumlrper als die VorshyOrtshyBehoumlrden verfuumlgt Die personelle Staumlrke der Kontrollteams richtet sich nach Betriebsgroumlszlige und shyart Im Rahmen eines integrierten Ansatzes werden bei groszligen Betrieben in der Regel Untergruppen geshybildet die spezielle Aspekte wie einzelne Produktishyonsabschnitte Betriebshygiene Dokumentenkontshyrolle Nachverfolgung von Warenstroumlmen tierische Nebenprodukte oder Tierschutz ndash etwa in Schlachtshyhoumlfen ndash uumlberpruumlfen Ferner werden die Kontrollen der SE mit einer erhoumlhten Kontrollintensitaumlt durchgeshyfuumlhrt Durch die staumlrkere Spezialisierung der Kontrolshyleure ihre interdisziplinaumlre Ausrichtung die bayernshyweiten Vergleichsmoumlglichkeiten die groumlszligeren Teams und laumlngeren Kontrollzeiten kann eine houmlhere Kontrolltiefe erreicht werden Die Verwaltungsangeshyhoumlrigen der SE die im Auszligendienst bei Lebensmitshytelkontrollen eingesetzt werden sind seit 1 Februar 2007 unter Erfuumlllung bestimmter Voraussetzungen zudem Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft allerdings nur bezogen auf die Einhaltung lebensshymittelrechtlicher Vorschriften
Durch die Moumlglichkeit bayernweit Betriebe zu kontshyrollieren bieten sich der SE deutlich bessere Vershygleichsmoumlglichkeiten zwischen den Betrieben einzelshyner Branchen Damit kann sie sich zum Beispiel einen guten Uumlberblick uumlber die Arbeitsweisen der in Bayern ansaumlssigen wildverarbeitenden Betriebe vershyschaffen waumlhrend eine Kreisverwaltungsbehoumlrde allenfalls einen einzigen Betrieb dieser Branche in
ihrem Zustaumlndigkeitsbereich hat Die umfassende Vergleichsmoumlglichkeit erlaubt es bayernweit und einheitlich einen ordnungsgemaumlszligen Betriebsablauf aufzuzeigen und einen einheitlichen Vollzug sicherzushystellen
Zusaumltzlich arbeitet die SE eng mit den fuumlr die Untershysuchungen der Lebensmittelproben zustaumlndigen Landesinstituten zusammen Hierdurch wird eine opshytimale Verzahnung zwischen den Erkenntnissen aus Laboruntersuchungen sowie dem Sachverstand der zahlreichen am LGL taumltigen Experten der verschieshydenen Fachdisziplinen einerseits und der mehr am Vollzug und der Optimierung von Kontrollkonzepten orientierten Taumltigkeit der SE andererseits erreicht
MultiplikatorNeben der Kontrolle einzelner Betriebe gehoumlrt es aber auch zu den Aufgaben der SE die Ergebnisse der Kontrollen betriebsuumlbergreifend auszuwerten inshydem sie sich einen Uumlberblick uumlber die Situation in den verschiedenen Lebensmittelbranchen verschafft und dort vorhandene Schwachpunkte aufspuumlrt Im Rahmen einer Schwachstellenanalyse werden die in den Betrieben einer Branche festgestellten gleicharshytigen und wiederholt auftretenden Maumlngel in Maumlnshygelkategorien zusammengefasst und anschlieszligend im Hinblick auf gemeinsame Ursachen analysiert Beshyruumlcksichtigt werden dabei zum Beispiel Betriebsart shystruktur und shygroumlszlige Bisher fuumlhrte die Spezialeinheit eine Schwachstellenanalyse unter anderem fuumlr Schlachthoumlfe wildverarbeitende Betriebe Baumlckereishyen und Brauereien durch Sofern sich Anhaltspunkte fuumlr gehaumluft auftretende vergleichbare Problemstelshy
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lungen ergeben entwickelt die SE in weiteren Schritshyten Loumlsungskonzepte und erarbeitet moumlgliche Abhilshyfemaszlignahmen Dazu gehoumlren die Erstellung von QualitaumltsmanagementshyDokumenten (zum Beispiel verbesserte Checklisten fuumlr Betriebskontrollen) und die zielgerichtete Schulung des Uumlberwachungspersoshynals um die Lebensmitteluumlberwachung in der Flaumlche zu optimieren und moumlglichst effizient zu gestalten Daruumlber hinaus werden in Gespraumlchen mit Verbaumlnshyden die ermittelten Schwachstellen eroumlrtert um die Betriebe hierfuumlr zu sensibilisieren und eine nachhaltishyge Maumlngelbeseitigung zu erreichen
Die Kontrolltaumltigkeit der SE stellt aber nur einen Teil der dort angesiedelten Aufgaben dar Die SE untershystuumltzt und beraumlt die Vollzugsbehoumlrden vor Ort bei fachlichen und rechtlichen Fragestellungen aus den Bereichen Lebensmittelsicherheit und Tiergesundshyheit Dies erfolgt auf vielfaumlltige Art und Weise zum Beispiel in Form von Stellungnahmen zu Anfragen in der Organisation und Durchfuumlhrung von Arbeitsshykreisen in der Ausarbeitung von Konzepten Checkshylisten und Verfahrensanweisungen (wie zur Kontrolle von Wildbetrieben) in der rechtlichen Unterstuumltzung bei Fragen des Lebensmittelrechts sowie seit 2010 in der Unterstuumltzung der Regierungen bei der Bearshybeitung von Zertifizierungen beim Export von Leshybensmitteln tierischen Ursprungs
Daneben wertet die SE Erkenntnisse zur Lebensmitshytelsicherheit aus und identifiziert potenzielle Risiken und Probleme produktshy (zum Beispiel Acrylamid in Lebkuchen ) oder branchenbezogen (etwa Kuumlhlshy und Gefrierhaumluser) Auf dieser Grundlage erarbeitet sie entsprechende Risikobeurteilungen und leitet risikoshy
orientiert Kontrollschwerpunkte ab Sie erstellt hiershyzu auch in Eigeninitiative Projekte in deren Rahmen insbesondere spezifische Checklisten fuumlr die Kontrolshylen der VorshyOrtshyBehoumlrden erarbeitet werden Diese werden allen betroffenen bayerischen Behoumlrden fuumlr ihre taumlgliche Arbeit zur Verfuumlgung gestellt Damit soll eine Optimierung und Vereinheitlichung der Kontrolshylen erreicht werden
Die SE unterstuumltzt das zustaumlndige Fachministerium das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) in allen Fragen der Lebensmitshytelsicherheit der Lebensmitteluumlberwachung sowie des Lebensmittelrechts Hierzu werden Stellungnahshymen zu Gesetzentwuumlrfen erstellt oder Konzepte zur Lebensmitteluumlberwachung erarbeitet In Krisenfaumlllen uumlbernimmt die SE auszligerdem in Abstimmung mit dem StMUG koordinierende Krisenmanagementaufshygaben wie etwa die Buumlndelung Sichtung Auswershytung und Aufbereitung von Informationen auf Lanshydesebene oder die Koordination der Maszlignahmen und Probenahmen der Lebensmitteluumlberwachungsshybehoumlrden vor Ort Fuumlr den Verbraucher werden zum Beispiel Informationen auf der Internetseite des LGL zusammengestellt und Hotlines eingerichtet
Weitere Aufgaben der SE sind unter anderem die Pubshylikation von oumlffentlichen Warnungen und Verbrauchershyinformationen auf der Internetseite des LGL (sowie auf wwwlebensmittelwarnungde) die Betreuung einer Verbraucherhotline am LGL fuumlr Hinweise aus der Bevoumllkerung auf Verstoumlszlige gegen das Lebensmittelshyrecht sowie seit 2009 die Betreuung der bayernweiten gemeinsamen Software TIZIAN fuumlr die Veterinaumlrshy Lebensmittelshy und Futtermitteluumlberwachung
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Eine besondere Schnittstellenfunktion im Vollzug des Lebensmittelrechts hat die SE in ihrer Aufgabe als Kontaktstelle Bayerns im hellip
EU-Schnellwarnsystem fuumlr Lebens- und Futtermittel
Bei der heutigen stark internationalen Verflechtung der Warenstroumlme in der Lebensmittelwirtschaft kann eine effektive amtliche Uumlberwachung der Lebensmittelsicherheit im EUshyBinnenmarkt nur gelingen wenn alle beteiligten Behoumlrden uumlber die Staatsgrenzen hinweg eng zusammenarbeiten
Zu diesem Zweck wurde mit dem Europaumlischen Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel bdquoRASFFldquo (Rapid Alert System for Food and Feed) ein System zum raschen Informationsaustausch zwischen EUshyMitgliedstaaten geschaffen uumlber das Erkenntnisse zu Lebensshy und Futtermitteln uumlbermitshytelt werden von denen (moumlglicherweise) eine ernsshyte Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht
Die rechtliche Grundlage fuumlr das RASFF findet sich in der sogenannten Basisverordnung VO (EG) Nr 1782002 Weitere Vorschriften zur Durchfuumlhshyrung des RASFF enthaumllt die VO (EG) Nr 162011
In Deutschland existiert neben der nationalen Konshytaktstelle am Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in jedem Bundesland eine eigene Kontaktstelle
Bayern Deutschland EUOriginalshy
meldungenFolgeshy
meldungen Originalshy
meldungenFolgeshy
meldungenOriginalshy
meldungen Folgeshy
meldungen 2006 53 75 419 240 2923 38452007 43 73 377 305 2976 43392008 39 52 433 359 3099 39752009 52 80 416 419 3322 47672010 50 80 397 366 3358 52242011 52 63 425 407 3812 5345
Meldeaufkommen im gesamten RASFF seit 2006 (Quelle Jahresberichte der EU-Kommission)
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Seit 1 Februar 2005 nimmt die Aufgabe der Konshytaktstelle Bayern ein eigenes Sachgebiet im LGL wahr das 2006 in die neugegruumlndete Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit (SE) eingegliedert wurde Mit der Verlagerung dieser Aufgabe vom damaligen Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zum LGL hat sich auch das Taumltigkeitsprofil des LGL deutlich erweitert Die RASFFshyKontaktstelle am LGL ist zentraler Ansprechpartner in Bayern in allen EUshySchnellshywarnungen betreffenden Fragen fuumlr das StMUG die Bezirksregierungen und die Kreisverwaltungsbeshyhoumlrden aber auch fuumlr das BVL und Ministerien soshywie nachgeordnete Behoumlrden der anderen Bundesshylaumlnder
In der RASFFshyKontaktstelle am LGL werden alle eingehenden Meldungen gesichtet und ausgewershytet Im Jahr 2011 waren dies uumlber 9000 RASFFshy Meldungen
Werden erstmalig Erkenntnisse zu einem Lebensshy oder Futtermittel eingestellt von dem eine ernste Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht wird eine Originalmeldung mit eigener Kennziffer generiert
Uumlber die Ergebnisse von Maszlignahmen sowie uumlber ermittelte Vertriebswege etc werden die Be teiligten des RASFF in Form von Folgemeldungen informiert
In allen Faumlllen in denen die betroffenen Lebensmitshytel in Bayern bereits auf dem Markt sind werden die Informationen uumlber die Regierungen an die
zustaumlndigen Behoumlrden vor Ort weitergegeben und die erforderlichen Maszlignahmen eingeleitet und koorshydiniert (zum Beispiel die Entfernung betroffener Lebensmittel aus dem Verkauf und die Uumlberwashychung von Ruumlckrufaktionen) Sind bayerische Untershynehmen (Hersteller Importeure Groszlighaumlndler) beshytroffen werden die weiteren Vertriebswege der fraglichen Lebensmittel ermittelt Warenruumlckrufe eingeleitet Ursachen fuumlr die entsprechenden Beshyanstandungen ermittelt und geeignete Abhilfeshymaszlignahmen ergriffen
Werden in Bayern Befunde uumlber Lebensshy oder Futtermittel die ein Risiko fuumlr die menschliche oder tierische Gesundheit bedeuten bekannt ndash zum Beishyspiel durch Untersuchungen des LGL ndash erstellt die RASFFshyKontaktstelle am LGL entsprechende Melshydungen fuumlr Bayern die in das Schnellwarnsystem eingestellt werden Von Bayern wurden jaumlhrlich circa 50 Originalmeldungen fuumlr das RASFF erstellt
Neben dem geschilderten Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel wird durch die Kontaktshystelle Bayern auch noch ein weiteres auf der Proshyduktsicherheitsrichtlinie beruhendes EUshySchnellshywarnsystem (Rapid Alert System for NonshyFood Products RAPEX = Rapid Exchange) betreut
Hier werden Faumllle gemeldet bei denen von der stofflichen Zusammensetzung kosmetischer Mittel oder sonstiger Bedarfsgegenstaumlnde (Bekleidung Spielzeug Reinigungsmittel) eine ernste Gefahr fuumlr Verbraucher ausgehen kann
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Die geschilderten Schnellwarnsysteme stellen ein effektives Mittel dar mit dessen Hilfe sehr rasch I nformationen uumlber moumlglicherweise von Lebensshy Futtermitteln oder sonstigen Verbraucherprodukten ausgehenden Gefahren fuumlr die menschliche Gesundshyheit zwischen allen beteiligten Staaten ausgetauscht werden koumlnnen
Durch die Ansiedelung der bayerischen RASFFshy und RAPEXshyKontaktstelle in der Spezialeinheit Lebensshymittelsicherheit sind diese eng angebunden an die Kontrolleure der SE Dies ist zum einen von Vorteil im Fall von brisanten Einzelfaumlllen bei denen Kontrolleure die zustaumlndigen Behoumlrden bei der Abarbeitung von Schnellwarnfaumlllen konkret unterstuumltzen koumlnnen als auch durch die Umsetzung der aus dem RASFF und RAPEX gewonnenen Erkenntnisse durch die SE zum Beispiel in Form von Kontrollschwerpunkten und Projekten
Durch die oben genannten Synergieeffekte (bdquokurze Wegeldquo) und die enge Zusammenarbeit der SE mit den Laborbereichen kann das LGL die bayerischen Behoumlrden beim Aufarbeiten von Problemfaumlllen im Bereich der Lebensshy und Futtermittelmittelsicherheit umfassend unterstuumltzen
Eng mit der Uumlberwachung im Bereich Lebensmittelshysicherheit verwoben sind tiergesundheitliche Uumlbershywachungsaufgaben Auch hier hatte das LGL in der vergangenen Dekade eine Vielzahl von Herausfordeshyrungen zu bewaumlltigen
Futtermittelsicherheit
Neben dem Verfuumltterungsverbot wurde die Futtershymitteluumlberwachung in Bayern in den letzten Jahren mit einer steigenden Zahl neuer Aufgaben konfronshytiert Dabei sind die missbraumluchliche Verwendung von Tierarzneimitteln die Kontamination mit pathoshygenen Mikroorganismen wie Salmonellen mit Schwermetallen oder Pestiziden und die Verwenshydung von nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnshyderten Produkten beispielhaft zu nennen Ein aktuelshyler Schwerpunkt ist die Kontamination von Futtermitshyteln mit Dioxinen dioxinaumlhnlichen und nichtdioxinshyaumlhnlichen PCBs In den ersten beiden Jahren der Dekade wurden im Europaumlischen Schnellwarnsysshytem (RASFF) mehr als 20 DioxinshyFaumllle gemeldet Diese Zahl sank aber in den Folgejahren stark ab Erst mit dem DioxinshyFall zu Beginn des Jahres 2011 erreichte die Zahl der Meldungen und Folgemeldunshygen fast wieder den fruumlheren Houmlchststand DioxinshyKontaminationen haben nicht immer eine illegale Verwendung von Stoffen als Ursache Oft fuumlhren unshygeeignete Rohstoffe Verfahren oder Geraumlte bei der Herstellung unwissentlich zur Kontamination des Futtermittels und uumlber die Nahrungskette zur Anreishycherung im Lebensmittel Fuumlr Bayern ist aus den Unshytersuchungszahlen des LGL kein kontinuierlicher Anshystieg der Kontaminationen abzuleiten
TierarzneimittelnIm Rahmen des Verbraucherschutzes werden die Anwendung und der Handel mit Tierarzneimitteln behoumlrdlich uumlberwacht Schwerpunkte der Uumlberwashychungstaumltigkeit sind tieraumlrztliche Hausapotheken und
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Houmlfe mit Nutztieren die der Lebensmittelgewinnung dienen Bundesweit wird in der Veterinaumlrverwaltung hierzu das Arzneimittelmodul des EDVshySoftwareshysystems BALVI verwendet an dessen Erstellung und Weiterentwicklung das LGL maszliggeblich beteishyligt ist So vertritt das LGL im Auftrag des StMUG das Land Bayern in der BALVIshyTierarzneimittelshy Laumlnderarbeitsgruppe Das LGL entwickelt und pflegt unter anderem den umfangreichen Verstoszligartenshykatalog in dem die Verstoszligshy und Anordnungstexte sowie die rechtlichen Begruumlndungen fuumlr die angeshyordneten Maszlignahmen hinterlegt sind und der bunshydesweit dem BALVIshyTierarzneimittelmodul als Quellshydatei zugrunde liegt Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit besteht in der Weiterentwicklung des Proshygramms um seine Anwenderfreundlichkeit sichershyzustellen So wurde die Dateneingabe optimiert und an die bayernweit geltenden QMshyDokumente zur Datenerhebung angepasst
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt besteht in der Steuerung behoumlrdlicher Arzneimittelabgabeverfahshyren Im Rahmen des jaumlhrlich durchgefuumlhrten und von der EU kofinanzierten Verfahrens zur Bekaumlmpfung der Varroamilbe der Bienen koordiniert das LGL die Abgabe der hierzu eingesetzten Arzneimittel durch die Veterinaumlraumlmter an die Imker und uumlbernimmt die Kommunikation mit Arzneimittelherstellern und der fuumlr die Foumlrdermittel zustaumlndigen Landwirtschaftsvershywaltung In Zusammenarbeit mit dem Fachzentrum Bienen der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Weinbau und Gartenbau stellt das LGL den Veterinaumlraumlmtern umfangreiche Informationen uumlber das jaumlhrliche Vorshygehen zur Verfuumlgung und steht ihnen im laufenden Verfahren beratend zur Seite
Tierschutz
Der Tierschutz ist ein wichtiges gesellschaftspolitishysches Anliegen das im Jahr 2002 in den Rang eines Staatsziels erhoben wurde Der Vollzug des Tiershyschutzrechtes ist daher eine wesentliche Aufgabe der Veterinaumlraumlmter Die Bandbreite der gehaltenen Tiere ist groszlig Sie reicht von Heimtieren uumlber landshywirtschaftliche Nutztiere bis zu Versuchsshy und Wildshytieren Aumlhnlich groszlig ist die Vielfalt der Bereiche in denen dem Tierschutz Rechnung getragen werden muss Schlachthoumlfe und Tiertransporte gehoumlren ebenso dazu wie Zoos Zirkusbetriebe Maumlrkte sportliche Veranstaltungen mit Tieren Tierhandel Jagd und Schaumldlingsbekaumlmpfung Um die bayerishyschen Veterinaumlrbehoumlrden bei der Bearbeitung dieses Gebietes fachlich qualifiziert zu unterstuumltzen und geshyzielt fortzubilden wurde daher am LGL im Oktober 2002 das Sachgebiet Tierschutz eingerichtet Hier werden mit steigender Tendenz mittlerweile jaumlhrlich uumlber 1000 fachliche Anfragen beantwortet
Beispielhaft seien zwei Arbeitsschwerpunkte hershyausgestellt Durch gezielte Kontrollen in vielen bayeshyrischen Schlachtstaumltten gelang es die Qualitaumlt des Umgangs mit den Tieren vor der Schlachtung und ihre Betaumlubung und Toumltung wesentlich zu verbesshysern Gleichzeitig wurde eine intensive Fortbildung des fuumlr die Uumlberwachung zustaumlndigen Personals in Form praxisnaher Workshops durchgefuumlhrt und ein Lehrfilm erstellt der sich an Gewerbetreibende und Uumlberwachungspersonal richtet
Im Heimtierbereich stellen Hundezuchten und pri vate Hundehaltungen einen Arbeitsschwerpunkt dar In
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Hundezuchten liegt der Fokus auf einem guten Umshygang mit den Tieren damit Tierliebhaber einen sozial vertraumlglichen und ungefaumlhrlichen Hund erhalten der im Zusammenleben mit den Menschen sein Leben ohne Angst und Leiden fuumlhren kann Da die Tiershyschutzhundeverordnung von 2001 viele unbestimmte Rechtsbegriffe enthaumllt wurden 2003 durch das Sachshygebiet Tierschutz bayerische Vollzugshinweise erarshybeitet die diese Begriffe naumlher erlaumlutern Dadurch wurde eine einheitliche Grundlage geschaffen auf deren Basis alle bayerischen Veterinaumlraumlmter die tiershyschutzrechtlichen Vorgaben vollziehen koumlnnen
Die Ausrichtung des LGL an den Beduumlrfnissen seishyner bdquoKundenldquo den Uumlberwachungsbehoumlrden vor Ort erfordert mehr als seine eigene kontinuierliche Anshypassung an fachwissenschaftliche oder rechtliche Rahmenbedingungen Denn nicht die Verfuumlgbarkeit von spezialisiertem Wissen an wenigen Stellen allein sichert die Qualitaumlt einer schlagkraumlftigen Uumlberwashychung vielmehr wird ein effektiver Wissenstransfer benoumltigt der Schritt haumllt mit der Zunahme der transshyportierten Inhalte denn
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Qualitaumlt will gelernt sein
ndash das gilt seit jeher war aber wohl nie so wichtig und schwierig wie heute Die Anforderungen und Anspruumlche steigen stetig die Handlungssituationen werden immer komplexer Das gilt auch fuumlr oumlffentlishyche Verwaltungen zumal im Bereich Gesundheit Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit Denn hier zeigt die Globalisierung mit der internationalen Mobilitaumlt der Menschen mit weltweitem Handel von Waren Tieren und Lebensmitteln unmittelbare Auswirkungen auf die Verhaumlltnisse vor Ort Auch loshykale bayerische Behoumlrden koumlnnen quasi uumlber Nacht vor bisher unbekannten Herausforderungen stehen BSE SARS Influenzapandemie oder mit EHECshyKeishymen belastete Lebensmittel sind bekannte Beispieshyle Sie betreffen das Lebensumfeld fast aller Menshyschen gehen deshalb mit entsprechender oumlffentlishycher Aufmerksamkeit einher und finden direkten Niederschlag in der Politik Um in einem solchen Umfeld dauerhaft zu bestehen muumlssen die Behoumlrshydenmitarbeiter bestens qualifiziert und hoch motishyviert sein
Die Entscheidungstraumlger zeigten groszligen Weitblick als sie 2002 die Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhshyrung und Verbraucherschutz (AGEV heute AGL) schufen und im ebenfalls neu gegruumlndeten Landesshyamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ansiedelten Ihr Auftrag Die Behoumlrden bei der Bewaumlltigung ihrer Aufgaben bestmoumlglich zu untershystuumltzen durch systematische bedarfsgerechte und praxisorientierte Qualifizierungsmaszlignahmen Neu und bis heute bundesweit einmalig war das Konzept alle Bildungsaufgaben des Oumlffentlichen Gesundshy
heitsshy und Veterinaumlrdienstes und der Lebensmittelshysicherheit in einer Akademie zu vereinen Die AGEV entstand aus der Zusammenfuumlhrung von Vorgaumlngershyeinrichtungen wie der Akademie fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen der Staatlichen Berufsfachschushyle fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnische Assistenten dem Fachbereich Ernaumlhrung aus der Staatlichen Fuumlhrungsakademie fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten (FUumlAK) und der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) Zug um Zug wurde sie um eine ganze Reihe von Aufgaben erweishytert und ausgebaut In ihrer Entwicklungsshy Anpasshysungsshy und Innovationsfaumlhigkeit war sie dabei nicht weniger gefordert als die Verwaltungsbereiche fuumlr die sie taumltig ist und die sie schult Dies zeigt sich nicht zuletzt in der 2009 aufgrund von Aumlnderungen im Ressortzuschnitt des zustaumlndigen Ministeriums erfolgten Umbenennung in Akademie fuumlr Gesundshyheit und Lebensmittelsicherheit (AGL)
Der AGL obliegt als zentraler Bildungseinrichtung fuumlr die Bereiche Gesundheit Veterinaumlrwesen und Lebens mittelsicherheit im Geschaumlftsbereich des bayerischen Staatsministeriums fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) das Management der Ausshy Fortshy und Weiterbildung Die zentralen Ziele sind
bull die bedarfsgerechte auf die Bewaumlltigung aktueller und zukuumlnftiger Herausforderungen ausgerichtete Qualifizierung der Behoumlrdenmitarbeiter
bull durch langfristige zielgerichtete Planung und kurzshyfristige Anpassung des Angebots
bull unter Anwendung teilnehmershy und transferorienshytierter Methodik
bull bei effizientem Einsatz der Haushaltsmittel
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Seit den Anfaumlngen im Jahr 2002 wuchs sowohl das Spektrum der Aufgaben als auch der Umfang an Veranstaltungen bestaumlndig an Zur Konzeption und Durchfuumlhrung ihrer Veranstaltungen kann die AGL heute auf 26 Mitarbeiter und uumlber 500 Referenten aus den Behoumlrden der Wissenschaft aus Verbaumlnshyden und der Wirtschaft zuruumlckgreifen mehr als ein Drittel davon aus dem LGL Seit einigen Jahren nehmen im Schnitt jaumlhrlich 7000 Personen an Fortshybildungsveranstaltungen und uumlber 500 Personen an mehrwoumlchigen bis mehrmonatigen Lehrgaumlngen teil In zehn Jahren Aufbauarbeit entstand aus beshyscheidenen Anfaumlngen ein umfassendes Programm zur Ausshy Fortshy und Weiterbildung fuumlr alle Berufsshygruppen im Bereich Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit In speziellen Lehrgaumlngen sowie Fachshytagungen Seminaren und Kongressen werden Amtsaumlrzte Amtstieraumlrzte und amtliche Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Pharmazeuten Sozialpaumldashygogen Lebensmittelkontrolleure Hygienekontrolshyleure Sozialmedizinische Assistentinnen amtliche Fachassistenten und weitere Fachleute der Behoumlrshyden fuumlr den Einstieg in die staatliche Laufbahn quashylifiziert oder in den jeweiligen Fachthemen auf dem aktuellen Stand gehalten Von Anfang an wurde mit der Rubrik bdquoFachseminar interdisziplinaumlrldquo im Jahres fortbildungsprogramm der Gruumlndungsidee Rechnung getragen dass die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen immer wichtiger wird fuumlr die Bewaumlltigung sowohl der akuten Herausforderungen wie auch der taumlglishychen Routinen Mit einem umfangreichen uumlberfachshylichen Fortbildungsprogramm stehen daruumlber hinshyaus allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Geschaumlftsbereiches Umwelt und Gesundheit
Angebote zur Staumlrkung ihrer sozialen methoshydischen und persoumln lichen Kompetenzen zur Ver fuumlgung Im Jahr 2010 hat das Bayerische Staatsshyministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit die Aufshygabe der bdquozustaumlndigen Stelleldquo nach dem Berufsshybildungsgesetz fuumlr die Ausbildung der Sozialvershysicherungsfachangestellten Fachrichtung allgeshymeine Krankenversicherung auf das LGL beziehungsweise die AGL uumlbertragen
Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
Der Zugang zu den Fachlaufbahnen des oumlffentlichen Gesundheitsshy und Veterinaumlrdienstes sowie der Leshybensmittelkontrolle erfordert in einschlaumlgigen Rechtsvorschriften festgelegte Qualifikationsmaszligshynahmen Die AGL fuumlhrte in den zehn Jahren seit ihshyrer Gruumlndung hierzu die folgenden Lehrgaumlnge inklushysive Pruumlfungsverfahren durch
bull Zehn AmtsarztshyLehrgaumlnge seit 2007 mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium Public Health an der LMU Muumlnchen
bull fuumlnf HygienekontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf SMAshyLehrgaumlnge
(Lehrgang fuumlr Sozialmedizinische Assistentinnen) bull zehn AmtstierarztshyLehrgaumlngebull acht LebensmittelkontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf VeterinaumlrassistentenshyLehrgaumlngebull einen FuttermittelprobenehmershyLehrgang bull vier Amtliche FachassistentenshyLehrgaumlnge
(bdquorotes Fleischldquo und bdquoweiszliges Fleischldquo)
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Alle Lehrgaumlnge richten sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bayern Gasthoumlrer aus anderen Laumlnshydern koumlnnen freie Plaumltze belegen Aumlrzte und Tieraumlrzshyte koumlnnen mit dem Lehrgang gleichzeitig die Anforshyderungen an die theoretische Weiterbildung zum Facharzt fuumlr oumlffentliche Gesundheit oder zum Fachshytierarzt fuumlr oumlffentliches Veterinaumlrwesen erfuumlllen Die Lehrgaumlnge wurden stetig inhaltlich uumlberarbeitet und konzeptionell weiterentwickelt
Die Ausbildung im AmtsarztshyLehrgang erfolgt am LGL in Kooperation mit dem MastershyStudiengang Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt
Muumlnchen (LMU) Durch die Verzahnung mit der Unishyversitaumlt haben die Kursteilnehmer seit 2008 die Moumlglichkeit in Verbindung mit dem Lehrgang auch den Master of Public Health (MPH) mit der Spezialishysierung Health Administration and Management (HAM) zu erwerben
2007 wurde die Akademie mit der Konzeption und Durchfuumlhrung eines Lehrgangs fuumlr amtliche Fachasshysistenten beauftragt Dieser musste nach den Vorgashyben der Verordnung (EG) 8542004 voumlllig neu konzishypiert werden und umfasst nun 500 Stunden theoretishyschen Unterricht
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Fuumlr das amtliche Personal in der Fleischhygieneuumlbershywachung (amtliche Tieraumlrzte und amtliche Fachassisshytenten) besteht gemaumlszlig VO (EG) Nr 8542004 eine jaumlhrliche Fortbildungspflicht Die notwendigen Vershyanstaltungen werden seit 2006 uumlber das Fortbilshydungsprogramm der AGL angeboten 2009 hat die AGL ein neues Fortbildungskonzept fuumlr diesen Beshyreich erarbeitet Die bis dahin durchgefuumlhrten einshyheitlichen Fortbildungstagungen (Jahrestagungen) wurden durch thematisch vielfaumlltige den untershyschiedlichen Beduumlrfnissen angepasste Fortbildungsshyveranstaltungen ergaumlnzt (WahlpflichtshyFortbildung) Die neuen fachlichen Inhalte tragen vermehrt den unterschiedlichen Taumltigkeitsfeldern und dem untershyschiedlichen Erfahrungsstand Rechnung
Aufgrund eines Ministerratsbeschlusses zur Verbesshyserung der Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2006 wurde in den Jahren 2007 und 2008 ein Sonshyderfortbildungsprogramm erstellt Ergaumlnzend zum jaumlhrlichen Fortbildungsangebot wurden 20 zusaumltzlishyche neu konzipierte Fortbildungen aufgenommen und damit die Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verdoppelt Neben vielen fachlishychen Schulungen waren spezielle uumlberfachliche Fortshybildungsangebote zur Verbesserung der Sozialshy und Methodenkompetenz insbesondere zur Gespraumlchsshyfuumlhrung und Konfliktbewaumlltigung fuumlr das Personal in der Lebensmittelshy und Futtermittelkontrolle sowie in der Veterinaumlrkontrolle enthalten Viele der Veranstalshytungen die speziell fuumlr das Sonderfortbildungsproshygramm konzipiert wurden waren so begehrt dass sie danach in das laufende jaumlhrliche Programm aufshygenommen und weitergefuumlhrt wurden
Schwerpunkt Fachfortbildung
Den Schwerpunkt der Fortbildungsarbeit bildet seit Gruumlndung der AGL die Durchfuumlhrung von Fachsemishynaren fuumlr Bedienstete der oumlffentlichen Verwaltung in den Bereichen oumlffentlicher Gesundheitsdienst oumlfshyfentlicher Veterinaumlrdienst und Lebensmittelkontrolle Bis zum Jahr 2008 betraf dies auch die Fortbildung der bayerischen Gewerbeaufsicht Fuumlr diesen Persoshynenkreis veranstaltete die AGL jaumlhrlich weit uumlber 200 einshy oder mehrtaumlgige Fachseminare Die Gesamtteilshynehmerzahl an von der AGL angebotenen Fortbilshydungsveranstaltungen und Tagungen betrug im Schnitt der letzten Jahre ungefaumlhr 7000 etwa 5500 davon betrafen Fachfortbildungen gut 500 uumlberfachshyliche Seminare und etwa 1000 InhouseshySchulungen am LGL sowie EDVshyFortbildungen Die Konzeption sieht schwerpunktmaumlszligig eintaumlgige Fachseminare vor welche in den Dienststellen des LGL in Nordshy und Suumldbayern identisch angeboten werden und akshytuelle Themen aufgreifen Diese Veranstaltungen sollen von mindestens einem Teilnehmer der Zielshygruppe aus den Landratsaumlmtern und Regierungen besucht werden damit ein einheitlicher Informashytionsshy und Wissensstand bei allen rechtlichen und fachlichen Neuerungen sowie bei Vollzugsfragen sishychergestellt werden kann Daneben gibt es eine Reishyhe von mehrtaumlgigen Seminaren welche Spezialtheshymen mit staumlrkerer Handlungsorientierung aufgreifen Diese werden in Kleingruppen in Seminarhaumlusern verteilt uumlber ganz Bayern oft uumlber Jahre hinweg anshygeboten Die Schulung spezieller FachshyEDVshyAnwenshydungen erfolgt in einshy und mehrtaumlgigen Seminaren am PCshyArbeitsplatz
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Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
Bei Gruumlndung der Akademie im Jahr 2002 gehoumlrte diese dem Geschaumlftsbereich des damals ebenfalls neu gegruumlndeten Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Verbraucherschutz an Damals wurde als Starthilfe eine umfangreiche Kooperation in der uumlberfachlichen Fortbildung mit dem Staatsministerishyum fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen beschlossen Diese dauerte bis 2005 und betraf auch die bis heute anhaltende Zusammenarbeit bei EDVshySeminaren mit der Verwaltungsschule der Sozialvershywaltung in Wasserburg Schritt fuumlr Schritt wurden dashyneben eigene Seminare zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Fuumlhrung und Kommunikation Arshybeitstechniken und Selbstmanagement sowie Presseshy und Oumlffentlichkeitsarbeit und Verwaltung aufgebaut Als dann im Jahr 2005 nach Umressortierung in den Geschaumlftsbereich des Umweltministeriums die uumlbershyfachliche Fortbildung fuumlr den gesamten neuen Geshyschaumlftsbereich von dort auf die Akademie uumlbertragen wurde konnte sofort ein umfangreiches eigenes Fortshybildungsangebot zusammengestellt werden
Die uumlberfachliche Fortbildung befasste sich in juumlngerer Zeit neben den Fuumlhrungsklassikern vorrangig mit Strashytegien fuumlr erfolgreiches Arbeiten im Team sowie dem Umgang mit den gestiegenen Anforderungen in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt Diese Seshyminare finden eine auszligerordentliche Akzeptanz Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Teamentwickshylung Zahlreiche Teams nehmen dieses Angebot an und entwickeln unter professioneller Begleitung konshykret und zielorientiert ihre individuellen Vorgehensweishy
sen Es geht um organisatorische und strategische Ansaumltze zur Steigerung von Effizienz und Effektivitaumlt Angestrebt werden ein besserer Informationsfluss soshywie eine gute Kommunikationskultur und Konfliktbeshywaumlltigung Neu im Angebot war zuletzt Mediation eine Moumlglichkeit der Konfliktbearbeitung unter Begleishytung eines professionellen Konflikthelfers
Neben den Fortbildungsangeboten des Geschaumlftsshybereiches gibt es zahlreiche InhouseshySchulungen fuumlr das Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (LGL) sowie Fuumlhrungsseminare fuumlr das Lanshydesamt fuumlr Umwelt (LfU) Der Themenkatalog des LGL reicht von Trainings fuumlr Teamshy und Gruppenleishyter zur Mitarbeiterfuumlhrung Maszlignahmen zu Gesundshyheitsshy und Arbeitsschutz speziellen Schulungen zur Einfuumlhrung eines digitalen Dokumentenmanageshymentsystems bis zur Ausbildung von Brandschutzshy und Ersthelfern
Die ASUMEDDie Hauptaufgabe der Bayerischen Akademie fuumlr Arshybeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) ist die theoretische Weitershy und Fortbildung bereits approshybierter Aumlrzte in den Bereichen BetriebsshyArbeitsmeshydizin und Sozialmedizin Im Schnitt haben insgesamt 200 bis 300 Aumlrztinnen und Aumlrzte jaumlhrlich aus allen Bundeslaumlndern an einem Kurs der ASUMED teilgeshynommen Insbesondere mit der Deutschen Gesellshyschaft fuumlr Arbeitsshy und Umweltmedizin den Akadeshymien in Duumlsseldorf und Bad Nauheim und dem Lanshydesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften bestehen auf diesem Geshybiet langjaumlhrige Kooperationen
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Bereits 2003 entwickelte die ASUMED ein Konzept zur Vermittlung von sogenannten Basisqualifikatioshynen in den arbeitsmedizinischen Weiterbildungskurshysen wie Kommunikationsshy Kooperationsshy und Teamshyfaumlhigkeit beziehungsweise Sozialkompetenz Dieser Kursbaustein sieht vor den Betriebsarzt mit organisashytionsshy wirtschaftsshy und arbeitspsychologischen Inhalshyten zu konfrontieren und ihn als Moderator und Spreshycher aller im Betrieb am Gesundheitsmanagement beteiligten Personen und Bereiche zu befaumlhigen
Mit dem von der ASUMED 2005 initiierten Foumlrdershyprojekt bdquoPsychosoziale Belastungen in der betriebsshyaumlrztlichen Praxisldquo wurde das Department fuumlr Psyshychologie Organisationsshy und Wirtschaftspsychologie der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen beshytraut Die daraus resultierenden Ergebnisse boten der ASUMED wertvolle Ansatzpunkte fuumlr eine inhaltshyliche und gestalterische Weiterentwicklung der Ausshybildungseinheiten
Die MTA-V-SchuleSchuumllerinnen und Schuumller der einzigen Staatlichen Berufsfachschule fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnishysche Assistenten (MTAshyVshySchule) in Bayern absolshyvieren am Standort Oberschleiszligheim eine dreijaumlhrige Ausbildung Sie werden in den Lehrshy und Routinelashyboratorien des LGL praktisch ausgebildet und erhalshyten daneben theoretischen Unterricht Dabei werden sie von uumlber 20 hausinternen und weiteren externen Lehrkraumlften unterrichtet und betreut Auf diese Weishyse erhalten die Schuumllerinnen und Schuumller in der seit 1942 bestehenden Schule eine aktuelle und umfasshysende Ausbildung auf allen relevanten Gebieten Alle
drei Jahre beginnt an der Dienststelle in Obershyschleiszligheim ein neuer Lehrgang mit rund 20 Schuumlleshyrinnen und Schuumllern
AusblickIn den naumlchsten Jahren werden die interne Qualitaumltsshyentwicklung und die Weiterentwicklung einer zeitgeshymaumlszligen LehrshyLernshyKultur noch staumlrker in den Fokus ruumlcken koumlnnen Als Leitziel der Qualifizierungsmaszligshynahmen zum Einstieg in die staatlichen Fachlaufbahshynen wird der Erwerb umfassender beruflicher Handshylungskompetenz noch mehr an Bedeutung gewinnen Im Rahmen der Entwicklung neuer LehrshyLernshyKonzepshyte soll verstaumlrkt ein Perspektivwechsel von der Lehshyrendenshy zur Lernershyzentrierten Perspektive vollzogen werden Das bisher vorherrschende primaumlr rezeptive Lehrangebot soll durch ein problembasiertes fallbezoshygenes und projektorientiertes Lernen ergaumlnzt werden Hierdurch kann die lebenslang wichtige Lernkompeshytenz und (Weitershy)Lernbereitschaft gestaumlrkt die Entshywicklung fachlicher sowie fachuumlbergreifender Kompeshytenzen gefoumlrdert und ein kooperativer Arbeitsstil unshyterstuumltzt werden Dies sind nicht zuletzt jene Kompeshytenzen die schon jetzt in einer Welt von rasch veraltendem Wissen und schnellen Veraumlnderungen in der Wirtschaft wie in der oumlffentlichen Verwaltung von zentraler Bedeutung sind
Dieser Prozess des Wandels hat die Rechtsgrundlashygen vieler Taumltigkeitsbereiche des LGLs in der letzten Dekade besonders erfasst und neu geordnet Die ehemals durchgaumlngig national gepraumlgte Rechtsetshyzung ist in einigen Bereichen nahezu vollstaumlndig ershysetzt worden durch ein einheitliches EUshyRecht
EUROPA
Europa 40
Europa
Seit seiner Gruumlndung wird das LGL von einem Proshyzess begleitet der beinahe alle seiner Taumltigkeitsbeshyreiche von Grund auf reformierte eine Europaumlisieshyrung der gesetzlichen Grundlagen
Insbesondere in den Bereichen Lebensmittelshy und Produktsicherheit Chemikalienrecht oder Tiergesundshyheit hat das LGL im Gruumlndungsjahr 2002 sein Hanshydeln noch uumlberwiegend auf nationale Gesetzgebung stuumltzen koumlnnen Diese war zwar auch schon an vielen Stellen von europaumlischen Verordnungen und Richtlinishyen beeinflusst die praumlgende Grundausrichtung jeshydoch fuszligte noch auf den historisch gewachsenen nashytionalen Gesetzeswerken So galt beispielsweise noch 2002 mit dem Lebensmittelshy und Bedarfsgeshygenstaumlndegesetz (LMBG) ein seit 1976 fortgeschrieshybenes Rechtswerk das auf seinem Vorlaumlufer dem Lebensmittelgesetz (LMG) von 1927 begruumlndet war Noch im Gruumlndungsjahr des LGL entstand jedoch mit der Verordnung 1782002 der sogenannten Basisvershyordnung ein neuer europaumlischer Gesetzesrahmen in dessen Gefolge kaum ein nationales Gesetz im Beshyreich der Lebensmittelsicherheit unangetastet bleishyben konnte Eine solche europaumlische Vereinheitlishychung ist nicht nur geeignet Handelshemmnisse abshyzubauen sondern reduziert auch deutlich bisherige Reibungsverluste bei grenzuumlbergreifenden Maszlignahshymen und gegenseitiger Informationsweitergabe was fuumlr einen wirksamen Verbraucherschutz in einem inshyternationalisierten Umfeld unverzichtbar ist Der Preis jedoch der fuumlr eine solche Aumlnderung des gesamten rechtlichen Rahmens zu bezahlen ist hat das LGL die letzten 10 Jahre viel beschaumlftigt Bisher konnte bei leshy
bensmittelrechtlichen Beurteilungen bis hin zu detailshyliertesten Einzelfragestellungen auf eine langjaumlhrige Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis zuruumlckgeshygriffen werden Der Wortlaut der neuen EU Verordshynungen hingegen musste fuumlr die taumlgliche Praxis der Lebensmitteluumlberwachung erst ausgelegt werden Strittige Fragen lieszligen sich teilweise nur durch houmlchstrichterliche Klaumlrung entscheiden Bis zur Ausbildung einer umfassenden Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis vergehen meist mehr als nur 10 Jahre Daher wird das LGL auch in der Zukunft in zahlreichen Taumltigkeitsbereichen mit diesen Herausforshyderungen eines neu geschaffenen europaweit harmoshynisierten Rechtsrahmens umgehen muumlssen
An zwei Beispielen der Regulierung neuartiger Leshybensmittel und Nahrungsergaumlnzungsmittel sowie der Chemikaliensicherheit sollen die Herausfordeshyrungen fuumlr das LGL illustriert werden die mit dem sich wandelnden rechtlichen Umfeld in der letzten Dekade verbunden waren
Novel FoodHerkoumlmmliche traditionelle Lebensmittel gelten aufshygrund jahrelanger Erfahrung als sicher und verkehrsshyfaumlhig wenn sie den lebensmittelrechtlichen Bestimshymungen entsprechen Eine spezielle Zulassung oder eine behoumlrdliche Meldung des Inverkehrbringens ist nicht erforderlich
Exotische Gemuumlse Pflanzen oder Fruumlchte Extrakte und Konzentrate daraus Stoffe mit vermeintlichem ernaumlhrungsphysiologischem oder gesundheitlichem Nutzen Pflanzen aus der traditionellen Chinesischen
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Medizin oder der Homoumlopathie sowie neue Technoshylogien gelangten in den letzten Jahren neu als Leshybensmittel auf den Markt
Mit steigender Anzahl und zunehmendem Einsatz dieser nichtshytraditionellen Lebensmittel wurde es beshyreits 1997 als notwendig erachtet zum Schutz der Gesundheit und um gleiche Wettbewerbsbedingunshygen in der gesamten Europaumlischen Union zu schafshyfen einheitliche Sicherheitspruumlfungen im Rahmen der Novel FoodshyVerordnung (VO (EG) Nr 25897) zu erlassen Erstmals muumlssen damit Lebensmittel ein von der Europaumlischen Union festgelegtes umfangreishyches Zulassungsverfahren durchlaufen Nur wenn sie nachweislich kein Gesundheitsrisiko darstellen den Verbraucher nicht taumluschen und nicht zu Mangelershyscheinungen fuumlhren koumlnnen diese bdquoneuartigen Leshybensmittelldquo (Novel Food) auf den Markt kommen Das gilt sowohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Lebensshymittelzutaten die als bdquoneuartigldquo eingestuft werden
Neuartige Lebensmittel und Lebensmittelzutaten sind nach der Novel FoodshyVerordnung so definiert dass sie vor dem Stichtag dem 15 Mai 1997 noch nicht in nennenswertem Umfang fuumlr den menschlishychen Verzehr in der Europaumlischen Union im Verkehr waren Es sind also Lebensmittel oder Lebensmittelshyzutaten die in der Europaumlischen Union nach dem Stichtag neu auf den Markt kommen oder kamen und unter eine der nachfolgenden Gruppen fallen
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten mit neuer gezielt modifizierter primaumlrer Molekularstruktur zum Beispiel Margarine mit Phytosterinesterzusatz zur Senkung des Cholesterinspiegels
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Mikshyroorganismen Pilzen oder Algen bestehen oder darshyaus isoliert worden sind zum Beispiel Lycopin das aus dem Pilz Blakeslea trispora gewonnen wird
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Pflanzen bestehen oder aus Pflanzen und Tieren isoliert wurden und die nicht erfahrungsgemaumlszlig als unbedenklich eingestuft werden koumlnnen zum Beishyspiel Saft aus der Frucht von Morinda citrifolia (Noshynifrucht) oder Steviablaumltter
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten bei deren Herstellung ein nicht herkoumlmmliches Verfahren anshygewandt wurde was die Struktur oder Zusammenshysetzung des Lebensmittels oder der Lebensmittelshyzutat wesentlich veraumlndert zum Beispiel Fruchtzushybereitung fuumlr Joghurt haltbar gemacht durch ein Hochdruckverfahren
Bis Ende 2003 zaumlhlten auch gentechnisch veraumlndershyte Lebensmittel zu den neuartigen Lebensmitteln Seit 2004 sind diese jedoch in einer eigenen Verordshynung geregelt
Aufgrund der umfangreichen Sicherheitsanforderunshygen bei der Antragstellung eines neuartigen Lebensshymittels oder Lebensmittelzutat kommt es jedoch nicht immer zur Zulassung Von den seit 1997 geshystellten 107 Antraumlgen nach Art 4 der Novel FoodshyVerordnung wurden 64 abgelehnt
Eine Besonderheit des Zulassungsverfahrens bei neushyartigen Lebensmitteln ist dass auch bestimmte Eigenshyschaften ausgelobt werden koumlnnen die nach allgemeishynem Recht bisher unzulaumlssig waren Dies zeigt sich zum Beispiel bei den im Jahr 2000 zugelassenen Physhy
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tosterinen Phytosterine sind geeignet den Cholesteshyrinspiegel zu senken Die cholesterinsenkende Wirshykung ist durch zahlreiche klinische Studien belegt Neshyben dieser positiven Wirkung wurden jedoch auch neshygative Nebenwirkungen festgestellt Diese Produkte sollten daher nur von Personen verzehrt werden die tatsaumlchlich einen zu hohen Cholesterinspiegel haben Um den Verbraucher vor gesundheitlichen Schaumlden zu schuumltzen wurde daher bereits bei der Zulassung eine umfangreiche Pflichtkennzeichnung in Form einer Vershyordnung festgelegt Produkte mit Phytosterinen duumlrfen nur in den Verkehr gebracht werden wenn in der Etishykettierung unter anderem darauf hingewiesen wird dass mit den Erzeugnissen der Cholesterinspiegel geshysenkt werden kann und daher die Produkte ausschlieszligshylich fuumlr Personen bestimmt sind die dies aus gesundshyheitlichen Gruumlnden tun muumlssen Erstmals wird also eine bisher verbotene krankheitsbezogene Werbung fuumlr bestimmte Produkte sogar vorgeschrieben
bdquoLebensmittel mit Phytosterinzusaumltzenldquo stellen die bekanntesten und am haumlufigsten gekauften neuartishygen Lebensmittel dar Mittlerweile befinden sich etwa 132 zugelassene Produkte mit Phytosterinen aus den unterschiedlichsten Warengruppen wie Brot Wurst Joghurt Milch Kaumlse und Margarine auf dem Markt
Neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelshyzutaten muumlssen nicht als neuartig gekennzeichnet werden Der uninformierte Verbraucher weiszlig daher nicht ob er gerade eines der zugelassenen neuartishygen ein traditionelles oder vielleicht sogar ein funktioshynelles (angereichertes Lebensmittel mit ausgelobtem gesundheitlichem Nutzen) Lebensmittel verzehrt
Am LGL werden jaumlhrlich etwa 700 Proben hinsichtlich neuartiger LebensmittelLebensmittelzutaten untershysucht die Beanstandungsquote liegt bei rund 7
NahrungsergaumlnzungsmittelDer Markt mit Nahrungsergaumlnzungsmitteln (NEM) boomt seit Jahren ungebrochen
NEM sind Lebensmittel die dazu bestimmt sind die allgemeine Ernaumlhrung zu ergaumlnzen Sie besteshyhen aus Konzentraten von einem oder mehreren Naumlhrstoffen (Vitamine und Mineralstoffe) oder sonstigen Stoffen mit ernaumlhrungsspezifischer oder physiologischer Wirkung (zum Beispiel Aminosaumlushyren Pflanzenshy und Kraumluterextrakte) sie werden in dosierter Form als Kapseln Fluumlssigampullen und so weiter in den Verkehr gebracht Hinsichtlich der in NEM verwendeten Stoffe gibt es derzeit nur eine EUshyweit guumlltige Positivliste fuumlr Vitamine und Mineshyralstoffe einschlieszliglich der Spurenelemente Es fehlen jedoch hierzu Regelungen zu Mindestshy und Houmlchstgehalten sowie Vorschriften hinsichtlich der Verwendung der bdquosonstigen Stoffeldquo Ein Ruumlckgriff auf die bisherige Verwaltungsshy und Rechtspreshychungspraxis ist allerdings auch nicht moumlglich da diese auf alten Vorschriften des nationalen Rechts beruhte die nicht selten mit der neuen EUshyGesetzshygebung inkompatibel sind
Nicht nur aufgrund ihrer Darreichungsformen (Tabletshyten oder aumlhnliches) koumlnnen NEM mit Arzneimitteln verwechselt werden Immer wieder versuchen Hershysteller den aufwendigen teuren und haumlufig ausshysichtslosen Weg der Zulassung eines Erzeugnisses
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als Arzneimittel zu umgehen indem sie ihre Produkshyte einfach als bdquoNahrungsergaumlnzungsmittelldquo in den Handel bringen da diese keiner strengen Zulasshysungspflicht unterliegen
Eine nicht geringe Anzahl der NEM bewegt sich dashymit in der Grauzone zwischen Lebensmittel und Arzshyneimittel Abgrenzungsfragen nehmen daher am LGL einen breiten Raum ein Hierbei erfolgt die Beshywertung unter Beruumlcksichtigung verschiedener Asshypekte wie stoffliche Zusammensetzung Dosierung der Zusatzshy und Inhaltsstoffe Werbeaussagen und Aufmachung des Produktes Gerade bei der Bewershytung des wissenschaftlich gesicherten Wahrheitsgeshyhaltes von Werbeaussagen bestand in der vergangeshynen Dekade erhebliche Rechtsunsicherheit die soshywohl fuumlr die Behoumlrden als auch fuumlr die Herstellerbeshytriebe oftmals langwierige und aufwendige gerichtliche Auseinandersetzungen zur Folge hatten Von der HealthshyClaimsshyVerordnung 19242006 hat sich das LGL erhofft dass spaumltestens Anfang 2010 dieser Unsicherheit ein Ende gesetzt wuumlrde Bis zu diesem Zeitpunkt sollte eine Positivliste zugelasseshyner Werbeaussagen verabschiedet werden die weshygen der groszligen Zahl der Antraumlge allerdings bis heute nicht vollstaumlndig ist Und so ist es nicht weiter vershywunderlich dass aus Sicht der Behoumlrden bei einem groszligen Teil der NEM wissenschaftlich nicht gesishycherte und somit irrefuumlhrende Werbeaussagen zu beanstanden sind dass sich aber die Durchsetzung dieser Beanstandungen durch die Kreisverwaltungsshybehoumlrden vor dem Hintergrund einer im Umbruch befindlichen Rechtslage und Rechtsprechung schwierig gestaltet
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Schon seit Jahren beobachten amtliche Uumlberwashychungsstellen daruumlber hinaus eine Zunahme an illeshygalen Verkaufsaktivitaumlten bei NEM die mit pharmashykologisch wirksamen Stoffen angereichert und demshyzufolge als Arzneimittel zu beurteilen sind Derartige Produkte stellen eine ernste Gefahr fuumlr die Gesundshyheit der Bevoumllkerung dar Die Bedenklichkeit spiegelt sich in zahlreichen Verbraucherbeschwerden uumlber schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen wider Bei Verstoumlszligen gegen Vorschriften des Arzneimittelgeshysetzes unterrichtet das LGL umgehend die zustaumlndishygen Behoumlrden und unterstuumltzt diese durch Fachgutshyachten bei der Ermittlungstaumltigkeit Die LGLshySachshyverstaumlndigen erstellten eine Liste mit beanstandeten
Nahrungsergaumlnzungsmitteln und gesundheitlich beshydenklichen LifestyleshyMedikamenten fuumlr Zollbehoumlrshyden und verschiedene Kriminalpolizeidienststellen
NEM beduumlrfen im Gegensatz zu Arzneimitteln keiner Zulassung Sie muumlssen lediglich nach sect 5 der Verordshynung uumlber Nahrungsergaumlnzungsmittel (NemV) beim Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensshymittelsicherheit (BVL) unter Vorlage eines Etikettenshymusters angezeigt werden Mit dem Anzeigevorshygang ist jedoch keine Pruumlfung verbunden Fuumlr die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Vorschriften ist der Hersteller oder Importeur selbst verantshywortlich
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Am LGL werden die angezeigten Etikettenmuster von NEM bayerischer Inverkehrbringer (2009 146 Anzeigen 2010 619 Anzeigen) vor allem im Hinblick auf ihre Zusammensetzung risikoorientiert uumlberpruumlft Die Uumlberpruumlfungen ergaben dass rund 13 der anshygezeigten Etikettenmuster nicht den lebensmittelshyrechtlichen Vorschriften entsprachen In diesen Faumllshylen benachrichtigt das LGL mittels Gutachten die zushystaumlndige Uumlberwachungsbehoumlrde
Nach LGLshyErfahrungen handelt es sich bei den NEM um eine schwierige und problematische Proshyduktgruppe deren Beanstandungsquote sich unvershyaumlndert auf relativ hohem Niveau bei rund 15 beshywegt Die zu untersuchende Zahl an NEM am LGL betraumlgt jaumlhrlich etwa 500 Proben
Hauptsaumlchliche Beanstandungsgruumlnde sind
bull irrefuumlhrende und krankheitsbezogene Werbung auf der Verpackung in der Packungsbeilage oder im Internet
bull Einstufung von NEM als Arzneimittelbull Verwendung nicht zugelassener Zusatzstoffebull Einstufung von Zutaten als neuartige Lebensmittelbull unvollstaumlndige undoder fremdsprachige Kennshy
zeichnung
Aufgrund der hohen Beanstandungsquote bei NEM entwickelte das LGL ein besonderes Betriebsshykontrollprogramm Es umfasst die Produktionsshyhygiene ebenso wie die wissenschaftlichen Nachshyweise fuumlr Werbebehauptungen die Ruumlckverfolgshybarkeit Statuserhebung der durchgefuumlhrten Eigenkontrollen (inklusive der Einhaltung des
HazardshyAnalysisshyCriticalshyControlshyPointshyKonzepts (HACCP)) und die Vertriebswege
Als Ergebnis der bisher durchgefuumlhrten Kontrollen ist festzustellen dass nur wenige Betriebe alle Herstelshylungsschritte selbst durchfuumlhren Die uumlberwiegende Anzahl der Betriebe bezieht fertige Ware von Lohnshyherstellern die allenfalls noch verpackt und etiketshytiert wird
NEM beduumlrfen weiterhin einer intensiven Kontrolle um ein akzeptables Verbraucherschutzniveau zu geshywaumlhrleisten ndash besonders gilt dies fuumlr Produkte die uumlber das Internet angeboten werden Begleitend dazu muss eine umfassende Verbraucheraufklaumlrung stattfinden denn ein falsches Ernaumlhrungsverhalten oder eine ungesunde Lebensweise koumlnnen durch die Einnahme von NEM nicht kompensiert werden Hier sind die Behoumlrden insbesondere gefordert die Umsetzung der HealthshyClaimsshyVerordnung in eine geregelte und verlaumlssliche Verwaltungspraxis voranshyzutreiben ndash zum Wohle eines rechtssicheren Umfelshydes fuumlr Herstellerbetriebe und eines gut und richtig informierten Verbrauchers
Eine aumlhnlich grundlegende rechtliche Neuausrichshytung wurde im Bereich der Chemikaliensicherheit mit der sogenannten REACHshyVerordnung 19072006 durch den europaumlischen Gesetzgeber auf den Weg gebracht und wird wohl noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum neue Anforderungen fuumlr das LGL bereitshyhalten
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Chemikaliensicherheit
Seit sieben Jahren hat das LGL als Folge der Einglieshyderung des Landesamtes fuumlr Arbeitsschutz auch die Aufgabe Arbeitnehmer und Verbraucher im Rahmen der Chemikaliensicherheit vor gefaumlhrlichen chemishyschen Stoffen zu schuumltzen Die Art und der Umfang der Aufgabenstellung sind vielfaumlltig Exemplarisch soll dies anhand von drei Beispielen demonstriert werden zum einen die REACHshyInfoline fuumlr Untershynehmen zum anderen die Unterrichtung der Oumlffentshylichkeit im Rahmen der Neuregelung der Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien und zuletzt die Sachkundepruumlfung zu gefaumlhrlichen Stoffen
Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
Die Grundlage bildet seit 1981 das Chemikaliengeshysetz (ChemG) Dazu wurden diverse Ausfuumlhrungsshyverordnungen wie zum Beispiel die ChemVerbotsV die GefahrstoffV und spaumlter die BiostoffV erlassen Zur weiteren Auslegung dienen die Technischen Reshygeln fuumlr Gefahrstoffe Mit der REACHshyVerordnung (Registration Evaluation Authorisation of Chemishycals) ist 2007 ein neues europaweit geltendes Cheshymikalienrecht in Kraft getreten Hintergrund hierfuumlr war dass bis 2007 nur rund 5000 Neustoffe gemelshydet und zugelassen wurden Mehr als 100000 Cheshymikalien die im Umlauf waren die sogenannten bdquoAltstoffeldquo unterlagen keinem Zulassungsverfahren
Mit Inkrafttreten von REACH muumlssen nun Hersteller und Importeure Neushy und Altstoffe bei der Europaumlishy
schen Chemikalien Agentur (ECHA) in Helsinki regisshytrieren lassen Dort werden sie bewertet zugelasshysen oder bei moumlglichen Gefaumlhrdungen von Umwelt beziehungsweise Verbrauchern verboten oder nur mit Beschraumlnkungen genehmigt Damit soll die Cheshymikaliensicherheit erhoumlht und der Gesundheitsshy Umshyweltshy und Verbraucherschutz verbessert werden Das ehrgeizige Unternehmen soll dazu fuumlhren dass spaumltestens ab 2018 in der EU nur noch Chemikalien vermarktet werden duumlrfen deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt untershysucht und registriert worden sind
REACH-Infoline am LGL Die REACHshyVerordnung (REACHshyVO) ist ein komplishyziertes Regelwerk mit vielen Ausnahmen und Detailshyregelungen Sie umfasst mittlerweile weit uumlber 1000 Seiten Vor allem kleine und mittelstaumlndische Untershynehmen brauchen Informationen und Unterstuumltzung damit sie ihre Pflichten erfuumlllen koumlnnen Mit der beshyreits zum zweiten Mal aufgelegten Broschuumlre bdquoNeue EUshyChemikalienverordnung ndash REACHldquo wurde dieser Personenkreis in die Thematik eingefuumlhrt Bei der REACHshyInfoline die am LGL eingerichtet ist haben die Unternehmen die Moumlglichkeit konkret nachzufrashygen Besonders in der Anfangsphase war diese Hotshyline stark frequentiert So bereitete beispielweise vieshylen Unternehmen die Zuordnung ihrer Produkte als StoffGemisch oder als Erzeugnis Probleme Beishyspielsweise gilt importierter Stahl in Rohform als Geshymisch dessen Bestandteile registrierungspflichtig sind Ist der Stahl jedoch bereits gewalzt oder geshyformt so handelt es sich um ein Erzeugnis das nicht registrierungspflichtig im Sinne von REACH ist
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Wird der importierte Stahl umgeschmolzen gilt er als Gemisch Wird er hingegen rein mechanisch weishyterverarbeitet gilt er als Erzeugnis Als ein weiteres Beispiel kann der Gips dienen Bergmaumlnnisch abgeshybauter Gips muss als chemisch nicht veraumlnderter Naturstoff nicht registriert werden Gips der bei der Entschwefelung von Rauchgasen anfaumlllt und als Baushystoff auf den Markt gebracht wird muss hingegen registriert werden
Neue GefahrensymboleNach der Einfuumlhrung der REACHshyVO wurde auf EUshyEbene auch die Einstufung und Kennzeichnung von Stoffen neu geregelt 2009 trat die neue Verordnung uumlber die Einstufung Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen mit Uumlbergangsregelunshygen in Kraft Sie heiszligt auch GHSshy oder CLPshy Verordshynung (globally harmonized system oder classification labelling and packaging of substances and mixtures) und gilt prinzipiell fuumlr alle gefaumlhrlichen Stoffe an sich und in Gemischen Erzeugnisse sind hiervon nicht beshytroffen Fuumlr Stoffe ist sie verbindlich waumlhrend Gemishy
sche bis zum 1 Juni 2015 noch die alte Kennzeichshynung tragen duumlrfen Mit der GHSshyVerordnung soll weltweit die Einstufung und Kennzeichnung vereinshyheitlicht werden Denn bislang gab es unterschiedlishyche Systeme fuumlr die Kennzeichnung und eine untershyschiedliche Behandlung gleicher Produkte in verschieshydenen Laumlndern Stoffe die zum Beispiel in der EU Australien Malaysia und Thailand als gesundheitsshyschaumldlich eingestuft waren galten in den USA Kanashyda und Japan bereits als giftig hingegen in Indien als nichtshygiftig und in China gar als nicht gefaumlhrlich
Mit der Einfuumlhrung der neuen Kennzeichnung gingen dem Verbraucher alte Bekannte wie beispielsweise das Andreaskreuz verloren und neue Gefahrensymshybole (Piktogramme) mussten bekannt gemacht wershyden Um die Aufmerksamkeit der Oumlffentlichkeit zu erreichen und die Menschen aufzuklaumlren wurde am LGL eine gut verstaumlndliche Wanderausstellung zur Chemikalienkennzeichnung konzipiert Gleichzeitig wurde die Bevoumllkerung nachdruumlcklich fuumlr die Gefahshyren die von den verschiedenen Gefahrstoffen ausshygehen sensibilisiert
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Die Ausstellung umfasst rund 30 Poster und traumlgt den Titel bdquoSchutzschild ndash Die neu(e)n Zeichen fuumlr Ihre Sicherheitldquo Sie gliedert sich in drei Teile Zushynaumlchst zeigt sie Allgemeines zur neuen Kennzeichshynung mit einer Gegenuumlberstellung unter dem Schlagwort bdquoWas ist anders was ist neuldquo Der Mitshytelteil erklaumlrt auf jeweils zwei Postern die neuen Kennzeichen die jetzt Piktogramme heiszligen Dabei dient ein Poster als Blickfang das andere erlaumlutert das jeweilige Piktogramm welche Gefahren von dershyart gekennzeichneten Produkten ausgehen und wie man sich vor ihnen schuumltzt
Der Schlussteil verweist auf eine die Ausstellung beshygleitende Broschuumlre und auf die neu eingerichtete Website wwwschutzschildbayernde auf der weishytere Informationen abgerufen werden koumlnnen Die Wanderausstellung wurde im Februar 2010 im Deutshyschen Museum in Muumlnchen feierlich eroumlffnet Zurshyzeit wandert die Ausstellung durch ganz Bayern
SachkundepruumlfungGiftige sehr giftige brandfoumlrdernde hochentzuumlndlishyche undoder gesundheitsschaumldliche Stoffe duumlrfen erst nach der Erteilung einer behoumlrdlichen Erlaubnis von Personen die uumlber eine entsprechende Sachshykunde verfuumlgen in Verkehr gebracht werden Dies regelt der sect 3 der ChemikalienshyVerbotsverordnung (ChemVerbotsV) Die Kenntnisse von Gewerbetreishybenden beispielsweise zur Schaumldlichkeit und Kennshyzeichnung werden von der Gewerbeaufsicht schriftshylich mittels spezieller Fragen aus einem laumlnderuumlbershygreifenden bdquoGemeinsamen Fragenkatalogldquo uumlbershypruumlft Das LGL hat hierbei zwei Aufgaben die
Pruumlfungsfragen fuumlr die schriftliche Pruumlfung des Geshywerbeaufsichtsamtes zusammenzustellen und an der Pflege des Fragenkatalogs im Rahmen einer bundesweiten Arbeitsgruppe mitzuwirken Sehr aufshywendig war die Anpassung der Fragen an die neuen Kennzeichnungsregelungen und die Zunahme von stoffspezifischen Sachkundepruumlfungen
FazitVeraumlnderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen stellen den behoumlrdlichen Umgang mit der Chemikalishyensicherheit immer wieder vor neue Herausfordeshyrungen Mit Fortschreiten der Umsetzung der REACHshyVO wird auch das LGL als Landesbehoumlrde verstaumlrkt zu einer Drehscheibe zwischen den intershynationalen und nationalen Behoumlrden sowie der bayeshyrischen Gewerbeaufsicht zum Schutz der Bevoumllkeshyrung vor Risiken durch Chemikalien
Die REACHshyVerordnung macht deutlich dass ein wirksamer Schutz der Bevoumllkerung vor gesundheitlishychen Gefahren hier durch chemische Stoffe darauf angewiesen ist dass belastbare wissenschaftliche Daten beispielsweise zur Toxizitaumlt aber auch zu Vershybreitung in belebter und unbelebter Umwelt oder zu Abbaushy und Umbauprozessen vorliegen Waumlhrend die REACHshyVerordnung die Beschaffung derartiger Inforshymationen der Verantwortlichkeit der damit umgehenshyden Industrie zuweist lassen sich viele andere potenshyzielle Gesundheitsgefahren keinem bdquoVerursacherldquo zushyweisen Zur Beurteilung solcher Gefahren anhand wissenschaftlicher Daten sind auch und gerade staatshyliche Stellen wie das LGL gefordert durch eigene WISSENSCHAFT die benoumltigten Beitraumlge zu leisten
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WISSENSCHAFT
Wissenschaft 52
Wissenschaft
Als am 24 April 2002 erstmals berichtet wurde dass in erhitzten staumlrkehaltigen Lebensmitteln der bis dato in der Oumlffentlichkeit weithin unbekannte krebserregende Stoff Acrylamid in hohen und geshysundheitlich relevanten Mengen vorhanden ist sollte dies die Schlagzeilen der Tagespresse noch uumlber einen langen Zeitraum fuumlllen Dabei war Acrylamid schon immer in bestimmten Lebensmitshyteln enthalten gewesen Neu war lediglich das Wissen um diesen Sachverhalt Dieses Wissen ist einer schwedischen Wissenschaftlerin zu verdanshyken die bei einer umweltmedizinischen Untersushychung von Vergiftungsfaumlllen nach einem Acrylshyamideinsatz im Tunnelbau bemerkte dass auch die unbelastete Bevoumllkerung hohe Acrylamidgehalte im Blut aufwies die nur aus der Nahrung stammen konnten
Die weitere bdquoGeschichteldquo von Acrylamid zeigt deutshylich wie wichtig neue wissenschaftliche Erkenntnisshyse fuumlr zielgerichtete Maszlignahmen zum Schutz der oumlfshyfentlichen Gesundheit sind Gut temperaturkontrolshylierte Backprozesse koumlnnen zu einer deutlichen Reshyduktion der Acrylamidbildung fuumlhren Bestimmung von Acrylamid in Backprodukten und Beratung der Herstellerbetriebe konnten auch ohne gesetzliche Vorschrift die Acrylamidbelastung der Bevoumllkerung deutlich reduzieren Diese einfachen und dennoch wirkungsvollen Maszlignahmen konnten jedoch erst zum Nutzen der Bevoumllkerung eingesetzt werden als die Acrylamidbildung in Backprodukten und Moumlglichshykeiten ihrer Verhinderung untersucht und durch wisshysenschaftliche Publikation oumlffentlich wurden Auch
die bayerische Bevoumllkerung ist heute einer geringeshyren Acrylamidbelastung ausgesetzt als noch vor 10 Jahren und profitiert somit indirekt wie auch das LGL in seiner taumlglichen Arbeit von einer transparenshyten internationalen wissenschaftlichen Veroumlffentshylichungspraxis
Das LGL versteht sich als Teil der fachwissenshyschaftlichen Oumlffentlichkeit der sogenannten bdquoscientific communityldquo Innerhalb der letzten zehn Jahre hat das LGL daher konsequent einen Weg beschritten diese Integration in die bdquoscientific communityldquo voranzutreiben So wie das LGL selbst in seiner taumlglichen Taumltigkeit als ratgebender Dienstshyleister fuumlr Politik und Vollzugsbehoumlrden auf den reishychen Fundus wissenschaftlicher Publikationen anshyderer zuruumlckgreift so setzt es die damit verbundeshyne Verpflichtung um eigene Ergebnisse der Fachshywelt zu praumlsentieren Im Jahr 2001 haben die beiden Landesuntersuchungsaumlmter die Vorgaumlngershyeinrichtungen des LGL von insgesamt 56 Fachvershyoumlffentlichungen und Kongressbeitraumlgen nur vier in einer begutachteten (bdquopeer reviewedldquo) internatioshynalen englischsprachigen Zeitschrift veroumlffentlicht Bis zum Jahr 2011 stieg nicht nur die Zahl der wisshysenschaftlichen Veroumlffentlichungen bis auf uumlber 300 pro Jahr sondern auch der Anteil der internashytional veroumlffentlichten Beitraumlge auf uumlber 60
Am LGL wurden in der zuruumlckliegenden Dekade 171 Forschungsprojekte fuumlr die Weiterentwicklung und Validierung neuer Untersuchungsmethoden oder zur Untersuchung gesundheitsrelevanter Parameter in Tier Mensch Umwelt oder Lebensmittel initiiert Hierfuumlr konnte ein Gesamtvolumen von circa 26 Mio
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Euro an Foumlrdergeldern aus Foumlrderprogrammen bayeshyrischer Ministerien des Bundesforschungsshy und anshyderer Bundesministerien sowie aus dem europaumlishyschen Forschungsrahmenprogramm eingeworben werden
Die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und anshyderen Forschungseinrichtungen konnte die Gewinshynung und den Austausch hoch qualifizierten Persoshynals fuumlr das LGL deutlich erleichtern Besonders in Ausshy Fortshy und Weiterbildung konnte ein lebhafter gegenseitiger Austausch etabliert werden der zum einen praktische Aspekte staatlicher Gesundheitsshyfuumlrsorge durch die Beteiligung von LGLshyMitarbeitern an der akademischen Lehre in die Hochschulen transportieren konnte zum anderen aber auch ershylaubte Hochschullehrer fuumlr die Ausbildungsprogramshyme der Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit zu gewinnen Eine besonders enge Vershyschraumlnkung konnte hier durch die Fusion der Amtsshyarztausbildung mit dem Masterstudiengang bdquoPublic Healthldquo der LMU erreicht werden
Pettenkofer School of Public Health Oumlffentliche GesundheitPublic Health ist ein unvershyzichtbares Taumltigkeitsfeld der gesamtgesellschaftlishychen Bemuumlhungen um bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo (Institute of Medicine 1988 2002) Zunaumlchst mag die fuumlr Bayshyern handlungsleitende These einer (Reshy)Akademishysierung des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) im Rahmen einer universitaumlren bdquoSchool of Public Healthldquo uumlberraschen Sind die im OumlGD Taumltishygen nicht in aller Regel akademisch hoch qualifizierte
Fachleute Aumlrzte mit oftmals doppelter Facharztquashylifikation naumlmlich einem klinischen Facharzt in Vershybindung mit dem Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen
Eine akademische Qualifikation der im OumlGD in Fuumlhshyrungsshy oder Spezialfunktion Taumltigen ist sicherlich geshygeben etwa durch die angesprochenen promoviershyten Fachaumlrzte fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen mit leitenden Funktionen in den Gesundheitsaumlmtern Gleichzeitig ist das spezifische fachliche Taumltigkeitsshyfeld des OumlGD selbst seit geraumer Zeit nicht mehr durch eigene Lehrstuumlhle an einer medizinischen Fashykultaumlt vertreten Dies ist eine bemerkenswerte Beshysonderheit des Facharztes fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen auch angesichts der internationalen hisshytorischen Bedeutung der grundlegenden Arbeiten eishynes Max von Pettenkofer Rudolf Virchow oder Salomon Neumann fuumlr den betreffenden Faumlcherkashynon Die Erklaumlrung dieser besonderen Situation ist fuumlr den deutschen Sprachraum zu groszligen Teilen im Missbrauch der bevoumllkerungsmedizinischen Ansaumltze und deren Perversion fuumlr die verbrecherischen Ziele des Nationalsozialismus in der Zeit von 1933 bis 1945 zu finden (Labisch 1999 Schagen und Schleishyermacher 2005 Donhauser 2007)
Eine Aufarbeitung dieser fachlichshywissenschaftlishychen Defizite erfolgte fuumlr Deutschland durch die Pushyblic HealthshyFoumlrderprogramme des Bundes insbesonshydere zwischen 1991 und 2001 Diese Unterstuumltzung erfolgte zum einen durch die Foumlrderung groszliger epishydemiologischer Studien und von fuumlnf Forschungsvershybuumlnden Public Health zum zweiten durch ein AusshylandsshyStipendienprogramm zur Public HealthshyQualifishy
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kation deutscher Nachwuchswissenschaftler zum dritten durch den Aufbau eigener Public HealthshyStushydiengaumlnge zur Qualifikation an deutschen Universitaumlshyten Aumlhnliche Aufbauprozesse vollzogen sich auch in Oumlsterreich und in der Schweiz
Der OumlGD war daran zunaumlchst nur in vergleichsweise geringem Ausmaszlig beteiligt Dies erklaumlrt sich zwangshylos damit dass der OumlGD zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr an den deutschen Universitaumlten mit eishygenstaumlndigen Fachvertretern praumlsent war Dadurch war einerseits eine bdquoTheorieluumlckeldquo hinsichtlich der Repraumlsentanz von OumlGDshyThemen im Wissenschaftsshybereich gegeben andererseits eine bdquoPraxisluumlckeldquo bezogen auf einen nachhaltigen Praxisbezug der Forshyschung und Ausbildung an den neuen Public HealthshyStudiengaumlngen
Die Akademien in Duumlsseldorf und Muumlnchen welche die fuumlr die fachaumlrztliche Qualifikation vorgeschriebeshynen theoretischen Kursweiterbildungen anbieten suchten fruumlhzeitig Verbindungen mit dem universishytaumlren Bereich Public Health
Am Standort Muumlnchen ergaben sich besondere Chancen
In Uumlbereinstimmung mit dem BolognashyProzess (BoshylognashyErklaumlrung 1999) zur Schaffung eines einheitlishychen Europaumlischen Hochschulraums bis zum Jahr 2010 wurde der Public HealthshyStudiengang der LudshywigshyMaximiliansshyUniversitaumlt mit Beginn zum Wintershysemester 20082009 modularisiert (European Credit Transfer System ECTS) und zudem unter Einbezieshyhung der Belange des OumlGD erweitert
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Zeitgleich forderte ein Beschluss der Bayerischen Staatsregierung (Ministerratsbeschluss vom 2 Mai 2006) die Erarbeitung eines stimmigen Gesamtkonshyzeptes fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst (OumlGD) in Bayern Angesprochen wurden Fortshy und Weiterbildung Modularisierung des AmtsarztshyLehrshyganges Fortbildungsverpflichtung mit Punktesysshytem Uumlberpruumlfung des Ausbildungssystems und Strukturen des OumlGD
Diese beiden Entwicklungen stellen eine substanshyzielle Chance fuumlr eine stimmige an den europaweishyten bdquobest practiceldquoshyModellen orientierte Fortentshywicklung der Facharztweiterbildung Oumlffentliche Geshysundheit durch eine staumlrkere Vernetzung des Amtsshyarztlehrganges mit der universitaumlren Public HealthshyAusbildung dar Angesichts der demokratishyschen Weiterentwicklung der Gesellschaften in Eushyropa von der vorwiegend staatlich verwalteten oumlfshyfentlichen Gesundheit hin zu einer partnerschaftlich oumlffentlich verantworteten Gesundheit und einem poshysitiven Menschenrecht auf Gesundheit (Art 35 der Charta der Grundrechte der Europaumlischen Union) treshyten ndash zu den wichtigen klassischen Aufgaben des Gesundheitsschutzes ndash verstaumlrkt hinzu (sa KGSt 1998 Institute of Medicine 1998 und 2002 Locher WildnerKerscher 2009)
bull inhaltliche und fachliche Kompetenzen in neuen Steuerungsfunktionen im Bereich Gesundheitsshyschutz und GesundheitsfoumlrderungPraumlvention
bull die Befaumlhigung zur quantitativen Analyse Evaluatishyon und evidenzbasiertem Handeln
bull die Befaumlhigung zur effektiven Gesundheitsberichtshyerstattung Risikoshy und Krisenkommunikation
bull kulturelle und soziale Kompetenzen sowie Bereitshyschaft und Befaumlhigung zur intersektoralen Koopeshyration
bull die Befaumlhigung zur Beratung der Oumlffentlichkeit Moderation und Anwaltschaft auf lokaler regionashyler und uumlberregionaler Ebene
bull die Befaumlhigung zur Politikberatung auf verschiedeshynen Ebenen
bull die Befaumlhigung zur Reflexion beziehungsweise Entshywicklung von ethischen Grundpositionen und Staatsverstaumlndnis in der eigenen Arbeit
Vor dem Hintergrund dieses Anforderungsprofils war und ist fuumlr den Bereich der oumlffentlichen Gesundheit die verstaumlrkte Integration sozialer sozialwissenshyschaftlicher und evaluativer Kompetenzen in die Weitershy und Fortbildung notwendig (Akademie fuumlr oumlffentliches Gesundheitswesen Duumlsseldorf 2008 Stockmann et al 2009) Dies ist vergleichbar mit der Integration naturwissenschaftlicher Kompetenz in die Medizin im vergangenen Jahrhundert Diese Inshytegration ist insbesondere aus dem Bereich Public Health heraus zu erwarten und sollte damit vernetzt sein (Grunow und GrunowshyLutter 2000 Kurth 2005 Muumlller 2005) Die konkreten Entwicklungsschritte auf diesem Weg in Bayern werden nun hier vorgeshystellt
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Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesund-heitswesen
Die Notwendigkeit zur Fortentwicklung des Facharzshytes fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen ergibt sich aus den qualitativ gestiegenen Anforderungen im Beshyreich Oumlffentliche Gesundheit Insbesondere betrifft dies die Evidenzbasis des behoumlrdlichen Handelns und die Vernetzung mit verschiedenen Akteuren
Dazu kommt dass die Ausshy und Weiterbildung euroshypaweit kompatibel sein muss Hier bestand in Bayern die Moumlglichkeit im deutschsprachigen Raum eine Vorreiterrolle zu uumlbernehmen In Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien fuumlr eine einheitlich Europaumlishysche Hochschullandschaft wurde das bisherige Ausshybildungsangebot zu einem Master of Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen (LMU) welches bereits mit der Amtsarztausbildung vernetzt war erweitert Dabei wurde der bisherige Master of Public Health (MPH) um eine weitere Schwerpunktsetzung bdquoHealth Administration and ManagementVerwalten und Fuumlhren im Gesundheitsshywesenldquo (MPH Schwerpunkt HAM) erweitert Die Chancen fuumlr die Facharztausbildung im Oumlffentlichen Gesundheitswesen liegen in dieser erweiterten Schwerpunktsetzung Der Schwerpunkt in Health Administration und Management (Fuumlhren und Vershywalten im Gesundheitswesen) ist kompatibel mit der theoretischen Kursweiterbildung der Facharztweitershybildung im Bereich Oumlffentliches Gesundheitswesen Der bisherige Lehrgang mit 713 Kontaktstunden Unshyterricht wurde in Gaumlnze integriert Dies setzte eine abgestimmte Zertifizierung der Bildungsangebote des bisherigen Amtsarztlehrganges und die notwenshy
dige Anerkennung fuumlr eine universitaumlre Ausbildung zu einem Master voraus und bedeutete die Uumlberfuumlhrung des bisherigen Ausbildungsangebotes in die inhaltlishychen und formalen Voraussetzungen des ECTSshySysshytems Fuumlr den Erwerb eines Bolognashykonformen MastershyGrades musste die bisherige Ausbildung noch um Module ergaumlnzt werden die fuumlr die Kursteilshynehmer freiwillig sind ein Modul Biometrie sowie die Module eines Praktikums und einer Masterarbeit
Die Modularisierung in Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien beinhaltet die Vergabe von European Credit Transfersystempunkten (ECTS) 1 ECTSshyPunkt berechnet sich von der studentischen Arbeitsbelastung her als 30 Stunden Die an der LMU Muumlnchen umgesetzten MastershyProgramme hashyben einen Umfang von 120 ECTS Der Erwerb eines solchen Masterabschlusses setzt ein mindestens zweijaumlhriges VollzeitshyHochschulstudium (BachelorshyAbschluss) voraus und ist nicht auf Mediziner beshyschraumlnkt
Die derzeitige Modulstruktur im Bereich MPH (Schwerpunkt HAM) umfasst folgendes
bull Fuumlnf Pflichtmodule (Biometrie (9 ECTS) shy Epidemiologie (9 ECTS) shy Public Health Kernkomshypetenzen (12 ECTS) shy Praktikum (30 ECTS) shy Masterarbeit Kolloquium Disputation (30 ECTS))
bull Drei Wahlpflichtmodule (Taumltigkeitsfelder im OumlGD (12 ECTS) shy Public Health Politiken amp Praxis in der Gesundheitsverwaltung (9 ECTS) shy Fortgeschritteshyne Anwendungen in der Hygiene und Infektionsshykontrolle (9 ECTS))
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Fuumlr die Weiterentwicklung der Amtsarztausbildung bietet sich die Chance diese Modularisierung im Sinne einer groumlszligeren Flexibilisierung zu nutzen
Das gemeinsame Studiengangsangebot an der LMU Muumlnchen wurde im Sommer 2009 hinsichtlich seishyner BolognashyKonformitaumlt erfolgreich zertifiziert
Universitaumlre Vernetzung des LGL
Die Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (AGL) wurde fruumlhzeitig in die Entwicklungen eingebunden sodass die entsprechende Unterstuumltshyzung durch Integration des Amtsarztkurses in die modulare Struktur einschlieszliglich der notwendigen universitaumlren Akkreditierung gewaumlhrleistet war
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Potenziell waumlren folgende teilweise bereits gegebeshynen Erweiterungen denkbar
bull Zertifizierung von Ausbildungsshy bzw Weiterbildungsstellen Diese Taumltigkeit wird bereits jetzt wahrgenommen Sie wuumlrde sich im Fall einer erweiterten Facharztvergabe intensivieren
bull Pruumlfungsabnahme Zu trennen sind die universitaumlre Pruumlfung fuumlr die Verleihung des Mastergrades die staatliche Pruumlfung fuumlr die Taumltigkeit im Oumlffentlichen Gesundheitsdienst und die Facharztpruumlfung zur Anerkennung des Facharztes Im Zusammenhang mit der Amtsarztausbildung wurde aufgrund der gegebenen Rechtslage eine Staatspruumlfung zusaumltzlich zu den universitaumlren Pruumlfungen beibehalten Angestrebt ist eine Vereinheitlichung dieser Pruumlfungen
bull Staumlrkung der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in anshyderen Bereichen
Eine solche Entwicklung unterstuumltzt die strukturelle Vernetzung des Bayerischen Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit vershyschiedenen bayerischen universitaumlren Einrichtungen die veterinaumlrmedizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen die FriedrichshyAlexanshydershyUniversitaumlt Erlangen sowie die Technische Unishyversitaumlt Muumlnchen und die Medizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen
Zwischen der Medizinischen Fakultaumlt der LMU und dem LGL besteht seit Jahren auf verschiedenen
Feldern eine gute Zusammenarbeit Die wachsenshyden Herausforderungen an beide Vertragspartner ershyfordern eine zunehmende Vernetzung und Buumlndeshylung der Ressourcen um auf den verschiedenen Themengebieten von Medizin und Gesundheit soshywie bei der Entwicklung neuer wissenschaftlicher Methoden eine Verbesserung zu erreichen Vor diesem Hintergrund wurde am 8 Maumlrz 2007 eine Kooperationsvereinbarung zwischen LGL und LMU geschlossen
Ein weiterer wichtiger Meilenstein dieser Entwickshylung war die Bekraumlftigung des gemeinsamen Weges anlaumlsslich der Feier zum 200shyjaumlhrigen Bestehen des OumlGD in Bayern durch eine gemeinsame Erklaumlrung am 17 Juli 2008 sowie die Erarbeitung eines Statuts fuumlr eine Pettenkofer School of Public Health an der LMU (PSPHshyLMU) Traumlger der PSPHshyLMU sind die LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen das Helmholtzzentrum Muumlnchen sowie das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsichershyheit Das Statut wurde im Dezember 2009 von allen Traumlgern unterzeichnet
In Erfuumlllung der darin genannten Ziele ist die Einshyrichtung von Bruumlckenprofessuren vorgesehen Eine erste derartige Bruumlckenprofessur wurde 2010 eingeshyrichtet und mit Prof Manfred Wildner Leiter der Abshyteilung Gesundheit am LGL besetzt Sie traumlgt die Bezeichnung bdquoProfessur Oumlffentliches Gesundheitsshywesen shy Public Health Policy amp Administrationldquo mit den inhaltlichen Schwerpunkten
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bull Evidenz fuumlr gesundheitspolitische Analysen Geshysundheitsfolgeabschaumltzung (Health Impact Asshysessment HIA) Gesundheitsberichterstattung
bull staatliche Aufgabenwahrnehmungen im Gesundshyheitssystem Governance europaumlische Gesundshyheitspolitik Translation wissenschaftlicher Evidenz von Public Health
bull Aufgaben des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) sozialmedizinische Begutachtung
Weitere geeignete Bruumlckenprofessuren sollen folshygen Mit der Umsetzung dieses Programms in der Institution einer Pettenkofer School of Public Health wird die (Reshy)Akademisierung des OumlGD durch eine wieder gegebene universitaumlre Fachvertretung vollshyzogen Gleichzeitig sind dies Schritte auf einem Weg dem weitere Stationen folgen muumlssen und der nur gemeinsam gegangen werden kann Es geht um eine transparente evidenzshy und wertebasierte Aufgabenwahrnehmung durch den OumlGD auf allen Ebenen
Eine ganz praktische Konsequenz der bdquoVerwissenshyschaftlichungldquo die mit dem Uumlbergang von den Landesuntersuchungsaumlmtern vor 2002 zum LGL von 2012 angestrebt wurde ist der bidirektionale Methoshydentransfer aus der bdquoscientific communityldquo zum LGL und vice versa Waumlhrend 2002 viele molekularshybiologische Methoden noch einer experimentellen Umgebung vorbehalten waren konnten diese bis heute in weite Bereiche in die Uumlberwachungspraxis uumlbertragen werden Am LGL wurde dieser Prozess in der letzten Dekade sehr aktiv vorangetrieben
Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
Die Erfolgsgeschichte begann vor etwas mehr als zehn Jahren mit einer lebensmittelassoziierten Erreshygergruppe die sich mit klassischen mikrobiologischen Verfahren nicht nachweisen laumlsst ShigatoxinVerotoshyxin bildende Escherichia coli (STECVTEC) Charakteshyristisches Merkmal dieses Erregers ist das ShigatoshyxinshyBildungsvermoumlgen das genetisch (stx1 und stx2) kodiert ist Eine Toxinbildung findet im Lebensmittel kaum statt die Erkrankung wird durch die Aufnahme des Erregers einer Vermehrung im menschlichen Darm und der dort stattfindenden Toxinbildung ausshygeloumlst Zur Detektion von STECVTEC in einem Leshybensmittel gibt es zwei Moumlglichkeiten entweder den Einsatz molekularer Verfahren fuumlr den Nachweis von stx1 undoder stx2 oder die Induktion der Toxinbilshydung in vitro (durch Zusatz eines zytotoxischen Antishybiotikums zur Anreicherungsbouillon) und den anshyschlieszligenden Nachweis mittels immunologischer Vershyfahren Am Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entschied man sich fuumlr die molekulare Diagnostik unter anderem da dieshyse auch im humanmedizinischen Bereich eingesetzt wurde Am Standort in Oberschleiszligheim konnte die Humanshy Veterinaumlrshy und Lebensmitteldiagnostik in eishynem zentralen Laborbereich durchgefuumlhrt werden Zu diesem Zeitpunkt kam die Lebensmittelmikrobiologie am LGL zum ersten Mal mit molekularen Nachweisshyverfahren damals noch klassischer BlockshyPCR mit anshyschlieszligender Gelelektrophorese in Kontakt und man uumlberlegte ob man diese Verfahren auch bei anderen Erregern einsetzen koumlnnte Und so wurden PCRshy Verfahren basierend auf Methoden(entwuumlrfen) zur
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Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren nach sect 35 LMBG (heute sect 64 LFGB) fuumlr den Nachshyweis thermophiler Campylobacter spp und Salmonel-la spp parallel zu den klassisch mikrobiologischen Unshytersuchungen getestet Aber die ersten Versuche ershybrachten nicht den erhofften Erfolg Aufgrund der bei verschiedenen Lebensmittelmatrizes notwendigen DNAshyExtraktion mittels kommerzieller Extraktionskits sowie der der klassischen PCR nachgeschalteten Gelelektrophorese mit Ethidiumbromidfaumlrbung erwies sich das Verfahren im Hinblick auf den Nachweis thershymophiler Campylobacter spp als zu arbeitsshy und zeitshyintensiv um als Screeningverfahren in Konkurrenz zu dem bisher eingesetzten kommerziellen ELISAshySysshytem (VIDASreg) treten zu koumlnnen Einen entscheidenshyden Vorteil hatte diese Versuchsphase allerdings Sie brachte die Labormitarbeiter der Lebensmittelmikroshybiologie zum ersten Mal in Kontakt mit molekularen Arbeitstechniken Nachdem die PCR mit Ausnahme in der STECVTECshyDiagnostik in der Lebensmittelmishykrobiologie einige Zeit ein Schattendasein gefuumlhrt hatshyte entdeckte man fuumlr sie einen neuen Einsatzbereich Man verabschiedete sich vorerst von dem Gedanken eines schnellen Screeningverfahrens und suchte die Einsatzmoumlglichkeiten dort wo sich die PCR bereits bei STECVTEC als Erfolg erwiesen hatte der Diffeshyrenzierung bakterieller lebensmittelassoziierter Intoxishykationserreger deren Toxine im Lebensmittel nicht oder nur mittels TierversuchZellkulturassay nachshyweisbar sind (Clostridium botulinum und Bacillus ce-reus emetischer Typ) sowie dem Nachweis von Ershyregern fuumlr die bis heute zum Teil keine kulturellen Nachweisverfahren existieren Dies betrifft lebensshymittelassoziierte Viren wie etwa Noroviren Man kam uumlberein die Virendiagnostik nur an einem Standort in
Erlangen auszubauen da hierfuumlr separate Raumlumlichshykeiten spezielles Equipment sowie umfassende speshyzielle Fachkenntnisse vorhanden waren Die Lebensshymittelmikrobiologie in Oberschleiszligheim befasste sich im Gegenzug verstaumlrkt mit dem Einsatz der PCR zum Nachweis von Toxingenen bei bakteriellen lebensmitshytelbedingten Intoxikationsshy und Toxiinfektionserregern (unter anderem Clostridium botulinum Clostridium perfringens Bacillus cereus)
Fuumlr die Entwicklung Etablierung und Validierung der molekularen Verfahren die unter anderem im Rahshymen von Forschungsprojekten und Doktorarbeiten durchfuumlhrt wurden galt dabei stets der Grundsatz bdquoEntwicklung aus der Routinediagnostik heraus fuumlr den Einsatz in der Routinediagnostikldquo Ziel jedes entshywickelten Verfahrens war und ist bis heute der Einsatz in der taumlglichen Routinediagnostik immer in Kombinashytion mit und abgestimmt auf die entsprechenden mikshyrobiologischen Untersuchungsmethoden um diese zu ergaumlnzen zu verbessern oder abzukuumlrzen Diese Uumlberlegungen fuumlhrten dazu dass es am LGL anders als an anderen deutschen Untersuchungseinrichtunshygen nicht zur Etablierung eines eigenstaumlndigen moleshykularbiologischen Labors kam welches gesammelt die Proben aus den unterschiedlichen Untersuchungsshybereichen (Veterinaumlrbakteriologie Lebensmittelanalyshytik Veterinaumlrshy und Lebensmittelvirologie) als Servicelashybor untersucht und die Ergebnisse dann an die einzelshynen Fachgebiete uumlbermittelt Am LGL dagegen wurshyde an beiden Standorten die molekulare Diagnostik in die lebensmittelmikrobiologischen Labors integriert was nach und nach zu einer breiten Akzeptanz der Verwendung molekularer Verfahren im Bereich der Lebensmittelmikrobiologie fuumlhrte
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Real-Time-PCR
Der endguumlltige Durchbruch gelang der Molekularbioshylogie mit der Umstellung von klassischen PCRshyVershyfahren auf die RealshyTimeshyPCR Im Gegensatz zur
konventionellen PCR erlaubt die RealshyTimeshyPCR die Messung der entstehenden PCRshyProdukte bereits waumlhrend des PCRshyLaufs mithilfe von Fluoreszenzshyfarbstoffen
Erregergattung SpeziesdifferenzierungAn-Abwesen-
heitToxinbildungsvermoumlgen
Pathogenitaumltsfaktoren
Salmonella spp shyshyshy X
Campylobacter spp C jejuni coli lari X
Listeria spp L monocytogenes innocua welshimeri X
STECVTEC shyshyshy X X
Cronobacter spp shyshyshy X
Vibrio spp V parahaemolyticus vulnificus cholerae X X
Yersinia spp Yersinia enterocolitica X X
Mycobacterium sppM avium ssp paratuberculosis Bakterien d M tuberculosisshyKomplex
X
Bacillus sppBacillus cereus emetischer u diarrhoeischer Typ
X
Clostridium sppC botulinum perfringens difficile chauvei haemolyticum septicum novyi estertheticum
X X
Alicyclobacillus spp Alicyclobacillus acetoterrestris X
Noroviren Norovirus Genogruppe I u II X
Hepatitis A X
Rotaviren Rotaviren der Gruppe A X
Uumlbersicht uumlber die am LGL in der Lebensmittelmikrobiologie (Erlangen undoder Oberschleiszligheim) genutzten molekularen Nachweis- und Differenzierungsverfahren
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Somit wird der sich normalerweise an eine PCR anshyschlieszligende Schritt der Gelelektrophorese und Ethidiumbromidfaumlrbung uumlberfluumlssig Diese Zeitshy und Arbeitsersparnis lieszlig die RealshyTimeshyPCR auch als Screeningverfahren fuumlr die Untersuchung auf die Anshy oder Abwesenheit von lebensmittelassoziierten Inshyfektionserregern wie Salmonella spp thermophile Campylobacter spp oder Vibrio spp wieder attraktiv werden Am LGL wurde in der Lebensmittelmikroshybiologie von Anfang an mit RealshyTimeshyPCRshyGeraumlten gearbeitet die nicht an kommerzielle Untersushychungskits bestimmter Hersteller gebunden waren und so auch die Entwicklung hauseigener Nachweisshyverfahren ermoumlglichten Die uumlberwiegende Anzahl der derzeit verwendeten RealshyTimeshyPCRshyMethoden fuumlr bakterielle und virale Erreger wurde am LGL selbst entwickelt und umfassend validiert Es hanshydelt sich dabei um Systeme im sogenannten TaqshyManshyFormat bei dem anstatt interkalierender Farbshystoffe (SYBR Green) fluoreszenzmarkierte Oligonukshyleotide (Sonden) eingesetzt werden wodurch eine weitere Verifizierung des molekularen Ergebnisses wie beispielsweise durch die Sequenzierung bis auf wenige Ausnahmen uumlberfluumlssig wird Des Weiteren kommt bei den Verfahren eine Amplifikationskontrolshyle zum Einsatz die eine Unterscheidung zwischen falschshy und richtigshynegativen PCRshy Ergebnissen ershymoumlglicht Dies und die Routinetauglichkeit der Meshythoden fuumlhrte dazu dass die Experten des LGL in vielen nationalen und internationalen Arbeitsgruppen (sect 64 LFGB DIN CENISO) an der Erstellung und Normierung von Methodenvorschriften beteiligt washyren und sind Einige der InhouseshyVerfahren sind beshyreits in die Amtlichen Sammlung von Untersushychungsverfahren nach sect 64 LFGB bzw bei CENISO
aufgenommen oder stehen kurz vor der Veroumlffentlishychung Die Publikation der Untersuchungsmethoden in nationalen und internationalen Fachzeitschriften fuumlhrte des Weiteren dazu dass diese inzwischen in vielen Untersuchungseinrichtungen europaweit im Einsatz sind
Ziel jeglicher Methodenentwicklung in den lebensshymittelmikrobiologischen Labors am LGL war und ist niemals Forschung um ihrer selbst willen sondern immer die Verbesserung der diagnostischen Moumlgshylichkeiten vor dem Hintergrund eines umfassenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes Uumlber die Jahre hinweg wurde auf diesem Weg die Ursache einer Vielzahl von lebensmittelbedingten Ausbruumlshychen ermittelt die ohne den Einsatz der genannten Untersuchungsverfahren wohl unaufgeklaumlrt geblieshyben waumlren Die Erkenntnisse aus derartigen Ausshybruchsuntersuchungen sowie aus Statuserhebungen flieszligen regelmaumlszligig in die Verbraucheraufklaumlrung soshywie in Risikobewertungen fuumlr bestimmte StoffshyErreshygershyKombinationen ein Unter den in nebenstehenshyder Tabelle aufgefuumlhrten Untersuchungsverfahren finden sich bewusst auch Nachweismethoden fuumlr einige im Lebensmittelbereich unkonventionelle oder in Deutschland inzwischen in Vergessenheit geratene Erreger Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt dass es gerade vor dem Hintergrund des globalen Handels mit Lebensmitteln nie falsch ist auch fuumlr derartige Erreger Nachweisverfahren vorraumltig zu halten oder uumlber regelmaumlszligige Statusershyhebungen das Vorkommen in unterschiedlichen Lebensmittelmatrizes im Rahmen der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung im Auge zu behalten
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Kombination mit klassischen Verfahren
In vielen Bereichen lassen die klassischen qualitatishyven und quantitativen mikrobiologischen Nachweisshyverfahren nur eingeschraumlnkte Aussagen uumlber die Pashythogenitaumlt eines Erregers zu Zudem liefern molekushylare Verfahren bis heute keine verlaumlsslichen Aussashygen daruumlber ob der detektierte Erreger lebensfaumlhig und damit infektioumls ist eine Information die gerade im Lebensmittelbereich mit zum Teil hoch prozesshysierten Matrizes fuumlr eine eventuelle rechtliche Beshywertung des Befundes von entscheidender Bedeushytung ist Insofern wird sich am LGL auch zukuumlnftig fuumlr eine umfassende Diagnostik in der Lebensmittelshymikrobiologie nicht die Frage stellen ob molekulare oder klassisch mikrobiologische Verfahren eingeshysetzt werden sollen sondern eher die Frage welshyches molekulare Verfahren in Kombination mit welshychem klassisch kulturellem Nachweis die besten Ershygebnisse liefert Der eingeschlagene Weg der Leshybensmittelmikrobiologie am LGL in den letzten Jahren war im Sinne des gesundheitlichen Verbraushycherschutzes auf jeden Fall der richtige
Nicht nur fuumlr die Lebensmittelmikrobiologie war das letzte Jahrzehnt gepraumlgt von methodischen Herausshyforderungen Im Bereich der lebensmittelchemishyschen Analytik praumlgen vor allem sinkende Bestimshymungsgrenzen rationelle Multimethoden hoher Standard bei der Qualitaumltssicherung Automatisieshyrung und Hochdurchsatz den wissenschaftlichen Anshyspruch an die Analytik
Pflanzenschutzmittel
Als Ruumlckstaumlnde werden Wirkstoffe von Pflanzenshyschutzmitteln und ihre Abbaushy oder Reaktionsproshydukte bezeichnet die in oder auf Lebensmitteln vorshyhanden sind und insbesondere von der Verwendung im Pflanzenschutz herruumlhren koumlnnen Demnach stammen diese in der Regel aus einem bewussten Einsatz entsprechender Mittel
Das LGL verfolgt stets das Ziel der modernen Ruumlckshystandsanalyse mit vertretbarem Aufwand ein moumlgshylichst breites Wirkstoffspektrum in den verschieshydensten Lebensmitteln empfindlich zu erfassen um eine umfassende Kontrolle zu gewaumlhrleisten
Mit der Fokussierung der Speziallabore auf einen Standort wurden die Moumlglichkeiten geschaffen in den zehn Jahren seit Bestehen des LGL neue Aufshyarbeitungsshy und Messmethoden in die Analytik von PflanzenschutzmittelshyRuumlckstaumlnden einzufuumlhren Zushynaumlchst wurde die gaschromatografische Bestimshymung von uumlber 200 Komponenten in pflanzlichen Lebensmitteln durch ein LCshyMSMSshybasiertes Vershyfahren ergaumlnzt sodass insgesamt uumlber 400 Stoffe sehr empfindlich erfassbar waren Letztendlich loumlste die Einfuumlhrung der sogenannten QuEChERSshyMethoshyde und der verstaumlrkte Einsatz von massenspektroshymetrischen Detektoren die beiden getrennten Vershyfahren ab da mit dieser neuen Methode beide Messtechniken unproblematisch genutzt werden koumlnnen In der Folge konnte das Stoffspektrum des LGL bis heute auf rund 600 Komponenten erweitert werden wobei man auch noch Ressourcen einsparshyte
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Auch im Bereich der Einzelmethoden fuumlr die Stoffe die nicht mit den umfassenden Verfahren analysiert werden koumlnnen nutzte das LGL vor allem die LCshyMSMSshyTechnik um Wirkstoffe wie zum Beispiel Streptomycin Glyphosat und Ethephon in der Routishyne zu etablieren
Mit diesen analytischen Entwicklungen versetzt sich das LGL in die Lage den staumlndig zunehmenden Anshyforderungen durch die rechtlichen Vorgaben zu entshysprechen Mit der Harmonisierung in Europa durch die Verordnung (EG) Nr 3962005 sind nun fuumlr mehr als 450 Stoffe Grenzwerte festgelegt deren Einhalshytung zu uumlberpruumlfen ist Zwar wurde dadurch die Beshywertung der Ruumlckstaumlnde vereinfacht die Anforderunshygen an die Analytik sind jedoch deutlich gewachsen Dies wird auch in den immer umfassenderen europaumlshyischen und nationalen Kontrollprogrammen deutlich an denen das LGL beteiligt ist Zur Uumlberpruumlfung der Einhaltung der Grenzwerte ist die gesundheitliche Beshywertung der Ruumlckstaumlnde hinzugekommen Bei uumlbershyhoumlhten Ruumlckstaumlnden arbeiten am LGL Analytiker und Toxikologen zusammen um zu klaumlren ob durch die gefundenen Gehalte ein Risiko fuumlr den Verbraucher besteht Die Informationen uumlber gesundheitlich beshydenkliche Befunde werden dann von der Kontaktstelshyle am LGL fuumlr einshy und ausgehende Meldungen uumlber die EUshySchnellwarnsysteme verbreitet
Nachdem im oumlkologischen Anbau chemischshysyntheshytische Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden duumlrfen hat sich das LGL in einem mehrjaumlhrigen Proshyjekt dieser Thematik intensiv gewidmet Dabei wurshyde festgestellt dass bei BioshyLebensmitteln kaum Ruumlckstaumlnde zu finden waren
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Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
Zur Behandlung erkrankter Tiere werden Arzneimittel sehr unterschiedlicher Art eingesetzt Stoffe mit mastfoumlrdernder Wirkung und einige weitere Stoffe duumlrfen bei Tieren die zur Lebensmittelgewinnung dienen jedoch nicht angewendet werden Nach jeder Arzneimittelanwendung koumlnnen Reste der Wirkstoffe im Lebensmittel zuruumlckbleiben Diese duumlrfen maximal zulaumlssige Houmlchstgehalte nicht uumlberschreiten
Um diese Houmlchstmengen zuverlaumlssig uumlberwachen zu koumlnnen haben sich die Labore des LGL in ihrer Arbeit auf Schwerpunkte fokussiert waumlhrend die Labore der beiden ehemaligen Landesuntersuchungsaumlmter noch jeweils das gesamte analytische Spektrum abdecken mussten Nur so war es mit vertretbarem Aufwand moumlglich den rechtlichen Vorgaben der EU insbesonshydere hinsichtlich der erheblich gestiegenen Anfordeshyrungen im Bereich der Methodenvalidierung zu entshysprechen Die EU fordert fuumlr alle verwendeten Untershysuchungsverfahren umfangreiche Nachweise zur Qualitaumlt und Richtigkeit der Verfahren die erheblichen zusaumltzlichen Aufwand erfordern
Die analytische Bestimmung der sehr unterschiedlishychen Arzneistoffe macht eine groumlszligere Zahl untershyschiedlicher Nachweisverfahren erforderlich mit deshynen jeweils Gruppen chemisch verwandter Stoffe analysiert werden koumlnnen War es fruumlher noch unumshygaumlnglich Wirkstoffe mit gruppenspezifischen Einzelshymethoden zu analysieren werden heute moumlglichst viele Stoffe unterschiedlicher Gruppen durch Multishymethoden bestimmt Das LGL kann heute insgesamt uumlber 200 verschiedene Arzneimittelruumlckstaumlnde erfasshy
sen Um jede Probe jeweils auf Ruumlckstaumlnde moumlgshylichst vieler Wirkstoffe oder deren Metaboliten pruumlfen zu koumlnnen bleibt es trotz des Trends zu Multimethoshyden wegen der groszligen Unterschiede in den chemishyschen Eigenschaften der Wirkstoffe immer noch notshywendig mehrere Analysen durchzufuumlhren Die Leisshytungsfaumlhigkeit der LGLshyRuumlckstandslabore wird durch regelmaumlszligige erfolgreiche Teilnahme an nationalen und internationalen Ringversuchen dokumentiert
Die Entwicklung insbesondere der Multimethoden aber auch die Erweiterung des Untersuchungsspektshyrums im Bereich einzelner Arzneistoffgruppen wurshyde durch den Einsatz modernster Messtechnik erst ermoumlglicht allen voran der LCshyMSMS Waumlhrend fruumlher noch aufwendige GCshyMSshyVerfahren die meist eine Derivatisierung erforderten oder weniger empfindliche HPLCshyUVshyMesstechniken angewendet wurden koumlnnen heute mithilfe der LCshyMSMS Arzshyneimittelruumlckstaumlnde sowohl schneller und zuverlaumlssishyger als auch teils mit erheblich besserer Nachweisshyempfindlichkeit analysiert werden Nicht zuletzt durch diese technischen Verbesserungen koumlnnen gaumlnzlich unzulaumlssige Stoffe sicher und empfindlich bestimmt werden Zum Teil kann durch die houmlhere Spezifitaumlt der Messtechnik der Aufwand fuumlr die Proshybenvorbereitung deutlich verringert werden
Mit dem von der EU fuumlr jeden Mitgliedstaat vorgegeshybenen Nationalen Ruumlckstandskontrollplan (NRKP) wird vorrangig die heimische Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft uumlberpruumlft bevor sie in den Handel gelangen Durch die internationalen Warenstroumlme ershyreichen jedoch auch viele Produkte den bayerischen Verbraucher die nicht im Freistaat erzeugt wurden
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In einem Forschungsprojekt des LGL wurden rund 1000 Proben Lebensmittel tierischer Herkunft aus dem bayerischen Einzelhandel auf Antibiotikaruumlckshystaumlnde untersucht um einen Uumlberblick zur Ruumlckshystandssituation in diesem Bereich zu erhalten Die meisten Lebensmittel wiesen dabei entweder keine oder nur sehr geringe Antibiotikakonzentrationen auf Lediglich in Gefluumlgel waren Antibiotika haumlufiger und auch vereinzelt in etwas houmlherer Menge nachweisshybar zulaumlssige Houmlchstgehalte wurden jedoch nie uumlberschritten Auch Schweinefleisch enthaumllt haumlufishyger Antibiotikaruumlckstaumlnde allerdings mit Gehalten weit unter den Grenzwerten
Viele Fleischshy und Nierenproben aus Schlachthoumlfen werden mit dem biologischen Hemmstofftest auf Ruumlckstaumlnde von Stoffen untersucht die das Bakterishyenwachstum hemmen koumlnnen Auf diesem Weg koumlnnen Ruumlckstaumlnde von Antibiotika festgestellt wershyden aber auch Desinfektionsmittel zeigen dieselbe Wirkung Um vorhandene Antibiotika sicher festzushystellen werden alle Proben bei denen das Bakterishyenwachstum gehemmt war zur spezifischen Ermittshylung der Ruumlckstaumlnde weiter untersucht In fast 90 Prozent dieser Proben werden Antibiotika detektiert haumlufig sind auch die Houmlchstmengen uumlberschritten
Die nach dem NRKP zu untersuchenden Proben muumlssen nach einheitlichen statistischen Kriterien in Bayern entnommen werden Seit 2005 erstellt das LGL die Quartalsplaumlne und uumlberwacht deren Einhalshytung Zur eindeutigen Regelung aller mit dem NRKP zusammenhaumlngenden verwaltungsshy und veterinaumlrshyfachlichen Maszlignahmen wurde ein Handbuch zur Umsetzung des NRKP in Bayern erstellt das nun als
Bestandteil des Qualitaumltssicherungssystems Bayern verbindlich ist Dieses Handbuch wird regelmaumlszligig akshytualisiert und liegt in Kuumlrze in der dritten Version vor
KontaminantenAls Kontaminant gilt jeder Stoff der dem Lebensmitshytel nicht absichtlich hinzugefuumlgt wurde jedoch als Ruumlckstand bei der Gewinnung Fertigung Verarbeishytung Zubereitung Behandlung Aufmachung Verpashyckung Befoumlrderung oder Lagerung des betreffenden Lebensmittels oder infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt im Lebensmittel vorhanden ist
DioxineDioxine sind bereits in geringsten Mengen hochtoxishysche Stoffe die sich vorwiegend in tierischen Leshybensmitteln aufgrund einer vorangegangenen Belasshytungssituation anreichern koumlnnen Das LGL untershysucht Lebensmittel Bedarfsgegenstaumlnde und kosshymetische Mittel auf ihre Gehalte an Dioxinen um relevante Belastungspfade zu erkennen
Nach der Identifizierung dioxinbelasteter Proben werden in Zusammenarbeit mit der Kreisverwalshytungsbehoumlrde der Regierung von Oberbayern und dem Landesamt fuumlr Umwelt die Eintragsquellen geshysucht Durch die konsequente Verfolgung des Belasshytungspfades konnten bereits mehrfach vorwiegend lokal begrenzte Belastungsquellen ermittelt und abshygestellt werden Gerade die bei Problemen in Kleinshybetrieben betroffene Verbraucherklientel auf die sich die Belastung fokussiert wird durch die erreichshyte Lebensmittelsicherheit entlastet
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Waumlhrend der letzten zehn Jahre ergaumlnzte das LGL die anspruchsvolle Dioxinanalytik mit ihren sehr geshyringen Nachweisgrenzen durch weitere relevante Substanzen Dies betrifft insbesondere die polychloshyrierten Biphenyle (PCB) die nach ihrem physiologishyschen Wirkungsmechanismus aufgeteilt werden in dioxinaumlhnliche PCB (dlshyPCB) und den als Leitsubsshytanzen fuumlr die GesamtshyPCBshyBelastung ausgewaumlhlten nicht dioxinaumlhnlichen PCB (ndlshyPCB)
Fuumlr die bromierten Verbindungen wie zum Beispiel die Flammschutzmittel entwickelt das LGL gerade Methoden zur Erweiterung des Analyseumfangs
NitrosamineNitrosamine sind krebserregende Stoffe die bei der Herstellung von Lebensmitteln kosmetischen Mitshyteln und Bedarfsgegenstaumlnden entstehen koumlnnen Durch die hohe Nachweisempfindlichkeit entwickelshyte sich das LGL zu einem der fuumlhrenden Nitrosaminshylabore in Europa
Mit den kontinuierlich durchgefuumlhrten Untersuchunshygen gelang es die Nitrosaminbelastung der Malzshy und Bierproben deutlich zu reduzieren Dies konnte durch die Zusammenarbeit mit den Brauereien bei der Umstellung der Produktionsverfahren erreicht werden Der hohe Kenntnisstand bei der Nitrosaminshyuumlberpruumlfung fuumlhrte auch zur Uumlbernahme dieser Technologie an der TU MuumlnchenshyWeihenstephan
Ebenso fuumlhrten die gezielten Untersuchungen kosmetischer Mittel und von Bedarfsgegenstaumlnden durch das LGL dazu dass die Hersteller von beshy
lasteten Produkten die Rohstoffe intensiver kontrolshylieren und auch die Produktion umstellen um so die Nitrosaminbildung in ihren Erzeugnissen zu vershymeiden
MykotoxineMykotoxine (Schimmelpilzgifte) in Lebensmitteln sind uumlberwiegend auf den Befall pflanzlicher Rohshystoffe mit Schimmelpilzen bereits auf dem Feld soshywie bei falscher Lagerung zuruumlckzufuumlhren Aufgrund ihrer toxischen Wirkung und des weltweiten Hanshydels von Lebensmitteln ist es geboten Lebensmittel beim Import und im Handel intensiv auf bekannte Kontaminationen zu uumlberpruumlfen sowie neue Methoshyden zu etablieren um damit bislang nicht oder nur unzureichend bekannte Belastungen von Lebensmitshyteln mit Mykotoxinen aufzuzeigen
Im Rahmen eines Projekts mit der TU Muumlnchen wurde am LGL eine LCshyMSMSshyMultimethode entshywickelt mit der die gleichzeitige Bestimmung von 30 Mykotoxinen darunter Triochothecene Fumonishysine Aflatoxine Ochratoxine und Zearalenon moumlgshylich ist Mit dieser Methode wurde nachgewiesen dass Maiserzeugnisse haumlufig mehrfach im Einzelfall mit bis zu 20 Mykotoxinen gleichzeitig belastet sein koumlnnen Um Daten zum Vorkommen von Trichotheshycenen insbesondere zur beabsichtigten Festsetzung von Houmlchstgehalten fuumlr Tshy2shy und HTshy2shyToxin in Geshytreide und Getreideerzeugnissen zur Verfuumlgung stelshylen zu koumlnnen wurden mit der LCshyMSMSshyMethode umfangreiche Untersuchungen an Hafer Weizen Roggen und Reis sowie Erzeugnissen daraus durchgefuumlhrt
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Das LGL beteiligte sich bei der Erarbeitung einer sect 64 LFGBshyMethode bei der mittels HPLCFLD zushysaumltzlich zu den uumlblichen sechs Ergotalkaloiden jetzt auch auf deren 8SshyIsomere (sogenannte bdquoshyinineldquo) in Getreideshy und Getreideerzeugnissen untersucht wird Dies dient dazu die relativen Anteile der vershyschiedenen Ergotalkaloide in Mutterkoumlrnern zu ershyfassen sowie kuumlnftig einen Houmlchstgehalt fuumlr Ergotalshykoloide in Lebensmitteln festzusetzen
PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
Perfluorierte Tenside (PFT) werden seit Beginn der 1960ershyJahre kommerziell in vielen Verbrauchershyprodukten eingesetzt Es handelt sich um organishysche Verbindungen bei denen alle Wasserstoffshyatome am Kohlenstoffgeruumlst durch Fluoratome ershysetzt sind Da es sich bei der KohlenstoffshyFluorshy Bindung um eine der stabilsten Bindungen in der organischen Chemie handelt lassen sich PFT hoch erhitzen oder mit aggressiven Chemikalien behanshydeln ohne dass sie zerstoumlrt werden Durch ihre fluorierte Kohlenstoffkette sind die Substanzen mit unpolaren Fluumlssigkeiten wie Fett und organischen Loumlsungsmitteln mischbar loumlsen sich jedoch durch ihre polare Kopfgruppe auch in Wasser
Durch diese amphiphilen Eigenschaften koumlnnen mit PFT Impraumlgnierungen von Moumlbeln Textilien Schushyhen Teppichen oder Papier erzeugt werden die soshywohl wasserabweisend als auch gleichzeitig fettabshyweisend wirken Fuumlr Galvanikbaumlder und bei der Beshykaumlmpfung von Braumlnden unpolarer Fluumlssigkeiten wie
Benzin oder Kerosin werden PFT als Schaumbildner eingesetzt weil solche Spezialschaumlume auch unter diesen extremen Bedingungen (Chromschwefelshysaumlure Hitze unpolare Fluumlssigkeit) noch einen stabishylen Schaum auf der Fluumlssigkeitsoberflaumlche ausbilden koumlnnen
Die bei der Anwendung gewuumlnschte hohe Stabilitaumlt der PFT bedingt dass die Substanzen biologisch kaum abbaubar sind gleichzeitig sich aber uumlber das Wasser gut in der Umwelt verteilen Trotzdem wurshyden die Substanzen bis vor etwa zehn Jahren von kaum einem Labor analysiert weil sie mit klassishyschen Detektoren fuumlr die Fluumlssigkeitschromatografie wie UVshy oder Fluoreszenzdetektoren nicht erfassbar sind sich gleichzeitig aber auch nicht verdampfen lassen um einer gaschromatografischen Trennung zugaumlnglich zu sein Publiziert wurde noch im Jahr 1999 eine analytische Methode mit der in den USA erstmals die Ruumlckstandsbelastung in Grundwasser durch PFT aus Feuerloumlschschaumlumen gemessen wurshyde Eingesetzt wurde dazu eine Kopplung zwischen gaschromatografischer Trennung und massenspektshyrometrischer Detektion nach vorgeschalteter chemishyscher Umsetzung der Stoffe (Derivatisierung) Die Hauptkomponenten des Loumlschschaums aus der Klasse der PFT die Perfluorsulfonsaumluren waren mit dieser Methode jedoch nicht erfassbar Die Grenze bis zu der ein bestimmtes PFT damals erkannt wershyden konnte (Nachweisgrenze) wurde mit 18 Mikroshygramm im Liter (microgl) angegeben
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PFT-Analytik am LGL
Zur gleichen Zeit also vor rund zehn Jahren wurde auch am LGL die damals neue Technik der Koppshylung von Hochdruckfluumlssigkeitschromatografie (HPLC) mit der Massenspektrometrie uumlber eine soshygenannte ElektrosprayshyIonenquelle (ESIshyMS) und die selektivere Detektion in sogenannten TandemshyMassenspektrometern (MSMS) in die Routineanashylytik eingefuumlhrt Fuumlr wasserloumlsliche schlecht vershydampfbare aber geladene Substanzen wie PFT ist diese Technik bis heute die Methode der Wahl fuumlr einen aumluszligerst empfindlichen Nachweis Erste Arbeishyten mit Gehaltsbestimmungen von PFT in Wasser mittels HPLCshyESIshyMSMS erschienen im Jahr 2002 in den USA gefolgt von Analysen in Blut und in Leshybensmitteln Am LGL werden seit dem Jahr 2006 in dem erstmals PFTshyRuumlckstaumlnde in Grundshy und Oberflaumlchenwasser aus Deutschland publik wurden routinemaumlszligig Wasserproben auf anfangs zehn inshyzwischen zwoumllf verschiedene PFT untersucht Die Nachweisgrenze liegt dabei zwischen 0001 und 0004 Mikrogramm im Liter also um mehr als den Faktor 1000 niedriger als noch 1999 mittels GCshyMS nach Derivatisierung erreichbar Die niedrige Nachshyweisgrenze ist notwendig weil das vom Umweltshybundesamt empfohlene Mindestqualitaumltsziel fuumlr Trinkwasser (allgemeiner Vorsorgewert VW) 01 Mikrogramm im Liter fuumlr die Summe aller nachgeshywiesenen PFT betraumlgt Im Jahr 2007 hat das LGL eine automatisierte Methode zur Analyse der Leitshysubstanzen Perfluoroktansaumlure (PFOA englisch perfluorooctanoic acid) und Perfluoroktansulfonat (PFOS englisch perfluorooctane sulfonate) in Blut etabliert um die Belastung der Bevoumllkerung in Hushy
manbiomonitoringshyStudien erfassen zu koumlnnen Zushydem wurde die Analytik der PFT auf tierische und pflanzliche Lebensmittel ausgeweitet Weitergehenshyde Studien zur Aufnahme der PFT uumlber die Nahshyrungskette einschlieszliglich der Muttermilch fuumlhrte das LGL in den Jahren 2008 bis 2010 zusaumltzlich im Rahmen eines Forschungsprojektes durch das vom Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit fishynanziert wurde Die Ergebnisse des Projektes wurshyden in zahlreichen Publikationen und Fachvortraumlgen veroumlffentlicht
In den letzten fuumlnf Jahren hat sich herauskristallishysiert dass sich die Leitsubstanzen PFOA und PFOS im Blut des Menschen weitverbreitet nachweisen lassen Hauptsaumlchliche Ursache beim Menschen ist wohl die Ernaumlhrung wobei die weitverbreitete Hinshytergrundbelastung auch auf diffuse Quellen schlieshyszligen laumlsst Erhoumlhte Konzentrationen in Nahrungsmitshyteln hat das LGL bislang nur in wenigen raumlumlich eng begrenzten Gebieten in Bayern gefunden wo durch Produktionsanlagen oder verstaumlrkte Anwenshydung von Feuerloumlschschaum PFT uumlber Jahre in die Umwelt freigesetzt wurden Dabei stellen pflanzlishyche Lebensmittel das geringste Problem dar da Pflanzen zwar PFT aufnehmen aber nur in gerinshygem Maszlige anreichern koumlnnen Die Konzentrationen in den haumlufig verzehrten Speicherorganen liegen in der Regel niedriger als in den vegetativen Pflanzenshyteilen Nutztiere akkumulieren PFT vor allem in der Leber und Niere und nicht im Fettgewebe sodass der Verzehr von Fleisch selbst aus Gebieten mit ershyhoumlhter Umweltbelastung meist gesundheitlich unshybedenklich ist Eine Ausnahme stellen in diesem Zushysammenhang Wildschweine und Fische dar bei deshy
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nen aufgrund ihrer Lebensweise die houmlchsten Konshytaminationen gefunden wurden Trinkwasser kann wegen der im Vergleich zu anderen Lebensmitteln groszligen Aufnahmemenge ebenfalls einen uumlberproshyportionalen Beitrag zur Belastung der Bevoumllkerung liefern Bei uumlber 150 Analysen verschiedener risikoshyorientiert ausgewaumlhlter Wasserversorgungen in Bayern wurden jedoch bis auf drei Ausnahmen Geshyhalte jeweils deutlich unter dem allgemeinen Vorshysorgewert von 01 Mikrogramm pro Liter gefunden Bei den beiden uumlber dem Vorsorgewert belasteten Trinkwasserversorgungen wurden inzwischen Maszligshynahmen zur Reduktion der PFTshyGehalte wie Aufbeshyreitung uumlber Aktivkohle eingeleitet Diese Maszlignahshymen wurden nur durch die Weiterentwicklung der Analysetechnik und die Einfuumlhrung am LGL moumlglich denn mit dem Stand der Analysetechnik von 1999 waumlren in Lebensmitteln und Trinkwasser wahrshyscheinlich bis heute keine PFTshyKontaminationen nachweisbar
Acrylamid Im April 2002 sorgte eine Pressekonferenz der schwedischen Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit (Swedish National Food Administration NFA) fuumlr Aufsehen Schwedische Wissenschaftler hatten unshyterschiedliche teilweise hohe Mengen von Acrylshyamid in Lebensmitteln nachgewiesen Acrylamid war bis dahin nur als Ausgangsstoff in der Kunstshystoffindustrie bekannt Der Nachweis dieser genotoshyxischen Substanz in Lebensmitteln war unerwartet
Das damalige inzwischen aufgeloumlste Bundesinstitut fuumlr gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterishy
naumlrmedizin (BgVV) reagierte umgehend und bereits drei Wochen spaumlter fand zur besseren Risikoabshyschaumltzung ein Expertengespraumlch statt an dem auch das LGL beteiligt war In Folge dieses Gespraumlchs etablierte das LGL unverzuumlglich eine Methode zur Bestimmung von Acrylamid in Lebensmitteln und nahm am ersten deutschen Ringversuch fuumlr Acrylshyamid im September 2002 erfolgreich teil Gleichzeishytig begann die Untersuchung von Produkten aus dem Handel und von bayrischen Herstellern
Wegen der auch heute noch unzureichenden Datenshylage bezuumlglich der toxikologischen Wirkung von Acshyrylamid aus Lebensmitteln sind die Abschaumltzung eishynes Gefaumlhrdungspotenzials und die Festlegung eishynes Grenzwertes schwierig Um ein Risiko fuumlr die Verbraucher trotzdem so gering wie moumlglich zu halshyten stellte das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bereits Ende Aushygust 2002 das Minimierungskonzept vor Es handelt sich um ein dynamisches Konzept das durch die Berechnung eines Signalwertes aus den Ergebnisshysen der risikoorientierten Probenahme zu einer beshystaumlndigen Absenkung des Signalwertes bis auf die technisch machbaren Werte fuumlhren soll Damit ist es eine praktische Umsetzung des in Artikel 2 Abshysatz (2) der EWGshyKontaminantenshyKontrollverordshynung (VO EWG 31593) fuumlr alle Kontaminanten geshyforderten ALARAshyPrinzips (As Low As Reasonably Achievable ndash so niedrig wie vernuumlnftigerweise ershyreichbar) Wegen unbekannter Acrylamidgehalte in den deutschen Lebensmitteln wurde zunaumlchst ein Aktionswert von 1000 microgkg festgesetzt doch beshyreits Mitte September 2002 konnten aus den von den Laumlndern uumlbermittelten Ergebnissen die ersten
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Signalwerte berechnet werden Seit der Etablierung des Signalwertes haben acht Signalwertberechnunshygen stattgefunden zu denen das LGL mehr als 4000 Werte beigetragen hat
Gleichzeitig begann die Forschung uumlber den Reaktishyonsmechanismus und die beguumlnstigenden Faktoren der Acrylamidentstehung In Verbindung mit proshyduktbezogenen Schwerpunktuntersuchungen konnshyten immer mehr Risikofaktoren und gefaumlhrdete Proshydukte identifiziert werden Dieses Wissen ermoumlgshylichte und ermoumlglicht es auch heute noch im Falle
einer Signalwertuumlberschreitung im Rahmen des soshygenannten Minimierungsdialogs die Lebensmittelshyproduzenten zu beraten Besonders in der industrielshylen Produktion konnte durch ein schnelles Handeln in den ersten zwei Jahren eine deutliche Reduzieshyrung des Acrylamidgehaltes fuumlr verschiedene Proshydukte erreicht werden Aber auch im handwerklishychen Bereich hat das LGL beispielsweise durch Geshyspraumlche und Zusammenarbeit mit den bayerischen Landesinnungsverbaumlnden der Baumlcker und Konditoshyren zu einer Sensibilisierung fuumlr das Problem beigeshytragen
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2007 verabschiedete die Europaumlische Kommission eine Empfehlung den Acrylamidgehalt europaweit zu untersuchen und die Daten gesammelt auszushywerten (2007331EG) Die entsprechenden Daten wurden von der Europaumlischen Behoumlrde fuumlr Lebensshymittelsicherheit (EFSA) gesammelt und 2009 in eishynem Bericht zusammengefasst
Im Vergleich mit den Daten der Jahre 2003 bis 2006 der Datenbank des JRCshyIRMM wurde in dieshysem Bericht zwar von einer tendenziellen Abnahme der Acrylamidgehalte berichtet da dieser Schluss jedoch nicht fuumlr alle ausgewerteten Lebensmittelshygruppen eindeutig war gab die Europaumlische Komshymission 2010 weiterhin die Empfehlung die Acrylshyamidgehalte europaweit zu untersuchen (2010307EU) Die berichtete zu geringe Absenkung der Acrylshyamidgehalte europaweit ist darauf zuruumlckzufuumlhren dass Deutschland als einziges europaumlisches Land ein Konzept zur Minimierung etabliert hat Daher beshygannen 2009 die Planungen fuumlr einen europaweit guumlltigen Richtwert Dieser europaweite Richtwert wurde am 10 Januar 2011 durch eine Empfehlung der Kommission verabschiedet und ersetzt in Deutschland fuumlr die meisten Warengruppen den Signalwert Der europaumlische Richtwert basiert hauptsaumlchlich auf den in Deutschland erreichten Signalwerten Die Untersuchung von Lebensmitteln auf Acrylamid geht damit auf europaumlischer Ebene weiter Auch das LGL leistet durch regelmaumlszligige Unshytersuchungen dazu weiterhin signifikante Beitraumlge
Elemente und Schwermetalle
Der Entwicklungstrend bei der Analytik von Elemenshyten und Schwermetallen fuumlhrte in der breiten Anshywendung hin zu den Multielementtechniken mit inshyduktiv gekoppeltem Plasma (ICP) Mit der optischen Emissionsspektroskopie (ICPshyOES) und der Massenshyspektrometrie (ICPshyMS) lassen sich mit kurzen Messzeiten hohe Informationsgehalte fuumlr eine Vielshyzahl von Elementen erzielen Die am LGL vorhandeshynen Erfahrungen mit diesen Messverfahren besteshyhen seit mehreren Jahrzehnten und fuumlhrten unter anshyderem zu einem breit angelegten Untersuchungsproshygramm uumlber das Vorkommen von Uran in bayerischen Trinkwaumlssern oder zu detaillierter Kenntshynis der bei Keramiken eingesetzten Glasurbestandshyteile Die Untersuchungsaufgaben der letzten Jahre zeigten eine Verlagerung hin zur spezifischen Beshystimmung der Bindungsformen von Elementen um deren toxikologische Eigenschaften besser einordshynen zu koumlnnen So wurde am LGL ein Bestimmungsshyverfahren fuumlr anorganisches Arsen in Reis und Reisshyprodukten entwickelt und etabliert um fuumlr einen zu erwartenden Houmlchstwert geruumlstet zu sein Die Komshybination chromatografischer Trenntechniken (Gasshychromatografie Fluumlssigchromatografie) mit den ICPshyMethoden erlaubt es auch verschiedene Quecksilberverbindungen zu unterscheiden oder die Oxidationszustaumlnde von Chromverbindungen zu ershyfassen
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Echtheit und Herkunft
Die Pruumlfung der Echtheit von Lebensmitteln dient nicht nur dem Schutz des Verbrauchers vor Taumlushyschung sondern ist auch bei der zunehmenden Globalisierung der Maumlrkte ein wichtiges Kriterium fuumlr die Produktsicherheit Bei frischem Obst Gemuumlse Honig Eiern Kaumlse Fleisch sowie Wein ist eine Kennzeichnung des Ursprunglandes bereits vershypflichtend Insbesondere sind auch engere geografishysche Angaben bei vielen Lebensmitteln ein wichshytiges Qualitaumltskriterium Analysen mit herkoumlmmshylichen Verfahren fuumlhren meist nicht zu sicheren Ausshy
sagen im Hinblick auf die Pruumlfung der Unver faumllscht heit oder der Herkunft da die Manishypulationen oft geschickt durchgefuumlhrt werden Dies aumlnderte sich mit dem Einsatz der Stabilisotopenanashylytik in der Lebensmitteluumlberwachung Im Bereich der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung ist das LGL bundesweit die einzige Untersuchungsstelle die uumlber alle Messverfahren der Stabilisotopenanalyshytik verfuumlgt in der Dienststelle Wuumlrzburg gibt es seit 1993 ein Labor fuumlr Kernresonanzspektrometrie und im Jahr 2000 wurde in der Dienststelle Oberschleiszligshyheim ein Labor fuumlr Isotopenmassenspektrometrie in Betrieb genommen
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Bei der Stabilisotopenanalytik wird der Anteil der nicht radioaktiven leichten und schweren Varianten der stabilen Isotope verschiedener chemischer Eleshymente in Inhaltsstoffen ermittelt Dieser Anteil auch Isotopenverhaumlltnis genannt ist charakteristisch fuumlr den Rohstoff die geografische Herkunft und andere Eigenschaften sodass Manipulationen wie ein Zushysatz von Wasser und Zucker zu Wein oder eine Vershyfaumllschung von natuumlrlichem Vanillearoma mit synthetishyschem Vanillin nachgewiesen werden koumlnnen Ebenshyso koumlnnen Angaben zur geografischen Herkunft zahlreicher Lebensmittel anhand von Vergleichsproshyben aus LGLshyeigenen nationalen und internationalen Datenbanken uumlberpruumlft werden Von 2005 bis 2009 hatte das Stabilisotopenlabor in Oberschleiszligheim die Moumlglichkeit am EUshyProjekt TRACE teilzunehmen Ziel des Projektes war es mit neuesten Methoden Systeme zu entwickeln um eine luumlckenlose Ruumlckvershyfolgbarkeit und Herkunftsbestimmung von Lebensshy und Futtermitteln zu gewaumlhrleisten Es wurden Hoshynig Getreide Olivenoumll Huumlhnershy Lammshy und Rindshyfleisch aus unterschiedlichen europaumlischen Regionen untersucht und die Daten zusammen mit den Proshyjektpartnern im Hinblick auf die Herkunftsbestimshymung ausgewertet Die gewonnnen Erkenntnisse werden nun bei der Uumlberpruumlfung der Einhaltung von Qualitaumltsvorschriften zum Verbraucherschutz angeshywendet In den letzten zehn Jahren konnten immer wieder zahlreiche Verfaumllschungen aufgedeckt wershyden wie zum Beispiel beim Weinskandal in Italien 2008 Um derartige Uumlberpruumlfungen intensiv fortfuumlhshyren zu koumlnnen wurden weitere Messsysteme am LGL installiert Hierzu zaumlhlt insbesondere die juumlngst etablierte 1HshyNMR Kernresonanzspektroskopie bei der mithilfe einer neuen Messtechnik in Weinproben
Wassershy und Alkoholsignale unterdruumlckt und so die Protonen (1H)shySpektren ohne besondere Probenvorshybereitung direkt bestimmt werden koumlnnen Dieses Verfahren wird derzeit zur Unterscheidung von Barshyrique und Edelholzchips behandelten Weinen geshynutzt kann aber kuumlnftig auch im Rahmen der Aushythentizitaumltspruumlfungen eingesetzt werden Die Erfahshyrungen der letzten zehn Jahre zeigen dass die Stabilshyisotopenanalyse am LGL nicht nur ein effizientes Verfahren in der Kontrolle von Lebensmitteln ist sonshydern auch eine abschreckende Wirkung gegen Etiketshytenschwindel und andere Verfaumllschungen hat
Auch wenn Lebensmitteluumlberwachungsbehoumlrden Verfaumllschung und Taumluschung uumlblicherweise als weshyniger schwerwiegend bewerten als potenzielle Geshysundheitsschaumldigung spiegelt sich dies oftmals nicht in der Wahrnehmung der Verbraucher wider Geringe Mengen des krebserregenden Farbstoffes Sudanrot in einigen Saucen beispielsweise haben weit weniger Empoumlrung von Verbrauchern und geshyringeres Medienecho hervorgerufen als bdquoKlebeshyfleischldquo oder bdquoAnalogkaumlseldquo Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit sind insgesamt sehr sensible Themen Der Verbraucher erwartet hier zu Recht eishynen Grad an Transparenz der ihm in anderen Bereishychen verzichtbar erscheint Dies ist nicht nur eine gesellschaftliche Erwartung an die Lebensmittelinshydustrie sondern ganz allgemein an alle maszliggeblishychen Akteure Hierzu zaumlhlen ohne Zweifel und sogar ganz besonders die staatlichen Uumlberwachungsbeshyhoumlrden Das LGL hat im zuruumlckliegenden Jahrzehnt daher TRANSPARENZ immer als uumlberaus bedeutsashymen Auftrag der Bevoumllkerung verstanden und sich entsprechend weiterentwickelt
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TRANSPARENZ
Transparenz 82
Transparenz
Seit der Gruumlndung des LGL sind die Informationsanshygebote von Presse Fernsehen und neuen Medien in Darstellungsbreite Aktualitaumlt und Zugaumlnglichkeit steshytig gestiegen Die uumlber die Jahre hin staumlndig wachshysende Zahl an Anfragen die unsere im Jahr 2002 gegruumlndete Pressestelle erreichen zeigt das zunehshymende Beduumlrfnis in der BevoumllkerungOumlffentlichkeit nach sicheren Quellen unabhaumlngiger und fundierter Information Waren es im Jahr 2006 noch 700 Presshyseshy und Buumlrgeranfragen so sind wir im Jahre 2011 bei uumlber 1000 Presseshy und knapp 900 Buumlrgeranfrashygen angelangt Hinzu kam 2003 der Aufbau des Inshyternetauftritts des LGL der sich bald einer wachsenshyden Nachfrage erfreute Von rund 38000 Seitenabshyrufen im Mai 2003 steigerte sich die Zahl der Intershynetbesucher nach einem groszligen Internetrelaunch im Jahre 2011 auf knapp 170000 im Januar 2012
Dieser zahlenmaumlszligig belegbare Vertrauensbeweis in die Oumlffentlichkeitsarbeit des Amtes beweist dass es uns gelungen ist eine kontinuierliche und fachlich fundierte Information sowohl der Fachshy als auch der allgemeinen Oumlffentlichkeit zu gewaumlhrleisten Basis der Arbeit ist das umfassende im LGL vorhandene Expertenwissen Dieses breite Fachwissen erleichtershyte gerade in Krisensituationen einen verantwortlichen medialen Umgang mit den jeweils aktuellen Themen
Und mediale Nachfragen erzeugende Situationen gab es in den zehn Jahren des Bestehens des LGL einige 2002 waren es Acrylamid enthaltende Leshybensmittel (z B Lebkuchen) 2003 das Auftreten der SARSshyErkrankung in Suumldostasien 2004 beshy
stimmten die Themen Gentechnik Pestizide und Salmonellen das mediale Interesse 2005 standen Imitatschinken bdquoGefluumlgelpestldquo und verdorbenes Wildfleisch im Fokus der medialen Berichterstatshytung 2006 war das Jahr der sogenannten bdquoGammelshyfleischskandaleldquo und 2007 standen die Themen Blauzungenkrankheit und Noroviren im medialen Foshykus Melamin und Borreliose durch Zecken waren 2008 wichtige Themen von oumlffentlichem Interesse Besondere Mediennachfragen loumlste 2009 das Aufshytreten der pandemischen Influenza (H1N1) aus im Jahr 2010 beschaumlftigte das Thema Dioxin in Futtershymitteln und Eiern die Oumlffentlichkeit 2011 dominiershyten pressemaumlszligig die EHECshyVorfaumllle in Norddeutschshyland waumlhrend 2012 die Schlieszligung der Groszligbaumlckerei bdquoMuumlllershyBrotldquo wegen Hygienemaumlngel die Aufmerkshysamkeit der medialen Oumlffentlichkeit auf sich zog
Die Transparenz die das LGL im Umgang mit der medialen Oumlffentlichkeit praktiziert gilt aber auch seit Inkrafttreten des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) fuumlr den Zugriff auf Untersuchungsdaten oder Kontrollergebnisse der Spezialeinheit die beim LGL vorhanden sind Bei einer Untersuchungszahl von circa 70000 Proben im Jahr verfuumlgt das LGL uumlber einen groszligen Datenschatz der vom VIG erfassten Produkte Kein Wunder also wenn gleich nach Inshykrafttreten des VIG das LGL mit mehreren sehr umfangreichen Antraumlgen auf Auskunft konfrontiert wurde Mittlerweile haben wir beispielsweise Ausshykuumlnfte erteilt uumlber Schinkenprodukte bdquoGammelkaumlshyseldquo Pestizidruumlckstaumlnde in Obst und Gemuumlse Acrylshyamid im Roumlstkaffee Phthalate (Weichmacher) in Kinderspielzeugen sowie zu Ruumlckstaumlnden von Pflanzenschutzmitteln im Wein
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Die schwierige Aufgabe zwischen den berechtigten Auskunftsinteressen einer interessierten Oumlffentlichshykeit und den moumlglicherweise ebenfalls berechtigten Verschwiegenheitsanspruumlchen Dritter wie Strafvershyfolgungsbehoumlrden oder Lebensmittelunternehmer in jedem Einzelfall nach rechtsstaatlichen Grundsaumltshyzen abzuwaumlgen begleitet das LGL seit seiner Gruumlnshydung Im zehnten Jahr seines Bestehens markiert das Inkrafttreten eines novellierten VIGs am 01092012 den vorerst letzten Meilenstein fuumlr
Der Weg von der Amtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
Das Jahr 2008 war fuumlr das LGL und die von ihm an den Tag gelegte Oumlffentlichkeitsarbeit ein besondeshyres Jahr Mit dem Inkrafttreten des Verbraucherinforshymationsgesetzes zum 01052008 wurden die beim LGL in all den Jahren gesammelten Erkenntnisse und Informationen die unter anderem aus der Untershy
suchung von Proben stammten und die bisher dem Grundsatz der Amtsverschwiegenheit unterlagen fuumlr die Oumlffentlichkeit nahezu voraussetzungslos zushygaumlnglich Bis dahin galt ndash mit einigen Ausnahmen der Umweltinformationsgesetze des Bundes und der Laumlnder sowie der Informationsfreiheitsgesetze des Bundes und einiger Laumlnder ndash der Grundsatz der beschraumlnkten Aktenoumlffentlichkeit des Aktengeheimshynisses und der Vertraulichkeit der Verwaltung
Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
Diese Vertraulichkeit von Verwaltungsakten wirdwurde auch mit dem Begriff des bdquoArkanshyPrinzipsldquo umschrieben letzteres geht zuruumlck auf die roumlmische bdquoRes Publicaldquo und auf Publius Cornelius Tacitus der von den bdquoarcana imperiildquo den Geheimnissen der Macht im Sinne eines spaumlteren Begriffs der Staatsshyraumlson sprach
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Da es bis zum Inkrafttreten der Informationsgesetze keinen allgemeinen Anspruch auf Auskunft oder Einsicht in Akten einer Behoumlrde gab setzte ein solshyches Begehren in der Regel eine konkrete normative Anspruchsgrundlage voraus die einige Verfahrensshy und Prozessrechte unter bestimmten eng gefassten Voraussetzungen der rechtlichen Betroffenheit geshywaumlhrten
Diese Betroffenheit gilt fuumlr den Geltungsbereich des VIG nicht mehr Hier setzte mit dem Gesetz ein Pashyradigmenwechsel ein An die Stelle des voraussetshyzungsvollen Akteneinsichtsrechts mit Beschraumlnkunshygen fuumlr verfahrensfremde Dritte tritt ein voraussetshyzungsloser JedermannshyInformationszugangsanshyspruch
Alle vom VIG betroffenen Daten Erkenntnisse und Informationen die beim LGL oder anderen LebensshymittelshyBehoumlrden in den Akten schlummern sind von jedermann erfragbar und damit einer unbegrenzten Oumlffentlichkeit (Stichwort Internet) zugaumlnglich
Letzteres auch deswegen weil das Gesetz keinerlei Regelungen daruumlber enthaumllt was derjenige dem die Auskunft ndash innerhalb der im Gesetz vorgeschriebeshynen Monatsfrist ndash zu erteilen ist mit diesen Informashytionen anstellt Damit haben wir in Deutschland insoshyfern bdquoglaumlserneldquo Aumlmter geschaffen bei denen risikoshy und fast kostenlos die einschlaumlgigen Datenschaumltze gehoben werden koumlnnen
Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
Die Ursachen fuumlr den Erlass eines speziellen Vershybraucherinformationsgesetzes liegen viele Jahre zushyruumlck Im Wesentlichen waren Erschuumltterungen der Oumlffentlichkeit durch sogenannte Lebensmittelskanshydale fuumlr den Erlass des Gesetzes ausschlaggebend Hatte sich doch in diesen Skandalen immer wieder gezeigt dass die Rolle des Staates hinsichtlich seishyner Befugnisse und Pflichten im Rahmen von Proshyduktinformation und gesundheitlichem Verbrauchershyschutz aumluszligerst zwiespaumlltig war Zum einen waren da Anspruumlche der Oumlffentlichkeit an die staatlichen Beshyhoumlrden zeitnah und umfassend uumlber die jeweiligen Skandale informiert zu werden Zum anderen herrschte gerade bei den Behoumlrden eine starke Vershyunsicherung uumlber das was staatliche Institutionen offenbaren duumlrfen und was nicht der Oumlffentlichkeit kundgetan werden darf Die fuumlr das staatliche Hanshydeln der Behoumlrden verantwortliche Politik befand sich in einem Dilemma das gekennzeichnet war von einem Auseinanderklaffen von Anspruumlchen und Ershywartungshaltungen der Gesellschaft gegenuumlber dem was Staat und Politik im Bezug auf Produktinshyformation und transparentem Handeln fuumlr den geshysundheitlichen Verbraucherschutz tatsaumlchlich leisten koumlnnen Insbesondere die Nennung von Namen der bdquoTaumlterldquo Hersteller und Produkte standen jedes Mal im Mittelpunkt der oumlffentlichen Auseinandersetzunshygen Die Verantwortlichen hatten dabei die Wahl zwischen bdquoSchweigenldquo und dafuumlr getadelt zu wershyden oder Auskunft zu erteilen und dafuumlr wegen Rechtsbruchs sich horrende Schadensersatzklagen einzuhandeln Letzteres deswegen weil von einer
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staatlichen Behoumlrde gezielte und personenshy bzw unshyternehmensbezogene Aumluszligerungen hinsichtlich beshystimmter Produkte die ndash nach Auffassung der Beshyhoumlrde ndash von einschlaumlgigen Vorschriften in unzulaumlssishyger Weise abweichen erhebliche negative teilweise sogar existenzgefaumlhrdende Folgen fuumlr den Betroffeshynen haben koumlnnen Damit stellt ein solches staatlishyches Informationshandeln fuumlr den Betroffenen einen Grundrechtseingriff (Berufsfreiheit Art 12 Absatz 1 GG und Eingriff in den eingerichteten und ausgeuumlbshyten Gewerbebetrieb Art 14 GG) dar der nur auf der Grundlage einer gesetzlichen Ermaumlchtigungsgrundlashyge gerechtfertigt werden kann
Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
Das VIG ist nun die Antwort des Gesetzgebers um einerseits den Anspruumlchen der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Information uumlber Lebensmittel unter Nennung von Namen Hersteller Firma etc nachzukommen ohne gleichzeitig die Rechte der von dieser Auskunft Betroffenen aus dem Auge zu verlieren Letztendlich muss das Gesetz einen bdquoAusshygleichldquo zwischen den Grundrechten der Verbraucher und der Betroffenen herbeifuumlhren Dazu stellt der Gesetzgeber im VIG den zustaumlndigen Behoumlrden ein umfangreiches bdquoArsenalldquo an rechtlichen bdquoInstrumenshytenldquo zur Verfuumlgung um diesen Ausgleich unter Wahshyrung der Rechte aller Beteiligter herzustellen
So sieht das VIG neben den das Auskunftsrecht beshygruumlndenden Tatbestaumlnden auch Ausschlussshy und Beshyschraumlnkungsgruumlnde sowie Verfahrensvorschriften
vor die alle dem Ziel dienen innerhalb moumlglichst kurshyzer Fristen (1 Monat bzw 2 Monate bei Anhoumlrung Betroffener) eine Entscheidung uumlber das Auskunftsshybegehren eines Buumlrgers herbeizufuumlhren Dabei hat der Gesetzgeber eine Reihe von Bestimmungen in das VIG aufgenommen die die Entscheidung der Behoumlrden zugunsten einer Auskunft an die Verbraushycherinnen und Verbraucher praumljudizieren Er wird dashyrin bestaumlrkt durch die Rechtssprechung die auch beim VIG denjenigen der die Behoumlrde um Auskunft angeht nicht nur als Interessierten in bdquoeigenerldquo Sashyche ansieht sondern ihn weil er die Anfrage stellt auch als Sachwalter der Oumlffentlichkeit bezeichnet
Weiterhin hat der Gesetzgeber bestimmt dass Ausshykuumlnfte die Tatbestaumlnde offenbaren bei denen Rechtsverstoumlszlige bzw unzulaumlssige Abweichungen vorliegen nicht unter Berufung auf Betriebsshy und Geshyschaumlftsgeheimnisse vor einer Herausgabe der entshysprechenden Information geschuumltzt sind sie koumlnnen kuumlnftig auch waumlhrend laufender Verfahren selbst bei Strafverfahren (unter gewissen Voraussetzungen) vor Abschluss dieser Verfahren herausgegeben wershyden Immer dann wenn die Behoumlrde zur Auffassung gelangt dass das Interesse der Oumlffentlichkeit an der Bekanntgabe der Information uumlberwiegt sind laufenshyde Verfahren kein Hindernis die vorhandenen Daten preiszugeben Um in solchen Faumlllen das Verfahren zu beschleunigen koumlnnen die staatlichen Stellen sogar von der Anhoumlrung des von der Auskunft Betroffenen absehen Sollte der Betroffene nach Bekanntgabe der Entscheidung der Behoumlrde die Auskunft zu erteishylen hiergegen Rechtsmittel einlegen so haben diese keine aufschiebende Wirkung
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Von der Auskunftsbehoumlrde LGL wird dabei innerhalb kuumlrzester Fristen eine ganze Reihe von Verfahrensshyhandlungen Erhebungen Dokumentationen rechtlishychen Abwaumlgungen und Auslegungen unbestimmter Rechtsbegriffe gefordert Letztendlich muss trotz aller Vorgaben des VIG die darauf beruhende Inforshymation inhaltlich richtig sein dem Gebot der Sachshylichkeit entsprechen und im Hinblick auf die Ziele des Gesetzes ndash Verbesserung der Markttransparenz Eindaumlmmung der Lebensshy und Futtermittelskandale Optimierung und Foumlrderung von Maumlrkten und Wettshybewerbsstrukturen Verbesserung des Schutzes vor gesundheitlichen oder sonst unsicheren Erzeugnisshysen und Produkten Verbesserung des Schutzes vor Taumluschung beim Verkehr mit Erzeugnissen und Proshydukten ndash geeignet erforderlich und angemessen sein
FazitDas LGL hat sich auf diese neuen Herausforderunshygen eingestellt und eine Fuumllle von zum Teil recht umshyfangreichen Anfragen beantwortet Wie bei jedem neuen Gesetz so wurden auch hier einige auf dieshysem Gesetz basierende Entscheidungen des LGL und die in diesen Entscheidungen vertretenen rechtshylichen Auffassungen des Amtes zum Gegenstand von gerichtlichen Klagen gemacht In allen bisher entschiedenen Rechtsstreitigkeiten ndash einige wurden von den Klaumlgern zuruumlckgenommen ndash wurden dabei die Bescheide des LGL fuumlr rechtmaumlszligig erachtet Dies spricht fuumlr einen verantwortungsvollen Vollzug des Gesetzes durch das LGLDamit rundet sich das Bild der transparenten Behoumlrde LGL ab Aktive Information der Buumlrgerinnen und Buumlrger uumlber das
Internet portal fundierte fachliche Information uumlber Presse Rundfunk und Fernsehen sowie individuelle Auskuumlnfte an die Verbraucher uumlber alle beim LGL vorhandenen Daten zu Lebensshy und Futtermitteln Bedarfsgegenstaumlnden Kosmetika Wein und Vershybraucherprodukte wie zum Beispiel Haushaltsgeraumlte
Transparenz ist aber weit mehr als nur die Umsetshyzung eines Auskunftsanspruches Das Ziel zu verfolshygen eigenes Handeln so transparent wie moumlglich zu machen ist immer gleichzusetzen mit dem Selbstanshyspruch als gesellschaftlicher Akteur wahrgenommen zu werden und auf der Basis von gegenseitigem Vershytrauen in gesellschaftliche Meinungsbildungsprozesshyse einbezogen zu werden Fuumlr eine wissenschaftliche Landesbehoumlrde bedeutet dies dass ein moumlglichst weit gefaumlchertes Netzwerk in viele sehr unterschiedlishyche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hineinrashygen muss Zunaumlchst wird man verschiedenste Behoumlrshyden auf allen Verwaltungsebenen von kommunal bis europaumlisch fuumlr das natuumlrliche Habitat des LGL halten In der vergangenen Dekade haben wir uns aber nachshydruumlcklich darum bemuumlht gleichermaszligen als Akteur in der allgemeinen medialen Oumlffentlichkeit in Fachoumlfshyfentlichkeiten oder in der bdquoscientific communityldquo an Bedeutung zu gewinnen wie auch eine Vernetzung mit wichtigen gesellschaftlichen Kraumlften zu intensivieshyren mit denen uns verbindet dass wir alle ein Stuumlck Verantwortung fuumlr die oumlffentliche Gesundheit tragen Diesen Prozess der gesellschaftlichen VERNETZUNG verstehen wir als conditio sine qua non
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VERNETZUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
Vernetzung 90
Vernetzung
Gesundheit ndash gesundheitliche Vorsorge gesundheitshyliche Versorgung und Wiederherstellung Schaffung von gesundheitsfoumlrderlichen Lebenswelten ndash kann in modernen hochkomplexen Gesellschaften nicht mehr von einzelnen Akteuren alleine ins Werk geshysetzt werden Zudem umfassen Maszlignahmen der oumlfshyfentlichen Gesundheitspflege in einem aufgeklaumlrten Verstaumlndnis praktische und wissenschaftsorientierte Aspekte Beide Aspekte beziehen sich in einem sysshytemischen Zusammenhang aufeinander sind miteinshyander vernetzt und bieten Chancen fuumlr vielfaumlltige Syshynergien Der Anspruch bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo ist nur durch die partnerschaftliche Umsetzung von Maszligshynahmen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebeshynen und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereishychen einzuloumlsen
Gesundheit wird dabei nicht nur in den spezialisiershyten medizinischen Versorgungsstrukturen wiedershyhergestellt und gefoumlrdert sondern ganz entscheishydend auch in verschiedensten Lebenswelten in deshynen Menschen arbeiten leben und lieben (Ottawa Charta 1986) in Familien und Stadtvierteln in Schushylen und am Arbeitsplatz in unserer natuumlrlichen und sozial geschaffenen Umwelt Dieser Anspruch das Thema bdquoGesundheitldquo in alle Politikbereiche zu trashygen und eine Beruumlcksichtigung der gesundheitlichen Folgen bei den verschiedensten Entscheidungen auch auszligerhalb des Gesundheitswesens im engeren Sinn zu bewirken ist zu balancieren mit den Freiheishyten unserer demokratischen Grundordnung
Vor diesem Hintergrund hat das LGL fruumlhzeitig auf den Dialog und die Kooperation mit verschiedensten Partnern gesetzt mit Universitaumlten und wissenshyschaftlichen Fachgesellschaften mit Berufsverbaumlnshyden und Heilberufekammern mit anderen organishysierten Vertretern der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Vertretern aus Staumldten und Gemeinshyden und nicht zuletzt mit den Buumlrgern und Patienten selbst Ein wichtiges Instrument fuumlr die Umsetzung dieses partizipatorischen Ansatzes welcher auf die Kompetenz und Kooperation der gesellschaftlichen Akteure und das buumlrgerschaftliche Engagement von Einzelnen und Gruppen setzt sind die Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaften mit ihren geschaumlftsshyfuumlhrenden Stellen am LGL Derzeit etabliert sind die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) sowie die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) Im Aufbau befindet sich in Umsetzung eines Landtagsbeschlusses die Bayerishysche Plattform Versorgungsforschung mit Aufgaben im Bereich der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungsqualitaumlt in Bayern
LAGIIm Jahr 2006 wurde erstmals am LGL eine Landesshyarbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen die Bayerishysche Landesarbeitsgemeinschaft Impfen LAGI Vorshyausgegangen war die ndash im Bayerischen Impfkonzept 2005 formulierte und konsentierte ndash zentrale Aussashyge dass Impfpraumlvention eine gesamtgesellschaftlishyche Aufgabe ist und nur durch enge partnerschaftlishyche Zusammenarbeit aller Akteure mit Bezug zum
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Impfwesen erreicht werden kann Von ebenfalls zenshytraler Bedeutung fuumlr die Akzeptanz bei den Buumlrgerinshynen und Buumlrgern ist dabei ein Maximum an Glaubwuumlrshydigkeit und Transparenz was nur durch die Einbindung und Beachtung wissenschaftlicher Expertise und glaubhafter wirtschaftlicher Unabhaumlngigkeit moumlglich ist Mitglieder der LAGI sind Vertreter von Aumlrztevershybaumlnden (Hausaumlrzte Kinderaumlrzte Betriebsaumlrzte Reiseshymediziner Frauenaumlrzte Internisten) Koumlrperschaften (Aumlrztekammer Kassenaumlrztliche Vereinigung Bayern Apothekerkammer) Vertreterinnen des Hebammenshyverbandes des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes der Krankenkassen alle STIKOshyMitglieder aus Bayern sowie Vertreter der Wissenschaft Die Geschaumlftsfuumlhshyrung wird vom LGL wahrgenommen
Eine der ersten Aufgaben der sich die LAGI widmeshyte war die Entwicklung eines bayerischen Masernshyaktionsplans um so gemeinsam dem WHOshyAuftrag die komplikationsreiche Masernerkrankung zu elimishynieren in Bayern naumlher zu kommen Dafuumlr wurde beispielsweise ein Impferinnerungssystem bei Schulanfaumlngern durch Gesundheitsaumlmter in Zusamshymenarbeit mit den niedergelassenen Kindershy und Hausaumlrzten etabliert Auch die Surveillance von impfpraumlventablen Erkrankungen und Impfungen wurshyde verbessert So wurde erstmalig eine flaumlchendeshyckende Erfassung des Impfstatus von Sechstklaumlssshylern vorgenommen und seither jaumlhrlich wiederholt Der Aufbau des bdquoBayerischen Influenza Sentinelsldquo als Kooperation von ausgewaumlhlten niedergelassenen Praxen und dem LGL was erstmals laborgestuumltzt und zeitnah repraumlsentative Aussagen zu in Bayern kursierenden InfluenzashyErregern erlaubt ist eine weitere erfolgreiche Innovation
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Ein weiterer Schwerpunkt ist die intensivierte geshymeinsam getragene Oumlffentlichkeitsarbeit mit abgeshystimmten Broschuumlren Flyern zu aktuellen Impffrageshystellungen Veroumlffentlichungen in Zeitungen und Fachmedien sowie der Etablierung von Bayerischen Impfwochen Dies hat zu hoher Medienresonanz und einer erwuumlnschten positiven Sensibilisierung der Bevoumllkerung gefuumlhrt Zudem versteht sich die LAGI als Expertengremium in Bayern das sich bei konkreten Sachverhalten wie etwa bei der Influenzashypandemie wissenschaftlich austauscht und gemeinshysame Stellungnahmen erarbeitet
Die bisherigen Sitzungen und durchgefuumlhrten LAGIshyAktionen zeigen durch die rege Teilnahme die intenshysiven Diskussionen und die gemeinsam getragenen Veroumlffentlichungen eine hohe innere Akzeptanz Die zunehmenden Anfragen aus der Bevoumllkerung nach Informationsmaterialien sowie die Bitten um Ausshykuumlnfte bei Impffragestellungen spiegeln die wachshysende oumlffentliche Wahrnehmung der LAGI wider Somit besteht berechtigte Hoffnung dass die dershyzeitigen Impfdefizite in der bayerischen Bevoumllkerung durch die gemeinsamen Anstrengungen aller Akteushyre in der LAGI verringert werden koumlnnen und damit auch das Ziel der WHO die Masern in Europa und weltweit zu eliminieren mittelfristig erreichbar ist
LARE
Die 79 Konferenz der Gesundheitsminister der Laumlnshyder (GMK) hat im Jahr 2006 als eine der Antworten auf die draumlngende Herausforderung von Antibiotikashyresistenzen und nosokomialen Infektionen die bdquoEtabshylierung regionaler in der Summe flaumlchendeckender Netzwerke der beteiligten Akteure koordiniert durch den OumlGDldquo empfohlen Die Netzwerkbildung soll die Umsetzung vorhandener Richtlinien zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen insbesondere mit multiresistenten Erregern verbessern Regionale Netzwerke sollen den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den versorgenden Einrichtungen foumlrdern sodass auf diesem Weg das Uumlberleitungsmanagement vereinfacht und die Hygienekonzepte aufeinander abgestimmt werden koumlnnen
Im Dezember 2008 wurde daraufhin die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) gegruumlndet und ein erstes Konsensusstateshyment veroumlffentlicht Es ist das erklaumlrte Ziel dieses Netzwerkes das Vorkommen von MRSA und andeshyren multiresistenten Erregern in den Einrichtungen des Gesundheitswesens in Bayern zu verringern um so teils schwerwiegende mitunter toumldlich verlaufenshyde Erkrankungen zu verhindern (bdquodas Vermeidbare vermeidenldquo)
Derzeit 31 Mitglieder aus allen Bereichen der Geshysundheitsversorgung (Verbaumlnde Krankenkassen Klishyniken Universitaumlten ambulante und stationaumlre Pfleshyge niedergelassene Aumlrzte und andere) treffen sich zweimal jaumlhrlich und veranstalten jeweils im Dezemshy
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ber ein Symposium mit verschiedenen Schwershypunktthemen (2009 Multiresistente Erreger und Hyshygienemaszlignahmen 2010 Antibiotikamanagement und Qualitaumltssicherung sowie Hygiene 2011 Surshyveillance nosokomialer Infektionen sowie Netzshywerkaktivitaumlten in Bayern und Deutschland in Bezug auf MRSA und andere multiresistente Erreger)
Auf regionaler Ebene wurden Auftaktveranstaltunshygen zur Gruumlndung von regionalen Netzwerken unter der Leitung der Gesundheitsaumlmter in allen 76 Landshykreisen (Stand November 2011) durchgefuumlhrt In 29 Landkreisen haben sich diese Netzwerke bereits wiederholt getroffen und Informationen ausgeshytauscht Es wurden Probleme thematisiert und Initiashytiven zur Reduktion der Weiterverbreitung resistenshyter Erreger gestartet
Auszligerdem wurden innerhalb der LARE sieben Arshybeitsgruppen (AGs) gegruumlndet die sich mit verschieshydenen Aspekten des Problems der resistenten Erreshyger beschaumlftigen
bull Die AG Krankentransport hat es sich zum Ziel geshysetzt bayernweit einheitliche Empfehlungen zum Umgang mit multiresistenten Erregern (MRE) fuumlr Krankentransporte zu erarbeiten
bull In der AG Informationsweitergabe wurde die Uumlbershywindung der Schnittstellenproblematik als Ziel defishyniert Es soll sichergestellt werden dass bei der Verlegung eines Patienten der mit multiresistenten Erregern besiedelt oder infiziert ist diese Informatishyon an die entsprechenden Stellen also Krankenshytransportdienst Pflegeheim weiterbehandelnder Arzt und andere zuverlaumlssig weitergegeben wird
bull Die AG Standardisierte Fachinformationen zum Pashytientenmanagement bemuumlht sich um eine Vereinshyheitlichung der Information in Bezug auf den Umshygang mit multiresistenten Erregern in medizinishyschen Einrichtungen
bull Die Vereinheitlichung der Screeningshy und Sanieshyrungskonzepte im stationaumlren und ambulanten Beshyreich ist das zentrale Anliegen der AG Screening und Sanierung
bull Das Ziel der AG Rehabilitationseinrichtungen ist es eine Empfehlung zum Umgang mit MRSA und anshyderen MRE in den Rehabilitationseinrichtungen fuumlr die es derzeit keine Richtlinien des Robert Koch Institut gibt zu verfassen
bull Die AG Arbeitschutz und MRE hat bdquofrequently asked questionsldquo (FAQs) zum Thema MRSA und Arbeitsschutz zusammengestellt
bull Die juumlngste Arbeitsgruppe der LARE die AG Antishybiotic Stewardship wird sich um die Etablierung von Antibiotic StewardshipshyProgrammen in Bayern kuumlmmern die sich mit dem rationalen Einsatz von Antibiotika befassen
Im Rahmen der LAREshyAktivitaumlten wurde eine Homeshypage erstellt die seit Oktober 2009 auf den Seiten des bayerischen Landesamts fuumlr Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit zu finden ist (wwwlglbayerndegesundheitinfektionsschutzantibiotikaresistenshyzenlareindexhtm) Auf dieser Homepage stehen neben Informationen zur LARE und allgemeinem Hintergrundwissen auch die verschiedenen spezifishyschen Dokumente und Arbeitsergebnisse der Arshybeitsgruppen zur Verfuumlgung
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LAHOK
Die Gefahr der absichtlichen Freisetzung von lebensshybedrohlichen teilweise hochkontagioumlsen Infektionsshyerregern durch einen bioterroristischen Anschlag wie auch die Einschleppung und Ausbreitung durch den internationalen Warenshy und Reiseverkehr konshyfrontiert Mediziner mit Krankheiten die in Deutschshyland nicht oder nicht mehr heimisch sind und stellt auch den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayern vor Herausforderungen Neben Bacillus anthracis Yersinia pestis Francisella tularensis und Orthopoxshyviren ist dabei aus reisemedizinischer Sicht auch an Rickettsia spp dimorphe Hyphomyceten Coronavishyren (SARS) Arenaviren Bunyaviren Hantaviren Naishyroviren Phleboviren Flavishy und Filoviren und andere mehr zu denken Die moumlglichen Szenarien reichen von infizierten Einzelpersonen bis hin zu seuchenhafshyten Ausbruumlchen epidemischen Ausmaszliges
Vor diesem Hintergrund konstituierte sich mit Untershystuumltzung durch das damalige StMUGV am 27 Noshyvember 2008 die Bayerische Landesarbeitsgemeinshyschaft zu hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten (LAHOK) als Kompetenznetzwerk in dem die in Bayern vorhandene Expertise zur Praumlvention Erkenshynung Bekaumlmpfung und Erforschung von lebensbeshydrohlichen hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten unter der Koordination des LGL gebuumlndelt ist
LAHOKshyMitglieder sind unter anderem die beiden bayerischen Behandlungszentren fuumlr hochkontagioumlse Infektionskrankheiten im Krankenhaus MuumlnchenshySchwabing und an der Missionsaumlrztlichen Klinik Wuumlrzburg alle bayerischen Lehrstuumlhle fuumlr Bakterioshy
logie beziehungsweise Virologie das Konsiliarlabor fuumlr Pest das Tropeninstitut und das Institut fuumlr Rechtsmedizin der LMU Muumlnchen das Institut fuumlr Mikrobiologie der Bundeswehr in Muumlnchen Vertreshyter des OumlGD und der Rettungsdienste an den beiden Standorten der Behandlungszentren beziehungsweishyse an bayerischen Flughaumlfen mit signifikantem intershynationalen Reiseverkehr der Flughafenmedizinische Dienst des Flughafens Muumlnchen die Bayerische Landesaumlrztekammer ein Vertreter der Staumlndigen Arshybeitsgemeinschaft der Kompetenzshy und Behandshylungszentren (StAKoB) und die Sachgebiete GE1 2 und 4 des LGL
Neben der konzeptionellen Arbeit und der Pflege eishynes Labornetzwerkes werden von der LAHOK regelshymaumlszligig Fortbildungsveranstaltungen fuumlr den OumlGD und andere Berufsgruppen mit Aufgaben aus dem Bereich hochkontagioumlser Infektionskrankheiten durchgefuumlhrt Die Task Force Infektiologie des LGL kann zudem auf die medizinischshyklinische Expertise der akademischen LAHOKshyInstitutionen als bdquoHintershygrunddienstldquo zuruumlckgreifen Sie ist selbst 24 Stunshyden am Tag und sieben Tage die Woche fuumlr den OumlGD in Bayern erreichbar
Die Plattform Versorgungsforschung Der demografische Wandel die steigende Lebensshyerwartung medizinische Innovationen und die Vershyaumlnderungen im Krankheitsspektrum in der Bevoumllkeshyrung stellen groszlige Herausforderungen fuumlr das Geshysundheitssystem in Bayern dar Der Bedarf an Leisshytungen in der Gesundheitsversorgung nimmt aufgrund dieser Entwicklungen kontinuierlich zu
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Es gilt die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und die Kooperation uumlber sektoshyrale Grenzen der Versorgung hinweg zu intensivieren
Der Bayerische Landtag hat 2011 uumlber die Situation beraten und beschlossen die bdquoVersorgungsforshyschung im Freistaat Bayern weiterzuentwickelnldquo Die Staatsregierung wurde aufgefordert eine Inforshymationsplattform uumlber die Maszlignahmen der Versorshygungsforschung im Gesundheitswesen des Freishystaats Bayern zu errichten Nach diesem Beschluss sollen bdquoaufbauend auf die erfolgreiche Gesundheitsshyberichterstattung (GBE) des Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit folgende Schritte unternommen werden
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Beim Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit wird im Rahmen der GBE eine Datenbank zur Versorgungsforschung im Freistaat Bayern aufshygebaut
Im Rahmen eines geeigneten Fachgremiums wershyden die Kompetenzen der Wissenschaft und weiteshyrer Beteiligter im Gesundheitswesen etwa in Form einer Landesarbeitsgemeinschaft ndash vergleichbar der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen ndash einbezogen und vernetztldquo (Beschluss des Bayerischen Landshytags vom 17 Maumlrz 2011 Drucksache 168005)
Zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde ein neues Sachgebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonoshymie Gesundheitssystemanalyseldquo beim Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im August 2011 konstituiert Von diesem Sachgebiet werden die Fachkonzepte fuumlr die geplante Landesarshybeitsgemeinschaft zur Gesundheitsversorgungsforshyschung und die neue Internetplattform Versorgungsforshyschung erstellt und umgesetzt Diese Aktivitaumlten sind ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Gesundheitsshystrategie die in der Regierungserklaumlrung bdquoGesundshyheitsland Bayern ndash neue Strategien fuumlr eine menschlishyche Medizinldquo des Gesundheitsministers am 20 Oktoshyber 2011 im Bayerischen Landtag vorgestellt wurde
Die erfolgreiche Ausgestaltung der dargestellten Lanshydesarbeitsgemeinschaften sind Lohn und Verpflichshytung fuumlr die kooperierenden gesellschaftlichen Partshyner wie auch fuumlr die damit betrauten Mitarbeiter des LGL zugleich Das LGL dankt allen Beteiligten fuumlr die kooperative durchaus auch kritische und dabei imshymer konstruktive Zusammenarbeit in diesen Foren
Eine andere und zugleich besondere Form der Vershynetzung besteht in der Funktion des LGL als Fachbeshyhoumlrde fuumlr Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit auf der einen Seite und als Arbeitgeber fuumlr uumlber 1000 Beshyschaumlftigte auf der anderen Seite Betriebliches Geshysundheitsmanagement muss nicht nur in das ArbeitsshyschutzmanagementsystemshyKonzept OHRIS das fuumlr unsere bdquoKundenldquo die bayerischen Betriebe erstellt wurde integriert werden das LGL ist hier auch sein eigener Kunde und steht in der Pflicht die nach aushyszligen gerichteten Empfehlungen fuumlr betriebliches Geshysundheitsmanagement auch nach innen umzusetzen
Betriebliches Gesundheitsschutz-management (BGM)
Wirtschaftlicher technologischer demografischer Wandel Unsere Lebensshy und Arbeitswelten befinshyden sich in mehrfacher Hinsicht im Umbruch Die zushynehmende Geschwindigkeit des wirtschaftlichen und technologischen Wandels mit seinen Verschieshybungen hin zu Wissensshy und Dienstleistungsaufgashyben laumlsst sich vor allem durch Merkmale wie Arshybeitsverdichtung und Flexibilisierung kennzeichnen Infolgedessen nehmen die psychischen Anforderunshygen im Beruf deutlich zu Wie kann die psychische und auch koumlrperliche Gesundheit der Beschaumlftigten unter diesen Umstaumlnden erhalten und verbessert werden Dies ist umso wichtiger angesichts des deshymografischen Wandels Wie kann verhindert wershyden dass immer mehr Beschaumlftigte vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden wo doch das geshysetzliche Rentenalter sukzessive auf 67 Jahre hershyaufgesetzt wird und die Fehlzeitenentwicklung posishytiv beeinflusst werden kann
Immer mehr Unternehmen und Organisationen stelshylen sich dieser Herausforderung indem sie Konzepte des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Gesundheitsfoumlrderung implementieren womit bdquoalle gemeinsamen Maszlignahmen von Arbeitgebern Arbeitnehmern und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatzldquo (Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundshyheitsfoumlrderung in der Europaumlischen Union) gemeint sind In Ergaumlnzung und Unterstuumltzung des klassishyschen Arbeitsshy und Gesundheitsschutzes werden dabei in systematischer Form alle gesundheitsbezoshy
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genen Aktivitaumlten einer Organisation vernetzt und zielgerichtet in einem kontinuierlichen Verbesseshyrungsprozess weiter entwickelt
Gesundheitsmanagement nach Innen
Das LGL als Landesgesundheitsbehoumlrde auch zushystaumlndig fuumlr den Bereich Arbeitsmedizin ist an dieser Stelle besonders gefordert 2010 hat das LGL damit begonnen ein Betriebliches Gesundheitsschutzmashynagement (BGM) fuumlr die eigenen Beschaumlftigten einshyzurichten
Im Mittelpunkt steht das eigenverantwortliche geshysundheitsfoumlrderliche Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Foumlrderung gesundheitsshygerechter Arbeitsverhaumlltnisse einschlieszliglich einer gesundheitsorientierten Organisation Fuumlhrungskulshytur und die Beteiligung der Beschaumlftigten Der Geshysundheitsgedanke soll im Leitbild des LGL verankert und im Arbeitsalltag gelebt werden
Um Problemfelder und Handlungsbedarf fuumlr gesundshyheitsshy und leistungsfoumlrderliche Veraumlnderungen zu ershymitteln und geeignete Maszlignahmen ableiten zu koumlnshynen wurde von Mitte Mai bis Mitte Juni 2011 eine anonyme schriftliche Befragung aller Beschaumlftigten durchgefuumlhrt
Es wurde ein speziell fuumlr das LGL entwickelter Frashygebogen eingesetzt der die Themenbereiche koumlrshyperliche Beschwerden psychische Belastungen und Beanspruchungen Arbeitsorganisation Verantworshytungsbereich Fuumlhrungsverhalten Entwicklungsmoumlgshylichkeiten sowie Wuumlnsche zu gesundheitsfoumlrderlishychen Aktivitaumlten wie etwa Aktivpausen oder Yoga und zu Vorsorgeuntersuchungen beinhaltete Die Auswertung und Ergebnispraumlsentation erfolgte uumlber ein externes Institut
Nun werden geeignete Strukturen entwickelt um passende Maszlignahmen aus den Ergebnissen abzuleishy
ten umzusetzen und spaumlter zu evaluieren und um das BGM als einen mitarbeitergetragenen Prozess im LGL fest zu verankern
Gesundheitsmanagement nach Auszligen
Eine nach auszligen gerichtete Aktivitaumlt des LGL in dieshysem Bereich ist mit dem GesundheitsmanagementshysystemshyKonzept GABEGS verknuumlpft
Das Bayerische Staatsministerium fuumlr Arbeit und Soshyzialordnung Familie und Frauen (StMAS) hat in der Vergangenheit den Handlungsleitfaden bdquoGanzheitlishyches Betriebliches Gesundheitsmanagementsystem (GABEGS)ldquo entwickelt der Unternehmen in Bayern dabei unterstuumltzen soll die Gesundheit ihrer Beshyschaumlftigten nachhaltig zu schuumltzen Damit GABEGS problemlos in vorhandene Managementsysteme fuumlr Qualitaumlt fuumlr Umwelt und fuumlr den Arbeitsschutz inteshygriert werden kann wurde das LGL 2010 beauftragt GABEGS mit den Anforderungen eines Manageshymentsystems kompatibel zu machen
Dazu wurden in einem ersten Schritt die Voraussetshyzungen Anforderungen und gewuumlnschten Resultate von GABEGS abgeleitet die die Abbildung auf Seite 100 im Uumlberblick zeigt Veraumlnderungen in der Arshybeitswelt und der demografische Wandel stellen Unshyternehmen vor neue Herausforderungen Gesunde leistungsbereite und motivierte Mitarbeiter sind die zentrale Voraussetzung fuumlr den Unternehmensershyfolg und dazu kann wesentlich ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement beitragen
Wie Untersuchungen zeigen sind die Verantworshytung der Unternehmensleitung Mitarbeiterbeteilishygung transparente Ablaumlufe und ein kontinuierlicher Prozess der Evaluation und Verbesserung zentrale Erfolgsbedingungen fuumlr ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement Die Abbildung auf Seite 101 zeigt den ManagementshyZyklus und alle Systemshyelemente von GABEGS Alle Elemente wurden in einem Systemhandbuch definiert und beschrieben und es wurden die Anforderungen an die betriebshylichen Akteure zur Umsetzung vor Ort erlaumlutert
Besonderer Wert wurde darauf gelegt in das System element bdquoPlanung und Umsetzungldquo aktuelle Themen wie bdquodemografische Entwicklungldquo bdquoaltersshy und alternsgerechte Arbeitsbedingungenldquo bdquopsychishysche Belastungenldquo bdquogesundheitsfoumlrderliches Fuumlhshyrungsverhaltenldquo und bdquoWorkshyLifeshyBalanceldquo als eigenshystaumlndige Subelemente zu integrieren und damit deshyren Bedeutung herauszustellen
Einen hohen Stellenwert nehmen im GABEGSshySysshytem die verschiedenen Formen der MitarbeitershyPartishyzipation ein Eine zentrale Rolle bei der Erfassung gesundheitlicher Aspekte im Unternehmen stellt die Mitarbeiterbefragung dar Die Beschaumlftigten erhalten dadurch Gelegenheit uumlber ihre Belastungen Resshysourcen und Beschwerden ausfuumlhrlich Auskunft zu geben Auch die Etablierung eines betrieblichen Vorshyschlagswesens ist eine geeignete Maszlignahme das kreative Potenzial der eigenen Mitarbeiter zu nutzen um ihr Arbeitsumfeld zu optimieren
Mithilfe des neu gestalteten GABEGSshySystems ist es fuumlr bayerische Betriebe moumlglich das eigene beshytriebliche Gesundheitsmanagementsystem evaluieshyren zu lassen bis hin zur Anerkennung per Zertifikat durch das zustaumlndige Gewerbeaufsichtsamt
Eine moumlglichst weite Verbreitung betrieblicher Geshysundheitsmanagementsysteme gliedert sich nahtlos in das Primaumlrziel des LGL ein Rahmenbedingungen fuumlr eine gesunde Zukunft zu schaffen Wenn es um die Formulierung von Zielen fuumlr die ZUKUNFT des LGL selber geht lohnt auch ein Blick auf die Verganshygenheit und die Entwicklung die das LGL seither geshynommen hat
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VERGANGENHEIT amp ZUKUNFT
Vergangenheit amp Zukunft 104
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Vergangenheit amp Zukunft
Moderne Gesellschaften benoumltigen zum Schutz der Gesundheit ihrer Bevoumllkerungen zunehmend speziashylisierte Prozesse und Funktionen Die wachsende gesellschaftliche Komplexitaumlt der wissenschaftlichshytechnische Fortschritt und vielfaumlltige Austauschshy und Kommunikationsprozesse zwischen staatlichen Stelshylen und gesellschaftlichen Partnern stellen die entshysprechenden Funktionstraumlger vor neue Herausfordeshyrungen Dies beinhaltet auch Herausforderungen an staatliches Handeln in Krisenlagen
Das LGL stellt in seiner Struktur eine in Deutschland auf Landesebene einzigartige Buumlndelung von Kapazishytaumlten und Kompetenzen im Bereich der Lebensmitshytelsicherheit und des Verbraucherschutzes und zum Schutz und zur Foumlrderung der Gesundheit von Mensch und Tier dar Zehn Jahre LGL sind Anlass fuumlr eine Ruumlckschau und einen Blick in die Zukunft
Schutz und Foumlrderung der oumlffentli-chen Gesundheit im Wandel der Zeit
Der Ansatz einer wissenschaftsbasierten rationalen Gesundheitssicherung auf Ebene der Bevoumllkerung hat in der Vergangenheit groszlige Erfolge mit sich geshybracht So zeigen langfristige statistische Zeitreihen der letzten 300 Jahre weltweit einen stetigen Zushywachs der Lebenserwartung Beispiele wie die Ausshyrottung der Pocken die weitgehende Verdraumlngung der Poliomyelitis und der starke Ruumlckgang der Tubershykulose illustrieren im Bereich des Infektionsschutzes diese Erfolge Dabei waren ndash um das Beispiel der Tushy
berkulose aufzugreifen ndash groszlige Erfolge aus Sicht der Bevoumllkerungsmedizin bereits erreicht bevor 1944 Streptomycin und 1954 Isoniazid und Paraaminosalishycylsaumlure als wirksame Therapeutika verfuumlgbar wurshyden Diese haben dann noch einmal mehr zum Ershyfolg im Kampf gegen diese bedruumlckende Infektionsshykrankheit beigetragen
Bei den Bemuumlhungen um die oumlffentliche Gesundheit (bdquoPublic Healthldquo) lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden Waumlhrend in den Jahrhunderten bis zur Aufklaumlrung die Maszlignahmen zum Schutz von bdquoWasser Boden und Luftldquo im Wesentlichen in Quashyrantaumlne und Isolationsmaszlignahmen sowie in kommushynalen Verordnungen standen begann mit der Aufklaumlshyrung eine modernen Anspruumlchen entsprechende bdquoHygienephaseldquo Diese erreichte in Muumlnchen unter Max von Pettenkofer mit seinem weltweit ersten HygieneshyInstitut einen ersten Houmlhepunkt und wiedeshyrum weltweit ausstrahlenden Kristallisationskern Im Deutschen Kaiserreich schloss sich daran eine Phashyse der Organisation der Sozialversicherungssysteme mit groszligen positiven Einfluumlssen auf die Bevoumllkeshyrungsgesundheit an die Organisation von Krankenshyversicherung Unfallversicherung und Arbeitslosenshyversicherung auch als BismarckshySystem der Sozialshyversicherung bezeichnet Diese wurde in der zweishyten Haumllfte des 20 Jahrhunderts noch durch die Pflegeversicherung ergaumlnzt
Im Zuge der groszligen Fortschritte im Bereich der klinishyschen Medizin und der individuellen Therapien entshywickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg eine indishyvidualistischshytherapeutische Phase von Public HealthOumlffentliche Gesundheitspflege Kennzeichen
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dieser Phase sind Reihenuntersuchungen wie die RoumlngtenshyReihenuntersuchung bei der Tuberkulose sowie bevoumllkerungsweite Impfprogramme welche zu den genannten Erfolgen bei Pocken Poliomyelitis und Tuberkulose sowie bei einer Reihe anderer Inshyfektionskrankheiten gefuumlhrt haben
Gegen Ende des 20 Jahrhunderts wurde diese Phashyse von einer systemischen Phase abgeloumlst Dahinter steht die Einsicht dass Gesundheit nicht nur in der Verantwortung des Einzelnen liegt und durch den Zugang einzelner Personen zu individuellen Gesundshyheitsleistungen umfassend geschaffen wird sonshydern vielmehr das Ergebnis von systemischen Bezieshyhungen und Zusammenhaumlngen ist
Regulierungen im Bereich der umweltmedizinischen Vorsorge im Bereich der Versorgung mit sicherem und gesundem Trinkwasser und sicheren und gesunshyden Nahrungsmitteln in der Verkehrssicherheit und im Freizeitbereich liegen auszligerhalb des Einflussbeshyreichs einzelner Personen und oftmals im Zustaumlndigshykeitsbereich staatlichen Handelns Hinzu kommt dass Gesundheit auch stark von Wirtschaftssektoren auszligerhalb des Gesundheitsbereichs beeinflusst wird Ein Beispiel hierfuumlr ist die Einfuumlhrung der Gurtpflicht im Individualverkehr welche fuumlr die Automobilinshydustrie nur geringe Mehrkosten verursacht in ihren gesundheitlichen Auswirkungen jedoch groszlige posishytive Folgen hat Weitere Beispiele betreffen die beshyrufsgenossenschaftlichen Sicherungspflichten am Arbeitsplatz oder auch die Nichtraucherschutzshy Gesetzgebung sowie die vielfaumlltigen gesetzlichen Regelungen im Bereich der Produktsicherheit der Lebensmittelsicherheit und der Tiergesundheit
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Gruumlndungsvater Pettenkofer
Die ersten Anfaumlnge staatlicher Fachbehoumlrden auf dem Gebiet des Gesundheitsshy und Verbraucherschutshyzes in Bayern reichen in die zweite Haumllfte des 19 Jahrhunderts zuruumlck Durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 27 Januar 1884ldquo wurden zuerst die bdquoBayerishyschen Untersuchungsanstalten fuumlr Nahrungsshy und Geshynussmittelldquo errichtet Es war der bereits erwaumlhnte Max von Pettenkofer der den Auftrag zur Umsetzung dieser Verordnung erhielt Pettenkofer der urspruumlngshylich Pharmazie Naturwissenschaften und Medizin studiert hatte war an der LudwigshyMaximiliansshyUnishyversitaumlt Muumlnchen 1847 zunaumlchst zum Professor fuumlr medizinische Chemie ernannt worden und hatte dort als erster deutscher Professor fuumlr Hygiene 1876 bis 1879 das erste Hygieneinstitut aufgebaut In Umsetshyzung der oben genannten Verordnung etablierte er 1884 drei staatliche chemische Untersuchungsanstalshyten an den drei Landesuniversitaumlten in Muumlnchen Ershylangen und Wuumlrzburg
Nach der Chemie folgte fuumlr den Bereich der Humanshymedizin durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 31 Aushygust 1910ldquo die Errichtung von bdquoKoumlniglich Bakterioloshygischen Untersuchungsanstaltenldquo in Verbindung mit den Hygieneinstituten der drei Landesuniversitaumlten Schlieszliglich wurde fuumlr den Bereich der Veterinaumlrmedishyzin aufgrund bdquoKoumlniglicher Verordnung vom 5 Juni 1913ldquo die bdquoKoumlniglich Bayerische Veterinaumlrpolizeiliche Anstaltldquo in Oberschleiszligheim errichtet die 1950 zur bdquoBayerischen Landesanstalt fuumlr Tierseuchenbeshykaumlmpfungldquo erhoben wurde
Bis Ende der 30ershyJahre des 20 Jahrhunderts waren die jeweiligen Lehrstuhlinhaber fuumlr Pharmazie und Anshygewandte Chemie bzw fuumlr Hygiene stets zugleich auch Direktoren der jeweiligen staatlichen chemishyschen bzw bakteriologischen Untersuchungsanstalshyten in Muumlnchen Erlangen und Wuumlrzburg 1945 wurde diese Personalunion in allen Faumlllen aufgegeben Die damaligen Untersuchungsanstalten wurden von der Einflusssphaumlre der Universitaumlten geloumlst und untershystanden damit direkt dem Bayerischen Staatsministeshyrium des Innern In der Folgezeit kam 1947 in Reshygensburg ein urspruumlnglich privates Institut als staatlishyche bakteriologische Untersuchungsanstalt hinzu und es wurden 1962 in Augsburg sowie 1964 in Regensshyburg ehemals staumldtische Einrichtungen zu staatlichen chemischen Untersuchungsanstalten erhoben Insgeshysamt existierten ab Mitte der 60ershyJahre in Bayern insgesamt 11 staatliche Untersuchungsaumlmter 5 cheshymische (Augsburg Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) 4 bakteriologsiche (Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) und 2 veterinaumlrmedizinische Untersuchungsanstalten (neben Oberschleiszligheim war ein Standort in Nuumlrnberg hinzugekommen)
Die LandesuntersuchungsaumlmterAb Ende der 60ershyJahre beschaumlftigte sich die im Bayerischen Staatsministerium des Innern zustaumlndishyge Abteilung fuumlr Gesundheitswesen und Verbraushycherschutz mit einer Reform dieser Struktur einer Vielzahl relativ kleiner und weitgehend unabhaumlngig voneinander arbeitender chemischer medizinischer und veterinaumlrmedizinischer Untersuchungseinrichshytungen Anlass waren auch zunehmend fachuumlbershygreifende Fragestellungen (zum Beispiel komplexe
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chemische Ruumlckstandsuntersuchungen unter andeshyrem zum Einsatz oumlstrogenwirksamer Substanzen in der Kaumllbermast im Bereich der Veterinaumlrmedizin) die immer kostspieliger werdende instrumentelle Analytik (zum Beispiel GCshy MSshy NMRshyAnalytik) die damit einhergehende zunehmende Spezialisierung der Mitarbeiter und nicht zuletzt Sparzwaumlnge im Staatshaushalt Im Ergebnis fuumlhrten die damaligen Reformuumlberlegungen zur Gruumlndung zweier bdquoLandesshyuntersuchungsaumlmter fuumlr das Gesundheitswesenldquo in Suumldbayern (Oberschleiszligheim) und Nordbayern
(Erlangen) die aufgrund der Durchfuumlhrungsverordshynung zum Vollzug des Lebensmittelrechts vom 16031973 mit Wirkung vom 01011974 errichtet wurden In diesen beiden ndash fuumlr damalige Verhaumlltnisshyse ndash bdquoSuperbehoumlrdenldquo war ein interdisziplinaumlrer Ansatz zwischen Chemie Humanshy und Veterinaumlrshymedizin moumlglich Die bayerischen Landesuntersushychungsaumlmter waren bundesweit einmalig und ershylangten bald Vorbildfunktion fuumlr die Organisation der entsprechenden Fachbehoumlrden in anderen Laumlndern
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Die Struktur der LUAuml blieb uumlber viele Jahre und auch uumlber einen Ressortwechsel in die Zustaumlndigkeit des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Arbeit und Sozishyalordnung Familie und Frauen (StMAS) hinweg ershyhalten Im Jahr 1999 wurde das 25shyjaumlhrige Jubilaumlum mit einem Symposium in Oberschleiszligheim gefeiert Im Laufe der Jahre war soweit erforderlich immer wieder ein Wandel ggf eine Anpassung der Aufgashybenstellungen erfolgt Bemerkenswert ist insbesonshydere die Entwicklung ergaumlnzend zu den ganz im Vorshydergrund stehenden Laboruntersuchungen auch theshyoretisch wissenschaftliche Aufgabenfelder zu bearshybeiten wie zum Beispiel im Bereich der Toxikologie ab 1992 oder der Epidemiologie ab Ende der 1990ershyJahre
Aufbruch zum LGLAusgangspunkt fuumlr die Schaffung des heutigen LGL durch Fusion der beiden LUAuml Nord und Suumld war die bdquoBSEshyKriseldquo im Jahr 2000 Bereits seit Mitte der 1980ershyJahre war BSE in Groszligbritannien bekannt bis 1992 war dort ein Anstieg auf uumlber 36000 Faumllle zu verzeichnen (anschlieszligend nahm die Zahl mit Einshyfuumlhrung eines Tiermehlfuumltterungsverbots wieder ab) Verdachtsfaumllle in Deutschland die bereits Anshyfang der 1990ershyJahre bekannt geworden waren waren zunaumlchst nicht adaumlquat untersucht worden Erst im November 2000 wurde der erste deutsche Fall (in SchleswigshyHolstein) mittels Schnelltest den die Laumlnder zuvor abgelehnt hatten nachgewiesen Daraufhin beschloss das bayerische Kabinett noch im Dezember des selben Jahres ein Maszlignahmenshybuumlndel das unter anderem die Errichtung eines bdquoLandesamts fuumlr Lebensmittelsicherheitldquo beinhalteshy
te (Ministerratsbeschluss vom 29122000) Es war rasch klar dass ein solches Landesamt im Wesentlishychen aus den bestehenden LUAuml entstehen wuumlrde Mit bdquoVerordnung uumlber die Einrichtung der Bayerishyschen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmitshytelsicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmterverordshynung shy LAVshyUGV)ldquo vom 27 November 2001 wurde das LGL schlieszliglich gegruumlndet Zu dem im Rahmen der inhaltlichen Neuausrichtungen gegenwaumlrtig Ershyreichten einschlieszliglich einer Unterstuumltzung der bdquoReshyakademisierungldquo des OumlGD und des Aufbaus einer Pettenkofer School of Public Health sei auf die entshysprechenden Beitraumlge verwiesen
Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
Kennzeichen von modernen bzw bdquopostmodernenldquo Gesellschaften sind eine zunehmende Oumlkonomisieshyrung und Medialisierung der gesellschaftlichen Proshyzesse Diese wirken sich auch unmittelbar oder mitshytelbar auf die Taumltigkeit im Bereich der Bevoumllkerungsshygesundheit aus Probleme lassen sich nicht mehr nur isoliert in ihren gesundheitlichen Bezuumlgen analyshysieren und angehen Zunehmend wichtig ist die gleichzeitige Beobachtung und Mitgestaltung des soziooumlkonomischen und insbesondere auch des kommunikativen Kontextes Die mediale Wahrnehshymung und Diskussion gesundheitlicher Fragestellunshygen hat zunehmend Bedeutung fuumlr den Erfolg geshysundheitspolitischer und bevoumllkerungsmedizinischer Konzepte Der Blickwinkel auf die Gesundheit der Bevoumllkerung weitet sich damit zunehmend Dabei
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muumlssen unveraumlndert Faktoren auf individueller Ebeshyne betrachtet werden ndash ein Beispiel hierfuumlr ist das Neugeborenenscreening auf angeborene Stoffwechshyseldefekte Derartige individuelle Aspekte werden auch in ihren sozialen Bezuumlgen wirksam Als Beispiel seien hier Altersbilder und Geschlechterrollen geshynannt Um diesen Kern legen sich individuell gewaumlhlshyte und zu verantwortende Lebensstile Diese wershyden oft innerhalb von sozialen und gesellschaftlichen Bezuumlgen realisiert zum Teil auch von solchen Netzen beeinflusst Gestaltet werden diese Bedinshygungen durch allgemeine Lebensshy und Arbeitsbedinshygungen welche von der Versorgung mit sicheren und gesundheitsfoumlrderlichen Lebensmitteln uumlber das Erziehungssystem die Arbeitsmarktsituation und die allgemeinen Arbeitsbedingungen bis zu den spezifishyschen Dienstleistungen der gesundheitlichen Versorshygung reichen Diese Bausteine sind wiederum eingebettet in einen noch allgemeineren soziooumlkonoshymischen kulturellen umweltbezogenen und politishyschen Rahmen
Der Nutzen einer solchen umfassenden Betrachshytungsweise Staatliche und gesellschaftliche Funktishyonen im Dienst an der Bevoumllkerungsgesundheit koumlnshynen sich diesen Zusammenhaumlngen nicht entziehen Eine moderne PublicshyHealthshyBehoumlrde wie sie der Auftrag auch an das Bayerische Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit ist muss vorshybereitet sein um diesen komplexen Strukturen mit einer angemessenen fachlichen Struktur und entshysprechenden Spezialisierungen zu entsprechen
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Das bedeutet dass am LGL zum Beispiel Expertisen vorgehalten werden muumlssen welche neben den spezifischen und hoch technisierten Laboruntershysuchungen auch mediale sozialshywissenschaftliche oumlkonomische epidemiologische versorgungsorienshytierte gesundheitspolitische und praumlventionsorienshytierte Expertisen umfassen Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend
One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
Der Auftrag an Public Health wurde vom USshyAmerishykanischen Institute of Medicine auf die kurze Formel gebracht Bedingungen schaffen in denen Menshyschen gesund sein koumlnnen Diese kurze Formulieshyrung lohnt eine naumlhere Betrachtung Sie beinhaltet die Einsicht dass Gesundheit nicht nur von einzelnen Menschen in Eigenverantwortung gestaltet werden kann sondern dass es oftmals Bedingungen sind welche groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Menshyschen in Bevoumllkerungen und Bevoumllkerungsgruppen haben Im weiteren kommt die Einsicht dazu dass die Bedingungen nicht schicksalhaft gegeben oder hinzunehmen sind sondern durchaus und in zunehshymenden Maszlige von Gesellschaften in gemeinsamer Verantwortung gestaltet werden koumlnnen Als weiteshyrer Punkt kommt die Fokussierung auf den Menshyschen dazu welcher Mitte und Maszlig allen staatlichen und gesellschaftlichen Handelns ist Zu beachten ist auch die Fokussierung auf Gesundheit und nicht Krankheit Weiter zu beachten ist dass diese geshymeinsamen gesellschaftlichen Anstrengungen in eishynem Rahmen individueller und kollektiver Freiheiten
und Rechte verwirklicht werden muumlssen Gesundheit ist kein Diktat sondern eine Chance Diese bdquoLebensshychance auf Gesundheitldquo soll allen Menschen in gleishychem Maszlige eroumlffnet werden ohne Zwang
Fuumlr das LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in einem sich einigenden Europa der Regionen gelten auch sich herausbildende Erwartungen an gesellshyschaftliche Institutionen Im Vordergrund steht dabei eine Dienstleistungsorientierung Dabei sind sowohl externe Klienten (Kunden) wie Ministerien Medien andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Partner zu beruumlcksichtigen als auch interne Klienten Kolleshygen andere staatliche Institutionen Projekte denen zugearbeitet wird und gesetzliche und regulatorische Vorgaben die zu erfuumlllen sind Daraus ergibt sich eine Fuumllle von nachgefragten Leistungen spezialishysierte Laborshy und NichtshyLaborfunktionen Konzeptshy und Strategieentwicklungen Bewertungen von Aktishyvitaumlten der Vernetzung sowie in der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in der Forschung und insbesondere auch der Tranfer wissenschaftlicher Erkenntnis
New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
Die Aufgabenfelder einer solchen neuen Public Health (New Public Health) umfassen dabei in einer ersten Orientierung die Bereiche von
bull Gesundheitsschutzbull Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderungbull Steuerung und Stewardship in einem
Gesundheits(Versorgungsshy)system
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Durch ein Taumltigwerden in allen drei Bereichen wird dem Auftrag nachgekommen Bedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnen Besondere Herausforderungen ergeben sich fuumlr das LGL durch die kompetente Uumlbernahme von staatlishychen Aufgaben in einem modernen Verstaumlndnis indishyrekter Stewardship bzw Governance in der fachlishychen Bewertung und Erzeugung wissenschaftlicher Evidenz in der konzeptionellen Entwicklung und im gezielten Ansprechen von Settings und Sektoren Daraus ergeben sich Vernetzungsanspruumlche innershyhalb des LGL welche klassische Strukturen wie Abshyteilungen Sachgebiete und Sachbereiche uumlbershyschreiten
Damit zeichnen sich neun Entwicklungsfelder ab welche fuumlr eine zukuumlnftige Ausrichtung des LGL von besonderer Bedeutung sind
1 Die Herausforderung von bdquoProblem und Kontextldquo insbesondere auch in der Risikoshy und Krisenkomshymunikation
2 Die Staumlrkung von vorausschauendem proshyaktiven gegenuumlber nur reaktivem Handeln
3 Die weitere Staumlrkung von Wissenschaftlichkeit Unabhaumlngigkeit und Transparenz als Arbeitsgrundshysaumltze im Innenshy und Auszligenverhaumlltnis
4 Der Ausbau von Kooperationen bei gleichzeitiger Staumlrkung der Eigenverantwortung
5 Die Weiterentwicklung von staatlichen Kontrollshyfunktionen zu FeedbackshyElementen innerhalb eishynes umfassenden Qualitaumltsmanagements
6 Die Faumlhigkeit zur kurzfristigen Bildung von Projektshyorientierten MatrixshyStrukturen bei komplexen Frashygestellungen und Krisen
7 Die Faumlhigkeit zur kritischen Nutzung und ggf Ershystellung von systematischen problemorientierten Wissenssynthesen (systematische Uumlbersichten Health Impact Assessment Health Technology Assessment und andere mehr)
8 Die Staumlrkung und noch bessere Verankerung der Belange der Bevoumllkerungsgesundheit an akademishyschen Einrichtungen in Bayern
9 Die dreifache Positionierung des LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in Bayern innerhalb der deutschen Laumlnder und innerhalb eines sich einishygenden Europas
Herausforderungen die uns die naumlchsten zehn Jahre und wohl auch daruumlber hinaus begleiten werden und die wenn sie erfolgreich bearbeitet sind wiederum den Weg frei machen fuumlr neue jetzt noch unbekannshyte Fragen
CHRONOLOGIE
Chronologie 114
Gesundheit
20022003bull Aufbau der Meldestelle fuumlr Bayern nach dem Infektionsshy
schutzgesetz ab 2001 mit anfangs jaumlhrlich 30000 Melshydungen kontinuierlicher Anstieg bis zu fast 100000 Meldefaumlllen im Jahr 2009
bull Uumlbernahme der Koordinierung und Auswertung der Schulshyeingangsuntersuchung an jaumlhrlich circa 120000 Kindern in Bayern
bull Aufbau des sogenannten Tracking auf Vollstaumlndigkeit im Neu geborenenscreening (jaumlhrlich circa 105000 neugeboshyrene Kinder)
bull Aufbau von hygieneshy infektiologieshy pharmazieuumlbershywachungsshy praumlventionsshy und umweltmedizinbezogenen Kompetenzzentren sowie epidemiologischer Kompetenz zum Beispiel zur Bewertung von Krankheitshaumlufungen (Clustern)
bull Aufnahme der im bayerischen OumlGDshyGesetz vorgeseheshynen Gesundheitsberichterstattung
bull Uumlbernahme der Aufgaben als Benannte und Unabhaumlngige Stelle nach Trinkwasserverordnung 2001 und der Beshyrichtspflicht gemaumlszlig Trinkwasserverordnung und Europaumlshyischer Badegewaumlsserrichtlinie
bull Uumlbernahme der Qualitaumltssicherung in der Arzneimittelshyuumlberwachung Bayern (interne Audits Dokumentenmanashygement Berichtspflichten Statistik der Verbrauchershybeschwerden Arzneimittelrisiken und Beanstandungen in Bayern gemaumlszlig VAW 121101) Koordination und Controlshyling (Erstellung von Jahresstatistiken Mitwirkung bei der Planung Durchfuumlhrung und Berichterstattung der Inspekshytionen durch die Regierungen)
2004bull Aufbau der GesundheitsshyMonitoringshyEinheiten (GME) fuumlr
Bayern mit Steuerung und Datenmanagement am LGL und Durchfuumlhrung umfangreicher Surveys mit jaumlhrlich cirshyca 6000 Kindern
2005bull Verlagerung des bdquoRapid Alert Systemsldquo (RASshySystem)
zur Abwehr von Arzneimittelrisiken vom StMUGV an das LGL Uumlbernahme der Erstellung der Statistik bdquoZahl der pharmazeutischen Betriebe und Einrichtungen in Bayernldquo aus dem StMUGV
bull Aufbau der Taskforce Infektiologie mit 24 StundenTag und 7 TageWoche Erreichbarkeit
bull Uumlbernahme der Planung Unterstuumltzung und Evaluation der infektionshygienischen Uumlberwachung von medizinishyschen und sonstigen Einrichtungen durch die Gesundshyheitsaumlmter in Bayern
bull Entwicklung und Implementierung eines elektronischen Datenaustauschsystemes fuumlr Trinkwasserdaten
bull Uumlbernahme der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen gemaumlszlig Trinkwasserverordnung 2001
bull Uumlbernahme der Leistelle Praumlvention zur Begutachtung Betreuung Qualitaumltssicherung und Evaluation von Proshyjekten im Rahmen der neu ausgerichteten Gesundheitsshyinitiative GesundLebenBayern
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI)
2006
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bull Betrieb eines Hochsicherheitslabors der Stufe BSL 3
bull Aufbau einer behoumlrdenuumlbergreifenden Uumlberwachung der Medizinprodukteaufbereitung
bull Einfuumlhrung eines Qualitaumltszirkels Trinkwasser fuumlr die Geshysundheitsaumlmter
bull Aufbau einer Einheit zur analytischen Umsetzung und Beshywertung des HumanshyBiomonitorings fuumlr den OumlGD
2007bull Einrichtung des Konsiliarlabors fuumlr Diphtherie in Abstimshy
mung mit Bund und Laumlndern Verankerung im EUshySurveilshylanceshyNetzwerk fuumlr Diphtherie (DIPshyNET)
bull Verlagerung des Systems zur Abwehr von Medizinprodukshyterisiken sowie von Risiken durch Blutshy und Blutprodukte nach dem Transfusionsgesetz
bull Mitveranstaltung des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft fuumlr Sozialmedizin und Praumlvention sowie der Deutschen Gesellschaft fuumlr medizinische Dokumentation und Information in Augsburg in Verbindung mit dem LGLshyKongress fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayshyern mit insgesamt 1700 Teilnehmern
bull Einbindung der humanmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaften zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) und der Landesarbeitsgemeinshyschaft MultiResistente Erreger (LARE)
bull Aufbau und Betrieb eines bayernweiten Impferinnerungsshysystems in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsaumlmtern
2008
bull Einrichtung des Nationalen Referenzzentrums fuumlr Borre li shyen in Abstimmung mit Bund und Laumlndern und des Konshysiliarlabors fuumlr Ehrlichien in Abstimmung mit Bund und Laumlndern
bull Aufbau eines Labornetzwerkes fuumlr bioterroristisch releshyvante Keime
bull Umsetzung der novellierten EUshyBadegewaumlsserrichtlinie einschlieszliglich erweiterter Berichtspflicht
bull Erstellung und kontinuierliche Pflege eines elektronischen Handbuchs fuumlr den OumlGD zur fachlichen Qualitaumltssicheshyrung der Arbeit der Gesundheitsaumlmter (Uumlbernahme aus dem StMUG)
bull Koordination des vom StMUG gefoumlrderten Forschungsshyverbunds Vectorshyborne Infectious Diseases in Climate Change Investigations (VICCI) zum Thema bdquoGesundheitshyliche Folgen des Klimawandels in Bayernldquo
bull Betreuung von Trainees nach Akkreditierung als Ausbilshydungsstaumltte im Rahmen des europaumlischen Ausbildungsshyprogramms fuumlr Infektionsepidemiologie (EPIET)
bull Betreuung der Gesundheitsaumlmter bei der Gruumlndung regioshynaler Netzwerke gegen multiresistente Erreger und Ausshyweitung der Bemuumlhungen um die Standardisierung des Managements resistenter Erreger in Kliniken mittels einer Checklistenshygestuumltzen Begehung
bull Integration des Nationalen Referenz Zentrums fuumlr Borrelien und der beiden Konsiliarlaboratorien fuumlr Diphtherie und Ehrlichien in die 2009 neu etablierten RKIshyReferenznetzshywerke
bull Ausweitung des Trackings des NeugeborenenshyHoumlrscreeshynings aus den Modellregionen Oberfranken und Oberpfalz nunmehr bayernweit mit mehrfacher Geburtenzahl
2009
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bull Aufbau eines laborgestuumltzten bayernweiten InfluenzashySentinels mit Beteiligung von aumlrztlichen Praxen in den Landkreisen (Steuerung am LGL)
bull Aufbau und Betrieb eines S3shyHochsicherheitslabors auch im Bereich Gentechnik im Rahmen der experimentellen Uumlberwachung gentechnischer Anlagen beim Vollzug des Gentechnikgesetzes
bull Buumlndelung der in Bayern angesiedelten Ressourcen durch Kooperationen mit bayerischen Universitaumlten im Dienst der oumlffentlichen Gesundheit (Pettenkofer School of Public Health)
bull Uumlbernahme der Informationspflichten des StMUG an die Zentralstelle der Laumlnder fuumlr Gesundheitsschule uumlber die im Arzneimittelbereich in Bayern taumltigen Behoumlrden Ershyweiterung der Arzneimitteluntersuchungsstelle um die routinemaumlszligige Untersuchung von Medizinprodukten (Planproben shy VO (EG) 7652008) geplant Erstellung von Jahresstatistiken uumlber die Uumlberwachung der Medizinproshydukte in Bayern
bull Durchfuumlhrung von Projekten im Bereich Gesundheitsshyschutzshy und Gesundheitsvorsorge im Rahmen der Nutshyzung neuer Technologien wie zum Beispiel der Nanotechshynologie im Auftrag des StMUG uumlbergreifende toxikologishysche Risikoabschaumltzung durch Verknuumlpfung von Belasshytungsdaten aus allen fuumlr den Menschen relevanten Zufuhrpfaden
bull Ausbau der umweltmedizinischen Gesundheitsvorsorge bei wissenschaftlich diskutierten neuen Belastungsshyszenarien unter Beruumlcksichtung sensibler Gruppen wie Allergiker Neugeborene und Kleinkinder durch Aufbau von neuen Methoden und orientierenden Messungen in unterschiedlichen Matrizes (wie Hausstaub Koumlrpergeweshyben)
bull Uumlbertragung der Aufgaben im Bereich der Stillfoumlrderung in Bayern mit zahlreichen Einzelmaszlignahmen
bull Aufbau der Spezialeinheit Infektionshygiene umfangshyreiche Aufgabenmehrung im Zusammenhang mit der Bayshyerischen MedHygV
bull Einrichtung einer Bruumlckenprofessur bdquoPublic Health Policy amp Administrationldquo an der LMU Muumlnchen im Rahmen der von LGL Helmholtzzentrum Muumlnchen und LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen gemeinsam getragenen Petshytenkofer School of Public Health (PSPH)
2010
2011bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoVersorgungsqualitaumlt
Gesundheitsoumlkonomie Gesundheitssystemanalysenldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit in Vorbereitung auf eine neue Dienststelle in Nuumlrnberg (Haus der Gesundheit Bayern)
bull Einrichtung eines webbasierten Gesundheitsatlas Bayern mit einer Vielzahl geografisch gegliederter gesundheitsreshylevanter Zahlen und Indikatoren
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerische Gesundshyheitsagenturldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur bayerischen Gesundheitswirtschaft mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerisches Zentrum fuumlr Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (ZPG)ldquo am Lanshydesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur Landesshyzentrale fuumlr Gesundheit Bayern e V und weiteren Partshynern in Wissenschaft Praxis und Politik mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
2012
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bull Uumlbertragung der Funktion eines Kommunalbuumlros fuumlr die aumlrztliche Versorgung im laumlndlichen Raum an das Sachshygebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonomie Geshysundheitssystemanalysenldquo zur Unterstuumltzung der Komshymunen und zur Mitgestaltung der im neu verabschiedeten Versorgungsstrukturgesetz vorgesehenen Handlungsshyspielraumlume der Laumlnder
Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Antraumlge fuumlr neuartige Lebensmittel
bull Mitarbeit am Europaumlischen Netzwerk fuumlr GVO Laborashytorien (ENGL) auf Grundlage der Verordnung (EG) Nr 18292003 uumlber genetisch veraumlnderte Lebensmittel und Futtermittel
bull Zusaumltzliche Uumlberpruumlfung der umfangreichen Mitteilungsshypflichten uumlber Inhaltsstoffe in Tabakerzeugnissen nach Tabakproduktverordnung und Uumlberpruumlfung der Zulassung von Pruumlflaboratorien (ab 2003)
bull Initiierung der Veranstaltungsreihe bdquoSchleiszligheimer Foshyrumldquo
bull Beginn der systematischen Untersuchung von Lebensshymitteln auf Acrylamid im Rahmen eines bundesweiten Minimierungskonzeptes
20022003
2003bull Beginn des nach EUshyRecht notwendigen Verfahrens zur
Validierung von Untersuchungsmethoden zum Nachweis von Tierarzneimittelruumlckstaumlnden
bull Einfuumlhrung der Untersuchungspflicht von Streptomycin in Honig nach Anwendung dieses Antibiotikums zur Feuershybrandbekaumlmpfung waumlhrend der Obstbluumlte Zusammenshyarbeit und Informationsaustausch mit den Bodenseeshyanrainern BadenshyWuumlrttemberg Schweizer Kantonen und dem Land Vorarlberg
bull Einfuumlhrung von Schwerpunktlaboren fuumlr Untersuchungen verschiedener Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
bull Schaffung des Arbeitskreises bdquoBier und Bieraumlhnliche Geshytraumlnkeldquo an der Dienststelle Wuumlrzburg In diesem Arbeitsshykreis sind Personen der Uumlberwachung und der Brauwirtshyschaft vertreten
bull Etablierung der miniaturisierten Multimethode (QuEshyChERS) fuumlr Pflanzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzshylichen Lebensmitteln
bull Breite Einfuumlhrung der LCshyMSMSshyTechnik in der Ruumlckshystandsanalytik mit einer deutlichen Erweiterung des Wirkshystoffspektrums
bull Konzentration der Blutalkoholuntersuchungen fuumlr ganz Bayshyern am Standort Erlangen (jaumlhrlich circa 25000 Blutproben)
bull Aufnahme der Kontrolle der Kennzeichnung von gentechshynisch veraumlnderten Futtermitteln
bull Nationale Zulassung als erstes und bisher einziges deutshysches Olivenoumllpanel in der amtlichen Lebensmitteluumlbershywachung
bull Beginn der Betreuung und Durchfuumlhrung zahlreicher durch das StMUG gefoumlrderter Projekte zur Entwicklung moderner Untersuchungsverfahren im Lebensmittelbeshyreich sowie der Betreuung von Diplomshy Mastershy und Dokshytorarbeiten in Kooperation mit der LMU Muumlnchen der TU Muumlnchen und der Tieraumlrztlichen Hochschule Hannover der FAU Erlangen und FraunhofershyInstituten
2004
119
bull Nachweis des ersten nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnderten Organismus (Papaya) in Europa
bull Aufbau und Akkreditierung des einheitlichen Qualitaumltsshymanagementsystems
2005bull Verstaumlrkte Untersuchung von Bedarfsgegenstaumlnden und
Kosmetika aufgrund ihrer Einbeziehung in nationale Kontshyrollprogramme (Bundesweiter Uumlberwachungsplan (BUumlp) ab 2005 Bundesweites Monitoring ab 2010)
bull Verlagerung der Kontaktstelle Bayerns im EUshySchnellshywarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel vom StMUG an das LGL damit Uumlbernahme neuer Steuerungsaufgaben in der Lebensmitteluumlberwachung verbunden Sichtung von circa 9000 Meldungen und Bearbeitung von circa 650 Vorshygaumlngen jaumlhrlich
bull Aufbau des Arbeitsbereichs bdquoMarktuumlberwachung im stofflichen Verbraucherschutzldquo und Implementierung in das Sachgebiet bdquoBedarfsgegenstaumlndeldquo
bull Uumlbernahme des Nachweises von gentechnisch veraumlndershyten Bestandteilen in Saatgut Uumlbernahme Experimentelle Kontrolle von GVOshyFreisetzungen
bull Ersterstellung eines Handbuchs zur Durchfuumlhrung des Nashytionalen Ruumlckstandskontrollplans (NRKP) in Bayern und der Uumlbertragung der Gesamtzustaumlndigkeit fuumlr die Planung aller NRKPshyProben in Bayern und Verteilung dieser Proshyben auf die Kreise und kreisfreien Staumldte auf der Basis stashytistischer Daten zu Tierbestaumlnden und Schlachtungen
bull Implementierung einer regelmaumlszligigen Absicherung aller Hemmstoffshypositiven Proben in Bayern mit Nachweis und Bewertung vorhandener Antibiotikaruumlckstaumlnde
bull Einfuumlhrung zahlreicher Projekte und Sonderprogramme wie zum Beispiel das EUshyProjekt bdquoTRACEldquo
bull Initiierung einer regelmaumlszligigen Fachtagung Gentechnik fuumlr Umwelt und Verbraucherschutz
bull Systematische risikoorientierte Beurteilung der NahrungsshyergaumlnzungsmittelshyAnzeigen bayerischer Inverkehrbringer
bull Mitarbeit an der Neukonzeption der Datenuumlbermittlung in der amtlichen Lebensmittelshy und Veterinaumlruumlberwachung auf Bundesebene
bull Erstmalige Beteiligung an einem EUshyTwinningshyProjekt in der Tuumlrkei dem zahlreiche weitere folgen
bull Koordinierung des bundesweiten Systems fuumlr die zentrale Erfassung von Ausbruumlchen lebensmittelbedingter Infektishyonen und Intoxikationen fuumlr den Freistaat Bayern (ZEVALI BELA) als neue Aufgabe des LGL
bull Einrichtung und Betreuung einer Verbraucherhotline fuumlr Hinweise zur Lebensmittelsicherheit
bull Einrichtung und Betreuung einer InternetshyPlattform bdquoLeshybensmittelwarnungenldquo fuumlr oumlffentliche Ruumlckrufe in Abshystimmung mit dem StMUG ab 2010 eigene Zustaumlndigkeit des LGL
bull Einrichtung des Notfallhandys bdquoLebensmittelldquo (24hshy Rufbereitschaft des LGL)
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Lebensmittelldquo zur Koorshydinierung von fachgebietsuumlbergreifenden Fragestellunshygen (Untersuchungen und Bewertungen) und Erarbeitung gemeinsamer Konzepte
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Wasserldquo als abteilungsshyuumlbergreifende Schnittstelle fuumlr wasserchemische Frageshystellungen und Kontaktstelle zum StMUG
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Anzeigen fuumlr neue Nahrungsshyergaumlnzungsmittel
2006
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bull Durchfuumlhrung der gemaumlszlig TAppV vorgeschriebenen praktishyschen Ausbildung von TiermedizinshyStudenten in der oumlfshyfentlichen Veterinaumlrverwaltung in den Laborbereichen des LGL
bull Einrichtung der bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo am LGL mit zunaumlchst auf 35 Personen konzipierter Persoshynalstaumlrke als Dienstleister Entwicklung von Schwachstelshylenanalysen und Uumlberwachungskonzepten fachliche und rechtliche Unterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden im Einzelshyfall sowie Koordination des Krisenmanagements in Bayern fuumlr den Lebensmittelbereich
bull Sukzessiver Uumlbergang der Aufgaben des Mobilen Veterishynaumlrdienstes Bayern auf die Spezialeinheit in den Bereishychen Lebensmittelshy und Fleischhygiene Tierseuchen und Tierarzneimittel
bull Beginn von Kontrollprojekten wie zum Beispiel des Projekts bdquoEUshyzugelassene Kuumlhlhaumluserldquo
bull Weiterbildung der Mitarbeiter der Spezialeinheit zu Ermittshylungspersonen der Staatsanwaltschaft
bull Uumlbertragung der Zustaumlndigkeit fuumlr uumlberregionale Kontrollshymaszlignahmen im Lebensmittelbereich (Betriebskontrollen einschlieszliglich Dokumentenkontrollen)
bull Beginn von breit angelegten Untersuchungen von zimthalshytigen Lebensmitteln auf Cumarin wegen haumlufigen Uumlbershyschreitungen des Grenzwertes der Aromenverordnung
bull Etablierung einer empfindlichen Analysemethode fuumlr pershyfluorierte Verbindungen in tierischen und pflanzlichen Leshybensmitteln und Trinkwasser Beginn von Schwerpunktshy und Hintergrunduntersuchungen zur Erkennung von Probshylemgebieten und Unterstuumltzung von Minimierungsmaszligshynahmen
bull Etablierung der Analytik dioxinshyaumlhnlicher Polychlorierter Biphenyle (dl_PCB) mit GCshyHRMS
bull Etablierung des Arbeitskreises bdquoMykotoxineldquo zwischen Zoll Kreisverwaltungsbehoumlrden Regierungen Ministeshyrium und LGL
bull Koordination und Ausschreibung fuumlr eine landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Verbraucherschutz Projekt TIZIAN wird am LGL entwickelt und an den KVB in Bayern implementiert und durch das LGL administriert (derzeit circa 2000 Benutzer)
bull Uumlbernahme der Aufgabe des Qualitaumltsmanagementbeshyauftragten Bayern
bull Tieraumlrztliche Weiterbildungsstaumltte fuumlr die Gebiete Lebensshymittel (Fachtierarzt fuumlr Lebensmittel) und Fleischhygiene (Fachtierarzt fuumlr Fleischhygiene)
bull Einrichtung eines runden Tisches von LGL und LFL zum Erfahrungsshy und Wissenstransfer von Kenntnissen im Bereich der Pflanzenschutzmittel
bull Entwicklung und Durchfuumlhrung eines Jahreskontrollproshygramms zur Organisation von risikoorientierten Kontrollen uumlberregional taumltiger Lebensmittelbetriebe
bull Aufarbeitung Koordination und Aufklaumlrung von groszligen auch in den Medien viel beachteten bdquoLebensmittelskanshydalenldquo
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Qualitaumltszirkels bdquoTierische Nebenprodukteldquo
bull Einfuumlhrung eines investigativen Ansatzes in die Lebensshymitteluumlberwachung unter anderem durch langfristige Abshyordnung eines Kriminalpolizisten zur Spezialeinheit (Multishyplikatorenfunktion)
bull Aufbau eines Netzwerkes mit Staatsanwaltschaften Polishyzeishy und Zollbehoumlrden Hospitationen von Mitarbeitern der Spezialeinheit bei Dienststellen der Kriminalpolizei und
2007
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des Zolls Einrichtung staumlndiger Arbeitsgruppen mit der Zollverwaltung
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Arbeitskreises bdquoWildldquo gemeinsam mit anderen im gesundheitlichen Vershybraucherschutz taumltigen Behoumlrden Entwicklung eines bayshyernweit einheitlichen Konzeptes zur effizienten Uumlberwashychung von Wildbetrieben
bull Uumlberfuumlhrung des bisherigen Jahreskontrollprogramms in ein formalisiertes bdquoKontrollprogramm Lebensmittelsichershyheitldquo das 108 Betriebe umfasst und das unterschiedliche Arten von Risiken in einem DreishySaumlulenshyModell abbildet stufenweise Umsetzung ab 01012008
bull Weiterer Aufbau des Personalkoumlrpers der Spezialeinheit auf circa 90 Mitarbeiter intensives Einarbeiten dieser Mitshyarbeiter in die Verwaltung und Organisation des gesundshyheitlichen Verbraucherschutzes nach Erreichen der Pershysonalsollstaumlrke jaumlhrlich circa 300 Kontrollen von groszligen Lebensmittelbetrieben (Kontrollumfang und Kontrolltiefe in neuer Qualitaumlt)
bull Einfuumlhrung projektierter Schwerpunktuntersuchungen nach konkreten Risikoprofilen
bull Beurteilung der Erstpruumlfberichte von NovelshyFoodshyAntraumlshygen
bull Einrichtung eines Arbeitskreises der mit der Analytik von perfluorierten Verbindungen befassten Stellen in Bayern (LfU LGL Fraunhofer Institut IVV und weitere) zur Abshystimmung und Weiterentwicklung der Analytik dieser neu als Umweltkontaminanten in den Brennpunkt geruumlckten Verbindungen
bull Etablierung der Bestimmung von Kontaminanten (Diisoshybutylphthalat und Photoinitiatoren) in Papierverpackungen und darin verpackten Lebensmitteln (Uumlberpruumlfung der Wirkung der freiwilligen Selbstverpflichtung der Industshyrie)
2008bull Uumlbernahme der Informationspflichten im Rahmen des
Verbraucherinformationsgesetzes
bull Aufbau eines Importkontrollplans und Aufnahme von Ruumlckshystandsuntersuchungen bei importierten Lebensmitteln
bull Einfuumlhrung eines neuen Laborinformationsshy und ManageshymentshySystems LIMSshyZ (als Pilotprojekt im TrinkwassershyBereich)
bull Einfuumlhrung verstaumlrkter Schwerpunktkontrollen (zum Beishyspiel in Wild beshy und verarbeitenden Betrieben sowie in Brauereien Baumlckereien und bei Teeherstellern und Imporshyteuren)
bull Weiterentwicklung des Qualitaumltsmanagementsystems fuumlr die bayerische Lebensmitteluumlberwachung und Veterishynaumlrfachverwaltung durch Neuentwicklung und Anpasshysung von Pruumlflisten und Verfahrensanweisungen
bull Erstmals Vorbereitung und Begleitung von FVOshyInspektishyonen
bull bdquoMelaminshySkandalldquo in China Schwerpunktkontrollen fuumlr Lebensmittel aus Asien mit Milchbestandteilen und Saumlugshylingsmilchprodukten allgemein
bull Erweiterung des bdquoNotfallhandy Lebensmittelldquo zur zentrashylen Alarmierungsstelle fuumlr Lebensshy und Futtermittelsishycherheit (24hshyRufbereitschaft in Bayern fuumlr alle Vorgaumlnge im Bereich Lebensshy und Futtermittel Tiergesundheit)
bull Verstaumlrkte Einfuhrkontrollen fuumlr bdquoauffaumllligeldquo pflanzliche Lebensmittel
bull Uumlbernahme der Aufgabe der Rechtsfoumlrmlichkeitspruumlfung von zu genehmigenden neuen oder uumlberarbeiteten QualishytaumltsmanagementshyDokumenten im gesundheitlichen Vershybraucherschutz und im Veterinaumlrwesen
2009
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bull Vermehrter Umfang der Pruumlfung von Dokumentationen zu GMP und Konformitaumlt im Sinne der VO (EG) 19352004 VO (EG) 20232006 Richtlinie 200719EG im Bereich Bedarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Erstellung und Umsetzung eines Konzepts zur Uumlberwashychung der Anforderungen zu Good Manufacturing Practice im Lebensmittelbedarfsgegenstaumlndebereich in Bayern
bull Einbindung von Betriebskontrollprogrammen in das BUumlp unter intensiver Mitwirkung des LGL
bull Abschluss des EUshyProjekts TRACE (Tracing food commoshydities in Europe)
2010bull Einrichtung und Betreuung der zentralen Anlaufstelle fuumlr
Bayern in Fragen der Ausstellung von Veterinaumlrzertifikaten bei der Einshy Ausshy und Durchfuhr sowie Beratung und Unshyterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden (Koordination Vereinshyheitlichung)
bull Gesamtleitung des Projektes bdquoAkkreditierung von Trichishynenuntersuchungsstellenldquo
bull Uumlbertragung des Projekts bdquoRisikoorientierte Fleischuntershysuchungldquo vom StMUG an das LGL
bull Beurteilung der gesundheitsbezogenen Angaben nach HealthshyClaimsshyVerordnung unter Beruumlcksichtigung von aktuellen Gutachten der EFSA
bull Einfuumlhrung von Betriebskontrollen zur Dokumentenpruumlshyfung im Hinblick auf GMP und Konformitaumlt im Bereich Beshydarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Analytische Differenzierung verschiedener Bindungsforshymen von Elementen zur Unterscheidung ihrer Toxizitaumlt
bull Etablierung der Gruppenmethode fuumlr hoch polare Pflanshyzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzlichen Lebensmitteln
2011bull Benennung der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit als
zentrale Koordinierungsstelle in Bayern bei der Bewaumlltishygung von Krisenfaumlllen (zum Beispiel Dioxine in Futtermitshyteln EHEC) Zentrale Sichtung und Auswertung aller einshygehenden Informationen Aufbereitung der Informationen fuumlr die VorshyOrtshyBehoumlrden zentrale Steuerung von Probeshynahmen Betriebskontrollen Ruumlckverfolgungen von Washyrenstroumlmen etc
bull Betreuung der bundesweiten Plattform wwwlebensmitshytelwarnungde auf der oumlffentliche Warnungen vor nicht sicheren Lebensmitteln veroumlffentlicht werden soweit beshytroffene Lebensmittel in Bayern im Verkehr sind
bull Optimierung der EHECshyDiagnostik bei Lebensmitteln
bull Buumlndelung der chemischen Analytik von Trinkshy und Badeshywasser fuumlr Bayern am Standort Erlangen
bull Implementierung eines LGLshyspezifischen Probenplantools in die landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Vershybraucherschutz Das Projekt wird am LGL entwickelt von circa 100 wissenschaftlichen Sachverstaumlndigen genutzt und ermoumlglicht die direkte Datenkommunikation von Proshybenanforderungen bei den KVB in Bayern Das Tool wird durch das LGL administriert
bull Beginn des Sonderuntersuchungsprogramms bdquoPflanzenshyschutzmittelruumlckstaumlnde und deren Metabolite in Trinkshywasserldquo zur Statuserhebung der Qualitaumlt des bayerischen Trinkwassers
bull Etablierung der Analytik bromierter Flammschutzmittel in Lebensmitteln mittels hochaufloumlsender Massenspektroshymetrie
2012
123
Veterinaumlrwesen
2002bull Einrichtung einer Fachgruppe Tierschutz am LGL zur fachshy
lichshywissenschaftlichen Unterstuumltzung der bayerischen Veterinaumlrbehoumlrden
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Erlangen als Weiterbildungsstaumltte
2003bull Privatisierung der BSEshyPflichttests Etablierung des sogeshy
nannten LaborshyDatenscreenings alle zwei Jahre europashyweite Ausschreibung der LaborshyDienstleistungen sowie bayernweites Controlling derselben (inklusive regelmaumlszligishyger Laborbegehungen)
bull Einrichtung und Leitung des Arbeitskreises bdquoBayerische Sachkundepruumlfungldquo im Bereich Tierschutz
bull Zulassung als Weiterbildungsstaumltte zum Fachtierarzt fuumlr Tierschutz
bull Umsetzung der neuen TierschutzHundeVO durch Bereitshystellung von Vollzugshinweisen
2004bull erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshy
bildung der Amtstieraumlrzte Veterinaumlrassistenten und Vershywaltungsbeamten im Bereich Tierschutz
bull Mitarbeit in BundLaumlndershyArbeitsgruppen zur TierschutzshySchlachtverordnung und zur Durchfuumlhrung von Tierboumlrsen sowie in der LaumlndershyProjektgruppe Nutztierkontrollen
bull Akkreditierung der diagnostischen Laborbereiche nach DIN EN ISOIEC 17025
2005bull Start und Steuerung des freiwilligen BVDMDshyBekaumlmpshy
fungsverfahren in Bayern und Durchfuumlhrung der anfallenshyden Laboruntersuchungen (circa 12500 von circa 50000 milchviehhaltenden Betrieben nehmen teil jaumlhrlich circa 132000 Untersuchungen)
bull Kooperationsvertrag mit der Tieraumlrztlichen Fakultaumlt der LMU Muumlnchen
bull Beginn des LangzeitshyMonitoring zum Influenza AshyVirusgeshyschehen in Wildvoumlgeln
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Obershyschleiszligheim als Weiterbildungsstaumltte
bull Beginn der Begehungen der bayerischen Zoos im Zusamshymenhang mit der Umsetzung der Richtlinie 199922EG
bull Einbindung der veterinaumlrmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufloumlsung des MVD (=mobiler Veterinaumlrdienst) alle Aufshygaben des MVD werden auf das LGL uumlbertragen (neben dem Bereich Lebensmittel auch in den Bereichen Tierseushychenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln)
bull Aktualisierung und Uumlberarbeitung der Tierseuchenbeshykaumlmpfungshandbuumlcher
bull Weiterentwicklung tierschutzkonformer Toumltungsverfahshyren fuumlr den Tierseuchenfall
2006
124
bull Anschaffung einer mobilen Elektrotoumltungsanlage fuumlr Geshyfluumlgel und Regelung von Einsatz und Wartung auch der bereits vorhandenen Geraumltschaften
bull Etablierung von sogenannten Spezialistengruppen mit Spezialwissen fuumlr die Bekaumlmpfung von Tierseuchen (neshyben der bereits bestehenden Gruppe der Epidemiologen Etablierung einer Gruppe von Spezialisten fuumlr die Toumltung im Tierseuchenfall fuumlr Reinigung und Desinfektion und fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalles)
bull Beginn der regelmaumlszligigen Schulung der Spezialistengruppen
bull Erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshybildung der Amtstieraumlrzte und Veterinaumlrassistenten in den Bereichen Tierseuchenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln
bull Mitarbeit in BundshyLaumlndershyArbeitsgruppen Maulshy und Klaushyenseuche Klassische Schweinepest und Toumltung im Seushychenfall
bull Uumlbertragung der Steuerung des behoumlrdlichen Verfahrens zur Abgabe der Varroabekaumlmpfungsmittel auf das LGL
bull Wildvogelsterben aufgrund der H5N1shyInfluenzainfektioshynen (Vogelgrippe) setzt den Start fuumlr langfristige Untersushychungen des LGL in Kooperation mit dem Bayerischen Jagdverband zur Bedeutung einheimischer Wildtiere als Reservoir fuumlr Infektionserreger
2007bull Einstellung der am LGL durchgefuumlhrten BSEshyUntersushy
chungen
bull Ausbruch der Gefluumlgelpest bei Hausenten Durchfuumlhrung der Laboruntersuchungen und Koordinierung der aufshygrund von Gefluumlgelpest erforderlichen Toumltungsaktionen in Mittelfranken der Oberpfalz und Niederbayern und Untershystuumltzung vor Ort
bull Beginn der Schwerpunktkontrollen der Tierschutzbestimshymungen in Schlachtbetrieben
bull Inbetriebnahme des Hochsicherheitstrakts in der Veterishynaumlrpathologie (Fuchsbandwurm Tollwut)
bull Konzeption und Beginn einer flaumlchendeckenden Tuberkushylinisierung aller Rinder uumlber drei Jahre in einigen Landkreishysen des bayerischen Allgaumlus (TuberkuloseshyProjekt bis Fruumlhjahr 2009)
bull 2007 und 2008 Ausbruch der Blauzungenkrankheit mit umfangreicher Labordiagnostik in Pathologie und Viroloshygie
bull Erarbeitung von Musterauflagen fuumlr Zirkusbetriebe und erstmalige Anwendung im Erlaubnisverfahren fuumlr einen groszligen bayerischen Zirkus
bull Uumlbertragung der Vergabe der bundesweiten MKSshyVakzishynebank an das LGL (Vertragsdauer 4 Jahre)
bull Beschaffung von BTshyImpfstoff fuumlr eine flaumlchendeckende Impfung in Bayern (urspruumlngliche Beschaffung fuumlr risikooshyrientierte Impfung) Verteilung des BTshyImpfstoffes auf Landkreise
bull Labordiagnostische Begleitung und Uumlberwachung der Pflichtimpfung gegen die Blauzungenkrankheit
bull Beginn der Untersuchung zur Praumlvalenz von OvHVshy2shyInshyfektionen in bayerischen Mischbetrieben
bull Berufung in die Nationale Arbeitsgruppe am BMELV bdquoMRSAshyProblematik in der Tierhaltungldquo und Beginn der wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas am LGL in bayerischen und bundesweiten Forschungsprojekten
bull Erarbeitung von Leitlinien zum tierschutzgerechten Transshyport von Gehegewild
2008
125
bull Einfuumlhrung der neuen Version des Tierseuchennachrichshytenprogramms (TSN) mit integriertem Krisenverwalshytungsprogramm (KVP)
bull Etablierung und Schulung einer Spezialistengruppe fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalls bdquoTSNshyMultiplikatorenldquo
bull Beginn von Schulungen zur Festlegung von bdquoVerantwortshylichkeiten im Tierseuchenfallldquo sowie zur Etablierung von Arbeitsstaumlben in den Kreisverwaltungsbehoumlrden und Reshygierungen in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Feuershywehrschule Geretsried und dem Bayerischen Staatsmishynisterium des Inneren
2009bull Erstellung der fachlichen Inhalte fuumlr ein bundesweites Zirshy
kusregister in der HIshyTierdatenbank
bull Neukonzeption der Ausshy und Fortbildung fuumlr Veterinaumlrvershywaltung und Wirtschaftsbeteiligte zum Thema tierschutzshygerechtes Betaumluben und Schlachten durch Lehrfilm und Praxisworkshop
bull LGLshyInitiative zur Gruumlndung eines Veterinary Public HealthshyBereiches im Rahmen eines Graduiertenkollegs zusamshymen mit der LMU
bull Aufnahme der Bereiche Tiergesundheit und Tierschutz in das neue Verfahren zur Alarmierung bei Vorfaumlllen im Beshyreich der Lebensmittelshy und Futtermittelsicherheit auszligershyhalb der Dienstzeiten
bull Initiative zur Beschaffung und gemeinsamen Nutzung von HighshyTechshyGroszliggeraumlten im Raum Muumlnchen (Hochleisshytungssequenzierung LGL und Genzentrum der LMU)
bull Erstmalige Durchfuumlhrung der Untersuchungen fuumlr das Nashytionale Zoonosemonitoring im Rahmen der AVV Zoonoshysen Lebensmittelkette
2010bull Ende des freiwilligen bayerischen BVDshyBekaumlmpfungsvershy
fahrens (13249 Betriebe traten dem Bekaumlmpfungsverfahshyren bei) ndash Ruumlckblick auf fuumlnf Jahre freiwilliges BVDshyBeshykaumlmpfungsverfahren in Bayern und Umstellung auf ein bundesweites Pflichtbekaumlmpfungsprogramm
bull Ursachenklaumlrung des mysterioumlsen Kaumllberblutens (bovine neonatale Panzytopenie) zusammen mit der Tieraumlrztlishychen Fakultaumlt der LMU
bull Beginn eines bayerischen TuberkuloseshyMonitorings beim Rotwild
bull Neubeschaffung eines Transmissionselektronenmikrosshykops
bull Einrichtung und Leitung eines Planungsstabs zur Konzepshytion einer landkreisuumlbergreifenden Pilottierseuchenuumlbung im Regierungsbezirk Oberfranken mit dem Ziel die Ablaumlushyfe in und zwischen den Arbeitsstaumlben bdquoVeterinaumlrwesenldquo aller drei Verwaltungsebenen einzuuumlben
bull Ersterfassung von Aquakulturbetrieben in Bayern im Rahshymen eines Projekts unter Einbeziehung von Fischwirtshyschaftsmeistern im Auszligendienst
2011
126
Futtermittel
bull Uumlbernahme des Futtermittelsachgebietes der LfL in das LGL (Integration des Futtermittelrechts in die EUshyBasisshyVO 1782002) Umsetzung nationaler Kontrollplaumlne in Bayern
bull Ausbau der mikroskopischen Untersuchungen (Nachweis tierischer Bestandteile) infolge der BSEshyKrise
20022003
2004-2006bull Beginn der Untersuchung auf gentechnisch veraumlnderte
Zutaten in Futtermitteln zur Kontrolle der Kennzeichnung
bull Referenzlabor fuumlr die Zulassung von Zusatzstoffen (hier ausschlieszliglich Probiotika und pharmazeutisch wirksame Substanzen)
bull Erstmals Einbindung in die Ausshy und Fortbildung von LeshybensmittelchemieshyPraktikanten Amtstieraumlrzten und Veteshyrinaumlrassistenten
bull Beginn mit Projektarbeiten (hier AltlastenshyProjekt gezielshyte Probenahme von Aufwuchsgebieten mit bekannter Altshylasthistorie)
2007bull Umsetzung des Nationalen Kontrollplans (Rahmenkonshy
trollplan) fuumlr die Jahre 2007 bis 2011
2008bull Beteiligung bei der Einfuumlhrung einer einheitlichen EDVshy
Loumlsung (TIZIAN) in der bayerischen Futtermitteluumlberwashychung
bull Mitarbeit bei der Entwicklung eines Konzepts zur Neuordshynung der Aufgaben in der Futtermitteluumlberwachung und Uumlbernahme der darin dem LGL zugeordneten Aufgaben
2009bull Seit 2009 Fachliche Pruumlfung der Schnellwarnungen inshy
nerhalb des RASFF im Futtermittelbereich
bull Risikoorientierte Schwerpunktuntersuchungen (Melamin PFT Dioxine LeinsamenshyMaisshyGVO Heimtiernahrung)
2010bull In Zusammenarbeit mit dem StMUG und der ROB Neushy
strukturierung der QMshyDokumenteshyVorgaben im Bereich Futtermitteluumlberwachung
bull Entwicklung eines neuen Risikobewertungssystems fuumlr Betriebe (RIA) im Bereich Futtermittel in Zusammenarbeit mit der ROB
bull Auch im Futtermittelbereich Integration des LGL bei Rashydioaktivitaumltsmessungen Die an das integrierte Messshy und Informationssystem (IMIS) des Bundes vom LfU gemelshydeten Ergebnisse werden automatisch auch an das LGL gemeldet
bull Das in Bayern entwickelte Verfahren der Risikoanalyse wird durch Aufnahme in das neue Kontrollprogramm Futtermittel fuumlr die Jahre 2012 bis 2016 bundesweit uumlbershynommen
2011
127
Kosmetika
2005bull Einbeziehung von Kosmetika in nationale Kontrollprogramshy
me (BUumlP ab 2005 Monitoring ab 2010)
2006
2009bull Zertifikatserstellung fuumlr Kosmetikexporte nach China
bull Vermehrter Umfang und Bedeutung von Produktunterlashygenpruumlfung im Kosmetikbereich insbesondere Sichershyheitsbewertungen Wirknachweise Spezifikationen
Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
2002bull Aufbau der Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Vershy
braucherschutz (AGEV jetzt AGL) mit Zustaumlndigkeiten fuumlr
shy die Ausbildung von Lebensmittelchemikern Amtstiershyaumlrzten Amtsaumlrzten Lebensmittelkontrolleuren Veterishynaumlrassistenten Hygienekontrolleuren Sozialmedizinishyschen Assistentinnen sowie den Fachlehrgang Ernaumlhshyrung
shy die fachliche und uumlberfachliche Fortbildung der genannshyten Berufsgruppen sowie der Sozialpaumldagogen Pharmashyzeuten und Gewerbeaufsichtsbeamten
shy die Integration der staatlichen Berufsfachschule fuumlr veteshyrinaumlrmedizinischshytechnische Assistentinnen
2003bull Uumlbernahme der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umshy
weltmedizin (ASUMED) vom Bayerischen Landesamt fuumlr Arbeitsschutz Arbeitsmedizin und Sicherheitstechnik
bull Start eines eigenen jaumlhrlichen LGLshyInhouseshyFortbildungsshyprogramms mit zunaumlchst 260 Teilnehmern an 25 Seminarshyterminen
bull Durchfuumlhrung des Kongresses bdquoRisikoanalyse Risikomashynagement Risikokommunikation ndash Strategien im Gesundshyheitsshy und Verbraucherschutzldquo in Wuumlrzburg
bull Uumlbernahme des uumlberfachlichen Fortbildungsprogramms fuumlr den kompletten Geschaumlftsbereich aus dem Ministerishyum
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Tieraumlrzten (circa 950 Teilnehmer circa 16 Veranstaltungstermine)
bull Start des in 2shyjaumlhrigem Rhythmus durchgefuumlhrten LGLshyKongresses fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Fachassistenten (circa 500 Teilnehshymer circa 9 Veranstaltungstermine)
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die Ausshy und Fortbildung der Futtermittelkontrolleure in Bayern
2005
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr den Theorielehrgang zur Ausbildung der amtlichen Fachassistenten (Neukonzeptishyon und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Rotfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung 45 Monate Dauer)
2007
128
bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshygramms 2007 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo (20 zusaumltzliche neu konzishypierte Seminare mit 4736 Teilnehmer)
bull AmtsarztshyLehrgang in Kooperation mit der LMU Muumlnchen erstmals mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium
bull Neukonzeption und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Weiszligshyfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung (drei Wochen Dauer) im Rahmen der Ausbildung zum amtlichen Fachshyassistenten
2008bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshy
gramms 2008 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo mit 4621 Teilnehmern
2009bull Neukonzeption und Durchfuumlhrung eines modularen Lehrshy
gangs fuumlr FuttermittelshyProbenehmer
bull Einfuumlhrung des Bruumlckenkurses bdquoClinical Effectivenessldquo in Kooperation mit der LMU Muumlnchen
bull Erstmals differenziertes Fortbildungsangebot fuumlr amtliche Tieraumlrzte mit zehn verschiedenen Fortbildungsthemen an 34 Veranstaltungsterminen
bull Konzeption und Durchfuumlhrung eines umfangreichen Schushylungsprogramms nach der Einfuumlhrung des neuen EDVshyProgramms BALVI iP bei den Veterinaumlrshy und Lebensmittelshyuumlberwachungsbehoumlrden
bull Ausrichtung der 5 Jahrestagung des EU gefoumlrderten Proshyjektes bdquoTRACE ndash Tracing Food Commodities in Europeldquo
bull Erreichter Ausshy Fortshy und Weiterbildungsumfang 2009
shy 467 Seminartage mit 6585 Teilnehmern in der Fortbilshydung
shy 14 Lehrgaumlnge mit 497 Teilnehmern und 4565 Untershyrichtsstunden in der Ausshy und Weiterbildung
bull Neue Aufgabe Uumlbernahme der Aufgaben als zustaumlndige Stelle nach dem BBiG fuumlr Sozialversicherungsfachangeshystellte
2010
129
Arbeitsschutz und Produktsicherheit
2005bull Zum 31072005 wurden das LfAS aufgeloumlst und die weshy
sentlichen Aufgaben mit stark reduziertem Personal in das LGL integriert
bull Die Laboruntersuchungen und die Erstellung von Probenshyplaumlnen wurden auf das ADZ Nord in Erlangen uumlbertragen
bull Entwicklung Abstimmung und Verabschiedung des Jahshyresplans fuumlr Projektarbeiten der bayerischen Gewerbeaufshysicht als Daueraufgabe
bull Fertigstellung der ZoonosenshyWebsite
bull Staumlndige Aktualisierung des Bereichs Produktsicherheit des Verbraucherinformationssystems VIS
bull Uumlbernahme der Aufgaben der Leitstelle Chemikalienrecht fuumlr die Gewerbeaufsichtsverwaltung
2006bull Einrichtung und Betreuung einer REACHshyInfoline in Zushy
sammenarbeit mit dem LfU
bull Pruumlfung und Begutachtung von 175 Verbraucherprodukshyten in der Zentralen Geraumlteuntersuchungsstelle Beispieshyle Gasdruckfanfaren Houmlrverstaumlrker Leuchten
2007bull Uumlberarbeitung und Aktualisierung des curricularen Lehrshy
plans fuumlr den gehobenen und houmlheren technischen Geshywerbeaufsichtsdienst
bull Betreuung des neuen Lehrgangs des gehobenen technishyschen Gewerbeaufsichtsdienstes mit Beginn am 01102007
2008bull Start des Projekts zum Elektroshy und Elektronikgesetz
bull Uumlbernahme von Zustaumlndigkeiten im Rahmen des Elektroshy und Elektronikgeraumltegesetzes (ElektroG)
bull Beteiligung an der Vorbereitung und Durchfuumlhrung der Anshystellungspruumlfungen fuumlr den technischen Gewerbeaufshysichtsdienst
2009bull Uumlbernahme der Organisation der Durchfuumlhrung der Geshy
meinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) fuumlr die bayerische Gewerbeaufsicht
bull Neustrukturierung einer Abteilung Arbeitsschutz und Proshyduktsicherheit umweltbezogener Gesundheitsschutz
bull Die Umstellung des bdquoVorschriftenshy und Regelwerkes VRWldquo auf das bdquoFachinformationssystem der Gewerbeshyaufsicht FSGldquo wurde nach umfassenden systematischen Aumlnderungen fertiggestellt
bull Methodischshydidaktische Erweiterung in den Modulen der Fachausstellung zum Arbeitsschutz hin zur interaktiven Vermittlung von Lerninhalten
bull Start der BayernshyTour fuumlr die Thematik Chemikaliensishycherheit mit der Wanderausstellung bdquoGHSldquo fuumlr global harshymonized system
2010
130
bull Zusammenfuumlhren der Aufgaben Produktsicherheit Spielshyzeug stofflicher Verbraucherschutz im Sachgebiet AP5
bull Uumlbernahme der Labors fuumlr chemische Spielzeuguntersushychungen und chemische Untersuchungen im Rahmen der Marktuumlberwachung am Standort Erlangen
bull Einrichtung eines Laborbereiches fuumlr Messungen im Rahshymen des HumanshyBiomonitorings
bull Erarbeitung und Durchfuumlhrung eines Qualifizierungsshy und Umsetzungskonzepts zur Integration psychischer Belasshytungen in die Aufsichtstaumltigkeit der Gewerbeaufsicht
2011bull Entwicklung eines Erhebungsinstruments zur Evaluation
von laumlnderbezogenen Arbeitsschutzaktivitaumlten (SCOREshyBOARD) und Durchfuumlhrung der Evaluation
bull Etablierung von Bioaerosolmessungen an Arbeitsplaumltzen
bull Modernisierung der Laboreinheit zur Messung von Fremdshystoffen am Arbeitsplatz und der Normalbevoumllkerung
bull Beginn der Einrichtung eines NANOshyLabores zur Darstelshylung der analytischen und gesundheitlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Nanotechnologie
bull Methodenentwicklung zur Analytik neuartiger persistenshyter und toxikologisch bedeutsamer Stoffe im hausshy und luftgetragenen Staub Blut Muttermilch
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr umweltmedizinisch orishyentierte Innenraumluftmessungen und Beginn der laborshymaumlszligigen Umsetzung
bull Entwicklung eines Messekonzeptes fuumlr die Bayerische Gewerbeaufsicht auf Basis des neuen Marketingshy und Kommunikationskonzeptes
bull Durch Aumlnderungen im Medizinprodukterecht die zum 21 Maumlrz 2010 in Kraft getreten sind wurden zusaumltzliche Aufshygaben bei der Uumlberwachung von klinischen Pruumlfungen mit aktiven Medizinprodukten uumlbernommen
bull Erweiterung der Aufgaben der Leitstelle Chemikaliensishycherheit im Rahmen des Vollzugs der REACHshyVerordnung (REACHshyIT HELPNET)
bull Mitarbeit im Rahmen der Nationalen Stillkommission
2012
131
132
Herausgeber Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)Eggenreuther Weg 43 91058 Erlangen
Telefon 09131 6808-0Telefax 09131 6808-2102E-Mail poststellelglbayerndeInternet wwwlglbayerndeBildnachweis S 8 (StMUG) S10 (StMAS)
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Redaktion Stabsstelle Praumlsidialbuumlro Koordination und Strategie des LGLGestaltung amp Druck Osterchrist Druck und MedienStand September 2012
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Fuumlr eine bessere Lesbarkeit haben wir bei manchen Personenbezeichnungen auf ein Ausschreiben der weiblichen Form verzichtet Selbstverstaumlndlich sind in diesen Faumlllen Frauen und Maumlnner gleichermaszligen gemeint
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Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit
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02-2
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wwwlglbayernde
- 10 JAHRE LGL Bayerisches Landesamt furGesundheit und Lebensmittelsicherheit
-
- Aufbruch amp Veraumlnderung
-
- Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber
- Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer
- Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf
-
- Krise amp Chance
-
- Krise amp Chance
- 10 Jahre BSE
- BSE-Untersuchungen
- Tierseuchenuberwachung
- Fazit
-
- Handeln
-
- Uumlberwachung
- Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit
- Betriebskontrollen
- Multiplikator
- EU-Schnellwarnsystem fur Lebens- und Futtermittel
- Futtermittelsicherheit
- Tierarzneimitteln
- Tierschutz
- Qualitaumlt will gelernt sein
- Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
- Schwerpunkt Fachfortbildung
- Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
- Die ASUMED
- Die MTA-V-Schule
- Ausblick
-
- Europa
-
- Europa
- Novel Food
- Nahrungsergaumlnzungsmittel
- Chemikaliensicherheit
- Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
- REACH-Infoline am LGL
- Neue Gefahrensymbole
- Sachkundeprufung
- Fazit
-
- Wissenschaft
-
- Wissenschaft
- Pettenkofer School of Public Health
- Facharzt fur Oumlffentliches Gesundheitswesen
- Universitaumlre Vernetzung des LGL
- Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
- Real-Time-PCR
- Kombination mit klassischen Verfahren
- Pflanzenschutzmittel
- Tierarzneimittelruckstaumlnde
- Kontaminanten
- Dioxine
- Nitrosamine
- Mykotoxine
- PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
- PFT-Analytik am LGL
- Acrylamid
- Elemente und Schwermetalle
- Echtheit und Herkunft
-
- Transparenz
-
- Transparenz
- Der Weg von derAmtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
- Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
- Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
- Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
- Fazit
-
- Vernetzung
-
- Vernetzung
- LAGI
- LARE
- LAHOK
- Die Plattform Versorgungsforschung
- Betriebliches Gesundheitsschutzmanagement (BGM)
- Gesundheitsmanagement nach Innen
- Gesundheitsmanagement nach Auszligen
-
- Vergangenheit amp Zukunft
-
- Vergangenheit amp Zukunft
- Schutz und Foumlrderung der oumlffentlichen Gesundheit im Wandel der Zeit
- Grundungsvater Pettenkofer
- Die Landesuntersuchungsaumlmter
- Aufbruch zum LGL
- Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
- One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
- New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
-
- Chronologie
-
- Gesundheit
- Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
- Veterinaumlrwesen
- Futtermittel
- Kosmetika
- Akademie fur Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
- Arbeitsschutz und Produktsicherheit
-
INHALT
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vernetzung 90
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
4
AUFBRUCHamp VERAumlNDERUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
AUFBRUCHamp VERAumlNDERUNG
Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber zum zehnjaumlhrigen Bestehen des Bayerischen Landes-amtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Bayerische Speisen und Getraumlnke sind fuumlr ihren guten Geschmack bekannt Damit unsere Produkte auch gesundheitlich unbedenklich sind werden sie laufend vom LGL uumlberpruumlft Die Verbraucher haben einen Anspruch darauf vor gesundheitlichen Risiken und Taumluschungen geschuumltzt zu werden Das gilt soshywohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Kosmetika und Bedarfsgegenstaumlnde
Weitere Aufgabenschwerpunkte des LGL sind humanmedizinische pharmazeutische und praumlvenshytionsbezogene Fragestellungen Daruumlber hinaus auch die Tiergesundheit von der Tierseuchenshybekaumlmp fung uumlber den Tierschutz bis hin zur Uumlbershypruumlfung von Tierarzneishy und Futtermitteln Das Motto unserer Tieraumlrzte lautet gesunde Lebensshymittel von gesunden Tieren
Kurzum Das Landesamt ist immer dann gefragt wenn es um die vorausschauende Analyse und Beshywertung von gesundheitlichen Risiken und die Entshywicklung entsprechender Konzepte und Strategien fuumlr die Bevoumllkerung geht Der Glassplitter im Fertigshygericht oder der Nagel im Brot sind leicht festzustelshylen kommen aber selten vor Der Nachweis ob ein Fleischsalat Krankheitserreger enthaumllt Farben mit unzulaumlssigen Schwermetallen versetzt oder in Erdshybeeren Pflanzenschutzmittel uumlber dem Grenzwert vorhanden sind bedarf dagegen umfangreicher Unshytersuchungen Rund 80 000 Laboruntersuchungen allein von Lebensmitteln bewaumlltigt das LGL pro Jahr und bewertet dabei die Produkte Dazu kommen weitere Aufgaben wie zum Beispiel der Betrieb der zentralen Datenbank TIZIAN und das Qualitaumlts manashygement fuumlr die Uumlberwachung die Entwicklung von
6
Impf kampagnen infektionshygienische Begehungen von Krankenhaumlusern die Gesundheitsberichterstatshytung die Erfassung meldepflichtiger Infektionskrankshyheiten und vieles mehr
All diesen verantwortungsvollen Aufgaben widmet sich das LGL nun schon seit zehn Jahren mit viel Ershyfolg Gegruumlndet am 01012002 als Konsequenz aus der BSEshyKrise entstand eine moderne interdisziplishynaumlre wissenschaftlich fundierte Behoumlrde mit vershystaumlrkt konzeptioneller und beratender Taumltigkeit fuumlr Politik und Verwaltung Die Bayerische Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL) wurde am LGL als zentrale Bildungseinrichtung installiert um Ausshy Fortshy und Weiterbildungen fuumlr den Geshyschaumlftsbereich des StMUG zu organisieren Weitere wichtige Stationen auf dem Weg des LGL waren 2005 die Eingliederung des Landesamtes fuumlr Arshybeitsschutz (LfAS) das die Gewerbeaufsicht untershystuumltzt und sich mit Fragestellungen des Arbeitsshyschutzes befasst sowie im Jahr 2006 der Aufbau der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit die als zentrale Anlaufstelle landesweit vertiefte Kontrollen in groszligen Lebensmittelbetrieben durchfuumlhrt
Die Weiterentwicklung des LGL aus den Landesshyuntersuchungsaumlmtern Suumld und Nord von einem bdquoUntersuchungsamtldquo zu einer zentralen Fachbehoumlrshyde fuumlr Lebensmittelsicherheit Humanshy und Veterishynaumlrmedizin sowie Pharmazie und Arbeitsschutz fuumlhrte zu houmlchster Effizienz in einem breiten Aufshygabenspektrum Das machte sich nicht zuletzt in krisenhaften Situationen wie beim Ausbruch der
Neuen Influenza A H1N1 im Jahr 2009 oder bei den durch Lebensmittel uumlbertragenen EHECshyInfektionen im Fruumlhjahr 2011 bezahlt Das LGL praumlsentierte sich hoch kompetent und leistete hervorragende Arbeit
Die Bayerische Staatsregierung legt groszligen Wert auf die Sicherheit der Verbraucher Dem LGL kommt dabei hohe Bedeutung zu Immer wieder zeigt sich dass die Menschen in Bayern dank der kontinuiershylichen Arbeit der uumlber 1000 LGLshyBeschaumlftigten gut geschuumltzt transparent informiert und unabhaumlngig beraten sind
Fuumlr ihre engagierte Arbeit zum Wohle der bayerishyschen Bevoumllkerung spreche ich allen LGLshyMitarbeiter innen und shyMitarbeitern meinen ganz herzlichen Dank aus Es ist eine verantwortungsshyvolle und wertvolle Arbeit die Qualitaumlt sichert und Vertrauen schafft
Dr Marcel Huber MdL
Bayerischer Staatsminister fuumlr Umwelt und Gesundheit
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Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer anlaumlsslich des zehnjaumlhrigen Jubilaumlums des Bayerischen Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Meine sehr geehrten Damen und Herren
es ist mir eine Freude dem Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zu seishynem zehnjaumlhrigen Bestehen gratulieren zu duumlrfen
Das Landesamt ist wichtig fuumlr die Menschen in Bayern Denn es ist ein Garant fuumlr Sicherheit und V erlaumlsslichkeit auf vielen zentralen Gebieten der Daseinsvorsorge etwa wenn es um die Untersushychung und Bewertung technischer Produkte und chemischer Stoffe geht aber auch bei der Praumlvenshytion von physischen und psychischen Gesundheitsshygefahren im Arbeitsalltag Daruumlber hinaus uumlbershynimmt das Landesamt mit seinem Landesinstitut fuumlr Arbeitsschutz und Produktsicherheit umweltshybezogener Gesundheitsschutz viele wichtige Querschnittsaufgaben fuumlr die Gewerbeaufsicht
Ich darf die Gelegenheit nutzen mich im Namen meines Hauses und der gesamten Bayerischen Staatsregierung fuumlr die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken
Ich wuumlnsche dem Bayerischen Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit viel Erfolg bei der Fortsetzung seiner verantwortungsvollen Arbeit
Herzlichst
IhreChristine Haderthauer
Bayerische Staatsministerin fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen
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Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf uumlber die Entwicklung einer modernen Fachbehoumlrde
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Pressestelle LGL Herr Dr Zapf als heutiger Praumlsishydent des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensshymittelsicherheit waren Sie schon im Gruumlndungsjahr 2002 maszliggeblich an der Blaupause des LGL beteishyligt Welche der Ziele die damals wohl vor allem durch die BSEshyKrise diktiert wurden konnten durch die Gruumlndung des LGL aus heutiger Perspektive tatshysaumlchlich befoumlrdert werden
Zapf Die Jahreswende 20002001 setzte mit den ersten Faumlllen von BSE in Deutschland in der Tat eine Entwicklung in Gang die im gesamten Bundesgeshybiet ja in ganz Europa die staatlichen Einrichtungen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wie kaum ein anderes Ereignis praumlgen sollten Im Falle des LGL ist dies aber nur ein Teil der Wahrheit
Pressestelle LGL Inwiefern
Zapf In Bayern wurde mit der Schaffung des LGL selbstverstaumlndlich auch den Notwendigkeiten Rechshynung getragen die durch das Auftreten von BSE an die organisatorischen Rahmenbedingungen der Leshybensmittelshy Futtermittelshy und Veterinaumlrkontrollen forshymuliert wurden Hier haben wir insbesondere bisher organisatorisch aber auch oumlrtlich getrennte Behoumlrshyden bzw Behoumlrdenteile auf Landesebene zusamshymengefuumlhrt um der interdisziplinaumlren Natur der sich uns stellenden Aufgaben Rechnung zu tragen Dashyruumlber hinaus haben wir aber auch versucht aus der Pflicht eine Tugend zu machen und haben viel weitshyreichendere Aumlnderungen die teilweise erst in den kommenden Jahren spruchreif wurden auf den Weg gebracht Die Idee die die Gruumlndung und Fortshyentwicklung des LGL ganz wesentlich gepraumlgt hat
war die Schaffung einer integrierten Fachbehoumlrde fuumlr alle Themen der oumlffentlichen Gesundheit ein Beshygriff der hier sehr weit gefasst zu verstehen ist Es geht um die Gesundheit von Mensch und Tier mit all ihren Einflussfaktoren im oumlffentlichen Raum
Pressestelle LGL Wie wurde das konkret umgesetzt
Zapf Unter dem Dach des LGL wurde eine neue Landesgesundheitsbehoumlrde aufgebaut Spaumlter im Jahr 2005 haben wir eine Fusion mit den Bereichen Arbeitsschutz und Produktsicherheit sowie Chemishykaliensicherheit auf den Weg gebracht Eine staumlrkere Vernetzung mit der Vollzugstaumltigkeit der VorshyOrtshy Behoumlrden wurde durch die Schaffung zweier bdquoSpezialeinheitenldquo fuumlr Lebensmittelsicherheit 2006 und Krankenhaushygiene 2010 erreicht Vor allem im Falle der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit ist schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ndash den man bei aller gebotenen Objektivitaumlt nur als Erfolgsgeshyschichte bezeichnen kann
Dieser Anspruch ein kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen der oumlffentlichen Gesundheit fuumlr Polishytik und Verwaltung zu sein findet seine juumlngste Fortshysetzung in dem aktuellen Aufbau eines Teams im Bereich Versorgungsforschung und Gesundheitsshysystemanalyse
Pressestelle LGL Damit wurde aber genau die geshygenteilige Entwicklung vollzogen die mit der Aufshyspaltung des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes vorgenommen wurde Weshalb soll fuumlr Bayern nicht gelten was fuumlr den Bund gilt
Zapf Zum einen ist das LGL mit knapp uumlber 1000 Mitarbeitern nicht annaumlhernd so groszlig wie das ehemalige BGA war Hier uumlberwiegen die Synergieshyeffekte noch sehr deutlich Das LGL konnte bei fortshywaumlhrendem Personalabbau im Vergleich zu den Vorshygaumlngereinrichtungen eine erhebliche Aufgabenmehshyrung schultern es ist somit effizienter geworden Zum anderen unterscheidet sich das Aufgabenspekshytrum einer Landesbehoumlrde deutlich von dem einer Bundesbehoumlrde Vor allem bei der Unterstuumltzung von Vollzugsbehoumlrden in der Bewaumlltigung konkreter Faumllle hat es sich als aumluszligerst vorteilhaft erwiesen alle Informationen an einer zentralen Stelle zu buumlnshydeln an der auch sofort auf Experten aus allen beteishyligten Disziplinen zuruumlckgegriffen werden kann
Pressestelle LGL Sehen Sie noch eine Fortsetzung dieses Prozesses in der Zukunft
Zapf Diese Festschrift zum zehnjaumlhrigen Bestehen des LGL zeigt ja bereits schlaglichtartig welches breite Themenspektrum wir heute abdecken Fachshylich ist das LGL in seiner jetzigen Form im gesamten Bereich taumltig den ich unter einem weit gefassten PublicshyHealth Begriff verstehen moumlchte sodass vor allem das stetige Optimieren von Strukturen und Prozessen auch zukuumlnftig notwendig sein wird um in unseren schnell voranschreitenden Fachgebieten mit der Zeit gehen zu koumlnnen
Pressestelle LGL Vielen Dank Herr Dr Zapf
Das Interview fuumlhrte die LGL-Pressesprecherin
Katrin Grimmer
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T ie rg esundhe i t
Verbraucherinformationsgesetz
P ro duk t s i c he r he i tP resse
Saatgut
Spezialeinheit Lebensmit telsicherhe i t
RisikokommunikationEr l an g en
LGLO b e r s c h l e iszlighe im
WUumlRZBURG
Muumlnchen
B a d e g ewaumls se r
r i s i ko o r i ent i e r t
A us b i l d un g
D iens t l e i s te r
w i ssensc ha f t l i c h
Ko sm et i k
F a c h b eh ouml rd e
Tierarzneimittel
modern
Infek t i o l o g ie
A r b e i t s sc hu t z
P u b l i c H e a l t h
KRISE amp CHANCE
Krise amp Chance 12
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Krise amp Chance
Wie viele Neuerungen so entstand auch das LGL unter dem starken Eindruck einer Krise der BSEshy Krise BSE hielt im Jahr 2001 ganz Europa in Atem und auch in Deutschland hat sich das Interesse an Themen der Lebensmittelsicherheit schlagartig ershyhoumlht was zu strukturellen und organisatorischen Veraumlnderungen auf Bundesshy und Landesebene fuumlhrshyte Auf Bundesebene wurde im Jahr 2001 der Vershybraucherschutz dem neu gebildeten Bundesministeshyrium fuumlr Verbraucherschutz Ernaumlhrung und Landshywirtschaft (BMVEL) angegliedert sowie im Jahr 2002 das Bundesinstitut fuumlr Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz (BVL) gegruumlndet
In Bayern reagierte man 2001 mit der Gruumlndung des damaligen Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ershynaumlhrung und Verbraucherschutz (StMGEV) Mit Wirkung zum 1 Januar 2002 wurde fuumlr zentrale Aufshygaben das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) neu geschaffen 2003 wurden in Bayern die Bereiche Verbrauchershyschutz und Gesundheit und die Zustaumlndigkeit fuumlr den Umweltschutz im neu gebildeten Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zusammengefuumlhrt das nach der Landshytagswahl 2008 den Namen Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) erhielt
Heute zehn Jahre danach zeigt sich nicht zuletzt am Beispiel des LGL dass jeder Krise auch die groszlige Chance innewohnt Strukturreformen auf den Weg zu bringen So konnte in Bayern mit dem LGL
eine einheitliche interdisziplinaumlre Fachbehoumlrde geshyschaffen werden die nicht nur alle Bereiche des geshysundheitlichen Verbraucherschutzes also Futtermitshytelsicherheit Tiergesundheit und Lebensmittelshysicherheit unter einem Dach vereint sondern mit den Themengebieten oumlffentliche Gesundheit Proshyduktsicherheit und Arbeitsschutz alle Bereiche des Gesundheitsschutzes der Bevoumllkerung abdeckt Dashyneben wurde das Taumltigkeitsspektrum eines reinen bdquoUntersuchungsamtesldquo so erweitert dass nunmehr konzeptionelle und beratende Taumltigkeiten fuumlr Politik und Kreisverwaltungsbehoumlrden sowie eine Orienshytierung an der Wissenschaft staumlrker im Zentrum stehen
Auszligerdem konnten sowohl inhaltliche Synergieshyeffekte als auch eine Konsolidierung der Standorte (Schlieszligung von Augsburg Regensburg Nuumlrnberg und Erlangen Henkestraszlige) fuumlr eine Effizienzsteigeshyrung genutzt werden
Im Verlauf des zuruumlckliegenden Jahrzehnts hat das LGL eine deutliche Ausweitung seines Aufgabenbeshyreiches erfahren die sich in einer Vielzahl kleinerer und groumlszligerer Schritte vollzog (Meilensteine siehe Anhang)
10 Jahre erlauben schon einen fundierten Ruumlckblick sowohl auf bdquoChanceldquo wie auf bdquoKriseldquo Zunaumlchst die Krise
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10 Jahre BSE
Die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) ist eine infektioumlse neurologische Erkrankung des Rindes die zur Gruppe der Transmissiblen spongishyformen Enzephalopathien (TSE)shyErkrankungen geshyhoumlrt und durch Ablagerungen des pathologischen PrionshyProteins im Zentralen Nervensystem zu einer Zerstoumlrung des Hirngewebes fuumlhrt Infolge der lanshygen Inkubationszeit sind nur erwachsene Tiere klishynisch betroffen Das klinische Bild der BSE ist sehr vielfaumlltig Es koumlnnen Stoumlrungen in der Empfindlichshykeit in der Bewegung und im Verhalten der Tiere beshyobachtet werden Durch epidemiologische Studien konnte zweifelsfrei ein Zusammenhang zwischen der Verfuumltterung unzureichend erhitzter mit BSEshy Erregern kontaminierter Futtermittel an Wiederkaumluer und dem Ausbruch der Krankheit belegt werden Die Erkrankung wurde erstmalig 1985 in Groszligbritannien nachgewiesen In Deutschland wurde der erste BSEshyFall 1992 bei einem importierten Rind festgeshystellt Erstmalig im Jahr 2000 wurde ein in Deutschshyland geborenes Rind mit positivem Ergebnis auf BSE getestet Insgesamt konnte in dem Zeitraum 2000 bis 2011 bei uumlber 400 in Deutschland geborenen Rindern BSE davon 143 in Bayern nachgewiesen werden Der bisher letzte Fall in Bayern trat im Jahr 2006 auf
Epidemiologische und experimentelle Befunde haben gezeigt dass eine variante Form der CreutzshyfeldtshyJakobshyKrankheit (vCJK) des Menschen durch den BSEshyErreger verursacht wird und uumlber die Nahshyrungskette durch BSEshykontaminierte Produkte von Rindern erworben werden kann Waumlhrend in
Deutschland noch kein Fall von vCJK nachgewiesen wurde registrierte man in Groszligbritannien bereits 173 vCJKshyTodesfaumllle bis Oktober 2011
Auf europaumlischer Ebene wurden zahlreiche Maszlignahshymen zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier ergriffen die fortlaufend den wissenschaftlishychen Erkenntnissen angepasst werden Zu den wichtigsten Maszlignahmen gehoumlrt das seit Anfang 2001 von der EU erlassene Verfuumltterungsverbot fuumlr tierische Proteine an Wiederkaumluer und andere Nutzshytiere sowie die Entfernung und unschaumldliche Beseitishygung von Gewebe mit dem houmlchsten Risikopotenzial bei der Schlachtung das sogenannte spezifizierte Risikomaterial (SRM) Um den Eintrag des BSEshy Erregers in die Lebensmittelkette zu verhindern wurde ferner ein EUshyweites BSEshyUumlberwachungsproshygramm eingefuumlhrt In Deutschland wurden zunaumlchst alle uumlber 24 Monate alten Rinder getestet Ab dem Jahr 2006 wurde das Testpflichtalter fuumlr gesund geschlachtete Rinder an die EUshyBestimmungen anshygepasst und auf 30 Monate angehoben Notgeshyschlachtete und aufgrund anderer Ursachen verenshydete oder getoumltete Rinder wurden weiterhin ab dem 24 Lebensmonat untersucht Zum 1 Januar 2009 wurde das Testpflichtalter der gesundshy und notgeshyschlachteten Rinder sowie auch der verendeten oder getoumlteten Rinder die im Rahmen eines Monitoringshyprogramms untersucht werden auf uumlber 48 Monate angehoben Im Juli 2011 folgte eine erneute Anheshybung des Testpflichtalters fuumlr gesund geschlachtete Rinder auf 72 Monate
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BSE-Untersuchungen
Nach den Vorfaumlllen um BSEshyUntersuchungen von Stammhirnproben durch ein nicht nach der TierseushychenerregershyVerordnung zugelassenes Privatlabor sowie nach der Aufdeckung von Unregelmaumlszligigkeishyten auch in anderen Bundeslaumlndern wurde die Vershyantwortung fuumlr das System der BSEshyTestung in Bayshyern im Januar 2003 dem LGL uumlbertragen Infolge dessen erhielten private Laboreinrichtungen den Auftrag unter der Verantwortung des LGL Untersushychungen von testpflichtigen Schlachtrindern vorzushynehmen Die Proben aus dem Monitoringprogramm wurden noch bis Ende 2006 im LGLshyLabor untershysucht dann ebenfalls in beauftragten Privatlaboren Die privaten Labore werden per Ausschreibungsvershyfahren ausgewaumlhlt und vom LGL beauftragt sowie regelmaumlszligig kontrolliert Das LGL sorgt fuumlr einen reishybungslosen Ablauf der BSEshyUntersuchungen von der Probenabholung bis zur Befundbereitstellung in der HIshyTierdatenbank Eine wesentliche Saumlule ist dabei die Uumlberwachung der Testdurchfuumlhrung durch ein EDVshygestuumltztes Labordatenscreening Das Labor uumlbermittelt die von den amtlichen Tieraumlrzten zur Vershyfuumlgung gestellten Schlachtdaten die dazugehoumlrigen Plattenshy und Messdaten und den Laborbefund an das Herkunftssicherungsshy und Informationssystem fuumlr Tiere (HIT) welches die Plausibilitaumlt der Daten uumlberpruumlft und das Testergebnis freigibt Die mit der Schlachttiershy und Fleischuntersuchung beauftragten amtlichen Tieraumlrzte koumlnnen die Testergebnisse direkt aus der HIshyTierdatenbank abrufen Durch angekuumlnshydigte und unangekuumlndigte VorshyOrtshyBegehungen wird uumlberwacht dass die privaten Labore die Nebenbeshystimmungen in den Erlaubnisbescheiden einhalten
Das EDVshygestuumltzte Controlling am LGL elektronishysches Labordatenscreening und die regelmaumlszligigen VorshyOrtshyKontrollen gewaumlhrleisten ein hohes Qualishytaumltsniveau der BSEshyUntersuchungen in Bayern
Bayernweit wurden seit Beginn der BSEshyUumlberwashychung insgesamt knapp 58 Millionen BSEshyTests durchgefuumlhrt davon circa 54 Millionen bei Schlachtshyrindern
Die ruumlcklaumlufige Entwicklung der ermittelten BSEshy Faumllle spricht dafuumlr dass die eingeleiteten EUshySchutzshymaszlignahmen richtig waren und konsequent umgeshysetzt wurden Das Ziel der BSEshyEliminierung wird aus Gruumlnden des Verbraucherschutzes und des Prinzips der Risikominimierung weiterhin verfolgt
Als weitere Konsequenz der BSEshyKrise wurde die Futtermitteluumlberwachung in Bayern umstrukturiert und die amtliche Probenuntersuchung an das LGL verlagert Das Verfuumltterungsverbot von tierischen Proteinen an Nutztiere die der Lebensmittelgewinshynung dienen stand in der letzten Dekade im Brennshypunkt des oumlffentlichen Interesses Nach einer anfaumlngshylich hohen Zahl an Untersuchungen und Beanstanshydungen im Jahr 2001 (5400 Analysen mit 238 Beanshystandungen) belegen die Ergebnisse in den Folgejahren den Erfolg der gesetzlichen Maszlignahmen Bereits im ersten Jahr nach Einfuumlhrung der intensiven Kontrollmaszlignahmen ist die Zahl der Beanstandungen sprunghaft zuruumlckgegangen In den letzten Jahren lag die Zahl beanstandeter Proben bei maximal einer pro Jahr sodass die Zahl der Untersuchungen auf etwa 440 pro Jahr gesenkt werden konnte ohne damit die Futtermittelsicherheit zu gefaumlhrden
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Derzeit noch zu beanstandende Proben sind in der Reshygel darauf zuruumlckzufuumlhren dass dem Futtermittel anshyhaftendes Ackerbodenmaterial zum Beispiel Spuren von Nagerknochen enthaumllt oder dass es zum Beispiel bei der Verwendung von Fischmehl zu Verschleppunshygen in Futtermittel fuumlr NichtshyZieltierarten wie Wiedershykaumluer kommt
TierseuchenuumlberwachungBSE unterstreicht die Bedeutung einer kontinuiershylichen Uumlberwachung von bekannten und neu auftreshytenden Tierkrankheiten und Zoonosen Durch eine groszlige Bandbreite an pathologischen virologischen bakteriologischen serologischen und parasitologishyschen Untersuchungen leistet das LGL hierzu einen wichtigen Beitrag Neben der diagnostischen Laborshytaumltigkeit und der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Untersuchungsmethoden erarbeitet das LGL Empfehlungen fuumlr Maszlignahmen in Form von Tierseushychennotfallplaumlnen und unterstuumltzt die Veterinaumlrbehoumlrshyden im Fall von Tierseuchenausbruumlchen auch vor Ort
So sind beispielsweise mit der Tilgung der terrestrishyschen Tollwut im Jahr 2008 und der Sanierung der bayerischen Rinderbestaumlnde von dem Bovinen Hershypesvirus Typ 1 (BHVshy1) im Jahr 2011 in den letzten Jahren weitere groszlige Erfolge in der Tierseuchenbeshykaumlmpfung erzielt worden Die schnelle Diagnose selshyten gewordener Infektionskrankheiten stellt auch kuumlnfshytig ein zentrales Ziel in der Tierseuchenuumlberwachung dar und wird am LGL durch gezieltes Monitoring shy wie etwa im Fall der Fuchstollwut shy sowie durch gezielte Untersuchungen bei Krankheitsfaumlllen sichergestellt So wurden in den vergangenen zehn Jahren mithilfe
pathomorphologischer kulturellshybakteriologischer und neu entwickelter molekularbiologischer Methoden mehrere Ausbruumlche von Tuberkulose (TBC) bei Rinshydern verursacht durch Mycobacterium caprae bezieshyhungsweise M bovis diagnostiziert Im Jahr 2009 wurde aufgrund pathologischer Veraumlnderungen die Verdachtsdiagnose bdquoMilzbrandldquo fuumlr Todesfaumllle in zwei oberbayerischen Milchviehbestaumlnden gestellt und durch weiterfuumlhrende Untersuchungen im Labor beshystaumltigt Der Erreger Bacillus anthracis ist in der Lage aumluszligerst langlebige und umweltresistente Sporen zu bilden die aus gefallenen und vergrabenen Tierkadashyvern in den Boden gelangen und dort uumlber Jahrzehnte lebensfaumlhig bleiben Seit der Einfuumlhrung der Tierkoumlrshyperbeseitigung ist diese anzeigepflichtige Tierseuche in Mitteleuropa sehr selten aufgetreten Die Beispiele TBC und Milzbrand zeigen aber dass in Einzelfaumlllen jeshyderzeit mit dem Wiederauftreten seltener Infektionsshykrankheiten in Bayern gerechnet werden muss
Die umfassende und nicht auf einzelne Krankheiten ausgelegte Beurteilung von Tierkoumlrpern im Rahmen einer pathomorphologischen Untersuchung ermoumlgshylicht es auch neuartige und neu auftretende Erkranshykungen zu beschreiben und Ruumlckschluumlsse auf ihre Entstehung und Ursache zu ziehen Ein Beispiel hierfuumlr ist die im Jahr 2007 erstmals aufgetretene Autoimmunkrankheit bovine neonatale Panzytopenie (bdquoKaumllberblutenldquo) Zunehmende Bedeutung gewinnt die pathomorphologische Untersuchung auch bei fuumltterungsshy und haltungsbedingten Erkrankungen soshywie im Rahmen von tierschutzrelevanten Faumlllen in welchen oft erst durch die Sektion und histologische Untersuchung Ausmaszlig und Dauer der Veraumlnderunshygen nachgewiesen werden koumlnnen
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Die Bekaumlmpfung der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD) einer wirtschaftlich bedeutenden anzeigepflichtigen Infektionskrankheit der Rinder stellt seit Jahren einen weiteren groszligen Arbeitsschwerpunkt dar Das LGL ist seit seiner Gruumlndung maszliggeblich an der Konzeption des BVDshyBekaumlmpfungsverfahrens beshyteiligt und fuumlhrte von 2005 bis 2010 das sogenannte bdquoFreiwillige Bekaumlmpfungsverfahrenldquo in Bayern durch Parallel hierzu wurde in Kooperation mit der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen der Einshysatz von Ohrgewebestanzproben fuumlr die Identifishykation von persistent infizierten (PI) Kaumllbern entshywickelt und validiert Seit Beginn des Jahres 2011 beruht auf diesem Verfahren die nun verpflichtende Bekaumlmpfung der BVD uumlber die Merzung der PIshyTiere
Bereits 2006 wurde in Bayern die Uumlberwachung der Influenza AshyInfektionen (VogelgrippeshyMonitoring) in Wildvogelshy und Hausgefluumlgelpopulationen erfolgshyreich etabliert und mit groszligem Aufwand durchgeshyfuumlhrt Zu den besonderen Herausforderungen der letzten Jahre zaumlhlte dann die Bewaumlltigung des H5N1shyGefluumlgelpestgeschehens 2007 Damals fuumlhrte das LGL die begleitende Diagnostik in Ausbruchsshy und Kontaktbetrieben durch und leistete Untershystuumltzung bei der notwendigen tierschutzgerechten Toumltung der Tiere aus infizierten Bestaumlnden Dabei kamen unter anderem die mobilen Elektrotoumltungsshyanlagen zum Einsatz die das Land Bayern angeshyschafft hatte
Als EDVshyKopfstelle betreut das LGL das Tierseushychennachrichtenprogramm TSN fuumlr die gesamte bayerische Veterinaumlrverwaltung und war maszliggeblich
an der Entwicklung und Bereitstellung eines in TSN integrierten Krisenverwaltungsprogramms im Jahr 2008 beteiligt
Das Auftreten und die erfolgreiche Bekaumlmpfung eishynes unerwartet nach Holland eingeschleppten Blaushyzungenvirus vom Serotyp 8 (BTVshy8) stellte neben der Gefluumlgelpest eine weitere groszlige Herausfordeshyrung in den Jahren 2006 bis 2009 dar Die effektive Virusuumlbertragung durch heimische Muumlcken zeigte dass sich auch exotische Tierseuchen wie die Blaushyzungenkrankheit rasch zur Epidemie entwickeln koumlnnen und nur durch konsequente Impfkampagnen beherrschbar sind Es wurde zugleich deutlich wie wichtig die staumlndige Weiterentwicklung diagnostishyscher Methodik und die Sensibilisierung fuumlr neue oder wiederkehrende Erreger fuumlr eine effektive Praumlshyvention und Bekaumlmpfung von Tierseuchen und fuumlr die kuumlnftige Gesunderhaltung unserer Nutztierbeshystaumlnde in Bayern sind
FazitDie bayerische Veterinaumlrverwaltung ist in der zuruumlckshyliegenden Dekade an ihren Aufgaben sichtlich geshywachsen BSE Vogelgrippe und andere Tierseuchen sind unvorhersehbare teils beaumlngstigende aumluszligere Rahmenbedingungen unseres Handelns Diese jeshydoch nicht zugleich als Chance zu begreifen und das kuumlnftige Handeln danach auszurichten waumlre fahrlaumlsshysig Strategisches HANDELN und organisatorische Anpassung an aumluszligere Rahmenbedingungen durchshyziehen daher die junge Geschichte des LGL
HANDELN
Handeln 20
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Handeln
Die Gruumlndung des LGL war Teil der tiefgreifenden organisatorischen Eingriffe die gleichermaszligen auf europaumlischer deutscher und bayerischer Ebene umshygesetzt wurden um den durch BSE offenbarten Handlungsnotwendigkeiten Rechnung zu tragen Im Verlauf der kommenden Jahre sollte es aber noch eine Vielzahl weiterer aumluszligerer Faktoren geben die das LGL zum einen zum Handeln zwangen ihm aber zum anderen dadurch auch staumlndig neue Chancen boten Uumlberfluumlssiges auszusortieren Verkrustetes zu sprengen und Neues zu schaffen
Uumlberwachung Europarecht und Ausbildung sind drei Bereiche in denen exemplarisch ein Ruumlckblick gegeshyben werden soll wie das LGL sein Handeln fortlaushyfend an aumluszligere Notwendigkeiten aber auch im Rahshymen der sich dadurch ergebenden Moumlglichkeiten anshygepasst hat
Die seit Bestehen des LGL eingeleiteten Strukturshyaumlnderungen in der bayerischen Lebensmitteluumlberwashychung sind ein Beispiel fuumlr strategisches Handeln auf das heute schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ist
UumlberwachungIm Laufe des Jahres 2006 wurden in Bayern mehrere Faumllle aufgedeckt in denen nicht mehr zum Verzehr geeignetes Fleisch in den Verkehr gelangt war Die Medien haben im Rahmen der ausfuumlhrshylichen Berichterstattung uumlber diese Ereignisse den plakativen aber auch wenig differenzierten Begriff
bdquoGammelfleischskandalldquo gepraumlgt Das LGL war an der Aufarbeitung der genannten Vorkommnisse in vielfaumlltiger Weise beteiligt Zunaumlchst galt es ndash wie auch schon bei fruumlheren Sonderaktionen ndash die Untershysuchung und Beurteilung einer erheblichen Anzahl auszligerplanmaumlszligiger Proben sicherzustellen Im Rahshymen des EUshySchnellwarnsystems fuumlr Lebensshy und Futtermittel informierte das LGL die EUshyKommission und die anderen Mitgliedstaaten uumlber gravierende Faumllle Daruumlber hinaus leistete die vom LGL geleitete bdquoSonderkommission Wildldquo einen wesentlichen Beitrag zur Aufklaumlrung der Unregelmaumlszligigkeiten bei einem Wildfleisch verarbeitenden Betrieb in Niederbayern
Vor dem Hintergrund der erheblichen lebensmittelshyrechtlichen Verstoumlszlige kuumlndigte der damalige bayerishysche Staatsminister fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz Dr Werner Schnappauf am 31 Januar 2006 in einer Rede vor dem Bayerischen Landtag die Einrichtung einer bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo (SE) an Zur Umsetzung erarbeitete ein Planungsstab unter dem Vorsitz des heutigen Vizepraumlsidenten Dr Schick am LGL ein entsprechendes Konzept dem der Ministerrat im Mai 2006 zugestimmt hat Die SE hat ihre Arbeit am 1 Juli 2006 aufgenommen und wurde mit der am 30 September 2006 in Kraft getretenen Aumlnderung der Verordnung uumlber die Einrichtung der Bayerischen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmtervershyordnung ndash LAVshyUGV) auch rechtlich verankert
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Spezialeinheit Lebensmittel-sicherheit
Die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit wurde 2006 organisatorisch in das LGL eingegliedert es wurde weder eine neue Behoumlrde noch eine neue Verwaltungsebene geschaffen Seit der Neustruktushyrierung des LGL im Jahr 2009 bildet sie eine eigenshystaumlndige Abteilung das Landesinstitut Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit Durch die Spezialeinheit mit ihren naumlher am Vollzug orientierten Taumltigkeitsfeldern haben sich Aufgabenspektrum Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten des LGL erheblich ausgeweitet Neben der Untersuchung und Beurteilung von Lebensmittelproben die nach wie vor Kernaufgaben sind kamen mit der Schaffung der SE auch die Durchfuumlhrung von Betriebskontrollen die fachliche und rechtliche Beratung der VorshyOrtshyBehoumlrden und die Entwicklung von Konzepten und Strategien fuumlr die amtliche Lebensmitteluumlberwachung hinzu
Die amtliche Lebensmitteluumlberwachung ist in Deutschland Laumlndersache In Bayern agiert das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Geshysundheit als oberste Landesbehoumlrde und leitet den Geschaumlftsbereich Fuumlr den Vollzug des Lebensmittelshyrechts sind grundsaumltzlich die Kreisverwaltungsbehoumlrshyden also die kreisfreien Staumldte oder Landratsaumlmter zustaumlndig Die Regierungen uumlben die Rechtsshy und Fachaufsicht uumlber die Kreisverwaltungsbehoumlrden aus und sind zustaumlndig fuumlr die Zulassung von Betrieshyben Daneben wurde als voumlllig neues Element die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit in die amtliche Lebensmitteluumlberwachung integriert Die SE verfuumlgt dabei im Bereich Lebensmittel uumlber eigene Vollzugsshy
kompetenzen Sie hat zum Beispiel Betretungsrecht Recht zu Probenahmen und Sicherstellungen
Die SE umfasst im Bereich Lebensmittel vier Sachshygebiete Neben den Sachgebieten SE 1 (Rechtsshy und Grundsatzfragen EUshySchnellwarnsysteme) und SE 2 (Planung Koordination TIZIAN) sind die beiden Sachgebiete SE 3 und SE 4 fuumlr die Betriebsshy und Proshyduktionshygiene in Suumldshy und Nordbayern zustaumlndig
Der Bereich Tiergesundheit der SE mit den drei Sachgebieten Tierseuchen Tierschutz und Tierarzshyneimittel ist seit einer Umstrukturierung des LGL im Jahr 2009 in der neugeschaffenen Abteilung TF anshygesiedelt und arbeitet eng mit dem Bereich Lebensshymittel der SE zusammen Wie das gesamte LGL ist auch die SE an den verschiedenen Standorten praumlshysent fuumlr die vielfaumlltigen Aufgaben stehen ihr mittlershyweile einschlieszliglich des Bereichs Tiergesundheit uumlber 90 Mitarbeiter zur Verfuumlgung
Die SE ist die zentrale Anlaufstelle in Bayern fuumlr alle Fragen der Lebensmittelsicherheit Sie verfolgt eishynen interdisziplinaumlren Ansatz In ihr arbeiten insbeshysondere Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Lebensshymitteltechnologen Agraringenieure Oumlkotropholoshygen Lebensmittelkontrolleure EDVshySpezialisten und Juristen zusammen Sie unterhaumllt laufend intensive Kontakte zu anderen Behoumlrden wie Staatsanwaltshyschaften Polizei und Zoll Dadurch entstehen vielshyfaumlltige Moumlglichkeiten zur Zusammenarbeit Die Mitshyarbeiter haben unter anderem auch die Gelegenheit durch Hospitationen bei den Polizeishy und Zollbeshyhoumlrden einen Einblick in deren Arbeitsweise und dadurch neue Erkenntnisse fuumlr die eigene
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Uumlberwachungstaumltigkeit zu erlangen Dies ist nuumltzlich bei Vernehmungen oder bei der Analyse von Warenshystroumlmen Daruumlber hinaus brachten in den vergangeshynen fuumlnf Jahren auch Beamte anderer Behoumlrden wie Gewerbeaufsicht und Kriminalpolizei ihre Fachkenntshynisse im Rahmen einer Amtshilfe ein
BetriebskontrollenDen vordergruumlndig groumlszligten Aufgabenbereich der SE stellen die gemeinsam mit den Behoumlrden vor Ort durchgefuumlhrten Betriebskontrollen im Bereich Leshybensmittel sowie deren Auswertung dar Neben Schwerpunktkontrollen im Rahmen von Projekten koumlnnen auch spezielle Anlaumlsse wie Verbraucherhinshyweise oder Anforderungen durch eine VorshyOrtshyBeshyhoumlrde oder die Staatsanwaltschaft dazu fuumlhren dass die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit einen Beshytrieb kontrolliert Auch auffaumlllige Untersuchungsershygebnisse im LGL oder Faumllle aus den EUshySchnellshywarnsystemen koumlnnen Anlass fuumlr eine gemeinsame Kontrolle mit der Spezialeinheit sein Zudem ist das zum 1 Januar 2008 eingefuumlhrte Kontrollprogramm Lebensmittelsicherheit ein fester Bestandteil der Kontrolltaumltigkeit Das LGL hat das Konzept zu diesem Programm unter Einbeziehung der Regierungen erarshybeitet Es zielt darauf ab Lebensmittelbetriebe mit uumlberdurchschnittlich hohen oder komplexen Risiken angemessen zu kontrollieren und damit einen weshysentlichen Beitrag zur Optimierung der Lebensmitshytelsicherheit zu leisten Das Kontrollprogramm wird federfuumlhrend durch die Kreisverwaltungsbehoumlrden umgesetzt und vollzogen Diese beteiligen dabei die Spezialeinheit sowie ndash zumindest bei zulassungsshypflichtigen Betrieben ndash auch die Regierungen
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Im Rahmen der Kontrollen setzt die SE erweiterte Kontrollteams ein Dies wird insbesondere dadurch moumlglich dass die SE nicht mit der Regeluumlberwashychung belastet ist und uumlber einen groumlszligeren und staumlrker spezialisierten Personalkoumlrper als die VorshyOrtshyBehoumlrden verfuumlgt Die personelle Staumlrke der Kontrollteams richtet sich nach Betriebsgroumlszlige und shyart Im Rahmen eines integrierten Ansatzes werden bei groszligen Betrieben in der Regel Untergruppen geshybildet die spezielle Aspekte wie einzelne Produktishyonsabschnitte Betriebshygiene Dokumentenkontshyrolle Nachverfolgung von Warenstroumlmen tierische Nebenprodukte oder Tierschutz ndash etwa in Schlachtshyhoumlfen ndash uumlberpruumlfen Ferner werden die Kontrollen der SE mit einer erhoumlhten Kontrollintensitaumlt durchgeshyfuumlhrt Durch die staumlrkere Spezialisierung der Kontrolshyleure ihre interdisziplinaumlre Ausrichtung die bayernshyweiten Vergleichsmoumlglichkeiten die groumlszligeren Teams und laumlngeren Kontrollzeiten kann eine houmlhere Kontrolltiefe erreicht werden Die Verwaltungsangeshyhoumlrigen der SE die im Auszligendienst bei Lebensmitshytelkontrollen eingesetzt werden sind seit 1 Februar 2007 unter Erfuumlllung bestimmter Voraussetzungen zudem Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft allerdings nur bezogen auf die Einhaltung lebensshymittelrechtlicher Vorschriften
Durch die Moumlglichkeit bayernweit Betriebe zu kontshyrollieren bieten sich der SE deutlich bessere Vershygleichsmoumlglichkeiten zwischen den Betrieben einzelshyner Branchen Damit kann sie sich zum Beispiel einen guten Uumlberblick uumlber die Arbeitsweisen der in Bayern ansaumlssigen wildverarbeitenden Betriebe vershyschaffen waumlhrend eine Kreisverwaltungsbehoumlrde allenfalls einen einzigen Betrieb dieser Branche in
ihrem Zustaumlndigkeitsbereich hat Die umfassende Vergleichsmoumlglichkeit erlaubt es bayernweit und einheitlich einen ordnungsgemaumlszligen Betriebsablauf aufzuzeigen und einen einheitlichen Vollzug sicherzushystellen
Zusaumltzlich arbeitet die SE eng mit den fuumlr die Untershysuchungen der Lebensmittelproben zustaumlndigen Landesinstituten zusammen Hierdurch wird eine opshytimale Verzahnung zwischen den Erkenntnissen aus Laboruntersuchungen sowie dem Sachverstand der zahlreichen am LGL taumltigen Experten der verschieshydenen Fachdisziplinen einerseits und der mehr am Vollzug und der Optimierung von Kontrollkonzepten orientierten Taumltigkeit der SE andererseits erreicht
MultiplikatorNeben der Kontrolle einzelner Betriebe gehoumlrt es aber auch zu den Aufgaben der SE die Ergebnisse der Kontrollen betriebsuumlbergreifend auszuwerten inshydem sie sich einen Uumlberblick uumlber die Situation in den verschiedenen Lebensmittelbranchen verschafft und dort vorhandene Schwachpunkte aufspuumlrt Im Rahmen einer Schwachstellenanalyse werden die in den Betrieben einer Branche festgestellten gleicharshytigen und wiederholt auftretenden Maumlngel in Maumlnshygelkategorien zusammengefasst und anschlieszligend im Hinblick auf gemeinsame Ursachen analysiert Beshyruumlcksichtigt werden dabei zum Beispiel Betriebsart shystruktur und shygroumlszlige Bisher fuumlhrte die Spezialeinheit eine Schwachstellenanalyse unter anderem fuumlr Schlachthoumlfe wildverarbeitende Betriebe Baumlckereishyen und Brauereien durch Sofern sich Anhaltspunkte fuumlr gehaumluft auftretende vergleichbare Problemstelshy
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lungen ergeben entwickelt die SE in weiteren Schritshyten Loumlsungskonzepte und erarbeitet moumlgliche Abhilshyfemaszlignahmen Dazu gehoumlren die Erstellung von QualitaumltsmanagementshyDokumenten (zum Beispiel verbesserte Checklisten fuumlr Betriebskontrollen) und die zielgerichtete Schulung des Uumlberwachungspersoshynals um die Lebensmitteluumlberwachung in der Flaumlche zu optimieren und moumlglichst effizient zu gestalten Daruumlber hinaus werden in Gespraumlchen mit Verbaumlnshyden die ermittelten Schwachstellen eroumlrtert um die Betriebe hierfuumlr zu sensibilisieren und eine nachhaltishyge Maumlngelbeseitigung zu erreichen
Die Kontrolltaumltigkeit der SE stellt aber nur einen Teil der dort angesiedelten Aufgaben dar Die SE untershystuumltzt und beraumlt die Vollzugsbehoumlrden vor Ort bei fachlichen und rechtlichen Fragestellungen aus den Bereichen Lebensmittelsicherheit und Tiergesundshyheit Dies erfolgt auf vielfaumlltige Art und Weise zum Beispiel in Form von Stellungnahmen zu Anfragen in der Organisation und Durchfuumlhrung von Arbeitsshykreisen in der Ausarbeitung von Konzepten Checkshylisten und Verfahrensanweisungen (wie zur Kontrolle von Wildbetrieben) in der rechtlichen Unterstuumltzung bei Fragen des Lebensmittelrechts sowie seit 2010 in der Unterstuumltzung der Regierungen bei der Bearshybeitung von Zertifizierungen beim Export von Leshybensmitteln tierischen Ursprungs
Daneben wertet die SE Erkenntnisse zur Lebensmitshytelsicherheit aus und identifiziert potenzielle Risiken und Probleme produktshy (zum Beispiel Acrylamid in Lebkuchen ) oder branchenbezogen (etwa Kuumlhlshy und Gefrierhaumluser) Auf dieser Grundlage erarbeitet sie entsprechende Risikobeurteilungen und leitet risikoshy
orientiert Kontrollschwerpunkte ab Sie erstellt hiershyzu auch in Eigeninitiative Projekte in deren Rahmen insbesondere spezifische Checklisten fuumlr die Kontrolshylen der VorshyOrtshyBehoumlrden erarbeitet werden Diese werden allen betroffenen bayerischen Behoumlrden fuumlr ihre taumlgliche Arbeit zur Verfuumlgung gestellt Damit soll eine Optimierung und Vereinheitlichung der Kontrolshylen erreicht werden
Die SE unterstuumltzt das zustaumlndige Fachministerium das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) in allen Fragen der Lebensmitshytelsicherheit der Lebensmitteluumlberwachung sowie des Lebensmittelrechts Hierzu werden Stellungnahshymen zu Gesetzentwuumlrfen erstellt oder Konzepte zur Lebensmitteluumlberwachung erarbeitet In Krisenfaumlllen uumlbernimmt die SE auszligerdem in Abstimmung mit dem StMUG koordinierende Krisenmanagementaufshygaben wie etwa die Buumlndelung Sichtung Auswershytung und Aufbereitung von Informationen auf Lanshydesebene oder die Koordination der Maszlignahmen und Probenahmen der Lebensmitteluumlberwachungsshybehoumlrden vor Ort Fuumlr den Verbraucher werden zum Beispiel Informationen auf der Internetseite des LGL zusammengestellt und Hotlines eingerichtet
Weitere Aufgaben der SE sind unter anderem die Pubshylikation von oumlffentlichen Warnungen und Verbrauchershyinformationen auf der Internetseite des LGL (sowie auf wwwlebensmittelwarnungde) die Betreuung einer Verbraucherhotline am LGL fuumlr Hinweise aus der Bevoumllkerung auf Verstoumlszlige gegen das Lebensmittelshyrecht sowie seit 2009 die Betreuung der bayernweiten gemeinsamen Software TIZIAN fuumlr die Veterinaumlrshy Lebensmittelshy und Futtermitteluumlberwachung
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Eine besondere Schnittstellenfunktion im Vollzug des Lebensmittelrechts hat die SE in ihrer Aufgabe als Kontaktstelle Bayerns im hellip
EU-Schnellwarnsystem fuumlr Lebens- und Futtermittel
Bei der heutigen stark internationalen Verflechtung der Warenstroumlme in der Lebensmittelwirtschaft kann eine effektive amtliche Uumlberwachung der Lebensmittelsicherheit im EUshyBinnenmarkt nur gelingen wenn alle beteiligten Behoumlrden uumlber die Staatsgrenzen hinweg eng zusammenarbeiten
Zu diesem Zweck wurde mit dem Europaumlischen Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel bdquoRASFFldquo (Rapid Alert System for Food and Feed) ein System zum raschen Informationsaustausch zwischen EUshyMitgliedstaaten geschaffen uumlber das Erkenntnisse zu Lebensshy und Futtermitteln uumlbermitshytelt werden von denen (moumlglicherweise) eine ernsshyte Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht
Die rechtliche Grundlage fuumlr das RASFF findet sich in der sogenannten Basisverordnung VO (EG) Nr 1782002 Weitere Vorschriften zur Durchfuumlhshyrung des RASFF enthaumllt die VO (EG) Nr 162011
In Deutschland existiert neben der nationalen Konshytaktstelle am Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in jedem Bundesland eine eigene Kontaktstelle
Bayern Deutschland EUOriginalshy
meldungenFolgeshy
meldungen Originalshy
meldungenFolgeshy
meldungenOriginalshy
meldungen Folgeshy
meldungen 2006 53 75 419 240 2923 38452007 43 73 377 305 2976 43392008 39 52 433 359 3099 39752009 52 80 416 419 3322 47672010 50 80 397 366 3358 52242011 52 63 425 407 3812 5345
Meldeaufkommen im gesamten RASFF seit 2006 (Quelle Jahresberichte der EU-Kommission)
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Seit 1 Februar 2005 nimmt die Aufgabe der Konshytaktstelle Bayern ein eigenes Sachgebiet im LGL wahr das 2006 in die neugegruumlndete Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit (SE) eingegliedert wurde Mit der Verlagerung dieser Aufgabe vom damaligen Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zum LGL hat sich auch das Taumltigkeitsprofil des LGL deutlich erweitert Die RASFFshyKontaktstelle am LGL ist zentraler Ansprechpartner in Bayern in allen EUshySchnellshywarnungen betreffenden Fragen fuumlr das StMUG die Bezirksregierungen und die Kreisverwaltungsbeshyhoumlrden aber auch fuumlr das BVL und Ministerien soshywie nachgeordnete Behoumlrden der anderen Bundesshylaumlnder
In der RASFFshyKontaktstelle am LGL werden alle eingehenden Meldungen gesichtet und ausgewershytet Im Jahr 2011 waren dies uumlber 9000 RASFFshy Meldungen
Werden erstmalig Erkenntnisse zu einem Lebensshy oder Futtermittel eingestellt von dem eine ernste Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht wird eine Originalmeldung mit eigener Kennziffer generiert
Uumlber die Ergebnisse von Maszlignahmen sowie uumlber ermittelte Vertriebswege etc werden die Be teiligten des RASFF in Form von Folgemeldungen informiert
In allen Faumlllen in denen die betroffenen Lebensmitshytel in Bayern bereits auf dem Markt sind werden die Informationen uumlber die Regierungen an die
zustaumlndigen Behoumlrden vor Ort weitergegeben und die erforderlichen Maszlignahmen eingeleitet und koorshydiniert (zum Beispiel die Entfernung betroffener Lebensmittel aus dem Verkauf und die Uumlberwashychung von Ruumlckrufaktionen) Sind bayerische Untershynehmen (Hersteller Importeure Groszlighaumlndler) beshytroffen werden die weiteren Vertriebswege der fraglichen Lebensmittel ermittelt Warenruumlckrufe eingeleitet Ursachen fuumlr die entsprechenden Beshyanstandungen ermittelt und geeignete Abhilfeshymaszlignahmen ergriffen
Werden in Bayern Befunde uumlber Lebensshy oder Futtermittel die ein Risiko fuumlr die menschliche oder tierische Gesundheit bedeuten bekannt ndash zum Beishyspiel durch Untersuchungen des LGL ndash erstellt die RASFFshyKontaktstelle am LGL entsprechende Melshydungen fuumlr Bayern die in das Schnellwarnsystem eingestellt werden Von Bayern wurden jaumlhrlich circa 50 Originalmeldungen fuumlr das RASFF erstellt
Neben dem geschilderten Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel wird durch die Kontaktshystelle Bayern auch noch ein weiteres auf der Proshyduktsicherheitsrichtlinie beruhendes EUshySchnellshywarnsystem (Rapid Alert System for NonshyFood Products RAPEX = Rapid Exchange) betreut
Hier werden Faumllle gemeldet bei denen von der stofflichen Zusammensetzung kosmetischer Mittel oder sonstiger Bedarfsgegenstaumlnde (Bekleidung Spielzeug Reinigungsmittel) eine ernste Gefahr fuumlr Verbraucher ausgehen kann
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Die geschilderten Schnellwarnsysteme stellen ein effektives Mittel dar mit dessen Hilfe sehr rasch I nformationen uumlber moumlglicherweise von Lebensshy Futtermitteln oder sonstigen Verbraucherprodukten ausgehenden Gefahren fuumlr die menschliche Gesundshyheit zwischen allen beteiligten Staaten ausgetauscht werden koumlnnen
Durch die Ansiedelung der bayerischen RASFFshy und RAPEXshyKontaktstelle in der Spezialeinheit Lebensshymittelsicherheit sind diese eng angebunden an die Kontrolleure der SE Dies ist zum einen von Vorteil im Fall von brisanten Einzelfaumlllen bei denen Kontrolleure die zustaumlndigen Behoumlrden bei der Abarbeitung von Schnellwarnfaumlllen konkret unterstuumltzen koumlnnen als auch durch die Umsetzung der aus dem RASFF und RAPEX gewonnenen Erkenntnisse durch die SE zum Beispiel in Form von Kontrollschwerpunkten und Projekten
Durch die oben genannten Synergieeffekte (bdquokurze Wegeldquo) und die enge Zusammenarbeit der SE mit den Laborbereichen kann das LGL die bayerischen Behoumlrden beim Aufarbeiten von Problemfaumlllen im Bereich der Lebensshy und Futtermittelmittelsicherheit umfassend unterstuumltzen
Eng mit der Uumlberwachung im Bereich Lebensmittelshysicherheit verwoben sind tiergesundheitliche Uumlbershywachungsaufgaben Auch hier hatte das LGL in der vergangenen Dekade eine Vielzahl von Herausfordeshyrungen zu bewaumlltigen
Futtermittelsicherheit
Neben dem Verfuumltterungsverbot wurde die Futtershymitteluumlberwachung in Bayern in den letzten Jahren mit einer steigenden Zahl neuer Aufgaben konfronshytiert Dabei sind die missbraumluchliche Verwendung von Tierarzneimitteln die Kontamination mit pathoshygenen Mikroorganismen wie Salmonellen mit Schwermetallen oder Pestiziden und die Verwenshydung von nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnshyderten Produkten beispielhaft zu nennen Ein aktuelshyler Schwerpunkt ist die Kontamination von Futtermitshyteln mit Dioxinen dioxinaumlhnlichen und nichtdioxinshyaumlhnlichen PCBs In den ersten beiden Jahren der Dekade wurden im Europaumlischen Schnellwarnsysshytem (RASFF) mehr als 20 DioxinshyFaumllle gemeldet Diese Zahl sank aber in den Folgejahren stark ab Erst mit dem DioxinshyFall zu Beginn des Jahres 2011 erreichte die Zahl der Meldungen und Folgemeldunshygen fast wieder den fruumlheren Houmlchststand DioxinshyKontaminationen haben nicht immer eine illegale Verwendung von Stoffen als Ursache Oft fuumlhren unshygeeignete Rohstoffe Verfahren oder Geraumlte bei der Herstellung unwissentlich zur Kontamination des Futtermittels und uumlber die Nahrungskette zur Anreishycherung im Lebensmittel Fuumlr Bayern ist aus den Unshytersuchungszahlen des LGL kein kontinuierlicher Anshystieg der Kontaminationen abzuleiten
TierarzneimittelnIm Rahmen des Verbraucherschutzes werden die Anwendung und der Handel mit Tierarzneimitteln behoumlrdlich uumlberwacht Schwerpunkte der Uumlberwashychungstaumltigkeit sind tieraumlrztliche Hausapotheken und
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Houmlfe mit Nutztieren die der Lebensmittelgewinnung dienen Bundesweit wird in der Veterinaumlrverwaltung hierzu das Arzneimittelmodul des EDVshySoftwareshysystems BALVI verwendet an dessen Erstellung und Weiterentwicklung das LGL maszliggeblich beteishyligt ist So vertritt das LGL im Auftrag des StMUG das Land Bayern in der BALVIshyTierarzneimittelshy Laumlnderarbeitsgruppe Das LGL entwickelt und pflegt unter anderem den umfangreichen Verstoszligartenshykatalog in dem die Verstoszligshy und Anordnungstexte sowie die rechtlichen Begruumlndungen fuumlr die angeshyordneten Maszlignahmen hinterlegt sind und der bunshydesweit dem BALVIshyTierarzneimittelmodul als Quellshydatei zugrunde liegt Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit besteht in der Weiterentwicklung des Proshygramms um seine Anwenderfreundlichkeit sichershyzustellen So wurde die Dateneingabe optimiert und an die bayernweit geltenden QMshyDokumente zur Datenerhebung angepasst
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt besteht in der Steuerung behoumlrdlicher Arzneimittelabgabeverfahshyren Im Rahmen des jaumlhrlich durchgefuumlhrten und von der EU kofinanzierten Verfahrens zur Bekaumlmpfung der Varroamilbe der Bienen koordiniert das LGL die Abgabe der hierzu eingesetzten Arzneimittel durch die Veterinaumlraumlmter an die Imker und uumlbernimmt die Kommunikation mit Arzneimittelherstellern und der fuumlr die Foumlrdermittel zustaumlndigen Landwirtschaftsvershywaltung In Zusammenarbeit mit dem Fachzentrum Bienen der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Weinbau und Gartenbau stellt das LGL den Veterinaumlraumlmtern umfangreiche Informationen uumlber das jaumlhrliche Vorshygehen zur Verfuumlgung und steht ihnen im laufenden Verfahren beratend zur Seite
Tierschutz
Der Tierschutz ist ein wichtiges gesellschaftspolitishysches Anliegen das im Jahr 2002 in den Rang eines Staatsziels erhoben wurde Der Vollzug des Tiershyschutzrechtes ist daher eine wesentliche Aufgabe der Veterinaumlraumlmter Die Bandbreite der gehaltenen Tiere ist groszlig Sie reicht von Heimtieren uumlber landshywirtschaftliche Nutztiere bis zu Versuchsshy und Wildshytieren Aumlhnlich groszlig ist die Vielfalt der Bereiche in denen dem Tierschutz Rechnung getragen werden muss Schlachthoumlfe und Tiertransporte gehoumlren ebenso dazu wie Zoos Zirkusbetriebe Maumlrkte sportliche Veranstaltungen mit Tieren Tierhandel Jagd und Schaumldlingsbekaumlmpfung Um die bayerishyschen Veterinaumlrbehoumlrden bei der Bearbeitung dieses Gebietes fachlich qualifiziert zu unterstuumltzen und geshyzielt fortzubilden wurde daher am LGL im Oktober 2002 das Sachgebiet Tierschutz eingerichtet Hier werden mit steigender Tendenz mittlerweile jaumlhrlich uumlber 1000 fachliche Anfragen beantwortet
Beispielhaft seien zwei Arbeitsschwerpunkte hershyausgestellt Durch gezielte Kontrollen in vielen bayeshyrischen Schlachtstaumltten gelang es die Qualitaumlt des Umgangs mit den Tieren vor der Schlachtung und ihre Betaumlubung und Toumltung wesentlich zu verbesshysern Gleichzeitig wurde eine intensive Fortbildung des fuumlr die Uumlberwachung zustaumlndigen Personals in Form praxisnaher Workshops durchgefuumlhrt und ein Lehrfilm erstellt der sich an Gewerbetreibende und Uumlberwachungspersonal richtet
Im Heimtierbereich stellen Hundezuchten und pri vate Hundehaltungen einen Arbeitsschwerpunkt dar In
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Hundezuchten liegt der Fokus auf einem guten Umshygang mit den Tieren damit Tierliebhaber einen sozial vertraumlglichen und ungefaumlhrlichen Hund erhalten der im Zusammenleben mit den Menschen sein Leben ohne Angst und Leiden fuumlhren kann Da die Tiershyschutzhundeverordnung von 2001 viele unbestimmte Rechtsbegriffe enthaumllt wurden 2003 durch das Sachshygebiet Tierschutz bayerische Vollzugshinweise erarshybeitet die diese Begriffe naumlher erlaumlutern Dadurch wurde eine einheitliche Grundlage geschaffen auf deren Basis alle bayerischen Veterinaumlraumlmter die tiershyschutzrechtlichen Vorgaben vollziehen koumlnnen
Die Ausrichtung des LGL an den Beduumlrfnissen seishyner bdquoKundenldquo den Uumlberwachungsbehoumlrden vor Ort erfordert mehr als seine eigene kontinuierliche Anshypassung an fachwissenschaftliche oder rechtliche Rahmenbedingungen Denn nicht die Verfuumlgbarkeit von spezialisiertem Wissen an wenigen Stellen allein sichert die Qualitaumlt einer schlagkraumlftigen Uumlberwashychung vielmehr wird ein effektiver Wissenstransfer benoumltigt der Schritt haumllt mit der Zunahme der transshyportierten Inhalte denn
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Qualitaumlt will gelernt sein
ndash das gilt seit jeher war aber wohl nie so wichtig und schwierig wie heute Die Anforderungen und Anspruumlche steigen stetig die Handlungssituationen werden immer komplexer Das gilt auch fuumlr oumlffentlishyche Verwaltungen zumal im Bereich Gesundheit Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit Denn hier zeigt die Globalisierung mit der internationalen Mobilitaumlt der Menschen mit weltweitem Handel von Waren Tieren und Lebensmitteln unmittelbare Auswirkungen auf die Verhaumlltnisse vor Ort Auch loshykale bayerische Behoumlrden koumlnnen quasi uumlber Nacht vor bisher unbekannten Herausforderungen stehen BSE SARS Influenzapandemie oder mit EHECshyKeishymen belastete Lebensmittel sind bekannte Beispieshyle Sie betreffen das Lebensumfeld fast aller Menshyschen gehen deshalb mit entsprechender oumlffentlishycher Aufmerksamkeit einher und finden direkten Niederschlag in der Politik Um in einem solchen Umfeld dauerhaft zu bestehen muumlssen die Behoumlrshydenmitarbeiter bestens qualifiziert und hoch motishyviert sein
Die Entscheidungstraumlger zeigten groszligen Weitblick als sie 2002 die Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhshyrung und Verbraucherschutz (AGEV heute AGL) schufen und im ebenfalls neu gegruumlndeten Landesshyamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ansiedelten Ihr Auftrag Die Behoumlrden bei der Bewaumlltigung ihrer Aufgaben bestmoumlglich zu untershystuumltzen durch systematische bedarfsgerechte und praxisorientierte Qualifizierungsmaszlignahmen Neu und bis heute bundesweit einmalig war das Konzept alle Bildungsaufgaben des Oumlffentlichen Gesundshy
heitsshy und Veterinaumlrdienstes und der Lebensmittelshysicherheit in einer Akademie zu vereinen Die AGEV entstand aus der Zusammenfuumlhrung von Vorgaumlngershyeinrichtungen wie der Akademie fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen der Staatlichen Berufsfachschushyle fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnische Assistenten dem Fachbereich Ernaumlhrung aus der Staatlichen Fuumlhrungsakademie fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten (FUumlAK) und der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) Zug um Zug wurde sie um eine ganze Reihe von Aufgaben erweishytert und ausgebaut In ihrer Entwicklungsshy Anpasshysungsshy und Innovationsfaumlhigkeit war sie dabei nicht weniger gefordert als die Verwaltungsbereiche fuumlr die sie taumltig ist und die sie schult Dies zeigt sich nicht zuletzt in der 2009 aufgrund von Aumlnderungen im Ressortzuschnitt des zustaumlndigen Ministeriums erfolgten Umbenennung in Akademie fuumlr Gesundshyheit und Lebensmittelsicherheit (AGL)
Der AGL obliegt als zentraler Bildungseinrichtung fuumlr die Bereiche Gesundheit Veterinaumlrwesen und Lebens mittelsicherheit im Geschaumlftsbereich des bayerischen Staatsministeriums fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) das Management der Ausshy Fortshy und Weiterbildung Die zentralen Ziele sind
bull die bedarfsgerechte auf die Bewaumlltigung aktueller und zukuumlnftiger Herausforderungen ausgerichtete Qualifizierung der Behoumlrdenmitarbeiter
bull durch langfristige zielgerichtete Planung und kurzshyfristige Anpassung des Angebots
bull unter Anwendung teilnehmershy und transferorienshytierter Methodik
bull bei effizientem Einsatz der Haushaltsmittel
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Seit den Anfaumlngen im Jahr 2002 wuchs sowohl das Spektrum der Aufgaben als auch der Umfang an Veranstaltungen bestaumlndig an Zur Konzeption und Durchfuumlhrung ihrer Veranstaltungen kann die AGL heute auf 26 Mitarbeiter und uumlber 500 Referenten aus den Behoumlrden der Wissenschaft aus Verbaumlnshyden und der Wirtschaft zuruumlckgreifen mehr als ein Drittel davon aus dem LGL Seit einigen Jahren nehmen im Schnitt jaumlhrlich 7000 Personen an Fortshybildungsveranstaltungen und uumlber 500 Personen an mehrwoumlchigen bis mehrmonatigen Lehrgaumlngen teil In zehn Jahren Aufbauarbeit entstand aus beshyscheidenen Anfaumlngen ein umfassendes Programm zur Ausshy Fortshy und Weiterbildung fuumlr alle Berufsshygruppen im Bereich Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit In speziellen Lehrgaumlngen sowie Fachshytagungen Seminaren und Kongressen werden Amtsaumlrzte Amtstieraumlrzte und amtliche Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Pharmazeuten Sozialpaumldashygogen Lebensmittelkontrolleure Hygienekontrolshyleure Sozialmedizinische Assistentinnen amtliche Fachassistenten und weitere Fachleute der Behoumlrshyden fuumlr den Einstieg in die staatliche Laufbahn quashylifiziert oder in den jeweiligen Fachthemen auf dem aktuellen Stand gehalten Von Anfang an wurde mit der Rubrik bdquoFachseminar interdisziplinaumlrldquo im Jahres fortbildungsprogramm der Gruumlndungsidee Rechnung getragen dass die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen immer wichtiger wird fuumlr die Bewaumlltigung sowohl der akuten Herausforderungen wie auch der taumlglishychen Routinen Mit einem umfangreichen uumlberfachshylichen Fortbildungsprogramm stehen daruumlber hinshyaus allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Geschaumlftsbereiches Umwelt und Gesundheit
Angebote zur Staumlrkung ihrer sozialen methoshydischen und persoumln lichen Kompetenzen zur Ver fuumlgung Im Jahr 2010 hat das Bayerische Staatsshyministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit die Aufshygabe der bdquozustaumlndigen Stelleldquo nach dem Berufsshybildungsgesetz fuumlr die Ausbildung der Sozialvershysicherungsfachangestellten Fachrichtung allgeshymeine Krankenversicherung auf das LGL beziehungsweise die AGL uumlbertragen
Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
Der Zugang zu den Fachlaufbahnen des oumlffentlichen Gesundheitsshy und Veterinaumlrdienstes sowie der Leshybensmittelkontrolle erfordert in einschlaumlgigen Rechtsvorschriften festgelegte Qualifikationsmaszligshynahmen Die AGL fuumlhrte in den zehn Jahren seit ihshyrer Gruumlndung hierzu die folgenden Lehrgaumlnge inklushysive Pruumlfungsverfahren durch
bull Zehn AmtsarztshyLehrgaumlnge seit 2007 mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium Public Health an der LMU Muumlnchen
bull fuumlnf HygienekontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf SMAshyLehrgaumlnge
(Lehrgang fuumlr Sozialmedizinische Assistentinnen) bull zehn AmtstierarztshyLehrgaumlngebull acht LebensmittelkontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf VeterinaumlrassistentenshyLehrgaumlngebull einen FuttermittelprobenehmershyLehrgang bull vier Amtliche FachassistentenshyLehrgaumlnge
(bdquorotes Fleischldquo und bdquoweiszliges Fleischldquo)
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Alle Lehrgaumlnge richten sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bayern Gasthoumlrer aus anderen Laumlnshydern koumlnnen freie Plaumltze belegen Aumlrzte und Tieraumlrzshyte koumlnnen mit dem Lehrgang gleichzeitig die Anforshyderungen an die theoretische Weiterbildung zum Facharzt fuumlr oumlffentliche Gesundheit oder zum Fachshytierarzt fuumlr oumlffentliches Veterinaumlrwesen erfuumlllen Die Lehrgaumlnge wurden stetig inhaltlich uumlberarbeitet und konzeptionell weiterentwickelt
Die Ausbildung im AmtsarztshyLehrgang erfolgt am LGL in Kooperation mit dem MastershyStudiengang Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt
Muumlnchen (LMU) Durch die Verzahnung mit der Unishyversitaumlt haben die Kursteilnehmer seit 2008 die Moumlglichkeit in Verbindung mit dem Lehrgang auch den Master of Public Health (MPH) mit der Spezialishysierung Health Administration and Management (HAM) zu erwerben
2007 wurde die Akademie mit der Konzeption und Durchfuumlhrung eines Lehrgangs fuumlr amtliche Fachasshysistenten beauftragt Dieser musste nach den Vorgashyben der Verordnung (EG) 8542004 voumlllig neu konzishypiert werden und umfasst nun 500 Stunden theoretishyschen Unterricht
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Fuumlr das amtliche Personal in der Fleischhygieneuumlbershywachung (amtliche Tieraumlrzte und amtliche Fachassisshytenten) besteht gemaumlszlig VO (EG) Nr 8542004 eine jaumlhrliche Fortbildungspflicht Die notwendigen Vershyanstaltungen werden seit 2006 uumlber das Fortbilshydungsprogramm der AGL angeboten 2009 hat die AGL ein neues Fortbildungskonzept fuumlr diesen Beshyreich erarbeitet Die bis dahin durchgefuumlhrten einshyheitlichen Fortbildungstagungen (Jahrestagungen) wurden durch thematisch vielfaumlltige den untershyschiedlichen Beduumlrfnissen angepasste Fortbildungsshyveranstaltungen ergaumlnzt (WahlpflichtshyFortbildung) Die neuen fachlichen Inhalte tragen vermehrt den unterschiedlichen Taumltigkeitsfeldern und dem untershyschiedlichen Erfahrungsstand Rechnung
Aufgrund eines Ministerratsbeschlusses zur Verbesshyserung der Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2006 wurde in den Jahren 2007 und 2008 ein Sonshyderfortbildungsprogramm erstellt Ergaumlnzend zum jaumlhrlichen Fortbildungsangebot wurden 20 zusaumltzlishyche neu konzipierte Fortbildungen aufgenommen und damit die Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verdoppelt Neben vielen fachlishychen Schulungen waren spezielle uumlberfachliche Fortshybildungsangebote zur Verbesserung der Sozialshy und Methodenkompetenz insbesondere zur Gespraumlchsshyfuumlhrung und Konfliktbewaumlltigung fuumlr das Personal in der Lebensmittelshy und Futtermittelkontrolle sowie in der Veterinaumlrkontrolle enthalten Viele der Veranstalshytungen die speziell fuumlr das Sonderfortbildungsproshygramm konzipiert wurden waren so begehrt dass sie danach in das laufende jaumlhrliche Programm aufshygenommen und weitergefuumlhrt wurden
Schwerpunkt Fachfortbildung
Den Schwerpunkt der Fortbildungsarbeit bildet seit Gruumlndung der AGL die Durchfuumlhrung von Fachsemishynaren fuumlr Bedienstete der oumlffentlichen Verwaltung in den Bereichen oumlffentlicher Gesundheitsdienst oumlfshyfentlicher Veterinaumlrdienst und Lebensmittelkontrolle Bis zum Jahr 2008 betraf dies auch die Fortbildung der bayerischen Gewerbeaufsicht Fuumlr diesen Persoshynenkreis veranstaltete die AGL jaumlhrlich weit uumlber 200 einshy oder mehrtaumlgige Fachseminare Die Gesamtteilshynehmerzahl an von der AGL angebotenen Fortbilshydungsveranstaltungen und Tagungen betrug im Schnitt der letzten Jahre ungefaumlhr 7000 etwa 5500 davon betrafen Fachfortbildungen gut 500 uumlberfachshyliche Seminare und etwa 1000 InhouseshySchulungen am LGL sowie EDVshyFortbildungen Die Konzeption sieht schwerpunktmaumlszligig eintaumlgige Fachseminare vor welche in den Dienststellen des LGL in Nordshy und Suumldbayern identisch angeboten werden und akshytuelle Themen aufgreifen Diese Veranstaltungen sollen von mindestens einem Teilnehmer der Zielshygruppe aus den Landratsaumlmtern und Regierungen besucht werden damit ein einheitlicher Informashytionsshy und Wissensstand bei allen rechtlichen und fachlichen Neuerungen sowie bei Vollzugsfragen sishychergestellt werden kann Daneben gibt es eine Reishyhe von mehrtaumlgigen Seminaren welche Spezialtheshymen mit staumlrkerer Handlungsorientierung aufgreifen Diese werden in Kleingruppen in Seminarhaumlusern verteilt uumlber ganz Bayern oft uumlber Jahre hinweg anshygeboten Die Schulung spezieller FachshyEDVshyAnwenshydungen erfolgt in einshy und mehrtaumlgigen Seminaren am PCshyArbeitsplatz
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Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
Bei Gruumlndung der Akademie im Jahr 2002 gehoumlrte diese dem Geschaumlftsbereich des damals ebenfalls neu gegruumlndeten Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Verbraucherschutz an Damals wurde als Starthilfe eine umfangreiche Kooperation in der uumlberfachlichen Fortbildung mit dem Staatsministerishyum fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen beschlossen Diese dauerte bis 2005 und betraf auch die bis heute anhaltende Zusammenarbeit bei EDVshySeminaren mit der Verwaltungsschule der Sozialvershywaltung in Wasserburg Schritt fuumlr Schritt wurden dashyneben eigene Seminare zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Fuumlhrung und Kommunikation Arshybeitstechniken und Selbstmanagement sowie Presseshy und Oumlffentlichkeitsarbeit und Verwaltung aufgebaut Als dann im Jahr 2005 nach Umressortierung in den Geschaumlftsbereich des Umweltministeriums die uumlbershyfachliche Fortbildung fuumlr den gesamten neuen Geshyschaumlftsbereich von dort auf die Akademie uumlbertragen wurde konnte sofort ein umfangreiches eigenes Fortshybildungsangebot zusammengestellt werden
Die uumlberfachliche Fortbildung befasste sich in juumlngerer Zeit neben den Fuumlhrungsklassikern vorrangig mit Strashytegien fuumlr erfolgreiches Arbeiten im Team sowie dem Umgang mit den gestiegenen Anforderungen in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt Diese Seshyminare finden eine auszligerordentliche Akzeptanz Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Teamentwickshylung Zahlreiche Teams nehmen dieses Angebot an und entwickeln unter professioneller Begleitung konshykret und zielorientiert ihre individuellen Vorgehensweishy
sen Es geht um organisatorische und strategische Ansaumltze zur Steigerung von Effizienz und Effektivitaumlt Angestrebt werden ein besserer Informationsfluss soshywie eine gute Kommunikationskultur und Konfliktbeshywaumlltigung Neu im Angebot war zuletzt Mediation eine Moumlglichkeit der Konfliktbearbeitung unter Begleishytung eines professionellen Konflikthelfers
Neben den Fortbildungsangeboten des Geschaumlftsshybereiches gibt es zahlreiche InhouseshySchulungen fuumlr das Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (LGL) sowie Fuumlhrungsseminare fuumlr das Lanshydesamt fuumlr Umwelt (LfU) Der Themenkatalog des LGL reicht von Trainings fuumlr Teamshy und Gruppenleishyter zur Mitarbeiterfuumlhrung Maszlignahmen zu Gesundshyheitsshy und Arbeitsschutz speziellen Schulungen zur Einfuumlhrung eines digitalen Dokumentenmanageshymentsystems bis zur Ausbildung von Brandschutzshy und Ersthelfern
Die ASUMEDDie Hauptaufgabe der Bayerischen Akademie fuumlr Arshybeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) ist die theoretische Weitershy und Fortbildung bereits approshybierter Aumlrzte in den Bereichen BetriebsshyArbeitsmeshydizin und Sozialmedizin Im Schnitt haben insgesamt 200 bis 300 Aumlrztinnen und Aumlrzte jaumlhrlich aus allen Bundeslaumlndern an einem Kurs der ASUMED teilgeshynommen Insbesondere mit der Deutschen Gesellshyschaft fuumlr Arbeitsshy und Umweltmedizin den Akadeshymien in Duumlsseldorf und Bad Nauheim und dem Lanshydesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften bestehen auf diesem Geshybiet langjaumlhrige Kooperationen
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Bereits 2003 entwickelte die ASUMED ein Konzept zur Vermittlung von sogenannten Basisqualifikatioshynen in den arbeitsmedizinischen Weiterbildungskurshysen wie Kommunikationsshy Kooperationsshy und Teamshyfaumlhigkeit beziehungsweise Sozialkompetenz Dieser Kursbaustein sieht vor den Betriebsarzt mit organisashytionsshy wirtschaftsshy und arbeitspsychologischen Inhalshyten zu konfrontieren und ihn als Moderator und Spreshycher aller im Betrieb am Gesundheitsmanagement beteiligten Personen und Bereiche zu befaumlhigen
Mit dem von der ASUMED 2005 initiierten Foumlrdershyprojekt bdquoPsychosoziale Belastungen in der betriebsshyaumlrztlichen Praxisldquo wurde das Department fuumlr Psyshychologie Organisationsshy und Wirtschaftspsychologie der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen beshytraut Die daraus resultierenden Ergebnisse boten der ASUMED wertvolle Ansatzpunkte fuumlr eine inhaltshyliche und gestalterische Weiterentwicklung der Ausshybildungseinheiten
Die MTA-V-SchuleSchuumllerinnen und Schuumller der einzigen Staatlichen Berufsfachschule fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnishysche Assistenten (MTAshyVshySchule) in Bayern absolshyvieren am Standort Oberschleiszligheim eine dreijaumlhrige Ausbildung Sie werden in den Lehrshy und Routinelashyboratorien des LGL praktisch ausgebildet und erhalshyten daneben theoretischen Unterricht Dabei werden sie von uumlber 20 hausinternen und weiteren externen Lehrkraumlften unterrichtet und betreut Auf diese Weishyse erhalten die Schuumllerinnen und Schuumller in der seit 1942 bestehenden Schule eine aktuelle und umfasshysende Ausbildung auf allen relevanten Gebieten Alle
drei Jahre beginnt an der Dienststelle in Obershyschleiszligheim ein neuer Lehrgang mit rund 20 Schuumlleshyrinnen und Schuumllern
AusblickIn den naumlchsten Jahren werden die interne Qualitaumltsshyentwicklung und die Weiterentwicklung einer zeitgeshymaumlszligen LehrshyLernshyKultur noch staumlrker in den Fokus ruumlcken koumlnnen Als Leitziel der Qualifizierungsmaszligshynahmen zum Einstieg in die staatlichen Fachlaufbahshynen wird der Erwerb umfassender beruflicher Handshylungskompetenz noch mehr an Bedeutung gewinnen Im Rahmen der Entwicklung neuer LehrshyLernshyKonzepshyte soll verstaumlrkt ein Perspektivwechsel von der Lehshyrendenshy zur Lernershyzentrierten Perspektive vollzogen werden Das bisher vorherrschende primaumlr rezeptive Lehrangebot soll durch ein problembasiertes fallbezoshygenes und projektorientiertes Lernen ergaumlnzt werden Hierdurch kann die lebenslang wichtige Lernkompeshytenz und (Weitershy)Lernbereitschaft gestaumlrkt die Entshywicklung fachlicher sowie fachuumlbergreifender Kompeshytenzen gefoumlrdert und ein kooperativer Arbeitsstil unshyterstuumltzt werden Dies sind nicht zuletzt jene Kompeshytenzen die schon jetzt in einer Welt von rasch veraltendem Wissen und schnellen Veraumlnderungen in der Wirtschaft wie in der oumlffentlichen Verwaltung von zentraler Bedeutung sind
Dieser Prozess des Wandels hat die Rechtsgrundlashygen vieler Taumltigkeitsbereiche des LGLs in der letzten Dekade besonders erfasst und neu geordnet Die ehemals durchgaumlngig national gepraumlgte Rechtsetshyzung ist in einigen Bereichen nahezu vollstaumlndig ershysetzt worden durch ein einheitliches EUshyRecht
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Seit seiner Gruumlndung wird das LGL von einem Proshyzess begleitet der beinahe alle seiner Taumltigkeitsbeshyreiche von Grund auf reformierte eine Europaumlisieshyrung der gesetzlichen Grundlagen
Insbesondere in den Bereichen Lebensmittelshy und Produktsicherheit Chemikalienrecht oder Tiergesundshyheit hat das LGL im Gruumlndungsjahr 2002 sein Hanshydeln noch uumlberwiegend auf nationale Gesetzgebung stuumltzen koumlnnen Diese war zwar auch schon an vielen Stellen von europaumlischen Verordnungen und Richtlinishyen beeinflusst die praumlgende Grundausrichtung jeshydoch fuszligte noch auf den historisch gewachsenen nashytionalen Gesetzeswerken So galt beispielsweise noch 2002 mit dem Lebensmittelshy und Bedarfsgeshygenstaumlndegesetz (LMBG) ein seit 1976 fortgeschrieshybenes Rechtswerk das auf seinem Vorlaumlufer dem Lebensmittelgesetz (LMG) von 1927 begruumlndet war Noch im Gruumlndungsjahr des LGL entstand jedoch mit der Verordnung 1782002 der sogenannten Basisvershyordnung ein neuer europaumlischer Gesetzesrahmen in dessen Gefolge kaum ein nationales Gesetz im Beshyreich der Lebensmittelsicherheit unangetastet bleishyben konnte Eine solche europaumlische Vereinheitlishychung ist nicht nur geeignet Handelshemmnisse abshyzubauen sondern reduziert auch deutlich bisherige Reibungsverluste bei grenzuumlbergreifenden Maszlignahshymen und gegenseitiger Informationsweitergabe was fuumlr einen wirksamen Verbraucherschutz in einem inshyternationalisierten Umfeld unverzichtbar ist Der Preis jedoch der fuumlr eine solche Aumlnderung des gesamten rechtlichen Rahmens zu bezahlen ist hat das LGL die letzten 10 Jahre viel beschaumlftigt Bisher konnte bei leshy
bensmittelrechtlichen Beurteilungen bis hin zu detailshyliertesten Einzelfragestellungen auf eine langjaumlhrige Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis zuruumlckgeshygriffen werden Der Wortlaut der neuen EU Verordshynungen hingegen musste fuumlr die taumlgliche Praxis der Lebensmitteluumlberwachung erst ausgelegt werden Strittige Fragen lieszligen sich teilweise nur durch houmlchstrichterliche Klaumlrung entscheiden Bis zur Ausbildung einer umfassenden Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis vergehen meist mehr als nur 10 Jahre Daher wird das LGL auch in der Zukunft in zahlreichen Taumltigkeitsbereichen mit diesen Herausforshyderungen eines neu geschaffenen europaweit harmoshynisierten Rechtsrahmens umgehen muumlssen
An zwei Beispielen der Regulierung neuartiger Leshybensmittel und Nahrungsergaumlnzungsmittel sowie der Chemikaliensicherheit sollen die Herausfordeshyrungen fuumlr das LGL illustriert werden die mit dem sich wandelnden rechtlichen Umfeld in der letzten Dekade verbunden waren
Novel FoodHerkoumlmmliche traditionelle Lebensmittel gelten aufshygrund jahrelanger Erfahrung als sicher und verkehrsshyfaumlhig wenn sie den lebensmittelrechtlichen Bestimshymungen entsprechen Eine spezielle Zulassung oder eine behoumlrdliche Meldung des Inverkehrbringens ist nicht erforderlich
Exotische Gemuumlse Pflanzen oder Fruumlchte Extrakte und Konzentrate daraus Stoffe mit vermeintlichem ernaumlhrungsphysiologischem oder gesundheitlichem Nutzen Pflanzen aus der traditionellen Chinesischen
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Medizin oder der Homoumlopathie sowie neue Technoshylogien gelangten in den letzten Jahren neu als Leshybensmittel auf den Markt
Mit steigender Anzahl und zunehmendem Einsatz dieser nichtshytraditionellen Lebensmittel wurde es beshyreits 1997 als notwendig erachtet zum Schutz der Gesundheit und um gleiche Wettbewerbsbedingunshygen in der gesamten Europaumlischen Union zu schafshyfen einheitliche Sicherheitspruumlfungen im Rahmen der Novel FoodshyVerordnung (VO (EG) Nr 25897) zu erlassen Erstmals muumlssen damit Lebensmittel ein von der Europaumlischen Union festgelegtes umfangreishyches Zulassungsverfahren durchlaufen Nur wenn sie nachweislich kein Gesundheitsrisiko darstellen den Verbraucher nicht taumluschen und nicht zu Mangelershyscheinungen fuumlhren koumlnnen diese bdquoneuartigen Leshybensmittelldquo (Novel Food) auf den Markt kommen Das gilt sowohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Lebensshymittelzutaten die als bdquoneuartigldquo eingestuft werden
Neuartige Lebensmittel und Lebensmittelzutaten sind nach der Novel FoodshyVerordnung so definiert dass sie vor dem Stichtag dem 15 Mai 1997 noch nicht in nennenswertem Umfang fuumlr den menschlishychen Verzehr in der Europaumlischen Union im Verkehr waren Es sind also Lebensmittel oder Lebensmittelshyzutaten die in der Europaumlischen Union nach dem Stichtag neu auf den Markt kommen oder kamen und unter eine der nachfolgenden Gruppen fallen
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten mit neuer gezielt modifizierter primaumlrer Molekularstruktur zum Beispiel Margarine mit Phytosterinesterzusatz zur Senkung des Cholesterinspiegels
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Mikshyroorganismen Pilzen oder Algen bestehen oder darshyaus isoliert worden sind zum Beispiel Lycopin das aus dem Pilz Blakeslea trispora gewonnen wird
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Pflanzen bestehen oder aus Pflanzen und Tieren isoliert wurden und die nicht erfahrungsgemaumlszlig als unbedenklich eingestuft werden koumlnnen zum Beishyspiel Saft aus der Frucht von Morinda citrifolia (Noshynifrucht) oder Steviablaumltter
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten bei deren Herstellung ein nicht herkoumlmmliches Verfahren anshygewandt wurde was die Struktur oder Zusammenshysetzung des Lebensmittels oder der Lebensmittelshyzutat wesentlich veraumlndert zum Beispiel Fruchtzushybereitung fuumlr Joghurt haltbar gemacht durch ein Hochdruckverfahren
Bis Ende 2003 zaumlhlten auch gentechnisch veraumlndershyte Lebensmittel zu den neuartigen Lebensmitteln Seit 2004 sind diese jedoch in einer eigenen Verordshynung geregelt
Aufgrund der umfangreichen Sicherheitsanforderunshygen bei der Antragstellung eines neuartigen Lebensshymittels oder Lebensmittelzutat kommt es jedoch nicht immer zur Zulassung Von den seit 1997 geshystellten 107 Antraumlgen nach Art 4 der Novel FoodshyVerordnung wurden 64 abgelehnt
Eine Besonderheit des Zulassungsverfahrens bei neushyartigen Lebensmitteln ist dass auch bestimmte Eigenshyschaften ausgelobt werden koumlnnen die nach allgemeishynem Recht bisher unzulaumlssig waren Dies zeigt sich zum Beispiel bei den im Jahr 2000 zugelassenen Physhy
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tosterinen Phytosterine sind geeignet den Cholesteshyrinspiegel zu senken Die cholesterinsenkende Wirshykung ist durch zahlreiche klinische Studien belegt Neshyben dieser positiven Wirkung wurden jedoch auch neshygative Nebenwirkungen festgestellt Diese Produkte sollten daher nur von Personen verzehrt werden die tatsaumlchlich einen zu hohen Cholesterinspiegel haben Um den Verbraucher vor gesundheitlichen Schaumlden zu schuumltzen wurde daher bereits bei der Zulassung eine umfangreiche Pflichtkennzeichnung in Form einer Vershyordnung festgelegt Produkte mit Phytosterinen duumlrfen nur in den Verkehr gebracht werden wenn in der Etishykettierung unter anderem darauf hingewiesen wird dass mit den Erzeugnissen der Cholesterinspiegel geshysenkt werden kann und daher die Produkte ausschlieszligshylich fuumlr Personen bestimmt sind die dies aus gesundshyheitlichen Gruumlnden tun muumlssen Erstmals wird also eine bisher verbotene krankheitsbezogene Werbung fuumlr bestimmte Produkte sogar vorgeschrieben
bdquoLebensmittel mit Phytosterinzusaumltzenldquo stellen die bekanntesten und am haumlufigsten gekauften neuartishygen Lebensmittel dar Mittlerweile befinden sich etwa 132 zugelassene Produkte mit Phytosterinen aus den unterschiedlichsten Warengruppen wie Brot Wurst Joghurt Milch Kaumlse und Margarine auf dem Markt
Neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelshyzutaten muumlssen nicht als neuartig gekennzeichnet werden Der uninformierte Verbraucher weiszlig daher nicht ob er gerade eines der zugelassenen neuartishygen ein traditionelles oder vielleicht sogar ein funktioshynelles (angereichertes Lebensmittel mit ausgelobtem gesundheitlichem Nutzen) Lebensmittel verzehrt
Am LGL werden jaumlhrlich etwa 700 Proben hinsichtlich neuartiger LebensmittelLebensmittelzutaten untershysucht die Beanstandungsquote liegt bei rund 7
NahrungsergaumlnzungsmittelDer Markt mit Nahrungsergaumlnzungsmitteln (NEM) boomt seit Jahren ungebrochen
NEM sind Lebensmittel die dazu bestimmt sind die allgemeine Ernaumlhrung zu ergaumlnzen Sie besteshyhen aus Konzentraten von einem oder mehreren Naumlhrstoffen (Vitamine und Mineralstoffe) oder sonstigen Stoffen mit ernaumlhrungsspezifischer oder physiologischer Wirkung (zum Beispiel Aminosaumlushyren Pflanzenshy und Kraumluterextrakte) sie werden in dosierter Form als Kapseln Fluumlssigampullen und so weiter in den Verkehr gebracht Hinsichtlich der in NEM verwendeten Stoffe gibt es derzeit nur eine EUshyweit guumlltige Positivliste fuumlr Vitamine und Mineshyralstoffe einschlieszliglich der Spurenelemente Es fehlen jedoch hierzu Regelungen zu Mindestshy und Houmlchstgehalten sowie Vorschriften hinsichtlich der Verwendung der bdquosonstigen Stoffeldquo Ein Ruumlckgriff auf die bisherige Verwaltungsshy und Rechtspreshychungspraxis ist allerdings auch nicht moumlglich da diese auf alten Vorschriften des nationalen Rechts beruhte die nicht selten mit der neuen EUshyGesetzshygebung inkompatibel sind
Nicht nur aufgrund ihrer Darreichungsformen (Tabletshyten oder aumlhnliches) koumlnnen NEM mit Arzneimitteln verwechselt werden Immer wieder versuchen Hershysteller den aufwendigen teuren und haumlufig ausshysichtslosen Weg der Zulassung eines Erzeugnisses
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als Arzneimittel zu umgehen indem sie ihre Produkshyte einfach als bdquoNahrungsergaumlnzungsmittelldquo in den Handel bringen da diese keiner strengen Zulasshysungspflicht unterliegen
Eine nicht geringe Anzahl der NEM bewegt sich dashymit in der Grauzone zwischen Lebensmittel und Arzshyneimittel Abgrenzungsfragen nehmen daher am LGL einen breiten Raum ein Hierbei erfolgt die Beshywertung unter Beruumlcksichtigung verschiedener Asshypekte wie stoffliche Zusammensetzung Dosierung der Zusatzshy und Inhaltsstoffe Werbeaussagen und Aufmachung des Produktes Gerade bei der Bewershytung des wissenschaftlich gesicherten Wahrheitsgeshyhaltes von Werbeaussagen bestand in der vergangeshynen Dekade erhebliche Rechtsunsicherheit die soshywohl fuumlr die Behoumlrden als auch fuumlr die Herstellerbeshytriebe oftmals langwierige und aufwendige gerichtliche Auseinandersetzungen zur Folge hatten Von der HealthshyClaimsshyVerordnung 19242006 hat sich das LGL erhofft dass spaumltestens Anfang 2010 dieser Unsicherheit ein Ende gesetzt wuumlrde Bis zu diesem Zeitpunkt sollte eine Positivliste zugelasseshyner Werbeaussagen verabschiedet werden die weshygen der groszligen Zahl der Antraumlge allerdings bis heute nicht vollstaumlndig ist Und so ist es nicht weiter vershywunderlich dass aus Sicht der Behoumlrden bei einem groszligen Teil der NEM wissenschaftlich nicht gesishycherte und somit irrefuumlhrende Werbeaussagen zu beanstanden sind dass sich aber die Durchsetzung dieser Beanstandungen durch die Kreisverwaltungsshybehoumlrden vor dem Hintergrund einer im Umbruch befindlichen Rechtslage und Rechtsprechung schwierig gestaltet
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Schon seit Jahren beobachten amtliche Uumlberwashychungsstellen daruumlber hinaus eine Zunahme an illeshygalen Verkaufsaktivitaumlten bei NEM die mit pharmashykologisch wirksamen Stoffen angereichert und demshyzufolge als Arzneimittel zu beurteilen sind Derartige Produkte stellen eine ernste Gefahr fuumlr die Gesundshyheit der Bevoumllkerung dar Die Bedenklichkeit spiegelt sich in zahlreichen Verbraucherbeschwerden uumlber schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen wider Bei Verstoumlszligen gegen Vorschriften des Arzneimittelgeshysetzes unterrichtet das LGL umgehend die zustaumlndishygen Behoumlrden und unterstuumltzt diese durch Fachgutshyachten bei der Ermittlungstaumltigkeit Die LGLshySachshyverstaumlndigen erstellten eine Liste mit beanstandeten
Nahrungsergaumlnzungsmitteln und gesundheitlich beshydenklichen LifestyleshyMedikamenten fuumlr Zollbehoumlrshyden und verschiedene Kriminalpolizeidienststellen
NEM beduumlrfen im Gegensatz zu Arzneimitteln keiner Zulassung Sie muumlssen lediglich nach sect 5 der Verordshynung uumlber Nahrungsergaumlnzungsmittel (NemV) beim Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensshymittelsicherheit (BVL) unter Vorlage eines Etikettenshymusters angezeigt werden Mit dem Anzeigevorshygang ist jedoch keine Pruumlfung verbunden Fuumlr die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Vorschriften ist der Hersteller oder Importeur selbst verantshywortlich
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Am LGL werden die angezeigten Etikettenmuster von NEM bayerischer Inverkehrbringer (2009 146 Anzeigen 2010 619 Anzeigen) vor allem im Hinblick auf ihre Zusammensetzung risikoorientiert uumlberpruumlft Die Uumlberpruumlfungen ergaben dass rund 13 der anshygezeigten Etikettenmuster nicht den lebensmittelshyrechtlichen Vorschriften entsprachen In diesen Faumllshylen benachrichtigt das LGL mittels Gutachten die zushystaumlndige Uumlberwachungsbehoumlrde
Nach LGLshyErfahrungen handelt es sich bei den NEM um eine schwierige und problematische Proshyduktgruppe deren Beanstandungsquote sich unvershyaumlndert auf relativ hohem Niveau bei rund 15 beshywegt Die zu untersuchende Zahl an NEM am LGL betraumlgt jaumlhrlich etwa 500 Proben
Hauptsaumlchliche Beanstandungsgruumlnde sind
bull irrefuumlhrende und krankheitsbezogene Werbung auf der Verpackung in der Packungsbeilage oder im Internet
bull Einstufung von NEM als Arzneimittelbull Verwendung nicht zugelassener Zusatzstoffebull Einstufung von Zutaten als neuartige Lebensmittelbull unvollstaumlndige undoder fremdsprachige Kennshy
zeichnung
Aufgrund der hohen Beanstandungsquote bei NEM entwickelte das LGL ein besonderes Betriebsshykontrollprogramm Es umfasst die Produktionsshyhygiene ebenso wie die wissenschaftlichen Nachshyweise fuumlr Werbebehauptungen die Ruumlckverfolgshybarkeit Statuserhebung der durchgefuumlhrten Eigenkontrollen (inklusive der Einhaltung des
HazardshyAnalysisshyCriticalshyControlshyPointshyKonzepts (HACCP)) und die Vertriebswege
Als Ergebnis der bisher durchgefuumlhrten Kontrollen ist festzustellen dass nur wenige Betriebe alle Herstelshylungsschritte selbst durchfuumlhren Die uumlberwiegende Anzahl der Betriebe bezieht fertige Ware von Lohnshyherstellern die allenfalls noch verpackt und etiketshytiert wird
NEM beduumlrfen weiterhin einer intensiven Kontrolle um ein akzeptables Verbraucherschutzniveau zu geshywaumlhrleisten ndash besonders gilt dies fuumlr Produkte die uumlber das Internet angeboten werden Begleitend dazu muss eine umfassende Verbraucheraufklaumlrung stattfinden denn ein falsches Ernaumlhrungsverhalten oder eine ungesunde Lebensweise koumlnnen durch die Einnahme von NEM nicht kompensiert werden Hier sind die Behoumlrden insbesondere gefordert die Umsetzung der HealthshyClaimsshyVerordnung in eine geregelte und verlaumlssliche Verwaltungspraxis voranshyzutreiben ndash zum Wohle eines rechtssicheren Umfelshydes fuumlr Herstellerbetriebe und eines gut und richtig informierten Verbrauchers
Eine aumlhnlich grundlegende rechtliche Neuausrichshytung wurde im Bereich der Chemikaliensicherheit mit der sogenannten REACHshyVerordnung 19072006 durch den europaumlischen Gesetzgeber auf den Weg gebracht und wird wohl noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum neue Anforderungen fuumlr das LGL bereitshyhalten
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Chemikaliensicherheit
Seit sieben Jahren hat das LGL als Folge der Einglieshyderung des Landesamtes fuumlr Arbeitsschutz auch die Aufgabe Arbeitnehmer und Verbraucher im Rahmen der Chemikaliensicherheit vor gefaumlhrlichen chemishyschen Stoffen zu schuumltzen Die Art und der Umfang der Aufgabenstellung sind vielfaumlltig Exemplarisch soll dies anhand von drei Beispielen demonstriert werden zum einen die REACHshyInfoline fuumlr Untershynehmen zum anderen die Unterrichtung der Oumlffentshylichkeit im Rahmen der Neuregelung der Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien und zuletzt die Sachkundepruumlfung zu gefaumlhrlichen Stoffen
Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
Die Grundlage bildet seit 1981 das Chemikaliengeshysetz (ChemG) Dazu wurden diverse Ausfuumlhrungsshyverordnungen wie zum Beispiel die ChemVerbotsV die GefahrstoffV und spaumlter die BiostoffV erlassen Zur weiteren Auslegung dienen die Technischen Reshygeln fuumlr Gefahrstoffe Mit der REACHshyVerordnung (Registration Evaluation Authorisation of Chemishycals) ist 2007 ein neues europaweit geltendes Cheshymikalienrecht in Kraft getreten Hintergrund hierfuumlr war dass bis 2007 nur rund 5000 Neustoffe gemelshydet und zugelassen wurden Mehr als 100000 Cheshymikalien die im Umlauf waren die sogenannten bdquoAltstoffeldquo unterlagen keinem Zulassungsverfahren
Mit Inkrafttreten von REACH muumlssen nun Hersteller und Importeure Neushy und Altstoffe bei der Europaumlishy
schen Chemikalien Agentur (ECHA) in Helsinki regisshytrieren lassen Dort werden sie bewertet zugelasshysen oder bei moumlglichen Gefaumlhrdungen von Umwelt beziehungsweise Verbrauchern verboten oder nur mit Beschraumlnkungen genehmigt Damit soll die Cheshymikaliensicherheit erhoumlht und der Gesundheitsshy Umshyweltshy und Verbraucherschutz verbessert werden Das ehrgeizige Unternehmen soll dazu fuumlhren dass spaumltestens ab 2018 in der EU nur noch Chemikalien vermarktet werden duumlrfen deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt untershysucht und registriert worden sind
REACH-Infoline am LGL Die REACHshyVerordnung (REACHshyVO) ist ein komplishyziertes Regelwerk mit vielen Ausnahmen und Detailshyregelungen Sie umfasst mittlerweile weit uumlber 1000 Seiten Vor allem kleine und mittelstaumlndische Untershynehmen brauchen Informationen und Unterstuumltzung damit sie ihre Pflichten erfuumlllen koumlnnen Mit der beshyreits zum zweiten Mal aufgelegten Broschuumlre bdquoNeue EUshyChemikalienverordnung ndash REACHldquo wurde dieser Personenkreis in die Thematik eingefuumlhrt Bei der REACHshyInfoline die am LGL eingerichtet ist haben die Unternehmen die Moumlglichkeit konkret nachzufrashygen Besonders in der Anfangsphase war diese Hotshyline stark frequentiert So bereitete beispielweise vieshylen Unternehmen die Zuordnung ihrer Produkte als StoffGemisch oder als Erzeugnis Probleme Beishyspielsweise gilt importierter Stahl in Rohform als Geshymisch dessen Bestandteile registrierungspflichtig sind Ist der Stahl jedoch bereits gewalzt oder geshyformt so handelt es sich um ein Erzeugnis das nicht registrierungspflichtig im Sinne von REACH ist
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Wird der importierte Stahl umgeschmolzen gilt er als Gemisch Wird er hingegen rein mechanisch weishyterverarbeitet gilt er als Erzeugnis Als ein weiteres Beispiel kann der Gips dienen Bergmaumlnnisch abgeshybauter Gips muss als chemisch nicht veraumlnderter Naturstoff nicht registriert werden Gips der bei der Entschwefelung von Rauchgasen anfaumlllt und als Baushystoff auf den Markt gebracht wird muss hingegen registriert werden
Neue GefahrensymboleNach der Einfuumlhrung der REACHshyVO wurde auf EUshyEbene auch die Einstufung und Kennzeichnung von Stoffen neu geregelt 2009 trat die neue Verordnung uumlber die Einstufung Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen mit Uumlbergangsregelunshygen in Kraft Sie heiszligt auch GHSshy oder CLPshy Verordshynung (globally harmonized system oder classification labelling and packaging of substances and mixtures) und gilt prinzipiell fuumlr alle gefaumlhrlichen Stoffe an sich und in Gemischen Erzeugnisse sind hiervon nicht beshytroffen Fuumlr Stoffe ist sie verbindlich waumlhrend Gemishy
sche bis zum 1 Juni 2015 noch die alte Kennzeichshynung tragen duumlrfen Mit der GHSshyVerordnung soll weltweit die Einstufung und Kennzeichnung vereinshyheitlicht werden Denn bislang gab es unterschiedlishyche Systeme fuumlr die Kennzeichnung und eine untershyschiedliche Behandlung gleicher Produkte in verschieshydenen Laumlndern Stoffe die zum Beispiel in der EU Australien Malaysia und Thailand als gesundheitsshyschaumldlich eingestuft waren galten in den USA Kanashyda und Japan bereits als giftig hingegen in Indien als nichtshygiftig und in China gar als nicht gefaumlhrlich
Mit der Einfuumlhrung der neuen Kennzeichnung gingen dem Verbraucher alte Bekannte wie beispielsweise das Andreaskreuz verloren und neue Gefahrensymshybole (Piktogramme) mussten bekannt gemacht wershyden Um die Aufmerksamkeit der Oumlffentlichkeit zu erreichen und die Menschen aufzuklaumlren wurde am LGL eine gut verstaumlndliche Wanderausstellung zur Chemikalienkennzeichnung konzipiert Gleichzeitig wurde die Bevoumllkerung nachdruumlcklich fuumlr die Gefahshyren die von den verschiedenen Gefahrstoffen ausshygehen sensibilisiert
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Die Ausstellung umfasst rund 30 Poster und traumlgt den Titel bdquoSchutzschild ndash Die neu(e)n Zeichen fuumlr Ihre Sicherheitldquo Sie gliedert sich in drei Teile Zushynaumlchst zeigt sie Allgemeines zur neuen Kennzeichshynung mit einer Gegenuumlberstellung unter dem Schlagwort bdquoWas ist anders was ist neuldquo Der Mitshytelteil erklaumlrt auf jeweils zwei Postern die neuen Kennzeichen die jetzt Piktogramme heiszligen Dabei dient ein Poster als Blickfang das andere erlaumlutert das jeweilige Piktogramm welche Gefahren von dershyart gekennzeichneten Produkten ausgehen und wie man sich vor ihnen schuumltzt
Der Schlussteil verweist auf eine die Ausstellung beshygleitende Broschuumlre und auf die neu eingerichtete Website wwwschutzschildbayernde auf der weishytere Informationen abgerufen werden koumlnnen Die Wanderausstellung wurde im Februar 2010 im Deutshyschen Museum in Muumlnchen feierlich eroumlffnet Zurshyzeit wandert die Ausstellung durch ganz Bayern
SachkundepruumlfungGiftige sehr giftige brandfoumlrdernde hochentzuumlndlishyche undoder gesundheitsschaumldliche Stoffe duumlrfen erst nach der Erteilung einer behoumlrdlichen Erlaubnis von Personen die uumlber eine entsprechende Sachshykunde verfuumlgen in Verkehr gebracht werden Dies regelt der sect 3 der ChemikalienshyVerbotsverordnung (ChemVerbotsV) Die Kenntnisse von Gewerbetreishybenden beispielsweise zur Schaumldlichkeit und Kennshyzeichnung werden von der Gewerbeaufsicht schriftshylich mittels spezieller Fragen aus einem laumlnderuumlbershygreifenden bdquoGemeinsamen Fragenkatalogldquo uumlbershypruumlft Das LGL hat hierbei zwei Aufgaben die
Pruumlfungsfragen fuumlr die schriftliche Pruumlfung des Geshywerbeaufsichtsamtes zusammenzustellen und an der Pflege des Fragenkatalogs im Rahmen einer bundesweiten Arbeitsgruppe mitzuwirken Sehr aufshywendig war die Anpassung der Fragen an die neuen Kennzeichnungsregelungen und die Zunahme von stoffspezifischen Sachkundepruumlfungen
FazitVeraumlnderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen stellen den behoumlrdlichen Umgang mit der Chemikalishyensicherheit immer wieder vor neue Herausfordeshyrungen Mit Fortschreiten der Umsetzung der REACHshyVO wird auch das LGL als Landesbehoumlrde verstaumlrkt zu einer Drehscheibe zwischen den intershynationalen und nationalen Behoumlrden sowie der bayeshyrischen Gewerbeaufsicht zum Schutz der Bevoumllkeshyrung vor Risiken durch Chemikalien
Die REACHshyVerordnung macht deutlich dass ein wirksamer Schutz der Bevoumllkerung vor gesundheitlishychen Gefahren hier durch chemische Stoffe darauf angewiesen ist dass belastbare wissenschaftliche Daten beispielsweise zur Toxizitaumlt aber auch zu Vershybreitung in belebter und unbelebter Umwelt oder zu Abbaushy und Umbauprozessen vorliegen Waumlhrend die REACHshyVerordnung die Beschaffung derartiger Inforshymationen der Verantwortlichkeit der damit umgehenshyden Industrie zuweist lassen sich viele andere potenshyzielle Gesundheitsgefahren keinem bdquoVerursacherldquo zushyweisen Zur Beurteilung solcher Gefahren anhand wissenschaftlicher Daten sind auch und gerade staatshyliche Stellen wie das LGL gefordert durch eigene WISSENSCHAFT die benoumltigten Beitraumlge zu leisten
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WISSENSCHAFT
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Wissenschaft
Als am 24 April 2002 erstmals berichtet wurde dass in erhitzten staumlrkehaltigen Lebensmitteln der bis dato in der Oumlffentlichkeit weithin unbekannte krebserregende Stoff Acrylamid in hohen und geshysundheitlich relevanten Mengen vorhanden ist sollte dies die Schlagzeilen der Tagespresse noch uumlber einen langen Zeitraum fuumlllen Dabei war Acrylamid schon immer in bestimmten Lebensmitshyteln enthalten gewesen Neu war lediglich das Wissen um diesen Sachverhalt Dieses Wissen ist einer schwedischen Wissenschaftlerin zu verdanshyken die bei einer umweltmedizinischen Untersushychung von Vergiftungsfaumlllen nach einem Acrylshyamideinsatz im Tunnelbau bemerkte dass auch die unbelastete Bevoumllkerung hohe Acrylamidgehalte im Blut aufwies die nur aus der Nahrung stammen konnten
Die weitere bdquoGeschichteldquo von Acrylamid zeigt deutshylich wie wichtig neue wissenschaftliche Erkenntnisshyse fuumlr zielgerichtete Maszlignahmen zum Schutz der oumlfshyfentlichen Gesundheit sind Gut temperaturkontrolshylierte Backprozesse koumlnnen zu einer deutlichen Reshyduktion der Acrylamidbildung fuumlhren Bestimmung von Acrylamid in Backprodukten und Beratung der Herstellerbetriebe konnten auch ohne gesetzliche Vorschrift die Acrylamidbelastung der Bevoumllkerung deutlich reduzieren Diese einfachen und dennoch wirkungsvollen Maszlignahmen konnten jedoch erst zum Nutzen der Bevoumllkerung eingesetzt werden als die Acrylamidbildung in Backprodukten und Moumlglichshykeiten ihrer Verhinderung untersucht und durch wisshysenschaftliche Publikation oumlffentlich wurden Auch
die bayerische Bevoumllkerung ist heute einer geringeshyren Acrylamidbelastung ausgesetzt als noch vor 10 Jahren und profitiert somit indirekt wie auch das LGL in seiner taumlglichen Arbeit von einer transparenshyten internationalen wissenschaftlichen Veroumlffentshylichungspraxis
Das LGL versteht sich als Teil der fachwissenshyschaftlichen Oumlffentlichkeit der sogenannten bdquoscientific communityldquo Innerhalb der letzten zehn Jahre hat das LGL daher konsequent einen Weg beschritten diese Integration in die bdquoscientific communityldquo voranzutreiben So wie das LGL selbst in seiner taumlglichen Taumltigkeit als ratgebender Dienstshyleister fuumlr Politik und Vollzugsbehoumlrden auf den reishychen Fundus wissenschaftlicher Publikationen anshyderer zuruumlckgreift so setzt es die damit verbundeshyne Verpflichtung um eigene Ergebnisse der Fachshywelt zu praumlsentieren Im Jahr 2001 haben die beiden Landesuntersuchungsaumlmter die Vorgaumlngershyeinrichtungen des LGL von insgesamt 56 Fachvershyoumlffentlichungen und Kongressbeitraumlgen nur vier in einer begutachteten (bdquopeer reviewedldquo) internatioshynalen englischsprachigen Zeitschrift veroumlffentlicht Bis zum Jahr 2011 stieg nicht nur die Zahl der wisshysenschaftlichen Veroumlffentlichungen bis auf uumlber 300 pro Jahr sondern auch der Anteil der internashytional veroumlffentlichten Beitraumlge auf uumlber 60
Am LGL wurden in der zuruumlckliegenden Dekade 171 Forschungsprojekte fuumlr die Weiterentwicklung und Validierung neuer Untersuchungsmethoden oder zur Untersuchung gesundheitsrelevanter Parameter in Tier Mensch Umwelt oder Lebensmittel initiiert Hierfuumlr konnte ein Gesamtvolumen von circa 26 Mio
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Euro an Foumlrdergeldern aus Foumlrderprogrammen bayeshyrischer Ministerien des Bundesforschungsshy und anshyderer Bundesministerien sowie aus dem europaumlishyschen Forschungsrahmenprogramm eingeworben werden
Die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und anshyderen Forschungseinrichtungen konnte die Gewinshynung und den Austausch hoch qualifizierten Persoshynals fuumlr das LGL deutlich erleichtern Besonders in Ausshy Fortshy und Weiterbildung konnte ein lebhafter gegenseitiger Austausch etabliert werden der zum einen praktische Aspekte staatlicher Gesundheitsshyfuumlrsorge durch die Beteiligung von LGLshyMitarbeitern an der akademischen Lehre in die Hochschulen transportieren konnte zum anderen aber auch ershylaubte Hochschullehrer fuumlr die Ausbildungsprogramshyme der Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit zu gewinnen Eine besonders enge Vershyschraumlnkung konnte hier durch die Fusion der Amtsshyarztausbildung mit dem Masterstudiengang bdquoPublic Healthldquo der LMU erreicht werden
Pettenkofer School of Public Health Oumlffentliche GesundheitPublic Health ist ein unvershyzichtbares Taumltigkeitsfeld der gesamtgesellschaftlishychen Bemuumlhungen um bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo (Institute of Medicine 1988 2002) Zunaumlchst mag die fuumlr Bayshyern handlungsleitende These einer (Reshy)Akademishysierung des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) im Rahmen einer universitaumlren bdquoSchool of Public Healthldquo uumlberraschen Sind die im OumlGD Taumltishygen nicht in aller Regel akademisch hoch qualifizierte
Fachleute Aumlrzte mit oftmals doppelter Facharztquashylifikation naumlmlich einem klinischen Facharzt in Vershybindung mit dem Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen
Eine akademische Qualifikation der im OumlGD in Fuumlhshyrungsshy oder Spezialfunktion Taumltigen ist sicherlich geshygeben etwa durch die angesprochenen promoviershyten Fachaumlrzte fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen mit leitenden Funktionen in den Gesundheitsaumlmtern Gleichzeitig ist das spezifische fachliche Taumltigkeitsshyfeld des OumlGD selbst seit geraumer Zeit nicht mehr durch eigene Lehrstuumlhle an einer medizinischen Fashykultaumlt vertreten Dies ist eine bemerkenswerte Beshysonderheit des Facharztes fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen auch angesichts der internationalen hisshytorischen Bedeutung der grundlegenden Arbeiten eishynes Max von Pettenkofer Rudolf Virchow oder Salomon Neumann fuumlr den betreffenden Faumlcherkashynon Die Erklaumlrung dieser besonderen Situation ist fuumlr den deutschen Sprachraum zu groszligen Teilen im Missbrauch der bevoumllkerungsmedizinischen Ansaumltze und deren Perversion fuumlr die verbrecherischen Ziele des Nationalsozialismus in der Zeit von 1933 bis 1945 zu finden (Labisch 1999 Schagen und Schleishyermacher 2005 Donhauser 2007)
Eine Aufarbeitung dieser fachlichshywissenschaftlishychen Defizite erfolgte fuumlr Deutschland durch die Pushyblic HealthshyFoumlrderprogramme des Bundes insbesonshydere zwischen 1991 und 2001 Diese Unterstuumltzung erfolgte zum einen durch die Foumlrderung groszliger epishydemiologischer Studien und von fuumlnf Forschungsvershybuumlnden Public Health zum zweiten durch ein AusshylandsshyStipendienprogramm zur Public HealthshyQualifishy
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kation deutscher Nachwuchswissenschaftler zum dritten durch den Aufbau eigener Public HealthshyStushydiengaumlnge zur Qualifikation an deutschen Universitaumlshyten Aumlhnliche Aufbauprozesse vollzogen sich auch in Oumlsterreich und in der Schweiz
Der OumlGD war daran zunaumlchst nur in vergleichsweise geringem Ausmaszlig beteiligt Dies erklaumlrt sich zwangshylos damit dass der OumlGD zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr an den deutschen Universitaumlten mit eishygenstaumlndigen Fachvertretern praumlsent war Dadurch war einerseits eine bdquoTheorieluumlckeldquo hinsichtlich der Repraumlsentanz von OumlGDshyThemen im Wissenschaftsshybereich gegeben andererseits eine bdquoPraxisluumlckeldquo bezogen auf einen nachhaltigen Praxisbezug der Forshyschung und Ausbildung an den neuen Public HealthshyStudiengaumlngen
Die Akademien in Duumlsseldorf und Muumlnchen welche die fuumlr die fachaumlrztliche Qualifikation vorgeschriebeshynen theoretischen Kursweiterbildungen anbieten suchten fruumlhzeitig Verbindungen mit dem universishytaumlren Bereich Public Health
Am Standort Muumlnchen ergaben sich besondere Chancen
In Uumlbereinstimmung mit dem BolognashyProzess (BoshylognashyErklaumlrung 1999) zur Schaffung eines einheitlishychen Europaumlischen Hochschulraums bis zum Jahr 2010 wurde der Public HealthshyStudiengang der LudshywigshyMaximiliansshyUniversitaumlt mit Beginn zum Wintershysemester 20082009 modularisiert (European Credit Transfer System ECTS) und zudem unter Einbezieshyhung der Belange des OumlGD erweitert
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Zeitgleich forderte ein Beschluss der Bayerischen Staatsregierung (Ministerratsbeschluss vom 2 Mai 2006) die Erarbeitung eines stimmigen Gesamtkonshyzeptes fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst (OumlGD) in Bayern Angesprochen wurden Fortshy und Weiterbildung Modularisierung des AmtsarztshyLehrshyganges Fortbildungsverpflichtung mit Punktesysshytem Uumlberpruumlfung des Ausbildungssystems und Strukturen des OumlGD
Diese beiden Entwicklungen stellen eine substanshyzielle Chance fuumlr eine stimmige an den europaweishyten bdquobest practiceldquoshyModellen orientierte Fortentshywicklung der Facharztweiterbildung Oumlffentliche Geshysundheit durch eine staumlrkere Vernetzung des Amtsshyarztlehrganges mit der universitaumlren Public HealthshyAusbildung dar Angesichts der demokratishyschen Weiterentwicklung der Gesellschaften in Eushyropa von der vorwiegend staatlich verwalteten oumlfshyfentlichen Gesundheit hin zu einer partnerschaftlich oumlffentlich verantworteten Gesundheit und einem poshysitiven Menschenrecht auf Gesundheit (Art 35 der Charta der Grundrechte der Europaumlischen Union) treshyten ndash zu den wichtigen klassischen Aufgaben des Gesundheitsschutzes ndash verstaumlrkt hinzu (sa KGSt 1998 Institute of Medicine 1998 und 2002 Locher WildnerKerscher 2009)
bull inhaltliche und fachliche Kompetenzen in neuen Steuerungsfunktionen im Bereich Gesundheitsshyschutz und GesundheitsfoumlrderungPraumlvention
bull die Befaumlhigung zur quantitativen Analyse Evaluatishyon und evidenzbasiertem Handeln
bull die Befaumlhigung zur effektiven Gesundheitsberichtshyerstattung Risikoshy und Krisenkommunikation
bull kulturelle und soziale Kompetenzen sowie Bereitshyschaft und Befaumlhigung zur intersektoralen Koopeshyration
bull die Befaumlhigung zur Beratung der Oumlffentlichkeit Moderation und Anwaltschaft auf lokaler regionashyler und uumlberregionaler Ebene
bull die Befaumlhigung zur Politikberatung auf verschiedeshynen Ebenen
bull die Befaumlhigung zur Reflexion beziehungsweise Entshywicklung von ethischen Grundpositionen und Staatsverstaumlndnis in der eigenen Arbeit
Vor dem Hintergrund dieses Anforderungsprofils war und ist fuumlr den Bereich der oumlffentlichen Gesundheit die verstaumlrkte Integration sozialer sozialwissenshyschaftlicher und evaluativer Kompetenzen in die Weitershy und Fortbildung notwendig (Akademie fuumlr oumlffentliches Gesundheitswesen Duumlsseldorf 2008 Stockmann et al 2009) Dies ist vergleichbar mit der Integration naturwissenschaftlicher Kompetenz in die Medizin im vergangenen Jahrhundert Diese Inshytegration ist insbesondere aus dem Bereich Public Health heraus zu erwarten und sollte damit vernetzt sein (Grunow und GrunowshyLutter 2000 Kurth 2005 Muumlller 2005) Die konkreten Entwicklungsschritte auf diesem Weg in Bayern werden nun hier vorgeshystellt
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Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesund-heitswesen
Die Notwendigkeit zur Fortentwicklung des Facharzshytes fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen ergibt sich aus den qualitativ gestiegenen Anforderungen im Beshyreich Oumlffentliche Gesundheit Insbesondere betrifft dies die Evidenzbasis des behoumlrdlichen Handelns und die Vernetzung mit verschiedenen Akteuren
Dazu kommt dass die Ausshy und Weiterbildung euroshypaweit kompatibel sein muss Hier bestand in Bayern die Moumlglichkeit im deutschsprachigen Raum eine Vorreiterrolle zu uumlbernehmen In Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien fuumlr eine einheitlich Europaumlishysche Hochschullandschaft wurde das bisherige Ausshybildungsangebot zu einem Master of Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen (LMU) welches bereits mit der Amtsarztausbildung vernetzt war erweitert Dabei wurde der bisherige Master of Public Health (MPH) um eine weitere Schwerpunktsetzung bdquoHealth Administration and ManagementVerwalten und Fuumlhren im Gesundheitsshywesenldquo (MPH Schwerpunkt HAM) erweitert Die Chancen fuumlr die Facharztausbildung im Oumlffentlichen Gesundheitswesen liegen in dieser erweiterten Schwerpunktsetzung Der Schwerpunkt in Health Administration und Management (Fuumlhren und Vershywalten im Gesundheitswesen) ist kompatibel mit der theoretischen Kursweiterbildung der Facharztweitershybildung im Bereich Oumlffentliches Gesundheitswesen Der bisherige Lehrgang mit 713 Kontaktstunden Unshyterricht wurde in Gaumlnze integriert Dies setzte eine abgestimmte Zertifizierung der Bildungsangebote des bisherigen Amtsarztlehrganges und die notwenshy
dige Anerkennung fuumlr eine universitaumlre Ausbildung zu einem Master voraus und bedeutete die Uumlberfuumlhrung des bisherigen Ausbildungsangebotes in die inhaltlishychen und formalen Voraussetzungen des ECTSshySysshytems Fuumlr den Erwerb eines Bolognashykonformen MastershyGrades musste die bisherige Ausbildung noch um Module ergaumlnzt werden die fuumlr die Kursteilshynehmer freiwillig sind ein Modul Biometrie sowie die Module eines Praktikums und einer Masterarbeit
Die Modularisierung in Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien beinhaltet die Vergabe von European Credit Transfersystempunkten (ECTS) 1 ECTSshyPunkt berechnet sich von der studentischen Arbeitsbelastung her als 30 Stunden Die an der LMU Muumlnchen umgesetzten MastershyProgramme hashyben einen Umfang von 120 ECTS Der Erwerb eines solchen Masterabschlusses setzt ein mindestens zweijaumlhriges VollzeitshyHochschulstudium (BachelorshyAbschluss) voraus und ist nicht auf Mediziner beshyschraumlnkt
Die derzeitige Modulstruktur im Bereich MPH (Schwerpunkt HAM) umfasst folgendes
bull Fuumlnf Pflichtmodule (Biometrie (9 ECTS) shy Epidemiologie (9 ECTS) shy Public Health Kernkomshypetenzen (12 ECTS) shy Praktikum (30 ECTS) shy Masterarbeit Kolloquium Disputation (30 ECTS))
bull Drei Wahlpflichtmodule (Taumltigkeitsfelder im OumlGD (12 ECTS) shy Public Health Politiken amp Praxis in der Gesundheitsverwaltung (9 ECTS) shy Fortgeschritteshyne Anwendungen in der Hygiene und Infektionsshykontrolle (9 ECTS))
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Fuumlr die Weiterentwicklung der Amtsarztausbildung bietet sich die Chance diese Modularisierung im Sinne einer groumlszligeren Flexibilisierung zu nutzen
Das gemeinsame Studiengangsangebot an der LMU Muumlnchen wurde im Sommer 2009 hinsichtlich seishyner BolognashyKonformitaumlt erfolgreich zertifiziert
Universitaumlre Vernetzung des LGL
Die Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (AGL) wurde fruumlhzeitig in die Entwicklungen eingebunden sodass die entsprechende Unterstuumltshyzung durch Integration des Amtsarztkurses in die modulare Struktur einschlieszliglich der notwendigen universitaumlren Akkreditierung gewaumlhrleistet war
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Potenziell waumlren folgende teilweise bereits gegebeshynen Erweiterungen denkbar
bull Zertifizierung von Ausbildungsshy bzw Weiterbildungsstellen Diese Taumltigkeit wird bereits jetzt wahrgenommen Sie wuumlrde sich im Fall einer erweiterten Facharztvergabe intensivieren
bull Pruumlfungsabnahme Zu trennen sind die universitaumlre Pruumlfung fuumlr die Verleihung des Mastergrades die staatliche Pruumlfung fuumlr die Taumltigkeit im Oumlffentlichen Gesundheitsdienst und die Facharztpruumlfung zur Anerkennung des Facharztes Im Zusammenhang mit der Amtsarztausbildung wurde aufgrund der gegebenen Rechtslage eine Staatspruumlfung zusaumltzlich zu den universitaumlren Pruumlfungen beibehalten Angestrebt ist eine Vereinheitlichung dieser Pruumlfungen
bull Staumlrkung der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in anshyderen Bereichen
Eine solche Entwicklung unterstuumltzt die strukturelle Vernetzung des Bayerischen Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit vershyschiedenen bayerischen universitaumlren Einrichtungen die veterinaumlrmedizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen die FriedrichshyAlexanshydershyUniversitaumlt Erlangen sowie die Technische Unishyversitaumlt Muumlnchen und die Medizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen
Zwischen der Medizinischen Fakultaumlt der LMU und dem LGL besteht seit Jahren auf verschiedenen
Feldern eine gute Zusammenarbeit Die wachsenshyden Herausforderungen an beide Vertragspartner ershyfordern eine zunehmende Vernetzung und Buumlndeshylung der Ressourcen um auf den verschiedenen Themengebieten von Medizin und Gesundheit soshywie bei der Entwicklung neuer wissenschaftlicher Methoden eine Verbesserung zu erreichen Vor diesem Hintergrund wurde am 8 Maumlrz 2007 eine Kooperationsvereinbarung zwischen LGL und LMU geschlossen
Ein weiterer wichtiger Meilenstein dieser Entwickshylung war die Bekraumlftigung des gemeinsamen Weges anlaumlsslich der Feier zum 200shyjaumlhrigen Bestehen des OumlGD in Bayern durch eine gemeinsame Erklaumlrung am 17 Juli 2008 sowie die Erarbeitung eines Statuts fuumlr eine Pettenkofer School of Public Health an der LMU (PSPHshyLMU) Traumlger der PSPHshyLMU sind die LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen das Helmholtzzentrum Muumlnchen sowie das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsichershyheit Das Statut wurde im Dezember 2009 von allen Traumlgern unterzeichnet
In Erfuumlllung der darin genannten Ziele ist die Einshyrichtung von Bruumlckenprofessuren vorgesehen Eine erste derartige Bruumlckenprofessur wurde 2010 eingeshyrichtet und mit Prof Manfred Wildner Leiter der Abshyteilung Gesundheit am LGL besetzt Sie traumlgt die Bezeichnung bdquoProfessur Oumlffentliches Gesundheitsshywesen shy Public Health Policy amp Administrationldquo mit den inhaltlichen Schwerpunkten
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bull Evidenz fuumlr gesundheitspolitische Analysen Geshysundheitsfolgeabschaumltzung (Health Impact Asshysessment HIA) Gesundheitsberichterstattung
bull staatliche Aufgabenwahrnehmungen im Gesundshyheitssystem Governance europaumlische Gesundshyheitspolitik Translation wissenschaftlicher Evidenz von Public Health
bull Aufgaben des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) sozialmedizinische Begutachtung
Weitere geeignete Bruumlckenprofessuren sollen folshygen Mit der Umsetzung dieses Programms in der Institution einer Pettenkofer School of Public Health wird die (Reshy)Akademisierung des OumlGD durch eine wieder gegebene universitaumlre Fachvertretung vollshyzogen Gleichzeitig sind dies Schritte auf einem Weg dem weitere Stationen folgen muumlssen und der nur gemeinsam gegangen werden kann Es geht um eine transparente evidenzshy und wertebasierte Aufgabenwahrnehmung durch den OumlGD auf allen Ebenen
Eine ganz praktische Konsequenz der bdquoVerwissenshyschaftlichungldquo die mit dem Uumlbergang von den Landesuntersuchungsaumlmtern vor 2002 zum LGL von 2012 angestrebt wurde ist der bidirektionale Methoshydentransfer aus der bdquoscientific communityldquo zum LGL und vice versa Waumlhrend 2002 viele molekularshybiologische Methoden noch einer experimentellen Umgebung vorbehalten waren konnten diese bis heute in weite Bereiche in die Uumlberwachungspraxis uumlbertragen werden Am LGL wurde dieser Prozess in der letzten Dekade sehr aktiv vorangetrieben
Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
Die Erfolgsgeschichte begann vor etwas mehr als zehn Jahren mit einer lebensmittelassoziierten Erreshygergruppe die sich mit klassischen mikrobiologischen Verfahren nicht nachweisen laumlsst ShigatoxinVerotoshyxin bildende Escherichia coli (STECVTEC) Charakteshyristisches Merkmal dieses Erregers ist das ShigatoshyxinshyBildungsvermoumlgen das genetisch (stx1 und stx2) kodiert ist Eine Toxinbildung findet im Lebensmittel kaum statt die Erkrankung wird durch die Aufnahme des Erregers einer Vermehrung im menschlichen Darm und der dort stattfindenden Toxinbildung ausshygeloumlst Zur Detektion von STECVTEC in einem Leshybensmittel gibt es zwei Moumlglichkeiten entweder den Einsatz molekularer Verfahren fuumlr den Nachweis von stx1 undoder stx2 oder die Induktion der Toxinbilshydung in vitro (durch Zusatz eines zytotoxischen Antishybiotikums zur Anreicherungsbouillon) und den anshyschlieszligenden Nachweis mittels immunologischer Vershyfahren Am Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entschied man sich fuumlr die molekulare Diagnostik unter anderem da dieshyse auch im humanmedizinischen Bereich eingesetzt wurde Am Standort in Oberschleiszligheim konnte die Humanshy Veterinaumlrshy und Lebensmitteldiagnostik in eishynem zentralen Laborbereich durchgefuumlhrt werden Zu diesem Zeitpunkt kam die Lebensmittelmikrobiologie am LGL zum ersten Mal mit molekularen Nachweisshyverfahren damals noch klassischer BlockshyPCR mit anshyschlieszligender Gelelektrophorese in Kontakt und man uumlberlegte ob man diese Verfahren auch bei anderen Erregern einsetzen koumlnnte Und so wurden PCRshy Verfahren basierend auf Methoden(entwuumlrfen) zur
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Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren nach sect 35 LMBG (heute sect 64 LFGB) fuumlr den Nachshyweis thermophiler Campylobacter spp und Salmonel-la spp parallel zu den klassisch mikrobiologischen Unshytersuchungen getestet Aber die ersten Versuche ershybrachten nicht den erhofften Erfolg Aufgrund der bei verschiedenen Lebensmittelmatrizes notwendigen DNAshyExtraktion mittels kommerzieller Extraktionskits sowie der der klassischen PCR nachgeschalteten Gelelektrophorese mit Ethidiumbromidfaumlrbung erwies sich das Verfahren im Hinblick auf den Nachweis thershymophiler Campylobacter spp als zu arbeitsshy und zeitshyintensiv um als Screeningverfahren in Konkurrenz zu dem bisher eingesetzten kommerziellen ELISAshySysshytem (VIDASreg) treten zu koumlnnen Einen entscheidenshyden Vorteil hatte diese Versuchsphase allerdings Sie brachte die Labormitarbeiter der Lebensmittelmikroshybiologie zum ersten Mal in Kontakt mit molekularen Arbeitstechniken Nachdem die PCR mit Ausnahme in der STECVTECshyDiagnostik in der Lebensmittelmishykrobiologie einige Zeit ein Schattendasein gefuumlhrt hatshyte entdeckte man fuumlr sie einen neuen Einsatzbereich Man verabschiedete sich vorerst von dem Gedanken eines schnellen Screeningverfahrens und suchte die Einsatzmoumlglichkeiten dort wo sich die PCR bereits bei STECVTEC als Erfolg erwiesen hatte der Diffeshyrenzierung bakterieller lebensmittelassoziierter Intoxishykationserreger deren Toxine im Lebensmittel nicht oder nur mittels TierversuchZellkulturassay nachshyweisbar sind (Clostridium botulinum und Bacillus ce-reus emetischer Typ) sowie dem Nachweis von Ershyregern fuumlr die bis heute zum Teil keine kulturellen Nachweisverfahren existieren Dies betrifft lebensshymittelassoziierte Viren wie etwa Noroviren Man kam uumlberein die Virendiagnostik nur an einem Standort in
Erlangen auszubauen da hierfuumlr separate Raumlumlichshykeiten spezielles Equipment sowie umfassende speshyzielle Fachkenntnisse vorhanden waren Die Lebensshymittelmikrobiologie in Oberschleiszligheim befasste sich im Gegenzug verstaumlrkt mit dem Einsatz der PCR zum Nachweis von Toxingenen bei bakteriellen lebensmitshytelbedingten Intoxikationsshy und Toxiinfektionserregern (unter anderem Clostridium botulinum Clostridium perfringens Bacillus cereus)
Fuumlr die Entwicklung Etablierung und Validierung der molekularen Verfahren die unter anderem im Rahshymen von Forschungsprojekten und Doktorarbeiten durchfuumlhrt wurden galt dabei stets der Grundsatz bdquoEntwicklung aus der Routinediagnostik heraus fuumlr den Einsatz in der Routinediagnostikldquo Ziel jedes entshywickelten Verfahrens war und ist bis heute der Einsatz in der taumlglichen Routinediagnostik immer in Kombinashytion mit und abgestimmt auf die entsprechenden mikshyrobiologischen Untersuchungsmethoden um diese zu ergaumlnzen zu verbessern oder abzukuumlrzen Diese Uumlberlegungen fuumlhrten dazu dass es am LGL anders als an anderen deutschen Untersuchungseinrichtunshygen nicht zur Etablierung eines eigenstaumlndigen moleshykularbiologischen Labors kam welches gesammelt die Proben aus den unterschiedlichen Untersuchungsshybereichen (Veterinaumlrbakteriologie Lebensmittelanalyshytik Veterinaumlrshy und Lebensmittelvirologie) als Servicelashybor untersucht und die Ergebnisse dann an die einzelshynen Fachgebiete uumlbermittelt Am LGL dagegen wurshyde an beiden Standorten die molekulare Diagnostik in die lebensmittelmikrobiologischen Labors integriert was nach und nach zu einer breiten Akzeptanz der Verwendung molekularer Verfahren im Bereich der Lebensmittelmikrobiologie fuumlhrte
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Real-Time-PCR
Der endguumlltige Durchbruch gelang der Molekularbioshylogie mit der Umstellung von klassischen PCRshyVershyfahren auf die RealshyTimeshyPCR Im Gegensatz zur
konventionellen PCR erlaubt die RealshyTimeshyPCR die Messung der entstehenden PCRshyProdukte bereits waumlhrend des PCRshyLaufs mithilfe von Fluoreszenzshyfarbstoffen
Erregergattung SpeziesdifferenzierungAn-Abwesen-
heitToxinbildungsvermoumlgen
Pathogenitaumltsfaktoren
Salmonella spp shyshyshy X
Campylobacter spp C jejuni coli lari X
Listeria spp L monocytogenes innocua welshimeri X
STECVTEC shyshyshy X X
Cronobacter spp shyshyshy X
Vibrio spp V parahaemolyticus vulnificus cholerae X X
Yersinia spp Yersinia enterocolitica X X
Mycobacterium sppM avium ssp paratuberculosis Bakterien d M tuberculosisshyKomplex
X
Bacillus sppBacillus cereus emetischer u diarrhoeischer Typ
X
Clostridium sppC botulinum perfringens difficile chauvei haemolyticum septicum novyi estertheticum
X X
Alicyclobacillus spp Alicyclobacillus acetoterrestris X
Noroviren Norovirus Genogruppe I u II X
Hepatitis A X
Rotaviren Rotaviren der Gruppe A X
Uumlbersicht uumlber die am LGL in der Lebensmittelmikrobiologie (Erlangen undoder Oberschleiszligheim) genutzten molekularen Nachweis- und Differenzierungsverfahren
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Somit wird der sich normalerweise an eine PCR anshyschlieszligende Schritt der Gelelektrophorese und Ethidiumbromidfaumlrbung uumlberfluumlssig Diese Zeitshy und Arbeitsersparnis lieszlig die RealshyTimeshyPCR auch als Screeningverfahren fuumlr die Untersuchung auf die Anshy oder Abwesenheit von lebensmittelassoziierten Inshyfektionserregern wie Salmonella spp thermophile Campylobacter spp oder Vibrio spp wieder attraktiv werden Am LGL wurde in der Lebensmittelmikroshybiologie von Anfang an mit RealshyTimeshyPCRshyGeraumlten gearbeitet die nicht an kommerzielle Untersushychungskits bestimmter Hersteller gebunden waren und so auch die Entwicklung hauseigener Nachweisshyverfahren ermoumlglichten Die uumlberwiegende Anzahl der derzeit verwendeten RealshyTimeshyPCRshyMethoden fuumlr bakterielle und virale Erreger wurde am LGL selbst entwickelt und umfassend validiert Es hanshydelt sich dabei um Systeme im sogenannten TaqshyManshyFormat bei dem anstatt interkalierender Farbshystoffe (SYBR Green) fluoreszenzmarkierte Oligonukshyleotide (Sonden) eingesetzt werden wodurch eine weitere Verifizierung des molekularen Ergebnisses wie beispielsweise durch die Sequenzierung bis auf wenige Ausnahmen uumlberfluumlssig wird Des Weiteren kommt bei den Verfahren eine Amplifikationskontrolshyle zum Einsatz die eine Unterscheidung zwischen falschshy und richtigshynegativen PCRshy Ergebnissen ershymoumlglicht Dies und die Routinetauglichkeit der Meshythoden fuumlhrte dazu dass die Experten des LGL in vielen nationalen und internationalen Arbeitsgruppen (sect 64 LFGB DIN CENISO) an der Erstellung und Normierung von Methodenvorschriften beteiligt washyren und sind Einige der InhouseshyVerfahren sind beshyreits in die Amtlichen Sammlung von Untersushychungsverfahren nach sect 64 LFGB bzw bei CENISO
aufgenommen oder stehen kurz vor der Veroumlffentlishychung Die Publikation der Untersuchungsmethoden in nationalen und internationalen Fachzeitschriften fuumlhrte des Weiteren dazu dass diese inzwischen in vielen Untersuchungseinrichtungen europaweit im Einsatz sind
Ziel jeglicher Methodenentwicklung in den lebensshymittelmikrobiologischen Labors am LGL war und ist niemals Forschung um ihrer selbst willen sondern immer die Verbesserung der diagnostischen Moumlgshylichkeiten vor dem Hintergrund eines umfassenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes Uumlber die Jahre hinweg wurde auf diesem Weg die Ursache einer Vielzahl von lebensmittelbedingten Ausbruumlshychen ermittelt die ohne den Einsatz der genannten Untersuchungsverfahren wohl unaufgeklaumlrt geblieshyben waumlren Die Erkenntnisse aus derartigen Ausshybruchsuntersuchungen sowie aus Statuserhebungen flieszligen regelmaumlszligig in die Verbraucheraufklaumlrung soshywie in Risikobewertungen fuumlr bestimmte StoffshyErreshygershyKombinationen ein Unter den in nebenstehenshyder Tabelle aufgefuumlhrten Untersuchungsverfahren finden sich bewusst auch Nachweismethoden fuumlr einige im Lebensmittelbereich unkonventionelle oder in Deutschland inzwischen in Vergessenheit geratene Erreger Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt dass es gerade vor dem Hintergrund des globalen Handels mit Lebensmitteln nie falsch ist auch fuumlr derartige Erreger Nachweisverfahren vorraumltig zu halten oder uumlber regelmaumlszligige Statusershyhebungen das Vorkommen in unterschiedlichen Lebensmittelmatrizes im Rahmen der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung im Auge zu behalten
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Kombination mit klassischen Verfahren
In vielen Bereichen lassen die klassischen qualitatishyven und quantitativen mikrobiologischen Nachweisshyverfahren nur eingeschraumlnkte Aussagen uumlber die Pashythogenitaumlt eines Erregers zu Zudem liefern molekushylare Verfahren bis heute keine verlaumlsslichen Aussashygen daruumlber ob der detektierte Erreger lebensfaumlhig und damit infektioumls ist eine Information die gerade im Lebensmittelbereich mit zum Teil hoch prozesshysierten Matrizes fuumlr eine eventuelle rechtliche Beshywertung des Befundes von entscheidender Bedeushytung ist Insofern wird sich am LGL auch zukuumlnftig fuumlr eine umfassende Diagnostik in der Lebensmittelshymikrobiologie nicht die Frage stellen ob molekulare oder klassisch mikrobiologische Verfahren eingeshysetzt werden sollen sondern eher die Frage welshyches molekulare Verfahren in Kombination mit welshychem klassisch kulturellem Nachweis die besten Ershygebnisse liefert Der eingeschlagene Weg der Leshybensmittelmikrobiologie am LGL in den letzten Jahren war im Sinne des gesundheitlichen Verbraushycherschutzes auf jeden Fall der richtige
Nicht nur fuumlr die Lebensmittelmikrobiologie war das letzte Jahrzehnt gepraumlgt von methodischen Herausshyforderungen Im Bereich der lebensmittelchemishyschen Analytik praumlgen vor allem sinkende Bestimshymungsgrenzen rationelle Multimethoden hoher Standard bei der Qualitaumltssicherung Automatisieshyrung und Hochdurchsatz den wissenschaftlichen Anshyspruch an die Analytik
Pflanzenschutzmittel
Als Ruumlckstaumlnde werden Wirkstoffe von Pflanzenshyschutzmitteln und ihre Abbaushy oder Reaktionsproshydukte bezeichnet die in oder auf Lebensmitteln vorshyhanden sind und insbesondere von der Verwendung im Pflanzenschutz herruumlhren koumlnnen Demnach stammen diese in der Regel aus einem bewussten Einsatz entsprechender Mittel
Das LGL verfolgt stets das Ziel der modernen Ruumlckshystandsanalyse mit vertretbarem Aufwand ein moumlgshylichst breites Wirkstoffspektrum in den verschieshydensten Lebensmitteln empfindlich zu erfassen um eine umfassende Kontrolle zu gewaumlhrleisten
Mit der Fokussierung der Speziallabore auf einen Standort wurden die Moumlglichkeiten geschaffen in den zehn Jahren seit Bestehen des LGL neue Aufshyarbeitungsshy und Messmethoden in die Analytik von PflanzenschutzmittelshyRuumlckstaumlnden einzufuumlhren Zushynaumlchst wurde die gaschromatografische Bestimshymung von uumlber 200 Komponenten in pflanzlichen Lebensmitteln durch ein LCshyMSMSshybasiertes Vershyfahren ergaumlnzt sodass insgesamt uumlber 400 Stoffe sehr empfindlich erfassbar waren Letztendlich loumlste die Einfuumlhrung der sogenannten QuEChERSshyMethoshyde und der verstaumlrkte Einsatz von massenspektroshymetrischen Detektoren die beiden getrennten Vershyfahren ab da mit dieser neuen Methode beide Messtechniken unproblematisch genutzt werden koumlnnen In der Folge konnte das Stoffspektrum des LGL bis heute auf rund 600 Komponenten erweitert werden wobei man auch noch Ressourcen einsparshyte
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Auch im Bereich der Einzelmethoden fuumlr die Stoffe die nicht mit den umfassenden Verfahren analysiert werden koumlnnen nutzte das LGL vor allem die LCshyMSMSshyTechnik um Wirkstoffe wie zum Beispiel Streptomycin Glyphosat und Ethephon in der Routishyne zu etablieren
Mit diesen analytischen Entwicklungen versetzt sich das LGL in die Lage den staumlndig zunehmenden Anshyforderungen durch die rechtlichen Vorgaben zu entshysprechen Mit der Harmonisierung in Europa durch die Verordnung (EG) Nr 3962005 sind nun fuumlr mehr als 450 Stoffe Grenzwerte festgelegt deren Einhalshytung zu uumlberpruumlfen ist Zwar wurde dadurch die Beshywertung der Ruumlckstaumlnde vereinfacht die Anforderunshygen an die Analytik sind jedoch deutlich gewachsen Dies wird auch in den immer umfassenderen europaumlshyischen und nationalen Kontrollprogrammen deutlich an denen das LGL beteiligt ist Zur Uumlberpruumlfung der Einhaltung der Grenzwerte ist die gesundheitliche Beshywertung der Ruumlckstaumlnde hinzugekommen Bei uumlbershyhoumlhten Ruumlckstaumlnden arbeiten am LGL Analytiker und Toxikologen zusammen um zu klaumlren ob durch die gefundenen Gehalte ein Risiko fuumlr den Verbraucher besteht Die Informationen uumlber gesundheitlich beshydenkliche Befunde werden dann von der Kontaktstelshyle am LGL fuumlr einshy und ausgehende Meldungen uumlber die EUshySchnellwarnsysteme verbreitet
Nachdem im oumlkologischen Anbau chemischshysyntheshytische Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden duumlrfen hat sich das LGL in einem mehrjaumlhrigen Proshyjekt dieser Thematik intensiv gewidmet Dabei wurshyde festgestellt dass bei BioshyLebensmitteln kaum Ruumlckstaumlnde zu finden waren
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Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
Zur Behandlung erkrankter Tiere werden Arzneimittel sehr unterschiedlicher Art eingesetzt Stoffe mit mastfoumlrdernder Wirkung und einige weitere Stoffe duumlrfen bei Tieren die zur Lebensmittelgewinnung dienen jedoch nicht angewendet werden Nach jeder Arzneimittelanwendung koumlnnen Reste der Wirkstoffe im Lebensmittel zuruumlckbleiben Diese duumlrfen maximal zulaumlssige Houmlchstgehalte nicht uumlberschreiten
Um diese Houmlchstmengen zuverlaumlssig uumlberwachen zu koumlnnen haben sich die Labore des LGL in ihrer Arbeit auf Schwerpunkte fokussiert waumlhrend die Labore der beiden ehemaligen Landesuntersuchungsaumlmter noch jeweils das gesamte analytische Spektrum abdecken mussten Nur so war es mit vertretbarem Aufwand moumlglich den rechtlichen Vorgaben der EU insbesonshydere hinsichtlich der erheblich gestiegenen Anfordeshyrungen im Bereich der Methodenvalidierung zu entshysprechen Die EU fordert fuumlr alle verwendeten Untershysuchungsverfahren umfangreiche Nachweise zur Qualitaumlt und Richtigkeit der Verfahren die erheblichen zusaumltzlichen Aufwand erfordern
Die analytische Bestimmung der sehr unterschiedlishychen Arzneistoffe macht eine groumlszligere Zahl untershyschiedlicher Nachweisverfahren erforderlich mit deshynen jeweils Gruppen chemisch verwandter Stoffe analysiert werden koumlnnen War es fruumlher noch unumshygaumlnglich Wirkstoffe mit gruppenspezifischen Einzelshymethoden zu analysieren werden heute moumlglichst viele Stoffe unterschiedlicher Gruppen durch Multishymethoden bestimmt Das LGL kann heute insgesamt uumlber 200 verschiedene Arzneimittelruumlckstaumlnde erfasshy
sen Um jede Probe jeweils auf Ruumlckstaumlnde moumlgshylichst vieler Wirkstoffe oder deren Metaboliten pruumlfen zu koumlnnen bleibt es trotz des Trends zu Multimethoshyden wegen der groszligen Unterschiede in den chemishyschen Eigenschaften der Wirkstoffe immer noch notshywendig mehrere Analysen durchzufuumlhren Die Leisshytungsfaumlhigkeit der LGLshyRuumlckstandslabore wird durch regelmaumlszligige erfolgreiche Teilnahme an nationalen und internationalen Ringversuchen dokumentiert
Die Entwicklung insbesondere der Multimethoden aber auch die Erweiterung des Untersuchungsspektshyrums im Bereich einzelner Arzneistoffgruppen wurshyde durch den Einsatz modernster Messtechnik erst ermoumlglicht allen voran der LCshyMSMS Waumlhrend fruumlher noch aufwendige GCshyMSshyVerfahren die meist eine Derivatisierung erforderten oder weniger empfindliche HPLCshyUVshyMesstechniken angewendet wurden koumlnnen heute mithilfe der LCshyMSMS Arzshyneimittelruumlckstaumlnde sowohl schneller und zuverlaumlssishyger als auch teils mit erheblich besserer Nachweisshyempfindlichkeit analysiert werden Nicht zuletzt durch diese technischen Verbesserungen koumlnnen gaumlnzlich unzulaumlssige Stoffe sicher und empfindlich bestimmt werden Zum Teil kann durch die houmlhere Spezifitaumlt der Messtechnik der Aufwand fuumlr die Proshybenvorbereitung deutlich verringert werden
Mit dem von der EU fuumlr jeden Mitgliedstaat vorgegeshybenen Nationalen Ruumlckstandskontrollplan (NRKP) wird vorrangig die heimische Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft uumlberpruumlft bevor sie in den Handel gelangen Durch die internationalen Warenstroumlme ershyreichen jedoch auch viele Produkte den bayerischen Verbraucher die nicht im Freistaat erzeugt wurden
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In einem Forschungsprojekt des LGL wurden rund 1000 Proben Lebensmittel tierischer Herkunft aus dem bayerischen Einzelhandel auf Antibiotikaruumlckshystaumlnde untersucht um einen Uumlberblick zur Ruumlckshystandssituation in diesem Bereich zu erhalten Die meisten Lebensmittel wiesen dabei entweder keine oder nur sehr geringe Antibiotikakonzentrationen auf Lediglich in Gefluumlgel waren Antibiotika haumlufiger und auch vereinzelt in etwas houmlherer Menge nachweisshybar zulaumlssige Houmlchstgehalte wurden jedoch nie uumlberschritten Auch Schweinefleisch enthaumllt haumlufishyger Antibiotikaruumlckstaumlnde allerdings mit Gehalten weit unter den Grenzwerten
Viele Fleischshy und Nierenproben aus Schlachthoumlfen werden mit dem biologischen Hemmstofftest auf Ruumlckstaumlnde von Stoffen untersucht die das Bakterishyenwachstum hemmen koumlnnen Auf diesem Weg koumlnnen Ruumlckstaumlnde von Antibiotika festgestellt wershyden aber auch Desinfektionsmittel zeigen dieselbe Wirkung Um vorhandene Antibiotika sicher festzushystellen werden alle Proben bei denen das Bakterishyenwachstum gehemmt war zur spezifischen Ermittshylung der Ruumlckstaumlnde weiter untersucht In fast 90 Prozent dieser Proben werden Antibiotika detektiert haumlufig sind auch die Houmlchstmengen uumlberschritten
Die nach dem NRKP zu untersuchenden Proben muumlssen nach einheitlichen statistischen Kriterien in Bayern entnommen werden Seit 2005 erstellt das LGL die Quartalsplaumlne und uumlberwacht deren Einhalshytung Zur eindeutigen Regelung aller mit dem NRKP zusammenhaumlngenden verwaltungsshy und veterinaumlrshyfachlichen Maszlignahmen wurde ein Handbuch zur Umsetzung des NRKP in Bayern erstellt das nun als
Bestandteil des Qualitaumltssicherungssystems Bayern verbindlich ist Dieses Handbuch wird regelmaumlszligig akshytualisiert und liegt in Kuumlrze in der dritten Version vor
KontaminantenAls Kontaminant gilt jeder Stoff der dem Lebensmitshytel nicht absichtlich hinzugefuumlgt wurde jedoch als Ruumlckstand bei der Gewinnung Fertigung Verarbeishytung Zubereitung Behandlung Aufmachung Verpashyckung Befoumlrderung oder Lagerung des betreffenden Lebensmittels oder infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt im Lebensmittel vorhanden ist
DioxineDioxine sind bereits in geringsten Mengen hochtoxishysche Stoffe die sich vorwiegend in tierischen Leshybensmitteln aufgrund einer vorangegangenen Belasshytungssituation anreichern koumlnnen Das LGL untershysucht Lebensmittel Bedarfsgegenstaumlnde und kosshymetische Mittel auf ihre Gehalte an Dioxinen um relevante Belastungspfade zu erkennen
Nach der Identifizierung dioxinbelasteter Proben werden in Zusammenarbeit mit der Kreisverwalshytungsbehoumlrde der Regierung von Oberbayern und dem Landesamt fuumlr Umwelt die Eintragsquellen geshysucht Durch die konsequente Verfolgung des Belasshytungspfades konnten bereits mehrfach vorwiegend lokal begrenzte Belastungsquellen ermittelt und abshygestellt werden Gerade die bei Problemen in Kleinshybetrieben betroffene Verbraucherklientel auf die sich die Belastung fokussiert wird durch die erreichshyte Lebensmittelsicherheit entlastet
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Waumlhrend der letzten zehn Jahre ergaumlnzte das LGL die anspruchsvolle Dioxinanalytik mit ihren sehr geshyringen Nachweisgrenzen durch weitere relevante Substanzen Dies betrifft insbesondere die polychloshyrierten Biphenyle (PCB) die nach ihrem physiologishyschen Wirkungsmechanismus aufgeteilt werden in dioxinaumlhnliche PCB (dlshyPCB) und den als Leitsubsshytanzen fuumlr die GesamtshyPCBshyBelastung ausgewaumlhlten nicht dioxinaumlhnlichen PCB (ndlshyPCB)
Fuumlr die bromierten Verbindungen wie zum Beispiel die Flammschutzmittel entwickelt das LGL gerade Methoden zur Erweiterung des Analyseumfangs
NitrosamineNitrosamine sind krebserregende Stoffe die bei der Herstellung von Lebensmitteln kosmetischen Mitshyteln und Bedarfsgegenstaumlnden entstehen koumlnnen Durch die hohe Nachweisempfindlichkeit entwickelshyte sich das LGL zu einem der fuumlhrenden Nitrosaminshylabore in Europa
Mit den kontinuierlich durchgefuumlhrten Untersuchunshygen gelang es die Nitrosaminbelastung der Malzshy und Bierproben deutlich zu reduzieren Dies konnte durch die Zusammenarbeit mit den Brauereien bei der Umstellung der Produktionsverfahren erreicht werden Der hohe Kenntnisstand bei der Nitrosaminshyuumlberpruumlfung fuumlhrte auch zur Uumlbernahme dieser Technologie an der TU MuumlnchenshyWeihenstephan
Ebenso fuumlhrten die gezielten Untersuchungen kosmetischer Mittel und von Bedarfsgegenstaumlnden durch das LGL dazu dass die Hersteller von beshy
lasteten Produkten die Rohstoffe intensiver kontrolshylieren und auch die Produktion umstellen um so die Nitrosaminbildung in ihren Erzeugnissen zu vershymeiden
MykotoxineMykotoxine (Schimmelpilzgifte) in Lebensmitteln sind uumlberwiegend auf den Befall pflanzlicher Rohshystoffe mit Schimmelpilzen bereits auf dem Feld soshywie bei falscher Lagerung zuruumlckzufuumlhren Aufgrund ihrer toxischen Wirkung und des weltweiten Hanshydels von Lebensmitteln ist es geboten Lebensmittel beim Import und im Handel intensiv auf bekannte Kontaminationen zu uumlberpruumlfen sowie neue Methoshyden zu etablieren um damit bislang nicht oder nur unzureichend bekannte Belastungen von Lebensmitshyteln mit Mykotoxinen aufzuzeigen
Im Rahmen eines Projekts mit der TU Muumlnchen wurde am LGL eine LCshyMSMSshyMultimethode entshywickelt mit der die gleichzeitige Bestimmung von 30 Mykotoxinen darunter Triochothecene Fumonishysine Aflatoxine Ochratoxine und Zearalenon moumlgshylich ist Mit dieser Methode wurde nachgewiesen dass Maiserzeugnisse haumlufig mehrfach im Einzelfall mit bis zu 20 Mykotoxinen gleichzeitig belastet sein koumlnnen Um Daten zum Vorkommen von Trichotheshycenen insbesondere zur beabsichtigten Festsetzung von Houmlchstgehalten fuumlr Tshy2shy und HTshy2shyToxin in Geshytreide und Getreideerzeugnissen zur Verfuumlgung stelshylen zu koumlnnen wurden mit der LCshyMSMSshyMethode umfangreiche Untersuchungen an Hafer Weizen Roggen und Reis sowie Erzeugnissen daraus durchgefuumlhrt
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Das LGL beteiligte sich bei der Erarbeitung einer sect 64 LFGBshyMethode bei der mittels HPLCFLD zushysaumltzlich zu den uumlblichen sechs Ergotalkaloiden jetzt auch auf deren 8SshyIsomere (sogenannte bdquoshyinineldquo) in Getreideshy und Getreideerzeugnissen untersucht wird Dies dient dazu die relativen Anteile der vershyschiedenen Ergotalkaloide in Mutterkoumlrnern zu ershyfassen sowie kuumlnftig einen Houmlchstgehalt fuumlr Ergotalshykoloide in Lebensmitteln festzusetzen
PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
Perfluorierte Tenside (PFT) werden seit Beginn der 1960ershyJahre kommerziell in vielen Verbrauchershyprodukten eingesetzt Es handelt sich um organishysche Verbindungen bei denen alle Wasserstoffshyatome am Kohlenstoffgeruumlst durch Fluoratome ershysetzt sind Da es sich bei der KohlenstoffshyFluorshy Bindung um eine der stabilsten Bindungen in der organischen Chemie handelt lassen sich PFT hoch erhitzen oder mit aggressiven Chemikalien behanshydeln ohne dass sie zerstoumlrt werden Durch ihre fluorierte Kohlenstoffkette sind die Substanzen mit unpolaren Fluumlssigkeiten wie Fett und organischen Loumlsungsmitteln mischbar loumlsen sich jedoch durch ihre polare Kopfgruppe auch in Wasser
Durch diese amphiphilen Eigenschaften koumlnnen mit PFT Impraumlgnierungen von Moumlbeln Textilien Schushyhen Teppichen oder Papier erzeugt werden die soshywohl wasserabweisend als auch gleichzeitig fettabshyweisend wirken Fuumlr Galvanikbaumlder und bei der Beshykaumlmpfung von Braumlnden unpolarer Fluumlssigkeiten wie
Benzin oder Kerosin werden PFT als Schaumbildner eingesetzt weil solche Spezialschaumlume auch unter diesen extremen Bedingungen (Chromschwefelshysaumlure Hitze unpolare Fluumlssigkeit) noch einen stabishylen Schaum auf der Fluumlssigkeitsoberflaumlche ausbilden koumlnnen
Die bei der Anwendung gewuumlnschte hohe Stabilitaumlt der PFT bedingt dass die Substanzen biologisch kaum abbaubar sind gleichzeitig sich aber uumlber das Wasser gut in der Umwelt verteilen Trotzdem wurshyden die Substanzen bis vor etwa zehn Jahren von kaum einem Labor analysiert weil sie mit klassishyschen Detektoren fuumlr die Fluumlssigkeitschromatografie wie UVshy oder Fluoreszenzdetektoren nicht erfassbar sind sich gleichzeitig aber auch nicht verdampfen lassen um einer gaschromatografischen Trennung zugaumlnglich zu sein Publiziert wurde noch im Jahr 1999 eine analytische Methode mit der in den USA erstmals die Ruumlckstandsbelastung in Grundwasser durch PFT aus Feuerloumlschschaumlumen gemessen wurshyde Eingesetzt wurde dazu eine Kopplung zwischen gaschromatografischer Trennung und massenspektshyrometrischer Detektion nach vorgeschalteter chemishyscher Umsetzung der Stoffe (Derivatisierung) Die Hauptkomponenten des Loumlschschaums aus der Klasse der PFT die Perfluorsulfonsaumluren waren mit dieser Methode jedoch nicht erfassbar Die Grenze bis zu der ein bestimmtes PFT damals erkannt wershyden konnte (Nachweisgrenze) wurde mit 18 Mikroshygramm im Liter (microgl) angegeben
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PFT-Analytik am LGL
Zur gleichen Zeit also vor rund zehn Jahren wurde auch am LGL die damals neue Technik der Koppshylung von Hochdruckfluumlssigkeitschromatografie (HPLC) mit der Massenspektrometrie uumlber eine soshygenannte ElektrosprayshyIonenquelle (ESIshyMS) und die selektivere Detektion in sogenannten TandemshyMassenspektrometern (MSMS) in die Routineanashylytik eingefuumlhrt Fuumlr wasserloumlsliche schlecht vershydampfbare aber geladene Substanzen wie PFT ist diese Technik bis heute die Methode der Wahl fuumlr einen aumluszligerst empfindlichen Nachweis Erste Arbeishyten mit Gehaltsbestimmungen von PFT in Wasser mittels HPLCshyESIshyMSMS erschienen im Jahr 2002 in den USA gefolgt von Analysen in Blut und in Leshybensmitteln Am LGL werden seit dem Jahr 2006 in dem erstmals PFTshyRuumlckstaumlnde in Grundshy und Oberflaumlchenwasser aus Deutschland publik wurden routinemaumlszligig Wasserproben auf anfangs zehn inshyzwischen zwoumllf verschiedene PFT untersucht Die Nachweisgrenze liegt dabei zwischen 0001 und 0004 Mikrogramm im Liter also um mehr als den Faktor 1000 niedriger als noch 1999 mittels GCshyMS nach Derivatisierung erreichbar Die niedrige Nachshyweisgrenze ist notwendig weil das vom Umweltshybundesamt empfohlene Mindestqualitaumltsziel fuumlr Trinkwasser (allgemeiner Vorsorgewert VW) 01 Mikrogramm im Liter fuumlr die Summe aller nachgeshywiesenen PFT betraumlgt Im Jahr 2007 hat das LGL eine automatisierte Methode zur Analyse der Leitshysubstanzen Perfluoroktansaumlure (PFOA englisch perfluorooctanoic acid) und Perfluoroktansulfonat (PFOS englisch perfluorooctane sulfonate) in Blut etabliert um die Belastung der Bevoumllkerung in Hushy
manbiomonitoringshyStudien erfassen zu koumlnnen Zushydem wurde die Analytik der PFT auf tierische und pflanzliche Lebensmittel ausgeweitet Weitergehenshyde Studien zur Aufnahme der PFT uumlber die Nahshyrungskette einschlieszliglich der Muttermilch fuumlhrte das LGL in den Jahren 2008 bis 2010 zusaumltzlich im Rahmen eines Forschungsprojektes durch das vom Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit fishynanziert wurde Die Ergebnisse des Projektes wurshyden in zahlreichen Publikationen und Fachvortraumlgen veroumlffentlicht
In den letzten fuumlnf Jahren hat sich herauskristallishysiert dass sich die Leitsubstanzen PFOA und PFOS im Blut des Menschen weitverbreitet nachweisen lassen Hauptsaumlchliche Ursache beim Menschen ist wohl die Ernaumlhrung wobei die weitverbreitete Hinshytergrundbelastung auch auf diffuse Quellen schlieshyszligen laumlsst Erhoumlhte Konzentrationen in Nahrungsmitshyteln hat das LGL bislang nur in wenigen raumlumlich eng begrenzten Gebieten in Bayern gefunden wo durch Produktionsanlagen oder verstaumlrkte Anwenshydung von Feuerloumlschschaum PFT uumlber Jahre in die Umwelt freigesetzt wurden Dabei stellen pflanzlishyche Lebensmittel das geringste Problem dar da Pflanzen zwar PFT aufnehmen aber nur in gerinshygem Maszlige anreichern koumlnnen Die Konzentrationen in den haumlufig verzehrten Speicherorganen liegen in der Regel niedriger als in den vegetativen Pflanzenshyteilen Nutztiere akkumulieren PFT vor allem in der Leber und Niere und nicht im Fettgewebe sodass der Verzehr von Fleisch selbst aus Gebieten mit ershyhoumlhter Umweltbelastung meist gesundheitlich unshybedenklich ist Eine Ausnahme stellen in diesem Zushysammenhang Wildschweine und Fische dar bei deshy
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nen aufgrund ihrer Lebensweise die houmlchsten Konshytaminationen gefunden wurden Trinkwasser kann wegen der im Vergleich zu anderen Lebensmitteln groszligen Aufnahmemenge ebenfalls einen uumlberproshyportionalen Beitrag zur Belastung der Bevoumllkerung liefern Bei uumlber 150 Analysen verschiedener risikoshyorientiert ausgewaumlhlter Wasserversorgungen in Bayern wurden jedoch bis auf drei Ausnahmen Geshyhalte jeweils deutlich unter dem allgemeinen Vorshysorgewert von 01 Mikrogramm pro Liter gefunden Bei den beiden uumlber dem Vorsorgewert belasteten Trinkwasserversorgungen wurden inzwischen Maszligshynahmen zur Reduktion der PFTshyGehalte wie Aufbeshyreitung uumlber Aktivkohle eingeleitet Diese Maszlignahshymen wurden nur durch die Weiterentwicklung der Analysetechnik und die Einfuumlhrung am LGL moumlglich denn mit dem Stand der Analysetechnik von 1999 waumlren in Lebensmitteln und Trinkwasser wahrshyscheinlich bis heute keine PFTshyKontaminationen nachweisbar
Acrylamid Im April 2002 sorgte eine Pressekonferenz der schwedischen Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit (Swedish National Food Administration NFA) fuumlr Aufsehen Schwedische Wissenschaftler hatten unshyterschiedliche teilweise hohe Mengen von Acrylshyamid in Lebensmitteln nachgewiesen Acrylamid war bis dahin nur als Ausgangsstoff in der Kunstshystoffindustrie bekannt Der Nachweis dieser genotoshyxischen Substanz in Lebensmitteln war unerwartet
Das damalige inzwischen aufgeloumlste Bundesinstitut fuumlr gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterishy
naumlrmedizin (BgVV) reagierte umgehend und bereits drei Wochen spaumlter fand zur besseren Risikoabshyschaumltzung ein Expertengespraumlch statt an dem auch das LGL beteiligt war In Folge dieses Gespraumlchs etablierte das LGL unverzuumlglich eine Methode zur Bestimmung von Acrylamid in Lebensmitteln und nahm am ersten deutschen Ringversuch fuumlr Acrylshyamid im September 2002 erfolgreich teil Gleichzeishytig begann die Untersuchung von Produkten aus dem Handel und von bayrischen Herstellern
Wegen der auch heute noch unzureichenden Datenshylage bezuumlglich der toxikologischen Wirkung von Acshyrylamid aus Lebensmitteln sind die Abschaumltzung eishynes Gefaumlhrdungspotenzials und die Festlegung eishynes Grenzwertes schwierig Um ein Risiko fuumlr die Verbraucher trotzdem so gering wie moumlglich zu halshyten stellte das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bereits Ende Aushygust 2002 das Minimierungskonzept vor Es handelt sich um ein dynamisches Konzept das durch die Berechnung eines Signalwertes aus den Ergebnisshysen der risikoorientierten Probenahme zu einer beshystaumlndigen Absenkung des Signalwertes bis auf die technisch machbaren Werte fuumlhren soll Damit ist es eine praktische Umsetzung des in Artikel 2 Abshysatz (2) der EWGshyKontaminantenshyKontrollverordshynung (VO EWG 31593) fuumlr alle Kontaminanten geshyforderten ALARAshyPrinzips (As Low As Reasonably Achievable ndash so niedrig wie vernuumlnftigerweise ershyreichbar) Wegen unbekannter Acrylamidgehalte in den deutschen Lebensmitteln wurde zunaumlchst ein Aktionswert von 1000 microgkg festgesetzt doch beshyreits Mitte September 2002 konnten aus den von den Laumlndern uumlbermittelten Ergebnissen die ersten
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Signalwerte berechnet werden Seit der Etablierung des Signalwertes haben acht Signalwertberechnunshygen stattgefunden zu denen das LGL mehr als 4000 Werte beigetragen hat
Gleichzeitig begann die Forschung uumlber den Reaktishyonsmechanismus und die beguumlnstigenden Faktoren der Acrylamidentstehung In Verbindung mit proshyduktbezogenen Schwerpunktuntersuchungen konnshyten immer mehr Risikofaktoren und gefaumlhrdete Proshydukte identifiziert werden Dieses Wissen ermoumlgshylichte und ermoumlglicht es auch heute noch im Falle
einer Signalwertuumlberschreitung im Rahmen des soshygenannten Minimierungsdialogs die Lebensmittelshyproduzenten zu beraten Besonders in der industrielshylen Produktion konnte durch ein schnelles Handeln in den ersten zwei Jahren eine deutliche Reduzieshyrung des Acrylamidgehaltes fuumlr verschiedene Proshydukte erreicht werden Aber auch im handwerklishychen Bereich hat das LGL beispielsweise durch Geshyspraumlche und Zusammenarbeit mit den bayerischen Landesinnungsverbaumlnden der Baumlcker und Konditoshyren zu einer Sensibilisierung fuumlr das Problem beigeshytragen
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2007 verabschiedete die Europaumlische Kommission eine Empfehlung den Acrylamidgehalt europaweit zu untersuchen und die Daten gesammelt auszushywerten (2007331EG) Die entsprechenden Daten wurden von der Europaumlischen Behoumlrde fuumlr Lebensshymittelsicherheit (EFSA) gesammelt und 2009 in eishynem Bericht zusammengefasst
Im Vergleich mit den Daten der Jahre 2003 bis 2006 der Datenbank des JRCshyIRMM wurde in dieshysem Bericht zwar von einer tendenziellen Abnahme der Acrylamidgehalte berichtet da dieser Schluss jedoch nicht fuumlr alle ausgewerteten Lebensmittelshygruppen eindeutig war gab die Europaumlische Komshymission 2010 weiterhin die Empfehlung die Acrylshyamidgehalte europaweit zu untersuchen (2010307EU) Die berichtete zu geringe Absenkung der Acrylshyamidgehalte europaweit ist darauf zuruumlckzufuumlhren dass Deutschland als einziges europaumlisches Land ein Konzept zur Minimierung etabliert hat Daher beshygannen 2009 die Planungen fuumlr einen europaweit guumlltigen Richtwert Dieser europaweite Richtwert wurde am 10 Januar 2011 durch eine Empfehlung der Kommission verabschiedet und ersetzt in Deutschland fuumlr die meisten Warengruppen den Signalwert Der europaumlische Richtwert basiert hauptsaumlchlich auf den in Deutschland erreichten Signalwerten Die Untersuchung von Lebensmitteln auf Acrylamid geht damit auf europaumlischer Ebene weiter Auch das LGL leistet durch regelmaumlszligige Unshytersuchungen dazu weiterhin signifikante Beitraumlge
Elemente und Schwermetalle
Der Entwicklungstrend bei der Analytik von Elemenshyten und Schwermetallen fuumlhrte in der breiten Anshywendung hin zu den Multielementtechniken mit inshyduktiv gekoppeltem Plasma (ICP) Mit der optischen Emissionsspektroskopie (ICPshyOES) und der Massenshyspektrometrie (ICPshyMS) lassen sich mit kurzen Messzeiten hohe Informationsgehalte fuumlr eine Vielshyzahl von Elementen erzielen Die am LGL vorhandeshynen Erfahrungen mit diesen Messverfahren besteshyhen seit mehreren Jahrzehnten und fuumlhrten unter anshyderem zu einem breit angelegten Untersuchungsproshygramm uumlber das Vorkommen von Uran in bayerischen Trinkwaumlssern oder zu detaillierter Kenntshynis der bei Keramiken eingesetzten Glasurbestandshyteile Die Untersuchungsaufgaben der letzten Jahre zeigten eine Verlagerung hin zur spezifischen Beshystimmung der Bindungsformen von Elementen um deren toxikologische Eigenschaften besser einordshynen zu koumlnnen So wurde am LGL ein Bestimmungsshyverfahren fuumlr anorganisches Arsen in Reis und Reisshyprodukten entwickelt und etabliert um fuumlr einen zu erwartenden Houmlchstwert geruumlstet zu sein Die Komshybination chromatografischer Trenntechniken (Gasshychromatografie Fluumlssigchromatografie) mit den ICPshyMethoden erlaubt es auch verschiedene Quecksilberverbindungen zu unterscheiden oder die Oxidationszustaumlnde von Chromverbindungen zu ershyfassen
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Echtheit und Herkunft
Die Pruumlfung der Echtheit von Lebensmitteln dient nicht nur dem Schutz des Verbrauchers vor Taumlushyschung sondern ist auch bei der zunehmenden Globalisierung der Maumlrkte ein wichtiges Kriterium fuumlr die Produktsicherheit Bei frischem Obst Gemuumlse Honig Eiern Kaumlse Fleisch sowie Wein ist eine Kennzeichnung des Ursprunglandes bereits vershypflichtend Insbesondere sind auch engere geografishysche Angaben bei vielen Lebensmitteln ein wichshytiges Qualitaumltskriterium Analysen mit herkoumlmmshylichen Verfahren fuumlhren meist nicht zu sicheren Ausshy
sagen im Hinblick auf die Pruumlfung der Unver faumllscht heit oder der Herkunft da die Manishypulationen oft geschickt durchgefuumlhrt werden Dies aumlnderte sich mit dem Einsatz der Stabilisotopenanashylytik in der Lebensmitteluumlberwachung Im Bereich der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung ist das LGL bundesweit die einzige Untersuchungsstelle die uumlber alle Messverfahren der Stabilisotopenanalyshytik verfuumlgt in der Dienststelle Wuumlrzburg gibt es seit 1993 ein Labor fuumlr Kernresonanzspektrometrie und im Jahr 2000 wurde in der Dienststelle Oberschleiszligshyheim ein Labor fuumlr Isotopenmassenspektrometrie in Betrieb genommen
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Bei der Stabilisotopenanalytik wird der Anteil der nicht radioaktiven leichten und schweren Varianten der stabilen Isotope verschiedener chemischer Eleshymente in Inhaltsstoffen ermittelt Dieser Anteil auch Isotopenverhaumlltnis genannt ist charakteristisch fuumlr den Rohstoff die geografische Herkunft und andere Eigenschaften sodass Manipulationen wie ein Zushysatz von Wasser und Zucker zu Wein oder eine Vershyfaumllschung von natuumlrlichem Vanillearoma mit synthetishyschem Vanillin nachgewiesen werden koumlnnen Ebenshyso koumlnnen Angaben zur geografischen Herkunft zahlreicher Lebensmittel anhand von Vergleichsproshyben aus LGLshyeigenen nationalen und internationalen Datenbanken uumlberpruumlft werden Von 2005 bis 2009 hatte das Stabilisotopenlabor in Oberschleiszligheim die Moumlglichkeit am EUshyProjekt TRACE teilzunehmen Ziel des Projektes war es mit neuesten Methoden Systeme zu entwickeln um eine luumlckenlose Ruumlckvershyfolgbarkeit und Herkunftsbestimmung von Lebensshy und Futtermitteln zu gewaumlhrleisten Es wurden Hoshynig Getreide Olivenoumll Huumlhnershy Lammshy und Rindshyfleisch aus unterschiedlichen europaumlischen Regionen untersucht und die Daten zusammen mit den Proshyjektpartnern im Hinblick auf die Herkunftsbestimshymung ausgewertet Die gewonnnen Erkenntnisse werden nun bei der Uumlberpruumlfung der Einhaltung von Qualitaumltsvorschriften zum Verbraucherschutz angeshywendet In den letzten zehn Jahren konnten immer wieder zahlreiche Verfaumllschungen aufgedeckt wershyden wie zum Beispiel beim Weinskandal in Italien 2008 Um derartige Uumlberpruumlfungen intensiv fortfuumlhshyren zu koumlnnen wurden weitere Messsysteme am LGL installiert Hierzu zaumlhlt insbesondere die juumlngst etablierte 1HshyNMR Kernresonanzspektroskopie bei der mithilfe einer neuen Messtechnik in Weinproben
Wassershy und Alkoholsignale unterdruumlckt und so die Protonen (1H)shySpektren ohne besondere Probenvorshybereitung direkt bestimmt werden koumlnnen Dieses Verfahren wird derzeit zur Unterscheidung von Barshyrique und Edelholzchips behandelten Weinen geshynutzt kann aber kuumlnftig auch im Rahmen der Aushythentizitaumltspruumlfungen eingesetzt werden Die Erfahshyrungen der letzten zehn Jahre zeigen dass die Stabilshyisotopenanalyse am LGL nicht nur ein effizientes Verfahren in der Kontrolle von Lebensmitteln ist sonshydern auch eine abschreckende Wirkung gegen Etiketshytenschwindel und andere Verfaumllschungen hat
Auch wenn Lebensmitteluumlberwachungsbehoumlrden Verfaumllschung und Taumluschung uumlblicherweise als weshyniger schwerwiegend bewerten als potenzielle Geshysundheitsschaumldigung spiegelt sich dies oftmals nicht in der Wahrnehmung der Verbraucher wider Geringe Mengen des krebserregenden Farbstoffes Sudanrot in einigen Saucen beispielsweise haben weit weniger Empoumlrung von Verbrauchern und geshyringeres Medienecho hervorgerufen als bdquoKlebeshyfleischldquo oder bdquoAnalogkaumlseldquo Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit sind insgesamt sehr sensible Themen Der Verbraucher erwartet hier zu Recht eishynen Grad an Transparenz der ihm in anderen Bereishychen verzichtbar erscheint Dies ist nicht nur eine gesellschaftliche Erwartung an die Lebensmittelinshydustrie sondern ganz allgemein an alle maszliggeblishychen Akteure Hierzu zaumlhlen ohne Zweifel und sogar ganz besonders die staatlichen Uumlberwachungsbeshyhoumlrden Das LGL hat im zuruumlckliegenden Jahrzehnt daher TRANSPARENZ immer als uumlberaus bedeutsashymen Auftrag der Bevoumllkerung verstanden und sich entsprechend weiterentwickelt
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TRANSPARENZ
Transparenz 82
Transparenz
Seit der Gruumlndung des LGL sind die Informationsanshygebote von Presse Fernsehen und neuen Medien in Darstellungsbreite Aktualitaumlt und Zugaumlnglichkeit steshytig gestiegen Die uumlber die Jahre hin staumlndig wachshysende Zahl an Anfragen die unsere im Jahr 2002 gegruumlndete Pressestelle erreichen zeigt das zunehshymende Beduumlrfnis in der BevoumllkerungOumlffentlichkeit nach sicheren Quellen unabhaumlngiger und fundierter Information Waren es im Jahr 2006 noch 700 Presshyseshy und Buumlrgeranfragen so sind wir im Jahre 2011 bei uumlber 1000 Presseshy und knapp 900 Buumlrgeranfrashygen angelangt Hinzu kam 2003 der Aufbau des Inshyternetauftritts des LGL der sich bald einer wachsenshyden Nachfrage erfreute Von rund 38000 Seitenabshyrufen im Mai 2003 steigerte sich die Zahl der Intershynetbesucher nach einem groszligen Internetrelaunch im Jahre 2011 auf knapp 170000 im Januar 2012
Dieser zahlenmaumlszligig belegbare Vertrauensbeweis in die Oumlffentlichkeitsarbeit des Amtes beweist dass es uns gelungen ist eine kontinuierliche und fachlich fundierte Information sowohl der Fachshy als auch der allgemeinen Oumlffentlichkeit zu gewaumlhrleisten Basis der Arbeit ist das umfassende im LGL vorhandene Expertenwissen Dieses breite Fachwissen erleichtershyte gerade in Krisensituationen einen verantwortlichen medialen Umgang mit den jeweils aktuellen Themen
Und mediale Nachfragen erzeugende Situationen gab es in den zehn Jahren des Bestehens des LGL einige 2002 waren es Acrylamid enthaltende Leshybensmittel (z B Lebkuchen) 2003 das Auftreten der SARSshyErkrankung in Suumldostasien 2004 beshy
stimmten die Themen Gentechnik Pestizide und Salmonellen das mediale Interesse 2005 standen Imitatschinken bdquoGefluumlgelpestldquo und verdorbenes Wildfleisch im Fokus der medialen Berichterstatshytung 2006 war das Jahr der sogenannten bdquoGammelshyfleischskandaleldquo und 2007 standen die Themen Blauzungenkrankheit und Noroviren im medialen Foshykus Melamin und Borreliose durch Zecken waren 2008 wichtige Themen von oumlffentlichem Interesse Besondere Mediennachfragen loumlste 2009 das Aufshytreten der pandemischen Influenza (H1N1) aus im Jahr 2010 beschaumlftigte das Thema Dioxin in Futtershymitteln und Eiern die Oumlffentlichkeit 2011 dominiershyten pressemaumlszligig die EHECshyVorfaumllle in Norddeutschshyland waumlhrend 2012 die Schlieszligung der Groszligbaumlckerei bdquoMuumlllershyBrotldquo wegen Hygienemaumlngel die Aufmerkshysamkeit der medialen Oumlffentlichkeit auf sich zog
Die Transparenz die das LGL im Umgang mit der medialen Oumlffentlichkeit praktiziert gilt aber auch seit Inkrafttreten des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) fuumlr den Zugriff auf Untersuchungsdaten oder Kontrollergebnisse der Spezialeinheit die beim LGL vorhanden sind Bei einer Untersuchungszahl von circa 70000 Proben im Jahr verfuumlgt das LGL uumlber einen groszligen Datenschatz der vom VIG erfassten Produkte Kein Wunder also wenn gleich nach Inshykrafttreten des VIG das LGL mit mehreren sehr umfangreichen Antraumlgen auf Auskunft konfrontiert wurde Mittlerweile haben wir beispielsweise Ausshykuumlnfte erteilt uumlber Schinkenprodukte bdquoGammelkaumlshyseldquo Pestizidruumlckstaumlnde in Obst und Gemuumlse Acrylshyamid im Roumlstkaffee Phthalate (Weichmacher) in Kinderspielzeugen sowie zu Ruumlckstaumlnden von Pflanzenschutzmitteln im Wein
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Die schwierige Aufgabe zwischen den berechtigten Auskunftsinteressen einer interessierten Oumlffentlichshykeit und den moumlglicherweise ebenfalls berechtigten Verschwiegenheitsanspruumlchen Dritter wie Strafvershyfolgungsbehoumlrden oder Lebensmittelunternehmer in jedem Einzelfall nach rechtsstaatlichen Grundsaumltshyzen abzuwaumlgen begleitet das LGL seit seiner Gruumlnshydung Im zehnten Jahr seines Bestehens markiert das Inkrafttreten eines novellierten VIGs am 01092012 den vorerst letzten Meilenstein fuumlr
Der Weg von der Amtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
Das Jahr 2008 war fuumlr das LGL und die von ihm an den Tag gelegte Oumlffentlichkeitsarbeit ein besondeshyres Jahr Mit dem Inkrafttreten des Verbraucherinforshymationsgesetzes zum 01052008 wurden die beim LGL in all den Jahren gesammelten Erkenntnisse und Informationen die unter anderem aus der Untershy
suchung von Proben stammten und die bisher dem Grundsatz der Amtsverschwiegenheit unterlagen fuumlr die Oumlffentlichkeit nahezu voraussetzungslos zushygaumlnglich Bis dahin galt ndash mit einigen Ausnahmen der Umweltinformationsgesetze des Bundes und der Laumlnder sowie der Informationsfreiheitsgesetze des Bundes und einiger Laumlnder ndash der Grundsatz der beschraumlnkten Aktenoumlffentlichkeit des Aktengeheimshynisses und der Vertraulichkeit der Verwaltung
Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
Diese Vertraulichkeit von Verwaltungsakten wirdwurde auch mit dem Begriff des bdquoArkanshyPrinzipsldquo umschrieben letzteres geht zuruumlck auf die roumlmische bdquoRes Publicaldquo und auf Publius Cornelius Tacitus der von den bdquoarcana imperiildquo den Geheimnissen der Macht im Sinne eines spaumlteren Begriffs der Staatsshyraumlson sprach
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Da es bis zum Inkrafttreten der Informationsgesetze keinen allgemeinen Anspruch auf Auskunft oder Einsicht in Akten einer Behoumlrde gab setzte ein solshyches Begehren in der Regel eine konkrete normative Anspruchsgrundlage voraus die einige Verfahrensshy und Prozessrechte unter bestimmten eng gefassten Voraussetzungen der rechtlichen Betroffenheit geshywaumlhrten
Diese Betroffenheit gilt fuumlr den Geltungsbereich des VIG nicht mehr Hier setzte mit dem Gesetz ein Pashyradigmenwechsel ein An die Stelle des voraussetshyzungsvollen Akteneinsichtsrechts mit Beschraumlnkunshygen fuumlr verfahrensfremde Dritte tritt ein voraussetshyzungsloser JedermannshyInformationszugangsanshyspruch
Alle vom VIG betroffenen Daten Erkenntnisse und Informationen die beim LGL oder anderen LebensshymittelshyBehoumlrden in den Akten schlummern sind von jedermann erfragbar und damit einer unbegrenzten Oumlffentlichkeit (Stichwort Internet) zugaumlnglich
Letzteres auch deswegen weil das Gesetz keinerlei Regelungen daruumlber enthaumllt was derjenige dem die Auskunft ndash innerhalb der im Gesetz vorgeschriebeshynen Monatsfrist ndash zu erteilen ist mit diesen Informashytionen anstellt Damit haben wir in Deutschland insoshyfern bdquoglaumlserneldquo Aumlmter geschaffen bei denen risikoshy und fast kostenlos die einschlaumlgigen Datenschaumltze gehoben werden koumlnnen
Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
Die Ursachen fuumlr den Erlass eines speziellen Vershybraucherinformationsgesetzes liegen viele Jahre zushyruumlck Im Wesentlichen waren Erschuumltterungen der Oumlffentlichkeit durch sogenannte Lebensmittelskanshydale fuumlr den Erlass des Gesetzes ausschlaggebend Hatte sich doch in diesen Skandalen immer wieder gezeigt dass die Rolle des Staates hinsichtlich seishyner Befugnisse und Pflichten im Rahmen von Proshyduktinformation und gesundheitlichem Verbrauchershyschutz aumluszligerst zwiespaumlltig war Zum einen waren da Anspruumlche der Oumlffentlichkeit an die staatlichen Beshyhoumlrden zeitnah und umfassend uumlber die jeweiligen Skandale informiert zu werden Zum anderen herrschte gerade bei den Behoumlrden eine starke Vershyunsicherung uumlber das was staatliche Institutionen offenbaren duumlrfen und was nicht der Oumlffentlichkeit kundgetan werden darf Die fuumlr das staatliche Hanshydeln der Behoumlrden verantwortliche Politik befand sich in einem Dilemma das gekennzeichnet war von einem Auseinanderklaffen von Anspruumlchen und Ershywartungshaltungen der Gesellschaft gegenuumlber dem was Staat und Politik im Bezug auf Produktinshyformation und transparentem Handeln fuumlr den geshysundheitlichen Verbraucherschutz tatsaumlchlich leisten koumlnnen Insbesondere die Nennung von Namen der bdquoTaumlterldquo Hersteller und Produkte standen jedes Mal im Mittelpunkt der oumlffentlichen Auseinandersetzunshygen Die Verantwortlichen hatten dabei die Wahl zwischen bdquoSchweigenldquo und dafuumlr getadelt zu wershyden oder Auskunft zu erteilen und dafuumlr wegen Rechtsbruchs sich horrende Schadensersatzklagen einzuhandeln Letzteres deswegen weil von einer
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staatlichen Behoumlrde gezielte und personenshy bzw unshyternehmensbezogene Aumluszligerungen hinsichtlich beshystimmter Produkte die ndash nach Auffassung der Beshyhoumlrde ndash von einschlaumlgigen Vorschriften in unzulaumlssishyger Weise abweichen erhebliche negative teilweise sogar existenzgefaumlhrdende Folgen fuumlr den Betroffeshynen haben koumlnnen Damit stellt ein solches staatlishyches Informationshandeln fuumlr den Betroffenen einen Grundrechtseingriff (Berufsfreiheit Art 12 Absatz 1 GG und Eingriff in den eingerichteten und ausgeuumlbshyten Gewerbebetrieb Art 14 GG) dar der nur auf der Grundlage einer gesetzlichen Ermaumlchtigungsgrundlashyge gerechtfertigt werden kann
Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
Das VIG ist nun die Antwort des Gesetzgebers um einerseits den Anspruumlchen der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Information uumlber Lebensmittel unter Nennung von Namen Hersteller Firma etc nachzukommen ohne gleichzeitig die Rechte der von dieser Auskunft Betroffenen aus dem Auge zu verlieren Letztendlich muss das Gesetz einen bdquoAusshygleichldquo zwischen den Grundrechten der Verbraucher und der Betroffenen herbeifuumlhren Dazu stellt der Gesetzgeber im VIG den zustaumlndigen Behoumlrden ein umfangreiches bdquoArsenalldquo an rechtlichen bdquoInstrumenshytenldquo zur Verfuumlgung um diesen Ausgleich unter Wahshyrung der Rechte aller Beteiligter herzustellen
So sieht das VIG neben den das Auskunftsrecht beshygruumlndenden Tatbestaumlnden auch Ausschlussshy und Beshyschraumlnkungsgruumlnde sowie Verfahrensvorschriften
vor die alle dem Ziel dienen innerhalb moumlglichst kurshyzer Fristen (1 Monat bzw 2 Monate bei Anhoumlrung Betroffener) eine Entscheidung uumlber das Auskunftsshybegehren eines Buumlrgers herbeizufuumlhren Dabei hat der Gesetzgeber eine Reihe von Bestimmungen in das VIG aufgenommen die die Entscheidung der Behoumlrden zugunsten einer Auskunft an die Verbraushycherinnen und Verbraucher praumljudizieren Er wird dashyrin bestaumlrkt durch die Rechtssprechung die auch beim VIG denjenigen der die Behoumlrde um Auskunft angeht nicht nur als Interessierten in bdquoeigenerldquo Sashyche ansieht sondern ihn weil er die Anfrage stellt auch als Sachwalter der Oumlffentlichkeit bezeichnet
Weiterhin hat der Gesetzgeber bestimmt dass Ausshykuumlnfte die Tatbestaumlnde offenbaren bei denen Rechtsverstoumlszlige bzw unzulaumlssige Abweichungen vorliegen nicht unter Berufung auf Betriebsshy und Geshyschaumlftsgeheimnisse vor einer Herausgabe der entshysprechenden Information geschuumltzt sind sie koumlnnen kuumlnftig auch waumlhrend laufender Verfahren selbst bei Strafverfahren (unter gewissen Voraussetzungen) vor Abschluss dieser Verfahren herausgegeben wershyden Immer dann wenn die Behoumlrde zur Auffassung gelangt dass das Interesse der Oumlffentlichkeit an der Bekanntgabe der Information uumlberwiegt sind laufenshyde Verfahren kein Hindernis die vorhandenen Daten preiszugeben Um in solchen Faumlllen das Verfahren zu beschleunigen koumlnnen die staatlichen Stellen sogar von der Anhoumlrung des von der Auskunft Betroffenen absehen Sollte der Betroffene nach Bekanntgabe der Entscheidung der Behoumlrde die Auskunft zu erteishylen hiergegen Rechtsmittel einlegen so haben diese keine aufschiebende Wirkung
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Von der Auskunftsbehoumlrde LGL wird dabei innerhalb kuumlrzester Fristen eine ganze Reihe von Verfahrensshyhandlungen Erhebungen Dokumentationen rechtlishychen Abwaumlgungen und Auslegungen unbestimmter Rechtsbegriffe gefordert Letztendlich muss trotz aller Vorgaben des VIG die darauf beruhende Inforshymation inhaltlich richtig sein dem Gebot der Sachshylichkeit entsprechen und im Hinblick auf die Ziele des Gesetzes ndash Verbesserung der Markttransparenz Eindaumlmmung der Lebensshy und Futtermittelskandale Optimierung und Foumlrderung von Maumlrkten und Wettshybewerbsstrukturen Verbesserung des Schutzes vor gesundheitlichen oder sonst unsicheren Erzeugnisshysen und Produkten Verbesserung des Schutzes vor Taumluschung beim Verkehr mit Erzeugnissen und Proshydukten ndash geeignet erforderlich und angemessen sein
FazitDas LGL hat sich auf diese neuen Herausforderunshygen eingestellt und eine Fuumllle von zum Teil recht umshyfangreichen Anfragen beantwortet Wie bei jedem neuen Gesetz so wurden auch hier einige auf dieshysem Gesetz basierende Entscheidungen des LGL und die in diesen Entscheidungen vertretenen rechtshylichen Auffassungen des Amtes zum Gegenstand von gerichtlichen Klagen gemacht In allen bisher entschiedenen Rechtsstreitigkeiten ndash einige wurden von den Klaumlgern zuruumlckgenommen ndash wurden dabei die Bescheide des LGL fuumlr rechtmaumlszligig erachtet Dies spricht fuumlr einen verantwortungsvollen Vollzug des Gesetzes durch das LGLDamit rundet sich das Bild der transparenten Behoumlrde LGL ab Aktive Information der Buumlrgerinnen und Buumlrger uumlber das
Internet portal fundierte fachliche Information uumlber Presse Rundfunk und Fernsehen sowie individuelle Auskuumlnfte an die Verbraucher uumlber alle beim LGL vorhandenen Daten zu Lebensshy und Futtermitteln Bedarfsgegenstaumlnden Kosmetika Wein und Vershybraucherprodukte wie zum Beispiel Haushaltsgeraumlte
Transparenz ist aber weit mehr als nur die Umsetshyzung eines Auskunftsanspruches Das Ziel zu verfolshygen eigenes Handeln so transparent wie moumlglich zu machen ist immer gleichzusetzen mit dem Selbstanshyspruch als gesellschaftlicher Akteur wahrgenommen zu werden und auf der Basis von gegenseitigem Vershytrauen in gesellschaftliche Meinungsbildungsprozesshyse einbezogen zu werden Fuumlr eine wissenschaftliche Landesbehoumlrde bedeutet dies dass ein moumlglichst weit gefaumlchertes Netzwerk in viele sehr unterschiedlishyche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hineinrashygen muss Zunaumlchst wird man verschiedenste Behoumlrshyden auf allen Verwaltungsebenen von kommunal bis europaumlisch fuumlr das natuumlrliche Habitat des LGL halten In der vergangenen Dekade haben wir uns aber nachshydruumlcklich darum bemuumlht gleichermaszligen als Akteur in der allgemeinen medialen Oumlffentlichkeit in Fachoumlfshyfentlichkeiten oder in der bdquoscientific communityldquo an Bedeutung zu gewinnen wie auch eine Vernetzung mit wichtigen gesellschaftlichen Kraumlften zu intensivieshyren mit denen uns verbindet dass wir alle ein Stuumlck Verantwortung fuumlr die oumlffentliche Gesundheit tragen Diesen Prozess der gesellschaftlichen VERNETZUNG verstehen wir als conditio sine qua non
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VERNETZUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
Vernetzung 90
Vernetzung
Gesundheit ndash gesundheitliche Vorsorge gesundheitshyliche Versorgung und Wiederherstellung Schaffung von gesundheitsfoumlrderlichen Lebenswelten ndash kann in modernen hochkomplexen Gesellschaften nicht mehr von einzelnen Akteuren alleine ins Werk geshysetzt werden Zudem umfassen Maszlignahmen der oumlfshyfentlichen Gesundheitspflege in einem aufgeklaumlrten Verstaumlndnis praktische und wissenschaftsorientierte Aspekte Beide Aspekte beziehen sich in einem sysshytemischen Zusammenhang aufeinander sind miteinshyander vernetzt und bieten Chancen fuumlr vielfaumlltige Syshynergien Der Anspruch bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo ist nur durch die partnerschaftliche Umsetzung von Maszligshynahmen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebeshynen und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereishychen einzuloumlsen
Gesundheit wird dabei nicht nur in den spezialisiershyten medizinischen Versorgungsstrukturen wiedershyhergestellt und gefoumlrdert sondern ganz entscheishydend auch in verschiedensten Lebenswelten in deshynen Menschen arbeiten leben und lieben (Ottawa Charta 1986) in Familien und Stadtvierteln in Schushylen und am Arbeitsplatz in unserer natuumlrlichen und sozial geschaffenen Umwelt Dieser Anspruch das Thema bdquoGesundheitldquo in alle Politikbereiche zu trashygen und eine Beruumlcksichtigung der gesundheitlichen Folgen bei den verschiedensten Entscheidungen auch auszligerhalb des Gesundheitswesens im engeren Sinn zu bewirken ist zu balancieren mit den Freiheishyten unserer demokratischen Grundordnung
Vor diesem Hintergrund hat das LGL fruumlhzeitig auf den Dialog und die Kooperation mit verschiedensten Partnern gesetzt mit Universitaumlten und wissenshyschaftlichen Fachgesellschaften mit Berufsverbaumlnshyden und Heilberufekammern mit anderen organishysierten Vertretern der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Vertretern aus Staumldten und Gemeinshyden und nicht zuletzt mit den Buumlrgern und Patienten selbst Ein wichtiges Instrument fuumlr die Umsetzung dieses partizipatorischen Ansatzes welcher auf die Kompetenz und Kooperation der gesellschaftlichen Akteure und das buumlrgerschaftliche Engagement von Einzelnen und Gruppen setzt sind die Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaften mit ihren geschaumlftsshyfuumlhrenden Stellen am LGL Derzeit etabliert sind die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) sowie die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) Im Aufbau befindet sich in Umsetzung eines Landtagsbeschlusses die Bayerishysche Plattform Versorgungsforschung mit Aufgaben im Bereich der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungsqualitaumlt in Bayern
LAGIIm Jahr 2006 wurde erstmals am LGL eine Landesshyarbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen die Bayerishysche Landesarbeitsgemeinschaft Impfen LAGI Vorshyausgegangen war die ndash im Bayerischen Impfkonzept 2005 formulierte und konsentierte ndash zentrale Aussashyge dass Impfpraumlvention eine gesamtgesellschaftlishyche Aufgabe ist und nur durch enge partnerschaftlishyche Zusammenarbeit aller Akteure mit Bezug zum
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Impfwesen erreicht werden kann Von ebenfalls zenshytraler Bedeutung fuumlr die Akzeptanz bei den Buumlrgerinshynen und Buumlrgern ist dabei ein Maximum an Glaubwuumlrshydigkeit und Transparenz was nur durch die Einbindung und Beachtung wissenschaftlicher Expertise und glaubhafter wirtschaftlicher Unabhaumlngigkeit moumlglich ist Mitglieder der LAGI sind Vertreter von Aumlrztevershybaumlnden (Hausaumlrzte Kinderaumlrzte Betriebsaumlrzte Reiseshymediziner Frauenaumlrzte Internisten) Koumlrperschaften (Aumlrztekammer Kassenaumlrztliche Vereinigung Bayern Apothekerkammer) Vertreterinnen des Hebammenshyverbandes des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes der Krankenkassen alle STIKOshyMitglieder aus Bayern sowie Vertreter der Wissenschaft Die Geschaumlftsfuumlhshyrung wird vom LGL wahrgenommen
Eine der ersten Aufgaben der sich die LAGI widmeshyte war die Entwicklung eines bayerischen Masernshyaktionsplans um so gemeinsam dem WHOshyAuftrag die komplikationsreiche Masernerkrankung zu elimishynieren in Bayern naumlher zu kommen Dafuumlr wurde beispielsweise ein Impferinnerungssystem bei Schulanfaumlngern durch Gesundheitsaumlmter in Zusamshymenarbeit mit den niedergelassenen Kindershy und Hausaumlrzten etabliert Auch die Surveillance von impfpraumlventablen Erkrankungen und Impfungen wurshyde verbessert So wurde erstmalig eine flaumlchendeshyckende Erfassung des Impfstatus von Sechstklaumlssshylern vorgenommen und seither jaumlhrlich wiederholt Der Aufbau des bdquoBayerischen Influenza Sentinelsldquo als Kooperation von ausgewaumlhlten niedergelassenen Praxen und dem LGL was erstmals laborgestuumltzt und zeitnah repraumlsentative Aussagen zu in Bayern kursierenden InfluenzashyErregern erlaubt ist eine weitere erfolgreiche Innovation
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Ein weiterer Schwerpunkt ist die intensivierte geshymeinsam getragene Oumlffentlichkeitsarbeit mit abgeshystimmten Broschuumlren Flyern zu aktuellen Impffrageshystellungen Veroumlffentlichungen in Zeitungen und Fachmedien sowie der Etablierung von Bayerischen Impfwochen Dies hat zu hoher Medienresonanz und einer erwuumlnschten positiven Sensibilisierung der Bevoumllkerung gefuumlhrt Zudem versteht sich die LAGI als Expertengremium in Bayern das sich bei konkreten Sachverhalten wie etwa bei der Influenzashypandemie wissenschaftlich austauscht und gemeinshysame Stellungnahmen erarbeitet
Die bisherigen Sitzungen und durchgefuumlhrten LAGIshyAktionen zeigen durch die rege Teilnahme die intenshysiven Diskussionen und die gemeinsam getragenen Veroumlffentlichungen eine hohe innere Akzeptanz Die zunehmenden Anfragen aus der Bevoumllkerung nach Informationsmaterialien sowie die Bitten um Ausshykuumlnfte bei Impffragestellungen spiegeln die wachshysende oumlffentliche Wahrnehmung der LAGI wider Somit besteht berechtigte Hoffnung dass die dershyzeitigen Impfdefizite in der bayerischen Bevoumllkerung durch die gemeinsamen Anstrengungen aller Akteushyre in der LAGI verringert werden koumlnnen und damit auch das Ziel der WHO die Masern in Europa und weltweit zu eliminieren mittelfristig erreichbar ist
LARE
Die 79 Konferenz der Gesundheitsminister der Laumlnshyder (GMK) hat im Jahr 2006 als eine der Antworten auf die draumlngende Herausforderung von Antibiotikashyresistenzen und nosokomialen Infektionen die bdquoEtabshylierung regionaler in der Summe flaumlchendeckender Netzwerke der beteiligten Akteure koordiniert durch den OumlGDldquo empfohlen Die Netzwerkbildung soll die Umsetzung vorhandener Richtlinien zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen insbesondere mit multiresistenten Erregern verbessern Regionale Netzwerke sollen den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den versorgenden Einrichtungen foumlrdern sodass auf diesem Weg das Uumlberleitungsmanagement vereinfacht und die Hygienekonzepte aufeinander abgestimmt werden koumlnnen
Im Dezember 2008 wurde daraufhin die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) gegruumlndet und ein erstes Konsensusstateshyment veroumlffentlicht Es ist das erklaumlrte Ziel dieses Netzwerkes das Vorkommen von MRSA und andeshyren multiresistenten Erregern in den Einrichtungen des Gesundheitswesens in Bayern zu verringern um so teils schwerwiegende mitunter toumldlich verlaufenshyde Erkrankungen zu verhindern (bdquodas Vermeidbare vermeidenldquo)
Derzeit 31 Mitglieder aus allen Bereichen der Geshysundheitsversorgung (Verbaumlnde Krankenkassen Klishyniken Universitaumlten ambulante und stationaumlre Pfleshyge niedergelassene Aumlrzte und andere) treffen sich zweimal jaumlhrlich und veranstalten jeweils im Dezemshy
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ber ein Symposium mit verschiedenen Schwershypunktthemen (2009 Multiresistente Erreger und Hyshygienemaszlignahmen 2010 Antibiotikamanagement und Qualitaumltssicherung sowie Hygiene 2011 Surshyveillance nosokomialer Infektionen sowie Netzshywerkaktivitaumlten in Bayern und Deutschland in Bezug auf MRSA und andere multiresistente Erreger)
Auf regionaler Ebene wurden Auftaktveranstaltunshygen zur Gruumlndung von regionalen Netzwerken unter der Leitung der Gesundheitsaumlmter in allen 76 Landshykreisen (Stand November 2011) durchgefuumlhrt In 29 Landkreisen haben sich diese Netzwerke bereits wiederholt getroffen und Informationen ausgeshytauscht Es wurden Probleme thematisiert und Initiashytiven zur Reduktion der Weiterverbreitung resistenshyter Erreger gestartet
Auszligerdem wurden innerhalb der LARE sieben Arshybeitsgruppen (AGs) gegruumlndet die sich mit verschieshydenen Aspekten des Problems der resistenten Erreshyger beschaumlftigen
bull Die AG Krankentransport hat es sich zum Ziel geshysetzt bayernweit einheitliche Empfehlungen zum Umgang mit multiresistenten Erregern (MRE) fuumlr Krankentransporte zu erarbeiten
bull In der AG Informationsweitergabe wurde die Uumlbershywindung der Schnittstellenproblematik als Ziel defishyniert Es soll sichergestellt werden dass bei der Verlegung eines Patienten der mit multiresistenten Erregern besiedelt oder infiziert ist diese Informatishyon an die entsprechenden Stellen also Krankenshytransportdienst Pflegeheim weiterbehandelnder Arzt und andere zuverlaumlssig weitergegeben wird
bull Die AG Standardisierte Fachinformationen zum Pashytientenmanagement bemuumlht sich um eine Vereinshyheitlichung der Information in Bezug auf den Umshygang mit multiresistenten Erregern in medizinishyschen Einrichtungen
bull Die Vereinheitlichung der Screeningshy und Sanieshyrungskonzepte im stationaumlren und ambulanten Beshyreich ist das zentrale Anliegen der AG Screening und Sanierung
bull Das Ziel der AG Rehabilitationseinrichtungen ist es eine Empfehlung zum Umgang mit MRSA und anshyderen MRE in den Rehabilitationseinrichtungen fuumlr die es derzeit keine Richtlinien des Robert Koch Institut gibt zu verfassen
bull Die AG Arbeitschutz und MRE hat bdquofrequently asked questionsldquo (FAQs) zum Thema MRSA und Arbeitsschutz zusammengestellt
bull Die juumlngste Arbeitsgruppe der LARE die AG Antishybiotic Stewardship wird sich um die Etablierung von Antibiotic StewardshipshyProgrammen in Bayern kuumlmmern die sich mit dem rationalen Einsatz von Antibiotika befassen
Im Rahmen der LAREshyAktivitaumlten wurde eine Homeshypage erstellt die seit Oktober 2009 auf den Seiten des bayerischen Landesamts fuumlr Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit zu finden ist (wwwlglbayerndegesundheitinfektionsschutzantibiotikaresistenshyzenlareindexhtm) Auf dieser Homepage stehen neben Informationen zur LARE und allgemeinem Hintergrundwissen auch die verschiedenen spezifishyschen Dokumente und Arbeitsergebnisse der Arshybeitsgruppen zur Verfuumlgung
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LAHOK
Die Gefahr der absichtlichen Freisetzung von lebensshybedrohlichen teilweise hochkontagioumlsen Infektionsshyerregern durch einen bioterroristischen Anschlag wie auch die Einschleppung und Ausbreitung durch den internationalen Warenshy und Reiseverkehr konshyfrontiert Mediziner mit Krankheiten die in Deutschshyland nicht oder nicht mehr heimisch sind und stellt auch den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayern vor Herausforderungen Neben Bacillus anthracis Yersinia pestis Francisella tularensis und Orthopoxshyviren ist dabei aus reisemedizinischer Sicht auch an Rickettsia spp dimorphe Hyphomyceten Coronavishyren (SARS) Arenaviren Bunyaviren Hantaviren Naishyroviren Phleboviren Flavishy und Filoviren und andere mehr zu denken Die moumlglichen Szenarien reichen von infizierten Einzelpersonen bis hin zu seuchenhafshyten Ausbruumlchen epidemischen Ausmaszliges
Vor diesem Hintergrund konstituierte sich mit Untershystuumltzung durch das damalige StMUGV am 27 Noshyvember 2008 die Bayerische Landesarbeitsgemeinshyschaft zu hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten (LAHOK) als Kompetenznetzwerk in dem die in Bayern vorhandene Expertise zur Praumlvention Erkenshynung Bekaumlmpfung und Erforschung von lebensbeshydrohlichen hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten unter der Koordination des LGL gebuumlndelt ist
LAHOKshyMitglieder sind unter anderem die beiden bayerischen Behandlungszentren fuumlr hochkontagioumlse Infektionskrankheiten im Krankenhaus MuumlnchenshySchwabing und an der Missionsaumlrztlichen Klinik Wuumlrzburg alle bayerischen Lehrstuumlhle fuumlr Bakterioshy
logie beziehungsweise Virologie das Konsiliarlabor fuumlr Pest das Tropeninstitut und das Institut fuumlr Rechtsmedizin der LMU Muumlnchen das Institut fuumlr Mikrobiologie der Bundeswehr in Muumlnchen Vertreshyter des OumlGD und der Rettungsdienste an den beiden Standorten der Behandlungszentren beziehungsweishyse an bayerischen Flughaumlfen mit signifikantem intershynationalen Reiseverkehr der Flughafenmedizinische Dienst des Flughafens Muumlnchen die Bayerische Landesaumlrztekammer ein Vertreter der Staumlndigen Arshybeitsgemeinschaft der Kompetenzshy und Behandshylungszentren (StAKoB) und die Sachgebiete GE1 2 und 4 des LGL
Neben der konzeptionellen Arbeit und der Pflege eishynes Labornetzwerkes werden von der LAHOK regelshymaumlszligig Fortbildungsveranstaltungen fuumlr den OumlGD und andere Berufsgruppen mit Aufgaben aus dem Bereich hochkontagioumlser Infektionskrankheiten durchgefuumlhrt Die Task Force Infektiologie des LGL kann zudem auf die medizinischshyklinische Expertise der akademischen LAHOKshyInstitutionen als bdquoHintershygrunddienstldquo zuruumlckgreifen Sie ist selbst 24 Stunshyden am Tag und sieben Tage die Woche fuumlr den OumlGD in Bayern erreichbar
Die Plattform Versorgungsforschung Der demografische Wandel die steigende Lebensshyerwartung medizinische Innovationen und die Vershyaumlnderungen im Krankheitsspektrum in der Bevoumllkeshyrung stellen groszlige Herausforderungen fuumlr das Geshysundheitssystem in Bayern dar Der Bedarf an Leisshytungen in der Gesundheitsversorgung nimmt aufgrund dieser Entwicklungen kontinuierlich zu
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Es gilt die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und die Kooperation uumlber sektoshyrale Grenzen der Versorgung hinweg zu intensivieren
Der Bayerische Landtag hat 2011 uumlber die Situation beraten und beschlossen die bdquoVersorgungsforshyschung im Freistaat Bayern weiterzuentwickelnldquo Die Staatsregierung wurde aufgefordert eine Inforshymationsplattform uumlber die Maszlignahmen der Versorshygungsforschung im Gesundheitswesen des Freishystaats Bayern zu errichten Nach diesem Beschluss sollen bdquoaufbauend auf die erfolgreiche Gesundheitsshyberichterstattung (GBE) des Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit folgende Schritte unternommen werden
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Beim Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit wird im Rahmen der GBE eine Datenbank zur Versorgungsforschung im Freistaat Bayern aufshygebaut
Im Rahmen eines geeigneten Fachgremiums wershyden die Kompetenzen der Wissenschaft und weiteshyrer Beteiligter im Gesundheitswesen etwa in Form einer Landesarbeitsgemeinschaft ndash vergleichbar der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen ndash einbezogen und vernetztldquo (Beschluss des Bayerischen Landshytags vom 17 Maumlrz 2011 Drucksache 168005)
Zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde ein neues Sachgebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonoshymie Gesundheitssystemanalyseldquo beim Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im August 2011 konstituiert Von diesem Sachgebiet werden die Fachkonzepte fuumlr die geplante Landesarshybeitsgemeinschaft zur Gesundheitsversorgungsforshyschung und die neue Internetplattform Versorgungsforshyschung erstellt und umgesetzt Diese Aktivitaumlten sind ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Gesundheitsshystrategie die in der Regierungserklaumlrung bdquoGesundshyheitsland Bayern ndash neue Strategien fuumlr eine menschlishyche Medizinldquo des Gesundheitsministers am 20 Oktoshyber 2011 im Bayerischen Landtag vorgestellt wurde
Die erfolgreiche Ausgestaltung der dargestellten Lanshydesarbeitsgemeinschaften sind Lohn und Verpflichshytung fuumlr die kooperierenden gesellschaftlichen Partshyner wie auch fuumlr die damit betrauten Mitarbeiter des LGL zugleich Das LGL dankt allen Beteiligten fuumlr die kooperative durchaus auch kritische und dabei imshymer konstruktive Zusammenarbeit in diesen Foren
Eine andere und zugleich besondere Form der Vershynetzung besteht in der Funktion des LGL als Fachbeshyhoumlrde fuumlr Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit auf der einen Seite und als Arbeitgeber fuumlr uumlber 1000 Beshyschaumlftigte auf der anderen Seite Betriebliches Geshysundheitsmanagement muss nicht nur in das ArbeitsshyschutzmanagementsystemshyKonzept OHRIS das fuumlr unsere bdquoKundenldquo die bayerischen Betriebe erstellt wurde integriert werden das LGL ist hier auch sein eigener Kunde und steht in der Pflicht die nach aushyszligen gerichteten Empfehlungen fuumlr betriebliches Geshysundheitsmanagement auch nach innen umzusetzen
Betriebliches Gesundheitsschutz-management (BGM)
Wirtschaftlicher technologischer demografischer Wandel Unsere Lebensshy und Arbeitswelten befinshyden sich in mehrfacher Hinsicht im Umbruch Die zushynehmende Geschwindigkeit des wirtschaftlichen und technologischen Wandels mit seinen Verschieshybungen hin zu Wissensshy und Dienstleistungsaufgashyben laumlsst sich vor allem durch Merkmale wie Arshybeitsverdichtung und Flexibilisierung kennzeichnen Infolgedessen nehmen die psychischen Anforderunshygen im Beruf deutlich zu Wie kann die psychische und auch koumlrperliche Gesundheit der Beschaumlftigten unter diesen Umstaumlnden erhalten und verbessert werden Dies ist umso wichtiger angesichts des deshymografischen Wandels Wie kann verhindert wershyden dass immer mehr Beschaumlftigte vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden wo doch das geshysetzliche Rentenalter sukzessive auf 67 Jahre hershyaufgesetzt wird und die Fehlzeitenentwicklung posishytiv beeinflusst werden kann
Immer mehr Unternehmen und Organisationen stelshylen sich dieser Herausforderung indem sie Konzepte des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Gesundheitsfoumlrderung implementieren womit bdquoalle gemeinsamen Maszlignahmen von Arbeitgebern Arbeitnehmern und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatzldquo (Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundshyheitsfoumlrderung in der Europaumlischen Union) gemeint sind In Ergaumlnzung und Unterstuumltzung des klassishyschen Arbeitsshy und Gesundheitsschutzes werden dabei in systematischer Form alle gesundheitsbezoshy
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genen Aktivitaumlten einer Organisation vernetzt und zielgerichtet in einem kontinuierlichen Verbesseshyrungsprozess weiter entwickelt
Gesundheitsmanagement nach Innen
Das LGL als Landesgesundheitsbehoumlrde auch zushystaumlndig fuumlr den Bereich Arbeitsmedizin ist an dieser Stelle besonders gefordert 2010 hat das LGL damit begonnen ein Betriebliches Gesundheitsschutzmashynagement (BGM) fuumlr die eigenen Beschaumlftigten einshyzurichten
Im Mittelpunkt steht das eigenverantwortliche geshysundheitsfoumlrderliche Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Foumlrderung gesundheitsshygerechter Arbeitsverhaumlltnisse einschlieszliglich einer gesundheitsorientierten Organisation Fuumlhrungskulshytur und die Beteiligung der Beschaumlftigten Der Geshysundheitsgedanke soll im Leitbild des LGL verankert und im Arbeitsalltag gelebt werden
Um Problemfelder und Handlungsbedarf fuumlr gesundshyheitsshy und leistungsfoumlrderliche Veraumlnderungen zu ershymitteln und geeignete Maszlignahmen ableiten zu koumlnshynen wurde von Mitte Mai bis Mitte Juni 2011 eine anonyme schriftliche Befragung aller Beschaumlftigten durchgefuumlhrt
Es wurde ein speziell fuumlr das LGL entwickelter Frashygebogen eingesetzt der die Themenbereiche koumlrshyperliche Beschwerden psychische Belastungen und Beanspruchungen Arbeitsorganisation Verantworshytungsbereich Fuumlhrungsverhalten Entwicklungsmoumlgshylichkeiten sowie Wuumlnsche zu gesundheitsfoumlrderlishychen Aktivitaumlten wie etwa Aktivpausen oder Yoga und zu Vorsorgeuntersuchungen beinhaltete Die Auswertung und Ergebnispraumlsentation erfolgte uumlber ein externes Institut
Nun werden geeignete Strukturen entwickelt um passende Maszlignahmen aus den Ergebnissen abzuleishy
ten umzusetzen und spaumlter zu evaluieren und um das BGM als einen mitarbeitergetragenen Prozess im LGL fest zu verankern
Gesundheitsmanagement nach Auszligen
Eine nach auszligen gerichtete Aktivitaumlt des LGL in dieshysem Bereich ist mit dem GesundheitsmanagementshysystemshyKonzept GABEGS verknuumlpft
Das Bayerische Staatsministerium fuumlr Arbeit und Soshyzialordnung Familie und Frauen (StMAS) hat in der Vergangenheit den Handlungsleitfaden bdquoGanzheitlishyches Betriebliches Gesundheitsmanagementsystem (GABEGS)ldquo entwickelt der Unternehmen in Bayern dabei unterstuumltzen soll die Gesundheit ihrer Beshyschaumlftigten nachhaltig zu schuumltzen Damit GABEGS problemlos in vorhandene Managementsysteme fuumlr Qualitaumlt fuumlr Umwelt und fuumlr den Arbeitsschutz inteshygriert werden kann wurde das LGL 2010 beauftragt GABEGS mit den Anforderungen eines Manageshymentsystems kompatibel zu machen
Dazu wurden in einem ersten Schritt die Voraussetshyzungen Anforderungen und gewuumlnschten Resultate von GABEGS abgeleitet die die Abbildung auf Seite 100 im Uumlberblick zeigt Veraumlnderungen in der Arshybeitswelt und der demografische Wandel stellen Unshyternehmen vor neue Herausforderungen Gesunde leistungsbereite und motivierte Mitarbeiter sind die zentrale Voraussetzung fuumlr den Unternehmensershyfolg und dazu kann wesentlich ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement beitragen
Wie Untersuchungen zeigen sind die Verantworshytung der Unternehmensleitung Mitarbeiterbeteilishygung transparente Ablaumlufe und ein kontinuierlicher Prozess der Evaluation und Verbesserung zentrale Erfolgsbedingungen fuumlr ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement Die Abbildung auf Seite 101 zeigt den ManagementshyZyklus und alle Systemshyelemente von GABEGS Alle Elemente wurden in einem Systemhandbuch definiert und beschrieben und es wurden die Anforderungen an die betriebshylichen Akteure zur Umsetzung vor Ort erlaumlutert
Besonderer Wert wurde darauf gelegt in das System element bdquoPlanung und Umsetzungldquo aktuelle Themen wie bdquodemografische Entwicklungldquo bdquoaltersshy und alternsgerechte Arbeitsbedingungenldquo bdquopsychishysche Belastungenldquo bdquogesundheitsfoumlrderliches Fuumlhshyrungsverhaltenldquo und bdquoWorkshyLifeshyBalanceldquo als eigenshystaumlndige Subelemente zu integrieren und damit deshyren Bedeutung herauszustellen
Einen hohen Stellenwert nehmen im GABEGSshySysshytem die verschiedenen Formen der MitarbeitershyPartishyzipation ein Eine zentrale Rolle bei der Erfassung gesundheitlicher Aspekte im Unternehmen stellt die Mitarbeiterbefragung dar Die Beschaumlftigten erhalten dadurch Gelegenheit uumlber ihre Belastungen Resshysourcen und Beschwerden ausfuumlhrlich Auskunft zu geben Auch die Etablierung eines betrieblichen Vorshyschlagswesens ist eine geeignete Maszlignahme das kreative Potenzial der eigenen Mitarbeiter zu nutzen um ihr Arbeitsumfeld zu optimieren
Mithilfe des neu gestalteten GABEGSshySystems ist es fuumlr bayerische Betriebe moumlglich das eigene beshytriebliche Gesundheitsmanagementsystem evaluieshyren zu lassen bis hin zur Anerkennung per Zertifikat durch das zustaumlndige Gewerbeaufsichtsamt
Eine moumlglichst weite Verbreitung betrieblicher Geshysundheitsmanagementsysteme gliedert sich nahtlos in das Primaumlrziel des LGL ein Rahmenbedingungen fuumlr eine gesunde Zukunft zu schaffen Wenn es um die Formulierung von Zielen fuumlr die ZUKUNFT des LGL selber geht lohnt auch ein Blick auf die Verganshygenheit und die Entwicklung die das LGL seither geshynommen hat
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VERGANGENHEIT amp ZUKUNFT
Vergangenheit amp Zukunft 104
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Vergangenheit amp Zukunft
Moderne Gesellschaften benoumltigen zum Schutz der Gesundheit ihrer Bevoumllkerungen zunehmend speziashylisierte Prozesse und Funktionen Die wachsende gesellschaftliche Komplexitaumlt der wissenschaftlichshytechnische Fortschritt und vielfaumlltige Austauschshy und Kommunikationsprozesse zwischen staatlichen Stelshylen und gesellschaftlichen Partnern stellen die entshysprechenden Funktionstraumlger vor neue Herausfordeshyrungen Dies beinhaltet auch Herausforderungen an staatliches Handeln in Krisenlagen
Das LGL stellt in seiner Struktur eine in Deutschland auf Landesebene einzigartige Buumlndelung von Kapazishytaumlten und Kompetenzen im Bereich der Lebensmitshytelsicherheit und des Verbraucherschutzes und zum Schutz und zur Foumlrderung der Gesundheit von Mensch und Tier dar Zehn Jahre LGL sind Anlass fuumlr eine Ruumlckschau und einen Blick in die Zukunft
Schutz und Foumlrderung der oumlffentli-chen Gesundheit im Wandel der Zeit
Der Ansatz einer wissenschaftsbasierten rationalen Gesundheitssicherung auf Ebene der Bevoumllkerung hat in der Vergangenheit groszlige Erfolge mit sich geshybracht So zeigen langfristige statistische Zeitreihen der letzten 300 Jahre weltweit einen stetigen Zushywachs der Lebenserwartung Beispiele wie die Ausshyrottung der Pocken die weitgehende Verdraumlngung der Poliomyelitis und der starke Ruumlckgang der Tubershykulose illustrieren im Bereich des Infektionsschutzes diese Erfolge Dabei waren ndash um das Beispiel der Tushy
berkulose aufzugreifen ndash groszlige Erfolge aus Sicht der Bevoumllkerungsmedizin bereits erreicht bevor 1944 Streptomycin und 1954 Isoniazid und Paraaminosalishycylsaumlure als wirksame Therapeutika verfuumlgbar wurshyden Diese haben dann noch einmal mehr zum Ershyfolg im Kampf gegen diese bedruumlckende Infektionsshykrankheit beigetragen
Bei den Bemuumlhungen um die oumlffentliche Gesundheit (bdquoPublic Healthldquo) lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden Waumlhrend in den Jahrhunderten bis zur Aufklaumlrung die Maszlignahmen zum Schutz von bdquoWasser Boden und Luftldquo im Wesentlichen in Quashyrantaumlne und Isolationsmaszlignahmen sowie in kommushynalen Verordnungen standen begann mit der Aufklaumlshyrung eine modernen Anspruumlchen entsprechende bdquoHygienephaseldquo Diese erreichte in Muumlnchen unter Max von Pettenkofer mit seinem weltweit ersten HygieneshyInstitut einen ersten Houmlhepunkt und wiedeshyrum weltweit ausstrahlenden Kristallisationskern Im Deutschen Kaiserreich schloss sich daran eine Phashyse der Organisation der Sozialversicherungssysteme mit groszligen positiven Einfluumlssen auf die Bevoumllkeshyrungsgesundheit an die Organisation von Krankenshyversicherung Unfallversicherung und Arbeitslosenshyversicherung auch als BismarckshySystem der Sozialshyversicherung bezeichnet Diese wurde in der zweishyten Haumllfte des 20 Jahrhunderts noch durch die Pflegeversicherung ergaumlnzt
Im Zuge der groszligen Fortschritte im Bereich der klinishyschen Medizin und der individuellen Therapien entshywickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg eine indishyvidualistischshytherapeutische Phase von Public HealthOumlffentliche Gesundheitspflege Kennzeichen
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dieser Phase sind Reihenuntersuchungen wie die RoumlngtenshyReihenuntersuchung bei der Tuberkulose sowie bevoumllkerungsweite Impfprogramme welche zu den genannten Erfolgen bei Pocken Poliomyelitis und Tuberkulose sowie bei einer Reihe anderer Inshyfektionskrankheiten gefuumlhrt haben
Gegen Ende des 20 Jahrhunderts wurde diese Phashyse von einer systemischen Phase abgeloumlst Dahinter steht die Einsicht dass Gesundheit nicht nur in der Verantwortung des Einzelnen liegt und durch den Zugang einzelner Personen zu individuellen Gesundshyheitsleistungen umfassend geschaffen wird sonshydern vielmehr das Ergebnis von systemischen Bezieshyhungen und Zusammenhaumlngen ist
Regulierungen im Bereich der umweltmedizinischen Vorsorge im Bereich der Versorgung mit sicherem und gesundem Trinkwasser und sicheren und gesunshyden Nahrungsmitteln in der Verkehrssicherheit und im Freizeitbereich liegen auszligerhalb des Einflussbeshyreichs einzelner Personen und oftmals im Zustaumlndigshykeitsbereich staatlichen Handelns Hinzu kommt dass Gesundheit auch stark von Wirtschaftssektoren auszligerhalb des Gesundheitsbereichs beeinflusst wird Ein Beispiel hierfuumlr ist die Einfuumlhrung der Gurtpflicht im Individualverkehr welche fuumlr die Automobilinshydustrie nur geringe Mehrkosten verursacht in ihren gesundheitlichen Auswirkungen jedoch groszlige posishytive Folgen hat Weitere Beispiele betreffen die beshyrufsgenossenschaftlichen Sicherungspflichten am Arbeitsplatz oder auch die Nichtraucherschutzshy Gesetzgebung sowie die vielfaumlltigen gesetzlichen Regelungen im Bereich der Produktsicherheit der Lebensmittelsicherheit und der Tiergesundheit
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Gruumlndungsvater Pettenkofer
Die ersten Anfaumlnge staatlicher Fachbehoumlrden auf dem Gebiet des Gesundheitsshy und Verbraucherschutshyzes in Bayern reichen in die zweite Haumllfte des 19 Jahrhunderts zuruumlck Durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 27 Januar 1884ldquo wurden zuerst die bdquoBayerishyschen Untersuchungsanstalten fuumlr Nahrungsshy und Geshynussmittelldquo errichtet Es war der bereits erwaumlhnte Max von Pettenkofer der den Auftrag zur Umsetzung dieser Verordnung erhielt Pettenkofer der urspruumlngshylich Pharmazie Naturwissenschaften und Medizin studiert hatte war an der LudwigshyMaximiliansshyUnishyversitaumlt Muumlnchen 1847 zunaumlchst zum Professor fuumlr medizinische Chemie ernannt worden und hatte dort als erster deutscher Professor fuumlr Hygiene 1876 bis 1879 das erste Hygieneinstitut aufgebaut In Umsetshyzung der oben genannten Verordnung etablierte er 1884 drei staatliche chemische Untersuchungsanstalshyten an den drei Landesuniversitaumlten in Muumlnchen Ershylangen und Wuumlrzburg
Nach der Chemie folgte fuumlr den Bereich der Humanshymedizin durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 31 Aushygust 1910ldquo die Errichtung von bdquoKoumlniglich Bakterioloshygischen Untersuchungsanstaltenldquo in Verbindung mit den Hygieneinstituten der drei Landesuniversitaumlten Schlieszliglich wurde fuumlr den Bereich der Veterinaumlrmedishyzin aufgrund bdquoKoumlniglicher Verordnung vom 5 Juni 1913ldquo die bdquoKoumlniglich Bayerische Veterinaumlrpolizeiliche Anstaltldquo in Oberschleiszligheim errichtet die 1950 zur bdquoBayerischen Landesanstalt fuumlr Tierseuchenbeshykaumlmpfungldquo erhoben wurde
Bis Ende der 30ershyJahre des 20 Jahrhunderts waren die jeweiligen Lehrstuhlinhaber fuumlr Pharmazie und Anshygewandte Chemie bzw fuumlr Hygiene stets zugleich auch Direktoren der jeweiligen staatlichen chemishyschen bzw bakteriologischen Untersuchungsanstalshyten in Muumlnchen Erlangen und Wuumlrzburg 1945 wurde diese Personalunion in allen Faumlllen aufgegeben Die damaligen Untersuchungsanstalten wurden von der Einflusssphaumlre der Universitaumlten geloumlst und untershystanden damit direkt dem Bayerischen Staatsministeshyrium des Innern In der Folgezeit kam 1947 in Reshygensburg ein urspruumlnglich privates Institut als staatlishyche bakteriologische Untersuchungsanstalt hinzu und es wurden 1962 in Augsburg sowie 1964 in Regensshyburg ehemals staumldtische Einrichtungen zu staatlichen chemischen Untersuchungsanstalten erhoben Insgeshysamt existierten ab Mitte der 60ershyJahre in Bayern insgesamt 11 staatliche Untersuchungsaumlmter 5 cheshymische (Augsburg Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) 4 bakteriologsiche (Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) und 2 veterinaumlrmedizinische Untersuchungsanstalten (neben Oberschleiszligheim war ein Standort in Nuumlrnberg hinzugekommen)
Die LandesuntersuchungsaumlmterAb Ende der 60ershyJahre beschaumlftigte sich die im Bayerischen Staatsministerium des Innern zustaumlndishyge Abteilung fuumlr Gesundheitswesen und Verbraushycherschutz mit einer Reform dieser Struktur einer Vielzahl relativ kleiner und weitgehend unabhaumlngig voneinander arbeitender chemischer medizinischer und veterinaumlrmedizinischer Untersuchungseinrichshytungen Anlass waren auch zunehmend fachuumlbershygreifende Fragestellungen (zum Beispiel komplexe
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chemische Ruumlckstandsuntersuchungen unter andeshyrem zum Einsatz oumlstrogenwirksamer Substanzen in der Kaumllbermast im Bereich der Veterinaumlrmedizin) die immer kostspieliger werdende instrumentelle Analytik (zum Beispiel GCshy MSshy NMRshyAnalytik) die damit einhergehende zunehmende Spezialisierung der Mitarbeiter und nicht zuletzt Sparzwaumlnge im Staatshaushalt Im Ergebnis fuumlhrten die damaligen Reformuumlberlegungen zur Gruumlndung zweier bdquoLandesshyuntersuchungsaumlmter fuumlr das Gesundheitswesenldquo in Suumldbayern (Oberschleiszligheim) und Nordbayern
(Erlangen) die aufgrund der Durchfuumlhrungsverordshynung zum Vollzug des Lebensmittelrechts vom 16031973 mit Wirkung vom 01011974 errichtet wurden In diesen beiden ndash fuumlr damalige Verhaumlltnisshyse ndash bdquoSuperbehoumlrdenldquo war ein interdisziplinaumlrer Ansatz zwischen Chemie Humanshy und Veterinaumlrshymedizin moumlglich Die bayerischen Landesuntersushychungsaumlmter waren bundesweit einmalig und ershylangten bald Vorbildfunktion fuumlr die Organisation der entsprechenden Fachbehoumlrden in anderen Laumlndern
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Die Struktur der LUAuml blieb uumlber viele Jahre und auch uumlber einen Ressortwechsel in die Zustaumlndigkeit des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Arbeit und Sozishyalordnung Familie und Frauen (StMAS) hinweg ershyhalten Im Jahr 1999 wurde das 25shyjaumlhrige Jubilaumlum mit einem Symposium in Oberschleiszligheim gefeiert Im Laufe der Jahre war soweit erforderlich immer wieder ein Wandel ggf eine Anpassung der Aufgashybenstellungen erfolgt Bemerkenswert ist insbesonshydere die Entwicklung ergaumlnzend zu den ganz im Vorshydergrund stehenden Laboruntersuchungen auch theshyoretisch wissenschaftliche Aufgabenfelder zu bearshybeiten wie zum Beispiel im Bereich der Toxikologie ab 1992 oder der Epidemiologie ab Ende der 1990ershyJahre
Aufbruch zum LGLAusgangspunkt fuumlr die Schaffung des heutigen LGL durch Fusion der beiden LUAuml Nord und Suumld war die bdquoBSEshyKriseldquo im Jahr 2000 Bereits seit Mitte der 1980ershyJahre war BSE in Groszligbritannien bekannt bis 1992 war dort ein Anstieg auf uumlber 36000 Faumllle zu verzeichnen (anschlieszligend nahm die Zahl mit Einshyfuumlhrung eines Tiermehlfuumltterungsverbots wieder ab) Verdachtsfaumllle in Deutschland die bereits Anshyfang der 1990ershyJahre bekannt geworden waren waren zunaumlchst nicht adaumlquat untersucht worden Erst im November 2000 wurde der erste deutsche Fall (in SchleswigshyHolstein) mittels Schnelltest den die Laumlnder zuvor abgelehnt hatten nachgewiesen Daraufhin beschloss das bayerische Kabinett noch im Dezember des selben Jahres ein Maszlignahmenshybuumlndel das unter anderem die Errichtung eines bdquoLandesamts fuumlr Lebensmittelsicherheitldquo beinhalteshy
te (Ministerratsbeschluss vom 29122000) Es war rasch klar dass ein solches Landesamt im Wesentlishychen aus den bestehenden LUAuml entstehen wuumlrde Mit bdquoVerordnung uumlber die Einrichtung der Bayerishyschen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmitshytelsicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmterverordshynung shy LAVshyUGV)ldquo vom 27 November 2001 wurde das LGL schlieszliglich gegruumlndet Zu dem im Rahmen der inhaltlichen Neuausrichtungen gegenwaumlrtig Ershyreichten einschlieszliglich einer Unterstuumltzung der bdquoReshyakademisierungldquo des OumlGD und des Aufbaus einer Pettenkofer School of Public Health sei auf die entshysprechenden Beitraumlge verwiesen
Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
Kennzeichen von modernen bzw bdquopostmodernenldquo Gesellschaften sind eine zunehmende Oumlkonomisieshyrung und Medialisierung der gesellschaftlichen Proshyzesse Diese wirken sich auch unmittelbar oder mitshytelbar auf die Taumltigkeit im Bereich der Bevoumllkerungsshygesundheit aus Probleme lassen sich nicht mehr nur isoliert in ihren gesundheitlichen Bezuumlgen analyshysieren und angehen Zunehmend wichtig ist die gleichzeitige Beobachtung und Mitgestaltung des soziooumlkonomischen und insbesondere auch des kommunikativen Kontextes Die mediale Wahrnehshymung und Diskussion gesundheitlicher Fragestellunshygen hat zunehmend Bedeutung fuumlr den Erfolg geshysundheitspolitischer und bevoumllkerungsmedizinischer Konzepte Der Blickwinkel auf die Gesundheit der Bevoumllkerung weitet sich damit zunehmend Dabei
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muumlssen unveraumlndert Faktoren auf individueller Ebeshyne betrachtet werden ndash ein Beispiel hierfuumlr ist das Neugeborenenscreening auf angeborene Stoffwechshyseldefekte Derartige individuelle Aspekte werden auch in ihren sozialen Bezuumlgen wirksam Als Beispiel seien hier Altersbilder und Geschlechterrollen geshynannt Um diesen Kern legen sich individuell gewaumlhlshyte und zu verantwortende Lebensstile Diese wershyden oft innerhalb von sozialen und gesellschaftlichen Bezuumlgen realisiert zum Teil auch von solchen Netzen beeinflusst Gestaltet werden diese Bedinshygungen durch allgemeine Lebensshy und Arbeitsbedinshygungen welche von der Versorgung mit sicheren und gesundheitsfoumlrderlichen Lebensmitteln uumlber das Erziehungssystem die Arbeitsmarktsituation und die allgemeinen Arbeitsbedingungen bis zu den spezifishyschen Dienstleistungen der gesundheitlichen Versorshygung reichen Diese Bausteine sind wiederum eingebettet in einen noch allgemeineren soziooumlkonoshymischen kulturellen umweltbezogenen und politishyschen Rahmen
Der Nutzen einer solchen umfassenden Betrachshytungsweise Staatliche und gesellschaftliche Funktishyonen im Dienst an der Bevoumllkerungsgesundheit koumlnshynen sich diesen Zusammenhaumlngen nicht entziehen Eine moderne PublicshyHealthshyBehoumlrde wie sie der Auftrag auch an das Bayerische Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit ist muss vorshybereitet sein um diesen komplexen Strukturen mit einer angemessenen fachlichen Struktur und entshysprechenden Spezialisierungen zu entsprechen
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Das bedeutet dass am LGL zum Beispiel Expertisen vorgehalten werden muumlssen welche neben den spezifischen und hoch technisierten Laboruntershysuchungen auch mediale sozialshywissenschaftliche oumlkonomische epidemiologische versorgungsorienshytierte gesundheitspolitische und praumlventionsorienshytierte Expertisen umfassen Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend
One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
Der Auftrag an Public Health wurde vom USshyAmerishykanischen Institute of Medicine auf die kurze Formel gebracht Bedingungen schaffen in denen Menshyschen gesund sein koumlnnen Diese kurze Formulieshyrung lohnt eine naumlhere Betrachtung Sie beinhaltet die Einsicht dass Gesundheit nicht nur von einzelnen Menschen in Eigenverantwortung gestaltet werden kann sondern dass es oftmals Bedingungen sind welche groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Menshyschen in Bevoumllkerungen und Bevoumllkerungsgruppen haben Im weiteren kommt die Einsicht dazu dass die Bedingungen nicht schicksalhaft gegeben oder hinzunehmen sind sondern durchaus und in zunehshymenden Maszlige von Gesellschaften in gemeinsamer Verantwortung gestaltet werden koumlnnen Als weiteshyrer Punkt kommt die Fokussierung auf den Menshyschen dazu welcher Mitte und Maszlig allen staatlichen und gesellschaftlichen Handelns ist Zu beachten ist auch die Fokussierung auf Gesundheit und nicht Krankheit Weiter zu beachten ist dass diese geshymeinsamen gesellschaftlichen Anstrengungen in eishynem Rahmen individueller und kollektiver Freiheiten
und Rechte verwirklicht werden muumlssen Gesundheit ist kein Diktat sondern eine Chance Diese bdquoLebensshychance auf Gesundheitldquo soll allen Menschen in gleishychem Maszlige eroumlffnet werden ohne Zwang
Fuumlr das LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in einem sich einigenden Europa der Regionen gelten auch sich herausbildende Erwartungen an gesellshyschaftliche Institutionen Im Vordergrund steht dabei eine Dienstleistungsorientierung Dabei sind sowohl externe Klienten (Kunden) wie Ministerien Medien andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Partner zu beruumlcksichtigen als auch interne Klienten Kolleshygen andere staatliche Institutionen Projekte denen zugearbeitet wird und gesetzliche und regulatorische Vorgaben die zu erfuumlllen sind Daraus ergibt sich eine Fuumllle von nachgefragten Leistungen spezialishysierte Laborshy und NichtshyLaborfunktionen Konzeptshy und Strategieentwicklungen Bewertungen von Aktishyvitaumlten der Vernetzung sowie in der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in der Forschung und insbesondere auch der Tranfer wissenschaftlicher Erkenntnis
New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
Die Aufgabenfelder einer solchen neuen Public Health (New Public Health) umfassen dabei in einer ersten Orientierung die Bereiche von
bull Gesundheitsschutzbull Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderungbull Steuerung und Stewardship in einem
Gesundheits(Versorgungsshy)system
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Durch ein Taumltigwerden in allen drei Bereichen wird dem Auftrag nachgekommen Bedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnen Besondere Herausforderungen ergeben sich fuumlr das LGL durch die kompetente Uumlbernahme von staatlishychen Aufgaben in einem modernen Verstaumlndnis indishyrekter Stewardship bzw Governance in der fachlishychen Bewertung und Erzeugung wissenschaftlicher Evidenz in der konzeptionellen Entwicklung und im gezielten Ansprechen von Settings und Sektoren Daraus ergeben sich Vernetzungsanspruumlche innershyhalb des LGL welche klassische Strukturen wie Abshyteilungen Sachgebiete und Sachbereiche uumlbershyschreiten
Damit zeichnen sich neun Entwicklungsfelder ab welche fuumlr eine zukuumlnftige Ausrichtung des LGL von besonderer Bedeutung sind
1 Die Herausforderung von bdquoProblem und Kontextldquo insbesondere auch in der Risikoshy und Krisenkomshymunikation
2 Die Staumlrkung von vorausschauendem proshyaktiven gegenuumlber nur reaktivem Handeln
3 Die weitere Staumlrkung von Wissenschaftlichkeit Unabhaumlngigkeit und Transparenz als Arbeitsgrundshysaumltze im Innenshy und Auszligenverhaumlltnis
4 Der Ausbau von Kooperationen bei gleichzeitiger Staumlrkung der Eigenverantwortung
5 Die Weiterentwicklung von staatlichen Kontrollshyfunktionen zu FeedbackshyElementen innerhalb eishynes umfassenden Qualitaumltsmanagements
6 Die Faumlhigkeit zur kurzfristigen Bildung von Projektshyorientierten MatrixshyStrukturen bei komplexen Frashygestellungen und Krisen
7 Die Faumlhigkeit zur kritischen Nutzung und ggf Ershystellung von systematischen problemorientierten Wissenssynthesen (systematische Uumlbersichten Health Impact Assessment Health Technology Assessment und andere mehr)
8 Die Staumlrkung und noch bessere Verankerung der Belange der Bevoumllkerungsgesundheit an akademishyschen Einrichtungen in Bayern
9 Die dreifache Positionierung des LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in Bayern innerhalb der deutschen Laumlnder und innerhalb eines sich einishygenden Europas
Herausforderungen die uns die naumlchsten zehn Jahre und wohl auch daruumlber hinaus begleiten werden und die wenn sie erfolgreich bearbeitet sind wiederum den Weg frei machen fuumlr neue jetzt noch unbekannshyte Fragen
CHRONOLOGIE
Chronologie 114
Gesundheit
20022003bull Aufbau der Meldestelle fuumlr Bayern nach dem Infektionsshy
schutzgesetz ab 2001 mit anfangs jaumlhrlich 30000 Melshydungen kontinuierlicher Anstieg bis zu fast 100000 Meldefaumlllen im Jahr 2009
bull Uumlbernahme der Koordinierung und Auswertung der Schulshyeingangsuntersuchung an jaumlhrlich circa 120000 Kindern in Bayern
bull Aufbau des sogenannten Tracking auf Vollstaumlndigkeit im Neu geborenenscreening (jaumlhrlich circa 105000 neugeboshyrene Kinder)
bull Aufbau von hygieneshy infektiologieshy pharmazieuumlbershywachungsshy praumlventionsshy und umweltmedizinbezogenen Kompetenzzentren sowie epidemiologischer Kompetenz zum Beispiel zur Bewertung von Krankheitshaumlufungen (Clustern)
bull Aufnahme der im bayerischen OumlGDshyGesetz vorgeseheshynen Gesundheitsberichterstattung
bull Uumlbernahme der Aufgaben als Benannte und Unabhaumlngige Stelle nach Trinkwasserverordnung 2001 und der Beshyrichtspflicht gemaumlszlig Trinkwasserverordnung und Europaumlshyischer Badegewaumlsserrichtlinie
bull Uumlbernahme der Qualitaumltssicherung in der Arzneimittelshyuumlberwachung Bayern (interne Audits Dokumentenmanashygement Berichtspflichten Statistik der Verbrauchershybeschwerden Arzneimittelrisiken und Beanstandungen in Bayern gemaumlszlig VAW 121101) Koordination und Controlshyling (Erstellung von Jahresstatistiken Mitwirkung bei der Planung Durchfuumlhrung und Berichterstattung der Inspekshytionen durch die Regierungen)
2004bull Aufbau der GesundheitsshyMonitoringshyEinheiten (GME) fuumlr
Bayern mit Steuerung und Datenmanagement am LGL und Durchfuumlhrung umfangreicher Surveys mit jaumlhrlich cirshyca 6000 Kindern
2005bull Verlagerung des bdquoRapid Alert Systemsldquo (RASshySystem)
zur Abwehr von Arzneimittelrisiken vom StMUGV an das LGL Uumlbernahme der Erstellung der Statistik bdquoZahl der pharmazeutischen Betriebe und Einrichtungen in Bayernldquo aus dem StMUGV
bull Aufbau der Taskforce Infektiologie mit 24 StundenTag und 7 TageWoche Erreichbarkeit
bull Uumlbernahme der Planung Unterstuumltzung und Evaluation der infektionshygienischen Uumlberwachung von medizinishyschen und sonstigen Einrichtungen durch die Gesundshyheitsaumlmter in Bayern
bull Entwicklung und Implementierung eines elektronischen Datenaustauschsystemes fuumlr Trinkwasserdaten
bull Uumlbernahme der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen gemaumlszlig Trinkwasserverordnung 2001
bull Uumlbernahme der Leistelle Praumlvention zur Begutachtung Betreuung Qualitaumltssicherung und Evaluation von Proshyjekten im Rahmen der neu ausgerichteten Gesundheitsshyinitiative GesundLebenBayern
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI)
2006
116
bull Betrieb eines Hochsicherheitslabors der Stufe BSL 3
bull Aufbau einer behoumlrdenuumlbergreifenden Uumlberwachung der Medizinprodukteaufbereitung
bull Einfuumlhrung eines Qualitaumltszirkels Trinkwasser fuumlr die Geshysundheitsaumlmter
bull Aufbau einer Einheit zur analytischen Umsetzung und Beshywertung des HumanshyBiomonitorings fuumlr den OumlGD
2007bull Einrichtung des Konsiliarlabors fuumlr Diphtherie in Abstimshy
mung mit Bund und Laumlndern Verankerung im EUshySurveilshylanceshyNetzwerk fuumlr Diphtherie (DIPshyNET)
bull Verlagerung des Systems zur Abwehr von Medizinprodukshyterisiken sowie von Risiken durch Blutshy und Blutprodukte nach dem Transfusionsgesetz
bull Mitveranstaltung des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft fuumlr Sozialmedizin und Praumlvention sowie der Deutschen Gesellschaft fuumlr medizinische Dokumentation und Information in Augsburg in Verbindung mit dem LGLshyKongress fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayshyern mit insgesamt 1700 Teilnehmern
bull Einbindung der humanmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaften zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) und der Landesarbeitsgemeinshyschaft MultiResistente Erreger (LARE)
bull Aufbau und Betrieb eines bayernweiten Impferinnerungsshysystems in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsaumlmtern
2008
bull Einrichtung des Nationalen Referenzzentrums fuumlr Borre li shyen in Abstimmung mit Bund und Laumlndern und des Konshysiliarlabors fuumlr Ehrlichien in Abstimmung mit Bund und Laumlndern
bull Aufbau eines Labornetzwerkes fuumlr bioterroristisch releshyvante Keime
bull Umsetzung der novellierten EUshyBadegewaumlsserrichtlinie einschlieszliglich erweiterter Berichtspflicht
bull Erstellung und kontinuierliche Pflege eines elektronischen Handbuchs fuumlr den OumlGD zur fachlichen Qualitaumltssicheshyrung der Arbeit der Gesundheitsaumlmter (Uumlbernahme aus dem StMUG)
bull Koordination des vom StMUG gefoumlrderten Forschungsshyverbunds Vectorshyborne Infectious Diseases in Climate Change Investigations (VICCI) zum Thema bdquoGesundheitshyliche Folgen des Klimawandels in Bayernldquo
bull Betreuung von Trainees nach Akkreditierung als Ausbilshydungsstaumltte im Rahmen des europaumlischen Ausbildungsshyprogramms fuumlr Infektionsepidemiologie (EPIET)
bull Betreuung der Gesundheitsaumlmter bei der Gruumlndung regioshynaler Netzwerke gegen multiresistente Erreger und Ausshyweitung der Bemuumlhungen um die Standardisierung des Managements resistenter Erreger in Kliniken mittels einer Checklistenshygestuumltzen Begehung
bull Integration des Nationalen Referenz Zentrums fuumlr Borrelien und der beiden Konsiliarlaboratorien fuumlr Diphtherie und Ehrlichien in die 2009 neu etablierten RKIshyReferenznetzshywerke
bull Ausweitung des Trackings des NeugeborenenshyHoumlrscreeshynings aus den Modellregionen Oberfranken und Oberpfalz nunmehr bayernweit mit mehrfacher Geburtenzahl
2009
117
bull Aufbau eines laborgestuumltzten bayernweiten InfluenzashySentinels mit Beteiligung von aumlrztlichen Praxen in den Landkreisen (Steuerung am LGL)
bull Aufbau und Betrieb eines S3shyHochsicherheitslabors auch im Bereich Gentechnik im Rahmen der experimentellen Uumlberwachung gentechnischer Anlagen beim Vollzug des Gentechnikgesetzes
bull Buumlndelung der in Bayern angesiedelten Ressourcen durch Kooperationen mit bayerischen Universitaumlten im Dienst der oumlffentlichen Gesundheit (Pettenkofer School of Public Health)
bull Uumlbernahme der Informationspflichten des StMUG an die Zentralstelle der Laumlnder fuumlr Gesundheitsschule uumlber die im Arzneimittelbereich in Bayern taumltigen Behoumlrden Ershyweiterung der Arzneimitteluntersuchungsstelle um die routinemaumlszligige Untersuchung von Medizinprodukten (Planproben shy VO (EG) 7652008) geplant Erstellung von Jahresstatistiken uumlber die Uumlberwachung der Medizinproshydukte in Bayern
bull Durchfuumlhrung von Projekten im Bereich Gesundheitsshyschutzshy und Gesundheitsvorsorge im Rahmen der Nutshyzung neuer Technologien wie zum Beispiel der Nanotechshynologie im Auftrag des StMUG uumlbergreifende toxikologishysche Risikoabschaumltzung durch Verknuumlpfung von Belasshytungsdaten aus allen fuumlr den Menschen relevanten Zufuhrpfaden
bull Ausbau der umweltmedizinischen Gesundheitsvorsorge bei wissenschaftlich diskutierten neuen Belastungsshyszenarien unter Beruumlcksichtung sensibler Gruppen wie Allergiker Neugeborene und Kleinkinder durch Aufbau von neuen Methoden und orientierenden Messungen in unterschiedlichen Matrizes (wie Hausstaub Koumlrpergeweshyben)
bull Uumlbertragung der Aufgaben im Bereich der Stillfoumlrderung in Bayern mit zahlreichen Einzelmaszlignahmen
bull Aufbau der Spezialeinheit Infektionshygiene umfangshyreiche Aufgabenmehrung im Zusammenhang mit der Bayshyerischen MedHygV
bull Einrichtung einer Bruumlckenprofessur bdquoPublic Health Policy amp Administrationldquo an der LMU Muumlnchen im Rahmen der von LGL Helmholtzzentrum Muumlnchen und LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen gemeinsam getragenen Petshytenkofer School of Public Health (PSPH)
2010
2011bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoVersorgungsqualitaumlt
Gesundheitsoumlkonomie Gesundheitssystemanalysenldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit in Vorbereitung auf eine neue Dienststelle in Nuumlrnberg (Haus der Gesundheit Bayern)
bull Einrichtung eines webbasierten Gesundheitsatlas Bayern mit einer Vielzahl geografisch gegliederter gesundheitsreshylevanter Zahlen und Indikatoren
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerische Gesundshyheitsagenturldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur bayerischen Gesundheitswirtschaft mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerisches Zentrum fuumlr Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (ZPG)ldquo am Lanshydesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur Landesshyzentrale fuumlr Gesundheit Bayern e V und weiteren Partshynern in Wissenschaft Praxis und Politik mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
2012
118
bull Uumlbertragung der Funktion eines Kommunalbuumlros fuumlr die aumlrztliche Versorgung im laumlndlichen Raum an das Sachshygebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonomie Geshysundheitssystemanalysenldquo zur Unterstuumltzung der Komshymunen und zur Mitgestaltung der im neu verabschiedeten Versorgungsstrukturgesetz vorgesehenen Handlungsshyspielraumlume der Laumlnder
Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Antraumlge fuumlr neuartige Lebensmittel
bull Mitarbeit am Europaumlischen Netzwerk fuumlr GVO Laborashytorien (ENGL) auf Grundlage der Verordnung (EG) Nr 18292003 uumlber genetisch veraumlnderte Lebensmittel und Futtermittel
bull Zusaumltzliche Uumlberpruumlfung der umfangreichen Mitteilungsshypflichten uumlber Inhaltsstoffe in Tabakerzeugnissen nach Tabakproduktverordnung und Uumlberpruumlfung der Zulassung von Pruumlflaboratorien (ab 2003)
bull Initiierung der Veranstaltungsreihe bdquoSchleiszligheimer Foshyrumldquo
bull Beginn der systematischen Untersuchung von Lebensshymitteln auf Acrylamid im Rahmen eines bundesweiten Minimierungskonzeptes
20022003
2003bull Beginn des nach EUshyRecht notwendigen Verfahrens zur
Validierung von Untersuchungsmethoden zum Nachweis von Tierarzneimittelruumlckstaumlnden
bull Einfuumlhrung der Untersuchungspflicht von Streptomycin in Honig nach Anwendung dieses Antibiotikums zur Feuershybrandbekaumlmpfung waumlhrend der Obstbluumlte Zusammenshyarbeit und Informationsaustausch mit den Bodenseeshyanrainern BadenshyWuumlrttemberg Schweizer Kantonen und dem Land Vorarlberg
bull Einfuumlhrung von Schwerpunktlaboren fuumlr Untersuchungen verschiedener Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
bull Schaffung des Arbeitskreises bdquoBier und Bieraumlhnliche Geshytraumlnkeldquo an der Dienststelle Wuumlrzburg In diesem Arbeitsshykreis sind Personen der Uumlberwachung und der Brauwirtshyschaft vertreten
bull Etablierung der miniaturisierten Multimethode (QuEshyChERS) fuumlr Pflanzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzshylichen Lebensmitteln
bull Breite Einfuumlhrung der LCshyMSMSshyTechnik in der Ruumlckshystandsanalytik mit einer deutlichen Erweiterung des Wirkshystoffspektrums
bull Konzentration der Blutalkoholuntersuchungen fuumlr ganz Bayshyern am Standort Erlangen (jaumlhrlich circa 25000 Blutproben)
bull Aufnahme der Kontrolle der Kennzeichnung von gentechshynisch veraumlnderten Futtermitteln
bull Nationale Zulassung als erstes und bisher einziges deutshysches Olivenoumllpanel in der amtlichen Lebensmitteluumlbershywachung
bull Beginn der Betreuung und Durchfuumlhrung zahlreicher durch das StMUG gefoumlrderter Projekte zur Entwicklung moderner Untersuchungsverfahren im Lebensmittelbeshyreich sowie der Betreuung von Diplomshy Mastershy und Dokshytorarbeiten in Kooperation mit der LMU Muumlnchen der TU Muumlnchen und der Tieraumlrztlichen Hochschule Hannover der FAU Erlangen und FraunhofershyInstituten
2004
119
bull Nachweis des ersten nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnderten Organismus (Papaya) in Europa
bull Aufbau und Akkreditierung des einheitlichen Qualitaumltsshymanagementsystems
2005bull Verstaumlrkte Untersuchung von Bedarfsgegenstaumlnden und
Kosmetika aufgrund ihrer Einbeziehung in nationale Kontshyrollprogramme (Bundesweiter Uumlberwachungsplan (BUumlp) ab 2005 Bundesweites Monitoring ab 2010)
bull Verlagerung der Kontaktstelle Bayerns im EUshySchnellshywarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel vom StMUG an das LGL damit Uumlbernahme neuer Steuerungsaufgaben in der Lebensmitteluumlberwachung verbunden Sichtung von circa 9000 Meldungen und Bearbeitung von circa 650 Vorshygaumlngen jaumlhrlich
bull Aufbau des Arbeitsbereichs bdquoMarktuumlberwachung im stofflichen Verbraucherschutzldquo und Implementierung in das Sachgebiet bdquoBedarfsgegenstaumlndeldquo
bull Uumlbernahme des Nachweises von gentechnisch veraumlndershyten Bestandteilen in Saatgut Uumlbernahme Experimentelle Kontrolle von GVOshyFreisetzungen
bull Ersterstellung eines Handbuchs zur Durchfuumlhrung des Nashytionalen Ruumlckstandskontrollplans (NRKP) in Bayern und der Uumlbertragung der Gesamtzustaumlndigkeit fuumlr die Planung aller NRKPshyProben in Bayern und Verteilung dieser Proshyben auf die Kreise und kreisfreien Staumldte auf der Basis stashytistischer Daten zu Tierbestaumlnden und Schlachtungen
bull Implementierung einer regelmaumlszligigen Absicherung aller Hemmstoffshypositiven Proben in Bayern mit Nachweis und Bewertung vorhandener Antibiotikaruumlckstaumlnde
bull Einfuumlhrung zahlreicher Projekte und Sonderprogramme wie zum Beispiel das EUshyProjekt bdquoTRACEldquo
bull Initiierung einer regelmaumlszligigen Fachtagung Gentechnik fuumlr Umwelt und Verbraucherschutz
bull Systematische risikoorientierte Beurteilung der NahrungsshyergaumlnzungsmittelshyAnzeigen bayerischer Inverkehrbringer
bull Mitarbeit an der Neukonzeption der Datenuumlbermittlung in der amtlichen Lebensmittelshy und Veterinaumlruumlberwachung auf Bundesebene
bull Erstmalige Beteiligung an einem EUshyTwinningshyProjekt in der Tuumlrkei dem zahlreiche weitere folgen
bull Koordinierung des bundesweiten Systems fuumlr die zentrale Erfassung von Ausbruumlchen lebensmittelbedingter Infektishyonen und Intoxikationen fuumlr den Freistaat Bayern (ZEVALI BELA) als neue Aufgabe des LGL
bull Einrichtung und Betreuung einer Verbraucherhotline fuumlr Hinweise zur Lebensmittelsicherheit
bull Einrichtung und Betreuung einer InternetshyPlattform bdquoLeshybensmittelwarnungenldquo fuumlr oumlffentliche Ruumlckrufe in Abshystimmung mit dem StMUG ab 2010 eigene Zustaumlndigkeit des LGL
bull Einrichtung des Notfallhandys bdquoLebensmittelldquo (24hshy Rufbereitschaft des LGL)
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Lebensmittelldquo zur Koorshydinierung von fachgebietsuumlbergreifenden Fragestellunshygen (Untersuchungen und Bewertungen) und Erarbeitung gemeinsamer Konzepte
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Wasserldquo als abteilungsshyuumlbergreifende Schnittstelle fuumlr wasserchemische Frageshystellungen und Kontaktstelle zum StMUG
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Anzeigen fuumlr neue Nahrungsshyergaumlnzungsmittel
2006
120
bull Durchfuumlhrung der gemaumlszlig TAppV vorgeschriebenen praktishyschen Ausbildung von TiermedizinshyStudenten in der oumlfshyfentlichen Veterinaumlrverwaltung in den Laborbereichen des LGL
bull Einrichtung der bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo am LGL mit zunaumlchst auf 35 Personen konzipierter Persoshynalstaumlrke als Dienstleister Entwicklung von Schwachstelshylenanalysen und Uumlberwachungskonzepten fachliche und rechtliche Unterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden im Einzelshyfall sowie Koordination des Krisenmanagements in Bayern fuumlr den Lebensmittelbereich
bull Sukzessiver Uumlbergang der Aufgaben des Mobilen Veterishynaumlrdienstes Bayern auf die Spezialeinheit in den Bereishychen Lebensmittelshy und Fleischhygiene Tierseuchen und Tierarzneimittel
bull Beginn von Kontrollprojekten wie zum Beispiel des Projekts bdquoEUshyzugelassene Kuumlhlhaumluserldquo
bull Weiterbildung der Mitarbeiter der Spezialeinheit zu Ermittshylungspersonen der Staatsanwaltschaft
bull Uumlbertragung der Zustaumlndigkeit fuumlr uumlberregionale Kontrollshymaszlignahmen im Lebensmittelbereich (Betriebskontrollen einschlieszliglich Dokumentenkontrollen)
bull Beginn von breit angelegten Untersuchungen von zimthalshytigen Lebensmitteln auf Cumarin wegen haumlufigen Uumlbershyschreitungen des Grenzwertes der Aromenverordnung
bull Etablierung einer empfindlichen Analysemethode fuumlr pershyfluorierte Verbindungen in tierischen und pflanzlichen Leshybensmitteln und Trinkwasser Beginn von Schwerpunktshy und Hintergrunduntersuchungen zur Erkennung von Probshylemgebieten und Unterstuumltzung von Minimierungsmaszligshynahmen
bull Etablierung der Analytik dioxinshyaumlhnlicher Polychlorierter Biphenyle (dl_PCB) mit GCshyHRMS
bull Etablierung des Arbeitskreises bdquoMykotoxineldquo zwischen Zoll Kreisverwaltungsbehoumlrden Regierungen Ministeshyrium und LGL
bull Koordination und Ausschreibung fuumlr eine landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Verbraucherschutz Projekt TIZIAN wird am LGL entwickelt und an den KVB in Bayern implementiert und durch das LGL administriert (derzeit circa 2000 Benutzer)
bull Uumlbernahme der Aufgabe des Qualitaumltsmanagementbeshyauftragten Bayern
bull Tieraumlrztliche Weiterbildungsstaumltte fuumlr die Gebiete Lebensshymittel (Fachtierarzt fuumlr Lebensmittel) und Fleischhygiene (Fachtierarzt fuumlr Fleischhygiene)
bull Einrichtung eines runden Tisches von LGL und LFL zum Erfahrungsshy und Wissenstransfer von Kenntnissen im Bereich der Pflanzenschutzmittel
bull Entwicklung und Durchfuumlhrung eines Jahreskontrollproshygramms zur Organisation von risikoorientierten Kontrollen uumlberregional taumltiger Lebensmittelbetriebe
bull Aufarbeitung Koordination und Aufklaumlrung von groszligen auch in den Medien viel beachteten bdquoLebensmittelskanshydalenldquo
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Qualitaumltszirkels bdquoTierische Nebenprodukteldquo
bull Einfuumlhrung eines investigativen Ansatzes in die Lebensshymitteluumlberwachung unter anderem durch langfristige Abshyordnung eines Kriminalpolizisten zur Spezialeinheit (Multishyplikatorenfunktion)
bull Aufbau eines Netzwerkes mit Staatsanwaltschaften Polishyzeishy und Zollbehoumlrden Hospitationen von Mitarbeitern der Spezialeinheit bei Dienststellen der Kriminalpolizei und
2007
121
des Zolls Einrichtung staumlndiger Arbeitsgruppen mit der Zollverwaltung
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Arbeitskreises bdquoWildldquo gemeinsam mit anderen im gesundheitlichen Vershybraucherschutz taumltigen Behoumlrden Entwicklung eines bayshyernweit einheitlichen Konzeptes zur effizienten Uumlberwashychung von Wildbetrieben
bull Uumlberfuumlhrung des bisherigen Jahreskontrollprogramms in ein formalisiertes bdquoKontrollprogramm Lebensmittelsichershyheitldquo das 108 Betriebe umfasst und das unterschiedliche Arten von Risiken in einem DreishySaumlulenshyModell abbildet stufenweise Umsetzung ab 01012008
bull Weiterer Aufbau des Personalkoumlrpers der Spezialeinheit auf circa 90 Mitarbeiter intensives Einarbeiten dieser Mitshyarbeiter in die Verwaltung und Organisation des gesundshyheitlichen Verbraucherschutzes nach Erreichen der Pershysonalsollstaumlrke jaumlhrlich circa 300 Kontrollen von groszligen Lebensmittelbetrieben (Kontrollumfang und Kontrolltiefe in neuer Qualitaumlt)
bull Einfuumlhrung projektierter Schwerpunktuntersuchungen nach konkreten Risikoprofilen
bull Beurteilung der Erstpruumlfberichte von NovelshyFoodshyAntraumlshygen
bull Einrichtung eines Arbeitskreises der mit der Analytik von perfluorierten Verbindungen befassten Stellen in Bayern (LfU LGL Fraunhofer Institut IVV und weitere) zur Abshystimmung und Weiterentwicklung der Analytik dieser neu als Umweltkontaminanten in den Brennpunkt geruumlckten Verbindungen
bull Etablierung der Bestimmung von Kontaminanten (Diisoshybutylphthalat und Photoinitiatoren) in Papierverpackungen und darin verpackten Lebensmitteln (Uumlberpruumlfung der Wirkung der freiwilligen Selbstverpflichtung der Industshyrie)
2008bull Uumlbernahme der Informationspflichten im Rahmen des
Verbraucherinformationsgesetzes
bull Aufbau eines Importkontrollplans und Aufnahme von Ruumlckshystandsuntersuchungen bei importierten Lebensmitteln
bull Einfuumlhrung eines neuen Laborinformationsshy und ManageshymentshySystems LIMSshyZ (als Pilotprojekt im TrinkwassershyBereich)
bull Einfuumlhrung verstaumlrkter Schwerpunktkontrollen (zum Beishyspiel in Wild beshy und verarbeitenden Betrieben sowie in Brauereien Baumlckereien und bei Teeherstellern und Imporshyteuren)
bull Weiterentwicklung des Qualitaumltsmanagementsystems fuumlr die bayerische Lebensmitteluumlberwachung und Veterishynaumlrfachverwaltung durch Neuentwicklung und Anpasshysung von Pruumlflisten und Verfahrensanweisungen
bull Erstmals Vorbereitung und Begleitung von FVOshyInspektishyonen
bull bdquoMelaminshySkandalldquo in China Schwerpunktkontrollen fuumlr Lebensmittel aus Asien mit Milchbestandteilen und Saumlugshylingsmilchprodukten allgemein
bull Erweiterung des bdquoNotfallhandy Lebensmittelldquo zur zentrashylen Alarmierungsstelle fuumlr Lebensshy und Futtermittelsishycherheit (24hshyRufbereitschaft in Bayern fuumlr alle Vorgaumlnge im Bereich Lebensshy und Futtermittel Tiergesundheit)
bull Verstaumlrkte Einfuhrkontrollen fuumlr bdquoauffaumllligeldquo pflanzliche Lebensmittel
bull Uumlbernahme der Aufgabe der Rechtsfoumlrmlichkeitspruumlfung von zu genehmigenden neuen oder uumlberarbeiteten QualishytaumltsmanagementshyDokumenten im gesundheitlichen Vershybraucherschutz und im Veterinaumlrwesen
2009
122
bull Vermehrter Umfang der Pruumlfung von Dokumentationen zu GMP und Konformitaumlt im Sinne der VO (EG) 19352004 VO (EG) 20232006 Richtlinie 200719EG im Bereich Bedarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Erstellung und Umsetzung eines Konzepts zur Uumlberwashychung der Anforderungen zu Good Manufacturing Practice im Lebensmittelbedarfsgegenstaumlndebereich in Bayern
bull Einbindung von Betriebskontrollprogrammen in das BUumlp unter intensiver Mitwirkung des LGL
bull Abschluss des EUshyProjekts TRACE (Tracing food commoshydities in Europe)
2010bull Einrichtung und Betreuung der zentralen Anlaufstelle fuumlr
Bayern in Fragen der Ausstellung von Veterinaumlrzertifikaten bei der Einshy Ausshy und Durchfuhr sowie Beratung und Unshyterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden (Koordination Vereinshyheitlichung)
bull Gesamtleitung des Projektes bdquoAkkreditierung von Trichishynenuntersuchungsstellenldquo
bull Uumlbertragung des Projekts bdquoRisikoorientierte Fleischuntershysuchungldquo vom StMUG an das LGL
bull Beurteilung der gesundheitsbezogenen Angaben nach HealthshyClaimsshyVerordnung unter Beruumlcksichtigung von aktuellen Gutachten der EFSA
bull Einfuumlhrung von Betriebskontrollen zur Dokumentenpruumlshyfung im Hinblick auf GMP und Konformitaumlt im Bereich Beshydarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Analytische Differenzierung verschiedener Bindungsforshymen von Elementen zur Unterscheidung ihrer Toxizitaumlt
bull Etablierung der Gruppenmethode fuumlr hoch polare Pflanshyzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzlichen Lebensmitteln
2011bull Benennung der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit als
zentrale Koordinierungsstelle in Bayern bei der Bewaumlltishygung von Krisenfaumlllen (zum Beispiel Dioxine in Futtermitshyteln EHEC) Zentrale Sichtung und Auswertung aller einshygehenden Informationen Aufbereitung der Informationen fuumlr die VorshyOrtshyBehoumlrden zentrale Steuerung von Probeshynahmen Betriebskontrollen Ruumlckverfolgungen von Washyrenstroumlmen etc
bull Betreuung der bundesweiten Plattform wwwlebensmitshytelwarnungde auf der oumlffentliche Warnungen vor nicht sicheren Lebensmitteln veroumlffentlicht werden soweit beshytroffene Lebensmittel in Bayern im Verkehr sind
bull Optimierung der EHECshyDiagnostik bei Lebensmitteln
bull Buumlndelung der chemischen Analytik von Trinkshy und Badeshywasser fuumlr Bayern am Standort Erlangen
bull Implementierung eines LGLshyspezifischen Probenplantools in die landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Vershybraucherschutz Das Projekt wird am LGL entwickelt von circa 100 wissenschaftlichen Sachverstaumlndigen genutzt und ermoumlglicht die direkte Datenkommunikation von Proshybenanforderungen bei den KVB in Bayern Das Tool wird durch das LGL administriert
bull Beginn des Sonderuntersuchungsprogramms bdquoPflanzenshyschutzmittelruumlckstaumlnde und deren Metabolite in Trinkshywasserldquo zur Statuserhebung der Qualitaumlt des bayerischen Trinkwassers
bull Etablierung der Analytik bromierter Flammschutzmittel in Lebensmitteln mittels hochaufloumlsender Massenspektroshymetrie
2012
123
Veterinaumlrwesen
2002bull Einrichtung einer Fachgruppe Tierschutz am LGL zur fachshy
lichshywissenschaftlichen Unterstuumltzung der bayerischen Veterinaumlrbehoumlrden
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Erlangen als Weiterbildungsstaumltte
2003bull Privatisierung der BSEshyPflichttests Etablierung des sogeshy
nannten LaborshyDatenscreenings alle zwei Jahre europashyweite Ausschreibung der LaborshyDienstleistungen sowie bayernweites Controlling derselben (inklusive regelmaumlszligishyger Laborbegehungen)
bull Einrichtung und Leitung des Arbeitskreises bdquoBayerische Sachkundepruumlfungldquo im Bereich Tierschutz
bull Zulassung als Weiterbildungsstaumltte zum Fachtierarzt fuumlr Tierschutz
bull Umsetzung der neuen TierschutzHundeVO durch Bereitshystellung von Vollzugshinweisen
2004bull erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshy
bildung der Amtstieraumlrzte Veterinaumlrassistenten und Vershywaltungsbeamten im Bereich Tierschutz
bull Mitarbeit in BundLaumlndershyArbeitsgruppen zur TierschutzshySchlachtverordnung und zur Durchfuumlhrung von Tierboumlrsen sowie in der LaumlndershyProjektgruppe Nutztierkontrollen
bull Akkreditierung der diagnostischen Laborbereiche nach DIN EN ISOIEC 17025
2005bull Start und Steuerung des freiwilligen BVDMDshyBekaumlmpshy
fungsverfahren in Bayern und Durchfuumlhrung der anfallenshyden Laboruntersuchungen (circa 12500 von circa 50000 milchviehhaltenden Betrieben nehmen teil jaumlhrlich circa 132000 Untersuchungen)
bull Kooperationsvertrag mit der Tieraumlrztlichen Fakultaumlt der LMU Muumlnchen
bull Beginn des LangzeitshyMonitoring zum Influenza AshyVirusgeshyschehen in Wildvoumlgeln
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Obershyschleiszligheim als Weiterbildungsstaumltte
bull Beginn der Begehungen der bayerischen Zoos im Zusamshymenhang mit der Umsetzung der Richtlinie 199922EG
bull Einbindung der veterinaumlrmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufloumlsung des MVD (=mobiler Veterinaumlrdienst) alle Aufshygaben des MVD werden auf das LGL uumlbertragen (neben dem Bereich Lebensmittel auch in den Bereichen Tierseushychenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln)
bull Aktualisierung und Uumlberarbeitung der Tierseuchenbeshykaumlmpfungshandbuumlcher
bull Weiterentwicklung tierschutzkonformer Toumltungsverfahshyren fuumlr den Tierseuchenfall
2006
124
bull Anschaffung einer mobilen Elektrotoumltungsanlage fuumlr Geshyfluumlgel und Regelung von Einsatz und Wartung auch der bereits vorhandenen Geraumltschaften
bull Etablierung von sogenannten Spezialistengruppen mit Spezialwissen fuumlr die Bekaumlmpfung von Tierseuchen (neshyben der bereits bestehenden Gruppe der Epidemiologen Etablierung einer Gruppe von Spezialisten fuumlr die Toumltung im Tierseuchenfall fuumlr Reinigung und Desinfektion und fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalles)
bull Beginn der regelmaumlszligigen Schulung der Spezialistengruppen
bull Erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshybildung der Amtstieraumlrzte und Veterinaumlrassistenten in den Bereichen Tierseuchenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln
bull Mitarbeit in BundshyLaumlndershyArbeitsgruppen Maulshy und Klaushyenseuche Klassische Schweinepest und Toumltung im Seushychenfall
bull Uumlbertragung der Steuerung des behoumlrdlichen Verfahrens zur Abgabe der Varroabekaumlmpfungsmittel auf das LGL
bull Wildvogelsterben aufgrund der H5N1shyInfluenzainfektioshynen (Vogelgrippe) setzt den Start fuumlr langfristige Untersushychungen des LGL in Kooperation mit dem Bayerischen Jagdverband zur Bedeutung einheimischer Wildtiere als Reservoir fuumlr Infektionserreger
2007bull Einstellung der am LGL durchgefuumlhrten BSEshyUntersushy
chungen
bull Ausbruch der Gefluumlgelpest bei Hausenten Durchfuumlhrung der Laboruntersuchungen und Koordinierung der aufshygrund von Gefluumlgelpest erforderlichen Toumltungsaktionen in Mittelfranken der Oberpfalz und Niederbayern und Untershystuumltzung vor Ort
bull Beginn der Schwerpunktkontrollen der Tierschutzbestimshymungen in Schlachtbetrieben
bull Inbetriebnahme des Hochsicherheitstrakts in der Veterishynaumlrpathologie (Fuchsbandwurm Tollwut)
bull Konzeption und Beginn einer flaumlchendeckenden Tuberkushylinisierung aller Rinder uumlber drei Jahre in einigen Landkreishysen des bayerischen Allgaumlus (TuberkuloseshyProjekt bis Fruumlhjahr 2009)
bull 2007 und 2008 Ausbruch der Blauzungenkrankheit mit umfangreicher Labordiagnostik in Pathologie und Viroloshygie
bull Erarbeitung von Musterauflagen fuumlr Zirkusbetriebe und erstmalige Anwendung im Erlaubnisverfahren fuumlr einen groszligen bayerischen Zirkus
bull Uumlbertragung der Vergabe der bundesweiten MKSshyVakzishynebank an das LGL (Vertragsdauer 4 Jahre)
bull Beschaffung von BTshyImpfstoff fuumlr eine flaumlchendeckende Impfung in Bayern (urspruumlngliche Beschaffung fuumlr risikooshyrientierte Impfung) Verteilung des BTshyImpfstoffes auf Landkreise
bull Labordiagnostische Begleitung und Uumlberwachung der Pflichtimpfung gegen die Blauzungenkrankheit
bull Beginn der Untersuchung zur Praumlvalenz von OvHVshy2shyInshyfektionen in bayerischen Mischbetrieben
bull Berufung in die Nationale Arbeitsgruppe am BMELV bdquoMRSAshyProblematik in der Tierhaltungldquo und Beginn der wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas am LGL in bayerischen und bundesweiten Forschungsprojekten
bull Erarbeitung von Leitlinien zum tierschutzgerechten Transshyport von Gehegewild
2008
125
bull Einfuumlhrung der neuen Version des Tierseuchennachrichshytenprogramms (TSN) mit integriertem Krisenverwalshytungsprogramm (KVP)
bull Etablierung und Schulung einer Spezialistengruppe fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalls bdquoTSNshyMultiplikatorenldquo
bull Beginn von Schulungen zur Festlegung von bdquoVerantwortshylichkeiten im Tierseuchenfallldquo sowie zur Etablierung von Arbeitsstaumlben in den Kreisverwaltungsbehoumlrden und Reshygierungen in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Feuershywehrschule Geretsried und dem Bayerischen Staatsmishynisterium des Inneren
2009bull Erstellung der fachlichen Inhalte fuumlr ein bundesweites Zirshy
kusregister in der HIshyTierdatenbank
bull Neukonzeption der Ausshy und Fortbildung fuumlr Veterinaumlrvershywaltung und Wirtschaftsbeteiligte zum Thema tierschutzshygerechtes Betaumluben und Schlachten durch Lehrfilm und Praxisworkshop
bull LGLshyInitiative zur Gruumlndung eines Veterinary Public HealthshyBereiches im Rahmen eines Graduiertenkollegs zusamshymen mit der LMU
bull Aufnahme der Bereiche Tiergesundheit und Tierschutz in das neue Verfahren zur Alarmierung bei Vorfaumlllen im Beshyreich der Lebensmittelshy und Futtermittelsicherheit auszligershyhalb der Dienstzeiten
bull Initiative zur Beschaffung und gemeinsamen Nutzung von HighshyTechshyGroszliggeraumlten im Raum Muumlnchen (Hochleisshytungssequenzierung LGL und Genzentrum der LMU)
bull Erstmalige Durchfuumlhrung der Untersuchungen fuumlr das Nashytionale Zoonosemonitoring im Rahmen der AVV Zoonoshysen Lebensmittelkette
2010bull Ende des freiwilligen bayerischen BVDshyBekaumlmpfungsvershy
fahrens (13249 Betriebe traten dem Bekaumlmpfungsverfahshyren bei) ndash Ruumlckblick auf fuumlnf Jahre freiwilliges BVDshyBeshykaumlmpfungsverfahren in Bayern und Umstellung auf ein bundesweites Pflichtbekaumlmpfungsprogramm
bull Ursachenklaumlrung des mysterioumlsen Kaumllberblutens (bovine neonatale Panzytopenie) zusammen mit der Tieraumlrztlishychen Fakultaumlt der LMU
bull Beginn eines bayerischen TuberkuloseshyMonitorings beim Rotwild
bull Neubeschaffung eines Transmissionselektronenmikrosshykops
bull Einrichtung und Leitung eines Planungsstabs zur Konzepshytion einer landkreisuumlbergreifenden Pilottierseuchenuumlbung im Regierungsbezirk Oberfranken mit dem Ziel die Ablaumlushyfe in und zwischen den Arbeitsstaumlben bdquoVeterinaumlrwesenldquo aller drei Verwaltungsebenen einzuuumlben
bull Ersterfassung von Aquakulturbetrieben in Bayern im Rahshymen eines Projekts unter Einbeziehung von Fischwirtshyschaftsmeistern im Auszligendienst
2011
126
Futtermittel
bull Uumlbernahme des Futtermittelsachgebietes der LfL in das LGL (Integration des Futtermittelrechts in die EUshyBasisshyVO 1782002) Umsetzung nationaler Kontrollplaumlne in Bayern
bull Ausbau der mikroskopischen Untersuchungen (Nachweis tierischer Bestandteile) infolge der BSEshyKrise
20022003
2004-2006bull Beginn der Untersuchung auf gentechnisch veraumlnderte
Zutaten in Futtermitteln zur Kontrolle der Kennzeichnung
bull Referenzlabor fuumlr die Zulassung von Zusatzstoffen (hier ausschlieszliglich Probiotika und pharmazeutisch wirksame Substanzen)
bull Erstmals Einbindung in die Ausshy und Fortbildung von LeshybensmittelchemieshyPraktikanten Amtstieraumlrzten und Veteshyrinaumlrassistenten
bull Beginn mit Projektarbeiten (hier AltlastenshyProjekt gezielshyte Probenahme von Aufwuchsgebieten mit bekannter Altshylasthistorie)
2007bull Umsetzung des Nationalen Kontrollplans (Rahmenkonshy
trollplan) fuumlr die Jahre 2007 bis 2011
2008bull Beteiligung bei der Einfuumlhrung einer einheitlichen EDVshy
Loumlsung (TIZIAN) in der bayerischen Futtermitteluumlberwashychung
bull Mitarbeit bei der Entwicklung eines Konzepts zur Neuordshynung der Aufgaben in der Futtermitteluumlberwachung und Uumlbernahme der darin dem LGL zugeordneten Aufgaben
2009bull Seit 2009 Fachliche Pruumlfung der Schnellwarnungen inshy
nerhalb des RASFF im Futtermittelbereich
bull Risikoorientierte Schwerpunktuntersuchungen (Melamin PFT Dioxine LeinsamenshyMaisshyGVO Heimtiernahrung)
2010bull In Zusammenarbeit mit dem StMUG und der ROB Neushy
strukturierung der QMshyDokumenteshyVorgaben im Bereich Futtermitteluumlberwachung
bull Entwicklung eines neuen Risikobewertungssystems fuumlr Betriebe (RIA) im Bereich Futtermittel in Zusammenarbeit mit der ROB
bull Auch im Futtermittelbereich Integration des LGL bei Rashydioaktivitaumltsmessungen Die an das integrierte Messshy und Informationssystem (IMIS) des Bundes vom LfU gemelshydeten Ergebnisse werden automatisch auch an das LGL gemeldet
bull Das in Bayern entwickelte Verfahren der Risikoanalyse wird durch Aufnahme in das neue Kontrollprogramm Futtermittel fuumlr die Jahre 2012 bis 2016 bundesweit uumlbershynommen
2011
127
Kosmetika
2005bull Einbeziehung von Kosmetika in nationale Kontrollprogramshy
me (BUumlP ab 2005 Monitoring ab 2010)
2006
2009bull Zertifikatserstellung fuumlr Kosmetikexporte nach China
bull Vermehrter Umfang und Bedeutung von Produktunterlashygenpruumlfung im Kosmetikbereich insbesondere Sichershyheitsbewertungen Wirknachweise Spezifikationen
Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
2002bull Aufbau der Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Vershy
braucherschutz (AGEV jetzt AGL) mit Zustaumlndigkeiten fuumlr
shy die Ausbildung von Lebensmittelchemikern Amtstiershyaumlrzten Amtsaumlrzten Lebensmittelkontrolleuren Veterishynaumlrassistenten Hygienekontrolleuren Sozialmedizinishyschen Assistentinnen sowie den Fachlehrgang Ernaumlhshyrung
shy die fachliche und uumlberfachliche Fortbildung der genannshyten Berufsgruppen sowie der Sozialpaumldagogen Pharmashyzeuten und Gewerbeaufsichtsbeamten
shy die Integration der staatlichen Berufsfachschule fuumlr veteshyrinaumlrmedizinischshytechnische Assistentinnen
2003bull Uumlbernahme der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umshy
weltmedizin (ASUMED) vom Bayerischen Landesamt fuumlr Arbeitsschutz Arbeitsmedizin und Sicherheitstechnik
bull Start eines eigenen jaumlhrlichen LGLshyInhouseshyFortbildungsshyprogramms mit zunaumlchst 260 Teilnehmern an 25 Seminarshyterminen
bull Durchfuumlhrung des Kongresses bdquoRisikoanalyse Risikomashynagement Risikokommunikation ndash Strategien im Gesundshyheitsshy und Verbraucherschutzldquo in Wuumlrzburg
bull Uumlbernahme des uumlberfachlichen Fortbildungsprogramms fuumlr den kompletten Geschaumlftsbereich aus dem Ministerishyum
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Tieraumlrzten (circa 950 Teilnehmer circa 16 Veranstaltungstermine)
bull Start des in 2shyjaumlhrigem Rhythmus durchgefuumlhrten LGLshyKongresses fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Fachassistenten (circa 500 Teilnehshymer circa 9 Veranstaltungstermine)
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die Ausshy und Fortbildung der Futtermittelkontrolleure in Bayern
2005
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr den Theorielehrgang zur Ausbildung der amtlichen Fachassistenten (Neukonzeptishyon und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Rotfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung 45 Monate Dauer)
2007
128
bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshygramms 2007 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo (20 zusaumltzliche neu konzishypierte Seminare mit 4736 Teilnehmer)
bull AmtsarztshyLehrgang in Kooperation mit der LMU Muumlnchen erstmals mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium
bull Neukonzeption und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Weiszligshyfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung (drei Wochen Dauer) im Rahmen der Ausbildung zum amtlichen Fachshyassistenten
2008bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshy
gramms 2008 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo mit 4621 Teilnehmern
2009bull Neukonzeption und Durchfuumlhrung eines modularen Lehrshy
gangs fuumlr FuttermittelshyProbenehmer
bull Einfuumlhrung des Bruumlckenkurses bdquoClinical Effectivenessldquo in Kooperation mit der LMU Muumlnchen
bull Erstmals differenziertes Fortbildungsangebot fuumlr amtliche Tieraumlrzte mit zehn verschiedenen Fortbildungsthemen an 34 Veranstaltungsterminen
bull Konzeption und Durchfuumlhrung eines umfangreichen Schushylungsprogramms nach der Einfuumlhrung des neuen EDVshyProgramms BALVI iP bei den Veterinaumlrshy und Lebensmittelshyuumlberwachungsbehoumlrden
bull Ausrichtung der 5 Jahrestagung des EU gefoumlrderten Proshyjektes bdquoTRACE ndash Tracing Food Commodities in Europeldquo
bull Erreichter Ausshy Fortshy und Weiterbildungsumfang 2009
shy 467 Seminartage mit 6585 Teilnehmern in der Fortbilshydung
shy 14 Lehrgaumlnge mit 497 Teilnehmern und 4565 Untershyrichtsstunden in der Ausshy und Weiterbildung
bull Neue Aufgabe Uumlbernahme der Aufgaben als zustaumlndige Stelle nach dem BBiG fuumlr Sozialversicherungsfachangeshystellte
2010
129
Arbeitsschutz und Produktsicherheit
2005bull Zum 31072005 wurden das LfAS aufgeloumlst und die weshy
sentlichen Aufgaben mit stark reduziertem Personal in das LGL integriert
bull Die Laboruntersuchungen und die Erstellung von Probenshyplaumlnen wurden auf das ADZ Nord in Erlangen uumlbertragen
bull Entwicklung Abstimmung und Verabschiedung des Jahshyresplans fuumlr Projektarbeiten der bayerischen Gewerbeaufshysicht als Daueraufgabe
bull Fertigstellung der ZoonosenshyWebsite
bull Staumlndige Aktualisierung des Bereichs Produktsicherheit des Verbraucherinformationssystems VIS
bull Uumlbernahme der Aufgaben der Leitstelle Chemikalienrecht fuumlr die Gewerbeaufsichtsverwaltung
2006bull Einrichtung und Betreuung einer REACHshyInfoline in Zushy
sammenarbeit mit dem LfU
bull Pruumlfung und Begutachtung von 175 Verbraucherprodukshyten in der Zentralen Geraumlteuntersuchungsstelle Beispieshyle Gasdruckfanfaren Houmlrverstaumlrker Leuchten
2007bull Uumlberarbeitung und Aktualisierung des curricularen Lehrshy
plans fuumlr den gehobenen und houmlheren technischen Geshywerbeaufsichtsdienst
bull Betreuung des neuen Lehrgangs des gehobenen technishyschen Gewerbeaufsichtsdienstes mit Beginn am 01102007
2008bull Start des Projekts zum Elektroshy und Elektronikgesetz
bull Uumlbernahme von Zustaumlndigkeiten im Rahmen des Elektroshy und Elektronikgeraumltegesetzes (ElektroG)
bull Beteiligung an der Vorbereitung und Durchfuumlhrung der Anshystellungspruumlfungen fuumlr den technischen Gewerbeaufshysichtsdienst
2009bull Uumlbernahme der Organisation der Durchfuumlhrung der Geshy
meinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) fuumlr die bayerische Gewerbeaufsicht
bull Neustrukturierung einer Abteilung Arbeitsschutz und Proshyduktsicherheit umweltbezogener Gesundheitsschutz
bull Die Umstellung des bdquoVorschriftenshy und Regelwerkes VRWldquo auf das bdquoFachinformationssystem der Gewerbeshyaufsicht FSGldquo wurde nach umfassenden systematischen Aumlnderungen fertiggestellt
bull Methodischshydidaktische Erweiterung in den Modulen der Fachausstellung zum Arbeitsschutz hin zur interaktiven Vermittlung von Lerninhalten
bull Start der BayernshyTour fuumlr die Thematik Chemikaliensishycherheit mit der Wanderausstellung bdquoGHSldquo fuumlr global harshymonized system
2010
130
bull Zusammenfuumlhren der Aufgaben Produktsicherheit Spielshyzeug stofflicher Verbraucherschutz im Sachgebiet AP5
bull Uumlbernahme der Labors fuumlr chemische Spielzeuguntersushychungen und chemische Untersuchungen im Rahmen der Marktuumlberwachung am Standort Erlangen
bull Einrichtung eines Laborbereiches fuumlr Messungen im Rahshymen des HumanshyBiomonitorings
bull Erarbeitung und Durchfuumlhrung eines Qualifizierungsshy und Umsetzungskonzepts zur Integration psychischer Belasshytungen in die Aufsichtstaumltigkeit der Gewerbeaufsicht
2011bull Entwicklung eines Erhebungsinstruments zur Evaluation
von laumlnderbezogenen Arbeitsschutzaktivitaumlten (SCOREshyBOARD) und Durchfuumlhrung der Evaluation
bull Etablierung von Bioaerosolmessungen an Arbeitsplaumltzen
bull Modernisierung der Laboreinheit zur Messung von Fremdshystoffen am Arbeitsplatz und der Normalbevoumllkerung
bull Beginn der Einrichtung eines NANOshyLabores zur Darstelshylung der analytischen und gesundheitlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Nanotechnologie
bull Methodenentwicklung zur Analytik neuartiger persistenshyter und toxikologisch bedeutsamer Stoffe im hausshy und luftgetragenen Staub Blut Muttermilch
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr umweltmedizinisch orishyentierte Innenraumluftmessungen und Beginn der laborshymaumlszligigen Umsetzung
bull Entwicklung eines Messekonzeptes fuumlr die Bayerische Gewerbeaufsicht auf Basis des neuen Marketingshy und Kommunikationskonzeptes
bull Durch Aumlnderungen im Medizinprodukterecht die zum 21 Maumlrz 2010 in Kraft getreten sind wurden zusaumltzliche Aufshygaben bei der Uumlberwachung von klinischen Pruumlfungen mit aktiven Medizinprodukten uumlbernommen
bull Erweiterung der Aufgaben der Leitstelle Chemikaliensishycherheit im Rahmen des Vollzugs der REACHshyVerordnung (REACHshyIT HELPNET)
bull Mitarbeit im Rahmen der Nationalen Stillkommission
2012
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132
Herausgeber Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)Eggenreuther Weg 43 91058 Erlangen
Telefon 09131 6808-0Telefax 09131 6808-2102E-Mail poststellelglbayerndeInternet wwwlglbayerndeBildnachweis S 8 (StMUG) S10 (StMAS)
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Redaktion Stabsstelle Praumlsidialbuumlro Koordination und Strategie des LGLGestaltung amp Druck Osterchrist Druck und MedienStand September 2012
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Fuumlr eine bessere Lesbarkeit haben wir bei manchen Personenbezeichnungen auf ein Ausschreiben der weiblichen Form verzichtet Selbstverstaumlndlich sind in diesen Faumlllen Frauen und Maumlnner gleichermaszligen gemeint
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Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit
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10 Jahre2002-2012
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02-2
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wwwlglbayernde
- 10 JAHRE LGL Bayerisches Landesamt furGesundheit und Lebensmittelsicherheit
-
- Aufbruch amp Veraumlnderung
-
- Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber
- Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer
- Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf
-
- Krise amp Chance
-
- Krise amp Chance
- 10 Jahre BSE
- BSE-Untersuchungen
- Tierseuchenuberwachung
- Fazit
-
- Handeln
-
- Uumlberwachung
- Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit
- Betriebskontrollen
- Multiplikator
- EU-Schnellwarnsystem fur Lebens- und Futtermittel
- Futtermittelsicherheit
- Tierarzneimitteln
- Tierschutz
- Qualitaumlt will gelernt sein
- Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
- Schwerpunkt Fachfortbildung
- Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
- Die ASUMED
- Die MTA-V-Schule
- Ausblick
-
- Europa
-
- Europa
- Novel Food
- Nahrungsergaumlnzungsmittel
- Chemikaliensicherheit
- Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
- REACH-Infoline am LGL
- Neue Gefahrensymbole
- Sachkundeprufung
- Fazit
-
- Wissenschaft
-
- Wissenschaft
- Pettenkofer School of Public Health
- Facharzt fur Oumlffentliches Gesundheitswesen
- Universitaumlre Vernetzung des LGL
- Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
- Real-Time-PCR
- Kombination mit klassischen Verfahren
- Pflanzenschutzmittel
- Tierarzneimittelruckstaumlnde
- Kontaminanten
- Dioxine
- Nitrosamine
- Mykotoxine
- PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
- PFT-Analytik am LGL
- Acrylamid
- Elemente und Schwermetalle
- Echtheit und Herkunft
-
- Transparenz
-
- Transparenz
- Der Weg von derAmtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
- Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
- Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
- Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
- Fazit
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- Vernetzung
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- Vernetzung
- LAGI
- LARE
- LAHOK
- Die Plattform Versorgungsforschung
- Betriebliches Gesundheitsschutzmanagement (BGM)
- Gesundheitsmanagement nach Innen
- Gesundheitsmanagement nach Auszligen
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- Vergangenheit amp Zukunft
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- Vergangenheit amp Zukunft
- Schutz und Foumlrderung der oumlffentlichen Gesundheit im Wandel der Zeit
- Grundungsvater Pettenkofer
- Die Landesuntersuchungsaumlmter
- Aufbruch zum LGL
- Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
- One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
- New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
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- Chronologie
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- Gesundheit
- Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
- Veterinaumlrwesen
- Futtermittel
- Kosmetika
- Akademie fur Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
- Arbeitsschutz und Produktsicherheit
-
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AUFBRUCHamp VERAumlNDERUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
AUFBRUCHamp VERAumlNDERUNG
Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber zum zehnjaumlhrigen Bestehen des Bayerischen Landes-amtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Bayerische Speisen und Getraumlnke sind fuumlr ihren guten Geschmack bekannt Damit unsere Produkte auch gesundheitlich unbedenklich sind werden sie laufend vom LGL uumlberpruumlft Die Verbraucher haben einen Anspruch darauf vor gesundheitlichen Risiken und Taumluschungen geschuumltzt zu werden Das gilt soshywohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Kosmetika und Bedarfsgegenstaumlnde
Weitere Aufgabenschwerpunkte des LGL sind humanmedizinische pharmazeutische und praumlvenshytionsbezogene Fragestellungen Daruumlber hinaus auch die Tiergesundheit von der Tierseuchenshybekaumlmp fung uumlber den Tierschutz bis hin zur Uumlbershypruumlfung von Tierarzneishy und Futtermitteln Das Motto unserer Tieraumlrzte lautet gesunde Lebensshymittel von gesunden Tieren
Kurzum Das Landesamt ist immer dann gefragt wenn es um die vorausschauende Analyse und Beshywertung von gesundheitlichen Risiken und die Entshywicklung entsprechender Konzepte und Strategien fuumlr die Bevoumllkerung geht Der Glassplitter im Fertigshygericht oder der Nagel im Brot sind leicht festzustelshylen kommen aber selten vor Der Nachweis ob ein Fleischsalat Krankheitserreger enthaumllt Farben mit unzulaumlssigen Schwermetallen versetzt oder in Erdshybeeren Pflanzenschutzmittel uumlber dem Grenzwert vorhanden sind bedarf dagegen umfangreicher Unshytersuchungen Rund 80 000 Laboruntersuchungen allein von Lebensmitteln bewaumlltigt das LGL pro Jahr und bewertet dabei die Produkte Dazu kommen weitere Aufgaben wie zum Beispiel der Betrieb der zentralen Datenbank TIZIAN und das Qualitaumlts manashygement fuumlr die Uumlberwachung die Entwicklung von
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Impf kampagnen infektionshygienische Begehungen von Krankenhaumlusern die Gesundheitsberichterstatshytung die Erfassung meldepflichtiger Infektionskrankshyheiten und vieles mehr
All diesen verantwortungsvollen Aufgaben widmet sich das LGL nun schon seit zehn Jahren mit viel Ershyfolg Gegruumlndet am 01012002 als Konsequenz aus der BSEshyKrise entstand eine moderne interdisziplishynaumlre wissenschaftlich fundierte Behoumlrde mit vershystaumlrkt konzeptioneller und beratender Taumltigkeit fuumlr Politik und Verwaltung Die Bayerische Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL) wurde am LGL als zentrale Bildungseinrichtung installiert um Ausshy Fortshy und Weiterbildungen fuumlr den Geshyschaumlftsbereich des StMUG zu organisieren Weitere wichtige Stationen auf dem Weg des LGL waren 2005 die Eingliederung des Landesamtes fuumlr Arshybeitsschutz (LfAS) das die Gewerbeaufsicht untershystuumltzt und sich mit Fragestellungen des Arbeitsshyschutzes befasst sowie im Jahr 2006 der Aufbau der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit die als zentrale Anlaufstelle landesweit vertiefte Kontrollen in groszligen Lebensmittelbetrieben durchfuumlhrt
Die Weiterentwicklung des LGL aus den Landesshyuntersuchungsaumlmtern Suumld und Nord von einem bdquoUntersuchungsamtldquo zu einer zentralen Fachbehoumlrshyde fuumlr Lebensmittelsicherheit Humanshy und Veterishynaumlrmedizin sowie Pharmazie und Arbeitsschutz fuumlhrte zu houmlchster Effizienz in einem breiten Aufshygabenspektrum Das machte sich nicht zuletzt in krisenhaften Situationen wie beim Ausbruch der
Neuen Influenza A H1N1 im Jahr 2009 oder bei den durch Lebensmittel uumlbertragenen EHECshyInfektionen im Fruumlhjahr 2011 bezahlt Das LGL praumlsentierte sich hoch kompetent und leistete hervorragende Arbeit
Die Bayerische Staatsregierung legt groszligen Wert auf die Sicherheit der Verbraucher Dem LGL kommt dabei hohe Bedeutung zu Immer wieder zeigt sich dass die Menschen in Bayern dank der kontinuiershylichen Arbeit der uumlber 1000 LGLshyBeschaumlftigten gut geschuumltzt transparent informiert und unabhaumlngig beraten sind
Fuumlr ihre engagierte Arbeit zum Wohle der bayerishyschen Bevoumllkerung spreche ich allen LGLshyMitarbeiter innen und shyMitarbeitern meinen ganz herzlichen Dank aus Es ist eine verantwortungsshyvolle und wertvolle Arbeit die Qualitaumlt sichert und Vertrauen schafft
Dr Marcel Huber MdL
Bayerischer Staatsminister fuumlr Umwelt und Gesundheit
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Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer anlaumlsslich des zehnjaumlhrigen Jubilaumlums des Bayerischen Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Meine sehr geehrten Damen und Herren
es ist mir eine Freude dem Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zu seishynem zehnjaumlhrigen Bestehen gratulieren zu duumlrfen
Das Landesamt ist wichtig fuumlr die Menschen in Bayern Denn es ist ein Garant fuumlr Sicherheit und V erlaumlsslichkeit auf vielen zentralen Gebieten der Daseinsvorsorge etwa wenn es um die Untersushychung und Bewertung technischer Produkte und chemischer Stoffe geht aber auch bei der Praumlvenshytion von physischen und psychischen Gesundheitsshygefahren im Arbeitsalltag Daruumlber hinaus uumlbershynimmt das Landesamt mit seinem Landesinstitut fuumlr Arbeitsschutz und Produktsicherheit umweltshybezogener Gesundheitsschutz viele wichtige Querschnittsaufgaben fuumlr die Gewerbeaufsicht
Ich darf die Gelegenheit nutzen mich im Namen meines Hauses und der gesamten Bayerischen Staatsregierung fuumlr die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken
Ich wuumlnsche dem Bayerischen Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit viel Erfolg bei der Fortsetzung seiner verantwortungsvollen Arbeit
Herzlichst
IhreChristine Haderthauer
Bayerische Staatsministerin fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen
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Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf uumlber die Entwicklung einer modernen Fachbehoumlrde
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Pressestelle LGL Herr Dr Zapf als heutiger Praumlsishydent des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensshymittelsicherheit waren Sie schon im Gruumlndungsjahr 2002 maszliggeblich an der Blaupause des LGL beteishyligt Welche der Ziele die damals wohl vor allem durch die BSEshyKrise diktiert wurden konnten durch die Gruumlndung des LGL aus heutiger Perspektive tatshysaumlchlich befoumlrdert werden
Zapf Die Jahreswende 20002001 setzte mit den ersten Faumlllen von BSE in Deutschland in der Tat eine Entwicklung in Gang die im gesamten Bundesgeshybiet ja in ganz Europa die staatlichen Einrichtungen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wie kaum ein anderes Ereignis praumlgen sollten Im Falle des LGL ist dies aber nur ein Teil der Wahrheit
Pressestelle LGL Inwiefern
Zapf In Bayern wurde mit der Schaffung des LGL selbstverstaumlndlich auch den Notwendigkeiten Rechshynung getragen die durch das Auftreten von BSE an die organisatorischen Rahmenbedingungen der Leshybensmittelshy Futtermittelshy und Veterinaumlrkontrollen forshymuliert wurden Hier haben wir insbesondere bisher organisatorisch aber auch oumlrtlich getrennte Behoumlrshyden bzw Behoumlrdenteile auf Landesebene zusamshymengefuumlhrt um der interdisziplinaumlren Natur der sich uns stellenden Aufgaben Rechnung zu tragen Dashyruumlber hinaus haben wir aber auch versucht aus der Pflicht eine Tugend zu machen und haben viel weitshyreichendere Aumlnderungen die teilweise erst in den kommenden Jahren spruchreif wurden auf den Weg gebracht Die Idee die die Gruumlndung und Fortshyentwicklung des LGL ganz wesentlich gepraumlgt hat
war die Schaffung einer integrierten Fachbehoumlrde fuumlr alle Themen der oumlffentlichen Gesundheit ein Beshygriff der hier sehr weit gefasst zu verstehen ist Es geht um die Gesundheit von Mensch und Tier mit all ihren Einflussfaktoren im oumlffentlichen Raum
Pressestelle LGL Wie wurde das konkret umgesetzt
Zapf Unter dem Dach des LGL wurde eine neue Landesgesundheitsbehoumlrde aufgebaut Spaumlter im Jahr 2005 haben wir eine Fusion mit den Bereichen Arbeitsschutz und Produktsicherheit sowie Chemishykaliensicherheit auf den Weg gebracht Eine staumlrkere Vernetzung mit der Vollzugstaumltigkeit der VorshyOrtshy Behoumlrden wurde durch die Schaffung zweier bdquoSpezialeinheitenldquo fuumlr Lebensmittelsicherheit 2006 und Krankenhaushygiene 2010 erreicht Vor allem im Falle der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit ist schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ndash den man bei aller gebotenen Objektivitaumlt nur als Erfolgsgeshyschichte bezeichnen kann
Dieser Anspruch ein kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen der oumlffentlichen Gesundheit fuumlr Polishytik und Verwaltung zu sein findet seine juumlngste Fortshysetzung in dem aktuellen Aufbau eines Teams im Bereich Versorgungsforschung und Gesundheitsshysystemanalyse
Pressestelle LGL Damit wurde aber genau die geshygenteilige Entwicklung vollzogen die mit der Aufshyspaltung des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes vorgenommen wurde Weshalb soll fuumlr Bayern nicht gelten was fuumlr den Bund gilt
Zapf Zum einen ist das LGL mit knapp uumlber 1000 Mitarbeitern nicht annaumlhernd so groszlig wie das ehemalige BGA war Hier uumlberwiegen die Synergieshyeffekte noch sehr deutlich Das LGL konnte bei fortshywaumlhrendem Personalabbau im Vergleich zu den Vorshygaumlngereinrichtungen eine erhebliche Aufgabenmehshyrung schultern es ist somit effizienter geworden Zum anderen unterscheidet sich das Aufgabenspekshytrum einer Landesbehoumlrde deutlich von dem einer Bundesbehoumlrde Vor allem bei der Unterstuumltzung von Vollzugsbehoumlrden in der Bewaumlltigung konkreter Faumllle hat es sich als aumluszligerst vorteilhaft erwiesen alle Informationen an einer zentralen Stelle zu buumlnshydeln an der auch sofort auf Experten aus allen beteishyligten Disziplinen zuruumlckgegriffen werden kann
Pressestelle LGL Sehen Sie noch eine Fortsetzung dieses Prozesses in der Zukunft
Zapf Diese Festschrift zum zehnjaumlhrigen Bestehen des LGL zeigt ja bereits schlaglichtartig welches breite Themenspektrum wir heute abdecken Fachshylich ist das LGL in seiner jetzigen Form im gesamten Bereich taumltig den ich unter einem weit gefassten PublicshyHealth Begriff verstehen moumlchte sodass vor allem das stetige Optimieren von Strukturen und Prozessen auch zukuumlnftig notwendig sein wird um in unseren schnell voranschreitenden Fachgebieten mit der Zeit gehen zu koumlnnen
Pressestelle LGL Vielen Dank Herr Dr Zapf
Das Interview fuumlhrte die LGL-Pressesprecherin
Katrin Grimmer
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T ie rg esundhe i t
Verbraucherinformationsgesetz
P ro duk t s i c he r he i tP resse
Saatgut
Spezialeinheit Lebensmit telsicherhe i t
RisikokommunikationEr l an g en
LGLO b e r s c h l e iszlighe im
WUumlRZBURG
Muumlnchen
B a d e g ewaumls se r
r i s i ko o r i ent i e r t
A us b i l d un g
D iens t l e i s te r
w i ssensc ha f t l i c h
Ko sm et i k
F a c h b eh ouml rd e
Tierarzneimittel
modern
Infek t i o l o g ie
A r b e i t s sc hu t z
P u b l i c H e a l t h
KRISE amp CHANCE
Krise amp Chance 12
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Krise amp Chance
Wie viele Neuerungen so entstand auch das LGL unter dem starken Eindruck einer Krise der BSEshy Krise BSE hielt im Jahr 2001 ganz Europa in Atem und auch in Deutschland hat sich das Interesse an Themen der Lebensmittelsicherheit schlagartig ershyhoumlht was zu strukturellen und organisatorischen Veraumlnderungen auf Bundesshy und Landesebene fuumlhrshyte Auf Bundesebene wurde im Jahr 2001 der Vershybraucherschutz dem neu gebildeten Bundesministeshyrium fuumlr Verbraucherschutz Ernaumlhrung und Landshywirtschaft (BMVEL) angegliedert sowie im Jahr 2002 das Bundesinstitut fuumlr Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz (BVL) gegruumlndet
In Bayern reagierte man 2001 mit der Gruumlndung des damaligen Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ershynaumlhrung und Verbraucherschutz (StMGEV) Mit Wirkung zum 1 Januar 2002 wurde fuumlr zentrale Aufshygaben das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) neu geschaffen 2003 wurden in Bayern die Bereiche Verbrauchershyschutz und Gesundheit und die Zustaumlndigkeit fuumlr den Umweltschutz im neu gebildeten Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zusammengefuumlhrt das nach der Landshytagswahl 2008 den Namen Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) erhielt
Heute zehn Jahre danach zeigt sich nicht zuletzt am Beispiel des LGL dass jeder Krise auch die groszlige Chance innewohnt Strukturreformen auf den Weg zu bringen So konnte in Bayern mit dem LGL
eine einheitliche interdisziplinaumlre Fachbehoumlrde geshyschaffen werden die nicht nur alle Bereiche des geshysundheitlichen Verbraucherschutzes also Futtermitshytelsicherheit Tiergesundheit und Lebensmittelshysicherheit unter einem Dach vereint sondern mit den Themengebieten oumlffentliche Gesundheit Proshyduktsicherheit und Arbeitsschutz alle Bereiche des Gesundheitsschutzes der Bevoumllkerung abdeckt Dashyneben wurde das Taumltigkeitsspektrum eines reinen bdquoUntersuchungsamtesldquo so erweitert dass nunmehr konzeptionelle und beratende Taumltigkeiten fuumlr Politik und Kreisverwaltungsbehoumlrden sowie eine Orienshytierung an der Wissenschaft staumlrker im Zentrum stehen
Auszligerdem konnten sowohl inhaltliche Synergieshyeffekte als auch eine Konsolidierung der Standorte (Schlieszligung von Augsburg Regensburg Nuumlrnberg und Erlangen Henkestraszlige) fuumlr eine Effizienzsteigeshyrung genutzt werden
Im Verlauf des zuruumlckliegenden Jahrzehnts hat das LGL eine deutliche Ausweitung seines Aufgabenbeshyreiches erfahren die sich in einer Vielzahl kleinerer und groumlszligerer Schritte vollzog (Meilensteine siehe Anhang)
10 Jahre erlauben schon einen fundierten Ruumlckblick sowohl auf bdquoChanceldquo wie auf bdquoKriseldquo Zunaumlchst die Krise
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10 Jahre BSE
Die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) ist eine infektioumlse neurologische Erkrankung des Rindes die zur Gruppe der Transmissiblen spongishyformen Enzephalopathien (TSE)shyErkrankungen geshyhoumlrt und durch Ablagerungen des pathologischen PrionshyProteins im Zentralen Nervensystem zu einer Zerstoumlrung des Hirngewebes fuumlhrt Infolge der lanshygen Inkubationszeit sind nur erwachsene Tiere klishynisch betroffen Das klinische Bild der BSE ist sehr vielfaumlltig Es koumlnnen Stoumlrungen in der Empfindlichshykeit in der Bewegung und im Verhalten der Tiere beshyobachtet werden Durch epidemiologische Studien konnte zweifelsfrei ein Zusammenhang zwischen der Verfuumltterung unzureichend erhitzter mit BSEshy Erregern kontaminierter Futtermittel an Wiederkaumluer und dem Ausbruch der Krankheit belegt werden Die Erkrankung wurde erstmalig 1985 in Groszligbritannien nachgewiesen In Deutschland wurde der erste BSEshyFall 1992 bei einem importierten Rind festgeshystellt Erstmalig im Jahr 2000 wurde ein in Deutschshyland geborenes Rind mit positivem Ergebnis auf BSE getestet Insgesamt konnte in dem Zeitraum 2000 bis 2011 bei uumlber 400 in Deutschland geborenen Rindern BSE davon 143 in Bayern nachgewiesen werden Der bisher letzte Fall in Bayern trat im Jahr 2006 auf
Epidemiologische und experimentelle Befunde haben gezeigt dass eine variante Form der CreutzshyfeldtshyJakobshyKrankheit (vCJK) des Menschen durch den BSEshyErreger verursacht wird und uumlber die Nahshyrungskette durch BSEshykontaminierte Produkte von Rindern erworben werden kann Waumlhrend in
Deutschland noch kein Fall von vCJK nachgewiesen wurde registrierte man in Groszligbritannien bereits 173 vCJKshyTodesfaumllle bis Oktober 2011
Auf europaumlischer Ebene wurden zahlreiche Maszlignahshymen zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier ergriffen die fortlaufend den wissenschaftlishychen Erkenntnissen angepasst werden Zu den wichtigsten Maszlignahmen gehoumlrt das seit Anfang 2001 von der EU erlassene Verfuumltterungsverbot fuumlr tierische Proteine an Wiederkaumluer und andere Nutzshytiere sowie die Entfernung und unschaumldliche Beseitishygung von Gewebe mit dem houmlchsten Risikopotenzial bei der Schlachtung das sogenannte spezifizierte Risikomaterial (SRM) Um den Eintrag des BSEshy Erregers in die Lebensmittelkette zu verhindern wurde ferner ein EUshyweites BSEshyUumlberwachungsproshygramm eingefuumlhrt In Deutschland wurden zunaumlchst alle uumlber 24 Monate alten Rinder getestet Ab dem Jahr 2006 wurde das Testpflichtalter fuumlr gesund geschlachtete Rinder an die EUshyBestimmungen anshygepasst und auf 30 Monate angehoben Notgeshyschlachtete und aufgrund anderer Ursachen verenshydete oder getoumltete Rinder wurden weiterhin ab dem 24 Lebensmonat untersucht Zum 1 Januar 2009 wurde das Testpflichtalter der gesundshy und notgeshyschlachteten Rinder sowie auch der verendeten oder getoumlteten Rinder die im Rahmen eines Monitoringshyprogramms untersucht werden auf uumlber 48 Monate angehoben Im Juli 2011 folgte eine erneute Anheshybung des Testpflichtalters fuumlr gesund geschlachtete Rinder auf 72 Monate
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BSE-Untersuchungen
Nach den Vorfaumlllen um BSEshyUntersuchungen von Stammhirnproben durch ein nicht nach der TierseushychenerregershyVerordnung zugelassenes Privatlabor sowie nach der Aufdeckung von Unregelmaumlszligigkeishyten auch in anderen Bundeslaumlndern wurde die Vershyantwortung fuumlr das System der BSEshyTestung in Bayshyern im Januar 2003 dem LGL uumlbertragen Infolge dessen erhielten private Laboreinrichtungen den Auftrag unter der Verantwortung des LGL Untersushychungen von testpflichtigen Schlachtrindern vorzushynehmen Die Proben aus dem Monitoringprogramm wurden noch bis Ende 2006 im LGLshyLabor untershysucht dann ebenfalls in beauftragten Privatlaboren Die privaten Labore werden per Ausschreibungsvershyfahren ausgewaumlhlt und vom LGL beauftragt sowie regelmaumlszligig kontrolliert Das LGL sorgt fuumlr einen reishybungslosen Ablauf der BSEshyUntersuchungen von der Probenabholung bis zur Befundbereitstellung in der HIshyTierdatenbank Eine wesentliche Saumlule ist dabei die Uumlberwachung der Testdurchfuumlhrung durch ein EDVshygestuumltztes Labordatenscreening Das Labor uumlbermittelt die von den amtlichen Tieraumlrzten zur Vershyfuumlgung gestellten Schlachtdaten die dazugehoumlrigen Plattenshy und Messdaten und den Laborbefund an das Herkunftssicherungsshy und Informationssystem fuumlr Tiere (HIT) welches die Plausibilitaumlt der Daten uumlberpruumlft und das Testergebnis freigibt Die mit der Schlachttiershy und Fleischuntersuchung beauftragten amtlichen Tieraumlrzte koumlnnen die Testergebnisse direkt aus der HIshyTierdatenbank abrufen Durch angekuumlnshydigte und unangekuumlndigte VorshyOrtshyBegehungen wird uumlberwacht dass die privaten Labore die Nebenbeshystimmungen in den Erlaubnisbescheiden einhalten
Das EDVshygestuumltzte Controlling am LGL elektronishysches Labordatenscreening und die regelmaumlszligigen VorshyOrtshyKontrollen gewaumlhrleisten ein hohes Qualishytaumltsniveau der BSEshyUntersuchungen in Bayern
Bayernweit wurden seit Beginn der BSEshyUumlberwashychung insgesamt knapp 58 Millionen BSEshyTests durchgefuumlhrt davon circa 54 Millionen bei Schlachtshyrindern
Die ruumlcklaumlufige Entwicklung der ermittelten BSEshy Faumllle spricht dafuumlr dass die eingeleiteten EUshySchutzshymaszlignahmen richtig waren und konsequent umgeshysetzt wurden Das Ziel der BSEshyEliminierung wird aus Gruumlnden des Verbraucherschutzes und des Prinzips der Risikominimierung weiterhin verfolgt
Als weitere Konsequenz der BSEshyKrise wurde die Futtermitteluumlberwachung in Bayern umstrukturiert und die amtliche Probenuntersuchung an das LGL verlagert Das Verfuumltterungsverbot von tierischen Proteinen an Nutztiere die der Lebensmittelgewinshynung dienen stand in der letzten Dekade im Brennshypunkt des oumlffentlichen Interesses Nach einer anfaumlngshylich hohen Zahl an Untersuchungen und Beanstanshydungen im Jahr 2001 (5400 Analysen mit 238 Beanshystandungen) belegen die Ergebnisse in den Folgejahren den Erfolg der gesetzlichen Maszlignahmen Bereits im ersten Jahr nach Einfuumlhrung der intensiven Kontrollmaszlignahmen ist die Zahl der Beanstandungen sprunghaft zuruumlckgegangen In den letzten Jahren lag die Zahl beanstandeter Proben bei maximal einer pro Jahr sodass die Zahl der Untersuchungen auf etwa 440 pro Jahr gesenkt werden konnte ohne damit die Futtermittelsicherheit zu gefaumlhrden
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Derzeit noch zu beanstandende Proben sind in der Reshygel darauf zuruumlckzufuumlhren dass dem Futtermittel anshyhaftendes Ackerbodenmaterial zum Beispiel Spuren von Nagerknochen enthaumllt oder dass es zum Beispiel bei der Verwendung von Fischmehl zu Verschleppunshygen in Futtermittel fuumlr NichtshyZieltierarten wie Wiedershykaumluer kommt
TierseuchenuumlberwachungBSE unterstreicht die Bedeutung einer kontinuiershylichen Uumlberwachung von bekannten und neu auftreshytenden Tierkrankheiten und Zoonosen Durch eine groszlige Bandbreite an pathologischen virologischen bakteriologischen serologischen und parasitologishyschen Untersuchungen leistet das LGL hierzu einen wichtigen Beitrag Neben der diagnostischen Laborshytaumltigkeit und der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Untersuchungsmethoden erarbeitet das LGL Empfehlungen fuumlr Maszlignahmen in Form von Tierseushychennotfallplaumlnen und unterstuumltzt die Veterinaumlrbehoumlrshyden im Fall von Tierseuchenausbruumlchen auch vor Ort
So sind beispielsweise mit der Tilgung der terrestrishyschen Tollwut im Jahr 2008 und der Sanierung der bayerischen Rinderbestaumlnde von dem Bovinen Hershypesvirus Typ 1 (BHVshy1) im Jahr 2011 in den letzten Jahren weitere groszlige Erfolge in der Tierseuchenbeshykaumlmpfung erzielt worden Die schnelle Diagnose selshyten gewordener Infektionskrankheiten stellt auch kuumlnfshytig ein zentrales Ziel in der Tierseuchenuumlberwachung dar und wird am LGL durch gezieltes Monitoring shy wie etwa im Fall der Fuchstollwut shy sowie durch gezielte Untersuchungen bei Krankheitsfaumlllen sichergestellt So wurden in den vergangenen zehn Jahren mithilfe
pathomorphologischer kulturellshybakteriologischer und neu entwickelter molekularbiologischer Methoden mehrere Ausbruumlche von Tuberkulose (TBC) bei Rinshydern verursacht durch Mycobacterium caprae bezieshyhungsweise M bovis diagnostiziert Im Jahr 2009 wurde aufgrund pathologischer Veraumlnderungen die Verdachtsdiagnose bdquoMilzbrandldquo fuumlr Todesfaumllle in zwei oberbayerischen Milchviehbestaumlnden gestellt und durch weiterfuumlhrende Untersuchungen im Labor beshystaumltigt Der Erreger Bacillus anthracis ist in der Lage aumluszligerst langlebige und umweltresistente Sporen zu bilden die aus gefallenen und vergrabenen Tierkadashyvern in den Boden gelangen und dort uumlber Jahrzehnte lebensfaumlhig bleiben Seit der Einfuumlhrung der Tierkoumlrshyperbeseitigung ist diese anzeigepflichtige Tierseuche in Mitteleuropa sehr selten aufgetreten Die Beispiele TBC und Milzbrand zeigen aber dass in Einzelfaumlllen jeshyderzeit mit dem Wiederauftreten seltener Infektionsshykrankheiten in Bayern gerechnet werden muss
Die umfassende und nicht auf einzelne Krankheiten ausgelegte Beurteilung von Tierkoumlrpern im Rahmen einer pathomorphologischen Untersuchung ermoumlgshylicht es auch neuartige und neu auftretende Erkranshykungen zu beschreiben und Ruumlckschluumlsse auf ihre Entstehung und Ursache zu ziehen Ein Beispiel hierfuumlr ist die im Jahr 2007 erstmals aufgetretene Autoimmunkrankheit bovine neonatale Panzytopenie (bdquoKaumllberblutenldquo) Zunehmende Bedeutung gewinnt die pathomorphologische Untersuchung auch bei fuumltterungsshy und haltungsbedingten Erkrankungen soshywie im Rahmen von tierschutzrelevanten Faumlllen in welchen oft erst durch die Sektion und histologische Untersuchung Ausmaszlig und Dauer der Veraumlnderunshygen nachgewiesen werden koumlnnen
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Die Bekaumlmpfung der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD) einer wirtschaftlich bedeutenden anzeigepflichtigen Infektionskrankheit der Rinder stellt seit Jahren einen weiteren groszligen Arbeitsschwerpunkt dar Das LGL ist seit seiner Gruumlndung maszliggeblich an der Konzeption des BVDshyBekaumlmpfungsverfahrens beshyteiligt und fuumlhrte von 2005 bis 2010 das sogenannte bdquoFreiwillige Bekaumlmpfungsverfahrenldquo in Bayern durch Parallel hierzu wurde in Kooperation mit der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen der Einshysatz von Ohrgewebestanzproben fuumlr die Identifishykation von persistent infizierten (PI) Kaumllbern entshywickelt und validiert Seit Beginn des Jahres 2011 beruht auf diesem Verfahren die nun verpflichtende Bekaumlmpfung der BVD uumlber die Merzung der PIshyTiere
Bereits 2006 wurde in Bayern die Uumlberwachung der Influenza AshyInfektionen (VogelgrippeshyMonitoring) in Wildvogelshy und Hausgefluumlgelpopulationen erfolgshyreich etabliert und mit groszligem Aufwand durchgeshyfuumlhrt Zu den besonderen Herausforderungen der letzten Jahre zaumlhlte dann die Bewaumlltigung des H5N1shyGefluumlgelpestgeschehens 2007 Damals fuumlhrte das LGL die begleitende Diagnostik in Ausbruchsshy und Kontaktbetrieben durch und leistete Untershystuumltzung bei der notwendigen tierschutzgerechten Toumltung der Tiere aus infizierten Bestaumlnden Dabei kamen unter anderem die mobilen Elektrotoumltungsshyanlagen zum Einsatz die das Land Bayern angeshyschafft hatte
Als EDVshyKopfstelle betreut das LGL das Tierseushychennachrichtenprogramm TSN fuumlr die gesamte bayerische Veterinaumlrverwaltung und war maszliggeblich
an der Entwicklung und Bereitstellung eines in TSN integrierten Krisenverwaltungsprogramms im Jahr 2008 beteiligt
Das Auftreten und die erfolgreiche Bekaumlmpfung eishynes unerwartet nach Holland eingeschleppten Blaushyzungenvirus vom Serotyp 8 (BTVshy8) stellte neben der Gefluumlgelpest eine weitere groszlige Herausfordeshyrung in den Jahren 2006 bis 2009 dar Die effektive Virusuumlbertragung durch heimische Muumlcken zeigte dass sich auch exotische Tierseuchen wie die Blaushyzungenkrankheit rasch zur Epidemie entwickeln koumlnnen und nur durch konsequente Impfkampagnen beherrschbar sind Es wurde zugleich deutlich wie wichtig die staumlndige Weiterentwicklung diagnostishyscher Methodik und die Sensibilisierung fuumlr neue oder wiederkehrende Erreger fuumlr eine effektive Praumlshyvention und Bekaumlmpfung von Tierseuchen und fuumlr die kuumlnftige Gesunderhaltung unserer Nutztierbeshystaumlnde in Bayern sind
FazitDie bayerische Veterinaumlrverwaltung ist in der zuruumlckshyliegenden Dekade an ihren Aufgaben sichtlich geshywachsen BSE Vogelgrippe und andere Tierseuchen sind unvorhersehbare teils beaumlngstigende aumluszligere Rahmenbedingungen unseres Handelns Diese jeshydoch nicht zugleich als Chance zu begreifen und das kuumlnftige Handeln danach auszurichten waumlre fahrlaumlsshysig Strategisches HANDELN und organisatorische Anpassung an aumluszligere Rahmenbedingungen durchshyziehen daher die junge Geschichte des LGL
HANDELN
Handeln 20
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Handeln
Die Gruumlndung des LGL war Teil der tiefgreifenden organisatorischen Eingriffe die gleichermaszligen auf europaumlischer deutscher und bayerischer Ebene umshygesetzt wurden um den durch BSE offenbarten Handlungsnotwendigkeiten Rechnung zu tragen Im Verlauf der kommenden Jahre sollte es aber noch eine Vielzahl weiterer aumluszligerer Faktoren geben die das LGL zum einen zum Handeln zwangen ihm aber zum anderen dadurch auch staumlndig neue Chancen boten Uumlberfluumlssiges auszusortieren Verkrustetes zu sprengen und Neues zu schaffen
Uumlberwachung Europarecht und Ausbildung sind drei Bereiche in denen exemplarisch ein Ruumlckblick gegeshyben werden soll wie das LGL sein Handeln fortlaushyfend an aumluszligere Notwendigkeiten aber auch im Rahshymen der sich dadurch ergebenden Moumlglichkeiten anshygepasst hat
Die seit Bestehen des LGL eingeleiteten Strukturshyaumlnderungen in der bayerischen Lebensmitteluumlberwashychung sind ein Beispiel fuumlr strategisches Handeln auf das heute schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ist
UumlberwachungIm Laufe des Jahres 2006 wurden in Bayern mehrere Faumllle aufgedeckt in denen nicht mehr zum Verzehr geeignetes Fleisch in den Verkehr gelangt war Die Medien haben im Rahmen der ausfuumlhrshylichen Berichterstattung uumlber diese Ereignisse den plakativen aber auch wenig differenzierten Begriff
bdquoGammelfleischskandalldquo gepraumlgt Das LGL war an der Aufarbeitung der genannten Vorkommnisse in vielfaumlltiger Weise beteiligt Zunaumlchst galt es ndash wie auch schon bei fruumlheren Sonderaktionen ndash die Untershysuchung und Beurteilung einer erheblichen Anzahl auszligerplanmaumlszligiger Proben sicherzustellen Im Rahshymen des EUshySchnellwarnsystems fuumlr Lebensshy und Futtermittel informierte das LGL die EUshyKommission und die anderen Mitgliedstaaten uumlber gravierende Faumllle Daruumlber hinaus leistete die vom LGL geleitete bdquoSonderkommission Wildldquo einen wesentlichen Beitrag zur Aufklaumlrung der Unregelmaumlszligigkeiten bei einem Wildfleisch verarbeitenden Betrieb in Niederbayern
Vor dem Hintergrund der erheblichen lebensmittelshyrechtlichen Verstoumlszlige kuumlndigte der damalige bayerishysche Staatsminister fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz Dr Werner Schnappauf am 31 Januar 2006 in einer Rede vor dem Bayerischen Landtag die Einrichtung einer bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo (SE) an Zur Umsetzung erarbeitete ein Planungsstab unter dem Vorsitz des heutigen Vizepraumlsidenten Dr Schick am LGL ein entsprechendes Konzept dem der Ministerrat im Mai 2006 zugestimmt hat Die SE hat ihre Arbeit am 1 Juli 2006 aufgenommen und wurde mit der am 30 September 2006 in Kraft getretenen Aumlnderung der Verordnung uumlber die Einrichtung der Bayerischen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmtervershyordnung ndash LAVshyUGV) auch rechtlich verankert
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Spezialeinheit Lebensmittel-sicherheit
Die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit wurde 2006 organisatorisch in das LGL eingegliedert es wurde weder eine neue Behoumlrde noch eine neue Verwaltungsebene geschaffen Seit der Neustruktushyrierung des LGL im Jahr 2009 bildet sie eine eigenshystaumlndige Abteilung das Landesinstitut Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit Durch die Spezialeinheit mit ihren naumlher am Vollzug orientierten Taumltigkeitsfeldern haben sich Aufgabenspektrum Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten des LGL erheblich ausgeweitet Neben der Untersuchung und Beurteilung von Lebensmittelproben die nach wie vor Kernaufgaben sind kamen mit der Schaffung der SE auch die Durchfuumlhrung von Betriebskontrollen die fachliche und rechtliche Beratung der VorshyOrtshyBehoumlrden und die Entwicklung von Konzepten und Strategien fuumlr die amtliche Lebensmitteluumlberwachung hinzu
Die amtliche Lebensmitteluumlberwachung ist in Deutschland Laumlndersache In Bayern agiert das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Geshysundheit als oberste Landesbehoumlrde und leitet den Geschaumlftsbereich Fuumlr den Vollzug des Lebensmittelshyrechts sind grundsaumltzlich die Kreisverwaltungsbehoumlrshyden also die kreisfreien Staumldte oder Landratsaumlmter zustaumlndig Die Regierungen uumlben die Rechtsshy und Fachaufsicht uumlber die Kreisverwaltungsbehoumlrden aus und sind zustaumlndig fuumlr die Zulassung von Betrieshyben Daneben wurde als voumlllig neues Element die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit in die amtliche Lebensmitteluumlberwachung integriert Die SE verfuumlgt dabei im Bereich Lebensmittel uumlber eigene Vollzugsshy
kompetenzen Sie hat zum Beispiel Betretungsrecht Recht zu Probenahmen und Sicherstellungen
Die SE umfasst im Bereich Lebensmittel vier Sachshygebiete Neben den Sachgebieten SE 1 (Rechtsshy und Grundsatzfragen EUshySchnellwarnsysteme) und SE 2 (Planung Koordination TIZIAN) sind die beiden Sachgebiete SE 3 und SE 4 fuumlr die Betriebsshy und Proshyduktionshygiene in Suumldshy und Nordbayern zustaumlndig
Der Bereich Tiergesundheit der SE mit den drei Sachgebieten Tierseuchen Tierschutz und Tierarzshyneimittel ist seit einer Umstrukturierung des LGL im Jahr 2009 in der neugeschaffenen Abteilung TF anshygesiedelt und arbeitet eng mit dem Bereich Lebensshymittel der SE zusammen Wie das gesamte LGL ist auch die SE an den verschiedenen Standorten praumlshysent fuumlr die vielfaumlltigen Aufgaben stehen ihr mittlershyweile einschlieszliglich des Bereichs Tiergesundheit uumlber 90 Mitarbeiter zur Verfuumlgung
Die SE ist die zentrale Anlaufstelle in Bayern fuumlr alle Fragen der Lebensmittelsicherheit Sie verfolgt eishynen interdisziplinaumlren Ansatz In ihr arbeiten insbeshysondere Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Lebensshymitteltechnologen Agraringenieure Oumlkotropholoshygen Lebensmittelkontrolleure EDVshySpezialisten und Juristen zusammen Sie unterhaumllt laufend intensive Kontakte zu anderen Behoumlrden wie Staatsanwaltshyschaften Polizei und Zoll Dadurch entstehen vielshyfaumlltige Moumlglichkeiten zur Zusammenarbeit Die Mitshyarbeiter haben unter anderem auch die Gelegenheit durch Hospitationen bei den Polizeishy und Zollbeshyhoumlrden einen Einblick in deren Arbeitsweise und dadurch neue Erkenntnisse fuumlr die eigene
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Uumlberwachungstaumltigkeit zu erlangen Dies ist nuumltzlich bei Vernehmungen oder bei der Analyse von Warenshystroumlmen Daruumlber hinaus brachten in den vergangeshynen fuumlnf Jahren auch Beamte anderer Behoumlrden wie Gewerbeaufsicht und Kriminalpolizei ihre Fachkenntshynisse im Rahmen einer Amtshilfe ein
BetriebskontrollenDen vordergruumlndig groumlszligten Aufgabenbereich der SE stellen die gemeinsam mit den Behoumlrden vor Ort durchgefuumlhrten Betriebskontrollen im Bereich Leshybensmittel sowie deren Auswertung dar Neben Schwerpunktkontrollen im Rahmen von Projekten koumlnnen auch spezielle Anlaumlsse wie Verbraucherhinshyweise oder Anforderungen durch eine VorshyOrtshyBeshyhoumlrde oder die Staatsanwaltschaft dazu fuumlhren dass die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit einen Beshytrieb kontrolliert Auch auffaumlllige Untersuchungsershygebnisse im LGL oder Faumllle aus den EUshySchnellshywarnsystemen koumlnnen Anlass fuumlr eine gemeinsame Kontrolle mit der Spezialeinheit sein Zudem ist das zum 1 Januar 2008 eingefuumlhrte Kontrollprogramm Lebensmittelsicherheit ein fester Bestandteil der Kontrolltaumltigkeit Das LGL hat das Konzept zu diesem Programm unter Einbeziehung der Regierungen erarshybeitet Es zielt darauf ab Lebensmittelbetriebe mit uumlberdurchschnittlich hohen oder komplexen Risiken angemessen zu kontrollieren und damit einen weshysentlichen Beitrag zur Optimierung der Lebensmitshytelsicherheit zu leisten Das Kontrollprogramm wird federfuumlhrend durch die Kreisverwaltungsbehoumlrden umgesetzt und vollzogen Diese beteiligen dabei die Spezialeinheit sowie ndash zumindest bei zulassungsshypflichtigen Betrieben ndash auch die Regierungen
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Im Rahmen der Kontrollen setzt die SE erweiterte Kontrollteams ein Dies wird insbesondere dadurch moumlglich dass die SE nicht mit der Regeluumlberwashychung belastet ist und uumlber einen groumlszligeren und staumlrker spezialisierten Personalkoumlrper als die VorshyOrtshyBehoumlrden verfuumlgt Die personelle Staumlrke der Kontrollteams richtet sich nach Betriebsgroumlszlige und shyart Im Rahmen eines integrierten Ansatzes werden bei groszligen Betrieben in der Regel Untergruppen geshybildet die spezielle Aspekte wie einzelne Produktishyonsabschnitte Betriebshygiene Dokumentenkontshyrolle Nachverfolgung von Warenstroumlmen tierische Nebenprodukte oder Tierschutz ndash etwa in Schlachtshyhoumlfen ndash uumlberpruumlfen Ferner werden die Kontrollen der SE mit einer erhoumlhten Kontrollintensitaumlt durchgeshyfuumlhrt Durch die staumlrkere Spezialisierung der Kontrolshyleure ihre interdisziplinaumlre Ausrichtung die bayernshyweiten Vergleichsmoumlglichkeiten die groumlszligeren Teams und laumlngeren Kontrollzeiten kann eine houmlhere Kontrolltiefe erreicht werden Die Verwaltungsangeshyhoumlrigen der SE die im Auszligendienst bei Lebensmitshytelkontrollen eingesetzt werden sind seit 1 Februar 2007 unter Erfuumlllung bestimmter Voraussetzungen zudem Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft allerdings nur bezogen auf die Einhaltung lebensshymittelrechtlicher Vorschriften
Durch die Moumlglichkeit bayernweit Betriebe zu kontshyrollieren bieten sich der SE deutlich bessere Vershygleichsmoumlglichkeiten zwischen den Betrieben einzelshyner Branchen Damit kann sie sich zum Beispiel einen guten Uumlberblick uumlber die Arbeitsweisen der in Bayern ansaumlssigen wildverarbeitenden Betriebe vershyschaffen waumlhrend eine Kreisverwaltungsbehoumlrde allenfalls einen einzigen Betrieb dieser Branche in
ihrem Zustaumlndigkeitsbereich hat Die umfassende Vergleichsmoumlglichkeit erlaubt es bayernweit und einheitlich einen ordnungsgemaumlszligen Betriebsablauf aufzuzeigen und einen einheitlichen Vollzug sicherzushystellen
Zusaumltzlich arbeitet die SE eng mit den fuumlr die Untershysuchungen der Lebensmittelproben zustaumlndigen Landesinstituten zusammen Hierdurch wird eine opshytimale Verzahnung zwischen den Erkenntnissen aus Laboruntersuchungen sowie dem Sachverstand der zahlreichen am LGL taumltigen Experten der verschieshydenen Fachdisziplinen einerseits und der mehr am Vollzug und der Optimierung von Kontrollkonzepten orientierten Taumltigkeit der SE andererseits erreicht
MultiplikatorNeben der Kontrolle einzelner Betriebe gehoumlrt es aber auch zu den Aufgaben der SE die Ergebnisse der Kontrollen betriebsuumlbergreifend auszuwerten inshydem sie sich einen Uumlberblick uumlber die Situation in den verschiedenen Lebensmittelbranchen verschafft und dort vorhandene Schwachpunkte aufspuumlrt Im Rahmen einer Schwachstellenanalyse werden die in den Betrieben einer Branche festgestellten gleicharshytigen und wiederholt auftretenden Maumlngel in Maumlnshygelkategorien zusammengefasst und anschlieszligend im Hinblick auf gemeinsame Ursachen analysiert Beshyruumlcksichtigt werden dabei zum Beispiel Betriebsart shystruktur und shygroumlszlige Bisher fuumlhrte die Spezialeinheit eine Schwachstellenanalyse unter anderem fuumlr Schlachthoumlfe wildverarbeitende Betriebe Baumlckereishyen und Brauereien durch Sofern sich Anhaltspunkte fuumlr gehaumluft auftretende vergleichbare Problemstelshy
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lungen ergeben entwickelt die SE in weiteren Schritshyten Loumlsungskonzepte und erarbeitet moumlgliche Abhilshyfemaszlignahmen Dazu gehoumlren die Erstellung von QualitaumltsmanagementshyDokumenten (zum Beispiel verbesserte Checklisten fuumlr Betriebskontrollen) und die zielgerichtete Schulung des Uumlberwachungspersoshynals um die Lebensmitteluumlberwachung in der Flaumlche zu optimieren und moumlglichst effizient zu gestalten Daruumlber hinaus werden in Gespraumlchen mit Verbaumlnshyden die ermittelten Schwachstellen eroumlrtert um die Betriebe hierfuumlr zu sensibilisieren und eine nachhaltishyge Maumlngelbeseitigung zu erreichen
Die Kontrolltaumltigkeit der SE stellt aber nur einen Teil der dort angesiedelten Aufgaben dar Die SE untershystuumltzt und beraumlt die Vollzugsbehoumlrden vor Ort bei fachlichen und rechtlichen Fragestellungen aus den Bereichen Lebensmittelsicherheit und Tiergesundshyheit Dies erfolgt auf vielfaumlltige Art und Weise zum Beispiel in Form von Stellungnahmen zu Anfragen in der Organisation und Durchfuumlhrung von Arbeitsshykreisen in der Ausarbeitung von Konzepten Checkshylisten und Verfahrensanweisungen (wie zur Kontrolle von Wildbetrieben) in der rechtlichen Unterstuumltzung bei Fragen des Lebensmittelrechts sowie seit 2010 in der Unterstuumltzung der Regierungen bei der Bearshybeitung von Zertifizierungen beim Export von Leshybensmitteln tierischen Ursprungs
Daneben wertet die SE Erkenntnisse zur Lebensmitshytelsicherheit aus und identifiziert potenzielle Risiken und Probleme produktshy (zum Beispiel Acrylamid in Lebkuchen ) oder branchenbezogen (etwa Kuumlhlshy und Gefrierhaumluser) Auf dieser Grundlage erarbeitet sie entsprechende Risikobeurteilungen und leitet risikoshy
orientiert Kontrollschwerpunkte ab Sie erstellt hiershyzu auch in Eigeninitiative Projekte in deren Rahmen insbesondere spezifische Checklisten fuumlr die Kontrolshylen der VorshyOrtshyBehoumlrden erarbeitet werden Diese werden allen betroffenen bayerischen Behoumlrden fuumlr ihre taumlgliche Arbeit zur Verfuumlgung gestellt Damit soll eine Optimierung und Vereinheitlichung der Kontrolshylen erreicht werden
Die SE unterstuumltzt das zustaumlndige Fachministerium das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) in allen Fragen der Lebensmitshytelsicherheit der Lebensmitteluumlberwachung sowie des Lebensmittelrechts Hierzu werden Stellungnahshymen zu Gesetzentwuumlrfen erstellt oder Konzepte zur Lebensmitteluumlberwachung erarbeitet In Krisenfaumlllen uumlbernimmt die SE auszligerdem in Abstimmung mit dem StMUG koordinierende Krisenmanagementaufshygaben wie etwa die Buumlndelung Sichtung Auswershytung und Aufbereitung von Informationen auf Lanshydesebene oder die Koordination der Maszlignahmen und Probenahmen der Lebensmitteluumlberwachungsshybehoumlrden vor Ort Fuumlr den Verbraucher werden zum Beispiel Informationen auf der Internetseite des LGL zusammengestellt und Hotlines eingerichtet
Weitere Aufgaben der SE sind unter anderem die Pubshylikation von oumlffentlichen Warnungen und Verbrauchershyinformationen auf der Internetseite des LGL (sowie auf wwwlebensmittelwarnungde) die Betreuung einer Verbraucherhotline am LGL fuumlr Hinweise aus der Bevoumllkerung auf Verstoumlszlige gegen das Lebensmittelshyrecht sowie seit 2009 die Betreuung der bayernweiten gemeinsamen Software TIZIAN fuumlr die Veterinaumlrshy Lebensmittelshy und Futtermitteluumlberwachung
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Eine besondere Schnittstellenfunktion im Vollzug des Lebensmittelrechts hat die SE in ihrer Aufgabe als Kontaktstelle Bayerns im hellip
EU-Schnellwarnsystem fuumlr Lebens- und Futtermittel
Bei der heutigen stark internationalen Verflechtung der Warenstroumlme in der Lebensmittelwirtschaft kann eine effektive amtliche Uumlberwachung der Lebensmittelsicherheit im EUshyBinnenmarkt nur gelingen wenn alle beteiligten Behoumlrden uumlber die Staatsgrenzen hinweg eng zusammenarbeiten
Zu diesem Zweck wurde mit dem Europaumlischen Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel bdquoRASFFldquo (Rapid Alert System for Food and Feed) ein System zum raschen Informationsaustausch zwischen EUshyMitgliedstaaten geschaffen uumlber das Erkenntnisse zu Lebensshy und Futtermitteln uumlbermitshytelt werden von denen (moumlglicherweise) eine ernsshyte Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht
Die rechtliche Grundlage fuumlr das RASFF findet sich in der sogenannten Basisverordnung VO (EG) Nr 1782002 Weitere Vorschriften zur Durchfuumlhshyrung des RASFF enthaumllt die VO (EG) Nr 162011
In Deutschland existiert neben der nationalen Konshytaktstelle am Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in jedem Bundesland eine eigene Kontaktstelle
Bayern Deutschland EUOriginalshy
meldungenFolgeshy
meldungen Originalshy
meldungenFolgeshy
meldungenOriginalshy
meldungen Folgeshy
meldungen 2006 53 75 419 240 2923 38452007 43 73 377 305 2976 43392008 39 52 433 359 3099 39752009 52 80 416 419 3322 47672010 50 80 397 366 3358 52242011 52 63 425 407 3812 5345
Meldeaufkommen im gesamten RASFF seit 2006 (Quelle Jahresberichte der EU-Kommission)
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Seit 1 Februar 2005 nimmt die Aufgabe der Konshytaktstelle Bayern ein eigenes Sachgebiet im LGL wahr das 2006 in die neugegruumlndete Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit (SE) eingegliedert wurde Mit der Verlagerung dieser Aufgabe vom damaligen Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zum LGL hat sich auch das Taumltigkeitsprofil des LGL deutlich erweitert Die RASFFshyKontaktstelle am LGL ist zentraler Ansprechpartner in Bayern in allen EUshySchnellshywarnungen betreffenden Fragen fuumlr das StMUG die Bezirksregierungen und die Kreisverwaltungsbeshyhoumlrden aber auch fuumlr das BVL und Ministerien soshywie nachgeordnete Behoumlrden der anderen Bundesshylaumlnder
In der RASFFshyKontaktstelle am LGL werden alle eingehenden Meldungen gesichtet und ausgewershytet Im Jahr 2011 waren dies uumlber 9000 RASFFshy Meldungen
Werden erstmalig Erkenntnisse zu einem Lebensshy oder Futtermittel eingestellt von dem eine ernste Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht wird eine Originalmeldung mit eigener Kennziffer generiert
Uumlber die Ergebnisse von Maszlignahmen sowie uumlber ermittelte Vertriebswege etc werden die Be teiligten des RASFF in Form von Folgemeldungen informiert
In allen Faumlllen in denen die betroffenen Lebensmitshytel in Bayern bereits auf dem Markt sind werden die Informationen uumlber die Regierungen an die
zustaumlndigen Behoumlrden vor Ort weitergegeben und die erforderlichen Maszlignahmen eingeleitet und koorshydiniert (zum Beispiel die Entfernung betroffener Lebensmittel aus dem Verkauf und die Uumlberwashychung von Ruumlckrufaktionen) Sind bayerische Untershynehmen (Hersteller Importeure Groszlighaumlndler) beshytroffen werden die weiteren Vertriebswege der fraglichen Lebensmittel ermittelt Warenruumlckrufe eingeleitet Ursachen fuumlr die entsprechenden Beshyanstandungen ermittelt und geeignete Abhilfeshymaszlignahmen ergriffen
Werden in Bayern Befunde uumlber Lebensshy oder Futtermittel die ein Risiko fuumlr die menschliche oder tierische Gesundheit bedeuten bekannt ndash zum Beishyspiel durch Untersuchungen des LGL ndash erstellt die RASFFshyKontaktstelle am LGL entsprechende Melshydungen fuumlr Bayern die in das Schnellwarnsystem eingestellt werden Von Bayern wurden jaumlhrlich circa 50 Originalmeldungen fuumlr das RASFF erstellt
Neben dem geschilderten Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel wird durch die Kontaktshystelle Bayern auch noch ein weiteres auf der Proshyduktsicherheitsrichtlinie beruhendes EUshySchnellshywarnsystem (Rapid Alert System for NonshyFood Products RAPEX = Rapid Exchange) betreut
Hier werden Faumllle gemeldet bei denen von der stofflichen Zusammensetzung kosmetischer Mittel oder sonstiger Bedarfsgegenstaumlnde (Bekleidung Spielzeug Reinigungsmittel) eine ernste Gefahr fuumlr Verbraucher ausgehen kann
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Die geschilderten Schnellwarnsysteme stellen ein effektives Mittel dar mit dessen Hilfe sehr rasch I nformationen uumlber moumlglicherweise von Lebensshy Futtermitteln oder sonstigen Verbraucherprodukten ausgehenden Gefahren fuumlr die menschliche Gesundshyheit zwischen allen beteiligten Staaten ausgetauscht werden koumlnnen
Durch die Ansiedelung der bayerischen RASFFshy und RAPEXshyKontaktstelle in der Spezialeinheit Lebensshymittelsicherheit sind diese eng angebunden an die Kontrolleure der SE Dies ist zum einen von Vorteil im Fall von brisanten Einzelfaumlllen bei denen Kontrolleure die zustaumlndigen Behoumlrden bei der Abarbeitung von Schnellwarnfaumlllen konkret unterstuumltzen koumlnnen als auch durch die Umsetzung der aus dem RASFF und RAPEX gewonnenen Erkenntnisse durch die SE zum Beispiel in Form von Kontrollschwerpunkten und Projekten
Durch die oben genannten Synergieeffekte (bdquokurze Wegeldquo) und die enge Zusammenarbeit der SE mit den Laborbereichen kann das LGL die bayerischen Behoumlrden beim Aufarbeiten von Problemfaumlllen im Bereich der Lebensshy und Futtermittelmittelsicherheit umfassend unterstuumltzen
Eng mit der Uumlberwachung im Bereich Lebensmittelshysicherheit verwoben sind tiergesundheitliche Uumlbershywachungsaufgaben Auch hier hatte das LGL in der vergangenen Dekade eine Vielzahl von Herausfordeshyrungen zu bewaumlltigen
Futtermittelsicherheit
Neben dem Verfuumltterungsverbot wurde die Futtershymitteluumlberwachung in Bayern in den letzten Jahren mit einer steigenden Zahl neuer Aufgaben konfronshytiert Dabei sind die missbraumluchliche Verwendung von Tierarzneimitteln die Kontamination mit pathoshygenen Mikroorganismen wie Salmonellen mit Schwermetallen oder Pestiziden und die Verwenshydung von nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnshyderten Produkten beispielhaft zu nennen Ein aktuelshyler Schwerpunkt ist die Kontamination von Futtermitshyteln mit Dioxinen dioxinaumlhnlichen und nichtdioxinshyaumlhnlichen PCBs In den ersten beiden Jahren der Dekade wurden im Europaumlischen Schnellwarnsysshytem (RASFF) mehr als 20 DioxinshyFaumllle gemeldet Diese Zahl sank aber in den Folgejahren stark ab Erst mit dem DioxinshyFall zu Beginn des Jahres 2011 erreichte die Zahl der Meldungen und Folgemeldunshygen fast wieder den fruumlheren Houmlchststand DioxinshyKontaminationen haben nicht immer eine illegale Verwendung von Stoffen als Ursache Oft fuumlhren unshygeeignete Rohstoffe Verfahren oder Geraumlte bei der Herstellung unwissentlich zur Kontamination des Futtermittels und uumlber die Nahrungskette zur Anreishycherung im Lebensmittel Fuumlr Bayern ist aus den Unshytersuchungszahlen des LGL kein kontinuierlicher Anshystieg der Kontaminationen abzuleiten
TierarzneimittelnIm Rahmen des Verbraucherschutzes werden die Anwendung und der Handel mit Tierarzneimitteln behoumlrdlich uumlberwacht Schwerpunkte der Uumlberwashychungstaumltigkeit sind tieraumlrztliche Hausapotheken und
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Houmlfe mit Nutztieren die der Lebensmittelgewinnung dienen Bundesweit wird in der Veterinaumlrverwaltung hierzu das Arzneimittelmodul des EDVshySoftwareshysystems BALVI verwendet an dessen Erstellung und Weiterentwicklung das LGL maszliggeblich beteishyligt ist So vertritt das LGL im Auftrag des StMUG das Land Bayern in der BALVIshyTierarzneimittelshy Laumlnderarbeitsgruppe Das LGL entwickelt und pflegt unter anderem den umfangreichen Verstoszligartenshykatalog in dem die Verstoszligshy und Anordnungstexte sowie die rechtlichen Begruumlndungen fuumlr die angeshyordneten Maszlignahmen hinterlegt sind und der bunshydesweit dem BALVIshyTierarzneimittelmodul als Quellshydatei zugrunde liegt Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit besteht in der Weiterentwicklung des Proshygramms um seine Anwenderfreundlichkeit sichershyzustellen So wurde die Dateneingabe optimiert und an die bayernweit geltenden QMshyDokumente zur Datenerhebung angepasst
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt besteht in der Steuerung behoumlrdlicher Arzneimittelabgabeverfahshyren Im Rahmen des jaumlhrlich durchgefuumlhrten und von der EU kofinanzierten Verfahrens zur Bekaumlmpfung der Varroamilbe der Bienen koordiniert das LGL die Abgabe der hierzu eingesetzten Arzneimittel durch die Veterinaumlraumlmter an die Imker und uumlbernimmt die Kommunikation mit Arzneimittelherstellern und der fuumlr die Foumlrdermittel zustaumlndigen Landwirtschaftsvershywaltung In Zusammenarbeit mit dem Fachzentrum Bienen der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Weinbau und Gartenbau stellt das LGL den Veterinaumlraumlmtern umfangreiche Informationen uumlber das jaumlhrliche Vorshygehen zur Verfuumlgung und steht ihnen im laufenden Verfahren beratend zur Seite
Tierschutz
Der Tierschutz ist ein wichtiges gesellschaftspolitishysches Anliegen das im Jahr 2002 in den Rang eines Staatsziels erhoben wurde Der Vollzug des Tiershyschutzrechtes ist daher eine wesentliche Aufgabe der Veterinaumlraumlmter Die Bandbreite der gehaltenen Tiere ist groszlig Sie reicht von Heimtieren uumlber landshywirtschaftliche Nutztiere bis zu Versuchsshy und Wildshytieren Aumlhnlich groszlig ist die Vielfalt der Bereiche in denen dem Tierschutz Rechnung getragen werden muss Schlachthoumlfe und Tiertransporte gehoumlren ebenso dazu wie Zoos Zirkusbetriebe Maumlrkte sportliche Veranstaltungen mit Tieren Tierhandel Jagd und Schaumldlingsbekaumlmpfung Um die bayerishyschen Veterinaumlrbehoumlrden bei der Bearbeitung dieses Gebietes fachlich qualifiziert zu unterstuumltzen und geshyzielt fortzubilden wurde daher am LGL im Oktober 2002 das Sachgebiet Tierschutz eingerichtet Hier werden mit steigender Tendenz mittlerweile jaumlhrlich uumlber 1000 fachliche Anfragen beantwortet
Beispielhaft seien zwei Arbeitsschwerpunkte hershyausgestellt Durch gezielte Kontrollen in vielen bayeshyrischen Schlachtstaumltten gelang es die Qualitaumlt des Umgangs mit den Tieren vor der Schlachtung und ihre Betaumlubung und Toumltung wesentlich zu verbesshysern Gleichzeitig wurde eine intensive Fortbildung des fuumlr die Uumlberwachung zustaumlndigen Personals in Form praxisnaher Workshops durchgefuumlhrt und ein Lehrfilm erstellt der sich an Gewerbetreibende und Uumlberwachungspersonal richtet
Im Heimtierbereich stellen Hundezuchten und pri vate Hundehaltungen einen Arbeitsschwerpunkt dar In
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Hundezuchten liegt der Fokus auf einem guten Umshygang mit den Tieren damit Tierliebhaber einen sozial vertraumlglichen und ungefaumlhrlichen Hund erhalten der im Zusammenleben mit den Menschen sein Leben ohne Angst und Leiden fuumlhren kann Da die Tiershyschutzhundeverordnung von 2001 viele unbestimmte Rechtsbegriffe enthaumllt wurden 2003 durch das Sachshygebiet Tierschutz bayerische Vollzugshinweise erarshybeitet die diese Begriffe naumlher erlaumlutern Dadurch wurde eine einheitliche Grundlage geschaffen auf deren Basis alle bayerischen Veterinaumlraumlmter die tiershyschutzrechtlichen Vorgaben vollziehen koumlnnen
Die Ausrichtung des LGL an den Beduumlrfnissen seishyner bdquoKundenldquo den Uumlberwachungsbehoumlrden vor Ort erfordert mehr als seine eigene kontinuierliche Anshypassung an fachwissenschaftliche oder rechtliche Rahmenbedingungen Denn nicht die Verfuumlgbarkeit von spezialisiertem Wissen an wenigen Stellen allein sichert die Qualitaumlt einer schlagkraumlftigen Uumlberwashychung vielmehr wird ein effektiver Wissenstransfer benoumltigt der Schritt haumllt mit der Zunahme der transshyportierten Inhalte denn
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Qualitaumlt will gelernt sein
ndash das gilt seit jeher war aber wohl nie so wichtig und schwierig wie heute Die Anforderungen und Anspruumlche steigen stetig die Handlungssituationen werden immer komplexer Das gilt auch fuumlr oumlffentlishyche Verwaltungen zumal im Bereich Gesundheit Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit Denn hier zeigt die Globalisierung mit der internationalen Mobilitaumlt der Menschen mit weltweitem Handel von Waren Tieren und Lebensmitteln unmittelbare Auswirkungen auf die Verhaumlltnisse vor Ort Auch loshykale bayerische Behoumlrden koumlnnen quasi uumlber Nacht vor bisher unbekannten Herausforderungen stehen BSE SARS Influenzapandemie oder mit EHECshyKeishymen belastete Lebensmittel sind bekannte Beispieshyle Sie betreffen das Lebensumfeld fast aller Menshyschen gehen deshalb mit entsprechender oumlffentlishycher Aufmerksamkeit einher und finden direkten Niederschlag in der Politik Um in einem solchen Umfeld dauerhaft zu bestehen muumlssen die Behoumlrshydenmitarbeiter bestens qualifiziert und hoch motishyviert sein
Die Entscheidungstraumlger zeigten groszligen Weitblick als sie 2002 die Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhshyrung und Verbraucherschutz (AGEV heute AGL) schufen und im ebenfalls neu gegruumlndeten Landesshyamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ansiedelten Ihr Auftrag Die Behoumlrden bei der Bewaumlltigung ihrer Aufgaben bestmoumlglich zu untershystuumltzen durch systematische bedarfsgerechte und praxisorientierte Qualifizierungsmaszlignahmen Neu und bis heute bundesweit einmalig war das Konzept alle Bildungsaufgaben des Oumlffentlichen Gesundshy
heitsshy und Veterinaumlrdienstes und der Lebensmittelshysicherheit in einer Akademie zu vereinen Die AGEV entstand aus der Zusammenfuumlhrung von Vorgaumlngershyeinrichtungen wie der Akademie fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen der Staatlichen Berufsfachschushyle fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnische Assistenten dem Fachbereich Ernaumlhrung aus der Staatlichen Fuumlhrungsakademie fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten (FUumlAK) und der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) Zug um Zug wurde sie um eine ganze Reihe von Aufgaben erweishytert und ausgebaut In ihrer Entwicklungsshy Anpasshysungsshy und Innovationsfaumlhigkeit war sie dabei nicht weniger gefordert als die Verwaltungsbereiche fuumlr die sie taumltig ist und die sie schult Dies zeigt sich nicht zuletzt in der 2009 aufgrund von Aumlnderungen im Ressortzuschnitt des zustaumlndigen Ministeriums erfolgten Umbenennung in Akademie fuumlr Gesundshyheit und Lebensmittelsicherheit (AGL)
Der AGL obliegt als zentraler Bildungseinrichtung fuumlr die Bereiche Gesundheit Veterinaumlrwesen und Lebens mittelsicherheit im Geschaumlftsbereich des bayerischen Staatsministeriums fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) das Management der Ausshy Fortshy und Weiterbildung Die zentralen Ziele sind
bull die bedarfsgerechte auf die Bewaumlltigung aktueller und zukuumlnftiger Herausforderungen ausgerichtete Qualifizierung der Behoumlrdenmitarbeiter
bull durch langfristige zielgerichtete Planung und kurzshyfristige Anpassung des Angebots
bull unter Anwendung teilnehmershy und transferorienshytierter Methodik
bull bei effizientem Einsatz der Haushaltsmittel
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Seit den Anfaumlngen im Jahr 2002 wuchs sowohl das Spektrum der Aufgaben als auch der Umfang an Veranstaltungen bestaumlndig an Zur Konzeption und Durchfuumlhrung ihrer Veranstaltungen kann die AGL heute auf 26 Mitarbeiter und uumlber 500 Referenten aus den Behoumlrden der Wissenschaft aus Verbaumlnshyden und der Wirtschaft zuruumlckgreifen mehr als ein Drittel davon aus dem LGL Seit einigen Jahren nehmen im Schnitt jaumlhrlich 7000 Personen an Fortshybildungsveranstaltungen und uumlber 500 Personen an mehrwoumlchigen bis mehrmonatigen Lehrgaumlngen teil In zehn Jahren Aufbauarbeit entstand aus beshyscheidenen Anfaumlngen ein umfassendes Programm zur Ausshy Fortshy und Weiterbildung fuumlr alle Berufsshygruppen im Bereich Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit In speziellen Lehrgaumlngen sowie Fachshytagungen Seminaren und Kongressen werden Amtsaumlrzte Amtstieraumlrzte und amtliche Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Pharmazeuten Sozialpaumldashygogen Lebensmittelkontrolleure Hygienekontrolshyleure Sozialmedizinische Assistentinnen amtliche Fachassistenten und weitere Fachleute der Behoumlrshyden fuumlr den Einstieg in die staatliche Laufbahn quashylifiziert oder in den jeweiligen Fachthemen auf dem aktuellen Stand gehalten Von Anfang an wurde mit der Rubrik bdquoFachseminar interdisziplinaumlrldquo im Jahres fortbildungsprogramm der Gruumlndungsidee Rechnung getragen dass die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen immer wichtiger wird fuumlr die Bewaumlltigung sowohl der akuten Herausforderungen wie auch der taumlglishychen Routinen Mit einem umfangreichen uumlberfachshylichen Fortbildungsprogramm stehen daruumlber hinshyaus allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Geschaumlftsbereiches Umwelt und Gesundheit
Angebote zur Staumlrkung ihrer sozialen methoshydischen und persoumln lichen Kompetenzen zur Ver fuumlgung Im Jahr 2010 hat das Bayerische Staatsshyministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit die Aufshygabe der bdquozustaumlndigen Stelleldquo nach dem Berufsshybildungsgesetz fuumlr die Ausbildung der Sozialvershysicherungsfachangestellten Fachrichtung allgeshymeine Krankenversicherung auf das LGL beziehungsweise die AGL uumlbertragen
Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
Der Zugang zu den Fachlaufbahnen des oumlffentlichen Gesundheitsshy und Veterinaumlrdienstes sowie der Leshybensmittelkontrolle erfordert in einschlaumlgigen Rechtsvorschriften festgelegte Qualifikationsmaszligshynahmen Die AGL fuumlhrte in den zehn Jahren seit ihshyrer Gruumlndung hierzu die folgenden Lehrgaumlnge inklushysive Pruumlfungsverfahren durch
bull Zehn AmtsarztshyLehrgaumlnge seit 2007 mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium Public Health an der LMU Muumlnchen
bull fuumlnf HygienekontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf SMAshyLehrgaumlnge
(Lehrgang fuumlr Sozialmedizinische Assistentinnen) bull zehn AmtstierarztshyLehrgaumlngebull acht LebensmittelkontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf VeterinaumlrassistentenshyLehrgaumlngebull einen FuttermittelprobenehmershyLehrgang bull vier Amtliche FachassistentenshyLehrgaumlnge
(bdquorotes Fleischldquo und bdquoweiszliges Fleischldquo)
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Alle Lehrgaumlnge richten sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bayern Gasthoumlrer aus anderen Laumlnshydern koumlnnen freie Plaumltze belegen Aumlrzte und Tieraumlrzshyte koumlnnen mit dem Lehrgang gleichzeitig die Anforshyderungen an die theoretische Weiterbildung zum Facharzt fuumlr oumlffentliche Gesundheit oder zum Fachshytierarzt fuumlr oumlffentliches Veterinaumlrwesen erfuumlllen Die Lehrgaumlnge wurden stetig inhaltlich uumlberarbeitet und konzeptionell weiterentwickelt
Die Ausbildung im AmtsarztshyLehrgang erfolgt am LGL in Kooperation mit dem MastershyStudiengang Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt
Muumlnchen (LMU) Durch die Verzahnung mit der Unishyversitaumlt haben die Kursteilnehmer seit 2008 die Moumlglichkeit in Verbindung mit dem Lehrgang auch den Master of Public Health (MPH) mit der Spezialishysierung Health Administration and Management (HAM) zu erwerben
2007 wurde die Akademie mit der Konzeption und Durchfuumlhrung eines Lehrgangs fuumlr amtliche Fachasshysistenten beauftragt Dieser musste nach den Vorgashyben der Verordnung (EG) 8542004 voumlllig neu konzishypiert werden und umfasst nun 500 Stunden theoretishyschen Unterricht
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Fuumlr das amtliche Personal in der Fleischhygieneuumlbershywachung (amtliche Tieraumlrzte und amtliche Fachassisshytenten) besteht gemaumlszlig VO (EG) Nr 8542004 eine jaumlhrliche Fortbildungspflicht Die notwendigen Vershyanstaltungen werden seit 2006 uumlber das Fortbilshydungsprogramm der AGL angeboten 2009 hat die AGL ein neues Fortbildungskonzept fuumlr diesen Beshyreich erarbeitet Die bis dahin durchgefuumlhrten einshyheitlichen Fortbildungstagungen (Jahrestagungen) wurden durch thematisch vielfaumlltige den untershyschiedlichen Beduumlrfnissen angepasste Fortbildungsshyveranstaltungen ergaumlnzt (WahlpflichtshyFortbildung) Die neuen fachlichen Inhalte tragen vermehrt den unterschiedlichen Taumltigkeitsfeldern und dem untershyschiedlichen Erfahrungsstand Rechnung
Aufgrund eines Ministerratsbeschlusses zur Verbesshyserung der Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2006 wurde in den Jahren 2007 und 2008 ein Sonshyderfortbildungsprogramm erstellt Ergaumlnzend zum jaumlhrlichen Fortbildungsangebot wurden 20 zusaumltzlishyche neu konzipierte Fortbildungen aufgenommen und damit die Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verdoppelt Neben vielen fachlishychen Schulungen waren spezielle uumlberfachliche Fortshybildungsangebote zur Verbesserung der Sozialshy und Methodenkompetenz insbesondere zur Gespraumlchsshyfuumlhrung und Konfliktbewaumlltigung fuumlr das Personal in der Lebensmittelshy und Futtermittelkontrolle sowie in der Veterinaumlrkontrolle enthalten Viele der Veranstalshytungen die speziell fuumlr das Sonderfortbildungsproshygramm konzipiert wurden waren so begehrt dass sie danach in das laufende jaumlhrliche Programm aufshygenommen und weitergefuumlhrt wurden
Schwerpunkt Fachfortbildung
Den Schwerpunkt der Fortbildungsarbeit bildet seit Gruumlndung der AGL die Durchfuumlhrung von Fachsemishynaren fuumlr Bedienstete der oumlffentlichen Verwaltung in den Bereichen oumlffentlicher Gesundheitsdienst oumlfshyfentlicher Veterinaumlrdienst und Lebensmittelkontrolle Bis zum Jahr 2008 betraf dies auch die Fortbildung der bayerischen Gewerbeaufsicht Fuumlr diesen Persoshynenkreis veranstaltete die AGL jaumlhrlich weit uumlber 200 einshy oder mehrtaumlgige Fachseminare Die Gesamtteilshynehmerzahl an von der AGL angebotenen Fortbilshydungsveranstaltungen und Tagungen betrug im Schnitt der letzten Jahre ungefaumlhr 7000 etwa 5500 davon betrafen Fachfortbildungen gut 500 uumlberfachshyliche Seminare und etwa 1000 InhouseshySchulungen am LGL sowie EDVshyFortbildungen Die Konzeption sieht schwerpunktmaumlszligig eintaumlgige Fachseminare vor welche in den Dienststellen des LGL in Nordshy und Suumldbayern identisch angeboten werden und akshytuelle Themen aufgreifen Diese Veranstaltungen sollen von mindestens einem Teilnehmer der Zielshygruppe aus den Landratsaumlmtern und Regierungen besucht werden damit ein einheitlicher Informashytionsshy und Wissensstand bei allen rechtlichen und fachlichen Neuerungen sowie bei Vollzugsfragen sishychergestellt werden kann Daneben gibt es eine Reishyhe von mehrtaumlgigen Seminaren welche Spezialtheshymen mit staumlrkerer Handlungsorientierung aufgreifen Diese werden in Kleingruppen in Seminarhaumlusern verteilt uumlber ganz Bayern oft uumlber Jahre hinweg anshygeboten Die Schulung spezieller FachshyEDVshyAnwenshydungen erfolgt in einshy und mehrtaumlgigen Seminaren am PCshyArbeitsplatz
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Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
Bei Gruumlndung der Akademie im Jahr 2002 gehoumlrte diese dem Geschaumlftsbereich des damals ebenfalls neu gegruumlndeten Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Verbraucherschutz an Damals wurde als Starthilfe eine umfangreiche Kooperation in der uumlberfachlichen Fortbildung mit dem Staatsministerishyum fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen beschlossen Diese dauerte bis 2005 und betraf auch die bis heute anhaltende Zusammenarbeit bei EDVshySeminaren mit der Verwaltungsschule der Sozialvershywaltung in Wasserburg Schritt fuumlr Schritt wurden dashyneben eigene Seminare zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Fuumlhrung und Kommunikation Arshybeitstechniken und Selbstmanagement sowie Presseshy und Oumlffentlichkeitsarbeit und Verwaltung aufgebaut Als dann im Jahr 2005 nach Umressortierung in den Geschaumlftsbereich des Umweltministeriums die uumlbershyfachliche Fortbildung fuumlr den gesamten neuen Geshyschaumlftsbereich von dort auf die Akademie uumlbertragen wurde konnte sofort ein umfangreiches eigenes Fortshybildungsangebot zusammengestellt werden
Die uumlberfachliche Fortbildung befasste sich in juumlngerer Zeit neben den Fuumlhrungsklassikern vorrangig mit Strashytegien fuumlr erfolgreiches Arbeiten im Team sowie dem Umgang mit den gestiegenen Anforderungen in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt Diese Seshyminare finden eine auszligerordentliche Akzeptanz Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Teamentwickshylung Zahlreiche Teams nehmen dieses Angebot an und entwickeln unter professioneller Begleitung konshykret und zielorientiert ihre individuellen Vorgehensweishy
sen Es geht um organisatorische und strategische Ansaumltze zur Steigerung von Effizienz und Effektivitaumlt Angestrebt werden ein besserer Informationsfluss soshywie eine gute Kommunikationskultur und Konfliktbeshywaumlltigung Neu im Angebot war zuletzt Mediation eine Moumlglichkeit der Konfliktbearbeitung unter Begleishytung eines professionellen Konflikthelfers
Neben den Fortbildungsangeboten des Geschaumlftsshybereiches gibt es zahlreiche InhouseshySchulungen fuumlr das Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (LGL) sowie Fuumlhrungsseminare fuumlr das Lanshydesamt fuumlr Umwelt (LfU) Der Themenkatalog des LGL reicht von Trainings fuumlr Teamshy und Gruppenleishyter zur Mitarbeiterfuumlhrung Maszlignahmen zu Gesundshyheitsshy und Arbeitsschutz speziellen Schulungen zur Einfuumlhrung eines digitalen Dokumentenmanageshymentsystems bis zur Ausbildung von Brandschutzshy und Ersthelfern
Die ASUMEDDie Hauptaufgabe der Bayerischen Akademie fuumlr Arshybeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) ist die theoretische Weitershy und Fortbildung bereits approshybierter Aumlrzte in den Bereichen BetriebsshyArbeitsmeshydizin und Sozialmedizin Im Schnitt haben insgesamt 200 bis 300 Aumlrztinnen und Aumlrzte jaumlhrlich aus allen Bundeslaumlndern an einem Kurs der ASUMED teilgeshynommen Insbesondere mit der Deutschen Gesellshyschaft fuumlr Arbeitsshy und Umweltmedizin den Akadeshymien in Duumlsseldorf und Bad Nauheim und dem Lanshydesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften bestehen auf diesem Geshybiet langjaumlhrige Kooperationen
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Bereits 2003 entwickelte die ASUMED ein Konzept zur Vermittlung von sogenannten Basisqualifikatioshynen in den arbeitsmedizinischen Weiterbildungskurshysen wie Kommunikationsshy Kooperationsshy und Teamshyfaumlhigkeit beziehungsweise Sozialkompetenz Dieser Kursbaustein sieht vor den Betriebsarzt mit organisashytionsshy wirtschaftsshy und arbeitspsychologischen Inhalshyten zu konfrontieren und ihn als Moderator und Spreshycher aller im Betrieb am Gesundheitsmanagement beteiligten Personen und Bereiche zu befaumlhigen
Mit dem von der ASUMED 2005 initiierten Foumlrdershyprojekt bdquoPsychosoziale Belastungen in der betriebsshyaumlrztlichen Praxisldquo wurde das Department fuumlr Psyshychologie Organisationsshy und Wirtschaftspsychologie der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen beshytraut Die daraus resultierenden Ergebnisse boten der ASUMED wertvolle Ansatzpunkte fuumlr eine inhaltshyliche und gestalterische Weiterentwicklung der Ausshybildungseinheiten
Die MTA-V-SchuleSchuumllerinnen und Schuumller der einzigen Staatlichen Berufsfachschule fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnishysche Assistenten (MTAshyVshySchule) in Bayern absolshyvieren am Standort Oberschleiszligheim eine dreijaumlhrige Ausbildung Sie werden in den Lehrshy und Routinelashyboratorien des LGL praktisch ausgebildet und erhalshyten daneben theoretischen Unterricht Dabei werden sie von uumlber 20 hausinternen und weiteren externen Lehrkraumlften unterrichtet und betreut Auf diese Weishyse erhalten die Schuumllerinnen und Schuumller in der seit 1942 bestehenden Schule eine aktuelle und umfasshysende Ausbildung auf allen relevanten Gebieten Alle
drei Jahre beginnt an der Dienststelle in Obershyschleiszligheim ein neuer Lehrgang mit rund 20 Schuumlleshyrinnen und Schuumllern
AusblickIn den naumlchsten Jahren werden die interne Qualitaumltsshyentwicklung und die Weiterentwicklung einer zeitgeshymaumlszligen LehrshyLernshyKultur noch staumlrker in den Fokus ruumlcken koumlnnen Als Leitziel der Qualifizierungsmaszligshynahmen zum Einstieg in die staatlichen Fachlaufbahshynen wird der Erwerb umfassender beruflicher Handshylungskompetenz noch mehr an Bedeutung gewinnen Im Rahmen der Entwicklung neuer LehrshyLernshyKonzepshyte soll verstaumlrkt ein Perspektivwechsel von der Lehshyrendenshy zur Lernershyzentrierten Perspektive vollzogen werden Das bisher vorherrschende primaumlr rezeptive Lehrangebot soll durch ein problembasiertes fallbezoshygenes und projektorientiertes Lernen ergaumlnzt werden Hierdurch kann die lebenslang wichtige Lernkompeshytenz und (Weitershy)Lernbereitschaft gestaumlrkt die Entshywicklung fachlicher sowie fachuumlbergreifender Kompeshytenzen gefoumlrdert und ein kooperativer Arbeitsstil unshyterstuumltzt werden Dies sind nicht zuletzt jene Kompeshytenzen die schon jetzt in einer Welt von rasch veraltendem Wissen und schnellen Veraumlnderungen in der Wirtschaft wie in der oumlffentlichen Verwaltung von zentraler Bedeutung sind
Dieser Prozess des Wandels hat die Rechtsgrundlashygen vieler Taumltigkeitsbereiche des LGLs in der letzten Dekade besonders erfasst und neu geordnet Die ehemals durchgaumlngig national gepraumlgte Rechtsetshyzung ist in einigen Bereichen nahezu vollstaumlndig ershysetzt worden durch ein einheitliches EUshyRecht
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Europa
Seit seiner Gruumlndung wird das LGL von einem Proshyzess begleitet der beinahe alle seiner Taumltigkeitsbeshyreiche von Grund auf reformierte eine Europaumlisieshyrung der gesetzlichen Grundlagen
Insbesondere in den Bereichen Lebensmittelshy und Produktsicherheit Chemikalienrecht oder Tiergesundshyheit hat das LGL im Gruumlndungsjahr 2002 sein Hanshydeln noch uumlberwiegend auf nationale Gesetzgebung stuumltzen koumlnnen Diese war zwar auch schon an vielen Stellen von europaumlischen Verordnungen und Richtlinishyen beeinflusst die praumlgende Grundausrichtung jeshydoch fuszligte noch auf den historisch gewachsenen nashytionalen Gesetzeswerken So galt beispielsweise noch 2002 mit dem Lebensmittelshy und Bedarfsgeshygenstaumlndegesetz (LMBG) ein seit 1976 fortgeschrieshybenes Rechtswerk das auf seinem Vorlaumlufer dem Lebensmittelgesetz (LMG) von 1927 begruumlndet war Noch im Gruumlndungsjahr des LGL entstand jedoch mit der Verordnung 1782002 der sogenannten Basisvershyordnung ein neuer europaumlischer Gesetzesrahmen in dessen Gefolge kaum ein nationales Gesetz im Beshyreich der Lebensmittelsicherheit unangetastet bleishyben konnte Eine solche europaumlische Vereinheitlishychung ist nicht nur geeignet Handelshemmnisse abshyzubauen sondern reduziert auch deutlich bisherige Reibungsverluste bei grenzuumlbergreifenden Maszlignahshymen und gegenseitiger Informationsweitergabe was fuumlr einen wirksamen Verbraucherschutz in einem inshyternationalisierten Umfeld unverzichtbar ist Der Preis jedoch der fuumlr eine solche Aumlnderung des gesamten rechtlichen Rahmens zu bezahlen ist hat das LGL die letzten 10 Jahre viel beschaumlftigt Bisher konnte bei leshy
bensmittelrechtlichen Beurteilungen bis hin zu detailshyliertesten Einzelfragestellungen auf eine langjaumlhrige Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis zuruumlckgeshygriffen werden Der Wortlaut der neuen EU Verordshynungen hingegen musste fuumlr die taumlgliche Praxis der Lebensmitteluumlberwachung erst ausgelegt werden Strittige Fragen lieszligen sich teilweise nur durch houmlchstrichterliche Klaumlrung entscheiden Bis zur Ausbildung einer umfassenden Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis vergehen meist mehr als nur 10 Jahre Daher wird das LGL auch in der Zukunft in zahlreichen Taumltigkeitsbereichen mit diesen Herausforshyderungen eines neu geschaffenen europaweit harmoshynisierten Rechtsrahmens umgehen muumlssen
An zwei Beispielen der Regulierung neuartiger Leshybensmittel und Nahrungsergaumlnzungsmittel sowie der Chemikaliensicherheit sollen die Herausfordeshyrungen fuumlr das LGL illustriert werden die mit dem sich wandelnden rechtlichen Umfeld in der letzten Dekade verbunden waren
Novel FoodHerkoumlmmliche traditionelle Lebensmittel gelten aufshygrund jahrelanger Erfahrung als sicher und verkehrsshyfaumlhig wenn sie den lebensmittelrechtlichen Bestimshymungen entsprechen Eine spezielle Zulassung oder eine behoumlrdliche Meldung des Inverkehrbringens ist nicht erforderlich
Exotische Gemuumlse Pflanzen oder Fruumlchte Extrakte und Konzentrate daraus Stoffe mit vermeintlichem ernaumlhrungsphysiologischem oder gesundheitlichem Nutzen Pflanzen aus der traditionellen Chinesischen
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Medizin oder der Homoumlopathie sowie neue Technoshylogien gelangten in den letzten Jahren neu als Leshybensmittel auf den Markt
Mit steigender Anzahl und zunehmendem Einsatz dieser nichtshytraditionellen Lebensmittel wurde es beshyreits 1997 als notwendig erachtet zum Schutz der Gesundheit und um gleiche Wettbewerbsbedingunshygen in der gesamten Europaumlischen Union zu schafshyfen einheitliche Sicherheitspruumlfungen im Rahmen der Novel FoodshyVerordnung (VO (EG) Nr 25897) zu erlassen Erstmals muumlssen damit Lebensmittel ein von der Europaumlischen Union festgelegtes umfangreishyches Zulassungsverfahren durchlaufen Nur wenn sie nachweislich kein Gesundheitsrisiko darstellen den Verbraucher nicht taumluschen und nicht zu Mangelershyscheinungen fuumlhren koumlnnen diese bdquoneuartigen Leshybensmittelldquo (Novel Food) auf den Markt kommen Das gilt sowohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Lebensshymittelzutaten die als bdquoneuartigldquo eingestuft werden
Neuartige Lebensmittel und Lebensmittelzutaten sind nach der Novel FoodshyVerordnung so definiert dass sie vor dem Stichtag dem 15 Mai 1997 noch nicht in nennenswertem Umfang fuumlr den menschlishychen Verzehr in der Europaumlischen Union im Verkehr waren Es sind also Lebensmittel oder Lebensmittelshyzutaten die in der Europaumlischen Union nach dem Stichtag neu auf den Markt kommen oder kamen und unter eine der nachfolgenden Gruppen fallen
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten mit neuer gezielt modifizierter primaumlrer Molekularstruktur zum Beispiel Margarine mit Phytosterinesterzusatz zur Senkung des Cholesterinspiegels
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Mikshyroorganismen Pilzen oder Algen bestehen oder darshyaus isoliert worden sind zum Beispiel Lycopin das aus dem Pilz Blakeslea trispora gewonnen wird
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Pflanzen bestehen oder aus Pflanzen und Tieren isoliert wurden und die nicht erfahrungsgemaumlszlig als unbedenklich eingestuft werden koumlnnen zum Beishyspiel Saft aus der Frucht von Morinda citrifolia (Noshynifrucht) oder Steviablaumltter
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten bei deren Herstellung ein nicht herkoumlmmliches Verfahren anshygewandt wurde was die Struktur oder Zusammenshysetzung des Lebensmittels oder der Lebensmittelshyzutat wesentlich veraumlndert zum Beispiel Fruchtzushybereitung fuumlr Joghurt haltbar gemacht durch ein Hochdruckverfahren
Bis Ende 2003 zaumlhlten auch gentechnisch veraumlndershyte Lebensmittel zu den neuartigen Lebensmitteln Seit 2004 sind diese jedoch in einer eigenen Verordshynung geregelt
Aufgrund der umfangreichen Sicherheitsanforderunshygen bei der Antragstellung eines neuartigen Lebensshymittels oder Lebensmittelzutat kommt es jedoch nicht immer zur Zulassung Von den seit 1997 geshystellten 107 Antraumlgen nach Art 4 der Novel FoodshyVerordnung wurden 64 abgelehnt
Eine Besonderheit des Zulassungsverfahrens bei neushyartigen Lebensmitteln ist dass auch bestimmte Eigenshyschaften ausgelobt werden koumlnnen die nach allgemeishynem Recht bisher unzulaumlssig waren Dies zeigt sich zum Beispiel bei den im Jahr 2000 zugelassenen Physhy
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tosterinen Phytosterine sind geeignet den Cholesteshyrinspiegel zu senken Die cholesterinsenkende Wirshykung ist durch zahlreiche klinische Studien belegt Neshyben dieser positiven Wirkung wurden jedoch auch neshygative Nebenwirkungen festgestellt Diese Produkte sollten daher nur von Personen verzehrt werden die tatsaumlchlich einen zu hohen Cholesterinspiegel haben Um den Verbraucher vor gesundheitlichen Schaumlden zu schuumltzen wurde daher bereits bei der Zulassung eine umfangreiche Pflichtkennzeichnung in Form einer Vershyordnung festgelegt Produkte mit Phytosterinen duumlrfen nur in den Verkehr gebracht werden wenn in der Etishykettierung unter anderem darauf hingewiesen wird dass mit den Erzeugnissen der Cholesterinspiegel geshysenkt werden kann und daher die Produkte ausschlieszligshylich fuumlr Personen bestimmt sind die dies aus gesundshyheitlichen Gruumlnden tun muumlssen Erstmals wird also eine bisher verbotene krankheitsbezogene Werbung fuumlr bestimmte Produkte sogar vorgeschrieben
bdquoLebensmittel mit Phytosterinzusaumltzenldquo stellen die bekanntesten und am haumlufigsten gekauften neuartishygen Lebensmittel dar Mittlerweile befinden sich etwa 132 zugelassene Produkte mit Phytosterinen aus den unterschiedlichsten Warengruppen wie Brot Wurst Joghurt Milch Kaumlse und Margarine auf dem Markt
Neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelshyzutaten muumlssen nicht als neuartig gekennzeichnet werden Der uninformierte Verbraucher weiszlig daher nicht ob er gerade eines der zugelassenen neuartishygen ein traditionelles oder vielleicht sogar ein funktioshynelles (angereichertes Lebensmittel mit ausgelobtem gesundheitlichem Nutzen) Lebensmittel verzehrt
Am LGL werden jaumlhrlich etwa 700 Proben hinsichtlich neuartiger LebensmittelLebensmittelzutaten untershysucht die Beanstandungsquote liegt bei rund 7
NahrungsergaumlnzungsmittelDer Markt mit Nahrungsergaumlnzungsmitteln (NEM) boomt seit Jahren ungebrochen
NEM sind Lebensmittel die dazu bestimmt sind die allgemeine Ernaumlhrung zu ergaumlnzen Sie besteshyhen aus Konzentraten von einem oder mehreren Naumlhrstoffen (Vitamine und Mineralstoffe) oder sonstigen Stoffen mit ernaumlhrungsspezifischer oder physiologischer Wirkung (zum Beispiel Aminosaumlushyren Pflanzenshy und Kraumluterextrakte) sie werden in dosierter Form als Kapseln Fluumlssigampullen und so weiter in den Verkehr gebracht Hinsichtlich der in NEM verwendeten Stoffe gibt es derzeit nur eine EUshyweit guumlltige Positivliste fuumlr Vitamine und Mineshyralstoffe einschlieszliglich der Spurenelemente Es fehlen jedoch hierzu Regelungen zu Mindestshy und Houmlchstgehalten sowie Vorschriften hinsichtlich der Verwendung der bdquosonstigen Stoffeldquo Ein Ruumlckgriff auf die bisherige Verwaltungsshy und Rechtspreshychungspraxis ist allerdings auch nicht moumlglich da diese auf alten Vorschriften des nationalen Rechts beruhte die nicht selten mit der neuen EUshyGesetzshygebung inkompatibel sind
Nicht nur aufgrund ihrer Darreichungsformen (Tabletshyten oder aumlhnliches) koumlnnen NEM mit Arzneimitteln verwechselt werden Immer wieder versuchen Hershysteller den aufwendigen teuren und haumlufig ausshysichtslosen Weg der Zulassung eines Erzeugnisses
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als Arzneimittel zu umgehen indem sie ihre Produkshyte einfach als bdquoNahrungsergaumlnzungsmittelldquo in den Handel bringen da diese keiner strengen Zulasshysungspflicht unterliegen
Eine nicht geringe Anzahl der NEM bewegt sich dashymit in der Grauzone zwischen Lebensmittel und Arzshyneimittel Abgrenzungsfragen nehmen daher am LGL einen breiten Raum ein Hierbei erfolgt die Beshywertung unter Beruumlcksichtigung verschiedener Asshypekte wie stoffliche Zusammensetzung Dosierung der Zusatzshy und Inhaltsstoffe Werbeaussagen und Aufmachung des Produktes Gerade bei der Bewershytung des wissenschaftlich gesicherten Wahrheitsgeshyhaltes von Werbeaussagen bestand in der vergangeshynen Dekade erhebliche Rechtsunsicherheit die soshywohl fuumlr die Behoumlrden als auch fuumlr die Herstellerbeshytriebe oftmals langwierige und aufwendige gerichtliche Auseinandersetzungen zur Folge hatten Von der HealthshyClaimsshyVerordnung 19242006 hat sich das LGL erhofft dass spaumltestens Anfang 2010 dieser Unsicherheit ein Ende gesetzt wuumlrde Bis zu diesem Zeitpunkt sollte eine Positivliste zugelasseshyner Werbeaussagen verabschiedet werden die weshygen der groszligen Zahl der Antraumlge allerdings bis heute nicht vollstaumlndig ist Und so ist es nicht weiter vershywunderlich dass aus Sicht der Behoumlrden bei einem groszligen Teil der NEM wissenschaftlich nicht gesishycherte und somit irrefuumlhrende Werbeaussagen zu beanstanden sind dass sich aber die Durchsetzung dieser Beanstandungen durch die Kreisverwaltungsshybehoumlrden vor dem Hintergrund einer im Umbruch befindlichen Rechtslage und Rechtsprechung schwierig gestaltet
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Schon seit Jahren beobachten amtliche Uumlberwashychungsstellen daruumlber hinaus eine Zunahme an illeshygalen Verkaufsaktivitaumlten bei NEM die mit pharmashykologisch wirksamen Stoffen angereichert und demshyzufolge als Arzneimittel zu beurteilen sind Derartige Produkte stellen eine ernste Gefahr fuumlr die Gesundshyheit der Bevoumllkerung dar Die Bedenklichkeit spiegelt sich in zahlreichen Verbraucherbeschwerden uumlber schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen wider Bei Verstoumlszligen gegen Vorschriften des Arzneimittelgeshysetzes unterrichtet das LGL umgehend die zustaumlndishygen Behoumlrden und unterstuumltzt diese durch Fachgutshyachten bei der Ermittlungstaumltigkeit Die LGLshySachshyverstaumlndigen erstellten eine Liste mit beanstandeten
Nahrungsergaumlnzungsmitteln und gesundheitlich beshydenklichen LifestyleshyMedikamenten fuumlr Zollbehoumlrshyden und verschiedene Kriminalpolizeidienststellen
NEM beduumlrfen im Gegensatz zu Arzneimitteln keiner Zulassung Sie muumlssen lediglich nach sect 5 der Verordshynung uumlber Nahrungsergaumlnzungsmittel (NemV) beim Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensshymittelsicherheit (BVL) unter Vorlage eines Etikettenshymusters angezeigt werden Mit dem Anzeigevorshygang ist jedoch keine Pruumlfung verbunden Fuumlr die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Vorschriften ist der Hersteller oder Importeur selbst verantshywortlich
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Am LGL werden die angezeigten Etikettenmuster von NEM bayerischer Inverkehrbringer (2009 146 Anzeigen 2010 619 Anzeigen) vor allem im Hinblick auf ihre Zusammensetzung risikoorientiert uumlberpruumlft Die Uumlberpruumlfungen ergaben dass rund 13 der anshygezeigten Etikettenmuster nicht den lebensmittelshyrechtlichen Vorschriften entsprachen In diesen Faumllshylen benachrichtigt das LGL mittels Gutachten die zushystaumlndige Uumlberwachungsbehoumlrde
Nach LGLshyErfahrungen handelt es sich bei den NEM um eine schwierige und problematische Proshyduktgruppe deren Beanstandungsquote sich unvershyaumlndert auf relativ hohem Niveau bei rund 15 beshywegt Die zu untersuchende Zahl an NEM am LGL betraumlgt jaumlhrlich etwa 500 Proben
Hauptsaumlchliche Beanstandungsgruumlnde sind
bull irrefuumlhrende und krankheitsbezogene Werbung auf der Verpackung in der Packungsbeilage oder im Internet
bull Einstufung von NEM als Arzneimittelbull Verwendung nicht zugelassener Zusatzstoffebull Einstufung von Zutaten als neuartige Lebensmittelbull unvollstaumlndige undoder fremdsprachige Kennshy
zeichnung
Aufgrund der hohen Beanstandungsquote bei NEM entwickelte das LGL ein besonderes Betriebsshykontrollprogramm Es umfasst die Produktionsshyhygiene ebenso wie die wissenschaftlichen Nachshyweise fuumlr Werbebehauptungen die Ruumlckverfolgshybarkeit Statuserhebung der durchgefuumlhrten Eigenkontrollen (inklusive der Einhaltung des
HazardshyAnalysisshyCriticalshyControlshyPointshyKonzepts (HACCP)) und die Vertriebswege
Als Ergebnis der bisher durchgefuumlhrten Kontrollen ist festzustellen dass nur wenige Betriebe alle Herstelshylungsschritte selbst durchfuumlhren Die uumlberwiegende Anzahl der Betriebe bezieht fertige Ware von Lohnshyherstellern die allenfalls noch verpackt und etiketshytiert wird
NEM beduumlrfen weiterhin einer intensiven Kontrolle um ein akzeptables Verbraucherschutzniveau zu geshywaumlhrleisten ndash besonders gilt dies fuumlr Produkte die uumlber das Internet angeboten werden Begleitend dazu muss eine umfassende Verbraucheraufklaumlrung stattfinden denn ein falsches Ernaumlhrungsverhalten oder eine ungesunde Lebensweise koumlnnen durch die Einnahme von NEM nicht kompensiert werden Hier sind die Behoumlrden insbesondere gefordert die Umsetzung der HealthshyClaimsshyVerordnung in eine geregelte und verlaumlssliche Verwaltungspraxis voranshyzutreiben ndash zum Wohle eines rechtssicheren Umfelshydes fuumlr Herstellerbetriebe und eines gut und richtig informierten Verbrauchers
Eine aumlhnlich grundlegende rechtliche Neuausrichshytung wurde im Bereich der Chemikaliensicherheit mit der sogenannten REACHshyVerordnung 19072006 durch den europaumlischen Gesetzgeber auf den Weg gebracht und wird wohl noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum neue Anforderungen fuumlr das LGL bereitshyhalten
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Chemikaliensicherheit
Seit sieben Jahren hat das LGL als Folge der Einglieshyderung des Landesamtes fuumlr Arbeitsschutz auch die Aufgabe Arbeitnehmer und Verbraucher im Rahmen der Chemikaliensicherheit vor gefaumlhrlichen chemishyschen Stoffen zu schuumltzen Die Art und der Umfang der Aufgabenstellung sind vielfaumlltig Exemplarisch soll dies anhand von drei Beispielen demonstriert werden zum einen die REACHshyInfoline fuumlr Untershynehmen zum anderen die Unterrichtung der Oumlffentshylichkeit im Rahmen der Neuregelung der Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien und zuletzt die Sachkundepruumlfung zu gefaumlhrlichen Stoffen
Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
Die Grundlage bildet seit 1981 das Chemikaliengeshysetz (ChemG) Dazu wurden diverse Ausfuumlhrungsshyverordnungen wie zum Beispiel die ChemVerbotsV die GefahrstoffV und spaumlter die BiostoffV erlassen Zur weiteren Auslegung dienen die Technischen Reshygeln fuumlr Gefahrstoffe Mit der REACHshyVerordnung (Registration Evaluation Authorisation of Chemishycals) ist 2007 ein neues europaweit geltendes Cheshymikalienrecht in Kraft getreten Hintergrund hierfuumlr war dass bis 2007 nur rund 5000 Neustoffe gemelshydet und zugelassen wurden Mehr als 100000 Cheshymikalien die im Umlauf waren die sogenannten bdquoAltstoffeldquo unterlagen keinem Zulassungsverfahren
Mit Inkrafttreten von REACH muumlssen nun Hersteller und Importeure Neushy und Altstoffe bei der Europaumlishy
schen Chemikalien Agentur (ECHA) in Helsinki regisshytrieren lassen Dort werden sie bewertet zugelasshysen oder bei moumlglichen Gefaumlhrdungen von Umwelt beziehungsweise Verbrauchern verboten oder nur mit Beschraumlnkungen genehmigt Damit soll die Cheshymikaliensicherheit erhoumlht und der Gesundheitsshy Umshyweltshy und Verbraucherschutz verbessert werden Das ehrgeizige Unternehmen soll dazu fuumlhren dass spaumltestens ab 2018 in der EU nur noch Chemikalien vermarktet werden duumlrfen deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt untershysucht und registriert worden sind
REACH-Infoline am LGL Die REACHshyVerordnung (REACHshyVO) ist ein komplishyziertes Regelwerk mit vielen Ausnahmen und Detailshyregelungen Sie umfasst mittlerweile weit uumlber 1000 Seiten Vor allem kleine und mittelstaumlndische Untershynehmen brauchen Informationen und Unterstuumltzung damit sie ihre Pflichten erfuumlllen koumlnnen Mit der beshyreits zum zweiten Mal aufgelegten Broschuumlre bdquoNeue EUshyChemikalienverordnung ndash REACHldquo wurde dieser Personenkreis in die Thematik eingefuumlhrt Bei der REACHshyInfoline die am LGL eingerichtet ist haben die Unternehmen die Moumlglichkeit konkret nachzufrashygen Besonders in der Anfangsphase war diese Hotshyline stark frequentiert So bereitete beispielweise vieshylen Unternehmen die Zuordnung ihrer Produkte als StoffGemisch oder als Erzeugnis Probleme Beishyspielsweise gilt importierter Stahl in Rohform als Geshymisch dessen Bestandteile registrierungspflichtig sind Ist der Stahl jedoch bereits gewalzt oder geshyformt so handelt es sich um ein Erzeugnis das nicht registrierungspflichtig im Sinne von REACH ist
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Wird der importierte Stahl umgeschmolzen gilt er als Gemisch Wird er hingegen rein mechanisch weishyterverarbeitet gilt er als Erzeugnis Als ein weiteres Beispiel kann der Gips dienen Bergmaumlnnisch abgeshybauter Gips muss als chemisch nicht veraumlnderter Naturstoff nicht registriert werden Gips der bei der Entschwefelung von Rauchgasen anfaumlllt und als Baushystoff auf den Markt gebracht wird muss hingegen registriert werden
Neue GefahrensymboleNach der Einfuumlhrung der REACHshyVO wurde auf EUshyEbene auch die Einstufung und Kennzeichnung von Stoffen neu geregelt 2009 trat die neue Verordnung uumlber die Einstufung Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen mit Uumlbergangsregelunshygen in Kraft Sie heiszligt auch GHSshy oder CLPshy Verordshynung (globally harmonized system oder classification labelling and packaging of substances and mixtures) und gilt prinzipiell fuumlr alle gefaumlhrlichen Stoffe an sich und in Gemischen Erzeugnisse sind hiervon nicht beshytroffen Fuumlr Stoffe ist sie verbindlich waumlhrend Gemishy
sche bis zum 1 Juni 2015 noch die alte Kennzeichshynung tragen duumlrfen Mit der GHSshyVerordnung soll weltweit die Einstufung und Kennzeichnung vereinshyheitlicht werden Denn bislang gab es unterschiedlishyche Systeme fuumlr die Kennzeichnung und eine untershyschiedliche Behandlung gleicher Produkte in verschieshydenen Laumlndern Stoffe die zum Beispiel in der EU Australien Malaysia und Thailand als gesundheitsshyschaumldlich eingestuft waren galten in den USA Kanashyda und Japan bereits als giftig hingegen in Indien als nichtshygiftig und in China gar als nicht gefaumlhrlich
Mit der Einfuumlhrung der neuen Kennzeichnung gingen dem Verbraucher alte Bekannte wie beispielsweise das Andreaskreuz verloren und neue Gefahrensymshybole (Piktogramme) mussten bekannt gemacht wershyden Um die Aufmerksamkeit der Oumlffentlichkeit zu erreichen und die Menschen aufzuklaumlren wurde am LGL eine gut verstaumlndliche Wanderausstellung zur Chemikalienkennzeichnung konzipiert Gleichzeitig wurde die Bevoumllkerung nachdruumlcklich fuumlr die Gefahshyren die von den verschiedenen Gefahrstoffen ausshygehen sensibilisiert
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Die Ausstellung umfasst rund 30 Poster und traumlgt den Titel bdquoSchutzschild ndash Die neu(e)n Zeichen fuumlr Ihre Sicherheitldquo Sie gliedert sich in drei Teile Zushynaumlchst zeigt sie Allgemeines zur neuen Kennzeichshynung mit einer Gegenuumlberstellung unter dem Schlagwort bdquoWas ist anders was ist neuldquo Der Mitshytelteil erklaumlrt auf jeweils zwei Postern die neuen Kennzeichen die jetzt Piktogramme heiszligen Dabei dient ein Poster als Blickfang das andere erlaumlutert das jeweilige Piktogramm welche Gefahren von dershyart gekennzeichneten Produkten ausgehen und wie man sich vor ihnen schuumltzt
Der Schlussteil verweist auf eine die Ausstellung beshygleitende Broschuumlre und auf die neu eingerichtete Website wwwschutzschildbayernde auf der weishytere Informationen abgerufen werden koumlnnen Die Wanderausstellung wurde im Februar 2010 im Deutshyschen Museum in Muumlnchen feierlich eroumlffnet Zurshyzeit wandert die Ausstellung durch ganz Bayern
SachkundepruumlfungGiftige sehr giftige brandfoumlrdernde hochentzuumlndlishyche undoder gesundheitsschaumldliche Stoffe duumlrfen erst nach der Erteilung einer behoumlrdlichen Erlaubnis von Personen die uumlber eine entsprechende Sachshykunde verfuumlgen in Verkehr gebracht werden Dies regelt der sect 3 der ChemikalienshyVerbotsverordnung (ChemVerbotsV) Die Kenntnisse von Gewerbetreishybenden beispielsweise zur Schaumldlichkeit und Kennshyzeichnung werden von der Gewerbeaufsicht schriftshylich mittels spezieller Fragen aus einem laumlnderuumlbershygreifenden bdquoGemeinsamen Fragenkatalogldquo uumlbershypruumlft Das LGL hat hierbei zwei Aufgaben die
Pruumlfungsfragen fuumlr die schriftliche Pruumlfung des Geshywerbeaufsichtsamtes zusammenzustellen und an der Pflege des Fragenkatalogs im Rahmen einer bundesweiten Arbeitsgruppe mitzuwirken Sehr aufshywendig war die Anpassung der Fragen an die neuen Kennzeichnungsregelungen und die Zunahme von stoffspezifischen Sachkundepruumlfungen
FazitVeraumlnderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen stellen den behoumlrdlichen Umgang mit der Chemikalishyensicherheit immer wieder vor neue Herausfordeshyrungen Mit Fortschreiten der Umsetzung der REACHshyVO wird auch das LGL als Landesbehoumlrde verstaumlrkt zu einer Drehscheibe zwischen den intershynationalen und nationalen Behoumlrden sowie der bayeshyrischen Gewerbeaufsicht zum Schutz der Bevoumllkeshyrung vor Risiken durch Chemikalien
Die REACHshyVerordnung macht deutlich dass ein wirksamer Schutz der Bevoumllkerung vor gesundheitlishychen Gefahren hier durch chemische Stoffe darauf angewiesen ist dass belastbare wissenschaftliche Daten beispielsweise zur Toxizitaumlt aber auch zu Vershybreitung in belebter und unbelebter Umwelt oder zu Abbaushy und Umbauprozessen vorliegen Waumlhrend die REACHshyVerordnung die Beschaffung derartiger Inforshymationen der Verantwortlichkeit der damit umgehenshyden Industrie zuweist lassen sich viele andere potenshyzielle Gesundheitsgefahren keinem bdquoVerursacherldquo zushyweisen Zur Beurteilung solcher Gefahren anhand wissenschaftlicher Daten sind auch und gerade staatshyliche Stellen wie das LGL gefordert durch eigene WISSENSCHAFT die benoumltigten Beitraumlge zu leisten
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WISSENSCHAFT
Wissenschaft 52
Wissenschaft
Als am 24 April 2002 erstmals berichtet wurde dass in erhitzten staumlrkehaltigen Lebensmitteln der bis dato in der Oumlffentlichkeit weithin unbekannte krebserregende Stoff Acrylamid in hohen und geshysundheitlich relevanten Mengen vorhanden ist sollte dies die Schlagzeilen der Tagespresse noch uumlber einen langen Zeitraum fuumlllen Dabei war Acrylamid schon immer in bestimmten Lebensmitshyteln enthalten gewesen Neu war lediglich das Wissen um diesen Sachverhalt Dieses Wissen ist einer schwedischen Wissenschaftlerin zu verdanshyken die bei einer umweltmedizinischen Untersushychung von Vergiftungsfaumlllen nach einem Acrylshyamideinsatz im Tunnelbau bemerkte dass auch die unbelastete Bevoumllkerung hohe Acrylamidgehalte im Blut aufwies die nur aus der Nahrung stammen konnten
Die weitere bdquoGeschichteldquo von Acrylamid zeigt deutshylich wie wichtig neue wissenschaftliche Erkenntnisshyse fuumlr zielgerichtete Maszlignahmen zum Schutz der oumlfshyfentlichen Gesundheit sind Gut temperaturkontrolshylierte Backprozesse koumlnnen zu einer deutlichen Reshyduktion der Acrylamidbildung fuumlhren Bestimmung von Acrylamid in Backprodukten und Beratung der Herstellerbetriebe konnten auch ohne gesetzliche Vorschrift die Acrylamidbelastung der Bevoumllkerung deutlich reduzieren Diese einfachen und dennoch wirkungsvollen Maszlignahmen konnten jedoch erst zum Nutzen der Bevoumllkerung eingesetzt werden als die Acrylamidbildung in Backprodukten und Moumlglichshykeiten ihrer Verhinderung untersucht und durch wisshysenschaftliche Publikation oumlffentlich wurden Auch
die bayerische Bevoumllkerung ist heute einer geringeshyren Acrylamidbelastung ausgesetzt als noch vor 10 Jahren und profitiert somit indirekt wie auch das LGL in seiner taumlglichen Arbeit von einer transparenshyten internationalen wissenschaftlichen Veroumlffentshylichungspraxis
Das LGL versteht sich als Teil der fachwissenshyschaftlichen Oumlffentlichkeit der sogenannten bdquoscientific communityldquo Innerhalb der letzten zehn Jahre hat das LGL daher konsequent einen Weg beschritten diese Integration in die bdquoscientific communityldquo voranzutreiben So wie das LGL selbst in seiner taumlglichen Taumltigkeit als ratgebender Dienstshyleister fuumlr Politik und Vollzugsbehoumlrden auf den reishychen Fundus wissenschaftlicher Publikationen anshyderer zuruumlckgreift so setzt es die damit verbundeshyne Verpflichtung um eigene Ergebnisse der Fachshywelt zu praumlsentieren Im Jahr 2001 haben die beiden Landesuntersuchungsaumlmter die Vorgaumlngershyeinrichtungen des LGL von insgesamt 56 Fachvershyoumlffentlichungen und Kongressbeitraumlgen nur vier in einer begutachteten (bdquopeer reviewedldquo) internatioshynalen englischsprachigen Zeitschrift veroumlffentlicht Bis zum Jahr 2011 stieg nicht nur die Zahl der wisshysenschaftlichen Veroumlffentlichungen bis auf uumlber 300 pro Jahr sondern auch der Anteil der internashytional veroumlffentlichten Beitraumlge auf uumlber 60
Am LGL wurden in der zuruumlckliegenden Dekade 171 Forschungsprojekte fuumlr die Weiterentwicklung und Validierung neuer Untersuchungsmethoden oder zur Untersuchung gesundheitsrelevanter Parameter in Tier Mensch Umwelt oder Lebensmittel initiiert Hierfuumlr konnte ein Gesamtvolumen von circa 26 Mio
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Euro an Foumlrdergeldern aus Foumlrderprogrammen bayeshyrischer Ministerien des Bundesforschungsshy und anshyderer Bundesministerien sowie aus dem europaumlishyschen Forschungsrahmenprogramm eingeworben werden
Die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und anshyderen Forschungseinrichtungen konnte die Gewinshynung und den Austausch hoch qualifizierten Persoshynals fuumlr das LGL deutlich erleichtern Besonders in Ausshy Fortshy und Weiterbildung konnte ein lebhafter gegenseitiger Austausch etabliert werden der zum einen praktische Aspekte staatlicher Gesundheitsshyfuumlrsorge durch die Beteiligung von LGLshyMitarbeitern an der akademischen Lehre in die Hochschulen transportieren konnte zum anderen aber auch ershylaubte Hochschullehrer fuumlr die Ausbildungsprogramshyme der Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit zu gewinnen Eine besonders enge Vershyschraumlnkung konnte hier durch die Fusion der Amtsshyarztausbildung mit dem Masterstudiengang bdquoPublic Healthldquo der LMU erreicht werden
Pettenkofer School of Public Health Oumlffentliche GesundheitPublic Health ist ein unvershyzichtbares Taumltigkeitsfeld der gesamtgesellschaftlishychen Bemuumlhungen um bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo (Institute of Medicine 1988 2002) Zunaumlchst mag die fuumlr Bayshyern handlungsleitende These einer (Reshy)Akademishysierung des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) im Rahmen einer universitaumlren bdquoSchool of Public Healthldquo uumlberraschen Sind die im OumlGD Taumltishygen nicht in aller Regel akademisch hoch qualifizierte
Fachleute Aumlrzte mit oftmals doppelter Facharztquashylifikation naumlmlich einem klinischen Facharzt in Vershybindung mit dem Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen
Eine akademische Qualifikation der im OumlGD in Fuumlhshyrungsshy oder Spezialfunktion Taumltigen ist sicherlich geshygeben etwa durch die angesprochenen promoviershyten Fachaumlrzte fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen mit leitenden Funktionen in den Gesundheitsaumlmtern Gleichzeitig ist das spezifische fachliche Taumltigkeitsshyfeld des OumlGD selbst seit geraumer Zeit nicht mehr durch eigene Lehrstuumlhle an einer medizinischen Fashykultaumlt vertreten Dies ist eine bemerkenswerte Beshysonderheit des Facharztes fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen auch angesichts der internationalen hisshytorischen Bedeutung der grundlegenden Arbeiten eishynes Max von Pettenkofer Rudolf Virchow oder Salomon Neumann fuumlr den betreffenden Faumlcherkashynon Die Erklaumlrung dieser besonderen Situation ist fuumlr den deutschen Sprachraum zu groszligen Teilen im Missbrauch der bevoumllkerungsmedizinischen Ansaumltze und deren Perversion fuumlr die verbrecherischen Ziele des Nationalsozialismus in der Zeit von 1933 bis 1945 zu finden (Labisch 1999 Schagen und Schleishyermacher 2005 Donhauser 2007)
Eine Aufarbeitung dieser fachlichshywissenschaftlishychen Defizite erfolgte fuumlr Deutschland durch die Pushyblic HealthshyFoumlrderprogramme des Bundes insbesonshydere zwischen 1991 und 2001 Diese Unterstuumltzung erfolgte zum einen durch die Foumlrderung groszliger epishydemiologischer Studien und von fuumlnf Forschungsvershybuumlnden Public Health zum zweiten durch ein AusshylandsshyStipendienprogramm zur Public HealthshyQualifishy
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kation deutscher Nachwuchswissenschaftler zum dritten durch den Aufbau eigener Public HealthshyStushydiengaumlnge zur Qualifikation an deutschen Universitaumlshyten Aumlhnliche Aufbauprozesse vollzogen sich auch in Oumlsterreich und in der Schweiz
Der OumlGD war daran zunaumlchst nur in vergleichsweise geringem Ausmaszlig beteiligt Dies erklaumlrt sich zwangshylos damit dass der OumlGD zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr an den deutschen Universitaumlten mit eishygenstaumlndigen Fachvertretern praumlsent war Dadurch war einerseits eine bdquoTheorieluumlckeldquo hinsichtlich der Repraumlsentanz von OumlGDshyThemen im Wissenschaftsshybereich gegeben andererseits eine bdquoPraxisluumlckeldquo bezogen auf einen nachhaltigen Praxisbezug der Forshyschung und Ausbildung an den neuen Public HealthshyStudiengaumlngen
Die Akademien in Duumlsseldorf und Muumlnchen welche die fuumlr die fachaumlrztliche Qualifikation vorgeschriebeshynen theoretischen Kursweiterbildungen anbieten suchten fruumlhzeitig Verbindungen mit dem universishytaumlren Bereich Public Health
Am Standort Muumlnchen ergaben sich besondere Chancen
In Uumlbereinstimmung mit dem BolognashyProzess (BoshylognashyErklaumlrung 1999) zur Schaffung eines einheitlishychen Europaumlischen Hochschulraums bis zum Jahr 2010 wurde der Public HealthshyStudiengang der LudshywigshyMaximiliansshyUniversitaumlt mit Beginn zum Wintershysemester 20082009 modularisiert (European Credit Transfer System ECTS) und zudem unter Einbezieshyhung der Belange des OumlGD erweitert
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Zeitgleich forderte ein Beschluss der Bayerischen Staatsregierung (Ministerratsbeschluss vom 2 Mai 2006) die Erarbeitung eines stimmigen Gesamtkonshyzeptes fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst (OumlGD) in Bayern Angesprochen wurden Fortshy und Weiterbildung Modularisierung des AmtsarztshyLehrshyganges Fortbildungsverpflichtung mit Punktesysshytem Uumlberpruumlfung des Ausbildungssystems und Strukturen des OumlGD
Diese beiden Entwicklungen stellen eine substanshyzielle Chance fuumlr eine stimmige an den europaweishyten bdquobest practiceldquoshyModellen orientierte Fortentshywicklung der Facharztweiterbildung Oumlffentliche Geshysundheit durch eine staumlrkere Vernetzung des Amtsshyarztlehrganges mit der universitaumlren Public HealthshyAusbildung dar Angesichts der demokratishyschen Weiterentwicklung der Gesellschaften in Eushyropa von der vorwiegend staatlich verwalteten oumlfshyfentlichen Gesundheit hin zu einer partnerschaftlich oumlffentlich verantworteten Gesundheit und einem poshysitiven Menschenrecht auf Gesundheit (Art 35 der Charta der Grundrechte der Europaumlischen Union) treshyten ndash zu den wichtigen klassischen Aufgaben des Gesundheitsschutzes ndash verstaumlrkt hinzu (sa KGSt 1998 Institute of Medicine 1998 und 2002 Locher WildnerKerscher 2009)
bull inhaltliche und fachliche Kompetenzen in neuen Steuerungsfunktionen im Bereich Gesundheitsshyschutz und GesundheitsfoumlrderungPraumlvention
bull die Befaumlhigung zur quantitativen Analyse Evaluatishyon und evidenzbasiertem Handeln
bull die Befaumlhigung zur effektiven Gesundheitsberichtshyerstattung Risikoshy und Krisenkommunikation
bull kulturelle und soziale Kompetenzen sowie Bereitshyschaft und Befaumlhigung zur intersektoralen Koopeshyration
bull die Befaumlhigung zur Beratung der Oumlffentlichkeit Moderation und Anwaltschaft auf lokaler regionashyler und uumlberregionaler Ebene
bull die Befaumlhigung zur Politikberatung auf verschiedeshynen Ebenen
bull die Befaumlhigung zur Reflexion beziehungsweise Entshywicklung von ethischen Grundpositionen und Staatsverstaumlndnis in der eigenen Arbeit
Vor dem Hintergrund dieses Anforderungsprofils war und ist fuumlr den Bereich der oumlffentlichen Gesundheit die verstaumlrkte Integration sozialer sozialwissenshyschaftlicher und evaluativer Kompetenzen in die Weitershy und Fortbildung notwendig (Akademie fuumlr oumlffentliches Gesundheitswesen Duumlsseldorf 2008 Stockmann et al 2009) Dies ist vergleichbar mit der Integration naturwissenschaftlicher Kompetenz in die Medizin im vergangenen Jahrhundert Diese Inshytegration ist insbesondere aus dem Bereich Public Health heraus zu erwarten und sollte damit vernetzt sein (Grunow und GrunowshyLutter 2000 Kurth 2005 Muumlller 2005) Die konkreten Entwicklungsschritte auf diesem Weg in Bayern werden nun hier vorgeshystellt
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Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesund-heitswesen
Die Notwendigkeit zur Fortentwicklung des Facharzshytes fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen ergibt sich aus den qualitativ gestiegenen Anforderungen im Beshyreich Oumlffentliche Gesundheit Insbesondere betrifft dies die Evidenzbasis des behoumlrdlichen Handelns und die Vernetzung mit verschiedenen Akteuren
Dazu kommt dass die Ausshy und Weiterbildung euroshypaweit kompatibel sein muss Hier bestand in Bayern die Moumlglichkeit im deutschsprachigen Raum eine Vorreiterrolle zu uumlbernehmen In Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien fuumlr eine einheitlich Europaumlishysche Hochschullandschaft wurde das bisherige Ausshybildungsangebot zu einem Master of Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen (LMU) welches bereits mit der Amtsarztausbildung vernetzt war erweitert Dabei wurde der bisherige Master of Public Health (MPH) um eine weitere Schwerpunktsetzung bdquoHealth Administration and ManagementVerwalten und Fuumlhren im Gesundheitsshywesenldquo (MPH Schwerpunkt HAM) erweitert Die Chancen fuumlr die Facharztausbildung im Oumlffentlichen Gesundheitswesen liegen in dieser erweiterten Schwerpunktsetzung Der Schwerpunkt in Health Administration und Management (Fuumlhren und Vershywalten im Gesundheitswesen) ist kompatibel mit der theoretischen Kursweiterbildung der Facharztweitershybildung im Bereich Oumlffentliches Gesundheitswesen Der bisherige Lehrgang mit 713 Kontaktstunden Unshyterricht wurde in Gaumlnze integriert Dies setzte eine abgestimmte Zertifizierung der Bildungsangebote des bisherigen Amtsarztlehrganges und die notwenshy
dige Anerkennung fuumlr eine universitaumlre Ausbildung zu einem Master voraus und bedeutete die Uumlberfuumlhrung des bisherigen Ausbildungsangebotes in die inhaltlishychen und formalen Voraussetzungen des ECTSshySysshytems Fuumlr den Erwerb eines Bolognashykonformen MastershyGrades musste die bisherige Ausbildung noch um Module ergaumlnzt werden die fuumlr die Kursteilshynehmer freiwillig sind ein Modul Biometrie sowie die Module eines Praktikums und einer Masterarbeit
Die Modularisierung in Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien beinhaltet die Vergabe von European Credit Transfersystempunkten (ECTS) 1 ECTSshyPunkt berechnet sich von der studentischen Arbeitsbelastung her als 30 Stunden Die an der LMU Muumlnchen umgesetzten MastershyProgramme hashyben einen Umfang von 120 ECTS Der Erwerb eines solchen Masterabschlusses setzt ein mindestens zweijaumlhriges VollzeitshyHochschulstudium (BachelorshyAbschluss) voraus und ist nicht auf Mediziner beshyschraumlnkt
Die derzeitige Modulstruktur im Bereich MPH (Schwerpunkt HAM) umfasst folgendes
bull Fuumlnf Pflichtmodule (Biometrie (9 ECTS) shy Epidemiologie (9 ECTS) shy Public Health Kernkomshypetenzen (12 ECTS) shy Praktikum (30 ECTS) shy Masterarbeit Kolloquium Disputation (30 ECTS))
bull Drei Wahlpflichtmodule (Taumltigkeitsfelder im OumlGD (12 ECTS) shy Public Health Politiken amp Praxis in der Gesundheitsverwaltung (9 ECTS) shy Fortgeschritteshyne Anwendungen in der Hygiene und Infektionsshykontrolle (9 ECTS))
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Fuumlr die Weiterentwicklung der Amtsarztausbildung bietet sich die Chance diese Modularisierung im Sinne einer groumlszligeren Flexibilisierung zu nutzen
Das gemeinsame Studiengangsangebot an der LMU Muumlnchen wurde im Sommer 2009 hinsichtlich seishyner BolognashyKonformitaumlt erfolgreich zertifiziert
Universitaumlre Vernetzung des LGL
Die Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (AGL) wurde fruumlhzeitig in die Entwicklungen eingebunden sodass die entsprechende Unterstuumltshyzung durch Integration des Amtsarztkurses in die modulare Struktur einschlieszliglich der notwendigen universitaumlren Akkreditierung gewaumlhrleistet war
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Potenziell waumlren folgende teilweise bereits gegebeshynen Erweiterungen denkbar
bull Zertifizierung von Ausbildungsshy bzw Weiterbildungsstellen Diese Taumltigkeit wird bereits jetzt wahrgenommen Sie wuumlrde sich im Fall einer erweiterten Facharztvergabe intensivieren
bull Pruumlfungsabnahme Zu trennen sind die universitaumlre Pruumlfung fuumlr die Verleihung des Mastergrades die staatliche Pruumlfung fuumlr die Taumltigkeit im Oumlffentlichen Gesundheitsdienst und die Facharztpruumlfung zur Anerkennung des Facharztes Im Zusammenhang mit der Amtsarztausbildung wurde aufgrund der gegebenen Rechtslage eine Staatspruumlfung zusaumltzlich zu den universitaumlren Pruumlfungen beibehalten Angestrebt ist eine Vereinheitlichung dieser Pruumlfungen
bull Staumlrkung der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in anshyderen Bereichen
Eine solche Entwicklung unterstuumltzt die strukturelle Vernetzung des Bayerischen Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit vershyschiedenen bayerischen universitaumlren Einrichtungen die veterinaumlrmedizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen die FriedrichshyAlexanshydershyUniversitaumlt Erlangen sowie die Technische Unishyversitaumlt Muumlnchen und die Medizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen
Zwischen der Medizinischen Fakultaumlt der LMU und dem LGL besteht seit Jahren auf verschiedenen
Feldern eine gute Zusammenarbeit Die wachsenshyden Herausforderungen an beide Vertragspartner ershyfordern eine zunehmende Vernetzung und Buumlndeshylung der Ressourcen um auf den verschiedenen Themengebieten von Medizin und Gesundheit soshywie bei der Entwicklung neuer wissenschaftlicher Methoden eine Verbesserung zu erreichen Vor diesem Hintergrund wurde am 8 Maumlrz 2007 eine Kooperationsvereinbarung zwischen LGL und LMU geschlossen
Ein weiterer wichtiger Meilenstein dieser Entwickshylung war die Bekraumlftigung des gemeinsamen Weges anlaumlsslich der Feier zum 200shyjaumlhrigen Bestehen des OumlGD in Bayern durch eine gemeinsame Erklaumlrung am 17 Juli 2008 sowie die Erarbeitung eines Statuts fuumlr eine Pettenkofer School of Public Health an der LMU (PSPHshyLMU) Traumlger der PSPHshyLMU sind die LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen das Helmholtzzentrum Muumlnchen sowie das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsichershyheit Das Statut wurde im Dezember 2009 von allen Traumlgern unterzeichnet
In Erfuumlllung der darin genannten Ziele ist die Einshyrichtung von Bruumlckenprofessuren vorgesehen Eine erste derartige Bruumlckenprofessur wurde 2010 eingeshyrichtet und mit Prof Manfred Wildner Leiter der Abshyteilung Gesundheit am LGL besetzt Sie traumlgt die Bezeichnung bdquoProfessur Oumlffentliches Gesundheitsshywesen shy Public Health Policy amp Administrationldquo mit den inhaltlichen Schwerpunkten
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bull Evidenz fuumlr gesundheitspolitische Analysen Geshysundheitsfolgeabschaumltzung (Health Impact Asshysessment HIA) Gesundheitsberichterstattung
bull staatliche Aufgabenwahrnehmungen im Gesundshyheitssystem Governance europaumlische Gesundshyheitspolitik Translation wissenschaftlicher Evidenz von Public Health
bull Aufgaben des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) sozialmedizinische Begutachtung
Weitere geeignete Bruumlckenprofessuren sollen folshygen Mit der Umsetzung dieses Programms in der Institution einer Pettenkofer School of Public Health wird die (Reshy)Akademisierung des OumlGD durch eine wieder gegebene universitaumlre Fachvertretung vollshyzogen Gleichzeitig sind dies Schritte auf einem Weg dem weitere Stationen folgen muumlssen und der nur gemeinsam gegangen werden kann Es geht um eine transparente evidenzshy und wertebasierte Aufgabenwahrnehmung durch den OumlGD auf allen Ebenen
Eine ganz praktische Konsequenz der bdquoVerwissenshyschaftlichungldquo die mit dem Uumlbergang von den Landesuntersuchungsaumlmtern vor 2002 zum LGL von 2012 angestrebt wurde ist der bidirektionale Methoshydentransfer aus der bdquoscientific communityldquo zum LGL und vice versa Waumlhrend 2002 viele molekularshybiologische Methoden noch einer experimentellen Umgebung vorbehalten waren konnten diese bis heute in weite Bereiche in die Uumlberwachungspraxis uumlbertragen werden Am LGL wurde dieser Prozess in der letzten Dekade sehr aktiv vorangetrieben
Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
Die Erfolgsgeschichte begann vor etwas mehr als zehn Jahren mit einer lebensmittelassoziierten Erreshygergruppe die sich mit klassischen mikrobiologischen Verfahren nicht nachweisen laumlsst ShigatoxinVerotoshyxin bildende Escherichia coli (STECVTEC) Charakteshyristisches Merkmal dieses Erregers ist das ShigatoshyxinshyBildungsvermoumlgen das genetisch (stx1 und stx2) kodiert ist Eine Toxinbildung findet im Lebensmittel kaum statt die Erkrankung wird durch die Aufnahme des Erregers einer Vermehrung im menschlichen Darm und der dort stattfindenden Toxinbildung ausshygeloumlst Zur Detektion von STECVTEC in einem Leshybensmittel gibt es zwei Moumlglichkeiten entweder den Einsatz molekularer Verfahren fuumlr den Nachweis von stx1 undoder stx2 oder die Induktion der Toxinbilshydung in vitro (durch Zusatz eines zytotoxischen Antishybiotikums zur Anreicherungsbouillon) und den anshyschlieszligenden Nachweis mittels immunologischer Vershyfahren Am Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entschied man sich fuumlr die molekulare Diagnostik unter anderem da dieshyse auch im humanmedizinischen Bereich eingesetzt wurde Am Standort in Oberschleiszligheim konnte die Humanshy Veterinaumlrshy und Lebensmitteldiagnostik in eishynem zentralen Laborbereich durchgefuumlhrt werden Zu diesem Zeitpunkt kam die Lebensmittelmikrobiologie am LGL zum ersten Mal mit molekularen Nachweisshyverfahren damals noch klassischer BlockshyPCR mit anshyschlieszligender Gelelektrophorese in Kontakt und man uumlberlegte ob man diese Verfahren auch bei anderen Erregern einsetzen koumlnnte Und so wurden PCRshy Verfahren basierend auf Methoden(entwuumlrfen) zur
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Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren nach sect 35 LMBG (heute sect 64 LFGB) fuumlr den Nachshyweis thermophiler Campylobacter spp und Salmonel-la spp parallel zu den klassisch mikrobiologischen Unshytersuchungen getestet Aber die ersten Versuche ershybrachten nicht den erhofften Erfolg Aufgrund der bei verschiedenen Lebensmittelmatrizes notwendigen DNAshyExtraktion mittels kommerzieller Extraktionskits sowie der der klassischen PCR nachgeschalteten Gelelektrophorese mit Ethidiumbromidfaumlrbung erwies sich das Verfahren im Hinblick auf den Nachweis thershymophiler Campylobacter spp als zu arbeitsshy und zeitshyintensiv um als Screeningverfahren in Konkurrenz zu dem bisher eingesetzten kommerziellen ELISAshySysshytem (VIDASreg) treten zu koumlnnen Einen entscheidenshyden Vorteil hatte diese Versuchsphase allerdings Sie brachte die Labormitarbeiter der Lebensmittelmikroshybiologie zum ersten Mal in Kontakt mit molekularen Arbeitstechniken Nachdem die PCR mit Ausnahme in der STECVTECshyDiagnostik in der Lebensmittelmishykrobiologie einige Zeit ein Schattendasein gefuumlhrt hatshyte entdeckte man fuumlr sie einen neuen Einsatzbereich Man verabschiedete sich vorerst von dem Gedanken eines schnellen Screeningverfahrens und suchte die Einsatzmoumlglichkeiten dort wo sich die PCR bereits bei STECVTEC als Erfolg erwiesen hatte der Diffeshyrenzierung bakterieller lebensmittelassoziierter Intoxishykationserreger deren Toxine im Lebensmittel nicht oder nur mittels TierversuchZellkulturassay nachshyweisbar sind (Clostridium botulinum und Bacillus ce-reus emetischer Typ) sowie dem Nachweis von Ershyregern fuumlr die bis heute zum Teil keine kulturellen Nachweisverfahren existieren Dies betrifft lebensshymittelassoziierte Viren wie etwa Noroviren Man kam uumlberein die Virendiagnostik nur an einem Standort in
Erlangen auszubauen da hierfuumlr separate Raumlumlichshykeiten spezielles Equipment sowie umfassende speshyzielle Fachkenntnisse vorhanden waren Die Lebensshymittelmikrobiologie in Oberschleiszligheim befasste sich im Gegenzug verstaumlrkt mit dem Einsatz der PCR zum Nachweis von Toxingenen bei bakteriellen lebensmitshytelbedingten Intoxikationsshy und Toxiinfektionserregern (unter anderem Clostridium botulinum Clostridium perfringens Bacillus cereus)
Fuumlr die Entwicklung Etablierung und Validierung der molekularen Verfahren die unter anderem im Rahshymen von Forschungsprojekten und Doktorarbeiten durchfuumlhrt wurden galt dabei stets der Grundsatz bdquoEntwicklung aus der Routinediagnostik heraus fuumlr den Einsatz in der Routinediagnostikldquo Ziel jedes entshywickelten Verfahrens war und ist bis heute der Einsatz in der taumlglichen Routinediagnostik immer in Kombinashytion mit und abgestimmt auf die entsprechenden mikshyrobiologischen Untersuchungsmethoden um diese zu ergaumlnzen zu verbessern oder abzukuumlrzen Diese Uumlberlegungen fuumlhrten dazu dass es am LGL anders als an anderen deutschen Untersuchungseinrichtunshygen nicht zur Etablierung eines eigenstaumlndigen moleshykularbiologischen Labors kam welches gesammelt die Proben aus den unterschiedlichen Untersuchungsshybereichen (Veterinaumlrbakteriologie Lebensmittelanalyshytik Veterinaumlrshy und Lebensmittelvirologie) als Servicelashybor untersucht und die Ergebnisse dann an die einzelshynen Fachgebiete uumlbermittelt Am LGL dagegen wurshyde an beiden Standorten die molekulare Diagnostik in die lebensmittelmikrobiologischen Labors integriert was nach und nach zu einer breiten Akzeptanz der Verwendung molekularer Verfahren im Bereich der Lebensmittelmikrobiologie fuumlhrte
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Real-Time-PCR
Der endguumlltige Durchbruch gelang der Molekularbioshylogie mit der Umstellung von klassischen PCRshyVershyfahren auf die RealshyTimeshyPCR Im Gegensatz zur
konventionellen PCR erlaubt die RealshyTimeshyPCR die Messung der entstehenden PCRshyProdukte bereits waumlhrend des PCRshyLaufs mithilfe von Fluoreszenzshyfarbstoffen
Erregergattung SpeziesdifferenzierungAn-Abwesen-
heitToxinbildungsvermoumlgen
Pathogenitaumltsfaktoren
Salmonella spp shyshyshy X
Campylobacter spp C jejuni coli lari X
Listeria spp L monocytogenes innocua welshimeri X
STECVTEC shyshyshy X X
Cronobacter spp shyshyshy X
Vibrio spp V parahaemolyticus vulnificus cholerae X X
Yersinia spp Yersinia enterocolitica X X
Mycobacterium sppM avium ssp paratuberculosis Bakterien d M tuberculosisshyKomplex
X
Bacillus sppBacillus cereus emetischer u diarrhoeischer Typ
X
Clostridium sppC botulinum perfringens difficile chauvei haemolyticum septicum novyi estertheticum
X X
Alicyclobacillus spp Alicyclobacillus acetoterrestris X
Noroviren Norovirus Genogruppe I u II X
Hepatitis A X
Rotaviren Rotaviren der Gruppe A X
Uumlbersicht uumlber die am LGL in der Lebensmittelmikrobiologie (Erlangen undoder Oberschleiszligheim) genutzten molekularen Nachweis- und Differenzierungsverfahren
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Somit wird der sich normalerweise an eine PCR anshyschlieszligende Schritt der Gelelektrophorese und Ethidiumbromidfaumlrbung uumlberfluumlssig Diese Zeitshy und Arbeitsersparnis lieszlig die RealshyTimeshyPCR auch als Screeningverfahren fuumlr die Untersuchung auf die Anshy oder Abwesenheit von lebensmittelassoziierten Inshyfektionserregern wie Salmonella spp thermophile Campylobacter spp oder Vibrio spp wieder attraktiv werden Am LGL wurde in der Lebensmittelmikroshybiologie von Anfang an mit RealshyTimeshyPCRshyGeraumlten gearbeitet die nicht an kommerzielle Untersushychungskits bestimmter Hersteller gebunden waren und so auch die Entwicklung hauseigener Nachweisshyverfahren ermoumlglichten Die uumlberwiegende Anzahl der derzeit verwendeten RealshyTimeshyPCRshyMethoden fuumlr bakterielle und virale Erreger wurde am LGL selbst entwickelt und umfassend validiert Es hanshydelt sich dabei um Systeme im sogenannten TaqshyManshyFormat bei dem anstatt interkalierender Farbshystoffe (SYBR Green) fluoreszenzmarkierte Oligonukshyleotide (Sonden) eingesetzt werden wodurch eine weitere Verifizierung des molekularen Ergebnisses wie beispielsweise durch die Sequenzierung bis auf wenige Ausnahmen uumlberfluumlssig wird Des Weiteren kommt bei den Verfahren eine Amplifikationskontrolshyle zum Einsatz die eine Unterscheidung zwischen falschshy und richtigshynegativen PCRshy Ergebnissen ershymoumlglicht Dies und die Routinetauglichkeit der Meshythoden fuumlhrte dazu dass die Experten des LGL in vielen nationalen und internationalen Arbeitsgruppen (sect 64 LFGB DIN CENISO) an der Erstellung und Normierung von Methodenvorschriften beteiligt washyren und sind Einige der InhouseshyVerfahren sind beshyreits in die Amtlichen Sammlung von Untersushychungsverfahren nach sect 64 LFGB bzw bei CENISO
aufgenommen oder stehen kurz vor der Veroumlffentlishychung Die Publikation der Untersuchungsmethoden in nationalen und internationalen Fachzeitschriften fuumlhrte des Weiteren dazu dass diese inzwischen in vielen Untersuchungseinrichtungen europaweit im Einsatz sind
Ziel jeglicher Methodenentwicklung in den lebensshymittelmikrobiologischen Labors am LGL war und ist niemals Forschung um ihrer selbst willen sondern immer die Verbesserung der diagnostischen Moumlgshylichkeiten vor dem Hintergrund eines umfassenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes Uumlber die Jahre hinweg wurde auf diesem Weg die Ursache einer Vielzahl von lebensmittelbedingten Ausbruumlshychen ermittelt die ohne den Einsatz der genannten Untersuchungsverfahren wohl unaufgeklaumlrt geblieshyben waumlren Die Erkenntnisse aus derartigen Ausshybruchsuntersuchungen sowie aus Statuserhebungen flieszligen regelmaumlszligig in die Verbraucheraufklaumlrung soshywie in Risikobewertungen fuumlr bestimmte StoffshyErreshygershyKombinationen ein Unter den in nebenstehenshyder Tabelle aufgefuumlhrten Untersuchungsverfahren finden sich bewusst auch Nachweismethoden fuumlr einige im Lebensmittelbereich unkonventionelle oder in Deutschland inzwischen in Vergessenheit geratene Erreger Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt dass es gerade vor dem Hintergrund des globalen Handels mit Lebensmitteln nie falsch ist auch fuumlr derartige Erreger Nachweisverfahren vorraumltig zu halten oder uumlber regelmaumlszligige Statusershyhebungen das Vorkommen in unterschiedlichen Lebensmittelmatrizes im Rahmen der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung im Auge zu behalten
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Kombination mit klassischen Verfahren
In vielen Bereichen lassen die klassischen qualitatishyven und quantitativen mikrobiologischen Nachweisshyverfahren nur eingeschraumlnkte Aussagen uumlber die Pashythogenitaumlt eines Erregers zu Zudem liefern molekushylare Verfahren bis heute keine verlaumlsslichen Aussashygen daruumlber ob der detektierte Erreger lebensfaumlhig und damit infektioumls ist eine Information die gerade im Lebensmittelbereich mit zum Teil hoch prozesshysierten Matrizes fuumlr eine eventuelle rechtliche Beshywertung des Befundes von entscheidender Bedeushytung ist Insofern wird sich am LGL auch zukuumlnftig fuumlr eine umfassende Diagnostik in der Lebensmittelshymikrobiologie nicht die Frage stellen ob molekulare oder klassisch mikrobiologische Verfahren eingeshysetzt werden sollen sondern eher die Frage welshyches molekulare Verfahren in Kombination mit welshychem klassisch kulturellem Nachweis die besten Ershygebnisse liefert Der eingeschlagene Weg der Leshybensmittelmikrobiologie am LGL in den letzten Jahren war im Sinne des gesundheitlichen Verbraushycherschutzes auf jeden Fall der richtige
Nicht nur fuumlr die Lebensmittelmikrobiologie war das letzte Jahrzehnt gepraumlgt von methodischen Herausshyforderungen Im Bereich der lebensmittelchemishyschen Analytik praumlgen vor allem sinkende Bestimshymungsgrenzen rationelle Multimethoden hoher Standard bei der Qualitaumltssicherung Automatisieshyrung und Hochdurchsatz den wissenschaftlichen Anshyspruch an die Analytik
Pflanzenschutzmittel
Als Ruumlckstaumlnde werden Wirkstoffe von Pflanzenshyschutzmitteln und ihre Abbaushy oder Reaktionsproshydukte bezeichnet die in oder auf Lebensmitteln vorshyhanden sind und insbesondere von der Verwendung im Pflanzenschutz herruumlhren koumlnnen Demnach stammen diese in der Regel aus einem bewussten Einsatz entsprechender Mittel
Das LGL verfolgt stets das Ziel der modernen Ruumlckshystandsanalyse mit vertretbarem Aufwand ein moumlgshylichst breites Wirkstoffspektrum in den verschieshydensten Lebensmitteln empfindlich zu erfassen um eine umfassende Kontrolle zu gewaumlhrleisten
Mit der Fokussierung der Speziallabore auf einen Standort wurden die Moumlglichkeiten geschaffen in den zehn Jahren seit Bestehen des LGL neue Aufshyarbeitungsshy und Messmethoden in die Analytik von PflanzenschutzmittelshyRuumlckstaumlnden einzufuumlhren Zushynaumlchst wurde die gaschromatografische Bestimshymung von uumlber 200 Komponenten in pflanzlichen Lebensmitteln durch ein LCshyMSMSshybasiertes Vershyfahren ergaumlnzt sodass insgesamt uumlber 400 Stoffe sehr empfindlich erfassbar waren Letztendlich loumlste die Einfuumlhrung der sogenannten QuEChERSshyMethoshyde und der verstaumlrkte Einsatz von massenspektroshymetrischen Detektoren die beiden getrennten Vershyfahren ab da mit dieser neuen Methode beide Messtechniken unproblematisch genutzt werden koumlnnen In der Folge konnte das Stoffspektrum des LGL bis heute auf rund 600 Komponenten erweitert werden wobei man auch noch Ressourcen einsparshyte
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Auch im Bereich der Einzelmethoden fuumlr die Stoffe die nicht mit den umfassenden Verfahren analysiert werden koumlnnen nutzte das LGL vor allem die LCshyMSMSshyTechnik um Wirkstoffe wie zum Beispiel Streptomycin Glyphosat und Ethephon in der Routishyne zu etablieren
Mit diesen analytischen Entwicklungen versetzt sich das LGL in die Lage den staumlndig zunehmenden Anshyforderungen durch die rechtlichen Vorgaben zu entshysprechen Mit der Harmonisierung in Europa durch die Verordnung (EG) Nr 3962005 sind nun fuumlr mehr als 450 Stoffe Grenzwerte festgelegt deren Einhalshytung zu uumlberpruumlfen ist Zwar wurde dadurch die Beshywertung der Ruumlckstaumlnde vereinfacht die Anforderunshygen an die Analytik sind jedoch deutlich gewachsen Dies wird auch in den immer umfassenderen europaumlshyischen und nationalen Kontrollprogrammen deutlich an denen das LGL beteiligt ist Zur Uumlberpruumlfung der Einhaltung der Grenzwerte ist die gesundheitliche Beshywertung der Ruumlckstaumlnde hinzugekommen Bei uumlbershyhoumlhten Ruumlckstaumlnden arbeiten am LGL Analytiker und Toxikologen zusammen um zu klaumlren ob durch die gefundenen Gehalte ein Risiko fuumlr den Verbraucher besteht Die Informationen uumlber gesundheitlich beshydenkliche Befunde werden dann von der Kontaktstelshyle am LGL fuumlr einshy und ausgehende Meldungen uumlber die EUshySchnellwarnsysteme verbreitet
Nachdem im oumlkologischen Anbau chemischshysyntheshytische Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden duumlrfen hat sich das LGL in einem mehrjaumlhrigen Proshyjekt dieser Thematik intensiv gewidmet Dabei wurshyde festgestellt dass bei BioshyLebensmitteln kaum Ruumlckstaumlnde zu finden waren
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Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
Zur Behandlung erkrankter Tiere werden Arzneimittel sehr unterschiedlicher Art eingesetzt Stoffe mit mastfoumlrdernder Wirkung und einige weitere Stoffe duumlrfen bei Tieren die zur Lebensmittelgewinnung dienen jedoch nicht angewendet werden Nach jeder Arzneimittelanwendung koumlnnen Reste der Wirkstoffe im Lebensmittel zuruumlckbleiben Diese duumlrfen maximal zulaumlssige Houmlchstgehalte nicht uumlberschreiten
Um diese Houmlchstmengen zuverlaumlssig uumlberwachen zu koumlnnen haben sich die Labore des LGL in ihrer Arbeit auf Schwerpunkte fokussiert waumlhrend die Labore der beiden ehemaligen Landesuntersuchungsaumlmter noch jeweils das gesamte analytische Spektrum abdecken mussten Nur so war es mit vertretbarem Aufwand moumlglich den rechtlichen Vorgaben der EU insbesonshydere hinsichtlich der erheblich gestiegenen Anfordeshyrungen im Bereich der Methodenvalidierung zu entshysprechen Die EU fordert fuumlr alle verwendeten Untershysuchungsverfahren umfangreiche Nachweise zur Qualitaumlt und Richtigkeit der Verfahren die erheblichen zusaumltzlichen Aufwand erfordern
Die analytische Bestimmung der sehr unterschiedlishychen Arzneistoffe macht eine groumlszligere Zahl untershyschiedlicher Nachweisverfahren erforderlich mit deshynen jeweils Gruppen chemisch verwandter Stoffe analysiert werden koumlnnen War es fruumlher noch unumshygaumlnglich Wirkstoffe mit gruppenspezifischen Einzelshymethoden zu analysieren werden heute moumlglichst viele Stoffe unterschiedlicher Gruppen durch Multishymethoden bestimmt Das LGL kann heute insgesamt uumlber 200 verschiedene Arzneimittelruumlckstaumlnde erfasshy
sen Um jede Probe jeweils auf Ruumlckstaumlnde moumlgshylichst vieler Wirkstoffe oder deren Metaboliten pruumlfen zu koumlnnen bleibt es trotz des Trends zu Multimethoshyden wegen der groszligen Unterschiede in den chemishyschen Eigenschaften der Wirkstoffe immer noch notshywendig mehrere Analysen durchzufuumlhren Die Leisshytungsfaumlhigkeit der LGLshyRuumlckstandslabore wird durch regelmaumlszligige erfolgreiche Teilnahme an nationalen und internationalen Ringversuchen dokumentiert
Die Entwicklung insbesondere der Multimethoden aber auch die Erweiterung des Untersuchungsspektshyrums im Bereich einzelner Arzneistoffgruppen wurshyde durch den Einsatz modernster Messtechnik erst ermoumlglicht allen voran der LCshyMSMS Waumlhrend fruumlher noch aufwendige GCshyMSshyVerfahren die meist eine Derivatisierung erforderten oder weniger empfindliche HPLCshyUVshyMesstechniken angewendet wurden koumlnnen heute mithilfe der LCshyMSMS Arzshyneimittelruumlckstaumlnde sowohl schneller und zuverlaumlssishyger als auch teils mit erheblich besserer Nachweisshyempfindlichkeit analysiert werden Nicht zuletzt durch diese technischen Verbesserungen koumlnnen gaumlnzlich unzulaumlssige Stoffe sicher und empfindlich bestimmt werden Zum Teil kann durch die houmlhere Spezifitaumlt der Messtechnik der Aufwand fuumlr die Proshybenvorbereitung deutlich verringert werden
Mit dem von der EU fuumlr jeden Mitgliedstaat vorgegeshybenen Nationalen Ruumlckstandskontrollplan (NRKP) wird vorrangig die heimische Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft uumlberpruumlft bevor sie in den Handel gelangen Durch die internationalen Warenstroumlme ershyreichen jedoch auch viele Produkte den bayerischen Verbraucher die nicht im Freistaat erzeugt wurden
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In einem Forschungsprojekt des LGL wurden rund 1000 Proben Lebensmittel tierischer Herkunft aus dem bayerischen Einzelhandel auf Antibiotikaruumlckshystaumlnde untersucht um einen Uumlberblick zur Ruumlckshystandssituation in diesem Bereich zu erhalten Die meisten Lebensmittel wiesen dabei entweder keine oder nur sehr geringe Antibiotikakonzentrationen auf Lediglich in Gefluumlgel waren Antibiotika haumlufiger und auch vereinzelt in etwas houmlherer Menge nachweisshybar zulaumlssige Houmlchstgehalte wurden jedoch nie uumlberschritten Auch Schweinefleisch enthaumllt haumlufishyger Antibiotikaruumlckstaumlnde allerdings mit Gehalten weit unter den Grenzwerten
Viele Fleischshy und Nierenproben aus Schlachthoumlfen werden mit dem biologischen Hemmstofftest auf Ruumlckstaumlnde von Stoffen untersucht die das Bakterishyenwachstum hemmen koumlnnen Auf diesem Weg koumlnnen Ruumlckstaumlnde von Antibiotika festgestellt wershyden aber auch Desinfektionsmittel zeigen dieselbe Wirkung Um vorhandene Antibiotika sicher festzushystellen werden alle Proben bei denen das Bakterishyenwachstum gehemmt war zur spezifischen Ermittshylung der Ruumlckstaumlnde weiter untersucht In fast 90 Prozent dieser Proben werden Antibiotika detektiert haumlufig sind auch die Houmlchstmengen uumlberschritten
Die nach dem NRKP zu untersuchenden Proben muumlssen nach einheitlichen statistischen Kriterien in Bayern entnommen werden Seit 2005 erstellt das LGL die Quartalsplaumlne und uumlberwacht deren Einhalshytung Zur eindeutigen Regelung aller mit dem NRKP zusammenhaumlngenden verwaltungsshy und veterinaumlrshyfachlichen Maszlignahmen wurde ein Handbuch zur Umsetzung des NRKP in Bayern erstellt das nun als
Bestandteil des Qualitaumltssicherungssystems Bayern verbindlich ist Dieses Handbuch wird regelmaumlszligig akshytualisiert und liegt in Kuumlrze in der dritten Version vor
KontaminantenAls Kontaminant gilt jeder Stoff der dem Lebensmitshytel nicht absichtlich hinzugefuumlgt wurde jedoch als Ruumlckstand bei der Gewinnung Fertigung Verarbeishytung Zubereitung Behandlung Aufmachung Verpashyckung Befoumlrderung oder Lagerung des betreffenden Lebensmittels oder infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt im Lebensmittel vorhanden ist
DioxineDioxine sind bereits in geringsten Mengen hochtoxishysche Stoffe die sich vorwiegend in tierischen Leshybensmitteln aufgrund einer vorangegangenen Belasshytungssituation anreichern koumlnnen Das LGL untershysucht Lebensmittel Bedarfsgegenstaumlnde und kosshymetische Mittel auf ihre Gehalte an Dioxinen um relevante Belastungspfade zu erkennen
Nach der Identifizierung dioxinbelasteter Proben werden in Zusammenarbeit mit der Kreisverwalshytungsbehoumlrde der Regierung von Oberbayern und dem Landesamt fuumlr Umwelt die Eintragsquellen geshysucht Durch die konsequente Verfolgung des Belasshytungspfades konnten bereits mehrfach vorwiegend lokal begrenzte Belastungsquellen ermittelt und abshygestellt werden Gerade die bei Problemen in Kleinshybetrieben betroffene Verbraucherklientel auf die sich die Belastung fokussiert wird durch die erreichshyte Lebensmittelsicherheit entlastet
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Waumlhrend der letzten zehn Jahre ergaumlnzte das LGL die anspruchsvolle Dioxinanalytik mit ihren sehr geshyringen Nachweisgrenzen durch weitere relevante Substanzen Dies betrifft insbesondere die polychloshyrierten Biphenyle (PCB) die nach ihrem physiologishyschen Wirkungsmechanismus aufgeteilt werden in dioxinaumlhnliche PCB (dlshyPCB) und den als Leitsubsshytanzen fuumlr die GesamtshyPCBshyBelastung ausgewaumlhlten nicht dioxinaumlhnlichen PCB (ndlshyPCB)
Fuumlr die bromierten Verbindungen wie zum Beispiel die Flammschutzmittel entwickelt das LGL gerade Methoden zur Erweiterung des Analyseumfangs
NitrosamineNitrosamine sind krebserregende Stoffe die bei der Herstellung von Lebensmitteln kosmetischen Mitshyteln und Bedarfsgegenstaumlnden entstehen koumlnnen Durch die hohe Nachweisempfindlichkeit entwickelshyte sich das LGL zu einem der fuumlhrenden Nitrosaminshylabore in Europa
Mit den kontinuierlich durchgefuumlhrten Untersuchunshygen gelang es die Nitrosaminbelastung der Malzshy und Bierproben deutlich zu reduzieren Dies konnte durch die Zusammenarbeit mit den Brauereien bei der Umstellung der Produktionsverfahren erreicht werden Der hohe Kenntnisstand bei der Nitrosaminshyuumlberpruumlfung fuumlhrte auch zur Uumlbernahme dieser Technologie an der TU MuumlnchenshyWeihenstephan
Ebenso fuumlhrten die gezielten Untersuchungen kosmetischer Mittel und von Bedarfsgegenstaumlnden durch das LGL dazu dass die Hersteller von beshy
lasteten Produkten die Rohstoffe intensiver kontrolshylieren und auch die Produktion umstellen um so die Nitrosaminbildung in ihren Erzeugnissen zu vershymeiden
MykotoxineMykotoxine (Schimmelpilzgifte) in Lebensmitteln sind uumlberwiegend auf den Befall pflanzlicher Rohshystoffe mit Schimmelpilzen bereits auf dem Feld soshywie bei falscher Lagerung zuruumlckzufuumlhren Aufgrund ihrer toxischen Wirkung und des weltweiten Hanshydels von Lebensmitteln ist es geboten Lebensmittel beim Import und im Handel intensiv auf bekannte Kontaminationen zu uumlberpruumlfen sowie neue Methoshyden zu etablieren um damit bislang nicht oder nur unzureichend bekannte Belastungen von Lebensmitshyteln mit Mykotoxinen aufzuzeigen
Im Rahmen eines Projekts mit der TU Muumlnchen wurde am LGL eine LCshyMSMSshyMultimethode entshywickelt mit der die gleichzeitige Bestimmung von 30 Mykotoxinen darunter Triochothecene Fumonishysine Aflatoxine Ochratoxine und Zearalenon moumlgshylich ist Mit dieser Methode wurde nachgewiesen dass Maiserzeugnisse haumlufig mehrfach im Einzelfall mit bis zu 20 Mykotoxinen gleichzeitig belastet sein koumlnnen Um Daten zum Vorkommen von Trichotheshycenen insbesondere zur beabsichtigten Festsetzung von Houmlchstgehalten fuumlr Tshy2shy und HTshy2shyToxin in Geshytreide und Getreideerzeugnissen zur Verfuumlgung stelshylen zu koumlnnen wurden mit der LCshyMSMSshyMethode umfangreiche Untersuchungen an Hafer Weizen Roggen und Reis sowie Erzeugnissen daraus durchgefuumlhrt
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Das LGL beteiligte sich bei der Erarbeitung einer sect 64 LFGBshyMethode bei der mittels HPLCFLD zushysaumltzlich zu den uumlblichen sechs Ergotalkaloiden jetzt auch auf deren 8SshyIsomere (sogenannte bdquoshyinineldquo) in Getreideshy und Getreideerzeugnissen untersucht wird Dies dient dazu die relativen Anteile der vershyschiedenen Ergotalkaloide in Mutterkoumlrnern zu ershyfassen sowie kuumlnftig einen Houmlchstgehalt fuumlr Ergotalshykoloide in Lebensmitteln festzusetzen
PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
Perfluorierte Tenside (PFT) werden seit Beginn der 1960ershyJahre kommerziell in vielen Verbrauchershyprodukten eingesetzt Es handelt sich um organishysche Verbindungen bei denen alle Wasserstoffshyatome am Kohlenstoffgeruumlst durch Fluoratome ershysetzt sind Da es sich bei der KohlenstoffshyFluorshy Bindung um eine der stabilsten Bindungen in der organischen Chemie handelt lassen sich PFT hoch erhitzen oder mit aggressiven Chemikalien behanshydeln ohne dass sie zerstoumlrt werden Durch ihre fluorierte Kohlenstoffkette sind die Substanzen mit unpolaren Fluumlssigkeiten wie Fett und organischen Loumlsungsmitteln mischbar loumlsen sich jedoch durch ihre polare Kopfgruppe auch in Wasser
Durch diese amphiphilen Eigenschaften koumlnnen mit PFT Impraumlgnierungen von Moumlbeln Textilien Schushyhen Teppichen oder Papier erzeugt werden die soshywohl wasserabweisend als auch gleichzeitig fettabshyweisend wirken Fuumlr Galvanikbaumlder und bei der Beshykaumlmpfung von Braumlnden unpolarer Fluumlssigkeiten wie
Benzin oder Kerosin werden PFT als Schaumbildner eingesetzt weil solche Spezialschaumlume auch unter diesen extremen Bedingungen (Chromschwefelshysaumlure Hitze unpolare Fluumlssigkeit) noch einen stabishylen Schaum auf der Fluumlssigkeitsoberflaumlche ausbilden koumlnnen
Die bei der Anwendung gewuumlnschte hohe Stabilitaumlt der PFT bedingt dass die Substanzen biologisch kaum abbaubar sind gleichzeitig sich aber uumlber das Wasser gut in der Umwelt verteilen Trotzdem wurshyden die Substanzen bis vor etwa zehn Jahren von kaum einem Labor analysiert weil sie mit klassishyschen Detektoren fuumlr die Fluumlssigkeitschromatografie wie UVshy oder Fluoreszenzdetektoren nicht erfassbar sind sich gleichzeitig aber auch nicht verdampfen lassen um einer gaschromatografischen Trennung zugaumlnglich zu sein Publiziert wurde noch im Jahr 1999 eine analytische Methode mit der in den USA erstmals die Ruumlckstandsbelastung in Grundwasser durch PFT aus Feuerloumlschschaumlumen gemessen wurshyde Eingesetzt wurde dazu eine Kopplung zwischen gaschromatografischer Trennung und massenspektshyrometrischer Detektion nach vorgeschalteter chemishyscher Umsetzung der Stoffe (Derivatisierung) Die Hauptkomponenten des Loumlschschaums aus der Klasse der PFT die Perfluorsulfonsaumluren waren mit dieser Methode jedoch nicht erfassbar Die Grenze bis zu der ein bestimmtes PFT damals erkannt wershyden konnte (Nachweisgrenze) wurde mit 18 Mikroshygramm im Liter (microgl) angegeben
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PFT-Analytik am LGL
Zur gleichen Zeit also vor rund zehn Jahren wurde auch am LGL die damals neue Technik der Koppshylung von Hochdruckfluumlssigkeitschromatografie (HPLC) mit der Massenspektrometrie uumlber eine soshygenannte ElektrosprayshyIonenquelle (ESIshyMS) und die selektivere Detektion in sogenannten TandemshyMassenspektrometern (MSMS) in die Routineanashylytik eingefuumlhrt Fuumlr wasserloumlsliche schlecht vershydampfbare aber geladene Substanzen wie PFT ist diese Technik bis heute die Methode der Wahl fuumlr einen aumluszligerst empfindlichen Nachweis Erste Arbeishyten mit Gehaltsbestimmungen von PFT in Wasser mittels HPLCshyESIshyMSMS erschienen im Jahr 2002 in den USA gefolgt von Analysen in Blut und in Leshybensmitteln Am LGL werden seit dem Jahr 2006 in dem erstmals PFTshyRuumlckstaumlnde in Grundshy und Oberflaumlchenwasser aus Deutschland publik wurden routinemaumlszligig Wasserproben auf anfangs zehn inshyzwischen zwoumllf verschiedene PFT untersucht Die Nachweisgrenze liegt dabei zwischen 0001 und 0004 Mikrogramm im Liter also um mehr als den Faktor 1000 niedriger als noch 1999 mittels GCshyMS nach Derivatisierung erreichbar Die niedrige Nachshyweisgrenze ist notwendig weil das vom Umweltshybundesamt empfohlene Mindestqualitaumltsziel fuumlr Trinkwasser (allgemeiner Vorsorgewert VW) 01 Mikrogramm im Liter fuumlr die Summe aller nachgeshywiesenen PFT betraumlgt Im Jahr 2007 hat das LGL eine automatisierte Methode zur Analyse der Leitshysubstanzen Perfluoroktansaumlure (PFOA englisch perfluorooctanoic acid) und Perfluoroktansulfonat (PFOS englisch perfluorooctane sulfonate) in Blut etabliert um die Belastung der Bevoumllkerung in Hushy
manbiomonitoringshyStudien erfassen zu koumlnnen Zushydem wurde die Analytik der PFT auf tierische und pflanzliche Lebensmittel ausgeweitet Weitergehenshyde Studien zur Aufnahme der PFT uumlber die Nahshyrungskette einschlieszliglich der Muttermilch fuumlhrte das LGL in den Jahren 2008 bis 2010 zusaumltzlich im Rahmen eines Forschungsprojektes durch das vom Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit fishynanziert wurde Die Ergebnisse des Projektes wurshyden in zahlreichen Publikationen und Fachvortraumlgen veroumlffentlicht
In den letzten fuumlnf Jahren hat sich herauskristallishysiert dass sich die Leitsubstanzen PFOA und PFOS im Blut des Menschen weitverbreitet nachweisen lassen Hauptsaumlchliche Ursache beim Menschen ist wohl die Ernaumlhrung wobei die weitverbreitete Hinshytergrundbelastung auch auf diffuse Quellen schlieshyszligen laumlsst Erhoumlhte Konzentrationen in Nahrungsmitshyteln hat das LGL bislang nur in wenigen raumlumlich eng begrenzten Gebieten in Bayern gefunden wo durch Produktionsanlagen oder verstaumlrkte Anwenshydung von Feuerloumlschschaum PFT uumlber Jahre in die Umwelt freigesetzt wurden Dabei stellen pflanzlishyche Lebensmittel das geringste Problem dar da Pflanzen zwar PFT aufnehmen aber nur in gerinshygem Maszlige anreichern koumlnnen Die Konzentrationen in den haumlufig verzehrten Speicherorganen liegen in der Regel niedriger als in den vegetativen Pflanzenshyteilen Nutztiere akkumulieren PFT vor allem in der Leber und Niere und nicht im Fettgewebe sodass der Verzehr von Fleisch selbst aus Gebieten mit ershyhoumlhter Umweltbelastung meist gesundheitlich unshybedenklich ist Eine Ausnahme stellen in diesem Zushysammenhang Wildschweine und Fische dar bei deshy
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nen aufgrund ihrer Lebensweise die houmlchsten Konshytaminationen gefunden wurden Trinkwasser kann wegen der im Vergleich zu anderen Lebensmitteln groszligen Aufnahmemenge ebenfalls einen uumlberproshyportionalen Beitrag zur Belastung der Bevoumllkerung liefern Bei uumlber 150 Analysen verschiedener risikoshyorientiert ausgewaumlhlter Wasserversorgungen in Bayern wurden jedoch bis auf drei Ausnahmen Geshyhalte jeweils deutlich unter dem allgemeinen Vorshysorgewert von 01 Mikrogramm pro Liter gefunden Bei den beiden uumlber dem Vorsorgewert belasteten Trinkwasserversorgungen wurden inzwischen Maszligshynahmen zur Reduktion der PFTshyGehalte wie Aufbeshyreitung uumlber Aktivkohle eingeleitet Diese Maszlignahshymen wurden nur durch die Weiterentwicklung der Analysetechnik und die Einfuumlhrung am LGL moumlglich denn mit dem Stand der Analysetechnik von 1999 waumlren in Lebensmitteln und Trinkwasser wahrshyscheinlich bis heute keine PFTshyKontaminationen nachweisbar
Acrylamid Im April 2002 sorgte eine Pressekonferenz der schwedischen Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit (Swedish National Food Administration NFA) fuumlr Aufsehen Schwedische Wissenschaftler hatten unshyterschiedliche teilweise hohe Mengen von Acrylshyamid in Lebensmitteln nachgewiesen Acrylamid war bis dahin nur als Ausgangsstoff in der Kunstshystoffindustrie bekannt Der Nachweis dieser genotoshyxischen Substanz in Lebensmitteln war unerwartet
Das damalige inzwischen aufgeloumlste Bundesinstitut fuumlr gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterishy
naumlrmedizin (BgVV) reagierte umgehend und bereits drei Wochen spaumlter fand zur besseren Risikoabshyschaumltzung ein Expertengespraumlch statt an dem auch das LGL beteiligt war In Folge dieses Gespraumlchs etablierte das LGL unverzuumlglich eine Methode zur Bestimmung von Acrylamid in Lebensmitteln und nahm am ersten deutschen Ringversuch fuumlr Acrylshyamid im September 2002 erfolgreich teil Gleichzeishytig begann die Untersuchung von Produkten aus dem Handel und von bayrischen Herstellern
Wegen der auch heute noch unzureichenden Datenshylage bezuumlglich der toxikologischen Wirkung von Acshyrylamid aus Lebensmitteln sind die Abschaumltzung eishynes Gefaumlhrdungspotenzials und die Festlegung eishynes Grenzwertes schwierig Um ein Risiko fuumlr die Verbraucher trotzdem so gering wie moumlglich zu halshyten stellte das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bereits Ende Aushygust 2002 das Minimierungskonzept vor Es handelt sich um ein dynamisches Konzept das durch die Berechnung eines Signalwertes aus den Ergebnisshysen der risikoorientierten Probenahme zu einer beshystaumlndigen Absenkung des Signalwertes bis auf die technisch machbaren Werte fuumlhren soll Damit ist es eine praktische Umsetzung des in Artikel 2 Abshysatz (2) der EWGshyKontaminantenshyKontrollverordshynung (VO EWG 31593) fuumlr alle Kontaminanten geshyforderten ALARAshyPrinzips (As Low As Reasonably Achievable ndash so niedrig wie vernuumlnftigerweise ershyreichbar) Wegen unbekannter Acrylamidgehalte in den deutschen Lebensmitteln wurde zunaumlchst ein Aktionswert von 1000 microgkg festgesetzt doch beshyreits Mitte September 2002 konnten aus den von den Laumlndern uumlbermittelten Ergebnissen die ersten
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Signalwerte berechnet werden Seit der Etablierung des Signalwertes haben acht Signalwertberechnunshygen stattgefunden zu denen das LGL mehr als 4000 Werte beigetragen hat
Gleichzeitig begann die Forschung uumlber den Reaktishyonsmechanismus und die beguumlnstigenden Faktoren der Acrylamidentstehung In Verbindung mit proshyduktbezogenen Schwerpunktuntersuchungen konnshyten immer mehr Risikofaktoren und gefaumlhrdete Proshydukte identifiziert werden Dieses Wissen ermoumlgshylichte und ermoumlglicht es auch heute noch im Falle
einer Signalwertuumlberschreitung im Rahmen des soshygenannten Minimierungsdialogs die Lebensmittelshyproduzenten zu beraten Besonders in der industrielshylen Produktion konnte durch ein schnelles Handeln in den ersten zwei Jahren eine deutliche Reduzieshyrung des Acrylamidgehaltes fuumlr verschiedene Proshydukte erreicht werden Aber auch im handwerklishychen Bereich hat das LGL beispielsweise durch Geshyspraumlche und Zusammenarbeit mit den bayerischen Landesinnungsverbaumlnden der Baumlcker und Konditoshyren zu einer Sensibilisierung fuumlr das Problem beigeshytragen
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2007 verabschiedete die Europaumlische Kommission eine Empfehlung den Acrylamidgehalt europaweit zu untersuchen und die Daten gesammelt auszushywerten (2007331EG) Die entsprechenden Daten wurden von der Europaumlischen Behoumlrde fuumlr Lebensshymittelsicherheit (EFSA) gesammelt und 2009 in eishynem Bericht zusammengefasst
Im Vergleich mit den Daten der Jahre 2003 bis 2006 der Datenbank des JRCshyIRMM wurde in dieshysem Bericht zwar von einer tendenziellen Abnahme der Acrylamidgehalte berichtet da dieser Schluss jedoch nicht fuumlr alle ausgewerteten Lebensmittelshygruppen eindeutig war gab die Europaumlische Komshymission 2010 weiterhin die Empfehlung die Acrylshyamidgehalte europaweit zu untersuchen (2010307EU) Die berichtete zu geringe Absenkung der Acrylshyamidgehalte europaweit ist darauf zuruumlckzufuumlhren dass Deutschland als einziges europaumlisches Land ein Konzept zur Minimierung etabliert hat Daher beshygannen 2009 die Planungen fuumlr einen europaweit guumlltigen Richtwert Dieser europaweite Richtwert wurde am 10 Januar 2011 durch eine Empfehlung der Kommission verabschiedet und ersetzt in Deutschland fuumlr die meisten Warengruppen den Signalwert Der europaumlische Richtwert basiert hauptsaumlchlich auf den in Deutschland erreichten Signalwerten Die Untersuchung von Lebensmitteln auf Acrylamid geht damit auf europaumlischer Ebene weiter Auch das LGL leistet durch regelmaumlszligige Unshytersuchungen dazu weiterhin signifikante Beitraumlge
Elemente und Schwermetalle
Der Entwicklungstrend bei der Analytik von Elemenshyten und Schwermetallen fuumlhrte in der breiten Anshywendung hin zu den Multielementtechniken mit inshyduktiv gekoppeltem Plasma (ICP) Mit der optischen Emissionsspektroskopie (ICPshyOES) und der Massenshyspektrometrie (ICPshyMS) lassen sich mit kurzen Messzeiten hohe Informationsgehalte fuumlr eine Vielshyzahl von Elementen erzielen Die am LGL vorhandeshynen Erfahrungen mit diesen Messverfahren besteshyhen seit mehreren Jahrzehnten und fuumlhrten unter anshyderem zu einem breit angelegten Untersuchungsproshygramm uumlber das Vorkommen von Uran in bayerischen Trinkwaumlssern oder zu detaillierter Kenntshynis der bei Keramiken eingesetzten Glasurbestandshyteile Die Untersuchungsaufgaben der letzten Jahre zeigten eine Verlagerung hin zur spezifischen Beshystimmung der Bindungsformen von Elementen um deren toxikologische Eigenschaften besser einordshynen zu koumlnnen So wurde am LGL ein Bestimmungsshyverfahren fuumlr anorganisches Arsen in Reis und Reisshyprodukten entwickelt und etabliert um fuumlr einen zu erwartenden Houmlchstwert geruumlstet zu sein Die Komshybination chromatografischer Trenntechniken (Gasshychromatografie Fluumlssigchromatografie) mit den ICPshyMethoden erlaubt es auch verschiedene Quecksilberverbindungen zu unterscheiden oder die Oxidationszustaumlnde von Chromverbindungen zu ershyfassen
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Echtheit und Herkunft
Die Pruumlfung der Echtheit von Lebensmitteln dient nicht nur dem Schutz des Verbrauchers vor Taumlushyschung sondern ist auch bei der zunehmenden Globalisierung der Maumlrkte ein wichtiges Kriterium fuumlr die Produktsicherheit Bei frischem Obst Gemuumlse Honig Eiern Kaumlse Fleisch sowie Wein ist eine Kennzeichnung des Ursprunglandes bereits vershypflichtend Insbesondere sind auch engere geografishysche Angaben bei vielen Lebensmitteln ein wichshytiges Qualitaumltskriterium Analysen mit herkoumlmmshylichen Verfahren fuumlhren meist nicht zu sicheren Ausshy
sagen im Hinblick auf die Pruumlfung der Unver faumllscht heit oder der Herkunft da die Manishypulationen oft geschickt durchgefuumlhrt werden Dies aumlnderte sich mit dem Einsatz der Stabilisotopenanashylytik in der Lebensmitteluumlberwachung Im Bereich der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung ist das LGL bundesweit die einzige Untersuchungsstelle die uumlber alle Messverfahren der Stabilisotopenanalyshytik verfuumlgt in der Dienststelle Wuumlrzburg gibt es seit 1993 ein Labor fuumlr Kernresonanzspektrometrie und im Jahr 2000 wurde in der Dienststelle Oberschleiszligshyheim ein Labor fuumlr Isotopenmassenspektrometrie in Betrieb genommen
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Bei der Stabilisotopenanalytik wird der Anteil der nicht radioaktiven leichten und schweren Varianten der stabilen Isotope verschiedener chemischer Eleshymente in Inhaltsstoffen ermittelt Dieser Anteil auch Isotopenverhaumlltnis genannt ist charakteristisch fuumlr den Rohstoff die geografische Herkunft und andere Eigenschaften sodass Manipulationen wie ein Zushysatz von Wasser und Zucker zu Wein oder eine Vershyfaumllschung von natuumlrlichem Vanillearoma mit synthetishyschem Vanillin nachgewiesen werden koumlnnen Ebenshyso koumlnnen Angaben zur geografischen Herkunft zahlreicher Lebensmittel anhand von Vergleichsproshyben aus LGLshyeigenen nationalen und internationalen Datenbanken uumlberpruumlft werden Von 2005 bis 2009 hatte das Stabilisotopenlabor in Oberschleiszligheim die Moumlglichkeit am EUshyProjekt TRACE teilzunehmen Ziel des Projektes war es mit neuesten Methoden Systeme zu entwickeln um eine luumlckenlose Ruumlckvershyfolgbarkeit und Herkunftsbestimmung von Lebensshy und Futtermitteln zu gewaumlhrleisten Es wurden Hoshynig Getreide Olivenoumll Huumlhnershy Lammshy und Rindshyfleisch aus unterschiedlichen europaumlischen Regionen untersucht und die Daten zusammen mit den Proshyjektpartnern im Hinblick auf die Herkunftsbestimshymung ausgewertet Die gewonnnen Erkenntnisse werden nun bei der Uumlberpruumlfung der Einhaltung von Qualitaumltsvorschriften zum Verbraucherschutz angeshywendet In den letzten zehn Jahren konnten immer wieder zahlreiche Verfaumllschungen aufgedeckt wershyden wie zum Beispiel beim Weinskandal in Italien 2008 Um derartige Uumlberpruumlfungen intensiv fortfuumlhshyren zu koumlnnen wurden weitere Messsysteme am LGL installiert Hierzu zaumlhlt insbesondere die juumlngst etablierte 1HshyNMR Kernresonanzspektroskopie bei der mithilfe einer neuen Messtechnik in Weinproben
Wassershy und Alkoholsignale unterdruumlckt und so die Protonen (1H)shySpektren ohne besondere Probenvorshybereitung direkt bestimmt werden koumlnnen Dieses Verfahren wird derzeit zur Unterscheidung von Barshyrique und Edelholzchips behandelten Weinen geshynutzt kann aber kuumlnftig auch im Rahmen der Aushythentizitaumltspruumlfungen eingesetzt werden Die Erfahshyrungen der letzten zehn Jahre zeigen dass die Stabilshyisotopenanalyse am LGL nicht nur ein effizientes Verfahren in der Kontrolle von Lebensmitteln ist sonshydern auch eine abschreckende Wirkung gegen Etiketshytenschwindel und andere Verfaumllschungen hat
Auch wenn Lebensmitteluumlberwachungsbehoumlrden Verfaumllschung und Taumluschung uumlblicherweise als weshyniger schwerwiegend bewerten als potenzielle Geshysundheitsschaumldigung spiegelt sich dies oftmals nicht in der Wahrnehmung der Verbraucher wider Geringe Mengen des krebserregenden Farbstoffes Sudanrot in einigen Saucen beispielsweise haben weit weniger Empoumlrung von Verbrauchern und geshyringeres Medienecho hervorgerufen als bdquoKlebeshyfleischldquo oder bdquoAnalogkaumlseldquo Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit sind insgesamt sehr sensible Themen Der Verbraucher erwartet hier zu Recht eishynen Grad an Transparenz der ihm in anderen Bereishychen verzichtbar erscheint Dies ist nicht nur eine gesellschaftliche Erwartung an die Lebensmittelinshydustrie sondern ganz allgemein an alle maszliggeblishychen Akteure Hierzu zaumlhlen ohne Zweifel und sogar ganz besonders die staatlichen Uumlberwachungsbeshyhoumlrden Das LGL hat im zuruumlckliegenden Jahrzehnt daher TRANSPARENZ immer als uumlberaus bedeutsashymen Auftrag der Bevoumllkerung verstanden und sich entsprechend weiterentwickelt
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TRANSPARENZ
Transparenz 82
Transparenz
Seit der Gruumlndung des LGL sind die Informationsanshygebote von Presse Fernsehen und neuen Medien in Darstellungsbreite Aktualitaumlt und Zugaumlnglichkeit steshytig gestiegen Die uumlber die Jahre hin staumlndig wachshysende Zahl an Anfragen die unsere im Jahr 2002 gegruumlndete Pressestelle erreichen zeigt das zunehshymende Beduumlrfnis in der BevoumllkerungOumlffentlichkeit nach sicheren Quellen unabhaumlngiger und fundierter Information Waren es im Jahr 2006 noch 700 Presshyseshy und Buumlrgeranfragen so sind wir im Jahre 2011 bei uumlber 1000 Presseshy und knapp 900 Buumlrgeranfrashygen angelangt Hinzu kam 2003 der Aufbau des Inshyternetauftritts des LGL der sich bald einer wachsenshyden Nachfrage erfreute Von rund 38000 Seitenabshyrufen im Mai 2003 steigerte sich die Zahl der Intershynetbesucher nach einem groszligen Internetrelaunch im Jahre 2011 auf knapp 170000 im Januar 2012
Dieser zahlenmaumlszligig belegbare Vertrauensbeweis in die Oumlffentlichkeitsarbeit des Amtes beweist dass es uns gelungen ist eine kontinuierliche und fachlich fundierte Information sowohl der Fachshy als auch der allgemeinen Oumlffentlichkeit zu gewaumlhrleisten Basis der Arbeit ist das umfassende im LGL vorhandene Expertenwissen Dieses breite Fachwissen erleichtershyte gerade in Krisensituationen einen verantwortlichen medialen Umgang mit den jeweils aktuellen Themen
Und mediale Nachfragen erzeugende Situationen gab es in den zehn Jahren des Bestehens des LGL einige 2002 waren es Acrylamid enthaltende Leshybensmittel (z B Lebkuchen) 2003 das Auftreten der SARSshyErkrankung in Suumldostasien 2004 beshy
stimmten die Themen Gentechnik Pestizide und Salmonellen das mediale Interesse 2005 standen Imitatschinken bdquoGefluumlgelpestldquo und verdorbenes Wildfleisch im Fokus der medialen Berichterstatshytung 2006 war das Jahr der sogenannten bdquoGammelshyfleischskandaleldquo und 2007 standen die Themen Blauzungenkrankheit und Noroviren im medialen Foshykus Melamin und Borreliose durch Zecken waren 2008 wichtige Themen von oumlffentlichem Interesse Besondere Mediennachfragen loumlste 2009 das Aufshytreten der pandemischen Influenza (H1N1) aus im Jahr 2010 beschaumlftigte das Thema Dioxin in Futtershymitteln und Eiern die Oumlffentlichkeit 2011 dominiershyten pressemaumlszligig die EHECshyVorfaumllle in Norddeutschshyland waumlhrend 2012 die Schlieszligung der Groszligbaumlckerei bdquoMuumlllershyBrotldquo wegen Hygienemaumlngel die Aufmerkshysamkeit der medialen Oumlffentlichkeit auf sich zog
Die Transparenz die das LGL im Umgang mit der medialen Oumlffentlichkeit praktiziert gilt aber auch seit Inkrafttreten des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) fuumlr den Zugriff auf Untersuchungsdaten oder Kontrollergebnisse der Spezialeinheit die beim LGL vorhanden sind Bei einer Untersuchungszahl von circa 70000 Proben im Jahr verfuumlgt das LGL uumlber einen groszligen Datenschatz der vom VIG erfassten Produkte Kein Wunder also wenn gleich nach Inshykrafttreten des VIG das LGL mit mehreren sehr umfangreichen Antraumlgen auf Auskunft konfrontiert wurde Mittlerweile haben wir beispielsweise Ausshykuumlnfte erteilt uumlber Schinkenprodukte bdquoGammelkaumlshyseldquo Pestizidruumlckstaumlnde in Obst und Gemuumlse Acrylshyamid im Roumlstkaffee Phthalate (Weichmacher) in Kinderspielzeugen sowie zu Ruumlckstaumlnden von Pflanzenschutzmitteln im Wein
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Die schwierige Aufgabe zwischen den berechtigten Auskunftsinteressen einer interessierten Oumlffentlichshykeit und den moumlglicherweise ebenfalls berechtigten Verschwiegenheitsanspruumlchen Dritter wie Strafvershyfolgungsbehoumlrden oder Lebensmittelunternehmer in jedem Einzelfall nach rechtsstaatlichen Grundsaumltshyzen abzuwaumlgen begleitet das LGL seit seiner Gruumlnshydung Im zehnten Jahr seines Bestehens markiert das Inkrafttreten eines novellierten VIGs am 01092012 den vorerst letzten Meilenstein fuumlr
Der Weg von der Amtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
Das Jahr 2008 war fuumlr das LGL und die von ihm an den Tag gelegte Oumlffentlichkeitsarbeit ein besondeshyres Jahr Mit dem Inkrafttreten des Verbraucherinforshymationsgesetzes zum 01052008 wurden die beim LGL in all den Jahren gesammelten Erkenntnisse und Informationen die unter anderem aus der Untershy
suchung von Proben stammten und die bisher dem Grundsatz der Amtsverschwiegenheit unterlagen fuumlr die Oumlffentlichkeit nahezu voraussetzungslos zushygaumlnglich Bis dahin galt ndash mit einigen Ausnahmen der Umweltinformationsgesetze des Bundes und der Laumlnder sowie der Informationsfreiheitsgesetze des Bundes und einiger Laumlnder ndash der Grundsatz der beschraumlnkten Aktenoumlffentlichkeit des Aktengeheimshynisses und der Vertraulichkeit der Verwaltung
Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
Diese Vertraulichkeit von Verwaltungsakten wirdwurde auch mit dem Begriff des bdquoArkanshyPrinzipsldquo umschrieben letzteres geht zuruumlck auf die roumlmische bdquoRes Publicaldquo und auf Publius Cornelius Tacitus der von den bdquoarcana imperiildquo den Geheimnissen der Macht im Sinne eines spaumlteren Begriffs der Staatsshyraumlson sprach
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Da es bis zum Inkrafttreten der Informationsgesetze keinen allgemeinen Anspruch auf Auskunft oder Einsicht in Akten einer Behoumlrde gab setzte ein solshyches Begehren in der Regel eine konkrete normative Anspruchsgrundlage voraus die einige Verfahrensshy und Prozessrechte unter bestimmten eng gefassten Voraussetzungen der rechtlichen Betroffenheit geshywaumlhrten
Diese Betroffenheit gilt fuumlr den Geltungsbereich des VIG nicht mehr Hier setzte mit dem Gesetz ein Pashyradigmenwechsel ein An die Stelle des voraussetshyzungsvollen Akteneinsichtsrechts mit Beschraumlnkunshygen fuumlr verfahrensfremde Dritte tritt ein voraussetshyzungsloser JedermannshyInformationszugangsanshyspruch
Alle vom VIG betroffenen Daten Erkenntnisse und Informationen die beim LGL oder anderen LebensshymittelshyBehoumlrden in den Akten schlummern sind von jedermann erfragbar und damit einer unbegrenzten Oumlffentlichkeit (Stichwort Internet) zugaumlnglich
Letzteres auch deswegen weil das Gesetz keinerlei Regelungen daruumlber enthaumllt was derjenige dem die Auskunft ndash innerhalb der im Gesetz vorgeschriebeshynen Monatsfrist ndash zu erteilen ist mit diesen Informashytionen anstellt Damit haben wir in Deutschland insoshyfern bdquoglaumlserneldquo Aumlmter geschaffen bei denen risikoshy und fast kostenlos die einschlaumlgigen Datenschaumltze gehoben werden koumlnnen
Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
Die Ursachen fuumlr den Erlass eines speziellen Vershybraucherinformationsgesetzes liegen viele Jahre zushyruumlck Im Wesentlichen waren Erschuumltterungen der Oumlffentlichkeit durch sogenannte Lebensmittelskanshydale fuumlr den Erlass des Gesetzes ausschlaggebend Hatte sich doch in diesen Skandalen immer wieder gezeigt dass die Rolle des Staates hinsichtlich seishyner Befugnisse und Pflichten im Rahmen von Proshyduktinformation und gesundheitlichem Verbrauchershyschutz aumluszligerst zwiespaumlltig war Zum einen waren da Anspruumlche der Oumlffentlichkeit an die staatlichen Beshyhoumlrden zeitnah und umfassend uumlber die jeweiligen Skandale informiert zu werden Zum anderen herrschte gerade bei den Behoumlrden eine starke Vershyunsicherung uumlber das was staatliche Institutionen offenbaren duumlrfen und was nicht der Oumlffentlichkeit kundgetan werden darf Die fuumlr das staatliche Hanshydeln der Behoumlrden verantwortliche Politik befand sich in einem Dilemma das gekennzeichnet war von einem Auseinanderklaffen von Anspruumlchen und Ershywartungshaltungen der Gesellschaft gegenuumlber dem was Staat und Politik im Bezug auf Produktinshyformation und transparentem Handeln fuumlr den geshysundheitlichen Verbraucherschutz tatsaumlchlich leisten koumlnnen Insbesondere die Nennung von Namen der bdquoTaumlterldquo Hersteller und Produkte standen jedes Mal im Mittelpunkt der oumlffentlichen Auseinandersetzunshygen Die Verantwortlichen hatten dabei die Wahl zwischen bdquoSchweigenldquo und dafuumlr getadelt zu wershyden oder Auskunft zu erteilen und dafuumlr wegen Rechtsbruchs sich horrende Schadensersatzklagen einzuhandeln Letzteres deswegen weil von einer
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staatlichen Behoumlrde gezielte und personenshy bzw unshyternehmensbezogene Aumluszligerungen hinsichtlich beshystimmter Produkte die ndash nach Auffassung der Beshyhoumlrde ndash von einschlaumlgigen Vorschriften in unzulaumlssishyger Weise abweichen erhebliche negative teilweise sogar existenzgefaumlhrdende Folgen fuumlr den Betroffeshynen haben koumlnnen Damit stellt ein solches staatlishyches Informationshandeln fuumlr den Betroffenen einen Grundrechtseingriff (Berufsfreiheit Art 12 Absatz 1 GG und Eingriff in den eingerichteten und ausgeuumlbshyten Gewerbebetrieb Art 14 GG) dar der nur auf der Grundlage einer gesetzlichen Ermaumlchtigungsgrundlashyge gerechtfertigt werden kann
Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
Das VIG ist nun die Antwort des Gesetzgebers um einerseits den Anspruumlchen der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Information uumlber Lebensmittel unter Nennung von Namen Hersteller Firma etc nachzukommen ohne gleichzeitig die Rechte der von dieser Auskunft Betroffenen aus dem Auge zu verlieren Letztendlich muss das Gesetz einen bdquoAusshygleichldquo zwischen den Grundrechten der Verbraucher und der Betroffenen herbeifuumlhren Dazu stellt der Gesetzgeber im VIG den zustaumlndigen Behoumlrden ein umfangreiches bdquoArsenalldquo an rechtlichen bdquoInstrumenshytenldquo zur Verfuumlgung um diesen Ausgleich unter Wahshyrung der Rechte aller Beteiligter herzustellen
So sieht das VIG neben den das Auskunftsrecht beshygruumlndenden Tatbestaumlnden auch Ausschlussshy und Beshyschraumlnkungsgruumlnde sowie Verfahrensvorschriften
vor die alle dem Ziel dienen innerhalb moumlglichst kurshyzer Fristen (1 Monat bzw 2 Monate bei Anhoumlrung Betroffener) eine Entscheidung uumlber das Auskunftsshybegehren eines Buumlrgers herbeizufuumlhren Dabei hat der Gesetzgeber eine Reihe von Bestimmungen in das VIG aufgenommen die die Entscheidung der Behoumlrden zugunsten einer Auskunft an die Verbraushycherinnen und Verbraucher praumljudizieren Er wird dashyrin bestaumlrkt durch die Rechtssprechung die auch beim VIG denjenigen der die Behoumlrde um Auskunft angeht nicht nur als Interessierten in bdquoeigenerldquo Sashyche ansieht sondern ihn weil er die Anfrage stellt auch als Sachwalter der Oumlffentlichkeit bezeichnet
Weiterhin hat der Gesetzgeber bestimmt dass Ausshykuumlnfte die Tatbestaumlnde offenbaren bei denen Rechtsverstoumlszlige bzw unzulaumlssige Abweichungen vorliegen nicht unter Berufung auf Betriebsshy und Geshyschaumlftsgeheimnisse vor einer Herausgabe der entshysprechenden Information geschuumltzt sind sie koumlnnen kuumlnftig auch waumlhrend laufender Verfahren selbst bei Strafverfahren (unter gewissen Voraussetzungen) vor Abschluss dieser Verfahren herausgegeben wershyden Immer dann wenn die Behoumlrde zur Auffassung gelangt dass das Interesse der Oumlffentlichkeit an der Bekanntgabe der Information uumlberwiegt sind laufenshyde Verfahren kein Hindernis die vorhandenen Daten preiszugeben Um in solchen Faumlllen das Verfahren zu beschleunigen koumlnnen die staatlichen Stellen sogar von der Anhoumlrung des von der Auskunft Betroffenen absehen Sollte der Betroffene nach Bekanntgabe der Entscheidung der Behoumlrde die Auskunft zu erteishylen hiergegen Rechtsmittel einlegen so haben diese keine aufschiebende Wirkung
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Von der Auskunftsbehoumlrde LGL wird dabei innerhalb kuumlrzester Fristen eine ganze Reihe von Verfahrensshyhandlungen Erhebungen Dokumentationen rechtlishychen Abwaumlgungen und Auslegungen unbestimmter Rechtsbegriffe gefordert Letztendlich muss trotz aller Vorgaben des VIG die darauf beruhende Inforshymation inhaltlich richtig sein dem Gebot der Sachshylichkeit entsprechen und im Hinblick auf die Ziele des Gesetzes ndash Verbesserung der Markttransparenz Eindaumlmmung der Lebensshy und Futtermittelskandale Optimierung und Foumlrderung von Maumlrkten und Wettshybewerbsstrukturen Verbesserung des Schutzes vor gesundheitlichen oder sonst unsicheren Erzeugnisshysen und Produkten Verbesserung des Schutzes vor Taumluschung beim Verkehr mit Erzeugnissen und Proshydukten ndash geeignet erforderlich und angemessen sein
FazitDas LGL hat sich auf diese neuen Herausforderunshygen eingestellt und eine Fuumllle von zum Teil recht umshyfangreichen Anfragen beantwortet Wie bei jedem neuen Gesetz so wurden auch hier einige auf dieshysem Gesetz basierende Entscheidungen des LGL und die in diesen Entscheidungen vertretenen rechtshylichen Auffassungen des Amtes zum Gegenstand von gerichtlichen Klagen gemacht In allen bisher entschiedenen Rechtsstreitigkeiten ndash einige wurden von den Klaumlgern zuruumlckgenommen ndash wurden dabei die Bescheide des LGL fuumlr rechtmaumlszligig erachtet Dies spricht fuumlr einen verantwortungsvollen Vollzug des Gesetzes durch das LGLDamit rundet sich das Bild der transparenten Behoumlrde LGL ab Aktive Information der Buumlrgerinnen und Buumlrger uumlber das
Internet portal fundierte fachliche Information uumlber Presse Rundfunk und Fernsehen sowie individuelle Auskuumlnfte an die Verbraucher uumlber alle beim LGL vorhandenen Daten zu Lebensshy und Futtermitteln Bedarfsgegenstaumlnden Kosmetika Wein und Vershybraucherprodukte wie zum Beispiel Haushaltsgeraumlte
Transparenz ist aber weit mehr als nur die Umsetshyzung eines Auskunftsanspruches Das Ziel zu verfolshygen eigenes Handeln so transparent wie moumlglich zu machen ist immer gleichzusetzen mit dem Selbstanshyspruch als gesellschaftlicher Akteur wahrgenommen zu werden und auf der Basis von gegenseitigem Vershytrauen in gesellschaftliche Meinungsbildungsprozesshyse einbezogen zu werden Fuumlr eine wissenschaftliche Landesbehoumlrde bedeutet dies dass ein moumlglichst weit gefaumlchertes Netzwerk in viele sehr unterschiedlishyche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hineinrashygen muss Zunaumlchst wird man verschiedenste Behoumlrshyden auf allen Verwaltungsebenen von kommunal bis europaumlisch fuumlr das natuumlrliche Habitat des LGL halten In der vergangenen Dekade haben wir uns aber nachshydruumlcklich darum bemuumlht gleichermaszligen als Akteur in der allgemeinen medialen Oumlffentlichkeit in Fachoumlfshyfentlichkeiten oder in der bdquoscientific communityldquo an Bedeutung zu gewinnen wie auch eine Vernetzung mit wichtigen gesellschaftlichen Kraumlften zu intensivieshyren mit denen uns verbindet dass wir alle ein Stuumlck Verantwortung fuumlr die oumlffentliche Gesundheit tragen Diesen Prozess der gesellschaftlichen VERNETZUNG verstehen wir als conditio sine qua non
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VERNETZUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
Vernetzung 90
Vernetzung
Gesundheit ndash gesundheitliche Vorsorge gesundheitshyliche Versorgung und Wiederherstellung Schaffung von gesundheitsfoumlrderlichen Lebenswelten ndash kann in modernen hochkomplexen Gesellschaften nicht mehr von einzelnen Akteuren alleine ins Werk geshysetzt werden Zudem umfassen Maszlignahmen der oumlfshyfentlichen Gesundheitspflege in einem aufgeklaumlrten Verstaumlndnis praktische und wissenschaftsorientierte Aspekte Beide Aspekte beziehen sich in einem sysshytemischen Zusammenhang aufeinander sind miteinshyander vernetzt und bieten Chancen fuumlr vielfaumlltige Syshynergien Der Anspruch bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo ist nur durch die partnerschaftliche Umsetzung von Maszligshynahmen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebeshynen und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereishychen einzuloumlsen
Gesundheit wird dabei nicht nur in den spezialisiershyten medizinischen Versorgungsstrukturen wiedershyhergestellt und gefoumlrdert sondern ganz entscheishydend auch in verschiedensten Lebenswelten in deshynen Menschen arbeiten leben und lieben (Ottawa Charta 1986) in Familien und Stadtvierteln in Schushylen und am Arbeitsplatz in unserer natuumlrlichen und sozial geschaffenen Umwelt Dieser Anspruch das Thema bdquoGesundheitldquo in alle Politikbereiche zu trashygen und eine Beruumlcksichtigung der gesundheitlichen Folgen bei den verschiedensten Entscheidungen auch auszligerhalb des Gesundheitswesens im engeren Sinn zu bewirken ist zu balancieren mit den Freiheishyten unserer demokratischen Grundordnung
Vor diesem Hintergrund hat das LGL fruumlhzeitig auf den Dialog und die Kooperation mit verschiedensten Partnern gesetzt mit Universitaumlten und wissenshyschaftlichen Fachgesellschaften mit Berufsverbaumlnshyden und Heilberufekammern mit anderen organishysierten Vertretern der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Vertretern aus Staumldten und Gemeinshyden und nicht zuletzt mit den Buumlrgern und Patienten selbst Ein wichtiges Instrument fuumlr die Umsetzung dieses partizipatorischen Ansatzes welcher auf die Kompetenz und Kooperation der gesellschaftlichen Akteure und das buumlrgerschaftliche Engagement von Einzelnen und Gruppen setzt sind die Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaften mit ihren geschaumlftsshyfuumlhrenden Stellen am LGL Derzeit etabliert sind die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) sowie die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) Im Aufbau befindet sich in Umsetzung eines Landtagsbeschlusses die Bayerishysche Plattform Versorgungsforschung mit Aufgaben im Bereich der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungsqualitaumlt in Bayern
LAGIIm Jahr 2006 wurde erstmals am LGL eine Landesshyarbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen die Bayerishysche Landesarbeitsgemeinschaft Impfen LAGI Vorshyausgegangen war die ndash im Bayerischen Impfkonzept 2005 formulierte und konsentierte ndash zentrale Aussashyge dass Impfpraumlvention eine gesamtgesellschaftlishyche Aufgabe ist und nur durch enge partnerschaftlishyche Zusammenarbeit aller Akteure mit Bezug zum
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Impfwesen erreicht werden kann Von ebenfalls zenshytraler Bedeutung fuumlr die Akzeptanz bei den Buumlrgerinshynen und Buumlrgern ist dabei ein Maximum an Glaubwuumlrshydigkeit und Transparenz was nur durch die Einbindung und Beachtung wissenschaftlicher Expertise und glaubhafter wirtschaftlicher Unabhaumlngigkeit moumlglich ist Mitglieder der LAGI sind Vertreter von Aumlrztevershybaumlnden (Hausaumlrzte Kinderaumlrzte Betriebsaumlrzte Reiseshymediziner Frauenaumlrzte Internisten) Koumlrperschaften (Aumlrztekammer Kassenaumlrztliche Vereinigung Bayern Apothekerkammer) Vertreterinnen des Hebammenshyverbandes des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes der Krankenkassen alle STIKOshyMitglieder aus Bayern sowie Vertreter der Wissenschaft Die Geschaumlftsfuumlhshyrung wird vom LGL wahrgenommen
Eine der ersten Aufgaben der sich die LAGI widmeshyte war die Entwicklung eines bayerischen Masernshyaktionsplans um so gemeinsam dem WHOshyAuftrag die komplikationsreiche Masernerkrankung zu elimishynieren in Bayern naumlher zu kommen Dafuumlr wurde beispielsweise ein Impferinnerungssystem bei Schulanfaumlngern durch Gesundheitsaumlmter in Zusamshymenarbeit mit den niedergelassenen Kindershy und Hausaumlrzten etabliert Auch die Surveillance von impfpraumlventablen Erkrankungen und Impfungen wurshyde verbessert So wurde erstmalig eine flaumlchendeshyckende Erfassung des Impfstatus von Sechstklaumlssshylern vorgenommen und seither jaumlhrlich wiederholt Der Aufbau des bdquoBayerischen Influenza Sentinelsldquo als Kooperation von ausgewaumlhlten niedergelassenen Praxen und dem LGL was erstmals laborgestuumltzt und zeitnah repraumlsentative Aussagen zu in Bayern kursierenden InfluenzashyErregern erlaubt ist eine weitere erfolgreiche Innovation
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Ein weiterer Schwerpunkt ist die intensivierte geshymeinsam getragene Oumlffentlichkeitsarbeit mit abgeshystimmten Broschuumlren Flyern zu aktuellen Impffrageshystellungen Veroumlffentlichungen in Zeitungen und Fachmedien sowie der Etablierung von Bayerischen Impfwochen Dies hat zu hoher Medienresonanz und einer erwuumlnschten positiven Sensibilisierung der Bevoumllkerung gefuumlhrt Zudem versteht sich die LAGI als Expertengremium in Bayern das sich bei konkreten Sachverhalten wie etwa bei der Influenzashypandemie wissenschaftlich austauscht und gemeinshysame Stellungnahmen erarbeitet
Die bisherigen Sitzungen und durchgefuumlhrten LAGIshyAktionen zeigen durch die rege Teilnahme die intenshysiven Diskussionen und die gemeinsam getragenen Veroumlffentlichungen eine hohe innere Akzeptanz Die zunehmenden Anfragen aus der Bevoumllkerung nach Informationsmaterialien sowie die Bitten um Ausshykuumlnfte bei Impffragestellungen spiegeln die wachshysende oumlffentliche Wahrnehmung der LAGI wider Somit besteht berechtigte Hoffnung dass die dershyzeitigen Impfdefizite in der bayerischen Bevoumllkerung durch die gemeinsamen Anstrengungen aller Akteushyre in der LAGI verringert werden koumlnnen und damit auch das Ziel der WHO die Masern in Europa und weltweit zu eliminieren mittelfristig erreichbar ist
LARE
Die 79 Konferenz der Gesundheitsminister der Laumlnshyder (GMK) hat im Jahr 2006 als eine der Antworten auf die draumlngende Herausforderung von Antibiotikashyresistenzen und nosokomialen Infektionen die bdquoEtabshylierung regionaler in der Summe flaumlchendeckender Netzwerke der beteiligten Akteure koordiniert durch den OumlGDldquo empfohlen Die Netzwerkbildung soll die Umsetzung vorhandener Richtlinien zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen insbesondere mit multiresistenten Erregern verbessern Regionale Netzwerke sollen den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den versorgenden Einrichtungen foumlrdern sodass auf diesem Weg das Uumlberleitungsmanagement vereinfacht und die Hygienekonzepte aufeinander abgestimmt werden koumlnnen
Im Dezember 2008 wurde daraufhin die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) gegruumlndet und ein erstes Konsensusstateshyment veroumlffentlicht Es ist das erklaumlrte Ziel dieses Netzwerkes das Vorkommen von MRSA und andeshyren multiresistenten Erregern in den Einrichtungen des Gesundheitswesens in Bayern zu verringern um so teils schwerwiegende mitunter toumldlich verlaufenshyde Erkrankungen zu verhindern (bdquodas Vermeidbare vermeidenldquo)
Derzeit 31 Mitglieder aus allen Bereichen der Geshysundheitsversorgung (Verbaumlnde Krankenkassen Klishyniken Universitaumlten ambulante und stationaumlre Pfleshyge niedergelassene Aumlrzte und andere) treffen sich zweimal jaumlhrlich und veranstalten jeweils im Dezemshy
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ber ein Symposium mit verschiedenen Schwershypunktthemen (2009 Multiresistente Erreger und Hyshygienemaszlignahmen 2010 Antibiotikamanagement und Qualitaumltssicherung sowie Hygiene 2011 Surshyveillance nosokomialer Infektionen sowie Netzshywerkaktivitaumlten in Bayern und Deutschland in Bezug auf MRSA und andere multiresistente Erreger)
Auf regionaler Ebene wurden Auftaktveranstaltunshygen zur Gruumlndung von regionalen Netzwerken unter der Leitung der Gesundheitsaumlmter in allen 76 Landshykreisen (Stand November 2011) durchgefuumlhrt In 29 Landkreisen haben sich diese Netzwerke bereits wiederholt getroffen und Informationen ausgeshytauscht Es wurden Probleme thematisiert und Initiashytiven zur Reduktion der Weiterverbreitung resistenshyter Erreger gestartet
Auszligerdem wurden innerhalb der LARE sieben Arshybeitsgruppen (AGs) gegruumlndet die sich mit verschieshydenen Aspekten des Problems der resistenten Erreshyger beschaumlftigen
bull Die AG Krankentransport hat es sich zum Ziel geshysetzt bayernweit einheitliche Empfehlungen zum Umgang mit multiresistenten Erregern (MRE) fuumlr Krankentransporte zu erarbeiten
bull In der AG Informationsweitergabe wurde die Uumlbershywindung der Schnittstellenproblematik als Ziel defishyniert Es soll sichergestellt werden dass bei der Verlegung eines Patienten der mit multiresistenten Erregern besiedelt oder infiziert ist diese Informatishyon an die entsprechenden Stellen also Krankenshytransportdienst Pflegeheim weiterbehandelnder Arzt und andere zuverlaumlssig weitergegeben wird
bull Die AG Standardisierte Fachinformationen zum Pashytientenmanagement bemuumlht sich um eine Vereinshyheitlichung der Information in Bezug auf den Umshygang mit multiresistenten Erregern in medizinishyschen Einrichtungen
bull Die Vereinheitlichung der Screeningshy und Sanieshyrungskonzepte im stationaumlren und ambulanten Beshyreich ist das zentrale Anliegen der AG Screening und Sanierung
bull Das Ziel der AG Rehabilitationseinrichtungen ist es eine Empfehlung zum Umgang mit MRSA und anshyderen MRE in den Rehabilitationseinrichtungen fuumlr die es derzeit keine Richtlinien des Robert Koch Institut gibt zu verfassen
bull Die AG Arbeitschutz und MRE hat bdquofrequently asked questionsldquo (FAQs) zum Thema MRSA und Arbeitsschutz zusammengestellt
bull Die juumlngste Arbeitsgruppe der LARE die AG Antishybiotic Stewardship wird sich um die Etablierung von Antibiotic StewardshipshyProgrammen in Bayern kuumlmmern die sich mit dem rationalen Einsatz von Antibiotika befassen
Im Rahmen der LAREshyAktivitaumlten wurde eine Homeshypage erstellt die seit Oktober 2009 auf den Seiten des bayerischen Landesamts fuumlr Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit zu finden ist (wwwlglbayerndegesundheitinfektionsschutzantibiotikaresistenshyzenlareindexhtm) Auf dieser Homepage stehen neben Informationen zur LARE und allgemeinem Hintergrundwissen auch die verschiedenen spezifishyschen Dokumente und Arbeitsergebnisse der Arshybeitsgruppen zur Verfuumlgung
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LAHOK
Die Gefahr der absichtlichen Freisetzung von lebensshybedrohlichen teilweise hochkontagioumlsen Infektionsshyerregern durch einen bioterroristischen Anschlag wie auch die Einschleppung und Ausbreitung durch den internationalen Warenshy und Reiseverkehr konshyfrontiert Mediziner mit Krankheiten die in Deutschshyland nicht oder nicht mehr heimisch sind und stellt auch den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayern vor Herausforderungen Neben Bacillus anthracis Yersinia pestis Francisella tularensis und Orthopoxshyviren ist dabei aus reisemedizinischer Sicht auch an Rickettsia spp dimorphe Hyphomyceten Coronavishyren (SARS) Arenaviren Bunyaviren Hantaviren Naishyroviren Phleboviren Flavishy und Filoviren und andere mehr zu denken Die moumlglichen Szenarien reichen von infizierten Einzelpersonen bis hin zu seuchenhafshyten Ausbruumlchen epidemischen Ausmaszliges
Vor diesem Hintergrund konstituierte sich mit Untershystuumltzung durch das damalige StMUGV am 27 Noshyvember 2008 die Bayerische Landesarbeitsgemeinshyschaft zu hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten (LAHOK) als Kompetenznetzwerk in dem die in Bayern vorhandene Expertise zur Praumlvention Erkenshynung Bekaumlmpfung und Erforschung von lebensbeshydrohlichen hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten unter der Koordination des LGL gebuumlndelt ist
LAHOKshyMitglieder sind unter anderem die beiden bayerischen Behandlungszentren fuumlr hochkontagioumlse Infektionskrankheiten im Krankenhaus MuumlnchenshySchwabing und an der Missionsaumlrztlichen Klinik Wuumlrzburg alle bayerischen Lehrstuumlhle fuumlr Bakterioshy
logie beziehungsweise Virologie das Konsiliarlabor fuumlr Pest das Tropeninstitut und das Institut fuumlr Rechtsmedizin der LMU Muumlnchen das Institut fuumlr Mikrobiologie der Bundeswehr in Muumlnchen Vertreshyter des OumlGD und der Rettungsdienste an den beiden Standorten der Behandlungszentren beziehungsweishyse an bayerischen Flughaumlfen mit signifikantem intershynationalen Reiseverkehr der Flughafenmedizinische Dienst des Flughafens Muumlnchen die Bayerische Landesaumlrztekammer ein Vertreter der Staumlndigen Arshybeitsgemeinschaft der Kompetenzshy und Behandshylungszentren (StAKoB) und die Sachgebiete GE1 2 und 4 des LGL
Neben der konzeptionellen Arbeit und der Pflege eishynes Labornetzwerkes werden von der LAHOK regelshymaumlszligig Fortbildungsveranstaltungen fuumlr den OumlGD und andere Berufsgruppen mit Aufgaben aus dem Bereich hochkontagioumlser Infektionskrankheiten durchgefuumlhrt Die Task Force Infektiologie des LGL kann zudem auf die medizinischshyklinische Expertise der akademischen LAHOKshyInstitutionen als bdquoHintershygrunddienstldquo zuruumlckgreifen Sie ist selbst 24 Stunshyden am Tag und sieben Tage die Woche fuumlr den OumlGD in Bayern erreichbar
Die Plattform Versorgungsforschung Der demografische Wandel die steigende Lebensshyerwartung medizinische Innovationen und die Vershyaumlnderungen im Krankheitsspektrum in der Bevoumllkeshyrung stellen groszlige Herausforderungen fuumlr das Geshysundheitssystem in Bayern dar Der Bedarf an Leisshytungen in der Gesundheitsversorgung nimmt aufgrund dieser Entwicklungen kontinuierlich zu
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Es gilt die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und die Kooperation uumlber sektoshyrale Grenzen der Versorgung hinweg zu intensivieren
Der Bayerische Landtag hat 2011 uumlber die Situation beraten und beschlossen die bdquoVersorgungsforshyschung im Freistaat Bayern weiterzuentwickelnldquo Die Staatsregierung wurde aufgefordert eine Inforshymationsplattform uumlber die Maszlignahmen der Versorshygungsforschung im Gesundheitswesen des Freishystaats Bayern zu errichten Nach diesem Beschluss sollen bdquoaufbauend auf die erfolgreiche Gesundheitsshyberichterstattung (GBE) des Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit folgende Schritte unternommen werden
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Beim Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit wird im Rahmen der GBE eine Datenbank zur Versorgungsforschung im Freistaat Bayern aufshygebaut
Im Rahmen eines geeigneten Fachgremiums wershyden die Kompetenzen der Wissenschaft und weiteshyrer Beteiligter im Gesundheitswesen etwa in Form einer Landesarbeitsgemeinschaft ndash vergleichbar der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen ndash einbezogen und vernetztldquo (Beschluss des Bayerischen Landshytags vom 17 Maumlrz 2011 Drucksache 168005)
Zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde ein neues Sachgebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonoshymie Gesundheitssystemanalyseldquo beim Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im August 2011 konstituiert Von diesem Sachgebiet werden die Fachkonzepte fuumlr die geplante Landesarshybeitsgemeinschaft zur Gesundheitsversorgungsforshyschung und die neue Internetplattform Versorgungsforshyschung erstellt und umgesetzt Diese Aktivitaumlten sind ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Gesundheitsshystrategie die in der Regierungserklaumlrung bdquoGesundshyheitsland Bayern ndash neue Strategien fuumlr eine menschlishyche Medizinldquo des Gesundheitsministers am 20 Oktoshyber 2011 im Bayerischen Landtag vorgestellt wurde
Die erfolgreiche Ausgestaltung der dargestellten Lanshydesarbeitsgemeinschaften sind Lohn und Verpflichshytung fuumlr die kooperierenden gesellschaftlichen Partshyner wie auch fuumlr die damit betrauten Mitarbeiter des LGL zugleich Das LGL dankt allen Beteiligten fuumlr die kooperative durchaus auch kritische und dabei imshymer konstruktive Zusammenarbeit in diesen Foren
Eine andere und zugleich besondere Form der Vershynetzung besteht in der Funktion des LGL als Fachbeshyhoumlrde fuumlr Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit auf der einen Seite und als Arbeitgeber fuumlr uumlber 1000 Beshyschaumlftigte auf der anderen Seite Betriebliches Geshysundheitsmanagement muss nicht nur in das ArbeitsshyschutzmanagementsystemshyKonzept OHRIS das fuumlr unsere bdquoKundenldquo die bayerischen Betriebe erstellt wurde integriert werden das LGL ist hier auch sein eigener Kunde und steht in der Pflicht die nach aushyszligen gerichteten Empfehlungen fuumlr betriebliches Geshysundheitsmanagement auch nach innen umzusetzen
Betriebliches Gesundheitsschutz-management (BGM)
Wirtschaftlicher technologischer demografischer Wandel Unsere Lebensshy und Arbeitswelten befinshyden sich in mehrfacher Hinsicht im Umbruch Die zushynehmende Geschwindigkeit des wirtschaftlichen und technologischen Wandels mit seinen Verschieshybungen hin zu Wissensshy und Dienstleistungsaufgashyben laumlsst sich vor allem durch Merkmale wie Arshybeitsverdichtung und Flexibilisierung kennzeichnen Infolgedessen nehmen die psychischen Anforderunshygen im Beruf deutlich zu Wie kann die psychische und auch koumlrperliche Gesundheit der Beschaumlftigten unter diesen Umstaumlnden erhalten und verbessert werden Dies ist umso wichtiger angesichts des deshymografischen Wandels Wie kann verhindert wershyden dass immer mehr Beschaumlftigte vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden wo doch das geshysetzliche Rentenalter sukzessive auf 67 Jahre hershyaufgesetzt wird und die Fehlzeitenentwicklung posishytiv beeinflusst werden kann
Immer mehr Unternehmen und Organisationen stelshylen sich dieser Herausforderung indem sie Konzepte des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Gesundheitsfoumlrderung implementieren womit bdquoalle gemeinsamen Maszlignahmen von Arbeitgebern Arbeitnehmern und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatzldquo (Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundshyheitsfoumlrderung in der Europaumlischen Union) gemeint sind In Ergaumlnzung und Unterstuumltzung des klassishyschen Arbeitsshy und Gesundheitsschutzes werden dabei in systematischer Form alle gesundheitsbezoshy
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genen Aktivitaumlten einer Organisation vernetzt und zielgerichtet in einem kontinuierlichen Verbesseshyrungsprozess weiter entwickelt
Gesundheitsmanagement nach Innen
Das LGL als Landesgesundheitsbehoumlrde auch zushystaumlndig fuumlr den Bereich Arbeitsmedizin ist an dieser Stelle besonders gefordert 2010 hat das LGL damit begonnen ein Betriebliches Gesundheitsschutzmashynagement (BGM) fuumlr die eigenen Beschaumlftigten einshyzurichten
Im Mittelpunkt steht das eigenverantwortliche geshysundheitsfoumlrderliche Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Foumlrderung gesundheitsshygerechter Arbeitsverhaumlltnisse einschlieszliglich einer gesundheitsorientierten Organisation Fuumlhrungskulshytur und die Beteiligung der Beschaumlftigten Der Geshysundheitsgedanke soll im Leitbild des LGL verankert und im Arbeitsalltag gelebt werden
Um Problemfelder und Handlungsbedarf fuumlr gesundshyheitsshy und leistungsfoumlrderliche Veraumlnderungen zu ershymitteln und geeignete Maszlignahmen ableiten zu koumlnshynen wurde von Mitte Mai bis Mitte Juni 2011 eine anonyme schriftliche Befragung aller Beschaumlftigten durchgefuumlhrt
Es wurde ein speziell fuumlr das LGL entwickelter Frashygebogen eingesetzt der die Themenbereiche koumlrshyperliche Beschwerden psychische Belastungen und Beanspruchungen Arbeitsorganisation Verantworshytungsbereich Fuumlhrungsverhalten Entwicklungsmoumlgshylichkeiten sowie Wuumlnsche zu gesundheitsfoumlrderlishychen Aktivitaumlten wie etwa Aktivpausen oder Yoga und zu Vorsorgeuntersuchungen beinhaltete Die Auswertung und Ergebnispraumlsentation erfolgte uumlber ein externes Institut
Nun werden geeignete Strukturen entwickelt um passende Maszlignahmen aus den Ergebnissen abzuleishy
ten umzusetzen und spaumlter zu evaluieren und um das BGM als einen mitarbeitergetragenen Prozess im LGL fest zu verankern
Gesundheitsmanagement nach Auszligen
Eine nach auszligen gerichtete Aktivitaumlt des LGL in dieshysem Bereich ist mit dem GesundheitsmanagementshysystemshyKonzept GABEGS verknuumlpft
Das Bayerische Staatsministerium fuumlr Arbeit und Soshyzialordnung Familie und Frauen (StMAS) hat in der Vergangenheit den Handlungsleitfaden bdquoGanzheitlishyches Betriebliches Gesundheitsmanagementsystem (GABEGS)ldquo entwickelt der Unternehmen in Bayern dabei unterstuumltzen soll die Gesundheit ihrer Beshyschaumlftigten nachhaltig zu schuumltzen Damit GABEGS problemlos in vorhandene Managementsysteme fuumlr Qualitaumlt fuumlr Umwelt und fuumlr den Arbeitsschutz inteshygriert werden kann wurde das LGL 2010 beauftragt GABEGS mit den Anforderungen eines Manageshymentsystems kompatibel zu machen
Dazu wurden in einem ersten Schritt die Voraussetshyzungen Anforderungen und gewuumlnschten Resultate von GABEGS abgeleitet die die Abbildung auf Seite 100 im Uumlberblick zeigt Veraumlnderungen in der Arshybeitswelt und der demografische Wandel stellen Unshyternehmen vor neue Herausforderungen Gesunde leistungsbereite und motivierte Mitarbeiter sind die zentrale Voraussetzung fuumlr den Unternehmensershyfolg und dazu kann wesentlich ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement beitragen
Wie Untersuchungen zeigen sind die Verantworshytung der Unternehmensleitung Mitarbeiterbeteilishygung transparente Ablaumlufe und ein kontinuierlicher Prozess der Evaluation und Verbesserung zentrale Erfolgsbedingungen fuumlr ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement Die Abbildung auf Seite 101 zeigt den ManagementshyZyklus und alle Systemshyelemente von GABEGS Alle Elemente wurden in einem Systemhandbuch definiert und beschrieben und es wurden die Anforderungen an die betriebshylichen Akteure zur Umsetzung vor Ort erlaumlutert
Besonderer Wert wurde darauf gelegt in das System element bdquoPlanung und Umsetzungldquo aktuelle Themen wie bdquodemografische Entwicklungldquo bdquoaltersshy und alternsgerechte Arbeitsbedingungenldquo bdquopsychishysche Belastungenldquo bdquogesundheitsfoumlrderliches Fuumlhshyrungsverhaltenldquo und bdquoWorkshyLifeshyBalanceldquo als eigenshystaumlndige Subelemente zu integrieren und damit deshyren Bedeutung herauszustellen
Einen hohen Stellenwert nehmen im GABEGSshySysshytem die verschiedenen Formen der MitarbeitershyPartishyzipation ein Eine zentrale Rolle bei der Erfassung gesundheitlicher Aspekte im Unternehmen stellt die Mitarbeiterbefragung dar Die Beschaumlftigten erhalten dadurch Gelegenheit uumlber ihre Belastungen Resshysourcen und Beschwerden ausfuumlhrlich Auskunft zu geben Auch die Etablierung eines betrieblichen Vorshyschlagswesens ist eine geeignete Maszlignahme das kreative Potenzial der eigenen Mitarbeiter zu nutzen um ihr Arbeitsumfeld zu optimieren
Mithilfe des neu gestalteten GABEGSshySystems ist es fuumlr bayerische Betriebe moumlglich das eigene beshytriebliche Gesundheitsmanagementsystem evaluieshyren zu lassen bis hin zur Anerkennung per Zertifikat durch das zustaumlndige Gewerbeaufsichtsamt
Eine moumlglichst weite Verbreitung betrieblicher Geshysundheitsmanagementsysteme gliedert sich nahtlos in das Primaumlrziel des LGL ein Rahmenbedingungen fuumlr eine gesunde Zukunft zu schaffen Wenn es um die Formulierung von Zielen fuumlr die ZUKUNFT des LGL selber geht lohnt auch ein Blick auf die Verganshygenheit und die Entwicklung die das LGL seither geshynommen hat
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VERGANGENHEIT amp ZUKUNFT
Vergangenheit amp Zukunft 104
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Vergangenheit amp Zukunft
Moderne Gesellschaften benoumltigen zum Schutz der Gesundheit ihrer Bevoumllkerungen zunehmend speziashylisierte Prozesse und Funktionen Die wachsende gesellschaftliche Komplexitaumlt der wissenschaftlichshytechnische Fortschritt und vielfaumlltige Austauschshy und Kommunikationsprozesse zwischen staatlichen Stelshylen und gesellschaftlichen Partnern stellen die entshysprechenden Funktionstraumlger vor neue Herausfordeshyrungen Dies beinhaltet auch Herausforderungen an staatliches Handeln in Krisenlagen
Das LGL stellt in seiner Struktur eine in Deutschland auf Landesebene einzigartige Buumlndelung von Kapazishytaumlten und Kompetenzen im Bereich der Lebensmitshytelsicherheit und des Verbraucherschutzes und zum Schutz und zur Foumlrderung der Gesundheit von Mensch und Tier dar Zehn Jahre LGL sind Anlass fuumlr eine Ruumlckschau und einen Blick in die Zukunft
Schutz und Foumlrderung der oumlffentli-chen Gesundheit im Wandel der Zeit
Der Ansatz einer wissenschaftsbasierten rationalen Gesundheitssicherung auf Ebene der Bevoumllkerung hat in der Vergangenheit groszlige Erfolge mit sich geshybracht So zeigen langfristige statistische Zeitreihen der letzten 300 Jahre weltweit einen stetigen Zushywachs der Lebenserwartung Beispiele wie die Ausshyrottung der Pocken die weitgehende Verdraumlngung der Poliomyelitis und der starke Ruumlckgang der Tubershykulose illustrieren im Bereich des Infektionsschutzes diese Erfolge Dabei waren ndash um das Beispiel der Tushy
berkulose aufzugreifen ndash groszlige Erfolge aus Sicht der Bevoumllkerungsmedizin bereits erreicht bevor 1944 Streptomycin und 1954 Isoniazid und Paraaminosalishycylsaumlure als wirksame Therapeutika verfuumlgbar wurshyden Diese haben dann noch einmal mehr zum Ershyfolg im Kampf gegen diese bedruumlckende Infektionsshykrankheit beigetragen
Bei den Bemuumlhungen um die oumlffentliche Gesundheit (bdquoPublic Healthldquo) lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden Waumlhrend in den Jahrhunderten bis zur Aufklaumlrung die Maszlignahmen zum Schutz von bdquoWasser Boden und Luftldquo im Wesentlichen in Quashyrantaumlne und Isolationsmaszlignahmen sowie in kommushynalen Verordnungen standen begann mit der Aufklaumlshyrung eine modernen Anspruumlchen entsprechende bdquoHygienephaseldquo Diese erreichte in Muumlnchen unter Max von Pettenkofer mit seinem weltweit ersten HygieneshyInstitut einen ersten Houmlhepunkt und wiedeshyrum weltweit ausstrahlenden Kristallisationskern Im Deutschen Kaiserreich schloss sich daran eine Phashyse der Organisation der Sozialversicherungssysteme mit groszligen positiven Einfluumlssen auf die Bevoumllkeshyrungsgesundheit an die Organisation von Krankenshyversicherung Unfallversicherung und Arbeitslosenshyversicherung auch als BismarckshySystem der Sozialshyversicherung bezeichnet Diese wurde in der zweishyten Haumllfte des 20 Jahrhunderts noch durch die Pflegeversicherung ergaumlnzt
Im Zuge der groszligen Fortschritte im Bereich der klinishyschen Medizin und der individuellen Therapien entshywickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg eine indishyvidualistischshytherapeutische Phase von Public HealthOumlffentliche Gesundheitspflege Kennzeichen
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dieser Phase sind Reihenuntersuchungen wie die RoumlngtenshyReihenuntersuchung bei der Tuberkulose sowie bevoumllkerungsweite Impfprogramme welche zu den genannten Erfolgen bei Pocken Poliomyelitis und Tuberkulose sowie bei einer Reihe anderer Inshyfektionskrankheiten gefuumlhrt haben
Gegen Ende des 20 Jahrhunderts wurde diese Phashyse von einer systemischen Phase abgeloumlst Dahinter steht die Einsicht dass Gesundheit nicht nur in der Verantwortung des Einzelnen liegt und durch den Zugang einzelner Personen zu individuellen Gesundshyheitsleistungen umfassend geschaffen wird sonshydern vielmehr das Ergebnis von systemischen Bezieshyhungen und Zusammenhaumlngen ist
Regulierungen im Bereich der umweltmedizinischen Vorsorge im Bereich der Versorgung mit sicherem und gesundem Trinkwasser und sicheren und gesunshyden Nahrungsmitteln in der Verkehrssicherheit und im Freizeitbereich liegen auszligerhalb des Einflussbeshyreichs einzelner Personen und oftmals im Zustaumlndigshykeitsbereich staatlichen Handelns Hinzu kommt dass Gesundheit auch stark von Wirtschaftssektoren auszligerhalb des Gesundheitsbereichs beeinflusst wird Ein Beispiel hierfuumlr ist die Einfuumlhrung der Gurtpflicht im Individualverkehr welche fuumlr die Automobilinshydustrie nur geringe Mehrkosten verursacht in ihren gesundheitlichen Auswirkungen jedoch groszlige posishytive Folgen hat Weitere Beispiele betreffen die beshyrufsgenossenschaftlichen Sicherungspflichten am Arbeitsplatz oder auch die Nichtraucherschutzshy Gesetzgebung sowie die vielfaumlltigen gesetzlichen Regelungen im Bereich der Produktsicherheit der Lebensmittelsicherheit und der Tiergesundheit
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Gruumlndungsvater Pettenkofer
Die ersten Anfaumlnge staatlicher Fachbehoumlrden auf dem Gebiet des Gesundheitsshy und Verbraucherschutshyzes in Bayern reichen in die zweite Haumllfte des 19 Jahrhunderts zuruumlck Durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 27 Januar 1884ldquo wurden zuerst die bdquoBayerishyschen Untersuchungsanstalten fuumlr Nahrungsshy und Geshynussmittelldquo errichtet Es war der bereits erwaumlhnte Max von Pettenkofer der den Auftrag zur Umsetzung dieser Verordnung erhielt Pettenkofer der urspruumlngshylich Pharmazie Naturwissenschaften und Medizin studiert hatte war an der LudwigshyMaximiliansshyUnishyversitaumlt Muumlnchen 1847 zunaumlchst zum Professor fuumlr medizinische Chemie ernannt worden und hatte dort als erster deutscher Professor fuumlr Hygiene 1876 bis 1879 das erste Hygieneinstitut aufgebaut In Umsetshyzung der oben genannten Verordnung etablierte er 1884 drei staatliche chemische Untersuchungsanstalshyten an den drei Landesuniversitaumlten in Muumlnchen Ershylangen und Wuumlrzburg
Nach der Chemie folgte fuumlr den Bereich der Humanshymedizin durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 31 Aushygust 1910ldquo die Errichtung von bdquoKoumlniglich Bakterioloshygischen Untersuchungsanstaltenldquo in Verbindung mit den Hygieneinstituten der drei Landesuniversitaumlten Schlieszliglich wurde fuumlr den Bereich der Veterinaumlrmedishyzin aufgrund bdquoKoumlniglicher Verordnung vom 5 Juni 1913ldquo die bdquoKoumlniglich Bayerische Veterinaumlrpolizeiliche Anstaltldquo in Oberschleiszligheim errichtet die 1950 zur bdquoBayerischen Landesanstalt fuumlr Tierseuchenbeshykaumlmpfungldquo erhoben wurde
Bis Ende der 30ershyJahre des 20 Jahrhunderts waren die jeweiligen Lehrstuhlinhaber fuumlr Pharmazie und Anshygewandte Chemie bzw fuumlr Hygiene stets zugleich auch Direktoren der jeweiligen staatlichen chemishyschen bzw bakteriologischen Untersuchungsanstalshyten in Muumlnchen Erlangen und Wuumlrzburg 1945 wurde diese Personalunion in allen Faumlllen aufgegeben Die damaligen Untersuchungsanstalten wurden von der Einflusssphaumlre der Universitaumlten geloumlst und untershystanden damit direkt dem Bayerischen Staatsministeshyrium des Innern In der Folgezeit kam 1947 in Reshygensburg ein urspruumlnglich privates Institut als staatlishyche bakteriologische Untersuchungsanstalt hinzu und es wurden 1962 in Augsburg sowie 1964 in Regensshyburg ehemals staumldtische Einrichtungen zu staatlichen chemischen Untersuchungsanstalten erhoben Insgeshysamt existierten ab Mitte der 60ershyJahre in Bayern insgesamt 11 staatliche Untersuchungsaumlmter 5 cheshymische (Augsburg Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) 4 bakteriologsiche (Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) und 2 veterinaumlrmedizinische Untersuchungsanstalten (neben Oberschleiszligheim war ein Standort in Nuumlrnberg hinzugekommen)
Die LandesuntersuchungsaumlmterAb Ende der 60ershyJahre beschaumlftigte sich die im Bayerischen Staatsministerium des Innern zustaumlndishyge Abteilung fuumlr Gesundheitswesen und Verbraushycherschutz mit einer Reform dieser Struktur einer Vielzahl relativ kleiner und weitgehend unabhaumlngig voneinander arbeitender chemischer medizinischer und veterinaumlrmedizinischer Untersuchungseinrichshytungen Anlass waren auch zunehmend fachuumlbershygreifende Fragestellungen (zum Beispiel komplexe
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chemische Ruumlckstandsuntersuchungen unter andeshyrem zum Einsatz oumlstrogenwirksamer Substanzen in der Kaumllbermast im Bereich der Veterinaumlrmedizin) die immer kostspieliger werdende instrumentelle Analytik (zum Beispiel GCshy MSshy NMRshyAnalytik) die damit einhergehende zunehmende Spezialisierung der Mitarbeiter und nicht zuletzt Sparzwaumlnge im Staatshaushalt Im Ergebnis fuumlhrten die damaligen Reformuumlberlegungen zur Gruumlndung zweier bdquoLandesshyuntersuchungsaumlmter fuumlr das Gesundheitswesenldquo in Suumldbayern (Oberschleiszligheim) und Nordbayern
(Erlangen) die aufgrund der Durchfuumlhrungsverordshynung zum Vollzug des Lebensmittelrechts vom 16031973 mit Wirkung vom 01011974 errichtet wurden In diesen beiden ndash fuumlr damalige Verhaumlltnisshyse ndash bdquoSuperbehoumlrdenldquo war ein interdisziplinaumlrer Ansatz zwischen Chemie Humanshy und Veterinaumlrshymedizin moumlglich Die bayerischen Landesuntersushychungsaumlmter waren bundesweit einmalig und ershylangten bald Vorbildfunktion fuumlr die Organisation der entsprechenden Fachbehoumlrden in anderen Laumlndern
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Die Struktur der LUAuml blieb uumlber viele Jahre und auch uumlber einen Ressortwechsel in die Zustaumlndigkeit des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Arbeit und Sozishyalordnung Familie und Frauen (StMAS) hinweg ershyhalten Im Jahr 1999 wurde das 25shyjaumlhrige Jubilaumlum mit einem Symposium in Oberschleiszligheim gefeiert Im Laufe der Jahre war soweit erforderlich immer wieder ein Wandel ggf eine Anpassung der Aufgashybenstellungen erfolgt Bemerkenswert ist insbesonshydere die Entwicklung ergaumlnzend zu den ganz im Vorshydergrund stehenden Laboruntersuchungen auch theshyoretisch wissenschaftliche Aufgabenfelder zu bearshybeiten wie zum Beispiel im Bereich der Toxikologie ab 1992 oder der Epidemiologie ab Ende der 1990ershyJahre
Aufbruch zum LGLAusgangspunkt fuumlr die Schaffung des heutigen LGL durch Fusion der beiden LUAuml Nord und Suumld war die bdquoBSEshyKriseldquo im Jahr 2000 Bereits seit Mitte der 1980ershyJahre war BSE in Groszligbritannien bekannt bis 1992 war dort ein Anstieg auf uumlber 36000 Faumllle zu verzeichnen (anschlieszligend nahm die Zahl mit Einshyfuumlhrung eines Tiermehlfuumltterungsverbots wieder ab) Verdachtsfaumllle in Deutschland die bereits Anshyfang der 1990ershyJahre bekannt geworden waren waren zunaumlchst nicht adaumlquat untersucht worden Erst im November 2000 wurde der erste deutsche Fall (in SchleswigshyHolstein) mittels Schnelltest den die Laumlnder zuvor abgelehnt hatten nachgewiesen Daraufhin beschloss das bayerische Kabinett noch im Dezember des selben Jahres ein Maszlignahmenshybuumlndel das unter anderem die Errichtung eines bdquoLandesamts fuumlr Lebensmittelsicherheitldquo beinhalteshy
te (Ministerratsbeschluss vom 29122000) Es war rasch klar dass ein solches Landesamt im Wesentlishychen aus den bestehenden LUAuml entstehen wuumlrde Mit bdquoVerordnung uumlber die Einrichtung der Bayerishyschen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmitshytelsicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmterverordshynung shy LAVshyUGV)ldquo vom 27 November 2001 wurde das LGL schlieszliglich gegruumlndet Zu dem im Rahmen der inhaltlichen Neuausrichtungen gegenwaumlrtig Ershyreichten einschlieszliglich einer Unterstuumltzung der bdquoReshyakademisierungldquo des OumlGD und des Aufbaus einer Pettenkofer School of Public Health sei auf die entshysprechenden Beitraumlge verwiesen
Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
Kennzeichen von modernen bzw bdquopostmodernenldquo Gesellschaften sind eine zunehmende Oumlkonomisieshyrung und Medialisierung der gesellschaftlichen Proshyzesse Diese wirken sich auch unmittelbar oder mitshytelbar auf die Taumltigkeit im Bereich der Bevoumllkerungsshygesundheit aus Probleme lassen sich nicht mehr nur isoliert in ihren gesundheitlichen Bezuumlgen analyshysieren und angehen Zunehmend wichtig ist die gleichzeitige Beobachtung und Mitgestaltung des soziooumlkonomischen und insbesondere auch des kommunikativen Kontextes Die mediale Wahrnehshymung und Diskussion gesundheitlicher Fragestellunshygen hat zunehmend Bedeutung fuumlr den Erfolg geshysundheitspolitischer und bevoumllkerungsmedizinischer Konzepte Der Blickwinkel auf die Gesundheit der Bevoumllkerung weitet sich damit zunehmend Dabei
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muumlssen unveraumlndert Faktoren auf individueller Ebeshyne betrachtet werden ndash ein Beispiel hierfuumlr ist das Neugeborenenscreening auf angeborene Stoffwechshyseldefekte Derartige individuelle Aspekte werden auch in ihren sozialen Bezuumlgen wirksam Als Beispiel seien hier Altersbilder und Geschlechterrollen geshynannt Um diesen Kern legen sich individuell gewaumlhlshyte und zu verantwortende Lebensstile Diese wershyden oft innerhalb von sozialen und gesellschaftlichen Bezuumlgen realisiert zum Teil auch von solchen Netzen beeinflusst Gestaltet werden diese Bedinshygungen durch allgemeine Lebensshy und Arbeitsbedinshygungen welche von der Versorgung mit sicheren und gesundheitsfoumlrderlichen Lebensmitteln uumlber das Erziehungssystem die Arbeitsmarktsituation und die allgemeinen Arbeitsbedingungen bis zu den spezifishyschen Dienstleistungen der gesundheitlichen Versorshygung reichen Diese Bausteine sind wiederum eingebettet in einen noch allgemeineren soziooumlkonoshymischen kulturellen umweltbezogenen und politishyschen Rahmen
Der Nutzen einer solchen umfassenden Betrachshytungsweise Staatliche und gesellschaftliche Funktishyonen im Dienst an der Bevoumllkerungsgesundheit koumlnshynen sich diesen Zusammenhaumlngen nicht entziehen Eine moderne PublicshyHealthshyBehoumlrde wie sie der Auftrag auch an das Bayerische Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit ist muss vorshybereitet sein um diesen komplexen Strukturen mit einer angemessenen fachlichen Struktur und entshysprechenden Spezialisierungen zu entsprechen
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Das bedeutet dass am LGL zum Beispiel Expertisen vorgehalten werden muumlssen welche neben den spezifischen und hoch technisierten Laboruntershysuchungen auch mediale sozialshywissenschaftliche oumlkonomische epidemiologische versorgungsorienshytierte gesundheitspolitische und praumlventionsorienshytierte Expertisen umfassen Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend
One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
Der Auftrag an Public Health wurde vom USshyAmerishykanischen Institute of Medicine auf die kurze Formel gebracht Bedingungen schaffen in denen Menshyschen gesund sein koumlnnen Diese kurze Formulieshyrung lohnt eine naumlhere Betrachtung Sie beinhaltet die Einsicht dass Gesundheit nicht nur von einzelnen Menschen in Eigenverantwortung gestaltet werden kann sondern dass es oftmals Bedingungen sind welche groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Menshyschen in Bevoumllkerungen und Bevoumllkerungsgruppen haben Im weiteren kommt die Einsicht dazu dass die Bedingungen nicht schicksalhaft gegeben oder hinzunehmen sind sondern durchaus und in zunehshymenden Maszlige von Gesellschaften in gemeinsamer Verantwortung gestaltet werden koumlnnen Als weiteshyrer Punkt kommt die Fokussierung auf den Menshyschen dazu welcher Mitte und Maszlig allen staatlichen und gesellschaftlichen Handelns ist Zu beachten ist auch die Fokussierung auf Gesundheit und nicht Krankheit Weiter zu beachten ist dass diese geshymeinsamen gesellschaftlichen Anstrengungen in eishynem Rahmen individueller und kollektiver Freiheiten
und Rechte verwirklicht werden muumlssen Gesundheit ist kein Diktat sondern eine Chance Diese bdquoLebensshychance auf Gesundheitldquo soll allen Menschen in gleishychem Maszlige eroumlffnet werden ohne Zwang
Fuumlr das LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in einem sich einigenden Europa der Regionen gelten auch sich herausbildende Erwartungen an gesellshyschaftliche Institutionen Im Vordergrund steht dabei eine Dienstleistungsorientierung Dabei sind sowohl externe Klienten (Kunden) wie Ministerien Medien andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Partner zu beruumlcksichtigen als auch interne Klienten Kolleshygen andere staatliche Institutionen Projekte denen zugearbeitet wird und gesetzliche und regulatorische Vorgaben die zu erfuumlllen sind Daraus ergibt sich eine Fuumllle von nachgefragten Leistungen spezialishysierte Laborshy und NichtshyLaborfunktionen Konzeptshy und Strategieentwicklungen Bewertungen von Aktishyvitaumlten der Vernetzung sowie in der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in der Forschung und insbesondere auch der Tranfer wissenschaftlicher Erkenntnis
New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
Die Aufgabenfelder einer solchen neuen Public Health (New Public Health) umfassen dabei in einer ersten Orientierung die Bereiche von
bull Gesundheitsschutzbull Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderungbull Steuerung und Stewardship in einem
Gesundheits(Versorgungsshy)system
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Durch ein Taumltigwerden in allen drei Bereichen wird dem Auftrag nachgekommen Bedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnen Besondere Herausforderungen ergeben sich fuumlr das LGL durch die kompetente Uumlbernahme von staatlishychen Aufgaben in einem modernen Verstaumlndnis indishyrekter Stewardship bzw Governance in der fachlishychen Bewertung und Erzeugung wissenschaftlicher Evidenz in der konzeptionellen Entwicklung und im gezielten Ansprechen von Settings und Sektoren Daraus ergeben sich Vernetzungsanspruumlche innershyhalb des LGL welche klassische Strukturen wie Abshyteilungen Sachgebiete und Sachbereiche uumlbershyschreiten
Damit zeichnen sich neun Entwicklungsfelder ab welche fuumlr eine zukuumlnftige Ausrichtung des LGL von besonderer Bedeutung sind
1 Die Herausforderung von bdquoProblem und Kontextldquo insbesondere auch in der Risikoshy und Krisenkomshymunikation
2 Die Staumlrkung von vorausschauendem proshyaktiven gegenuumlber nur reaktivem Handeln
3 Die weitere Staumlrkung von Wissenschaftlichkeit Unabhaumlngigkeit und Transparenz als Arbeitsgrundshysaumltze im Innenshy und Auszligenverhaumlltnis
4 Der Ausbau von Kooperationen bei gleichzeitiger Staumlrkung der Eigenverantwortung
5 Die Weiterentwicklung von staatlichen Kontrollshyfunktionen zu FeedbackshyElementen innerhalb eishynes umfassenden Qualitaumltsmanagements
6 Die Faumlhigkeit zur kurzfristigen Bildung von Projektshyorientierten MatrixshyStrukturen bei komplexen Frashygestellungen und Krisen
7 Die Faumlhigkeit zur kritischen Nutzung und ggf Ershystellung von systematischen problemorientierten Wissenssynthesen (systematische Uumlbersichten Health Impact Assessment Health Technology Assessment und andere mehr)
8 Die Staumlrkung und noch bessere Verankerung der Belange der Bevoumllkerungsgesundheit an akademishyschen Einrichtungen in Bayern
9 Die dreifache Positionierung des LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in Bayern innerhalb der deutschen Laumlnder und innerhalb eines sich einishygenden Europas
Herausforderungen die uns die naumlchsten zehn Jahre und wohl auch daruumlber hinaus begleiten werden und die wenn sie erfolgreich bearbeitet sind wiederum den Weg frei machen fuumlr neue jetzt noch unbekannshyte Fragen
CHRONOLOGIE
Chronologie 114
Gesundheit
20022003bull Aufbau der Meldestelle fuumlr Bayern nach dem Infektionsshy
schutzgesetz ab 2001 mit anfangs jaumlhrlich 30000 Melshydungen kontinuierlicher Anstieg bis zu fast 100000 Meldefaumlllen im Jahr 2009
bull Uumlbernahme der Koordinierung und Auswertung der Schulshyeingangsuntersuchung an jaumlhrlich circa 120000 Kindern in Bayern
bull Aufbau des sogenannten Tracking auf Vollstaumlndigkeit im Neu geborenenscreening (jaumlhrlich circa 105000 neugeboshyrene Kinder)
bull Aufbau von hygieneshy infektiologieshy pharmazieuumlbershywachungsshy praumlventionsshy und umweltmedizinbezogenen Kompetenzzentren sowie epidemiologischer Kompetenz zum Beispiel zur Bewertung von Krankheitshaumlufungen (Clustern)
bull Aufnahme der im bayerischen OumlGDshyGesetz vorgeseheshynen Gesundheitsberichterstattung
bull Uumlbernahme der Aufgaben als Benannte und Unabhaumlngige Stelle nach Trinkwasserverordnung 2001 und der Beshyrichtspflicht gemaumlszlig Trinkwasserverordnung und Europaumlshyischer Badegewaumlsserrichtlinie
bull Uumlbernahme der Qualitaumltssicherung in der Arzneimittelshyuumlberwachung Bayern (interne Audits Dokumentenmanashygement Berichtspflichten Statistik der Verbrauchershybeschwerden Arzneimittelrisiken und Beanstandungen in Bayern gemaumlszlig VAW 121101) Koordination und Controlshyling (Erstellung von Jahresstatistiken Mitwirkung bei der Planung Durchfuumlhrung und Berichterstattung der Inspekshytionen durch die Regierungen)
2004bull Aufbau der GesundheitsshyMonitoringshyEinheiten (GME) fuumlr
Bayern mit Steuerung und Datenmanagement am LGL und Durchfuumlhrung umfangreicher Surveys mit jaumlhrlich cirshyca 6000 Kindern
2005bull Verlagerung des bdquoRapid Alert Systemsldquo (RASshySystem)
zur Abwehr von Arzneimittelrisiken vom StMUGV an das LGL Uumlbernahme der Erstellung der Statistik bdquoZahl der pharmazeutischen Betriebe und Einrichtungen in Bayernldquo aus dem StMUGV
bull Aufbau der Taskforce Infektiologie mit 24 StundenTag und 7 TageWoche Erreichbarkeit
bull Uumlbernahme der Planung Unterstuumltzung und Evaluation der infektionshygienischen Uumlberwachung von medizinishyschen und sonstigen Einrichtungen durch die Gesundshyheitsaumlmter in Bayern
bull Entwicklung und Implementierung eines elektronischen Datenaustauschsystemes fuumlr Trinkwasserdaten
bull Uumlbernahme der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen gemaumlszlig Trinkwasserverordnung 2001
bull Uumlbernahme der Leistelle Praumlvention zur Begutachtung Betreuung Qualitaumltssicherung und Evaluation von Proshyjekten im Rahmen der neu ausgerichteten Gesundheitsshyinitiative GesundLebenBayern
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI)
2006
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bull Betrieb eines Hochsicherheitslabors der Stufe BSL 3
bull Aufbau einer behoumlrdenuumlbergreifenden Uumlberwachung der Medizinprodukteaufbereitung
bull Einfuumlhrung eines Qualitaumltszirkels Trinkwasser fuumlr die Geshysundheitsaumlmter
bull Aufbau einer Einheit zur analytischen Umsetzung und Beshywertung des HumanshyBiomonitorings fuumlr den OumlGD
2007bull Einrichtung des Konsiliarlabors fuumlr Diphtherie in Abstimshy
mung mit Bund und Laumlndern Verankerung im EUshySurveilshylanceshyNetzwerk fuumlr Diphtherie (DIPshyNET)
bull Verlagerung des Systems zur Abwehr von Medizinprodukshyterisiken sowie von Risiken durch Blutshy und Blutprodukte nach dem Transfusionsgesetz
bull Mitveranstaltung des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft fuumlr Sozialmedizin und Praumlvention sowie der Deutschen Gesellschaft fuumlr medizinische Dokumentation und Information in Augsburg in Verbindung mit dem LGLshyKongress fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayshyern mit insgesamt 1700 Teilnehmern
bull Einbindung der humanmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaften zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) und der Landesarbeitsgemeinshyschaft MultiResistente Erreger (LARE)
bull Aufbau und Betrieb eines bayernweiten Impferinnerungsshysystems in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsaumlmtern
2008
bull Einrichtung des Nationalen Referenzzentrums fuumlr Borre li shyen in Abstimmung mit Bund und Laumlndern und des Konshysiliarlabors fuumlr Ehrlichien in Abstimmung mit Bund und Laumlndern
bull Aufbau eines Labornetzwerkes fuumlr bioterroristisch releshyvante Keime
bull Umsetzung der novellierten EUshyBadegewaumlsserrichtlinie einschlieszliglich erweiterter Berichtspflicht
bull Erstellung und kontinuierliche Pflege eines elektronischen Handbuchs fuumlr den OumlGD zur fachlichen Qualitaumltssicheshyrung der Arbeit der Gesundheitsaumlmter (Uumlbernahme aus dem StMUG)
bull Koordination des vom StMUG gefoumlrderten Forschungsshyverbunds Vectorshyborne Infectious Diseases in Climate Change Investigations (VICCI) zum Thema bdquoGesundheitshyliche Folgen des Klimawandels in Bayernldquo
bull Betreuung von Trainees nach Akkreditierung als Ausbilshydungsstaumltte im Rahmen des europaumlischen Ausbildungsshyprogramms fuumlr Infektionsepidemiologie (EPIET)
bull Betreuung der Gesundheitsaumlmter bei der Gruumlndung regioshynaler Netzwerke gegen multiresistente Erreger und Ausshyweitung der Bemuumlhungen um die Standardisierung des Managements resistenter Erreger in Kliniken mittels einer Checklistenshygestuumltzen Begehung
bull Integration des Nationalen Referenz Zentrums fuumlr Borrelien und der beiden Konsiliarlaboratorien fuumlr Diphtherie und Ehrlichien in die 2009 neu etablierten RKIshyReferenznetzshywerke
bull Ausweitung des Trackings des NeugeborenenshyHoumlrscreeshynings aus den Modellregionen Oberfranken und Oberpfalz nunmehr bayernweit mit mehrfacher Geburtenzahl
2009
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bull Aufbau eines laborgestuumltzten bayernweiten InfluenzashySentinels mit Beteiligung von aumlrztlichen Praxen in den Landkreisen (Steuerung am LGL)
bull Aufbau und Betrieb eines S3shyHochsicherheitslabors auch im Bereich Gentechnik im Rahmen der experimentellen Uumlberwachung gentechnischer Anlagen beim Vollzug des Gentechnikgesetzes
bull Buumlndelung der in Bayern angesiedelten Ressourcen durch Kooperationen mit bayerischen Universitaumlten im Dienst der oumlffentlichen Gesundheit (Pettenkofer School of Public Health)
bull Uumlbernahme der Informationspflichten des StMUG an die Zentralstelle der Laumlnder fuumlr Gesundheitsschule uumlber die im Arzneimittelbereich in Bayern taumltigen Behoumlrden Ershyweiterung der Arzneimitteluntersuchungsstelle um die routinemaumlszligige Untersuchung von Medizinprodukten (Planproben shy VO (EG) 7652008) geplant Erstellung von Jahresstatistiken uumlber die Uumlberwachung der Medizinproshydukte in Bayern
bull Durchfuumlhrung von Projekten im Bereich Gesundheitsshyschutzshy und Gesundheitsvorsorge im Rahmen der Nutshyzung neuer Technologien wie zum Beispiel der Nanotechshynologie im Auftrag des StMUG uumlbergreifende toxikologishysche Risikoabschaumltzung durch Verknuumlpfung von Belasshytungsdaten aus allen fuumlr den Menschen relevanten Zufuhrpfaden
bull Ausbau der umweltmedizinischen Gesundheitsvorsorge bei wissenschaftlich diskutierten neuen Belastungsshyszenarien unter Beruumlcksichtung sensibler Gruppen wie Allergiker Neugeborene und Kleinkinder durch Aufbau von neuen Methoden und orientierenden Messungen in unterschiedlichen Matrizes (wie Hausstaub Koumlrpergeweshyben)
bull Uumlbertragung der Aufgaben im Bereich der Stillfoumlrderung in Bayern mit zahlreichen Einzelmaszlignahmen
bull Aufbau der Spezialeinheit Infektionshygiene umfangshyreiche Aufgabenmehrung im Zusammenhang mit der Bayshyerischen MedHygV
bull Einrichtung einer Bruumlckenprofessur bdquoPublic Health Policy amp Administrationldquo an der LMU Muumlnchen im Rahmen der von LGL Helmholtzzentrum Muumlnchen und LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen gemeinsam getragenen Petshytenkofer School of Public Health (PSPH)
2010
2011bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoVersorgungsqualitaumlt
Gesundheitsoumlkonomie Gesundheitssystemanalysenldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit in Vorbereitung auf eine neue Dienststelle in Nuumlrnberg (Haus der Gesundheit Bayern)
bull Einrichtung eines webbasierten Gesundheitsatlas Bayern mit einer Vielzahl geografisch gegliederter gesundheitsreshylevanter Zahlen und Indikatoren
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerische Gesundshyheitsagenturldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur bayerischen Gesundheitswirtschaft mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerisches Zentrum fuumlr Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (ZPG)ldquo am Lanshydesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur Landesshyzentrale fuumlr Gesundheit Bayern e V und weiteren Partshynern in Wissenschaft Praxis und Politik mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
2012
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bull Uumlbertragung der Funktion eines Kommunalbuumlros fuumlr die aumlrztliche Versorgung im laumlndlichen Raum an das Sachshygebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonomie Geshysundheitssystemanalysenldquo zur Unterstuumltzung der Komshymunen und zur Mitgestaltung der im neu verabschiedeten Versorgungsstrukturgesetz vorgesehenen Handlungsshyspielraumlume der Laumlnder
Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Antraumlge fuumlr neuartige Lebensmittel
bull Mitarbeit am Europaumlischen Netzwerk fuumlr GVO Laborashytorien (ENGL) auf Grundlage der Verordnung (EG) Nr 18292003 uumlber genetisch veraumlnderte Lebensmittel und Futtermittel
bull Zusaumltzliche Uumlberpruumlfung der umfangreichen Mitteilungsshypflichten uumlber Inhaltsstoffe in Tabakerzeugnissen nach Tabakproduktverordnung und Uumlberpruumlfung der Zulassung von Pruumlflaboratorien (ab 2003)
bull Initiierung der Veranstaltungsreihe bdquoSchleiszligheimer Foshyrumldquo
bull Beginn der systematischen Untersuchung von Lebensshymitteln auf Acrylamid im Rahmen eines bundesweiten Minimierungskonzeptes
20022003
2003bull Beginn des nach EUshyRecht notwendigen Verfahrens zur
Validierung von Untersuchungsmethoden zum Nachweis von Tierarzneimittelruumlckstaumlnden
bull Einfuumlhrung der Untersuchungspflicht von Streptomycin in Honig nach Anwendung dieses Antibiotikums zur Feuershybrandbekaumlmpfung waumlhrend der Obstbluumlte Zusammenshyarbeit und Informationsaustausch mit den Bodenseeshyanrainern BadenshyWuumlrttemberg Schweizer Kantonen und dem Land Vorarlberg
bull Einfuumlhrung von Schwerpunktlaboren fuumlr Untersuchungen verschiedener Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
bull Schaffung des Arbeitskreises bdquoBier und Bieraumlhnliche Geshytraumlnkeldquo an der Dienststelle Wuumlrzburg In diesem Arbeitsshykreis sind Personen der Uumlberwachung und der Brauwirtshyschaft vertreten
bull Etablierung der miniaturisierten Multimethode (QuEshyChERS) fuumlr Pflanzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzshylichen Lebensmitteln
bull Breite Einfuumlhrung der LCshyMSMSshyTechnik in der Ruumlckshystandsanalytik mit einer deutlichen Erweiterung des Wirkshystoffspektrums
bull Konzentration der Blutalkoholuntersuchungen fuumlr ganz Bayshyern am Standort Erlangen (jaumlhrlich circa 25000 Blutproben)
bull Aufnahme der Kontrolle der Kennzeichnung von gentechshynisch veraumlnderten Futtermitteln
bull Nationale Zulassung als erstes und bisher einziges deutshysches Olivenoumllpanel in der amtlichen Lebensmitteluumlbershywachung
bull Beginn der Betreuung und Durchfuumlhrung zahlreicher durch das StMUG gefoumlrderter Projekte zur Entwicklung moderner Untersuchungsverfahren im Lebensmittelbeshyreich sowie der Betreuung von Diplomshy Mastershy und Dokshytorarbeiten in Kooperation mit der LMU Muumlnchen der TU Muumlnchen und der Tieraumlrztlichen Hochschule Hannover der FAU Erlangen und FraunhofershyInstituten
2004
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bull Nachweis des ersten nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnderten Organismus (Papaya) in Europa
bull Aufbau und Akkreditierung des einheitlichen Qualitaumltsshymanagementsystems
2005bull Verstaumlrkte Untersuchung von Bedarfsgegenstaumlnden und
Kosmetika aufgrund ihrer Einbeziehung in nationale Kontshyrollprogramme (Bundesweiter Uumlberwachungsplan (BUumlp) ab 2005 Bundesweites Monitoring ab 2010)
bull Verlagerung der Kontaktstelle Bayerns im EUshySchnellshywarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel vom StMUG an das LGL damit Uumlbernahme neuer Steuerungsaufgaben in der Lebensmitteluumlberwachung verbunden Sichtung von circa 9000 Meldungen und Bearbeitung von circa 650 Vorshygaumlngen jaumlhrlich
bull Aufbau des Arbeitsbereichs bdquoMarktuumlberwachung im stofflichen Verbraucherschutzldquo und Implementierung in das Sachgebiet bdquoBedarfsgegenstaumlndeldquo
bull Uumlbernahme des Nachweises von gentechnisch veraumlndershyten Bestandteilen in Saatgut Uumlbernahme Experimentelle Kontrolle von GVOshyFreisetzungen
bull Ersterstellung eines Handbuchs zur Durchfuumlhrung des Nashytionalen Ruumlckstandskontrollplans (NRKP) in Bayern und der Uumlbertragung der Gesamtzustaumlndigkeit fuumlr die Planung aller NRKPshyProben in Bayern und Verteilung dieser Proshyben auf die Kreise und kreisfreien Staumldte auf der Basis stashytistischer Daten zu Tierbestaumlnden und Schlachtungen
bull Implementierung einer regelmaumlszligigen Absicherung aller Hemmstoffshypositiven Proben in Bayern mit Nachweis und Bewertung vorhandener Antibiotikaruumlckstaumlnde
bull Einfuumlhrung zahlreicher Projekte und Sonderprogramme wie zum Beispiel das EUshyProjekt bdquoTRACEldquo
bull Initiierung einer regelmaumlszligigen Fachtagung Gentechnik fuumlr Umwelt und Verbraucherschutz
bull Systematische risikoorientierte Beurteilung der NahrungsshyergaumlnzungsmittelshyAnzeigen bayerischer Inverkehrbringer
bull Mitarbeit an der Neukonzeption der Datenuumlbermittlung in der amtlichen Lebensmittelshy und Veterinaumlruumlberwachung auf Bundesebene
bull Erstmalige Beteiligung an einem EUshyTwinningshyProjekt in der Tuumlrkei dem zahlreiche weitere folgen
bull Koordinierung des bundesweiten Systems fuumlr die zentrale Erfassung von Ausbruumlchen lebensmittelbedingter Infektishyonen und Intoxikationen fuumlr den Freistaat Bayern (ZEVALI BELA) als neue Aufgabe des LGL
bull Einrichtung und Betreuung einer Verbraucherhotline fuumlr Hinweise zur Lebensmittelsicherheit
bull Einrichtung und Betreuung einer InternetshyPlattform bdquoLeshybensmittelwarnungenldquo fuumlr oumlffentliche Ruumlckrufe in Abshystimmung mit dem StMUG ab 2010 eigene Zustaumlndigkeit des LGL
bull Einrichtung des Notfallhandys bdquoLebensmittelldquo (24hshy Rufbereitschaft des LGL)
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Lebensmittelldquo zur Koorshydinierung von fachgebietsuumlbergreifenden Fragestellunshygen (Untersuchungen und Bewertungen) und Erarbeitung gemeinsamer Konzepte
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Wasserldquo als abteilungsshyuumlbergreifende Schnittstelle fuumlr wasserchemische Frageshystellungen und Kontaktstelle zum StMUG
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Anzeigen fuumlr neue Nahrungsshyergaumlnzungsmittel
2006
120
bull Durchfuumlhrung der gemaumlszlig TAppV vorgeschriebenen praktishyschen Ausbildung von TiermedizinshyStudenten in der oumlfshyfentlichen Veterinaumlrverwaltung in den Laborbereichen des LGL
bull Einrichtung der bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo am LGL mit zunaumlchst auf 35 Personen konzipierter Persoshynalstaumlrke als Dienstleister Entwicklung von Schwachstelshylenanalysen und Uumlberwachungskonzepten fachliche und rechtliche Unterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden im Einzelshyfall sowie Koordination des Krisenmanagements in Bayern fuumlr den Lebensmittelbereich
bull Sukzessiver Uumlbergang der Aufgaben des Mobilen Veterishynaumlrdienstes Bayern auf die Spezialeinheit in den Bereishychen Lebensmittelshy und Fleischhygiene Tierseuchen und Tierarzneimittel
bull Beginn von Kontrollprojekten wie zum Beispiel des Projekts bdquoEUshyzugelassene Kuumlhlhaumluserldquo
bull Weiterbildung der Mitarbeiter der Spezialeinheit zu Ermittshylungspersonen der Staatsanwaltschaft
bull Uumlbertragung der Zustaumlndigkeit fuumlr uumlberregionale Kontrollshymaszlignahmen im Lebensmittelbereich (Betriebskontrollen einschlieszliglich Dokumentenkontrollen)
bull Beginn von breit angelegten Untersuchungen von zimthalshytigen Lebensmitteln auf Cumarin wegen haumlufigen Uumlbershyschreitungen des Grenzwertes der Aromenverordnung
bull Etablierung einer empfindlichen Analysemethode fuumlr pershyfluorierte Verbindungen in tierischen und pflanzlichen Leshybensmitteln und Trinkwasser Beginn von Schwerpunktshy und Hintergrunduntersuchungen zur Erkennung von Probshylemgebieten und Unterstuumltzung von Minimierungsmaszligshynahmen
bull Etablierung der Analytik dioxinshyaumlhnlicher Polychlorierter Biphenyle (dl_PCB) mit GCshyHRMS
bull Etablierung des Arbeitskreises bdquoMykotoxineldquo zwischen Zoll Kreisverwaltungsbehoumlrden Regierungen Ministeshyrium und LGL
bull Koordination und Ausschreibung fuumlr eine landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Verbraucherschutz Projekt TIZIAN wird am LGL entwickelt und an den KVB in Bayern implementiert und durch das LGL administriert (derzeit circa 2000 Benutzer)
bull Uumlbernahme der Aufgabe des Qualitaumltsmanagementbeshyauftragten Bayern
bull Tieraumlrztliche Weiterbildungsstaumltte fuumlr die Gebiete Lebensshymittel (Fachtierarzt fuumlr Lebensmittel) und Fleischhygiene (Fachtierarzt fuumlr Fleischhygiene)
bull Einrichtung eines runden Tisches von LGL und LFL zum Erfahrungsshy und Wissenstransfer von Kenntnissen im Bereich der Pflanzenschutzmittel
bull Entwicklung und Durchfuumlhrung eines Jahreskontrollproshygramms zur Organisation von risikoorientierten Kontrollen uumlberregional taumltiger Lebensmittelbetriebe
bull Aufarbeitung Koordination und Aufklaumlrung von groszligen auch in den Medien viel beachteten bdquoLebensmittelskanshydalenldquo
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Qualitaumltszirkels bdquoTierische Nebenprodukteldquo
bull Einfuumlhrung eines investigativen Ansatzes in die Lebensshymitteluumlberwachung unter anderem durch langfristige Abshyordnung eines Kriminalpolizisten zur Spezialeinheit (Multishyplikatorenfunktion)
bull Aufbau eines Netzwerkes mit Staatsanwaltschaften Polishyzeishy und Zollbehoumlrden Hospitationen von Mitarbeitern der Spezialeinheit bei Dienststellen der Kriminalpolizei und
2007
121
des Zolls Einrichtung staumlndiger Arbeitsgruppen mit der Zollverwaltung
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Arbeitskreises bdquoWildldquo gemeinsam mit anderen im gesundheitlichen Vershybraucherschutz taumltigen Behoumlrden Entwicklung eines bayshyernweit einheitlichen Konzeptes zur effizienten Uumlberwashychung von Wildbetrieben
bull Uumlberfuumlhrung des bisherigen Jahreskontrollprogramms in ein formalisiertes bdquoKontrollprogramm Lebensmittelsichershyheitldquo das 108 Betriebe umfasst und das unterschiedliche Arten von Risiken in einem DreishySaumlulenshyModell abbildet stufenweise Umsetzung ab 01012008
bull Weiterer Aufbau des Personalkoumlrpers der Spezialeinheit auf circa 90 Mitarbeiter intensives Einarbeiten dieser Mitshyarbeiter in die Verwaltung und Organisation des gesundshyheitlichen Verbraucherschutzes nach Erreichen der Pershysonalsollstaumlrke jaumlhrlich circa 300 Kontrollen von groszligen Lebensmittelbetrieben (Kontrollumfang und Kontrolltiefe in neuer Qualitaumlt)
bull Einfuumlhrung projektierter Schwerpunktuntersuchungen nach konkreten Risikoprofilen
bull Beurteilung der Erstpruumlfberichte von NovelshyFoodshyAntraumlshygen
bull Einrichtung eines Arbeitskreises der mit der Analytik von perfluorierten Verbindungen befassten Stellen in Bayern (LfU LGL Fraunhofer Institut IVV und weitere) zur Abshystimmung und Weiterentwicklung der Analytik dieser neu als Umweltkontaminanten in den Brennpunkt geruumlckten Verbindungen
bull Etablierung der Bestimmung von Kontaminanten (Diisoshybutylphthalat und Photoinitiatoren) in Papierverpackungen und darin verpackten Lebensmitteln (Uumlberpruumlfung der Wirkung der freiwilligen Selbstverpflichtung der Industshyrie)
2008bull Uumlbernahme der Informationspflichten im Rahmen des
Verbraucherinformationsgesetzes
bull Aufbau eines Importkontrollplans und Aufnahme von Ruumlckshystandsuntersuchungen bei importierten Lebensmitteln
bull Einfuumlhrung eines neuen Laborinformationsshy und ManageshymentshySystems LIMSshyZ (als Pilotprojekt im TrinkwassershyBereich)
bull Einfuumlhrung verstaumlrkter Schwerpunktkontrollen (zum Beishyspiel in Wild beshy und verarbeitenden Betrieben sowie in Brauereien Baumlckereien und bei Teeherstellern und Imporshyteuren)
bull Weiterentwicklung des Qualitaumltsmanagementsystems fuumlr die bayerische Lebensmitteluumlberwachung und Veterishynaumlrfachverwaltung durch Neuentwicklung und Anpasshysung von Pruumlflisten und Verfahrensanweisungen
bull Erstmals Vorbereitung und Begleitung von FVOshyInspektishyonen
bull bdquoMelaminshySkandalldquo in China Schwerpunktkontrollen fuumlr Lebensmittel aus Asien mit Milchbestandteilen und Saumlugshylingsmilchprodukten allgemein
bull Erweiterung des bdquoNotfallhandy Lebensmittelldquo zur zentrashylen Alarmierungsstelle fuumlr Lebensshy und Futtermittelsishycherheit (24hshyRufbereitschaft in Bayern fuumlr alle Vorgaumlnge im Bereich Lebensshy und Futtermittel Tiergesundheit)
bull Verstaumlrkte Einfuhrkontrollen fuumlr bdquoauffaumllligeldquo pflanzliche Lebensmittel
bull Uumlbernahme der Aufgabe der Rechtsfoumlrmlichkeitspruumlfung von zu genehmigenden neuen oder uumlberarbeiteten QualishytaumltsmanagementshyDokumenten im gesundheitlichen Vershybraucherschutz und im Veterinaumlrwesen
2009
122
bull Vermehrter Umfang der Pruumlfung von Dokumentationen zu GMP und Konformitaumlt im Sinne der VO (EG) 19352004 VO (EG) 20232006 Richtlinie 200719EG im Bereich Bedarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Erstellung und Umsetzung eines Konzepts zur Uumlberwashychung der Anforderungen zu Good Manufacturing Practice im Lebensmittelbedarfsgegenstaumlndebereich in Bayern
bull Einbindung von Betriebskontrollprogrammen in das BUumlp unter intensiver Mitwirkung des LGL
bull Abschluss des EUshyProjekts TRACE (Tracing food commoshydities in Europe)
2010bull Einrichtung und Betreuung der zentralen Anlaufstelle fuumlr
Bayern in Fragen der Ausstellung von Veterinaumlrzertifikaten bei der Einshy Ausshy und Durchfuhr sowie Beratung und Unshyterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden (Koordination Vereinshyheitlichung)
bull Gesamtleitung des Projektes bdquoAkkreditierung von Trichishynenuntersuchungsstellenldquo
bull Uumlbertragung des Projekts bdquoRisikoorientierte Fleischuntershysuchungldquo vom StMUG an das LGL
bull Beurteilung der gesundheitsbezogenen Angaben nach HealthshyClaimsshyVerordnung unter Beruumlcksichtigung von aktuellen Gutachten der EFSA
bull Einfuumlhrung von Betriebskontrollen zur Dokumentenpruumlshyfung im Hinblick auf GMP und Konformitaumlt im Bereich Beshydarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Analytische Differenzierung verschiedener Bindungsforshymen von Elementen zur Unterscheidung ihrer Toxizitaumlt
bull Etablierung der Gruppenmethode fuumlr hoch polare Pflanshyzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzlichen Lebensmitteln
2011bull Benennung der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit als
zentrale Koordinierungsstelle in Bayern bei der Bewaumlltishygung von Krisenfaumlllen (zum Beispiel Dioxine in Futtermitshyteln EHEC) Zentrale Sichtung und Auswertung aller einshygehenden Informationen Aufbereitung der Informationen fuumlr die VorshyOrtshyBehoumlrden zentrale Steuerung von Probeshynahmen Betriebskontrollen Ruumlckverfolgungen von Washyrenstroumlmen etc
bull Betreuung der bundesweiten Plattform wwwlebensmitshytelwarnungde auf der oumlffentliche Warnungen vor nicht sicheren Lebensmitteln veroumlffentlicht werden soweit beshytroffene Lebensmittel in Bayern im Verkehr sind
bull Optimierung der EHECshyDiagnostik bei Lebensmitteln
bull Buumlndelung der chemischen Analytik von Trinkshy und Badeshywasser fuumlr Bayern am Standort Erlangen
bull Implementierung eines LGLshyspezifischen Probenplantools in die landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Vershybraucherschutz Das Projekt wird am LGL entwickelt von circa 100 wissenschaftlichen Sachverstaumlndigen genutzt und ermoumlglicht die direkte Datenkommunikation von Proshybenanforderungen bei den KVB in Bayern Das Tool wird durch das LGL administriert
bull Beginn des Sonderuntersuchungsprogramms bdquoPflanzenshyschutzmittelruumlckstaumlnde und deren Metabolite in Trinkshywasserldquo zur Statuserhebung der Qualitaumlt des bayerischen Trinkwassers
bull Etablierung der Analytik bromierter Flammschutzmittel in Lebensmitteln mittels hochaufloumlsender Massenspektroshymetrie
2012
123
Veterinaumlrwesen
2002bull Einrichtung einer Fachgruppe Tierschutz am LGL zur fachshy
lichshywissenschaftlichen Unterstuumltzung der bayerischen Veterinaumlrbehoumlrden
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Erlangen als Weiterbildungsstaumltte
2003bull Privatisierung der BSEshyPflichttests Etablierung des sogeshy
nannten LaborshyDatenscreenings alle zwei Jahre europashyweite Ausschreibung der LaborshyDienstleistungen sowie bayernweites Controlling derselben (inklusive regelmaumlszligishyger Laborbegehungen)
bull Einrichtung und Leitung des Arbeitskreises bdquoBayerische Sachkundepruumlfungldquo im Bereich Tierschutz
bull Zulassung als Weiterbildungsstaumltte zum Fachtierarzt fuumlr Tierschutz
bull Umsetzung der neuen TierschutzHundeVO durch Bereitshystellung von Vollzugshinweisen
2004bull erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshy
bildung der Amtstieraumlrzte Veterinaumlrassistenten und Vershywaltungsbeamten im Bereich Tierschutz
bull Mitarbeit in BundLaumlndershyArbeitsgruppen zur TierschutzshySchlachtverordnung und zur Durchfuumlhrung von Tierboumlrsen sowie in der LaumlndershyProjektgruppe Nutztierkontrollen
bull Akkreditierung der diagnostischen Laborbereiche nach DIN EN ISOIEC 17025
2005bull Start und Steuerung des freiwilligen BVDMDshyBekaumlmpshy
fungsverfahren in Bayern und Durchfuumlhrung der anfallenshyden Laboruntersuchungen (circa 12500 von circa 50000 milchviehhaltenden Betrieben nehmen teil jaumlhrlich circa 132000 Untersuchungen)
bull Kooperationsvertrag mit der Tieraumlrztlichen Fakultaumlt der LMU Muumlnchen
bull Beginn des LangzeitshyMonitoring zum Influenza AshyVirusgeshyschehen in Wildvoumlgeln
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Obershyschleiszligheim als Weiterbildungsstaumltte
bull Beginn der Begehungen der bayerischen Zoos im Zusamshymenhang mit der Umsetzung der Richtlinie 199922EG
bull Einbindung der veterinaumlrmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufloumlsung des MVD (=mobiler Veterinaumlrdienst) alle Aufshygaben des MVD werden auf das LGL uumlbertragen (neben dem Bereich Lebensmittel auch in den Bereichen Tierseushychenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln)
bull Aktualisierung und Uumlberarbeitung der Tierseuchenbeshykaumlmpfungshandbuumlcher
bull Weiterentwicklung tierschutzkonformer Toumltungsverfahshyren fuumlr den Tierseuchenfall
2006
124
bull Anschaffung einer mobilen Elektrotoumltungsanlage fuumlr Geshyfluumlgel und Regelung von Einsatz und Wartung auch der bereits vorhandenen Geraumltschaften
bull Etablierung von sogenannten Spezialistengruppen mit Spezialwissen fuumlr die Bekaumlmpfung von Tierseuchen (neshyben der bereits bestehenden Gruppe der Epidemiologen Etablierung einer Gruppe von Spezialisten fuumlr die Toumltung im Tierseuchenfall fuumlr Reinigung und Desinfektion und fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalles)
bull Beginn der regelmaumlszligigen Schulung der Spezialistengruppen
bull Erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshybildung der Amtstieraumlrzte und Veterinaumlrassistenten in den Bereichen Tierseuchenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln
bull Mitarbeit in BundshyLaumlndershyArbeitsgruppen Maulshy und Klaushyenseuche Klassische Schweinepest und Toumltung im Seushychenfall
bull Uumlbertragung der Steuerung des behoumlrdlichen Verfahrens zur Abgabe der Varroabekaumlmpfungsmittel auf das LGL
bull Wildvogelsterben aufgrund der H5N1shyInfluenzainfektioshynen (Vogelgrippe) setzt den Start fuumlr langfristige Untersushychungen des LGL in Kooperation mit dem Bayerischen Jagdverband zur Bedeutung einheimischer Wildtiere als Reservoir fuumlr Infektionserreger
2007bull Einstellung der am LGL durchgefuumlhrten BSEshyUntersushy
chungen
bull Ausbruch der Gefluumlgelpest bei Hausenten Durchfuumlhrung der Laboruntersuchungen und Koordinierung der aufshygrund von Gefluumlgelpest erforderlichen Toumltungsaktionen in Mittelfranken der Oberpfalz und Niederbayern und Untershystuumltzung vor Ort
bull Beginn der Schwerpunktkontrollen der Tierschutzbestimshymungen in Schlachtbetrieben
bull Inbetriebnahme des Hochsicherheitstrakts in der Veterishynaumlrpathologie (Fuchsbandwurm Tollwut)
bull Konzeption und Beginn einer flaumlchendeckenden Tuberkushylinisierung aller Rinder uumlber drei Jahre in einigen Landkreishysen des bayerischen Allgaumlus (TuberkuloseshyProjekt bis Fruumlhjahr 2009)
bull 2007 und 2008 Ausbruch der Blauzungenkrankheit mit umfangreicher Labordiagnostik in Pathologie und Viroloshygie
bull Erarbeitung von Musterauflagen fuumlr Zirkusbetriebe und erstmalige Anwendung im Erlaubnisverfahren fuumlr einen groszligen bayerischen Zirkus
bull Uumlbertragung der Vergabe der bundesweiten MKSshyVakzishynebank an das LGL (Vertragsdauer 4 Jahre)
bull Beschaffung von BTshyImpfstoff fuumlr eine flaumlchendeckende Impfung in Bayern (urspruumlngliche Beschaffung fuumlr risikooshyrientierte Impfung) Verteilung des BTshyImpfstoffes auf Landkreise
bull Labordiagnostische Begleitung und Uumlberwachung der Pflichtimpfung gegen die Blauzungenkrankheit
bull Beginn der Untersuchung zur Praumlvalenz von OvHVshy2shyInshyfektionen in bayerischen Mischbetrieben
bull Berufung in die Nationale Arbeitsgruppe am BMELV bdquoMRSAshyProblematik in der Tierhaltungldquo und Beginn der wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas am LGL in bayerischen und bundesweiten Forschungsprojekten
bull Erarbeitung von Leitlinien zum tierschutzgerechten Transshyport von Gehegewild
2008
125
bull Einfuumlhrung der neuen Version des Tierseuchennachrichshytenprogramms (TSN) mit integriertem Krisenverwalshytungsprogramm (KVP)
bull Etablierung und Schulung einer Spezialistengruppe fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalls bdquoTSNshyMultiplikatorenldquo
bull Beginn von Schulungen zur Festlegung von bdquoVerantwortshylichkeiten im Tierseuchenfallldquo sowie zur Etablierung von Arbeitsstaumlben in den Kreisverwaltungsbehoumlrden und Reshygierungen in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Feuershywehrschule Geretsried und dem Bayerischen Staatsmishynisterium des Inneren
2009bull Erstellung der fachlichen Inhalte fuumlr ein bundesweites Zirshy
kusregister in der HIshyTierdatenbank
bull Neukonzeption der Ausshy und Fortbildung fuumlr Veterinaumlrvershywaltung und Wirtschaftsbeteiligte zum Thema tierschutzshygerechtes Betaumluben und Schlachten durch Lehrfilm und Praxisworkshop
bull LGLshyInitiative zur Gruumlndung eines Veterinary Public HealthshyBereiches im Rahmen eines Graduiertenkollegs zusamshymen mit der LMU
bull Aufnahme der Bereiche Tiergesundheit und Tierschutz in das neue Verfahren zur Alarmierung bei Vorfaumlllen im Beshyreich der Lebensmittelshy und Futtermittelsicherheit auszligershyhalb der Dienstzeiten
bull Initiative zur Beschaffung und gemeinsamen Nutzung von HighshyTechshyGroszliggeraumlten im Raum Muumlnchen (Hochleisshytungssequenzierung LGL und Genzentrum der LMU)
bull Erstmalige Durchfuumlhrung der Untersuchungen fuumlr das Nashytionale Zoonosemonitoring im Rahmen der AVV Zoonoshysen Lebensmittelkette
2010bull Ende des freiwilligen bayerischen BVDshyBekaumlmpfungsvershy
fahrens (13249 Betriebe traten dem Bekaumlmpfungsverfahshyren bei) ndash Ruumlckblick auf fuumlnf Jahre freiwilliges BVDshyBeshykaumlmpfungsverfahren in Bayern und Umstellung auf ein bundesweites Pflichtbekaumlmpfungsprogramm
bull Ursachenklaumlrung des mysterioumlsen Kaumllberblutens (bovine neonatale Panzytopenie) zusammen mit der Tieraumlrztlishychen Fakultaumlt der LMU
bull Beginn eines bayerischen TuberkuloseshyMonitorings beim Rotwild
bull Neubeschaffung eines Transmissionselektronenmikrosshykops
bull Einrichtung und Leitung eines Planungsstabs zur Konzepshytion einer landkreisuumlbergreifenden Pilottierseuchenuumlbung im Regierungsbezirk Oberfranken mit dem Ziel die Ablaumlushyfe in und zwischen den Arbeitsstaumlben bdquoVeterinaumlrwesenldquo aller drei Verwaltungsebenen einzuuumlben
bull Ersterfassung von Aquakulturbetrieben in Bayern im Rahshymen eines Projekts unter Einbeziehung von Fischwirtshyschaftsmeistern im Auszligendienst
2011
126
Futtermittel
bull Uumlbernahme des Futtermittelsachgebietes der LfL in das LGL (Integration des Futtermittelrechts in die EUshyBasisshyVO 1782002) Umsetzung nationaler Kontrollplaumlne in Bayern
bull Ausbau der mikroskopischen Untersuchungen (Nachweis tierischer Bestandteile) infolge der BSEshyKrise
20022003
2004-2006bull Beginn der Untersuchung auf gentechnisch veraumlnderte
Zutaten in Futtermitteln zur Kontrolle der Kennzeichnung
bull Referenzlabor fuumlr die Zulassung von Zusatzstoffen (hier ausschlieszliglich Probiotika und pharmazeutisch wirksame Substanzen)
bull Erstmals Einbindung in die Ausshy und Fortbildung von LeshybensmittelchemieshyPraktikanten Amtstieraumlrzten und Veteshyrinaumlrassistenten
bull Beginn mit Projektarbeiten (hier AltlastenshyProjekt gezielshyte Probenahme von Aufwuchsgebieten mit bekannter Altshylasthistorie)
2007bull Umsetzung des Nationalen Kontrollplans (Rahmenkonshy
trollplan) fuumlr die Jahre 2007 bis 2011
2008bull Beteiligung bei der Einfuumlhrung einer einheitlichen EDVshy
Loumlsung (TIZIAN) in der bayerischen Futtermitteluumlberwashychung
bull Mitarbeit bei der Entwicklung eines Konzepts zur Neuordshynung der Aufgaben in der Futtermitteluumlberwachung und Uumlbernahme der darin dem LGL zugeordneten Aufgaben
2009bull Seit 2009 Fachliche Pruumlfung der Schnellwarnungen inshy
nerhalb des RASFF im Futtermittelbereich
bull Risikoorientierte Schwerpunktuntersuchungen (Melamin PFT Dioxine LeinsamenshyMaisshyGVO Heimtiernahrung)
2010bull In Zusammenarbeit mit dem StMUG und der ROB Neushy
strukturierung der QMshyDokumenteshyVorgaben im Bereich Futtermitteluumlberwachung
bull Entwicklung eines neuen Risikobewertungssystems fuumlr Betriebe (RIA) im Bereich Futtermittel in Zusammenarbeit mit der ROB
bull Auch im Futtermittelbereich Integration des LGL bei Rashydioaktivitaumltsmessungen Die an das integrierte Messshy und Informationssystem (IMIS) des Bundes vom LfU gemelshydeten Ergebnisse werden automatisch auch an das LGL gemeldet
bull Das in Bayern entwickelte Verfahren der Risikoanalyse wird durch Aufnahme in das neue Kontrollprogramm Futtermittel fuumlr die Jahre 2012 bis 2016 bundesweit uumlbershynommen
2011
127
Kosmetika
2005bull Einbeziehung von Kosmetika in nationale Kontrollprogramshy
me (BUumlP ab 2005 Monitoring ab 2010)
2006
2009bull Zertifikatserstellung fuumlr Kosmetikexporte nach China
bull Vermehrter Umfang und Bedeutung von Produktunterlashygenpruumlfung im Kosmetikbereich insbesondere Sichershyheitsbewertungen Wirknachweise Spezifikationen
Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
2002bull Aufbau der Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Vershy
braucherschutz (AGEV jetzt AGL) mit Zustaumlndigkeiten fuumlr
shy die Ausbildung von Lebensmittelchemikern Amtstiershyaumlrzten Amtsaumlrzten Lebensmittelkontrolleuren Veterishynaumlrassistenten Hygienekontrolleuren Sozialmedizinishyschen Assistentinnen sowie den Fachlehrgang Ernaumlhshyrung
shy die fachliche und uumlberfachliche Fortbildung der genannshyten Berufsgruppen sowie der Sozialpaumldagogen Pharmashyzeuten und Gewerbeaufsichtsbeamten
shy die Integration der staatlichen Berufsfachschule fuumlr veteshyrinaumlrmedizinischshytechnische Assistentinnen
2003bull Uumlbernahme der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umshy
weltmedizin (ASUMED) vom Bayerischen Landesamt fuumlr Arbeitsschutz Arbeitsmedizin und Sicherheitstechnik
bull Start eines eigenen jaumlhrlichen LGLshyInhouseshyFortbildungsshyprogramms mit zunaumlchst 260 Teilnehmern an 25 Seminarshyterminen
bull Durchfuumlhrung des Kongresses bdquoRisikoanalyse Risikomashynagement Risikokommunikation ndash Strategien im Gesundshyheitsshy und Verbraucherschutzldquo in Wuumlrzburg
bull Uumlbernahme des uumlberfachlichen Fortbildungsprogramms fuumlr den kompletten Geschaumlftsbereich aus dem Ministerishyum
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Tieraumlrzten (circa 950 Teilnehmer circa 16 Veranstaltungstermine)
bull Start des in 2shyjaumlhrigem Rhythmus durchgefuumlhrten LGLshyKongresses fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Fachassistenten (circa 500 Teilnehshymer circa 9 Veranstaltungstermine)
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die Ausshy und Fortbildung der Futtermittelkontrolleure in Bayern
2005
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr den Theorielehrgang zur Ausbildung der amtlichen Fachassistenten (Neukonzeptishyon und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Rotfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung 45 Monate Dauer)
2007
128
bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshygramms 2007 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo (20 zusaumltzliche neu konzishypierte Seminare mit 4736 Teilnehmer)
bull AmtsarztshyLehrgang in Kooperation mit der LMU Muumlnchen erstmals mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium
bull Neukonzeption und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Weiszligshyfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung (drei Wochen Dauer) im Rahmen der Ausbildung zum amtlichen Fachshyassistenten
2008bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshy
gramms 2008 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo mit 4621 Teilnehmern
2009bull Neukonzeption und Durchfuumlhrung eines modularen Lehrshy
gangs fuumlr FuttermittelshyProbenehmer
bull Einfuumlhrung des Bruumlckenkurses bdquoClinical Effectivenessldquo in Kooperation mit der LMU Muumlnchen
bull Erstmals differenziertes Fortbildungsangebot fuumlr amtliche Tieraumlrzte mit zehn verschiedenen Fortbildungsthemen an 34 Veranstaltungsterminen
bull Konzeption und Durchfuumlhrung eines umfangreichen Schushylungsprogramms nach der Einfuumlhrung des neuen EDVshyProgramms BALVI iP bei den Veterinaumlrshy und Lebensmittelshyuumlberwachungsbehoumlrden
bull Ausrichtung der 5 Jahrestagung des EU gefoumlrderten Proshyjektes bdquoTRACE ndash Tracing Food Commodities in Europeldquo
bull Erreichter Ausshy Fortshy und Weiterbildungsumfang 2009
shy 467 Seminartage mit 6585 Teilnehmern in der Fortbilshydung
shy 14 Lehrgaumlnge mit 497 Teilnehmern und 4565 Untershyrichtsstunden in der Ausshy und Weiterbildung
bull Neue Aufgabe Uumlbernahme der Aufgaben als zustaumlndige Stelle nach dem BBiG fuumlr Sozialversicherungsfachangeshystellte
2010
129
Arbeitsschutz und Produktsicherheit
2005bull Zum 31072005 wurden das LfAS aufgeloumlst und die weshy
sentlichen Aufgaben mit stark reduziertem Personal in das LGL integriert
bull Die Laboruntersuchungen und die Erstellung von Probenshyplaumlnen wurden auf das ADZ Nord in Erlangen uumlbertragen
bull Entwicklung Abstimmung und Verabschiedung des Jahshyresplans fuumlr Projektarbeiten der bayerischen Gewerbeaufshysicht als Daueraufgabe
bull Fertigstellung der ZoonosenshyWebsite
bull Staumlndige Aktualisierung des Bereichs Produktsicherheit des Verbraucherinformationssystems VIS
bull Uumlbernahme der Aufgaben der Leitstelle Chemikalienrecht fuumlr die Gewerbeaufsichtsverwaltung
2006bull Einrichtung und Betreuung einer REACHshyInfoline in Zushy
sammenarbeit mit dem LfU
bull Pruumlfung und Begutachtung von 175 Verbraucherprodukshyten in der Zentralen Geraumlteuntersuchungsstelle Beispieshyle Gasdruckfanfaren Houmlrverstaumlrker Leuchten
2007bull Uumlberarbeitung und Aktualisierung des curricularen Lehrshy
plans fuumlr den gehobenen und houmlheren technischen Geshywerbeaufsichtsdienst
bull Betreuung des neuen Lehrgangs des gehobenen technishyschen Gewerbeaufsichtsdienstes mit Beginn am 01102007
2008bull Start des Projekts zum Elektroshy und Elektronikgesetz
bull Uumlbernahme von Zustaumlndigkeiten im Rahmen des Elektroshy und Elektronikgeraumltegesetzes (ElektroG)
bull Beteiligung an der Vorbereitung und Durchfuumlhrung der Anshystellungspruumlfungen fuumlr den technischen Gewerbeaufshysichtsdienst
2009bull Uumlbernahme der Organisation der Durchfuumlhrung der Geshy
meinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) fuumlr die bayerische Gewerbeaufsicht
bull Neustrukturierung einer Abteilung Arbeitsschutz und Proshyduktsicherheit umweltbezogener Gesundheitsschutz
bull Die Umstellung des bdquoVorschriftenshy und Regelwerkes VRWldquo auf das bdquoFachinformationssystem der Gewerbeshyaufsicht FSGldquo wurde nach umfassenden systematischen Aumlnderungen fertiggestellt
bull Methodischshydidaktische Erweiterung in den Modulen der Fachausstellung zum Arbeitsschutz hin zur interaktiven Vermittlung von Lerninhalten
bull Start der BayernshyTour fuumlr die Thematik Chemikaliensishycherheit mit der Wanderausstellung bdquoGHSldquo fuumlr global harshymonized system
2010
130
bull Zusammenfuumlhren der Aufgaben Produktsicherheit Spielshyzeug stofflicher Verbraucherschutz im Sachgebiet AP5
bull Uumlbernahme der Labors fuumlr chemische Spielzeuguntersushychungen und chemische Untersuchungen im Rahmen der Marktuumlberwachung am Standort Erlangen
bull Einrichtung eines Laborbereiches fuumlr Messungen im Rahshymen des HumanshyBiomonitorings
bull Erarbeitung und Durchfuumlhrung eines Qualifizierungsshy und Umsetzungskonzepts zur Integration psychischer Belasshytungen in die Aufsichtstaumltigkeit der Gewerbeaufsicht
2011bull Entwicklung eines Erhebungsinstruments zur Evaluation
von laumlnderbezogenen Arbeitsschutzaktivitaumlten (SCOREshyBOARD) und Durchfuumlhrung der Evaluation
bull Etablierung von Bioaerosolmessungen an Arbeitsplaumltzen
bull Modernisierung der Laboreinheit zur Messung von Fremdshystoffen am Arbeitsplatz und der Normalbevoumllkerung
bull Beginn der Einrichtung eines NANOshyLabores zur Darstelshylung der analytischen und gesundheitlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Nanotechnologie
bull Methodenentwicklung zur Analytik neuartiger persistenshyter und toxikologisch bedeutsamer Stoffe im hausshy und luftgetragenen Staub Blut Muttermilch
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr umweltmedizinisch orishyentierte Innenraumluftmessungen und Beginn der laborshymaumlszligigen Umsetzung
bull Entwicklung eines Messekonzeptes fuumlr die Bayerische Gewerbeaufsicht auf Basis des neuen Marketingshy und Kommunikationskonzeptes
bull Durch Aumlnderungen im Medizinprodukterecht die zum 21 Maumlrz 2010 in Kraft getreten sind wurden zusaumltzliche Aufshygaben bei der Uumlberwachung von klinischen Pruumlfungen mit aktiven Medizinprodukten uumlbernommen
bull Erweiterung der Aufgaben der Leitstelle Chemikaliensishycherheit im Rahmen des Vollzugs der REACHshyVerordnung (REACHshyIT HELPNET)
bull Mitarbeit im Rahmen der Nationalen Stillkommission
2012
131
132
Herausgeber Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)Eggenreuther Weg 43 91058 Erlangen
Telefon 09131 6808-0Telefax 09131 6808-2102E-Mail poststellelglbayerndeInternet wwwlglbayerndeBildnachweis S 8 (StMUG) S10 (StMAS)
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Redaktion Stabsstelle Praumlsidialbuumlro Koordination und Strategie des LGLGestaltung amp Druck Osterchrist Druck und MedienStand September 2012
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Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit
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- 10 JAHRE LGL Bayerisches Landesamt furGesundheit und Lebensmittelsicherheit
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- Aufbruch amp Veraumlnderung
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- Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber
- Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer
- Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf
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- Krise amp Chance
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- Krise amp Chance
- 10 Jahre BSE
- BSE-Untersuchungen
- Tierseuchenuberwachung
- Fazit
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- Handeln
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- Uumlberwachung
- Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit
- Betriebskontrollen
- Multiplikator
- EU-Schnellwarnsystem fur Lebens- und Futtermittel
- Futtermittelsicherheit
- Tierarzneimitteln
- Tierschutz
- Qualitaumlt will gelernt sein
- Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
- Schwerpunkt Fachfortbildung
- Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
- Die ASUMED
- Die MTA-V-Schule
- Ausblick
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- Europa
-
- Europa
- Novel Food
- Nahrungsergaumlnzungsmittel
- Chemikaliensicherheit
- Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
- REACH-Infoline am LGL
- Neue Gefahrensymbole
- Sachkundeprufung
- Fazit
-
- Wissenschaft
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- Wissenschaft
- Pettenkofer School of Public Health
- Facharzt fur Oumlffentliches Gesundheitswesen
- Universitaumlre Vernetzung des LGL
- Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
- Real-Time-PCR
- Kombination mit klassischen Verfahren
- Pflanzenschutzmittel
- Tierarzneimittelruckstaumlnde
- Kontaminanten
- Dioxine
- Nitrosamine
- Mykotoxine
- PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
- PFT-Analytik am LGL
- Acrylamid
- Elemente und Schwermetalle
- Echtheit und Herkunft
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- Transparenz
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- Transparenz
- Der Weg von derAmtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
- Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
- Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
- Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
- Fazit
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- Vernetzung
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- Vernetzung
- LAGI
- LARE
- LAHOK
- Die Plattform Versorgungsforschung
- Betriebliches Gesundheitsschutzmanagement (BGM)
- Gesundheitsmanagement nach Innen
- Gesundheitsmanagement nach Auszligen
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- Vergangenheit amp Zukunft
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- Vergangenheit amp Zukunft
- Schutz und Foumlrderung der oumlffentlichen Gesundheit im Wandel der Zeit
- Grundungsvater Pettenkofer
- Die Landesuntersuchungsaumlmter
- Aufbruch zum LGL
- Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
- One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
- New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
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- Chronologie
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- Gesundheit
- Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
- Veterinaumlrwesen
- Futtermittel
- Kosmetika
- Akademie fur Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
- Arbeitsschutz und Produktsicherheit
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Aufbruch amp Veraumlnderung 4
AUFBRUCHamp VERAumlNDERUNG
Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber zum zehnjaumlhrigen Bestehen des Bayerischen Landes-amtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Bayerische Speisen und Getraumlnke sind fuumlr ihren guten Geschmack bekannt Damit unsere Produkte auch gesundheitlich unbedenklich sind werden sie laufend vom LGL uumlberpruumlft Die Verbraucher haben einen Anspruch darauf vor gesundheitlichen Risiken und Taumluschungen geschuumltzt zu werden Das gilt soshywohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Kosmetika und Bedarfsgegenstaumlnde
Weitere Aufgabenschwerpunkte des LGL sind humanmedizinische pharmazeutische und praumlvenshytionsbezogene Fragestellungen Daruumlber hinaus auch die Tiergesundheit von der Tierseuchenshybekaumlmp fung uumlber den Tierschutz bis hin zur Uumlbershypruumlfung von Tierarzneishy und Futtermitteln Das Motto unserer Tieraumlrzte lautet gesunde Lebensshymittel von gesunden Tieren
Kurzum Das Landesamt ist immer dann gefragt wenn es um die vorausschauende Analyse und Beshywertung von gesundheitlichen Risiken und die Entshywicklung entsprechender Konzepte und Strategien fuumlr die Bevoumllkerung geht Der Glassplitter im Fertigshygericht oder der Nagel im Brot sind leicht festzustelshylen kommen aber selten vor Der Nachweis ob ein Fleischsalat Krankheitserreger enthaumllt Farben mit unzulaumlssigen Schwermetallen versetzt oder in Erdshybeeren Pflanzenschutzmittel uumlber dem Grenzwert vorhanden sind bedarf dagegen umfangreicher Unshytersuchungen Rund 80 000 Laboruntersuchungen allein von Lebensmitteln bewaumlltigt das LGL pro Jahr und bewertet dabei die Produkte Dazu kommen weitere Aufgaben wie zum Beispiel der Betrieb der zentralen Datenbank TIZIAN und das Qualitaumlts manashygement fuumlr die Uumlberwachung die Entwicklung von
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Impf kampagnen infektionshygienische Begehungen von Krankenhaumlusern die Gesundheitsberichterstatshytung die Erfassung meldepflichtiger Infektionskrankshyheiten und vieles mehr
All diesen verantwortungsvollen Aufgaben widmet sich das LGL nun schon seit zehn Jahren mit viel Ershyfolg Gegruumlndet am 01012002 als Konsequenz aus der BSEshyKrise entstand eine moderne interdisziplishynaumlre wissenschaftlich fundierte Behoumlrde mit vershystaumlrkt konzeptioneller und beratender Taumltigkeit fuumlr Politik und Verwaltung Die Bayerische Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL) wurde am LGL als zentrale Bildungseinrichtung installiert um Ausshy Fortshy und Weiterbildungen fuumlr den Geshyschaumlftsbereich des StMUG zu organisieren Weitere wichtige Stationen auf dem Weg des LGL waren 2005 die Eingliederung des Landesamtes fuumlr Arshybeitsschutz (LfAS) das die Gewerbeaufsicht untershystuumltzt und sich mit Fragestellungen des Arbeitsshyschutzes befasst sowie im Jahr 2006 der Aufbau der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit die als zentrale Anlaufstelle landesweit vertiefte Kontrollen in groszligen Lebensmittelbetrieben durchfuumlhrt
Die Weiterentwicklung des LGL aus den Landesshyuntersuchungsaumlmtern Suumld und Nord von einem bdquoUntersuchungsamtldquo zu einer zentralen Fachbehoumlrshyde fuumlr Lebensmittelsicherheit Humanshy und Veterishynaumlrmedizin sowie Pharmazie und Arbeitsschutz fuumlhrte zu houmlchster Effizienz in einem breiten Aufshygabenspektrum Das machte sich nicht zuletzt in krisenhaften Situationen wie beim Ausbruch der
Neuen Influenza A H1N1 im Jahr 2009 oder bei den durch Lebensmittel uumlbertragenen EHECshyInfektionen im Fruumlhjahr 2011 bezahlt Das LGL praumlsentierte sich hoch kompetent und leistete hervorragende Arbeit
Die Bayerische Staatsregierung legt groszligen Wert auf die Sicherheit der Verbraucher Dem LGL kommt dabei hohe Bedeutung zu Immer wieder zeigt sich dass die Menschen in Bayern dank der kontinuiershylichen Arbeit der uumlber 1000 LGLshyBeschaumlftigten gut geschuumltzt transparent informiert und unabhaumlngig beraten sind
Fuumlr ihre engagierte Arbeit zum Wohle der bayerishyschen Bevoumllkerung spreche ich allen LGLshyMitarbeiter innen und shyMitarbeitern meinen ganz herzlichen Dank aus Es ist eine verantwortungsshyvolle und wertvolle Arbeit die Qualitaumlt sichert und Vertrauen schafft
Dr Marcel Huber MdL
Bayerischer Staatsminister fuumlr Umwelt und Gesundheit
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Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer anlaumlsslich des zehnjaumlhrigen Jubilaumlums des Bayerischen Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Meine sehr geehrten Damen und Herren
es ist mir eine Freude dem Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zu seishynem zehnjaumlhrigen Bestehen gratulieren zu duumlrfen
Das Landesamt ist wichtig fuumlr die Menschen in Bayern Denn es ist ein Garant fuumlr Sicherheit und V erlaumlsslichkeit auf vielen zentralen Gebieten der Daseinsvorsorge etwa wenn es um die Untersushychung und Bewertung technischer Produkte und chemischer Stoffe geht aber auch bei der Praumlvenshytion von physischen und psychischen Gesundheitsshygefahren im Arbeitsalltag Daruumlber hinaus uumlbershynimmt das Landesamt mit seinem Landesinstitut fuumlr Arbeitsschutz und Produktsicherheit umweltshybezogener Gesundheitsschutz viele wichtige Querschnittsaufgaben fuumlr die Gewerbeaufsicht
Ich darf die Gelegenheit nutzen mich im Namen meines Hauses und der gesamten Bayerischen Staatsregierung fuumlr die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken
Ich wuumlnsche dem Bayerischen Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit viel Erfolg bei der Fortsetzung seiner verantwortungsvollen Arbeit
Herzlichst
IhreChristine Haderthauer
Bayerische Staatsministerin fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen
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Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf uumlber die Entwicklung einer modernen Fachbehoumlrde
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Pressestelle LGL Herr Dr Zapf als heutiger Praumlsishydent des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensshymittelsicherheit waren Sie schon im Gruumlndungsjahr 2002 maszliggeblich an der Blaupause des LGL beteishyligt Welche der Ziele die damals wohl vor allem durch die BSEshyKrise diktiert wurden konnten durch die Gruumlndung des LGL aus heutiger Perspektive tatshysaumlchlich befoumlrdert werden
Zapf Die Jahreswende 20002001 setzte mit den ersten Faumlllen von BSE in Deutschland in der Tat eine Entwicklung in Gang die im gesamten Bundesgeshybiet ja in ganz Europa die staatlichen Einrichtungen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wie kaum ein anderes Ereignis praumlgen sollten Im Falle des LGL ist dies aber nur ein Teil der Wahrheit
Pressestelle LGL Inwiefern
Zapf In Bayern wurde mit der Schaffung des LGL selbstverstaumlndlich auch den Notwendigkeiten Rechshynung getragen die durch das Auftreten von BSE an die organisatorischen Rahmenbedingungen der Leshybensmittelshy Futtermittelshy und Veterinaumlrkontrollen forshymuliert wurden Hier haben wir insbesondere bisher organisatorisch aber auch oumlrtlich getrennte Behoumlrshyden bzw Behoumlrdenteile auf Landesebene zusamshymengefuumlhrt um der interdisziplinaumlren Natur der sich uns stellenden Aufgaben Rechnung zu tragen Dashyruumlber hinaus haben wir aber auch versucht aus der Pflicht eine Tugend zu machen und haben viel weitshyreichendere Aumlnderungen die teilweise erst in den kommenden Jahren spruchreif wurden auf den Weg gebracht Die Idee die die Gruumlndung und Fortshyentwicklung des LGL ganz wesentlich gepraumlgt hat
war die Schaffung einer integrierten Fachbehoumlrde fuumlr alle Themen der oumlffentlichen Gesundheit ein Beshygriff der hier sehr weit gefasst zu verstehen ist Es geht um die Gesundheit von Mensch und Tier mit all ihren Einflussfaktoren im oumlffentlichen Raum
Pressestelle LGL Wie wurde das konkret umgesetzt
Zapf Unter dem Dach des LGL wurde eine neue Landesgesundheitsbehoumlrde aufgebaut Spaumlter im Jahr 2005 haben wir eine Fusion mit den Bereichen Arbeitsschutz und Produktsicherheit sowie Chemishykaliensicherheit auf den Weg gebracht Eine staumlrkere Vernetzung mit der Vollzugstaumltigkeit der VorshyOrtshy Behoumlrden wurde durch die Schaffung zweier bdquoSpezialeinheitenldquo fuumlr Lebensmittelsicherheit 2006 und Krankenhaushygiene 2010 erreicht Vor allem im Falle der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit ist schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ndash den man bei aller gebotenen Objektivitaumlt nur als Erfolgsgeshyschichte bezeichnen kann
Dieser Anspruch ein kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen der oumlffentlichen Gesundheit fuumlr Polishytik und Verwaltung zu sein findet seine juumlngste Fortshysetzung in dem aktuellen Aufbau eines Teams im Bereich Versorgungsforschung und Gesundheitsshysystemanalyse
Pressestelle LGL Damit wurde aber genau die geshygenteilige Entwicklung vollzogen die mit der Aufshyspaltung des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes vorgenommen wurde Weshalb soll fuumlr Bayern nicht gelten was fuumlr den Bund gilt
Zapf Zum einen ist das LGL mit knapp uumlber 1000 Mitarbeitern nicht annaumlhernd so groszlig wie das ehemalige BGA war Hier uumlberwiegen die Synergieshyeffekte noch sehr deutlich Das LGL konnte bei fortshywaumlhrendem Personalabbau im Vergleich zu den Vorshygaumlngereinrichtungen eine erhebliche Aufgabenmehshyrung schultern es ist somit effizienter geworden Zum anderen unterscheidet sich das Aufgabenspekshytrum einer Landesbehoumlrde deutlich von dem einer Bundesbehoumlrde Vor allem bei der Unterstuumltzung von Vollzugsbehoumlrden in der Bewaumlltigung konkreter Faumllle hat es sich als aumluszligerst vorteilhaft erwiesen alle Informationen an einer zentralen Stelle zu buumlnshydeln an der auch sofort auf Experten aus allen beteishyligten Disziplinen zuruumlckgegriffen werden kann
Pressestelle LGL Sehen Sie noch eine Fortsetzung dieses Prozesses in der Zukunft
Zapf Diese Festschrift zum zehnjaumlhrigen Bestehen des LGL zeigt ja bereits schlaglichtartig welches breite Themenspektrum wir heute abdecken Fachshylich ist das LGL in seiner jetzigen Form im gesamten Bereich taumltig den ich unter einem weit gefassten PublicshyHealth Begriff verstehen moumlchte sodass vor allem das stetige Optimieren von Strukturen und Prozessen auch zukuumlnftig notwendig sein wird um in unseren schnell voranschreitenden Fachgebieten mit der Zeit gehen zu koumlnnen
Pressestelle LGL Vielen Dank Herr Dr Zapf
Das Interview fuumlhrte die LGL-Pressesprecherin
Katrin Grimmer
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T ie rg esundhe i t
Verbraucherinformationsgesetz
P ro duk t s i c he r he i tP resse
Saatgut
Spezialeinheit Lebensmit telsicherhe i t
RisikokommunikationEr l an g en
LGLO b e r s c h l e iszlighe im
WUumlRZBURG
Muumlnchen
B a d e g ewaumls se r
r i s i ko o r i ent i e r t
A us b i l d un g
D iens t l e i s te r
w i ssensc ha f t l i c h
Ko sm et i k
F a c h b eh ouml rd e
Tierarzneimittel
modern
Infek t i o l o g ie
A r b e i t s sc hu t z
P u b l i c H e a l t h
KRISE amp CHANCE
Krise amp Chance 12
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Krise amp Chance
Wie viele Neuerungen so entstand auch das LGL unter dem starken Eindruck einer Krise der BSEshy Krise BSE hielt im Jahr 2001 ganz Europa in Atem und auch in Deutschland hat sich das Interesse an Themen der Lebensmittelsicherheit schlagartig ershyhoumlht was zu strukturellen und organisatorischen Veraumlnderungen auf Bundesshy und Landesebene fuumlhrshyte Auf Bundesebene wurde im Jahr 2001 der Vershybraucherschutz dem neu gebildeten Bundesministeshyrium fuumlr Verbraucherschutz Ernaumlhrung und Landshywirtschaft (BMVEL) angegliedert sowie im Jahr 2002 das Bundesinstitut fuumlr Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz (BVL) gegruumlndet
In Bayern reagierte man 2001 mit der Gruumlndung des damaligen Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ershynaumlhrung und Verbraucherschutz (StMGEV) Mit Wirkung zum 1 Januar 2002 wurde fuumlr zentrale Aufshygaben das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) neu geschaffen 2003 wurden in Bayern die Bereiche Verbrauchershyschutz und Gesundheit und die Zustaumlndigkeit fuumlr den Umweltschutz im neu gebildeten Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zusammengefuumlhrt das nach der Landshytagswahl 2008 den Namen Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) erhielt
Heute zehn Jahre danach zeigt sich nicht zuletzt am Beispiel des LGL dass jeder Krise auch die groszlige Chance innewohnt Strukturreformen auf den Weg zu bringen So konnte in Bayern mit dem LGL
eine einheitliche interdisziplinaumlre Fachbehoumlrde geshyschaffen werden die nicht nur alle Bereiche des geshysundheitlichen Verbraucherschutzes also Futtermitshytelsicherheit Tiergesundheit und Lebensmittelshysicherheit unter einem Dach vereint sondern mit den Themengebieten oumlffentliche Gesundheit Proshyduktsicherheit und Arbeitsschutz alle Bereiche des Gesundheitsschutzes der Bevoumllkerung abdeckt Dashyneben wurde das Taumltigkeitsspektrum eines reinen bdquoUntersuchungsamtesldquo so erweitert dass nunmehr konzeptionelle und beratende Taumltigkeiten fuumlr Politik und Kreisverwaltungsbehoumlrden sowie eine Orienshytierung an der Wissenschaft staumlrker im Zentrum stehen
Auszligerdem konnten sowohl inhaltliche Synergieshyeffekte als auch eine Konsolidierung der Standorte (Schlieszligung von Augsburg Regensburg Nuumlrnberg und Erlangen Henkestraszlige) fuumlr eine Effizienzsteigeshyrung genutzt werden
Im Verlauf des zuruumlckliegenden Jahrzehnts hat das LGL eine deutliche Ausweitung seines Aufgabenbeshyreiches erfahren die sich in einer Vielzahl kleinerer und groumlszligerer Schritte vollzog (Meilensteine siehe Anhang)
10 Jahre erlauben schon einen fundierten Ruumlckblick sowohl auf bdquoChanceldquo wie auf bdquoKriseldquo Zunaumlchst die Krise
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10 Jahre BSE
Die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) ist eine infektioumlse neurologische Erkrankung des Rindes die zur Gruppe der Transmissiblen spongishyformen Enzephalopathien (TSE)shyErkrankungen geshyhoumlrt und durch Ablagerungen des pathologischen PrionshyProteins im Zentralen Nervensystem zu einer Zerstoumlrung des Hirngewebes fuumlhrt Infolge der lanshygen Inkubationszeit sind nur erwachsene Tiere klishynisch betroffen Das klinische Bild der BSE ist sehr vielfaumlltig Es koumlnnen Stoumlrungen in der Empfindlichshykeit in der Bewegung und im Verhalten der Tiere beshyobachtet werden Durch epidemiologische Studien konnte zweifelsfrei ein Zusammenhang zwischen der Verfuumltterung unzureichend erhitzter mit BSEshy Erregern kontaminierter Futtermittel an Wiederkaumluer und dem Ausbruch der Krankheit belegt werden Die Erkrankung wurde erstmalig 1985 in Groszligbritannien nachgewiesen In Deutschland wurde der erste BSEshyFall 1992 bei einem importierten Rind festgeshystellt Erstmalig im Jahr 2000 wurde ein in Deutschshyland geborenes Rind mit positivem Ergebnis auf BSE getestet Insgesamt konnte in dem Zeitraum 2000 bis 2011 bei uumlber 400 in Deutschland geborenen Rindern BSE davon 143 in Bayern nachgewiesen werden Der bisher letzte Fall in Bayern trat im Jahr 2006 auf
Epidemiologische und experimentelle Befunde haben gezeigt dass eine variante Form der CreutzshyfeldtshyJakobshyKrankheit (vCJK) des Menschen durch den BSEshyErreger verursacht wird und uumlber die Nahshyrungskette durch BSEshykontaminierte Produkte von Rindern erworben werden kann Waumlhrend in
Deutschland noch kein Fall von vCJK nachgewiesen wurde registrierte man in Groszligbritannien bereits 173 vCJKshyTodesfaumllle bis Oktober 2011
Auf europaumlischer Ebene wurden zahlreiche Maszlignahshymen zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier ergriffen die fortlaufend den wissenschaftlishychen Erkenntnissen angepasst werden Zu den wichtigsten Maszlignahmen gehoumlrt das seit Anfang 2001 von der EU erlassene Verfuumltterungsverbot fuumlr tierische Proteine an Wiederkaumluer und andere Nutzshytiere sowie die Entfernung und unschaumldliche Beseitishygung von Gewebe mit dem houmlchsten Risikopotenzial bei der Schlachtung das sogenannte spezifizierte Risikomaterial (SRM) Um den Eintrag des BSEshy Erregers in die Lebensmittelkette zu verhindern wurde ferner ein EUshyweites BSEshyUumlberwachungsproshygramm eingefuumlhrt In Deutschland wurden zunaumlchst alle uumlber 24 Monate alten Rinder getestet Ab dem Jahr 2006 wurde das Testpflichtalter fuumlr gesund geschlachtete Rinder an die EUshyBestimmungen anshygepasst und auf 30 Monate angehoben Notgeshyschlachtete und aufgrund anderer Ursachen verenshydete oder getoumltete Rinder wurden weiterhin ab dem 24 Lebensmonat untersucht Zum 1 Januar 2009 wurde das Testpflichtalter der gesundshy und notgeshyschlachteten Rinder sowie auch der verendeten oder getoumlteten Rinder die im Rahmen eines Monitoringshyprogramms untersucht werden auf uumlber 48 Monate angehoben Im Juli 2011 folgte eine erneute Anheshybung des Testpflichtalters fuumlr gesund geschlachtete Rinder auf 72 Monate
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BSE-Untersuchungen
Nach den Vorfaumlllen um BSEshyUntersuchungen von Stammhirnproben durch ein nicht nach der TierseushychenerregershyVerordnung zugelassenes Privatlabor sowie nach der Aufdeckung von Unregelmaumlszligigkeishyten auch in anderen Bundeslaumlndern wurde die Vershyantwortung fuumlr das System der BSEshyTestung in Bayshyern im Januar 2003 dem LGL uumlbertragen Infolge dessen erhielten private Laboreinrichtungen den Auftrag unter der Verantwortung des LGL Untersushychungen von testpflichtigen Schlachtrindern vorzushynehmen Die Proben aus dem Monitoringprogramm wurden noch bis Ende 2006 im LGLshyLabor untershysucht dann ebenfalls in beauftragten Privatlaboren Die privaten Labore werden per Ausschreibungsvershyfahren ausgewaumlhlt und vom LGL beauftragt sowie regelmaumlszligig kontrolliert Das LGL sorgt fuumlr einen reishybungslosen Ablauf der BSEshyUntersuchungen von der Probenabholung bis zur Befundbereitstellung in der HIshyTierdatenbank Eine wesentliche Saumlule ist dabei die Uumlberwachung der Testdurchfuumlhrung durch ein EDVshygestuumltztes Labordatenscreening Das Labor uumlbermittelt die von den amtlichen Tieraumlrzten zur Vershyfuumlgung gestellten Schlachtdaten die dazugehoumlrigen Plattenshy und Messdaten und den Laborbefund an das Herkunftssicherungsshy und Informationssystem fuumlr Tiere (HIT) welches die Plausibilitaumlt der Daten uumlberpruumlft und das Testergebnis freigibt Die mit der Schlachttiershy und Fleischuntersuchung beauftragten amtlichen Tieraumlrzte koumlnnen die Testergebnisse direkt aus der HIshyTierdatenbank abrufen Durch angekuumlnshydigte und unangekuumlndigte VorshyOrtshyBegehungen wird uumlberwacht dass die privaten Labore die Nebenbeshystimmungen in den Erlaubnisbescheiden einhalten
Das EDVshygestuumltzte Controlling am LGL elektronishysches Labordatenscreening und die regelmaumlszligigen VorshyOrtshyKontrollen gewaumlhrleisten ein hohes Qualishytaumltsniveau der BSEshyUntersuchungen in Bayern
Bayernweit wurden seit Beginn der BSEshyUumlberwashychung insgesamt knapp 58 Millionen BSEshyTests durchgefuumlhrt davon circa 54 Millionen bei Schlachtshyrindern
Die ruumlcklaumlufige Entwicklung der ermittelten BSEshy Faumllle spricht dafuumlr dass die eingeleiteten EUshySchutzshymaszlignahmen richtig waren und konsequent umgeshysetzt wurden Das Ziel der BSEshyEliminierung wird aus Gruumlnden des Verbraucherschutzes und des Prinzips der Risikominimierung weiterhin verfolgt
Als weitere Konsequenz der BSEshyKrise wurde die Futtermitteluumlberwachung in Bayern umstrukturiert und die amtliche Probenuntersuchung an das LGL verlagert Das Verfuumltterungsverbot von tierischen Proteinen an Nutztiere die der Lebensmittelgewinshynung dienen stand in der letzten Dekade im Brennshypunkt des oumlffentlichen Interesses Nach einer anfaumlngshylich hohen Zahl an Untersuchungen und Beanstanshydungen im Jahr 2001 (5400 Analysen mit 238 Beanshystandungen) belegen die Ergebnisse in den Folgejahren den Erfolg der gesetzlichen Maszlignahmen Bereits im ersten Jahr nach Einfuumlhrung der intensiven Kontrollmaszlignahmen ist die Zahl der Beanstandungen sprunghaft zuruumlckgegangen In den letzten Jahren lag die Zahl beanstandeter Proben bei maximal einer pro Jahr sodass die Zahl der Untersuchungen auf etwa 440 pro Jahr gesenkt werden konnte ohne damit die Futtermittelsicherheit zu gefaumlhrden
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Derzeit noch zu beanstandende Proben sind in der Reshygel darauf zuruumlckzufuumlhren dass dem Futtermittel anshyhaftendes Ackerbodenmaterial zum Beispiel Spuren von Nagerknochen enthaumllt oder dass es zum Beispiel bei der Verwendung von Fischmehl zu Verschleppunshygen in Futtermittel fuumlr NichtshyZieltierarten wie Wiedershykaumluer kommt
TierseuchenuumlberwachungBSE unterstreicht die Bedeutung einer kontinuiershylichen Uumlberwachung von bekannten und neu auftreshytenden Tierkrankheiten und Zoonosen Durch eine groszlige Bandbreite an pathologischen virologischen bakteriologischen serologischen und parasitologishyschen Untersuchungen leistet das LGL hierzu einen wichtigen Beitrag Neben der diagnostischen Laborshytaumltigkeit und der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Untersuchungsmethoden erarbeitet das LGL Empfehlungen fuumlr Maszlignahmen in Form von Tierseushychennotfallplaumlnen und unterstuumltzt die Veterinaumlrbehoumlrshyden im Fall von Tierseuchenausbruumlchen auch vor Ort
So sind beispielsweise mit der Tilgung der terrestrishyschen Tollwut im Jahr 2008 und der Sanierung der bayerischen Rinderbestaumlnde von dem Bovinen Hershypesvirus Typ 1 (BHVshy1) im Jahr 2011 in den letzten Jahren weitere groszlige Erfolge in der Tierseuchenbeshykaumlmpfung erzielt worden Die schnelle Diagnose selshyten gewordener Infektionskrankheiten stellt auch kuumlnfshytig ein zentrales Ziel in der Tierseuchenuumlberwachung dar und wird am LGL durch gezieltes Monitoring shy wie etwa im Fall der Fuchstollwut shy sowie durch gezielte Untersuchungen bei Krankheitsfaumlllen sichergestellt So wurden in den vergangenen zehn Jahren mithilfe
pathomorphologischer kulturellshybakteriologischer und neu entwickelter molekularbiologischer Methoden mehrere Ausbruumlche von Tuberkulose (TBC) bei Rinshydern verursacht durch Mycobacterium caprae bezieshyhungsweise M bovis diagnostiziert Im Jahr 2009 wurde aufgrund pathologischer Veraumlnderungen die Verdachtsdiagnose bdquoMilzbrandldquo fuumlr Todesfaumllle in zwei oberbayerischen Milchviehbestaumlnden gestellt und durch weiterfuumlhrende Untersuchungen im Labor beshystaumltigt Der Erreger Bacillus anthracis ist in der Lage aumluszligerst langlebige und umweltresistente Sporen zu bilden die aus gefallenen und vergrabenen Tierkadashyvern in den Boden gelangen und dort uumlber Jahrzehnte lebensfaumlhig bleiben Seit der Einfuumlhrung der Tierkoumlrshyperbeseitigung ist diese anzeigepflichtige Tierseuche in Mitteleuropa sehr selten aufgetreten Die Beispiele TBC und Milzbrand zeigen aber dass in Einzelfaumlllen jeshyderzeit mit dem Wiederauftreten seltener Infektionsshykrankheiten in Bayern gerechnet werden muss
Die umfassende und nicht auf einzelne Krankheiten ausgelegte Beurteilung von Tierkoumlrpern im Rahmen einer pathomorphologischen Untersuchung ermoumlgshylicht es auch neuartige und neu auftretende Erkranshykungen zu beschreiben und Ruumlckschluumlsse auf ihre Entstehung und Ursache zu ziehen Ein Beispiel hierfuumlr ist die im Jahr 2007 erstmals aufgetretene Autoimmunkrankheit bovine neonatale Panzytopenie (bdquoKaumllberblutenldquo) Zunehmende Bedeutung gewinnt die pathomorphologische Untersuchung auch bei fuumltterungsshy und haltungsbedingten Erkrankungen soshywie im Rahmen von tierschutzrelevanten Faumlllen in welchen oft erst durch die Sektion und histologische Untersuchung Ausmaszlig und Dauer der Veraumlnderunshygen nachgewiesen werden koumlnnen
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Die Bekaumlmpfung der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD) einer wirtschaftlich bedeutenden anzeigepflichtigen Infektionskrankheit der Rinder stellt seit Jahren einen weiteren groszligen Arbeitsschwerpunkt dar Das LGL ist seit seiner Gruumlndung maszliggeblich an der Konzeption des BVDshyBekaumlmpfungsverfahrens beshyteiligt und fuumlhrte von 2005 bis 2010 das sogenannte bdquoFreiwillige Bekaumlmpfungsverfahrenldquo in Bayern durch Parallel hierzu wurde in Kooperation mit der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen der Einshysatz von Ohrgewebestanzproben fuumlr die Identifishykation von persistent infizierten (PI) Kaumllbern entshywickelt und validiert Seit Beginn des Jahres 2011 beruht auf diesem Verfahren die nun verpflichtende Bekaumlmpfung der BVD uumlber die Merzung der PIshyTiere
Bereits 2006 wurde in Bayern die Uumlberwachung der Influenza AshyInfektionen (VogelgrippeshyMonitoring) in Wildvogelshy und Hausgefluumlgelpopulationen erfolgshyreich etabliert und mit groszligem Aufwand durchgeshyfuumlhrt Zu den besonderen Herausforderungen der letzten Jahre zaumlhlte dann die Bewaumlltigung des H5N1shyGefluumlgelpestgeschehens 2007 Damals fuumlhrte das LGL die begleitende Diagnostik in Ausbruchsshy und Kontaktbetrieben durch und leistete Untershystuumltzung bei der notwendigen tierschutzgerechten Toumltung der Tiere aus infizierten Bestaumlnden Dabei kamen unter anderem die mobilen Elektrotoumltungsshyanlagen zum Einsatz die das Land Bayern angeshyschafft hatte
Als EDVshyKopfstelle betreut das LGL das Tierseushychennachrichtenprogramm TSN fuumlr die gesamte bayerische Veterinaumlrverwaltung und war maszliggeblich
an der Entwicklung und Bereitstellung eines in TSN integrierten Krisenverwaltungsprogramms im Jahr 2008 beteiligt
Das Auftreten und die erfolgreiche Bekaumlmpfung eishynes unerwartet nach Holland eingeschleppten Blaushyzungenvirus vom Serotyp 8 (BTVshy8) stellte neben der Gefluumlgelpest eine weitere groszlige Herausfordeshyrung in den Jahren 2006 bis 2009 dar Die effektive Virusuumlbertragung durch heimische Muumlcken zeigte dass sich auch exotische Tierseuchen wie die Blaushyzungenkrankheit rasch zur Epidemie entwickeln koumlnnen und nur durch konsequente Impfkampagnen beherrschbar sind Es wurde zugleich deutlich wie wichtig die staumlndige Weiterentwicklung diagnostishyscher Methodik und die Sensibilisierung fuumlr neue oder wiederkehrende Erreger fuumlr eine effektive Praumlshyvention und Bekaumlmpfung von Tierseuchen und fuumlr die kuumlnftige Gesunderhaltung unserer Nutztierbeshystaumlnde in Bayern sind
FazitDie bayerische Veterinaumlrverwaltung ist in der zuruumlckshyliegenden Dekade an ihren Aufgaben sichtlich geshywachsen BSE Vogelgrippe und andere Tierseuchen sind unvorhersehbare teils beaumlngstigende aumluszligere Rahmenbedingungen unseres Handelns Diese jeshydoch nicht zugleich als Chance zu begreifen und das kuumlnftige Handeln danach auszurichten waumlre fahrlaumlsshysig Strategisches HANDELN und organisatorische Anpassung an aumluszligere Rahmenbedingungen durchshyziehen daher die junge Geschichte des LGL
HANDELN
Handeln 20
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Handeln
Die Gruumlndung des LGL war Teil der tiefgreifenden organisatorischen Eingriffe die gleichermaszligen auf europaumlischer deutscher und bayerischer Ebene umshygesetzt wurden um den durch BSE offenbarten Handlungsnotwendigkeiten Rechnung zu tragen Im Verlauf der kommenden Jahre sollte es aber noch eine Vielzahl weiterer aumluszligerer Faktoren geben die das LGL zum einen zum Handeln zwangen ihm aber zum anderen dadurch auch staumlndig neue Chancen boten Uumlberfluumlssiges auszusortieren Verkrustetes zu sprengen und Neues zu schaffen
Uumlberwachung Europarecht und Ausbildung sind drei Bereiche in denen exemplarisch ein Ruumlckblick gegeshyben werden soll wie das LGL sein Handeln fortlaushyfend an aumluszligere Notwendigkeiten aber auch im Rahshymen der sich dadurch ergebenden Moumlglichkeiten anshygepasst hat
Die seit Bestehen des LGL eingeleiteten Strukturshyaumlnderungen in der bayerischen Lebensmitteluumlberwashychung sind ein Beispiel fuumlr strategisches Handeln auf das heute schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ist
UumlberwachungIm Laufe des Jahres 2006 wurden in Bayern mehrere Faumllle aufgedeckt in denen nicht mehr zum Verzehr geeignetes Fleisch in den Verkehr gelangt war Die Medien haben im Rahmen der ausfuumlhrshylichen Berichterstattung uumlber diese Ereignisse den plakativen aber auch wenig differenzierten Begriff
bdquoGammelfleischskandalldquo gepraumlgt Das LGL war an der Aufarbeitung der genannten Vorkommnisse in vielfaumlltiger Weise beteiligt Zunaumlchst galt es ndash wie auch schon bei fruumlheren Sonderaktionen ndash die Untershysuchung und Beurteilung einer erheblichen Anzahl auszligerplanmaumlszligiger Proben sicherzustellen Im Rahshymen des EUshySchnellwarnsystems fuumlr Lebensshy und Futtermittel informierte das LGL die EUshyKommission und die anderen Mitgliedstaaten uumlber gravierende Faumllle Daruumlber hinaus leistete die vom LGL geleitete bdquoSonderkommission Wildldquo einen wesentlichen Beitrag zur Aufklaumlrung der Unregelmaumlszligigkeiten bei einem Wildfleisch verarbeitenden Betrieb in Niederbayern
Vor dem Hintergrund der erheblichen lebensmittelshyrechtlichen Verstoumlszlige kuumlndigte der damalige bayerishysche Staatsminister fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz Dr Werner Schnappauf am 31 Januar 2006 in einer Rede vor dem Bayerischen Landtag die Einrichtung einer bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo (SE) an Zur Umsetzung erarbeitete ein Planungsstab unter dem Vorsitz des heutigen Vizepraumlsidenten Dr Schick am LGL ein entsprechendes Konzept dem der Ministerrat im Mai 2006 zugestimmt hat Die SE hat ihre Arbeit am 1 Juli 2006 aufgenommen und wurde mit der am 30 September 2006 in Kraft getretenen Aumlnderung der Verordnung uumlber die Einrichtung der Bayerischen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmtervershyordnung ndash LAVshyUGV) auch rechtlich verankert
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Spezialeinheit Lebensmittel-sicherheit
Die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit wurde 2006 organisatorisch in das LGL eingegliedert es wurde weder eine neue Behoumlrde noch eine neue Verwaltungsebene geschaffen Seit der Neustruktushyrierung des LGL im Jahr 2009 bildet sie eine eigenshystaumlndige Abteilung das Landesinstitut Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit Durch die Spezialeinheit mit ihren naumlher am Vollzug orientierten Taumltigkeitsfeldern haben sich Aufgabenspektrum Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten des LGL erheblich ausgeweitet Neben der Untersuchung und Beurteilung von Lebensmittelproben die nach wie vor Kernaufgaben sind kamen mit der Schaffung der SE auch die Durchfuumlhrung von Betriebskontrollen die fachliche und rechtliche Beratung der VorshyOrtshyBehoumlrden und die Entwicklung von Konzepten und Strategien fuumlr die amtliche Lebensmitteluumlberwachung hinzu
Die amtliche Lebensmitteluumlberwachung ist in Deutschland Laumlndersache In Bayern agiert das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Geshysundheit als oberste Landesbehoumlrde und leitet den Geschaumlftsbereich Fuumlr den Vollzug des Lebensmittelshyrechts sind grundsaumltzlich die Kreisverwaltungsbehoumlrshyden also die kreisfreien Staumldte oder Landratsaumlmter zustaumlndig Die Regierungen uumlben die Rechtsshy und Fachaufsicht uumlber die Kreisverwaltungsbehoumlrden aus und sind zustaumlndig fuumlr die Zulassung von Betrieshyben Daneben wurde als voumlllig neues Element die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit in die amtliche Lebensmitteluumlberwachung integriert Die SE verfuumlgt dabei im Bereich Lebensmittel uumlber eigene Vollzugsshy
kompetenzen Sie hat zum Beispiel Betretungsrecht Recht zu Probenahmen und Sicherstellungen
Die SE umfasst im Bereich Lebensmittel vier Sachshygebiete Neben den Sachgebieten SE 1 (Rechtsshy und Grundsatzfragen EUshySchnellwarnsysteme) und SE 2 (Planung Koordination TIZIAN) sind die beiden Sachgebiete SE 3 und SE 4 fuumlr die Betriebsshy und Proshyduktionshygiene in Suumldshy und Nordbayern zustaumlndig
Der Bereich Tiergesundheit der SE mit den drei Sachgebieten Tierseuchen Tierschutz und Tierarzshyneimittel ist seit einer Umstrukturierung des LGL im Jahr 2009 in der neugeschaffenen Abteilung TF anshygesiedelt und arbeitet eng mit dem Bereich Lebensshymittel der SE zusammen Wie das gesamte LGL ist auch die SE an den verschiedenen Standorten praumlshysent fuumlr die vielfaumlltigen Aufgaben stehen ihr mittlershyweile einschlieszliglich des Bereichs Tiergesundheit uumlber 90 Mitarbeiter zur Verfuumlgung
Die SE ist die zentrale Anlaufstelle in Bayern fuumlr alle Fragen der Lebensmittelsicherheit Sie verfolgt eishynen interdisziplinaumlren Ansatz In ihr arbeiten insbeshysondere Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Lebensshymitteltechnologen Agraringenieure Oumlkotropholoshygen Lebensmittelkontrolleure EDVshySpezialisten und Juristen zusammen Sie unterhaumllt laufend intensive Kontakte zu anderen Behoumlrden wie Staatsanwaltshyschaften Polizei und Zoll Dadurch entstehen vielshyfaumlltige Moumlglichkeiten zur Zusammenarbeit Die Mitshyarbeiter haben unter anderem auch die Gelegenheit durch Hospitationen bei den Polizeishy und Zollbeshyhoumlrden einen Einblick in deren Arbeitsweise und dadurch neue Erkenntnisse fuumlr die eigene
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Uumlberwachungstaumltigkeit zu erlangen Dies ist nuumltzlich bei Vernehmungen oder bei der Analyse von Warenshystroumlmen Daruumlber hinaus brachten in den vergangeshynen fuumlnf Jahren auch Beamte anderer Behoumlrden wie Gewerbeaufsicht und Kriminalpolizei ihre Fachkenntshynisse im Rahmen einer Amtshilfe ein
BetriebskontrollenDen vordergruumlndig groumlszligten Aufgabenbereich der SE stellen die gemeinsam mit den Behoumlrden vor Ort durchgefuumlhrten Betriebskontrollen im Bereich Leshybensmittel sowie deren Auswertung dar Neben Schwerpunktkontrollen im Rahmen von Projekten koumlnnen auch spezielle Anlaumlsse wie Verbraucherhinshyweise oder Anforderungen durch eine VorshyOrtshyBeshyhoumlrde oder die Staatsanwaltschaft dazu fuumlhren dass die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit einen Beshytrieb kontrolliert Auch auffaumlllige Untersuchungsershygebnisse im LGL oder Faumllle aus den EUshySchnellshywarnsystemen koumlnnen Anlass fuumlr eine gemeinsame Kontrolle mit der Spezialeinheit sein Zudem ist das zum 1 Januar 2008 eingefuumlhrte Kontrollprogramm Lebensmittelsicherheit ein fester Bestandteil der Kontrolltaumltigkeit Das LGL hat das Konzept zu diesem Programm unter Einbeziehung der Regierungen erarshybeitet Es zielt darauf ab Lebensmittelbetriebe mit uumlberdurchschnittlich hohen oder komplexen Risiken angemessen zu kontrollieren und damit einen weshysentlichen Beitrag zur Optimierung der Lebensmitshytelsicherheit zu leisten Das Kontrollprogramm wird federfuumlhrend durch die Kreisverwaltungsbehoumlrden umgesetzt und vollzogen Diese beteiligen dabei die Spezialeinheit sowie ndash zumindest bei zulassungsshypflichtigen Betrieben ndash auch die Regierungen
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Im Rahmen der Kontrollen setzt die SE erweiterte Kontrollteams ein Dies wird insbesondere dadurch moumlglich dass die SE nicht mit der Regeluumlberwashychung belastet ist und uumlber einen groumlszligeren und staumlrker spezialisierten Personalkoumlrper als die VorshyOrtshyBehoumlrden verfuumlgt Die personelle Staumlrke der Kontrollteams richtet sich nach Betriebsgroumlszlige und shyart Im Rahmen eines integrierten Ansatzes werden bei groszligen Betrieben in der Regel Untergruppen geshybildet die spezielle Aspekte wie einzelne Produktishyonsabschnitte Betriebshygiene Dokumentenkontshyrolle Nachverfolgung von Warenstroumlmen tierische Nebenprodukte oder Tierschutz ndash etwa in Schlachtshyhoumlfen ndash uumlberpruumlfen Ferner werden die Kontrollen der SE mit einer erhoumlhten Kontrollintensitaumlt durchgeshyfuumlhrt Durch die staumlrkere Spezialisierung der Kontrolshyleure ihre interdisziplinaumlre Ausrichtung die bayernshyweiten Vergleichsmoumlglichkeiten die groumlszligeren Teams und laumlngeren Kontrollzeiten kann eine houmlhere Kontrolltiefe erreicht werden Die Verwaltungsangeshyhoumlrigen der SE die im Auszligendienst bei Lebensmitshytelkontrollen eingesetzt werden sind seit 1 Februar 2007 unter Erfuumlllung bestimmter Voraussetzungen zudem Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft allerdings nur bezogen auf die Einhaltung lebensshymittelrechtlicher Vorschriften
Durch die Moumlglichkeit bayernweit Betriebe zu kontshyrollieren bieten sich der SE deutlich bessere Vershygleichsmoumlglichkeiten zwischen den Betrieben einzelshyner Branchen Damit kann sie sich zum Beispiel einen guten Uumlberblick uumlber die Arbeitsweisen der in Bayern ansaumlssigen wildverarbeitenden Betriebe vershyschaffen waumlhrend eine Kreisverwaltungsbehoumlrde allenfalls einen einzigen Betrieb dieser Branche in
ihrem Zustaumlndigkeitsbereich hat Die umfassende Vergleichsmoumlglichkeit erlaubt es bayernweit und einheitlich einen ordnungsgemaumlszligen Betriebsablauf aufzuzeigen und einen einheitlichen Vollzug sicherzushystellen
Zusaumltzlich arbeitet die SE eng mit den fuumlr die Untershysuchungen der Lebensmittelproben zustaumlndigen Landesinstituten zusammen Hierdurch wird eine opshytimale Verzahnung zwischen den Erkenntnissen aus Laboruntersuchungen sowie dem Sachverstand der zahlreichen am LGL taumltigen Experten der verschieshydenen Fachdisziplinen einerseits und der mehr am Vollzug und der Optimierung von Kontrollkonzepten orientierten Taumltigkeit der SE andererseits erreicht
MultiplikatorNeben der Kontrolle einzelner Betriebe gehoumlrt es aber auch zu den Aufgaben der SE die Ergebnisse der Kontrollen betriebsuumlbergreifend auszuwerten inshydem sie sich einen Uumlberblick uumlber die Situation in den verschiedenen Lebensmittelbranchen verschafft und dort vorhandene Schwachpunkte aufspuumlrt Im Rahmen einer Schwachstellenanalyse werden die in den Betrieben einer Branche festgestellten gleicharshytigen und wiederholt auftretenden Maumlngel in Maumlnshygelkategorien zusammengefasst und anschlieszligend im Hinblick auf gemeinsame Ursachen analysiert Beshyruumlcksichtigt werden dabei zum Beispiel Betriebsart shystruktur und shygroumlszlige Bisher fuumlhrte die Spezialeinheit eine Schwachstellenanalyse unter anderem fuumlr Schlachthoumlfe wildverarbeitende Betriebe Baumlckereishyen und Brauereien durch Sofern sich Anhaltspunkte fuumlr gehaumluft auftretende vergleichbare Problemstelshy
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lungen ergeben entwickelt die SE in weiteren Schritshyten Loumlsungskonzepte und erarbeitet moumlgliche Abhilshyfemaszlignahmen Dazu gehoumlren die Erstellung von QualitaumltsmanagementshyDokumenten (zum Beispiel verbesserte Checklisten fuumlr Betriebskontrollen) und die zielgerichtete Schulung des Uumlberwachungspersoshynals um die Lebensmitteluumlberwachung in der Flaumlche zu optimieren und moumlglichst effizient zu gestalten Daruumlber hinaus werden in Gespraumlchen mit Verbaumlnshyden die ermittelten Schwachstellen eroumlrtert um die Betriebe hierfuumlr zu sensibilisieren und eine nachhaltishyge Maumlngelbeseitigung zu erreichen
Die Kontrolltaumltigkeit der SE stellt aber nur einen Teil der dort angesiedelten Aufgaben dar Die SE untershystuumltzt und beraumlt die Vollzugsbehoumlrden vor Ort bei fachlichen und rechtlichen Fragestellungen aus den Bereichen Lebensmittelsicherheit und Tiergesundshyheit Dies erfolgt auf vielfaumlltige Art und Weise zum Beispiel in Form von Stellungnahmen zu Anfragen in der Organisation und Durchfuumlhrung von Arbeitsshykreisen in der Ausarbeitung von Konzepten Checkshylisten und Verfahrensanweisungen (wie zur Kontrolle von Wildbetrieben) in der rechtlichen Unterstuumltzung bei Fragen des Lebensmittelrechts sowie seit 2010 in der Unterstuumltzung der Regierungen bei der Bearshybeitung von Zertifizierungen beim Export von Leshybensmitteln tierischen Ursprungs
Daneben wertet die SE Erkenntnisse zur Lebensmitshytelsicherheit aus und identifiziert potenzielle Risiken und Probleme produktshy (zum Beispiel Acrylamid in Lebkuchen ) oder branchenbezogen (etwa Kuumlhlshy und Gefrierhaumluser) Auf dieser Grundlage erarbeitet sie entsprechende Risikobeurteilungen und leitet risikoshy
orientiert Kontrollschwerpunkte ab Sie erstellt hiershyzu auch in Eigeninitiative Projekte in deren Rahmen insbesondere spezifische Checklisten fuumlr die Kontrolshylen der VorshyOrtshyBehoumlrden erarbeitet werden Diese werden allen betroffenen bayerischen Behoumlrden fuumlr ihre taumlgliche Arbeit zur Verfuumlgung gestellt Damit soll eine Optimierung und Vereinheitlichung der Kontrolshylen erreicht werden
Die SE unterstuumltzt das zustaumlndige Fachministerium das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) in allen Fragen der Lebensmitshytelsicherheit der Lebensmitteluumlberwachung sowie des Lebensmittelrechts Hierzu werden Stellungnahshymen zu Gesetzentwuumlrfen erstellt oder Konzepte zur Lebensmitteluumlberwachung erarbeitet In Krisenfaumlllen uumlbernimmt die SE auszligerdem in Abstimmung mit dem StMUG koordinierende Krisenmanagementaufshygaben wie etwa die Buumlndelung Sichtung Auswershytung und Aufbereitung von Informationen auf Lanshydesebene oder die Koordination der Maszlignahmen und Probenahmen der Lebensmitteluumlberwachungsshybehoumlrden vor Ort Fuumlr den Verbraucher werden zum Beispiel Informationen auf der Internetseite des LGL zusammengestellt und Hotlines eingerichtet
Weitere Aufgaben der SE sind unter anderem die Pubshylikation von oumlffentlichen Warnungen und Verbrauchershyinformationen auf der Internetseite des LGL (sowie auf wwwlebensmittelwarnungde) die Betreuung einer Verbraucherhotline am LGL fuumlr Hinweise aus der Bevoumllkerung auf Verstoumlszlige gegen das Lebensmittelshyrecht sowie seit 2009 die Betreuung der bayernweiten gemeinsamen Software TIZIAN fuumlr die Veterinaumlrshy Lebensmittelshy und Futtermitteluumlberwachung
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Eine besondere Schnittstellenfunktion im Vollzug des Lebensmittelrechts hat die SE in ihrer Aufgabe als Kontaktstelle Bayerns im hellip
EU-Schnellwarnsystem fuumlr Lebens- und Futtermittel
Bei der heutigen stark internationalen Verflechtung der Warenstroumlme in der Lebensmittelwirtschaft kann eine effektive amtliche Uumlberwachung der Lebensmittelsicherheit im EUshyBinnenmarkt nur gelingen wenn alle beteiligten Behoumlrden uumlber die Staatsgrenzen hinweg eng zusammenarbeiten
Zu diesem Zweck wurde mit dem Europaumlischen Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel bdquoRASFFldquo (Rapid Alert System for Food and Feed) ein System zum raschen Informationsaustausch zwischen EUshyMitgliedstaaten geschaffen uumlber das Erkenntnisse zu Lebensshy und Futtermitteln uumlbermitshytelt werden von denen (moumlglicherweise) eine ernsshyte Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht
Die rechtliche Grundlage fuumlr das RASFF findet sich in der sogenannten Basisverordnung VO (EG) Nr 1782002 Weitere Vorschriften zur Durchfuumlhshyrung des RASFF enthaumllt die VO (EG) Nr 162011
In Deutschland existiert neben der nationalen Konshytaktstelle am Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in jedem Bundesland eine eigene Kontaktstelle
Bayern Deutschland EUOriginalshy
meldungenFolgeshy
meldungen Originalshy
meldungenFolgeshy
meldungenOriginalshy
meldungen Folgeshy
meldungen 2006 53 75 419 240 2923 38452007 43 73 377 305 2976 43392008 39 52 433 359 3099 39752009 52 80 416 419 3322 47672010 50 80 397 366 3358 52242011 52 63 425 407 3812 5345
Meldeaufkommen im gesamten RASFF seit 2006 (Quelle Jahresberichte der EU-Kommission)
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Seit 1 Februar 2005 nimmt die Aufgabe der Konshytaktstelle Bayern ein eigenes Sachgebiet im LGL wahr das 2006 in die neugegruumlndete Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit (SE) eingegliedert wurde Mit der Verlagerung dieser Aufgabe vom damaligen Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zum LGL hat sich auch das Taumltigkeitsprofil des LGL deutlich erweitert Die RASFFshyKontaktstelle am LGL ist zentraler Ansprechpartner in Bayern in allen EUshySchnellshywarnungen betreffenden Fragen fuumlr das StMUG die Bezirksregierungen und die Kreisverwaltungsbeshyhoumlrden aber auch fuumlr das BVL und Ministerien soshywie nachgeordnete Behoumlrden der anderen Bundesshylaumlnder
In der RASFFshyKontaktstelle am LGL werden alle eingehenden Meldungen gesichtet und ausgewershytet Im Jahr 2011 waren dies uumlber 9000 RASFFshy Meldungen
Werden erstmalig Erkenntnisse zu einem Lebensshy oder Futtermittel eingestellt von dem eine ernste Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht wird eine Originalmeldung mit eigener Kennziffer generiert
Uumlber die Ergebnisse von Maszlignahmen sowie uumlber ermittelte Vertriebswege etc werden die Be teiligten des RASFF in Form von Folgemeldungen informiert
In allen Faumlllen in denen die betroffenen Lebensmitshytel in Bayern bereits auf dem Markt sind werden die Informationen uumlber die Regierungen an die
zustaumlndigen Behoumlrden vor Ort weitergegeben und die erforderlichen Maszlignahmen eingeleitet und koorshydiniert (zum Beispiel die Entfernung betroffener Lebensmittel aus dem Verkauf und die Uumlberwashychung von Ruumlckrufaktionen) Sind bayerische Untershynehmen (Hersteller Importeure Groszlighaumlndler) beshytroffen werden die weiteren Vertriebswege der fraglichen Lebensmittel ermittelt Warenruumlckrufe eingeleitet Ursachen fuumlr die entsprechenden Beshyanstandungen ermittelt und geeignete Abhilfeshymaszlignahmen ergriffen
Werden in Bayern Befunde uumlber Lebensshy oder Futtermittel die ein Risiko fuumlr die menschliche oder tierische Gesundheit bedeuten bekannt ndash zum Beishyspiel durch Untersuchungen des LGL ndash erstellt die RASFFshyKontaktstelle am LGL entsprechende Melshydungen fuumlr Bayern die in das Schnellwarnsystem eingestellt werden Von Bayern wurden jaumlhrlich circa 50 Originalmeldungen fuumlr das RASFF erstellt
Neben dem geschilderten Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel wird durch die Kontaktshystelle Bayern auch noch ein weiteres auf der Proshyduktsicherheitsrichtlinie beruhendes EUshySchnellshywarnsystem (Rapid Alert System for NonshyFood Products RAPEX = Rapid Exchange) betreut
Hier werden Faumllle gemeldet bei denen von der stofflichen Zusammensetzung kosmetischer Mittel oder sonstiger Bedarfsgegenstaumlnde (Bekleidung Spielzeug Reinigungsmittel) eine ernste Gefahr fuumlr Verbraucher ausgehen kann
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Die geschilderten Schnellwarnsysteme stellen ein effektives Mittel dar mit dessen Hilfe sehr rasch I nformationen uumlber moumlglicherweise von Lebensshy Futtermitteln oder sonstigen Verbraucherprodukten ausgehenden Gefahren fuumlr die menschliche Gesundshyheit zwischen allen beteiligten Staaten ausgetauscht werden koumlnnen
Durch die Ansiedelung der bayerischen RASFFshy und RAPEXshyKontaktstelle in der Spezialeinheit Lebensshymittelsicherheit sind diese eng angebunden an die Kontrolleure der SE Dies ist zum einen von Vorteil im Fall von brisanten Einzelfaumlllen bei denen Kontrolleure die zustaumlndigen Behoumlrden bei der Abarbeitung von Schnellwarnfaumlllen konkret unterstuumltzen koumlnnen als auch durch die Umsetzung der aus dem RASFF und RAPEX gewonnenen Erkenntnisse durch die SE zum Beispiel in Form von Kontrollschwerpunkten und Projekten
Durch die oben genannten Synergieeffekte (bdquokurze Wegeldquo) und die enge Zusammenarbeit der SE mit den Laborbereichen kann das LGL die bayerischen Behoumlrden beim Aufarbeiten von Problemfaumlllen im Bereich der Lebensshy und Futtermittelmittelsicherheit umfassend unterstuumltzen
Eng mit der Uumlberwachung im Bereich Lebensmittelshysicherheit verwoben sind tiergesundheitliche Uumlbershywachungsaufgaben Auch hier hatte das LGL in der vergangenen Dekade eine Vielzahl von Herausfordeshyrungen zu bewaumlltigen
Futtermittelsicherheit
Neben dem Verfuumltterungsverbot wurde die Futtershymitteluumlberwachung in Bayern in den letzten Jahren mit einer steigenden Zahl neuer Aufgaben konfronshytiert Dabei sind die missbraumluchliche Verwendung von Tierarzneimitteln die Kontamination mit pathoshygenen Mikroorganismen wie Salmonellen mit Schwermetallen oder Pestiziden und die Verwenshydung von nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnshyderten Produkten beispielhaft zu nennen Ein aktuelshyler Schwerpunkt ist die Kontamination von Futtermitshyteln mit Dioxinen dioxinaumlhnlichen und nichtdioxinshyaumlhnlichen PCBs In den ersten beiden Jahren der Dekade wurden im Europaumlischen Schnellwarnsysshytem (RASFF) mehr als 20 DioxinshyFaumllle gemeldet Diese Zahl sank aber in den Folgejahren stark ab Erst mit dem DioxinshyFall zu Beginn des Jahres 2011 erreichte die Zahl der Meldungen und Folgemeldunshygen fast wieder den fruumlheren Houmlchststand DioxinshyKontaminationen haben nicht immer eine illegale Verwendung von Stoffen als Ursache Oft fuumlhren unshygeeignete Rohstoffe Verfahren oder Geraumlte bei der Herstellung unwissentlich zur Kontamination des Futtermittels und uumlber die Nahrungskette zur Anreishycherung im Lebensmittel Fuumlr Bayern ist aus den Unshytersuchungszahlen des LGL kein kontinuierlicher Anshystieg der Kontaminationen abzuleiten
TierarzneimittelnIm Rahmen des Verbraucherschutzes werden die Anwendung und der Handel mit Tierarzneimitteln behoumlrdlich uumlberwacht Schwerpunkte der Uumlberwashychungstaumltigkeit sind tieraumlrztliche Hausapotheken und
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Houmlfe mit Nutztieren die der Lebensmittelgewinnung dienen Bundesweit wird in der Veterinaumlrverwaltung hierzu das Arzneimittelmodul des EDVshySoftwareshysystems BALVI verwendet an dessen Erstellung und Weiterentwicklung das LGL maszliggeblich beteishyligt ist So vertritt das LGL im Auftrag des StMUG das Land Bayern in der BALVIshyTierarzneimittelshy Laumlnderarbeitsgruppe Das LGL entwickelt und pflegt unter anderem den umfangreichen Verstoszligartenshykatalog in dem die Verstoszligshy und Anordnungstexte sowie die rechtlichen Begruumlndungen fuumlr die angeshyordneten Maszlignahmen hinterlegt sind und der bunshydesweit dem BALVIshyTierarzneimittelmodul als Quellshydatei zugrunde liegt Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit besteht in der Weiterentwicklung des Proshygramms um seine Anwenderfreundlichkeit sichershyzustellen So wurde die Dateneingabe optimiert und an die bayernweit geltenden QMshyDokumente zur Datenerhebung angepasst
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt besteht in der Steuerung behoumlrdlicher Arzneimittelabgabeverfahshyren Im Rahmen des jaumlhrlich durchgefuumlhrten und von der EU kofinanzierten Verfahrens zur Bekaumlmpfung der Varroamilbe der Bienen koordiniert das LGL die Abgabe der hierzu eingesetzten Arzneimittel durch die Veterinaumlraumlmter an die Imker und uumlbernimmt die Kommunikation mit Arzneimittelherstellern und der fuumlr die Foumlrdermittel zustaumlndigen Landwirtschaftsvershywaltung In Zusammenarbeit mit dem Fachzentrum Bienen der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Weinbau und Gartenbau stellt das LGL den Veterinaumlraumlmtern umfangreiche Informationen uumlber das jaumlhrliche Vorshygehen zur Verfuumlgung und steht ihnen im laufenden Verfahren beratend zur Seite
Tierschutz
Der Tierschutz ist ein wichtiges gesellschaftspolitishysches Anliegen das im Jahr 2002 in den Rang eines Staatsziels erhoben wurde Der Vollzug des Tiershyschutzrechtes ist daher eine wesentliche Aufgabe der Veterinaumlraumlmter Die Bandbreite der gehaltenen Tiere ist groszlig Sie reicht von Heimtieren uumlber landshywirtschaftliche Nutztiere bis zu Versuchsshy und Wildshytieren Aumlhnlich groszlig ist die Vielfalt der Bereiche in denen dem Tierschutz Rechnung getragen werden muss Schlachthoumlfe und Tiertransporte gehoumlren ebenso dazu wie Zoos Zirkusbetriebe Maumlrkte sportliche Veranstaltungen mit Tieren Tierhandel Jagd und Schaumldlingsbekaumlmpfung Um die bayerishyschen Veterinaumlrbehoumlrden bei der Bearbeitung dieses Gebietes fachlich qualifiziert zu unterstuumltzen und geshyzielt fortzubilden wurde daher am LGL im Oktober 2002 das Sachgebiet Tierschutz eingerichtet Hier werden mit steigender Tendenz mittlerweile jaumlhrlich uumlber 1000 fachliche Anfragen beantwortet
Beispielhaft seien zwei Arbeitsschwerpunkte hershyausgestellt Durch gezielte Kontrollen in vielen bayeshyrischen Schlachtstaumltten gelang es die Qualitaumlt des Umgangs mit den Tieren vor der Schlachtung und ihre Betaumlubung und Toumltung wesentlich zu verbesshysern Gleichzeitig wurde eine intensive Fortbildung des fuumlr die Uumlberwachung zustaumlndigen Personals in Form praxisnaher Workshops durchgefuumlhrt und ein Lehrfilm erstellt der sich an Gewerbetreibende und Uumlberwachungspersonal richtet
Im Heimtierbereich stellen Hundezuchten und pri vate Hundehaltungen einen Arbeitsschwerpunkt dar In
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Hundezuchten liegt der Fokus auf einem guten Umshygang mit den Tieren damit Tierliebhaber einen sozial vertraumlglichen und ungefaumlhrlichen Hund erhalten der im Zusammenleben mit den Menschen sein Leben ohne Angst und Leiden fuumlhren kann Da die Tiershyschutzhundeverordnung von 2001 viele unbestimmte Rechtsbegriffe enthaumllt wurden 2003 durch das Sachshygebiet Tierschutz bayerische Vollzugshinweise erarshybeitet die diese Begriffe naumlher erlaumlutern Dadurch wurde eine einheitliche Grundlage geschaffen auf deren Basis alle bayerischen Veterinaumlraumlmter die tiershyschutzrechtlichen Vorgaben vollziehen koumlnnen
Die Ausrichtung des LGL an den Beduumlrfnissen seishyner bdquoKundenldquo den Uumlberwachungsbehoumlrden vor Ort erfordert mehr als seine eigene kontinuierliche Anshypassung an fachwissenschaftliche oder rechtliche Rahmenbedingungen Denn nicht die Verfuumlgbarkeit von spezialisiertem Wissen an wenigen Stellen allein sichert die Qualitaumlt einer schlagkraumlftigen Uumlberwashychung vielmehr wird ein effektiver Wissenstransfer benoumltigt der Schritt haumllt mit der Zunahme der transshyportierten Inhalte denn
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Qualitaumlt will gelernt sein
ndash das gilt seit jeher war aber wohl nie so wichtig und schwierig wie heute Die Anforderungen und Anspruumlche steigen stetig die Handlungssituationen werden immer komplexer Das gilt auch fuumlr oumlffentlishyche Verwaltungen zumal im Bereich Gesundheit Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit Denn hier zeigt die Globalisierung mit der internationalen Mobilitaumlt der Menschen mit weltweitem Handel von Waren Tieren und Lebensmitteln unmittelbare Auswirkungen auf die Verhaumlltnisse vor Ort Auch loshykale bayerische Behoumlrden koumlnnen quasi uumlber Nacht vor bisher unbekannten Herausforderungen stehen BSE SARS Influenzapandemie oder mit EHECshyKeishymen belastete Lebensmittel sind bekannte Beispieshyle Sie betreffen das Lebensumfeld fast aller Menshyschen gehen deshalb mit entsprechender oumlffentlishycher Aufmerksamkeit einher und finden direkten Niederschlag in der Politik Um in einem solchen Umfeld dauerhaft zu bestehen muumlssen die Behoumlrshydenmitarbeiter bestens qualifiziert und hoch motishyviert sein
Die Entscheidungstraumlger zeigten groszligen Weitblick als sie 2002 die Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhshyrung und Verbraucherschutz (AGEV heute AGL) schufen und im ebenfalls neu gegruumlndeten Landesshyamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ansiedelten Ihr Auftrag Die Behoumlrden bei der Bewaumlltigung ihrer Aufgaben bestmoumlglich zu untershystuumltzen durch systematische bedarfsgerechte und praxisorientierte Qualifizierungsmaszlignahmen Neu und bis heute bundesweit einmalig war das Konzept alle Bildungsaufgaben des Oumlffentlichen Gesundshy
heitsshy und Veterinaumlrdienstes und der Lebensmittelshysicherheit in einer Akademie zu vereinen Die AGEV entstand aus der Zusammenfuumlhrung von Vorgaumlngershyeinrichtungen wie der Akademie fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen der Staatlichen Berufsfachschushyle fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnische Assistenten dem Fachbereich Ernaumlhrung aus der Staatlichen Fuumlhrungsakademie fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten (FUumlAK) und der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) Zug um Zug wurde sie um eine ganze Reihe von Aufgaben erweishytert und ausgebaut In ihrer Entwicklungsshy Anpasshysungsshy und Innovationsfaumlhigkeit war sie dabei nicht weniger gefordert als die Verwaltungsbereiche fuumlr die sie taumltig ist und die sie schult Dies zeigt sich nicht zuletzt in der 2009 aufgrund von Aumlnderungen im Ressortzuschnitt des zustaumlndigen Ministeriums erfolgten Umbenennung in Akademie fuumlr Gesundshyheit und Lebensmittelsicherheit (AGL)
Der AGL obliegt als zentraler Bildungseinrichtung fuumlr die Bereiche Gesundheit Veterinaumlrwesen und Lebens mittelsicherheit im Geschaumlftsbereich des bayerischen Staatsministeriums fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) das Management der Ausshy Fortshy und Weiterbildung Die zentralen Ziele sind
bull die bedarfsgerechte auf die Bewaumlltigung aktueller und zukuumlnftiger Herausforderungen ausgerichtete Qualifizierung der Behoumlrdenmitarbeiter
bull durch langfristige zielgerichtete Planung und kurzshyfristige Anpassung des Angebots
bull unter Anwendung teilnehmershy und transferorienshytierter Methodik
bull bei effizientem Einsatz der Haushaltsmittel
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Seit den Anfaumlngen im Jahr 2002 wuchs sowohl das Spektrum der Aufgaben als auch der Umfang an Veranstaltungen bestaumlndig an Zur Konzeption und Durchfuumlhrung ihrer Veranstaltungen kann die AGL heute auf 26 Mitarbeiter und uumlber 500 Referenten aus den Behoumlrden der Wissenschaft aus Verbaumlnshyden und der Wirtschaft zuruumlckgreifen mehr als ein Drittel davon aus dem LGL Seit einigen Jahren nehmen im Schnitt jaumlhrlich 7000 Personen an Fortshybildungsveranstaltungen und uumlber 500 Personen an mehrwoumlchigen bis mehrmonatigen Lehrgaumlngen teil In zehn Jahren Aufbauarbeit entstand aus beshyscheidenen Anfaumlngen ein umfassendes Programm zur Ausshy Fortshy und Weiterbildung fuumlr alle Berufsshygruppen im Bereich Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit In speziellen Lehrgaumlngen sowie Fachshytagungen Seminaren und Kongressen werden Amtsaumlrzte Amtstieraumlrzte und amtliche Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Pharmazeuten Sozialpaumldashygogen Lebensmittelkontrolleure Hygienekontrolshyleure Sozialmedizinische Assistentinnen amtliche Fachassistenten und weitere Fachleute der Behoumlrshyden fuumlr den Einstieg in die staatliche Laufbahn quashylifiziert oder in den jeweiligen Fachthemen auf dem aktuellen Stand gehalten Von Anfang an wurde mit der Rubrik bdquoFachseminar interdisziplinaumlrldquo im Jahres fortbildungsprogramm der Gruumlndungsidee Rechnung getragen dass die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen immer wichtiger wird fuumlr die Bewaumlltigung sowohl der akuten Herausforderungen wie auch der taumlglishychen Routinen Mit einem umfangreichen uumlberfachshylichen Fortbildungsprogramm stehen daruumlber hinshyaus allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Geschaumlftsbereiches Umwelt und Gesundheit
Angebote zur Staumlrkung ihrer sozialen methoshydischen und persoumln lichen Kompetenzen zur Ver fuumlgung Im Jahr 2010 hat das Bayerische Staatsshyministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit die Aufshygabe der bdquozustaumlndigen Stelleldquo nach dem Berufsshybildungsgesetz fuumlr die Ausbildung der Sozialvershysicherungsfachangestellten Fachrichtung allgeshymeine Krankenversicherung auf das LGL beziehungsweise die AGL uumlbertragen
Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
Der Zugang zu den Fachlaufbahnen des oumlffentlichen Gesundheitsshy und Veterinaumlrdienstes sowie der Leshybensmittelkontrolle erfordert in einschlaumlgigen Rechtsvorschriften festgelegte Qualifikationsmaszligshynahmen Die AGL fuumlhrte in den zehn Jahren seit ihshyrer Gruumlndung hierzu die folgenden Lehrgaumlnge inklushysive Pruumlfungsverfahren durch
bull Zehn AmtsarztshyLehrgaumlnge seit 2007 mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium Public Health an der LMU Muumlnchen
bull fuumlnf HygienekontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf SMAshyLehrgaumlnge
(Lehrgang fuumlr Sozialmedizinische Assistentinnen) bull zehn AmtstierarztshyLehrgaumlngebull acht LebensmittelkontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf VeterinaumlrassistentenshyLehrgaumlngebull einen FuttermittelprobenehmershyLehrgang bull vier Amtliche FachassistentenshyLehrgaumlnge
(bdquorotes Fleischldquo und bdquoweiszliges Fleischldquo)
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Alle Lehrgaumlnge richten sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bayern Gasthoumlrer aus anderen Laumlnshydern koumlnnen freie Plaumltze belegen Aumlrzte und Tieraumlrzshyte koumlnnen mit dem Lehrgang gleichzeitig die Anforshyderungen an die theoretische Weiterbildung zum Facharzt fuumlr oumlffentliche Gesundheit oder zum Fachshytierarzt fuumlr oumlffentliches Veterinaumlrwesen erfuumlllen Die Lehrgaumlnge wurden stetig inhaltlich uumlberarbeitet und konzeptionell weiterentwickelt
Die Ausbildung im AmtsarztshyLehrgang erfolgt am LGL in Kooperation mit dem MastershyStudiengang Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt
Muumlnchen (LMU) Durch die Verzahnung mit der Unishyversitaumlt haben die Kursteilnehmer seit 2008 die Moumlglichkeit in Verbindung mit dem Lehrgang auch den Master of Public Health (MPH) mit der Spezialishysierung Health Administration and Management (HAM) zu erwerben
2007 wurde die Akademie mit der Konzeption und Durchfuumlhrung eines Lehrgangs fuumlr amtliche Fachasshysistenten beauftragt Dieser musste nach den Vorgashyben der Verordnung (EG) 8542004 voumlllig neu konzishypiert werden und umfasst nun 500 Stunden theoretishyschen Unterricht
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Fuumlr das amtliche Personal in der Fleischhygieneuumlbershywachung (amtliche Tieraumlrzte und amtliche Fachassisshytenten) besteht gemaumlszlig VO (EG) Nr 8542004 eine jaumlhrliche Fortbildungspflicht Die notwendigen Vershyanstaltungen werden seit 2006 uumlber das Fortbilshydungsprogramm der AGL angeboten 2009 hat die AGL ein neues Fortbildungskonzept fuumlr diesen Beshyreich erarbeitet Die bis dahin durchgefuumlhrten einshyheitlichen Fortbildungstagungen (Jahrestagungen) wurden durch thematisch vielfaumlltige den untershyschiedlichen Beduumlrfnissen angepasste Fortbildungsshyveranstaltungen ergaumlnzt (WahlpflichtshyFortbildung) Die neuen fachlichen Inhalte tragen vermehrt den unterschiedlichen Taumltigkeitsfeldern und dem untershyschiedlichen Erfahrungsstand Rechnung
Aufgrund eines Ministerratsbeschlusses zur Verbesshyserung der Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2006 wurde in den Jahren 2007 und 2008 ein Sonshyderfortbildungsprogramm erstellt Ergaumlnzend zum jaumlhrlichen Fortbildungsangebot wurden 20 zusaumltzlishyche neu konzipierte Fortbildungen aufgenommen und damit die Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verdoppelt Neben vielen fachlishychen Schulungen waren spezielle uumlberfachliche Fortshybildungsangebote zur Verbesserung der Sozialshy und Methodenkompetenz insbesondere zur Gespraumlchsshyfuumlhrung und Konfliktbewaumlltigung fuumlr das Personal in der Lebensmittelshy und Futtermittelkontrolle sowie in der Veterinaumlrkontrolle enthalten Viele der Veranstalshytungen die speziell fuumlr das Sonderfortbildungsproshygramm konzipiert wurden waren so begehrt dass sie danach in das laufende jaumlhrliche Programm aufshygenommen und weitergefuumlhrt wurden
Schwerpunkt Fachfortbildung
Den Schwerpunkt der Fortbildungsarbeit bildet seit Gruumlndung der AGL die Durchfuumlhrung von Fachsemishynaren fuumlr Bedienstete der oumlffentlichen Verwaltung in den Bereichen oumlffentlicher Gesundheitsdienst oumlfshyfentlicher Veterinaumlrdienst und Lebensmittelkontrolle Bis zum Jahr 2008 betraf dies auch die Fortbildung der bayerischen Gewerbeaufsicht Fuumlr diesen Persoshynenkreis veranstaltete die AGL jaumlhrlich weit uumlber 200 einshy oder mehrtaumlgige Fachseminare Die Gesamtteilshynehmerzahl an von der AGL angebotenen Fortbilshydungsveranstaltungen und Tagungen betrug im Schnitt der letzten Jahre ungefaumlhr 7000 etwa 5500 davon betrafen Fachfortbildungen gut 500 uumlberfachshyliche Seminare und etwa 1000 InhouseshySchulungen am LGL sowie EDVshyFortbildungen Die Konzeption sieht schwerpunktmaumlszligig eintaumlgige Fachseminare vor welche in den Dienststellen des LGL in Nordshy und Suumldbayern identisch angeboten werden und akshytuelle Themen aufgreifen Diese Veranstaltungen sollen von mindestens einem Teilnehmer der Zielshygruppe aus den Landratsaumlmtern und Regierungen besucht werden damit ein einheitlicher Informashytionsshy und Wissensstand bei allen rechtlichen und fachlichen Neuerungen sowie bei Vollzugsfragen sishychergestellt werden kann Daneben gibt es eine Reishyhe von mehrtaumlgigen Seminaren welche Spezialtheshymen mit staumlrkerer Handlungsorientierung aufgreifen Diese werden in Kleingruppen in Seminarhaumlusern verteilt uumlber ganz Bayern oft uumlber Jahre hinweg anshygeboten Die Schulung spezieller FachshyEDVshyAnwenshydungen erfolgt in einshy und mehrtaumlgigen Seminaren am PCshyArbeitsplatz
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Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
Bei Gruumlndung der Akademie im Jahr 2002 gehoumlrte diese dem Geschaumlftsbereich des damals ebenfalls neu gegruumlndeten Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Verbraucherschutz an Damals wurde als Starthilfe eine umfangreiche Kooperation in der uumlberfachlichen Fortbildung mit dem Staatsministerishyum fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen beschlossen Diese dauerte bis 2005 und betraf auch die bis heute anhaltende Zusammenarbeit bei EDVshySeminaren mit der Verwaltungsschule der Sozialvershywaltung in Wasserburg Schritt fuumlr Schritt wurden dashyneben eigene Seminare zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Fuumlhrung und Kommunikation Arshybeitstechniken und Selbstmanagement sowie Presseshy und Oumlffentlichkeitsarbeit und Verwaltung aufgebaut Als dann im Jahr 2005 nach Umressortierung in den Geschaumlftsbereich des Umweltministeriums die uumlbershyfachliche Fortbildung fuumlr den gesamten neuen Geshyschaumlftsbereich von dort auf die Akademie uumlbertragen wurde konnte sofort ein umfangreiches eigenes Fortshybildungsangebot zusammengestellt werden
Die uumlberfachliche Fortbildung befasste sich in juumlngerer Zeit neben den Fuumlhrungsklassikern vorrangig mit Strashytegien fuumlr erfolgreiches Arbeiten im Team sowie dem Umgang mit den gestiegenen Anforderungen in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt Diese Seshyminare finden eine auszligerordentliche Akzeptanz Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Teamentwickshylung Zahlreiche Teams nehmen dieses Angebot an und entwickeln unter professioneller Begleitung konshykret und zielorientiert ihre individuellen Vorgehensweishy
sen Es geht um organisatorische und strategische Ansaumltze zur Steigerung von Effizienz und Effektivitaumlt Angestrebt werden ein besserer Informationsfluss soshywie eine gute Kommunikationskultur und Konfliktbeshywaumlltigung Neu im Angebot war zuletzt Mediation eine Moumlglichkeit der Konfliktbearbeitung unter Begleishytung eines professionellen Konflikthelfers
Neben den Fortbildungsangeboten des Geschaumlftsshybereiches gibt es zahlreiche InhouseshySchulungen fuumlr das Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (LGL) sowie Fuumlhrungsseminare fuumlr das Lanshydesamt fuumlr Umwelt (LfU) Der Themenkatalog des LGL reicht von Trainings fuumlr Teamshy und Gruppenleishyter zur Mitarbeiterfuumlhrung Maszlignahmen zu Gesundshyheitsshy und Arbeitsschutz speziellen Schulungen zur Einfuumlhrung eines digitalen Dokumentenmanageshymentsystems bis zur Ausbildung von Brandschutzshy und Ersthelfern
Die ASUMEDDie Hauptaufgabe der Bayerischen Akademie fuumlr Arshybeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) ist die theoretische Weitershy und Fortbildung bereits approshybierter Aumlrzte in den Bereichen BetriebsshyArbeitsmeshydizin und Sozialmedizin Im Schnitt haben insgesamt 200 bis 300 Aumlrztinnen und Aumlrzte jaumlhrlich aus allen Bundeslaumlndern an einem Kurs der ASUMED teilgeshynommen Insbesondere mit der Deutschen Gesellshyschaft fuumlr Arbeitsshy und Umweltmedizin den Akadeshymien in Duumlsseldorf und Bad Nauheim und dem Lanshydesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften bestehen auf diesem Geshybiet langjaumlhrige Kooperationen
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Bereits 2003 entwickelte die ASUMED ein Konzept zur Vermittlung von sogenannten Basisqualifikatioshynen in den arbeitsmedizinischen Weiterbildungskurshysen wie Kommunikationsshy Kooperationsshy und Teamshyfaumlhigkeit beziehungsweise Sozialkompetenz Dieser Kursbaustein sieht vor den Betriebsarzt mit organisashytionsshy wirtschaftsshy und arbeitspsychologischen Inhalshyten zu konfrontieren und ihn als Moderator und Spreshycher aller im Betrieb am Gesundheitsmanagement beteiligten Personen und Bereiche zu befaumlhigen
Mit dem von der ASUMED 2005 initiierten Foumlrdershyprojekt bdquoPsychosoziale Belastungen in der betriebsshyaumlrztlichen Praxisldquo wurde das Department fuumlr Psyshychologie Organisationsshy und Wirtschaftspsychologie der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen beshytraut Die daraus resultierenden Ergebnisse boten der ASUMED wertvolle Ansatzpunkte fuumlr eine inhaltshyliche und gestalterische Weiterentwicklung der Ausshybildungseinheiten
Die MTA-V-SchuleSchuumllerinnen und Schuumller der einzigen Staatlichen Berufsfachschule fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnishysche Assistenten (MTAshyVshySchule) in Bayern absolshyvieren am Standort Oberschleiszligheim eine dreijaumlhrige Ausbildung Sie werden in den Lehrshy und Routinelashyboratorien des LGL praktisch ausgebildet und erhalshyten daneben theoretischen Unterricht Dabei werden sie von uumlber 20 hausinternen und weiteren externen Lehrkraumlften unterrichtet und betreut Auf diese Weishyse erhalten die Schuumllerinnen und Schuumller in der seit 1942 bestehenden Schule eine aktuelle und umfasshysende Ausbildung auf allen relevanten Gebieten Alle
drei Jahre beginnt an der Dienststelle in Obershyschleiszligheim ein neuer Lehrgang mit rund 20 Schuumlleshyrinnen und Schuumllern
AusblickIn den naumlchsten Jahren werden die interne Qualitaumltsshyentwicklung und die Weiterentwicklung einer zeitgeshymaumlszligen LehrshyLernshyKultur noch staumlrker in den Fokus ruumlcken koumlnnen Als Leitziel der Qualifizierungsmaszligshynahmen zum Einstieg in die staatlichen Fachlaufbahshynen wird der Erwerb umfassender beruflicher Handshylungskompetenz noch mehr an Bedeutung gewinnen Im Rahmen der Entwicklung neuer LehrshyLernshyKonzepshyte soll verstaumlrkt ein Perspektivwechsel von der Lehshyrendenshy zur Lernershyzentrierten Perspektive vollzogen werden Das bisher vorherrschende primaumlr rezeptive Lehrangebot soll durch ein problembasiertes fallbezoshygenes und projektorientiertes Lernen ergaumlnzt werden Hierdurch kann die lebenslang wichtige Lernkompeshytenz und (Weitershy)Lernbereitschaft gestaumlrkt die Entshywicklung fachlicher sowie fachuumlbergreifender Kompeshytenzen gefoumlrdert und ein kooperativer Arbeitsstil unshyterstuumltzt werden Dies sind nicht zuletzt jene Kompeshytenzen die schon jetzt in einer Welt von rasch veraltendem Wissen und schnellen Veraumlnderungen in der Wirtschaft wie in der oumlffentlichen Verwaltung von zentraler Bedeutung sind
Dieser Prozess des Wandels hat die Rechtsgrundlashygen vieler Taumltigkeitsbereiche des LGLs in der letzten Dekade besonders erfasst und neu geordnet Die ehemals durchgaumlngig national gepraumlgte Rechtsetshyzung ist in einigen Bereichen nahezu vollstaumlndig ershysetzt worden durch ein einheitliches EUshyRecht
EUROPA
Europa 40
Europa
Seit seiner Gruumlndung wird das LGL von einem Proshyzess begleitet der beinahe alle seiner Taumltigkeitsbeshyreiche von Grund auf reformierte eine Europaumlisieshyrung der gesetzlichen Grundlagen
Insbesondere in den Bereichen Lebensmittelshy und Produktsicherheit Chemikalienrecht oder Tiergesundshyheit hat das LGL im Gruumlndungsjahr 2002 sein Hanshydeln noch uumlberwiegend auf nationale Gesetzgebung stuumltzen koumlnnen Diese war zwar auch schon an vielen Stellen von europaumlischen Verordnungen und Richtlinishyen beeinflusst die praumlgende Grundausrichtung jeshydoch fuszligte noch auf den historisch gewachsenen nashytionalen Gesetzeswerken So galt beispielsweise noch 2002 mit dem Lebensmittelshy und Bedarfsgeshygenstaumlndegesetz (LMBG) ein seit 1976 fortgeschrieshybenes Rechtswerk das auf seinem Vorlaumlufer dem Lebensmittelgesetz (LMG) von 1927 begruumlndet war Noch im Gruumlndungsjahr des LGL entstand jedoch mit der Verordnung 1782002 der sogenannten Basisvershyordnung ein neuer europaumlischer Gesetzesrahmen in dessen Gefolge kaum ein nationales Gesetz im Beshyreich der Lebensmittelsicherheit unangetastet bleishyben konnte Eine solche europaumlische Vereinheitlishychung ist nicht nur geeignet Handelshemmnisse abshyzubauen sondern reduziert auch deutlich bisherige Reibungsverluste bei grenzuumlbergreifenden Maszlignahshymen und gegenseitiger Informationsweitergabe was fuumlr einen wirksamen Verbraucherschutz in einem inshyternationalisierten Umfeld unverzichtbar ist Der Preis jedoch der fuumlr eine solche Aumlnderung des gesamten rechtlichen Rahmens zu bezahlen ist hat das LGL die letzten 10 Jahre viel beschaumlftigt Bisher konnte bei leshy
bensmittelrechtlichen Beurteilungen bis hin zu detailshyliertesten Einzelfragestellungen auf eine langjaumlhrige Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis zuruumlckgeshygriffen werden Der Wortlaut der neuen EU Verordshynungen hingegen musste fuumlr die taumlgliche Praxis der Lebensmitteluumlberwachung erst ausgelegt werden Strittige Fragen lieszligen sich teilweise nur durch houmlchstrichterliche Klaumlrung entscheiden Bis zur Ausbildung einer umfassenden Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis vergehen meist mehr als nur 10 Jahre Daher wird das LGL auch in der Zukunft in zahlreichen Taumltigkeitsbereichen mit diesen Herausforshyderungen eines neu geschaffenen europaweit harmoshynisierten Rechtsrahmens umgehen muumlssen
An zwei Beispielen der Regulierung neuartiger Leshybensmittel und Nahrungsergaumlnzungsmittel sowie der Chemikaliensicherheit sollen die Herausfordeshyrungen fuumlr das LGL illustriert werden die mit dem sich wandelnden rechtlichen Umfeld in der letzten Dekade verbunden waren
Novel FoodHerkoumlmmliche traditionelle Lebensmittel gelten aufshygrund jahrelanger Erfahrung als sicher und verkehrsshyfaumlhig wenn sie den lebensmittelrechtlichen Bestimshymungen entsprechen Eine spezielle Zulassung oder eine behoumlrdliche Meldung des Inverkehrbringens ist nicht erforderlich
Exotische Gemuumlse Pflanzen oder Fruumlchte Extrakte und Konzentrate daraus Stoffe mit vermeintlichem ernaumlhrungsphysiologischem oder gesundheitlichem Nutzen Pflanzen aus der traditionellen Chinesischen
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Medizin oder der Homoumlopathie sowie neue Technoshylogien gelangten in den letzten Jahren neu als Leshybensmittel auf den Markt
Mit steigender Anzahl und zunehmendem Einsatz dieser nichtshytraditionellen Lebensmittel wurde es beshyreits 1997 als notwendig erachtet zum Schutz der Gesundheit und um gleiche Wettbewerbsbedingunshygen in der gesamten Europaumlischen Union zu schafshyfen einheitliche Sicherheitspruumlfungen im Rahmen der Novel FoodshyVerordnung (VO (EG) Nr 25897) zu erlassen Erstmals muumlssen damit Lebensmittel ein von der Europaumlischen Union festgelegtes umfangreishyches Zulassungsverfahren durchlaufen Nur wenn sie nachweislich kein Gesundheitsrisiko darstellen den Verbraucher nicht taumluschen und nicht zu Mangelershyscheinungen fuumlhren koumlnnen diese bdquoneuartigen Leshybensmittelldquo (Novel Food) auf den Markt kommen Das gilt sowohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Lebensshymittelzutaten die als bdquoneuartigldquo eingestuft werden
Neuartige Lebensmittel und Lebensmittelzutaten sind nach der Novel FoodshyVerordnung so definiert dass sie vor dem Stichtag dem 15 Mai 1997 noch nicht in nennenswertem Umfang fuumlr den menschlishychen Verzehr in der Europaumlischen Union im Verkehr waren Es sind also Lebensmittel oder Lebensmittelshyzutaten die in der Europaumlischen Union nach dem Stichtag neu auf den Markt kommen oder kamen und unter eine der nachfolgenden Gruppen fallen
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten mit neuer gezielt modifizierter primaumlrer Molekularstruktur zum Beispiel Margarine mit Phytosterinesterzusatz zur Senkung des Cholesterinspiegels
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Mikshyroorganismen Pilzen oder Algen bestehen oder darshyaus isoliert worden sind zum Beispiel Lycopin das aus dem Pilz Blakeslea trispora gewonnen wird
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Pflanzen bestehen oder aus Pflanzen und Tieren isoliert wurden und die nicht erfahrungsgemaumlszlig als unbedenklich eingestuft werden koumlnnen zum Beishyspiel Saft aus der Frucht von Morinda citrifolia (Noshynifrucht) oder Steviablaumltter
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten bei deren Herstellung ein nicht herkoumlmmliches Verfahren anshygewandt wurde was die Struktur oder Zusammenshysetzung des Lebensmittels oder der Lebensmittelshyzutat wesentlich veraumlndert zum Beispiel Fruchtzushybereitung fuumlr Joghurt haltbar gemacht durch ein Hochdruckverfahren
Bis Ende 2003 zaumlhlten auch gentechnisch veraumlndershyte Lebensmittel zu den neuartigen Lebensmitteln Seit 2004 sind diese jedoch in einer eigenen Verordshynung geregelt
Aufgrund der umfangreichen Sicherheitsanforderunshygen bei der Antragstellung eines neuartigen Lebensshymittels oder Lebensmittelzutat kommt es jedoch nicht immer zur Zulassung Von den seit 1997 geshystellten 107 Antraumlgen nach Art 4 der Novel FoodshyVerordnung wurden 64 abgelehnt
Eine Besonderheit des Zulassungsverfahrens bei neushyartigen Lebensmitteln ist dass auch bestimmte Eigenshyschaften ausgelobt werden koumlnnen die nach allgemeishynem Recht bisher unzulaumlssig waren Dies zeigt sich zum Beispiel bei den im Jahr 2000 zugelassenen Physhy
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tosterinen Phytosterine sind geeignet den Cholesteshyrinspiegel zu senken Die cholesterinsenkende Wirshykung ist durch zahlreiche klinische Studien belegt Neshyben dieser positiven Wirkung wurden jedoch auch neshygative Nebenwirkungen festgestellt Diese Produkte sollten daher nur von Personen verzehrt werden die tatsaumlchlich einen zu hohen Cholesterinspiegel haben Um den Verbraucher vor gesundheitlichen Schaumlden zu schuumltzen wurde daher bereits bei der Zulassung eine umfangreiche Pflichtkennzeichnung in Form einer Vershyordnung festgelegt Produkte mit Phytosterinen duumlrfen nur in den Verkehr gebracht werden wenn in der Etishykettierung unter anderem darauf hingewiesen wird dass mit den Erzeugnissen der Cholesterinspiegel geshysenkt werden kann und daher die Produkte ausschlieszligshylich fuumlr Personen bestimmt sind die dies aus gesundshyheitlichen Gruumlnden tun muumlssen Erstmals wird also eine bisher verbotene krankheitsbezogene Werbung fuumlr bestimmte Produkte sogar vorgeschrieben
bdquoLebensmittel mit Phytosterinzusaumltzenldquo stellen die bekanntesten und am haumlufigsten gekauften neuartishygen Lebensmittel dar Mittlerweile befinden sich etwa 132 zugelassene Produkte mit Phytosterinen aus den unterschiedlichsten Warengruppen wie Brot Wurst Joghurt Milch Kaumlse und Margarine auf dem Markt
Neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelshyzutaten muumlssen nicht als neuartig gekennzeichnet werden Der uninformierte Verbraucher weiszlig daher nicht ob er gerade eines der zugelassenen neuartishygen ein traditionelles oder vielleicht sogar ein funktioshynelles (angereichertes Lebensmittel mit ausgelobtem gesundheitlichem Nutzen) Lebensmittel verzehrt
Am LGL werden jaumlhrlich etwa 700 Proben hinsichtlich neuartiger LebensmittelLebensmittelzutaten untershysucht die Beanstandungsquote liegt bei rund 7
NahrungsergaumlnzungsmittelDer Markt mit Nahrungsergaumlnzungsmitteln (NEM) boomt seit Jahren ungebrochen
NEM sind Lebensmittel die dazu bestimmt sind die allgemeine Ernaumlhrung zu ergaumlnzen Sie besteshyhen aus Konzentraten von einem oder mehreren Naumlhrstoffen (Vitamine und Mineralstoffe) oder sonstigen Stoffen mit ernaumlhrungsspezifischer oder physiologischer Wirkung (zum Beispiel Aminosaumlushyren Pflanzenshy und Kraumluterextrakte) sie werden in dosierter Form als Kapseln Fluumlssigampullen und so weiter in den Verkehr gebracht Hinsichtlich der in NEM verwendeten Stoffe gibt es derzeit nur eine EUshyweit guumlltige Positivliste fuumlr Vitamine und Mineshyralstoffe einschlieszliglich der Spurenelemente Es fehlen jedoch hierzu Regelungen zu Mindestshy und Houmlchstgehalten sowie Vorschriften hinsichtlich der Verwendung der bdquosonstigen Stoffeldquo Ein Ruumlckgriff auf die bisherige Verwaltungsshy und Rechtspreshychungspraxis ist allerdings auch nicht moumlglich da diese auf alten Vorschriften des nationalen Rechts beruhte die nicht selten mit der neuen EUshyGesetzshygebung inkompatibel sind
Nicht nur aufgrund ihrer Darreichungsformen (Tabletshyten oder aumlhnliches) koumlnnen NEM mit Arzneimitteln verwechselt werden Immer wieder versuchen Hershysteller den aufwendigen teuren und haumlufig ausshysichtslosen Weg der Zulassung eines Erzeugnisses
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als Arzneimittel zu umgehen indem sie ihre Produkshyte einfach als bdquoNahrungsergaumlnzungsmittelldquo in den Handel bringen da diese keiner strengen Zulasshysungspflicht unterliegen
Eine nicht geringe Anzahl der NEM bewegt sich dashymit in der Grauzone zwischen Lebensmittel und Arzshyneimittel Abgrenzungsfragen nehmen daher am LGL einen breiten Raum ein Hierbei erfolgt die Beshywertung unter Beruumlcksichtigung verschiedener Asshypekte wie stoffliche Zusammensetzung Dosierung der Zusatzshy und Inhaltsstoffe Werbeaussagen und Aufmachung des Produktes Gerade bei der Bewershytung des wissenschaftlich gesicherten Wahrheitsgeshyhaltes von Werbeaussagen bestand in der vergangeshynen Dekade erhebliche Rechtsunsicherheit die soshywohl fuumlr die Behoumlrden als auch fuumlr die Herstellerbeshytriebe oftmals langwierige und aufwendige gerichtliche Auseinandersetzungen zur Folge hatten Von der HealthshyClaimsshyVerordnung 19242006 hat sich das LGL erhofft dass spaumltestens Anfang 2010 dieser Unsicherheit ein Ende gesetzt wuumlrde Bis zu diesem Zeitpunkt sollte eine Positivliste zugelasseshyner Werbeaussagen verabschiedet werden die weshygen der groszligen Zahl der Antraumlge allerdings bis heute nicht vollstaumlndig ist Und so ist es nicht weiter vershywunderlich dass aus Sicht der Behoumlrden bei einem groszligen Teil der NEM wissenschaftlich nicht gesishycherte und somit irrefuumlhrende Werbeaussagen zu beanstanden sind dass sich aber die Durchsetzung dieser Beanstandungen durch die Kreisverwaltungsshybehoumlrden vor dem Hintergrund einer im Umbruch befindlichen Rechtslage und Rechtsprechung schwierig gestaltet
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Schon seit Jahren beobachten amtliche Uumlberwashychungsstellen daruumlber hinaus eine Zunahme an illeshygalen Verkaufsaktivitaumlten bei NEM die mit pharmashykologisch wirksamen Stoffen angereichert und demshyzufolge als Arzneimittel zu beurteilen sind Derartige Produkte stellen eine ernste Gefahr fuumlr die Gesundshyheit der Bevoumllkerung dar Die Bedenklichkeit spiegelt sich in zahlreichen Verbraucherbeschwerden uumlber schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen wider Bei Verstoumlszligen gegen Vorschriften des Arzneimittelgeshysetzes unterrichtet das LGL umgehend die zustaumlndishygen Behoumlrden und unterstuumltzt diese durch Fachgutshyachten bei der Ermittlungstaumltigkeit Die LGLshySachshyverstaumlndigen erstellten eine Liste mit beanstandeten
Nahrungsergaumlnzungsmitteln und gesundheitlich beshydenklichen LifestyleshyMedikamenten fuumlr Zollbehoumlrshyden und verschiedene Kriminalpolizeidienststellen
NEM beduumlrfen im Gegensatz zu Arzneimitteln keiner Zulassung Sie muumlssen lediglich nach sect 5 der Verordshynung uumlber Nahrungsergaumlnzungsmittel (NemV) beim Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensshymittelsicherheit (BVL) unter Vorlage eines Etikettenshymusters angezeigt werden Mit dem Anzeigevorshygang ist jedoch keine Pruumlfung verbunden Fuumlr die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Vorschriften ist der Hersteller oder Importeur selbst verantshywortlich
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Am LGL werden die angezeigten Etikettenmuster von NEM bayerischer Inverkehrbringer (2009 146 Anzeigen 2010 619 Anzeigen) vor allem im Hinblick auf ihre Zusammensetzung risikoorientiert uumlberpruumlft Die Uumlberpruumlfungen ergaben dass rund 13 der anshygezeigten Etikettenmuster nicht den lebensmittelshyrechtlichen Vorschriften entsprachen In diesen Faumllshylen benachrichtigt das LGL mittels Gutachten die zushystaumlndige Uumlberwachungsbehoumlrde
Nach LGLshyErfahrungen handelt es sich bei den NEM um eine schwierige und problematische Proshyduktgruppe deren Beanstandungsquote sich unvershyaumlndert auf relativ hohem Niveau bei rund 15 beshywegt Die zu untersuchende Zahl an NEM am LGL betraumlgt jaumlhrlich etwa 500 Proben
Hauptsaumlchliche Beanstandungsgruumlnde sind
bull irrefuumlhrende und krankheitsbezogene Werbung auf der Verpackung in der Packungsbeilage oder im Internet
bull Einstufung von NEM als Arzneimittelbull Verwendung nicht zugelassener Zusatzstoffebull Einstufung von Zutaten als neuartige Lebensmittelbull unvollstaumlndige undoder fremdsprachige Kennshy
zeichnung
Aufgrund der hohen Beanstandungsquote bei NEM entwickelte das LGL ein besonderes Betriebsshykontrollprogramm Es umfasst die Produktionsshyhygiene ebenso wie die wissenschaftlichen Nachshyweise fuumlr Werbebehauptungen die Ruumlckverfolgshybarkeit Statuserhebung der durchgefuumlhrten Eigenkontrollen (inklusive der Einhaltung des
HazardshyAnalysisshyCriticalshyControlshyPointshyKonzepts (HACCP)) und die Vertriebswege
Als Ergebnis der bisher durchgefuumlhrten Kontrollen ist festzustellen dass nur wenige Betriebe alle Herstelshylungsschritte selbst durchfuumlhren Die uumlberwiegende Anzahl der Betriebe bezieht fertige Ware von Lohnshyherstellern die allenfalls noch verpackt und etiketshytiert wird
NEM beduumlrfen weiterhin einer intensiven Kontrolle um ein akzeptables Verbraucherschutzniveau zu geshywaumlhrleisten ndash besonders gilt dies fuumlr Produkte die uumlber das Internet angeboten werden Begleitend dazu muss eine umfassende Verbraucheraufklaumlrung stattfinden denn ein falsches Ernaumlhrungsverhalten oder eine ungesunde Lebensweise koumlnnen durch die Einnahme von NEM nicht kompensiert werden Hier sind die Behoumlrden insbesondere gefordert die Umsetzung der HealthshyClaimsshyVerordnung in eine geregelte und verlaumlssliche Verwaltungspraxis voranshyzutreiben ndash zum Wohle eines rechtssicheren Umfelshydes fuumlr Herstellerbetriebe und eines gut und richtig informierten Verbrauchers
Eine aumlhnlich grundlegende rechtliche Neuausrichshytung wurde im Bereich der Chemikaliensicherheit mit der sogenannten REACHshyVerordnung 19072006 durch den europaumlischen Gesetzgeber auf den Weg gebracht und wird wohl noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum neue Anforderungen fuumlr das LGL bereitshyhalten
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Chemikaliensicherheit
Seit sieben Jahren hat das LGL als Folge der Einglieshyderung des Landesamtes fuumlr Arbeitsschutz auch die Aufgabe Arbeitnehmer und Verbraucher im Rahmen der Chemikaliensicherheit vor gefaumlhrlichen chemishyschen Stoffen zu schuumltzen Die Art und der Umfang der Aufgabenstellung sind vielfaumlltig Exemplarisch soll dies anhand von drei Beispielen demonstriert werden zum einen die REACHshyInfoline fuumlr Untershynehmen zum anderen die Unterrichtung der Oumlffentshylichkeit im Rahmen der Neuregelung der Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien und zuletzt die Sachkundepruumlfung zu gefaumlhrlichen Stoffen
Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
Die Grundlage bildet seit 1981 das Chemikaliengeshysetz (ChemG) Dazu wurden diverse Ausfuumlhrungsshyverordnungen wie zum Beispiel die ChemVerbotsV die GefahrstoffV und spaumlter die BiostoffV erlassen Zur weiteren Auslegung dienen die Technischen Reshygeln fuumlr Gefahrstoffe Mit der REACHshyVerordnung (Registration Evaluation Authorisation of Chemishycals) ist 2007 ein neues europaweit geltendes Cheshymikalienrecht in Kraft getreten Hintergrund hierfuumlr war dass bis 2007 nur rund 5000 Neustoffe gemelshydet und zugelassen wurden Mehr als 100000 Cheshymikalien die im Umlauf waren die sogenannten bdquoAltstoffeldquo unterlagen keinem Zulassungsverfahren
Mit Inkrafttreten von REACH muumlssen nun Hersteller und Importeure Neushy und Altstoffe bei der Europaumlishy
schen Chemikalien Agentur (ECHA) in Helsinki regisshytrieren lassen Dort werden sie bewertet zugelasshysen oder bei moumlglichen Gefaumlhrdungen von Umwelt beziehungsweise Verbrauchern verboten oder nur mit Beschraumlnkungen genehmigt Damit soll die Cheshymikaliensicherheit erhoumlht und der Gesundheitsshy Umshyweltshy und Verbraucherschutz verbessert werden Das ehrgeizige Unternehmen soll dazu fuumlhren dass spaumltestens ab 2018 in der EU nur noch Chemikalien vermarktet werden duumlrfen deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt untershysucht und registriert worden sind
REACH-Infoline am LGL Die REACHshyVerordnung (REACHshyVO) ist ein komplishyziertes Regelwerk mit vielen Ausnahmen und Detailshyregelungen Sie umfasst mittlerweile weit uumlber 1000 Seiten Vor allem kleine und mittelstaumlndische Untershynehmen brauchen Informationen und Unterstuumltzung damit sie ihre Pflichten erfuumlllen koumlnnen Mit der beshyreits zum zweiten Mal aufgelegten Broschuumlre bdquoNeue EUshyChemikalienverordnung ndash REACHldquo wurde dieser Personenkreis in die Thematik eingefuumlhrt Bei der REACHshyInfoline die am LGL eingerichtet ist haben die Unternehmen die Moumlglichkeit konkret nachzufrashygen Besonders in der Anfangsphase war diese Hotshyline stark frequentiert So bereitete beispielweise vieshylen Unternehmen die Zuordnung ihrer Produkte als StoffGemisch oder als Erzeugnis Probleme Beishyspielsweise gilt importierter Stahl in Rohform als Geshymisch dessen Bestandteile registrierungspflichtig sind Ist der Stahl jedoch bereits gewalzt oder geshyformt so handelt es sich um ein Erzeugnis das nicht registrierungspflichtig im Sinne von REACH ist
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Wird der importierte Stahl umgeschmolzen gilt er als Gemisch Wird er hingegen rein mechanisch weishyterverarbeitet gilt er als Erzeugnis Als ein weiteres Beispiel kann der Gips dienen Bergmaumlnnisch abgeshybauter Gips muss als chemisch nicht veraumlnderter Naturstoff nicht registriert werden Gips der bei der Entschwefelung von Rauchgasen anfaumlllt und als Baushystoff auf den Markt gebracht wird muss hingegen registriert werden
Neue GefahrensymboleNach der Einfuumlhrung der REACHshyVO wurde auf EUshyEbene auch die Einstufung und Kennzeichnung von Stoffen neu geregelt 2009 trat die neue Verordnung uumlber die Einstufung Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen mit Uumlbergangsregelunshygen in Kraft Sie heiszligt auch GHSshy oder CLPshy Verordshynung (globally harmonized system oder classification labelling and packaging of substances and mixtures) und gilt prinzipiell fuumlr alle gefaumlhrlichen Stoffe an sich und in Gemischen Erzeugnisse sind hiervon nicht beshytroffen Fuumlr Stoffe ist sie verbindlich waumlhrend Gemishy
sche bis zum 1 Juni 2015 noch die alte Kennzeichshynung tragen duumlrfen Mit der GHSshyVerordnung soll weltweit die Einstufung und Kennzeichnung vereinshyheitlicht werden Denn bislang gab es unterschiedlishyche Systeme fuumlr die Kennzeichnung und eine untershyschiedliche Behandlung gleicher Produkte in verschieshydenen Laumlndern Stoffe die zum Beispiel in der EU Australien Malaysia und Thailand als gesundheitsshyschaumldlich eingestuft waren galten in den USA Kanashyda und Japan bereits als giftig hingegen in Indien als nichtshygiftig und in China gar als nicht gefaumlhrlich
Mit der Einfuumlhrung der neuen Kennzeichnung gingen dem Verbraucher alte Bekannte wie beispielsweise das Andreaskreuz verloren und neue Gefahrensymshybole (Piktogramme) mussten bekannt gemacht wershyden Um die Aufmerksamkeit der Oumlffentlichkeit zu erreichen und die Menschen aufzuklaumlren wurde am LGL eine gut verstaumlndliche Wanderausstellung zur Chemikalienkennzeichnung konzipiert Gleichzeitig wurde die Bevoumllkerung nachdruumlcklich fuumlr die Gefahshyren die von den verschiedenen Gefahrstoffen ausshygehen sensibilisiert
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Die Ausstellung umfasst rund 30 Poster und traumlgt den Titel bdquoSchutzschild ndash Die neu(e)n Zeichen fuumlr Ihre Sicherheitldquo Sie gliedert sich in drei Teile Zushynaumlchst zeigt sie Allgemeines zur neuen Kennzeichshynung mit einer Gegenuumlberstellung unter dem Schlagwort bdquoWas ist anders was ist neuldquo Der Mitshytelteil erklaumlrt auf jeweils zwei Postern die neuen Kennzeichen die jetzt Piktogramme heiszligen Dabei dient ein Poster als Blickfang das andere erlaumlutert das jeweilige Piktogramm welche Gefahren von dershyart gekennzeichneten Produkten ausgehen und wie man sich vor ihnen schuumltzt
Der Schlussteil verweist auf eine die Ausstellung beshygleitende Broschuumlre und auf die neu eingerichtete Website wwwschutzschildbayernde auf der weishytere Informationen abgerufen werden koumlnnen Die Wanderausstellung wurde im Februar 2010 im Deutshyschen Museum in Muumlnchen feierlich eroumlffnet Zurshyzeit wandert die Ausstellung durch ganz Bayern
SachkundepruumlfungGiftige sehr giftige brandfoumlrdernde hochentzuumlndlishyche undoder gesundheitsschaumldliche Stoffe duumlrfen erst nach der Erteilung einer behoumlrdlichen Erlaubnis von Personen die uumlber eine entsprechende Sachshykunde verfuumlgen in Verkehr gebracht werden Dies regelt der sect 3 der ChemikalienshyVerbotsverordnung (ChemVerbotsV) Die Kenntnisse von Gewerbetreishybenden beispielsweise zur Schaumldlichkeit und Kennshyzeichnung werden von der Gewerbeaufsicht schriftshylich mittels spezieller Fragen aus einem laumlnderuumlbershygreifenden bdquoGemeinsamen Fragenkatalogldquo uumlbershypruumlft Das LGL hat hierbei zwei Aufgaben die
Pruumlfungsfragen fuumlr die schriftliche Pruumlfung des Geshywerbeaufsichtsamtes zusammenzustellen und an der Pflege des Fragenkatalogs im Rahmen einer bundesweiten Arbeitsgruppe mitzuwirken Sehr aufshywendig war die Anpassung der Fragen an die neuen Kennzeichnungsregelungen und die Zunahme von stoffspezifischen Sachkundepruumlfungen
FazitVeraumlnderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen stellen den behoumlrdlichen Umgang mit der Chemikalishyensicherheit immer wieder vor neue Herausfordeshyrungen Mit Fortschreiten der Umsetzung der REACHshyVO wird auch das LGL als Landesbehoumlrde verstaumlrkt zu einer Drehscheibe zwischen den intershynationalen und nationalen Behoumlrden sowie der bayeshyrischen Gewerbeaufsicht zum Schutz der Bevoumllkeshyrung vor Risiken durch Chemikalien
Die REACHshyVerordnung macht deutlich dass ein wirksamer Schutz der Bevoumllkerung vor gesundheitlishychen Gefahren hier durch chemische Stoffe darauf angewiesen ist dass belastbare wissenschaftliche Daten beispielsweise zur Toxizitaumlt aber auch zu Vershybreitung in belebter und unbelebter Umwelt oder zu Abbaushy und Umbauprozessen vorliegen Waumlhrend die REACHshyVerordnung die Beschaffung derartiger Inforshymationen der Verantwortlichkeit der damit umgehenshyden Industrie zuweist lassen sich viele andere potenshyzielle Gesundheitsgefahren keinem bdquoVerursacherldquo zushyweisen Zur Beurteilung solcher Gefahren anhand wissenschaftlicher Daten sind auch und gerade staatshyliche Stellen wie das LGL gefordert durch eigene WISSENSCHAFT die benoumltigten Beitraumlge zu leisten
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WISSENSCHAFT
Wissenschaft 52
Wissenschaft
Als am 24 April 2002 erstmals berichtet wurde dass in erhitzten staumlrkehaltigen Lebensmitteln der bis dato in der Oumlffentlichkeit weithin unbekannte krebserregende Stoff Acrylamid in hohen und geshysundheitlich relevanten Mengen vorhanden ist sollte dies die Schlagzeilen der Tagespresse noch uumlber einen langen Zeitraum fuumlllen Dabei war Acrylamid schon immer in bestimmten Lebensmitshyteln enthalten gewesen Neu war lediglich das Wissen um diesen Sachverhalt Dieses Wissen ist einer schwedischen Wissenschaftlerin zu verdanshyken die bei einer umweltmedizinischen Untersushychung von Vergiftungsfaumlllen nach einem Acrylshyamideinsatz im Tunnelbau bemerkte dass auch die unbelastete Bevoumllkerung hohe Acrylamidgehalte im Blut aufwies die nur aus der Nahrung stammen konnten
Die weitere bdquoGeschichteldquo von Acrylamid zeigt deutshylich wie wichtig neue wissenschaftliche Erkenntnisshyse fuumlr zielgerichtete Maszlignahmen zum Schutz der oumlfshyfentlichen Gesundheit sind Gut temperaturkontrolshylierte Backprozesse koumlnnen zu einer deutlichen Reshyduktion der Acrylamidbildung fuumlhren Bestimmung von Acrylamid in Backprodukten und Beratung der Herstellerbetriebe konnten auch ohne gesetzliche Vorschrift die Acrylamidbelastung der Bevoumllkerung deutlich reduzieren Diese einfachen und dennoch wirkungsvollen Maszlignahmen konnten jedoch erst zum Nutzen der Bevoumllkerung eingesetzt werden als die Acrylamidbildung in Backprodukten und Moumlglichshykeiten ihrer Verhinderung untersucht und durch wisshysenschaftliche Publikation oumlffentlich wurden Auch
die bayerische Bevoumllkerung ist heute einer geringeshyren Acrylamidbelastung ausgesetzt als noch vor 10 Jahren und profitiert somit indirekt wie auch das LGL in seiner taumlglichen Arbeit von einer transparenshyten internationalen wissenschaftlichen Veroumlffentshylichungspraxis
Das LGL versteht sich als Teil der fachwissenshyschaftlichen Oumlffentlichkeit der sogenannten bdquoscientific communityldquo Innerhalb der letzten zehn Jahre hat das LGL daher konsequent einen Weg beschritten diese Integration in die bdquoscientific communityldquo voranzutreiben So wie das LGL selbst in seiner taumlglichen Taumltigkeit als ratgebender Dienstshyleister fuumlr Politik und Vollzugsbehoumlrden auf den reishychen Fundus wissenschaftlicher Publikationen anshyderer zuruumlckgreift so setzt es die damit verbundeshyne Verpflichtung um eigene Ergebnisse der Fachshywelt zu praumlsentieren Im Jahr 2001 haben die beiden Landesuntersuchungsaumlmter die Vorgaumlngershyeinrichtungen des LGL von insgesamt 56 Fachvershyoumlffentlichungen und Kongressbeitraumlgen nur vier in einer begutachteten (bdquopeer reviewedldquo) internatioshynalen englischsprachigen Zeitschrift veroumlffentlicht Bis zum Jahr 2011 stieg nicht nur die Zahl der wisshysenschaftlichen Veroumlffentlichungen bis auf uumlber 300 pro Jahr sondern auch der Anteil der internashytional veroumlffentlichten Beitraumlge auf uumlber 60
Am LGL wurden in der zuruumlckliegenden Dekade 171 Forschungsprojekte fuumlr die Weiterentwicklung und Validierung neuer Untersuchungsmethoden oder zur Untersuchung gesundheitsrelevanter Parameter in Tier Mensch Umwelt oder Lebensmittel initiiert Hierfuumlr konnte ein Gesamtvolumen von circa 26 Mio
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Euro an Foumlrdergeldern aus Foumlrderprogrammen bayeshyrischer Ministerien des Bundesforschungsshy und anshyderer Bundesministerien sowie aus dem europaumlishyschen Forschungsrahmenprogramm eingeworben werden
Die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und anshyderen Forschungseinrichtungen konnte die Gewinshynung und den Austausch hoch qualifizierten Persoshynals fuumlr das LGL deutlich erleichtern Besonders in Ausshy Fortshy und Weiterbildung konnte ein lebhafter gegenseitiger Austausch etabliert werden der zum einen praktische Aspekte staatlicher Gesundheitsshyfuumlrsorge durch die Beteiligung von LGLshyMitarbeitern an der akademischen Lehre in die Hochschulen transportieren konnte zum anderen aber auch ershylaubte Hochschullehrer fuumlr die Ausbildungsprogramshyme der Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit zu gewinnen Eine besonders enge Vershyschraumlnkung konnte hier durch die Fusion der Amtsshyarztausbildung mit dem Masterstudiengang bdquoPublic Healthldquo der LMU erreicht werden
Pettenkofer School of Public Health Oumlffentliche GesundheitPublic Health ist ein unvershyzichtbares Taumltigkeitsfeld der gesamtgesellschaftlishychen Bemuumlhungen um bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo (Institute of Medicine 1988 2002) Zunaumlchst mag die fuumlr Bayshyern handlungsleitende These einer (Reshy)Akademishysierung des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) im Rahmen einer universitaumlren bdquoSchool of Public Healthldquo uumlberraschen Sind die im OumlGD Taumltishygen nicht in aller Regel akademisch hoch qualifizierte
Fachleute Aumlrzte mit oftmals doppelter Facharztquashylifikation naumlmlich einem klinischen Facharzt in Vershybindung mit dem Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen
Eine akademische Qualifikation der im OumlGD in Fuumlhshyrungsshy oder Spezialfunktion Taumltigen ist sicherlich geshygeben etwa durch die angesprochenen promoviershyten Fachaumlrzte fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen mit leitenden Funktionen in den Gesundheitsaumlmtern Gleichzeitig ist das spezifische fachliche Taumltigkeitsshyfeld des OumlGD selbst seit geraumer Zeit nicht mehr durch eigene Lehrstuumlhle an einer medizinischen Fashykultaumlt vertreten Dies ist eine bemerkenswerte Beshysonderheit des Facharztes fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen auch angesichts der internationalen hisshytorischen Bedeutung der grundlegenden Arbeiten eishynes Max von Pettenkofer Rudolf Virchow oder Salomon Neumann fuumlr den betreffenden Faumlcherkashynon Die Erklaumlrung dieser besonderen Situation ist fuumlr den deutschen Sprachraum zu groszligen Teilen im Missbrauch der bevoumllkerungsmedizinischen Ansaumltze und deren Perversion fuumlr die verbrecherischen Ziele des Nationalsozialismus in der Zeit von 1933 bis 1945 zu finden (Labisch 1999 Schagen und Schleishyermacher 2005 Donhauser 2007)
Eine Aufarbeitung dieser fachlichshywissenschaftlishychen Defizite erfolgte fuumlr Deutschland durch die Pushyblic HealthshyFoumlrderprogramme des Bundes insbesonshydere zwischen 1991 und 2001 Diese Unterstuumltzung erfolgte zum einen durch die Foumlrderung groszliger epishydemiologischer Studien und von fuumlnf Forschungsvershybuumlnden Public Health zum zweiten durch ein AusshylandsshyStipendienprogramm zur Public HealthshyQualifishy
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kation deutscher Nachwuchswissenschaftler zum dritten durch den Aufbau eigener Public HealthshyStushydiengaumlnge zur Qualifikation an deutschen Universitaumlshyten Aumlhnliche Aufbauprozesse vollzogen sich auch in Oumlsterreich und in der Schweiz
Der OumlGD war daran zunaumlchst nur in vergleichsweise geringem Ausmaszlig beteiligt Dies erklaumlrt sich zwangshylos damit dass der OumlGD zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr an den deutschen Universitaumlten mit eishygenstaumlndigen Fachvertretern praumlsent war Dadurch war einerseits eine bdquoTheorieluumlckeldquo hinsichtlich der Repraumlsentanz von OumlGDshyThemen im Wissenschaftsshybereich gegeben andererseits eine bdquoPraxisluumlckeldquo bezogen auf einen nachhaltigen Praxisbezug der Forshyschung und Ausbildung an den neuen Public HealthshyStudiengaumlngen
Die Akademien in Duumlsseldorf und Muumlnchen welche die fuumlr die fachaumlrztliche Qualifikation vorgeschriebeshynen theoretischen Kursweiterbildungen anbieten suchten fruumlhzeitig Verbindungen mit dem universishytaumlren Bereich Public Health
Am Standort Muumlnchen ergaben sich besondere Chancen
In Uumlbereinstimmung mit dem BolognashyProzess (BoshylognashyErklaumlrung 1999) zur Schaffung eines einheitlishychen Europaumlischen Hochschulraums bis zum Jahr 2010 wurde der Public HealthshyStudiengang der LudshywigshyMaximiliansshyUniversitaumlt mit Beginn zum Wintershysemester 20082009 modularisiert (European Credit Transfer System ECTS) und zudem unter Einbezieshyhung der Belange des OumlGD erweitert
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Zeitgleich forderte ein Beschluss der Bayerischen Staatsregierung (Ministerratsbeschluss vom 2 Mai 2006) die Erarbeitung eines stimmigen Gesamtkonshyzeptes fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst (OumlGD) in Bayern Angesprochen wurden Fortshy und Weiterbildung Modularisierung des AmtsarztshyLehrshyganges Fortbildungsverpflichtung mit Punktesysshytem Uumlberpruumlfung des Ausbildungssystems und Strukturen des OumlGD
Diese beiden Entwicklungen stellen eine substanshyzielle Chance fuumlr eine stimmige an den europaweishyten bdquobest practiceldquoshyModellen orientierte Fortentshywicklung der Facharztweiterbildung Oumlffentliche Geshysundheit durch eine staumlrkere Vernetzung des Amtsshyarztlehrganges mit der universitaumlren Public HealthshyAusbildung dar Angesichts der demokratishyschen Weiterentwicklung der Gesellschaften in Eushyropa von der vorwiegend staatlich verwalteten oumlfshyfentlichen Gesundheit hin zu einer partnerschaftlich oumlffentlich verantworteten Gesundheit und einem poshysitiven Menschenrecht auf Gesundheit (Art 35 der Charta der Grundrechte der Europaumlischen Union) treshyten ndash zu den wichtigen klassischen Aufgaben des Gesundheitsschutzes ndash verstaumlrkt hinzu (sa KGSt 1998 Institute of Medicine 1998 und 2002 Locher WildnerKerscher 2009)
bull inhaltliche und fachliche Kompetenzen in neuen Steuerungsfunktionen im Bereich Gesundheitsshyschutz und GesundheitsfoumlrderungPraumlvention
bull die Befaumlhigung zur quantitativen Analyse Evaluatishyon und evidenzbasiertem Handeln
bull die Befaumlhigung zur effektiven Gesundheitsberichtshyerstattung Risikoshy und Krisenkommunikation
bull kulturelle und soziale Kompetenzen sowie Bereitshyschaft und Befaumlhigung zur intersektoralen Koopeshyration
bull die Befaumlhigung zur Beratung der Oumlffentlichkeit Moderation und Anwaltschaft auf lokaler regionashyler und uumlberregionaler Ebene
bull die Befaumlhigung zur Politikberatung auf verschiedeshynen Ebenen
bull die Befaumlhigung zur Reflexion beziehungsweise Entshywicklung von ethischen Grundpositionen und Staatsverstaumlndnis in der eigenen Arbeit
Vor dem Hintergrund dieses Anforderungsprofils war und ist fuumlr den Bereich der oumlffentlichen Gesundheit die verstaumlrkte Integration sozialer sozialwissenshyschaftlicher und evaluativer Kompetenzen in die Weitershy und Fortbildung notwendig (Akademie fuumlr oumlffentliches Gesundheitswesen Duumlsseldorf 2008 Stockmann et al 2009) Dies ist vergleichbar mit der Integration naturwissenschaftlicher Kompetenz in die Medizin im vergangenen Jahrhundert Diese Inshytegration ist insbesondere aus dem Bereich Public Health heraus zu erwarten und sollte damit vernetzt sein (Grunow und GrunowshyLutter 2000 Kurth 2005 Muumlller 2005) Die konkreten Entwicklungsschritte auf diesem Weg in Bayern werden nun hier vorgeshystellt
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Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesund-heitswesen
Die Notwendigkeit zur Fortentwicklung des Facharzshytes fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen ergibt sich aus den qualitativ gestiegenen Anforderungen im Beshyreich Oumlffentliche Gesundheit Insbesondere betrifft dies die Evidenzbasis des behoumlrdlichen Handelns und die Vernetzung mit verschiedenen Akteuren
Dazu kommt dass die Ausshy und Weiterbildung euroshypaweit kompatibel sein muss Hier bestand in Bayern die Moumlglichkeit im deutschsprachigen Raum eine Vorreiterrolle zu uumlbernehmen In Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien fuumlr eine einheitlich Europaumlishysche Hochschullandschaft wurde das bisherige Ausshybildungsangebot zu einem Master of Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen (LMU) welches bereits mit der Amtsarztausbildung vernetzt war erweitert Dabei wurde der bisherige Master of Public Health (MPH) um eine weitere Schwerpunktsetzung bdquoHealth Administration and ManagementVerwalten und Fuumlhren im Gesundheitsshywesenldquo (MPH Schwerpunkt HAM) erweitert Die Chancen fuumlr die Facharztausbildung im Oumlffentlichen Gesundheitswesen liegen in dieser erweiterten Schwerpunktsetzung Der Schwerpunkt in Health Administration und Management (Fuumlhren und Vershywalten im Gesundheitswesen) ist kompatibel mit der theoretischen Kursweiterbildung der Facharztweitershybildung im Bereich Oumlffentliches Gesundheitswesen Der bisherige Lehrgang mit 713 Kontaktstunden Unshyterricht wurde in Gaumlnze integriert Dies setzte eine abgestimmte Zertifizierung der Bildungsangebote des bisherigen Amtsarztlehrganges und die notwenshy
dige Anerkennung fuumlr eine universitaumlre Ausbildung zu einem Master voraus und bedeutete die Uumlberfuumlhrung des bisherigen Ausbildungsangebotes in die inhaltlishychen und formalen Voraussetzungen des ECTSshySysshytems Fuumlr den Erwerb eines Bolognashykonformen MastershyGrades musste die bisherige Ausbildung noch um Module ergaumlnzt werden die fuumlr die Kursteilshynehmer freiwillig sind ein Modul Biometrie sowie die Module eines Praktikums und einer Masterarbeit
Die Modularisierung in Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien beinhaltet die Vergabe von European Credit Transfersystempunkten (ECTS) 1 ECTSshyPunkt berechnet sich von der studentischen Arbeitsbelastung her als 30 Stunden Die an der LMU Muumlnchen umgesetzten MastershyProgramme hashyben einen Umfang von 120 ECTS Der Erwerb eines solchen Masterabschlusses setzt ein mindestens zweijaumlhriges VollzeitshyHochschulstudium (BachelorshyAbschluss) voraus und ist nicht auf Mediziner beshyschraumlnkt
Die derzeitige Modulstruktur im Bereich MPH (Schwerpunkt HAM) umfasst folgendes
bull Fuumlnf Pflichtmodule (Biometrie (9 ECTS) shy Epidemiologie (9 ECTS) shy Public Health Kernkomshypetenzen (12 ECTS) shy Praktikum (30 ECTS) shy Masterarbeit Kolloquium Disputation (30 ECTS))
bull Drei Wahlpflichtmodule (Taumltigkeitsfelder im OumlGD (12 ECTS) shy Public Health Politiken amp Praxis in der Gesundheitsverwaltung (9 ECTS) shy Fortgeschritteshyne Anwendungen in der Hygiene und Infektionsshykontrolle (9 ECTS))
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Fuumlr die Weiterentwicklung der Amtsarztausbildung bietet sich die Chance diese Modularisierung im Sinne einer groumlszligeren Flexibilisierung zu nutzen
Das gemeinsame Studiengangsangebot an der LMU Muumlnchen wurde im Sommer 2009 hinsichtlich seishyner BolognashyKonformitaumlt erfolgreich zertifiziert
Universitaumlre Vernetzung des LGL
Die Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (AGL) wurde fruumlhzeitig in die Entwicklungen eingebunden sodass die entsprechende Unterstuumltshyzung durch Integration des Amtsarztkurses in die modulare Struktur einschlieszliglich der notwendigen universitaumlren Akkreditierung gewaumlhrleistet war
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Potenziell waumlren folgende teilweise bereits gegebeshynen Erweiterungen denkbar
bull Zertifizierung von Ausbildungsshy bzw Weiterbildungsstellen Diese Taumltigkeit wird bereits jetzt wahrgenommen Sie wuumlrde sich im Fall einer erweiterten Facharztvergabe intensivieren
bull Pruumlfungsabnahme Zu trennen sind die universitaumlre Pruumlfung fuumlr die Verleihung des Mastergrades die staatliche Pruumlfung fuumlr die Taumltigkeit im Oumlffentlichen Gesundheitsdienst und die Facharztpruumlfung zur Anerkennung des Facharztes Im Zusammenhang mit der Amtsarztausbildung wurde aufgrund der gegebenen Rechtslage eine Staatspruumlfung zusaumltzlich zu den universitaumlren Pruumlfungen beibehalten Angestrebt ist eine Vereinheitlichung dieser Pruumlfungen
bull Staumlrkung der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in anshyderen Bereichen
Eine solche Entwicklung unterstuumltzt die strukturelle Vernetzung des Bayerischen Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit vershyschiedenen bayerischen universitaumlren Einrichtungen die veterinaumlrmedizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen die FriedrichshyAlexanshydershyUniversitaumlt Erlangen sowie die Technische Unishyversitaumlt Muumlnchen und die Medizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen
Zwischen der Medizinischen Fakultaumlt der LMU und dem LGL besteht seit Jahren auf verschiedenen
Feldern eine gute Zusammenarbeit Die wachsenshyden Herausforderungen an beide Vertragspartner ershyfordern eine zunehmende Vernetzung und Buumlndeshylung der Ressourcen um auf den verschiedenen Themengebieten von Medizin und Gesundheit soshywie bei der Entwicklung neuer wissenschaftlicher Methoden eine Verbesserung zu erreichen Vor diesem Hintergrund wurde am 8 Maumlrz 2007 eine Kooperationsvereinbarung zwischen LGL und LMU geschlossen
Ein weiterer wichtiger Meilenstein dieser Entwickshylung war die Bekraumlftigung des gemeinsamen Weges anlaumlsslich der Feier zum 200shyjaumlhrigen Bestehen des OumlGD in Bayern durch eine gemeinsame Erklaumlrung am 17 Juli 2008 sowie die Erarbeitung eines Statuts fuumlr eine Pettenkofer School of Public Health an der LMU (PSPHshyLMU) Traumlger der PSPHshyLMU sind die LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen das Helmholtzzentrum Muumlnchen sowie das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsichershyheit Das Statut wurde im Dezember 2009 von allen Traumlgern unterzeichnet
In Erfuumlllung der darin genannten Ziele ist die Einshyrichtung von Bruumlckenprofessuren vorgesehen Eine erste derartige Bruumlckenprofessur wurde 2010 eingeshyrichtet und mit Prof Manfred Wildner Leiter der Abshyteilung Gesundheit am LGL besetzt Sie traumlgt die Bezeichnung bdquoProfessur Oumlffentliches Gesundheitsshywesen shy Public Health Policy amp Administrationldquo mit den inhaltlichen Schwerpunkten
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bull Evidenz fuumlr gesundheitspolitische Analysen Geshysundheitsfolgeabschaumltzung (Health Impact Asshysessment HIA) Gesundheitsberichterstattung
bull staatliche Aufgabenwahrnehmungen im Gesundshyheitssystem Governance europaumlische Gesundshyheitspolitik Translation wissenschaftlicher Evidenz von Public Health
bull Aufgaben des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) sozialmedizinische Begutachtung
Weitere geeignete Bruumlckenprofessuren sollen folshygen Mit der Umsetzung dieses Programms in der Institution einer Pettenkofer School of Public Health wird die (Reshy)Akademisierung des OumlGD durch eine wieder gegebene universitaumlre Fachvertretung vollshyzogen Gleichzeitig sind dies Schritte auf einem Weg dem weitere Stationen folgen muumlssen und der nur gemeinsam gegangen werden kann Es geht um eine transparente evidenzshy und wertebasierte Aufgabenwahrnehmung durch den OumlGD auf allen Ebenen
Eine ganz praktische Konsequenz der bdquoVerwissenshyschaftlichungldquo die mit dem Uumlbergang von den Landesuntersuchungsaumlmtern vor 2002 zum LGL von 2012 angestrebt wurde ist der bidirektionale Methoshydentransfer aus der bdquoscientific communityldquo zum LGL und vice versa Waumlhrend 2002 viele molekularshybiologische Methoden noch einer experimentellen Umgebung vorbehalten waren konnten diese bis heute in weite Bereiche in die Uumlberwachungspraxis uumlbertragen werden Am LGL wurde dieser Prozess in der letzten Dekade sehr aktiv vorangetrieben
Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
Die Erfolgsgeschichte begann vor etwas mehr als zehn Jahren mit einer lebensmittelassoziierten Erreshygergruppe die sich mit klassischen mikrobiologischen Verfahren nicht nachweisen laumlsst ShigatoxinVerotoshyxin bildende Escherichia coli (STECVTEC) Charakteshyristisches Merkmal dieses Erregers ist das ShigatoshyxinshyBildungsvermoumlgen das genetisch (stx1 und stx2) kodiert ist Eine Toxinbildung findet im Lebensmittel kaum statt die Erkrankung wird durch die Aufnahme des Erregers einer Vermehrung im menschlichen Darm und der dort stattfindenden Toxinbildung ausshygeloumlst Zur Detektion von STECVTEC in einem Leshybensmittel gibt es zwei Moumlglichkeiten entweder den Einsatz molekularer Verfahren fuumlr den Nachweis von stx1 undoder stx2 oder die Induktion der Toxinbilshydung in vitro (durch Zusatz eines zytotoxischen Antishybiotikums zur Anreicherungsbouillon) und den anshyschlieszligenden Nachweis mittels immunologischer Vershyfahren Am Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entschied man sich fuumlr die molekulare Diagnostik unter anderem da dieshyse auch im humanmedizinischen Bereich eingesetzt wurde Am Standort in Oberschleiszligheim konnte die Humanshy Veterinaumlrshy und Lebensmitteldiagnostik in eishynem zentralen Laborbereich durchgefuumlhrt werden Zu diesem Zeitpunkt kam die Lebensmittelmikrobiologie am LGL zum ersten Mal mit molekularen Nachweisshyverfahren damals noch klassischer BlockshyPCR mit anshyschlieszligender Gelelektrophorese in Kontakt und man uumlberlegte ob man diese Verfahren auch bei anderen Erregern einsetzen koumlnnte Und so wurden PCRshy Verfahren basierend auf Methoden(entwuumlrfen) zur
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Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren nach sect 35 LMBG (heute sect 64 LFGB) fuumlr den Nachshyweis thermophiler Campylobacter spp und Salmonel-la spp parallel zu den klassisch mikrobiologischen Unshytersuchungen getestet Aber die ersten Versuche ershybrachten nicht den erhofften Erfolg Aufgrund der bei verschiedenen Lebensmittelmatrizes notwendigen DNAshyExtraktion mittels kommerzieller Extraktionskits sowie der der klassischen PCR nachgeschalteten Gelelektrophorese mit Ethidiumbromidfaumlrbung erwies sich das Verfahren im Hinblick auf den Nachweis thershymophiler Campylobacter spp als zu arbeitsshy und zeitshyintensiv um als Screeningverfahren in Konkurrenz zu dem bisher eingesetzten kommerziellen ELISAshySysshytem (VIDASreg) treten zu koumlnnen Einen entscheidenshyden Vorteil hatte diese Versuchsphase allerdings Sie brachte die Labormitarbeiter der Lebensmittelmikroshybiologie zum ersten Mal in Kontakt mit molekularen Arbeitstechniken Nachdem die PCR mit Ausnahme in der STECVTECshyDiagnostik in der Lebensmittelmishykrobiologie einige Zeit ein Schattendasein gefuumlhrt hatshyte entdeckte man fuumlr sie einen neuen Einsatzbereich Man verabschiedete sich vorerst von dem Gedanken eines schnellen Screeningverfahrens und suchte die Einsatzmoumlglichkeiten dort wo sich die PCR bereits bei STECVTEC als Erfolg erwiesen hatte der Diffeshyrenzierung bakterieller lebensmittelassoziierter Intoxishykationserreger deren Toxine im Lebensmittel nicht oder nur mittels TierversuchZellkulturassay nachshyweisbar sind (Clostridium botulinum und Bacillus ce-reus emetischer Typ) sowie dem Nachweis von Ershyregern fuumlr die bis heute zum Teil keine kulturellen Nachweisverfahren existieren Dies betrifft lebensshymittelassoziierte Viren wie etwa Noroviren Man kam uumlberein die Virendiagnostik nur an einem Standort in
Erlangen auszubauen da hierfuumlr separate Raumlumlichshykeiten spezielles Equipment sowie umfassende speshyzielle Fachkenntnisse vorhanden waren Die Lebensshymittelmikrobiologie in Oberschleiszligheim befasste sich im Gegenzug verstaumlrkt mit dem Einsatz der PCR zum Nachweis von Toxingenen bei bakteriellen lebensmitshytelbedingten Intoxikationsshy und Toxiinfektionserregern (unter anderem Clostridium botulinum Clostridium perfringens Bacillus cereus)
Fuumlr die Entwicklung Etablierung und Validierung der molekularen Verfahren die unter anderem im Rahshymen von Forschungsprojekten und Doktorarbeiten durchfuumlhrt wurden galt dabei stets der Grundsatz bdquoEntwicklung aus der Routinediagnostik heraus fuumlr den Einsatz in der Routinediagnostikldquo Ziel jedes entshywickelten Verfahrens war und ist bis heute der Einsatz in der taumlglichen Routinediagnostik immer in Kombinashytion mit und abgestimmt auf die entsprechenden mikshyrobiologischen Untersuchungsmethoden um diese zu ergaumlnzen zu verbessern oder abzukuumlrzen Diese Uumlberlegungen fuumlhrten dazu dass es am LGL anders als an anderen deutschen Untersuchungseinrichtunshygen nicht zur Etablierung eines eigenstaumlndigen moleshykularbiologischen Labors kam welches gesammelt die Proben aus den unterschiedlichen Untersuchungsshybereichen (Veterinaumlrbakteriologie Lebensmittelanalyshytik Veterinaumlrshy und Lebensmittelvirologie) als Servicelashybor untersucht und die Ergebnisse dann an die einzelshynen Fachgebiete uumlbermittelt Am LGL dagegen wurshyde an beiden Standorten die molekulare Diagnostik in die lebensmittelmikrobiologischen Labors integriert was nach und nach zu einer breiten Akzeptanz der Verwendung molekularer Verfahren im Bereich der Lebensmittelmikrobiologie fuumlhrte
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Real-Time-PCR
Der endguumlltige Durchbruch gelang der Molekularbioshylogie mit der Umstellung von klassischen PCRshyVershyfahren auf die RealshyTimeshyPCR Im Gegensatz zur
konventionellen PCR erlaubt die RealshyTimeshyPCR die Messung der entstehenden PCRshyProdukte bereits waumlhrend des PCRshyLaufs mithilfe von Fluoreszenzshyfarbstoffen
Erregergattung SpeziesdifferenzierungAn-Abwesen-
heitToxinbildungsvermoumlgen
Pathogenitaumltsfaktoren
Salmonella spp shyshyshy X
Campylobacter spp C jejuni coli lari X
Listeria spp L monocytogenes innocua welshimeri X
STECVTEC shyshyshy X X
Cronobacter spp shyshyshy X
Vibrio spp V parahaemolyticus vulnificus cholerae X X
Yersinia spp Yersinia enterocolitica X X
Mycobacterium sppM avium ssp paratuberculosis Bakterien d M tuberculosisshyKomplex
X
Bacillus sppBacillus cereus emetischer u diarrhoeischer Typ
X
Clostridium sppC botulinum perfringens difficile chauvei haemolyticum septicum novyi estertheticum
X X
Alicyclobacillus spp Alicyclobacillus acetoterrestris X
Noroviren Norovirus Genogruppe I u II X
Hepatitis A X
Rotaviren Rotaviren der Gruppe A X
Uumlbersicht uumlber die am LGL in der Lebensmittelmikrobiologie (Erlangen undoder Oberschleiszligheim) genutzten molekularen Nachweis- und Differenzierungsverfahren
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Somit wird der sich normalerweise an eine PCR anshyschlieszligende Schritt der Gelelektrophorese und Ethidiumbromidfaumlrbung uumlberfluumlssig Diese Zeitshy und Arbeitsersparnis lieszlig die RealshyTimeshyPCR auch als Screeningverfahren fuumlr die Untersuchung auf die Anshy oder Abwesenheit von lebensmittelassoziierten Inshyfektionserregern wie Salmonella spp thermophile Campylobacter spp oder Vibrio spp wieder attraktiv werden Am LGL wurde in der Lebensmittelmikroshybiologie von Anfang an mit RealshyTimeshyPCRshyGeraumlten gearbeitet die nicht an kommerzielle Untersushychungskits bestimmter Hersteller gebunden waren und so auch die Entwicklung hauseigener Nachweisshyverfahren ermoumlglichten Die uumlberwiegende Anzahl der derzeit verwendeten RealshyTimeshyPCRshyMethoden fuumlr bakterielle und virale Erreger wurde am LGL selbst entwickelt und umfassend validiert Es hanshydelt sich dabei um Systeme im sogenannten TaqshyManshyFormat bei dem anstatt interkalierender Farbshystoffe (SYBR Green) fluoreszenzmarkierte Oligonukshyleotide (Sonden) eingesetzt werden wodurch eine weitere Verifizierung des molekularen Ergebnisses wie beispielsweise durch die Sequenzierung bis auf wenige Ausnahmen uumlberfluumlssig wird Des Weiteren kommt bei den Verfahren eine Amplifikationskontrolshyle zum Einsatz die eine Unterscheidung zwischen falschshy und richtigshynegativen PCRshy Ergebnissen ershymoumlglicht Dies und die Routinetauglichkeit der Meshythoden fuumlhrte dazu dass die Experten des LGL in vielen nationalen und internationalen Arbeitsgruppen (sect 64 LFGB DIN CENISO) an der Erstellung und Normierung von Methodenvorschriften beteiligt washyren und sind Einige der InhouseshyVerfahren sind beshyreits in die Amtlichen Sammlung von Untersushychungsverfahren nach sect 64 LFGB bzw bei CENISO
aufgenommen oder stehen kurz vor der Veroumlffentlishychung Die Publikation der Untersuchungsmethoden in nationalen und internationalen Fachzeitschriften fuumlhrte des Weiteren dazu dass diese inzwischen in vielen Untersuchungseinrichtungen europaweit im Einsatz sind
Ziel jeglicher Methodenentwicklung in den lebensshymittelmikrobiologischen Labors am LGL war und ist niemals Forschung um ihrer selbst willen sondern immer die Verbesserung der diagnostischen Moumlgshylichkeiten vor dem Hintergrund eines umfassenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes Uumlber die Jahre hinweg wurde auf diesem Weg die Ursache einer Vielzahl von lebensmittelbedingten Ausbruumlshychen ermittelt die ohne den Einsatz der genannten Untersuchungsverfahren wohl unaufgeklaumlrt geblieshyben waumlren Die Erkenntnisse aus derartigen Ausshybruchsuntersuchungen sowie aus Statuserhebungen flieszligen regelmaumlszligig in die Verbraucheraufklaumlrung soshywie in Risikobewertungen fuumlr bestimmte StoffshyErreshygershyKombinationen ein Unter den in nebenstehenshyder Tabelle aufgefuumlhrten Untersuchungsverfahren finden sich bewusst auch Nachweismethoden fuumlr einige im Lebensmittelbereich unkonventionelle oder in Deutschland inzwischen in Vergessenheit geratene Erreger Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt dass es gerade vor dem Hintergrund des globalen Handels mit Lebensmitteln nie falsch ist auch fuumlr derartige Erreger Nachweisverfahren vorraumltig zu halten oder uumlber regelmaumlszligige Statusershyhebungen das Vorkommen in unterschiedlichen Lebensmittelmatrizes im Rahmen der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung im Auge zu behalten
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Kombination mit klassischen Verfahren
In vielen Bereichen lassen die klassischen qualitatishyven und quantitativen mikrobiologischen Nachweisshyverfahren nur eingeschraumlnkte Aussagen uumlber die Pashythogenitaumlt eines Erregers zu Zudem liefern molekushylare Verfahren bis heute keine verlaumlsslichen Aussashygen daruumlber ob der detektierte Erreger lebensfaumlhig und damit infektioumls ist eine Information die gerade im Lebensmittelbereich mit zum Teil hoch prozesshysierten Matrizes fuumlr eine eventuelle rechtliche Beshywertung des Befundes von entscheidender Bedeushytung ist Insofern wird sich am LGL auch zukuumlnftig fuumlr eine umfassende Diagnostik in der Lebensmittelshymikrobiologie nicht die Frage stellen ob molekulare oder klassisch mikrobiologische Verfahren eingeshysetzt werden sollen sondern eher die Frage welshyches molekulare Verfahren in Kombination mit welshychem klassisch kulturellem Nachweis die besten Ershygebnisse liefert Der eingeschlagene Weg der Leshybensmittelmikrobiologie am LGL in den letzten Jahren war im Sinne des gesundheitlichen Verbraushycherschutzes auf jeden Fall der richtige
Nicht nur fuumlr die Lebensmittelmikrobiologie war das letzte Jahrzehnt gepraumlgt von methodischen Herausshyforderungen Im Bereich der lebensmittelchemishyschen Analytik praumlgen vor allem sinkende Bestimshymungsgrenzen rationelle Multimethoden hoher Standard bei der Qualitaumltssicherung Automatisieshyrung und Hochdurchsatz den wissenschaftlichen Anshyspruch an die Analytik
Pflanzenschutzmittel
Als Ruumlckstaumlnde werden Wirkstoffe von Pflanzenshyschutzmitteln und ihre Abbaushy oder Reaktionsproshydukte bezeichnet die in oder auf Lebensmitteln vorshyhanden sind und insbesondere von der Verwendung im Pflanzenschutz herruumlhren koumlnnen Demnach stammen diese in der Regel aus einem bewussten Einsatz entsprechender Mittel
Das LGL verfolgt stets das Ziel der modernen Ruumlckshystandsanalyse mit vertretbarem Aufwand ein moumlgshylichst breites Wirkstoffspektrum in den verschieshydensten Lebensmitteln empfindlich zu erfassen um eine umfassende Kontrolle zu gewaumlhrleisten
Mit der Fokussierung der Speziallabore auf einen Standort wurden die Moumlglichkeiten geschaffen in den zehn Jahren seit Bestehen des LGL neue Aufshyarbeitungsshy und Messmethoden in die Analytik von PflanzenschutzmittelshyRuumlckstaumlnden einzufuumlhren Zushynaumlchst wurde die gaschromatografische Bestimshymung von uumlber 200 Komponenten in pflanzlichen Lebensmitteln durch ein LCshyMSMSshybasiertes Vershyfahren ergaumlnzt sodass insgesamt uumlber 400 Stoffe sehr empfindlich erfassbar waren Letztendlich loumlste die Einfuumlhrung der sogenannten QuEChERSshyMethoshyde und der verstaumlrkte Einsatz von massenspektroshymetrischen Detektoren die beiden getrennten Vershyfahren ab da mit dieser neuen Methode beide Messtechniken unproblematisch genutzt werden koumlnnen In der Folge konnte das Stoffspektrum des LGL bis heute auf rund 600 Komponenten erweitert werden wobei man auch noch Ressourcen einsparshyte
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Auch im Bereich der Einzelmethoden fuumlr die Stoffe die nicht mit den umfassenden Verfahren analysiert werden koumlnnen nutzte das LGL vor allem die LCshyMSMSshyTechnik um Wirkstoffe wie zum Beispiel Streptomycin Glyphosat und Ethephon in der Routishyne zu etablieren
Mit diesen analytischen Entwicklungen versetzt sich das LGL in die Lage den staumlndig zunehmenden Anshyforderungen durch die rechtlichen Vorgaben zu entshysprechen Mit der Harmonisierung in Europa durch die Verordnung (EG) Nr 3962005 sind nun fuumlr mehr als 450 Stoffe Grenzwerte festgelegt deren Einhalshytung zu uumlberpruumlfen ist Zwar wurde dadurch die Beshywertung der Ruumlckstaumlnde vereinfacht die Anforderunshygen an die Analytik sind jedoch deutlich gewachsen Dies wird auch in den immer umfassenderen europaumlshyischen und nationalen Kontrollprogrammen deutlich an denen das LGL beteiligt ist Zur Uumlberpruumlfung der Einhaltung der Grenzwerte ist die gesundheitliche Beshywertung der Ruumlckstaumlnde hinzugekommen Bei uumlbershyhoumlhten Ruumlckstaumlnden arbeiten am LGL Analytiker und Toxikologen zusammen um zu klaumlren ob durch die gefundenen Gehalte ein Risiko fuumlr den Verbraucher besteht Die Informationen uumlber gesundheitlich beshydenkliche Befunde werden dann von der Kontaktstelshyle am LGL fuumlr einshy und ausgehende Meldungen uumlber die EUshySchnellwarnsysteme verbreitet
Nachdem im oumlkologischen Anbau chemischshysyntheshytische Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden duumlrfen hat sich das LGL in einem mehrjaumlhrigen Proshyjekt dieser Thematik intensiv gewidmet Dabei wurshyde festgestellt dass bei BioshyLebensmitteln kaum Ruumlckstaumlnde zu finden waren
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Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
Zur Behandlung erkrankter Tiere werden Arzneimittel sehr unterschiedlicher Art eingesetzt Stoffe mit mastfoumlrdernder Wirkung und einige weitere Stoffe duumlrfen bei Tieren die zur Lebensmittelgewinnung dienen jedoch nicht angewendet werden Nach jeder Arzneimittelanwendung koumlnnen Reste der Wirkstoffe im Lebensmittel zuruumlckbleiben Diese duumlrfen maximal zulaumlssige Houmlchstgehalte nicht uumlberschreiten
Um diese Houmlchstmengen zuverlaumlssig uumlberwachen zu koumlnnen haben sich die Labore des LGL in ihrer Arbeit auf Schwerpunkte fokussiert waumlhrend die Labore der beiden ehemaligen Landesuntersuchungsaumlmter noch jeweils das gesamte analytische Spektrum abdecken mussten Nur so war es mit vertretbarem Aufwand moumlglich den rechtlichen Vorgaben der EU insbesonshydere hinsichtlich der erheblich gestiegenen Anfordeshyrungen im Bereich der Methodenvalidierung zu entshysprechen Die EU fordert fuumlr alle verwendeten Untershysuchungsverfahren umfangreiche Nachweise zur Qualitaumlt und Richtigkeit der Verfahren die erheblichen zusaumltzlichen Aufwand erfordern
Die analytische Bestimmung der sehr unterschiedlishychen Arzneistoffe macht eine groumlszligere Zahl untershyschiedlicher Nachweisverfahren erforderlich mit deshynen jeweils Gruppen chemisch verwandter Stoffe analysiert werden koumlnnen War es fruumlher noch unumshygaumlnglich Wirkstoffe mit gruppenspezifischen Einzelshymethoden zu analysieren werden heute moumlglichst viele Stoffe unterschiedlicher Gruppen durch Multishymethoden bestimmt Das LGL kann heute insgesamt uumlber 200 verschiedene Arzneimittelruumlckstaumlnde erfasshy
sen Um jede Probe jeweils auf Ruumlckstaumlnde moumlgshylichst vieler Wirkstoffe oder deren Metaboliten pruumlfen zu koumlnnen bleibt es trotz des Trends zu Multimethoshyden wegen der groszligen Unterschiede in den chemishyschen Eigenschaften der Wirkstoffe immer noch notshywendig mehrere Analysen durchzufuumlhren Die Leisshytungsfaumlhigkeit der LGLshyRuumlckstandslabore wird durch regelmaumlszligige erfolgreiche Teilnahme an nationalen und internationalen Ringversuchen dokumentiert
Die Entwicklung insbesondere der Multimethoden aber auch die Erweiterung des Untersuchungsspektshyrums im Bereich einzelner Arzneistoffgruppen wurshyde durch den Einsatz modernster Messtechnik erst ermoumlglicht allen voran der LCshyMSMS Waumlhrend fruumlher noch aufwendige GCshyMSshyVerfahren die meist eine Derivatisierung erforderten oder weniger empfindliche HPLCshyUVshyMesstechniken angewendet wurden koumlnnen heute mithilfe der LCshyMSMS Arzshyneimittelruumlckstaumlnde sowohl schneller und zuverlaumlssishyger als auch teils mit erheblich besserer Nachweisshyempfindlichkeit analysiert werden Nicht zuletzt durch diese technischen Verbesserungen koumlnnen gaumlnzlich unzulaumlssige Stoffe sicher und empfindlich bestimmt werden Zum Teil kann durch die houmlhere Spezifitaumlt der Messtechnik der Aufwand fuumlr die Proshybenvorbereitung deutlich verringert werden
Mit dem von der EU fuumlr jeden Mitgliedstaat vorgegeshybenen Nationalen Ruumlckstandskontrollplan (NRKP) wird vorrangig die heimische Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft uumlberpruumlft bevor sie in den Handel gelangen Durch die internationalen Warenstroumlme ershyreichen jedoch auch viele Produkte den bayerischen Verbraucher die nicht im Freistaat erzeugt wurden
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In einem Forschungsprojekt des LGL wurden rund 1000 Proben Lebensmittel tierischer Herkunft aus dem bayerischen Einzelhandel auf Antibiotikaruumlckshystaumlnde untersucht um einen Uumlberblick zur Ruumlckshystandssituation in diesem Bereich zu erhalten Die meisten Lebensmittel wiesen dabei entweder keine oder nur sehr geringe Antibiotikakonzentrationen auf Lediglich in Gefluumlgel waren Antibiotika haumlufiger und auch vereinzelt in etwas houmlherer Menge nachweisshybar zulaumlssige Houmlchstgehalte wurden jedoch nie uumlberschritten Auch Schweinefleisch enthaumllt haumlufishyger Antibiotikaruumlckstaumlnde allerdings mit Gehalten weit unter den Grenzwerten
Viele Fleischshy und Nierenproben aus Schlachthoumlfen werden mit dem biologischen Hemmstofftest auf Ruumlckstaumlnde von Stoffen untersucht die das Bakterishyenwachstum hemmen koumlnnen Auf diesem Weg koumlnnen Ruumlckstaumlnde von Antibiotika festgestellt wershyden aber auch Desinfektionsmittel zeigen dieselbe Wirkung Um vorhandene Antibiotika sicher festzushystellen werden alle Proben bei denen das Bakterishyenwachstum gehemmt war zur spezifischen Ermittshylung der Ruumlckstaumlnde weiter untersucht In fast 90 Prozent dieser Proben werden Antibiotika detektiert haumlufig sind auch die Houmlchstmengen uumlberschritten
Die nach dem NRKP zu untersuchenden Proben muumlssen nach einheitlichen statistischen Kriterien in Bayern entnommen werden Seit 2005 erstellt das LGL die Quartalsplaumlne und uumlberwacht deren Einhalshytung Zur eindeutigen Regelung aller mit dem NRKP zusammenhaumlngenden verwaltungsshy und veterinaumlrshyfachlichen Maszlignahmen wurde ein Handbuch zur Umsetzung des NRKP in Bayern erstellt das nun als
Bestandteil des Qualitaumltssicherungssystems Bayern verbindlich ist Dieses Handbuch wird regelmaumlszligig akshytualisiert und liegt in Kuumlrze in der dritten Version vor
KontaminantenAls Kontaminant gilt jeder Stoff der dem Lebensmitshytel nicht absichtlich hinzugefuumlgt wurde jedoch als Ruumlckstand bei der Gewinnung Fertigung Verarbeishytung Zubereitung Behandlung Aufmachung Verpashyckung Befoumlrderung oder Lagerung des betreffenden Lebensmittels oder infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt im Lebensmittel vorhanden ist
DioxineDioxine sind bereits in geringsten Mengen hochtoxishysche Stoffe die sich vorwiegend in tierischen Leshybensmitteln aufgrund einer vorangegangenen Belasshytungssituation anreichern koumlnnen Das LGL untershysucht Lebensmittel Bedarfsgegenstaumlnde und kosshymetische Mittel auf ihre Gehalte an Dioxinen um relevante Belastungspfade zu erkennen
Nach der Identifizierung dioxinbelasteter Proben werden in Zusammenarbeit mit der Kreisverwalshytungsbehoumlrde der Regierung von Oberbayern und dem Landesamt fuumlr Umwelt die Eintragsquellen geshysucht Durch die konsequente Verfolgung des Belasshytungspfades konnten bereits mehrfach vorwiegend lokal begrenzte Belastungsquellen ermittelt und abshygestellt werden Gerade die bei Problemen in Kleinshybetrieben betroffene Verbraucherklientel auf die sich die Belastung fokussiert wird durch die erreichshyte Lebensmittelsicherheit entlastet
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Waumlhrend der letzten zehn Jahre ergaumlnzte das LGL die anspruchsvolle Dioxinanalytik mit ihren sehr geshyringen Nachweisgrenzen durch weitere relevante Substanzen Dies betrifft insbesondere die polychloshyrierten Biphenyle (PCB) die nach ihrem physiologishyschen Wirkungsmechanismus aufgeteilt werden in dioxinaumlhnliche PCB (dlshyPCB) und den als Leitsubsshytanzen fuumlr die GesamtshyPCBshyBelastung ausgewaumlhlten nicht dioxinaumlhnlichen PCB (ndlshyPCB)
Fuumlr die bromierten Verbindungen wie zum Beispiel die Flammschutzmittel entwickelt das LGL gerade Methoden zur Erweiterung des Analyseumfangs
NitrosamineNitrosamine sind krebserregende Stoffe die bei der Herstellung von Lebensmitteln kosmetischen Mitshyteln und Bedarfsgegenstaumlnden entstehen koumlnnen Durch die hohe Nachweisempfindlichkeit entwickelshyte sich das LGL zu einem der fuumlhrenden Nitrosaminshylabore in Europa
Mit den kontinuierlich durchgefuumlhrten Untersuchunshygen gelang es die Nitrosaminbelastung der Malzshy und Bierproben deutlich zu reduzieren Dies konnte durch die Zusammenarbeit mit den Brauereien bei der Umstellung der Produktionsverfahren erreicht werden Der hohe Kenntnisstand bei der Nitrosaminshyuumlberpruumlfung fuumlhrte auch zur Uumlbernahme dieser Technologie an der TU MuumlnchenshyWeihenstephan
Ebenso fuumlhrten die gezielten Untersuchungen kosmetischer Mittel und von Bedarfsgegenstaumlnden durch das LGL dazu dass die Hersteller von beshy
lasteten Produkten die Rohstoffe intensiver kontrolshylieren und auch die Produktion umstellen um so die Nitrosaminbildung in ihren Erzeugnissen zu vershymeiden
MykotoxineMykotoxine (Schimmelpilzgifte) in Lebensmitteln sind uumlberwiegend auf den Befall pflanzlicher Rohshystoffe mit Schimmelpilzen bereits auf dem Feld soshywie bei falscher Lagerung zuruumlckzufuumlhren Aufgrund ihrer toxischen Wirkung und des weltweiten Hanshydels von Lebensmitteln ist es geboten Lebensmittel beim Import und im Handel intensiv auf bekannte Kontaminationen zu uumlberpruumlfen sowie neue Methoshyden zu etablieren um damit bislang nicht oder nur unzureichend bekannte Belastungen von Lebensmitshyteln mit Mykotoxinen aufzuzeigen
Im Rahmen eines Projekts mit der TU Muumlnchen wurde am LGL eine LCshyMSMSshyMultimethode entshywickelt mit der die gleichzeitige Bestimmung von 30 Mykotoxinen darunter Triochothecene Fumonishysine Aflatoxine Ochratoxine und Zearalenon moumlgshylich ist Mit dieser Methode wurde nachgewiesen dass Maiserzeugnisse haumlufig mehrfach im Einzelfall mit bis zu 20 Mykotoxinen gleichzeitig belastet sein koumlnnen Um Daten zum Vorkommen von Trichotheshycenen insbesondere zur beabsichtigten Festsetzung von Houmlchstgehalten fuumlr Tshy2shy und HTshy2shyToxin in Geshytreide und Getreideerzeugnissen zur Verfuumlgung stelshylen zu koumlnnen wurden mit der LCshyMSMSshyMethode umfangreiche Untersuchungen an Hafer Weizen Roggen und Reis sowie Erzeugnissen daraus durchgefuumlhrt
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Das LGL beteiligte sich bei der Erarbeitung einer sect 64 LFGBshyMethode bei der mittels HPLCFLD zushysaumltzlich zu den uumlblichen sechs Ergotalkaloiden jetzt auch auf deren 8SshyIsomere (sogenannte bdquoshyinineldquo) in Getreideshy und Getreideerzeugnissen untersucht wird Dies dient dazu die relativen Anteile der vershyschiedenen Ergotalkaloide in Mutterkoumlrnern zu ershyfassen sowie kuumlnftig einen Houmlchstgehalt fuumlr Ergotalshykoloide in Lebensmitteln festzusetzen
PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
Perfluorierte Tenside (PFT) werden seit Beginn der 1960ershyJahre kommerziell in vielen Verbrauchershyprodukten eingesetzt Es handelt sich um organishysche Verbindungen bei denen alle Wasserstoffshyatome am Kohlenstoffgeruumlst durch Fluoratome ershysetzt sind Da es sich bei der KohlenstoffshyFluorshy Bindung um eine der stabilsten Bindungen in der organischen Chemie handelt lassen sich PFT hoch erhitzen oder mit aggressiven Chemikalien behanshydeln ohne dass sie zerstoumlrt werden Durch ihre fluorierte Kohlenstoffkette sind die Substanzen mit unpolaren Fluumlssigkeiten wie Fett und organischen Loumlsungsmitteln mischbar loumlsen sich jedoch durch ihre polare Kopfgruppe auch in Wasser
Durch diese amphiphilen Eigenschaften koumlnnen mit PFT Impraumlgnierungen von Moumlbeln Textilien Schushyhen Teppichen oder Papier erzeugt werden die soshywohl wasserabweisend als auch gleichzeitig fettabshyweisend wirken Fuumlr Galvanikbaumlder und bei der Beshykaumlmpfung von Braumlnden unpolarer Fluumlssigkeiten wie
Benzin oder Kerosin werden PFT als Schaumbildner eingesetzt weil solche Spezialschaumlume auch unter diesen extremen Bedingungen (Chromschwefelshysaumlure Hitze unpolare Fluumlssigkeit) noch einen stabishylen Schaum auf der Fluumlssigkeitsoberflaumlche ausbilden koumlnnen
Die bei der Anwendung gewuumlnschte hohe Stabilitaumlt der PFT bedingt dass die Substanzen biologisch kaum abbaubar sind gleichzeitig sich aber uumlber das Wasser gut in der Umwelt verteilen Trotzdem wurshyden die Substanzen bis vor etwa zehn Jahren von kaum einem Labor analysiert weil sie mit klassishyschen Detektoren fuumlr die Fluumlssigkeitschromatografie wie UVshy oder Fluoreszenzdetektoren nicht erfassbar sind sich gleichzeitig aber auch nicht verdampfen lassen um einer gaschromatografischen Trennung zugaumlnglich zu sein Publiziert wurde noch im Jahr 1999 eine analytische Methode mit der in den USA erstmals die Ruumlckstandsbelastung in Grundwasser durch PFT aus Feuerloumlschschaumlumen gemessen wurshyde Eingesetzt wurde dazu eine Kopplung zwischen gaschromatografischer Trennung und massenspektshyrometrischer Detektion nach vorgeschalteter chemishyscher Umsetzung der Stoffe (Derivatisierung) Die Hauptkomponenten des Loumlschschaums aus der Klasse der PFT die Perfluorsulfonsaumluren waren mit dieser Methode jedoch nicht erfassbar Die Grenze bis zu der ein bestimmtes PFT damals erkannt wershyden konnte (Nachweisgrenze) wurde mit 18 Mikroshygramm im Liter (microgl) angegeben
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PFT-Analytik am LGL
Zur gleichen Zeit also vor rund zehn Jahren wurde auch am LGL die damals neue Technik der Koppshylung von Hochdruckfluumlssigkeitschromatografie (HPLC) mit der Massenspektrometrie uumlber eine soshygenannte ElektrosprayshyIonenquelle (ESIshyMS) und die selektivere Detektion in sogenannten TandemshyMassenspektrometern (MSMS) in die Routineanashylytik eingefuumlhrt Fuumlr wasserloumlsliche schlecht vershydampfbare aber geladene Substanzen wie PFT ist diese Technik bis heute die Methode der Wahl fuumlr einen aumluszligerst empfindlichen Nachweis Erste Arbeishyten mit Gehaltsbestimmungen von PFT in Wasser mittels HPLCshyESIshyMSMS erschienen im Jahr 2002 in den USA gefolgt von Analysen in Blut und in Leshybensmitteln Am LGL werden seit dem Jahr 2006 in dem erstmals PFTshyRuumlckstaumlnde in Grundshy und Oberflaumlchenwasser aus Deutschland publik wurden routinemaumlszligig Wasserproben auf anfangs zehn inshyzwischen zwoumllf verschiedene PFT untersucht Die Nachweisgrenze liegt dabei zwischen 0001 und 0004 Mikrogramm im Liter also um mehr als den Faktor 1000 niedriger als noch 1999 mittels GCshyMS nach Derivatisierung erreichbar Die niedrige Nachshyweisgrenze ist notwendig weil das vom Umweltshybundesamt empfohlene Mindestqualitaumltsziel fuumlr Trinkwasser (allgemeiner Vorsorgewert VW) 01 Mikrogramm im Liter fuumlr die Summe aller nachgeshywiesenen PFT betraumlgt Im Jahr 2007 hat das LGL eine automatisierte Methode zur Analyse der Leitshysubstanzen Perfluoroktansaumlure (PFOA englisch perfluorooctanoic acid) und Perfluoroktansulfonat (PFOS englisch perfluorooctane sulfonate) in Blut etabliert um die Belastung der Bevoumllkerung in Hushy
manbiomonitoringshyStudien erfassen zu koumlnnen Zushydem wurde die Analytik der PFT auf tierische und pflanzliche Lebensmittel ausgeweitet Weitergehenshyde Studien zur Aufnahme der PFT uumlber die Nahshyrungskette einschlieszliglich der Muttermilch fuumlhrte das LGL in den Jahren 2008 bis 2010 zusaumltzlich im Rahmen eines Forschungsprojektes durch das vom Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit fishynanziert wurde Die Ergebnisse des Projektes wurshyden in zahlreichen Publikationen und Fachvortraumlgen veroumlffentlicht
In den letzten fuumlnf Jahren hat sich herauskristallishysiert dass sich die Leitsubstanzen PFOA und PFOS im Blut des Menschen weitverbreitet nachweisen lassen Hauptsaumlchliche Ursache beim Menschen ist wohl die Ernaumlhrung wobei die weitverbreitete Hinshytergrundbelastung auch auf diffuse Quellen schlieshyszligen laumlsst Erhoumlhte Konzentrationen in Nahrungsmitshyteln hat das LGL bislang nur in wenigen raumlumlich eng begrenzten Gebieten in Bayern gefunden wo durch Produktionsanlagen oder verstaumlrkte Anwenshydung von Feuerloumlschschaum PFT uumlber Jahre in die Umwelt freigesetzt wurden Dabei stellen pflanzlishyche Lebensmittel das geringste Problem dar da Pflanzen zwar PFT aufnehmen aber nur in gerinshygem Maszlige anreichern koumlnnen Die Konzentrationen in den haumlufig verzehrten Speicherorganen liegen in der Regel niedriger als in den vegetativen Pflanzenshyteilen Nutztiere akkumulieren PFT vor allem in der Leber und Niere und nicht im Fettgewebe sodass der Verzehr von Fleisch selbst aus Gebieten mit ershyhoumlhter Umweltbelastung meist gesundheitlich unshybedenklich ist Eine Ausnahme stellen in diesem Zushysammenhang Wildschweine und Fische dar bei deshy
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nen aufgrund ihrer Lebensweise die houmlchsten Konshytaminationen gefunden wurden Trinkwasser kann wegen der im Vergleich zu anderen Lebensmitteln groszligen Aufnahmemenge ebenfalls einen uumlberproshyportionalen Beitrag zur Belastung der Bevoumllkerung liefern Bei uumlber 150 Analysen verschiedener risikoshyorientiert ausgewaumlhlter Wasserversorgungen in Bayern wurden jedoch bis auf drei Ausnahmen Geshyhalte jeweils deutlich unter dem allgemeinen Vorshysorgewert von 01 Mikrogramm pro Liter gefunden Bei den beiden uumlber dem Vorsorgewert belasteten Trinkwasserversorgungen wurden inzwischen Maszligshynahmen zur Reduktion der PFTshyGehalte wie Aufbeshyreitung uumlber Aktivkohle eingeleitet Diese Maszlignahshymen wurden nur durch die Weiterentwicklung der Analysetechnik und die Einfuumlhrung am LGL moumlglich denn mit dem Stand der Analysetechnik von 1999 waumlren in Lebensmitteln und Trinkwasser wahrshyscheinlich bis heute keine PFTshyKontaminationen nachweisbar
Acrylamid Im April 2002 sorgte eine Pressekonferenz der schwedischen Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit (Swedish National Food Administration NFA) fuumlr Aufsehen Schwedische Wissenschaftler hatten unshyterschiedliche teilweise hohe Mengen von Acrylshyamid in Lebensmitteln nachgewiesen Acrylamid war bis dahin nur als Ausgangsstoff in der Kunstshystoffindustrie bekannt Der Nachweis dieser genotoshyxischen Substanz in Lebensmitteln war unerwartet
Das damalige inzwischen aufgeloumlste Bundesinstitut fuumlr gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterishy
naumlrmedizin (BgVV) reagierte umgehend und bereits drei Wochen spaumlter fand zur besseren Risikoabshyschaumltzung ein Expertengespraumlch statt an dem auch das LGL beteiligt war In Folge dieses Gespraumlchs etablierte das LGL unverzuumlglich eine Methode zur Bestimmung von Acrylamid in Lebensmitteln und nahm am ersten deutschen Ringversuch fuumlr Acrylshyamid im September 2002 erfolgreich teil Gleichzeishytig begann die Untersuchung von Produkten aus dem Handel und von bayrischen Herstellern
Wegen der auch heute noch unzureichenden Datenshylage bezuumlglich der toxikologischen Wirkung von Acshyrylamid aus Lebensmitteln sind die Abschaumltzung eishynes Gefaumlhrdungspotenzials und die Festlegung eishynes Grenzwertes schwierig Um ein Risiko fuumlr die Verbraucher trotzdem so gering wie moumlglich zu halshyten stellte das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bereits Ende Aushygust 2002 das Minimierungskonzept vor Es handelt sich um ein dynamisches Konzept das durch die Berechnung eines Signalwertes aus den Ergebnisshysen der risikoorientierten Probenahme zu einer beshystaumlndigen Absenkung des Signalwertes bis auf die technisch machbaren Werte fuumlhren soll Damit ist es eine praktische Umsetzung des in Artikel 2 Abshysatz (2) der EWGshyKontaminantenshyKontrollverordshynung (VO EWG 31593) fuumlr alle Kontaminanten geshyforderten ALARAshyPrinzips (As Low As Reasonably Achievable ndash so niedrig wie vernuumlnftigerweise ershyreichbar) Wegen unbekannter Acrylamidgehalte in den deutschen Lebensmitteln wurde zunaumlchst ein Aktionswert von 1000 microgkg festgesetzt doch beshyreits Mitte September 2002 konnten aus den von den Laumlndern uumlbermittelten Ergebnissen die ersten
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Signalwerte berechnet werden Seit der Etablierung des Signalwertes haben acht Signalwertberechnunshygen stattgefunden zu denen das LGL mehr als 4000 Werte beigetragen hat
Gleichzeitig begann die Forschung uumlber den Reaktishyonsmechanismus und die beguumlnstigenden Faktoren der Acrylamidentstehung In Verbindung mit proshyduktbezogenen Schwerpunktuntersuchungen konnshyten immer mehr Risikofaktoren und gefaumlhrdete Proshydukte identifiziert werden Dieses Wissen ermoumlgshylichte und ermoumlglicht es auch heute noch im Falle
einer Signalwertuumlberschreitung im Rahmen des soshygenannten Minimierungsdialogs die Lebensmittelshyproduzenten zu beraten Besonders in der industrielshylen Produktion konnte durch ein schnelles Handeln in den ersten zwei Jahren eine deutliche Reduzieshyrung des Acrylamidgehaltes fuumlr verschiedene Proshydukte erreicht werden Aber auch im handwerklishychen Bereich hat das LGL beispielsweise durch Geshyspraumlche und Zusammenarbeit mit den bayerischen Landesinnungsverbaumlnden der Baumlcker und Konditoshyren zu einer Sensibilisierung fuumlr das Problem beigeshytragen
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2007 verabschiedete die Europaumlische Kommission eine Empfehlung den Acrylamidgehalt europaweit zu untersuchen und die Daten gesammelt auszushywerten (2007331EG) Die entsprechenden Daten wurden von der Europaumlischen Behoumlrde fuumlr Lebensshymittelsicherheit (EFSA) gesammelt und 2009 in eishynem Bericht zusammengefasst
Im Vergleich mit den Daten der Jahre 2003 bis 2006 der Datenbank des JRCshyIRMM wurde in dieshysem Bericht zwar von einer tendenziellen Abnahme der Acrylamidgehalte berichtet da dieser Schluss jedoch nicht fuumlr alle ausgewerteten Lebensmittelshygruppen eindeutig war gab die Europaumlische Komshymission 2010 weiterhin die Empfehlung die Acrylshyamidgehalte europaweit zu untersuchen (2010307EU) Die berichtete zu geringe Absenkung der Acrylshyamidgehalte europaweit ist darauf zuruumlckzufuumlhren dass Deutschland als einziges europaumlisches Land ein Konzept zur Minimierung etabliert hat Daher beshygannen 2009 die Planungen fuumlr einen europaweit guumlltigen Richtwert Dieser europaweite Richtwert wurde am 10 Januar 2011 durch eine Empfehlung der Kommission verabschiedet und ersetzt in Deutschland fuumlr die meisten Warengruppen den Signalwert Der europaumlische Richtwert basiert hauptsaumlchlich auf den in Deutschland erreichten Signalwerten Die Untersuchung von Lebensmitteln auf Acrylamid geht damit auf europaumlischer Ebene weiter Auch das LGL leistet durch regelmaumlszligige Unshytersuchungen dazu weiterhin signifikante Beitraumlge
Elemente und Schwermetalle
Der Entwicklungstrend bei der Analytik von Elemenshyten und Schwermetallen fuumlhrte in der breiten Anshywendung hin zu den Multielementtechniken mit inshyduktiv gekoppeltem Plasma (ICP) Mit der optischen Emissionsspektroskopie (ICPshyOES) und der Massenshyspektrometrie (ICPshyMS) lassen sich mit kurzen Messzeiten hohe Informationsgehalte fuumlr eine Vielshyzahl von Elementen erzielen Die am LGL vorhandeshynen Erfahrungen mit diesen Messverfahren besteshyhen seit mehreren Jahrzehnten und fuumlhrten unter anshyderem zu einem breit angelegten Untersuchungsproshygramm uumlber das Vorkommen von Uran in bayerischen Trinkwaumlssern oder zu detaillierter Kenntshynis der bei Keramiken eingesetzten Glasurbestandshyteile Die Untersuchungsaufgaben der letzten Jahre zeigten eine Verlagerung hin zur spezifischen Beshystimmung der Bindungsformen von Elementen um deren toxikologische Eigenschaften besser einordshynen zu koumlnnen So wurde am LGL ein Bestimmungsshyverfahren fuumlr anorganisches Arsen in Reis und Reisshyprodukten entwickelt und etabliert um fuumlr einen zu erwartenden Houmlchstwert geruumlstet zu sein Die Komshybination chromatografischer Trenntechniken (Gasshychromatografie Fluumlssigchromatografie) mit den ICPshyMethoden erlaubt es auch verschiedene Quecksilberverbindungen zu unterscheiden oder die Oxidationszustaumlnde von Chromverbindungen zu ershyfassen
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Echtheit und Herkunft
Die Pruumlfung der Echtheit von Lebensmitteln dient nicht nur dem Schutz des Verbrauchers vor Taumlushyschung sondern ist auch bei der zunehmenden Globalisierung der Maumlrkte ein wichtiges Kriterium fuumlr die Produktsicherheit Bei frischem Obst Gemuumlse Honig Eiern Kaumlse Fleisch sowie Wein ist eine Kennzeichnung des Ursprunglandes bereits vershypflichtend Insbesondere sind auch engere geografishysche Angaben bei vielen Lebensmitteln ein wichshytiges Qualitaumltskriterium Analysen mit herkoumlmmshylichen Verfahren fuumlhren meist nicht zu sicheren Ausshy
sagen im Hinblick auf die Pruumlfung der Unver faumllscht heit oder der Herkunft da die Manishypulationen oft geschickt durchgefuumlhrt werden Dies aumlnderte sich mit dem Einsatz der Stabilisotopenanashylytik in der Lebensmitteluumlberwachung Im Bereich der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung ist das LGL bundesweit die einzige Untersuchungsstelle die uumlber alle Messverfahren der Stabilisotopenanalyshytik verfuumlgt in der Dienststelle Wuumlrzburg gibt es seit 1993 ein Labor fuumlr Kernresonanzspektrometrie und im Jahr 2000 wurde in der Dienststelle Oberschleiszligshyheim ein Labor fuumlr Isotopenmassenspektrometrie in Betrieb genommen
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Bei der Stabilisotopenanalytik wird der Anteil der nicht radioaktiven leichten und schweren Varianten der stabilen Isotope verschiedener chemischer Eleshymente in Inhaltsstoffen ermittelt Dieser Anteil auch Isotopenverhaumlltnis genannt ist charakteristisch fuumlr den Rohstoff die geografische Herkunft und andere Eigenschaften sodass Manipulationen wie ein Zushysatz von Wasser und Zucker zu Wein oder eine Vershyfaumllschung von natuumlrlichem Vanillearoma mit synthetishyschem Vanillin nachgewiesen werden koumlnnen Ebenshyso koumlnnen Angaben zur geografischen Herkunft zahlreicher Lebensmittel anhand von Vergleichsproshyben aus LGLshyeigenen nationalen und internationalen Datenbanken uumlberpruumlft werden Von 2005 bis 2009 hatte das Stabilisotopenlabor in Oberschleiszligheim die Moumlglichkeit am EUshyProjekt TRACE teilzunehmen Ziel des Projektes war es mit neuesten Methoden Systeme zu entwickeln um eine luumlckenlose Ruumlckvershyfolgbarkeit und Herkunftsbestimmung von Lebensshy und Futtermitteln zu gewaumlhrleisten Es wurden Hoshynig Getreide Olivenoumll Huumlhnershy Lammshy und Rindshyfleisch aus unterschiedlichen europaumlischen Regionen untersucht und die Daten zusammen mit den Proshyjektpartnern im Hinblick auf die Herkunftsbestimshymung ausgewertet Die gewonnnen Erkenntnisse werden nun bei der Uumlberpruumlfung der Einhaltung von Qualitaumltsvorschriften zum Verbraucherschutz angeshywendet In den letzten zehn Jahren konnten immer wieder zahlreiche Verfaumllschungen aufgedeckt wershyden wie zum Beispiel beim Weinskandal in Italien 2008 Um derartige Uumlberpruumlfungen intensiv fortfuumlhshyren zu koumlnnen wurden weitere Messsysteme am LGL installiert Hierzu zaumlhlt insbesondere die juumlngst etablierte 1HshyNMR Kernresonanzspektroskopie bei der mithilfe einer neuen Messtechnik in Weinproben
Wassershy und Alkoholsignale unterdruumlckt und so die Protonen (1H)shySpektren ohne besondere Probenvorshybereitung direkt bestimmt werden koumlnnen Dieses Verfahren wird derzeit zur Unterscheidung von Barshyrique und Edelholzchips behandelten Weinen geshynutzt kann aber kuumlnftig auch im Rahmen der Aushythentizitaumltspruumlfungen eingesetzt werden Die Erfahshyrungen der letzten zehn Jahre zeigen dass die Stabilshyisotopenanalyse am LGL nicht nur ein effizientes Verfahren in der Kontrolle von Lebensmitteln ist sonshydern auch eine abschreckende Wirkung gegen Etiketshytenschwindel und andere Verfaumllschungen hat
Auch wenn Lebensmitteluumlberwachungsbehoumlrden Verfaumllschung und Taumluschung uumlblicherweise als weshyniger schwerwiegend bewerten als potenzielle Geshysundheitsschaumldigung spiegelt sich dies oftmals nicht in der Wahrnehmung der Verbraucher wider Geringe Mengen des krebserregenden Farbstoffes Sudanrot in einigen Saucen beispielsweise haben weit weniger Empoumlrung von Verbrauchern und geshyringeres Medienecho hervorgerufen als bdquoKlebeshyfleischldquo oder bdquoAnalogkaumlseldquo Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit sind insgesamt sehr sensible Themen Der Verbraucher erwartet hier zu Recht eishynen Grad an Transparenz der ihm in anderen Bereishychen verzichtbar erscheint Dies ist nicht nur eine gesellschaftliche Erwartung an die Lebensmittelinshydustrie sondern ganz allgemein an alle maszliggeblishychen Akteure Hierzu zaumlhlen ohne Zweifel und sogar ganz besonders die staatlichen Uumlberwachungsbeshyhoumlrden Das LGL hat im zuruumlckliegenden Jahrzehnt daher TRANSPARENZ immer als uumlberaus bedeutsashymen Auftrag der Bevoumllkerung verstanden und sich entsprechend weiterentwickelt
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TRANSPARENZ
Transparenz 82
Transparenz
Seit der Gruumlndung des LGL sind die Informationsanshygebote von Presse Fernsehen und neuen Medien in Darstellungsbreite Aktualitaumlt und Zugaumlnglichkeit steshytig gestiegen Die uumlber die Jahre hin staumlndig wachshysende Zahl an Anfragen die unsere im Jahr 2002 gegruumlndete Pressestelle erreichen zeigt das zunehshymende Beduumlrfnis in der BevoumllkerungOumlffentlichkeit nach sicheren Quellen unabhaumlngiger und fundierter Information Waren es im Jahr 2006 noch 700 Presshyseshy und Buumlrgeranfragen so sind wir im Jahre 2011 bei uumlber 1000 Presseshy und knapp 900 Buumlrgeranfrashygen angelangt Hinzu kam 2003 der Aufbau des Inshyternetauftritts des LGL der sich bald einer wachsenshyden Nachfrage erfreute Von rund 38000 Seitenabshyrufen im Mai 2003 steigerte sich die Zahl der Intershynetbesucher nach einem groszligen Internetrelaunch im Jahre 2011 auf knapp 170000 im Januar 2012
Dieser zahlenmaumlszligig belegbare Vertrauensbeweis in die Oumlffentlichkeitsarbeit des Amtes beweist dass es uns gelungen ist eine kontinuierliche und fachlich fundierte Information sowohl der Fachshy als auch der allgemeinen Oumlffentlichkeit zu gewaumlhrleisten Basis der Arbeit ist das umfassende im LGL vorhandene Expertenwissen Dieses breite Fachwissen erleichtershyte gerade in Krisensituationen einen verantwortlichen medialen Umgang mit den jeweils aktuellen Themen
Und mediale Nachfragen erzeugende Situationen gab es in den zehn Jahren des Bestehens des LGL einige 2002 waren es Acrylamid enthaltende Leshybensmittel (z B Lebkuchen) 2003 das Auftreten der SARSshyErkrankung in Suumldostasien 2004 beshy
stimmten die Themen Gentechnik Pestizide und Salmonellen das mediale Interesse 2005 standen Imitatschinken bdquoGefluumlgelpestldquo und verdorbenes Wildfleisch im Fokus der medialen Berichterstatshytung 2006 war das Jahr der sogenannten bdquoGammelshyfleischskandaleldquo und 2007 standen die Themen Blauzungenkrankheit und Noroviren im medialen Foshykus Melamin und Borreliose durch Zecken waren 2008 wichtige Themen von oumlffentlichem Interesse Besondere Mediennachfragen loumlste 2009 das Aufshytreten der pandemischen Influenza (H1N1) aus im Jahr 2010 beschaumlftigte das Thema Dioxin in Futtershymitteln und Eiern die Oumlffentlichkeit 2011 dominiershyten pressemaumlszligig die EHECshyVorfaumllle in Norddeutschshyland waumlhrend 2012 die Schlieszligung der Groszligbaumlckerei bdquoMuumlllershyBrotldquo wegen Hygienemaumlngel die Aufmerkshysamkeit der medialen Oumlffentlichkeit auf sich zog
Die Transparenz die das LGL im Umgang mit der medialen Oumlffentlichkeit praktiziert gilt aber auch seit Inkrafttreten des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) fuumlr den Zugriff auf Untersuchungsdaten oder Kontrollergebnisse der Spezialeinheit die beim LGL vorhanden sind Bei einer Untersuchungszahl von circa 70000 Proben im Jahr verfuumlgt das LGL uumlber einen groszligen Datenschatz der vom VIG erfassten Produkte Kein Wunder also wenn gleich nach Inshykrafttreten des VIG das LGL mit mehreren sehr umfangreichen Antraumlgen auf Auskunft konfrontiert wurde Mittlerweile haben wir beispielsweise Ausshykuumlnfte erteilt uumlber Schinkenprodukte bdquoGammelkaumlshyseldquo Pestizidruumlckstaumlnde in Obst und Gemuumlse Acrylshyamid im Roumlstkaffee Phthalate (Weichmacher) in Kinderspielzeugen sowie zu Ruumlckstaumlnden von Pflanzenschutzmitteln im Wein
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Die schwierige Aufgabe zwischen den berechtigten Auskunftsinteressen einer interessierten Oumlffentlichshykeit und den moumlglicherweise ebenfalls berechtigten Verschwiegenheitsanspruumlchen Dritter wie Strafvershyfolgungsbehoumlrden oder Lebensmittelunternehmer in jedem Einzelfall nach rechtsstaatlichen Grundsaumltshyzen abzuwaumlgen begleitet das LGL seit seiner Gruumlnshydung Im zehnten Jahr seines Bestehens markiert das Inkrafttreten eines novellierten VIGs am 01092012 den vorerst letzten Meilenstein fuumlr
Der Weg von der Amtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
Das Jahr 2008 war fuumlr das LGL und die von ihm an den Tag gelegte Oumlffentlichkeitsarbeit ein besondeshyres Jahr Mit dem Inkrafttreten des Verbraucherinforshymationsgesetzes zum 01052008 wurden die beim LGL in all den Jahren gesammelten Erkenntnisse und Informationen die unter anderem aus der Untershy
suchung von Proben stammten und die bisher dem Grundsatz der Amtsverschwiegenheit unterlagen fuumlr die Oumlffentlichkeit nahezu voraussetzungslos zushygaumlnglich Bis dahin galt ndash mit einigen Ausnahmen der Umweltinformationsgesetze des Bundes und der Laumlnder sowie der Informationsfreiheitsgesetze des Bundes und einiger Laumlnder ndash der Grundsatz der beschraumlnkten Aktenoumlffentlichkeit des Aktengeheimshynisses und der Vertraulichkeit der Verwaltung
Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
Diese Vertraulichkeit von Verwaltungsakten wirdwurde auch mit dem Begriff des bdquoArkanshyPrinzipsldquo umschrieben letzteres geht zuruumlck auf die roumlmische bdquoRes Publicaldquo und auf Publius Cornelius Tacitus der von den bdquoarcana imperiildquo den Geheimnissen der Macht im Sinne eines spaumlteren Begriffs der Staatsshyraumlson sprach
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Da es bis zum Inkrafttreten der Informationsgesetze keinen allgemeinen Anspruch auf Auskunft oder Einsicht in Akten einer Behoumlrde gab setzte ein solshyches Begehren in der Regel eine konkrete normative Anspruchsgrundlage voraus die einige Verfahrensshy und Prozessrechte unter bestimmten eng gefassten Voraussetzungen der rechtlichen Betroffenheit geshywaumlhrten
Diese Betroffenheit gilt fuumlr den Geltungsbereich des VIG nicht mehr Hier setzte mit dem Gesetz ein Pashyradigmenwechsel ein An die Stelle des voraussetshyzungsvollen Akteneinsichtsrechts mit Beschraumlnkunshygen fuumlr verfahrensfremde Dritte tritt ein voraussetshyzungsloser JedermannshyInformationszugangsanshyspruch
Alle vom VIG betroffenen Daten Erkenntnisse und Informationen die beim LGL oder anderen LebensshymittelshyBehoumlrden in den Akten schlummern sind von jedermann erfragbar und damit einer unbegrenzten Oumlffentlichkeit (Stichwort Internet) zugaumlnglich
Letzteres auch deswegen weil das Gesetz keinerlei Regelungen daruumlber enthaumllt was derjenige dem die Auskunft ndash innerhalb der im Gesetz vorgeschriebeshynen Monatsfrist ndash zu erteilen ist mit diesen Informashytionen anstellt Damit haben wir in Deutschland insoshyfern bdquoglaumlserneldquo Aumlmter geschaffen bei denen risikoshy und fast kostenlos die einschlaumlgigen Datenschaumltze gehoben werden koumlnnen
Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
Die Ursachen fuumlr den Erlass eines speziellen Vershybraucherinformationsgesetzes liegen viele Jahre zushyruumlck Im Wesentlichen waren Erschuumltterungen der Oumlffentlichkeit durch sogenannte Lebensmittelskanshydale fuumlr den Erlass des Gesetzes ausschlaggebend Hatte sich doch in diesen Skandalen immer wieder gezeigt dass die Rolle des Staates hinsichtlich seishyner Befugnisse und Pflichten im Rahmen von Proshyduktinformation und gesundheitlichem Verbrauchershyschutz aumluszligerst zwiespaumlltig war Zum einen waren da Anspruumlche der Oumlffentlichkeit an die staatlichen Beshyhoumlrden zeitnah und umfassend uumlber die jeweiligen Skandale informiert zu werden Zum anderen herrschte gerade bei den Behoumlrden eine starke Vershyunsicherung uumlber das was staatliche Institutionen offenbaren duumlrfen und was nicht der Oumlffentlichkeit kundgetan werden darf Die fuumlr das staatliche Hanshydeln der Behoumlrden verantwortliche Politik befand sich in einem Dilemma das gekennzeichnet war von einem Auseinanderklaffen von Anspruumlchen und Ershywartungshaltungen der Gesellschaft gegenuumlber dem was Staat und Politik im Bezug auf Produktinshyformation und transparentem Handeln fuumlr den geshysundheitlichen Verbraucherschutz tatsaumlchlich leisten koumlnnen Insbesondere die Nennung von Namen der bdquoTaumlterldquo Hersteller und Produkte standen jedes Mal im Mittelpunkt der oumlffentlichen Auseinandersetzunshygen Die Verantwortlichen hatten dabei die Wahl zwischen bdquoSchweigenldquo und dafuumlr getadelt zu wershyden oder Auskunft zu erteilen und dafuumlr wegen Rechtsbruchs sich horrende Schadensersatzklagen einzuhandeln Letzteres deswegen weil von einer
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staatlichen Behoumlrde gezielte und personenshy bzw unshyternehmensbezogene Aumluszligerungen hinsichtlich beshystimmter Produkte die ndash nach Auffassung der Beshyhoumlrde ndash von einschlaumlgigen Vorschriften in unzulaumlssishyger Weise abweichen erhebliche negative teilweise sogar existenzgefaumlhrdende Folgen fuumlr den Betroffeshynen haben koumlnnen Damit stellt ein solches staatlishyches Informationshandeln fuumlr den Betroffenen einen Grundrechtseingriff (Berufsfreiheit Art 12 Absatz 1 GG und Eingriff in den eingerichteten und ausgeuumlbshyten Gewerbebetrieb Art 14 GG) dar der nur auf der Grundlage einer gesetzlichen Ermaumlchtigungsgrundlashyge gerechtfertigt werden kann
Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
Das VIG ist nun die Antwort des Gesetzgebers um einerseits den Anspruumlchen der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Information uumlber Lebensmittel unter Nennung von Namen Hersteller Firma etc nachzukommen ohne gleichzeitig die Rechte der von dieser Auskunft Betroffenen aus dem Auge zu verlieren Letztendlich muss das Gesetz einen bdquoAusshygleichldquo zwischen den Grundrechten der Verbraucher und der Betroffenen herbeifuumlhren Dazu stellt der Gesetzgeber im VIG den zustaumlndigen Behoumlrden ein umfangreiches bdquoArsenalldquo an rechtlichen bdquoInstrumenshytenldquo zur Verfuumlgung um diesen Ausgleich unter Wahshyrung der Rechte aller Beteiligter herzustellen
So sieht das VIG neben den das Auskunftsrecht beshygruumlndenden Tatbestaumlnden auch Ausschlussshy und Beshyschraumlnkungsgruumlnde sowie Verfahrensvorschriften
vor die alle dem Ziel dienen innerhalb moumlglichst kurshyzer Fristen (1 Monat bzw 2 Monate bei Anhoumlrung Betroffener) eine Entscheidung uumlber das Auskunftsshybegehren eines Buumlrgers herbeizufuumlhren Dabei hat der Gesetzgeber eine Reihe von Bestimmungen in das VIG aufgenommen die die Entscheidung der Behoumlrden zugunsten einer Auskunft an die Verbraushycherinnen und Verbraucher praumljudizieren Er wird dashyrin bestaumlrkt durch die Rechtssprechung die auch beim VIG denjenigen der die Behoumlrde um Auskunft angeht nicht nur als Interessierten in bdquoeigenerldquo Sashyche ansieht sondern ihn weil er die Anfrage stellt auch als Sachwalter der Oumlffentlichkeit bezeichnet
Weiterhin hat der Gesetzgeber bestimmt dass Ausshykuumlnfte die Tatbestaumlnde offenbaren bei denen Rechtsverstoumlszlige bzw unzulaumlssige Abweichungen vorliegen nicht unter Berufung auf Betriebsshy und Geshyschaumlftsgeheimnisse vor einer Herausgabe der entshysprechenden Information geschuumltzt sind sie koumlnnen kuumlnftig auch waumlhrend laufender Verfahren selbst bei Strafverfahren (unter gewissen Voraussetzungen) vor Abschluss dieser Verfahren herausgegeben wershyden Immer dann wenn die Behoumlrde zur Auffassung gelangt dass das Interesse der Oumlffentlichkeit an der Bekanntgabe der Information uumlberwiegt sind laufenshyde Verfahren kein Hindernis die vorhandenen Daten preiszugeben Um in solchen Faumlllen das Verfahren zu beschleunigen koumlnnen die staatlichen Stellen sogar von der Anhoumlrung des von der Auskunft Betroffenen absehen Sollte der Betroffene nach Bekanntgabe der Entscheidung der Behoumlrde die Auskunft zu erteishylen hiergegen Rechtsmittel einlegen so haben diese keine aufschiebende Wirkung
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Von der Auskunftsbehoumlrde LGL wird dabei innerhalb kuumlrzester Fristen eine ganze Reihe von Verfahrensshyhandlungen Erhebungen Dokumentationen rechtlishychen Abwaumlgungen und Auslegungen unbestimmter Rechtsbegriffe gefordert Letztendlich muss trotz aller Vorgaben des VIG die darauf beruhende Inforshymation inhaltlich richtig sein dem Gebot der Sachshylichkeit entsprechen und im Hinblick auf die Ziele des Gesetzes ndash Verbesserung der Markttransparenz Eindaumlmmung der Lebensshy und Futtermittelskandale Optimierung und Foumlrderung von Maumlrkten und Wettshybewerbsstrukturen Verbesserung des Schutzes vor gesundheitlichen oder sonst unsicheren Erzeugnisshysen und Produkten Verbesserung des Schutzes vor Taumluschung beim Verkehr mit Erzeugnissen und Proshydukten ndash geeignet erforderlich und angemessen sein
FazitDas LGL hat sich auf diese neuen Herausforderunshygen eingestellt und eine Fuumllle von zum Teil recht umshyfangreichen Anfragen beantwortet Wie bei jedem neuen Gesetz so wurden auch hier einige auf dieshysem Gesetz basierende Entscheidungen des LGL und die in diesen Entscheidungen vertretenen rechtshylichen Auffassungen des Amtes zum Gegenstand von gerichtlichen Klagen gemacht In allen bisher entschiedenen Rechtsstreitigkeiten ndash einige wurden von den Klaumlgern zuruumlckgenommen ndash wurden dabei die Bescheide des LGL fuumlr rechtmaumlszligig erachtet Dies spricht fuumlr einen verantwortungsvollen Vollzug des Gesetzes durch das LGLDamit rundet sich das Bild der transparenten Behoumlrde LGL ab Aktive Information der Buumlrgerinnen und Buumlrger uumlber das
Internet portal fundierte fachliche Information uumlber Presse Rundfunk und Fernsehen sowie individuelle Auskuumlnfte an die Verbraucher uumlber alle beim LGL vorhandenen Daten zu Lebensshy und Futtermitteln Bedarfsgegenstaumlnden Kosmetika Wein und Vershybraucherprodukte wie zum Beispiel Haushaltsgeraumlte
Transparenz ist aber weit mehr als nur die Umsetshyzung eines Auskunftsanspruches Das Ziel zu verfolshygen eigenes Handeln so transparent wie moumlglich zu machen ist immer gleichzusetzen mit dem Selbstanshyspruch als gesellschaftlicher Akteur wahrgenommen zu werden und auf der Basis von gegenseitigem Vershytrauen in gesellschaftliche Meinungsbildungsprozesshyse einbezogen zu werden Fuumlr eine wissenschaftliche Landesbehoumlrde bedeutet dies dass ein moumlglichst weit gefaumlchertes Netzwerk in viele sehr unterschiedlishyche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hineinrashygen muss Zunaumlchst wird man verschiedenste Behoumlrshyden auf allen Verwaltungsebenen von kommunal bis europaumlisch fuumlr das natuumlrliche Habitat des LGL halten In der vergangenen Dekade haben wir uns aber nachshydruumlcklich darum bemuumlht gleichermaszligen als Akteur in der allgemeinen medialen Oumlffentlichkeit in Fachoumlfshyfentlichkeiten oder in der bdquoscientific communityldquo an Bedeutung zu gewinnen wie auch eine Vernetzung mit wichtigen gesellschaftlichen Kraumlften zu intensivieshyren mit denen uns verbindet dass wir alle ein Stuumlck Verantwortung fuumlr die oumlffentliche Gesundheit tragen Diesen Prozess der gesellschaftlichen VERNETZUNG verstehen wir als conditio sine qua non
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VERNETZUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
Vernetzung 90
Vernetzung
Gesundheit ndash gesundheitliche Vorsorge gesundheitshyliche Versorgung und Wiederherstellung Schaffung von gesundheitsfoumlrderlichen Lebenswelten ndash kann in modernen hochkomplexen Gesellschaften nicht mehr von einzelnen Akteuren alleine ins Werk geshysetzt werden Zudem umfassen Maszlignahmen der oumlfshyfentlichen Gesundheitspflege in einem aufgeklaumlrten Verstaumlndnis praktische und wissenschaftsorientierte Aspekte Beide Aspekte beziehen sich in einem sysshytemischen Zusammenhang aufeinander sind miteinshyander vernetzt und bieten Chancen fuumlr vielfaumlltige Syshynergien Der Anspruch bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo ist nur durch die partnerschaftliche Umsetzung von Maszligshynahmen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebeshynen und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereishychen einzuloumlsen
Gesundheit wird dabei nicht nur in den spezialisiershyten medizinischen Versorgungsstrukturen wiedershyhergestellt und gefoumlrdert sondern ganz entscheishydend auch in verschiedensten Lebenswelten in deshynen Menschen arbeiten leben und lieben (Ottawa Charta 1986) in Familien und Stadtvierteln in Schushylen und am Arbeitsplatz in unserer natuumlrlichen und sozial geschaffenen Umwelt Dieser Anspruch das Thema bdquoGesundheitldquo in alle Politikbereiche zu trashygen und eine Beruumlcksichtigung der gesundheitlichen Folgen bei den verschiedensten Entscheidungen auch auszligerhalb des Gesundheitswesens im engeren Sinn zu bewirken ist zu balancieren mit den Freiheishyten unserer demokratischen Grundordnung
Vor diesem Hintergrund hat das LGL fruumlhzeitig auf den Dialog und die Kooperation mit verschiedensten Partnern gesetzt mit Universitaumlten und wissenshyschaftlichen Fachgesellschaften mit Berufsverbaumlnshyden und Heilberufekammern mit anderen organishysierten Vertretern der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Vertretern aus Staumldten und Gemeinshyden und nicht zuletzt mit den Buumlrgern und Patienten selbst Ein wichtiges Instrument fuumlr die Umsetzung dieses partizipatorischen Ansatzes welcher auf die Kompetenz und Kooperation der gesellschaftlichen Akteure und das buumlrgerschaftliche Engagement von Einzelnen und Gruppen setzt sind die Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaften mit ihren geschaumlftsshyfuumlhrenden Stellen am LGL Derzeit etabliert sind die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) sowie die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) Im Aufbau befindet sich in Umsetzung eines Landtagsbeschlusses die Bayerishysche Plattform Versorgungsforschung mit Aufgaben im Bereich der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungsqualitaumlt in Bayern
LAGIIm Jahr 2006 wurde erstmals am LGL eine Landesshyarbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen die Bayerishysche Landesarbeitsgemeinschaft Impfen LAGI Vorshyausgegangen war die ndash im Bayerischen Impfkonzept 2005 formulierte und konsentierte ndash zentrale Aussashyge dass Impfpraumlvention eine gesamtgesellschaftlishyche Aufgabe ist und nur durch enge partnerschaftlishyche Zusammenarbeit aller Akteure mit Bezug zum
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Impfwesen erreicht werden kann Von ebenfalls zenshytraler Bedeutung fuumlr die Akzeptanz bei den Buumlrgerinshynen und Buumlrgern ist dabei ein Maximum an Glaubwuumlrshydigkeit und Transparenz was nur durch die Einbindung und Beachtung wissenschaftlicher Expertise und glaubhafter wirtschaftlicher Unabhaumlngigkeit moumlglich ist Mitglieder der LAGI sind Vertreter von Aumlrztevershybaumlnden (Hausaumlrzte Kinderaumlrzte Betriebsaumlrzte Reiseshymediziner Frauenaumlrzte Internisten) Koumlrperschaften (Aumlrztekammer Kassenaumlrztliche Vereinigung Bayern Apothekerkammer) Vertreterinnen des Hebammenshyverbandes des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes der Krankenkassen alle STIKOshyMitglieder aus Bayern sowie Vertreter der Wissenschaft Die Geschaumlftsfuumlhshyrung wird vom LGL wahrgenommen
Eine der ersten Aufgaben der sich die LAGI widmeshyte war die Entwicklung eines bayerischen Masernshyaktionsplans um so gemeinsam dem WHOshyAuftrag die komplikationsreiche Masernerkrankung zu elimishynieren in Bayern naumlher zu kommen Dafuumlr wurde beispielsweise ein Impferinnerungssystem bei Schulanfaumlngern durch Gesundheitsaumlmter in Zusamshymenarbeit mit den niedergelassenen Kindershy und Hausaumlrzten etabliert Auch die Surveillance von impfpraumlventablen Erkrankungen und Impfungen wurshyde verbessert So wurde erstmalig eine flaumlchendeshyckende Erfassung des Impfstatus von Sechstklaumlssshylern vorgenommen und seither jaumlhrlich wiederholt Der Aufbau des bdquoBayerischen Influenza Sentinelsldquo als Kooperation von ausgewaumlhlten niedergelassenen Praxen und dem LGL was erstmals laborgestuumltzt und zeitnah repraumlsentative Aussagen zu in Bayern kursierenden InfluenzashyErregern erlaubt ist eine weitere erfolgreiche Innovation
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Ein weiterer Schwerpunkt ist die intensivierte geshymeinsam getragene Oumlffentlichkeitsarbeit mit abgeshystimmten Broschuumlren Flyern zu aktuellen Impffrageshystellungen Veroumlffentlichungen in Zeitungen und Fachmedien sowie der Etablierung von Bayerischen Impfwochen Dies hat zu hoher Medienresonanz und einer erwuumlnschten positiven Sensibilisierung der Bevoumllkerung gefuumlhrt Zudem versteht sich die LAGI als Expertengremium in Bayern das sich bei konkreten Sachverhalten wie etwa bei der Influenzashypandemie wissenschaftlich austauscht und gemeinshysame Stellungnahmen erarbeitet
Die bisherigen Sitzungen und durchgefuumlhrten LAGIshyAktionen zeigen durch die rege Teilnahme die intenshysiven Diskussionen und die gemeinsam getragenen Veroumlffentlichungen eine hohe innere Akzeptanz Die zunehmenden Anfragen aus der Bevoumllkerung nach Informationsmaterialien sowie die Bitten um Ausshykuumlnfte bei Impffragestellungen spiegeln die wachshysende oumlffentliche Wahrnehmung der LAGI wider Somit besteht berechtigte Hoffnung dass die dershyzeitigen Impfdefizite in der bayerischen Bevoumllkerung durch die gemeinsamen Anstrengungen aller Akteushyre in der LAGI verringert werden koumlnnen und damit auch das Ziel der WHO die Masern in Europa und weltweit zu eliminieren mittelfristig erreichbar ist
LARE
Die 79 Konferenz der Gesundheitsminister der Laumlnshyder (GMK) hat im Jahr 2006 als eine der Antworten auf die draumlngende Herausforderung von Antibiotikashyresistenzen und nosokomialen Infektionen die bdquoEtabshylierung regionaler in der Summe flaumlchendeckender Netzwerke der beteiligten Akteure koordiniert durch den OumlGDldquo empfohlen Die Netzwerkbildung soll die Umsetzung vorhandener Richtlinien zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen insbesondere mit multiresistenten Erregern verbessern Regionale Netzwerke sollen den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den versorgenden Einrichtungen foumlrdern sodass auf diesem Weg das Uumlberleitungsmanagement vereinfacht und die Hygienekonzepte aufeinander abgestimmt werden koumlnnen
Im Dezember 2008 wurde daraufhin die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) gegruumlndet und ein erstes Konsensusstateshyment veroumlffentlicht Es ist das erklaumlrte Ziel dieses Netzwerkes das Vorkommen von MRSA und andeshyren multiresistenten Erregern in den Einrichtungen des Gesundheitswesens in Bayern zu verringern um so teils schwerwiegende mitunter toumldlich verlaufenshyde Erkrankungen zu verhindern (bdquodas Vermeidbare vermeidenldquo)
Derzeit 31 Mitglieder aus allen Bereichen der Geshysundheitsversorgung (Verbaumlnde Krankenkassen Klishyniken Universitaumlten ambulante und stationaumlre Pfleshyge niedergelassene Aumlrzte und andere) treffen sich zweimal jaumlhrlich und veranstalten jeweils im Dezemshy
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ber ein Symposium mit verschiedenen Schwershypunktthemen (2009 Multiresistente Erreger und Hyshygienemaszlignahmen 2010 Antibiotikamanagement und Qualitaumltssicherung sowie Hygiene 2011 Surshyveillance nosokomialer Infektionen sowie Netzshywerkaktivitaumlten in Bayern und Deutschland in Bezug auf MRSA und andere multiresistente Erreger)
Auf regionaler Ebene wurden Auftaktveranstaltunshygen zur Gruumlndung von regionalen Netzwerken unter der Leitung der Gesundheitsaumlmter in allen 76 Landshykreisen (Stand November 2011) durchgefuumlhrt In 29 Landkreisen haben sich diese Netzwerke bereits wiederholt getroffen und Informationen ausgeshytauscht Es wurden Probleme thematisiert und Initiashytiven zur Reduktion der Weiterverbreitung resistenshyter Erreger gestartet
Auszligerdem wurden innerhalb der LARE sieben Arshybeitsgruppen (AGs) gegruumlndet die sich mit verschieshydenen Aspekten des Problems der resistenten Erreshyger beschaumlftigen
bull Die AG Krankentransport hat es sich zum Ziel geshysetzt bayernweit einheitliche Empfehlungen zum Umgang mit multiresistenten Erregern (MRE) fuumlr Krankentransporte zu erarbeiten
bull In der AG Informationsweitergabe wurde die Uumlbershywindung der Schnittstellenproblematik als Ziel defishyniert Es soll sichergestellt werden dass bei der Verlegung eines Patienten der mit multiresistenten Erregern besiedelt oder infiziert ist diese Informatishyon an die entsprechenden Stellen also Krankenshytransportdienst Pflegeheim weiterbehandelnder Arzt und andere zuverlaumlssig weitergegeben wird
bull Die AG Standardisierte Fachinformationen zum Pashytientenmanagement bemuumlht sich um eine Vereinshyheitlichung der Information in Bezug auf den Umshygang mit multiresistenten Erregern in medizinishyschen Einrichtungen
bull Die Vereinheitlichung der Screeningshy und Sanieshyrungskonzepte im stationaumlren und ambulanten Beshyreich ist das zentrale Anliegen der AG Screening und Sanierung
bull Das Ziel der AG Rehabilitationseinrichtungen ist es eine Empfehlung zum Umgang mit MRSA und anshyderen MRE in den Rehabilitationseinrichtungen fuumlr die es derzeit keine Richtlinien des Robert Koch Institut gibt zu verfassen
bull Die AG Arbeitschutz und MRE hat bdquofrequently asked questionsldquo (FAQs) zum Thema MRSA und Arbeitsschutz zusammengestellt
bull Die juumlngste Arbeitsgruppe der LARE die AG Antishybiotic Stewardship wird sich um die Etablierung von Antibiotic StewardshipshyProgrammen in Bayern kuumlmmern die sich mit dem rationalen Einsatz von Antibiotika befassen
Im Rahmen der LAREshyAktivitaumlten wurde eine Homeshypage erstellt die seit Oktober 2009 auf den Seiten des bayerischen Landesamts fuumlr Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit zu finden ist (wwwlglbayerndegesundheitinfektionsschutzantibiotikaresistenshyzenlareindexhtm) Auf dieser Homepage stehen neben Informationen zur LARE und allgemeinem Hintergrundwissen auch die verschiedenen spezifishyschen Dokumente und Arbeitsergebnisse der Arshybeitsgruppen zur Verfuumlgung
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LAHOK
Die Gefahr der absichtlichen Freisetzung von lebensshybedrohlichen teilweise hochkontagioumlsen Infektionsshyerregern durch einen bioterroristischen Anschlag wie auch die Einschleppung und Ausbreitung durch den internationalen Warenshy und Reiseverkehr konshyfrontiert Mediziner mit Krankheiten die in Deutschshyland nicht oder nicht mehr heimisch sind und stellt auch den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayern vor Herausforderungen Neben Bacillus anthracis Yersinia pestis Francisella tularensis und Orthopoxshyviren ist dabei aus reisemedizinischer Sicht auch an Rickettsia spp dimorphe Hyphomyceten Coronavishyren (SARS) Arenaviren Bunyaviren Hantaviren Naishyroviren Phleboviren Flavishy und Filoviren und andere mehr zu denken Die moumlglichen Szenarien reichen von infizierten Einzelpersonen bis hin zu seuchenhafshyten Ausbruumlchen epidemischen Ausmaszliges
Vor diesem Hintergrund konstituierte sich mit Untershystuumltzung durch das damalige StMUGV am 27 Noshyvember 2008 die Bayerische Landesarbeitsgemeinshyschaft zu hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten (LAHOK) als Kompetenznetzwerk in dem die in Bayern vorhandene Expertise zur Praumlvention Erkenshynung Bekaumlmpfung und Erforschung von lebensbeshydrohlichen hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten unter der Koordination des LGL gebuumlndelt ist
LAHOKshyMitglieder sind unter anderem die beiden bayerischen Behandlungszentren fuumlr hochkontagioumlse Infektionskrankheiten im Krankenhaus MuumlnchenshySchwabing und an der Missionsaumlrztlichen Klinik Wuumlrzburg alle bayerischen Lehrstuumlhle fuumlr Bakterioshy
logie beziehungsweise Virologie das Konsiliarlabor fuumlr Pest das Tropeninstitut und das Institut fuumlr Rechtsmedizin der LMU Muumlnchen das Institut fuumlr Mikrobiologie der Bundeswehr in Muumlnchen Vertreshyter des OumlGD und der Rettungsdienste an den beiden Standorten der Behandlungszentren beziehungsweishyse an bayerischen Flughaumlfen mit signifikantem intershynationalen Reiseverkehr der Flughafenmedizinische Dienst des Flughafens Muumlnchen die Bayerische Landesaumlrztekammer ein Vertreter der Staumlndigen Arshybeitsgemeinschaft der Kompetenzshy und Behandshylungszentren (StAKoB) und die Sachgebiete GE1 2 und 4 des LGL
Neben der konzeptionellen Arbeit und der Pflege eishynes Labornetzwerkes werden von der LAHOK regelshymaumlszligig Fortbildungsveranstaltungen fuumlr den OumlGD und andere Berufsgruppen mit Aufgaben aus dem Bereich hochkontagioumlser Infektionskrankheiten durchgefuumlhrt Die Task Force Infektiologie des LGL kann zudem auf die medizinischshyklinische Expertise der akademischen LAHOKshyInstitutionen als bdquoHintershygrunddienstldquo zuruumlckgreifen Sie ist selbst 24 Stunshyden am Tag und sieben Tage die Woche fuumlr den OumlGD in Bayern erreichbar
Die Plattform Versorgungsforschung Der demografische Wandel die steigende Lebensshyerwartung medizinische Innovationen und die Vershyaumlnderungen im Krankheitsspektrum in der Bevoumllkeshyrung stellen groszlige Herausforderungen fuumlr das Geshysundheitssystem in Bayern dar Der Bedarf an Leisshytungen in der Gesundheitsversorgung nimmt aufgrund dieser Entwicklungen kontinuierlich zu
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Es gilt die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und die Kooperation uumlber sektoshyrale Grenzen der Versorgung hinweg zu intensivieren
Der Bayerische Landtag hat 2011 uumlber die Situation beraten und beschlossen die bdquoVersorgungsforshyschung im Freistaat Bayern weiterzuentwickelnldquo Die Staatsregierung wurde aufgefordert eine Inforshymationsplattform uumlber die Maszlignahmen der Versorshygungsforschung im Gesundheitswesen des Freishystaats Bayern zu errichten Nach diesem Beschluss sollen bdquoaufbauend auf die erfolgreiche Gesundheitsshyberichterstattung (GBE) des Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit folgende Schritte unternommen werden
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Beim Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit wird im Rahmen der GBE eine Datenbank zur Versorgungsforschung im Freistaat Bayern aufshygebaut
Im Rahmen eines geeigneten Fachgremiums wershyden die Kompetenzen der Wissenschaft und weiteshyrer Beteiligter im Gesundheitswesen etwa in Form einer Landesarbeitsgemeinschaft ndash vergleichbar der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen ndash einbezogen und vernetztldquo (Beschluss des Bayerischen Landshytags vom 17 Maumlrz 2011 Drucksache 168005)
Zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde ein neues Sachgebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonoshymie Gesundheitssystemanalyseldquo beim Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im August 2011 konstituiert Von diesem Sachgebiet werden die Fachkonzepte fuumlr die geplante Landesarshybeitsgemeinschaft zur Gesundheitsversorgungsforshyschung und die neue Internetplattform Versorgungsforshyschung erstellt und umgesetzt Diese Aktivitaumlten sind ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Gesundheitsshystrategie die in der Regierungserklaumlrung bdquoGesundshyheitsland Bayern ndash neue Strategien fuumlr eine menschlishyche Medizinldquo des Gesundheitsministers am 20 Oktoshyber 2011 im Bayerischen Landtag vorgestellt wurde
Die erfolgreiche Ausgestaltung der dargestellten Lanshydesarbeitsgemeinschaften sind Lohn und Verpflichshytung fuumlr die kooperierenden gesellschaftlichen Partshyner wie auch fuumlr die damit betrauten Mitarbeiter des LGL zugleich Das LGL dankt allen Beteiligten fuumlr die kooperative durchaus auch kritische und dabei imshymer konstruktive Zusammenarbeit in diesen Foren
Eine andere und zugleich besondere Form der Vershynetzung besteht in der Funktion des LGL als Fachbeshyhoumlrde fuumlr Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit auf der einen Seite und als Arbeitgeber fuumlr uumlber 1000 Beshyschaumlftigte auf der anderen Seite Betriebliches Geshysundheitsmanagement muss nicht nur in das ArbeitsshyschutzmanagementsystemshyKonzept OHRIS das fuumlr unsere bdquoKundenldquo die bayerischen Betriebe erstellt wurde integriert werden das LGL ist hier auch sein eigener Kunde und steht in der Pflicht die nach aushyszligen gerichteten Empfehlungen fuumlr betriebliches Geshysundheitsmanagement auch nach innen umzusetzen
Betriebliches Gesundheitsschutz-management (BGM)
Wirtschaftlicher technologischer demografischer Wandel Unsere Lebensshy und Arbeitswelten befinshyden sich in mehrfacher Hinsicht im Umbruch Die zushynehmende Geschwindigkeit des wirtschaftlichen und technologischen Wandels mit seinen Verschieshybungen hin zu Wissensshy und Dienstleistungsaufgashyben laumlsst sich vor allem durch Merkmale wie Arshybeitsverdichtung und Flexibilisierung kennzeichnen Infolgedessen nehmen die psychischen Anforderunshygen im Beruf deutlich zu Wie kann die psychische und auch koumlrperliche Gesundheit der Beschaumlftigten unter diesen Umstaumlnden erhalten und verbessert werden Dies ist umso wichtiger angesichts des deshymografischen Wandels Wie kann verhindert wershyden dass immer mehr Beschaumlftigte vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden wo doch das geshysetzliche Rentenalter sukzessive auf 67 Jahre hershyaufgesetzt wird und die Fehlzeitenentwicklung posishytiv beeinflusst werden kann
Immer mehr Unternehmen und Organisationen stelshylen sich dieser Herausforderung indem sie Konzepte des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Gesundheitsfoumlrderung implementieren womit bdquoalle gemeinsamen Maszlignahmen von Arbeitgebern Arbeitnehmern und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatzldquo (Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundshyheitsfoumlrderung in der Europaumlischen Union) gemeint sind In Ergaumlnzung und Unterstuumltzung des klassishyschen Arbeitsshy und Gesundheitsschutzes werden dabei in systematischer Form alle gesundheitsbezoshy
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genen Aktivitaumlten einer Organisation vernetzt und zielgerichtet in einem kontinuierlichen Verbesseshyrungsprozess weiter entwickelt
Gesundheitsmanagement nach Innen
Das LGL als Landesgesundheitsbehoumlrde auch zushystaumlndig fuumlr den Bereich Arbeitsmedizin ist an dieser Stelle besonders gefordert 2010 hat das LGL damit begonnen ein Betriebliches Gesundheitsschutzmashynagement (BGM) fuumlr die eigenen Beschaumlftigten einshyzurichten
Im Mittelpunkt steht das eigenverantwortliche geshysundheitsfoumlrderliche Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Foumlrderung gesundheitsshygerechter Arbeitsverhaumlltnisse einschlieszliglich einer gesundheitsorientierten Organisation Fuumlhrungskulshytur und die Beteiligung der Beschaumlftigten Der Geshysundheitsgedanke soll im Leitbild des LGL verankert und im Arbeitsalltag gelebt werden
Um Problemfelder und Handlungsbedarf fuumlr gesundshyheitsshy und leistungsfoumlrderliche Veraumlnderungen zu ershymitteln und geeignete Maszlignahmen ableiten zu koumlnshynen wurde von Mitte Mai bis Mitte Juni 2011 eine anonyme schriftliche Befragung aller Beschaumlftigten durchgefuumlhrt
Es wurde ein speziell fuumlr das LGL entwickelter Frashygebogen eingesetzt der die Themenbereiche koumlrshyperliche Beschwerden psychische Belastungen und Beanspruchungen Arbeitsorganisation Verantworshytungsbereich Fuumlhrungsverhalten Entwicklungsmoumlgshylichkeiten sowie Wuumlnsche zu gesundheitsfoumlrderlishychen Aktivitaumlten wie etwa Aktivpausen oder Yoga und zu Vorsorgeuntersuchungen beinhaltete Die Auswertung und Ergebnispraumlsentation erfolgte uumlber ein externes Institut
Nun werden geeignete Strukturen entwickelt um passende Maszlignahmen aus den Ergebnissen abzuleishy
ten umzusetzen und spaumlter zu evaluieren und um das BGM als einen mitarbeitergetragenen Prozess im LGL fest zu verankern
Gesundheitsmanagement nach Auszligen
Eine nach auszligen gerichtete Aktivitaumlt des LGL in dieshysem Bereich ist mit dem GesundheitsmanagementshysystemshyKonzept GABEGS verknuumlpft
Das Bayerische Staatsministerium fuumlr Arbeit und Soshyzialordnung Familie und Frauen (StMAS) hat in der Vergangenheit den Handlungsleitfaden bdquoGanzheitlishyches Betriebliches Gesundheitsmanagementsystem (GABEGS)ldquo entwickelt der Unternehmen in Bayern dabei unterstuumltzen soll die Gesundheit ihrer Beshyschaumlftigten nachhaltig zu schuumltzen Damit GABEGS problemlos in vorhandene Managementsysteme fuumlr Qualitaumlt fuumlr Umwelt und fuumlr den Arbeitsschutz inteshygriert werden kann wurde das LGL 2010 beauftragt GABEGS mit den Anforderungen eines Manageshymentsystems kompatibel zu machen
Dazu wurden in einem ersten Schritt die Voraussetshyzungen Anforderungen und gewuumlnschten Resultate von GABEGS abgeleitet die die Abbildung auf Seite 100 im Uumlberblick zeigt Veraumlnderungen in der Arshybeitswelt und der demografische Wandel stellen Unshyternehmen vor neue Herausforderungen Gesunde leistungsbereite und motivierte Mitarbeiter sind die zentrale Voraussetzung fuumlr den Unternehmensershyfolg und dazu kann wesentlich ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement beitragen
Wie Untersuchungen zeigen sind die Verantworshytung der Unternehmensleitung Mitarbeiterbeteilishygung transparente Ablaumlufe und ein kontinuierlicher Prozess der Evaluation und Verbesserung zentrale Erfolgsbedingungen fuumlr ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement Die Abbildung auf Seite 101 zeigt den ManagementshyZyklus und alle Systemshyelemente von GABEGS Alle Elemente wurden in einem Systemhandbuch definiert und beschrieben und es wurden die Anforderungen an die betriebshylichen Akteure zur Umsetzung vor Ort erlaumlutert
Besonderer Wert wurde darauf gelegt in das System element bdquoPlanung und Umsetzungldquo aktuelle Themen wie bdquodemografische Entwicklungldquo bdquoaltersshy und alternsgerechte Arbeitsbedingungenldquo bdquopsychishysche Belastungenldquo bdquogesundheitsfoumlrderliches Fuumlhshyrungsverhaltenldquo und bdquoWorkshyLifeshyBalanceldquo als eigenshystaumlndige Subelemente zu integrieren und damit deshyren Bedeutung herauszustellen
Einen hohen Stellenwert nehmen im GABEGSshySysshytem die verschiedenen Formen der MitarbeitershyPartishyzipation ein Eine zentrale Rolle bei der Erfassung gesundheitlicher Aspekte im Unternehmen stellt die Mitarbeiterbefragung dar Die Beschaumlftigten erhalten dadurch Gelegenheit uumlber ihre Belastungen Resshysourcen und Beschwerden ausfuumlhrlich Auskunft zu geben Auch die Etablierung eines betrieblichen Vorshyschlagswesens ist eine geeignete Maszlignahme das kreative Potenzial der eigenen Mitarbeiter zu nutzen um ihr Arbeitsumfeld zu optimieren
Mithilfe des neu gestalteten GABEGSshySystems ist es fuumlr bayerische Betriebe moumlglich das eigene beshytriebliche Gesundheitsmanagementsystem evaluieshyren zu lassen bis hin zur Anerkennung per Zertifikat durch das zustaumlndige Gewerbeaufsichtsamt
Eine moumlglichst weite Verbreitung betrieblicher Geshysundheitsmanagementsysteme gliedert sich nahtlos in das Primaumlrziel des LGL ein Rahmenbedingungen fuumlr eine gesunde Zukunft zu schaffen Wenn es um die Formulierung von Zielen fuumlr die ZUKUNFT des LGL selber geht lohnt auch ein Blick auf die Verganshygenheit und die Entwicklung die das LGL seither geshynommen hat
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VERGANGENHEIT amp ZUKUNFT
Vergangenheit amp Zukunft 104
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Vergangenheit amp Zukunft
Moderne Gesellschaften benoumltigen zum Schutz der Gesundheit ihrer Bevoumllkerungen zunehmend speziashylisierte Prozesse und Funktionen Die wachsende gesellschaftliche Komplexitaumlt der wissenschaftlichshytechnische Fortschritt und vielfaumlltige Austauschshy und Kommunikationsprozesse zwischen staatlichen Stelshylen und gesellschaftlichen Partnern stellen die entshysprechenden Funktionstraumlger vor neue Herausfordeshyrungen Dies beinhaltet auch Herausforderungen an staatliches Handeln in Krisenlagen
Das LGL stellt in seiner Struktur eine in Deutschland auf Landesebene einzigartige Buumlndelung von Kapazishytaumlten und Kompetenzen im Bereich der Lebensmitshytelsicherheit und des Verbraucherschutzes und zum Schutz und zur Foumlrderung der Gesundheit von Mensch und Tier dar Zehn Jahre LGL sind Anlass fuumlr eine Ruumlckschau und einen Blick in die Zukunft
Schutz und Foumlrderung der oumlffentli-chen Gesundheit im Wandel der Zeit
Der Ansatz einer wissenschaftsbasierten rationalen Gesundheitssicherung auf Ebene der Bevoumllkerung hat in der Vergangenheit groszlige Erfolge mit sich geshybracht So zeigen langfristige statistische Zeitreihen der letzten 300 Jahre weltweit einen stetigen Zushywachs der Lebenserwartung Beispiele wie die Ausshyrottung der Pocken die weitgehende Verdraumlngung der Poliomyelitis und der starke Ruumlckgang der Tubershykulose illustrieren im Bereich des Infektionsschutzes diese Erfolge Dabei waren ndash um das Beispiel der Tushy
berkulose aufzugreifen ndash groszlige Erfolge aus Sicht der Bevoumllkerungsmedizin bereits erreicht bevor 1944 Streptomycin und 1954 Isoniazid und Paraaminosalishycylsaumlure als wirksame Therapeutika verfuumlgbar wurshyden Diese haben dann noch einmal mehr zum Ershyfolg im Kampf gegen diese bedruumlckende Infektionsshykrankheit beigetragen
Bei den Bemuumlhungen um die oumlffentliche Gesundheit (bdquoPublic Healthldquo) lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden Waumlhrend in den Jahrhunderten bis zur Aufklaumlrung die Maszlignahmen zum Schutz von bdquoWasser Boden und Luftldquo im Wesentlichen in Quashyrantaumlne und Isolationsmaszlignahmen sowie in kommushynalen Verordnungen standen begann mit der Aufklaumlshyrung eine modernen Anspruumlchen entsprechende bdquoHygienephaseldquo Diese erreichte in Muumlnchen unter Max von Pettenkofer mit seinem weltweit ersten HygieneshyInstitut einen ersten Houmlhepunkt und wiedeshyrum weltweit ausstrahlenden Kristallisationskern Im Deutschen Kaiserreich schloss sich daran eine Phashyse der Organisation der Sozialversicherungssysteme mit groszligen positiven Einfluumlssen auf die Bevoumllkeshyrungsgesundheit an die Organisation von Krankenshyversicherung Unfallversicherung und Arbeitslosenshyversicherung auch als BismarckshySystem der Sozialshyversicherung bezeichnet Diese wurde in der zweishyten Haumllfte des 20 Jahrhunderts noch durch die Pflegeversicherung ergaumlnzt
Im Zuge der groszligen Fortschritte im Bereich der klinishyschen Medizin und der individuellen Therapien entshywickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg eine indishyvidualistischshytherapeutische Phase von Public HealthOumlffentliche Gesundheitspflege Kennzeichen
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dieser Phase sind Reihenuntersuchungen wie die RoumlngtenshyReihenuntersuchung bei der Tuberkulose sowie bevoumllkerungsweite Impfprogramme welche zu den genannten Erfolgen bei Pocken Poliomyelitis und Tuberkulose sowie bei einer Reihe anderer Inshyfektionskrankheiten gefuumlhrt haben
Gegen Ende des 20 Jahrhunderts wurde diese Phashyse von einer systemischen Phase abgeloumlst Dahinter steht die Einsicht dass Gesundheit nicht nur in der Verantwortung des Einzelnen liegt und durch den Zugang einzelner Personen zu individuellen Gesundshyheitsleistungen umfassend geschaffen wird sonshydern vielmehr das Ergebnis von systemischen Bezieshyhungen und Zusammenhaumlngen ist
Regulierungen im Bereich der umweltmedizinischen Vorsorge im Bereich der Versorgung mit sicherem und gesundem Trinkwasser und sicheren und gesunshyden Nahrungsmitteln in der Verkehrssicherheit und im Freizeitbereich liegen auszligerhalb des Einflussbeshyreichs einzelner Personen und oftmals im Zustaumlndigshykeitsbereich staatlichen Handelns Hinzu kommt dass Gesundheit auch stark von Wirtschaftssektoren auszligerhalb des Gesundheitsbereichs beeinflusst wird Ein Beispiel hierfuumlr ist die Einfuumlhrung der Gurtpflicht im Individualverkehr welche fuumlr die Automobilinshydustrie nur geringe Mehrkosten verursacht in ihren gesundheitlichen Auswirkungen jedoch groszlige posishytive Folgen hat Weitere Beispiele betreffen die beshyrufsgenossenschaftlichen Sicherungspflichten am Arbeitsplatz oder auch die Nichtraucherschutzshy Gesetzgebung sowie die vielfaumlltigen gesetzlichen Regelungen im Bereich der Produktsicherheit der Lebensmittelsicherheit und der Tiergesundheit
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Gruumlndungsvater Pettenkofer
Die ersten Anfaumlnge staatlicher Fachbehoumlrden auf dem Gebiet des Gesundheitsshy und Verbraucherschutshyzes in Bayern reichen in die zweite Haumllfte des 19 Jahrhunderts zuruumlck Durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 27 Januar 1884ldquo wurden zuerst die bdquoBayerishyschen Untersuchungsanstalten fuumlr Nahrungsshy und Geshynussmittelldquo errichtet Es war der bereits erwaumlhnte Max von Pettenkofer der den Auftrag zur Umsetzung dieser Verordnung erhielt Pettenkofer der urspruumlngshylich Pharmazie Naturwissenschaften und Medizin studiert hatte war an der LudwigshyMaximiliansshyUnishyversitaumlt Muumlnchen 1847 zunaumlchst zum Professor fuumlr medizinische Chemie ernannt worden und hatte dort als erster deutscher Professor fuumlr Hygiene 1876 bis 1879 das erste Hygieneinstitut aufgebaut In Umsetshyzung der oben genannten Verordnung etablierte er 1884 drei staatliche chemische Untersuchungsanstalshyten an den drei Landesuniversitaumlten in Muumlnchen Ershylangen und Wuumlrzburg
Nach der Chemie folgte fuumlr den Bereich der Humanshymedizin durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 31 Aushygust 1910ldquo die Errichtung von bdquoKoumlniglich Bakterioloshygischen Untersuchungsanstaltenldquo in Verbindung mit den Hygieneinstituten der drei Landesuniversitaumlten Schlieszliglich wurde fuumlr den Bereich der Veterinaumlrmedishyzin aufgrund bdquoKoumlniglicher Verordnung vom 5 Juni 1913ldquo die bdquoKoumlniglich Bayerische Veterinaumlrpolizeiliche Anstaltldquo in Oberschleiszligheim errichtet die 1950 zur bdquoBayerischen Landesanstalt fuumlr Tierseuchenbeshykaumlmpfungldquo erhoben wurde
Bis Ende der 30ershyJahre des 20 Jahrhunderts waren die jeweiligen Lehrstuhlinhaber fuumlr Pharmazie und Anshygewandte Chemie bzw fuumlr Hygiene stets zugleich auch Direktoren der jeweiligen staatlichen chemishyschen bzw bakteriologischen Untersuchungsanstalshyten in Muumlnchen Erlangen und Wuumlrzburg 1945 wurde diese Personalunion in allen Faumlllen aufgegeben Die damaligen Untersuchungsanstalten wurden von der Einflusssphaumlre der Universitaumlten geloumlst und untershystanden damit direkt dem Bayerischen Staatsministeshyrium des Innern In der Folgezeit kam 1947 in Reshygensburg ein urspruumlnglich privates Institut als staatlishyche bakteriologische Untersuchungsanstalt hinzu und es wurden 1962 in Augsburg sowie 1964 in Regensshyburg ehemals staumldtische Einrichtungen zu staatlichen chemischen Untersuchungsanstalten erhoben Insgeshysamt existierten ab Mitte der 60ershyJahre in Bayern insgesamt 11 staatliche Untersuchungsaumlmter 5 cheshymische (Augsburg Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) 4 bakteriologsiche (Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) und 2 veterinaumlrmedizinische Untersuchungsanstalten (neben Oberschleiszligheim war ein Standort in Nuumlrnberg hinzugekommen)
Die LandesuntersuchungsaumlmterAb Ende der 60ershyJahre beschaumlftigte sich die im Bayerischen Staatsministerium des Innern zustaumlndishyge Abteilung fuumlr Gesundheitswesen und Verbraushycherschutz mit einer Reform dieser Struktur einer Vielzahl relativ kleiner und weitgehend unabhaumlngig voneinander arbeitender chemischer medizinischer und veterinaumlrmedizinischer Untersuchungseinrichshytungen Anlass waren auch zunehmend fachuumlbershygreifende Fragestellungen (zum Beispiel komplexe
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chemische Ruumlckstandsuntersuchungen unter andeshyrem zum Einsatz oumlstrogenwirksamer Substanzen in der Kaumllbermast im Bereich der Veterinaumlrmedizin) die immer kostspieliger werdende instrumentelle Analytik (zum Beispiel GCshy MSshy NMRshyAnalytik) die damit einhergehende zunehmende Spezialisierung der Mitarbeiter und nicht zuletzt Sparzwaumlnge im Staatshaushalt Im Ergebnis fuumlhrten die damaligen Reformuumlberlegungen zur Gruumlndung zweier bdquoLandesshyuntersuchungsaumlmter fuumlr das Gesundheitswesenldquo in Suumldbayern (Oberschleiszligheim) und Nordbayern
(Erlangen) die aufgrund der Durchfuumlhrungsverordshynung zum Vollzug des Lebensmittelrechts vom 16031973 mit Wirkung vom 01011974 errichtet wurden In diesen beiden ndash fuumlr damalige Verhaumlltnisshyse ndash bdquoSuperbehoumlrdenldquo war ein interdisziplinaumlrer Ansatz zwischen Chemie Humanshy und Veterinaumlrshymedizin moumlglich Die bayerischen Landesuntersushychungsaumlmter waren bundesweit einmalig und ershylangten bald Vorbildfunktion fuumlr die Organisation der entsprechenden Fachbehoumlrden in anderen Laumlndern
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Die Struktur der LUAuml blieb uumlber viele Jahre und auch uumlber einen Ressortwechsel in die Zustaumlndigkeit des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Arbeit und Sozishyalordnung Familie und Frauen (StMAS) hinweg ershyhalten Im Jahr 1999 wurde das 25shyjaumlhrige Jubilaumlum mit einem Symposium in Oberschleiszligheim gefeiert Im Laufe der Jahre war soweit erforderlich immer wieder ein Wandel ggf eine Anpassung der Aufgashybenstellungen erfolgt Bemerkenswert ist insbesonshydere die Entwicklung ergaumlnzend zu den ganz im Vorshydergrund stehenden Laboruntersuchungen auch theshyoretisch wissenschaftliche Aufgabenfelder zu bearshybeiten wie zum Beispiel im Bereich der Toxikologie ab 1992 oder der Epidemiologie ab Ende der 1990ershyJahre
Aufbruch zum LGLAusgangspunkt fuumlr die Schaffung des heutigen LGL durch Fusion der beiden LUAuml Nord und Suumld war die bdquoBSEshyKriseldquo im Jahr 2000 Bereits seit Mitte der 1980ershyJahre war BSE in Groszligbritannien bekannt bis 1992 war dort ein Anstieg auf uumlber 36000 Faumllle zu verzeichnen (anschlieszligend nahm die Zahl mit Einshyfuumlhrung eines Tiermehlfuumltterungsverbots wieder ab) Verdachtsfaumllle in Deutschland die bereits Anshyfang der 1990ershyJahre bekannt geworden waren waren zunaumlchst nicht adaumlquat untersucht worden Erst im November 2000 wurde der erste deutsche Fall (in SchleswigshyHolstein) mittels Schnelltest den die Laumlnder zuvor abgelehnt hatten nachgewiesen Daraufhin beschloss das bayerische Kabinett noch im Dezember des selben Jahres ein Maszlignahmenshybuumlndel das unter anderem die Errichtung eines bdquoLandesamts fuumlr Lebensmittelsicherheitldquo beinhalteshy
te (Ministerratsbeschluss vom 29122000) Es war rasch klar dass ein solches Landesamt im Wesentlishychen aus den bestehenden LUAuml entstehen wuumlrde Mit bdquoVerordnung uumlber die Einrichtung der Bayerishyschen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmitshytelsicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmterverordshynung shy LAVshyUGV)ldquo vom 27 November 2001 wurde das LGL schlieszliglich gegruumlndet Zu dem im Rahmen der inhaltlichen Neuausrichtungen gegenwaumlrtig Ershyreichten einschlieszliglich einer Unterstuumltzung der bdquoReshyakademisierungldquo des OumlGD und des Aufbaus einer Pettenkofer School of Public Health sei auf die entshysprechenden Beitraumlge verwiesen
Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
Kennzeichen von modernen bzw bdquopostmodernenldquo Gesellschaften sind eine zunehmende Oumlkonomisieshyrung und Medialisierung der gesellschaftlichen Proshyzesse Diese wirken sich auch unmittelbar oder mitshytelbar auf die Taumltigkeit im Bereich der Bevoumllkerungsshygesundheit aus Probleme lassen sich nicht mehr nur isoliert in ihren gesundheitlichen Bezuumlgen analyshysieren und angehen Zunehmend wichtig ist die gleichzeitige Beobachtung und Mitgestaltung des soziooumlkonomischen und insbesondere auch des kommunikativen Kontextes Die mediale Wahrnehshymung und Diskussion gesundheitlicher Fragestellunshygen hat zunehmend Bedeutung fuumlr den Erfolg geshysundheitspolitischer und bevoumllkerungsmedizinischer Konzepte Der Blickwinkel auf die Gesundheit der Bevoumllkerung weitet sich damit zunehmend Dabei
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muumlssen unveraumlndert Faktoren auf individueller Ebeshyne betrachtet werden ndash ein Beispiel hierfuumlr ist das Neugeborenenscreening auf angeborene Stoffwechshyseldefekte Derartige individuelle Aspekte werden auch in ihren sozialen Bezuumlgen wirksam Als Beispiel seien hier Altersbilder und Geschlechterrollen geshynannt Um diesen Kern legen sich individuell gewaumlhlshyte und zu verantwortende Lebensstile Diese wershyden oft innerhalb von sozialen und gesellschaftlichen Bezuumlgen realisiert zum Teil auch von solchen Netzen beeinflusst Gestaltet werden diese Bedinshygungen durch allgemeine Lebensshy und Arbeitsbedinshygungen welche von der Versorgung mit sicheren und gesundheitsfoumlrderlichen Lebensmitteln uumlber das Erziehungssystem die Arbeitsmarktsituation und die allgemeinen Arbeitsbedingungen bis zu den spezifishyschen Dienstleistungen der gesundheitlichen Versorshygung reichen Diese Bausteine sind wiederum eingebettet in einen noch allgemeineren soziooumlkonoshymischen kulturellen umweltbezogenen und politishyschen Rahmen
Der Nutzen einer solchen umfassenden Betrachshytungsweise Staatliche und gesellschaftliche Funktishyonen im Dienst an der Bevoumllkerungsgesundheit koumlnshynen sich diesen Zusammenhaumlngen nicht entziehen Eine moderne PublicshyHealthshyBehoumlrde wie sie der Auftrag auch an das Bayerische Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit ist muss vorshybereitet sein um diesen komplexen Strukturen mit einer angemessenen fachlichen Struktur und entshysprechenden Spezialisierungen zu entsprechen
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Das bedeutet dass am LGL zum Beispiel Expertisen vorgehalten werden muumlssen welche neben den spezifischen und hoch technisierten Laboruntershysuchungen auch mediale sozialshywissenschaftliche oumlkonomische epidemiologische versorgungsorienshytierte gesundheitspolitische und praumlventionsorienshytierte Expertisen umfassen Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend
One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
Der Auftrag an Public Health wurde vom USshyAmerishykanischen Institute of Medicine auf die kurze Formel gebracht Bedingungen schaffen in denen Menshyschen gesund sein koumlnnen Diese kurze Formulieshyrung lohnt eine naumlhere Betrachtung Sie beinhaltet die Einsicht dass Gesundheit nicht nur von einzelnen Menschen in Eigenverantwortung gestaltet werden kann sondern dass es oftmals Bedingungen sind welche groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Menshyschen in Bevoumllkerungen und Bevoumllkerungsgruppen haben Im weiteren kommt die Einsicht dazu dass die Bedingungen nicht schicksalhaft gegeben oder hinzunehmen sind sondern durchaus und in zunehshymenden Maszlige von Gesellschaften in gemeinsamer Verantwortung gestaltet werden koumlnnen Als weiteshyrer Punkt kommt die Fokussierung auf den Menshyschen dazu welcher Mitte und Maszlig allen staatlichen und gesellschaftlichen Handelns ist Zu beachten ist auch die Fokussierung auf Gesundheit und nicht Krankheit Weiter zu beachten ist dass diese geshymeinsamen gesellschaftlichen Anstrengungen in eishynem Rahmen individueller und kollektiver Freiheiten
und Rechte verwirklicht werden muumlssen Gesundheit ist kein Diktat sondern eine Chance Diese bdquoLebensshychance auf Gesundheitldquo soll allen Menschen in gleishychem Maszlige eroumlffnet werden ohne Zwang
Fuumlr das LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in einem sich einigenden Europa der Regionen gelten auch sich herausbildende Erwartungen an gesellshyschaftliche Institutionen Im Vordergrund steht dabei eine Dienstleistungsorientierung Dabei sind sowohl externe Klienten (Kunden) wie Ministerien Medien andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Partner zu beruumlcksichtigen als auch interne Klienten Kolleshygen andere staatliche Institutionen Projekte denen zugearbeitet wird und gesetzliche und regulatorische Vorgaben die zu erfuumlllen sind Daraus ergibt sich eine Fuumllle von nachgefragten Leistungen spezialishysierte Laborshy und NichtshyLaborfunktionen Konzeptshy und Strategieentwicklungen Bewertungen von Aktishyvitaumlten der Vernetzung sowie in der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in der Forschung und insbesondere auch der Tranfer wissenschaftlicher Erkenntnis
New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
Die Aufgabenfelder einer solchen neuen Public Health (New Public Health) umfassen dabei in einer ersten Orientierung die Bereiche von
bull Gesundheitsschutzbull Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderungbull Steuerung und Stewardship in einem
Gesundheits(Versorgungsshy)system
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Durch ein Taumltigwerden in allen drei Bereichen wird dem Auftrag nachgekommen Bedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnen Besondere Herausforderungen ergeben sich fuumlr das LGL durch die kompetente Uumlbernahme von staatlishychen Aufgaben in einem modernen Verstaumlndnis indishyrekter Stewardship bzw Governance in der fachlishychen Bewertung und Erzeugung wissenschaftlicher Evidenz in der konzeptionellen Entwicklung und im gezielten Ansprechen von Settings und Sektoren Daraus ergeben sich Vernetzungsanspruumlche innershyhalb des LGL welche klassische Strukturen wie Abshyteilungen Sachgebiete und Sachbereiche uumlbershyschreiten
Damit zeichnen sich neun Entwicklungsfelder ab welche fuumlr eine zukuumlnftige Ausrichtung des LGL von besonderer Bedeutung sind
1 Die Herausforderung von bdquoProblem und Kontextldquo insbesondere auch in der Risikoshy und Krisenkomshymunikation
2 Die Staumlrkung von vorausschauendem proshyaktiven gegenuumlber nur reaktivem Handeln
3 Die weitere Staumlrkung von Wissenschaftlichkeit Unabhaumlngigkeit und Transparenz als Arbeitsgrundshysaumltze im Innenshy und Auszligenverhaumlltnis
4 Der Ausbau von Kooperationen bei gleichzeitiger Staumlrkung der Eigenverantwortung
5 Die Weiterentwicklung von staatlichen Kontrollshyfunktionen zu FeedbackshyElementen innerhalb eishynes umfassenden Qualitaumltsmanagements
6 Die Faumlhigkeit zur kurzfristigen Bildung von Projektshyorientierten MatrixshyStrukturen bei komplexen Frashygestellungen und Krisen
7 Die Faumlhigkeit zur kritischen Nutzung und ggf Ershystellung von systematischen problemorientierten Wissenssynthesen (systematische Uumlbersichten Health Impact Assessment Health Technology Assessment und andere mehr)
8 Die Staumlrkung und noch bessere Verankerung der Belange der Bevoumllkerungsgesundheit an akademishyschen Einrichtungen in Bayern
9 Die dreifache Positionierung des LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in Bayern innerhalb der deutschen Laumlnder und innerhalb eines sich einishygenden Europas
Herausforderungen die uns die naumlchsten zehn Jahre und wohl auch daruumlber hinaus begleiten werden und die wenn sie erfolgreich bearbeitet sind wiederum den Weg frei machen fuumlr neue jetzt noch unbekannshyte Fragen
CHRONOLOGIE
Chronologie 114
Gesundheit
20022003bull Aufbau der Meldestelle fuumlr Bayern nach dem Infektionsshy
schutzgesetz ab 2001 mit anfangs jaumlhrlich 30000 Melshydungen kontinuierlicher Anstieg bis zu fast 100000 Meldefaumlllen im Jahr 2009
bull Uumlbernahme der Koordinierung und Auswertung der Schulshyeingangsuntersuchung an jaumlhrlich circa 120000 Kindern in Bayern
bull Aufbau des sogenannten Tracking auf Vollstaumlndigkeit im Neu geborenenscreening (jaumlhrlich circa 105000 neugeboshyrene Kinder)
bull Aufbau von hygieneshy infektiologieshy pharmazieuumlbershywachungsshy praumlventionsshy und umweltmedizinbezogenen Kompetenzzentren sowie epidemiologischer Kompetenz zum Beispiel zur Bewertung von Krankheitshaumlufungen (Clustern)
bull Aufnahme der im bayerischen OumlGDshyGesetz vorgeseheshynen Gesundheitsberichterstattung
bull Uumlbernahme der Aufgaben als Benannte und Unabhaumlngige Stelle nach Trinkwasserverordnung 2001 und der Beshyrichtspflicht gemaumlszlig Trinkwasserverordnung und Europaumlshyischer Badegewaumlsserrichtlinie
bull Uumlbernahme der Qualitaumltssicherung in der Arzneimittelshyuumlberwachung Bayern (interne Audits Dokumentenmanashygement Berichtspflichten Statistik der Verbrauchershybeschwerden Arzneimittelrisiken und Beanstandungen in Bayern gemaumlszlig VAW 121101) Koordination und Controlshyling (Erstellung von Jahresstatistiken Mitwirkung bei der Planung Durchfuumlhrung und Berichterstattung der Inspekshytionen durch die Regierungen)
2004bull Aufbau der GesundheitsshyMonitoringshyEinheiten (GME) fuumlr
Bayern mit Steuerung und Datenmanagement am LGL und Durchfuumlhrung umfangreicher Surveys mit jaumlhrlich cirshyca 6000 Kindern
2005bull Verlagerung des bdquoRapid Alert Systemsldquo (RASshySystem)
zur Abwehr von Arzneimittelrisiken vom StMUGV an das LGL Uumlbernahme der Erstellung der Statistik bdquoZahl der pharmazeutischen Betriebe und Einrichtungen in Bayernldquo aus dem StMUGV
bull Aufbau der Taskforce Infektiologie mit 24 StundenTag und 7 TageWoche Erreichbarkeit
bull Uumlbernahme der Planung Unterstuumltzung und Evaluation der infektionshygienischen Uumlberwachung von medizinishyschen und sonstigen Einrichtungen durch die Gesundshyheitsaumlmter in Bayern
bull Entwicklung und Implementierung eines elektronischen Datenaustauschsystemes fuumlr Trinkwasserdaten
bull Uumlbernahme der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen gemaumlszlig Trinkwasserverordnung 2001
bull Uumlbernahme der Leistelle Praumlvention zur Begutachtung Betreuung Qualitaumltssicherung und Evaluation von Proshyjekten im Rahmen der neu ausgerichteten Gesundheitsshyinitiative GesundLebenBayern
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI)
2006
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bull Betrieb eines Hochsicherheitslabors der Stufe BSL 3
bull Aufbau einer behoumlrdenuumlbergreifenden Uumlberwachung der Medizinprodukteaufbereitung
bull Einfuumlhrung eines Qualitaumltszirkels Trinkwasser fuumlr die Geshysundheitsaumlmter
bull Aufbau einer Einheit zur analytischen Umsetzung und Beshywertung des HumanshyBiomonitorings fuumlr den OumlGD
2007bull Einrichtung des Konsiliarlabors fuumlr Diphtherie in Abstimshy
mung mit Bund und Laumlndern Verankerung im EUshySurveilshylanceshyNetzwerk fuumlr Diphtherie (DIPshyNET)
bull Verlagerung des Systems zur Abwehr von Medizinprodukshyterisiken sowie von Risiken durch Blutshy und Blutprodukte nach dem Transfusionsgesetz
bull Mitveranstaltung des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft fuumlr Sozialmedizin und Praumlvention sowie der Deutschen Gesellschaft fuumlr medizinische Dokumentation und Information in Augsburg in Verbindung mit dem LGLshyKongress fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayshyern mit insgesamt 1700 Teilnehmern
bull Einbindung der humanmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaften zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) und der Landesarbeitsgemeinshyschaft MultiResistente Erreger (LARE)
bull Aufbau und Betrieb eines bayernweiten Impferinnerungsshysystems in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsaumlmtern
2008
bull Einrichtung des Nationalen Referenzzentrums fuumlr Borre li shyen in Abstimmung mit Bund und Laumlndern und des Konshysiliarlabors fuumlr Ehrlichien in Abstimmung mit Bund und Laumlndern
bull Aufbau eines Labornetzwerkes fuumlr bioterroristisch releshyvante Keime
bull Umsetzung der novellierten EUshyBadegewaumlsserrichtlinie einschlieszliglich erweiterter Berichtspflicht
bull Erstellung und kontinuierliche Pflege eines elektronischen Handbuchs fuumlr den OumlGD zur fachlichen Qualitaumltssicheshyrung der Arbeit der Gesundheitsaumlmter (Uumlbernahme aus dem StMUG)
bull Koordination des vom StMUG gefoumlrderten Forschungsshyverbunds Vectorshyborne Infectious Diseases in Climate Change Investigations (VICCI) zum Thema bdquoGesundheitshyliche Folgen des Klimawandels in Bayernldquo
bull Betreuung von Trainees nach Akkreditierung als Ausbilshydungsstaumltte im Rahmen des europaumlischen Ausbildungsshyprogramms fuumlr Infektionsepidemiologie (EPIET)
bull Betreuung der Gesundheitsaumlmter bei der Gruumlndung regioshynaler Netzwerke gegen multiresistente Erreger und Ausshyweitung der Bemuumlhungen um die Standardisierung des Managements resistenter Erreger in Kliniken mittels einer Checklistenshygestuumltzen Begehung
bull Integration des Nationalen Referenz Zentrums fuumlr Borrelien und der beiden Konsiliarlaboratorien fuumlr Diphtherie und Ehrlichien in die 2009 neu etablierten RKIshyReferenznetzshywerke
bull Ausweitung des Trackings des NeugeborenenshyHoumlrscreeshynings aus den Modellregionen Oberfranken und Oberpfalz nunmehr bayernweit mit mehrfacher Geburtenzahl
2009
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bull Aufbau eines laborgestuumltzten bayernweiten InfluenzashySentinels mit Beteiligung von aumlrztlichen Praxen in den Landkreisen (Steuerung am LGL)
bull Aufbau und Betrieb eines S3shyHochsicherheitslabors auch im Bereich Gentechnik im Rahmen der experimentellen Uumlberwachung gentechnischer Anlagen beim Vollzug des Gentechnikgesetzes
bull Buumlndelung der in Bayern angesiedelten Ressourcen durch Kooperationen mit bayerischen Universitaumlten im Dienst der oumlffentlichen Gesundheit (Pettenkofer School of Public Health)
bull Uumlbernahme der Informationspflichten des StMUG an die Zentralstelle der Laumlnder fuumlr Gesundheitsschule uumlber die im Arzneimittelbereich in Bayern taumltigen Behoumlrden Ershyweiterung der Arzneimitteluntersuchungsstelle um die routinemaumlszligige Untersuchung von Medizinprodukten (Planproben shy VO (EG) 7652008) geplant Erstellung von Jahresstatistiken uumlber die Uumlberwachung der Medizinproshydukte in Bayern
bull Durchfuumlhrung von Projekten im Bereich Gesundheitsshyschutzshy und Gesundheitsvorsorge im Rahmen der Nutshyzung neuer Technologien wie zum Beispiel der Nanotechshynologie im Auftrag des StMUG uumlbergreifende toxikologishysche Risikoabschaumltzung durch Verknuumlpfung von Belasshytungsdaten aus allen fuumlr den Menschen relevanten Zufuhrpfaden
bull Ausbau der umweltmedizinischen Gesundheitsvorsorge bei wissenschaftlich diskutierten neuen Belastungsshyszenarien unter Beruumlcksichtung sensibler Gruppen wie Allergiker Neugeborene und Kleinkinder durch Aufbau von neuen Methoden und orientierenden Messungen in unterschiedlichen Matrizes (wie Hausstaub Koumlrpergeweshyben)
bull Uumlbertragung der Aufgaben im Bereich der Stillfoumlrderung in Bayern mit zahlreichen Einzelmaszlignahmen
bull Aufbau der Spezialeinheit Infektionshygiene umfangshyreiche Aufgabenmehrung im Zusammenhang mit der Bayshyerischen MedHygV
bull Einrichtung einer Bruumlckenprofessur bdquoPublic Health Policy amp Administrationldquo an der LMU Muumlnchen im Rahmen der von LGL Helmholtzzentrum Muumlnchen und LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen gemeinsam getragenen Petshytenkofer School of Public Health (PSPH)
2010
2011bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoVersorgungsqualitaumlt
Gesundheitsoumlkonomie Gesundheitssystemanalysenldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit in Vorbereitung auf eine neue Dienststelle in Nuumlrnberg (Haus der Gesundheit Bayern)
bull Einrichtung eines webbasierten Gesundheitsatlas Bayern mit einer Vielzahl geografisch gegliederter gesundheitsreshylevanter Zahlen und Indikatoren
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerische Gesundshyheitsagenturldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur bayerischen Gesundheitswirtschaft mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerisches Zentrum fuumlr Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (ZPG)ldquo am Lanshydesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur Landesshyzentrale fuumlr Gesundheit Bayern e V und weiteren Partshynern in Wissenschaft Praxis und Politik mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
2012
118
bull Uumlbertragung der Funktion eines Kommunalbuumlros fuumlr die aumlrztliche Versorgung im laumlndlichen Raum an das Sachshygebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonomie Geshysundheitssystemanalysenldquo zur Unterstuumltzung der Komshymunen und zur Mitgestaltung der im neu verabschiedeten Versorgungsstrukturgesetz vorgesehenen Handlungsshyspielraumlume der Laumlnder
Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Antraumlge fuumlr neuartige Lebensmittel
bull Mitarbeit am Europaumlischen Netzwerk fuumlr GVO Laborashytorien (ENGL) auf Grundlage der Verordnung (EG) Nr 18292003 uumlber genetisch veraumlnderte Lebensmittel und Futtermittel
bull Zusaumltzliche Uumlberpruumlfung der umfangreichen Mitteilungsshypflichten uumlber Inhaltsstoffe in Tabakerzeugnissen nach Tabakproduktverordnung und Uumlberpruumlfung der Zulassung von Pruumlflaboratorien (ab 2003)
bull Initiierung der Veranstaltungsreihe bdquoSchleiszligheimer Foshyrumldquo
bull Beginn der systematischen Untersuchung von Lebensshymitteln auf Acrylamid im Rahmen eines bundesweiten Minimierungskonzeptes
20022003
2003bull Beginn des nach EUshyRecht notwendigen Verfahrens zur
Validierung von Untersuchungsmethoden zum Nachweis von Tierarzneimittelruumlckstaumlnden
bull Einfuumlhrung der Untersuchungspflicht von Streptomycin in Honig nach Anwendung dieses Antibiotikums zur Feuershybrandbekaumlmpfung waumlhrend der Obstbluumlte Zusammenshyarbeit und Informationsaustausch mit den Bodenseeshyanrainern BadenshyWuumlrttemberg Schweizer Kantonen und dem Land Vorarlberg
bull Einfuumlhrung von Schwerpunktlaboren fuumlr Untersuchungen verschiedener Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
bull Schaffung des Arbeitskreises bdquoBier und Bieraumlhnliche Geshytraumlnkeldquo an der Dienststelle Wuumlrzburg In diesem Arbeitsshykreis sind Personen der Uumlberwachung und der Brauwirtshyschaft vertreten
bull Etablierung der miniaturisierten Multimethode (QuEshyChERS) fuumlr Pflanzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzshylichen Lebensmitteln
bull Breite Einfuumlhrung der LCshyMSMSshyTechnik in der Ruumlckshystandsanalytik mit einer deutlichen Erweiterung des Wirkshystoffspektrums
bull Konzentration der Blutalkoholuntersuchungen fuumlr ganz Bayshyern am Standort Erlangen (jaumlhrlich circa 25000 Blutproben)
bull Aufnahme der Kontrolle der Kennzeichnung von gentechshynisch veraumlnderten Futtermitteln
bull Nationale Zulassung als erstes und bisher einziges deutshysches Olivenoumllpanel in der amtlichen Lebensmitteluumlbershywachung
bull Beginn der Betreuung und Durchfuumlhrung zahlreicher durch das StMUG gefoumlrderter Projekte zur Entwicklung moderner Untersuchungsverfahren im Lebensmittelbeshyreich sowie der Betreuung von Diplomshy Mastershy und Dokshytorarbeiten in Kooperation mit der LMU Muumlnchen der TU Muumlnchen und der Tieraumlrztlichen Hochschule Hannover der FAU Erlangen und FraunhofershyInstituten
2004
119
bull Nachweis des ersten nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnderten Organismus (Papaya) in Europa
bull Aufbau und Akkreditierung des einheitlichen Qualitaumltsshymanagementsystems
2005bull Verstaumlrkte Untersuchung von Bedarfsgegenstaumlnden und
Kosmetika aufgrund ihrer Einbeziehung in nationale Kontshyrollprogramme (Bundesweiter Uumlberwachungsplan (BUumlp) ab 2005 Bundesweites Monitoring ab 2010)
bull Verlagerung der Kontaktstelle Bayerns im EUshySchnellshywarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel vom StMUG an das LGL damit Uumlbernahme neuer Steuerungsaufgaben in der Lebensmitteluumlberwachung verbunden Sichtung von circa 9000 Meldungen und Bearbeitung von circa 650 Vorshygaumlngen jaumlhrlich
bull Aufbau des Arbeitsbereichs bdquoMarktuumlberwachung im stofflichen Verbraucherschutzldquo und Implementierung in das Sachgebiet bdquoBedarfsgegenstaumlndeldquo
bull Uumlbernahme des Nachweises von gentechnisch veraumlndershyten Bestandteilen in Saatgut Uumlbernahme Experimentelle Kontrolle von GVOshyFreisetzungen
bull Ersterstellung eines Handbuchs zur Durchfuumlhrung des Nashytionalen Ruumlckstandskontrollplans (NRKP) in Bayern und der Uumlbertragung der Gesamtzustaumlndigkeit fuumlr die Planung aller NRKPshyProben in Bayern und Verteilung dieser Proshyben auf die Kreise und kreisfreien Staumldte auf der Basis stashytistischer Daten zu Tierbestaumlnden und Schlachtungen
bull Implementierung einer regelmaumlszligigen Absicherung aller Hemmstoffshypositiven Proben in Bayern mit Nachweis und Bewertung vorhandener Antibiotikaruumlckstaumlnde
bull Einfuumlhrung zahlreicher Projekte und Sonderprogramme wie zum Beispiel das EUshyProjekt bdquoTRACEldquo
bull Initiierung einer regelmaumlszligigen Fachtagung Gentechnik fuumlr Umwelt und Verbraucherschutz
bull Systematische risikoorientierte Beurteilung der NahrungsshyergaumlnzungsmittelshyAnzeigen bayerischer Inverkehrbringer
bull Mitarbeit an der Neukonzeption der Datenuumlbermittlung in der amtlichen Lebensmittelshy und Veterinaumlruumlberwachung auf Bundesebene
bull Erstmalige Beteiligung an einem EUshyTwinningshyProjekt in der Tuumlrkei dem zahlreiche weitere folgen
bull Koordinierung des bundesweiten Systems fuumlr die zentrale Erfassung von Ausbruumlchen lebensmittelbedingter Infektishyonen und Intoxikationen fuumlr den Freistaat Bayern (ZEVALI BELA) als neue Aufgabe des LGL
bull Einrichtung und Betreuung einer Verbraucherhotline fuumlr Hinweise zur Lebensmittelsicherheit
bull Einrichtung und Betreuung einer InternetshyPlattform bdquoLeshybensmittelwarnungenldquo fuumlr oumlffentliche Ruumlckrufe in Abshystimmung mit dem StMUG ab 2010 eigene Zustaumlndigkeit des LGL
bull Einrichtung des Notfallhandys bdquoLebensmittelldquo (24hshy Rufbereitschaft des LGL)
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Lebensmittelldquo zur Koorshydinierung von fachgebietsuumlbergreifenden Fragestellunshygen (Untersuchungen und Bewertungen) und Erarbeitung gemeinsamer Konzepte
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Wasserldquo als abteilungsshyuumlbergreifende Schnittstelle fuumlr wasserchemische Frageshystellungen und Kontaktstelle zum StMUG
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Anzeigen fuumlr neue Nahrungsshyergaumlnzungsmittel
2006
120
bull Durchfuumlhrung der gemaumlszlig TAppV vorgeschriebenen praktishyschen Ausbildung von TiermedizinshyStudenten in der oumlfshyfentlichen Veterinaumlrverwaltung in den Laborbereichen des LGL
bull Einrichtung der bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo am LGL mit zunaumlchst auf 35 Personen konzipierter Persoshynalstaumlrke als Dienstleister Entwicklung von Schwachstelshylenanalysen und Uumlberwachungskonzepten fachliche und rechtliche Unterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden im Einzelshyfall sowie Koordination des Krisenmanagements in Bayern fuumlr den Lebensmittelbereich
bull Sukzessiver Uumlbergang der Aufgaben des Mobilen Veterishynaumlrdienstes Bayern auf die Spezialeinheit in den Bereishychen Lebensmittelshy und Fleischhygiene Tierseuchen und Tierarzneimittel
bull Beginn von Kontrollprojekten wie zum Beispiel des Projekts bdquoEUshyzugelassene Kuumlhlhaumluserldquo
bull Weiterbildung der Mitarbeiter der Spezialeinheit zu Ermittshylungspersonen der Staatsanwaltschaft
bull Uumlbertragung der Zustaumlndigkeit fuumlr uumlberregionale Kontrollshymaszlignahmen im Lebensmittelbereich (Betriebskontrollen einschlieszliglich Dokumentenkontrollen)
bull Beginn von breit angelegten Untersuchungen von zimthalshytigen Lebensmitteln auf Cumarin wegen haumlufigen Uumlbershyschreitungen des Grenzwertes der Aromenverordnung
bull Etablierung einer empfindlichen Analysemethode fuumlr pershyfluorierte Verbindungen in tierischen und pflanzlichen Leshybensmitteln und Trinkwasser Beginn von Schwerpunktshy und Hintergrunduntersuchungen zur Erkennung von Probshylemgebieten und Unterstuumltzung von Minimierungsmaszligshynahmen
bull Etablierung der Analytik dioxinshyaumlhnlicher Polychlorierter Biphenyle (dl_PCB) mit GCshyHRMS
bull Etablierung des Arbeitskreises bdquoMykotoxineldquo zwischen Zoll Kreisverwaltungsbehoumlrden Regierungen Ministeshyrium und LGL
bull Koordination und Ausschreibung fuumlr eine landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Verbraucherschutz Projekt TIZIAN wird am LGL entwickelt und an den KVB in Bayern implementiert und durch das LGL administriert (derzeit circa 2000 Benutzer)
bull Uumlbernahme der Aufgabe des Qualitaumltsmanagementbeshyauftragten Bayern
bull Tieraumlrztliche Weiterbildungsstaumltte fuumlr die Gebiete Lebensshymittel (Fachtierarzt fuumlr Lebensmittel) und Fleischhygiene (Fachtierarzt fuumlr Fleischhygiene)
bull Einrichtung eines runden Tisches von LGL und LFL zum Erfahrungsshy und Wissenstransfer von Kenntnissen im Bereich der Pflanzenschutzmittel
bull Entwicklung und Durchfuumlhrung eines Jahreskontrollproshygramms zur Organisation von risikoorientierten Kontrollen uumlberregional taumltiger Lebensmittelbetriebe
bull Aufarbeitung Koordination und Aufklaumlrung von groszligen auch in den Medien viel beachteten bdquoLebensmittelskanshydalenldquo
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Qualitaumltszirkels bdquoTierische Nebenprodukteldquo
bull Einfuumlhrung eines investigativen Ansatzes in die Lebensshymitteluumlberwachung unter anderem durch langfristige Abshyordnung eines Kriminalpolizisten zur Spezialeinheit (Multishyplikatorenfunktion)
bull Aufbau eines Netzwerkes mit Staatsanwaltschaften Polishyzeishy und Zollbehoumlrden Hospitationen von Mitarbeitern der Spezialeinheit bei Dienststellen der Kriminalpolizei und
2007
121
des Zolls Einrichtung staumlndiger Arbeitsgruppen mit der Zollverwaltung
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Arbeitskreises bdquoWildldquo gemeinsam mit anderen im gesundheitlichen Vershybraucherschutz taumltigen Behoumlrden Entwicklung eines bayshyernweit einheitlichen Konzeptes zur effizienten Uumlberwashychung von Wildbetrieben
bull Uumlberfuumlhrung des bisherigen Jahreskontrollprogramms in ein formalisiertes bdquoKontrollprogramm Lebensmittelsichershyheitldquo das 108 Betriebe umfasst und das unterschiedliche Arten von Risiken in einem DreishySaumlulenshyModell abbildet stufenweise Umsetzung ab 01012008
bull Weiterer Aufbau des Personalkoumlrpers der Spezialeinheit auf circa 90 Mitarbeiter intensives Einarbeiten dieser Mitshyarbeiter in die Verwaltung und Organisation des gesundshyheitlichen Verbraucherschutzes nach Erreichen der Pershysonalsollstaumlrke jaumlhrlich circa 300 Kontrollen von groszligen Lebensmittelbetrieben (Kontrollumfang und Kontrolltiefe in neuer Qualitaumlt)
bull Einfuumlhrung projektierter Schwerpunktuntersuchungen nach konkreten Risikoprofilen
bull Beurteilung der Erstpruumlfberichte von NovelshyFoodshyAntraumlshygen
bull Einrichtung eines Arbeitskreises der mit der Analytik von perfluorierten Verbindungen befassten Stellen in Bayern (LfU LGL Fraunhofer Institut IVV und weitere) zur Abshystimmung und Weiterentwicklung der Analytik dieser neu als Umweltkontaminanten in den Brennpunkt geruumlckten Verbindungen
bull Etablierung der Bestimmung von Kontaminanten (Diisoshybutylphthalat und Photoinitiatoren) in Papierverpackungen und darin verpackten Lebensmitteln (Uumlberpruumlfung der Wirkung der freiwilligen Selbstverpflichtung der Industshyrie)
2008bull Uumlbernahme der Informationspflichten im Rahmen des
Verbraucherinformationsgesetzes
bull Aufbau eines Importkontrollplans und Aufnahme von Ruumlckshystandsuntersuchungen bei importierten Lebensmitteln
bull Einfuumlhrung eines neuen Laborinformationsshy und ManageshymentshySystems LIMSshyZ (als Pilotprojekt im TrinkwassershyBereich)
bull Einfuumlhrung verstaumlrkter Schwerpunktkontrollen (zum Beishyspiel in Wild beshy und verarbeitenden Betrieben sowie in Brauereien Baumlckereien und bei Teeherstellern und Imporshyteuren)
bull Weiterentwicklung des Qualitaumltsmanagementsystems fuumlr die bayerische Lebensmitteluumlberwachung und Veterishynaumlrfachverwaltung durch Neuentwicklung und Anpasshysung von Pruumlflisten und Verfahrensanweisungen
bull Erstmals Vorbereitung und Begleitung von FVOshyInspektishyonen
bull bdquoMelaminshySkandalldquo in China Schwerpunktkontrollen fuumlr Lebensmittel aus Asien mit Milchbestandteilen und Saumlugshylingsmilchprodukten allgemein
bull Erweiterung des bdquoNotfallhandy Lebensmittelldquo zur zentrashylen Alarmierungsstelle fuumlr Lebensshy und Futtermittelsishycherheit (24hshyRufbereitschaft in Bayern fuumlr alle Vorgaumlnge im Bereich Lebensshy und Futtermittel Tiergesundheit)
bull Verstaumlrkte Einfuhrkontrollen fuumlr bdquoauffaumllligeldquo pflanzliche Lebensmittel
bull Uumlbernahme der Aufgabe der Rechtsfoumlrmlichkeitspruumlfung von zu genehmigenden neuen oder uumlberarbeiteten QualishytaumltsmanagementshyDokumenten im gesundheitlichen Vershybraucherschutz und im Veterinaumlrwesen
2009
122
bull Vermehrter Umfang der Pruumlfung von Dokumentationen zu GMP und Konformitaumlt im Sinne der VO (EG) 19352004 VO (EG) 20232006 Richtlinie 200719EG im Bereich Bedarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Erstellung und Umsetzung eines Konzepts zur Uumlberwashychung der Anforderungen zu Good Manufacturing Practice im Lebensmittelbedarfsgegenstaumlndebereich in Bayern
bull Einbindung von Betriebskontrollprogrammen in das BUumlp unter intensiver Mitwirkung des LGL
bull Abschluss des EUshyProjekts TRACE (Tracing food commoshydities in Europe)
2010bull Einrichtung und Betreuung der zentralen Anlaufstelle fuumlr
Bayern in Fragen der Ausstellung von Veterinaumlrzertifikaten bei der Einshy Ausshy und Durchfuhr sowie Beratung und Unshyterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden (Koordination Vereinshyheitlichung)
bull Gesamtleitung des Projektes bdquoAkkreditierung von Trichishynenuntersuchungsstellenldquo
bull Uumlbertragung des Projekts bdquoRisikoorientierte Fleischuntershysuchungldquo vom StMUG an das LGL
bull Beurteilung der gesundheitsbezogenen Angaben nach HealthshyClaimsshyVerordnung unter Beruumlcksichtigung von aktuellen Gutachten der EFSA
bull Einfuumlhrung von Betriebskontrollen zur Dokumentenpruumlshyfung im Hinblick auf GMP und Konformitaumlt im Bereich Beshydarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Analytische Differenzierung verschiedener Bindungsforshymen von Elementen zur Unterscheidung ihrer Toxizitaumlt
bull Etablierung der Gruppenmethode fuumlr hoch polare Pflanshyzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzlichen Lebensmitteln
2011bull Benennung der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit als
zentrale Koordinierungsstelle in Bayern bei der Bewaumlltishygung von Krisenfaumlllen (zum Beispiel Dioxine in Futtermitshyteln EHEC) Zentrale Sichtung und Auswertung aller einshygehenden Informationen Aufbereitung der Informationen fuumlr die VorshyOrtshyBehoumlrden zentrale Steuerung von Probeshynahmen Betriebskontrollen Ruumlckverfolgungen von Washyrenstroumlmen etc
bull Betreuung der bundesweiten Plattform wwwlebensmitshytelwarnungde auf der oumlffentliche Warnungen vor nicht sicheren Lebensmitteln veroumlffentlicht werden soweit beshytroffene Lebensmittel in Bayern im Verkehr sind
bull Optimierung der EHECshyDiagnostik bei Lebensmitteln
bull Buumlndelung der chemischen Analytik von Trinkshy und Badeshywasser fuumlr Bayern am Standort Erlangen
bull Implementierung eines LGLshyspezifischen Probenplantools in die landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Vershybraucherschutz Das Projekt wird am LGL entwickelt von circa 100 wissenschaftlichen Sachverstaumlndigen genutzt und ermoumlglicht die direkte Datenkommunikation von Proshybenanforderungen bei den KVB in Bayern Das Tool wird durch das LGL administriert
bull Beginn des Sonderuntersuchungsprogramms bdquoPflanzenshyschutzmittelruumlckstaumlnde und deren Metabolite in Trinkshywasserldquo zur Statuserhebung der Qualitaumlt des bayerischen Trinkwassers
bull Etablierung der Analytik bromierter Flammschutzmittel in Lebensmitteln mittels hochaufloumlsender Massenspektroshymetrie
2012
123
Veterinaumlrwesen
2002bull Einrichtung einer Fachgruppe Tierschutz am LGL zur fachshy
lichshywissenschaftlichen Unterstuumltzung der bayerischen Veterinaumlrbehoumlrden
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Erlangen als Weiterbildungsstaumltte
2003bull Privatisierung der BSEshyPflichttests Etablierung des sogeshy
nannten LaborshyDatenscreenings alle zwei Jahre europashyweite Ausschreibung der LaborshyDienstleistungen sowie bayernweites Controlling derselben (inklusive regelmaumlszligishyger Laborbegehungen)
bull Einrichtung und Leitung des Arbeitskreises bdquoBayerische Sachkundepruumlfungldquo im Bereich Tierschutz
bull Zulassung als Weiterbildungsstaumltte zum Fachtierarzt fuumlr Tierschutz
bull Umsetzung der neuen TierschutzHundeVO durch Bereitshystellung von Vollzugshinweisen
2004bull erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshy
bildung der Amtstieraumlrzte Veterinaumlrassistenten und Vershywaltungsbeamten im Bereich Tierschutz
bull Mitarbeit in BundLaumlndershyArbeitsgruppen zur TierschutzshySchlachtverordnung und zur Durchfuumlhrung von Tierboumlrsen sowie in der LaumlndershyProjektgruppe Nutztierkontrollen
bull Akkreditierung der diagnostischen Laborbereiche nach DIN EN ISOIEC 17025
2005bull Start und Steuerung des freiwilligen BVDMDshyBekaumlmpshy
fungsverfahren in Bayern und Durchfuumlhrung der anfallenshyden Laboruntersuchungen (circa 12500 von circa 50000 milchviehhaltenden Betrieben nehmen teil jaumlhrlich circa 132000 Untersuchungen)
bull Kooperationsvertrag mit der Tieraumlrztlichen Fakultaumlt der LMU Muumlnchen
bull Beginn des LangzeitshyMonitoring zum Influenza AshyVirusgeshyschehen in Wildvoumlgeln
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Obershyschleiszligheim als Weiterbildungsstaumltte
bull Beginn der Begehungen der bayerischen Zoos im Zusamshymenhang mit der Umsetzung der Richtlinie 199922EG
bull Einbindung der veterinaumlrmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufloumlsung des MVD (=mobiler Veterinaumlrdienst) alle Aufshygaben des MVD werden auf das LGL uumlbertragen (neben dem Bereich Lebensmittel auch in den Bereichen Tierseushychenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln)
bull Aktualisierung und Uumlberarbeitung der Tierseuchenbeshykaumlmpfungshandbuumlcher
bull Weiterentwicklung tierschutzkonformer Toumltungsverfahshyren fuumlr den Tierseuchenfall
2006
124
bull Anschaffung einer mobilen Elektrotoumltungsanlage fuumlr Geshyfluumlgel und Regelung von Einsatz und Wartung auch der bereits vorhandenen Geraumltschaften
bull Etablierung von sogenannten Spezialistengruppen mit Spezialwissen fuumlr die Bekaumlmpfung von Tierseuchen (neshyben der bereits bestehenden Gruppe der Epidemiologen Etablierung einer Gruppe von Spezialisten fuumlr die Toumltung im Tierseuchenfall fuumlr Reinigung und Desinfektion und fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalles)
bull Beginn der regelmaumlszligigen Schulung der Spezialistengruppen
bull Erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshybildung der Amtstieraumlrzte und Veterinaumlrassistenten in den Bereichen Tierseuchenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln
bull Mitarbeit in BundshyLaumlndershyArbeitsgruppen Maulshy und Klaushyenseuche Klassische Schweinepest und Toumltung im Seushychenfall
bull Uumlbertragung der Steuerung des behoumlrdlichen Verfahrens zur Abgabe der Varroabekaumlmpfungsmittel auf das LGL
bull Wildvogelsterben aufgrund der H5N1shyInfluenzainfektioshynen (Vogelgrippe) setzt den Start fuumlr langfristige Untersushychungen des LGL in Kooperation mit dem Bayerischen Jagdverband zur Bedeutung einheimischer Wildtiere als Reservoir fuumlr Infektionserreger
2007bull Einstellung der am LGL durchgefuumlhrten BSEshyUntersushy
chungen
bull Ausbruch der Gefluumlgelpest bei Hausenten Durchfuumlhrung der Laboruntersuchungen und Koordinierung der aufshygrund von Gefluumlgelpest erforderlichen Toumltungsaktionen in Mittelfranken der Oberpfalz und Niederbayern und Untershystuumltzung vor Ort
bull Beginn der Schwerpunktkontrollen der Tierschutzbestimshymungen in Schlachtbetrieben
bull Inbetriebnahme des Hochsicherheitstrakts in der Veterishynaumlrpathologie (Fuchsbandwurm Tollwut)
bull Konzeption und Beginn einer flaumlchendeckenden Tuberkushylinisierung aller Rinder uumlber drei Jahre in einigen Landkreishysen des bayerischen Allgaumlus (TuberkuloseshyProjekt bis Fruumlhjahr 2009)
bull 2007 und 2008 Ausbruch der Blauzungenkrankheit mit umfangreicher Labordiagnostik in Pathologie und Viroloshygie
bull Erarbeitung von Musterauflagen fuumlr Zirkusbetriebe und erstmalige Anwendung im Erlaubnisverfahren fuumlr einen groszligen bayerischen Zirkus
bull Uumlbertragung der Vergabe der bundesweiten MKSshyVakzishynebank an das LGL (Vertragsdauer 4 Jahre)
bull Beschaffung von BTshyImpfstoff fuumlr eine flaumlchendeckende Impfung in Bayern (urspruumlngliche Beschaffung fuumlr risikooshyrientierte Impfung) Verteilung des BTshyImpfstoffes auf Landkreise
bull Labordiagnostische Begleitung und Uumlberwachung der Pflichtimpfung gegen die Blauzungenkrankheit
bull Beginn der Untersuchung zur Praumlvalenz von OvHVshy2shyInshyfektionen in bayerischen Mischbetrieben
bull Berufung in die Nationale Arbeitsgruppe am BMELV bdquoMRSAshyProblematik in der Tierhaltungldquo und Beginn der wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas am LGL in bayerischen und bundesweiten Forschungsprojekten
bull Erarbeitung von Leitlinien zum tierschutzgerechten Transshyport von Gehegewild
2008
125
bull Einfuumlhrung der neuen Version des Tierseuchennachrichshytenprogramms (TSN) mit integriertem Krisenverwalshytungsprogramm (KVP)
bull Etablierung und Schulung einer Spezialistengruppe fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalls bdquoTSNshyMultiplikatorenldquo
bull Beginn von Schulungen zur Festlegung von bdquoVerantwortshylichkeiten im Tierseuchenfallldquo sowie zur Etablierung von Arbeitsstaumlben in den Kreisverwaltungsbehoumlrden und Reshygierungen in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Feuershywehrschule Geretsried und dem Bayerischen Staatsmishynisterium des Inneren
2009bull Erstellung der fachlichen Inhalte fuumlr ein bundesweites Zirshy
kusregister in der HIshyTierdatenbank
bull Neukonzeption der Ausshy und Fortbildung fuumlr Veterinaumlrvershywaltung und Wirtschaftsbeteiligte zum Thema tierschutzshygerechtes Betaumluben und Schlachten durch Lehrfilm und Praxisworkshop
bull LGLshyInitiative zur Gruumlndung eines Veterinary Public HealthshyBereiches im Rahmen eines Graduiertenkollegs zusamshymen mit der LMU
bull Aufnahme der Bereiche Tiergesundheit und Tierschutz in das neue Verfahren zur Alarmierung bei Vorfaumlllen im Beshyreich der Lebensmittelshy und Futtermittelsicherheit auszligershyhalb der Dienstzeiten
bull Initiative zur Beschaffung und gemeinsamen Nutzung von HighshyTechshyGroszliggeraumlten im Raum Muumlnchen (Hochleisshytungssequenzierung LGL und Genzentrum der LMU)
bull Erstmalige Durchfuumlhrung der Untersuchungen fuumlr das Nashytionale Zoonosemonitoring im Rahmen der AVV Zoonoshysen Lebensmittelkette
2010bull Ende des freiwilligen bayerischen BVDshyBekaumlmpfungsvershy
fahrens (13249 Betriebe traten dem Bekaumlmpfungsverfahshyren bei) ndash Ruumlckblick auf fuumlnf Jahre freiwilliges BVDshyBeshykaumlmpfungsverfahren in Bayern und Umstellung auf ein bundesweites Pflichtbekaumlmpfungsprogramm
bull Ursachenklaumlrung des mysterioumlsen Kaumllberblutens (bovine neonatale Panzytopenie) zusammen mit der Tieraumlrztlishychen Fakultaumlt der LMU
bull Beginn eines bayerischen TuberkuloseshyMonitorings beim Rotwild
bull Neubeschaffung eines Transmissionselektronenmikrosshykops
bull Einrichtung und Leitung eines Planungsstabs zur Konzepshytion einer landkreisuumlbergreifenden Pilottierseuchenuumlbung im Regierungsbezirk Oberfranken mit dem Ziel die Ablaumlushyfe in und zwischen den Arbeitsstaumlben bdquoVeterinaumlrwesenldquo aller drei Verwaltungsebenen einzuuumlben
bull Ersterfassung von Aquakulturbetrieben in Bayern im Rahshymen eines Projekts unter Einbeziehung von Fischwirtshyschaftsmeistern im Auszligendienst
2011
126
Futtermittel
bull Uumlbernahme des Futtermittelsachgebietes der LfL in das LGL (Integration des Futtermittelrechts in die EUshyBasisshyVO 1782002) Umsetzung nationaler Kontrollplaumlne in Bayern
bull Ausbau der mikroskopischen Untersuchungen (Nachweis tierischer Bestandteile) infolge der BSEshyKrise
20022003
2004-2006bull Beginn der Untersuchung auf gentechnisch veraumlnderte
Zutaten in Futtermitteln zur Kontrolle der Kennzeichnung
bull Referenzlabor fuumlr die Zulassung von Zusatzstoffen (hier ausschlieszliglich Probiotika und pharmazeutisch wirksame Substanzen)
bull Erstmals Einbindung in die Ausshy und Fortbildung von LeshybensmittelchemieshyPraktikanten Amtstieraumlrzten und Veteshyrinaumlrassistenten
bull Beginn mit Projektarbeiten (hier AltlastenshyProjekt gezielshyte Probenahme von Aufwuchsgebieten mit bekannter Altshylasthistorie)
2007bull Umsetzung des Nationalen Kontrollplans (Rahmenkonshy
trollplan) fuumlr die Jahre 2007 bis 2011
2008bull Beteiligung bei der Einfuumlhrung einer einheitlichen EDVshy
Loumlsung (TIZIAN) in der bayerischen Futtermitteluumlberwashychung
bull Mitarbeit bei der Entwicklung eines Konzepts zur Neuordshynung der Aufgaben in der Futtermitteluumlberwachung und Uumlbernahme der darin dem LGL zugeordneten Aufgaben
2009bull Seit 2009 Fachliche Pruumlfung der Schnellwarnungen inshy
nerhalb des RASFF im Futtermittelbereich
bull Risikoorientierte Schwerpunktuntersuchungen (Melamin PFT Dioxine LeinsamenshyMaisshyGVO Heimtiernahrung)
2010bull In Zusammenarbeit mit dem StMUG und der ROB Neushy
strukturierung der QMshyDokumenteshyVorgaben im Bereich Futtermitteluumlberwachung
bull Entwicklung eines neuen Risikobewertungssystems fuumlr Betriebe (RIA) im Bereich Futtermittel in Zusammenarbeit mit der ROB
bull Auch im Futtermittelbereich Integration des LGL bei Rashydioaktivitaumltsmessungen Die an das integrierte Messshy und Informationssystem (IMIS) des Bundes vom LfU gemelshydeten Ergebnisse werden automatisch auch an das LGL gemeldet
bull Das in Bayern entwickelte Verfahren der Risikoanalyse wird durch Aufnahme in das neue Kontrollprogramm Futtermittel fuumlr die Jahre 2012 bis 2016 bundesweit uumlbershynommen
2011
127
Kosmetika
2005bull Einbeziehung von Kosmetika in nationale Kontrollprogramshy
me (BUumlP ab 2005 Monitoring ab 2010)
2006
2009bull Zertifikatserstellung fuumlr Kosmetikexporte nach China
bull Vermehrter Umfang und Bedeutung von Produktunterlashygenpruumlfung im Kosmetikbereich insbesondere Sichershyheitsbewertungen Wirknachweise Spezifikationen
Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
2002bull Aufbau der Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Vershy
braucherschutz (AGEV jetzt AGL) mit Zustaumlndigkeiten fuumlr
shy die Ausbildung von Lebensmittelchemikern Amtstiershyaumlrzten Amtsaumlrzten Lebensmittelkontrolleuren Veterishynaumlrassistenten Hygienekontrolleuren Sozialmedizinishyschen Assistentinnen sowie den Fachlehrgang Ernaumlhshyrung
shy die fachliche und uumlberfachliche Fortbildung der genannshyten Berufsgruppen sowie der Sozialpaumldagogen Pharmashyzeuten und Gewerbeaufsichtsbeamten
shy die Integration der staatlichen Berufsfachschule fuumlr veteshyrinaumlrmedizinischshytechnische Assistentinnen
2003bull Uumlbernahme der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umshy
weltmedizin (ASUMED) vom Bayerischen Landesamt fuumlr Arbeitsschutz Arbeitsmedizin und Sicherheitstechnik
bull Start eines eigenen jaumlhrlichen LGLshyInhouseshyFortbildungsshyprogramms mit zunaumlchst 260 Teilnehmern an 25 Seminarshyterminen
bull Durchfuumlhrung des Kongresses bdquoRisikoanalyse Risikomashynagement Risikokommunikation ndash Strategien im Gesundshyheitsshy und Verbraucherschutzldquo in Wuumlrzburg
bull Uumlbernahme des uumlberfachlichen Fortbildungsprogramms fuumlr den kompletten Geschaumlftsbereich aus dem Ministerishyum
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Tieraumlrzten (circa 950 Teilnehmer circa 16 Veranstaltungstermine)
bull Start des in 2shyjaumlhrigem Rhythmus durchgefuumlhrten LGLshyKongresses fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Fachassistenten (circa 500 Teilnehshymer circa 9 Veranstaltungstermine)
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die Ausshy und Fortbildung der Futtermittelkontrolleure in Bayern
2005
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr den Theorielehrgang zur Ausbildung der amtlichen Fachassistenten (Neukonzeptishyon und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Rotfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung 45 Monate Dauer)
2007
128
bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshygramms 2007 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo (20 zusaumltzliche neu konzishypierte Seminare mit 4736 Teilnehmer)
bull AmtsarztshyLehrgang in Kooperation mit der LMU Muumlnchen erstmals mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium
bull Neukonzeption und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Weiszligshyfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung (drei Wochen Dauer) im Rahmen der Ausbildung zum amtlichen Fachshyassistenten
2008bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshy
gramms 2008 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo mit 4621 Teilnehmern
2009bull Neukonzeption und Durchfuumlhrung eines modularen Lehrshy
gangs fuumlr FuttermittelshyProbenehmer
bull Einfuumlhrung des Bruumlckenkurses bdquoClinical Effectivenessldquo in Kooperation mit der LMU Muumlnchen
bull Erstmals differenziertes Fortbildungsangebot fuumlr amtliche Tieraumlrzte mit zehn verschiedenen Fortbildungsthemen an 34 Veranstaltungsterminen
bull Konzeption und Durchfuumlhrung eines umfangreichen Schushylungsprogramms nach der Einfuumlhrung des neuen EDVshyProgramms BALVI iP bei den Veterinaumlrshy und Lebensmittelshyuumlberwachungsbehoumlrden
bull Ausrichtung der 5 Jahrestagung des EU gefoumlrderten Proshyjektes bdquoTRACE ndash Tracing Food Commodities in Europeldquo
bull Erreichter Ausshy Fortshy und Weiterbildungsumfang 2009
shy 467 Seminartage mit 6585 Teilnehmern in der Fortbilshydung
shy 14 Lehrgaumlnge mit 497 Teilnehmern und 4565 Untershyrichtsstunden in der Ausshy und Weiterbildung
bull Neue Aufgabe Uumlbernahme der Aufgaben als zustaumlndige Stelle nach dem BBiG fuumlr Sozialversicherungsfachangeshystellte
2010
129
Arbeitsschutz und Produktsicherheit
2005bull Zum 31072005 wurden das LfAS aufgeloumlst und die weshy
sentlichen Aufgaben mit stark reduziertem Personal in das LGL integriert
bull Die Laboruntersuchungen und die Erstellung von Probenshyplaumlnen wurden auf das ADZ Nord in Erlangen uumlbertragen
bull Entwicklung Abstimmung und Verabschiedung des Jahshyresplans fuumlr Projektarbeiten der bayerischen Gewerbeaufshysicht als Daueraufgabe
bull Fertigstellung der ZoonosenshyWebsite
bull Staumlndige Aktualisierung des Bereichs Produktsicherheit des Verbraucherinformationssystems VIS
bull Uumlbernahme der Aufgaben der Leitstelle Chemikalienrecht fuumlr die Gewerbeaufsichtsverwaltung
2006bull Einrichtung und Betreuung einer REACHshyInfoline in Zushy
sammenarbeit mit dem LfU
bull Pruumlfung und Begutachtung von 175 Verbraucherprodukshyten in der Zentralen Geraumlteuntersuchungsstelle Beispieshyle Gasdruckfanfaren Houmlrverstaumlrker Leuchten
2007bull Uumlberarbeitung und Aktualisierung des curricularen Lehrshy
plans fuumlr den gehobenen und houmlheren technischen Geshywerbeaufsichtsdienst
bull Betreuung des neuen Lehrgangs des gehobenen technishyschen Gewerbeaufsichtsdienstes mit Beginn am 01102007
2008bull Start des Projekts zum Elektroshy und Elektronikgesetz
bull Uumlbernahme von Zustaumlndigkeiten im Rahmen des Elektroshy und Elektronikgeraumltegesetzes (ElektroG)
bull Beteiligung an der Vorbereitung und Durchfuumlhrung der Anshystellungspruumlfungen fuumlr den technischen Gewerbeaufshysichtsdienst
2009bull Uumlbernahme der Organisation der Durchfuumlhrung der Geshy
meinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) fuumlr die bayerische Gewerbeaufsicht
bull Neustrukturierung einer Abteilung Arbeitsschutz und Proshyduktsicherheit umweltbezogener Gesundheitsschutz
bull Die Umstellung des bdquoVorschriftenshy und Regelwerkes VRWldquo auf das bdquoFachinformationssystem der Gewerbeshyaufsicht FSGldquo wurde nach umfassenden systematischen Aumlnderungen fertiggestellt
bull Methodischshydidaktische Erweiterung in den Modulen der Fachausstellung zum Arbeitsschutz hin zur interaktiven Vermittlung von Lerninhalten
bull Start der BayernshyTour fuumlr die Thematik Chemikaliensishycherheit mit der Wanderausstellung bdquoGHSldquo fuumlr global harshymonized system
2010
130
bull Zusammenfuumlhren der Aufgaben Produktsicherheit Spielshyzeug stofflicher Verbraucherschutz im Sachgebiet AP5
bull Uumlbernahme der Labors fuumlr chemische Spielzeuguntersushychungen und chemische Untersuchungen im Rahmen der Marktuumlberwachung am Standort Erlangen
bull Einrichtung eines Laborbereiches fuumlr Messungen im Rahshymen des HumanshyBiomonitorings
bull Erarbeitung und Durchfuumlhrung eines Qualifizierungsshy und Umsetzungskonzepts zur Integration psychischer Belasshytungen in die Aufsichtstaumltigkeit der Gewerbeaufsicht
2011bull Entwicklung eines Erhebungsinstruments zur Evaluation
von laumlnderbezogenen Arbeitsschutzaktivitaumlten (SCOREshyBOARD) und Durchfuumlhrung der Evaluation
bull Etablierung von Bioaerosolmessungen an Arbeitsplaumltzen
bull Modernisierung der Laboreinheit zur Messung von Fremdshystoffen am Arbeitsplatz und der Normalbevoumllkerung
bull Beginn der Einrichtung eines NANOshyLabores zur Darstelshylung der analytischen und gesundheitlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Nanotechnologie
bull Methodenentwicklung zur Analytik neuartiger persistenshyter und toxikologisch bedeutsamer Stoffe im hausshy und luftgetragenen Staub Blut Muttermilch
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr umweltmedizinisch orishyentierte Innenraumluftmessungen und Beginn der laborshymaumlszligigen Umsetzung
bull Entwicklung eines Messekonzeptes fuumlr die Bayerische Gewerbeaufsicht auf Basis des neuen Marketingshy und Kommunikationskonzeptes
bull Durch Aumlnderungen im Medizinprodukterecht die zum 21 Maumlrz 2010 in Kraft getreten sind wurden zusaumltzliche Aufshygaben bei der Uumlberwachung von klinischen Pruumlfungen mit aktiven Medizinprodukten uumlbernommen
bull Erweiterung der Aufgaben der Leitstelle Chemikaliensishycherheit im Rahmen des Vollzugs der REACHshyVerordnung (REACHshyIT HELPNET)
bull Mitarbeit im Rahmen der Nationalen Stillkommission
2012
131
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Herausgeber Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)Eggenreuther Weg 43 91058 Erlangen
Telefon 09131 6808-0Telefax 09131 6808-2102E-Mail poststellelglbayerndeInternet wwwlglbayerndeBildnachweis S 8 (StMUG) S10 (StMAS)
Fotoliade S 4 (Route16) S12 (fotomek) S 20 (tiero) S28 und 40 (kreatik) S 33 (nbiebach) S 36 (endostock) S 46 (contrastwerkstatt) S 59 (VRD) S 63 (af pho-to) S 77 (Carola Schubbel) S 86 (Eisenhans) S 90 (ag visuell) S 93 (Gina Sanders) S 98 (Miriam Doumlrr) S 103 (pxel 66) S 104 (lassedesignen) S 111 (de-nis_pc) S 114 (GIS)ansonsten LGL
Redaktion Stabsstelle Praumlsidialbuumlro Koordination und Strategie des LGLGestaltung amp Druck Osterchrist Druck und MedienStand September 2012
Diese Druckschrift wird kostenlos im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von den Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungenan Informationsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zweck der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nichtin einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden Bei publizistischer Verwertung ndash auch von Teilen ndash wird um Angabe der Quelle und Uumlbersendung eines Belegexemplars gebetenDas Werk ist urheberrechtlich geschuumltzt Alle Rechte sind vorbehalten Die Broschuumlre wird kostenlos abgegeben jede entgeltliche Weitergabe ist untersagt Diese Broschuumlre wurde mit groszliger Sorgfalt zusammengestellt Eine Gewaumlhr fuumlr die Richtigkeit und Vollstaumlndigkeit kann dennoch nicht uumlbernommen werden Fuumlr die Inhalte fremder Internetangebote sind wir nicht verantwortlich
copy Bayerisches Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-942018-59-3 DruckausgabeISBN 978-3-942018-60-9 Internetausgabe
BAYERN | DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen StaatsregierungUnter Tel 089 122220 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informationsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Internetquellen sowie Hinweise zu Behoumlrdenzustaumlndigen Stellen und Ansprechpartnern bei der Bayerischen Staatsregierung
Fuumlr eine bessere Lesbarkeit haben wir bei manchen Personenbezeichnungen auf ein Ausschreiben der weiblichen Form verzichtet Selbstverstaumlndlich sind in diesen Faumlllen Frauen und Maumlnner gleichermaszligen gemeint
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Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit
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CHAumlFTSBEREICH
10 Jahre2002-2012
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wwwlglbayernde
- 10 JAHRE LGL Bayerisches Landesamt furGesundheit und Lebensmittelsicherheit
-
- Aufbruch amp Veraumlnderung
-
- Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber
- Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer
- Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf
-
- Krise amp Chance
-
- Krise amp Chance
- 10 Jahre BSE
- BSE-Untersuchungen
- Tierseuchenuberwachung
- Fazit
-
- Handeln
-
- Uumlberwachung
- Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit
- Betriebskontrollen
- Multiplikator
- EU-Schnellwarnsystem fur Lebens- und Futtermittel
- Futtermittelsicherheit
- Tierarzneimitteln
- Tierschutz
- Qualitaumlt will gelernt sein
- Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
- Schwerpunkt Fachfortbildung
- Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
- Die ASUMED
- Die MTA-V-Schule
- Ausblick
-
- Europa
-
- Europa
- Novel Food
- Nahrungsergaumlnzungsmittel
- Chemikaliensicherheit
- Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
- REACH-Infoline am LGL
- Neue Gefahrensymbole
- Sachkundeprufung
- Fazit
-
- Wissenschaft
-
- Wissenschaft
- Pettenkofer School of Public Health
- Facharzt fur Oumlffentliches Gesundheitswesen
- Universitaumlre Vernetzung des LGL
- Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
- Real-Time-PCR
- Kombination mit klassischen Verfahren
- Pflanzenschutzmittel
- Tierarzneimittelruckstaumlnde
- Kontaminanten
- Dioxine
- Nitrosamine
- Mykotoxine
- PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
- PFT-Analytik am LGL
- Acrylamid
- Elemente und Schwermetalle
- Echtheit und Herkunft
-
- Transparenz
-
- Transparenz
- Der Weg von derAmtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
- Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
- Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
- Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
- Fazit
-
- Vernetzung
-
- Vernetzung
- LAGI
- LARE
- LAHOK
- Die Plattform Versorgungsforschung
- Betriebliches Gesundheitsschutzmanagement (BGM)
- Gesundheitsmanagement nach Innen
- Gesundheitsmanagement nach Auszligen
-
- Vergangenheit amp Zukunft
-
- Vergangenheit amp Zukunft
- Schutz und Foumlrderung der oumlffentlichen Gesundheit im Wandel der Zeit
- Grundungsvater Pettenkofer
- Die Landesuntersuchungsaumlmter
- Aufbruch zum LGL
- Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
- One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
- New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
-
- Chronologie
-
- Gesundheit
- Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
- Veterinaumlrwesen
- Futtermittel
- Kosmetika
- Akademie fur Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
- Arbeitsschutz und Produktsicherheit
-
Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber zum zehnjaumlhrigen Bestehen des Bayerischen Landes-amtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Bayerische Speisen und Getraumlnke sind fuumlr ihren guten Geschmack bekannt Damit unsere Produkte auch gesundheitlich unbedenklich sind werden sie laufend vom LGL uumlberpruumlft Die Verbraucher haben einen Anspruch darauf vor gesundheitlichen Risiken und Taumluschungen geschuumltzt zu werden Das gilt soshywohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Kosmetika und Bedarfsgegenstaumlnde
Weitere Aufgabenschwerpunkte des LGL sind humanmedizinische pharmazeutische und praumlvenshytionsbezogene Fragestellungen Daruumlber hinaus auch die Tiergesundheit von der Tierseuchenshybekaumlmp fung uumlber den Tierschutz bis hin zur Uumlbershypruumlfung von Tierarzneishy und Futtermitteln Das Motto unserer Tieraumlrzte lautet gesunde Lebensshymittel von gesunden Tieren
Kurzum Das Landesamt ist immer dann gefragt wenn es um die vorausschauende Analyse und Beshywertung von gesundheitlichen Risiken und die Entshywicklung entsprechender Konzepte und Strategien fuumlr die Bevoumllkerung geht Der Glassplitter im Fertigshygericht oder der Nagel im Brot sind leicht festzustelshylen kommen aber selten vor Der Nachweis ob ein Fleischsalat Krankheitserreger enthaumllt Farben mit unzulaumlssigen Schwermetallen versetzt oder in Erdshybeeren Pflanzenschutzmittel uumlber dem Grenzwert vorhanden sind bedarf dagegen umfangreicher Unshytersuchungen Rund 80 000 Laboruntersuchungen allein von Lebensmitteln bewaumlltigt das LGL pro Jahr und bewertet dabei die Produkte Dazu kommen weitere Aufgaben wie zum Beispiel der Betrieb der zentralen Datenbank TIZIAN und das Qualitaumlts manashygement fuumlr die Uumlberwachung die Entwicklung von
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Impf kampagnen infektionshygienische Begehungen von Krankenhaumlusern die Gesundheitsberichterstatshytung die Erfassung meldepflichtiger Infektionskrankshyheiten und vieles mehr
All diesen verantwortungsvollen Aufgaben widmet sich das LGL nun schon seit zehn Jahren mit viel Ershyfolg Gegruumlndet am 01012002 als Konsequenz aus der BSEshyKrise entstand eine moderne interdisziplishynaumlre wissenschaftlich fundierte Behoumlrde mit vershystaumlrkt konzeptioneller und beratender Taumltigkeit fuumlr Politik und Verwaltung Die Bayerische Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL) wurde am LGL als zentrale Bildungseinrichtung installiert um Ausshy Fortshy und Weiterbildungen fuumlr den Geshyschaumlftsbereich des StMUG zu organisieren Weitere wichtige Stationen auf dem Weg des LGL waren 2005 die Eingliederung des Landesamtes fuumlr Arshybeitsschutz (LfAS) das die Gewerbeaufsicht untershystuumltzt und sich mit Fragestellungen des Arbeitsshyschutzes befasst sowie im Jahr 2006 der Aufbau der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit die als zentrale Anlaufstelle landesweit vertiefte Kontrollen in groszligen Lebensmittelbetrieben durchfuumlhrt
Die Weiterentwicklung des LGL aus den Landesshyuntersuchungsaumlmtern Suumld und Nord von einem bdquoUntersuchungsamtldquo zu einer zentralen Fachbehoumlrshyde fuumlr Lebensmittelsicherheit Humanshy und Veterishynaumlrmedizin sowie Pharmazie und Arbeitsschutz fuumlhrte zu houmlchster Effizienz in einem breiten Aufshygabenspektrum Das machte sich nicht zuletzt in krisenhaften Situationen wie beim Ausbruch der
Neuen Influenza A H1N1 im Jahr 2009 oder bei den durch Lebensmittel uumlbertragenen EHECshyInfektionen im Fruumlhjahr 2011 bezahlt Das LGL praumlsentierte sich hoch kompetent und leistete hervorragende Arbeit
Die Bayerische Staatsregierung legt groszligen Wert auf die Sicherheit der Verbraucher Dem LGL kommt dabei hohe Bedeutung zu Immer wieder zeigt sich dass die Menschen in Bayern dank der kontinuiershylichen Arbeit der uumlber 1000 LGLshyBeschaumlftigten gut geschuumltzt transparent informiert und unabhaumlngig beraten sind
Fuumlr ihre engagierte Arbeit zum Wohle der bayerishyschen Bevoumllkerung spreche ich allen LGLshyMitarbeiter innen und shyMitarbeitern meinen ganz herzlichen Dank aus Es ist eine verantwortungsshyvolle und wertvolle Arbeit die Qualitaumlt sichert und Vertrauen schafft
Dr Marcel Huber MdL
Bayerischer Staatsminister fuumlr Umwelt und Gesundheit
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Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer anlaumlsslich des zehnjaumlhrigen Jubilaumlums des Bayerischen Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Meine sehr geehrten Damen und Herren
es ist mir eine Freude dem Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zu seishynem zehnjaumlhrigen Bestehen gratulieren zu duumlrfen
Das Landesamt ist wichtig fuumlr die Menschen in Bayern Denn es ist ein Garant fuumlr Sicherheit und V erlaumlsslichkeit auf vielen zentralen Gebieten der Daseinsvorsorge etwa wenn es um die Untersushychung und Bewertung technischer Produkte und chemischer Stoffe geht aber auch bei der Praumlvenshytion von physischen und psychischen Gesundheitsshygefahren im Arbeitsalltag Daruumlber hinaus uumlbershynimmt das Landesamt mit seinem Landesinstitut fuumlr Arbeitsschutz und Produktsicherheit umweltshybezogener Gesundheitsschutz viele wichtige Querschnittsaufgaben fuumlr die Gewerbeaufsicht
Ich darf die Gelegenheit nutzen mich im Namen meines Hauses und der gesamten Bayerischen Staatsregierung fuumlr die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken
Ich wuumlnsche dem Bayerischen Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit viel Erfolg bei der Fortsetzung seiner verantwortungsvollen Arbeit
Herzlichst
IhreChristine Haderthauer
Bayerische Staatsministerin fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen
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Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf uumlber die Entwicklung einer modernen Fachbehoumlrde
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Pressestelle LGL Herr Dr Zapf als heutiger Praumlsishydent des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensshymittelsicherheit waren Sie schon im Gruumlndungsjahr 2002 maszliggeblich an der Blaupause des LGL beteishyligt Welche der Ziele die damals wohl vor allem durch die BSEshyKrise diktiert wurden konnten durch die Gruumlndung des LGL aus heutiger Perspektive tatshysaumlchlich befoumlrdert werden
Zapf Die Jahreswende 20002001 setzte mit den ersten Faumlllen von BSE in Deutschland in der Tat eine Entwicklung in Gang die im gesamten Bundesgeshybiet ja in ganz Europa die staatlichen Einrichtungen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wie kaum ein anderes Ereignis praumlgen sollten Im Falle des LGL ist dies aber nur ein Teil der Wahrheit
Pressestelle LGL Inwiefern
Zapf In Bayern wurde mit der Schaffung des LGL selbstverstaumlndlich auch den Notwendigkeiten Rechshynung getragen die durch das Auftreten von BSE an die organisatorischen Rahmenbedingungen der Leshybensmittelshy Futtermittelshy und Veterinaumlrkontrollen forshymuliert wurden Hier haben wir insbesondere bisher organisatorisch aber auch oumlrtlich getrennte Behoumlrshyden bzw Behoumlrdenteile auf Landesebene zusamshymengefuumlhrt um der interdisziplinaumlren Natur der sich uns stellenden Aufgaben Rechnung zu tragen Dashyruumlber hinaus haben wir aber auch versucht aus der Pflicht eine Tugend zu machen und haben viel weitshyreichendere Aumlnderungen die teilweise erst in den kommenden Jahren spruchreif wurden auf den Weg gebracht Die Idee die die Gruumlndung und Fortshyentwicklung des LGL ganz wesentlich gepraumlgt hat
war die Schaffung einer integrierten Fachbehoumlrde fuumlr alle Themen der oumlffentlichen Gesundheit ein Beshygriff der hier sehr weit gefasst zu verstehen ist Es geht um die Gesundheit von Mensch und Tier mit all ihren Einflussfaktoren im oumlffentlichen Raum
Pressestelle LGL Wie wurde das konkret umgesetzt
Zapf Unter dem Dach des LGL wurde eine neue Landesgesundheitsbehoumlrde aufgebaut Spaumlter im Jahr 2005 haben wir eine Fusion mit den Bereichen Arbeitsschutz und Produktsicherheit sowie Chemishykaliensicherheit auf den Weg gebracht Eine staumlrkere Vernetzung mit der Vollzugstaumltigkeit der VorshyOrtshy Behoumlrden wurde durch die Schaffung zweier bdquoSpezialeinheitenldquo fuumlr Lebensmittelsicherheit 2006 und Krankenhaushygiene 2010 erreicht Vor allem im Falle der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit ist schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ndash den man bei aller gebotenen Objektivitaumlt nur als Erfolgsgeshyschichte bezeichnen kann
Dieser Anspruch ein kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen der oumlffentlichen Gesundheit fuumlr Polishytik und Verwaltung zu sein findet seine juumlngste Fortshysetzung in dem aktuellen Aufbau eines Teams im Bereich Versorgungsforschung und Gesundheitsshysystemanalyse
Pressestelle LGL Damit wurde aber genau die geshygenteilige Entwicklung vollzogen die mit der Aufshyspaltung des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes vorgenommen wurde Weshalb soll fuumlr Bayern nicht gelten was fuumlr den Bund gilt
Zapf Zum einen ist das LGL mit knapp uumlber 1000 Mitarbeitern nicht annaumlhernd so groszlig wie das ehemalige BGA war Hier uumlberwiegen die Synergieshyeffekte noch sehr deutlich Das LGL konnte bei fortshywaumlhrendem Personalabbau im Vergleich zu den Vorshygaumlngereinrichtungen eine erhebliche Aufgabenmehshyrung schultern es ist somit effizienter geworden Zum anderen unterscheidet sich das Aufgabenspekshytrum einer Landesbehoumlrde deutlich von dem einer Bundesbehoumlrde Vor allem bei der Unterstuumltzung von Vollzugsbehoumlrden in der Bewaumlltigung konkreter Faumllle hat es sich als aumluszligerst vorteilhaft erwiesen alle Informationen an einer zentralen Stelle zu buumlnshydeln an der auch sofort auf Experten aus allen beteishyligten Disziplinen zuruumlckgegriffen werden kann
Pressestelle LGL Sehen Sie noch eine Fortsetzung dieses Prozesses in der Zukunft
Zapf Diese Festschrift zum zehnjaumlhrigen Bestehen des LGL zeigt ja bereits schlaglichtartig welches breite Themenspektrum wir heute abdecken Fachshylich ist das LGL in seiner jetzigen Form im gesamten Bereich taumltig den ich unter einem weit gefassten PublicshyHealth Begriff verstehen moumlchte sodass vor allem das stetige Optimieren von Strukturen und Prozessen auch zukuumlnftig notwendig sein wird um in unseren schnell voranschreitenden Fachgebieten mit der Zeit gehen zu koumlnnen
Pressestelle LGL Vielen Dank Herr Dr Zapf
Das Interview fuumlhrte die LGL-Pressesprecherin
Katrin Grimmer
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T ie rg esundhe i t
Verbraucherinformationsgesetz
P ro duk t s i c he r he i tP resse
Saatgut
Spezialeinheit Lebensmit telsicherhe i t
RisikokommunikationEr l an g en
LGLO b e r s c h l e iszlighe im
WUumlRZBURG
Muumlnchen
B a d e g ewaumls se r
r i s i ko o r i ent i e r t
A us b i l d un g
D iens t l e i s te r
w i ssensc ha f t l i c h
Ko sm et i k
F a c h b eh ouml rd e
Tierarzneimittel
modern
Infek t i o l o g ie
A r b e i t s sc hu t z
P u b l i c H e a l t h
KRISE amp CHANCE
Krise amp Chance 12
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Krise amp Chance
Wie viele Neuerungen so entstand auch das LGL unter dem starken Eindruck einer Krise der BSEshy Krise BSE hielt im Jahr 2001 ganz Europa in Atem und auch in Deutschland hat sich das Interesse an Themen der Lebensmittelsicherheit schlagartig ershyhoumlht was zu strukturellen und organisatorischen Veraumlnderungen auf Bundesshy und Landesebene fuumlhrshyte Auf Bundesebene wurde im Jahr 2001 der Vershybraucherschutz dem neu gebildeten Bundesministeshyrium fuumlr Verbraucherschutz Ernaumlhrung und Landshywirtschaft (BMVEL) angegliedert sowie im Jahr 2002 das Bundesinstitut fuumlr Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz (BVL) gegruumlndet
In Bayern reagierte man 2001 mit der Gruumlndung des damaligen Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ershynaumlhrung und Verbraucherschutz (StMGEV) Mit Wirkung zum 1 Januar 2002 wurde fuumlr zentrale Aufshygaben das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) neu geschaffen 2003 wurden in Bayern die Bereiche Verbrauchershyschutz und Gesundheit und die Zustaumlndigkeit fuumlr den Umweltschutz im neu gebildeten Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zusammengefuumlhrt das nach der Landshytagswahl 2008 den Namen Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) erhielt
Heute zehn Jahre danach zeigt sich nicht zuletzt am Beispiel des LGL dass jeder Krise auch die groszlige Chance innewohnt Strukturreformen auf den Weg zu bringen So konnte in Bayern mit dem LGL
eine einheitliche interdisziplinaumlre Fachbehoumlrde geshyschaffen werden die nicht nur alle Bereiche des geshysundheitlichen Verbraucherschutzes also Futtermitshytelsicherheit Tiergesundheit und Lebensmittelshysicherheit unter einem Dach vereint sondern mit den Themengebieten oumlffentliche Gesundheit Proshyduktsicherheit und Arbeitsschutz alle Bereiche des Gesundheitsschutzes der Bevoumllkerung abdeckt Dashyneben wurde das Taumltigkeitsspektrum eines reinen bdquoUntersuchungsamtesldquo so erweitert dass nunmehr konzeptionelle und beratende Taumltigkeiten fuumlr Politik und Kreisverwaltungsbehoumlrden sowie eine Orienshytierung an der Wissenschaft staumlrker im Zentrum stehen
Auszligerdem konnten sowohl inhaltliche Synergieshyeffekte als auch eine Konsolidierung der Standorte (Schlieszligung von Augsburg Regensburg Nuumlrnberg und Erlangen Henkestraszlige) fuumlr eine Effizienzsteigeshyrung genutzt werden
Im Verlauf des zuruumlckliegenden Jahrzehnts hat das LGL eine deutliche Ausweitung seines Aufgabenbeshyreiches erfahren die sich in einer Vielzahl kleinerer und groumlszligerer Schritte vollzog (Meilensteine siehe Anhang)
10 Jahre erlauben schon einen fundierten Ruumlckblick sowohl auf bdquoChanceldquo wie auf bdquoKriseldquo Zunaumlchst die Krise
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10 Jahre BSE
Die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) ist eine infektioumlse neurologische Erkrankung des Rindes die zur Gruppe der Transmissiblen spongishyformen Enzephalopathien (TSE)shyErkrankungen geshyhoumlrt und durch Ablagerungen des pathologischen PrionshyProteins im Zentralen Nervensystem zu einer Zerstoumlrung des Hirngewebes fuumlhrt Infolge der lanshygen Inkubationszeit sind nur erwachsene Tiere klishynisch betroffen Das klinische Bild der BSE ist sehr vielfaumlltig Es koumlnnen Stoumlrungen in der Empfindlichshykeit in der Bewegung und im Verhalten der Tiere beshyobachtet werden Durch epidemiologische Studien konnte zweifelsfrei ein Zusammenhang zwischen der Verfuumltterung unzureichend erhitzter mit BSEshy Erregern kontaminierter Futtermittel an Wiederkaumluer und dem Ausbruch der Krankheit belegt werden Die Erkrankung wurde erstmalig 1985 in Groszligbritannien nachgewiesen In Deutschland wurde der erste BSEshyFall 1992 bei einem importierten Rind festgeshystellt Erstmalig im Jahr 2000 wurde ein in Deutschshyland geborenes Rind mit positivem Ergebnis auf BSE getestet Insgesamt konnte in dem Zeitraum 2000 bis 2011 bei uumlber 400 in Deutschland geborenen Rindern BSE davon 143 in Bayern nachgewiesen werden Der bisher letzte Fall in Bayern trat im Jahr 2006 auf
Epidemiologische und experimentelle Befunde haben gezeigt dass eine variante Form der CreutzshyfeldtshyJakobshyKrankheit (vCJK) des Menschen durch den BSEshyErreger verursacht wird und uumlber die Nahshyrungskette durch BSEshykontaminierte Produkte von Rindern erworben werden kann Waumlhrend in
Deutschland noch kein Fall von vCJK nachgewiesen wurde registrierte man in Groszligbritannien bereits 173 vCJKshyTodesfaumllle bis Oktober 2011
Auf europaumlischer Ebene wurden zahlreiche Maszlignahshymen zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier ergriffen die fortlaufend den wissenschaftlishychen Erkenntnissen angepasst werden Zu den wichtigsten Maszlignahmen gehoumlrt das seit Anfang 2001 von der EU erlassene Verfuumltterungsverbot fuumlr tierische Proteine an Wiederkaumluer und andere Nutzshytiere sowie die Entfernung und unschaumldliche Beseitishygung von Gewebe mit dem houmlchsten Risikopotenzial bei der Schlachtung das sogenannte spezifizierte Risikomaterial (SRM) Um den Eintrag des BSEshy Erregers in die Lebensmittelkette zu verhindern wurde ferner ein EUshyweites BSEshyUumlberwachungsproshygramm eingefuumlhrt In Deutschland wurden zunaumlchst alle uumlber 24 Monate alten Rinder getestet Ab dem Jahr 2006 wurde das Testpflichtalter fuumlr gesund geschlachtete Rinder an die EUshyBestimmungen anshygepasst und auf 30 Monate angehoben Notgeshyschlachtete und aufgrund anderer Ursachen verenshydete oder getoumltete Rinder wurden weiterhin ab dem 24 Lebensmonat untersucht Zum 1 Januar 2009 wurde das Testpflichtalter der gesundshy und notgeshyschlachteten Rinder sowie auch der verendeten oder getoumlteten Rinder die im Rahmen eines Monitoringshyprogramms untersucht werden auf uumlber 48 Monate angehoben Im Juli 2011 folgte eine erneute Anheshybung des Testpflichtalters fuumlr gesund geschlachtete Rinder auf 72 Monate
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BSE-Untersuchungen
Nach den Vorfaumlllen um BSEshyUntersuchungen von Stammhirnproben durch ein nicht nach der TierseushychenerregershyVerordnung zugelassenes Privatlabor sowie nach der Aufdeckung von Unregelmaumlszligigkeishyten auch in anderen Bundeslaumlndern wurde die Vershyantwortung fuumlr das System der BSEshyTestung in Bayshyern im Januar 2003 dem LGL uumlbertragen Infolge dessen erhielten private Laboreinrichtungen den Auftrag unter der Verantwortung des LGL Untersushychungen von testpflichtigen Schlachtrindern vorzushynehmen Die Proben aus dem Monitoringprogramm wurden noch bis Ende 2006 im LGLshyLabor untershysucht dann ebenfalls in beauftragten Privatlaboren Die privaten Labore werden per Ausschreibungsvershyfahren ausgewaumlhlt und vom LGL beauftragt sowie regelmaumlszligig kontrolliert Das LGL sorgt fuumlr einen reishybungslosen Ablauf der BSEshyUntersuchungen von der Probenabholung bis zur Befundbereitstellung in der HIshyTierdatenbank Eine wesentliche Saumlule ist dabei die Uumlberwachung der Testdurchfuumlhrung durch ein EDVshygestuumltztes Labordatenscreening Das Labor uumlbermittelt die von den amtlichen Tieraumlrzten zur Vershyfuumlgung gestellten Schlachtdaten die dazugehoumlrigen Plattenshy und Messdaten und den Laborbefund an das Herkunftssicherungsshy und Informationssystem fuumlr Tiere (HIT) welches die Plausibilitaumlt der Daten uumlberpruumlft und das Testergebnis freigibt Die mit der Schlachttiershy und Fleischuntersuchung beauftragten amtlichen Tieraumlrzte koumlnnen die Testergebnisse direkt aus der HIshyTierdatenbank abrufen Durch angekuumlnshydigte und unangekuumlndigte VorshyOrtshyBegehungen wird uumlberwacht dass die privaten Labore die Nebenbeshystimmungen in den Erlaubnisbescheiden einhalten
Das EDVshygestuumltzte Controlling am LGL elektronishysches Labordatenscreening und die regelmaumlszligigen VorshyOrtshyKontrollen gewaumlhrleisten ein hohes Qualishytaumltsniveau der BSEshyUntersuchungen in Bayern
Bayernweit wurden seit Beginn der BSEshyUumlberwashychung insgesamt knapp 58 Millionen BSEshyTests durchgefuumlhrt davon circa 54 Millionen bei Schlachtshyrindern
Die ruumlcklaumlufige Entwicklung der ermittelten BSEshy Faumllle spricht dafuumlr dass die eingeleiteten EUshySchutzshymaszlignahmen richtig waren und konsequent umgeshysetzt wurden Das Ziel der BSEshyEliminierung wird aus Gruumlnden des Verbraucherschutzes und des Prinzips der Risikominimierung weiterhin verfolgt
Als weitere Konsequenz der BSEshyKrise wurde die Futtermitteluumlberwachung in Bayern umstrukturiert und die amtliche Probenuntersuchung an das LGL verlagert Das Verfuumltterungsverbot von tierischen Proteinen an Nutztiere die der Lebensmittelgewinshynung dienen stand in der letzten Dekade im Brennshypunkt des oumlffentlichen Interesses Nach einer anfaumlngshylich hohen Zahl an Untersuchungen und Beanstanshydungen im Jahr 2001 (5400 Analysen mit 238 Beanshystandungen) belegen die Ergebnisse in den Folgejahren den Erfolg der gesetzlichen Maszlignahmen Bereits im ersten Jahr nach Einfuumlhrung der intensiven Kontrollmaszlignahmen ist die Zahl der Beanstandungen sprunghaft zuruumlckgegangen In den letzten Jahren lag die Zahl beanstandeter Proben bei maximal einer pro Jahr sodass die Zahl der Untersuchungen auf etwa 440 pro Jahr gesenkt werden konnte ohne damit die Futtermittelsicherheit zu gefaumlhrden
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Derzeit noch zu beanstandende Proben sind in der Reshygel darauf zuruumlckzufuumlhren dass dem Futtermittel anshyhaftendes Ackerbodenmaterial zum Beispiel Spuren von Nagerknochen enthaumllt oder dass es zum Beispiel bei der Verwendung von Fischmehl zu Verschleppunshygen in Futtermittel fuumlr NichtshyZieltierarten wie Wiedershykaumluer kommt
TierseuchenuumlberwachungBSE unterstreicht die Bedeutung einer kontinuiershylichen Uumlberwachung von bekannten und neu auftreshytenden Tierkrankheiten und Zoonosen Durch eine groszlige Bandbreite an pathologischen virologischen bakteriologischen serologischen und parasitologishyschen Untersuchungen leistet das LGL hierzu einen wichtigen Beitrag Neben der diagnostischen Laborshytaumltigkeit und der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Untersuchungsmethoden erarbeitet das LGL Empfehlungen fuumlr Maszlignahmen in Form von Tierseushychennotfallplaumlnen und unterstuumltzt die Veterinaumlrbehoumlrshyden im Fall von Tierseuchenausbruumlchen auch vor Ort
So sind beispielsweise mit der Tilgung der terrestrishyschen Tollwut im Jahr 2008 und der Sanierung der bayerischen Rinderbestaumlnde von dem Bovinen Hershypesvirus Typ 1 (BHVshy1) im Jahr 2011 in den letzten Jahren weitere groszlige Erfolge in der Tierseuchenbeshykaumlmpfung erzielt worden Die schnelle Diagnose selshyten gewordener Infektionskrankheiten stellt auch kuumlnfshytig ein zentrales Ziel in der Tierseuchenuumlberwachung dar und wird am LGL durch gezieltes Monitoring shy wie etwa im Fall der Fuchstollwut shy sowie durch gezielte Untersuchungen bei Krankheitsfaumlllen sichergestellt So wurden in den vergangenen zehn Jahren mithilfe
pathomorphologischer kulturellshybakteriologischer und neu entwickelter molekularbiologischer Methoden mehrere Ausbruumlche von Tuberkulose (TBC) bei Rinshydern verursacht durch Mycobacterium caprae bezieshyhungsweise M bovis diagnostiziert Im Jahr 2009 wurde aufgrund pathologischer Veraumlnderungen die Verdachtsdiagnose bdquoMilzbrandldquo fuumlr Todesfaumllle in zwei oberbayerischen Milchviehbestaumlnden gestellt und durch weiterfuumlhrende Untersuchungen im Labor beshystaumltigt Der Erreger Bacillus anthracis ist in der Lage aumluszligerst langlebige und umweltresistente Sporen zu bilden die aus gefallenen und vergrabenen Tierkadashyvern in den Boden gelangen und dort uumlber Jahrzehnte lebensfaumlhig bleiben Seit der Einfuumlhrung der Tierkoumlrshyperbeseitigung ist diese anzeigepflichtige Tierseuche in Mitteleuropa sehr selten aufgetreten Die Beispiele TBC und Milzbrand zeigen aber dass in Einzelfaumlllen jeshyderzeit mit dem Wiederauftreten seltener Infektionsshykrankheiten in Bayern gerechnet werden muss
Die umfassende und nicht auf einzelne Krankheiten ausgelegte Beurteilung von Tierkoumlrpern im Rahmen einer pathomorphologischen Untersuchung ermoumlgshylicht es auch neuartige und neu auftretende Erkranshykungen zu beschreiben und Ruumlckschluumlsse auf ihre Entstehung und Ursache zu ziehen Ein Beispiel hierfuumlr ist die im Jahr 2007 erstmals aufgetretene Autoimmunkrankheit bovine neonatale Panzytopenie (bdquoKaumllberblutenldquo) Zunehmende Bedeutung gewinnt die pathomorphologische Untersuchung auch bei fuumltterungsshy und haltungsbedingten Erkrankungen soshywie im Rahmen von tierschutzrelevanten Faumlllen in welchen oft erst durch die Sektion und histologische Untersuchung Ausmaszlig und Dauer der Veraumlnderunshygen nachgewiesen werden koumlnnen
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Die Bekaumlmpfung der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD) einer wirtschaftlich bedeutenden anzeigepflichtigen Infektionskrankheit der Rinder stellt seit Jahren einen weiteren groszligen Arbeitsschwerpunkt dar Das LGL ist seit seiner Gruumlndung maszliggeblich an der Konzeption des BVDshyBekaumlmpfungsverfahrens beshyteiligt und fuumlhrte von 2005 bis 2010 das sogenannte bdquoFreiwillige Bekaumlmpfungsverfahrenldquo in Bayern durch Parallel hierzu wurde in Kooperation mit der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen der Einshysatz von Ohrgewebestanzproben fuumlr die Identifishykation von persistent infizierten (PI) Kaumllbern entshywickelt und validiert Seit Beginn des Jahres 2011 beruht auf diesem Verfahren die nun verpflichtende Bekaumlmpfung der BVD uumlber die Merzung der PIshyTiere
Bereits 2006 wurde in Bayern die Uumlberwachung der Influenza AshyInfektionen (VogelgrippeshyMonitoring) in Wildvogelshy und Hausgefluumlgelpopulationen erfolgshyreich etabliert und mit groszligem Aufwand durchgeshyfuumlhrt Zu den besonderen Herausforderungen der letzten Jahre zaumlhlte dann die Bewaumlltigung des H5N1shyGefluumlgelpestgeschehens 2007 Damals fuumlhrte das LGL die begleitende Diagnostik in Ausbruchsshy und Kontaktbetrieben durch und leistete Untershystuumltzung bei der notwendigen tierschutzgerechten Toumltung der Tiere aus infizierten Bestaumlnden Dabei kamen unter anderem die mobilen Elektrotoumltungsshyanlagen zum Einsatz die das Land Bayern angeshyschafft hatte
Als EDVshyKopfstelle betreut das LGL das Tierseushychennachrichtenprogramm TSN fuumlr die gesamte bayerische Veterinaumlrverwaltung und war maszliggeblich
an der Entwicklung und Bereitstellung eines in TSN integrierten Krisenverwaltungsprogramms im Jahr 2008 beteiligt
Das Auftreten und die erfolgreiche Bekaumlmpfung eishynes unerwartet nach Holland eingeschleppten Blaushyzungenvirus vom Serotyp 8 (BTVshy8) stellte neben der Gefluumlgelpest eine weitere groszlige Herausfordeshyrung in den Jahren 2006 bis 2009 dar Die effektive Virusuumlbertragung durch heimische Muumlcken zeigte dass sich auch exotische Tierseuchen wie die Blaushyzungenkrankheit rasch zur Epidemie entwickeln koumlnnen und nur durch konsequente Impfkampagnen beherrschbar sind Es wurde zugleich deutlich wie wichtig die staumlndige Weiterentwicklung diagnostishyscher Methodik und die Sensibilisierung fuumlr neue oder wiederkehrende Erreger fuumlr eine effektive Praumlshyvention und Bekaumlmpfung von Tierseuchen und fuumlr die kuumlnftige Gesunderhaltung unserer Nutztierbeshystaumlnde in Bayern sind
FazitDie bayerische Veterinaumlrverwaltung ist in der zuruumlckshyliegenden Dekade an ihren Aufgaben sichtlich geshywachsen BSE Vogelgrippe und andere Tierseuchen sind unvorhersehbare teils beaumlngstigende aumluszligere Rahmenbedingungen unseres Handelns Diese jeshydoch nicht zugleich als Chance zu begreifen und das kuumlnftige Handeln danach auszurichten waumlre fahrlaumlsshysig Strategisches HANDELN und organisatorische Anpassung an aumluszligere Rahmenbedingungen durchshyziehen daher die junge Geschichte des LGL
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Die Gruumlndung des LGL war Teil der tiefgreifenden organisatorischen Eingriffe die gleichermaszligen auf europaumlischer deutscher und bayerischer Ebene umshygesetzt wurden um den durch BSE offenbarten Handlungsnotwendigkeiten Rechnung zu tragen Im Verlauf der kommenden Jahre sollte es aber noch eine Vielzahl weiterer aumluszligerer Faktoren geben die das LGL zum einen zum Handeln zwangen ihm aber zum anderen dadurch auch staumlndig neue Chancen boten Uumlberfluumlssiges auszusortieren Verkrustetes zu sprengen und Neues zu schaffen
Uumlberwachung Europarecht und Ausbildung sind drei Bereiche in denen exemplarisch ein Ruumlckblick gegeshyben werden soll wie das LGL sein Handeln fortlaushyfend an aumluszligere Notwendigkeiten aber auch im Rahshymen der sich dadurch ergebenden Moumlglichkeiten anshygepasst hat
Die seit Bestehen des LGL eingeleiteten Strukturshyaumlnderungen in der bayerischen Lebensmitteluumlberwashychung sind ein Beispiel fuumlr strategisches Handeln auf das heute schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ist
UumlberwachungIm Laufe des Jahres 2006 wurden in Bayern mehrere Faumllle aufgedeckt in denen nicht mehr zum Verzehr geeignetes Fleisch in den Verkehr gelangt war Die Medien haben im Rahmen der ausfuumlhrshylichen Berichterstattung uumlber diese Ereignisse den plakativen aber auch wenig differenzierten Begriff
bdquoGammelfleischskandalldquo gepraumlgt Das LGL war an der Aufarbeitung der genannten Vorkommnisse in vielfaumlltiger Weise beteiligt Zunaumlchst galt es ndash wie auch schon bei fruumlheren Sonderaktionen ndash die Untershysuchung und Beurteilung einer erheblichen Anzahl auszligerplanmaumlszligiger Proben sicherzustellen Im Rahshymen des EUshySchnellwarnsystems fuumlr Lebensshy und Futtermittel informierte das LGL die EUshyKommission und die anderen Mitgliedstaaten uumlber gravierende Faumllle Daruumlber hinaus leistete die vom LGL geleitete bdquoSonderkommission Wildldquo einen wesentlichen Beitrag zur Aufklaumlrung der Unregelmaumlszligigkeiten bei einem Wildfleisch verarbeitenden Betrieb in Niederbayern
Vor dem Hintergrund der erheblichen lebensmittelshyrechtlichen Verstoumlszlige kuumlndigte der damalige bayerishysche Staatsminister fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz Dr Werner Schnappauf am 31 Januar 2006 in einer Rede vor dem Bayerischen Landtag die Einrichtung einer bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo (SE) an Zur Umsetzung erarbeitete ein Planungsstab unter dem Vorsitz des heutigen Vizepraumlsidenten Dr Schick am LGL ein entsprechendes Konzept dem der Ministerrat im Mai 2006 zugestimmt hat Die SE hat ihre Arbeit am 1 Juli 2006 aufgenommen und wurde mit der am 30 September 2006 in Kraft getretenen Aumlnderung der Verordnung uumlber die Einrichtung der Bayerischen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmtervershyordnung ndash LAVshyUGV) auch rechtlich verankert
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Spezialeinheit Lebensmittel-sicherheit
Die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit wurde 2006 organisatorisch in das LGL eingegliedert es wurde weder eine neue Behoumlrde noch eine neue Verwaltungsebene geschaffen Seit der Neustruktushyrierung des LGL im Jahr 2009 bildet sie eine eigenshystaumlndige Abteilung das Landesinstitut Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit Durch die Spezialeinheit mit ihren naumlher am Vollzug orientierten Taumltigkeitsfeldern haben sich Aufgabenspektrum Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten des LGL erheblich ausgeweitet Neben der Untersuchung und Beurteilung von Lebensmittelproben die nach wie vor Kernaufgaben sind kamen mit der Schaffung der SE auch die Durchfuumlhrung von Betriebskontrollen die fachliche und rechtliche Beratung der VorshyOrtshyBehoumlrden und die Entwicklung von Konzepten und Strategien fuumlr die amtliche Lebensmitteluumlberwachung hinzu
Die amtliche Lebensmitteluumlberwachung ist in Deutschland Laumlndersache In Bayern agiert das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Geshysundheit als oberste Landesbehoumlrde und leitet den Geschaumlftsbereich Fuumlr den Vollzug des Lebensmittelshyrechts sind grundsaumltzlich die Kreisverwaltungsbehoumlrshyden also die kreisfreien Staumldte oder Landratsaumlmter zustaumlndig Die Regierungen uumlben die Rechtsshy und Fachaufsicht uumlber die Kreisverwaltungsbehoumlrden aus und sind zustaumlndig fuumlr die Zulassung von Betrieshyben Daneben wurde als voumlllig neues Element die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit in die amtliche Lebensmitteluumlberwachung integriert Die SE verfuumlgt dabei im Bereich Lebensmittel uumlber eigene Vollzugsshy
kompetenzen Sie hat zum Beispiel Betretungsrecht Recht zu Probenahmen und Sicherstellungen
Die SE umfasst im Bereich Lebensmittel vier Sachshygebiete Neben den Sachgebieten SE 1 (Rechtsshy und Grundsatzfragen EUshySchnellwarnsysteme) und SE 2 (Planung Koordination TIZIAN) sind die beiden Sachgebiete SE 3 und SE 4 fuumlr die Betriebsshy und Proshyduktionshygiene in Suumldshy und Nordbayern zustaumlndig
Der Bereich Tiergesundheit der SE mit den drei Sachgebieten Tierseuchen Tierschutz und Tierarzshyneimittel ist seit einer Umstrukturierung des LGL im Jahr 2009 in der neugeschaffenen Abteilung TF anshygesiedelt und arbeitet eng mit dem Bereich Lebensshymittel der SE zusammen Wie das gesamte LGL ist auch die SE an den verschiedenen Standorten praumlshysent fuumlr die vielfaumlltigen Aufgaben stehen ihr mittlershyweile einschlieszliglich des Bereichs Tiergesundheit uumlber 90 Mitarbeiter zur Verfuumlgung
Die SE ist die zentrale Anlaufstelle in Bayern fuumlr alle Fragen der Lebensmittelsicherheit Sie verfolgt eishynen interdisziplinaumlren Ansatz In ihr arbeiten insbeshysondere Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Lebensshymitteltechnologen Agraringenieure Oumlkotropholoshygen Lebensmittelkontrolleure EDVshySpezialisten und Juristen zusammen Sie unterhaumllt laufend intensive Kontakte zu anderen Behoumlrden wie Staatsanwaltshyschaften Polizei und Zoll Dadurch entstehen vielshyfaumlltige Moumlglichkeiten zur Zusammenarbeit Die Mitshyarbeiter haben unter anderem auch die Gelegenheit durch Hospitationen bei den Polizeishy und Zollbeshyhoumlrden einen Einblick in deren Arbeitsweise und dadurch neue Erkenntnisse fuumlr die eigene
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Uumlberwachungstaumltigkeit zu erlangen Dies ist nuumltzlich bei Vernehmungen oder bei der Analyse von Warenshystroumlmen Daruumlber hinaus brachten in den vergangeshynen fuumlnf Jahren auch Beamte anderer Behoumlrden wie Gewerbeaufsicht und Kriminalpolizei ihre Fachkenntshynisse im Rahmen einer Amtshilfe ein
BetriebskontrollenDen vordergruumlndig groumlszligten Aufgabenbereich der SE stellen die gemeinsam mit den Behoumlrden vor Ort durchgefuumlhrten Betriebskontrollen im Bereich Leshybensmittel sowie deren Auswertung dar Neben Schwerpunktkontrollen im Rahmen von Projekten koumlnnen auch spezielle Anlaumlsse wie Verbraucherhinshyweise oder Anforderungen durch eine VorshyOrtshyBeshyhoumlrde oder die Staatsanwaltschaft dazu fuumlhren dass die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit einen Beshytrieb kontrolliert Auch auffaumlllige Untersuchungsershygebnisse im LGL oder Faumllle aus den EUshySchnellshywarnsystemen koumlnnen Anlass fuumlr eine gemeinsame Kontrolle mit der Spezialeinheit sein Zudem ist das zum 1 Januar 2008 eingefuumlhrte Kontrollprogramm Lebensmittelsicherheit ein fester Bestandteil der Kontrolltaumltigkeit Das LGL hat das Konzept zu diesem Programm unter Einbeziehung der Regierungen erarshybeitet Es zielt darauf ab Lebensmittelbetriebe mit uumlberdurchschnittlich hohen oder komplexen Risiken angemessen zu kontrollieren und damit einen weshysentlichen Beitrag zur Optimierung der Lebensmitshytelsicherheit zu leisten Das Kontrollprogramm wird federfuumlhrend durch die Kreisverwaltungsbehoumlrden umgesetzt und vollzogen Diese beteiligen dabei die Spezialeinheit sowie ndash zumindest bei zulassungsshypflichtigen Betrieben ndash auch die Regierungen
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Im Rahmen der Kontrollen setzt die SE erweiterte Kontrollteams ein Dies wird insbesondere dadurch moumlglich dass die SE nicht mit der Regeluumlberwashychung belastet ist und uumlber einen groumlszligeren und staumlrker spezialisierten Personalkoumlrper als die VorshyOrtshyBehoumlrden verfuumlgt Die personelle Staumlrke der Kontrollteams richtet sich nach Betriebsgroumlszlige und shyart Im Rahmen eines integrierten Ansatzes werden bei groszligen Betrieben in der Regel Untergruppen geshybildet die spezielle Aspekte wie einzelne Produktishyonsabschnitte Betriebshygiene Dokumentenkontshyrolle Nachverfolgung von Warenstroumlmen tierische Nebenprodukte oder Tierschutz ndash etwa in Schlachtshyhoumlfen ndash uumlberpruumlfen Ferner werden die Kontrollen der SE mit einer erhoumlhten Kontrollintensitaumlt durchgeshyfuumlhrt Durch die staumlrkere Spezialisierung der Kontrolshyleure ihre interdisziplinaumlre Ausrichtung die bayernshyweiten Vergleichsmoumlglichkeiten die groumlszligeren Teams und laumlngeren Kontrollzeiten kann eine houmlhere Kontrolltiefe erreicht werden Die Verwaltungsangeshyhoumlrigen der SE die im Auszligendienst bei Lebensmitshytelkontrollen eingesetzt werden sind seit 1 Februar 2007 unter Erfuumlllung bestimmter Voraussetzungen zudem Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft allerdings nur bezogen auf die Einhaltung lebensshymittelrechtlicher Vorschriften
Durch die Moumlglichkeit bayernweit Betriebe zu kontshyrollieren bieten sich der SE deutlich bessere Vershygleichsmoumlglichkeiten zwischen den Betrieben einzelshyner Branchen Damit kann sie sich zum Beispiel einen guten Uumlberblick uumlber die Arbeitsweisen der in Bayern ansaumlssigen wildverarbeitenden Betriebe vershyschaffen waumlhrend eine Kreisverwaltungsbehoumlrde allenfalls einen einzigen Betrieb dieser Branche in
ihrem Zustaumlndigkeitsbereich hat Die umfassende Vergleichsmoumlglichkeit erlaubt es bayernweit und einheitlich einen ordnungsgemaumlszligen Betriebsablauf aufzuzeigen und einen einheitlichen Vollzug sicherzushystellen
Zusaumltzlich arbeitet die SE eng mit den fuumlr die Untershysuchungen der Lebensmittelproben zustaumlndigen Landesinstituten zusammen Hierdurch wird eine opshytimale Verzahnung zwischen den Erkenntnissen aus Laboruntersuchungen sowie dem Sachverstand der zahlreichen am LGL taumltigen Experten der verschieshydenen Fachdisziplinen einerseits und der mehr am Vollzug und der Optimierung von Kontrollkonzepten orientierten Taumltigkeit der SE andererseits erreicht
MultiplikatorNeben der Kontrolle einzelner Betriebe gehoumlrt es aber auch zu den Aufgaben der SE die Ergebnisse der Kontrollen betriebsuumlbergreifend auszuwerten inshydem sie sich einen Uumlberblick uumlber die Situation in den verschiedenen Lebensmittelbranchen verschafft und dort vorhandene Schwachpunkte aufspuumlrt Im Rahmen einer Schwachstellenanalyse werden die in den Betrieben einer Branche festgestellten gleicharshytigen und wiederholt auftretenden Maumlngel in Maumlnshygelkategorien zusammengefasst und anschlieszligend im Hinblick auf gemeinsame Ursachen analysiert Beshyruumlcksichtigt werden dabei zum Beispiel Betriebsart shystruktur und shygroumlszlige Bisher fuumlhrte die Spezialeinheit eine Schwachstellenanalyse unter anderem fuumlr Schlachthoumlfe wildverarbeitende Betriebe Baumlckereishyen und Brauereien durch Sofern sich Anhaltspunkte fuumlr gehaumluft auftretende vergleichbare Problemstelshy
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lungen ergeben entwickelt die SE in weiteren Schritshyten Loumlsungskonzepte und erarbeitet moumlgliche Abhilshyfemaszlignahmen Dazu gehoumlren die Erstellung von QualitaumltsmanagementshyDokumenten (zum Beispiel verbesserte Checklisten fuumlr Betriebskontrollen) und die zielgerichtete Schulung des Uumlberwachungspersoshynals um die Lebensmitteluumlberwachung in der Flaumlche zu optimieren und moumlglichst effizient zu gestalten Daruumlber hinaus werden in Gespraumlchen mit Verbaumlnshyden die ermittelten Schwachstellen eroumlrtert um die Betriebe hierfuumlr zu sensibilisieren und eine nachhaltishyge Maumlngelbeseitigung zu erreichen
Die Kontrolltaumltigkeit der SE stellt aber nur einen Teil der dort angesiedelten Aufgaben dar Die SE untershystuumltzt und beraumlt die Vollzugsbehoumlrden vor Ort bei fachlichen und rechtlichen Fragestellungen aus den Bereichen Lebensmittelsicherheit und Tiergesundshyheit Dies erfolgt auf vielfaumlltige Art und Weise zum Beispiel in Form von Stellungnahmen zu Anfragen in der Organisation und Durchfuumlhrung von Arbeitsshykreisen in der Ausarbeitung von Konzepten Checkshylisten und Verfahrensanweisungen (wie zur Kontrolle von Wildbetrieben) in der rechtlichen Unterstuumltzung bei Fragen des Lebensmittelrechts sowie seit 2010 in der Unterstuumltzung der Regierungen bei der Bearshybeitung von Zertifizierungen beim Export von Leshybensmitteln tierischen Ursprungs
Daneben wertet die SE Erkenntnisse zur Lebensmitshytelsicherheit aus und identifiziert potenzielle Risiken und Probleme produktshy (zum Beispiel Acrylamid in Lebkuchen ) oder branchenbezogen (etwa Kuumlhlshy und Gefrierhaumluser) Auf dieser Grundlage erarbeitet sie entsprechende Risikobeurteilungen und leitet risikoshy
orientiert Kontrollschwerpunkte ab Sie erstellt hiershyzu auch in Eigeninitiative Projekte in deren Rahmen insbesondere spezifische Checklisten fuumlr die Kontrolshylen der VorshyOrtshyBehoumlrden erarbeitet werden Diese werden allen betroffenen bayerischen Behoumlrden fuumlr ihre taumlgliche Arbeit zur Verfuumlgung gestellt Damit soll eine Optimierung und Vereinheitlichung der Kontrolshylen erreicht werden
Die SE unterstuumltzt das zustaumlndige Fachministerium das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) in allen Fragen der Lebensmitshytelsicherheit der Lebensmitteluumlberwachung sowie des Lebensmittelrechts Hierzu werden Stellungnahshymen zu Gesetzentwuumlrfen erstellt oder Konzepte zur Lebensmitteluumlberwachung erarbeitet In Krisenfaumlllen uumlbernimmt die SE auszligerdem in Abstimmung mit dem StMUG koordinierende Krisenmanagementaufshygaben wie etwa die Buumlndelung Sichtung Auswershytung und Aufbereitung von Informationen auf Lanshydesebene oder die Koordination der Maszlignahmen und Probenahmen der Lebensmitteluumlberwachungsshybehoumlrden vor Ort Fuumlr den Verbraucher werden zum Beispiel Informationen auf der Internetseite des LGL zusammengestellt und Hotlines eingerichtet
Weitere Aufgaben der SE sind unter anderem die Pubshylikation von oumlffentlichen Warnungen und Verbrauchershyinformationen auf der Internetseite des LGL (sowie auf wwwlebensmittelwarnungde) die Betreuung einer Verbraucherhotline am LGL fuumlr Hinweise aus der Bevoumllkerung auf Verstoumlszlige gegen das Lebensmittelshyrecht sowie seit 2009 die Betreuung der bayernweiten gemeinsamen Software TIZIAN fuumlr die Veterinaumlrshy Lebensmittelshy und Futtermitteluumlberwachung
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Eine besondere Schnittstellenfunktion im Vollzug des Lebensmittelrechts hat die SE in ihrer Aufgabe als Kontaktstelle Bayerns im hellip
EU-Schnellwarnsystem fuumlr Lebens- und Futtermittel
Bei der heutigen stark internationalen Verflechtung der Warenstroumlme in der Lebensmittelwirtschaft kann eine effektive amtliche Uumlberwachung der Lebensmittelsicherheit im EUshyBinnenmarkt nur gelingen wenn alle beteiligten Behoumlrden uumlber die Staatsgrenzen hinweg eng zusammenarbeiten
Zu diesem Zweck wurde mit dem Europaumlischen Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel bdquoRASFFldquo (Rapid Alert System for Food and Feed) ein System zum raschen Informationsaustausch zwischen EUshyMitgliedstaaten geschaffen uumlber das Erkenntnisse zu Lebensshy und Futtermitteln uumlbermitshytelt werden von denen (moumlglicherweise) eine ernsshyte Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht
Die rechtliche Grundlage fuumlr das RASFF findet sich in der sogenannten Basisverordnung VO (EG) Nr 1782002 Weitere Vorschriften zur Durchfuumlhshyrung des RASFF enthaumllt die VO (EG) Nr 162011
In Deutschland existiert neben der nationalen Konshytaktstelle am Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in jedem Bundesland eine eigene Kontaktstelle
Bayern Deutschland EUOriginalshy
meldungenFolgeshy
meldungen Originalshy
meldungenFolgeshy
meldungenOriginalshy
meldungen Folgeshy
meldungen 2006 53 75 419 240 2923 38452007 43 73 377 305 2976 43392008 39 52 433 359 3099 39752009 52 80 416 419 3322 47672010 50 80 397 366 3358 52242011 52 63 425 407 3812 5345
Meldeaufkommen im gesamten RASFF seit 2006 (Quelle Jahresberichte der EU-Kommission)
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Seit 1 Februar 2005 nimmt die Aufgabe der Konshytaktstelle Bayern ein eigenes Sachgebiet im LGL wahr das 2006 in die neugegruumlndete Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit (SE) eingegliedert wurde Mit der Verlagerung dieser Aufgabe vom damaligen Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zum LGL hat sich auch das Taumltigkeitsprofil des LGL deutlich erweitert Die RASFFshyKontaktstelle am LGL ist zentraler Ansprechpartner in Bayern in allen EUshySchnellshywarnungen betreffenden Fragen fuumlr das StMUG die Bezirksregierungen und die Kreisverwaltungsbeshyhoumlrden aber auch fuumlr das BVL und Ministerien soshywie nachgeordnete Behoumlrden der anderen Bundesshylaumlnder
In der RASFFshyKontaktstelle am LGL werden alle eingehenden Meldungen gesichtet und ausgewershytet Im Jahr 2011 waren dies uumlber 9000 RASFFshy Meldungen
Werden erstmalig Erkenntnisse zu einem Lebensshy oder Futtermittel eingestellt von dem eine ernste Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht wird eine Originalmeldung mit eigener Kennziffer generiert
Uumlber die Ergebnisse von Maszlignahmen sowie uumlber ermittelte Vertriebswege etc werden die Be teiligten des RASFF in Form von Folgemeldungen informiert
In allen Faumlllen in denen die betroffenen Lebensmitshytel in Bayern bereits auf dem Markt sind werden die Informationen uumlber die Regierungen an die
zustaumlndigen Behoumlrden vor Ort weitergegeben und die erforderlichen Maszlignahmen eingeleitet und koorshydiniert (zum Beispiel die Entfernung betroffener Lebensmittel aus dem Verkauf und die Uumlberwashychung von Ruumlckrufaktionen) Sind bayerische Untershynehmen (Hersteller Importeure Groszlighaumlndler) beshytroffen werden die weiteren Vertriebswege der fraglichen Lebensmittel ermittelt Warenruumlckrufe eingeleitet Ursachen fuumlr die entsprechenden Beshyanstandungen ermittelt und geeignete Abhilfeshymaszlignahmen ergriffen
Werden in Bayern Befunde uumlber Lebensshy oder Futtermittel die ein Risiko fuumlr die menschliche oder tierische Gesundheit bedeuten bekannt ndash zum Beishyspiel durch Untersuchungen des LGL ndash erstellt die RASFFshyKontaktstelle am LGL entsprechende Melshydungen fuumlr Bayern die in das Schnellwarnsystem eingestellt werden Von Bayern wurden jaumlhrlich circa 50 Originalmeldungen fuumlr das RASFF erstellt
Neben dem geschilderten Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel wird durch die Kontaktshystelle Bayern auch noch ein weiteres auf der Proshyduktsicherheitsrichtlinie beruhendes EUshySchnellshywarnsystem (Rapid Alert System for NonshyFood Products RAPEX = Rapid Exchange) betreut
Hier werden Faumllle gemeldet bei denen von der stofflichen Zusammensetzung kosmetischer Mittel oder sonstiger Bedarfsgegenstaumlnde (Bekleidung Spielzeug Reinigungsmittel) eine ernste Gefahr fuumlr Verbraucher ausgehen kann
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Die geschilderten Schnellwarnsysteme stellen ein effektives Mittel dar mit dessen Hilfe sehr rasch I nformationen uumlber moumlglicherweise von Lebensshy Futtermitteln oder sonstigen Verbraucherprodukten ausgehenden Gefahren fuumlr die menschliche Gesundshyheit zwischen allen beteiligten Staaten ausgetauscht werden koumlnnen
Durch die Ansiedelung der bayerischen RASFFshy und RAPEXshyKontaktstelle in der Spezialeinheit Lebensshymittelsicherheit sind diese eng angebunden an die Kontrolleure der SE Dies ist zum einen von Vorteil im Fall von brisanten Einzelfaumlllen bei denen Kontrolleure die zustaumlndigen Behoumlrden bei der Abarbeitung von Schnellwarnfaumlllen konkret unterstuumltzen koumlnnen als auch durch die Umsetzung der aus dem RASFF und RAPEX gewonnenen Erkenntnisse durch die SE zum Beispiel in Form von Kontrollschwerpunkten und Projekten
Durch die oben genannten Synergieeffekte (bdquokurze Wegeldquo) und die enge Zusammenarbeit der SE mit den Laborbereichen kann das LGL die bayerischen Behoumlrden beim Aufarbeiten von Problemfaumlllen im Bereich der Lebensshy und Futtermittelmittelsicherheit umfassend unterstuumltzen
Eng mit der Uumlberwachung im Bereich Lebensmittelshysicherheit verwoben sind tiergesundheitliche Uumlbershywachungsaufgaben Auch hier hatte das LGL in der vergangenen Dekade eine Vielzahl von Herausfordeshyrungen zu bewaumlltigen
Futtermittelsicherheit
Neben dem Verfuumltterungsverbot wurde die Futtershymitteluumlberwachung in Bayern in den letzten Jahren mit einer steigenden Zahl neuer Aufgaben konfronshytiert Dabei sind die missbraumluchliche Verwendung von Tierarzneimitteln die Kontamination mit pathoshygenen Mikroorganismen wie Salmonellen mit Schwermetallen oder Pestiziden und die Verwenshydung von nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnshyderten Produkten beispielhaft zu nennen Ein aktuelshyler Schwerpunkt ist die Kontamination von Futtermitshyteln mit Dioxinen dioxinaumlhnlichen und nichtdioxinshyaumlhnlichen PCBs In den ersten beiden Jahren der Dekade wurden im Europaumlischen Schnellwarnsysshytem (RASFF) mehr als 20 DioxinshyFaumllle gemeldet Diese Zahl sank aber in den Folgejahren stark ab Erst mit dem DioxinshyFall zu Beginn des Jahres 2011 erreichte die Zahl der Meldungen und Folgemeldunshygen fast wieder den fruumlheren Houmlchststand DioxinshyKontaminationen haben nicht immer eine illegale Verwendung von Stoffen als Ursache Oft fuumlhren unshygeeignete Rohstoffe Verfahren oder Geraumlte bei der Herstellung unwissentlich zur Kontamination des Futtermittels und uumlber die Nahrungskette zur Anreishycherung im Lebensmittel Fuumlr Bayern ist aus den Unshytersuchungszahlen des LGL kein kontinuierlicher Anshystieg der Kontaminationen abzuleiten
TierarzneimittelnIm Rahmen des Verbraucherschutzes werden die Anwendung und der Handel mit Tierarzneimitteln behoumlrdlich uumlberwacht Schwerpunkte der Uumlberwashychungstaumltigkeit sind tieraumlrztliche Hausapotheken und
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Houmlfe mit Nutztieren die der Lebensmittelgewinnung dienen Bundesweit wird in der Veterinaumlrverwaltung hierzu das Arzneimittelmodul des EDVshySoftwareshysystems BALVI verwendet an dessen Erstellung und Weiterentwicklung das LGL maszliggeblich beteishyligt ist So vertritt das LGL im Auftrag des StMUG das Land Bayern in der BALVIshyTierarzneimittelshy Laumlnderarbeitsgruppe Das LGL entwickelt und pflegt unter anderem den umfangreichen Verstoszligartenshykatalog in dem die Verstoszligshy und Anordnungstexte sowie die rechtlichen Begruumlndungen fuumlr die angeshyordneten Maszlignahmen hinterlegt sind und der bunshydesweit dem BALVIshyTierarzneimittelmodul als Quellshydatei zugrunde liegt Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit besteht in der Weiterentwicklung des Proshygramms um seine Anwenderfreundlichkeit sichershyzustellen So wurde die Dateneingabe optimiert und an die bayernweit geltenden QMshyDokumente zur Datenerhebung angepasst
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt besteht in der Steuerung behoumlrdlicher Arzneimittelabgabeverfahshyren Im Rahmen des jaumlhrlich durchgefuumlhrten und von der EU kofinanzierten Verfahrens zur Bekaumlmpfung der Varroamilbe der Bienen koordiniert das LGL die Abgabe der hierzu eingesetzten Arzneimittel durch die Veterinaumlraumlmter an die Imker und uumlbernimmt die Kommunikation mit Arzneimittelherstellern und der fuumlr die Foumlrdermittel zustaumlndigen Landwirtschaftsvershywaltung In Zusammenarbeit mit dem Fachzentrum Bienen der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Weinbau und Gartenbau stellt das LGL den Veterinaumlraumlmtern umfangreiche Informationen uumlber das jaumlhrliche Vorshygehen zur Verfuumlgung und steht ihnen im laufenden Verfahren beratend zur Seite
Tierschutz
Der Tierschutz ist ein wichtiges gesellschaftspolitishysches Anliegen das im Jahr 2002 in den Rang eines Staatsziels erhoben wurde Der Vollzug des Tiershyschutzrechtes ist daher eine wesentliche Aufgabe der Veterinaumlraumlmter Die Bandbreite der gehaltenen Tiere ist groszlig Sie reicht von Heimtieren uumlber landshywirtschaftliche Nutztiere bis zu Versuchsshy und Wildshytieren Aumlhnlich groszlig ist die Vielfalt der Bereiche in denen dem Tierschutz Rechnung getragen werden muss Schlachthoumlfe und Tiertransporte gehoumlren ebenso dazu wie Zoos Zirkusbetriebe Maumlrkte sportliche Veranstaltungen mit Tieren Tierhandel Jagd und Schaumldlingsbekaumlmpfung Um die bayerishyschen Veterinaumlrbehoumlrden bei der Bearbeitung dieses Gebietes fachlich qualifiziert zu unterstuumltzen und geshyzielt fortzubilden wurde daher am LGL im Oktober 2002 das Sachgebiet Tierschutz eingerichtet Hier werden mit steigender Tendenz mittlerweile jaumlhrlich uumlber 1000 fachliche Anfragen beantwortet
Beispielhaft seien zwei Arbeitsschwerpunkte hershyausgestellt Durch gezielte Kontrollen in vielen bayeshyrischen Schlachtstaumltten gelang es die Qualitaumlt des Umgangs mit den Tieren vor der Schlachtung und ihre Betaumlubung und Toumltung wesentlich zu verbesshysern Gleichzeitig wurde eine intensive Fortbildung des fuumlr die Uumlberwachung zustaumlndigen Personals in Form praxisnaher Workshops durchgefuumlhrt und ein Lehrfilm erstellt der sich an Gewerbetreibende und Uumlberwachungspersonal richtet
Im Heimtierbereich stellen Hundezuchten und pri vate Hundehaltungen einen Arbeitsschwerpunkt dar In
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Hundezuchten liegt der Fokus auf einem guten Umshygang mit den Tieren damit Tierliebhaber einen sozial vertraumlglichen und ungefaumlhrlichen Hund erhalten der im Zusammenleben mit den Menschen sein Leben ohne Angst und Leiden fuumlhren kann Da die Tiershyschutzhundeverordnung von 2001 viele unbestimmte Rechtsbegriffe enthaumllt wurden 2003 durch das Sachshygebiet Tierschutz bayerische Vollzugshinweise erarshybeitet die diese Begriffe naumlher erlaumlutern Dadurch wurde eine einheitliche Grundlage geschaffen auf deren Basis alle bayerischen Veterinaumlraumlmter die tiershyschutzrechtlichen Vorgaben vollziehen koumlnnen
Die Ausrichtung des LGL an den Beduumlrfnissen seishyner bdquoKundenldquo den Uumlberwachungsbehoumlrden vor Ort erfordert mehr als seine eigene kontinuierliche Anshypassung an fachwissenschaftliche oder rechtliche Rahmenbedingungen Denn nicht die Verfuumlgbarkeit von spezialisiertem Wissen an wenigen Stellen allein sichert die Qualitaumlt einer schlagkraumlftigen Uumlberwashychung vielmehr wird ein effektiver Wissenstransfer benoumltigt der Schritt haumllt mit der Zunahme der transshyportierten Inhalte denn
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Qualitaumlt will gelernt sein
ndash das gilt seit jeher war aber wohl nie so wichtig und schwierig wie heute Die Anforderungen und Anspruumlche steigen stetig die Handlungssituationen werden immer komplexer Das gilt auch fuumlr oumlffentlishyche Verwaltungen zumal im Bereich Gesundheit Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit Denn hier zeigt die Globalisierung mit der internationalen Mobilitaumlt der Menschen mit weltweitem Handel von Waren Tieren und Lebensmitteln unmittelbare Auswirkungen auf die Verhaumlltnisse vor Ort Auch loshykale bayerische Behoumlrden koumlnnen quasi uumlber Nacht vor bisher unbekannten Herausforderungen stehen BSE SARS Influenzapandemie oder mit EHECshyKeishymen belastete Lebensmittel sind bekannte Beispieshyle Sie betreffen das Lebensumfeld fast aller Menshyschen gehen deshalb mit entsprechender oumlffentlishycher Aufmerksamkeit einher und finden direkten Niederschlag in der Politik Um in einem solchen Umfeld dauerhaft zu bestehen muumlssen die Behoumlrshydenmitarbeiter bestens qualifiziert und hoch motishyviert sein
Die Entscheidungstraumlger zeigten groszligen Weitblick als sie 2002 die Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhshyrung und Verbraucherschutz (AGEV heute AGL) schufen und im ebenfalls neu gegruumlndeten Landesshyamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ansiedelten Ihr Auftrag Die Behoumlrden bei der Bewaumlltigung ihrer Aufgaben bestmoumlglich zu untershystuumltzen durch systematische bedarfsgerechte und praxisorientierte Qualifizierungsmaszlignahmen Neu und bis heute bundesweit einmalig war das Konzept alle Bildungsaufgaben des Oumlffentlichen Gesundshy
heitsshy und Veterinaumlrdienstes und der Lebensmittelshysicherheit in einer Akademie zu vereinen Die AGEV entstand aus der Zusammenfuumlhrung von Vorgaumlngershyeinrichtungen wie der Akademie fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen der Staatlichen Berufsfachschushyle fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnische Assistenten dem Fachbereich Ernaumlhrung aus der Staatlichen Fuumlhrungsakademie fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten (FUumlAK) und der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) Zug um Zug wurde sie um eine ganze Reihe von Aufgaben erweishytert und ausgebaut In ihrer Entwicklungsshy Anpasshysungsshy und Innovationsfaumlhigkeit war sie dabei nicht weniger gefordert als die Verwaltungsbereiche fuumlr die sie taumltig ist und die sie schult Dies zeigt sich nicht zuletzt in der 2009 aufgrund von Aumlnderungen im Ressortzuschnitt des zustaumlndigen Ministeriums erfolgten Umbenennung in Akademie fuumlr Gesundshyheit und Lebensmittelsicherheit (AGL)
Der AGL obliegt als zentraler Bildungseinrichtung fuumlr die Bereiche Gesundheit Veterinaumlrwesen und Lebens mittelsicherheit im Geschaumlftsbereich des bayerischen Staatsministeriums fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) das Management der Ausshy Fortshy und Weiterbildung Die zentralen Ziele sind
bull die bedarfsgerechte auf die Bewaumlltigung aktueller und zukuumlnftiger Herausforderungen ausgerichtete Qualifizierung der Behoumlrdenmitarbeiter
bull durch langfristige zielgerichtete Planung und kurzshyfristige Anpassung des Angebots
bull unter Anwendung teilnehmershy und transferorienshytierter Methodik
bull bei effizientem Einsatz der Haushaltsmittel
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Seit den Anfaumlngen im Jahr 2002 wuchs sowohl das Spektrum der Aufgaben als auch der Umfang an Veranstaltungen bestaumlndig an Zur Konzeption und Durchfuumlhrung ihrer Veranstaltungen kann die AGL heute auf 26 Mitarbeiter und uumlber 500 Referenten aus den Behoumlrden der Wissenschaft aus Verbaumlnshyden und der Wirtschaft zuruumlckgreifen mehr als ein Drittel davon aus dem LGL Seit einigen Jahren nehmen im Schnitt jaumlhrlich 7000 Personen an Fortshybildungsveranstaltungen und uumlber 500 Personen an mehrwoumlchigen bis mehrmonatigen Lehrgaumlngen teil In zehn Jahren Aufbauarbeit entstand aus beshyscheidenen Anfaumlngen ein umfassendes Programm zur Ausshy Fortshy und Weiterbildung fuumlr alle Berufsshygruppen im Bereich Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit In speziellen Lehrgaumlngen sowie Fachshytagungen Seminaren und Kongressen werden Amtsaumlrzte Amtstieraumlrzte und amtliche Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Pharmazeuten Sozialpaumldashygogen Lebensmittelkontrolleure Hygienekontrolshyleure Sozialmedizinische Assistentinnen amtliche Fachassistenten und weitere Fachleute der Behoumlrshyden fuumlr den Einstieg in die staatliche Laufbahn quashylifiziert oder in den jeweiligen Fachthemen auf dem aktuellen Stand gehalten Von Anfang an wurde mit der Rubrik bdquoFachseminar interdisziplinaumlrldquo im Jahres fortbildungsprogramm der Gruumlndungsidee Rechnung getragen dass die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen immer wichtiger wird fuumlr die Bewaumlltigung sowohl der akuten Herausforderungen wie auch der taumlglishychen Routinen Mit einem umfangreichen uumlberfachshylichen Fortbildungsprogramm stehen daruumlber hinshyaus allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Geschaumlftsbereiches Umwelt und Gesundheit
Angebote zur Staumlrkung ihrer sozialen methoshydischen und persoumln lichen Kompetenzen zur Ver fuumlgung Im Jahr 2010 hat das Bayerische Staatsshyministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit die Aufshygabe der bdquozustaumlndigen Stelleldquo nach dem Berufsshybildungsgesetz fuumlr die Ausbildung der Sozialvershysicherungsfachangestellten Fachrichtung allgeshymeine Krankenversicherung auf das LGL beziehungsweise die AGL uumlbertragen
Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
Der Zugang zu den Fachlaufbahnen des oumlffentlichen Gesundheitsshy und Veterinaumlrdienstes sowie der Leshybensmittelkontrolle erfordert in einschlaumlgigen Rechtsvorschriften festgelegte Qualifikationsmaszligshynahmen Die AGL fuumlhrte in den zehn Jahren seit ihshyrer Gruumlndung hierzu die folgenden Lehrgaumlnge inklushysive Pruumlfungsverfahren durch
bull Zehn AmtsarztshyLehrgaumlnge seit 2007 mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium Public Health an der LMU Muumlnchen
bull fuumlnf HygienekontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf SMAshyLehrgaumlnge
(Lehrgang fuumlr Sozialmedizinische Assistentinnen) bull zehn AmtstierarztshyLehrgaumlngebull acht LebensmittelkontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf VeterinaumlrassistentenshyLehrgaumlngebull einen FuttermittelprobenehmershyLehrgang bull vier Amtliche FachassistentenshyLehrgaumlnge
(bdquorotes Fleischldquo und bdquoweiszliges Fleischldquo)
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Alle Lehrgaumlnge richten sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bayern Gasthoumlrer aus anderen Laumlnshydern koumlnnen freie Plaumltze belegen Aumlrzte und Tieraumlrzshyte koumlnnen mit dem Lehrgang gleichzeitig die Anforshyderungen an die theoretische Weiterbildung zum Facharzt fuumlr oumlffentliche Gesundheit oder zum Fachshytierarzt fuumlr oumlffentliches Veterinaumlrwesen erfuumlllen Die Lehrgaumlnge wurden stetig inhaltlich uumlberarbeitet und konzeptionell weiterentwickelt
Die Ausbildung im AmtsarztshyLehrgang erfolgt am LGL in Kooperation mit dem MastershyStudiengang Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt
Muumlnchen (LMU) Durch die Verzahnung mit der Unishyversitaumlt haben die Kursteilnehmer seit 2008 die Moumlglichkeit in Verbindung mit dem Lehrgang auch den Master of Public Health (MPH) mit der Spezialishysierung Health Administration and Management (HAM) zu erwerben
2007 wurde die Akademie mit der Konzeption und Durchfuumlhrung eines Lehrgangs fuumlr amtliche Fachasshysistenten beauftragt Dieser musste nach den Vorgashyben der Verordnung (EG) 8542004 voumlllig neu konzishypiert werden und umfasst nun 500 Stunden theoretishyschen Unterricht
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Fuumlr das amtliche Personal in der Fleischhygieneuumlbershywachung (amtliche Tieraumlrzte und amtliche Fachassisshytenten) besteht gemaumlszlig VO (EG) Nr 8542004 eine jaumlhrliche Fortbildungspflicht Die notwendigen Vershyanstaltungen werden seit 2006 uumlber das Fortbilshydungsprogramm der AGL angeboten 2009 hat die AGL ein neues Fortbildungskonzept fuumlr diesen Beshyreich erarbeitet Die bis dahin durchgefuumlhrten einshyheitlichen Fortbildungstagungen (Jahrestagungen) wurden durch thematisch vielfaumlltige den untershyschiedlichen Beduumlrfnissen angepasste Fortbildungsshyveranstaltungen ergaumlnzt (WahlpflichtshyFortbildung) Die neuen fachlichen Inhalte tragen vermehrt den unterschiedlichen Taumltigkeitsfeldern und dem untershyschiedlichen Erfahrungsstand Rechnung
Aufgrund eines Ministerratsbeschlusses zur Verbesshyserung der Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2006 wurde in den Jahren 2007 und 2008 ein Sonshyderfortbildungsprogramm erstellt Ergaumlnzend zum jaumlhrlichen Fortbildungsangebot wurden 20 zusaumltzlishyche neu konzipierte Fortbildungen aufgenommen und damit die Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verdoppelt Neben vielen fachlishychen Schulungen waren spezielle uumlberfachliche Fortshybildungsangebote zur Verbesserung der Sozialshy und Methodenkompetenz insbesondere zur Gespraumlchsshyfuumlhrung und Konfliktbewaumlltigung fuumlr das Personal in der Lebensmittelshy und Futtermittelkontrolle sowie in der Veterinaumlrkontrolle enthalten Viele der Veranstalshytungen die speziell fuumlr das Sonderfortbildungsproshygramm konzipiert wurden waren so begehrt dass sie danach in das laufende jaumlhrliche Programm aufshygenommen und weitergefuumlhrt wurden
Schwerpunkt Fachfortbildung
Den Schwerpunkt der Fortbildungsarbeit bildet seit Gruumlndung der AGL die Durchfuumlhrung von Fachsemishynaren fuumlr Bedienstete der oumlffentlichen Verwaltung in den Bereichen oumlffentlicher Gesundheitsdienst oumlfshyfentlicher Veterinaumlrdienst und Lebensmittelkontrolle Bis zum Jahr 2008 betraf dies auch die Fortbildung der bayerischen Gewerbeaufsicht Fuumlr diesen Persoshynenkreis veranstaltete die AGL jaumlhrlich weit uumlber 200 einshy oder mehrtaumlgige Fachseminare Die Gesamtteilshynehmerzahl an von der AGL angebotenen Fortbilshydungsveranstaltungen und Tagungen betrug im Schnitt der letzten Jahre ungefaumlhr 7000 etwa 5500 davon betrafen Fachfortbildungen gut 500 uumlberfachshyliche Seminare und etwa 1000 InhouseshySchulungen am LGL sowie EDVshyFortbildungen Die Konzeption sieht schwerpunktmaumlszligig eintaumlgige Fachseminare vor welche in den Dienststellen des LGL in Nordshy und Suumldbayern identisch angeboten werden und akshytuelle Themen aufgreifen Diese Veranstaltungen sollen von mindestens einem Teilnehmer der Zielshygruppe aus den Landratsaumlmtern und Regierungen besucht werden damit ein einheitlicher Informashytionsshy und Wissensstand bei allen rechtlichen und fachlichen Neuerungen sowie bei Vollzugsfragen sishychergestellt werden kann Daneben gibt es eine Reishyhe von mehrtaumlgigen Seminaren welche Spezialtheshymen mit staumlrkerer Handlungsorientierung aufgreifen Diese werden in Kleingruppen in Seminarhaumlusern verteilt uumlber ganz Bayern oft uumlber Jahre hinweg anshygeboten Die Schulung spezieller FachshyEDVshyAnwenshydungen erfolgt in einshy und mehrtaumlgigen Seminaren am PCshyArbeitsplatz
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Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
Bei Gruumlndung der Akademie im Jahr 2002 gehoumlrte diese dem Geschaumlftsbereich des damals ebenfalls neu gegruumlndeten Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Verbraucherschutz an Damals wurde als Starthilfe eine umfangreiche Kooperation in der uumlberfachlichen Fortbildung mit dem Staatsministerishyum fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen beschlossen Diese dauerte bis 2005 und betraf auch die bis heute anhaltende Zusammenarbeit bei EDVshySeminaren mit der Verwaltungsschule der Sozialvershywaltung in Wasserburg Schritt fuumlr Schritt wurden dashyneben eigene Seminare zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Fuumlhrung und Kommunikation Arshybeitstechniken und Selbstmanagement sowie Presseshy und Oumlffentlichkeitsarbeit und Verwaltung aufgebaut Als dann im Jahr 2005 nach Umressortierung in den Geschaumlftsbereich des Umweltministeriums die uumlbershyfachliche Fortbildung fuumlr den gesamten neuen Geshyschaumlftsbereich von dort auf die Akademie uumlbertragen wurde konnte sofort ein umfangreiches eigenes Fortshybildungsangebot zusammengestellt werden
Die uumlberfachliche Fortbildung befasste sich in juumlngerer Zeit neben den Fuumlhrungsklassikern vorrangig mit Strashytegien fuumlr erfolgreiches Arbeiten im Team sowie dem Umgang mit den gestiegenen Anforderungen in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt Diese Seshyminare finden eine auszligerordentliche Akzeptanz Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Teamentwickshylung Zahlreiche Teams nehmen dieses Angebot an und entwickeln unter professioneller Begleitung konshykret und zielorientiert ihre individuellen Vorgehensweishy
sen Es geht um organisatorische und strategische Ansaumltze zur Steigerung von Effizienz und Effektivitaumlt Angestrebt werden ein besserer Informationsfluss soshywie eine gute Kommunikationskultur und Konfliktbeshywaumlltigung Neu im Angebot war zuletzt Mediation eine Moumlglichkeit der Konfliktbearbeitung unter Begleishytung eines professionellen Konflikthelfers
Neben den Fortbildungsangeboten des Geschaumlftsshybereiches gibt es zahlreiche InhouseshySchulungen fuumlr das Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (LGL) sowie Fuumlhrungsseminare fuumlr das Lanshydesamt fuumlr Umwelt (LfU) Der Themenkatalog des LGL reicht von Trainings fuumlr Teamshy und Gruppenleishyter zur Mitarbeiterfuumlhrung Maszlignahmen zu Gesundshyheitsshy und Arbeitsschutz speziellen Schulungen zur Einfuumlhrung eines digitalen Dokumentenmanageshymentsystems bis zur Ausbildung von Brandschutzshy und Ersthelfern
Die ASUMEDDie Hauptaufgabe der Bayerischen Akademie fuumlr Arshybeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) ist die theoretische Weitershy und Fortbildung bereits approshybierter Aumlrzte in den Bereichen BetriebsshyArbeitsmeshydizin und Sozialmedizin Im Schnitt haben insgesamt 200 bis 300 Aumlrztinnen und Aumlrzte jaumlhrlich aus allen Bundeslaumlndern an einem Kurs der ASUMED teilgeshynommen Insbesondere mit der Deutschen Gesellshyschaft fuumlr Arbeitsshy und Umweltmedizin den Akadeshymien in Duumlsseldorf und Bad Nauheim und dem Lanshydesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften bestehen auf diesem Geshybiet langjaumlhrige Kooperationen
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Bereits 2003 entwickelte die ASUMED ein Konzept zur Vermittlung von sogenannten Basisqualifikatioshynen in den arbeitsmedizinischen Weiterbildungskurshysen wie Kommunikationsshy Kooperationsshy und Teamshyfaumlhigkeit beziehungsweise Sozialkompetenz Dieser Kursbaustein sieht vor den Betriebsarzt mit organisashytionsshy wirtschaftsshy und arbeitspsychologischen Inhalshyten zu konfrontieren und ihn als Moderator und Spreshycher aller im Betrieb am Gesundheitsmanagement beteiligten Personen und Bereiche zu befaumlhigen
Mit dem von der ASUMED 2005 initiierten Foumlrdershyprojekt bdquoPsychosoziale Belastungen in der betriebsshyaumlrztlichen Praxisldquo wurde das Department fuumlr Psyshychologie Organisationsshy und Wirtschaftspsychologie der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen beshytraut Die daraus resultierenden Ergebnisse boten der ASUMED wertvolle Ansatzpunkte fuumlr eine inhaltshyliche und gestalterische Weiterentwicklung der Ausshybildungseinheiten
Die MTA-V-SchuleSchuumllerinnen und Schuumller der einzigen Staatlichen Berufsfachschule fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnishysche Assistenten (MTAshyVshySchule) in Bayern absolshyvieren am Standort Oberschleiszligheim eine dreijaumlhrige Ausbildung Sie werden in den Lehrshy und Routinelashyboratorien des LGL praktisch ausgebildet und erhalshyten daneben theoretischen Unterricht Dabei werden sie von uumlber 20 hausinternen und weiteren externen Lehrkraumlften unterrichtet und betreut Auf diese Weishyse erhalten die Schuumllerinnen und Schuumller in der seit 1942 bestehenden Schule eine aktuelle und umfasshysende Ausbildung auf allen relevanten Gebieten Alle
drei Jahre beginnt an der Dienststelle in Obershyschleiszligheim ein neuer Lehrgang mit rund 20 Schuumlleshyrinnen und Schuumllern
AusblickIn den naumlchsten Jahren werden die interne Qualitaumltsshyentwicklung und die Weiterentwicklung einer zeitgeshymaumlszligen LehrshyLernshyKultur noch staumlrker in den Fokus ruumlcken koumlnnen Als Leitziel der Qualifizierungsmaszligshynahmen zum Einstieg in die staatlichen Fachlaufbahshynen wird der Erwerb umfassender beruflicher Handshylungskompetenz noch mehr an Bedeutung gewinnen Im Rahmen der Entwicklung neuer LehrshyLernshyKonzepshyte soll verstaumlrkt ein Perspektivwechsel von der Lehshyrendenshy zur Lernershyzentrierten Perspektive vollzogen werden Das bisher vorherrschende primaumlr rezeptive Lehrangebot soll durch ein problembasiertes fallbezoshygenes und projektorientiertes Lernen ergaumlnzt werden Hierdurch kann die lebenslang wichtige Lernkompeshytenz und (Weitershy)Lernbereitschaft gestaumlrkt die Entshywicklung fachlicher sowie fachuumlbergreifender Kompeshytenzen gefoumlrdert und ein kooperativer Arbeitsstil unshyterstuumltzt werden Dies sind nicht zuletzt jene Kompeshytenzen die schon jetzt in einer Welt von rasch veraltendem Wissen und schnellen Veraumlnderungen in der Wirtschaft wie in der oumlffentlichen Verwaltung von zentraler Bedeutung sind
Dieser Prozess des Wandels hat die Rechtsgrundlashygen vieler Taumltigkeitsbereiche des LGLs in der letzten Dekade besonders erfasst und neu geordnet Die ehemals durchgaumlngig national gepraumlgte Rechtsetshyzung ist in einigen Bereichen nahezu vollstaumlndig ershysetzt worden durch ein einheitliches EUshyRecht
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Europa
Seit seiner Gruumlndung wird das LGL von einem Proshyzess begleitet der beinahe alle seiner Taumltigkeitsbeshyreiche von Grund auf reformierte eine Europaumlisieshyrung der gesetzlichen Grundlagen
Insbesondere in den Bereichen Lebensmittelshy und Produktsicherheit Chemikalienrecht oder Tiergesundshyheit hat das LGL im Gruumlndungsjahr 2002 sein Hanshydeln noch uumlberwiegend auf nationale Gesetzgebung stuumltzen koumlnnen Diese war zwar auch schon an vielen Stellen von europaumlischen Verordnungen und Richtlinishyen beeinflusst die praumlgende Grundausrichtung jeshydoch fuszligte noch auf den historisch gewachsenen nashytionalen Gesetzeswerken So galt beispielsweise noch 2002 mit dem Lebensmittelshy und Bedarfsgeshygenstaumlndegesetz (LMBG) ein seit 1976 fortgeschrieshybenes Rechtswerk das auf seinem Vorlaumlufer dem Lebensmittelgesetz (LMG) von 1927 begruumlndet war Noch im Gruumlndungsjahr des LGL entstand jedoch mit der Verordnung 1782002 der sogenannten Basisvershyordnung ein neuer europaumlischer Gesetzesrahmen in dessen Gefolge kaum ein nationales Gesetz im Beshyreich der Lebensmittelsicherheit unangetastet bleishyben konnte Eine solche europaumlische Vereinheitlishychung ist nicht nur geeignet Handelshemmnisse abshyzubauen sondern reduziert auch deutlich bisherige Reibungsverluste bei grenzuumlbergreifenden Maszlignahshymen und gegenseitiger Informationsweitergabe was fuumlr einen wirksamen Verbraucherschutz in einem inshyternationalisierten Umfeld unverzichtbar ist Der Preis jedoch der fuumlr eine solche Aumlnderung des gesamten rechtlichen Rahmens zu bezahlen ist hat das LGL die letzten 10 Jahre viel beschaumlftigt Bisher konnte bei leshy
bensmittelrechtlichen Beurteilungen bis hin zu detailshyliertesten Einzelfragestellungen auf eine langjaumlhrige Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis zuruumlckgeshygriffen werden Der Wortlaut der neuen EU Verordshynungen hingegen musste fuumlr die taumlgliche Praxis der Lebensmitteluumlberwachung erst ausgelegt werden Strittige Fragen lieszligen sich teilweise nur durch houmlchstrichterliche Klaumlrung entscheiden Bis zur Ausbildung einer umfassenden Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis vergehen meist mehr als nur 10 Jahre Daher wird das LGL auch in der Zukunft in zahlreichen Taumltigkeitsbereichen mit diesen Herausforshyderungen eines neu geschaffenen europaweit harmoshynisierten Rechtsrahmens umgehen muumlssen
An zwei Beispielen der Regulierung neuartiger Leshybensmittel und Nahrungsergaumlnzungsmittel sowie der Chemikaliensicherheit sollen die Herausfordeshyrungen fuumlr das LGL illustriert werden die mit dem sich wandelnden rechtlichen Umfeld in der letzten Dekade verbunden waren
Novel FoodHerkoumlmmliche traditionelle Lebensmittel gelten aufshygrund jahrelanger Erfahrung als sicher und verkehrsshyfaumlhig wenn sie den lebensmittelrechtlichen Bestimshymungen entsprechen Eine spezielle Zulassung oder eine behoumlrdliche Meldung des Inverkehrbringens ist nicht erforderlich
Exotische Gemuumlse Pflanzen oder Fruumlchte Extrakte und Konzentrate daraus Stoffe mit vermeintlichem ernaumlhrungsphysiologischem oder gesundheitlichem Nutzen Pflanzen aus der traditionellen Chinesischen
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Medizin oder der Homoumlopathie sowie neue Technoshylogien gelangten in den letzten Jahren neu als Leshybensmittel auf den Markt
Mit steigender Anzahl und zunehmendem Einsatz dieser nichtshytraditionellen Lebensmittel wurde es beshyreits 1997 als notwendig erachtet zum Schutz der Gesundheit und um gleiche Wettbewerbsbedingunshygen in der gesamten Europaumlischen Union zu schafshyfen einheitliche Sicherheitspruumlfungen im Rahmen der Novel FoodshyVerordnung (VO (EG) Nr 25897) zu erlassen Erstmals muumlssen damit Lebensmittel ein von der Europaumlischen Union festgelegtes umfangreishyches Zulassungsverfahren durchlaufen Nur wenn sie nachweislich kein Gesundheitsrisiko darstellen den Verbraucher nicht taumluschen und nicht zu Mangelershyscheinungen fuumlhren koumlnnen diese bdquoneuartigen Leshybensmittelldquo (Novel Food) auf den Markt kommen Das gilt sowohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Lebensshymittelzutaten die als bdquoneuartigldquo eingestuft werden
Neuartige Lebensmittel und Lebensmittelzutaten sind nach der Novel FoodshyVerordnung so definiert dass sie vor dem Stichtag dem 15 Mai 1997 noch nicht in nennenswertem Umfang fuumlr den menschlishychen Verzehr in der Europaumlischen Union im Verkehr waren Es sind also Lebensmittel oder Lebensmittelshyzutaten die in der Europaumlischen Union nach dem Stichtag neu auf den Markt kommen oder kamen und unter eine der nachfolgenden Gruppen fallen
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten mit neuer gezielt modifizierter primaumlrer Molekularstruktur zum Beispiel Margarine mit Phytosterinesterzusatz zur Senkung des Cholesterinspiegels
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Mikshyroorganismen Pilzen oder Algen bestehen oder darshyaus isoliert worden sind zum Beispiel Lycopin das aus dem Pilz Blakeslea trispora gewonnen wird
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Pflanzen bestehen oder aus Pflanzen und Tieren isoliert wurden und die nicht erfahrungsgemaumlszlig als unbedenklich eingestuft werden koumlnnen zum Beishyspiel Saft aus der Frucht von Morinda citrifolia (Noshynifrucht) oder Steviablaumltter
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten bei deren Herstellung ein nicht herkoumlmmliches Verfahren anshygewandt wurde was die Struktur oder Zusammenshysetzung des Lebensmittels oder der Lebensmittelshyzutat wesentlich veraumlndert zum Beispiel Fruchtzushybereitung fuumlr Joghurt haltbar gemacht durch ein Hochdruckverfahren
Bis Ende 2003 zaumlhlten auch gentechnisch veraumlndershyte Lebensmittel zu den neuartigen Lebensmitteln Seit 2004 sind diese jedoch in einer eigenen Verordshynung geregelt
Aufgrund der umfangreichen Sicherheitsanforderunshygen bei der Antragstellung eines neuartigen Lebensshymittels oder Lebensmittelzutat kommt es jedoch nicht immer zur Zulassung Von den seit 1997 geshystellten 107 Antraumlgen nach Art 4 der Novel FoodshyVerordnung wurden 64 abgelehnt
Eine Besonderheit des Zulassungsverfahrens bei neushyartigen Lebensmitteln ist dass auch bestimmte Eigenshyschaften ausgelobt werden koumlnnen die nach allgemeishynem Recht bisher unzulaumlssig waren Dies zeigt sich zum Beispiel bei den im Jahr 2000 zugelassenen Physhy
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tosterinen Phytosterine sind geeignet den Cholesteshyrinspiegel zu senken Die cholesterinsenkende Wirshykung ist durch zahlreiche klinische Studien belegt Neshyben dieser positiven Wirkung wurden jedoch auch neshygative Nebenwirkungen festgestellt Diese Produkte sollten daher nur von Personen verzehrt werden die tatsaumlchlich einen zu hohen Cholesterinspiegel haben Um den Verbraucher vor gesundheitlichen Schaumlden zu schuumltzen wurde daher bereits bei der Zulassung eine umfangreiche Pflichtkennzeichnung in Form einer Vershyordnung festgelegt Produkte mit Phytosterinen duumlrfen nur in den Verkehr gebracht werden wenn in der Etishykettierung unter anderem darauf hingewiesen wird dass mit den Erzeugnissen der Cholesterinspiegel geshysenkt werden kann und daher die Produkte ausschlieszligshylich fuumlr Personen bestimmt sind die dies aus gesundshyheitlichen Gruumlnden tun muumlssen Erstmals wird also eine bisher verbotene krankheitsbezogene Werbung fuumlr bestimmte Produkte sogar vorgeschrieben
bdquoLebensmittel mit Phytosterinzusaumltzenldquo stellen die bekanntesten und am haumlufigsten gekauften neuartishygen Lebensmittel dar Mittlerweile befinden sich etwa 132 zugelassene Produkte mit Phytosterinen aus den unterschiedlichsten Warengruppen wie Brot Wurst Joghurt Milch Kaumlse und Margarine auf dem Markt
Neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelshyzutaten muumlssen nicht als neuartig gekennzeichnet werden Der uninformierte Verbraucher weiszlig daher nicht ob er gerade eines der zugelassenen neuartishygen ein traditionelles oder vielleicht sogar ein funktioshynelles (angereichertes Lebensmittel mit ausgelobtem gesundheitlichem Nutzen) Lebensmittel verzehrt
Am LGL werden jaumlhrlich etwa 700 Proben hinsichtlich neuartiger LebensmittelLebensmittelzutaten untershysucht die Beanstandungsquote liegt bei rund 7
NahrungsergaumlnzungsmittelDer Markt mit Nahrungsergaumlnzungsmitteln (NEM) boomt seit Jahren ungebrochen
NEM sind Lebensmittel die dazu bestimmt sind die allgemeine Ernaumlhrung zu ergaumlnzen Sie besteshyhen aus Konzentraten von einem oder mehreren Naumlhrstoffen (Vitamine und Mineralstoffe) oder sonstigen Stoffen mit ernaumlhrungsspezifischer oder physiologischer Wirkung (zum Beispiel Aminosaumlushyren Pflanzenshy und Kraumluterextrakte) sie werden in dosierter Form als Kapseln Fluumlssigampullen und so weiter in den Verkehr gebracht Hinsichtlich der in NEM verwendeten Stoffe gibt es derzeit nur eine EUshyweit guumlltige Positivliste fuumlr Vitamine und Mineshyralstoffe einschlieszliglich der Spurenelemente Es fehlen jedoch hierzu Regelungen zu Mindestshy und Houmlchstgehalten sowie Vorschriften hinsichtlich der Verwendung der bdquosonstigen Stoffeldquo Ein Ruumlckgriff auf die bisherige Verwaltungsshy und Rechtspreshychungspraxis ist allerdings auch nicht moumlglich da diese auf alten Vorschriften des nationalen Rechts beruhte die nicht selten mit der neuen EUshyGesetzshygebung inkompatibel sind
Nicht nur aufgrund ihrer Darreichungsformen (Tabletshyten oder aumlhnliches) koumlnnen NEM mit Arzneimitteln verwechselt werden Immer wieder versuchen Hershysteller den aufwendigen teuren und haumlufig ausshysichtslosen Weg der Zulassung eines Erzeugnisses
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als Arzneimittel zu umgehen indem sie ihre Produkshyte einfach als bdquoNahrungsergaumlnzungsmittelldquo in den Handel bringen da diese keiner strengen Zulasshysungspflicht unterliegen
Eine nicht geringe Anzahl der NEM bewegt sich dashymit in der Grauzone zwischen Lebensmittel und Arzshyneimittel Abgrenzungsfragen nehmen daher am LGL einen breiten Raum ein Hierbei erfolgt die Beshywertung unter Beruumlcksichtigung verschiedener Asshypekte wie stoffliche Zusammensetzung Dosierung der Zusatzshy und Inhaltsstoffe Werbeaussagen und Aufmachung des Produktes Gerade bei der Bewershytung des wissenschaftlich gesicherten Wahrheitsgeshyhaltes von Werbeaussagen bestand in der vergangeshynen Dekade erhebliche Rechtsunsicherheit die soshywohl fuumlr die Behoumlrden als auch fuumlr die Herstellerbeshytriebe oftmals langwierige und aufwendige gerichtliche Auseinandersetzungen zur Folge hatten Von der HealthshyClaimsshyVerordnung 19242006 hat sich das LGL erhofft dass spaumltestens Anfang 2010 dieser Unsicherheit ein Ende gesetzt wuumlrde Bis zu diesem Zeitpunkt sollte eine Positivliste zugelasseshyner Werbeaussagen verabschiedet werden die weshygen der groszligen Zahl der Antraumlge allerdings bis heute nicht vollstaumlndig ist Und so ist es nicht weiter vershywunderlich dass aus Sicht der Behoumlrden bei einem groszligen Teil der NEM wissenschaftlich nicht gesishycherte und somit irrefuumlhrende Werbeaussagen zu beanstanden sind dass sich aber die Durchsetzung dieser Beanstandungen durch die Kreisverwaltungsshybehoumlrden vor dem Hintergrund einer im Umbruch befindlichen Rechtslage und Rechtsprechung schwierig gestaltet
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Schon seit Jahren beobachten amtliche Uumlberwashychungsstellen daruumlber hinaus eine Zunahme an illeshygalen Verkaufsaktivitaumlten bei NEM die mit pharmashykologisch wirksamen Stoffen angereichert und demshyzufolge als Arzneimittel zu beurteilen sind Derartige Produkte stellen eine ernste Gefahr fuumlr die Gesundshyheit der Bevoumllkerung dar Die Bedenklichkeit spiegelt sich in zahlreichen Verbraucherbeschwerden uumlber schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen wider Bei Verstoumlszligen gegen Vorschriften des Arzneimittelgeshysetzes unterrichtet das LGL umgehend die zustaumlndishygen Behoumlrden und unterstuumltzt diese durch Fachgutshyachten bei der Ermittlungstaumltigkeit Die LGLshySachshyverstaumlndigen erstellten eine Liste mit beanstandeten
Nahrungsergaumlnzungsmitteln und gesundheitlich beshydenklichen LifestyleshyMedikamenten fuumlr Zollbehoumlrshyden und verschiedene Kriminalpolizeidienststellen
NEM beduumlrfen im Gegensatz zu Arzneimitteln keiner Zulassung Sie muumlssen lediglich nach sect 5 der Verordshynung uumlber Nahrungsergaumlnzungsmittel (NemV) beim Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensshymittelsicherheit (BVL) unter Vorlage eines Etikettenshymusters angezeigt werden Mit dem Anzeigevorshygang ist jedoch keine Pruumlfung verbunden Fuumlr die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Vorschriften ist der Hersteller oder Importeur selbst verantshywortlich
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Am LGL werden die angezeigten Etikettenmuster von NEM bayerischer Inverkehrbringer (2009 146 Anzeigen 2010 619 Anzeigen) vor allem im Hinblick auf ihre Zusammensetzung risikoorientiert uumlberpruumlft Die Uumlberpruumlfungen ergaben dass rund 13 der anshygezeigten Etikettenmuster nicht den lebensmittelshyrechtlichen Vorschriften entsprachen In diesen Faumllshylen benachrichtigt das LGL mittels Gutachten die zushystaumlndige Uumlberwachungsbehoumlrde
Nach LGLshyErfahrungen handelt es sich bei den NEM um eine schwierige und problematische Proshyduktgruppe deren Beanstandungsquote sich unvershyaumlndert auf relativ hohem Niveau bei rund 15 beshywegt Die zu untersuchende Zahl an NEM am LGL betraumlgt jaumlhrlich etwa 500 Proben
Hauptsaumlchliche Beanstandungsgruumlnde sind
bull irrefuumlhrende und krankheitsbezogene Werbung auf der Verpackung in der Packungsbeilage oder im Internet
bull Einstufung von NEM als Arzneimittelbull Verwendung nicht zugelassener Zusatzstoffebull Einstufung von Zutaten als neuartige Lebensmittelbull unvollstaumlndige undoder fremdsprachige Kennshy
zeichnung
Aufgrund der hohen Beanstandungsquote bei NEM entwickelte das LGL ein besonderes Betriebsshykontrollprogramm Es umfasst die Produktionsshyhygiene ebenso wie die wissenschaftlichen Nachshyweise fuumlr Werbebehauptungen die Ruumlckverfolgshybarkeit Statuserhebung der durchgefuumlhrten Eigenkontrollen (inklusive der Einhaltung des
HazardshyAnalysisshyCriticalshyControlshyPointshyKonzepts (HACCP)) und die Vertriebswege
Als Ergebnis der bisher durchgefuumlhrten Kontrollen ist festzustellen dass nur wenige Betriebe alle Herstelshylungsschritte selbst durchfuumlhren Die uumlberwiegende Anzahl der Betriebe bezieht fertige Ware von Lohnshyherstellern die allenfalls noch verpackt und etiketshytiert wird
NEM beduumlrfen weiterhin einer intensiven Kontrolle um ein akzeptables Verbraucherschutzniveau zu geshywaumlhrleisten ndash besonders gilt dies fuumlr Produkte die uumlber das Internet angeboten werden Begleitend dazu muss eine umfassende Verbraucheraufklaumlrung stattfinden denn ein falsches Ernaumlhrungsverhalten oder eine ungesunde Lebensweise koumlnnen durch die Einnahme von NEM nicht kompensiert werden Hier sind die Behoumlrden insbesondere gefordert die Umsetzung der HealthshyClaimsshyVerordnung in eine geregelte und verlaumlssliche Verwaltungspraxis voranshyzutreiben ndash zum Wohle eines rechtssicheren Umfelshydes fuumlr Herstellerbetriebe und eines gut und richtig informierten Verbrauchers
Eine aumlhnlich grundlegende rechtliche Neuausrichshytung wurde im Bereich der Chemikaliensicherheit mit der sogenannten REACHshyVerordnung 19072006 durch den europaumlischen Gesetzgeber auf den Weg gebracht und wird wohl noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum neue Anforderungen fuumlr das LGL bereitshyhalten
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Chemikaliensicherheit
Seit sieben Jahren hat das LGL als Folge der Einglieshyderung des Landesamtes fuumlr Arbeitsschutz auch die Aufgabe Arbeitnehmer und Verbraucher im Rahmen der Chemikaliensicherheit vor gefaumlhrlichen chemishyschen Stoffen zu schuumltzen Die Art und der Umfang der Aufgabenstellung sind vielfaumlltig Exemplarisch soll dies anhand von drei Beispielen demonstriert werden zum einen die REACHshyInfoline fuumlr Untershynehmen zum anderen die Unterrichtung der Oumlffentshylichkeit im Rahmen der Neuregelung der Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien und zuletzt die Sachkundepruumlfung zu gefaumlhrlichen Stoffen
Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
Die Grundlage bildet seit 1981 das Chemikaliengeshysetz (ChemG) Dazu wurden diverse Ausfuumlhrungsshyverordnungen wie zum Beispiel die ChemVerbotsV die GefahrstoffV und spaumlter die BiostoffV erlassen Zur weiteren Auslegung dienen die Technischen Reshygeln fuumlr Gefahrstoffe Mit der REACHshyVerordnung (Registration Evaluation Authorisation of Chemishycals) ist 2007 ein neues europaweit geltendes Cheshymikalienrecht in Kraft getreten Hintergrund hierfuumlr war dass bis 2007 nur rund 5000 Neustoffe gemelshydet und zugelassen wurden Mehr als 100000 Cheshymikalien die im Umlauf waren die sogenannten bdquoAltstoffeldquo unterlagen keinem Zulassungsverfahren
Mit Inkrafttreten von REACH muumlssen nun Hersteller und Importeure Neushy und Altstoffe bei der Europaumlishy
schen Chemikalien Agentur (ECHA) in Helsinki regisshytrieren lassen Dort werden sie bewertet zugelasshysen oder bei moumlglichen Gefaumlhrdungen von Umwelt beziehungsweise Verbrauchern verboten oder nur mit Beschraumlnkungen genehmigt Damit soll die Cheshymikaliensicherheit erhoumlht und der Gesundheitsshy Umshyweltshy und Verbraucherschutz verbessert werden Das ehrgeizige Unternehmen soll dazu fuumlhren dass spaumltestens ab 2018 in der EU nur noch Chemikalien vermarktet werden duumlrfen deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt untershysucht und registriert worden sind
REACH-Infoline am LGL Die REACHshyVerordnung (REACHshyVO) ist ein komplishyziertes Regelwerk mit vielen Ausnahmen und Detailshyregelungen Sie umfasst mittlerweile weit uumlber 1000 Seiten Vor allem kleine und mittelstaumlndische Untershynehmen brauchen Informationen und Unterstuumltzung damit sie ihre Pflichten erfuumlllen koumlnnen Mit der beshyreits zum zweiten Mal aufgelegten Broschuumlre bdquoNeue EUshyChemikalienverordnung ndash REACHldquo wurde dieser Personenkreis in die Thematik eingefuumlhrt Bei der REACHshyInfoline die am LGL eingerichtet ist haben die Unternehmen die Moumlglichkeit konkret nachzufrashygen Besonders in der Anfangsphase war diese Hotshyline stark frequentiert So bereitete beispielweise vieshylen Unternehmen die Zuordnung ihrer Produkte als StoffGemisch oder als Erzeugnis Probleme Beishyspielsweise gilt importierter Stahl in Rohform als Geshymisch dessen Bestandteile registrierungspflichtig sind Ist der Stahl jedoch bereits gewalzt oder geshyformt so handelt es sich um ein Erzeugnis das nicht registrierungspflichtig im Sinne von REACH ist
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Wird der importierte Stahl umgeschmolzen gilt er als Gemisch Wird er hingegen rein mechanisch weishyterverarbeitet gilt er als Erzeugnis Als ein weiteres Beispiel kann der Gips dienen Bergmaumlnnisch abgeshybauter Gips muss als chemisch nicht veraumlnderter Naturstoff nicht registriert werden Gips der bei der Entschwefelung von Rauchgasen anfaumlllt und als Baushystoff auf den Markt gebracht wird muss hingegen registriert werden
Neue GefahrensymboleNach der Einfuumlhrung der REACHshyVO wurde auf EUshyEbene auch die Einstufung und Kennzeichnung von Stoffen neu geregelt 2009 trat die neue Verordnung uumlber die Einstufung Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen mit Uumlbergangsregelunshygen in Kraft Sie heiszligt auch GHSshy oder CLPshy Verordshynung (globally harmonized system oder classification labelling and packaging of substances and mixtures) und gilt prinzipiell fuumlr alle gefaumlhrlichen Stoffe an sich und in Gemischen Erzeugnisse sind hiervon nicht beshytroffen Fuumlr Stoffe ist sie verbindlich waumlhrend Gemishy
sche bis zum 1 Juni 2015 noch die alte Kennzeichshynung tragen duumlrfen Mit der GHSshyVerordnung soll weltweit die Einstufung und Kennzeichnung vereinshyheitlicht werden Denn bislang gab es unterschiedlishyche Systeme fuumlr die Kennzeichnung und eine untershyschiedliche Behandlung gleicher Produkte in verschieshydenen Laumlndern Stoffe die zum Beispiel in der EU Australien Malaysia und Thailand als gesundheitsshyschaumldlich eingestuft waren galten in den USA Kanashyda und Japan bereits als giftig hingegen in Indien als nichtshygiftig und in China gar als nicht gefaumlhrlich
Mit der Einfuumlhrung der neuen Kennzeichnung gingen dem Verbraucher alte Bekannte wie beispielsweise das Andreaskreuz verloren und neue Gefahrensymshybole (Piktogramme) mussten bekannt gemacht wershyden Um die Aufmerksamkeit der Oumlffentlichkeit zu erreichen und die Menschen aufzuklaumlren wurde am LGL eine gut verstaumlndliche Wanderausstellung zur Chemikalienkennzeichnung konzipiert Gleichzeitig wurde die Bevoumllkerung nachdruumlcklich fuumlr die Gefahshyren die von den verschiedenen Gefahrstoffen ausshygehen sensibilisiert
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Die Ausstellung umfasst rund 30 Poster und traumlgt den Titel bdquoSchutzschild ndash Die neu(e)n Zeichen fuumlr Ihre Sicherheitldquo Sie gliedert sich in drei Teile Zushynaumlchst zeigt sie Allgemeines zur neuen Kennzeichshynung mit einer Gegenuumlberstellung unter dem Schlagwort bdquoWas ist anders was ist neuldquo Der Mitshytelteil erklaumlrt auf jeweils zwei Postern die neuen Kennzeichen die jetzt Piktogramme heiszligen Dabei dient ein Poster als Blickfang das andere erlaumlutert das jeweilige Piktogramm welche Gefahren von dershyart gekennzeichneten Produkten ausgehen und wie man sich vor ihnen schuumltzt
Der Schlussteil verweist auf eine die Ausstellung beshygleitende Broschuumlre und auf die neu eingerichtete Website wwwschutzschildbayernde auf der weishytere Informationen abgerufen werden koumlnnen Die Wanderausstellung wurde im Februar 2010 im Deutshyschen Museum in Muumlnchen feierlich eroumlffnet Zurshyzeit wandert die Ausstellung durch ganz Bayern
SachkundepruumlfungGiftige sehr giftige brandfoumlrdernde hochentzuumlndlishyche undoder gesundheitsschaumldliche Stoffe duumlrfen erst nach der Erteilung einer behoumlrdlichen Erlaubnis von Personen die uumlber eine entsprechende Sachshykunde verfuumlgen in Verkehr gebracht werden Dies regelt der sect 3 der ChemikalienshyVerbotsverordnung (ChemVerbotsV) Die Kenntnisse von Gewerbetreishybenden beispielsweise zur Schaumldlichkeit und Kennshyzeichnung werden von der Gewerbeaufsicht schriftshylich mittels spezieller Fragen aus einem laumlnderuumlbershygreifenden bdquoGemeinsamen Fragenkatalogldquo uumlbershypruumlft Das LGL hat hierbei zwei Aufgaben die
Pruumlfungsfragen fuumlr die schriftliche Pruumlfung des Geshywerbeaufsichtsamtes zusammenzustellen und an der Pflege des Fragenkatalogs im Rahmen einer bundesweiten Arbeitsgruppe mitzuwirken Sehr aufshywendig war die Anpassung der Fragen an die neuen Kennzeichnungsregelungen und die Zunahme von stoffspezifischen Sachkundepruumlfungen
FazitVeraumlnderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen stellen den behoumlrdlichen Umgang mit der Chemikalishyensicherheit immer wieder vor neue Herausfordeshyrungen Mit Fortschreiten der Umsetzung der REACHshyVO wird auch das LGL als Landesbehoumlrde verstaumlrkt zu einer Drehscheibe zwischen den intershynationalen und nationalen Behoumlrden sowie der bayeshyrischen Gewerbeaufsicht zum Schutz der Bevoumllkeshyrung vor Risiken durch Chemikalien
Die REACHshyVerordnung macht deutlich dass ein wirksamer Schutz der Bevoumllkerung vor gesundheitlishychen Gefahren hier durch chemische Stoffe darauf angewiesen ist dass belastbare wissenschaftliche Daten beispielsweise zur Toxizitaumlt aber auch zu Vershybreitung in belebter und unbelebter Umwelt oder zu Abbaushy und Umbauprozessen vorliegen Waumlhrend die REACHshyVerordnung die Beschaffung derartiger Inforshymationen der Verantwortlichkeit der damit umgehenshyden Industrie zuweist lassen sich viele andere potenshyzielle Gesundheitsgefahren keinem bdquoVerursacherldquo zushyweisen Zur Beurteilung solcher Gefahren anhand wissenschaftlicher Daten sind auch und gerade staatshyliche Stellen wie das LGL gefordert durch eigene WISSENSCHAFT die benoumltigten Beitraumlge zu leisten
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WISSENSCHAFT
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Wissenschaft
Als am 24 April 2002 erstmals berichtet wurde dass in erhitzten staumlrkehaltigen Lebensmitteln der bis dato in der Oumlffentlichkeit weithin unbekannte krebserregende Stoff Acrylamid in hohen und geshysundheitlich relevanten Mengen vorhanden ist sollte dies die Schlagzeilen der Tagespresse noch uumlber einen langen Zeitraum fuumlllen Dabei war Acrylamid schon immer in bestimmten Lebensmitshyteln enthalten gewesen Neu war lediglich das Wissen um diesen Sachverhalt Dieses Wissen ist einer schwedischen Wissenschaftlerin zu verdanshyken die bei einer umweltmedizinischen Untersushychung von Vergiftungsfaumlllen nach einem Acrylshyamideinsatz im Tunnelbau bemerkte dass auch die unbelastete Bevoumllkerung hohe Acrylamidgehalte im Blut aufwies die nur aus der Nahrung stammen konnten
Die weitere bdquoGeschichteldquo von Acrylamid zeigt deutshylich wie wichtig neue wissenschaftliche Erkenntnisshyse fuumlr zielgerichtete Maszlignahmen zum Schutz der oumlfshyfentlichen Gesundheit sind Gut temperaturkontrolshylierte Backprozesse koumlnnen zu einer deutlichen Reshyduktion der Acrylamidbildung fuumlhren Bestimmung von Acrylamid in Backprodukten und Beratung der Herstellerbetriebe konnten auch ohne gesetzliche Vorschrift die Acrylamidbelastung der Bevoumllkerung deutlich reduzieren Diese einfachen und dennoch wirkungsvollen Maszlignahmen konnten jedoch erst zum Nutzen der Bevoumllkerung eingesetzt werden als die Acrylamidbildung in Backprodukten und Moumlglichshykeiten ihrer Verhinderung untersucht und durch wisshysenschaftliche Publikation oumlffentlich wurden Auch
die bayerische Bevoumllkerung ist heute einer geringeshyren Acrylamidbelastung ausgesetzt als noch vor 10 Jahren und profitiert somit indirekt wie auch das LGL in seiner taumlglichen Arbeit von einer transparenshyten internationalen wissenschaftlichen Veroumlffentshylichungspraxis
Das LGL versteht sich als Teil der fachwissenshyschaftlichen Oumlffentlichkeit der sogenannten bdquoscientific communityldquo Innerhalb der letzten zehn Jahre hat das LGL daher konsequent einen Weg beschritten diese Integration in die bdquoscientific communityldquo voranzutreiben So wie das LGL selbst in seiner taumlglichen Taumltigkeit als ratgebender Dienstshyleister fuumlr Politik und Vollzugsbehoumlrden auf den reishychen Fundus wissenschaftlicher Publikationen anshyderer zuruumlckgreift so setzt es die damit verbundeshyne Verpflichtung um eigene Ergebnisse der Fachshywelt zu praumlsentieren Im Jahr 2001 haben die beiden Landesuntersuchungsaumlmter die Vorgaumlngershyeinrichtungen des LGL von insgesamt 56 Fachvershyoumlffentlichungen und Kongressbeitraumlgen nur vier in einer begutachteten (bdquopeer reviewedldquo) internatioshynalen englischsprachigen Zeitschrift veroumlffentlicht Bis zum Jahr 2011 stieg nicht nur die Zahl der wisshysenschaftlichen Veroumlffentlichungen bis auf uumlber 300 pro Jahr sondern auch der Anteil der internashytional veroumlffentlichten Beitraumlge auf uumlber 60
Am LGL wurden in der zuruumlckliegenden Dekade 171 Forschungsprojekte fuumlr die Weiterentwicklung und Validierung neuer Untersuchungsmethoden oder zur Untersuchung gesundheitsrelevanter Parameter in Tier Mensch Umwelt oder Lebensmittel initiiert Hierfuumlr konnte ein Gesamtvolumen von circa 26 Mio
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Euro an Foumlrdergeldern aus Foumlrderprogrammen bayeshyrischer Ministerien des Bundesforschungsshy und anshyderer Bundesministerien sowie aus dem europaumlishyschen Forschungsrahmenprogramm eingeworben werden
Die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und anshyderen Forschungseinrichtungen konnte die Gewinshynung und den Austausch hoch qualifizierten Persoshynals fuumlr das LGL deutlich erleichtern Besonders in Ausshy Fortshy und Weiterbildung konnte ein lebhafter gegenseitiger Austausch etabliert werden der zum einen praktische Aspekte staatlicher Gesundheitsshyfuumlrsorge durch die Beteiligung von LGLshyMitarbeitern an der akademischen Lehre in die Hochschulen transportieren konnte zum anderen aber auch ershylaubte Hochschullehrer fuumlr die Ausbildungsprogramshyme der Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit zu gewinnen Eine besonders enge Vershyschraumlnkung konnte hier durch die Fusion der Amtsshyarztausbildung mit dem Masterstudiengang bdquoPublic Healthldquo der LMU erreicht werden
Pettenkofer School of Public Health Oumlffentliche GesundheitPublic Health ist ein unvershyzichtbares Taumltigkeitsfeld der gesamtgesellschaftlishychen Bemuumlhungen um bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo (Institute of Medicine 1988 2002) Zunaumlchst mag die fuumlr Bayshyern handlungsleitende These einer (Reshy)Akademishysierung des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) im Rahmen einer universitaumlren bdquoSchool of Public Healthldquo uumlberraschen Sind die im OumlGD Taumltishygen nicht in aller Regel akademisch hoch qualifizierte
Fachleute Aumlrzte mit oftmals doppelter Facharztquashylifikation naumlmlich einem klinischen Facharzt in Vershybindung mit dem Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen
Eine akademische Qualifikation der im OumlGD in Fuumlhshyrungsshy oder Spezialfunktion Taumltigen ist sicherlich geshygeben etwa durch die angesprochenen promoviershyten Fachaumlrzte fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen mit leitenden Funktionen in den Gesundheitsaumlmtern Gleichzeitig ist das spezifische fachliche Taumltigkeitsshyfeld des OumlGD selbst seit geraumer Zeit nicht mehr durch eigene Lehrstuumlhle an einer medizinischen Fashykultaumlt vertreten Dies ist eine bemerkenswerte Beshysonderheit des Facharztes fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen auch angesichts der internationalen hisshytorischen Bedeutung der grundlegenden Arbeiten eishynes Max von Pettenkofer Rudolf Virchow oder Salomon Neumann fuumlr den betreffenden Faumlcherkashynon Die Erklaumlrung dieser besonderen Situation ist fuumlr den deutschen Sprachraum zu groszligen Teilen im Missbrauch der bevoumllkerungsmedizinischen Ansaumltze und deren Perversion fuumlr die verbrecherischen Ziele des Nationalsozialismus in der Zeit von 1933 bis 1945 zu finden (Labisch 1999 Schagen und Schleishyermacher 2005 Donhauser 2007)
Eine Aufarbeitung dieser fachlichshywissenschaftlishychen Defizite erfolgte fuumlr Deutschland durch die Pushyblic HealthshyFoumlrderprogramme des Bundes insbesonshydere zwischen 1991 und 2001 Diese Unterstuumltzung erfolgte zum einen durch die Foumlrderung groszliger epishydemiologischer Studien und von fuumlnf Forschungsvershybuumlnden Public Health zum zweiten durch ein AusshylandsshyStipendienprogramm zur Public HealthshyQualifishy
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kation deutscher Nachwuchswissenschaftler zum dritten durch den Aufbau eigener Public HealthshyStushydiengaumlnge zur Qualifikation an deutschen Universitaumlshyten Aumlhnliche Aufbauprozesse vollzogen sich auch in Oumlsterreich und in der Schweiz
Der OumlGD war daran zunaumlchst nur in vergleichsweise geringem Ausmaszlig beteiligt Dies erklaumlrt sich zwangshylos damit dass der OumlGD zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr an den deutschen Universitaumlten mit eishygenstaumlndigen Fachvertretern praumlsent war Dadurch war einerseits eine bdquoTheorieluumlckeldquo hinsichtlich der Repraumlsentanz von OumlGDshyThemen im Wissenschaftsshybereich gegeben andererseits eine bdquoPraxisluumlckeldquo bezogen auf einen nachhaltigen Praxisbezug der Forshyschung und Ausbildung an den neuen Public HealthshyStudiengaumlngen
Die Akademien in Duumlsseldorf und Muumlnchen welche die fuumlr die fachaumlrztliche Qualifikation vorgeschriebeshynen theoretischen Kursweiterbildungen anbieten suchten fruumlhzeitig Verbindungen mit dem universishytaumlren Bereich Public Health
Am Standort Muumlnchen ergaben sich besondere Chancen
In Uumlbereinstimmung mit dem BolognashyProzess (BoshylognashyErklaumlrung 1999) zur Schaffung eines einheitlishychen Europaumlischen Hochschulraums bis zum Jahr 2010 wurde der Public HealthshyStudiengang der LudshywigshyMaximiliansshyUniversitaumlt mit Beginn zum Wintershysemester 20082009 modularisiert (European Credit Transfer System ECTS) und zudem unter Einbezieshyhung der Belange des OumlGD erweitert
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Zeitgleich forderte ein Beschluss der Bayerischen Staatsregierung (Ministerratsbeschluss vom 2 Mai 2006) die Erarbeitung eines stimmigen Gesamtkonshyzeptes fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst (OumlGD) in Bayern Angesprochen wurden Fortshy und Weiterbildung Modularisierung des AmtsarztshyLehrshyganges Fortbildungsverpflichtung mit Punktesysshytem Uumlberpruumlfung des Ausbildungssystems und Strukturen des OumlGD
Diese beiden Entwicklungen stellen eine substanshyzielle Chance fuumlr eine stimmige an den europaweishyten bdquobest practiceldquoshyModellen orientierte Fortentshywicklung der Facharztweiterbildung Oumlffentliche Geshysundheit durch eine staumlrkere Vernetzung des Amtsshyarztlehrganges mit der universitaumlren Public HealthshyAusbildung dar Angesichts der demokratishyschen Weiterentwicklung der Gesellschaften in Eushyropa von der vorwiegend staatlich verwalteten oumlfshyfentlichen Gesundheit hin zu einer partnerschaftlich oumlffentlich verantworteten Gesundheit und einem poshysitiven Menschenrecht auf Gesundheit (Art 35 der Charta der Grundrechte der Europaumlischen Union) treshyten ndash zu den wichtigen klassischen Aufgaben des Gesundheitsschutzes ndash verstaumlrkt hinzu (sa KGSt 1998 Institute of Medicine 1998 und 2002 Locher WildnerKerscher 2009)
bull inhaltliche und fachliche Kompetenzen in neuen Steuerungsfunktionen im Bereich Gesundheitsshyschutz und GesundheitsfoumlrderungPraumlvention
bull die Befaumlhigung zur quantitativen Analyse Evaluatishyon und evidenzbasiertem Handeln
bull die Befaumlhigung zur effektiven Gesundheitsberichtshyerstattung Risikoshy und Krisenkommunikation
bull kulturelle und soziale Kompetenzen sowie Bereitshyschaft und Befaumlhigung zur intersektoralen Koopeshyration
bull die Befaumlhigung zur Beratung der Oumlffentlichkeit Moderation und Anwaltschaft auf lokaler regionashyler und uumlberregionaler Ebene
bull die Befaumlhigung zur Politikberatung auf verschiedeshynen Ebenen
bull die Befaumlhigung zur Reflexion beziehungsweise Entshywicklung von ethischen Grundpositionen und Staatsverstaumlndnis in der eigenen Arbeit
Vor dem Hintergrund dieses Anforderungsprofils war und ist fuumlr den Bereich der oumlffentlichen Gesundheit die verstaumlrkte Integration sozialer sozialwissenshyschaftlicher und evaluativer Kompetenzen in die Weitershy und Fortbildung notwendig (Akademie fuumlr oumlffentliches Gesundheitswesen Duumlsseldorf 2008 Stockmann et al 2009) Dies ist vergleichbar mit der Integration naturwissenschaftlicher Kompetenz in die Medizin im vergangenen Jahrhundert Diese Inshytegration ist insbesondere aus dem Bereich Public Health heraus zu erwarten und sollte damit vernetzt sein (Grunow und GrunowshyLutter 2000 Kurth 2005 Muumlller 2005) Die konkreten Entwicklungsschritte auf diesem Weg in Bayern werden nun hier vorgeshystellt
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Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesund-heitswesen
Die Notwendigkeit zur Fortentwicklung des Facharzshytes fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen ergibt sich aus den qualitativ gestiegenen Anforderungen im Beshyreich Oumlffentliche Gesundheit Insbesondere betrifft dies die Evidenzbasis des behoumlrdlichen Handelns und die Vernetzung mit verschiedenen Akteuren
Dazu kommt dass die Ausshy und Weiterbildung euroshypaweit kompatibel sein muss Hier bestand in Bayern die Moumlglichkeit im deutschsprachigen Raum eine Vorreiterrolle zu uumlbernehmen In Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien fuumlr eine einheitlich Europaumlishysche Hochschullandschaft wurde das bisherige Ausshybildungsangebot zu einem Master of Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen (LMU) welches bereits mit der Amtsarztausbildung vernetzt war erweitert Dabei wurde der bisherige Master of Public Health (MPH) um eine weitere Schwerpunktsetzung bdquoHealth Administration and ManagementVerwalten und Fuumlhren im Gesundheitsshywesenldquo (MPH Schwerpunkt HAM) erweitert Die Chancen fuumlr die Facharztausbildung im Oumlffentlichen Gesundheitswesen liegen in dieser erweiterten Schwerpunktsetzung Der Schwerpunkt in Health Administration und Management (Fuumlhren und Vershywalten im Gesundheitswesen) ist kompatibel mit der theoretischen Kursweiterbildung der Facharztweitershybildung im Bereich Oumlffentliches Gesundheitswesen Der bisherige Lehrgang mit 713 Kontaktstunden Unshyterricht wurde in Gaumlnze integriert Dies setzte eine abgestimmte Zertifizierung der Bildungsangebote des bisherigen Amtsarztlehrganges und die notwenshy
dige Anerkennung fuumlr eine universitaumlre Ausbildung zu einem Master voraus und bedeutete die Uumlberfuumlhrung des bisherigen Ausbildungsangebotes in die inhaltlishychen und formalen Voraussetzungen des ECTSshySysshytems Fuumlr den Erwerb eines Bolognashykonformen MastershyGrades musste die bisherige Ausbildung noch um Module ergaumlnzt werden die fuumlr die Kursteilshynehmer freiwillig sind ein Modul Biometrie sowie die Module eines Praktikums und einer Masterarbeit
Die Modularisierung in Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien beinhaltet die Vergabe von European Credit Transfersystempunkten (ECTS) 1 ECTSshyPunkt berechnet sich von der studentischen Arbeitsbelastung her als 30 Stunden Die an der LMU Muumlnchen umgesetzten MastershyProgramme hashyben einen Umfang von 120 ECTS Der Erwerb eines solchen Masterabschlusses setzt ein mindestens zweijaumlhriges VollzeitshyHochschulstudium (BachelorshyAbschluss) voraus und ist nicht auf Mediziner beshyschraumlnkt
Die derzeitige Modulstruktur im Bereich MPH (Schwerpunkt HAM) umfasst folgendes
bull Fuumlnf Pflichtmodule (Biometrie (9 ECTS) shy Epidemiologie (9 ECTS) shy Public Health Kernkomshypetenzen (12 ECTS) shy Praktikum (30 ECTS) shy Masterarbeit Kolloquium Disputation (30 ECTS))
bull Drei Wahlpflichtmodule (Taumltigkeitsfelder im OumlGD (12 ECTS) shy Public Health Politiken amp Praxis in der Gesundheitsverwaltung (9 ECTS) shy Fortgeschritteshyne Anwendungen in der Hygiene und Infektionsshykontrolle (9 ECTS))
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Fuumlr die Weiterentwicklung der Amtsarztausbildung bietet sich die Chance diese Modularisierung im Sinne einer groumlszligeren Flexibilisierung zu nutzen
Das gemeinsame Studiengangsangebot an der LMU Muumlnchen wurde im Sommer 2009 hinsichtlich seishyner BolognashyKonformitaumlt erfolgreich zertifiziert
Universitaumlre Vernetzung des LGL
Die Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (AGL) wurde fruumlhzeitig in die Entwicklungen eingebunden sodass die entsprechende Unterstuumltshyzung durch Integration des Amtsarztkurses in die modulare Struktur einschlieszliglich der notwendigen universitaumlren Akkreditierung gewaumlhrleistet war
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Potenziell waumlren folgende teilweise bereits gegebeshynen Erweiterungen denkbar
bull Zertifizierung von Ausbildungsshy bzw Weiterbildungsstellen Diese Taumltigkeit wird bereits jetzt wahrgenommen Sie wuumlrde sich im Fall einer erweiterten Facharztvergabe intensivieren
bull Pruumlfungsabnahme Zu trennen sind die universitaumlre Pruumlfung fuumlr die Verleihung des Mastergrades die staatliche Pruumlfung fuumlr die Taumltigkeit im Oumlffentlichen Gesundheitsdienst und die Facharztpruumlfung zur Anerkennung des Facharztes Im Zusammenhang mit der Amtsarztausbildung wurde aufgrund der gegebenen Rechtslage eine Staatspruumlfung zusaumltzlich zu den universitaumlren Pruumlfungen beibehalten Angestrebt ist eine Vereinheitlichung dieser Pruumlfungen
bull Staumlrkung der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in anshyderen Bereichen
Eine solche Entwicklung unterstuumltzt die strukturelle Vernetzung des Bayerischen Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit vershyschiedenen bayerischen universitaumlren Einrichtungen die veterinaumlrmedizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen die FriedrichshyAlexanshydershyUniversitaumlt Erlangen sowie die Technische Unishyversitaumlt Muumlnchen und die Medizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen
Zwischen der Medizinischen Fakultaumlt der LMU und dem LGL besteht seit Jahren auf verschiedenen
Feldern eine gute Zusammenarbeit Die wachsenshyden Herausforderungen an beide Vertragspartner ershyfordern eine zunehmende Vernetzung und Buumlndeshylung der Ressourcen um auf den verschiedenen Themengebieten von Medizin und Gesundheit soshywie bei der Entwicklung neuer wissenschaftlicher Methoden eine Verbesserung zu erreichen Vor diesem Hintergrund wurde am 8 Maumlrz 2007 eine Kooperationsvereinbarung zwischen LGL und LMU geschlossen
Ein weiterer wichtiger Meilenstein dieser Entwickshylung war die Bekraumlftigung des gemeinsamen Weges anlaumlsslich der Feier zum 200shyjaumlhrigen Bestehen des OumlGD in Bayern durch eine gemeinsame Erklaumlrung am 17 Juli 2008 sowie die Erarbeitung eines Statuts fuumlr eine Pettenkofer School of Public Health an der LMU (PSPHshyLMU) Traumlger der PSPHshyLMU sind die LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen das Helmholtzzentrum Muumlnchen sowie das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsichershyheit Das Statut wurde im Dezember 2009 von allen Traumlgern unterzeichnet
In Erfuumlllung der darin genannten Ziele ist die Einshyrichtung von Bruumlckenprofessuren vorgesehen Eine erste derartige Bruumlckenprofessur wurde 2010 eingeshyrichtet und mit Prof Manfred Wildner Leiter der Abshyteilung Gesundheit am LGL besetzt Sie traumlgt die Bezeichnung bdquoProfessur Oumlffentliches Gesundheitsshywesen shy Public Health Policy amp Administrationldquo mit den inhaltlichen Schwerpunkten
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bull Evidenz fuumlr gesundheitspolitische Analysen Geshysundheitsfolgeabschaumltzung (Health Impact Asshysessment HIA) Gesundheitsberichterstattung
bull staatliche Aufgabenwahrnehmungen im Gesundshyheitssystem Governance europaumlische Gesundshyheitspolitik Translation wissenschaftlicher Evidenz von Public Health
bull Aufgaben des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) sozialmedizinische Begutachtung
Weitere geeignete Bruumlckenprofessuren sollen folshygen Mit der Umsetzung dieses Programms in der Institution einer Pettenkofer School of Public Health wird die (Reshy)Akademisierung des OumlGD durch eine wieder gegebene universitaumlre Fachvertretung vollshyzogen Gleichzeitig sind dies Schritte auf einem Weg dem weitere Stationen folgen muumlssen und der nur gemeinsam gegangen werden kann Es geht um eine transparente evidenzshy und wertebasierte Aufgabenwahrnehmung durch den OumlGD auf allen Ebenen
Eine ganz praktische Konsequenz der bdquoVerwissenshyschaftlichungldquo die mit dem Uumlbergang von den Landesuntersuchungsaumlmtern vor 2002 zum LGL von 2012 angestrebt wurde ist der bidirektionale Methoshydentransfer aus der bdquoscientific communityldquo zum LGL und vice versa Waumlhrend 2002 viele molekularshybiologische Methoden noch einer experimentellen Umgebung vorbehalten waren konnten diese bis heute in weite Bereiche in die Uumlberwachungspraxis uumlbertragen werden Am LGL wurde dieser Prozess in der letzten Dekade sehr aktiv vorangetrieben
Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
Die Erfolgsgeschichte begann vor etwas mehr als zehn Jahren mit einer lebensmittelassoziierten Erreshygergruppe die sich mit klassischen mikrobiologischen Verfahren nicht nachweisen laumlsst ShigatoxinVerotoshyxin bildende Escherichia coli (STECVTEC) Charakteshyristisches Merkmal dieses Erregers ist das ShigatoshyxinshyBildungsvermoumlgen das genetisch (stx1 und stx2) kodiert ist Eine Toxinbildung findet im Lebensmittel kaum statt die Erkrankung wird durch die Aufnahme des Erregers einer Vermehrung im menschlichen Darm und der dort stattfindenden Toxinbildung ausshygeloumlst Zur Detektion von STECVTEC in einem Leshybensmittel gibt es zwei Moumlglichkeiten entweder den Einsatz molekularer Verfahren fuumlr den Nachweis von stx1 undoder stx2 oder die Induktion der Toxinbilshydung in vitro (durch Zusatz eines zytotoxischen Antishybiotikums zur Anreicherungsbouillon) und den anshyschlieszligenden Nachweis mittels immunologischer Vershyfahren Am Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entschied man sich fuumlr die molekulare Diagnostik unter anderem da dieshyse auch im humanmedizinischen Bereich eingesetzt wurde Am Standort in Oberschleiszligheim konnte die Humanshy Veterinaumlrshy und Lebensmitteldiagnostik in eishynem zentralen Laborbereich durchgefuumlhrt werden Zu diesem Zeitpunkt kam die Lebensmittelmikrobiologie am LGL zum ersten Mal mit molekularen Nachweisshyverfahren damals noch klassischer BlockshyPCR mit anshyschlieszligender Gelelektrophorese in Kontakt und man uumlberlegte ob man diese Verfahren auch bei anderen Erregern einsetzen koumlnnte Und so wurden PCRshy Verfahren basierend auf Methoden(entwuumlrfen) zur
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Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren nach sect 35 LMBG (heute sect 64 LFGB) fuumlr den Nachshyweis thermophiler Campylobacter spp und Salmonel-la spp parallel zu den klassisch mikrobiologischen Unshytersuchungen getestet Aber die ersten Versuche ershybrachten nicht den erhofften Erfolg Aufgrund der bei verschiedenen Lebensmittelmatrizes notwendigen DNAshyExtraktion mittels kommerzieller Extraktionskits sowie der der klassischen PCR nachgeschalteten Gelelektrophorese mit Ethidiumbromidfaumlrbung erwies sich das Verfahren im Hinblick auf den Nachweis thershymophiler Campylobacter spp als zu arbeitsshy und zeitshyintensiv um als Screeningverfahren in Konkurrenz zu dem bisher eingesetzten kommerziellen ELISAshySysshytem (VIDASreg) treten zu koumlnnen Einen entscheidenshyden Vorteil hatte diese Versuchsphase allerdings Sie brachte die Labormitarbeiter der Lebensmittelmikroshybiologie zum ersten Mal in Kontakt mit molekularen Arbeitstechniken Nachdem die PCR mit Ausnahme in der STECVTECshyDiagnostik in der Lebensmittelmishykrobiologie einige Zeit ein Schattendasein gefuumlhrt hatshyte entdeckte man fuumlr sie einen neuen Einsatzbereich Man verabschiedete sich vorerst von dem Gedanken eines schnellen Screeningverfahrens und suchte die Einsatzmoumlglichkeiten dort wo sich die PCR bereits bei STECVTEC als Erfolg erwiesen hatte der Diffeshyrenzierung bakterieller lebensmittelassoziierter Intoxishykationserreger deren Toxine im Lebensmittel nicht oder nur mittels TierversuchZellkulturassay nachshyweisbar sind (Clostridium botulinum und Bacillus ce-reus emetischer Typ) sowie dem Nachweis von Ershyregern fuumlr die bis heute zum Teil keine kulturellen Nachweisverfahren existieren Dies betrifft lebensshymittelassoziierte Viren wie etwa Noroviren Man kam uumlberein die Virendiagnostik nur an einem Standort in
Erlangen auszubauen da hierfuumlr separate Raumlumlichshykeiten spezielles Equipment sowie umfassende speshyzielle Fachkenntnisse vorhanden waren Die Lebensshymittelmikrobiologie in Oberschleiszligheim befasste sich im Gegenzug verstaumlrkt mit dem Einsatz der PCR zum Nachweis von Toxingenen bei bakteriellen lebensmitshytelbedingten Intoxikationsshy und Toxiinfektionserregern (unter anderem Clostridium botulinum Clostridium perfringens Bacillus cereus)
Fuumlr die Entwicklung Etablierung und Validierung der molekularen Verfahren die unter anderem im Rahshymen von Forschungsprojekten und Doktorarbeiten durchfuumlhrt wurden galt dabei stets der Grundsatz bdquoEntwicklung aus der Routinediagnostik heraus fuumlr den Einsatz in der Routinediagnostikldquo Ziel jedes entshywickelten Verfahrens war und ist bis heute der Einsatz in der taumlglichen Routinediagnostik immer in Kombinashytion mit und abgestimmt auf die entsprechenden mikshyrobiologischen Untersuchungsmethoden um diese zu ergaumlnzen zu verbessern oder abzukuumlrzen Diese Uumlberlegungen fuumlhrten dazu dass es am LGL anders als an anderen deutschen Untersuchungseinrichtunshygen nicht zur Etablierung eines eigenstaumlndigen moleshykularbiologischen Labors kam welches gesammelt die Proben aus den unterschiedlichen Untersuchungsshybereichen (Veterinaumlrbakteriologie Lebensmittelanalyshytik Veterinaumlrshy und Lebensmittelvirologie) als Servicelashybor untersucht und die Ergebnisse dann an die einzelshynen Fachgebiete uumlbermittelt Am LGL dagegen wurshyde an beiden Standorten die molekulare Diagnostik in die lebensmittelmikrobiologischen Labors integriert was nach und nach zu einer breiten Akzeptanz der Verwendung molekularer Verfahren im Bereich der Lebensmittelmikrobiologie fuumlhrte
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Real-Time-PCR
Der endguumlltige Durchbruch gelang der Molekularbioshylogie mit der Umstellung von klassischen PCRshyVershyfahren auf die RealshyTimeshyPCR Im Gegensatz zur
konventionellen PCR erlaubt die RealshyTimeshyPCR die Messung der entstehenden PCRshyProdukte bereits waumlhrend des PCRshyLaufs mithilfe von Fluoreszenzshyfarbstoffen
Erregergattung SpeziesdifferenzierungAn-Abwesen-
heitToxinbildungsvermoumlgen
Pathogenitaumltsfaktoren
Salmonella spp shyshyshy X
Campylobacter spp C jejuni coli lari X
Listeria spp L monocytogenes innocua welshimeri X
STECVTEC shyshyshy X X
Cronobacter spp shyshyshy X
Vibrio spp V parahaemolyticus vulnificus cholerae X X
Yersinia spp Yersinia enterocolitica X X
Mycobacterium sppM avium ssp paratuberculosis Bakterien d M tuberculosisshyKomplex
X
Bacillus sppBacillus cereus emetischer u diarrhoeischer Typ
X
Clostridium sppC botulinum perfringens difficile chauvei haemolyticum septicum novyi estertheticum
X X
Alicyclobacillus spp Alicyclobacillus acetoterrestris X
Noroviren Norovirus Genogruppe I u II X
Hepatitis A X
Rotaviren Rotaviren der Gruppe A X
Uumlbersicht uumlber die am LGL in der Lebensmittelmikrobiologie (Erlangen undoder Oberschleiszligheim) genutzten molekularen Nachweis- und Differenzierungsverfahren
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Somit wird der sich normalerweise an eine PCR anshyschlieszligende Schritt der Gelelektrophorese und Ethidiumbromidfaumlrbung uumlberfluumlssig Diese Zeitshy und Arbeitsersparnis lieszlig die RealshyTimeshyPCR auch als Screeningverfahren fuumlr die Untersuchung auf die Anshy oder Abwesenheit von lebensmittelassoziierten Inshyfektionserregern wie Salmonella spp thermophile Campylobacter spp oder Vibrio spp wieder attraktiv werden Am LGL wurde in der Lebensmittelmikroshybiologie von Anfang an mit RealshyTimeshyPCRshyGeraumlten gearbeitet die nicht an kommerzielle Untersushychungskits bestimmter Hersteller gebunden waren und so auch die Entwicklung hauseigener Nachweisshyverfahren ermoumlglichten Die uumlberwiegende Anzahl der derzeit verwendeten RealshyTimeshyPCRshyMethoden fuumlr bakterielle und virale Erreger wurde am LGL selbst entwickelt und umfassend validiert Es hanshydelt sich dabei um Systeme im sogenannten TaqshyManshyFormat bei dem anstatt interkalierender Farbshystoffe (SYBR Green) fluoreszenzmarkierte Oligonukshyleotide (Sonden) eingesetzt werden wodurch eine weitere Verifizierung des molekularen Ergebnisses wie beispielsweise durch die Sequenzierung bis auf wenige Ausnahmen uumlberfluumlssig wird Des Weiteren kommt bei den Verfahren eine Amplifikationskontrolshyle zum Einsatz die eine Unterscheidung zwischen falschshy und richtigshynegativen PCRshy Ergebnissen ershymoumlglicht Dies und die Routinetauglichkeit der Meshythoden fuumlhrte dazu dass die Experten des LGL in vielen nationalen und internationalen Arbeitsgruppen (sect 64 LFGB DIN CENISO) an der Erstellung und Normierung von Methodenvorschriften beteiligt washyren und sind Einige der InhouseshyVerfahren sind beshyreits in die Amtlichen Sammlung von Untersushychungsverfahren nach sect 64 LFGB bzw bei CENISO
aufgenommen oder stehen kurz vor der Veroumlffentlishychung Die Publikation der Untersuchungsmethoden in nationalen und internationalen Fachzeitschriften fuumlhrte des Weiteren dazu dass diese inzwischen in vielen Untersuchungseinrichtungen europaweit im Einsatz sind
Ziel jeglicher Methodenentwicklung in den lebensshymittelmikrobiologischen Labors am LGL war und ist niemals Forschung um ihrer selbst willen sondern immer die Verbesserung der diagnostischen Moumlgshylichkeiten vor dem Hintergrund eines umfassenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes Uumlber die Jahre hinweg wurde auf diesem Weg die Ursache einer Vielzahl von lebensmittelbedingten Ausbruumlshychen ermittelt die ohne den Einsatz der genannten Untersuchungsverfahren wohl unaufgeklaumlrt geblieshyben waumlren Die Erkenntnisse aus derartigen Ausshybruchsuntersuchungen sowie aus Statuserhebungen flieszligen regelmaumlszligig in die Verbraucheraufklaumlrung soshywie in Risikobewertungen fuumlr bestimmte StoffshyErreshygershyKombinationen ein Unter den in nebenstehenshyder Tabelle aufgefuumlhrten Untersuchungsverfahren finden sich bewusst auch Nachweismethoden fuumlr einige im Lebensmittelbereich unkonventionelle oder in Deutschland inzwischen in Vergessenheit geratene Erreger Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt dass es gerade vor dem Hintergrund des globalen Handels mit Lebensmitteln nie falsch ist auch fuumlr derartige Erreger Nachweisverfahren vorraumltig zu halten oder uumlber regelmaumlszligige Statusershyhebungen das Vorkommen in unterschiedlichen Lebensmittelmatrizes im Rahmen der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung im Auge zu behalten
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Kombination mit klassischen Verfahren
In vielen Bereichen lassen die klassischen qualitatishyven und quantitativen mikrobiologischen Nachweisshyverfahren nur eingeschraumlnkte Aussagen uumlber die Pashythogenitaumlt eines Erregers zu Zudem liefern molekushylare Verfahren bis heute keine verlaumlsslichen Aussashygen daruumlber ob der detektierte Erreger lebensfaumlhig und damit infektioumls ist eine Information die gerade im Lebensmittelbereich mit zum Teil hoch prozesshysierten Matrizes fuumlr eine eventuelle rechtliche Beshywertung des Befundes von entscheidender Bedeushytung ist Insofern wird sich am LGL auch zukuumlnftig fuumlr eine umfassende Diagnostik in der Lebensmittelshymikrobiologie nicht die Frage stellen ob molekulare oder klassisch mikrobiologische Verfahren eingeshysetzt werden sollen sondern eher die Frage welshyches molekulare Verfahren in Kombination mit welshychem klassisch kulturellem Nachweis die besten Ershygebnisse liefert Der eingeschlagene Weg der Leshybensmittelmikrobiologie am LGL in den letzten Jahren war im Sinne des gesundheitlichen Verbraushycherschutzes auf jeden Fall der richtige
Nicht nur fuumlr die Lebensmittelmikrobiologie war das letzte Jahrzehnt gepraumlgt von methodischen Herausshyforderungen Im Bereich der lebensmittelchemishyschen Analytik praumlgen vor allem sinkende Bestimshymungsgrenzen rationelle Multimethoden hoher Standard bei der Qualitaumltssicherung Automatisieshyrung und Hochdurchsatz den wissenschaftlichen Anshyspruch an die Analytik
Pflanzenschutzmittel
Als Ruumlckstaumlnde werden Wirkstoffe von Pflanzenshyschutzmitteln und ihre Abbaushy oder Reaktionsproshydukte bezeichnet die in oder auf Lebensmitteln vorshyhanden sind und insbesondere von der Verwendung im Pflanzenschutz herruumlhren koumlnnen Demnach stammen diese in der Regel aus einem bewussten Einsatz entsprechender Mittel
Das LGL verfolgt stets das Ziel der modernen Ruumlckshystandsanalyse mit vertretbarem Aufwand ein moumlgshylichst breites Wirkstoffspektrum in den verschieshydensten Lebensmitteln empfindlich zu erfassen um eine umfassende Kontrolle zu gewaumlhrleisten
Mit der Fokussierung der Speziallabore auf einen Standort wurden die Moumlglichkeiten geschaffen in den zehn Jahren seit Bestehen des LGL neue Aufshyarbeitungsshy und Messmethoden in die Analytik von PflanzenschutzmittelshyRuumlckstaumlnden einzufuumlhren Zushynaumlchst wurde die gaschromatografische Bestimshymung von uumlber 200 Komponenten in pflanzlichen Lebensmitteln durch ein LCshyMSMSshybasiertes Vershyfahren ergaumlnzt sodass insgesamt uumlber 400 Stoffe sehr empfindlich erfassbar waren Letztendlich loumlste die Einfuumlhrung der sogenannten QuEChERSshyMethoshyde und der verstaumlrkte Einsatz von massenspektroshymetrischen Detektoren die beiden getrennten Vershyfahren ab da mit dieser neuen Methode beide Messtechniken unproblematisch genutzt werden koumlnnen In der Folge konnte das Stoffspektrum des LGL bis heute auf rund 600 Komponenten erweitert werden wobei man auch noch Ressourcen einsparshyte
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Auch im Bereich der Einzelmethoden fuumlr die Stoffe die nicht mit den umfassenden Verfahren analysiert werden koumlnnen nutzte das LGL vor allem die LCshyMSMSshyTechnik um Wirkstoffe wie zum Beispiel Streptomycin Glyphosat und Ethephon in der Routishyne zu etablieren
Mit diesen analytischen Entwicklungen versetzt sich das LGL in die Lage den staumlndig zunehmenden Anshyforderungen durch die rechtlichen Vorgaben zu entshysprechen Mit der Harmonisierung in Europa durch die Verordnung (EG) Nr 3962005 sind nun fuumlr mehr als 450 Stoffe Grenzwerte festgelegt deren Einhalshytung zu uumlberpruumlfen ist Zwar wurde dadurch die Beshywertung der Ruumlckstaumlnde vereinfacht die Anforderunshygen an die Analytik sind jedoch deutlich gewachsen Dies wird auch in den immer umfassenderen europaumlshyischen und nationalen Kontrollprogrammen deutlich an denen das LGL beteiligt ist Zur Uumlberpruumlfung der Einhaltung der Grenzwerte ist die gesundheitliche Beshywertung der Ruumlckstaumlnde hinzugekommen Bei uumlbershyhoumlhten Ruumlckstaumlnden arbeiten am LGL Analytiker und Toxikologen zusammen um zu klaumlren ob durch die gefundenen Gehalte ein Risiko fuumlr den Verbraucher besteht Die Informationen uumlber gesundheitlich beshydenkliche Befunde werden dann von der Kontaktstelshyle am LGL fuumlr einshy und ausgehende Meldungen uumlber die EUshySchnellwarnsysteme verbreitet
Nachdem im oumlkologischen Anbau chemischshysyntheshytische Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden duumlrfen hat sich das LGL in einem mehrjaumlhrigen Proshyjekt dieser Thematik intensiv gewidmet Dabei wurshyde festgestellt dass bei BioshyLebensmitteln kaum Ruumlckstaumlnde zu finden waren
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Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
Zur Behandlung erkrankter Tiere werden Arzneimittel sehr unterschiedlicher Art eingesetzt Stoffe mit mastfoumlrdernder Wirkung und einige weitere Stoffe duumlrfen bei Tieren die zur Lebensmittelgewinnung dienen jedoch nicht angewendet werden Nach jeder Arzneimittelanwendung koumlnnen Reste der Wirkstoffe im Lebensmittel zuruumlckbleiben Diese duumlrfen maximal zulaumlssige Houmlchstgehalte nicht uumlberschreiten
Um diese Houmlchstmengen zuverlaumlssig uumlberwachen zu koumlnnen haben sich die Labore des LGL in ihrer Arbeit auf Schwerpunkte fokussiert waumlhrend die Labore der beiden ehemaligen Landesuntersuchungsaumlmter noch jeweils das gesamte analytische Spektrum abdecken mussten Nur so war es mit vertretbarem Aufwand moumlglich den rechtlichen Vorgaben der EU insbesonshydere hinsichtlich der erheblich gestiegenen Anfordeshyrungen im Bereich der Methodenvalidierung zu entshysprechen Die EU fordert fuumlr alle verwendeten Untershysuchungsverfahren umfangreiche Nachweise zur Qualitaumlt und Richtigkeit der Verfahren die erheblichen zusaumltzlichen Aufwand erfordern
Die analytische Bestimmung der sehr unterschiedlishychen Arzneistoffe macht eine groumlszligere Zahl untershyschiedlicher Nachweisverfahren erforderlich mit deshynen jeweils Gruppen chemisch verwandter Stoffe analysiert werden koumlnnen War es fruumlher noch unumshygaumlnglich Wirkstoffe mit gruppenspezifischen Einzelshymethoden zu analysieren werden heute moumlglichst viele Stoffe unterschiedlicher Gruppen durch Multishymethoden bestimmt Das LGL kann heute insgesamt uumlber 200 verschiedene Arzneimittelruumlckstaumlnde erfasshy
sen Um jede Probe jeweils auf Ruumlckstaumlnde moumlgshylichst vieler Wirkstoffe oder deren Metaboliten pruumlfen zu koumlnnen bleibt es trotz des Trends zu Multimethoshyden wegen der groszligen Unterschiede in den chemishyschen Eigenschaften der Wirkstoffe immer noch notshywendig mehrere Analysen durchzufuumlhren Die Leisshytungsfaumlhigkeit der LGLshyRuumlckstandslabore wird durch regelmaumlszligige erfolgreiche Teilnahme an nationalen und internationalen Ringversuchen dokumentiert
Die Entwicklung insbesondere der Multimethoden aber auch die Erweiterung des Untersuchungsspektshyrums im Bereich einzelner Arzneistoffgruppen wurshyde durch den Einsatz modernster Messtechnik erst ermoumlglicht allen voran der LCshyMSMS Waumlhrend fruumlher noch aufwendige GCshyMSshyVerfahren die meist eine Derivatisierung erforderten oder weniger empfindliche HPLCshyUVshyMesstechniken angewendet wurden koumlnnen heute mithilfe der LCshyMSMS Arzshyneimittelruumlckstaumlnde sowohl schneller und zuverlaumlssishyger als auch teils mit erheblich besserer Nachweisshyempfindlichkeit analysiert werden Nicht zuletzt durch diese technischen Verbesserungen koumlnnen gaumlnzlich unzulaumlssige Stoffe sicher und empfindlich bestimmt werden Zum Teil kann durch die houmlhere Spezifitaumlt der Messtechnik der Aufwand fuumlr die Proshybenvorbereitung deutlich verringert werden
Mit dem von der EU fuumlr jeden Mitgliedstaat vorgegeshybenen Nationalen Ruumlckstandskontrollplan (NRKP) wird vorrangig die heimische Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft uumlberpruumlft bevor sie in den Handel gelangen Durch die internationalen Warenstroumlme ershyreichen jedoch auch viele Produkte den bayerischen Verbraucher die nicht im Freistaat erzeugt wurden
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In einem Forschungsprojekt des LGL wurden rund 1000 Proben Lebensmittel tierischer Herkunft aus dem bayerischen Einzelhandel auf Antibiotikaruumlckshystaumlnde untersucht um einen Uumlberblick zur Ruumlckshystandssituation in diesem Bereich zu erhalten Die meisten Lebensmittel wiesen dabei entweder keine oder nur sehr geringe Antibiotikakonzentrationen auf Lediglich in Gefluumlgel waren Antibiotika haumlufiger und auch vereinzelt in etwas houmlherer Menge nachweisshybar zulaumlssige Houmlchstgehalte wurden jedoch nie uumlberschritten Auch Schweinefleisch enthaumllt haumlufishyger Antibiotikaruumlckstaumlnde allerdings mit Gehalten weit unter den Grenzwerten
Viele Fleischshy und Nierenproben aus Schlachthoumlfen werden mit dem biologischen Hemmstofftest auf Ruumlckstaumlnde von Stoffen untersucht die das Bakterishyenwachstum hemmen koumlnnen Auf diesem Weg koumlnnen Ruumlckstaumlnde von Antibiotika festgestellt wershyden aber auch Desinfektionsmittel zeigen dieselbe Wirkung Um vorhandene Antibiotika sicher festzushystellen werden alle Proben bei denen das Bakterishyenwachstum gehemmt war zur spezifischen Ermittshylung der Ruumlckstaumlnde weiter untersucht In fast 90 Prozent dieser Proben werden Antibiotika detektiert haumlufig sind auch die Houmlchstmengen uumlberschritten
Die nach dem NRKP zu untersuchenden Proben muumlssen nach einheitlichen statistischen Kriterien in Bayern entnommen werden Seit 2005 erstellt das LGL die Quartalsplaumlne und uumlberwacht deren Einhalshytung Zur eindeutigen Regelung aller mit dem NRKP zusammenhaumlngenden verwaltungsshy und veterinaumlrshyfachlichen Maszlignahmen wurde ein Handbuch zur Umsetzung des NRKP in Bayern erstellt das nun als
Bestandteil des Qualitaumltssicherungssystems Bayern verbindlich ist Dieses Handbuch wird regelmaumlszligig akshytualisiert und liegt in Kuumlrze in der dritten Version vor
KontaminantenAls Kontaminant gilt jeder Stoff der dem Lebensmitshytel nicht absichtlich hinzugefuumlgt wurde jedoch als Ruumlckstand bei der Gewinnung Fertigung Verarbeishytung Zubereitung Behandlung Aufmachung Verpashyckung Befoumlrderung oder Lagerung des betreffenden Lebensmittels oder infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt im Lebensmittel vorhanden ist
DioxineDioxine sind bereits in geringsten Mengen hochtoxishysche Stoffe die sich vorwiegend in tierischen Leshybensmitteln aufgrund einer vorangegangenen Belasshytungssituation anreichern koumlnnen Das LGL untershysucht Lebensmittel Bedarfsgegenstaumlnde und kosshymetische Mittel auf ihre Gehalte an Dioxinen um relevante Belastungspfade zu erkennen
Nach der Identifizierung dioxinbelasteter Proben werden in Zusammenarbeit mit der Kreisverwalshytungsbehoumlrde der Regierung von Oberbayern und dem Landesamt fuumlr Umwelt die Eintragsquellen geshysucht Durch die konsequente Verfolgung des Belasshytungspfades konnten bereits mehrfach vorwiegend lokal begrenzte Belastungsquellen ermittelt und abshygestellt werden Gerade die bei Problemen in Kleinshybetrieben betroffene Verbraucherklientel auf die sich die Belastung fokussiert wird durch die erreichshyte Lebensmittelsicherheit entlastet
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Waumlhrend der letzten zehn Jahre ergaumlnzte das LGL die anspruchsvolle Dioxinanalytik mit ihren sehr geshyringen Nachweisgrenzen durch weitere relevante Substanzen Dies betrifft insbesondere die polychloshyrierten Biphenyle (PCB) die nach ihrem physiologishyschen Wirkungsmechanismus aufgeteilt werden in dioxinaumlhnliche PCB (dlshyPCB) und den als Leitsubsshytanzen fuumlr die GesamtshyPCBshyBelastung ausgewaumlhlten nicht dioxinaumlhnlichen PCB (ndlshyPCB)
Fuumlr die bromierten Verbindungen wie zum Beispiel die Flammschutzmittel entwickelt das LGL gerade Methoden zur Erweiterung des Analyseumfangs
NitrosamineNitrosamine sind krebserregende Stoffe die bei der Herstellung von Lebensmitteln kosmetischen Mitshyteln und Bedarfsgegenstaumlnden entstehen koumlnnen Durch die hohe Nachweisempfindlichkeit entwickelshyte sich das LGL zu einem der fuumlhrenden Nitrosaminshylabore in Europa
Mit den kontinuierlich durchgefuumlhrten Untersuchunshygen gelang es die Nitrosaminbelastung der Malzshy und Bierproben deutlich zu reduzieren Dies konnte durch die Zusammenarbeit mit den Brauereien bei der Umstellung der Produktionsverfahren erreicht werden Der hohe Kenntnisstand bei der Nitrosaminshyuumlberpruumlfung fuumlhrte auch zur Uumlbernahme dieser Technologie an der TU MuumlnchenshyWeihenstephan
Ebenso fuumlhrten die gezielten Untersuchungen kosmetischer Mittel und von Bedarfsgegenstaumlnden durch das LGL dazu dass die Hersteller von beshy
lasteten Produkten die Rohstoffe intensiver kontrolshylieren und auch die Produktion umstellen um so die Nitrosaminbildung in ihren Erzeugnissen zu vershymeiden
MykotoxineMykotoxine (Schimmelpilzgifte) in Lebensmitteln sind uumlberwiegend auf den Befall pflanzlicher Rohshystoffe mit Schimmelpilzen bereits auf dem Feld soshywie bei falscher Lagerung zuruumlckzufuumlhren Aufgrund ihrer toxischen Wirkung und des weltweiten Hanshydels von Lebensmitteln ist es geboten Lebensmittel beim Import und im Handel intensiv auf bekannte Kontaminationen zu uumlberpruumlfen sowie neue Methoshyden zu etablieren um damit bislang nicht oder nur unzureichend bekannte Belastungen von Lebensmitshyteln mit Mykotoxinen aufzuzeigen
Im Rahmen eines Projekts mit der TU Muumlnchen wurde am LGL eine LCshyMSMSshyMultimethode entshywickelt mit der die gleichzeitige Bestimmung von 30 Mykotoxinen darunter Triochothecene Fumonishysine Aflatoxine Ochratoxine und Zearalenon moumlgshylich ist Mit dieser Methode wurde nachgewiesen dass Maiserzeugnisse haumlufig mehrfach im Einzelfall mit bis zu 20 Mykotoxinen gleichzeitig belastet sein koumlnnen Um Daten zum Vorkommen von Trichotheshycenen insbesondere zur beabsichtigten Festsetzung von Houmlchstgehalten fuumlr Tshy2shy und HTshy2shyToxin in Geshytreide und Getreideerzeugnissen zur Verfuumlgung stelshylen zu koumlnnen wurden mit der LCshyMSMSshyMethode umfangreiche Untersuchungen an Hafer Weizen Roggen und Reis sowie Erzeugnissen daraus durchgefuumlhrt
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Das LGL beteiligte sich bei der Erarbeitung einer sect 64 LFGBshyMethode bei der mittels HPLCFLD zushysaumltzlich zu den uumlblichen sechs Ergotalkaloiden jetzt auch auf deren 8SshyIsomere (sogenannte bdquoshyinineldquo) in Getreideshy und Getreideerzeugnissen untersucht wird Dies dient dazu die relativen Anteile der vershyschiedenen Ergotalkaloide in Mutterkoumlrnern zu ershyfassen sowie kuumlnftig einen Houmlchstgehalt fuumlr Ergotalshykoloide in Lebensmitteln festzusetzen
PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
Perfluorierte Tenside (PFT) werden seit Beginn der 1960ershyJahre kommerziell in vielen Verbrauchershyprodukten eingesetzt Es handelt sich um organishysche Verbindungen bei denen alle Wasserstoffshyatome am Kohlenstoffgeruumlst durch Fluoratome ershysetzt sind Da es sich bei der KohlenstoffshyFluorshy Bindung um eine der stabilsten Bindungen in der organischen Chemie handelt lassen sich PFT hoch erhitzen oder mit aggressiven Chemikalien behanshydeln ohne dass sie zerstoumlrt werden Durch ihre fluorierte Kohlenstoffkette sind die Substanzen mit unpolaren Fluumlssigkeiten wie Fett und organischen Loumlsungsmitteln mischbar loumlsen sich jedoch durch ihre polare Kopfgruppe auch in Wasser
Durch diese amphiphilen Eigenschaften koumlnnen mit PFT Impraumlgnierungen von Moumlbeln Textilien Schushyhen Teppichen oder Papier erzeugt werden die soshywohl wasserabweisend als auch gleichzeitig fettabshyweisend wirken Fuumlr Galvanikbaumlder und bei der Beshykaumlmpfung von Braumlnden unpolarer Fluumlssigkeiten wie
Benzin oder Kerosin werden PFT als Schaumbildner eingesetzt weil solche Spezialschaumlume auch unter diesen extremen Bedingungen (Chromschwefelshysaumlure Hitze unpolare Fluumlssigkeit) noch einen stabishylen Schaum auf der Fluumlssigkeitsoberflaumlche ausbilden koumlnnen
Die bei der Anwendung gewuumlnschte hohe Stabilitaumlt der PFT bedingt dass die Substanzen biologisch kaum abbaubar sind gleichzeitig sich aber uumlber das Wasser gut in der Umwelt verteilen Trotzdem wurshyden die Substanzen bis vor etwa zehn Jahren von kaum einem Labor analysiert weil sie mit klassishyschen Detektoren fuumlr die Fluumlssigkeitschromatografie wie UVshy oder Fluoreszenzdetektoren nicht erfassbar sind sich gleichzeitig aber auch nicht verdampfen lassen um einer gaschromatografischen Trennung zugaumlnglich zu sein Publiziert wurde noch im Jahr 1999 eine analytische Methode mit der in den USA erstmals die Ruumlckstandsbelastung in Grundwasser durch PFT aus Feuerloumlschschaumlumen gemessen wurshyde Eingesetzt wurde dazu eine Kopplung zwischen gaschromatografischer Trennung und massenspektshyrometrischer Detektion nach vorgeschalteter chemishyscher Umsetzung der Stoffe (Derivatisierung) Die Hauptkomponenten des Loumlschschaums aus der Klasse der PFT die Perfluorsulfonsaumluren waren mit dieser Methode jedoch nicht erfassbar Die Grenze bis zu der ein bestimmtes PFT damals erkannt wershyden konnte (Nachweisgrenze) wurde mit 18 Mikroshygramm im Liter (microgl) angegeben
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PFT-Analytik am LGL
Zur gleichen Zeit also vor rund zehn Jahren wurde auch am LGL die damals neue Technik der Koppshylung von Hochdruckfluumlssigkeitschromatografie (HPLC) mit der Massenspektrometrie uumlber eine soshygenannte ElektrosprayshyIonenquelle (ESIshyMS) und die selektivere Detektion in sogenannten TandemshyMassenspektrometern (MSMS) in die Routineanashylytik eingefuumlhrt Fuumlr wasserloumlsliche schlecht vershydampfbare aber geladene Substanzen wie PFT ist diese Technik bis heute die Methode der Wahl fuumlr einen aumluszligerst empfindlichen Nachweis Erste Arbeishyten mit Gehaltsbestimmungen von PFT in Wasser mittels HPLCshyESIshyMSMS erschienen im Jahr 2002 in den USA gefolgt von Analysen in Blut und in Leshybensmitteln Am LGL werden seit dem Jahr 2006 in dem erstmals PFTshyRuumlckstaumlnde in Grundshy und Oberflaumlchenwasser aus Deutschland publik wurden routinemaumlszligig Wasserproben auf anfangs zehn inshyzwischen zwoumllf verschiedene PFT untersucht Die Nachweisgrenze liegt dabei zwischen 0001 und 0004 Mikrogramm im Liter also um mehr als den Faktor 1000 niedriger als noch 1999 mittels GCshyMS nach Derivatisierung erreichbar Die niedrige Nachshyweisgrenze ist notwendig weil das vom Umweltshybundesamt empfohlene Mindestqualitaumltsziel fuumlr Trinkwasser (allgemeiner Vorsorgewert VW) 01 Mikrogramm im Liter fuumlr die Summe aller nachgeshywiesenen PFT betraumlgt Im Jahr 2007 hat das LGL eine automatisierte Methode zur Analyse der Leitshysubstanzen Perfluoroktansaumlure (PFOA englisch perfluorooctanoic acid) und Perfluoroktansulfonat (PFOS englisch perfluorooctane sulfonate) in Blut etabliert um die Belastung der Bevoumllkerung in Hushy
manbiomonitoringshyStudien erfassen zu koumlnnen Zushydem wurde die Analytik der PFT auf tierische und pflanzliche Lebensmittel ausgeweitet Weitergehenshyde Studien zur Aufnahme der PFT uumlber die Nahshyrungskette einschlieszliglich der Muttermilch fuumlhrte das LGL in den Jahren 2008 bis 2010 zusaumltzlich im Rahmen eines Forschungsprojektes durch das vom Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit fishynanziert wurde Die Ergebnisse des Projektes wurshyden in zahlreichen Publikationen und Fachvortraumlgen veroumlffentlicht
In den letzten fuumlnf Jahren hat sich herauskristallishysiert dass sich die Leitsubstanzen PFOA und PFOS im Blut des Menschen weitverbreitet nachweisen lassen Hauptsaumlchliche Ursache beim Menschen ist wohl die Ernaumlhrung wobei die weitverbreitete Hinshytergrundbelastung auch auf diffuse Quellen schlieshyszligen laumlsst Erhoumlhte Konzentrationen in Nahrungsmitshyteln hat das LGL bislang nur in wenigen raumlumlich eng begrenzten Gebieten in Bayern gefunden wo durch Produktionsanlagen oder verstaumlrkte Anwenshydung von Feuerloumlschschaum PFT uumlber Jahre in die Umwelt freigesetzt wurden Dabei stellen pflanzlishyche Lebensmittel das geringste Problem dar da Pflanzen zwar PFT aufnehmen aber nur in gerinshygem Maszlige anreichern koumlnnen Die Konzentrationen in den haumlufig verzehrten Speicherorganen liegen in der Regel niedriger als in den vegetativen Pflanzenshyteilen Nutztiere akkumulieren PFT vor allem in der Leber und Niere und nicht im Fettgewebe sodass der Verzehr von Fleisch selbst aus Gebieten mit ershyhoumlhter Umweltbelastung meist gesundheitlich unshybedenklich ist Eine Ausnahme stellen in diesem Zushysammenhang Wildschweine und Fische dar bei deshy
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nen aufgrund ihrer Lebensweise die houmlchsten Konshytaminationen gefunden wurden Trinkwasser kann wegen der im Vergleich zu anderen Lebensmitteln groszligen Aufnahmemenge ebenfalls einen uumlberproshyportionalen Beitrag zur Belastung der Bevoumllkerung liefern Bei uumlber 150 Analysen verschiedener risikoshyorientiert ausgewaumlhlter Wasserversorgungen in Bayern wurden jedoch bis auf drei Ausnahmen Geshyhalte jeweils deutlich unter dem allgemeinen Vorshysorgewert von 01 Mikrogramm pro Liter gefunden Bei den beiden uumlber dem Vorsorgewert belasteten Trinkwasserversorgungen wurden inzwischen Maszligshynahmen zur Reduktion der PFTshyGehalte wie Aufbeshyreitung uumlber Aktivkohle eingeleitet Diese Maszlignahshymen wurden nur durch die Weiterentwicklung der Analysetechnik und die Einfuumlhrung am LGL moumlglich denn mit dem Stand der Analysetechnik von 1999 waumlren in Lebensmitteln und Trinkwasser wahrshyscheinlich bis heute keine PFTshyKontaminationen nachweisbar
Acrylamid Im April 2002 sorgte eine Pressekonferenz der schwedischen Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit (Swedish National Food Administration NFA) fuumlr Aufsehen Schwedische Wissenschaftler hatten unshyterschiedliche teilweise hohe Mengen von Acrylshyamid in Lebensmitteln nachgewiesen Acrylamid war bis dahin nur als Ausgangsstoff in der Kunstshystoffindustrie bekannt Der Nachweis dieser genotoshyxischen Substanz in Lebensmitteln war unerwartet
Das damalige inzwischen aufgeloumlste Bundesinstitut fuumlr gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterishy
naumlrmedizin (BgVV) reagierte umgehend und bereits drei Wochen spaumlter fand zur besseren Risikoabshyschaumltzung ein Expertengespraumlch statt an dem auch das LGL beteiligt war In Folge dieses Gespraumlchs etablierte das LGL unverzuumlglich eine Methode zur Bestimmung von Acrylamid in Lebensmitteln und nahm am ersten deutschen Ringversuch fuumlr Acrylshyamid im September 2002 erfolgreich teil Gleichzeishytig begann die Untersuchung von Produkten aus dem Handel und von bayrischen Herstellern
Wegen der auch heute noch unzureichenden Datenshylage bezuumlglich der toxikologischen Wirkung von Acshyrylamid aus Lebensmitteln sind die Abschaumltzung eishynes Gefaumlhrdungspotenzials und die Festlegung eishynes Grenzwertes schwierig Um ein Risiko fuumlr die Verbraucher trotzdem so gering wie moumlglich zu halshyten stellte das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bereits Ende Aushygust 2002 das Minimierungskonzept vor Es handelt sich um ein dynamisches Konzept das durch die Berechnung eines Signalwertes aus den Ergebnisshysen der risikoorientierten Probenahme zu einer beshystaumlndigen Absenkung des Signalwertes bis auf die technisch machbaren Werte fuumlhren soll Damit ist es eine praktische Umsetzung des in Artikel 2 Abshysatz (2) der EWGshyKontaminantenshyKontrollverordshynung (VO EWG 31593) fuumlr alle Kontaminanten geshyforderten ALARAshyPrinzips (As Low As Reasonably Achievable ndash so niedrig wie vernuumlnftigerweise ershyreichbar) Wegen unbekannter Acrylamidgehalte in den deutschen Lebensmitteln wurde zunaumlchst ein Aktionswert von 1000 microgkg festgesetzt doch beshyreits Mitte September 2002 konnten aus den von den Laumlndern uumlbermittelten Ergebnissen die ersten
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Signalwerte berechnet werden Seit der Etablierung des Signalwertes haben acht Signalwertberechnunshygen stattgefunden zu denen das LGL mehr als 4000 Werte beigetragen hat
Gleichzeitig begann die Forschung uumlber den Reaktishyonsmechanismus und die beguumlnstigenden Faktoren der Acrylamidentstehung In Verbindung mit proshyduktbezogenen Schwerpunktuntersuchungen konnshyten immer mehr Risikofaktoren und gefaumlhrdete Proshydukte identifiziert werden Dieses Wissen ermoumlgshylichte und ermoumlglicht es auch heute noch im Falle
einer Signalwertuumlberschreitung im Rahmen des soshygenannten Minimierungsdialogs die Lebensmittelshyproduzenten zu beraten Besonders in der industrielshylen Produktion konnte durch ein schnelles Handeln in den ersten zwei Jahren eine deutliche Reduzieshyrung des Acrylamidgehaltes fuumlr verschiedene Proshydukte erreicht werden Aber auch im handwerklishychen Bereich hat das LGL beispielsweise durch Geshyspraumlche und Zusammenarbeit mit den bayerischen Landesinnungsverbaumlnden der Baumlcker und Konditoshyren zu einer Sensibilisierung fuumlr das Problem beigeshytragen
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2007 verabschiedete die Europaumlische Kommission eine Empfehlung den Acrylamidgehalt europaweit zu untersuchen und die Daten gesammelt auszushywerten (2007331EG) Die entsprechenden Daten wurden von der Europaumlischen Behoumlrde fuumlr Lebensshymittelsicherheit (EFSA) gesammelt und 2009 in eishynem Bericht zusammengefasst
Im Vergleich mit den Daten der Jahre 2003 bis 2006 der Datenbank des JRCshyIRMM wurde in dieshysem Bericht zwar von einer tendenziellen Abnahme der Acrylamidgehalte berichtet da dieser Schluss jedoch nicht fuumlr alle ausgewerteten Lebensmittelshygruppen eindeutig war gab die Europaumlische Komshymission 2010 weiterhin die Empfehlung die Acrylshyamidgehalte europaweit zu untersuchen (2010307EU) Die berichtete zu geringe Absenkung der Acrylshyamidgehalte europaweit ist darauf zuruumlckzufuumlhren dass Deutschland als einziges europaumlisches Land ein Konzept zur Minimierung etabliert hat Daher beshygannen 2009 die Planungen fuumlr einen europaweit guumlltigen Richtwert Dieser europaweite Richtwert wurde am 10 Januar 2011 durch eine Empfehlung der Kommission verabschiedet und ersetzt in Deutschland fuumlr die meisten Warengruppen den Signalwert Der europaumlische Richtwert basiert hauptsaumlchlich auf den in Deutschland erreichten Signalwerten Die Untersuchung von Lebensmitteln auf Acrylamid geht damit auf europaumlischer Ebene weiter Auch das LGL leistet durch regelmaumlszligige Unshytersuchungen dazu weiterhin signifikante Beitraumlge
Elemente und Schwermetalle
Der Entwicklungstrend bei der Analytik von Elemenshyten und Schwermetallen fuumlhrte in der breiten Anshywendung hin zu den Multielementtechniken mit inshyduktiv gekoppeltem Plasma (ICP) Mit der optischen Emissionsspektroskopie (ICPshyOES) und der Massenshyspektrometrie (ICPshyMS) lassen sich mit kurzen Messzeiten hohe Informationsgehalte fuumlr eine Vielshyzahl von Elementen erzielen Die am LGL vorhandeshynen Erfahrungen mit diesen Messverfahren besteshyhen seit mehreren Jahrzehnten und fuumlhrten unter anshyderem zu einem breit angelegten Untersuchungsproshygramm uumlber das Vorkommen von Uran in bayerischen Trinkwaumlssern oder zu detaillierter Kenntshynis der bei Keramiken eingesetzten Glasurbestandshyteile Die Untersuchungsaufgaben der letzten Jahre zeigten eine Verlagerung hin zur spezifischen Beshystimmung der Bindungsformen von Elementen um deren toxikologische Eigenschaften besser einordshynen zu koumlnnen So wurde am LGL ein Bestimmungsshyverfahren fuumlr anorganisches Arsen in Reis und Reisshyprodukten entwickelt und etabliert um fuumlr einen zu erwartenden Houmlchstwert geruumlstet zu sein Die Komshybination chromatografischer Trenntechniken (Gasshychromatografie Fluumlssigchromatografie) mit den ICPshyMethoden erlaubt es auch verschiedene Quecksilberverbindungen zu unterscheiden oder die Oxidationszustaumlnde von Chromverbindungen zu ershyfassen
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Echtheit und Herkunft
Die Pruumlfung der Echtheit von Lebensmitteln dient nicht nur dem Schutz des Verbrauchers vor Taumlushyschung sondern ist auch bei der zunehmenden Globalisierung der Maumlrkte ein wichtiges Kriterium fuumlr die Produktsicherheit Bei frischem Obst Gemuumlse Honig Eiern Kaumlse Fleisch sowie Wein ist eine Kennzeichnung des Ursprunglandes bereits vershypflichtend Insbesondere sind auch engere geografishysche Angaben bei vielen Lebensmitteln ein wichshytiges Qualitaumltskriterium Analysen mit herkoumlmmshylichen Verfahren fuumlhren meist nicht zu sicheren Ausshy
sagen im Hinblick auf die Pruumlfung der Unver faumllscht heit oder der Herkunft da die Manishypulationen oft geschickt durchgefuumlhrt werden Dies aumlnderte sich mit dem Einsatz der Stabilisotopenanashylytik in der Lebensmitteluumlberwachung Im Bereich der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung ist das LGL bundesweit die einzige Untersuchungsstelle die uumlber alle Messverfahren der Stabilisotopenanalyshytik verfuumlgt in der Dienststelle Wuumlrzburg gibt es seit 1993 ein Labor fuumlr Kernresonanzspektrometrie und im Jahr 2000 wurde in der Dienststelle Oberschleiszligshyheim ein Labor fuumlr Isotopenmassenspektrometrie in Betrieb genommen
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Bei der Stabilisotopenanalytik wird der Anteil der nicht radioaktiven leichten und schweren Varianten der stabilen Isotope verschiedener chemischer Eleshymente in Inhaltsstoffen ermittelt Dieser Anteil auch Isotopenverhaumlltnis genannt ist charakteristisch fuumlr den Rohstoff die geografische Herkunft und andere Eigenschaften sodass Manipulationen wie ein Zushysatz von Wasser und Zucker zu Wein oder eine Vershyfaumllschung von natuumlrlichem Vanillearoma mit synthetishyschem Vanillin nachgewiesen werden koumlnnen Ebenshyso koumlnnen Angaben zur geografischen Herkunft zahlreicher Lebensmittel anhand von Vergleichsproshyben aus LGLshyeigenen nationalen und internationalen Datenbanken uumlberpruumlft werden Von 2005 bis 2009 hatte das Stabilisotopenlabor in Oberschleiszligheim die Moumlglichkeit am EUshyProjekt TRACE teilzunehmen Ziel des Projektes war es mit neuesten Methoden Systeme zu entwickeln um eine luumlckenlose Ruumlckvershyfolgbarkeit und Herkunftsbestimmung von Lebensshy und Futtermitteln zu gewaumlhrleisten Es wurden Hoshynig Getreide Olivenoumll Huumlhnershy Lammshy und Rindshyfleisch aus unterschiedlichen europaumlischen Regionen untersucht und die Daten zusammen mit den Proshyjektpartnern im Hinblick auf die Herkunftsbestimshymung ausgewertet Die gewonnnen Erkenntnisse werden nun bei der Uumlberpruumlfung der Einhaltung von Qualitaumltsvorschriften zum Verbraucherschutz angeshywendet In den letzten zehn Jahren konnten immer wieder zahlreiche Verfaumllschungen aufgedeckt wershyden wie zum Beispiel beim Weinskandal in Italien 2008 Um derartige Uumlberpruumlfungen intensiv fortfuumlhshyren zu koumlnnen wurden weitere Messsysteme am LGL installiert Hierzu zaumlhlt insbesondere die juumlngst etablierte 1HshyNMR Kernresonanzspektroskopie bei der mithilfe einer neuen Messtechnik in Weinproben
Wassershy und Alkoholsignale unterdruumlckt und so die Protonen (1H)shySpektren ohne besondere Probenvorshybereitung direkt bestimmt werden koumlnnen Dieses Verfahren wird derzeit zur Unterscheidung von Barshyrique und Edelholzchips behandelten Weinen geshynutzt kann aber kuumlnftig auch im Rahmen der Aushythentizitaumltspruumlfungen eingesetzt werden Die Erfahshyrungen der letzten zehn Jahre zeigen dass die Stabilshyisotopenanalyse am LGL nicht nur ein effizientes Verfahren in der Kontrolle von Lebensmitteln ist sonshydern auch eine abschreckende Wirkung gegen Etiketshytenschwindel und andere Verfaumllschungen hat
Auch wenn Lebensmitteluumlberwachungsbehoumlrden Verfaumllschung und Taumluschung uumlblicherweise als weshyniger schwerwiegend bewerten als potenzielle Geshysundheitsschaumldigung spiegelt sich dies oftmals nicht in der Wahrnehmung der Verbraucher wider Geringe Mengen des krebserregenden Farbstoffes Sudanrot in einigen Saucen beispielsweise haben weit weniger Empoumlrung von Verbrauchern und geshyringeres Medienecho hervorgerufen als bdquoKlebeshyfleischldquo oder bdquoAnalogkaumlseldquo Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit sind insgesamt sehr sensible Themen Der Verbraucher erwartet hier zu Recht eishynen Grad an Transparenz der ihm in anderen Bereishychen verzichtbar erscheint Dies ist nicht nur eine gesellschaftliche Erwartung an die Lebensmittelinshydustrie sondern ganz allgemein an alle maszliggeblishychen Akteure Hierzu zaumlhlen ohne Zweifel und sogar ganz besonders die staatlichen Uumlberwachungsbeshyhoumlrden Das LGL hat im zuruumlckliegenden Jahrzehnt daher TRANSPARENZ immer als uumlberaus bedeutsashymen Auftrag der Bevoumllkerung verstanden und sich entsprechend weiterentwickelt
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TRANSPARENZ
Transparenz 82
Transparenz
Seit der Gruumlndung des LGL sind die Informationsanshygebote von Presse Fernsehen und neuen Medien in Darstellungsbreite Aktualitaumlt und Zugaumlnglichkeit steshytig gestiegen Die uumlber die Jahre hin staumlndig wachshysende Zahl an Anfragen die unsere im Jahr 2002 gegruumlndete Pressestelle erreichen zeigt das zunehshymende Beduumlrfnis in der BevoumllkerungOumlffentlichkeit nach sicheren Quellen unabhaumlngiger und fundierter Information Waren es im Jahr 2006 noch 700 Presshyseshy und Buumlrgeranfragen so sind wir im Jahre 2011 bei uumlber 1000 Presseshy und knapp 900 Buumlrgeranfrashygen angelangt Hinzu kam 2003 der Aufbau des Inshyternetauftritts des LGL der sich bald einer wachsenshyden Nachfrage erfreute Von rund 38000 Seitenabshyrufen im Mai 2003 steigerte sich die Zahl der Intershynetbesucher nach einem groszligen Internetrelaunch im Jahre 2011 auf knapp 170000 im Januar 2012
Dieser zahlenmaumlszligig belegbare Vertrauensbeweis in die Oumlffentlichkeitsarbeit des Amtes beweist dass es uns gelungen ist eine kontinuierliche und fachlich fundierte Information sowohl der Fachshy als auch der allgemeinen Oumlffentlichkeit zu gewaumlhrleisten Basis der Arbeit ist das umfassende im LGL vorhandene Expertenwissen Dieses breite Fachwissen erleichtershyte gerade in Krisensituationen einen verantwortlichen medialen Umgang mit den jeweils aktuellen Themen
Und mediale Nachfragen erzeugende Situationen gab es in den zehn Jahren des Bestehens des LGL einige 2002 waren es Acrylamid enthaltende Leshybensmittel (z B Lebkuchen) 2003 das Auftreten der SARSshyErkrankung in Suumldostasien 2004 beshy
stimmten die Themen Gentechnik Pestizide und Salmonellen das mediale Interesse 2005 standen Imitatschinken bdquoGefluumlgelpestldquo und verdorbenes Wildfleisch im Fokus der medialen Berichterstatshytung 2006 war das Jahr der sogenannten bdquoGammelshyfleischskandaleldquo und 2007 standen die Themen Blauzungenkrankheit und Noroviren im medialen Foshykus Melamin und Borreliose durch Zecken waren 2008 wichtige Themen von oumlffentlichem Interesse Besondere Mediennachfragen loumlste 2009 das Aufshytreten der pandemischen Influenza (H1N1) aus im Jahr 2010 beschaumlftigte das Thema Dioxin in Futtershymitteln und Eiern die Oumlffentlichkeit 2011 dominiershyten pressemaumlszligig die EHECshyVorfaumllle in Norddeutschshyland waumlhrend 2012 die Schlieszligung der Groszligbaumlckerei bdquoMuumlllershyBrotldquo wegen Hygienemaumlngel die Aufmerkshysamkeit der medialen Oumlffentlichkeit auf sich zog
Die Transparenz die das LGL im Umgang mit der medialen Oumlffentlichkeit praktiziert gilt aber auch seit Inkrafttreten des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) fuumlr den Zugriff auf Untersuchungsdaten oder Kontrollergebnisse der Spezialeinheit die beim LGL vorhanden sind Bei einer Untersuchungszahl von circa 70000 Proben im Jahr verfuumlgt das LGL uumlber einen groszligen Datenschatz der vom VIG erfassten Produkte Kein Wunder also wenn gleich nach Inshykrafttreten des VIG das LGL mit mehreren sehr umfangreichen Antraumlgen auf Auskunft konfrontiert wurde Mittlerweile haben wir beispielsweise Ausshykuumlnfte erteilt uumlber Schinkenprodukte bdquoGammelkaumlshyseldquo Pestizidruumlckstaumlnde in Obst und Gemuumlse Acrylshyamid im Roumlstkaffee Phthalate (Weichmacher) in Kinderspielzeugen sowie zu Ruumlckstaumlnden von Pflanzenschutzmitteln im Wein
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Die schwierige Aufgabe zwischen den berechtigten Auskunftsinteressen einer interessierten Oumlffentlichshykeit und den moumlglicherweise ebenfalls berechtigten Verschwiegenheitsanspruumlchen Dritter wie Strafvershyfolgungsbehoumlrden oder Lebensmittelunternehmer in jedem Einzelfall nach rechtsstaatlichen Grundsaumltshyzen abzuwaumlgen begleitet das LGL seit seiner Gruumlnshydung Im zehnten Jahr seines Bestehens markiert das Inkrafttreten eines novellierten VIGs am 01092012 den vorerst letzten Meilenstein fuumlr
Der Weg von der Amtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
Das Jahr 2008 war fuumlr das LGL und die von ihm an den Tag gelegte Oumlffentlichkeitsarbeit ein besondeshyres Jahr Mit dem Inkrafttreten des Verbraucherinforshymationsgesetzes zum 01052008 wurden die beim LGL in all den Jahren gesammelten Erkenntnisse und Informationen die unter anderem aus der Untershy
suchung von Proben stammten und die bisher dem Grundsatz der Amtsverschwiegenheit unterlagen fuumlr die Oumlffentlichkeit nahezu voraussetzungslos zushygaumlnglich Bis dahin galt ndash mit einigen Ausnahmen der Umweltinformationsgesetze des Bundes und der Laumlnder sowie der Informationsfreiheitsgesetze des Bundes und einiger Laumlnder ndash der Grundsatz der beschraumlnkten Aktenoumlffentlichkeit des Aktengeheimshynisses und der Vertraulichkeit der Verwaltung
Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
Diese Vertraulichkeit von Verwaltungsakten wirdwurde auch mit dem Begriff des bdquoArkanshyPrinzipsldquo umschrieben letzteres geht zuruumlck auf die roumlmische bdquoRes Publicaldquo und auf Publius Cornelius Tacitus der von den bdquoarcana imperiildquo den Geheimnissen der Macht im Sinne eines spaumlteren Begriffs der Staatsshyraumlson sprach
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Da es bis zum Inkrafttreten der Informationsgesetze keinen allgemeinen Anspruch auf Auskunft oder Einsicht in Akten einer Behoumlrde gab setzte ein solshyches Begehren in der Regel eine konkrete normative Anspruchsgrundlage voraus die einige Verfahrensshy und Prozessrechte unter bestimmten eng gefassten Voraussetzungen der rechtlichen Betroffenheit geshywaumlhrten
Diese Betroffenheit gilt fuumlr den Geltungsbereich des VIG nicht mehr Hier setzte mit dem Gesetz ein Pashyradigmenwechsel ein An die Stelle des voraussetshyzungsvollen Akteneinsichtsrechts mit Beschraumlnkunshygen fuumlr verfahrensfremde Dritte tritt ein voraussetshyzungsloser JedermannshyInformationszugangsanshyspruch
Alle vom VIG betroffenen Daten Erkenntnisse und Informationen die beim LGL oder anderen LebensshymittelshyBehoumlrden in den Akten schlummern sind von jedermann erfragbar und damit einer unbegrenzten Oumlffentlichkeit (Stichwort Internet) zugaumlnglich
Letzteres auch deswegen weil das Gesetz keinerlei Regelungen daruumlber enthaumllt was derjenige dem die Auskunft ndash innerhalb der im Gesetz vorgeschriebeshynen Monatsfrist ndash zu erteilen ist mit diesen Informashytionen anstellt Damit haben wir in Deutschland insoshyfern bdquoglaumlserneldquo Aumlmter geschaffen bei denen risikoshy und fast kostenlos die einschlaumlgigen Datenschaumltze gehoben werden koumlnnen
Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
Die Ursachen fuumlr den Erlass eines speziellen Vershybraucherinformationsgesetzes liegen viele Jahre zushyruumlck Im Wesentlichen waren Erschuumltterungen der Oumlffentlichkeit durch sogenannte Lebensmittelskanshydale fuumlr den Erlass des Gesetzes ausschlaggebend Hatte sich doch in diesen Skandalen immer wieder gezeigt dass die Rolle des Staates hinsichtlich seishyner Befugnisse und Pflichten im Rahmen von Proshyduktinformation und gesundheitlichem Verbrauchershyschutz aumluszligerst zwiespaumlltig war Zum einen waren da Anspruumlche der Oumlffentlichkeit an die staatlichen Beshyhoumlrden zeitnah und umfassend uumlber die jeweiligen Skandale informiert zu werden Zum anderen herrschte gerade bei den Behoumlrden eine starke Vershyunsicherung uumlber das was staatliche Institutionen offenbaren duumlrfen und was nicht der Oumlffentlichkeit kundgetan werden darf Die fuumlr das staatliche Hanshydeln der Behoumlrden verantwortliche Politik befand sich in einem Dilemma das gekennzeichnet war von einem Auseinanderklaffen von Anspruumlchen und Ershywartungshaltungen der Gesellschaft gegenuumlber dem was Staat und Politik im Bezug auf Produktinshyformation und transparentem Handeln fuumlr den geshysundheitlichen Verbraucherschutz tatsaumlchlich leisten koumlnnen Insbesondere die Nennung von Namen der bdquoTaumlterldquo Hersteller und Produkte standen jedes Mal im Mittelpunkt der oumlffentlichen Auseinandersetzunshygen Die Verantwortlichen hatten dabei die Wahl zwischen bdquoSchweigenldquo und dafuumlr getadelt zu wershyden oder Auskunft zu erteilen und dafuumlr wegen Rechtsbruchs sich horrende Schadensersatzklagen einzuhandeln Letzteres deswegen weil von einer
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staatlichen Behoumlrde gezielte und personenshy bzw unshyternehmensbezogene Aumluszligerungen hinsichtlich beshystimmter Produkte die ndash nach Auffassung der Beshyhoumlrde ndash von einschlaumlgigen Vorschriften in unzulaumlssishyger Weise abweichen erhebliche negative teilweise sogar existenzgefaumlhrdende Folgen fuumlr den Betroffeshynen haben koumlnnen Damit stellt ein solches staatlishyches Informationshandeln fuumlr den Betroffenen einen Grundrechtseingriff (Berufsfreiheit Art 12 Absatz 1 GG und Eingriff in den eingerichteten und ausgeuumlbshyten Gewerbebetrieb Art 14 GG) dar der nur auf der Grundlage einer gesetzlichen Ermaumlchtigungsgrundlashyge gerechtfertigt werden kann
Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
Das VIG ist nun die Antwort des Gesetzgebers um einerseits den Anspruumlchen der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Information uumlber Lebensmittel unter Nennung von Namen Hersteller Firma etc nachzukommen ohne gleichzeitig die Rechte der von dieser Auskunft Betroffenen aus dem Auge zu verlieren Letztendlich muss das Gesetz einen bdquoAusshygleichldquo zwischen den Grundrechten der Verbraucher und der Betroffenen herbeifuumlhren Dazu stellt der Gesetzgeber im VIG den zustaumlndigen Behoumlrden ein umfangreiches bdquoArsenalldquo an rechtlichen bdquoInstrumenshytenldquo zur Verfuumlgung um diesen Ausgleich unter Wahshyrung der Rechte aller Beteiligter herzustellen
So sieht das VIG neben den das Auskunftsrecht beshygruumlndenden Tatbestaumlnden auch Ausschlussshy und Beshyschraumlnkungsgruumlnde sowie Verfahrensvorschriften
vor die alle dem Ziel dienen innerhalb moumlglichst kurshyzer Fristen (1 Monat bzw 2 Monate bei Anhoumlrung Betroffener) eine Entscheidung uumlber das Auskunftsshybegehren eines Buumlrgers herbeizufuumlhren Dabei hat der Gesetzgeber eine Reihe von Bestimmungen in das VIG aufgenommen die die Entscheidung der Behoumlrden zugunsten einer Auskunft an die Verbraushycherinnen und Verbraucher praumljudizieren Er wird dashyrin bestaumlrkt durch die Rechtssprechung die auch beim VIG denjenigen der die Behoumlrde um Auskunft angeht nicht nur als Interessierten in bdquoeigenerldquo Sashyche ansieht sondern ihn weil er die Anfrage stellt auch als Sachwalter der Oumlffentlichkeit bezeichnet
Weiterhin hat der Gesetzgeber bestimmt dass Ausshykuumlnfte die Tatbestaumlnde offenbaren bei denen Rechtsverstoumlszlige bzw unzulaumlssige Abweichungen vorliegen nicht unter Berufung auf Betriebsshy und Geshyschaumlftsgeheimnisse vor einer Herausgabe der entshysprechenden Information geschuumltzt sind sie koumlnnen kuumlnftig auch waumlhrend laufender Verfahren selbst bei Strafverfahren (unter gewissen Voraussetzungen) vor Abschluss dieser Verfahren herausgegeben wershyden Immer dann wenn die Behoumlrde zur Auffassung gelangt dass das Interesse der Oumlffentlichkeit an der Bekanntgabe der Information uumlberwiegt sind laufenshyde Verfahren kein Hindernis die vorhandenen Daten preiszugeben Um in solchen Faumlllen das Verfahren zu beschleunigen koumlnnen die staatlichen Stellen sogar von der Anhoumlrung des von der Auskunft Betroffenen absehen Sollte der Betroffene nach Bekanntgabe der Entscheidung der Behoumlrde die Auskunft zu erteishylen hiergegen Rechtsmittel einlegen so haben diese keine aufschiebende Wirkung
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Von der Auskunftsbehoumlrde LGL wird dabei innerhalb kuumlrzester Fristen eine ganze Reihe von Verfahrensshyhandlungen Erhebungen Dokumentationen rechtlishychen Abwaumlgungen und Auslegungen unbestimmter Rechtsbegriffe gefordert Letztendlich muss trotz aller Vorgaben des VIG die darauf beruhende Inforshymation inhaltlich richtig sein dem Gebot der Sachshylichkeit entsprechen und im Hinblick auf die Ziele des Gesetzes ndash Verbesserung der Markttransparenz Eindaumlmmung der Lebensshy und Futtermittelskandale Optimierung und Foumlrderung von Maumlrkten und Wettshybewerbsstrukturen Verbesserung des Schutzes vor gesundheitlichen oder sonst unsicheren Erzeugnisshysen und Produkten Verbesserung des Schutzes vor Taumluschung beim Verkehr mit Erzeugnissen und Proshydukten ndash geeignet erforderlich und angemessen sein
FazitDas LGL hat sich auf diese neuen Herausforderunshygen eingestellt und eine Fuumllle von zum Teil recht umshyfangreichen Anfragen beantwortet Wie bei jedem neuen Gesetz so wurden auch hier einige auf dieshysem Gesetz basierende Entscheidungen des LGL und die in diesen Entscheidungen vertretenen rechtshylichen Auffassungen des Amtes zum Gegenstand von gerichtlichen Klagen gemacht In allen bisher entschiedenen Rechtsstreitigkeiten ndash einige wurden von den Klaumlgern zuruumlckgenommen ndash wurden dabei die Bescheide des LGL fuumlr rechtmaumlszligig erachtet Dies spricht fuumlr einen verantwortungsvollen Vollzug des Gesetzes durch das LGLDamit rundet sich das Bild der transparenten Behoumlrde LGL ab Aktive Information der Buumlrgerinnen und Buumlrger uumlber das
Internet portal fundierte fachliche Information uumlber Presse Rundfunk und Fernsehen sowie individuelle Auskuumlnfte an die Verbraucher uumlber alle beim LGL vorhandenen Daten zu Lebensshy und Futtermitteln Bedarfsgegenstaumlnden Kosmetika Wein und Vershybraucherprodukte wie zum Beispiel Haushaltsgeraumlte
Transparenz ist aber weit mehr als nur die Umsetshyzung eines Auskunftsanspruches Das Ziel zu verfolshygen eigenes Handeln so transparent wie moumlglich zu machen ist immer gleichzusetzen mit dem Selbstanshyspruch als gesellschaftlicher Akteur wahrgenommen zu werden und auf der Basis von gegenseitigem Vershytrauen in gesellschaftliche Meinungsbildungsprozesshyse einbezogen zu werden Fuumlr eine wissenschaftliche Landesbehoumlrde bedeutet dies dass ein moumlglichst weit gefaumlchertes Netzwerk in viele sehr unterschiedlishyche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hineinrashygen muss Zunaumlchst wird man verschiedenste Behoumlrshyden auf allen Verwaltungsebenen von kommunal bis europaumlisch fuumlr das natuumlrliche Habitat des LGL halten In der vergangenen Dekade haben wir uns aber nachshydruumlcklich darum bemuumlht gleichermaszligen als Akteur in der allgemeinen medialen Oumlffentlichkeit in Fachoumlfshyfentlichkeiten oder in der bdquoscientific communityldquo an Bedeutung zu gewinnen wie auch eine Vernetzung mit wichtigen gesellschaftlichen Kraumlften zu intensivieshyren mit denen uns verbindet dass wir alle ein Stuumlck Verantwortung fuumlr die oumlffentliche Gesundheit tragen Diesen Prozess der gesellschaftlichen VERNETZUNG verstehen wir als conditio sine qua non
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VERNETZUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
Vernetzung 90
Vernetzung
Gesundheit ndash gesundheitliche Vorsorge gesundheitshyliche Versorgung und Wiederherstellung Schaffung von gesundheitsfoumlrderlichen Lebenswelten ndash kann in modernen hochkomplexen Gesellschaften nicht mehr von einzelnen Akteuren alleine ins Werk geshysetzt werden Zudem umfassen Maszlignahmen der oumlfshyfentlichen Gesundheitspflege in einem aufgeklaumlrten Verstaumlndnis praktische und wissenschaftsorientierte Aspekte Beide Aspekte beziehen sich in einem sysshytemischen Zusammenhang aufeinander sind miteinshyander vernetzt und bieten Chancen fuumlr vielfaumlltige Syshynergien Der Anspruch bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo ist nur durch die partnerschaftliche Umsetzung von Maszligshynahmen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebeshynen und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereishychen einzuloumlsen
Gesundheit wird dabei nicht nur in den spezialisiershyten medizinischen Versorgungsstrukturen wiedershyhergestellt und gefoumlrdert sondern ganz entscheishydend auch in verschiedensten Lebenswelten in deshynen Menschen arbeiten leben und lieben (Ottawa Charta 1986) in Familien und Stadtvierteln in Schushylen und am Arbeitsplatz in unserer natuumlrlichen und sozial geschaffenen Umwelt Dieser Anspruch das Thema bdquoGesundheitldquo in alle Politikbereiche zu trashygen und eine Beruumlcksichtigung der gesundheitlichen Folgen bei den verschiedensten Entscheidungen auch auszligerhalb des Gesundheitswesens im engeren Sinn zu bewirken ist zu balancieren mit den Freiheishyten unserer demokratischen Grundordnung
Vor diesem Hintergrund hat das LGL fruumlhzeitig auf den Dialog und die Kooperation mit verschiedensten Partnern gesetzt mit Universitaumlten und wissenshyschaftlichen Fachgesellschaften mit Berufsverbaumlnshyden und Heilberufekammern mit anderen organishysierten Vertretern der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Vertretern aus Staumldten und Gemeinshyden und nicht zuletzt mit den Buumlrgern und Patienten selbst Ein wichtiges Instrument fuumlr die Umsetzung dieses partizipatorischen Ansatzes welcher auf die Kompetenz und Kooperation der gesellschaftlichen Akteure und das buumlrgerschaftliche Engagement von Einzelnen und Gruppen setzt sind die Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaften mit ihren geschaumlftsshyfuumlhrenden Stellen am LGL Derzeit etabliert sind die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) sowie die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) Im Aufbau befindet sich in Umsetzung eines Landtagsbeschlusses die Bayerishysche Plattform Versorgungsforschung mit Aufgaben im Bereich der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungsqualitaumlt in Bayern
LAGIIm Jahr 2006 wurde erstmals am LGL eine Landesshyarbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen die Bayerishysche Landesarbeitsgemeinschaft Impfen LAGI Vorshyausgegangen war die ndash im Bayerischen Impfkonzept 2005 formulierte und konsentierte ndash zentrale Aussashyge dass Impfpraumlvention eine gesamtgesellschaftlishyche Aufgabe ist und nur durch enge partnerschaftlishyche Zusammenarbeit aller Akteure mit Bezug zum
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Impfwesen erreicht werden kann Von ebenfalls zenshytraler Bedeutung fuumlr die Akzeptanz bei den Buumlrgerinshynen und Buumlrgern ist dabei ein Maximum an Glaubwuumlrshydigkeit und Transparenz was nur durch die Einbindung und Beachtung wissenschaftlicher Expertise und glaubhafter wirtschaftlicher Unabhaumlngigkeit moumlglich ist Mitglieder der LAGI sind Vertreter von Aumlrztevershybaumlnden (Hausaumlrzte Kinderaumlrzte Betriebsaumlrzte Reiseshymediziner Frauenaumlrzte Internisten) Koumlrperschaften (Aumlrztekammer Kassenaumlrztliche Vereinigung Bayern Apothekerkammer) Vertreterinnen des Hebammenshyverbandes des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes der Krankenkassen alle STIKOshyMitglieder aus Bayern sowie Vertreter der Wissenschaft Die Geschaumlftsfuumlhshyrung wird vom LGL wahrgenommen
Eine der ersten Aufgaben der sich die LAGI widmeshyte war die Entwicklung eines bayerischen Masernshyaktionsplans um so gemeinsam dem WHOshyAuftrag die komplikationsreiche Masernerkrankung zu elimishynieren in Bayern naumlher zu kommen Dafuumlr wurde beispielsweise ein Impferinnerungssystem bei Schulanfaumlngern durch Gesundheitsaumlmter in Zusamshymenarbeit mit den niedergelassenen Kindershy und Hausaumlrzten etabliert Auch die Surveillance von impfpraumlventablen Erkrankungen und Impfungen wurshyde verbessert So wurde erstmalig eine flaumlchendeshyckende Erfassung des Impfstatus von Sechstklaumlssshylern vorgenommen und seither jaumlhrlich wiederholt Der Aufbau des bdquoBayerischen Influenza Sentinelsldquo als Kooperation von ausgewaumlhlten niedergelassenen Praxen und dem LGL was erstmals laborgestuumltzt und zeitnah repraumlsentative Aussagen zu in Bayern kursierenden InfluenzashyErregern erlaubt ist eine weitere erfolgreiche Innovation
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Ein weiterer Schwerpunkt ist die intensivierte geshymeinsam getragene Oumlffentlichkeitsarbeit mit abgeshystimmten Broschuumlren Flyern zu aktuellen Impffrageshystellungen Veroumlffentlichungen in Zeitungen und Fachmedien sowie der Etablierung von Bayerischen Impfwochen Dies hat zu hoher Medienresonanz und einer erwuumlnschten positiven Sensibilisierung der Bevoumllkerung gefuumlhrt Zudem versteht sich die LAGI als Expertengremium in Bayern das sich bei konkreten Sachverhalten wie etwa bei der Influenzashypandemie wissenschaftlich austauscht und gemeinshysame Stellungnahmen erarbeitet
Die bisherigen Sitzungen und durchgefuumlhrten LAGIshyAktionen zeigen durch die rege Teilnahme die intenshysiven Diskussionen und die gemeinsam getragenen Veroumlffentlichungen eine hohe innere Akzeptanz Die zunehmenden Anfragen aus der Bevoumllkerung nach Informationsmaterialien sowie die Bitten um Ausshykuumlnfte bei Impffragestellungen spiegeln die wachshysende oumlffentliche Wahrnehmung der LAGI wider Somit besteht berechtigte Hoffnung dass die dershyzeitigen Impfdefizite in der bayerischen Bevoumllkerung durch die gemeinsamen Anstrengungen aller Akteushyre in der LAGI verringert werden koumlnnen und damit auch das Ziel der WHO die Masern in Europa und weltweit zu eliminieren mittelfristig erreichbar ist
LARE
Die 79 Konferenz der Gesundheitsminister der Laumlnshyder (GMK) hat im Jahr 2006 als eine der Antworten auf die draumlngende Herausforderung von Antibiotikashyresistenzen und nosokomialen Infektionen die bdquoEtabshylierung regionaler in der Summe flaumlchendeckender Netzwerke der beteiligten Akteure koordiniert durch den OumlGDldquo empfohlen Die Netzwerkbildung soll die Umsetzung vorhandener Richtlinien zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen insbesondere mit multiresistenten Erregern verbessern Regionale Netzwerke sollen den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den versorgenden Einrichtungen foumlrdern sodass auf diesem Weg das Uumlberleitungsmanagement vereinfacht und die Hygienekonzepte aufeinander abgestimmt werden koumlnnen
Im Dezember 2008 wurde daraufhin die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) gegruumlndet und ein erstes Konsensusstateshyment veroumlffentlicht Es ist das erklaumlrte Ziel dieses Netzwerkes das Vorkommen von MRSA und andeshyren multiresistenten Erregern in den Einrichtungen des Gesundheitswesens in Bayern zu verringern um so teils schwerwiegende mitunter toumldlich verlaufenshyde Erkrankungen zu verhindern (bdquodas Vermeidbare vermeidenldquo)
Derzeit 31 Mitglieder aus allen Bereichen der Geshysundheitsversorgung (Verbaumlnde Krankenkassen Klishyniken Universitaumlten ambulante und stationaumlre Pfleshyge niedergelassene Aumlrzte und andere) treffen sich zweimal jaumlhrlich und veranstalten jeweils im Dezemshy
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ber ein Symposium mit verschiedenen Schwershypunktthemen (2009 Multiresistente Erreger und Hyshygienemaszlignahmen 2010 Antibiotikamanagement und Qualitaumltssicherung sowie Hygiene 2011 Surshyveillance nosokomialer Infektionen sowie Netzshywerkaktivitaumlten in Bayern und Deutschland in Bezug auf MRSA und andere multiresistente Erreger)
Auf regionaler Ebene wurden Auftaktveranstaltunshygen zur Gruumlndung von regionalen Netzwerken unter der Leitung der Gesundheitsaumlmter in allen 76 Landshykreisen (Stand November 2011) durchgefuumlhrt In 29 Landkreisen haben sich diese Netzwerke bereits wiederholt getroffen und Informationen ausgeshytauscht Es wurden Probleme thematisiert und Initiashytiven zur Reduktion der Weiterverbreitung resistenshyter Erreger gestartet
Auszligerdem wurden innerhalb der LARE sieben Arshybeitsgruppen (AGs) gegruumlndet die sich mit verschieshydenen Aspekten des Problems der resistenten Erreshyger beschaumlftigen
bull Die AG Krankentransport hat es sich zum Ziel geshysetzt bayernweit einheitliche Empfehlungen zum Umgang mit multiresistenten Erregern (MRE) fuumlr Krankentransporte zu erarbeiten
bull In der AG Informationsweitergabe wurde die Uumlbershywindung der Schnittstellenproblematik als Ziel defishyniert Es soll sichergestellt werden dass bei der Verlegung eines Patienten der mit multiresistenten Erregern besiedelt oder infiziert ist diese Informatishyon an die entsprechenden Stellen also Krankenshytransportdienst Pflegeheim weiterbehandelnder Arzt und andere zuverlaumlssig weitergegeben wird
bull Die AG Standardisierte Fachinformationen zum Pashytientenmanagement bemuumlht sich um eine Vereinshyheitlichung der Information in Bezug auf den Umshygang mit multiresistenten Erregern in medizinishyschen Einrichtungen
bull Die Vereinheitlichung der Screeningshy und Sanieshyrungskonzepte im stationaumlren und ambulanten Beshyreich ist das zentrale Anliegen der AG Screening und Sanierung
bull Das Ziel der AG Rehabilitationseinrichtungen ist es eine Empfehlung zum Umgang mit MRSA und anshyderen MRE in den Rehabilitationseinrichtungen fuumlr die es derzeit keine Richtlinien des Robert Koch Institut gibt zu verfassen
bull Die AG Arbeitschutz und MRE hat bdquofrequently asked questionsldquo (FAQs) zum Thema MRSA und Arbeitsschutz zusammengestellt
bull Die juumlngste Arbeitsgruppe der LARE die AG Antishybiotic Stewardship wird sich um die Etablierung von Antibiotic StewardshipshyProgrammen in Bayern kuumlmmern die sich mit dem rationalen Einsatz von Antibiotika befassen
Im Rahmen der LAREshyAktivitaumlten wurde eine Homeshypage erstellt die seit Oktober 2009 auf den Seiten des bayerischen Landesamts fuumlr Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit zu finden ist (wwwlglbayerndegesundheitinfektionsschutzantibiotikaresistenshyzenlareindexhtm) Auf dieser Homepage stehen neben Informationen zur LARE und allgemeinem Hintergrundwissen auch die verschiedenen spezifishyschen Dokumente und Arbeitsergebnisse der Arshybeitsgruppen zur Verfuumlgung
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LAHOK
Die Gefahr der absichtlichen Freisetzung von lebensshybedrohlichen teilweise hochkontagioumlsen Infektionsshyerregern durch einen bioterroristischen Anschlag wie auch die Einschleppung und Ausbreitung durch den internationalen Warenshy und Reiseverkehr konshyfrontiert Mediziner mit Krankheiten die in Deutschshyland nicht oder nicht mehr heimisch sind und stellt auch den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayern vor Herausforderungen Neben Bacillus anthracis Yersinia pestis Francisella tularensis und Orthopoxshyviren ist dabei aus reisemedizinischer Sicht auch an Rickettsia spp dimorphe Hyphomyceten Coronavishyren (SARS) Arenaviren Bunyaviren Hantaviren Naishyroviren Phleboviren Flavishy und Filoviren und andere mehr zu denken Die moumlglichen Szenarien reichen von infizierten Einzelpersonen bis hin zu seuchenhafshyten Ausbruumlchen epidemischen Ausmaszliges
Vor diesem Hintergrund konstituierte sich mit Untershystuumltzung durch das damalige StMUGV am 27 Noshyvember 2008 die Bayerische Landesarbeitsgemeinshyschaft zu hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten (LAHOK) als Kompetenznetzwerk in dem die in Bayern vorhandene Expertise zur Praumlvention Erkenshynung Bekaumlmpfung und Erforschung von lebensbeshydrohlichen hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten unter der Koordination des LGL gebuumlndelt ist
LAHOKshyMitglieder sind unter anderem die beiden bayerischen Behandlungszentren fuumlr hochkontagioumlse Infektionskrankheiten im Krankenhaus MuumlnchenshySchwabing und an der Missionsaumlrztlichen Klinik Wuumlrzburg alle bayerischen Lehrstuumlhle fuumlr Bakterioshy
logie beziehungsweise Virologie das Konsiliarlabor fuumlr Pest das Tropeninstitut und das Institut fuumlr Rechtsmedizin der LMU Muumlnchen das Institut fuumlr Mikrobiologie der Bundeswehr in Muumlnchen Vertreshyter des OumlGD und der Rettungsdienste an den beiden Standorten der Behandlungszentren beziehungsweishyse an bayerischen Flughaumlfen mit signifikantem intershynationalen Reiseverkehr der Flughafenmedizinische Dienst des Flughafens Muumlnchen die Bayerische Landesaumlrztekammer ein Vertreter der Staumlndigen Arshybeitsgemeinschaft der Kompetenzshy und Behandshylungszentren (StAKoB) und die Sachgebiete GE1 2 und 4 des LGL
Neben der konzeptionellen Arbeit und der Pflege eishynes Labornetzwerkes werden von der LAHOK regelshymaumlszligig Fortbildungsveranstaltungen fuumlr den OumlGD und andere Berufsgruppen mit Aufgaben aus dem Bereich hochkontagioumlser Infektionskrankheiten durchgefuumlhrt Die Task Force Infektiologie des LGL kann zudem auf die medizinischshyklinische Expertise der akademischen LAHOKshyInstitutionen als bdquoHintershygrunddienstldquo zuruumlckgreifen Sie ist selbst 24 Stunshyden am Tag und sieben Tage die Woche fuumlr den OumlGD in Bayern erreichbar
Die Plattform Versorgungsforschung Der demografische Wandel die steigende Lebensshyerwartung medizinische Innovationen und die Vershyaumlnderungen im Krankheitsspektrum in der Bevoumllkeshyrung stellen groszlige Herausforderungen fuumlr das Geshysundheitssystem in Bayern dar Der Bedarf an Leisshytungen in der Gesundheitsversorgung nimmt aufgrund dieser Entwicklungen kontinuierlich zu
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Es gilt die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und die Kooperation uumlber sektoshyrale Grenzen der Versorgung hinweg zu intensivieren
Der Bayerische Landtag hat 2011 uumlber die Situation beraten und beschlossen die bdquoVersorgungsforshyschung im Freistaat Bayern weiterzuentwickelnldquo Die Staatsregierung wurde aufgefordert eine Inforshymationsplattform uumlber die Maszlignahmen der Versorshygungsforschung im Gesundheitswesen des Freishystaats Bayern zu errichten Nach diesem Beschluss sollen bdquoaufbauend auf die erfolgreiche Gesundheitsshyberichterstattung (GBE) des Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit folgende Schritte unternommen werden
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Beim Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit wird im Rahmen der GBE eine Datenbank zur Versorgungsforschung im Freistaat Bayern aufshygebaut
Im Rahmen eines geeigneten Fachgremiums wershyden die Kompetenzen der Wissenschaft und weiteshyrer Beteiligter im Gesundheitswesen etwa in Form einer Landesarbeitsgemeinschaft ndash vergleichbar der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen ndash einbezogen und vernetztldquo (Beschluss des Bayerischen Landshytags vom 17 Maumlrz 2011 Drucksache 168005)
Zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde ein neues Sachgebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonoshymie Gesundheitssystemanalyseldquo beim Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im August 2011 konstituiert Von diesem Sachgebiet werden die Fachkonzepte fuumlr die geplante Landesarshybeitsgemeinschaft zur Gesundheitsversorgungsforshyschung und die neue Internetplattform Versorgungsforshyschung erstellt und umgesetzt Diese Aktivitaumlten sind ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Gesundheitsshystrategie die in der Regierungserklaumlrung bdquoGesundshyheitsland Bayern ndash neue Strategien fuumlr eine menschlishyche Medizinldquo des Gesundheitsministers am 20 Oktoshyber 2011 im Bayerischen Landtag vorgestellt wurde
Die erfolgreiche Ausgestaltung der dargestellten Lanshydesarbeitsgemeinschaften sind Lohn und Verpflichshytung fuumlr die kooperierenden gesellschaftlichen Partshyner wie auch fuumlr die damit betrauten Mitarbeiter des LGL zugleich Das LGL dankt allen Beteiligten fuumlr die kooperative durchaus auch kritische und dabei imshymer konstruktive Zusammenarbeit in diesen Foren
Eine andere und zugleich besondere Form der Vershynetzung besteht in der Funktion des LGL als Fachbeshyhoumlrde fuumlr Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit auf der einen Seite und als Arbeitgeber fuumlr uumlber 1000 Beshyschaumlftigte auf der anderen Seite Betriebliches Geshysundheitsmanagement muss nicht nur in das ArbeitsshyschutzmanagementsystemshyKonzept OHRIS das fuumlr unsere bdquoKundenldquo die bayerischen Betriebe erstellt wurde integriert werden das LGL ist hier auch sein eigener Kunde und steht in der Pflicht die nach aushyszligen gerichteten Empfehlungen fuumlr betriebliches Geshysundheitsmanagement auch nach innen umzusetzen
Betriebliches Gesundheitsschutz-management (BGM)
Wirtschaftlicher technologischer demografischer Wandel Unsere Lebensshy und Arbeitswelten befinshyden sich in mehrfacher Hinsicht im Umbruch Die zushynehmende Geschwindigkeit des wirtschaftlichen und technologischen Wandels mit seinen Verschieshybungen hin zu Wissensshy und Dienstleistungsaufgashyben laumlsst sich vor allem durch Merkmale wie Arshybeitsverdichtung und Flexibilisierung kennzeichnen Infolgedessen nehmen die psychischen Anforderunshygen im Beruf deutlich zu Wie kann die psychische und auch koumlrperliche Gesundheit der Beschaumlftigten unter diesen Umstaumlnden erhalten und verbessert werden Dies ist umso wichtiger angesichts des deshymografischen Wandels Wie kann verhindert wershyden dass immer mehr Beschaumlftigte vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden wo doch das geshysetzliche Rentenalter sukzessive auf 67 Jahre hershyaufgesetzt wird und die Fehlzeitenentwicklung posishytiv beeinflusst werden kann
Immer mehr Unternehmen und Organisationen stelshylen sich dieser Herausforderung indem sie Konzepte des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Gesundheitsfoumlrderung implementieren womit bdquoalle gemeinsamen Maszlignahmen von Arbeitgebern Arbeitnehmern und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatzldquo (Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundshyheitsfoumlrderung in der Europaumlischen Union) gemeint sind In Ergaumlnzung und Unterstuumltzung des klassishyschen Arbeitsshy und Gesundheitsschutzes werden dabei in systematischer Form alle gesundheitsbezoshy
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genen Aktivitaumlten einer Organisation vernetzt und zielgerichtet in einem kontinuierlichen Verbesseshyrungsprozess weiter entwickelt
Gesundheitsmanagement nach Innen
Das LGL als Landesgesundheitsbehoumlrde auch zushystaumlndig fuumlr den Bereich Arbeitsmedizin ist an dieser Stelle besonders gefordert 2010 hat das LGL damit begonnen ein Betriebliches Gesundheitsschutzmashynagement (BGM) fuumlr die eigenen Beschaumlftigten einshyzurichten
Im Mittelpunkt steht das eigenverantwortliche geshysundheitsfoumlrderliche Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Foumlrderung gesundheitsshygerechter Arbeitsverhaumlltnisse einschlieszliglich einer gesundheitsorientierten Organisation Fuumlhrungskulshytur und die Beteiligung der Beschaumlftigten Der Geshysundheitsgedanke soll im Leitbild des LGL verankert und im Arbeitsalltag gelebt werden
Um Problemfelder und Handlungsbedarf fuumlr gesundshyheitsshy und leistungsfoumlrderliche Veraumlnderungen zu ershymitteln und geeignete Maszlignahmen ableiten zu koumlnshynen wurde von Mitte Mai bis Mitte Juni 2011 eine anonyme schriftliche Befragung aller Beschaumlftigten durchgefuumlhrt
Es wurde ein speziell fuumlr das LGL entwickelter Frashygebogen eingesetzt der die Themenbereiche koumlrshyperliche Beschwerden psychische Belastungen und Beanspruchungen Arbeitsorganisation Verantworshytungsbereich Fuumlhrungsverhalten Entwicklungsmoumlgshylichkeiten sowie Wuumlnsche zu gesundheitsfoumlrderlishychen Aktivitaumlten wie etwa Aktivpausen oder Yoga und zu Vorsorgeuntersuchungen beinhaltete Die Auswertung und Ergebnispraumlsentation erfolgte uumlber ein externes Institut
Nun werden geeignete Strukturen entwickelt um passende Maszlignahmen aus den Ergebnissen abzuleishy
ten umzusetzen und spaumlter zu evaluieren und um das BGM als einen mitarbeitergetragenen Prozess im LGL fest zu verankern
Gesundheitsmanagement nach Auszligen
Eine nach auszligen gerichtete Aktivitaumlt des LGL in dieshysem Bereich ist mit dem GesundheitsmanagementshysystemshyKonzept GABEGS verknuumlpft
Das Bayerische Staatsministerium fuumlr Arbeit und Soshyzialordnung Familie und Frauen (StMAS) hat in der Vergangenheit den Handlungsleitfaden bdquoGanzheitlishyches Betriebliches Gesundheitsmanagementsystem (GABEGS)ldquo entwickelt der Unternehmen in Bayern dabei unterstuumltzen soll die Gesundheit ihrer Beshyschaumlftigten nachhaltig zu schuumltzen Damit GABEGS problemlos in vorhandene Managementsysteme fuumlr Qualitaumlt fuumlr Umwelt und fuumlr den Arbeitsschutz inteshygriert werden kann wurde das LGL 2010 beauftragt GABEGS mit den Anforderungen eines Manageshymentsystems kompatibel zu machen
Dazu wurden in einem ersten Schritt die Voraussetshyzungen Anforderungen und gewuumlnschten Resultate von GABEGS abgeleitet die die Abbildung auf Seite 100 im Uumlberblick zeigt Veraumlnderungen in der Arshybeitswelt und der demografische Wandel stellen Unshyternehmen vor neue Herausforderungen Gesunde leistungsbereite und motivierte Mitarbeiter sind die zentrale Voraussetzung fuumlr den Unternehmensershyfolg und dazu kann wesentlich ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement beitragen
Wie Untersuchungen zeigen sind die Verantworshytung der Unternehmensleitung Mitarbeiterbeteilishygung transparente Ablaumlufe und ein kontinuierlicher Prozess der Evaluation und Verbesserung zentrale Erfolgsbedingungen fuumlr ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement Die Abbildung auf Seite 101 zeigt den ManagementshyZyklus und alle Systemshyelemente von GABEGS Alle Elemente wurden in einem Systemhandbuch definiert und beschrieben und es wurden die Anforderungen an die betriebshylichen Akteure zur Umsetzung vor Ort erlaumlutert
Besonderer Wert wurde darauf gelegt in das System element bdquoPlanung und Umsetzungldquo aktuelle Themen wie bdquodemografische Entwicklungldquo bdquoaltersshy und alternsgerechte Arbeitsbedingungenldquo bdquopsychishysche Belastungenldquo bdquogesundheitsfoumlrderliches Fuumlhshyrungsverhaltenldquo und bdquoWorkshyLifeshyBalanceldquo als eigenshystaumlndige Subelemente zu integrieren und damit deshyren Bedeutung herauszustellen
Einen hohen Stellenwert nehmen im GABEGSshySysshytem die verschiedenen Formen der MitarbeitershyPartishyzipation ein Eine zentrale Rolle bei der Erfassung gesundheitlicher Aspekte im Unternehmen stellt die Mitarbeiterbefragung dar Die Beschaumlftigten erhalten dadurch Gelegenheit uumlber ihre Belastungen Resshysourcen und Beschwerden ausfuumlhrlich Auskunft zu geben Auch die Etablierung eines betrieblichen Vorshyschlagswesens ist eine geeignete Maszlignahme das kreative Potenzial der eigenen Mitarbeiter zu nutzen um ihr Arbeitsumfeld zu optimieren
Mithilfe des neu gestalteten GABEGSshySystems ist es fuumlr bayerische Betriebe moumlglich das eigene beshytriebliche Gesundheitsmanagementsystem evaluieshyren zu lassen bis hin zur Anerkennung per Zertifikat durch das zustaumlndige Gewerbeaufsichtsamt
Eine moumlglichst weite Verbreitung betrieblicher Geshysundheitsmanagementsysteme gliedert sich nahtlos in das Primaumlrziel des LGL ein Rahmenbedingungen fuumlr eine gesunde Zukunft zu schaffen Wenn es um die Formulierung von Zielen fuumlr die ZUKUNFT des LGL selber geht lohnt auch ein Blick auf die Verganshygenheit und die Entwicklung die das LGL seither geshynommen hat
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VERGANGENHEIT amp ZUKUNFT
Vergangenheit amp Zukunft 104
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Vergangenheit amp Zukunft
Moderne Gesellschaften benoumltigen zum Schutz der Gesundheit ihrer Bevoumllkerungen zunehmend speziashylisierte Prozesse und Funktionen Die wachsende gesellschaftliche Komplexitaumlt der wissenschaftlichshytechnische Fortschritt und vielfaumlltige Austauschshy und Kommunikationsprozesse zwischen staatlichen Stelshylen und gesellschaftlichen Partnern stellen die entshysprechenden Funktionstraumlger vor neue Herausfordeshyrungen Dies beinhaltet auch Herausforderungen an staatliches Handeln in Krisenlagen
Das LGL stellt in seiner Struktur eine in Deutschland auf Landesebene einzigartige Buumlndelung von Kapazishytaumlten und Kompetenzen im Bereich der Lebensmitshytelsicherheit und des Verbraucherschutzes und zum Schutz und zur Foumlrderung der Gesundheit von Mensch und Tier dar Zehn Jahre LGL sind Anlass fuumlr eine Ruumlckschau und einen Blick in die Zukunft
Schutz und Foumlrderung der oumlffentli-chen Gesundheit im Wandel der Zeit
Der Ansatz einer wissenschaftsbasierten rationalen Gesundheitssicherung auf Ebene der Bevoumllkerung hat in der Vergangenheit groszlige Erfolge mit sich geshybracht So zeigen langfristige statistische Zeitreihen der letzten 300 Jahre weltweit einen stetigen Zushywachs der Lebenserwartung Beispiele wie die Ausshyrottung der Pocken die weitgehende Verdraumlngung der Poliomyelitis und der starke Ruumlckgang der Tubershykulose illustrieren im Bereich des Infektionsschutzes diese Erfolge Dabei waren ndash um das Beispiel der Tushy
berkulose aufzugreifen ndash groszlige Erfolge aus Sicht der Bevoumllkerungsmedizin bereits erreicht bevor 1944 Streptomycin und 1954 Isoniazid und Paraaminosalishycylsaumlure als wirksame Therapeutika verfuumlgbar wurshyden Diese haben dann noch einmal mehr zum Ershyfolg im Kampf gegen diese bedruumlckende Infektionsshykrankheit beigetragen
Bei den Bemuumlhungen um die oumlffentliche Gesundheit (bdquoPublic Healthldquo) lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden Waumlhrend in den Jahrhunderten bis zur Aufklaumlrung die Maszlignahmen zum Schutz von bdquoWasser Boden und Luftldquo im Wesentlichen in Quashyrantaumlne und Isolationsmaszlignahmen sowie in kommushynalen Verordnungen standen begann mit der Aufklaumlshyrung eine modernen Anspruumlchen entsprechende bdquoHygienephaseldquo Diese erreichte in Muumlnchen unter Max von Pettenkofer mit seinem weltweit ersten HygieneshyInstitut einen ersten Houmlhepunkt und wiedeshyrum weltweit ausstrahlenden Kristallisationskern Im Deutschen Kaiserreich schloss sich daran eine Phashyse der Organisation der Sozialversicherungssysteme mit groszligen positiven Einfluumlssen auf die Bevoumllkeshyrungsgesundheit an die Organisation von Krankenshyversicherung Unfallversicherung und Arbeitslosenshyversicherung auch als BismarckshySystem der Sozialshyversicherung bezeichnet Diese wurde in der zweishyten Haumllfte des 20 Jahrhunderts noch durch die Pflegeversicherung ergaumlnzt
Im Zuge der groszligen Fortschritte im Bereich der klinishyschen Medizin und der individuellen Therapien entshywickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg eine indishyvidualistischshytherapeutische Phase von Public HealthOumlffentliche Gesundheitspflege Kennzeichen
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dieser Phase sind Reihenuntersuchungen wie die RoumlngtenshyReihenuntersuchung bei der Tuberkulose sowie bevoumllkerungsweite Impfprogramme welche zu den genannten Erfolgen bei Pocken Poliomyelitis und Tuberkulose sowie bei einer Reihe anderer Inshyfektionskrankheiten gefuumlhrt haben
Gegen Ende des 20 Jahrhunderts wurde diese Phashyse von einer systemischen Phase abgeloumlst Dahinter steht die Einsicht dass Gesundheit nicht nur in der Verantwortung des Einzelnen liegt und durch den Zugang einzelner Personen zu individuellen Gesundshyheitsleistungen umfassend geschaffen wird sonshydern vielmehr das Ergebnis von systemischen Bezieshyhungen und Zusammenhaumlngen ist
Regulierungen im Bereich der umweltmedizinischen Vorsorge im Bereich der Versorgung mit sicherem und gesundem Trinkwasser und sicheren und gesunshyden Nahrungsmitteln in der Verkehrssicherheit und im Freizeitbereich liegen auszligerhalb des Einflussbeshyreichs einzelner Personen und oftmals im Zustaumlndigshykeitsbereich staatlichen Handelns Hinzu kommt dass Gesundheit auch stark von Wirtschaftssektoren auszligerhalb des Gesundheitsbereichs beeinflusst wird Ein Beispiel hierfuumlr ist die Einfuumlhrung der Gurtpflicht im Individualverkehr welche fuumlr die Automobilinshydustrie nur geringe Mehrkosten verursacht in ihren gesundheitlichen Auswirkungen jedoch groszlige posishytive Folgen hat Weitere Beispiele betreffen die beshyrufsgenossenschaftlichen Sicherungspflichten am Arbeitsplatz oder auch die Nichtraucherschutzshy Gesetzgebung sowie die vielfaumlltigen gesetzlichen Regelungen im Bereich der Produktsicherheit der Lebensmittelsicherheit und der Tiergesundheit
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Gruumlndungsvater Pettenkofer
Die ersten Anfaumlnge staatlicher Fachbehoumlrden auf dem Gebiet des Gesundheitsshy und Verbraucherschutshyzes in Bayern reichen in die zweite Haumllfte des 19 Jahrhunderts zuruumlck Durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 27 Januar 1884ldquo wurden zuerst die bdquoBayerishyschen Untersuchungsanstalten fuumlr Nahrungsshy und Geshynussmittelldquo errichtet Es war der bereits erwaumlhnte Max von Pettenkofer der den Auftrag zur Umsetzung dieser Verordnung erhielt Pettenkofer der urspruumlngshylich Pharmazie Naturwissenschaften und Medizin studiert hatte war an der LudwigshyMaximiliansshyUnishyversitaumlt Muumlnchen 1847 zunaumlchst zum Professor fuumlr medizinische Chemie ernannt worden und hatte dort als erster deutscher Professor fuumlr Hygiene 1876 bis 1879 das erste Hygieneinstitut aufgebaut In Umsetshyzung der oben genannten Verordnung etablierte er 1884 drei staatliche chemische Untersuchungsanstalshyten an den drei Landesuniversitaumlten in Muumlnchen Ershylangen und Wuumlrzburg
Nach der Chemie folgte fuumlr den Bereich der Humanshymedizin durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 31 Aushygust 1910ldquo die Errichtung von bdquoKoumlniglich Bakterioloshygischen Untersuchungsanstaltenldquo in Verbindung mit den Hygieneinstituten der drei Landesuniversitaumlten Schlieszliglich wurde fuumlr den Bereich der Veterinaumlrmedishyzin aufgrund bdquoKoumlniglicher Verordnung vom 5 Juni 1913ldquo die bdquoKoumlniglich Bayerische Veterinaumlrpolizeiliche Anstaltldquo in Oberschleiszligheim errichtet die 1950 zur bdquoBayerischen Landesanstalt fuumlr Tierseuchenbeshykaumlmpfungldquo erhoben wurde
Bis Ende der 30ershyJahre des 20 Jahrhunderts waren die jeweiligen Lehrstuhlinhaber fuumlr Pharmazie und Anshygewandte Chemie bzw fuumlr Hygiene stets zugleich auch Direktoren der jeweiligen staatlichen chemishyschen bzw bakteriologischen Untersuchungsanstalshyten in Muumlnchen Erlangen und Wuumlrzburg 1945 wurde diese Personalunion in allen Faumlllen aufgegeben Die damaligen Untersuchungsanstalten wurden von der Einflusssphaumlre der Universitaumlten geloumlst und untershystanden damit direkt dem Bayerischen Staatsministeshyrium des Innern In der Folgezeit kam 1947 in Reshygensburg ein urspruumlnglich privates Institut als staatlishyche bakteriologische Untersuchungsanstalt hinzu und es wurden 1962 in Augsburg sowie 1964 in Regensshyburg ehemals staumldtische Einrichtungen zu staatlichen chemischen Untersuchungsanstalten erhoben Insgeshysamt existierten ab Mitte der 60ershyJahre in Bayern insgesamt 11 staatliche Untersuchungsaumlmter 5 cheshymische (Augsburg Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) 4 bakteriologsiche (Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) und 2 veterinaumlrmedizinische Untersuchungsanstalten (neben Oberschleiszligheim war ein Standort in Nuumlrnberg hinzugekommen)
Die LandesuntersuchungsaumlmterAb Ende der 60ershyJahre beschaumlftigte sich die im Bayerischen Staatsministerium des Innern zustaumlndishyge Abteilung fuumlr Gesundheitswesen und Verbraushycherschutz mit einer Reform dieser Struktur einer Vielzahl relativ kleiner und weitgehend unabhaumlngig voneinander arbeitender chemischer medizinischer und veterinaumlrmedizinischer Untersuchungseinrichshytungen Anlass waren auch zunehmend fachuumlbershygreifende Fragestellungen (zum Beispiel komplexe
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chemische Ruumlckstandsuntersuchungen unter andeshyrem zum Einsatz oumlstrogenwirksamer Substanzen in der Kaumllbermast im Bereich der Veterinaumlrmedizin) die immer kostspieliger werdende instrumentelle Analytik (zum Beispiel GCshy MSshy NMRshyAnalytik) die damit einhergehende zunehmende Spezialisierung der Mitarbeiter und nicht zuletzt Sparzwaumlnge im Staatshaushalt Im Ergebnis fuumlhrten die damaligen Reformuumlberlegungen zur Gruumlndung zweier bdquoLandesshyuntersuchungsaumlmter fuumlr das Gesundheitswesenldquo in Suumldbayern (Oberschleiszligheim) und Nordbayern
(Erlangen) die aufgrund der Durchfuumlhrungsverordshynung zum Vollzug des Lebensmittelrechts vom 16031973 mit Wirkung vom 01011974 errichtet wurden In diesen beiden ndash fuumlr damalige Verhaumlltnisshyse ndash bdquoSuperbehoumlrdenldquo war ein interdisziplinaumlrer Ansatz zwischen Chemie Humanshy und Veterinaumlrshymedizin moumlglich Die bayerischen Landesuntersushychungsaumlmter waren bundesweit einmalig und ershylangten bald Vorbildfunktion fuumlr die Organisation der entsprechenden Fachbehoumlrden in anderen Laumlndern
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Die Struktur der LUAuml blieb uumlber viele Jahre und auch uumlber einen Ressortwechsel in die Zustaumlndigkeit des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Arbeit und Sozishyalordnung Familie und Frauen (StMAS) hinweg ershyhalten Im Jahr 1999 wurde das 25shyjaumlhrige Jubilaumlum mit einem Symposium in Oberschleiszligheim gefeiert Im Laufe der Jahre war soweit erforderlich immer wieder ein Wandel ggf eine Anpassung der Aufgashybenstellungen erfolgt Bemerkenswert ist insbesonshydere die Entwicklung ergaumlnzend zu den ganz im Vorshydergrund stehenden Laboruntersuchungen auch theshyoretisch wissenschaftliche Aufgabenfelder zu bearshybeiten wie zum Beispiel im Bereich der Toxikologie ab 1992 oder der Epidemiologie ab Ende der 1990ershyJahre
Aufbruch zum LGLAusgangspunkt fuumlr die Schaffung des heutigen LGL durch Fusion der beiden LUAuml Nord und Suumld war die bdquoBSEshyKriseldquo im Jahr 2000 Bereits seit Mitte der 1980ershyJahre war BSE in Groszligbritannien bekannt bis 1992 war dort ein Anstieg auf uumlber 36000 Faumllle zu verzeichnen (anschlieszligend nahm die Zahl mit Einshyfuumlhrung eines Tiermehlfuumltterungsverbots wieder ab) Verdachtsfaumllle in Deutschland die bereits Anshyfang der 1990ershyJahre bekannt geworden waren waren zunaumlchst nicht adaumlquat untersucht worden Erst im November 2000 wurde der erste deutsche Fall (in SchleswigshyHolstein) mittels Schnelltest den die Laumlnder zuvor abgelehnt hatten nachgewiesen Daraufhin beschloss das bayerische Kabinett noch im Dezember des selben Jahres ein Maszlignahmenshybuumlndel das unter anderem die Errichtung eines bdquoLandesamts fuumlr Lebensmittelsicherheitldquo beinhalteshy
te (Ministerratsbeschluss vom 29122000) Es war rasch klar dass ein solches Landesamt im Wesentlishychen aus den bestehenden LUAuml entstehen wuumlrde Mit bdquoVerordnung uumlber die Einrichtung der Bayerishyschen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmitshytelsicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmterverordshynung shy LAVshyUGV)ldquo vom 27 November 2001 wurde das LGL schlieszliglich gegruumlndet Zu dem im Rahmen der inhaltlichen Neuausrichtungen gegenwaumlrtig Ershyreichten einschlieszliglich einer Unterstuumltzung der bdquoReshyakademisierungldquo des OumlGD und des Aufbaus einer Pettenkofer School of Public Health sei auf die entshysprechenden Beitraumlge verwiesen
Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
Kennzeichen von modernen bzw bdquopostmodernenldquo Gesellschaften sind eine zunehmende Oumlkonomisieshyrung und Medialisierung der gesellschaftlichen Proshyzesse Diese wirken sich auch unmittelbar oder mitshytelbar auf die Taumltigkeit im Bereich der Bevoumllkerungsshygesundheit aus Probleme lassen sich nicht mehr nur isoliert in ihren gesundheitlichen Bezuumlgen analyshysieren und angehen Zunehmend wichtig ist die gleichzeitige Beobachtung und Mitgestaltung des soziooumlkonomischen und insbesondere auch des kommunikativen Kontextes Die mediale Wahrnehshymung und Diskussion gesundheitlicher Fragestellunshygen hat zunehmend Bedeutung fuumlr den Erfolg geshysundheitspolitischer und bevoumllkerungsmedizinischer Konzepte Der Blickwinkel auf die Gesundheit der Bevoumllkerung weitet sich damit zunehmend Dabei
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muumlssen unveraumlndert Faktoren auf individueller Ebeshyne betrachtet werden ndash ein Beispiel hierfuumlr ist das Neugeborenenscreening auf angeborene Stoffwechshyseldefekte Derartige individuelle Aspekte werden auch in ihren sozialen Bezuumlgen wirksam Als Beispiel seien hier Altersbilder und Geschlechterrollen geshynannt Um diesen Kern legen sich individuell gewaumlhlshyte und zu verantwortende Lebensstile Diese wershyden oft innerhalb von sozialen und gesellschaftlichen Bezuumlgen realisiert zum Teil auch von solchen Netzen beeinflusst Gestaltet werden diese Bedinshygungen durch allgemeine Lebensshy und Arbeitsbedinshygungen welche von der Versorgung mit sicheren und gesundheitsfoumlrderlichen Lebensmitteln uumlber das Erziehungssystem die Arbeitsmarktsituation und die allgemeinen Arbeitsbedingungen bis zu den spezifishyschen Dienstleistungen der gesundheitlichen Versorshygung reichen Diese Bausteine sind wiederum eingebettet in einen noch allgemeineren soziooumlkonoshymischen kulturellen umweltbezogenen und politishyschen Rahmen
Der Nutzen einer solchen umfassenden Betrachshytungsweise Staatliche und gesellschaftliche Funktishyonen im Dienst an der Bevoumllkerungsgesundheit koumlnshynen sich diesen Zusammenhaumlngen nicht entziehen Eine moderne PublicshyHealthshyBehoumlrde wie sie der Auftrag auch an das Bayerische Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit ist muss vorshybereitet sein um diesen komplexen Strukturen mit einer angemessenen fachlichen Struktur und entshysprechenden Spezialisierungen zu entsprechen
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Das bedeutet dass am LGL zum Beispiel Expertisen vorgehalten werden muumlssen welche neben den spezifischen und hoch technisierten Laboruntershysuchungen auch mediale sozialshywissenschaftliche oumlkonomische epidemiologische versorgungsorienshytierte gesundheitspolitische und praumlventionsorienshytierte Expertisen umfassen Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend
One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
Der Auftrag an Public Health wurde vom USshyAmerishykanischen Institute of Medicine auf die kurze Formel gebracht Bedingungen schaffen in denen Menshyschen gesund sein koumlnnen Diese kurze Formulieshyrung lohnt eine naumlhere Betrachtung Sie beinhaltet die Einsicht dass Gesundheit nicht nur von einzelnen Menschen in Eigenverantwortung gestaltet werden kann sondern dass es oftmals Bedingungen sind welche groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Menshyschen in Bevoumllkerungen und Bevoumllkerungsgruppen haben Im weiteren kommt die Einsicht dazu dass die Bedingungen nicht schicksalhaft gegeben oder hinzunehmen sind sondern durchaus und in zunehshymenden Maszlige von Gesellschaften in gemeinsamer Verantwortung gestaltet werden koumlnnen Als weiteshyrer Punkt kommt die Fokussierung auf den Menshyschen dazu welcher Mitte und Maszlig allen staatlichen und gesellschaftlichen Handelns ist Zu beachten ist auch die Fokussierung auf Gesundheit und nicht Krankheit Weiter zu beachten ist dass diese geshymeinsamen gesellschaftlichen Anstrengungen in eishynem Rahmen individueller und kollektiver Freiheiten
und Rechte verwirklicht werden muumlssen Gesundheit ist kein Diktat sondern eine Chance Diese bdquoLebensshychance auf Gesundheitldquo soll allen Menschen in gleishychem Maszlige eroumlffnet werden ohne Zwang
Fuumlr das LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in einem sich einigenden Europa der Regionen gelten auch sich herausbildende Erwartungen an gesellshyschaftliche Institutionen Im Vordergrund steht dabei eine Dienstleistungsorientierung Dabei sind sowohl externe Klienten (Kunden) wie Ministerien Medien andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Partner zu beruumlcksichtigen als auch interne Klienten Kolleshygen andere staatliche Institutionen Projekte denen zugearbeitet wird und gesetzliche und regulatorische Vorgaben die zu erfuumlllen sind Daraus ergibt sich eine Fuumllle von nachgefragten Leistungen spezialishysierte Laborshy und NichtshyLaborfunktionen Konzeptshy und Strategieentwicklungen Bewertungen von Aktishyvitaumlten der Vernetzung sowie in der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in der Forschung und insbesondere auch der Tranfer wissenschaftlicher Erkenntnis
New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
Die Aufgabenfelder einer solchen neuen Public Health (New Public Health) umfassen dabei in einer ersten Orientierung die Bereiche von
bull Gesundheitsschutzbull Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderungbull Steuerung und Stewardship in einem
Gesundheits(Versorgungsshy)system
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Durch ein Taumltigwerden in allen drei Bereichen wird dem Auftrag nachgekommen Bedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnen Besondere Herausforderungen ergeben sich fuumlr das LGL durch die kompetente Uumlbernahme von staatlishychen Aufgaben in einem modernen Verstaumlndnis indishyrekter Stewardship bzw Governance in der fachlishychen Bewertung und Erzeugung wissenschaftlicher Evidenz in der konzeptionellen Entwicklung und im gezielten Ansprechen von Settings und Sektoren Daraus ergeben sich Vernetzungsanspruumlche innershyhalb des LGL welche klassische Strukturen wie Abshyteilungen Sachgebiete und Sachbereiche uumlbershyschreiten
Damit zeichnen sich neun Entwicklungsfelder ab welche fuumlr eine zukuumlnftige Ausrichtung des LGL von besonderer Bedeutung sind
1 Die Herausforderung von bdquoProblem und Kontextldquo insbesondere auch in der Risikoshy und Krisenkomshymunikation
2 Die Staumlrkung von vorausschauendem proshyaktiven gegenuumlber nur reaktivem Handeln
3 Die weitere Staumlrkung von Wissenschaftlichkeit Unabhaumlngigkeit und Transparenz als Arbeitsgrundshysaumltze im Innenshy und Auszligenverhaumlltnis
4 Der Ausbau von Kooperationen bei gleichzeitiger Staumlrkung der Eigenverantwortung
5 Die Weiterentwicklung von staatlichen Kontrollshyfunktionen zu FeedbackshyElementen innerhalb eishynes umfassenden Qualitaumltsmanagements
6 Die Faumlhigkeit zur kurzfristigen Bildung von Projektshyorientierten MatrixshyStrukturen bei komplexen Frashygestellungen und Krisen
7 Die Faumlhigkeit zur kritischen Nutzung und ggf Ershystellung von systematischen problemorientierten Wissenssynthesen (systematische Uumlbersichten Health Impact Assessment Health Technology Assessment und andere mehr)
8 Die Staumlrkung und noch bessere Verankerung der Belange der Bevoumllkerungsgesundheit an akademishyschen Einrichtungen in Bayern
9 Die dreifache Positionierung des LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in Bayern innerhalb der deutschen Laumlnder und innerhalb eines sich einishygenden Europas
Herausforderungen die uns die naumlchsten zehn Jahre und wohl auch daruumlber hinaus begleiten werden und die wenn sie erfolgreich bearbeitet sind wiederum den Weg frei machen fuumlr neue jetzt noch unbekannshyte Fragen
CHRONOLOGIE
Chronologie 114
Gesundheit
20022003bull Aufbau der Meldestelle fuumlr Bayern nach dem Infektionsshy
schutzgesetz ab 2001 mit anfangs jaumlhrlich 30000 Melshydungen kontinuierlicher Anstieg bis zu fast 100000 Meldefaumlllen im Jahr 2009
bull Uumlbernahme der Koordinierung und Auswertung der Schulshyeingangsuntersuchung an jaumlhrlich circa 120000 Kindern in Bayern
bull Aufbau des sogenannten Tracking auf Vollstaumlndigkeit im Neu geborenenscreening (jaumlhrlich circa 105000 neugeboshyrene Kinder)
bull Aufbau von hygieneshy infektiologieshy pharmazieuumlbershywachungsshy praumlventionsshy und umweltmedizinbezogenen Kompetenzzentren sowie epidemiologischer Kompetenz zum Beispiel zur Bewertung von Krankheitshaumlufungen (Clustern)
bull Aufnahme der im bayerischen OumlGDshyGesetz vorgeseheshynen Gesundheitsberichterstattung
bull Uumlbernahme der Aufgaben als Benannte und Unabhaumlngige Stelle nach Trinkwasserverordnung 2001 und der Beshyrichtspflicht gemaumlszlig Trinkwasserverordnung und Europaumlshyischer Badegewaumlsserrichtlinie
bull Uumlbernahme der Qualitaumltssicherung in der Arzneimittelshyuumlberwachung Bayern (interne Audits Dokumentenmanashygement Berichtspflichten Statistik der Verbrauchershybeschwerden Arzneimittelrisiken und Beanstandungen in Bayern gemaumlszlig VAW 121101) Koordination und Controlshyling (Erstellung von Jahresstatistiken Mitwirkung bei der Planung Durchfuumlhrung und Berichterstattung der Inspekshytionen durch die Regierungen)
2004bull Aufbau der GesundheitsshyMonitoringshyEinheiten (GME) fuumlr
Bayern mit Steuerung und Datenmanagement am LGL und Durchfuumlhrung umfangreicher Surveys mit jaumlhrlich cirshyca 6000 Kindern
2005bull Verlagerung des bdquoRapid Alert Systemsldquo (RASshySystem)
zur Abwehr von Arzneimittelrisiken vom StMUGV an das LGL Uumlbernahme der Erstellung der Statistik bdquoZahl der pharmazeutischen Betriebe und Einrichtungen in Bayernldquo aus dem StMUGV
bull Aufbau der Taskforce Infektiologie mit 24 StundenTag und 7 TageWoche Erreichbarkeit
bull Uumlbernahme der Planung Unterstuumltzung und Evaluation der infektionshygienischen Uumlberwachung von medizinishyschen und sonstigen Einrichtungen durch die Gesundshyheitsaumlmter in Bayern
bull Entwicklung und Implementierung eines elektronischen Datenaustauschsystemes fuumlr Trinkwasserdaten
bull Uumlbernahme der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen gemaumlszlig Trinkwasserverordnung 2001
bull Uumlbernahme der Leistelle Praumlvention zur Begutachtung Betreuung Qualitaumltssicherung und Evaluation von Proshyjekten im Rahmen der neu ausgerichteten Gesundheitsshyinitiative GesundLebenBayern
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI)
2006
116
bull Betrieb eines Hochsicherheitslabors der Stufe BSL 3
bull Aufbau einer behoumlrdenuumlbergreifenden Uumlberwachung der Medizinprodukteaufbereitung
bull Einfuumlhrung eines Qualitaumltszirkels Trinkwasser fuumlr die Geshysundheitsaumlmter
bull Aufbau einer Einheit zur analytischen Umsetzung und Beshywertung des HumanshyBiomonitorings fuumlr den OumlGD
2007bull Einrichtung des Konsiliarlabors fuumlr Diphtherie in Abstimshy
mung mit Bund und Laumlndern Verankerung im EUshySurveilshylanceshyNetzwerk fuumlr Diphtherie (DIPshyNET)
bull Verlagerung des Systems zur Abwehr von Medizinprodukshyterisiken sowie von Risiken durch Blutshy und Blutprodukte nach dem Transfusionsgesetz
bull Mitveranstaltung des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft fuumlr Sozialmedizin und Praumlvention sowie der Deutschen Gesellschaft fuumlr medizinische Dokumentation und Information in Augsburg in Verbindung mit dem LGLshyKongress fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayshyern mit insgesamt 1700 Teilnehmern
bull Einbindung der humanmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaften zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) und der Landesarbeitsgemeinshyschaft MultiResistente Erreger (LARE)
bull Aufbau und Betrieb eines bayernweiten Impferinnerungsshysystems in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsaumlmtern
2008
bull Einrichtung des Nationalen Referenzzentrums fuumlr Borre li shyen in Abstimmung mit Bund und Laumlndern und des Konshysiliarlabors fuumlr Ehrlichien in Abstimmung mit Bund und Laumlndern
bull Aufbau eines Labornetzwerkes fuumlr bioterroristisch releshyvante Keime
bull Umsetzung der novellierten EUshyBadegewaumlsserrichtlinie einschlieszliglich erweiterter Berichtspflicht
bull Erstellung und kontinuierliche Pflege eines elektronischen Handbuchs fuumlr den OumlGD zur fachlichen Qualitaumltssicheshyrung der Arbeit der Gesundheitsaumlmter (Uumlbernahme aus dem StMUG)
bull Koordination des vom StMUG gefoumlrderten Forschungsshyverbunds Vectorshyborne Infectious Diseases in Climate Change Investigations (VICCI) zum Thema bdquoGesundheitshyliche Folgen des Klimawandels in Bayernldquo
bull Betreuung von Trainees nach Akkreditierung als Ausbilshydungsstaumltte im Rahmen des europaumlischen Ausbildungsshyprogramms fuumlr Infektionsepidemiologie (EPIET)
bull Betreuung der Gesundheitsaumlmter bei der Gruumlndung regioshynaler Netzwerke gegen multiresistente Erreger und Ausshyweitung der Bemuumlhungen um die Standardisierung des Managements resistenter Erreger in Kliniken mittels einer Checklistenshygestuumltzen Begehung
bull Integration des Nationalen Referenz Zentrums fuumlr Borrelien und der beiden Konsiliarlaboratorien fuumlr Diphtherie und Ehrlichien in die 2009 neu etablierten RKIshyReferenznetzshywerke
bull Ausweitung des Trackings des NeugeborenenshyHoumlrscreeshynings aus den Modellregionen Oberfranken und Oberpfalz nunmehr bayernweit mit mehrfacher Geburtenzahl
2009
117
bull Aufbau eines laborgestuumltzten bayernweiten InfluenzashySentinels mit Beteiligung von aumlrztlichen Praxen in den Landkreisen (Steuerung am LGL)
bull Aufbau und Betrieb eines S3shyHochsicherheitslabors auch im Bereich Gentechnik im Rahmen der experimentellen Uumlberwachung gentechnischer Anlagen beim Vollzug des Gentechnikgesetzes
bull Buumlndelung der in Bayern angesiedelten Ressourcen durch Kooperationen mit bayerischen Universitaumlten im Dienst der oumlffentlichen Gesundheit (Pettenkofer School of Public Health)
bull Uumlbernahme der Informationspflichten des StMUG an die Zentralstelle der Laumlnder fuumlr Gesundheitsschule uumlber die im Arzneimittelbereich in Bayern taumltigen Behoumlrden Ershyweiterung der Arzneimitteluntersuchungsstelle um die routinemaumlszligige Untersuchung von Medizinprodukten (Planproben shy VO (EG) 7652008) geplant Erstellung von Jahresstatistiken uumlber die Uumlberwachung der Medizinproshydukte in Bayern
bull Durchfuumlhrung von Projekten im Bereich Gesundheitsshyschutzshy und Gesundheitsvorsorge im Rahmen der Nutshyzung neuer Technologien wie zum Beispiel der Nanotechshynologie im Auftrag des StMUG uumlbergreifende toxikologishysche Risikoabschaumltzung durch Verknuumlpfung von Belasshytungsdaten aus allen fuumlr den Menschen relevanten Zufuhrpfaden
bull Ausbau der umweltmedizinischen Gesundheitsvorsorge bei wissenschaftlich diskutierten neuen Belastungsshyszenarien unter Beruumlcksichtung sensibler Gruppen wie Allergiker Neugeborene und Kleinkinder durch Aufbau von neuen Methoden und orientierenden Messungen in unterschiedlichen Matrizes (wie Hausstaub Koumlrpergeweshyben)
bull Uumlbertragung der Aufgaben im Bereich der Stillfoumlrderung in Bayern mit zahlreichen Einzelmaszlignahmen
bull Aufbau der Spezialeinheit Infektionshygiene umfangshyreiche Aufgabenmehrung im Zusammenhang mit der Bayshyerischen MedHygV
bull Einrichtung einer Bruumlckenprofessur bdquoPublic Health Policy amp Administrationldquo an der LMU Muumlnchen im Rahmen der von LGL Helmholtzzentrum Muumlnchen und LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen gemeinsam getragenen Petshytenkofer School of Public Health (PSPH)
2010
2011bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoVersorgungsqualitaumlt
Gesundheitsoumlkonomie Gesundheitssystemanalysenldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit in Vorbereitung auf eine neue Dienststelle in Nuumlrnberg (Haus der Gesundheit Bayern)
bull Einrichtung eines webbasierten Gesundheitsatlas Bayern mit einer Vielzahl geografisch gegliederter gesundheitsreshylevanter Zahlen und Indikatoren
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerische Gesundshyheitsagenturldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur bayerischen Gesundheitswirtschaft mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerisches Zentrum fuumlr Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (ZPG)ldquo am Lanshydesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur Landesshyzentrale fuumlr Gesundheit Bayern e V und weiteren Partshynern in Wissenschaft Praxis und Politik mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
2012
118
bull Uumlbertragung der Funktion eines Kommunalbuumlros fuumlr die aumlrztliche Versorgung im laumlndlichen Raum an das Sachshygebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonomie Geshysundheitssystemanalysenldquo zur Unterstuumltzung der Komshymunen und zur Mitgestaltung der im neu verabschiedeten Versorgungsstrukturgesetz vorgesehenen Handlungsshyspielraumlume der Laumlnder
Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Antraumlge fuumlr neuartige Lebensmittel
bull Mitarbeit am Europaumlischen Netzwerk fuumlr GVO Laborashytorien (ENGL) auf Grundlage der Verordnung (EG) Nr 18292003 uumlber genetisch veraumlnderte Lebensmittel und Futtermittel
bull Zusaumltzliche Uumlberpruumlfung der umfangreichen Mitteilungsshypflichten uumlber Inhaltsstoffe in Tabakerzeugnissen nach Tabakproduktverordnung und Uumlberpruumlfung der Zulassung von Pruumlflaboratorien (ab 2003)
bull Initiierung der Veranstaltungsreihe bdquoSchleiszligheimer Foshyrumldquo
bull Beginn der systematischen Untersuchung von Lebensshymitteln auf Acrylamid im Rahmen eines bundesweiten Minimierungskonzeptes
20022003
2003bull Beginn des nach EUshyRecht notwendigen Verfahrens zur
Validierung von Untersuchungsmethoden zum Nachweis von Tierarzneimittelruumlckstaumlnden
bull Einfuumlhrung der Untersuchungspflicht von Streptomycin in Honig nach Anwendung dieses Antibiotikums zur Feuershybrandbekaumlmpfung waumlhrend der Obstbluumlte Zusammenshyarbeit und Informationsaustausch mit den Bodenseeshyanrainern BadenshyWuumlrttemberg Schweizer Kantonen und dem Land Vorarlberg
bull Einfuumlhrung von Schwerpunktlaboren fuumlr Untersuchungen verschiedener Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
bull Schaffung des Arbeitskreises bdquoBier und Bieraumlhnliche Geshytraumlnkeldquo an der Dienststelle Wuumlrzburg In diesem Arbeitsshykreis sind Personen der Uumlberwachung und der Brauwirtshyschaft vertreten
bull Etablierung der miniaturisierten Multimethode (QuEshyChERS) fuumlr Pflanzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzshylichen Lebensmitteln
bull Breite Einfuumlhrung der LCshyMSMSshyTechnik in der Ruumlckshystandsanalytik mit einer deutlichen Erweiterung des Wirkshystoffspektrums
bull Konzentration der Blutalkoholuntersuchungen fuumlr ganz Bayshyern am Standort Erlangen (jaumlhrlich circa 25000 Blutproben)
bull Aufnahme der Kontrolle der Kennzeichnung von gentechshynisch veraumlnderten Futtermitteln
bull Nationale Zulassung als erstes und bisher einziges deutshysches Olivenoumllpanel in der amtlichen Lebensmitteluumlbershywachung
bull Beginn der Betreuung und Durchfuumlhrung zahlreicher durch das StMUG gefoumlrderter Projekte zur Entwicklung moderner Untersuchungsverfahren im Lebensmittelbeshyreich sowie der Betreuung von Diplomshy Mastershy und Dokshytorarbeiten in Kooperation mit der LMU Muumlnchen der TU Muumlnchen und der Tieraumlrztlichen Hochschule Hannover der FAU Erlangen und FraunhofershyInstituten
2004
119
bull Nachweis des ersten nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnderten Organismus (Papaya) in Europa
bull Aufbau und Akkreditierung des einheitlichen Qualitaumltsshymanagementsystems
2005bull Verstaumlrkte Untersuchung von Bedarfsgegenstaumlnden und
Kosmetika aufgrund ihrer Einbeziehung in nationale Kontshyrollprogramme (Bundesweiter Uumlberwachungsplan (BUumlp) ab 2005 Bundesweites Monitoring ab 2010)
bull Verlagerung der Kontaktstelle Bayerns im EUshySchnellshywarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel vom StMUG an das LGL damit Uumlbernahme neuer Steuerungsaufgaben in der Lebensmitteluumlberwachung verbunden Sichtung von circa 9000 Meldungen und Bearbeitung von circa 650 Vorshygaumlngen jaumlhrlich
bull Aufbau des Arbeitsbereichs bdquoMarktuumlberwachung im stofflichen Verbraucherschutzldquo und Implementierung in das Sachgebiet bdquoBedarfsgegenstaumlndeldquo
bull Uumlbernahme des Nachweises von gentechnisch veraumlndershyten Bestandteilen in Saatgut Uumlbernahme Experimentelle Kontrolle von GVOshyFreisetzungen
bull Ersterstellung eines Handbuchs zur Durchfuumlhrung des Nashytionalen Ruumlckstandskontrollplans (NRKP) in Bayern und der Uumlbertragung der Gesamtzustaumlndigkeit fuumlr die Planung aller NRKPshyProben in Bayern und Verteilung dieser Proshyben auf die Kreise und kreisfreien Staumldte auf der Basis stashytistischer Daten zu Tierbestaumlnden und Schlachtungen
bull Implementierung einer regelmaumlszligigen Absicherung aller Hemmstoffshypositiven Proben in Bayern mit Nachweis und Bewertung vorhandener Antibiotikaruumlckstaumlnde
bull Einfuumlhrung zahlreicher Projekte und Sonderprogramme wie zum Beispiel das EUshyProjekt bdquoTRACEldquo
bull Initiierung einer regelmaumlszligigen Fachtagung Gentechnik fuumlr Umwelt und Verbraucherschutz
bull Systematische risikoorientierte Beurteilung der NahrungsshyergaumlnzungsmittelshyAnzeigen bayerischer Inverkehrbringer
bull Mitarbeit an der Neukonzeption der Datenuumlbermittlung in der amtlichen Lebensmittelshy und Veterinaumlruumlberwachung auf Bundesebene
bull Erstmalige Beteiligung an einem EUshyTwinningshyProjekt in der Tuumlrkei dem zahlreiche weitere folgen
bull Koordinierung des bundesweiten Systems fuumlr die zentrale Erfassung von Ausbruumlchen lebensmittelbedingter Infektishyonen und Intoxikationen fuumlr den Freistaat Bayern (ZEVALI BELA) als neue Aufgabe des LGL
bull Einrichtung und Betreuung einer Verbraucherhotline fuumlr Hinweise zur Lebensmittelsicherheit
bull Einrichtung und Betreuung einer InternetshyPlattform bdquoLeshybensmittelwarnungenldquo fuumlr oumlffentliche Ruumlckrufe in Abshystimmung mit dem StMUG ab 2010 eigene Zustaumlndigkeit des LGL
bull Einrichtung des Notfallhandys bdquoLebensmittelldquo (24hshy Rufbereitschaft des LGL)
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Lebensmittelldquo zur Koorshydinierung von fachgebietsuumlbergreifenden Fragestellunshygen (Untersuchungen und Bewertungen) und Erarbeitung gemeinsamer Konzepte
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Wasserldquo als abteilungsshyuumlbergreifende Schnittstelle fuumlr wasserchemische Frageshystellungen und Kontaktstelle zum StMUG
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Anzeigen fuumlr neue Nahrungsshyergaumlnzungsmittel
2006
120
bull Durchfuumlhrung der gemaumlszlig TAppV vorgeschriebenen praktishyschen Ausbildung von TiermedizinshyStudenten in der oumlfshyfentlichen Veterinaumlrverwaltung in den Laborbereichen des LGL
bull Einrichtung der bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo am LGL mit zunaumlchst auf 35 Personen konzipierter Persoshynalstaumlrke als Dienstleister Entwicklung von Schwachstelshylenanalysen und Uumlberwachungskonzepten fachliche und rechtliche Unterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden im Einzelshyfall sowie Koordination des Krisenmanagements in Bayern fuumlr den Lebensmittelbereich
bull Sukzessiver Uumlbergang der Aufgaben des Mobilen Veterishynaumlrdienstes Bayern auf die Spezialeinheit in den Bereishychen Lebensmittelshy und Fleischhygiene Tierseuchen und Tierarzneimittel
bull Beginn von Kontrollprojekten wie zum Beispiel des Projekts bdquoEUshyzugelassene Kuumlhlhaumluserldquo
bull Weiterbildung der Mitarbeiter der Spezialeinheit zu Ermittshylungspersonen der Staatsanwaltschaft
bull Uumlbertragung der Zustaumlndigkeit fuumlr uumlberregionale Kontrollshymaszlignahmen im Lebensmittelbereich (Betriebskontrollen einschlieszliglich Dokumentenkontrollen)
bull Beginn von breit angelegten Untersuchungen von zimthalshytigen Lebensmitteln auf Cumarin wegen haumlufigen Uumlbershyschreitungen des Grenzwertes der Aromenverordnung
bull Etablierung einer empfindlichen Analysemethode fuumlr pershyfluorierte Verbindungen in tierischen und pflanzlichen Leshybensmitteln und Trinkwasser Beginn von Schwerpunktshy und Hintergrunduntersuchungen zur Erkennung von Probshylemgebieten und Unterstuumltzung von Minimierungsmaszligshynahmen
bull Etablierung der Analytik dioxinshyaumlhnlicher Polychlorierter Biphenyle (dl_PCB) mit GCshyHRMS
bull Etablierung des Arbeitskreises bdquoMykotoxineldquo zwischen Zoll Kreisverwaltungsbehoumlrden Regierungen Ministeshyrium und LGL
bull Koordination und Ausschreibung fuumlr eine landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Verbraucherschutz Projekt TIZIAN wird am LGL entwickelt und an den KVB in Bayern implementiert und durch das LGL administriert (derzeit circa 2000 Benutzer)
bull Uumlbernahme der Aufgabe des Qualitaumltsmanagementbeshyauftragten Bayern
bull Tieraumlrztliche Weiterbildungsstaumltte fuumlr die Gebiete Lebensshymittel (Fachtierarzt fuumlr Lebensmittel) und Fleischhygiene (Fachtierarzt fuumlr Fleischhygiene)
bull Einrichtung eines runden Tisches von LGL und LFL zum Erfahrungsshy und Wissenstransfer von Kenntnissen im Bereich der Pflanzenschutzmittel
bull Entwicklung und Durchfuumlhrung eines Jahreskontrollproshygramms zur Organisation von risikoorientierten Kontrollen uumlberregional taumltiger Lebensmittelbetriebe
bull Aufarbeitung Koordination und Aufklaumlrung von groszligen auch in den Medien viel beachteten bdquoLebensmittelskanshydalenldquo
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Qualitaumltszirkels bdquoTierische Nebenprodukteldquo
bull Einfuumlhrung eines investigativen Ansatzes in die Lebensshymitteluumlberwachung unter anderem durch langfristige Abshyordnung eines Kriminalpolizisten zur Spezialeinheit (Multishyplikatorenfunktion)
bull Aufbau eines Netzwerkes mit Staatsanwaltschaften Polishyzeishy und Zollbehoumlrden Hospitationen von Mitarbeitern der Spezialeinheit bei Dienststellen der Kriminalpolizei und
2007
121
des Zolls Einrichtung staumlndiger Arbeitsgruppen mit der Zollverwaltung
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Arbeitskreises bdquoWildldquo gemeinsam mit anderen im gesundheitlichen Vershybraucherschutz taumltigen Behoumlrden Entwicklung eines bayshyernweit einheitlichen Konzeptes zur effizienten Uumlberwashychung von Wildbetrieben
bull Uumlberfuumlhrung des bisherigen Jahreskontrollprogramms in ein formalisiertes bdquoKontrollprogramm Lebensmittelsichershyheitldquo das 108 Betriebe umfasst und das unterschiedliche Arten von Risiken in einem DreishySaumlulenshyModell abbildet stufenweise Umsetzung ab 01012008
bull Weiterer Aufbau des Personalkoumlrpers der Spezialeinheit auf circa 90 Mitarbeiter intensives Einarbeiten dieser Mitshyarbeiter in die Verwaltung und Organisation des gesundshyheitlichen Verbraucherschutzes nach Erreichen der Pershysonalsollstaumlrke jaumlhrlich circa 300 Kontrollen von groszligen Lebensmittelbetrieben (Kontrollumfang und Kontrolltiefe in neuer Qualitaumlt)
bull Einfuumlhrung projektierter Schwerpunktuntersuchungen nach konkreten Risikoprofilen
bull Beurteilung der Erstpruumlfberichte von NovelshyFoodshyAntraumlshygen
bull Einrichtung eines Arbeitskreises der mit der Analytik von perfluorierten Verbindungen befassten Stellen in Bayern (LfU LGL Fraunhofer Institut IVV und weitere) zur Abshystimmung und Weiterentwicklung der Analytik dieser neu als Umweltkontaminanten in den Brennpunkt geruumlckten Verbindungen
bull Etablierung der Bestimmung von Kontaminanten (Diisoshybutylphthalat und Photoinitiatoren) in Papierverpackungen und darin verpackten Lebensmitteln (Uumlberpruumlfung der Wirkung der freiwilligen Selbstverpflichtung der Industshyrie)
2008bull Uumlbernahme der Informationspflichten im Rahmen des
Verbraucherinformationsgesetzes
bull Aufbau eines Importkontrollplans und Aufnahme von Ruumlckshystandsuntersuchungen bei importierten Lebensmitteln
bull Einfuumlhrung eines neuen Laborinformationsshy und ManageshymentshySystems LIMSshyZ (als Pilotprojekt im TrinkwassershyBereich)
bull Einfuumlhrung verstaumlrkter Schwerpunktkontrollen (zum Beishyspiel in Wild beshy und verarbeitenden Betrieben sowie in Brauereien Baumlckereien und bei Teeherstellern und Imporshyteuren)
bull Weiterentwicklung des Qualitaumltsmanagementsystems fuumlr die bayerische Lebensmitteluumlberwachung und Veterishynaumlrfachverwaltung durch Neuentwicklung und Anpasshysung von Pruumlflisten und Verfahrensanweisungen
bull Erstmals Vorbereitung und Begleitung von FVOshyInspektishyonen
bull bdquoMelaminshySkandalldquo in China Schwerpunktkontrollen fuumlr Lebensmittel aus Asien mit Milchbestandteilen und Saumlugshylingsmilchprodukten allgemein
bull Erweiterung des bdquoNotfallhandy Lebensmittelldquo zur zentrashylen Alarmierungsstelle fuumlr Lebensshy und Futtermittelsishycherheit (24hshyRufbereitschaft in Bayern fuumlr alle Vorgaumlnge im Bereich Lebensshy und Futtermittel Tiergesundheit)
bull Verstaumlrkte Einfuhrkontrollen fuumlr bdquoauffaumllligeldquo pflanzliche Lebensmittel
bull Uumlbernahme der Aufgabe der Rechtsfoumlrmlichkeitspruumlfung von zu genehmigenden neuen oder uumlberarbeiteten QualishytaumltsmanagementshyDokumenten im gesundheitlichen Vershybraucherschutz und im Veterinaumlrwesen
2009
122
bull Vermehrter Umfang der Pruumlfung von Dokumentationen zu GMP und Konformitaumlt im Sinne der VO (EG) 19352004 VO (EG) 20232006 Richtlinie 200719EG im Bereich Bedarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Erstellung und Umsetzung eines Konzepts zur Uumlberwashychung der Anforderungen zu Good Manufacturing Practice im Lebensmittelbedarfsgegenstaumlndebereich in Bayern
bull Einbindung von Betriebskontrollprogrammen in das BUumlp unter intensiver Mitwirkung des LGL
bull Abschluss des EUshyProjekts TRACE (Tracing food commoshydities in Europe)
2010bull Einrichtung und Betreuung der zentralen Anlaufstelle fuumlr
Bayern in Fragen der Ausstellung von Veterinaumlrzertifikaten bei der Einshy Ausshy und Durchfuhr sowie Beratung und Unshyterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden (Koordination Vereinshyheitlichung)
bull Gesamtleitung des Projektes bdquoAkkreditierung von Trichishynenuntersuchungsstellenldquo
bull Uumlbertragung des Projekts bdquoRisikoorientierte Fleischuntershysuchungldquo vom StMUG an das LGL
bull Beurteilung der gesundheitsbezogenen Angaben nach HealthshyClaimsshyVerordnung unter Beruumlcksichtigung von aktuellen Gutachten der EFSA
bull Einfuumlhrung von Betriebskontrollen zur Dokumentenpruumlshyfung im Hinblick auf GMP und Konformitaumlt im Bereich Beshydarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Analytische Differenzierung verschiedener Bindungsforshymen von Elementen zur Unterscheidung ihrer Toxizitaumlt
bull Etablierung der Gruppenmethode fuumlr hoch polare Pflanshyzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzlichen Lebensmitteln
2011bull Benennung der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit als
zentrale Koordinierungsstelle in Bayern bei der Bewaumlltishygung von Krisenfaumlllen (zum Beispiel Dioxine in Futtermitshyteln EHEC) Zentrale Sichtung und Auswertung aller einshygehenden Informationen Aufbereitung der Informationen fuumlr die VorshyOrtshyBehoumlrden zentrale Steuerung von Probeshynahmen Betriebskontrollen Ruumlckverfolgungen von Washyrenstroumlmen etc
bull Betreuung der bundesweiten Plattform wwwlebensmitshytelwarnungde auf der oumlffentliche Warnungen vor nicht sicheren Lebensmitteln veroumlffentlicht werden soweit beshytroffene Lebensmittel in Bayern im Verkehr sind
bull Optimierung der EHECshyDiagnostik bei Lebensmitteln
bull Buumlndelung der chemischen Analytik von Trinkshy und Badeshywasser fuumlr Bayern am Standort Erlangen
bull Implementierung eines LGLshyspezifischen Probenplantools in die landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Vershybraucherschutz Das Projekt wird am LGL entwickelt von circa 100 wissenschaftlichen Sachverstaumlndigen genutzt und ermoumlglicht die direkte Datenkommunikation von Proshybenanforderungen bei den KVB in Bayern Das Tool wird durch das LGL administriert
bull Beginn des Sonderuntersuchungsprogramms bdquoPflanzenshyschutzmittelruumlckstaumlnde und deren Metabolite in Trinkshywasserldquo zur Statuserhebung der Qualitaumlt des bayerischen Trinkwassers
bull Etablierung der Analytik bromierter Flammschutzmittel in Lebensmitteln mittels hochaufloumlsender Massenspektroshymetrie
2012
123
Veterinaumlrwesen
2002bull Einrichtung einer Fachgruppe Tierschutz am LGL zur fachshy
lichshywissenschaftlichen Unterstuumltzung der bayerischen Veterinaumlrbehoumlrden
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Erlangen als Weiterbildungsstaumltte
2003bull Privatisierung der BSEshyPflichttests Etablierung des sogeshy
nannten LaborshyDatenscreenings alle zwei Jahre europashyweite Ausschreibung der LaborshyDienstleistungen sowie bayernweites Controlling derselben (inklusive regelmaumlszligishyger Laborbegehungen)
bull Einrichtung und Leitung des Arbeitskreises bdquoBayerische Sachkundepruumlfungldquo im Bereich Tierschutz
bull Zulassung als Weiterbildungsstaumltte zum Fachtierarzt fuumlr Tierschutz
bull Umsetzung der neuen TierschutzHundeVO durch Bereitshystellung von Vollzugshinweisen
2004bull erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshy
bildung der Amtstieraumlrzte Veterinaumlrassistenten und Vershywaltungsbeamten im Bereich Tierschutz
bull Mitarbeit in BundLaumlndershyArbeitsgruppen zur TierschutzshySchlachtverordnung und zur Durchfuumlhrung von Tierboumlrsen sowie in der LaumlndershyProjektgruppe Nutztierkontrollen
bull Akkreditierung der diagnostischen Laborbereiche nach DIN EN ISOIEC 17025
2005bull Start und Steuerung des freiwilligen BVDMDshyBekaumlmpshy
fungsverfahren in Bayern und Durchfuumlhrung der anfallenshyden Laboruntersuchungen (circa 12500 von circa 50000 milchviehhaltenden Betrieben nehmen teil jaumlhrlich circa 132000 Untersuchungen)
bull Kooperationsvertrag mit der Tieraumlrztlichen Fakultaumlt der LMU Muumlnchen
bull Beginn des LangzeitshyMonitoring zum Influenza AshyVirusgeshyschehen in Wildvoumlgeln
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Obershyschleiszligheim als Weiterbildungsstaumltte
bull Beginn der Begehungen der bayerischen Zoos im Zusamshymenhang mit der Umsetzung der Richtlinie 199922EG
bull Einbindung der veterinaumlrmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufloumlsung des MVD (=mobiler Veterinaumlrdienst) alle Aufshygaben des MVD werden auf das LGL uumlbertragen (neben dem Bereich Lebensmittel auch in den Bereichen Tierseushychenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln)
bull Aktualisierung und Uumlberarbeitung der Tierseuchenbeshykaumlmpfungshandbuumlcher
bull Weiterentwicklung tierschutzkonformer Toumltungsverfahshyren fuumlr den Tierseuchenfall
2006
124
bull Anschaffung einer mobilen Elektrotoumltungsanlage fuumlr Geshyfluumlgel und Regelung von Einsatz und Wartung auch der bereits vorhandenen Geraumltschaften
bull Etablierung von sogenannten Spezialistengruppen mit Spezialwissen fuumlr die Bekaumlmpfung von Tierseuchen (neshyben der bereits bestehenden Gruppe der Epidemiologen Etablierung einer Gruppe von Spezialisten fuumlr die Toumltung im Tierseuchenfall fuumlr Reinigung und Desinfektion und fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalles)
bull Beginn der regelmaumlszligigen Schulung der Spezialistengruppen
bull Erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshybildung der Amtstieraumlrzte und Veterinaumlrassistenten in den Bereichen Tierseuchenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln
bull Mitarbeit in BundshyLaumlndershyArbeitsgruppen Maulshy und Klaushyenseuche Klassische Schweinepest und Toumltung im Seushychenfall
bull Uumlbertragung der Steuerung des behoumlrdlichen Verfahrens zur Abgabe der Varroabekaumlmpfungsmittel auf das LGL
bull Wildvogelsterben aufgrund der H5N1shyInfluenzainfektioshynen (Vogelgrippe) setzt den Start fuumlr langfristige Untersushychungen des LGL in Kooperation mit dem Bayerischen Jagdverband zur Bedeutung einheimischer Wildtiere als Reservoir fuumlr Infektionserreger
2007bull Einstellung der am LGL durchgefuumlhrten BSEshyUntersushy
chungen
bull Ausbruch der Gefluumlgelpest bei Hausenten Durchfuumlhrung der Laboruntersuchungen und Koordinierung der aufshygrund von Gefluumlgelpest erforderlichen Toumltungsaktionen in Mittelfranken der Oberpfalz und Niederbayern und Untershystuumltzung vor Ort
bull Beginn der Schwerpunktkontrollen der Tierschutzbestimshymungen in Schlachtbetrieben
bull Inbetriebnahme des Hochsicherheitstrakts in der Veterishynaumlrpathologie (Fuchsbandwurm Tollwut)
bull Konzeption und Beginn einer flaumlchendeckenden Tuberkushylinisierung aller Rinder uumlber drei Jahre in einigen Landkreishysen des bayerischen Allgaumlus (TuberkuloseshyProjekt bis Fruumlhjahr 2009)
bull 2007 und 2008 Ausbruch der Blauzungenkrankheit mit umfangreicher Labordiagnostik in Pathologie und Viroloshygie
bull Erarbeitung von Musterauflagen fuumlr Zirkusbetriebe und erstmalige Anwendung im Erlaubnisverfahren fuumlr einen groszligen bayerischen Zirkus
bull Uumlbertragung der Vergabe der bundesweiten MKSshyVakzishynebank an das LGL (Vertragsdauer 4 Jahre)
bull Beschaffung von BTshyImpfstoff fuumlr eine flaumlchendeckende Impfung in Bayern (urspruumlngliche Beschaffung fuumlr risikooshyrientierte Impfung) Verteilung des BTshyImpfstoffes auf Landkreise
bull Labordiagnostische Begleitung und Uumlberwachung der Pflichtimpfung gegen die Blauzungenkrankheit
bull Beginn der Untersuchung zur Praumlvalenz von OvHVshy2shyInshyfektionen in bayerischen Mischbetrieben
bull Berufung in die Nationale Arbeitsgruppe am BMELV bdquoMRSAshyProblematik in der Tierhaltungldquo und Beginn der wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas am LGL in bayerischen und bundesweiten Forschungsprojekten
bull Erarbeitung von Leitlinien zum tierschutzgerechten Transshyport von Gehegewild
2008
125
bull Einfuumlhrung der neuen Version des Tierseuchennachrichshytenprogramms (TSN) mit integriertem Krisenverwalshytungsprogramm (KVP)
bull Etablierung und Schulung einer Spezialistengruppe fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalls bdquoTSNshyMultiplikatorenldquo
bull Beginn von Schulungen zur Festlegung von bdquoVerantwortshylichkeiten im Tierseuchenfallldquo sowie zur Etablierung von Arbeitsstaumlben in den Kreisverwaltungsbehoumlrden und Reshygierungen in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Feuershywehrschule Geretsried und dem Bayerischen Staatsmishynisterium des Inneren
2009bull Erstellung der fachlichen Inhalte fuumlr ein bundesweites Zirshy
kusregister in der HIshyTierdatenbank
bull Neukonzeption der Ausshy und Fortbildung fuumlr Veterinaumlrvershywaltung und Wirtschaftsbeteiligte zum Thema tierschutzshygerechtes Betaumluben und Schlachten durch Lehrfilm und Praxisworkshop
bull LGLshyInitiative zur Gruumlndung eines Veterinary Public HealthshyBereiches im Rahmen eines Graduiertenkollegs zusamshymen mit der LMU
bull Aufnahme der Bereiche Tiergesundheit und Tierschutz in das neue Verfahren zur Alarmierung bei Vorfaumlllen im Beshyreich der Lebensmittelshy und Futtermittelsicherheit auszligershyhalb der Dienstzeiten
bull Initiative zur Beschaffung und gemeinsamen Nutzung von HighshyTechshyGroszliggeraumlten im Raum Muumlnchen (Hochleisshytungssequenzierung LGL und Genzentrum der LMU)
bull Erstmalige Durchfuumlhrung der Untersuchungen fuumlr das Nashytionale Zoonosemonitoring im Rahmen der AVV Zoonoshysen Lebensmittelkette
2010bull Ende des freiwilligen bayerischen BVDshyBekaumlmpfungsvershy
fahrens (13249 Betriebe traten dem Bekaumlmpfungsverfahshyren bei) ndash Ruumlckblick auf fuumlnf Jahre freiwilliges BVDshyBeshykaumlmpfungsverfahren in Bayern und Umstellung auf ein bundesweites Pflichtbekaumlmpfungsprogramm
bull Ursachenklaumlrung des mysterioumlsen Kaumllberblutens (bovine neonatale Panzytopenie) zusammen mit der Tieraumlrztlishychen Fakultaumlt der LMU
bull Beginn eines bayerischen TuberkuloseshyMonitorings beim Rotwild
bull Neubeschaffung eines Transmissionselektronenmikrosshykops
bull Einrichtung und Leitung eines Planungsstabs zur Konzepshytion einer landkreisuumlbergreifenden Pilottierseuchenuumlbung im Regierungsbezirk Oberfranken mit dem Ziel die Ablaumlushyfe in und zwischen den Arbeitsstaumlben bdquoVeterinaumlrwesenldquo aller drei Verwaltungsebenen einzuuumlben
bull Ersterfassung von Aquakulturbetrieben in Bayern im Rahshymen eines Projekts unter Einbeziehung von Fischwirtshyschaftsmeistern im Auszligendienst
2011
126
Futtermittel
bull Uumlbernahme des Futtermittelsachgebietes der LfL in das LGL (Integration des Futtermittelrechts in die EUshyBasisshyVO 1782002) Umsetzung nationaler Kontrollplaumlne in Bayern
bull Ausbau der mikroskopischen Untersuchungen (Nachweis tierischer Bestandteile) infolge der BSEshyKrise
20022003
2004-2006bull Beginn der Untersuchung auf gentechnisch veraumlnderte
Zutaten in Futtermitteln zur Kontrolle der Kennzeichnung
bull Referenzlabor fuumlr die Zulassung von Zusatzstoffen (hier ausschlieszliglich Probiotika und pharmazeutisch wirksame Substanzen)
bull Erstmals Einbindung in die Ausshy und Fortbildung von LeshybensmittelchemieshyPraktikanten Amtstieraumlrzten und Veteshyrinaumlrassistenten
bull Beginn mit Projektarbeiten (hier AltlastenshyProjekt gezielshyte Probenahme von Aufwuchsgebieten mit bekannter Altshylasthistorie)
2007bull Umsetzung des Nationalen Kontrollplans (Rahmenkonshy
trollplan) fuumlr die Jahre 2007 bis 2011
2008bull Beteiligung bei der Einfuumlhrung einer einheitlichen EDVshy
Loumlsung (TIZIAN) in der bayerischen Futtermitteluumlberwashychung
bull Mitarbeit bei der Entwicklung eines Konzepts zur Neuordshynung der Aufgaben in der Futtermitteluumlberwachung und Uumlbernahme der darin dem LGL zugeordneten Aufgaben
2009bull Seit 2009 Fachliche Pruumlfung der Schnellwarnungen inshy
nerhalb des RASFF im Futtermittelbereich
bull Risikoorientierte Schwerpunktuntersuchungen (Melamin PFT Dioxine LeinsamenshyMaisshyGVO Heimtiernahrung)
2010bull In Zusammenarbeit mit dem StMUG und der ROB Neushy
strukturierung der QMshyDokumenteshyVorgaben im Bereich Futtermitteluumlberwachung
bull Entwicklung eines neuen Risikobewertungssystems fuumlr Betriebe (RIA) im Bereich Futtermittel in Zusammenarbeit mit der ROB
bull Auch im Futtermittelbereich Integration des LGL bei Rashydioaktivitaumltsmessungen Die an das integrierte Messshy und Informationssystem (IMIS) des Bundes vom LfU gemelshydeten Ergebnisse werden automatisch auch an das LGL gemeldet
bull Das in Bayern entwickelte Verfahren der Risikoanalyse wird durch Aufnahme in das neue Kontrollprogramm Futtermittel fuumlr die Jahre 2012 bis 2016 bundesweit uumlbershynommen
2011
127
Kosmetika
2005bull Einbeziehung von Kosmetika in nationale Kontrollprogramshy
me (BUumlP ab 2005 Monitoring ab 2010)
2006
2009bull Zertifikatserstellung fuumlr Kosmetikexporte nach China
bull Vermehrter Umfang und Bedeutung von Produktunterlashygenpruumlfung im Kosmetikbereich insbesondere Sichershyheitsbewertungen Wirknachweise Spezifikationen
Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
2002bull Aufbau der Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Vershy
braucherschutz (AGEV jetzt AGL) mit Zustaumlndigkeiten fuumlr
shy die Ausbildung von Lebensmittelchemikern Amtstiershyaumlrzten Amtsaumlrzten Lebensmittelkontrolleuren Veterishynaumlrassistenten Hygienekontrolleuren Sozialmedizinishyschen Assistentinnen sowie den Fachlehrgang Ernaumlhshyrung
shy die fachliche und uumlberfachliche Fortbildung der genannshyten Berufsgruppen sowie der Sozialpaumldagogen Pharmashyzeuten und Gewerbeaufsichtsbeamten
shy die Integration der staatlichen Berufsfachschule fuumlr veteshyrinaumlrmedizinischshytechnische Assistentinnen
2003bull Uumlbernahme der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umshy
weltmedizin (ASUMED) vom Bayerischen Landesamt fuumlr Arbeitsschutz Arbeitsmedizin und Sicherheitstechnik
bull Start eines eigenen jaumlhrlichen LGLshyInhouseshyFortbildungsshyprogramms mit zunaumlchst 260 Teilnehmern an 25 Seminarshyterminen
bull Durchfuumlhrung des Kongresses bdquoRisikoanalyse Risikomashynagement Risikokommunikation ndash Strategien im Gesundshyheitsshy und Verbraucherschutzldquo in Wuumlrzburg
bull Uumlbernahme des uumlberfachlichen Fortbildungsprogramms fuumlr den kompletten Geschaumlftsbereich aus dem Ministerishyum
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Tieraumlrzten (circa 950 Teilnehmer circa 16 Veranstaltungstermine)
bull Start des in 2shyjaumlhrigem Rhythmus durchgefuumlhrten LGLshyKongresses fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Fachassistenten (circa 500 Teilnehshymer circa 9 Veranstaltungstermine)
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die Ausshy und Fortbildung der Futtermittelkontrolleure in Bayern
2005
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr den Theorielehrgang zur Ausbildung der amtlichen Fachassistenten (Neukonzeptishyon und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Rotfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung 45 Monate Dauer)
2007
128
bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshygramms 2007 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo (20 zusaumltzliche neu konzishypierte Seminare mit 4736 Teilnehmer)
bull AmtsarztshyLehrgang in Kooperation mit der LMU Muumlnchen erstmals mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium
bull Neukonzeption und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Weiszligshyfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung (drei Wochen Dauer) im Rahmen der Ausbildung zum amtlichen Fachshyassistenten
2008bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshy
gramms 2008 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo mit 4621 Teilnehmern
2009bull Neukonzeption und Durchfuumlhrung eines modularen Lehrshy
gangs fuumlr FuttermittelshyProbenehmer
bull Einfuumlhrung des Bruumlckenkurses bdquoClinical Effectivenessldquo in Kooperation mit der LMU Muumlnchen
bull Erstmals differenziertes Fortbildungsangebot fuumlr amtliche Tieraumlrzte mit zehn verschiedenen Fortbildungsthemen an 34 Veranstaltungsterminen
bull Konzeption und Durchfuumlhrung eines umfangreichen Schushylungsprogramms nach der Einfuumlhrung des neuen EDVshyProgramms BALVI iP bei den Veterinaumlrshy und Lebensmittelshyuumlberwachungsbehoumlrden
bull Ausrichtung der 5 Jahrestagung des EU gefoumlrderten Proshyjektes bdquoTRACE ndash Tracing Food Commodities in Europeldquo
bull Erreichter Ausshy Fortshy und Weiterbildungsumfang 2009
shy 467 Seminartage mit 6585 Teilnehmern in der Fortbilshydung
shy 14 Lehrgaumlnge mit 497 Teilnehmern und 4565 Untershyrichtsstunden in der Ausshy und Weiterbildung
bull Neue Aufgabe Uumlbernahme der Aufgaben als zustaumlndige Stelle nach dem BBiG fuumlr Sozialversicherungsfachangeshystellte
2010
129
Arbeitsschutz und Produktsicherheit
2005bull Zum 31072005 wurden das LfAS aufgeloumlst und die weshy
sentlichen Aufgaben mit stark reduziertem Personal in das LGL integriert
bull Die Laboruntersuchungen und die Erstellung von Probenshyplaumlnen wurden auf das ADZ Nord in Erlangen uumlbertragen
bull Entwicklung Abstimmung und Verabschiedung des Jahshyresplans fuumlr Projektarbeiten der bayerischen Gewerbeaufshysicht als Daueraufgabe
bull Fertigstellung der ZoonosenshyWebsite
bull Staumlndige Aktualisierung des Bereichs Produktsicherheit des Verbraucherinformationssystems VIS
bull Uumlbernahme der Aufgaben der Leitstelle Chemikalienrecht fuumlr die Gewerbeaufsichtsverwaltung
2006bull Einrichtung und Betreuung einer REACHshyInfoline in Zushy
sammenarbeit mit dem LfU
bull Pruumlfung und Begutachtung von 175 Verbraucherprodukshyten in der Zentralen Geraumlteuntersuchungsstelle Beispieshyle Gasdruckfanfaren Houmlrverstaumlrker Leuchten
2007bull Uumlberarbeitung und Aktualisierung des curricularen Lehrshy
plans fuumlr den gehobenen und houmlheren technischen Geshywerbeaufsichtsdienst
bull Betreuung des neuen Lehrgangs des gehobenen technishyschen Gewerbeaufsichtsdienstes mit Beginn am 01102007
2008bull Start des Projekts zum Elektroshy und Elektronikgesetz
bull Uumlbernahme von Zustaumlndigkeiten im Rahmen des Elektroshy und Elektronikgeraumltegesetzes (ElektroG)
bull Beteiligung an der Vorbereitung und Durchfuumlhrung der Anshystellungspruumlfungen fuumlr den technischen Gewerbeaufshysichtsdienst
2009bull Uumlbernahme der Organisation der Durchfuumlhrung der Geshy
meinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) fuumlr die bayerische Gewerbeaufsicht
bull Neustrukturierung einer Abteilung Arbeitsschutz und Proshyduktsicherheit umweltbezogener Gesundheitsschutz
bull Die Umstellung des bdquoVorschriftenshy und Regelwerkes VRWldquo auf das bdquoFachinformationssystem der Gewerbeshyaufsicht FSGldquo wurde nach umfassenden systematischen Aumlnderungen fertiggestellt
bull Methodischshydidaktische Erweiterung in den Modulen der Fachausstellung zum Arbeitsschutz hin zur interaktiven Vermittlung von Lerninhalten
bull Start der BayernshyTour fuumlr die Thematik Chemikaliensishycherheit mit der Wanderausstellung bdquoGHSldquo fuumlr global harshymonized system
2010
130
bull Zusammenfuumlhren der Aufgaben Produktsicherheit Spielshyzeug stofflicher Verbraucherschutz im Sachgebiet AP5
bull Uumlbernahme der Labors fuumlr chemische Spielzeuguntersushychungen und chemische Untersuchungen im Rahmen der Marktuumlberwachung am Standort Erlangen
bull Einrichtung eines Laborbereiches fuumlr Messungen im Rahshymen des HumanshyBiomonitorings
bull Erarbeitung und Durchfuumlhrung eines Qualifizierungsshy und Umsetzungskonzepts zur Integration psychischer Belasshytungen in die Aufsichtstaumltigkeit der Gewerbeaufsicht
2011bull Entwicklung eines Erhebungsinstruments zur Evaluation
von laumlnderbezogenen Arbeitsschutzaktivitaumlten (SCOREshyBOARD) und Durchfuumlhrung der Evaluation
bull Etablierung von Bioaerosolmessungen an Arbeitsplaumltzen
bull Modernisierung der Laboreinheit zur Messung von Fremdshystoffen am Arbeitsplatz und der Normalbevoumllkerung
bull Beginn der Einrichtung eines NANOshyLabores zur Darstelshylung der analytischen und gesundheitlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Nanotechnologie
bull Methodenentwicklung zur Analytik neuartiger persistenshyter und toxikologisch bedeutsamer Stoffe im hausshy und luftgetragenen Staub Blut Muttermilch
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr umweltmedizinisch orishyentierte Innenraumluftmessungen und Beginn der laborshymaumlszligigen Umsetzung
bull Entwicklung eines Messekonzeptes fuumlr die Bayerische Gewerbeaufsicht auf Basis des neuen Marketingshy und Kommunikationskonzeptes
bull Durch Aumlnderungen im Medizinprodukterecht die zum 21 Maumlrz 2010 in Kraft getreten sind wurden zusaumltzliche Aufshygaben bei der Uumlberwachung von klinischen Pruumlfungen mit aktiven Medizinprodukten uumlbernommen
bull Erweiterung der Aufgaben der Leitstelle Chemikaliensishycherheit im Rahmen des Vollzugs der REACHshyVerordnung (REACHshyIT HELPNET)
bull Mitarbeit im Rahmen der Nationalen Stillkommission
2012
131
132
Herausgeber Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)Eggenreuther Weg 43 91058 Erlangen
Telefon 09131 6808-0Telefax 09131 6808-2102E-Mail poststellelglbayerndeInternet wwwlglbayerndeBildnachweis S 8 (StMUG) S10 (StMAS)
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Redaktion Stabsstelle Praumlsidialbuumlro Koordination und Strategie des LGLGestaltung amp Druck Osterchrist Druck und MedienStand September 2012
Diese Druckschrift wird kostenlos im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von den Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungenan Informationsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zweck der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nichtin einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden Bei publizistischer Verwertung ndash auch von Teilen ndash wird um Angabe der Quelle und Uumlbersendung eines Belegexemplars gebetenDas Werk ist urheberrechtlich geschuumltzt Alle Rechte sind vorbehalten Die Broschuumlre wird kostenlos abgegeben jede entgeltliche Weitergabe ist untersagt Diese Broschuumlre wurde mit groszliger Sorgfalt zusammengestellt Eine Gewaumlhr fuumlr die Richtigkeit und Vollstaumlndigkeit kann dennoch nicht uumlbernommen werden Fuumlr die Inhalte fremder Internetangebote sind wir nicht verantwortlich
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ISBN 978-3-942018-59-3 DruckausgabeISBN 978-3-942018-60-9 Internetausgabe
BAYERN | DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen StaatsregierungUnter Tel 089 122220 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informationsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Internetquellen sowie Hinweise zu Behoumlrdenzustaumlndigen Stellen und Ansprechpartnern bei der Bayerischen Staatsregierung
Fuumlr eine bessere Lesbarkeit haben wir bei manchen Personenbezeichnungen auf ein Ausschreiben der weiblichen Form verzichtet Selbstverstaumlndlich sind in diesen Faumlllen Frauen und Maumlnner gleichermaszligen gemeint
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Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit
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10 Jahre2002-2012
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wwwlglbayernde
- 10 JAHRE LGL Bayerisches Landesamt furGesundheit und Lebensmittelsicherheit
-
- Aufbruch amp Veraumlnderung
-
- Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber
- Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer
- Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf
-
- Krise amp Chance
-
- Krise amp Chance
- 10 Jahre BSE
- BSE-Untersuchungen
- Tierseuchenuberwachung
- Fazit
-
- Handeln
-
- Uumlberwachung
- Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit
- Betriebskontrollen
- Multiplikator
- EU-Schnellwarnsystem fur Lebens- und Futtermittel
- Futtermittelsicherheit
- Tierarzneimitteln
- Tierschutz
- Qualitaumlt will gelernt sein
- Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
- Schwerpunkt Fachfortbildung
- Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
- Die ASUMED
- Die MTA-V-Schule
- Ausblick
-
- Europa
-
- Europa
- Novel Food
- Nahrungsergaumlnzungsmittel
- Chemikaliensicherheit
- Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
- REACH-Infoline am LGL
- Neue Gefahrensymbole
- Sachkundeprufung
- Fazit
-
- Wissenschaft
-
- Wissenschaft
- Pettenkofer School of Public Health
- Facharzt fur Oumlffentliches Gesundheitswesen
- Universitaumlre Vernetzung des LGL
- Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
- Real-Time-PCR
- Kombination mit klassischen Verfahren
- Pflanzenschutzmittel
- Tierarzneimittelruckstaumlnde
- Kontaminanten
- Dioxine
- Nitrosamine
- Mykotoxine
- PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
- PFT-Analytik am LGL
- Acrylamid
- Elemente und Schwermetalle
- Echtheit und Herkunft
-
- Transparenz
-
- Transparenz
- Der Weg von derAmtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
- Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
- Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
- Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
- Fazit
-
- Vernetzung
-
- Vernetzung
- LAGI
- LARE
- LAHOK
- Die Plattform Versorgungsforschung
- Betriebliches Gesundheitsschutzmanagement (BGM)
- Gesundheitsmanagement nach Innen
- Gesundheitsmanagement nach Auszligen
-
- Vergangenheit amp Zukunft
-
- Vergangenheit amp Zukunft
- Schutz und Foumlrderung der oumlffentlichen Gesundheit im Wandel der Zeit
- Grundungsvater Pettenkofer
- Die Landesuntersuchungsaumlmter
- Aufbruch zum LGL
- Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
- One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
- New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
-
- Chronologie
-
- Gesundheit
- Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
- Veterinaumlrwesen
- Futtermittel
- Kosmetika
- Akademie fur Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
- Arbeitsschutz und Produktsicherheit
-
Impf kampagnen infektionshygienische Begehungen von Krankenhaumlusern die Gesundheitsberichterstatshytung die Erfassung meldepflichtiger Infektionskrankshyheiten und vieles mehr
All diesen verantwortungsvollen Aufgaben widmet sich das LGL nun schon seit zehn Jahren mit viel Ershyfolg Gegruumlndet am 01012002 als Konsequenz aus der BSEshyKrise entstand eine moderne interdisziplishynaumlre wissenschaftlich fundierte Behoumlrde mit vershystaumlrkt konzeptioneller und beratender Taumltigkeit fuumlr Politik und Verwaltung Die Bayerische Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL) wurde am LGL als zentrale Bildungseinrichtung installiert um Ausshy Fortshy und Weiterbildungen fuumlr den Geshyschaumlftsbereich des StMUG zu organisieren Weitere wichtige Stationen auf dem Weg des LGL waren 2005 die Eingliederung des Landesamtes fuumlr Arshybeitsschutz (LfAS) das die Gewerbeaufsicht untershystuumltzt und sich mit Fragestellungen des Arbeitsshyschutzes befasst sowie im Jahr 2006 der Aufbau der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit die als zentrale Anlaufstelle landesweit vertiefte Kontrollen in groszligen Lebensmittelbetrieben durchfuumlhrt
Die Weiterentwicklung des LGL aus den Landesshyuntersuchungsaumlmtern Suumld und Nord von einem bdquoUntersuchungsamtldquo zu einer zentralen Fachbehoumlrshyde fuumlr Lebensmittelsicherheit Humanshy und Veterishynaumlrmedizin sowie Pharmazie und Arbeitsschutz fuumlhrte zu houmlchster Effizienz in einem breiten Aufshygabenspektrum Das machte sich nicht zuletzt in krisenhaften Situationen wie beim Ausbruch der
Neuen Influenza A H1N1 im Jahr 2009 oder bei den durch Lebensmittel uumlbertragenen EHECshyInfektionen im Fruumlhjahr 2011 bezahlt Das LGL praumlsentierte sich hoch kompetent und leistete hervorragende Arbeit
Die Bayerische Staatsregierung legt groszligen Wert auf die Sicherheit der Verbraucher Dem LGL kommt dabei hohe Bedeutung zu Immer wieder zeigt sich dass die Menschen in Bayern dank der kontinuiershylichen Arbeit der uumlber 1000 LGLshyBeschaumlftigten gut geschuumltzt transparent informiert und unabhaumlngig beraten sind
Fuumlr ihre engagierte Arbeit zum Wohle der bayerishyschen Bevoumllkerung spreche ich allen LGLshyMitarbeiter innen und shyMitarbeitern meinen ganz herzlichen Dank aus Es ist eine verantwortungsshyvolle und wertvolle Arbeit die Qualitaumlt sichert und Vertrauen schafft
Dr Marcel Huber MdL
Bayerischer Staatsminister fuumlr Umwelt und Gesundheit
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Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer anlaumlsslich des zehnjaumlhrigen Jubilaumlums des Bayerischen Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Meine sehr geehrten Damen und Herren
es ist mir eine Freude dem Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zu seishynem zehnjaumlhrigen Bestehen gratulieren zu duumlrfen
Das Landesamt ist wichtig fuumlr die Menschen in Bayern Denn es ist ein Garant fuumlr Sicherheit und V erlaumlsslichkeit auf vielen zentralen Gebieten der Daseinsvorsorge etwa wenn es um die Untersushychung und Bewertung technischer Produkte und chemischer Stoffe geht aber auch bei der Praumlvenshytion von physischen und psychischen Gesundheitsshygefahren im Arbeitsalltag Daruumlber hinaus uumlbershynimmt das Landesamt mit seinem Landesinstitut fuumlr Arbeitsschutz und Produktsicherheit umweltshybezogener Gesundheitsschutz viele wichtige Querschnittsaufgaben fuumlr die Gewerbeaufsicht
Ich darf die Gelegenheit nutzen mich im Namen meines Hauses und der gesamten Bayerischen Staatsregierung fuumlr die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken
Ich wuumlnsche dem Bayerischen Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit viel Erfolg bei der Fortsetzung seiner verantwortungsvollen Arbeit
Herzlichst
IhreChristine Haderthauer
Bayerische Staatsministerin fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen
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Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf uumlber die Entwicklung einer modernen Fachbehoumlrde
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Pressestelle LGL Herr Dr Zapf als heutiger Praumlsishydent des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Lebensshymittelsicherheit waren Sie schon im Gruumlndungsjahr 2002 maszliggeblich an der Blaupause des LGL beteishyligt Welche der Ziele die damals wohl vor allem durch die BSEshyKrise diktiert wurden konnten durch die Gruumlndung des LGL aus heutiger Perspektive tatshysaumlchlich befoumlrdert werden
Zapf Die Jahreswende 20002001 setzte mit den ersten Faumlllen von BSE in Deutschland in der Tat eine Entwicklung in Gang die im gesamten Bundesgeshybiet ja in ganz Europa die staatlichen Einrichtungen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wie kaum ein anderes Ereignis praumlgen sollten Im Falle des LGL ist dies aber nur ein Teil der Wahrheit
Pressestelle LGL Inwiefern
Zapf In Bayern wurde mit der Schaffung des LGL selbstverstaumlndlich auch den Notwendigkeiten Rechshynung getragen die durch das Auftreten von BSE an die organisatorischen Rahmenbedingungen der Leshybensmittelshy Futtermittelshy und Veterinaumlrkontrollen forshymuliert wurden Hier haben wir insbesondere bisher organisatorisch aber auch oumlrtlich getrennte Behoumlrshyden bzw Behoumlrdenteile auf Landesebene zusamshymengefuumlhrt um der interdisziplinaumlren Natur der sich uns stellenden Aufgaben Rechnung zu tragen Dashyruumlber hinaus haben wir aber auch versucht aus der Pflicht eine Tugend zu machen und haben viel weitshyreichendere Aumlnderungen die teilweise erst in den kommenden Jahren spruchreif wurden auf den Weg gebracht Die Idee die die Gruumlndung und Fortshyentwicklung des LGL ganz wesentlich gepraumlgt hat
war die Schaffung einer integrierten Fachbehoumlrde fuumlr alle Themen der oumlffentlichen Gesundheit ein Beshygriff der hier sehr weit gefasst zu verstehen ist Es geht um die Gesundheit von Mensch und Tier mit all ihren Einflussfaktoren im oumlffentlichen Raum
Pressestelle LGL Wie wurde das konkret umgesetzt
Zapf Unter dem Dach des LGL wurde eine neue Landesgesundheitsbehoumlrde aufgebaut Spaumlter im Jahr 2005 haben wir eine Fusion mit den Bereichen Arbeitsschutz und Produktsicherheit sowie Chemishykaliensicherheit auf den Weg gebracht Eine staumlrkere Vernetzung mit der Vollzugstaumltigkeit der VorshyOrtshy Behoumlrden wurde durch die Schaffung zweier bdquoSpezialeinheitenldquo fuumlr Lebensmittelsicherheit 2006 und Krankenhaushygiene 2010 erreicht Vor allem im Falle der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit ist schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ndash den man bei aller gebotenen Objektivitaumlt nur als Erfolgsgeshyschichte bezeichnen kann
Dieser Anspruch ein kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen der oumlffentlichen Gesundheit fuumlr Polishytik und Verwaltung zu sein findet seine juumlngste Fortshysetzung in dem aktuellen Aufbau eines Teams im Bereich Versorgungsforschung und Gesundheitsshysystemanalyse
Pressestelle LGL Damit wurde aber genau die geshygenteilige Entwicklung vollzogen die mit der Aufshyspaltung des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes vorgenommen wurde Weshalb soll fuumlr Bayern nicht gelten was fuumlr den Bund gilt
Zapf Zum einen ist das LGL mit knapp uumlber 1000 Mitarbeitern nicht annaumlhernd so groszlig wie das ehemalige BGA war Hier uumlberwiegen die Synergieshyeffekte noch sehr deutlich Das LGL konnte bei fortshywaumlhrendem Personalabbau im Vergleich zu den Vorshygaumlngereinrichtungen eine erhebliche Aufgabenmehshyrung schultern es ist somit effizienter geworden Zum anderen unterscheidet sich das Aufgabenspekshytrum einer Landesbehoumlrde deutlich von dem einer Bundesbehoumlrde Vor allem bei der Unterstuumltzung von Vollzugsbehoumlrden in der Bewaumlltigung konkreter Faumllle hat es sich als aumluszligerst vorteilhaft erwiesen alle Informationen an einer zentralen Stelle zu buumlnshydeln an der auch sofort auf Experten aus allen beteishyligten Disziplinen zuruumlckgegriffen werden kann
Pressestelle LGL Sehen Sie noch eine Fortsetzung dieses Prozesses in der Zukunft
Zapf Diese Festschrift zum zehnjaumlhrigen Bestehen des LGL zeigt ja bereits schlaglichtartig welches breite Themenspektrum wir heute abdecken Fachshylich ist das LGL in seiner jetzigen Form im gesamten Bereich taumltig den ich unter einem weit gefassten PublicshyHealth Begriff verstehen moumlchte sodass vor allem das stetige Optimieren von Strukturen und Prozessen auch zukuumlnftig notwendig sein wird um in unseren schnell voranschreitenden Fachgebieten mit der Zeit gehen zu koumlnnen
Pressestelle LGL Vielen Dank Herr Dr Zapf
Das Interview fuumlhrte die LGL-Pressesprecherin
Katrin Grimmer
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T ie rg esundhe i t
Verbraucherinformationsgesetz
P ro duk t s i c he r he i tP resse
Saatgut
Spezialeinheit Lebensmit telsicherhe i t
RisikokommunikationEr l an g en
LGLO b e r s c h l e iszlighe im
WUumlRZBURG
Muumlnchen
B a d e g ewaumls se r
r i s i ko o r i ent i e r t
A us b i l d un g
D iens t l e i s te r
w i ssensc ha f t l i c h
Ko sm et i k
F a c h b eh ouml rd e
Tierarzneimittel
modern
Infek t i o l o g ie
A r b e i t s sc hu t z
P u b l i c H e a l t h
KRISE amp CHANCE
Krise amp Chance 12
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Krise amp Chance
Wie viele Neuerungen so entstand auch das LGL unter dem starken Eindruck einer Krise der BSEshy Krise BSE hielt im Jahr 2001 ganz Europa in Atem und auch in Deutschland hat sich das Interesse an Themen der Lebensmittelsicherheit schlagartig ershyhoumlht was zu strukturellen und organisatorischen Veraumlnderungen auf Bundesshy und Landesebene fuumlhrshyte Auf Bundesebene wurde im Jahr 2001 der Vershybraucherschutz dem neu gebildeten Bundesministeshyrium fuumlr Verbraucherschutz Ernaumlhrung und Landshywirtschaft (BMVEL) angegliedert sowie im Jahr 2002 das Bundesinstitut fuumlr Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz (BVL) gegruumlndet
In Bayern reagierte man 2001 mit der Gruumlndung des damaligen Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ershynaumlhrung und Verbraucherschutz (StMGEV) Mit Wirkung zum 1 Januar 2002 wurde fuumlr zentrale Aufshygaben das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) neu geschaffen 2003 wurden in Bayern die Bereiche Verbrauchershyschutz und Gesundheit und die Zustaumlndigkeit fuumlr den Umweltschutz im neu gebildeten Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zusammengefuumlhrt das nach der Landshytagswahl 2008 den Namen Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) erhielt
Heute zehn Jahre danach zeigt sich nicht zuletzt am Beispiel des LGL dass jeder Krise auch die groszlige Chance innewohnt Strukturreformen auf den Weg zu bringen So konnte in Bayern mit dem LGL
eine einheitliche interdisziplinaumlre Fachbehoumlrde geshyschaffen werden die nicht nur alle Bereiche des geshysundheitlichen Verbraucherschutzes also Futtermitshytelsicherheit Tiergesundheit und Lebensmittelshysicherheit unter einem Dach vereint sondern mit den Themengebieten oumlffentliche Gesundheit Proshyduktsicherheit und Arbeitsschutz alle Bereiche des Gesundheitsschutzes der Bevoumllkerung abdeckt Dashyneben wurde das Taumltigkeitsspektrum eines reinen bdquoUntersuchungsamtesldquo so erweitert dass nunmehr konzeptionelle und beratende Taumltigkeiten fuumlr Politik und Kreisverwaltungsbehoumlrden sowie eine Orienshytierung an der Wissenschaft staumlrker im Zentrum stehen
Auszligerdem konnten sowohl inhaltliche Synergieshyeffekte als auch eine Konsolidierung der Standorte (Schlieszligung von Augsburg Regensburg Nuumlrnberg und Erlangen Henkestraszlige) fuumlr eine Effizienzsteigeshyrung genutzt werden
Im Verlauf des zuruumlckliegenden Jahrzehnts hat das LGL eine deutliche Ausweitung seines Aufgabenbeshyreiches erfahren die sich in einer Vielzahl kleinerer und groumlszligerer Schritte vollzog (Meilensteine siehe Anhang)
10 Jahre erlauben schon einen fundierten Ruumlckblick sowohl auf bdquoChanceldquo wie auf bdquoKriseldquo Zunaumlchst die Krise
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10 Jahre BSE
Die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) ist eine infektioumlse neurologische Erkrankung des Rindes die zur Gruppe der Transmissiblen spongishyformen Enzephalopathien (TSE)shyErkrankungen geshyhoumlrt und durch Ablagerungen des pathologischen PrionshyProteins im Zentralen Nervensystem zu einer Zerstoumlrung des Hirngewebes fuumlhrt Infolge der lanshygen Inkubationszeit sind nur erwachsene Tiere klishynisch betroffen Das klinische Bild der BSE ist sehr vielfaumlltig Es koumlnnen Stoumlrungen in der Empfindlichshykeit in der Bewegung und im Verhalten der Tiere beshyobachtet werden Durch epidemiologische Studien konnte zweifelsfrei ein Zusammenhang zwischen der Verfuumltterung unzureichend erhitzter mit BSEshy Erregern kontaminierter Futtermittel an Wiederkaumluer und dem Ausbruch der Krankheit belegt werden Die Erkrankung wurde erstmalig 1985 in Groszligbritannien nachgewiesen In Deutschland wurde der erste BSEshyFall 1992 bei einem importierten Rind festgeshystellt Erstmalig im Jahr 2000 wurde ein in Deutschshyland geborenes Rind mit positivem Ergebnis auf BSE getestet Insgesamt konnte in dem Zeitraum 2000 bis 2011 bei uumlber 400 in Deutschland geborenen Rindern BSE davon 143 in Bayern nachgewiesen werden Der bisher letzte Fall in Bayern trat im Jahr 2006 auf
Epidemiologische und experimentelle Befunde haben gezeigt dass eine variante Form der CreutzshyfeldtshyJakobshyKrankheit (vCJK) des Menschen durch den BSEshyErreger verursacht wird und uumlber die Nahshyrungskette durch BSEshykontaminierte Produkte von Rindern erworben werden kann Waumlhrend in
Deutschland noch kein Fall von vCJK nachgewiesen wurde registrierte man in Groszligbritannien bereits 173 vCJKshyTodesfaumllle bis Oktober 2011
Auf europaumlischer Ebene wurden zahlreiche Maszlignahshymen zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier ergriffen die fortlaufend den wissenschaftlishychen Erkenntnissen angepasst werden Zu den wichtigsten Maszlignahmen gehoumlrt das seit Anfang 2001 von der EU erlassene Verfuumltterungsverbot fuumlr tierische Proteine an Wiederkaumluer und andere Nutzshytiere sowie die Entfernung und unschaumldliche Beseitishygung von Gewebe mit dem houmlchsten Risikopotenzial bei der Schlachtung das sogenannte spezifizierte Risikomaterial (SRM) Um den Eintrag des BSEshy Erregers in die Lebensmittelkette zu verhindern wurde ferner ein EUshyweites BSEshyUumlberwachungsproshygramm eingefuumlhrt In Deutschland wurden zunaumlchst alle uumlber 24 Monate alten Rinder getestet Ab dem Jahr 2006 wurde das Testpflichtalter fuumlr gesund geschlachtete Rinder an die EUshyBestimmungen anshygepasst und auf 30 Monate angehoben Notgeshyschlachtete und aufgrund anderer Ursachen verenshydete oder getoumltete Rinder wurden weiterhin ab dem 24 Lebensmonat untersucht Zum 1 Januar 2009 wurde das Testpflichtalter der gesundshy und notgeshyschlachteten Rinder sowie auch der verendeten oder getoumlteten Rinder die im Rahmen eines Monitoringshyprogramms untersucht werden auf uumlber 48 Monate angehoben Im Juli 2011 folgte eine erneute Anheshybung des Testpflichtalters fuumlr gesund geschlachtete Rinder auf 72 Monate
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BSE-Untersuchungen
Nach den Vorfaumlllen um BSEshyUntersuchungen von Stammhirnproben durch ein nicht nach der TierseushychenerregershyVerordnung zugelassenes Privatlabor sowie nach der Aufdeckung von Unregelmaumlszligigkeishyten auch in anderen Bundeslaumlndern wurde die Vershyantwortung fuumlr das System der BSEshyTestung in Bayshyern im Januar 2003 dem LGL uumlbertragen Infolge dessen erhielten private Laboreinrichtungen den Auftrag unter der Verantwortung des LGL Untersushychungen von testpflichtigen Schlachtrindern vorzushynehmen Die Proben aus dem Monitoringprogramm wurden noch bis Ende 2006 im LGLshyLabor untershysucht dann ebenfalls in beauftragten Privatlaboren Die privaten Labore werden per Ausschreibungsvershyfahren ausgewaumlhlt und vom LGL beauftragt sowie regelmaumlszligig kontrolliert Das LGL sorgt fuumlr einen reishybungslosen Ablauf der BSEshyUntersuchungen von der Probenabholung bis zur Befundbereitstellung in der HIshyTierdatenbank Eine wesentliche Saumlule ist dabei die Uumlberwachung der Testdurchfuumlhrung durch ein EDVshygestuumltztes Labordatenscreening Das Labor uumlbermittelt die von den amtlichen Tieraumlrzten zur Vershyfuumlgung gestellten Schlachtdaten die dazugehoumlrigen Plattenshy und Messdaten und den Laborbefund an das Herkunftssicherungsshy und Informationssystem fuumlr Tiere (HIT) welches die Plausibilitaumlt der Daten uumlberpruumlft und das Testergebnis freigibt Die mit der Schlachttiershy und Fleischuntersuchung beauftragten amtlichen Tieraumlrzte koumlnnen die Testergebnisse direkt aus der HIshyTierdatenbank abrufen Durch angekuumlnshydigte und unangekuumlndigte VorshyOrtshyBegehungen wird uumlberwacht dass die privaten Labore die Nebenbeshystimmungen in den Erlaubnisbescheiden einhalten
Das EDVshygestuumltzte Controlling am LGL elektronishysches Labordatenscreening und die regelmaumlszligigen VorshyOrtshyKontrollen gewaumlhrleisten ein hohes Qualishytaumltsniveau der BSEshyUntersuchungen in Bayern
Bayernweit wurden seit Beginn der BSEshyUumlberwashychung insgesamt knapp 58 Millionen BSEshyTests durchgefuumlhrt davon circa 54 Millionen bei Schlachtshyrindern
Die ruumlcklaumlufige Entwicklung der ermittelten BSEshy Faumllle spricht dafuumlr dass die eingeleiteten EUshySchutzshymaszlignahmen richtig waren und konsequent umgeshysetzt wurden Das Ziel der BSEshyEliminierung wird aus Gruumlnden des Verbraucherschutzes und des Prinzips der Risikominimierung weiterhin verfolgt
Als weitere Konsequenz der BSEshyKrise wurde die Futtermitteluumlberwachung in Bayern umstrukturiert und die amtliche Probenuntersuchung an das LGL verlagert Das Verfuumltterungsverbot von tierischen Proteinen an Nutztiere die der Lebensmittelgewinshynung dienen stand in der letzten Dekade im Brennshypunkt des oumlffentlichen Interesses Nach einer anfaumlngshylich hohen Zahl an Untersuchungen und Beanstanshydungen im Jahr 2001 (5400 Analysen mit 238 Beanshystandungen) belegen die Ergebnisse in den Folgejahren den Erfolg der gesetzlichen Maszlignahmen Bereits im ersten Jahr nach Einfuumlhrung der intensiven Kontrollmaszlignahmen ist die Zahl der Beanstandungen sprunghaft zuruumlckgegangen In den letzten Jahren lag die Zahl beanstandeter Proben bei maximal einer pro Jahr sodass die Zahl der Untersuchungen auf etwa 440 pro Jahr gesenkt werden konnte ohne damit die Futtermittelsicherheit zu gefaumlhrden
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Derzeit noch zu beanstandende Proben sind in der Reshygel darauf zuruumlckzufuumlhren dass dem Futtermittel anshyhaftendes Ackerbodenmaterial zum Beispiel Spuren von Nagerknochen enthaumllt oder dass es zum Beispiel bei der Verwendung von Fischmehl zu Verschleppunshygen in Futtermittel fuumlr NichtshyZieltierarten wie Wiedershykaumluer kommt
TierseuchenuumlberwachungBSE unterstreicht die Bedeutung einer kontinuiershylichen Uumlberwachung von bekannten und neu auftreshytenden Tierkrankheiten und Zoonosen Durch eine groszlige Bandbreite an pathologischen virologischen bakteriologischen serologischen und parasitologishyschen Untersuchungen leistet das LGL hierzu einen wichtigen Beitrag Neben der diagnostischen Laborshytaumltigkeit und der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Untersuchungsmethoden erarbeitet das LGL Empfehlungen fuumlr Maszlignahmen in Form von Tierseushychennotfallplaumlnen und unterstuumltzt die Veterinaumlrbehoumlrshyden im Fall von Tierseuchenausbruumlchen auch vor Ort
So sind beispielsweise mit der Tilgung der terrestrishyschen Tollwut im Jahr 2008 und der Sanierung der bayerischen Rinderbestaumlnde von dem Bovinen Hershypesvirus Typ 1 (BHVshy1) im Jahr 2011 in den letzten Jahren weitere groszlige Erfolge in der Tierseuchenbeshykaumlmpfung erzielt worden Die schnelle Diagnose selshyten gewordener Infektionskrankheiten stellt auch kuumlnfshytig ein zentrales Ziel in der Tierseuchenuumlberwachung dar und wird am LGL durch gezieltes Monitoring shy wie etwa im Fall der Fuchstollwut shy sowie durch gezielte Untersuchungen bei Krankheitsfaumlllen sichergestellt So wurden in den vergangenen zehn Jahren mithilfe
pathomorphologischer kulturellshybakteriologischer und neu entwickelter molekularbiologischer Methoden mehrere Ausbruumlche von Tuberkulose (TBC) bei Rinshydern verursacht durch Mycobacterium caprae bezieshyhungsweise M bovis diagnostiziert Im Jahr 2009 wurde aufgrund pathologischer Veraumlnderungen die Verdachtsdiagnose bdquoMilzbrandldquo fuumlr Todesfaumllle in zwei oberbayerischen Milchviehbestaumlnden gestellt und durch weiterfuumlhrende Untersuchungen im Labor beshystaumltigt Der Erreger Bacillus anthracis ist in der Lage aumluszligerst langlebige und umweltresistente Sporen zu bilden die aus gefallenen und vergrabenen Tierkadashyvern in den Boden gelangen und dort uumlber Jahrzehnte lebensfaumlhig bleiben Seit der Einfuumlhrung der Tierkoumlrshyperbeseitigung ist diese anzeigepflichtige Tierseuche in Mitteleuropa sehr selten aufgetreten Die Beispiele TBC und Milzbrand zeigen aber dass in Einzelfaumlllen jeshyderzeit mit dem Wiederauftreten seltener Infektionsshykrankheiten in Bayern gerechnet werden muss
Die umfassende und nicht auf einzelne Krankheiten ausgelegte Beurteilung von Tierkoumlrpern im Rahmen einer pathomorphologischen Untersuchung ermoumlgshylicht es auch neuartige und neu auftretende Erkranshykungen zu beschreiben und Ruumlckschluumlsse auf ihre Entstehung und Ursache zu ziehen Ein Beispiel hierfuumlr ist die im Jahr 2007 erstmals aufgetretene Autoimmunkrankheit bovine neonatale Panzytopenie (bdquoKaumllberblutenldquo) Zunehmende Bedeutung gewinnt die pathomorphologische Untersuchung auch bei fuumltterungsshy und haltungsbedingten Erkrankungen soshywie im Rahmen von tierschutzrelevanten Faumlllen in welchen oft erst durch die Sektion und histologische Untersuchung Ausmaszlig und Dauer der Veraumlnderunshygen nachgewiesen werden koumlnnen
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Die Bekaumlmpfung der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD) einer wirtschaftlich bedeutenden anzeigepflichtigen Infektionskrankheit der Rinder stellt seit Jahren einen weiteren groszligen Arbeitsschwerpunkt dar Das LGL ist seit seiner Gruumlndung maszliggeblich an der Konzeption des BVDshyBekaumlmpfungsverfahrens beshyteiligt und fuumlhrte von 2005 bis 2010 das sogenannte bdquoFreiwillige Bekaumlmpfungsverfahrenldquo in Bayern durch Parallel hierzu wurde in Kooperation mit der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen der Einshysatz von Ohrgewebestanzproben fuumlr die Identifishykation von persistent infizierten (PI) Kaumllbern entshywickelt und validiert Seit Beginn des Jahres 2011 beruht auf diesem Verfahren die nun verpflichtende Bekaumlmpfung der BVD uumlber die Merzung der PIshyTiere
Bereits 2006 wurde in Bayern die Uumlberwachung der Influenza AshyInfektionen (VogelgrippeshyMonitoring) in Wildvogelshy und Hausgefluumlgelpopulationen erfolgshyreich etabliert und mit groszligem Aufwand durchgeshyfuumlhrt Zu den besonderen Herausforderungen der letzten Jahre zaumlhlte dann die Bewaumlltigung des H5N1shyGefluumlgelpestgeschehens 2007 Damals fuumlhrte das LGL die begleitende Diagnostik in Ausbruchsshy und Kontaktbetrieben durch und leistete Untershystuumltzung bei der notwendigen tierschutzgerechten Toumltung der Tiere aus infizierten Bestaumlnden Dabei kamen unter anderem die mobilen Elektrotoumltungsshyanlagen zum Einsatz die das Land Bayern angeshyschafft hatte
Als EDVshyKopfstelle betreut das LGL das Tierseushychennachrichtenprogramm TSN fuumlr die gesamte bayerische Veterinaumlrverwaltung und war maszliggeblich
an der Entwicklung und Bereitstellung eines in TSN integrierten Krisenverwaltungsprogramms im Jahr 2008 beteiligt
Das Auftreten und die erfolgreiche Bekaumlmpfung eishynes unerwartet nach Holland eingeschleppten Blaushyzungenvirus vom Serotyp 8 (BTVshy8) stellte neben der Gefluumlgelpest eine weitere groszlige Herausfordeshyrung in den Jahren 2006 bis 2009 dar Die effektive Virusuumlbertragung durch heimische Muumlcken zeigte dass sich auch exotische Tierseuchen wie die Blaushyzungenkrankheit rasch zur Epidemie entwickeln koumlnnen und nur durch konsequente Impfkampagnen beherrschbar sind Es wurde zugleich deutlich wie wichtig die staumlndige Weiterentwicklung diagnostishyscher Methodik und die Sensibilisierung fuumlr neue oder wiederkehrende Erreger fuumlr eine effektive Praumlshyvention und Bekaumlmpfung von Tierseuchen und fuumlr die kuumlnftige Gesunderhaltung unserer Nutztierbeshystaumlnde in Bayern sind
FazitDie bayerische Veterinaumlrverwaltung ist in der zuruumlckshyliegenden Dekade an ihren Aufgaben sichtlich geshywachsen BSE Vogelgrippe und andere Tierseuchen sind unvorhersehbare teils beaumlngstigende aumluszligere Rahmenbedingungen unseres Handelns Diese jeshydoch nicht zugleich als Chance zu begreifen und das kuumlnftige Handeln danach auszurichten waumlre fahrlaumlsshysig Strategisches HANDELN und organisatorische Anpassung an aumluszligere Rahmenbedingungen durchshyziehen daher die junge Geschichte des LGL
HANDELN
Handeln 20
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Handeln
Die Gruumlndung des LGL war Teil der tiefgreifenden organisatorischen Eingriffe die gleichermaszligen auf europaumlischer deutscher und bayerischer Ebene umshygesetzt wurden um den durch BSE offenbarten Handlungsnotwendigkeiten Rechnung zu tragen Im Verlauf der kommenden Jahre sollte es aber noch eine Vielzahl weiterer aumluszligerer Faktoren geben die das LGL zum einen zum Handeln zwangen ihm aber zum anderen dadurch auch staumlndig neue Chancen boten Uumlberfluumlssiges auszusortieren Verkrustetes zu sprengen und Neues zu schaffen
Uumlberwachung Europarecht und Ausbildung sind drei Bereiche in denen exemplarisch ein Ruumlckblick gegeshyben werden soll wie das LGL sein Handeln fortlaushyfend an aumluszligere Notwendigkeiten aber auch im Rahshymen der sich dadurch ergebenden Moumlglichkeiten anshygepasst hat
Die seit Bestehen des LGL eingeleiteten Strukturshyaumlnderungen in der bayerischen Lebensmitteluumlberwashychung sind ein Beispiel fuumlr strategisches Handeln auf das heute schon ein mehrjaumlhriger Ruumlckblick moumlglich ist
UumlberwachungIm Laufe des Jahres 2006 wurden in Bayern mehrere Faumllle aufgedeckt in denen nicht mehr zum Verzehr geeignetes Fleisch in den Verkehr gelangt war Die Medien haben im Rahmen der ausfuumlhrshylichen Berichterstattung uumlber diese Ereignisse den plakativen aber auch wenig differenzierten Begriff
bdquoGammelfleischskandalldquo gepraumlgt Das LGL war an der Aufarbeitung der genannten Vorkommnisse in vielfaumlltiger Weise beteiligt Zunaumlchst galt es ndash wie auch schon bei fruumlheren Sonderaktionen ndash die Untershysuchung und Beurteilung einer erheblichen Anzahl auszligerplanmaumlszligiger Proben sicherzustellen Im Rahshymen des EUshySchnellwarnsystems fuumlr Lebensshy und Futtermittel informierte das LGL die EUshyKommission und die anderen Mitgliedstaaten uumlber gravierende Faumllle Daruumlber hinaus leistete die vom LGL geleitete bdquoSonderkommission Wildldquo einen wesentlichen Beitrag zur Aufklaumlrung der Unregelmaumlszligigkeiten bei einem Wildfleisch verarbeitenden Betrieb in Niederbayern
Vor dem Hintergrund der erheblichen lebensmittelshyrechtlichen Verstoumlszlige kuumlndigte der damalige bayerishysche Staatsminister fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz Dr Werner Schnappauf am 31 Januar 2006 in einer Rede vor dem Bayerischen Landtag die Einrichtung einer bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo (SE) an Zur Umsetzung erarbeitete ein Planungsstab unter dem Vorsitz des heutigen Vizepraumlsidenten Dr Schick am LGL ein entsprechendes Konzept dem der Ministerrat im Mai 2006 zugestimmt hat Die SE hat ihre Arbeit am 1 Juli 2006 aufgenommen und wurde mit der am 30 September 2006 in Kraft getretenen Aumlnderung der Verordnung uumlber die Einrichtung der Bayerischen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmtervershyordnung ndash LAVshyUGV) auch rechtlich verankert
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Spezialeinheit Lebensmittel-sicherheit
Die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit wurde 2006 organisatorisch in das LGL eingegliedert es wurde weder eine neue Behoumlrde noch eine neue Verwaltungsebene geschaffen Seit der Neustruktushyrierung des LGL im Jahr 2009 bildet sie eine eigenshystaumlndige Abteilung das Landesinstitut Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit Durch die Spezialeinheit mit ihren naumlher am Vollzug orientierten Taumltigkeitsfeldern haben sich Aufgabenspektrum Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten des LGL erheblich ausgeweitet Neben der Untersuchung und Beurteilung von Lebensmittelproben die nach wie vor Kernaufgaben sind kamen mit der Schaffung der SE auch die Durchfuumlhrung von Betriebskontrollen die fachliche und rechtliche Beratung der VorshyOrtshyBehoumlrden und die Entwicklung von Konzepten und Strategien fuumlr die amtliche Lebensmitteluumlberwachung hinzu
Die amtliche Lebensmitteluumlberwachung ist in Deutschland Laumlndersache In Bayern agiert das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Geshysundheit als oberste Landesbehoumlrde und leitet den Geschaumlftsbereich Fuumlr den Vollzug des Lebensmittelshyrechts sind grundsaumltzlich die Kreisverwaltungsbehoumlrshyden also die kreisfreien Staumldte oder Landratsaumlmter zustaumlndig Die Regierungen uumlben die Rechtsshy und Fachaufsicht uumlber die Kreisverwaltungsbehoumlrden aus und sind zustaumlndig fuumlr die Zulassung von Betrieshyben Daneben wurde als voumlllig neues Element die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit in die amtliche Lebensmitteluumlberwachung integriert Die SE verfuumlgt dabei im Bereich Lebensmittel uumlber eigene Vollzugsshy
kompetenzen Sie hat zum Beispiel Betretungsrecht Recht zu Probenahmen und Sicherstellungen
Die SE umfasst im Bereich Lebensmittel vier Sachshygebiete Neben den Sachgebieten SE 1 (Rechtsshy und Grundsatzfragen EUshySchnellwarnsysteme) und SE 2 (Planung Koordination TIZIAN) sind die beiden Sachgebiete SE 3 und SE 4 fuumlr die Betriebsshy und Proshyduktionshygiene in Suumldshy und Nordbayern zustaumlndig
Der Bereich Tiergesundheit der SE mit den drei Sachgebieten Tierseuchen Tierschutz und Tierarzshyneimittel ist seit einer Umstrukturierung des LGL im Jahr 2009 in der neugeschaffenen Abteilung TF anshygesiedelt und arbeitet eng mit dem Bereich Lebensshymittel der SE zusammen Wie das gesamte LGL ist auch die SE an den verschiedenen Standorten praumlshysent fuumlr die vielfaumlltigen Aufgaben stehen ihr mittlershyweile einschlieszliglich des Bereichs Tiergesundheit uumlber 90 Mitarbeiter zur Verfuumlgung
Die SE ist die zentrale Anlaufstelle in Bayern fuumlr alle Fragen der Lebensmittelsicherheit Sie verfolgt eishynen interdisziplinaumlren Ansatz In ihr arbeiten insbeshysondere Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Lebensshymitteltechnologen Agraringenieure Oumlkotropholoshygen Lebensmittelkontrolleure EDVshySpezialisten und Juristen zusammen Sie unterhaumllt laufend intensive Kontakte zu anderen Behoumlrden wie Staatsanwaltshyschaften Polizei und Zoll Dadurch entstehen vielshyfaumlltige Moumlglichkeiten zur Zusammenarbeit Die Mitshyarbeiter haben unter anderem auch die Gelegenheit durch Hospitationen bei den Polizeishy und Zollbeshyhoumlrden einen Einblick in deren Arbeitsweise und dadurch neue Erkenntnisse fuumlr die eigene
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Uumlberwachungstaumltigkeit zu erlangen Dies ist nuumltzlich bei Vernehmungen oder bei der Analyse von Warenshystroumlmen Daruumlber hinaus brachten in den vergangeshynen fuumlnf Jahren auch Beamte anderer Behoumlrden wie Gewerbeaufsicht und Kriminalpolizei ihre Fachkenntshynisse im Rahmen einer Amtshilfe ein
BetriebskontrollenDen vordergruumlndig groumlszligten Aufgabenbereich der SE stellen die gemeinsam mit den Behoumlrden vor Ort durchgefuumlhrten Betriebskontrollen im Bereich Leshybensmittel sowie deren Auswertung dar Neben Schwerpunktkontrollen im Rahmen von Projekten koumlnnen auch spezielle Anlaumlsse wie Verbraucherhinshyweise oder Anforderungen durch eine VorshyOrtshyBeshyhoumlrde oder die Staatsanwaltschaft dazu fuumlhren dass die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit einen Beshytrieb kontrolliert Auch auffaumlllige Untersuchungsershygebnisse im LGL oder Faumllle aus den EUshySchnellshywarnsystemen koumlnnen Anlass fuumlr eine gemeinsame Kontrolle mit der Spezialeinheit sein Zudem ist das zum 1 Januar 2008 eingefuumlhrte Kontrollprogramm Lebensmittelsicherheit ein fester Bestandteil der Kontrolltaumltigkeit Das LGL hat das Konzept zu diesem Programm unter Einbeziehung der Regierungen erarshybeitet Es zielt darauf ab Lebensmittelbetriebe mit uumlberdurchschnittlich hohen oder komplexen Risiken angemessen zu kontrollieren und damit einen weshysentlichen Beitrag zur Optimierung der Lebensmitshytelsicherheit zu leisten Das Kontrollprogramm wird federfuumlhrend durch die Kreisverwaltungsbehoumlrden umgesetzt und vollzogen Diese beteiligen dabei die Spezialeinheit sowie ndash zumindest bei zulassungsshypflichtigen Betrieben ndash auch die Regierungen
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Im Rahmen der Kontrollen setzt die SE erweiterte Kontrollteams ein Dies wird insbesondere dadurch moumlglich dass die SE nicht mit der Regeluumlberwashychung belastet ist und uumlber einen groumlszligeren und staumlrker spezialisierten Personalkoumlrper als die VorshyOrtshyBehoumlrden verfuumlgt Die personelle Staumlrke der Kontrollteams richtet sich nach Betriebsgroumlszlige und shyart Im Rahmen eines integrierten Ansatzes werden bei groszligen Betrieben in der Regel Untergruppen geshybildet die spezielle Aspekte wie einzelne Produktishyonsabschnitte Betriebshygiene Dokumentenkontshyrolle Nachverfolgung von Warenstroumlmen tierische Nebenprodukte oder Tierschutz ndash etwa in Schlachtshyhoumlfen ndash uumlberpruumlfen Ferner werden die Kontrollen der SE mit einer erhoumlhten Kontrollintensitaumlt durchgeshyfuumlhrt Durch die staumlrkere Spezialisierung der Kontrolshyleure ihre interdisziplinaumlre Ausrichtung die bayernshyweiten Vergleichsmoumlglichkeiten die groumlszligeren Teams und laumlngeren Kontrollzeiten kann eine houmlhere Kontrolltiefe erreicht werden Die Verwaltungsangeshyhoumlrigen der SE die im Auszligendienst bei Lebensmitshytelkontrollen eingesetzt werden sind seit 1 Februar 2007 unter Erfuumlllung bestimmter Voraussetzungen zudem Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft allerdings nur bezogen auf die Einhaltung lebensshymittelrechtlicher Vorschriften
Durch die Moumlglichkeit bayernweit Betriebe zu kontshyrollieren bieten sich der SE deutlich bessere Vershygleichsmoumlglichkeiten zwischen den Betrieben einzelshyner Branchen Damit kann sie sich zum Beispiel einen guten Uumlberblick uumlber die Arbeitsweisen der in Bayern ansaumlssigen wildverarbeitenden Betriebe vershyschaffen waumlhrend eine Kreisverwaltungsbehoumlrde allenfalls einen einzigen Betrieb dieser Branche in
ihrem Zustaumlndigkeitsbereich hat Die umfassende Vergleichsmoumlglichkeit erlaubt es bayernweit und einheitlich einen ordnungsgemaumlszligen Betriebsablauf aufzuzeigen und einen einheitlichen Vollzug sicherzushystellen
Zusaumltzlich arbeitet die SE eng mit den fuumlr die Untershysuchungen der Lebensmittelproben zustaumlndigen Landesinstituten zusammen Hierdurch wird eine opshytimale Verzahnung zwischen den Erkenntnissen aus Laboruntersuchungen sowie dem Sachverstand der zahlreichen am LGL taumltigen Experten der verschieshydenen Fachdisziplinen einerseits und der mehr am Vollzug und der Optimierung von Kontrollkonzepten orientierten Taumltigkeit der SE andererseits erreicht
MultiplikatorNeben der Kontrolle einzelner Betriebe gehoumlrt es aber auch zu den Aufgaben der SE die Ergebnisse der Kontrollen betriebsuumlbergreifend auszuwerten inshydem sie sich einen Uumlberblick uumlber die Situation in den verschiedenen Lebensmittelbranchen verschafft und dort vorhandene Schwachpunkte aufspuumlrt Im Rahmen einer Schwachstellenanalyse werden die in den Betrieben einer Branche festgestellten gleicharshytigen und wiederholt auftretenden Maumlngel in Maumlnshygelkategorien zusammengefasst und anschlieszligend im Hinblick auf gemeinsame Ursachen analysiert Beshyruumlcksichtigt werden dabei zum Beispiel Betriebsart shystruktur und shygroumlszlige Bisher fuumlhrte die Spezialeinheit eine Schwachstellenanalyse unter anderem fuumlr Schlachthoumlfe wildverarbeitende Betriebe Baumlckereishyen und Brauereien durch Sofern sich Anhaltspunkte fuumlr gehaumluft auftretende vergleichbare Problemstelshy
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lungen ergeben entwickelt die SE in weiteren Schritshyten Loumlsungskonzepte und erarbeitet moumlgliche Abhilshyfemaszlignahmen Dazu gehoumlren die Erstellung von QualitaumltsmanagementshyDokumenten (zum Beispiel verbesserte Checklisten fuumlr Betriebskontrollen) und die zielgerichtete Schulung des Uumlberwachungspersoshynals um die Lebensmitteluumlberwachung in der Flaumlche zu optimieren und moumlglichst effizient zu gestalten Daruumlber hinaus werden in Gespraumlchen mit Verbaumlnshyden die ermittelten Schwachstellen eroumlrtert um die Betriebe hierfuumlr zu sensibilisieren und eine nachhaltishyge Maumlngelbeseitigung zu erreichen
Die Kontrolltaumltigkeit der SE stellt aber nur einen Teil der dort angesiedelten Aufgaben dar Die SE untershystuumltzt und beraumlt die Vollzugsbehoumlrden vor Ort bei fachlichen und rechtlichen Fragestellungen aus den Bereichen Lebensmittelsicherheit und Tiergesundshyheit Dies erfolgt auf vielfaumlltige Art und Weise zum Beispiel in Form von Stellungnahmen zu Anfragen in der Organisation und Durchfuumlhrung von Arbeitsshykreisen in der Ausarbeitung von Konzepten Checkshylisten und Verfahrensanweisungen (wie zur Kontrolle von Wildbetrieben) in der rechtlichen Unterstuumltzung bei Fragen des Lebensmittelrechts sowie seit 2010 in der Unterstuumltzung der Regierungen bei der Bearshybeitung von Zertifizierungen beim Export von Leshybensmitteln tierischen Ursprungs
Daneben wertet die SE Erkenntnisse zur Lebensmitshytelsicherheit aus und identifiziert potenzielle Risiken und Probleme produktshy (zum Beispiel Acrylamid in Lebkuchen ) oder branchenbezogen (etwa Kuumlhlshy und Gefrierhaumluser) Auf dieser Grundlage erarbeitet sie entsprechende Risikobeurteilungen und leitet risikoshy
orientiert Kontrollschwerpunkte ab Sie erstellt hiershyzu auch in Eigeninitiative Projekte in deren Rahmen insbesondere spezifische Checklisten fuumlr die Kontrolshylen der VorshyOrtshyBehoumlrden erarbeitet werden Diese werden allen betroffenen bayerischen Behoumlrden fuumlr ihre taumlgliche Arbeit zur Verfuumlgung gestellt Damit soll eine Optimierung und Vereinheitlichung der Kontrolshylen erreicht werden
Die SE unterstuumltzt das zustaumlndige Fachministerium das Bayerische Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) in allen Fragen der Lebensmitshytelsicherheit der Lebensmitteluumlberwachung sowie des Lebensmittelrechts Hierzu werden Stellungnahshymen zu Gesetzentwuumlrfen erstellt oder Konzepte zur Lebensmitteluumlberwachung erarbeitet In Krisenfaumlllen uumlbernimmt die SE auszligerdem in Abstimmung mit dem StMUG koordinierende Krisenmanagementaufshygaben wie etwa die Buumlndelung Sichtung Auswershytung und Aufbereitung von Informationen auf Lanshydesebene oder die Koordination der Maszlignahmen und Probenahmen der Lebensmitteluumlberwachungsshybehoumlrden vor Ort Fuumlr den Verbraucher werden zum Beispiel Informationen auf der Internetseite des LGL zusammengestellt und Hotlines eingerichtet
Weitere Aufgaben der SE sind unter anderem die Pubshylikation von oumlffentlichen Warnungen und Verbrauchershyinformationen auf der Internetseite des LGL (sowie auf wwwlebensmittelwarnungde) die Betreuung einer Verbraucherhotline am LGL fuumlr Hinweise aus der Bevoumllkerung auf Verstoumlszlige gegen das Lebensmittelshyrecht sowie seit 2009 die Betreuung der bayernweiten gemeinsamen Software TIZIAN fuumlr die Veterinaumlrshy Lebensmittelshy und Futtermitteluumlberwachung
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Eine besondere Schnittstellenfunktion im Vollzug des Lebensmittelrechts hat die SE in ihrer Aufgabe als Kontaktstelle Bayerns im hellip
EU-Schnellwarnsystem fuumlr Lebens- und Futtermittel
Bei der heutigen stark internationalen Verflechtung der Warenstroumlme in der Lebensmittelwirtschaft kann eine effektive amtliche Uumlberwachung der Lebensmittelsicherheit im EUshyBinnenmarkt nur gelingen wenn alle beteiligten Behoumlrden uumlber die Staatsgrenzen hinweg eng zusammenarbeiten
Zu diesem Zweck wurde mit dem Europaumlischen Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel bdquoRASFFldquo (Rapid Alert System for Food and Feed) ein System zum raschen Informationsaustausch zwischen EUshyMitgliedstaaten geschaffen uumlber das Erkenntnisse zu Lebensshy und Futtermitteln uumlbermitshytelt werden von denen (moumlglicherweise) eine ernsshyte Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht
Die rechtliche Grundlage fuumlr das RASFF findet sich in der sogenannten Basisverordnung VO (EG) Nr 1782002 Weitere Vorschriften zur Durchfuumlhshyrung des RASFF enthaumllt die VO (EG) Nr 162011
In Deutschland existiert neben der nationalen Konshytaktstelle am Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in jedem Bundesland eine eigene Kontaktstelle
Bayern Deutschland EUOriginalshy
meldungenFolgeshy
meldungen Originalshy
meldungenFolgeshy
meldungenOriginalshy
meldungen Folgeshy
meldungen 2006 53 75 419 240 2923 38452007 43 73 377 305 2976 43392008 39 52 433 359 3099 39752009 52 80 416 419 3322 47672010 50 80 397 366 3358 52242011 52 63 425 407 3812 5345
Meldeaufkommen im gesamten RASFF seit 2006 (Quelle Jahresberichte der EU-Kommission)
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Seit 1 Februar 2005 nimmt die Aufgabe der Konshytaktstelle Bayern ein eigenes Sachgebiet im LGL wahr das 2006 in die neugegruumlndete Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit (SE) eingegliedert wurde Mit der Verlagerung dieser Aufgabe vom damaligen Staatsministerium fuumlr Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) zum LGL hat sich auch das Taumltigkeitsprofil des LGL deutlich erweitert Die RASFFshyKontaktstelle am LGL ist zentraler Ansprechpartner in Bayern in allen EUshySchnellshywarnungen betreffenden Fragen fuumlr das StMUG die Bezirksregierungen und die Kreisverwaltungsbeshyhoumlrden aber auch fuumlr das BVL und Ministerien soshywie nachgeordnete Behoumlrden der anderen Bundesshylaumlnder
In der RASFFshyKontaktstelle am LGL werden alle eingehenden Meldungen gesichtet und ausgewershytet Im Jahr 2011 waren dies uumlber 9000 RASFFshy Meldungen
Werden erstmalig Erkenntnisse zu einem Lebensshy oder Futtermittel eingestellt von dem eine ernste Gefahr fuumlr die menschliche oder tierische Gesundshyheit ausgeht wird eine Originalmeldung mit eigener Kennziffer generiert
Uumlber die Ergebnisse von Maszlignahmen sowie uumlber ermittelte Vertriebswege etc werden die Be teiligten des RASFF in Form von Folgemeldungen informiert
In allen Faumlllen in denen die betroffenen Lebensmitshytel in Bayern bereits auf dem Markt sind werden die Informationen uumlber die Regierungen an die
zustaumlndigen Behoumlrden vor Ort weitergegeben und die erforderlichen Maszlignahmen eingeleitet und koorshydiniert (zum Beispiel die Entfernung betroffener Lebensmittel aus dem Verkauf und die Uumlberwashychung von Ruumlckrufaktionen) Sind bayerische Untershynehmen (Hersteller Importeure Groszlighaumlndler) beshytroffen werden die weiteren Vertriebswege der fraglichen Lebensmittel ermittelt Warenruumlckrufe eingeleitet Ursachen fuumlr die entsprechenden Beshyanstandungen ermittelt und geeignete Abhilfeshymaszlignahmen ergriffen
Werden in Bayern Befunde uumlber Lebensshy oder Futtermittel die ein Risiko fuumlr die menschliche oder tierische Gesundheit bedeuten bekannt ndash zum Beishyspiel durch Untersuchungen des LGL ndash erstellt die RASFFshyKontaktstelle am LGL entsprechende Melshydungen fuumlr Bayern die in das Schnellwarnsystem eingestellt werden Von Bayern wurden jaumlhrlich circa 50 Originalmeldungen fuumlr das RASFF erstellt
Neben dem geschilderten Schnellwarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel wird durch die Kontaktshystelle Bayern auch noch ein weiteres auf der Proshyduktsicherheitsrichtlinie beruhendes EUshySchnellshywarnsystem (Rapid Alert System for NonshyFood Products RAPEX = Rapid Exchange) betreut
Hier werden Faumllle gemeldet bei denen von der stofflichen Zusammensetzung kosmetischer Mittel oder sonstiger Bedarfsgegenstaumlnde (Bekleidung Spielzeug Reinigungsmittel) eine ernste Gefahr fuumlr Verbraucher ausgehen kann
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Die geschilderten Schnellwarnsysteme stellen ein effektives Mittel dar mit dessen Hilfe sehr rasch I nformationen uumlber moumlglicherweise von Lebensshy Futtermitteln oder sonstigen Verbraucherprodukten ausgehenden Gefahren fuumlr die menschliche Gesundshyheit zwischen allen beteiligten Staaten ausgetauscht werden koumlnnen
Durch die Ansiedelung der bayerischen RASFFshy und RAPEXshyKontaktstelle in der Spezialeinheit Lebensshymittelsicherheit sind diese eng angebunden an die Kontrolleure der SE Dies ist zum einen von Vorteil im Fall von brisanten Einzelfaumlllen bei denen Kontrolleure die zustaumlndigen Behoumlrden bei der Abarbeitung von Schnellwarnfaumlllen konkret unterstuumltzen koumlnnen als auch durch die Umsetzung der aus dem RASFF und RAPEX gewonnenen Erkenntnisse durch die SE zum Beispiel in Form von Kontrollschwerpunkten und Projekten
Durch die oben genannten Synergieeffekte (bdquokurze Wegeldquo) und die enge Zusammenarbeit der SE mit den Laborbereichen kann das LGL die bayerischen Behoumlrden beim Aufarbeiten von Problemfaumlllen im Bereich der Lebensshy und Futtermittelmittelsicherheit umfassend unterstuumltzen
Eng mit der Uumlberwachung im Bereich Lebensmittelshysicherheit verwoben sind tiergesundheitliche Uumlbershywachungsaufgaben Auch hier hatte das LGL in der vergangenen Dekade eine Vielzahl von Herausfordeshyrungen zu bewaumlltigen
Futtermittelsicherheit
Neben dem Verfuumltterungsverbot wurde die Futtershymitteluumlberwachung in Bayern in den letzten Jahren mit einer steigenden Zahl neuer Aufgaben konfronshytiert Dabei sind die missbraumluchliche Verwendung von Tierarzneimitteln die Kontamination mit pathoshygenen Mikroorganismen wie Salmonellen mit Schwermetallen oder Pestiziden und die Verwenshydung von nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnshyderten Produkten beispielhaft zu nennen Ein aktuelshyler Schwerpunkt ist die Kontamination von Futtermitshyteln mit Dioxinen dioxinaumlhnlichen und nichtdioxinshyaumlhnlichen PCBs In den ersten beiden Jahren der Dekade wurden im Europaumlischen Schnellwarnsysshytem (RASFF) mehr als 20 DioxinshyFaumllle gemeldet Diese Zahl sank aber in den Folgejahren stark ab Erst mit dem DioxinshyFall zu Beginn des Jahres 2011 erreichte die Zahl der Meldungen und Folgemeldunshygen fast wieder den fruumlheren Houmlchststand DioxinshyKontaminationen haben nicht immer eine illegale Verwendung von Stoffen als Ursache Oft fuumlhren unshygeeignete Rohstoffe Verfahren oder Geraumlte bei der Herstellung unwissentlich zur Kontamination des Futtermittels und uumlber die Nahrungskette zur Anreishycherung im Lebensmittel Fuumlr Bayern ist aus den Unshytersuchungszahlen des LGL kein kontinuierlicher Anshystieg der Kontaminationen abzuleiten
TierarzneimittelnIm Rahmen des Verbraucherschutzes werden die Anwendung und der Handel mit Tierarzneimitteln behoumlrdlich uumlberwacht Schwerpunkte der Uumlberwashychungstaumltigkeit sind tieraumlrztliche Hausapotheken und
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Houmlfe mit Nutztieren die der Lebensmittelgewinnung dienen Bundesweit wird in der Veterinaumlrverwaltung hierzu das Arzneimittelmodul des EDVshySoftwareshysystems BALVI verwendet an dessen Erstellung und Weiterentwicklung das LGL maszliggeblich beteishyligt ist So vertritt das LGL im Auftrag des StMUG das Land Bayern in der BALVIshyTierarzneimittelshy Laumlnderarbeitsgruppe Das LGL entwickelt und pflegt unter anderem den umfangreichen Verstoszligartenshykatalog in dem die Verstoszligshy und Anordnungstexte sowie die rechtlichen Begruumlndungen fuumlr die angeshyordneten Maszlignahmen hinterlegt sind und der bunshydesweit dem BALVIshyTierarzneimittelmodul als Quellshydatei zugrunde liegt Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit besteht in der Weiterentwicklung des Proshygramms um seine Anwenderfreundlichkeit sichershyzustellen So wurde die Dateneingabe optimiert und an die bayernweit geltenden QMshyDokumente zur Datenerhebung angepasst
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt besteht in der Steuerung behoumlrdlicher Arzneimittelabgabeverfahshyren Im Rahmen des jaumlhrlich durchgefuumlhrten und von der EU kofinanzierten Verfahrens zur Bekaumlmpfung der Varroamilbe der Bienen koordiniert das LGL die Abgabe der hierzu eingesetzten Arzneimittel durch die Veterinaumlraumlmter an die Imker und uumlbernimmt die Kommunikation mit Arzneimittelherstellern und der fuumlr die Foumlrdermittel zustaumlndigen Landwirtschaftsvershywaltung In Zusammenarbeit mit dem Fachzentrum Bienen der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Weinbau und Gartenbau stellt das LGL den Veterinaumlraumlmtern umfangreiche Informationen uumlber das jaumlhrliche Vorshygehen zur Verfuumlgung und steht ihnen im laufenden Verfahren beratend zur Seite
Tierschutz
Der Tierschutz ist ein wichtiges gesellschaftspolitishysches Anliegen das im Jahr 2002 in den Rang eines Staatsziels erhoben wurde Der Vollzug des Tiershyschutzrechtes ist daher eine wesentliche Aufgabe der Veterinaumlraumlmter Die Bandbreite der gehaltenen Tiere ist groszlig Sie reicht von Heimtieren uumlber landshywirtschaftliche Nutztiere bis zu Versuchsshy und Wildshytieren Aumlhnlich groszlig ist die Vielfalt der Bereiche in denen dem Tierschutz Rechnung getragen werden muss Schlachthoumlfe und Tiertransporte gehoumlren ebenso dazu wie Zoos Zirkusbetriebe Maumlrkte sportliche Veranstaltungen mit Tieren Tierhandel Jagd und Schaumldlingsbekaumlmpfung Um die bayerishyschen Veterinaumlrbehoumlrden bei der Bearbeitung dieses Gebietes fachlich qualifiziert zu unterstuumltzen und geshyzielt fortzubilden wurde daher am LGL im Oktober 2002 das Sachgebiet Tierschutz eingerichtet Hier werden mit steigender Tendenz mittlerweile jaumlhrlich uumlber 1000 fachliche Anfragen beantwortet
Beispielhaft seien zwei Arbeitsschwerpunkte hershyausgestellt Durch gezielte Kontrollen in vielen bayeshyrischen Schlachtstaumltten gelang es die Qualitaumlt des Umgangs mit den Tieren vor der Schlachtung und ihre Betaumlubung und Toumltung wesentlich zu verbesshysern Gleichzeitig wurde eine intensive Fortbildung des fuumlr die Uumlberwachung zustaumlndigen Personals in Form praxisnaher Workshops durchgefuumlhrt und ein Lehrfilm erstellt der sich an Gewerbetreibende und Uumlberwachungspersonal richtet
Im Heimtierbereich stellen Hundezuchten und pri vate Hundehaltungen einen Arbeitsschwerpunkt dar In
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Hundezuchten liegt der Fokus auf einem guten Umshygang mit den Tieren damit Tierliebhaber einen sozial vertraumlglichen und ungefaumlhrlichen Hund erhalten der im Zusammenleben mit den Menschen sein Leben ohne Angst und Leiden fuumlhren kann Da die Tiershyschutzhundeverordnung von 2001 viele unbestimmte Rechtsbegriffe enthaumllt wurden 2003 durch das Sachshygebiet Tierschutz bayerische Vollzugshinweise erarshybeitet die diese Begriffe naumlher erlaumlutern Dadurch wurde eine einheitliche Grundlage geschaffen auf deren Basis alle bayerischen Veterinaumlraumlmter die tiershyschutzrechtlichen Vorgaben vollziehen koumlnnen
Die Ausrichtung des LGL an den Beduumlrfnissen seishyner bdquoKundenldquo den Uumlberwachungsbehoumlrden vor Ort erfordert mehr als seine eigene kontinuierliche Anshypassung an fachwissenschaftliche oder rechtliche Rahmenbedingungen Denn nicht die Verfuumlgbarkeit von spezialisiertem Wissen an wenigen Stellen allein sichert die Qualitaumlt einer schlagkraumlftigen Uumlberwashychung vielmehr wird ein effektiver Wissenstransfer benoumltigt der Schritt haumllt mit der Zunahme der transshyportierten Inhalte denn
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Qualitaumlt will gelernt sein
ndash das gilt seit jeher war aber wohl nie so wichtig und schwierig wie heute Die Anforderungen und Anspruumlche steigen stetig die Handlungssituationen werden immer komplexer Das gilt auch fuumlr oumlffentlishyche Verwaltungen zumal im Bereich Gesundheit Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit Denn hier zeigt die Globalisierung mit der internationalen Mobilitaumlt der Menschen mit weltweitem Handel von Waren Tieren und Lebensmitteln unmittelbare Auswirkungen auf die Verhaumlltnisse vor Ort Auch loshykale bayerische Behoumlrden koumlnnen quasi uumlber Nacht vor bisher unbekannten Herausforderungen stehen BSE SARS Influenzapandemie oder mit EHECshyKeishymen belastete Lebensmittel sind bekannte Beispieshyle Sie betreffen das Lebensumfeld fast aller Menshyschen gehen deshalb mit entsprechender oumlffentlishycher Aufmerksamkeit einher und finden direkten Niederschlag in der Politik Um in einem solchen Umfeld dauerhaft zu bestehen muumlssen die Behoumlrshydenmitarbeiter bestens qualifiziert und hoch motishyviert sein
Die Entscheidungstraumlger zeigten groszligen Weitblick als sie 2002 die Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhshyrung und Verbraucherschutz (AGEV heute AGL) schufen und im ebenfalls neu gegruumlndeten Landesshyamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ansiedelten Ihr Auftrag Die Behoumlrden bei der Bewaumlltigung ihrer Aufgaben bestmoumlglich zu untershystuumltzen durch systematische bedarfsgerechte und praxisorientierte Qualifizierungsmaszlignahmen Neu und bis heute bundesweit einmalig war das Konzept alle Bildungsaufgaben des Oumlffentlichen Gesundshy
heitsshy und Veterinaumlrdienstes und der Lebensmittelshysicherheit in einer Akademie zu vereinen Die AGEV entstand aus der Zusammenfuumlhrung von Vorgaumlngershyeinrichtungen wie der Akademie fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen der Staatlichen Berufsfachschushyle fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnische Assistenten dem Fachbereich Ernaumlhrung aus der Staatlichen Fuumlhrungsakademie fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten (FUumlAK) und der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) Zug um Zug wurde sie um eine ganze Reihe von Aufgaben erweishytert und ausgebaut In ihrer Entwicklungsshy Anpasshysungsshy und Innovationsfaumlhigkeit war sie dabei nicht weniger gefordert als die Verwaltungsbereiche fuumlr die sie taumltig ist und die sie schult Dies zeigt sich nicht zuletzt in der 2009 aufgrund von Aumlnderungen im Ressortzuschnitt des zustaumlndigen Ministeriums erfolgten Umbenennung in Akademie fuumlr Gesundshyheit und Lebensmittelsicherheit (AGL)
Der AGL obliegt als zentraler Bildungseinrichtung fuumlr die Bereiche Gesundheit Veterinaumlrwesen und Lebens mittelsicherheit im Geschaumlftsbereich des bayerischen Staatsministeriums fuumlr Umwelt und Gesundheit (StMUG) das Management der Ausshy Fortshy und Weiterbildung Die zentralen Ziele sind
bull die bedarfsgerechte auf die Bewaumlltigung aktueller und zukuumlnftiger Herausforderungen ausgerichtete Qualifizierung der Behoumlrdenmitarbeiter
bull durch langfristige zielgerichtete Planung und kurzshyfristige Anpassung des Angebots
bull unter Anwendung teilnehmershy und transferorienshytierter Methodik
bull bei effizientem Einsatz der Haushaltsmittel
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Seit den Anfaumlngen im Jahr 2002 wuchs sowohl das Spektrum der Aufgaben als auch der Umfang an Veranstaltungen bestaumlndig an Zur Konzeption und Durchfuumlhrung ihrer Veranstaltungen kann die AGL heute auf 26 Mitarbeiter und uumlber 500 Referenten aus den Behoumlrden der Wissenschaft aus Verbaumlnshyden und der Wirtschaft zuruumlckgreifen mehr als ein Drittel davon aus dem LGL Seit einigen Jahren nehmen im Schnitt jaumlhrlich 7000 Personen an Fortshybildungsveranstaltungen und uumlber 500 Personen an mehrwoumlchigen bis mehrmonatigen Lehrgaumlngen teil In zehn Jahren Aufbauarbeit entstand aus beshyscheidenen Anfaumlngen ein umfassendes Programm zur Ausshy Fortshy und Weiterbildung fuumlr alle Berufsshygruppen im Bereich Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit In speziellen Lehrgaumlngen sowie Fachshytagungen Seminaren und Kongressen werden Amtsaumlrzte Amtstieraumlrzte und amtliche Tieraumlrzte Lebensmittelchemiker Pharmazeuten Sozialpaumldashygogen Lebensmittelkontrolleure Hygienekontrolshyleure Sozialmedizinische Assistentinnen amtliche Fachassistenten und weitere Fachleute der Behoumlrshyden fuumlr den Einstieg in die staatliche Laufbahn quashylifiziert oder in den jeweiligen Fachthemen auf dem aktuellen Stand gehalten Von Anfang an wurde mit der Rubrik bdquoFachseminar interdisziplinaumlrldquo im Jahres fortbildungsprogramm der Gruumlndungsidee Rechnung getragen dass die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen immer wichtiger wird fuumlr die Bewaumlltigung sowohl der akuten Herausforderungen wie auch der taumlglishychen Routinen Mit einem umfangreichen uumlberfachshylichen Fortbildungsprogramm stehen daruumlber hinshyaus allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Geschaumlftsbereiches Umwelt und Gesundheit
Angebote zur Staumlrkung ihrer sozialen methoshydischen und persoumln lichen Kompetenzen zur Ver fuumlgung Im Jahr 2010 hat das Bayerische Staatsshyministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit die Aufshygabe der bdquozustaumlndigen Stelleldquo nach dem Berufsshybildungsgesetz fuumlr die Ausbildung der Sozialvershysicherungsfachangestellten Fachrichtung allgeshymeine Krankenversicherung auf das LGL beziehungsweise die AGL uumlbertragen
Zentrale Aufgabe Aus- bzw Weiterbildung
Der Zugang zu den Fachlaufbahnen des oumlffentlichen Gesundheitsshy und Veterinaumlrdienstes sowie der Leshybensmittelkontrolle erfordert in einschlaumlgigen Rechtsvorschriften festgelegte Qualifikationsmaszligshynahmen Die AGL fuumlhrte in den zehn Jahren seit ihshyrer Gruumlndung hierzu die folgenden Lehrgaumlnge inklushysive Pruumlfungsverfahren durch
bull Zehn AmtsarztshyLehrgaumlnge seit 2007 mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium Public Health an der LMU Muumlnchen
bull fuumlnf HygienekontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf SMAshyLehrgaumlnge
(Lehrgang fuumlr Sozialmedizinische Assistentinnen) bull zehn AmtstierarztshyLehrgaumlngebull acht LebensmittelkontrolleurshyLehrgaumlngebull fuumlnf VeterinaumlrassistentenshyLehrgaumlngebull einen FuttermittelprobenehmershyLehrgang bull vier Amtliche FachassistentenshyLehrgaumlnge
(bdquorotes Fleischldquo und bdquoweiszliges Fleischldquo)
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Alle Lehrgaumlnge richten sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bayern Gasthoumlrer aus anderen Laumlnshydern koumlnnen freie Plaumltze belegen Aumlrzte und Tieraumlrzshyte koumlnnen mit dem Lehrgang gleichzeitig die Anforshyderungen an die theoretische Weiterbildung zum Facharzt fuumlr oumlffentliche Gesundheit oder zum Fachshytierarzt fuumlr oumlffentliches Veterinaumlrwesen erfuumlllen Die Lehrgaumlnge wurden stetig inhaltlich uumlberarbeitet und konzeptionell weiterentwickelt
Die Ausbildung im AmtsarztshyLehrgang erfolgt am LGL in Kooperation mit dem MastershyStudiengang Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt
Muumlnchen (LMU) Durch die Verzahnung mit der Unishyversitaumlt haben die Kursteilnehmer seit 2008 die Moumlglichkeit in Verbindung mit dem Lehrgang auch den Master of Public Health (MPH) mit der Spezialishysierung Health Administration and Management (HAM) zu erwerben
2007 wurde die Akademie mit der Konzeption und Durchfuumlhrung eines Lehrgangs fuumlr amtliche Fachasshysistenten beauftragt Dieser musste nach den Vorgashyben der Verordnung (EG) 8542004 voumlllig neu konzishypiert werden und umfasst nun 500 Stunden theoretishyschen Unterricht
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Fuumlr das amtliche Personal in der Fleischhygieneuumlbershywachung (amtliche Tieraumlrzte und amtliche Fachassisshytenten) besteht gemaumlszlig VO (EG) Nr 8542004 eine jaumlhrliche Fortbildungspflicht Die notwendigen Vershyanstaltungen werden seit 2006 uumlber das Fortbilshydungsprogramm der AGL angeboten 2009 hat die AGL ein neues Fortbildungskonzept fuumlr diesen Beshyreich erarbeitet Die bis dahin durchgefuumlhrten einshyheitlichen Fortbildungstagungen (Jahrestagungen) wurden durch thematisch vielfaumlltige den untershyschiedlichen Beduumlrfnissen angepasste Fortbildungsshyveranstaltungen ergaumlnzt (WahlpflichtshyFortbildung) Die neuen fachlichen Inhalte tragen vermehrt den unterschiedlichen Taumltigkeitsfeldern und dem untershyschiedlichen Erfahrungsstand Rechnung
Aufgrund eines Ministerratsbeschlusses zur Verbesshyserung der Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2006 wurde in den Jahren 2007 und 2008 ein Sonshyderfortbildungsprogramm erstellt Ergaumlnzend zum jaumlhrlichen Fortbildungsangebot wurden 20 zusaumltzlishyche neu konzipierte Fortbildungen aufgenommen und damit die Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verdoppelt Neben vielen fachlishychen Schulungen waren spezielle uumlberfachliche Fortshybildungsangebote zur Verbesserung der Sozialshy und Methodenkompetenz insbesondere zur Gespraumlchsshyfuumlhrung und Konfliktbewaumlltigung fuumlr das Personal in der Lebensmittelshy und Futtermittelkontrolle sowie in der Veterinaumlrkontrolle enthalten Viele der Veranstalshytungen die speziell fuumlr das Sonderfortbildungsproshygramm konzipiert wurden waren so begehrt dass sie danach in das laufende jaumlhrliche Programm aufshygenommen und weitergefuumlhrt wurden
Schwerpunkt Fachfortbildung
Den Schwerpunkt der Fortbildungsarbeit bildet seit Gruumlndung der AGL die Durchfuumlhrung von Fachsemishynaren fuumlr Bedienstete der oumlffentlichen Verwaltung in den Bereichen oumlffentlicher Gesundheitsdienst oumlfshyfentlicher Veterinaumlrdienst und Lebensmittelkontrolle Bis zum Jahr 2008 betraf dies auch die Fortbildung der bayerischen Gewerbeaufsicht Fuumlr diesen Persoshynenkreis veranstaltete die AGL jaumlhrlich weit uumlber 200 einshy oder mehrtaumlgige Fachseminare Die Gesamtteilshynehmerzahl an von der AGL angebotenen Fortbilshydungsveranstaltungen und Tagungen betrug im Schnitt der letzten Jahre ungefaumlhr 7000 etwa 5500 davon betrafen Fachfortbildungen gut 500 uumlberfachshyliche Seminare und etwa 1000 InhouseshySchulungen am LGL sowie EDVshyFortbildungen Die Konzeption sieht schwerpunktmaumlszligig eintaumlgige Fachseminare vor welche in den Dienststellen des LGL in Nordshy und Suumldbayern identisch angeboten werden und akshytuelle Themen aufgreifen Diese Veranstaltungen sollen von mindestens einem Teilnehmer der Zielshygruppe aus den Landratsaumlmtern und Regierungen besucht werden damit ein einheitlicher Informashytionsshy und Wissensstand bei allen rechtlichen und fachlichen Neuerungen sowie bei Vollzugsfragen sishychergestellt werden kann Daneben gibt es eine Reishyhe von mehrtaumlgigen Seminaren welche Spezialtheshymen mit staumlrkerer Handlungsorientierung aufgreifen Diese werden in Kleingruppen in Seminarhaumlusern verteilt uumlber ganz Bayern oft uumlber Jahre hinweg anshygeboten Die Schulung spezieller FachshyEDVshyAnwenshydungen erfolgt in einshy und mehrtaumlgigen Seminaren am PCshyArbeitsplatz
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Uumlberfachliche Fortbildung und Inhouse-Schulungen
Bei Gruumlndung der Akademie im Jahr 2002 gehoumlrte diese dem Geschaumlftsbereich des damals ebenfalls neu gegruumlndeten Staatsministeriums fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Verbraucherschutz an Damals wurde als Starthilfe eine umfangreiche Kooperation in der uumlberfachlichen Fortbildung mit dem Staatsministerishyum fuumlr Arbeit und Sozialordnung Familie und Frauen beschlossen Diese dauerte bis 2005 und betraf auch die bis heute anhaltende Zusammenarbeit bei EDVshySeminaren mit der Verwaltungsschule der Sozialvershywaltung in Wasserburg Schritt fuumlr Schritt wurden dashyneben eigene Seminare zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Fuumlhrung und Kommunikation Arshybeitstechniken und Selbstmanagement sowie Presseshy und Oumlffentlichkeitsarbeit und Verwaltung aufgebaut Als dann im Jahr 2005 nach Umressortierung in den Geschaumlftsbereich des Umweltministeriums die uumlbershyfachliche Fortbildung fuumlr den gesamten neuen Geshyschaumlftsbereich von dort auf die Akademie uumlbertragen wurde konnte sofort ein umfangreiches eigenes Fortshybildungsangebot zusammengestellt werden
Die uumlberfachliche Fortbildung befasste sich in juumlngerer Zeit neben den Fuumlhrungsklassikern vorrangig mit Strashytegien fuumlr erfolgreiches Arbeiten im Team sowie dem Umgang mit den gestiegenen Anforderungen in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt Diese Seshyminare finden eine auszligerordentliche Akzeptanz Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Teamentwickshylung Zahlreiche Teams nehmen dieses Angebot an und entwickeln unter professioneller Begleitung konshykret und zielorientiert ihre individuellen Vorgehensweishy
sen Es geht um organisatorische und strategische Ansaumltze zur Steigerung von Effizienz und Effektivitaumlt Angestrebt werden ein besserer Informationsfluss soshywie eine gute Kommunikationskultur und Konfliktbeshywaumlltigung Neu im Angebot war zuletzt Mediation eine Moumlglichkeit der Konfliktbearbeitung unter Begleishytung eines professionellen Konflikthelfers
Neben den Fortbildungsangeboten des Geschaumlftsshybereiches gibt es zahlreiche InhouseshySchulungen fuumlr das Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (LGL) sowie Fuumlhrungsseminare fuumlr das Lanshydesamt fuumlr Umwelt (LfU) Der Themenkatalog des LGL reicht von Trainings fuumlr Teamshy und Gruppenleishyter zur Mitarbeiterfuumlhrung Maszlignahmen zu Gesundshyheitsshy und Arbeitsschutz speziellen Schulungen zur Einfuumlhrung eines digitalen Dokumentenmanageshymentsystems bis zur Ausbildung von Brandschutzshy und Ersthelfern
Die ASUMEDDie Hauptaufgabe der Bayerischen Akademie fuumlr Arshybeitsshy Sozialshy und Umweltmedizin (ASUMED) ist die theoretische Weitershy und Fortbildung bereits approshybierter Aumlrzte in den Bereichen BetriebsshyArbeitsmeshydizin und Sozialmedizin Im Schnitt haben insgesamt 200 bis 300 Aumlrztinnen und Aumlrzte jaumlhrlich aus allen Bundeslaumlndern an einem Kurs der ASUMED teilgeshynommen Insbesondere mit der Deutschen Gesellshyschaft fuumlr Arbeitsshy und Umweltmedizin den Akadeshymien in Duumlsseldorf und Bad Nauheim und dem Lanshydesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften bestehen auf diesem Geshybiet langjaumlhrige Kooperationen
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Bereits 2003 entwickelte die ASUMED ein Konzept zur Vermittlung von sogenannten Basisqualifikatioshynen in den arbeitsmedizinischen Weiterbildungskurshysen wie Kommunikationsshy Kooperationsshy und Teamshyfaumlhigkeit beziehungsweise Sozialkompetenz Dieser Kursbaustein sieht vor den Betriebsarzt mit organisashytionsshy wirtschaftsshy und arbeitspsychologischen Inhalshyten zu konfrontieren und ihn als Moderator und Spreshycher aller im Betrieb am Gesundheitsmanagement beteiligten Personen und Bereiche zu befaumlhigen
Mit dem von der ASUMED 2005 initiierten Foumlrdershyprojekt bdquoPsychosoziale Belastungen in der betriebsshyaumlrztlichen Praxisldquo wurde das Department fuumlr Psyshychologie Organisationsshy und Wirtschaftspsychologie der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen beshytraut Die daraus resultierenden Ergebnisse boten der ASUMED wertvolle Ansatzpunkte fuumlr eine inhaltshyliche und gestalterische Weiterentwicklung der Ausshybildungseinheiten
Die MTA-V-SchuleSchuumllerinnen und Schuumller der einzigen Staatlichen Berufsfachschule fuumlr veterinaumlrmedizinischshytechnishysche Assistenten (MTAshyVshySchule) in Bayern absolshyvieren am Standort Oberschleiszligheim eine dreijaumlhrige Ausbildung Sie werden in den Lehrshy und Routinelashyboratorien des LGL praktisch ausgebildet und erhalshyten daneben theoretischen Unterricht Dabei werden sie von uumlber 20 hausinternen und weiteren externen Lehrkraumlften unterrichtet und betreut Auf diese Weishyse erhalten die Schuumllerinnen und Schuumller in der seit 1942 bestehenden Schule eine aktuelle und umfasshysende Ausbildung auf allen relevanten Gebieten Alle
drei Jahre beginnt an der Dienststelle in Obershyschleiszligheim ein neuer Lehrgang mit rund 20 Schuumlleshyrinnen und Schuumllern
AusblickIn den naumlchsten Jahren werden die interne Qualitaumltsshyentwicklung und die Weiterentwicklung einer zeitgeshymaumlszligen LehrshyLernshyKultur noch staumlrker in den Fokus ruumlcken koumlnnen Als Leitziel der Qualifizierungsmaszligshynahmen zum Einstieg in die staatlichen Fachlaufbahshynen wird der Erwerb umfassender beruflicher Handshylungskompetenz noch mehr an Bedeutung gewinnen Im Rahmen der Entwicklung neuer LehrshyLernshyKonzepshyte soll verstaumlrkt ein Perspektivwechsel von der Lehshyrendenshy zur Lernershyzentrierten Perspektive vollzogen werden Das bisher vorherrschende primaumlr rezeptive Lehrangebot soll durch ein problembasiertes fallbezoshygenes und projektorientiertes Lernen ergaumlnzt werden Hierdurch kann die lebenslang wichtige Lernkompeshytenz und (Weitershy)Lernbereitschaft gestaumlrkt die Entshywicklung fachlicher sowie fachuumlbergreifender Kompeshytenzen gefoumlrdert und ein kooperativer Arbeitsstil unshyterstuumltzt werden Dies sind nicht zuletzt jene Kompeshytenzen die schon jetzt in einer Welt von rasch veraltendem Wissen und schnellen Veraumlnderungen in der Wirtschaft wie in der oumlffentlichen Verwaltung von zentraler Bedeutung sind
Dieser Prozess des Wandels hat die Rechtsgrundlashygen vieler Taumltigkeitsbereiche des LGLs in der letzten Dekade besonders erfasst und neu geordnet Die ehemals durchgaumlngig national gepraumlgte Rechtsetshyzung ist in einigen Bereichen nahezu vollstaumlndig ershysetzt worden durch ein einheitliches EUshyRecht
EUROPA
Europa 40
Europa
Seit seiner Gruumlndung wird das LGL von einem Proshyzess begleitet der beinahe alle seiner Taumltigkeitsbeshyreiche von Grund auf reformierte eine Europaumlisieshyrung der gesetzlichen Grundlagen
Insbesondere in den Bereichen Lebensmittelshy und Produktsicherheit Chemikalienrecht oder Tiergesundshyheit hat das LGL im Gruumlndungsjahr 2002 sein Hanshydeln noch uumlberwiegend auf nationale Gesetzgebung stuumltzen koumlnnen Diese war zwar auch schon an vielen Stellen von europaumlischen Verordnungen und Richtlinishyen beeinflusst die praumlgende Grundausrichtung jeshydoch fuszligte noch auf den historisch gewachsenen nashytionalen Gesetzeswerken So galt beispielsweise noch 2002 mit dem Lebensmittelshy und Bedarfsgeshygenstaumlndegesetz (LMBG) ein seit 1976 fortgeschrieshybenes Rechtswerk das auf seinem Vorlaumlufer dem Lebensmittelgesetz (LMG) von 1927 begruumlndet war Noch im Gruumlndungsjahr des LGL entstand jedoch mit der Verordnung 1782002 der sogenannten Basisvershyordnung ein neuer europaumlischer Gesetzesrahmen in dessen Gefolge kaum ein nationales Gesetz im Beshyreich der Lebensmittelsicherheit unangetastet bleishyben konnte Eine solche europaumlische Vereinheitlishychung ist nicht nur geeignet Handelshemmnisse abshyzubauen sondern reduziert auch deutlich bisherige Reibungsverluste bei grenzuumlbergreifenden Maszlignahshymen und gegenseitiger Informationsweitergabe was fuumlr einen wirksamen Verbraucherschutz in einem inshyternationalisierten Umfeld unverzichtbar ist Der Preis jedoch der fuumlr eine solche Aumlnderung des gesamten rechtlichen Rahmens zu bezahlen ist hat das LGL die letzten 10 Jahre viel beschaumlftigt Bisher konnte bei leshy
bensmittelrechtlichen Beurteilungen bis hin zu detailshyliertesten Einzelfragestellungen auf eine langjaumlhrige Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis zuruumlckgeshygriffen werden Der Wortlaut der neuen EU Verordshynungen hingegen musste fuumlr die taumlgliche Praxis der Lebensmitteluumlberwachung erst ausgelegt werden Strittige Fragen lieszligen sich teilweise nur durch houmlchstrichterliche Klaumlrung entscheiden Bis zur Ausbildung einer umfassenden Verwaltungsshy und Rechtsprechungspraxis vergehen meist mehr als nur 10 Jahre Daher wird das LGL auch in der Zukunft in zahlreichen Taumltigkeitsbereichen mit diesen Herausforshyderungen eines neu geschaffenen europaweit harmoshynisierten Rechtsrahmens umgehen muumlssen
An zwei Beispielen der Regulierung neuartiger Leshybensmittel und Nahrungsergaumlnzungsmittel sowie der Chemikaliensicherheit sollen die Herausfordeshyrungen fuumlr das LGL illustriert werden die mit dem sich wandelnden rechtlichen Umfeld in der letzten Dekade verbunden waren
Novel FoodHerkoumlmmliche traditionelle Lebensmittel gelten aufshygrund jahrelanger Erfahrung als sicher und verkehrsshyfaumlhig wenn sie den lebensmittelrechtlichen Bestimshymungen entsprechen Eine spezielle Zulassung oder eine behoumlrdliche Meldung des Inverkehrbringens ist nicht erforderlich
Exotische Gemuumlse Pflanzen oder Fruumlchte Extrakte und Konzentrate daraus Stoffe mit vermeintlichem ernaumlhrungsphysiologischem oder gesundheitlichem Nutzen Pflanzen aus der traditionellen Chinesischen
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Medizin oder der Homoumlopathie sowie neue Technoshylogien gelangten in den letzten Jahren neu als Leshybensmittel auf den Markt
Mit steigender Anzahl und zunehmendem Einsatz dieser nichtshytraditionellen Lebensmittel wurde es beshyreits 1997 als notwendig erachtet zum Schutz der Gesundheit und um gleiche Wettbewerbsbedingunshygen in der gesamten Europaumlischen Union zu schafshyfen einheitliche Sicherheitspruumlfungen im Rahmen der Novel FoodshyVerordnung (VO (EG) Nr 25897) zu erlassen Erstmals muumlssen damit Lebensmittel ein von der Europaumlischen Union festgelegtes umfangreishyches Zulassungsverfahren durchlaufen Nur wenn sie nachweislich kein Gesundheitsrisiko darstellen den Verbraucher nicht taumluschen und nicht zu Mangelershyscheinungen fuumlhren koumlnnen diese bdquoneuartigen Leshybensmittelldquo (Novel Food) auf den Markt kommen Das gilt sowohl fuumlr Lebensmittel als auch fuumlr Lebensshymittelzutaten die als bdquoneuartigldquo eingestuft werden
Neuartige Lebensmittel und Lebensmittelzutaten sind nach der Novel FoodshyVerordnung so definiert dass sie vor dem Stichtag dem 15 Mai 1997 noch nicht in nennenswertem Umfang fuumlr den menschlishychen Verzehr in der Europaumlischen Union im Verkehr waren Es sind also Lebensmittel oder Lebensmittelshyzutaten die in der Europaumlischen Union nach dem Stichtag neu auf den Markt kommen oder kamen und unter eine der nachfolgenden Gruppen fallen
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten mit neuer gezielt modifizierter primaumlrer Molekularstruktur zum Beispiel Margarine mit Phytosterinesterzusatz zur Senkung des Cholesterinspiegels
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Mikshyroorganismen Pilzen oder Algen bestehen oder darshyaus isoliert worden sind zum Beispiel Lycopin das aus dem Pilz Blakeslea trispora gewonnen wird
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten die aus Pflanzen bestehen oder aus Pflanzen und Tieren isoliert wurden und die nicht erfahrungsgemaumlszlig als unbedenklich eingestuft werden koumlnnen zum Beishyspiel Saft aus der Frucht von Morinda citrifolia (Noshynifrucht) oder Steviablaumltter
bull Lebensmittel und Lebensmittelzutaten bei deren Herstellung ein nicht herkoumlmmliches Verfahren anshygewandt wurde was die Struktur oder Zusammenshysetzung des Lebensmittels oder der Lebensmittelshyzutat wesentlich veraumlndert zum Beispiel Fruchtzushybereitung fuumlr Joghurt haltbar gemacht durch ein Hochdruckverfahren
Bis Ende 2003 zaumlhlten auch gentechnisch veraumlndershyte Lebensmittel zu den neuartigen Lebensmitteln Seit 2004 sind diese jedoch in einer eigenen Verordshynung geregelt
Aufgrund der umfangreichen Sicherheitsanforderunshygen bei der Antragstellung eines neuartigen Lebensshymittels oder Lebensmittelzutat kommt es jedoch nicht immer zur Zulassung Von den seit 1997 geshystellten 107 Antraumlgen nach Art 4 der Novel FoodshyVerordnung wurden 64 abgelehnt
Eine Besonderheit des Zulassungsverfahrens bei neushyartigen Lebensmitteln ist dass auch bestimmte Eigenshyschaften ausgelobt werden koumlnnen die nach allgemeishynem Recht bisher unzulaumlssig waren Dies zeigt sich zum Beispiel bei den im Jahr 2000 zugelassenen Physhy
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tosterinen Phytosterine sind geeignet den Cholesteshyrinspiegel zu senken Die cholesterinsenkende Wirshykung ist durch zahlreiche klinische Studien belegt Neshyben dieser positiven Wirkung wurden jedoch auch neshygative Nebenwirkungen festgestellt Diese Produkte sollten daher nur von Personen verzehrt werden die tatsaumlchlich einen zu hohen Cholesterinspiegel haben Um den Verbraucher vor gesundheitlichen Schaumlden zu schuumltzen wurde daher bereits bei der Zulassung eine umfangreiche Pflichtkennzeichnung in Form einer Vershyordnung festgelegt Produkte mit Phytosterinen duumlrfen nur in den Verkehr gebracht werden wenn in der Etishykettierung unter anderem darauf hingewiesen wird dass mit den Erzeugnissen der Cholesterinspiegel geshysenkt werden kann und daher die Produkte ausschlieszligshylich fuumlr Personen bestimmt sind die dies aus gesundshyheitlichen Gruumlnden tun muumlssen Erstmals wird also eine bisher verbotene krankheitsbezogene Werbung fuumlr bestimmte Produkte sogar vorgeschrieben
bdquoLebensmittel mit Phytosterinzusaumltzenldquo stellen die bekanntesten und am haumlufigsten gekauften neuartishygen Lebensmittel dar Mittlerweile befinden sich etwa 132 zugelassene Produkte mit Phytosterinen aus den unterschiedlichsten Warengruppen wie Brot Wurst Joghurt Milch Kaumlse und Margarine auf dem Markt
Neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelshyzutaten muumlssen nicht als neuartig gekennzeichnet werden Der uninformierte Verbraucher weiszlig daher nicht ob er gerade eines der zugelassenen neuartishygen ein traditionelles oder vielleicht sogar ein funktioshynelles (angereichertes Lebensmittel mit ausgelobtem gesundheitlichem Nutzen) Lebensmittel verzehrt
Am LGL werden jaumlhrlich etwa 700 Proben hinsichtlich neuartiger LebensmittelLebensmittelzutaten untershysucht die Beanstandungsquote liegt bei rund 7
NahrungsergaumlnzungsmittelDer Markt mit Nahrungsergaumlnzungsmitteln (NEM) boomt seit Jahren ungebrochen
NEM sind Lebensmittel die dazu bestimmt sind die allgemeine Ernaumlhrung zu ergaumlnzen Sie besteshyhen aus Konzentraten von einem oder mehreren Naumlhrstoffen (Vitamine und Mineralstoffe) oder sonstigen Stoffen mit ernaumlhrungsspezifischer oder physiologischer Wirkung (zum Beispiel Aminosaumlushyren Pflanzenshy und Kraumluterextrakte) sie werden in dosierter Form als Kapseln Fluumlssigampullen und so weiter in den Verkehr gebracht Hinsichtlich der in NEM verwendeten Stoffe gibt es derzeit nur eine EUshyweit guumlltige Positivliste fuumlr Vitamine und Mineshyralstoffe einschlieszliglich der Spurenelemente Es fehlen jedoch hierzu Regelungen zu Mindestshy und Houmlchstgehalten sowie Vorschriften hinsichtlich der Verwendung der bdquosonstigen Stoffeldquo Ein Ruumlckgriff auf die bisherige Verwaltungsshy und Rechtspreshychungspraxis ist allerdings auch nicht moumlglich da diese auf alten Vorschriften des nationalen Rechts beruhte die nicht selten mit der neuen EUshyGesetzshygebung inkompatibel sind
Nicht nur aufgrund ihrer Darreichungsformen (Tabletshyten oder aumlhnliches) koumlnnen NEM mit Arzneimitteln verwechselt werden Immer wieder versuchen Hershysteller den aufwendigen teuren und haumlufig ausshysichtslosen Weg der Zulassung eines Erzeugnisses
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als Arzneimittel zu umgehen indem sie ihre Produkshyte einfach als bdquoNahrungsergaumlnzungsmittelldquo in den Handel bringen da diese keiner strengen Zulasshysungspflicht unterliegen
Eine nicht geringe Anzahl der NEM bewegt sich dashymit in der Grauzone zwischen Lebensmittel und Arzshyneimittel Abgrenzungsfragen nehmen daher am LGL einen breiten Raum ein Hierbei erfolgt die Beshywertung unter Beruumlcksichtigung verschiedener Asshypekte wie stoffliche Zusammensetzung Dosierung der Zusatzshy und Inhaltsstoffe Werbeaussagen und Aufmachung des Produktes Gerade bei der Bewershytung des wissenschaftlich gesicherten Wahrheitsgeshyhaltes von Werbeaussagen bestand in der vergangeshynen Dekade erhebliche Rechtsunsicherheit die soshywohl fuumlr die Behoumlrden als auch fuumlr die Herstellerbeshytriebe oftmals langwierige und aufwendige gerichtliche Auseinandersetzungen zur Folge hatten Von der HealthshyClaimsshyVerordnung 19242006 hat sich das LGL erhofft dass spaumltestens Anfang 2010 dieser Unsicherheit ein Ende gesetzt wuumlrde Bis zu diesem Zeitpunkt sollte eine Positivliste zugelasseshyner Werbeaussagen verabschiedet werden die weshygen der groszligen Zahl der Antraumlge allerdings bis heute nicht vollstaumlndig ist Und so ist es nicht weiter vershywunderlich dass aus Sicht der Behoumlrden bei einem groszligen Teil der NEM wissenschaftlich nicht gesishycherte und somit irrefuumlhrende Werbeaussagen zu beanstanden sind dass sich aber die Durchsetzung dieser Beanstandungen durch die Kreisverwaltungsshybehoumlrden vor dem Hintergrund einer im Umbruch befindlichen Rechtslage und Rechtsprechung schwierig gestaltet
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Schon seit Jahren beobachten amtliche Uumlberwashychungsstellen daruumlber hinaus eine Zunahme an illeshygalen Verkaufsaktivitaumlten bei NEM die mit pharmashykologisch wirksamen Stoffen angereichert und demshyzufolge als Arzneimittel zu beurteilen sind Derartige Produkte stellen eine ernste Gefahr fuumlr die Gesundshyheit der Bevoumllkerung dar Die Bedenklichkeit spiegelt sich in zahlreichen Verbraucherbeschwerden uumlber schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen wider Bei Verstoumlszligen gegen Vorschriften des Arzneimittelgeshysetzes unterrichtet das LGL umgehend die zustaumlndishygen Behoumlrden und unterstuumltzt diese durch Fachgutshyachten bei der Ermittlungstaumltigkeit Die LGLshySachshyverstaumlndigen erstellten eine Liste mit beanstandeten
Nahrungsergaumlnzungsmitteln und gesundheitlich beshydenklichen LifestyleshyMedikamenten fuumlr Zollbehoumlrshyden und verschiedene Kriminalpolizeidienststellen
NEM beduumlrfen im Gegensatz zu Arzneimitteln keiner Zulassung Sie muumlssen lediglich nach sect 5 der Verordshynung uumlber Nahrungsergaumlnzungsmittel (NemV) beim Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensshymittelsicherheit (BVL) unter Vorlage eines Etikettenshymusters angezeigt werden Mit dem Anzeigevorshygang ist jedoch keine Pruumlfung verbunden Fuumlr die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Vorschriften ist der Hersteller oder Importeur selbst verantshywortlich
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Am LGL werden die angezeigten Etikettenmuster von NEM bayerischer Inverkehrbringer (2009 146 Anzeigen 2010 619 Anzeigen) vor allem im Hinblick auf ihre Zusammensetzung risikoorientiert uumlberpruumlft Die Uumlberpruumlfungen ergaben dass rund 13 der anshygezeigten Etikettenmuster nicht den lebensmittelshyrechtlichen Vorschriften entsprachen In diesen Faumllshylen benachrichtigt das LGL mittels Gutachten die zushystaumlndige Uumlberwachungsbehoumlrde
Nach LGLshyErfahrungen handelt es sich bei den NEM um eine schwierige und problematische Proshyduktgruppe deren Beanstandungsquote sich unvershyaumlndert auf relativ hohem Niveau bei rund 15 beshywegt Die zu untersuchende Zahl an NEM am LGL betraumlgt jaumlhrlich etwa 500 Proben
Hauptsaumlchliche Beanstandungsgruumlnde sind
bull irrefuumlhrende und krankheitsbezogene Werbung auf der Verpackung in der Packungsbeilage oder im Internet
bull Einstufung von NEM als Arzneimittelbull Verwendung nicht zugelassener Zusatzstoffebull Einstufung von Zutaten als neuartige Lebensmittelbull unvollstaumlndige undoder fremdsprachige Kennshy
zeichnung
Aufgrund der hohen Beanstandungsquote bei NEM entwickelte das LGL ein besonderes Betriebsshykontrollprogramm Es umfasst die Produktionsshyhygiene ebenso wie die wissenschaftlichen Nachshyweise fuumlr Werbebehauptungen die Ruumlckverfolgshybarkeit Statuserhebung der durchgefuumlhrten Eigenkontrollen (inklusive der Einhaltung des
HazardshyAnalysisshyCriticalshyControlshyPointshyKonzepts (HACCP)) und die Vertriebswege
Als Ergebnis der bisher durchgefuumlhrten Kontrollen ist festzustellen dass nur wenige Betriebe alle Herstelshylungsschritte selbst durchfuumlhren Die uumlberwiegende Anzahl der Betriebe bezieht fertige Ware von Lohnshyherstellern die allenfalls noch verpackt und etiketshytiert wird
NEM beduumlrfen weiterhin einer intensiven Kontrolle um ein akzeptables Verbraucherschutzniveau zu geshywaumlhrleisten ndash besonders gilt dies fuumlr Produkte die uumlber das Internet angeboten werden Begleitend dazu muss eine umfassende Verbraucheraufklaumlrung stattfinden denn ein falsches Ernaumlhrungsverhalten oder eine ungesunde Lebensweise koumlnnen durch die Einnahme von NEM nicht kompensiert werden Hier sind die Behoumlrden insbesondere gefordert die Umsetzung der HealthshyClaimsshyVerordnung in eine geregelte und verlaumlssliche Verwaltungspraxis voranshyzutreiben ndash zum Wohle eines rechtssicheren Umfelshydes fuumlr Herstellerbetriebe und eines gut und richtig informierten Verbrauchers
Eine aumlhnlich grundlegende rechtliche Neuausrichshytung wurde im Bereich der Chemikaliensicherheit mit der sogenannten REACHshyVerordnung 19072006 durch den europaumlischen Gesetzgeber auf den Weg gebracht und wird wohl noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum neue Anforderungen fuumlr das LGL bereitshyhalten
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Chemikaliensicherheit
Seit sieben Jahren hat das LGL als Folge der Einglieshyderung des Landesamtes fuumlr Arbeitsschutz auch die Aufgabe Arbeitnehmer und Verbraucher im Rahmen der Chemikaliensicherheit vor gefaumlhrlichen chemishyschen Stoffen zu schuumltzen Die Art und der Umfang der Aufgabenstellung sind vielfaumlltig Exemplarisch soll dies anhand von drei Beispielen demonstriert werden zum einen die REACHshyInfoline fuumlr Untershynehmen zum anderen die Unterrichtung der Oumlffentshylichkeit im Rahmen der Neuregelung der Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien und zuletzt die Sachkundepruumlfung zu gefaumlhrlichen Stoffen
Das Chemikalienrecht mit Schwerpunkt REACH
Die Grundlage bildet seit 1981 das Chemikaliengeshysetz (ChemG) Dazu wurden diverse Ausfuumlhrungsshyverordnungen wie zum Beispiel die ChemVerbotsV die GefahrstoffV und spaumlter die BiostoffV erlassen Zur weiteren Auslegung dienen die Technischen Reshygeln fuumlr Gefahrstoffe Mit der REACHshyVerordnung (Registration Evaluation Authorisation of Chemishycals) ist 2007 ein neues europaweit geltendes Cheshymikalienrecht in Kraft getreten Hintergrund hierfuumlr war dass bis 2007 nur rund 5000 Neustoffe gemelshydet und zugelassen wurden Mehr als 100000 Cheshymikalien die im Umlauf waren die sogenannten bdquoAltstoffeldquo unterlagen keinem Zulassungsverfahren
Mit Inkrafttreten von REACH muumlssen nun Hersteller und Importeure Neushy und Altstoffe bei der Europaumlishy
schen Chemikalien Agentur (ECHA) in Helsinki regisshytrieren lassen Dort werden sie bewertet zugelasshysen oder bei moumlglichen Gefaumlhrdungen von Umwelt beziehungsweise Verbrauchern verboten oder nur mit Beschraumlnkungen genehmigt Damit soll die Cheshymikaliensicherheit erhoumlht und der Gesundheitsshy Umshyweltshy und Verbraucherschutz verbessert werden Das ehrgeizige Unternehmen soll dazu fuumlhren dass spaumltestens ab 2018 in der EU nur noch Chemikalien vermarktet werden duumlrfen deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt untershysucht und registriert worden sind
REACH-Infoline am LGL Die REACHshyVerordnung (REACHshyVO) ist ein komplishyziertes Regelwerk mit vielen Ausnahmen und Detailshyregelungen Sie umfasst mittlerweile weit uumlber 1000 Seiten Vor allem kleine und mittelstaumlndische Untershynehmen brauchen Informationen und Unterstuumltzung damit sie ihre Pflichten erfuumlllen koumlnnen Mit der beshyreits zum zweiten Mal aufgelegten Broschuumlre bdquoNeue EUshyChemikalienverordnung ndash REACHldquo wurde dieser Personenkreis in die Thematik eingefuumlhrt Bei der REACHshyInfoline die am LGL eingerichtet ist haben die Unternehmen die Moumlglichkeit konkret nachzufrashygen Besonders in der Anfangsphase war diese Hotshyline stark frequentiert So bereitete beispielweise vieshylen Unternehmen die Zuordnung ihrer Produkte als StoffGemisch oder als Erzeugnis Probleme Beishyspielsweise gilt importierter Stahl in Rohform als Geshymisch dessen Bestandteile registrierungspflichtig sind Ist der Stahl jedoch bereits gewalzt oder geshyformt so handelt es sich um ein Erzeugnis das nicht registrierungspflichtig im Sinne von REACH ist
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Wird der importierte Stahl umgeschmolzen gilt er als Gemisch Wird er hingegen rein mechanisch weishyterverarbeitet gilt er als Erzeugnis Als ein weiteres Beispiel kann der Gips dienen Bergmaumlnnisch abgeshybauter Gips muss als chemisch nicht veraumlnderter Naturstoff nicht registriert werden Gips der bei der Entschwefelung von Rauchgasen anfaumlllt und als Baushystoff auf den Markt gebracht wird muss hingegen registriert werden
Neue GefahrensymboleNach der Einfuumlhrung der REACHshyVO wurde auf EUshyEbene auch die Einstufung und Kennzeichnung von Stoffen neu geregelt 2009 trat die neue Verordnung uumlber die Einstufung Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen mit Uumlbergangsregelunshygen in Kraft Sie heiszligt auch GHSshy oder CLPshy Verordshynung (globally harmonized system oder classification labelling and packaging of substances and mixtures) und gilt prinzipiell fuumlr alle gefaumlhrlichen Stoffe an sich und in Gemischen Erzeugnisse sind hiervon nicht beshytroffen Fuumlr Stoffe ist sie verbindlich waumlhrend Gemishy
sche bis zum 1 Juni 2015 noch die alte Kennzeichshynung tragen duumlrfen Mit der GHSshyVerordnung soll weltweit die Einstufung und Kennzeichnung vereinshyheitlicht werden Denn bislang gab es unterschiedlishyche Systeme fuumlr die Kennzeichnung und eine untershyschiedliche Behandlung gleicher Produkte in verschieshydenen Laumlndern Stoffe die zum Beispiel in der EU Australien Malaysia und Thailand als gesundheitsshyschaumldlich eingestuft waren galten in den USA Kanashyda und Japan bereits als giftig hingegen in Indien als nichtshygiftig und in China gar als nicht gefaumlhrlich
Mit der Einfuumlhrung der neuen Kennzeichnung gingen dem Verbraucher alte Bekannte wie beispielsweise das Andreaskreuz verloren und neue Gefahrensymshybole (Piktogramme) mussten bekannt gemacht wershyden Um die Aufmerksamkeit der Oumlffentlichkeit zu erreichen und die Menschen aufzuklaumlren wurde am LGL eine gut verstaumlndliche Wanderausstellung zur Chemikalienkennzeichnung konzipiert Gleichzeitig wurde die Bevoumllkerung nachdruumlcklich fuumlr die Gefahshyren die von den verschiedenen Gefahrstoffen ausshygehen sensibilisiert
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Die Ausstellung umfasst rund 30 Poster und traumlgt den Titel bdquoSchutzschild ndash Die neu(e)n Zeichen fuumlr Ihre Sicherheitldquo Sie gliedert sich in drei Teile Zushynaumlchst zeigt sie Allgemeines zur neuen Kennzeichshynung mit einer Gegenuumlberstellung unter dem Schlagwort bdquoWas ist anders was ist neuldquo Der Mitshytelteil erklaumlrt auf jeweils zwei Postern die neuen Kennzeichen die jetzt Piktogramme heiszligen Dabei dient ein Poster als Blickfang das andere erlaumlutert das jeweilige Piktogramm welche Gefahren von dershyart gekennzeichneten Produkten ausgehen und wie man sich vor ihnen schuumltzt
Der Schlussteil verweist auf eine die Ausstellung beshygleitende Broschuumlre und auf die neu eingerichtete Website wwwschutzschildbayernde auf der weishytere Informationen abgerufen werden koumlnnen Die Wanderausstellung wurde im Februar 2010 im Deutshyschen Museum in Muumlnchen feierlich eroumlffnet Zurshyzeit wandert die Ausstellung durch ganz Bayern
SachkundepruumlfungGiftige sehr giftige brandfoumlrdernde hochentzuumlndlishyche undoder gesundheitsschaumldliche Stoffe duumlrfen erst nach der Erteilung einer behoumlrdlichen Erlaubnis von Personen die uumlber eine entsprechende Sachshykunde verfuumlgen in Verkehr gebracht werden Dies regelt der sect 3 der ChemikalienshyVerbotsverordnung (ChemVerbotsV) Die Kenntnisse von Gewerbetreishybenden beispielsweise zur Schaumldlichkeit und Kennshyzeichnung werden von der Gewerbeaufsicht schriftshylich mittels spezieller Fragen aus einem laumlnderuumlbershygreifenden bdquoGemeinsamen Fragenkatalogldquo uumlbershypruumlft Das LGL hat hierbei zwei Aufgaben die
Pruumlfungsfragen fuumlr die schriftliche Pruumlfung des Geshywerbeaufsichtsamtes zusammenzustellen und an der Pflege des Fragenkatalogs im Rahmen einer bundesweiten Arbeitsgruppe mitzuwirken Sehr aufshywendig war die Anpassung der Fragen an die neuen Kennzeichnungsregelungen und die Zunahme von stoffspezifischen Sachkundepruumlfungen
FazitVeraumlnderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen stellen den behoumlrdlichen Umgang mit der Chemikalishyensicherheit immer wieder vor neue Herausfordeshyrungen Mit Fortschreiten der Umsetzung der REACHshyVO wird auch das LGL als Landesbehoumlrde verstaumlrkt zu einer Drehscheibe zwischen den intershynationalen und nationalen Behoumlrden sowie der bayeshyrischen Gewerbeaufsicht zum Schutz der Bevoumllkeshyrung vor Risiken durch Chemikalien
Die REACHshyVerordnung macht deutlich dass ein wirksamer Schutz der Bevoumllkerung vor gesundheitlishychen Gefahren hier durch chemische Stoffe darauf angewiesen ist dass belastbare wissenschaftliche Daten beispielsweise zur Toxizitaumlt aber auch zu Vershybreitung in belebter und unbelebter Umwelt oder zu Abbaushy und Umbauprozessen vorliegen Waumlhrend die REACHshyVerordnung die Beschaffung derartiger Inforshymationen der Verantwortlichkeit der damit umgehenshyden Industrie zuweist lassen sich viele andere potenshyzielle Gesundheitsgefahren keinem bdquoVerursacherldquo zushyweisen Zur Beurteilung solcher Gefahren anhand wissenschaftlicher Daten sind auch und gerade staatshyliche Stellen wie das LGL gefordert durch eigene WISSENSCHAFT die benoumltigten Beitraumlge zu leisten
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WISSENSCHAFT
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Wissenschaft
Als am 24 April 2002 erstmals berichtet wurde dass in erhitzten staumlrkehaltigen Lebensmitteln der bis dato in der Oumlffentlichkeit weithin unbekannte krebserregende Stoff Acrylamid in hohen und geshysundheitlich relevanten Mengen vorhanden ist sollte dies die Schlagzeilen der Tagespresse noch uumlber einen langen Zeitraum fuumlllen Dabei war Acrylamid schon immer in bestimmten Lebensmitshyteln enthalten gewesen Neu war lediglich das Wissen um diesen Sachverhalt Dieses Wissen ist einer schwedischen Wissenschaftlerin zu verdanshyken die bei einer umweltmedizinischen Untersushychung von Vergiftungsfaumlllen nach einem Acrylshyamideinsatz im Tunnelbau bemerkte dass auch die unbelastete Bevoumllkerung hohe Acrylamidgehalte im Blut aufwies die nur aus der Nahrung stammen konnten
Die weitere bdquoGeschichteldquo von Acrylamid zeigt deutshylich wie wichtig neue wissenschaftliche Erkenntnisshyse fuumlr zielgerichtete Maszlignahmen zum Schutz der oumlfshyfentlichen Gesundheit sind Gut temperaturkontrolshylierte Backprozesse koumlnnen zu einer deutlichen Reshyduktion der Acrylamidbildung fuumlhren Bestimmung von Acrylamid in Backprodukten und Beratung der Herstellerbetriebe konnten auch ohne gesetzliche Vorschrift die Acrylamidbelastung der Bevoumllkerung deutlich reduzieren Diese einfachen und dennoch wirkungsvollen Maszlignahmen konnten jedoch erst zum Nutzen der Bevoumllkerung eingesetzt werden als die Acrylamidbildung in Backprodukten und Moumlglichshykeiten ihrer Verhinderung untersucht und durch wisshysenschaftliche Publikation oumlffentlich wurden Auch
die bayerische Bevoumllkerung ist heute einer geringeshyren Acrylamidbelastung ausgesetzt als noch vor 10 Jahren und profitiert somit indirekt wie auch das LGL in seiner taumlglichen Arbeit von einer transparenshyten internationalen wissenschaftlichen Veroumlffentshylichungspraxis
Das LGL versteht sich als Teil der fachwissenshyschaftlichen Oumlffentlichkeit der sogenannten bdquoscientific communityldquo Innerhalb der letzten zehn Jahre hat das LGL daher konsequent einen Weg beschritten diese Integration in die bdquoscientific communityldquo voranzutreiben So wie das LGL selbst in seiner taumlglichen Taumltigkeit als ratgebender Dienstshyleister fuumlr Politik und Vollzugsbehoumlrden auf den reishychen Fundus wissenschaftlicher Publikationen anshyderer zuruumlckgreift so setzt es die damit verbundeshyne Verpflichtung um eigene Ergebnisse der Fachshywelt zu praumlsentieren Im Jahr 2001 haben die beiden Landesuntersuchungsaumlmter die Vorgaumlngershyeinrichtungen des LGL von insgesamt 56 Fachvershyoumlffentlichungen und Kongressbeitraumlgen nur vier in einer begutachteten (bdquopeer reviewedldquo) internatioshynalen englischsprachigen Zeitschrift veroumlffentlicht Bis zum Jahr 2011 stieg nicht nur die Zahl der wisshysenschaftlichen Veroumlffentlichungen bis auf uumlber 300 pro Jahr sondern auch der Anteil der internashytional veroumlffentlichten Beitraumlge auf uumlber 60
Am LGL wurden in der zuruumlckliegenden Dekade 171 Forschungsprojekte fuumlr die Weiterentwicklung und Validierung neuer Untersuchungsmethoden oder zur Untersuchung gesundheitsrelevanter Parameter in Tier Mensch Umwelt oder Lebensmittel initiiert Hierfuumlr konnte ein Gesamtvolumen von circa 26 Mio
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Euro an Foumlrdergeldern aus Foumlrderprogrammen bayeshyrischer Ministerien des Bundesforschungsshy und anshyderer Bundesministerien sowie aus dem europaumlishyschen Forschungsrahmenprogramm eingeworben werden
Die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und anshyderen Forschungseinrichtungen konnte die Gewinshynung und den Austausch hoch qualifizierten Persoshynals fuumlr das LGL deutlich erleichtern Besonders in Ausshy Fortshy und Weiterbildung konnte ein lebhafter gegenseitiger Austausch etabliert werden der zum einen praktische Aspekte staatlicher Gesundheitsshyfuumlrsorge durch die Beteiligung von LGLshyMitarbeitern an der akademischen Lehre in die Hochschulen transportieren konnte zum anderen aber auch ershylaubte Hochschullehrer fuumlr die Ausbildungsprogramshyme der Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit zu gewinnen Eine besonders enge Vershyschraumlnkung konnte hier durch die Fusion der Amtsshyarztausbildung mit dem Masterstudiengang bdquoPublic Healthldquo der LMU erreicht werden
Pettenkofer School of Public Health Oumlffentliche GesundheitPublic Health ist ein unvershyzichtbares Taumltigkeitsfeld der gesamtgesellschaftlishychen Bemuumlhungen um bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo (Institute of Medicine 1988 2002) Zunaumlchst mag die fuumlr Bayshyern handlungsleitende These einer (Reshy)Akademishysierung des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) im Rahmen einer universitaumlren bdquoSchool of Public Healthldquo uumlberraschen Sind die im OumlGD Taumltishygen nicht in aller Regel akademisch hoch qualifizierte
Fachleute Aumlrzte mit oftmals doppelter Facharztquashylifikation naumlmlich einem klinischen Facharzt in Vershybindung mit dem Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen
Eine akademische Qualifikation der im OumlGD in Fuumlhshyrungsshy oder Spezialfunktion Taumltigen ist sicherlich geshygeben etwa durch die angesprochenen promoviershyten Fachaumlrzte fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen mit leitenden Funktionen in den Gesundheitsaumlmtern Gleichzeitig ist das spezifische fachliche Taumltigkeitsshyfeld des OumlGD selbst seit geraumer Zeit nicht mehr durch eigene Lehrstuumlhle an einer medizinischen Fashykultaumlt vertreten Dies ist eine bemerkenswerte Beshysonderheit des Facharztes fuumlr Oumlffentliches Gesundshyheitswesen auch angesichts der internationalen hisshytorischen Bedeutung der grundlegenden Arbeiten eishynes Max von Pettenkofer Rudolf Virchow oder Salomon Neumann fuumlr den betreffenden Faumlcherkashynon Die Erklaumlrung dieser besonderen Situation ist fuumlr den deutschen Sprachraum zu groszligen Teilen im Missbrauch der bevoumllkerungsmedizinischen Ansaumltze und deren Perversion fuumlr die verbrecherischen Ziele des Nationalsozialismus in der Zeit von 1933 bis 1945 zu finden (Labisch 1999 Schagen und Schleishyermacher 2005 Donhauser 2007)
Eine Aufarbeitung dieser fachlichshywissenschaftlishychen Defizite erfolgte fuumlr Deutschland durch die Pushyblic HealthshyFoumlrderprogramme des Bundes insbesonshydere zwischen 1991 und 2001 Diese Unterstuumltzung erfolgte zum einen durch die Foumlrderung groszliger epishydemiologischer Studien und von fuumlnf Forschungsvershybuumlnden Public Health zum zweiten durch ein AusshylandsshyStipendienprogramm zur Public HealthshyQualifishy
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kation deutscher Nachwuchswissenschaftler zum dritten durch den Aufbau eigener Public HealthshyStushydiengaumlnge zur Qualifikation an deutschen Universitaumlshyten Aumlhnliche Aufbauprozesse vollzogen sich auch in Oumlsterreich und in der Schweiz
Der OumlGD war daran zunaumlchst nur in vergleichsweise geringem Ausmaszlig beteiligt Dies erklaumlrt sich zwangshylos damit dass der OumlGD zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr an den deutschen Universitaumlten mit eishygenstaumlndigen Fachvertretern praumlsent war Dadurch war einerseits eine bdquoTheorieluumlckeldquo hinsichtlich der Repraumlsentanz von OumlGDshyThemen im Wissenschaftsshybereich gegeben andererseits eine bdquoPraxisluumlckeldquo bezogen auf einen nachhaltigen Praxisbezug der Forshyschung und Ausbildung an den neuen Public HealthshyStudiengaumlngen
Die Akademien in Duumlsseldorf und Muumlnchen welche die fuumlr die fachaumlrztliche Qualifikation vorgeschriebeshynen theoretischen Kursweiterbildungen anbieten suchten fruumlhzeitig Verbindungen mit dem universishytaumlren Bereich Public Health
Am Standort Muumlnchen ergaben sich besondere Chancen
In Uumlbereinstimmung mit dem BolognashyProzess (BoshylognashyErklaumlrung 1999) zur Schaffung eines einheitlishychen Europaumlischen Hochschulraums bis zum Jahr 2010 wurde der Public HealthshyStudiengang der LudshywigshyMaximiliansshyUniversitaumlt mit Beginn zum Wintershysemester 20082009 modularisiert (European Credit Transfer System ECTS) und zudem unter Einbezieshyhung der Belange des OumlGD erweitert
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Zeitgleich forderte ein Beschluss der Bayerischen Staatsregierung (Ministerratsbeschluss vom 2 Mai 2006) die Erarbeitung eines stimmigen Gesamtkonshyzeptes fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst (OumlGD) in Bayern Angesprochen wurden Fortshy und Weiterbildung Modularisierung des AmtsarztshyLehrshyganges Fortbildungsverpflichtung mit Punktesysshytem Uumlberpruumlfung des Ausbildungssystems und Strukturen des OumlGD
Diese beiden Entwicklungen stellen eine substanshyzielle Chance fuumlr eine stimmige an den europaweishyten bdquobest practiceldquoshyModellen orientierte Fortentshywicklung der Facharztweiterbildung Oumlffentliche Geshysundheit durch eine staumlrkere Vernetzung des Amtsshyarztlehrganges mit der universitaumlren Public HealthshyAusbildung dar Angesichts der demokratishyschen Weiterentwicklung der Gesellschaften in Eushyropa von der vorwiegend staatlich verwalteten oumlfshyfentlichen Gesundheit hin zu einer partnerschaftlich oumlffentlich verantworteten Gesundheit und einem poshysitiven Menschenrecht auf Gesundheit (Art 35 der Charta der Grundrechte der Europaumlischen Union) treshyten ndash zu den wichtigen klassischen Aufgaben des Gesundheitsschutzes ndash verstaumlrkt hinzu (sa KGSt 1998 Institute of Medicine 1998 und 2002 Locher WildnerKerscher 2009)
bull inhaltliche und fachliche Kompetenzen in neuen Steuerungsfunktionen im Bereich Gesundheitsshyschutz und GesundheitsfoumlrderungPraumlvention
bull die Befaumlhigung zur quantitativen Analyse Evaluatishyon und evidenzbasiertem Handeln
bull die Befaumlhigung zur effektiven Gesundheitsberichtshyerstattung Risikoshy und Krisenkommunikation
bull kulturelle und soziale Kompetenzen sowie Bereitshyschaft und Befaumlhigung zur intersektoralen Koopeshyration
bull die Befaumlhigung zur Beratung der Oumlffentlichkeit Moderation und Anwaltschaft auf lokaler regionashyler und uumlberregionaler Ebene
bull die Befaumlhigung zur Politikberatung auf verschiedeshynen Ebenen
bull die Befaumlhigung zur Reflexion beziehungsweise Entshywicklung von ethischen Grundpositionen und Staatsverstaumlndnis in der eigenen Arbeit
Vor dem Hintergrund dieses Anforderungsprofils war und ist fuumlr den Bereich der oumlffentlichen Gesundheit die verstaumlrkte Integration sozialer sozialwissenshyschaftlicher und evaluativer Kompetenzen in die Weitershy und Fortbildung notwendig (Akademie fuumlr oumlffentliches Gesundheitswesen Duumlsseldorf 2008 Stockmann et al 2009) Dies ist vergleichbar mit der Integration naturwissenschaftlicher Kompetenz in die Medizin im vergangenen Jahrhundert Diese Inshytegration ist insbesondere aus dem Bereich Public Health heraus zu erwarten und sollte damit vernetzt sein (Grunow und GrunowshyLutter 2000 Kurth 2005 Muumlller 2005) Die konkreten Entwicklungsschritte auf diesem Weg in Bayern werden nun hier vorgeshystellt
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Facharzt fuumlr Oumlffentliches Gesund-heitswesen
Die Notwendigkeit zur Fortentwicklung des Facharzshytes fuumlr das Oumlffentliche Gesundheitswesen ergibt sich aus den qualitativ gestiegenen Anforderungen im Beshyreich Oumlffentliche Gesundheit Insbesondere betrifft dies die Evidenzbasis des behoumlrdlichen Handelns und die Vernetzung mit verschiedenen Akteuren
Dazu kommt dass die Ausshy und Weiterbildung euroshypaweit kompatibel sein muss Hier bestand in Bayern die Moumlglichkeit im deutschsprachigen Raum eine Vorreiterrolle zu uumlbernehmen In Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien fuumlr eine einheitlich Europaumlishysche Hochschullandschaft wurde das bisherige Ausshybildungsangebot zu einem Master of Public Health an der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen (LMU) welches bereits mit der Amtsarztausbildung vernetzt war erweitert Dabei wurde der bisherige Master of Public Health (MPH) um eine weitere Schwerpunktsetzung bdquoHealth Administration and ManagementVerwalten und Fuumlhren im Gesundheitsshywesenldquo (MPH Schwerpunkt HAM) erweitert Die Chancen fuumlr die Facharztausbildung im Oumlffentlichen Gesundheitswesen liegen in dieser erweiterten Schwerpunktsetzung Der Schwerpunkt in Health Administration und Management (Fuumlhren und Vershywalten im Gesundheitswesen) ist kompatibel mit der theoretischen Kursweiterbildung der Facharztweitershybildung im Bereich Oumlffentliches Gesundheitswesen Der bisherige Lehrgang mit 713 Kontaktstunden Unshyterricht wurde in Gaumlnze integriert Dies setzte eine abgestimmte Zertifizierung der Bildungsangebote des bisherigen Amtsarztlehrganges und die notwenshy
dige Anerkennung fuumlr eine universitaumlre Ausbildung zu einem Master voraus und bedeutete die Uumlberfuumlhrung des bisherigen Ausbildungsangebotes in die inhaltlishychen und formalen Voraussetzungen des ECTSshySysshytems Fuumlr den Erwerb eines Bolognashykonformen MastershyGrades musste die bisherige Ausbildung noch um Module ergaumlnzt werden die fuumlr die Kursteilshynehmer freiwillig sind ein Modul Biometrie sowie die Module eines Praktikums und einer Masterarbeit
Die Modularisierung in Uumlbereinstimmung mit den BolognashyKriterien beinhaltet die Vergabe von European Credit Transfersystempunkten (ECTS) 1 ECTSshyPunkt berechnet sich von der studentischen Arbeitsbelastung her als 30 Stunden Die an der LMU Muumlnchen umgesetzten MastershyProgramme hashyben einen Umfang von 120 ECTS Der Erwerb eines solchen Masterabschlusses setzt ein mindestens zweijaumlhriges VollzeitshyHochschulstudium (BachelorshyAbschluss) voraus und ist nicht auf Mediziner beshyschraumlnkt
Die derzeitige Modulstruktur im Bereich MPH (Schwerpunkt HAM) umfasst folgendes
bull Fuumlnf Pflichtmodule (Biometrie (9 ECTS) shy Epidemiologie (9 ECTS) shy Public Health Kernkomshypetenzen (12 ECTS) shy Praktikum (30 ECTS) shy Masterarbeit Kolloquium Disputation (30 ECTS))
bull Drei Wahlpflichtmodule (Taumltigkeitsfelder im OumlGD (12 ECTS) shy Public Health Politiken amp Praxis in der Gesundheitsverwaltung (9 ECTS) shy Fortgeschritteshyne Anwendungen in der Hygiene und Infektionsshykontrolle (9 ECTS))
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Fuumlr die Weiterentwicklung der Amtsarztausbildung bietet sich die Chance diese Modularisierung im Sinne einer groumlszligeren Flexibilisierung zu nutzen
Das gemeinsame Studiengangsangebot an der LMU Muumlnchen wurde im Sommer 2009 hinsichtlich seishyner BolognashyKonformitaumlt erfolgreich zertifiziert
Universitaumlre Vernetzung des LGL
Die Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsishycherheit (AGL) wurde fruumlhzeitig in die Entwicklungen eingebunden sodass die entsprechende Unterstuumltshyzung durch Integration des Amtsarztkurses in die modulare Struktur einschlieszliglich der notwendigen universitaumlren Akkreditierung gewaumlhrleistet war
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Potenziell waumlren folgende teilweise bereits gegebeshynen Erweiterungen denkbar
bull Zertifizierung von Ausbildungsshy bzw Weiterbildungsstellen Diese Taumltigkeit wird bereits jetzt wahrgenommen Sie wuumlrde sich im Fall einer erweiterten Facharztvergabe intensivieren
bull Pruumlfungsabnahme Zu trennen sind die universitaumlre Pruumlfung fuumlr die Verleihung des Mastergrades die staatliche Pruumlfung fuumlr die Taumltigkeit im Oumlffentlichen Gesundheitsdienst und die Facharztpruumlfung zur Anerkennung des Facharztes Im Zusammenhang mit der Amtsarztausbildung wurde aufgrund der gegebenen Rechtslage eine Staatspruumlfung zusaumltzlich zu den universitaumlren Pruumlfungen beibehalten Angestrebt ist eine Vereinheitlichung dieser Pruumlfungen
bull Staumlrkung der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in anshyderen Bereichen
Eine solche Entwicklung unterstuumltzt die strukturelle Vernetzung des Bayerischen Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit vershyschiedenen bayerischen universitaumlren Einrichtungen die veterinaumlrmedizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen die FriedrichshyAlexanshydershyUniversitaumlt Erlangen sowie die Technische Unishyversitaumlt Muumlnchen und die Medizinische Fakultaumlt der LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen
Zwischen der Medizinischen Fakultaumlt der LMU und dem LGL besteht seit Jahren auf verschiedenen
Feldern eine gute Zusammenarbeit Die wachsenshyden Herausforderungen an beide Vertragspartner ershyfordern eine zunehmende Vernetzung und Buumlndeshylung der Ressourcen um auf den verschiedenen Themengebieten von Medizin und Gesundheit soshywie bei der Entwicklung neuer wissenschaftlicher Methoden eine Verbesserung zu erreichen Vor diesem Hintergrund wurde am 8 Maumlrz 2007 eine Kooperationsvereinbarung zwischen LGL und LMU geschlossen
Ein weiterer wichtiger Meilenstein dieser Entwickshylung war die Bekraumlftigung des gemeinsamen Weges anlaumlsslich der Feier zum 200shyjaumlhrigen Bestehen des OumlGD in Bayern durch eine gemeinsame Erklaumlrung am 17 Juli 2008 sowie die Erarbeitung eines Statuts fuumlr eine Pettenkofer School of Public Health an der LMU (PSPHshyLMU) Traumlger der PSPHshyLMU sind die LudwigshyMaximiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen das Helmholtzzentrum Muumlnchen sowie das Bayerische Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsichershyheit Das Statut wurde im Dezember 2009 von allen Traumlgern unterzeichnet
In Erfuumlllung der darin genannten Ziele ist die Einshyrichtung von Bruumlckenprofessuren vorgesehen Eine erste derartige Bruumlckenprofessur wurde 2010 eingeshyrichtet und mit Prof Manfred Wildner Leiter der Abshyteilung Gesundheit am LGL besetzt Sie traumlgt die Bezeichnung bdquoProfessur Oumlffentliches Gesundheitsshywesen shy Public Health Policy amp Administrationldquo mit den inhaltlichen Schwerpunkten
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bull Evidenz fuumlr gesundheitspolitische Analysen Geshysundheitsfolgeabschaumltzung (Health Impact Asshysessment HIA) Gesundheitsberichterstattung
bull staatliche Aufgabenwahrnehmungen im Gesundshyheitssystem Governance europaumlische Gesundshyheitspolitik Translation wissenschaftlicher Evidenz von Public Health
bull Aufgaben des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes (OumlGD) sozialmedizinische Begutachtung
Weitere geeignete Bruumlckenprofessuren sollen folshygen Mit der Umsetzung dieses Programms in der Institution einer Pettenkofer School of Public Health wird die (Reshy)Akademisierung des OumlGD durch eine wieder gegebene universitaumlre Fachvertretung vollshyzogen Gleichzeitig sind dies Schritte auf einem Weg dem weitere Stationen folgen muumlssen und der nur gemeinsam gegangen werden kann Es geht um eine transparente evidenzshy und wertebasierte Aufgabenwahrnehmung durch den OumlGD auf allen Ebenen
Eine ganz praktische Konsequenz der bdquoVerwissenshyschaftlichungldquo die mit dem Uumlbergang von den Landesuntersuchungsaumlmtern vor 2002 zum LGL von 2012 angestrebt wurde ist der bidirektionale Methoshydentransfer aus der bdquoscientific communityldquo zum LGL und vice versa Waumlhrend 2002 viele molekularshybiologische Methoden noch einer experimentellen Umgebung vorbehalten waren konnten diese bis heute in weite Bereiche in die Uumlberwachungspraxis uumlbertragen werden Am LGL wurde dieser Prozess in der letzten Dekade sehr aktiv vorangetrieben
Molekulare Methoden in der Mikrobiologie
Die Erfolgsgeschichte begann vor etwas mehr als zehn Jahren mit einer lebensmittelassoziierten Erreshygergruppe die sich mit klassischen mikrobiologischen Verfahren nicht nachweisen laumlsst ShigatoxinVerotoshyxin bildende Escherichia coli (STECVTEC) Charakteshyristisches Merkmal dieses Erregers ist das ShigatoshyxinshyBildungsvermoumlgen das genetisch (stx1 und stx2) kodiert ist Eine Toxinbildung findet im Lebensmittel kaum statt die Erkrankung wird durch die Aufnahme des Erregers einer Vermehrung im menschlichen Darm und der dort stattfindenden Toxinbildung ausshygeloumlst Zur Detektion von STECVTEC in einem Leshybensmittel gibt es zwei Moumlglichkeiten entweder den Einsatz molekularer Verfahren fuumlr den Nachweis von stx1 undoder stx2 oder die Induktion der Toxinbilshydung in vitro (durch Zusatz eines zytotoxischen Antishybiotikums zur Anreicherungsbouillon) und den anshyschlieszligenden Nachweis mittels immunologischer Vershyfahren Am Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entschied man sich fuumlr die molekulare Diagnostik unter anderem da dieshyse auch im humanmedizinischen Bereich eingesetzt wurde Am Standort in Oberschleiszligheim konnte die Humanshy Veterinaumlrshy und Lebensmitteldiagnostik in eishynem zentralen Laborbereich durchgefuumlhrt werden Zu diesem Zeitpunkt kam die Lebensmittelmikrobiologie am LGL zum ersten Mal mit molekularen Nachweisshyverfahren damals noch klassischer BlockshyPCR mit anshyschlieszligender Gelelektrophorese in Kontakt und man uumlberlegte ob man diese Verfahren auch bei anderen Erregern einsetzen koumlnnte Und so wurden PCRshy Verfahren basierend auf Methoden(entwuumlrfen) zur
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Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren nach sect 35 LMBG (heute sect 64 LFGB) fuumlr den Nachshyweis thermophiler Campylobacter spp und Salmonel-la spp parallel zu den klassisch mikrobiologischen Unshytersuchungen getestet Aber die ersten Versuche ershybrachten nicht den erhofften Erfolg Aufgrund der bei verschiedenen Lebensmittelmatrizes notwendigen DNAshyExtraktion mittels kommerzieller Extraktionskits sowie der der klassischen PCR nachgeschalteten Gelelektrophorese mit Ethidiumbromidfaumlrbung erwies sich das Verfahren im Hinblick auf den Nachweis thershymophiler Campylobacter spp als zu arbeitsshy und zeitshyintensiv um als Screeningverfahren in Konkurrenz zu dem bisher eingesetzten kommerziellen ELISAshySysshytem (VIDASreg) treten zu koumlnnen Einen entscheidenshyden Vorteil hatte diese Versuchsphase allerdings Sie brachte die Labormitarbeiter der Lebensmittelmikroshybiologie zum ersten Mal in Kontakt mit molekularen Arbeitstechniken Nachdem die PCR mit Ausnahme in der STECVTECshyDiagnostik in der Lebensmittelmishykrobiologie einige Zeit ein Schattendasein gefuumlhrt hatshyte entdeckte man fuumlr sie einen neuen Einsatzbereich Man verabschiedete sich vorerst von dem Gedanken eines schnellen Screeningverfahrens und suchte die Einsatzmoumlglichkeiten dort wo sich die PCR bereits bei STECVTEC als Erfolg erwiesen hatte der Diffeshyrenzierung bakterieller lebensmittelassoziierter Intoxishykationserreger deren Toxine im Lebensmittel nicht oder nur mittels TierversuchZellkulturassay nachshyweisbar sind (Clostridium botulinum und Bacillus ce-reus emetischer Typ) sowie dem Nachweis von Ershyregern fuumlr die bis heute zum Teil keine kulturellen Nachweisverfahren existieren Dies betrifft lebensshymittelassoziierte Viren wie etwa Noroviren Man kam uumlberein die Virendiagnostik nur an einem Standort in
Erlangen auszubauen da hierfuumlr separate Raumlumlichshykeiten spezielles Equipment sowie umfassende speshyzielle Fachkenntnisse vorhanden waren Die Lebensshymittelmikrobiologie in Oberschleiszligheim befasste sich im Gegenzug verstaumlrkt mit dem Einsatz der PCR zum Nachweis von Toxingenen bei bakteriellen lebensmitshytelbedingten Intoxikationsshy und Toxiinfektionserregern (unter anderem Clostridium botulinum Clostridium perfringens Bacillus cereus)
Fuumlr die Entwicklung Etablierung und Validierung der molekularen Verfahren die unter anderem im Rahshymen von Forschungsprojekten und Doktorarbeiten durchfuumlhrt wurden galt dabei stets der Grundsatz bdquoEntwicklung aus der Routinediagnostik heraus fuumlr den Einsatz in der Routinediagnostikldquo Ziel jedes entshywickelten Verfahrens war und ist bis heute der Einsatz in der taumlglichen Routinediagnostik immer in Kombinashytion mit und abgestimmt auf die entsprechenden mikshyrobiologischen Untersuchungsmethoden um diese zu ergaumlnzen zu verbessern oder abzukuumlrzen Diese Uumlberlegungen fuumlhrten dazu dass es am LGL anders als an anderen deutschen Untersuchungseinrichtunshygen nicht zur Etablierung eines eigenstaumlndigen moleshykularbiologischen Labors kam welches gesammelt die Proben aus den unterschiedlichen Untersuchungsshybereichen (Veterinaumlrbakteriologie Lebensmittelanalyshytik Veterinaumlrshy und Lebensmittelvirologie) als Servicelashybor untersucht und die Ergebnisse dann an die einzelshynen Fachgebiete uumlbermittelt Am LGL dagegen wurshyde an beiden Standorten die molekulare Diagnostik in die lebensmittelmikrobiologischen Labors integriert was nach und nach zu einer breiten Akzeptanz der Verwendung molekularer Verfahren im Bereich der Lebensmittelmikrobiologie fuumlhrte
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Real-Time-PCR
Der endguumlltige Durchbruch gelang der Molekularbioshylogie mit der Umstellung von klassischen PCRshyVershyfahren auf die RealshyTimeshyPCR Im Gegensatz zur
konventionellen PCR erlaubt die RealshyTimeshyPCR die Messung der entstehenden PCRshyProdukte bereits waumlhrend des PCRshyLaufs mithilfe von Fluoreszenzshyfarbstoffen
Erregergattung SpeziesdifferenzierungAn-Abwesen-
heitToxinbildungsvermoumlgen
Pathogenitaumltsfaktoren
Salmonella spp shyshyshy X
Campylobacter spp C jejuni coli lari X
Listeria spp L monocytogenes innocua welshimeri X
STECVTEC shyshyshy X X
Cronobacter spp shyshyshy X
Vibrio spp V parahaemolyticus vulnificus cholerae X X
Yersinia spp Yersinia enterocolitica X X
Mycobacterium sppM avium ssp paratuberculosis Bakterien d M tuberculosisshyKomplex
X
Bacillus sppBacillus cereus emetischer u diarrhoeischer Typ
X
Clostridium sppC botulinum perfringens difficile chauvei haemolyticum septicum novyi estertheticum
X X
Alicyclobacillus spp Alicyclobacillus acetoterrestris X
Noroviren Norovirus Genogruppe I u II X
Hepatitis A X
Rotaviren Rotaviren der Gruppe A X
Uumlbersicht uumlber die am LGL in der Lebensmittelmikrobiologie (Erlangen undoder Oberschleiszligheim) genutzten molekularen Nachweis- und Differenzierungsverfahren
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Somit wird der sich normalerweise an eine PCR anshyschlieszligende Schritt der Gelelektrophorese und Ethidiumbromidfaumlrbung uumlberfluumlssig Diese Zeitshy und Arbeitsersparnis lieszlig die RealshyTimeshyPCR auch als Screeningverfahren fuumlr die Untersuchung auf die Anshy oder Abwesenheit von lebensmittelassoziierten Inshyfektionserregern wie Salmonella spp thermophile Campylobacter spp oder Vibrio spp wieder attraktiv werden Am LGL wurde in der Lebensmittelmikroshybiologie von Anfang an mit RealshyTimeshyPCRshyGeraumlten gearbeitet die nicht an kommerzielle Untersushychungskits bestimmter Hersteller gebunden waren und so auch die Entwicklung hauseigener Nachweisshyverfahren ermoumlglichten Die uumlberwiegende Anzahl der derzeit verwendeten RealshyTimeshyPCRshyMethoden fuumlr bakterielle und virale Erreger wurde am LGL selbst entwickelt und umfassend validiert Es hanshydelt sich dabei um Systeme im sogenannten TaqshyManshyFormat bei dem anstatt interkalierender Farbshystoffe (SYBR Green) fluoreszenzmarkierte Oligonukshyleotide (Sonden) eingesetzt werden wodurch eine weitere Verifizierung des molekularen Ergebnisses wie beispielsweise durch die Sequenzierung bis auf wenige Ausnahmen uumlberfluumlssig wird Des Weiteren kommt bei den Verfahren eine Amplifikationskontrolshyle zum Einsatz die eine Unterscheidung zwischen falschshy und richtigshynegativen PCRshy Ergebnissen ershymoumlglicht Dies und die Routinetauglichkeit der Meshythoden fuumlhrte dazu dass die Experten des LGL in vielen nationalen und internationalen Arbeitsgruppen (sect 64 LFGB DIN CENISO) an der Erstellung und Normierung von Methodenvorschriften beteiligt washyren und sind Einige der InhouseshyVerfahren sind beshyreits in die Amtlichen Sammlung von Untersushychungsverfahren nach sect 64 LFGB bzw bei CENISO
aufgenommen oder stehen kurz vor der Veroumlffentlishychung Die Publikation der Untersuchungsmethoden in nationalen und internationalen Fachzeitschriften fuumlhrte des Weiteren dazu dass diese inzwischen in vielen Untersuchungseinrichtungen europaweit im Einsatz sind
Ziel jeglicher Methodenentwicklung in den lebensshymittelmikrobiologischen Labors am LGL war und ist niemals Forschung um ihrer selbst willen sondern immer die Verbesserung der diagnostischen Moumlgshylichkeiten vor dem Hintergrund eines umfassenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes Uumlber die Jahre hinweg wurde auf diesem Weg die Ursache einer Vielzahl von lebensmittelbedingten Ausbruumlshychen ermittelt die ohne den Einsatz der genannten Untersuchungsverfahren wohl unaufgeklaumlrt geblieshyben waumlren Die Erkenntnisse aus derartigen Ausshybruchsuntersuchungen sowie aus Statuserhebungen flieszligen regelmaumlszligig in die Verbraucheraufklaumlrung soshywie in Risikobewertungen fuumlr bestimmte StoffshyErreshygershyKombinationen ein Unter den in nebenstehenshyder Tabelle aufgefuumlhrten Untersuchungsverfahren finden sich bewusst auch Nachweismethoden fuumlr einige im Lebensmittelbereich unkonventionelle oder in Deutschland inzwischen in Vergessenheit geratene Erreger Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt dass es gerade vor dem Hintergrund des globalen Handels mit Lebensmitteln nie falsch ist auch fuumlr derartige Erreger Nachweisverfahren vorraumltig zu halten oder uumlber regelmaumlszligige Statusershyhebungen das Vorkommen in unterschiedlichen Lebensmittelmatrizes im Rahmen der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung im Auge zu behalten
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Kombination mit klassischen Verfahren
In vielen Bereichen lassen die klassischen qualitatishyven und quantitativen mikrobiologischen Nachweisshyverfahren nur eingeschraumlnkte Aussagen uumlber die Pashythogenitaumlt eines Erregers zu Zudem liefern molekushylare Verfahren bis heute keine verlaumlsslichen Aussashygen daruumlber ob der detektierte Erreger lebensfaumlhig und damit infektioumls ist eine Information die gerade im Lebensmittelbereich mit zum Teil hoch prozesshysierten Matrizes fuumlr eine eventuelle rechtliche Beshywertung des Befundes von entscheidender Bedeushytung ist Insofern wird sich am LGL auch zukuumlnftig fuumlr eine umfassende Diagnostik in der Lebensmittelshymikrobiologie nicht die Frage stellen ob molekulare oder klassisch mikrobiologische Verfahren eingeshysetzt werden sollen sondern eher die Frage welshyches molekulare Verfahren in Kombination mit welshychem klassisch kulturellem Nachweis die besten Ershygebnisse liefert Der eingeschlagene Weg der Leshybensmittelmikrobiologie am LGL in den letzten Jahren war im Sinne des gesundheitlichen Verbraushycherschutzes auf jeden Fall der richtige
Nicht nur fuumlr die Lebensmittelmikrobiologie war das letzte Jahrzehnt gepraumlgt von methodischen Herausshyforderungen Im Bereich der lebensmittelchemishyschen Analytik praumlgen vor allem sinkende Bestimshymungsgrenzen rationelle Multimethoden hoher Standard bei der Qualitaumltssicherung Automatisieshyrung und Hochdurchsatz den wissenschaftlichen Anshyspruch an die Analytik
Pflanzenschutzmittel
Als Ruumlckstaumlnde werden Wirkstoffe von Pflanzenshyschutzmitteln und ihre Abbaushy oder Reaktionsproshydukte bezeichnet die in oder auf Lebensmitteln vorshyhanden sind und insbesondere von der Verwendung im Pflanzenschutz herruumlhren koumlnnen Demnach stammen diese in der Regel aus einem bewussten Einsatz entsprechender Mittel
Das LGL verfolgt stets das Ziel der modernen Ruumlckshystandsanalyse mit vertretbarem Aufwand ein moumlgshylichst breites Wirkstoffspektrum in den verschieshydensten Lebensmitteln empfindlich zu erfassen um eine umfassende Kontrolle zu gewaumlhrleisten
Mit der Fokussierung der Speziallabore auf einen Standort wurden die Moumlglichkeiten geschaffen in den zehn Jahren seit Bestehen des LGL neue Aufshyarbeitungsshy und Messmethoden in die Analytik von PflanzenschutzmittelshyRuumlckstaumlnden einzufuumlhren Zushynaumlchst wurde die gaschromatografische Bestimshymung von uumlber 200 Komponenten in pflanzlichen Lebensmitteln durch ein LCshyMSMSshybasiertes Vershyfahren ergaumlnzt sodass insgesamt uumlber 400 Stoffe sehr empfindlich erfassbar waren Letztendlich loumlste die Einfuumlhrung der sogenannten QuEChERSshyMethoshyde und der verstaumlrkte Einsatz von massenspektroshymetrischen Detektoren die beiden getrennten Vershyfahren ab da mit dieser neuen Methode beide Messtechniken unproblematisch genutzt werden koumlnnen In der Folge konnte das Stoffspektrum des LGL bis heute auf rund 600 Komponenten erweitert werden wobei man auch noch Ressourcen einsparshyte
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Auch im Bereich der Einzelmethoden fuumlr die Stoffe die nicht mit den umfassenden Verfahren analysiert werden koumlnnen nutzte das LGL vor allem die LCshyMSMSshyTechnik um Wirkstoffe wie zum Beispiel Streptomycin Glyphosat und Ethephon in der Routishyne zu etablieren
Mit diesen analytischen Entwicklungen versetzt sich das LGL in die Lage den staumlndig zunehmenden Anshyforderungen durch die rechtlichen Vorgaben zu entshysprechen Mit der Harmonisierung in Europa durch die Verordnung (EG) Nr 3962005 sind nun fuumlr mehr als 450 Stoffe Grenzwerte festgelegt deren Einhalshytung zu uumlberpruumlfen ist Zwar wurde dadurch die Beshywertung der Ruumlckstaumlnde vereinfacht die Anforderunshygen an die Analytik sind jedoch deutlich gewachsen Dies wird auch in den immer umfassenderen europaumlshyischen und nationalen Kontrollprogrammen deutlich an denen das LGL beteiligt ist Zur Uumlberpruumlfung der Einhaltung der Grenzwerte ist die gesundheitliche Beshywertung der Ruumlckstaumlnde hinzugekommen Bei uumlbershyhoumlhten Ruumlckstaumlnden arbeiten am LGL Analytiker und Toxikologen zusammen um zu klaumlren ob durch die gefundenen Gehalte ein Risiko fuumlr den Verbraucher besteht Die Informationen uumlber gesundheitlich beshydenkliche Befunde werden dann von der Kontaktstelshyle am LGL fuumlr einshy und ausgehende Meldungen uumlber die EUshySchnellwarnsysteme verbreitet
Nachdem im oumlkologischen Anbau chemischshysyntheshytische Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden duumlrfen hat sich das LGL in einem mehrjaumlhrigen Proshyjekt dieser Thematik intensiv gewidmet Dabei wurshyde festgestellt dass bei BioshyLebensmitteln kaum Ruumlckstaumlnde zu finden waren
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Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
Zur Behandlung erkrankter Tiere werden Arzneimittel sehr unterschiedlicher Art eingesetzt Stoffe mit mastfoumlrdernder Wirkung und einige weitere Stoffe duumlrfen bei Tieren die zur Lebensmittelgewinnung dienen jedoch nicht angewendet werden Nach jeder Arzneimittelanwendung koumlnnen Reste der Wirkstoffe im Lebensmittel zuruumlckbleiben Diese duumlrfen maximal zulaumlssige Houmlchstgehalte nicht uumlberschreiten
Um diese Houmlchstmengen zuverlaumlssig uumlberwachen zu koumlnnen haben sich die Labore des LGL in ihrer Arbeit auf Schwerpunkte fokussiert waumlhrend die Labore der beiden ehemaligen Landesuntersuchungsaumlmter noch jeweils das gesamte analytische Spektrum abdecken mussten Nur so war es mit vertretbarem Aufwand moumlglich den rechtlichen Vorgaben der EU insbesonshydere hinsichtlich der erheblich gestiegenen Anfordeshyrungen im Bereich der Methodenvalidierung zu entshysprechen Die EU fordert fuumlr alle verwendeten Untershysuchungsverfahren umfangreiche Nachweise zur Qualitaumlt und Richtigkeit der Verfahren die erheblichen zusaumltzlichen Aufwand erfordern
Die analytische Bestimmung der sehr unterschiedlishychen Arzneistoffe macht eine groumlszligere Zahl untershyschiedlicher Nachweisverfahren erforderlich mit deshynen jeweils Gruppen chemisch verwandter Stoffe analysiert werden koumlnnen War es fruumlher noch unumshygaumlnglich Wirkstoffe mit gruppenspezifischen Einzelshymethoden zu analysieren werden heute moumlglichst viele Stoffe unterschiedlicher Gruppen durch Multishymethoden bestimmt Das LGL kann heute insgesamt uumlber 200 verschiedene Arzneimittelruumlckstaumlnde erfasshy
sen Um jede Probe jeweils auf Ruumlckstaumlnde moumlgshylichst vieler Wirkstoffe oder deren Metaboliten pruumlfen zu koumlnnen bleibt es trotz des Trends zu Multimethoshyden wegen der groszligen Unterschiede in den chemishyschen Eigenschaften der Wirkstoffe immer noch notshywendig mehrere Analysen durchzufuumlhren Die Leisshytungsfaumlhigkeit der LGLshyRuumlckstandslabore wird durch regelmaumlszligige erfolgreiche Teilnahme an nationalen und internationalen Ringversuchen dokumentiert
Die Entwicklung insbesondere der Multimethoden aber auch die Erweiterung des Untersuchungsspektshyrums im Bereich einzelner Arzneistoffgruppen wurshyde durch den Einsatz modernster Messtechnik erst ermoumlglicht allen voran der LCshyMSMS Waumlhrend fruumlher noch aufwendige GCshyMSshyVerfahren die meist eine Derivatisierung erforderten oder weniger empfindliche HPLCshyUVshyMesstechniken angewendet wurden koumlnnen heute mithilfe der LCshyMSMS Arzshyneimittelruumlckstaumlnde sowohl schneller und zuverlaumlssishyger als auch teils mit erheblich besserer Nachweisshyempfindlichkeit analysiert werden Nicht zuletzt durch diese technischen Verbesserungen koumlnnen gaumlnzlich unzulaumlssige Stoffe sicher und empfindlich bestimmt werden Zum Teil kann durch die houmlhere Spezifitaumlt der Messtechnik der Aufwand fuumlr die Proshybenvorbereitung deutlich verringert werden
Mit dem von der EU fuumlr jeden Mitgliedstaat vorgegeshybenen Nationalen Ruumlckstandskontrollplan (NRKP) wird vorrangig die heimische Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft uumlberpruumlft bevor sie in den Handel gelangen Durch die internationalen Warenstroumlme ershyreichen jedoch auch viele Produkte den bayerischen Verbraucher die nicht im Freistaat erzeugt wurden
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In einem Forschungsprojekt des LGL wurden rund 1000 Proben Lebensmittel tierischer Herkunft aus dem bayerischen Einzelhandel auf Antibiotikaruumlckshystaumlnde untersucht um einen Uumlberblick zur Ruumlckshystandssituation in diesem Bereich zu erhalten Die meisten Lebensmittel wiesen dabei entweder keine oder nur sehr geringe Antibiotikakonzentrationen auf Lediglich in Gefluumlgel waren Antibiotika haumlufiger und auch vereinzelt in etwas houmlherer Menge nachweisshybar zulaumlssige Houmlchstgehalte wurden jedoch nie uumlberschritten Auch Schweinefleisch enthaumllt haumlufishyger Antibiotikaruumlckstaumlnde allerdings mit Gehalten weit unter den Grenzwerten
Viele Fleischshy und Nierenproben aus Schlachthoumlfen werden mit dem biologischen Hemmstofftest auf Ruumlckstaumlnde von Stoffen untersucht die das Bakterishyenwachstum hemmen koumlnnen Auf diesem Weg koumlnnen Ruumlckstaumlnde von Antibiotika festgestellt wershyden aber auch Desinfektionsmittel zeigen dieselbe Wirkung Um vorhandene Antibiotika sicher festzushystellen werden alle Proben bei denen das Bakterishyenwachstum gehemmt war zur spezifischen Ermittshylung der Ruumlckstaumlnde weiter untersucht In fast 90 Prozent dieser Proben werden Antibiotika detektiert haumlufig sind auch die Houmlchstmengen uumlberschritten
Die nach dem NRKP zu untersuchenden Proben muumlssen nach einheitlichen statistischen Kriterien in Bayern entnommen werden Seit 2005 erstellt das LGL die Quartalsplaumlne und uumlberwacht deren Einhalshytung Zur eindeutigen Regelung aller mit dem NRKP zusammenhaumlngenden verwaltungsshy und veterinaumlrshyfachlichen Maszlignahmen wurde ein Handbuch zur Umsetzung des NRKP in Bayern erstellt das nun als
Bestandteil des Qualitaumltssicherungssystems Bayern verbindlich ist Dieses Handbuch wird regelmaumlszligig akshytualisiert und liegt in Kuumlrze in der dritten Version vor
KontaminantenAls Kontaminant gilt jeder Stoff der dem Lebensmitshytel nicht absichtlich hinzugefuumlgt wurde jedoch als Ruumlckstand bei der Gewinnung Fertigung Verarbeishytung Zubereitung Behandlung Aufmachung Verpashyckung Befoumlrderung oder Lagerung des betreffenden Lebensmittels oder infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt im Lebensmittel vorhanden ist
DioxineDioxine sind bereits in geringsten Mengen hochtoxishysche Stoffe die sich vorwiegend in tierischen Leshybensmitteln aufgrund einer vorangegangenen Belasshytungssituation anreichern koumlnnen Das LGL untershysucht Lebensmittel Bedarfsgegenstaumlnde und kosshymetische Mittel auf ihre Gehalte an Dioxinen um relevante Belastungspfade zu erkennen
Nach der Identifizierung dioxinbelasteter Proben werden in Zusammenarbeit mit der Kreisverwalshytungsbehoumlrde der Regierung von Oberbayern und dem Landesamt fuumlr Umwelt die Eintragsquellen geshysucht Durch die konsequente Verfolgung des Belasshytungspfades konnten bereits mehrfach vorwiegend lokal begrenzte Belastungsquellen ermittelt und abshygestellt werden Gerade die bei Problemen in Kleinshybetrieben betroffene Verbraucherklientel auf die sich die Belastung fokussiert wird durch die erreichshyte Lebensmittelsicherheit entlastet
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Waumlhrend der letzten zehn Jahre ergaumlnzte das LGL die anspruchsvolle Dioxinanalytik mit ihren sehr geshyringen Nachweisgrenzen durch weitere relevante Substanzen Dies betrifft insbesondere die polychloshyrierten Biphenyle (PCB) die nach ihrem physiologishyschen Wirkungsmechanismus aufgeteilt werden in dioxinaumlhnliche PCB (dlshyPCB) und den als Leitsubsshytanzen fuumlr die GesamtshyPCBshyBelastung ausgewaumlhlten nicht dioxinaumlhnlichen PCB (ndlshyPCB)
Fuumlr die bromierten Verbindungen wie zum Beispiel die Flammschutzmittel entwickelt das LGL gerade Methoden zur Erweiterung des Analyseumfangs
NitrosamineNitrosamine sind krebserregende Stoffe die bei der Herstellung von Lebensmitteln kosmetischen Mitshyteln und Bedarfsgegenstaumlnden entstehen koumlnnen Durch die hohe Nachweisempfindlichkeit entwickelshyte sich das LGL zu einem der fuumlhrenden Nitrosaminshylabore in Europa
Mit den kontinuierlich durchgefuumlhrten Untersuchunshygen gelang es die Nitrosaminbelastung der Malzshy und Bierproben deutlich zu reduzieren Dies konnte durch die Zusammenarbeit mit den Brauereien bei der Umstellung der Produktionsverfahren erreicht werden Der hohe Kenntnisstand bei der Nitrosaminshyuumlberpruumlfung fuumlhrte auch zur Uumlbernahme dieser Technologie an der TU MuumlnchenshyWeihenstephan
Ebenso fuumlhrten die gezielten Untersuchungen kosmetischer Mittel und von Bedarfsgegenstaumlnden durch das LGL dazu dass die Hersteller von beshy
lasteten Produkten die Rohstoffe intensiver kontrolshylieren und auch die Produktion umstellen um so die Nitrosaminbildung in ihren Erzeugnissen zu vershymeiden
MykotoxineMykotoxine (Schimmelpilzgifte) in Lebensmitteln sind uumlberwiegend auf den Befall pflanzlicher Rohshystoffe mit Schimmelpilzen bereits auf dem Feld soshywie bei falscher Lagerung zuruumlckzufuumlhren Aufgrund ihrer toxischen Wirkung und des weltweiten Hanshydels von Lebensmitteln ist es geboten Lebensmittel beim Import und im Handel intensiv auf bekannte Kontaminationen zu uumlberpruumlfen sowie neue Methoshyden zu etablieren um damit bislang nicht oder nur unzureichend bekannte Belastungen von Lebensmitshyteln mit Mykotoxinen aufzuzeigen
Im Rahmen eines Projekts mit der TU Muumlnchen wurde am LGL eine LCshyMSMSshyMultimethode entshywickelt mit der die gleichzeitige Bestimmung von 30 Mykotoxinen darunter Triochothecene Fumonishysine Aflatoxine Ochratoxine und Zearalenon moumlgshylich ist Mit dieser Methode wurde nachgewiesen dass Maiserzeugnisse haumlufig mehrfach im Einzelfall mit bis zu 20 Mykotoxinen gleichzeitig belastet sein koumlnnen Um Daten zum Vorkommen von Trichotheshycenen insbesondere zur beabsichtigten Festsetzung von Houmlchstgehalten fuumlr Tshy2shy und HTshy2shyToxin in Geshytreide und Getreideerzeugnissen zur Verfuumlgung stelshylen zu koumlnnen wurden mit der LCshyMSMSshyMethode umfangreiche Untersuchungen an Hafer Weizen Roggen und Reis sowie Erzeugnissen daraus durchgefuumlhrt
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Das LGL beteiligte sich bei der Erarbeitung einer sect 64 LFGBshyMethode bei der mittels HPLCFLD zushysaumltzlich zu den uumlblichen sechs Ergotalkaloiden jetzt auch auf deren 8SshyIsomere (sogenannte bdquoshyinineldquo) in Getreideshy und Getreideerzeugnissen untersucht wird Dies dient dazu die relativen Anteile der vershyschiedenen Ergotalkaloide in Mutterkoumlrnern zu ershyfassen sowie kuumlnftig einen Houmlchstgehalt fuumlr Ergotalshykoloide in Lebensmitteln festzusetzen
PFT ndash bdquoalteldquo Chemie neue Analysentechnik
Perfluorierte Tenside (PFT) werden seit Beginn der 1960ershyJahre kommerziell in vielen Verbrauchershyprodukten eingesetzt Es handelt sich um organishysche Verbindungen bei denen alle Wasserstoffshyatome am Kohlenstoffgeruumlst durch Fluoratome ershysetzt sind Da es sich bei der KohlenstoffshyFluorshy Bindung um eine der stabilsten Bindungen in der organischen Chemie handelt lassen sich PFT hoch erhitzen oder mit aggressiven Chemikalien behanshydeln ohne dass sie zerstoumlrt werden Durch ihre fluorierte Kohlenstoffkette sind die Substanzen mit unpolaren Fluumlssigkeiten wie Fett und organischen Loumlsungsmitteln mischbar loumlsen sich jedoch durch ihre polare Kopfgruppe auch in Wasser
Durch diese amphiphilen Eigenschaften koumlnnen mit PFT Impraumlgnierungen von Moumlbeln Textilien Schushyhen Teppichen oder Papier erzeugt werden die soshywohl wasserabweisend als auch gleichzeitig fettabshyweisend wirken Fuumlr Galvanikbaumlder und bei der Beshykaumlmpfung von Braumlnden unpolarer Fluumlssigkeiten wie
Benzin oder Kerosin werden PFT als Schaumbildner eingesetzt weil solche Spezialschaumlume auch unter diesen extremen Bedingungen (Chromschwefelshysaumlure Hitze unpolare Fluumlssigkeit) noch einen stabishylen Schaum auf der Fluumlssigkeitsoberflaumlche ausbilden koumlnnen
Die bei der Anwendung gewuumlnschte hohe Stabilitaumlt der PFT bedingt dass die Substanzen biologisch kaum abbaubar sind gleichzeitig sich aber uumlber das Wasser gut in der Umwelt verteilen Trotzdem wurshyden die Substanzen bis vor etwa zehn Jahren von kaum einem Labor analysiert weil sie mit klassishyschen Detektoren fuumlr die Fluumlssigkeitschromatografie wie UVshy oder Fluoreszenzdetektoren nicht erfassbar sind sich gleichzeitig aber auch nicht verdampfen lassen um einer gaschromatografischen Trennung zugaumlnglich zu sein Publiziert wurde noch im Jahr 1999 eine analytische Methode mit der in den USA erstmals die Ruumlckstandsbelastung in Grundwasser durch PFT aus Feuerloumlschschaumlumen gemessen wurshyde Eingesetzt wurde dazu eine Kopplung zwischen gaschromatografischer Trennung und massenspektshyrometrischer Detektion nach vorgeschalteter chemishyscher Umsetzung der Stoffe (Derivatisierung) Die Hauptkomponenten des Loumlschschaums aus der Klasse der PFT die Perfluorsulfonsaumluren waren mit dieser Methode jedoch nicht erfassbar Die Grenze bis zu der ein bestimmtes PFT damals erkannt wershyden konnte (Nachweisgrenze) wurde mit 18 Mikroshygramm im Liter (microgl) angegeben
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PFT-Analytik am LGL
Zur gleichen Zeit also vor rund zehn Jahren wurde auch am LGL die damals neue Technik der Koppshylung von Hochdruckfluumlssigkeitschromatografie (HPLC) mit der Massenspektrometrie uumlber eine soshygenannte ElektrosprayshyIonenquelle (ESIshyMS) und die selektivere Detektion in sogenannten TandemshyMassenspektrometern (MSMS) in die Routineanashylytik eingefuumlhrt Fuumlr wasserloumlsliche schlecht vershydampfbare aber geladene Substanzen wie PFT ist diese Technik bis heute die Methode der Wahl fuumlr einen aumluszligerst empfindlichen Nachweis Erste Arbeishyten mit Gehaltsbestimmungen von PFT in Wasser mittels HPLCshyESIshyMSMS erschienen im Jahr 2002 in den USA gefolgt von Analysen in Blut und in Leshybensmitteln Am LGL werden seit dem Jahr 2006 in dem erstmals PFTshyRuumlckstaumlnde in Grundshy und Oberflaumlchenwasser aus Deutschland publik wurden routinemaumlszligig Wasserproben auf anfangs zehn inshyzwischen zwoumllf verschiedene PFT untersucht Die Nachweisgrenze liegt dabei zwischen 0001 und 0004 Mikrogramm im Liter also um mehr als den Faktor 1000 niedriger als noch 1999 mittels GCshyMS nach Derivatisierung erreichbar Die niedrige Nachshyweisgrenze ist notwendig weil das vom Umweltshybundesamt empfohlene Mindestqualitaumltsziel fuumlr Trinkwasser (allgemeiner Vorsorgewert VW) 01 Mikrogramm im Liter fuumlr die Summe aller nachgeshywiesenen PFT betraumlgt Im Jahr 2007 hat das LGL eine automatisierte Methode zur Analyse der Leitshysubstanzen Perfluoroktansaumlure (PFOA englisch perfluorooctanoic acid) und Perfluoroktansulfonat (PFOS englisch perfluorooctane sulfonate) in Blut etabliert um die Belastung der Bevoumllkerung in Hushy
manbiomonitoringshyStudien erfassen zu koumlnnen Zushydem wurde die Analytik der PFT auf tierische und pflanzliche Lebensmittel ausgeweitet Weitergehenshyde Studien zur Aufnahme der PFT uumlber die Nahshyrungskette einschlieszliglich der Muttermilch fuumlhrte das LGL in den Jahren 2008 bis 2010 zusaumltzlich im Rahmen eines Forschungsprojektes durch das vom Staatsministerium fuumlr Umwelt und Gesundheit fishynanziert wurde Die Ergebnisse des Projektes wurshyden in zahlreichen Publikationen und Fachvortraumlgen veroumlffentlicht
In den letzten fuumlnf Jahren hat sich herauskristallishysiert dass sich die Leitsubstanzen PFOA und PFOS im Blut des Menschen weitverbreitet nachweisen lassen Hauptsaumlchliche Ursache beim Menschen ist wohl die Ernaumlhrung wobei die weitverbreitete Hinshytergrundbelastung auch auf diffuse Quellen schlieshyszligen laumlsst Erhoumlhte Konzentrationen in Nahrungsmitshyteln hat das LGL bislang nur in wenigen raumlumlich eng begrenzten Gebieten in Bayern gefunden wo durch Produktionsanlagen oder verstaumlrkte Anwenshydung von Feuerloumlschschaum PFT uumlber Jahre in die Umwelt freigesetzt wurden Dabei stellen pflanzlishyche Lebensmittel das geringste Problem dar da Pflanzen zwar PFT aufnehmen aber nur in gerinshygem Maszlige anreichern koumlnnen Die Konzentrationen in den haumlufig verzehrten Speicherorganen liegen in der Regel niedriger als in den vegetativen Pflanzenshyteilen Nutztiere akkumulieren PFT vor allem in der Leber und Niere und nicht im Fettgewebe sodass der Verzehr von Fleisch selbst aus Gebieten mit ershyhoumlhter Umweltbelastung meist gesundheitlich unshybedenklich ist Eine Ausnahme stellen in diesem Zushysammenhang Wildschweine und Fische dar bei deshy
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nen aufgrund ihrer Lebensweise die houmlchsten Konshytaminationen gefunden wurden Trinkwasser kann wegen der im Vergleich zu anderen Lebensmitteln groszligen Aufnahmemenge ebenfalls einen uumlberproshyportionalen Beitrag zur Belastung der Bevoumllkerung liefern Bei uumlber 150 Analysen verschiedener risikoshyorientiert ausgewaumlhlter Wasserversorgungen in Bayern wurden jedoch bis auf drei Ausnahmen Geshyhalte jeweils deutlich unter dem allgemeinen Vorshysorgewert von 01 Mikrogramm pro Liter gefunden Bei den beiden uumlber dem Vorsorgewert belasteten Trinkwasserversorgungen wurden inzwischen Maszligshynahmen zur Reduktion der PFTshyGehalte wie Aufbeshyreitung uumlber Aktivkohle eingeleitet Diese Maszlignahshymen wurden nur durch die Weiterentwicklung der Analysetechnik und die Einfuumlhrung am LGL moumlglich denn mit dem Stand der Analysetechnik von 1999 waumlren in Lebensmitteln und Trinkwasser wahrshyscheinlich bis heute keine PFTshyKontaminationen nachweisbar
Acrylamid Im April 2002 sorgte eine Pressekonferenz der schwedischen Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit (Swedish National Food Administration NFA) fuumlr Aufsehen Schwedische Wissenschaftler hatten unshyterschiedliche teilweise hohe Mengen von Acrylshyamid in Lebensmitteln nachgewiesen Acrylamid war bis dahin nur als Ausgangsstoff in der Kunstshystoffindustrie bekannt Der Nachweis dieser genotoshyxischen Substanz in Lebensmitteln war unerwartet
Das damalige inzwischen aufgeloumlste Bundesinstitut fuumlr gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterishy
naumlrmedizin (BgVV) reagierte umgehend und bereits drei Wochen spaumlter fand zur besseren Risikoabshyschaumltzung ein Expertengespraumlch statt an dem auch das LGL beteiligt war In Folge dieses Gespraumlchs etablierte das LGL unverzuumlglich eine Methode zur Bestimmung von Acrylamid in Lebensmitteln und nahm am ersten deutschen Ringversuch fuumlr Acrylshyamid im September 2002 erfolgreich teil Gleichzeishytig begann die Untersuchung von Produkten aus dem Handel und von bayrischen Herstellern
Wegen der auch heute noch unzureichenden Datenshylage bezuumlglich der toxikologischen Wirkung von Acshyrylamid aus Lebensmitteln sind die Abschaumltzung eishynes Gefaumlhrdungspotenzials und die Festlegung eishynes Grenzwertes schwierig Um ein Risiko fuumlr die Verbraucher trotzdem so gering wie moumlglich zu halshyten stellte das Bundesamt fuumlr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bereits Ende Aushygust 2002 das Minimierungskonzept vor Es handelt sich um ein dynamisches Konzept das durch die Berechnung eines Signalwertes aus den Ergebnisshysen der risikoorientierten Probenahme zu einer beshystaumlndigen Absenkung des Signalwertes bis auf die technisch machbaren Werte fuumlhren soll Damit ist es eine praktische Umsetzung des in Artikel 2 Abshysatz (2) der EWGshyKontaminantenshyKontrollverordshynung (VO EWG 31593) fuumlr alle Kontaminanten geshyforderten ALARAshyPrinzips (As Low As Reasonably Achievable ndash so niedrig wie vernuumlnftigerweise ershyreichbar) Wegen unbekannter Acrylamidgehalte in den deutschen Lebensmitteln wurde zunaumlchst ein Aktionswert von 1000 microgkg festgesetzt doch beshyreits Mitte September 2002 konnten aus den von den Laumlndern uumlbermittelten Ergebnissen die ersten
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Signalwerte berechnet werden Seit der Etablierung des Signalwertes haben acht Signalwertberechnunshygen stattgefunden zu denen das LGL mehr als 4000 Werte beigetragen hat
Gleichzeitig begann die Forschung uumlber den Reaktishyonsmechanismus und die beguumlnstigenden Faktoren der Acrylamidentstehung In Verbindung mit proshyduktbezogenen Schwerpunktuntersuchungen konnshyten immer mehr Risikofaktoren und gefaumlhrdete Proshydukte identifiziert werden Dieses Wissen ermoumlgshylichte und ermoumlglicht es auch heute noch im Falle
einer Signalwertuumlberschreitung im Rahmen des soshygenannten Minimierungsdialogs die Lebensmittelshyproduzenten zu beraten Besonders in der industrielshylen Produktion konnte durch ein schnelles Handeln in den ersten zwei Jahren eine deutliche Reduzieshyrung des Acrylamidgehaltes fuumlr verschiedene Proshydukte erreicht werden Aber auch im handwerklishychen Bereich hat das LGL beispielsweise durch Geshyspraumlche und Zusammenarbeit mit den bayerischen Landesinnungsverbaumlnden der Baumlcker und Konditoshyren zu einer Sensibilisierung fuumlr das Problem beigeshytragen
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2007 verabschiedete die Europaumlische Kommission eine Empfehlung den Acrylamidgehalt europaweit zu untersuchen und die Daten gesammelt auszushywerten (2007331EG) Die entsprechenden Daten wurden von der Europaumlischen Behoumlrde fuumlr Lebensshymittelsicherheit (EFSA) gesammelt und 2009 in eishynem Bericht zusammengefasst
Im Vergleich mit den Daten der Jahre 2003 bis 2006 der Datenbank des JRCshyIRMM wurde in dieshysem Bericht zwar von einer tendenziellen Abnahme der Acrylamidgehalte berichtet da dieser Schluss jedoch nicht fuumlr alle ausgewerteten Lebensmittelshygruppen eindeutig war gab die Europaumlische Komshymission 2010 weiterhin die Empfehlung die Acrylshyamidgehalte europaweit zu untersuchen (2010307EU) Die berichtete zu geringe Absenkung der Acrylshyamidgehalte europaweit ist darauf zuruumlckzufuumlhren dass Deutschland als einziges europaumlisches Land ein Konzept zur Minimierung etabliert hat Daher beshygannen 2009 die Planungen fuumlr einen europaweit guumlltigen Richtwert Dieser europaweite Richtwert wurde am 10 Januar 2011 durch eine Empfehlung der Kommission verabschiedet und ersetzt in Deutschland fuumlr die meisten Warengruppen den Signalwert Der europaumlische Richtwert basiert hauptsaumlchlich auf den in Deutschland erreichten Signalwerten Die Untersuchung von Lebensmitteln auf Acrylamid geht damit auf europaumlischer Ebene weiter Auch das LGL leistet durch regelmaumlszligige Unshytersuchungen dazu weiterhin signifikante Beitraumlge
Elemente und Schwermetalle
Der Entwicklungstrend bei der Analytik von Elemenshyten und Schwermetallen fuumlhrte in der breiten Anshywendung hin zu den Multielementtechniken mit inshyduktiv gekoppeltem Plasma (ICP) Mit der optischen Emissionsspektroskopie (ICPshyOES) und der Massenshyspektrometrie (ICPshyMS) lassen sich mit kurzen Messzeiten hohe Informationsgehalte fuumlr eine Vielshyzahl von Elementen erzielen Die am LGL vorhandeshynen Erfahrungen mit diesen Messverfahren besteshyhen seit mehreren Jahrzehnten und fuumlhrten unter anshyderem zu einem breit angelegten Untersuchungsproshygramm uumlber das Vorkommen von Uran in bayerischen Trinkwaumlssern oder zu detaillierter Kenntshynis der bei Keramiken eingesetzten Glasurbestandshyteile Die Untersuchungsaufgaben der letzten Jahre zeigten eine Verlagerung hin zur spezifischen Beshystimmung der Bindungsformen von Elementen um deren toxikologische Eigenschaften besser einordshynen zu koumlnnen So wurde am LGL ein Bestimmungsshyverfahren fuumlr anorganisches Arsen in Reis und Reisshyprodukten entwickelt und etabliert um fuumlr einen zu erwartenden Houmlchstwert geruumlstet zu sein Die Komshybination chromatografischer Trenntechniken (Gasshychromatografie Fluumlssigchromatografie) mit den ICPshyMethoden erlaubt es auch verschiedene Quecksilberverbindungen zu unterscheiden oder die Oxidationszustaumlnde von Chromverbindungen zu ershyfassen
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Echtheit und Herkunft
Die Pruumlfung der Echtheit von Lebensmitteln dient nicht nur dem Schutz des Verbrauchers vor Taumlushyschung sondern ist auch bei der zunehmenden Globalisierung der Maumlrkte ein wichtiges Kriterium fuumlr die Produktsicherheit Bei frischem Obst Gemuumlse Honig Eiern Kaumlse Fleisch sowie Wein ist eine Kennzeichnung des Ursprunglandes bereits vershypflichtend Insbesondere sind auch engere geografishysche Angaben bei vielen Lebensmitteln ein wichshytiges Qualitaumltskriterium Analysen mit herkoumlmmshylichen Verfahren fuumlhren meist nicht zu sicheren Ausshy
sagen im Hinblick auf die Pruumlfung der Unver faumllscht heit oder der Herkunft da die Manishypulationen oft geschickt durchgefuumlhrt werden Dies aumlnderte sich mit dem Einsatz der Stabilisotopenanashylytik in der Lebensmitteluumlberwachung Im Bereich der amtlichen Lebensmitteluumlberwachung ist das LGL bundesweit die einzige Untersuchungsstelle die uumlber alle Messverfahren der Stabilisotopenanalyshytik verfuumlgt in der Dienststelle Wuumlrzburg gibt es seit 1993 ein Labor fuumlr Kernresonanzspektrometrie und im Jahr 2000 wurde in der Dienststelle Oberschleiszligshyheim ein Labor fuumlr Isotopenmassenspektrometrie in Betrieb genommen
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Bei der Stabilisotopenanalytik wird der Anteil der nicht radioaktiven leichten und schweren Varianten der stabilen Isotope verschiedener chemischer Eleshymente in Inhaltsstoffen ermittelt Dieser Anteil auch Isotopenverhaumlltnis genannt ist charakteristisch fuumlr den Rohstoff die geografische Herkunft und andere Eigenschaften sodass Manipulationen wie ein Zushysatz von Wasser und Zucker zu Wein oder eine Vershyfaumllschung von natuumlrlichem Vanillearoma mit synthetishyschem Vanillin nachgewiesen werden koumlnnen Ebenshyso koumlnnen Angaben zur geografischen Herkunft zahlreicher Lebensmittel anhand von Vergleichsproshyben aus LGLshyeigenen nationalen und internationalen Datenbanken uumlberpruumlft werden Von 2005 bis 2009 hatte das Stabilisotopenlabor in Oberschleiszligheim die Moumlglichkeit am EUshyProjekt TRACE teilzunehmen Ziel des Projektes war es mit neuesten Methoden Systeme zu entwickeln um eine luumlckenlose Ruumlckvershyfolgbarkeit und Herkunftsbestimmung von Lebensshy und Futtermitteln zu gewaumlhrleisten Es wurden Hoshynig Getreide Olivenoumll Huumlhnershy Lammshy und Rindshyfleisch aus unterschiedlichen europaumlischen Regionen untersucht und die Daten zusammen mit den Proshyjektpartnern im Hinblick auf die Herkunftsbestimshymung ausgewertet Die gewonnnen Erkenntnisse werden nun bei der Uumlberpruumlfung der Einhaltung von Qualitaumltsvorschriften zum Verbraucherschutz angeshywendet In den letzten zehn Jahren konnten immer wieder zahlreiche Verfaumllschungen aufgedeckt wershyden wie zum Beispiel beim Weinskandal in Italien 2008 Um derartige Uumlberpruumlfungen intensiv fortfuumlhshyren zu koumlnnen wurden weitere Messsysteme am LGL installiert Hierzu zaumlhlt insbesondere die juumlngst etablierte 1HshyNMR Kernresonanzspektroskopie bei der mithilfe einer neuen Messtechnik in Weinproben
Wassershy und Alkoholsignale unterdruumlckt und so die Protonen (1H)shySpektren ohne besondere Probenvorshybereitung direkt bestimmt werden koumlnnen Dieses Verfahren wird derzeit zur Unterscheidung von Barshyrique und Edelholzchips behandelten Weinen geshynutzt kann aber kuumlnftig auch im Rahmen der Aushythentizitaumltspruumlfungen eingesetzt werden Die Erfahshyrungen der letzten zehn Jahre zeigen dass die Stabilshyisotopenanalyse am LGL nicht nur ein effizientes Verfahren in der Kontrolle von Lebensmitteln ist sonshydern auch eine abschreckende Wirkung gegen Etiketshytenschwindel und andere Verfaumllschungen hat
Auch wenn Lebensmitteluumlberwachungsbehoumlrden Verfaumllschung und Taumluschung uumlblicherweise als weshyniger schwerwiegend bewerten als potenzielle Geshysundheitsschaumldigung spiegelt sich dies oftmals nicht in der Wahrnehmung der Verbraucher wider Geringe Mengen des krebserregenden Farbstoffes Sudanrot in einigen Saucen beispielsweise haben weit weniger Empoumlrung von Verbrauchern und geshyringeres Medienecho hervorgerufen als bdquoKlebeshyfleischldquo oder bdquoAnalogkaumlseldquo Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit sind insgesamt sehr sensible Themen Der Verbraucher erwartet hier zu Recht eishynen Grad an Transparenz der ihm in anderen Bereishychen verzichtbar erscheint Dies ist nicht nur eine gesellschaftliche Erwartung an die Lebensmittelinshydustrie sondern ganz allgemein an alle maszliggeblishychen Akteure Hierzu zaumlhlen ohne Zweifel und sogar ganz besonders die staatlichen Uumlberwachungsbeshyhoumlrden Das LGL hat im zuruumlckliegenden Jahrzehnt daher TRANSPARENZ immer als uumlberaus bedeutsashymen Auftrag der Bevoumllkerung verstanden und sich entsprechend weiterentwickelt
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TRANSPARENZ
Transparenz 82
Transparenz
Seit der Gruumlndung des LGL sind die Informationsanshygebote von Presse Fernsehen und neuen Medien in Darstellungsbreite Aktualitaumlt und Zugaumlnglichkeit steshytig gestiegen Die uumlber die Jahre hin staumlndig wachshysende Zahl an Anfragen die unsere im Jahr 2002 gegruumlndete Pressestelle erreichen zeigt das zunehshymende Beduumlrfnis in der BevoumllkerungOumlffentlichkeit nach sicheren Quellen unabhaumlngiger und fundierter Information Waren es im Jahr 2006 noch 700 Presshyseshy und Buumlrgeranfragen so sind wir im Jahre 2011 bei uumlber 1000 Presseshy und knapp 900 Buumlrgeranfrashygen angelangt Hinzu kam 2003 der Aufbau des Inshyternetauftritts des LGL der sich bald einer wachsenshyden Nachfrage erfreute Von rund 38000 Seitenabshyrufen im Mai 2003 steigerte sich die Zahl der Intershynetbesucher nach einem groszligen Internetrelaunch im Jahre 2011 auf knapp 170000 im Januar 2012
Dieser zahlenmaumlszligig belegbare Vertrauensbeweis in die Oumlffentlichkeitsarbeit des Amtes beweist dass es uns gelungen ist eine kontinuierliche und fachlich fundierte Information sowohl der Fachshy als auch der allgemeinen Oumlffentlichkeit zu gewaumlhrleisten Basis der Arbeit ist das umfassende im LGL vorhandene Expertenwissen Dieses breite Fachwissen erleichtershyte gerade in Krisensituationen einen verantwortlichen medialen Umgang mit den jeweils aktuellen Themen
Und mediale Nachfragen erzeugende Situationen gab es in den zehn Jahren des Bestehens des LGL einige 2002 waren es Acrylamid enthaltende Leshybensmittel (z B Lebkuchen) 2003 das Auftreten der SARSshyErkrankung in Suumldostasien 2004 beshy
stimmten die Themen Gentechnik Pestizide und Salmonellen das mediale Interesse 2005 standen Imitatschinken bdquoGefluumlgelpestldquo und verdorbenes Wildfleisch im Fokus der medialen Berichterstatshytung 2006 war das Jahr der sogenannten bdquoGammelshyfleischskandaleldquo und 2007 standen die Themen Blauzungenkrankheit und Noroviren im medialen Foshykus Melamin und Borreliose durch Zecken waren 2008 wichtige Themen von oumlffentlichem Interesse Besondere Mediennachfragen loumlste 2009 das Aufshytreten der pandemischen Influenza (H1N1) aus im Jahr 2010 beschaumlftigte das Thema Dioxin in Futtershymitteln und Eiern die Oumlffentlichkeit 2011 dominiershyten pressemaumlszligig die EHECshyVorfaumllle in Norddeutschshyland waumlhrend 2012 die Schlieszligung der Groszligbaumlckerei bdquoMuumlllershyBrotldquo wegen Hygienemaumlngel die Aufmerkshysamkeit der medialen Oumlffentlichkeit auf sich zog
Die Transparenz die das LGL im Umgang mit der medialen Oumlffentlichkeit praktiziert gilt aber auch seit Inkrafttreten des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) fuumlr den Zugriff auf Untersuchungsdaten oder Kontrollergebnisse der Spezialeinheit die beim LGL vorhanden sind Bei einer Untersuchungszahl von circa 70000 Proben im Jahr verfuumlgt das LGL uumlber einen groszligen Datenschatz der vom VIG erfassten Produkte Kein Wunder also wenn gleich nach Inshykrafttreten des VIG das LGL mit mehreren sehr umfangreichen Antraumlgen auf Auskunft konfrontiert wurde Mittlerweile haben wir beispielsweise Ausshykuumlnfte erteilt uumlber Schinkenprodukte bdquoGammelkaumlshyseldquo Pestizidruumlckstaumlnde in Obst und Gemuumlse Acrylshyamid im Roumlstkaffee Phthalate (Weichmacher) in Kinderspielzeugen sowie zu Ruumlckstaumlnden von Pflanzenschutzmitteln im Wein
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Die schwierige Aufgabe zwischen den berechtigten Auskunftsinteressen einer interessierten Oumlffentlichshykeit und den moumlglicherweise ebenfalls berechtigten Verschwiegenheitsanspruumlchen Dritter wie Strafvershyfolgungsbehoumlrden oder Lebensmittelunternehmer in jedem Einzelfall nach rechtsstaatlichen Grundsaumltshyzen abzuwaumlgen begleitet das LGL seit seiner Gruumlnshydung Im zehnten Jahr seines Bestehens markiert das Inkrafttreten eines novellierten VIGs am 01092012 den vorerst letzten Meilenstein fuumlr
Der Weg von der Amtsverschwiegenheit zur Aktenoumlffentlichkeit
Das Jahr 2008 war fuumlr das LGL und die von ihm an den Tag gelegte Oumlffentlichkeitsarbeit ein besondeshyres Jahr Mit dem Inkrafttreten des Verbraucherinforshymationsgesetzes zum 01052008 wurden die beim LGL in all den Jahren gesammelten Erkenntnisse und Informationen die unter anderem aus der Untershy
suchung von Proben stammten und die bisher dem Grundsatz der Amtsverschwiegenheit unterlagen fuumlr die Oumlffentlichkeit nahezu voraussetzungslos zushygaumlnglich Bis dahin galt ndash mit einigen Ausnahmen der Umweltinformationsgesetze des Bundes und der Laumlnder sowie der Informationsfreiheitsgesetze des Bundes und einiger Laumlnder ndash der Grundsatz der beschraumlnkten Aktenoumlffentlichkeit des Aktengeheimshynisses und der Vertraulichkeit der Verwaltung
Vom bdquoArkan-Prinzipldquo zur amtlichen Oumlffentlichkeitsinformation
Diese Vertraulichkeit von Verwaltungsakten wirdwurde auch mit dem Begriff des bdquoArkanshyPrinzipsldquo umschrieben letzteres geht zuruumlck auf die roumlmische bdquoRes Publicaldquo und auf Publius Cornelius Tacitus der von den bdquoarcana imperiildquo den Geheimnissen der Macht im Sinne eines spaumlteren Begriffs der Staatsshyraumlson sprach
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Da es bis zum Inkrafttreten der Informationsgesetze keinen allgemeinen Anspruch auf Auskunft oder Einsicht in Akten einer Behoumlrde gab setzte ein solshyches Begehren in der Regel eine konkrete normative Anspruchsgrundlage voraus die einige Verfahrensshy und Prozessrechte unter bestimmten eng gefassten Voraussetzungen der rechtlichen Betroffenheit geshywaumlhrten
Diese Betroffenheit gilt fuumlr den Geltungsbereich des VIG nicht mehr Hier setzte mit dem Gesetz ein Pashyradigmenwechsel ein An die Stelle des voraussetshyzungsvollen Akteneinsichtsrechts mit Beschraumlnkunshygen fuumlr verfahrensfremde Dritte tritt ein voraussetshyzungsloser JedermannshyInformationszugangsanshyspruch
Alle vom VIG betroffenen Daten Erkenntnisse und Informationen die beim LGL oder anderen LebensshymittelshyBehoumlrden in den Akten schlummern sind von jedermann erfragbar und damit einer unbegrenzten Oumlffentlichkeit (Stichwort Internet) zugaumlnglich
Letzteres auch deswegen weil das Gesetz keinerlei Regelungen daruumlber enthaumllt was derjenige dem die Auskunft ndash innerhalb der im Gesetz vorgeschriebeshynen Monatsfrist ndash zu erteilen ist mit diesen Informashytionen anstellt Damit haben wir in Deutschland insoshyfern bdquoglaumlserneldquo Aumlmter geschaffen bei denen risikoshy und fast kostenlos die einschlaumlgigen Datenschaumltze gehoben werden koumlnnen
Das Gesetz als Antwort auf die Lebensmittelskandale
Die Ursachen fuumlr den Erlass eines speziellen Vershybraucherinformationsgesetzes liegen viele Jahre zushyruumlck Im Wesentlichen waren Erschuumltterungen der Oumlffentlichkeit durch sogenannte Lebensmittelskanshydale fuumlr den Erlass des Gesetzes ausschlaggebend Hatte sich doch in diesen Skandalen immer wieder gezeigt dass die Rolle des Staates hinsichtlich seishyner Befugnisse und Pflichten im Rahmen von Proshyduktinformation und gesundheitlichem Verbrauchershyschutz aumluszligerst zwiespaumlltig war Zum einen waren da Anspruumlche der Oumlffentlichkeit an die staatlichen Beshyhoumlrden zeitnah und umfassend uumlber die jeweiligen Skandale informiert zu werden Zum anderen herrschte gerade bei den Behoumlrden eine starke Vershyunsicherung uumlber das was staatliche Institutionen offenbaren duumlrfen und was nicht der Oumlffentlichkeit kundgetan werden darf Die fuumlr das staatliche Hanshydeln der Behoumlrden verantwortliche Politik befand sich in einem Dilemma das gekennzeichnet war von einem Auseinanderklaffen von Anspruumlchen und Ershywartungshaltungen der Gesellschaft gegenuumlber dem was Staat und Politik im Bezug auf Produktinshyformation und transparentem Handeln fuumlr den geshysundheitlichen Verbraucherschutz tatsaumlchlich leisten koumlnnen Insbesondere die Nennung von Namen der bdquoTaumlterldquo Hersteller und Produkte standen jedes Mal im Mittelpunkt der oumlffentlichen Auseinandersetzunshygen Die Verantwortlichen hatten dabei die Wahl zwischen bdquoSchweigenldquo und dafuumlr getadelt zu wershyden oder Auskunft zu erteilen und dafuumlr wegen Rechtsbruchs sich horrende Schadensersatzklagen einzuhandeln Letzteres deswegen weil von einer
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staatlichen Behoumlrde gezielte und personenshy bzw unshyternehmensbezogene Aumluszligerungen hinsichtlich beshystimmter Produkte die ndash nach Auffassung der Beshyhoumlrde ndash von einschlaumlgigen Vorschriften in unzulaumlssishyger Weise abweichen erhebliche negative teilweise sogar existenzgefaumlhrdende Folgen fuumlr den Betroffeshynen haben koumlnnen Damit stellt ein solches staatlishyches Informationshandeln fuumlr den Betroffenen einen Grundrechtseingriff (Berufsfreiheit Art 12 Absatz 1 GG und Eingriff in den eingerichteten und ausgeuumlbshyten Gewerbebetrieb Art 14 GG) dar der nur auf der Grundlage einer gesetzlichen Ermaumlchtigungsgrundlashyge gerechtfertigt werden kann
Abwaumlgung gegen Grundrechte Dritter
Das VIG ist nun die Antwort des Gesetzgebers um einerseits den Anspruumlchen der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Information uumlber Lebensmittel unter Nennung von Namen Hersteller Firma etc nachzukommen ohne gleichzeitig die Rechte der von dieser Auskunft Betroffenen aus dem Auge zu verlieren Letztendlich muss das Gesetz einen bdquoAusshygleichldquo zwischen den Grundrechten der Verbraucher und der Betroffenen herbeifuumlhren Dazu stellt der Gesetzgeber im VIG den zustaumlndigen Behoumlrden ein umfangreiches bdquoArsenalldquo an rechtlichen bdquoInstrumenshytenldquo zur Verfuumlgung um diesen Ausgleich unter Wahshyrung der Rechte aller Beteiligter herzustellen
So sieht das VIG neben den das Auskunftsrecht beshygruumlndenden Tatbestaumlnden auch Ausschlussshy und Beshyschraumlnkungsgruumlnde sowie Verfahrensvorschriften
vor die alle dem Ziel dienen innerhalb moumlglichst kurshyzer Fristen (1 Monat bzw 2 Monate bei Anhoumlrung Betroffener) eine Entscheidung uumlber das Auskunftsshybegehren eines Buumlrgers herbeizufuumlhren Dabei hat der Gesetzgeber eine Reihe von Bestimmungen in das VIG aufgenommen die die Entscheidung der Behoumlrden zugunsten einer Auskunft an die Verbraushycherinnen und Verbraucher praumljudizieren Er wird dashyrin bestaumlrkt durch die Rechtssprechung die auch beim VIG denjenigen der die Behoumlrde um Auskunft angeht nicht nur als Interessierten in bdquoeigenerldquo Sashyche ansieht sondern ihn weil er die Anfrage stellt auch als Sachwalter der Oumlffentlichkeit bezeichnet
Weiterhin hat der Gesetzgeber bestimmt dass Ausshykuumlnfte die Tatbestaumlnde offenbaren bei denen Rechtsverstoumlszlige bzw unzulaumlssige Abweichungen vorliegen nicht unter Berufung auf Betriebsshy und Geshyschaumlftsgeheimnisse vor einer Herausgabe der entshysprechenden Information geschuumltzt sind sie koumlnnen kuumlnftig auch waumlhrend laufender Verfahren selbst bei Strafverfahren (unter gewissen Voraussetzungen) vor Abschluss dieser Verfahren herausgegeben wershyden Immer dann wenn die Behoumlrde zur Auffassung gelangt dass das Interesse der Oumlffentlichkeit an der Bekanntgabe der Information uumlberwiegt sind laufenshyde Verfahren kein Hindernis die vorhandenen Daten preiszugeben Um in solchen Faumlllen das Verfahren zu beschleunigen koumlnnen die staatlichen Stellen sogar von der Anhoumlrung des von der Auskunft Betroffenen absehen Sollte der Betroffene nach Bekanntgabe der Entscheidung der Behoumlrde die Auskunft zu erteishylen hiergegen Rechtsmittel einlegen so haben diese keine aufschiebende Wirkung
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Von der Auskunftsbehoumlrde LGL wird dabei innerhalb kuumlrzester Fristen eine ganze Reihe von Verfahrensshyhandlungen Erhebungen Dokumentationen rechtlishychen Abwaumlgungen und Auslegungen unbestimmter Rechtsbegriffe gefordert Letztendlich muss trotz aller Vorgaben des VIG die darauf beruhende Inforshymation inhaltlich richtig sein dem Gebot der Sachshylichkeit entsprechen und im Hinblick auf die Ziele des Gesetzes ndash Verbesserung der Markttransparenz Eindaumlmmung der Lebensshy und Futtermittelskandale Optimierung und Foumlrderung von Maumlrkten und Wettshybewerbsstrukturen Verbesserung des Schutzes vor gesundheitlichen oder sonst unsicheren Erzeugnisshysen und Produkten Verbesserung des Schutzes vor Taumluschung beim Verkehr mit Erzeugnissen und Proshydukten ndash geeignet erforderlich und angemessen sein
FazitDas LGL hat sich auf diese neuen Herausforderunshygen eingestellt und eine Fuumllle von zum Teil recht umshyfangreichen Anfragen beantwortet Wie bei jedem neuen Gesetz so wurden auch hier einige auf dieshysem Gesetz basierende Entscheidungen des LGL und die in diesen Entscheidungen vertretenen rechtshylichen Auffassungen des Amtes zum Gegenstand von gerichtlichen Klagen gemacht In allen bisher entschiedenen Rechtsstreitigkeiten ndash einige wurden von den Klaumlgern zuruumlckgenommen ndash wurden dabei die Bescheide des LGL fuumlr rechtmaumlszligig erachtet Dies spricht fuumlr einen verantwortungsvollen Vollzug des Gesetzes durch das LGLDamit rundet sich das Bild der transparenten Behoumlrde LGL ab Aktive Information der Buumlrgerinnen und Buumlrger uumlber das
Internet portal fundierte fachliche Information uumlber Presse Rundfunk und Fernsehen sowie individuelle Auskuumlnfte an die Verbraucher uumlber alle beim LGL vorhandenen Daten zu Lebensshy und Futtermitteln Bedarfsgegenstaumlnden Kosmetika Wein und Vershybraucherprodukte wie zum Beispiel Haushaltsgeraumlte
Transparenz ist aber weit mehr als nur die Umsetshyzung eines Auskunftsanspruches Das Ziel zu verfolshygen eigenes Handeln so transparent wie moumlglich zu machen ist immer gleichzusetzen mit dem Selbstanshyspruch als gesellschaftlicher Akteur wahrgenommen zu werden und auf der Basis von gegenseitigem Vershytrauen in gesellschaftliche Meinungsbildungsprozesshyse einbezogen zu werden Fuumlr eine wissenschaftliche Landesbehoumlrde bedeutet dies dass ein moumlglichst weit gefaumlchertes Netzwerk in viele sehr unterschiedlishyche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hineinrashygen muss Zunaumlchst wird man verschiedenste Behoumlrshyden auf allen Verwaltungsebenen von kommunal bis europaumlisch fuumlr das natuumlrliche Habitat des LGL halten In der vergangenen Dekade haben wir uns aber nachshydruumlcklich darum bemuumlht gleichermaszligen als Akteur in der allgemeinen medialen Oumlffentlichkeit in Fachoumlfshyfentlichkeiten oder in der bdquoscientific communityldquo an Bedeutung zu gewinnen wie auch eine Vernetzung mit wichtigen gesellschaftlichen Kraumlften zu intensivieshyren mit denen uns verbindet dass wir alle ein Stuumlck Verantwortung fuumlr die oumlffentliche Gesundheit tragen Diesen Prozess der gesellschaftlichen VERNETZUNG verstehen wir als conditio sine qua non
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VERNETZUNG
Aufbruch amp Veraumlnderung 4
Krise amp Chance 12
Handeln 20
Europa 40
Wissenschaft 52
Transparenz 82
Vergangenheit amp Zukunft 104
Chronologie 114
Vernetzung 90
Vernetzung
Gesundheit ndash gesundheitliche Vorsorge gesundheitshyliche Versorgung und Wiederherstellung Schaffung von gesundheitsfoumlrderlichen Lebenswelten ndash kann in modernen hochkomplexen Gesellschaften nicht mehr von einzelnen Akteuren alleine ins Werk geshysetzt werden Zudem umfassen Maszlignahmen der oumlfshyfentlichen Gesundheitspflege in einem aufgeklaumlrten Verstaumlndnis praktische und wissenschaftsorientierte Aspekte Beide Aspekte beziehen sich in einem sysshytemischen Zusammenhang aufeinander sind miteinshyander vernetzt und bieten Chancen fuumlr vielfaumlltige Syshynergien Der Anspruch bdquoBedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnenldquo ist nur durch die partnerschaftliche Umsetzung von Maszligshynahmen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebeshynen und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereishychen einzuloumlsen
Gesundheit wird dabei nicht nur in den spezialisiershyten medizinischen Versorgungsstrukturen wiedershyhergestellt und gefoumlrdert sondern ganz entscheishydend auch in verschiedensten Lebenswelten in deshynen Menschen arbeiten leben und lieben (Ottawa Charta 1986) in Familien und Stadtvierteln in Schushylen und am Arbeitsplatz in unserer natuumlrlichen und sozial geschaffenen Umwelt Dieser Anspruch das Thema bdquoGesundheitldquo in alle Politikbereiche zu trashygen und eine Beruumlcksichtigung der gesundheitlichen Folgen bei den verschiedensten Entscheidungen auch auszligerhalb des Gesundheitswesens im engeren Sinn zu bewirken ist zu balancieren mit den Freiheishyten unserer demokratischen Grundordnung
Vor diesem Hintergrund hat das LGL fruumlhzeitig auf den Dialog und die Kooperation mit verschiedensten Partnern gesetzt mit Universitaumlten und wissenshyschaftlichen Fachgesellschaften mit Berufsverbaumlnshyden und Heilberufekammern mit anderen organishysierten Vertretern der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Vertretern aus Staumldten und Gemeinshyden und nicht zuletzt mit den Buumlrgern und Patienten selbst Ein wichtiges Instrument fuumlr die Umsetzung dieses partizipatorischen Ansatzes welcher auf die Kompetenz und Kooperation der gesellschaftlichen Akteure und das buumlrgerschaftliche Engagement von Einzelnen und Gruppen setzt sind die Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaften mit ihren geschaumlftsshyfuumlhrenden Stellen am LGL Derzeit etabliert sind die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) sowie die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) Im Aufbau befindet sich in Umsetzung eines Landtagsbeschlusses die Bayerishysche Plattform Versorgungsforschung mit Aufgaben im Bereich der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungsqualitaumlt in Bayern
LAGIIm Jahr 2006 wurde erstmals am LGL eine Landesshyarbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen die Bayerishysche Landesarbeitsgemeinschaft Impfen LAGI Vorshyausgegangen war die ndash im Bayerischen Impfkonzept 2005 formulierte und konsentierte ndash zentrale Aussashyge dass Impfpraumlvention eine gesamtgesellschaftlishyche Aufgabe ist und nur durch enge partnerschaftlishyche Zusammenarbeit aller Akteure mit Bezug zum
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Impfwesen erreicht werden kann Von ebenfalls zenshytraler Bedeutung fuumlr die Akzeptanz bei den Buumlrgerinshynen und Buumlrgern ist dabei ein Maximum an Glaubwuumlrshydigkeit und Transparenz was nur durch die Einbindung und Beachtung wissenschaftlicher Expertise und glaubhafter wirtschaftlicher Unabhaumlngigkeit moumlglich ist Mitglieder der LAGI sind Vertreter von Aumlrztevershybaumlnden (Hausaumlrzte Kinderaumlrzte Betriebsaumlrzte Reiseshymediziner Frauenaumlrzte Internisten) Koumlrperschaften (Aumlrztekammer Kassenaumlrztliche Vereinigung Bayern Apothekerkammer) Vertreterinnen des Hebammenshyverbandes des Oumlffentlichen Gesundheitsdienstes der Krankenkassen alle STIKOshyMitglieder aus Bayern sowie Vertreter der Wissenschaft Die Geschaumlftsfuumlhshyrung wird vom LGL wahrgenommen
Eine der ersten Aufgaben der sich die LAGI widmeshyte war die Entwicklung eines bayerischen Masernshyaktionsplans um so gemeinsam dem WHOshyAuftrag die komplikationsreiche Masernerkrankung zu elimishynieren in Bayern naumlher zu kommen Dafuumlr wurde beispielsweise ein Impferinnerungssystem bei Schulanfaumlngern durch Gesundheitsaumlmter in Zusamshymenarbeit mit den niedergelassenen Kindershy und Hausaumlrzten etabliert Auch die Surveillance von impfpraumlventablen Erkrankungen und Impfungen wurshyde verbessert So wurde erstmalig eine flaumlchendeshyckende Erfassung des Impfstatus von Sechstklaumlssshylern vorgenommen und seither jaumlhrlich wiederholt Der Aufbau des bdquoBayerischen Influenza Sentinelsldquo als Kooperation von ausgewaumlhlten niedergelassenen Praxen und dem LGL was erstmals laborgestuumltzt und zeitnah repraumlsentative Aussagen zu in Bayern kursierenden InfluenzashyErregern erlaubt ist eine weitere erfolgreiche Innovation
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Ein weiterer Schwerpunkt ist die intensivierte geshymeinsam getragene Oumlffentlichkeitsarbeit mit abgeshystimmten Broschuumlren Flyern zu aktuellen Impffrageshystellungen Veroumlffentlichungen in Zeitungen und Fachmedien sowie der Etablierung von Bayerischen Impfwochen Dies hat zu hoher Medienresonanz und einer erwuumlnschten positiven Sensibilisierung der Bevoumllkerung gefuumlhrt Zudem versteht sich die LAGI als Expertengremium in Bayern das sich bei konkreten Sachverhalten wie etwa bei der Influenzashypandemie wissenschaftlich austauscht und gemeinshysame Stellungnahmen erarbeitet
Die bisherigen Sitzungen und durchgefuumlhrten LAGIshyAktionen zeigen durch die rege Teilnahme die intenshysiven Diskussionen und die gemeinsam getragenen Veroumlffentlichungen eine hohe innere Akzeptanz Die zunehmenden Anfragen aus der Bevoumllkerung nach Informationsmaterialien sowie die Bitten um Ausshykuumlnfte bei Impffragestellungen spiegeln die wachshysende oumlffentliche Wahrnehmung der LAGI wider Somit besteht berechtigte Hoffnung dass die dershyzeitigen Impfdefizite in der bayerischen Bevoumllkerung durch die gemeinsamen Anstrengungen aller Akteushyre in der LAGI verringert werden koumlnnen und damit auch das Ziel der WHO die Masern in Europa und weltweit zu eliminieren mittelfristig erreichbar ist
LARE
Die 79 Konferenz der Gesundheitsminister der Laumlnshyder (GMK) hat im Jahr 2006 als eine der Antworten auf die draumlngende Herausforderung von Antibiotikashyresistenzen und nosokomialen Infektionen die bdquoEtabshylierung regionaler in der Summe flaumlchendeckender Netzwerke der beteiligten Akteure koordiniert durch den OumlGDldquo empfohlen Die Netzwerkbildung soll die Umsetzung vorhandener Richtlinien zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen insbesondere mit multiresistenten Erregern verbessern Regionale Netzwerke sollen den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den versorgenden Einrichtungen foumlrdern sodass auf diesem Weg das Uumlberleitungsmanagement vereinfacht und die Hygienekonzepte aufeinander abgestimmt werden koumlnnen
Im Dezember 2008 wurde daraufhin die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) gegruumlndet und ein erstes Konsensusstateshyment veroumlffentlicht Es ist das erklaumlrte Ziel dieses Netzwerkes das Vorkommen von MRSA und andeshyren multiresistenten Erregern in den Einrichtungen des Gesundheitswesens in Bayern zu verringern um so teils schwerwiegende mitunter toumldlich verlaufenshyde Erkrankungen zu verhindern (bdquodas Vermeidbare vermeidenldquo)
Derzeit 31 Mitglieder aus allen Bereichen der Geshysundheitsversorgung (Verbaumlnde Krankenkassen Klishyniken Universitaumlten ambulante und stationaumlre Pfleshyge niedergelassene Aumlrzte und andere) treffen sich zweimal jaumlhrlich und veranstalten jeweils im Dezemshy
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ber ein Symposium mit verschiedenen Schwershypunktthemen (2009 Multiresistente Erreger und Hyshygienemaszlignahmen 2010 Antibiotikamanagement und Qualitaumltssicherung sowie Hygiene 2011 Surshyveillance nosokomialer Infektionen sowie Netzshywerkaktivitaumlten in Bayern und Deutschland in Bezug auf MRSA und andere multiresistente Erreger)
Auf regionaler Ebene wurden Auftaktveranstaltunshygen zur Gruumlndung von regionalen Netzwerken unter der Leitung der Gesundheitsaumlmter in allen 76 Landshykreisen (Stand November 2011) durchgefuumlhrt In 29 Landkreisen haben sich diese Netzwerke bereits wiederholt getroffen und Informationen ausgeshytauscht Es wurden Probleme thematisiert und Initiashytiven zur Reduktion der Weiterverbreitung resistenshyter Erreger gestartet
Auszligerdem wurden innerhalb der LARE sieben Arshybeitsgruppen (AGs) gegruumlndet die sich mit verschieshydenen Aspekten des Problems der resistenten Erreshyger beschaumlftigen
bull Die AG Krankentransport hat es sich zum Ziel geshysetzt bayernweit einheitliche Empfehlungen zum Umgang mit multiresistenten Erregern (MRE) fuumlr Krankentransporte zu erarbeiten
bull In der AG Informationsweitergabe wurde die Uumlbershywindung der Schnittstellenproblematik als Ziel defishyniert Es soll sichergestellt werden dass bei der Verlegung eines Patienten der mit multiresistenten Erregern besiedelt oder infiziert ist diese Informatishyon an die entsprechenden Stellen also Krankenshytransportdienst Pflegeheim weiterbehandelnder Arzt und andere zuverlaumlssig weitergegeben wird
bull Die AG Standardisierte Fachinformationen zum Pashytientenmanagement bemuumlht sich um eine Vereinshyheitlichung der Information in Bezug auf den Umshygang mit multiresistenten Erregern in medizinishyschen Einrichtungen
bull Die Vereinheitlichung der Screeningshy und Sanieshyrungskonzepte im stationaumlren und ambulanten Beshyreich ist das zentrale Anliegen der AG Screening und Sanierung
bull Das Ziel der AG Rehabilitationseinrichtungen ist es eine Empfehlung zum Umgang mit MRSA und anshyderen MRE in den Rehabilitationseinrichtungen fuumlr die es derzeit keine Richtlinien des Robert Koch Institut gibt zu verfassen
bull Die AG Arbeitschutz und MRE hat bdquofrequently asked questionsldquo (FAQs) zum Thema MRSA und Arbeitsschutz zusammengestellt
bull Die juumlngste Arbeitsgruppe der LARE die AG Antishybiotic Stewardship wird sich um die Etablierung von Antibiotic StewardshipshyProgrammen in Bayern kuumlmmern die sich mit dem rationalen Einsatz von Antibiotika befassen
Im Rahmen der LAREshyAktivitaumlten wurde eine Homeshypage erstellt die seit Oktober 2009 auf den Seiten des bayerischen Landesamts fuumlr Gesundheit und Leshybensmittelsicherheit zu finden ist (wwwlglbayerndegesundheitinfektionsschutzantibiotikaresistenshyzenlareindexhtm) Auf dieser Homepage stehen neben Informationen zur LARE und allgemeinem Hintergrundwissen auch die verschiedenen spezifishyschen Dokumente und Arbeitsergebnisse der Arshybeitsgruppen zur Verfuumlgung
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LAHOK
Die Gefahr der absichtlichen Freisetzung von lebensshybedrohlichen teilweise hochkontagioumlsen Infektionsshyerregern durch einen bioterroristischen Anschlag wie auch die Einschleppung und Ausbreitung durch den internationalen Warenshy und Reiseverkehr konshyfrontiert Mediziner mit Krankheiten die in Deutschshyland nicht oder nicht mehr heimisch sind und stellt auch den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayern vor Herausforderungen Neben Bacillus anthracis Yersinia pestis Francisella tularensis und Orthopoxshyviren ist dabei aus reisemedizinischer Sicht auch an Rickettsia spp dimorphe Hyphomyceten Coronavishyren (SARS) Arenaviren Bunyaviren Hantaviren Naishyroviren Phleboviren Flavishy und Filoviren und andere mehr zu denken Die moumlglichen Szenarien reichen von infizierten Einzelpersonen bis hin zu seuchenhafshyten Ausbruumlchen epidemischen Ausmaszliges
Vor diesem Hintergrund konstituierte sich mit Untershystuumltzung durch das damalige StMUGV am 27 Noshyvember 2008 die Bayerische Landesarbeitsgemeinshyschaft zu hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten (LAHOK) als Kompetenznetzwerk in dem die in Bayern vorhandene Expertise zur Praumlvention Erkenshynung Bekaumlmpfung und Erforschung von lebensbeshydrohlichen hochkontagioumlsen Infektionskrankheiten unter der Koordination des LGL gebuumlndelt ist
LAHOKshyMitglieder sind unter anderem die beiden bayerischen Behandlungszentren fuumlr hochkontagioumlse Infektionskrankheiten im Krankenhaus MuumlnchenshySchwabing und an der Missionsaumlrztlichen Klinik Wuumlrzburg alle bayerischen Lehrstuumlhle fuumlr Bakterioshy
logie beziehungsweise Virologie das Konsiliarlabor fuumlr Pest das Tropeninstitut und das Institut fuumlr Rechtsmedizin der LMU Muumlnchen das Institut fuumlr Mikrobiologie der Bundeswehr in Muumlnchen Vertreshyter des OumlGD und der Rettungsdienste an den beiden Standorten der Behandlungszentren beziehungsweishyse an bayerischen Flughaumlfen mit signifikantem intershynationalen Reiseverkehr der Flughafenmedizinische Dienst des Flughafens Muumlnchen die Bayerische Landesaumlrztekammer ein Vertreter der Staumlndigen Arshybeitsgemeinschaft der Kompetenzshy und Behandshylungszentren (StAKoB) und die Sachgebiete GE1 2 und 4 des LGL
Neben der konzeptionellen Arbeit und der Pflege eishynes Labornetzwerkes werden von der LAHOK regelshymaumlszligig Fortbildungsveranstaltungen fuumlr den OumlGD und andere Berufsgruppen mit Aufgaben aus dem Bereich hochkontagioumlser Infektionskrankheiten durchgefuumlhrt Die Task Force Infektiologie des LGL kann zudem auf die medizinischshyklinische Expertise der akademischen LAHOKshyInstitutionen als bdquoHintershygrunddienstldquo zuruumlckgreifen Sie ist selbst 24 Stunshyden am Tag und sieben Tage die Woche fuumlr den OumlGD in Bayern erreichbar
Die Plattform Versorgungsforschung Der demografische Wandel die steigende Lebensshyerwartung medizinische Innovationen und die Vershyaumlnderungen im Krankheitsspektrum in der Bevoumllkeshyrung stellen groszlige Herausforderungen fuumlr das Geshysundheitssystem in Bayern dar Der Bedarf an Leisshytungen in der Gesundheitsversorgung nimmt aufgrund dieser Entwicklungen kontinuierlich zu
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Es gilt die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und die Kooperation uumlber sektoshyrale Grenzen der Versorgung hinweg zu intensivieren
Der Bayerische Landtag hat 2011 uumlber die Situation beraten und beschlossen die bdquoVersorgungsforshyschung im Freistaat Bayern weiterzuentwickelnldquo Die Staatsregierung wurde aufgefordert eine Inforshymationsplattform uumlber die Maszlignahmen der Versorshygungsforschung im Gesundheitswesen des Freishystaats Bayern zu errichten Nach diesem Beschluss sollen bdquoaufbauend auf die erfolgreiche Gesundheitsshyberichterstattung (GBE) des Landesamtes fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit folgende Schritte unternommen werden
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Beim Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelshysicherheit wird im Rahmen der GBE eine Datenbank zur Versorgungsforschung im Freistaat Bayern aufshygebaut
Im Rahmen eines geeigneten Fachgremiums wershyden die Kompetenzen der Wissenschaft und weiteshyrer Beteiligter im Gesundheitswesen etwa in Form einer Landesarbeitsgemeinschaft ndash vergleichbar der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen ndash einbezogen und vernetztldquo (Beschluss des Bayerischen Landshytags vom 17 Maumlrz 2011 Drucksache 168005)
Zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde ein neues Sachgebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonoshymie Gesundheitssystemanalyseldquo beim Bayerischen Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im August 2011 konstituiert Von diesem Sachgebiet werden die Fachkonzepte fuumlr die geplante Landesarshybeitsgemeinschaft zur Gesundheitsversorgungsforshyschung und die neue Internetplattform Versorgungsforshyschung erstellt und umgesetzt Diese Aktivitaumlten sind ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Gesundheitsshystrategie die in der Regierungserklaumlrung bdquoGesundshyheitsland Bayern ndash neue Strategien fuumlr eine menschlishyche Medizinldquo des Gesundheitsministers am 20 Oktoshyber 2011 im Bayerischen Landtag vorgestellt wurde
Die erfolgreiche Ausgestaltung der dargestellten Lanshydesarbeitsgemeinschaften sind Lohn und Verpflichshytung fuumlr die kooperierenden gesellschaftlichen Partshyner wie auch fuumlr die damit betrauten Mitarbeiter des LGL zugleich Das LGL dankt allen Beteiligten fuumlr die kooperative durchaus auch kritische und dabei imshymer konstruktive Zusammenarbeit in diesen Foren
Eine andere und zugleich besondere Form der Vershynetzung besteht in der Funktion des LGL als Fachbeshyhoumlrde fuumlr Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit auf der einen Seite und als Arbeitgeber fuumlr uumlber 1000 Beshyschaumlftigte auf der anderen Seite Betriebliches Geshysundheitsmanagement muss nicht nur in das ArbeitsshyschutzmanagementsystemshyKonzept OHRIS das fuumlr unsere bdquoKundenldquo die bayerischen Betriebe erstellt wurde integriert werden das LGL ist hier auch sein eigener Kunde und steht in der Pflicht die nach aushyszligen gerichteten Empfehlungen fuumlr betriebliches Geshysundheitsmanagement auch nach innen umzusetzen
Betriebliches Gesundheitsschutz-management (BGM)
Wirtschaftlicher technologischer demografischer Wandel Unsere Lebensshy und Arbeitswelten befinshyden sich in mehrfacher Hinsicht im Umbruch Die zushynehmende Geschwindigkeit des wirtschaftlichen und technologischen Wandels mit seinen Verschieshybungen hin zu Wissensshy und Dienstleistungsaufgashyben laumlsst sich vor allem durch Merkmale wie Arshybeitsverdichtung und Flexibilisierung kennzeichnen Infolgedessen nehmen die psychischen Anforderunshygen im Beruf deutlich zu Wie kann die psychische und auch koumlrperliche Gesundheit der Beschaumlftigten unter diesen Umstaumlnden erhalten und verbessert werden Dies ist umso wichtiger angesichts des deshymografischen Wandels Wie kann verhindert wershyden dass immer mehr Beschaumlftigte vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden wo doch das geshysetzliche Rentenalter sukzessive auf 67 Jahre hershyaufgesetzt wird und die Fehlzeitenentwicklung posishytiv beeinflusst werden kann
Immer mehr Unternehmen und Organisationen stelshylen sich dieser Herausforderung indem sie Konzepte des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Gesundheitsfoumlrderung implementieren womit bdquoalle gemeinsamen Maszlignahmen von Arbeitgebern Arbeitnehmern und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatzldquo (Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundshyheitsfoumlrderung in der Europaumlischen Union) gemeint sind In Ergaumlnzung und Unterstuumltzung des klassishyschen Arbeitsshy und Gesundheitsschutzes werden dabei in systematischer Form alle gesundheitsbezoshy
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genen Aktivitaumlten einer Organisation vernetzt und zielgerichtet in einem kontinuierlichen Verbesseshyrungsprozess weiter entwickelt
Gesundheitsmanagement nach Innen
Das LGL als Landesgesundheitsbehoumlrde auch zushystaumlndig fuumlr den Bereich Arbeitsmedizin ist an dieser Stelle besonders gefordert 2010 hat das LGL damit begonnen ein Betriebliches Gesundheitsschutzmashynagement (BGM) fuumlr die eigenen Beschaumlftigten einshyzurichten
Im Mittelpunkt steht das eigenverantwortliche geshysundheitsfoumlrderliche Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Foumlrderung gesundheitsshygerechter Arbeitsverhaumlltnisse einschlieszliglich einer gesundheitsorientierten Organisation Fuumlhrungskulshytur und die Beteiligung der Beschaumlftigten Der Geshysundheitsgedanke soll im Leitbild des LGL verankert und im Arbeitsalltag gelebt werden
Um Problemfelder und Handlungsbedarf fuumlr gesundshyheitsshy und leistungsfoumlrderliche Veraumlnderungen zu ershymitteln und geeignete Maszlignahmen ableiten zu koumlnshynen wurde von Mitte Mai bis Mitte Juni 2011 eine anonyme schriftliche Befragung aller Beschaumlftigten durchgefuumlhrt
Es wurde ein speziell fuumlr das LGL entwickelter Frashygebogen eingesetzt der die Themenbereiche koumlrshyperliche Beschwerden psychische Belastungen und Beanspruchungen Arbeitsorganisation Verantworshytungsbereich Fuumlhrungsverhalten Entwicklungsmoumlgshylichkeiten sowie Wuumlnsche zu gesundheitsfoumlrderlishychen Aktivitaumlten wie etwa Aktivpausen oder Yoga und zu Vorsorgeuntersuchungen beinhaltete Die Auswertung und Ergebnispraumlsentation erfolgte uumlber ein externes Institut
Nun werden geeignete Strukturen entwickelt um passende Maszlignahmen aus den Ergebnissen abzuleishy
ten umzusetzen und spaumlter zu evaluieren und um das BGM als einen mitarbeitergetragenen Prozess im LGL fest zu verankern
Gesundheitsmanagement nach Auszligen
Eine nach auszligen gerichtete Aktivitaumlt des LGL in dieshysem Bereich ist mit dem GesundheitsmanagementshysystemshyKonzept GABEGS verknuumlpft
Das Bayerische Staatsministerium fuumlr Arbeit und Soshyzialordnung Familie und Frauen (StMAS) hat in der Vergangenheit den Handlungsleitfaden bdquoGanzheitlishyches Betriebliches Gesundheitsmanagementsystem (GABEGS)ldquo entwickelt der Unternehmen in Bayern dabei unterstuumltzen soll die Gesundheit ihrer Beshyschaumlftigten nachhaltig zu schuumltzen Damit GABEGS problemlos in vorhandene Managementsysteme fuumlr Qualitaumlt fuumlr Umwelt und fuumlr den Arbeitsschutz inteshygriert werden kann wurde das LGL 2010 beauftragt GABEGS mit den Anforderungen eines Manageshymentsystems kompatibel zu machen
Dazu wurden in einem ersten Schritt die Voraussetshyzungen Anforderungen und gewuumlnschten Resultate von GABEGS abgeleitet die die Abbildung auf Seite 100 im Uumlberblick zeigt Veraumlnderungen in der Arshybeitswelt und der demografische Wandel stellen Unshyternehmen vor neue Herausforderungen Gesunde leistungsbereite und motivierte Mitarbeiter sind die zentrale Voraussetzung fuumlr den Unternehmensershyfolg und dazu kann wesentlich ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement beitragen
Wie Untersuchungen zeigen sind die Verantworshytung der Unternehmensleitung Mitarbeiterbeteilishygung transparente Ablaumlufe und ein kontinuierlicher Prozess der Evaluation und Verbesserung zentrale Erfolgsbedingungen fuumlr ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement Die Abbildung auf Seite 101 zeigt den ManagementshyZyklus und alle Systemshyelemente von GABEGS Alle Elemente wurden in einem Systemhandbuch definiert und beschrieben und es wurden die Anforderungen an die betriebshylichen Akteure zur Umsetzung vor Ort erlaumlutert
Besonderer Wert wurde darauf gelegt in das System element bdquoPlanung und Umsetzungldquo aktuelle Themen wie bdquodemografische Entwicklungldquo bdquoaltersshy und alternsgerechte Arbeitsbedingungenldquo bdquopsychishysche Belastungenldquo bdquogesundheitsfoumlrderliches Fuumlhshyrungsverhaltenldquo und bdquoWorkshyLifeshyBalanceldquo als eigenshystaumlndige Subelemente zu integrieren und damit deshyren Bedeutung herauszustellen
Einen hohen Stellenwert nehmen im GABEGSshySysshytem die verschiedenen Formen der MitarbeitershyPartishyzipation ein Eine zentrale Rolle bei der Erfassung gesundheitlicher Aspekte im Unternehmen stellt die Mitarbeiterbefragung dar Die Beschaumlftigten erhalten dadurch Gelegenheit uumlber ihre Belastungen Resshysourcen und Beschwerden ausfuumlhrlich Auskunft zu geben Auch die Etablierung eines betrieblichen Vorshyschlagswesens ist eine geeignete Maszlignahme das kreative Potenzial der eigenen Mitarbeiter zu nutzen um ihr Arbeitsumfeld zu optimieren
Mithilfe des neu gestalteten GABEGSshySystems ist es fuumlr bayerische Betriebe moumlglich das eigene beshytriebliche Gesundheitsmanagementsystem evaluieshyren zu lassen bis hin zur Anerkennung per Zertifikat durch das zustaumlndige Gewerbeaufsichtsamt
Eine moumlglichst weite Verbreitung betrieblicher Geshysundheitsmanagementsysteme gliedert sich nahtlos in das Primaumlrziel des LGL ein Rahmenbedingungen fuumlr eine gesunde Zukunft zu schaffen Wenn es um die Formulierung von Zielen fuumlr die ZUKUNFT des LGL selber geht lohnt auch ein Blick auf die Verganshygenheit und die Entwicklung die das LGL seither geshynommen hat
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VERGANGENHEIT amp ZUKUNFT
Vergangenheit amp Zukunft 104
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Vergangenheit amp Zukunft
Moderne Gesellschaften benoumltigen zum Schutz der Gesundheit ihrer Bevoumllkerungen zunehmend speziashylisierte Prozesse und Funktionen Die wachsende gesellschaftliche Komplexitaumlt der wissenschaftlichshytechnische Fortschritt und vielfaumlltige Austauschshy und Kommunikationsprozesse zwischen staatlichen Stelshylen und gesellschaftlichen Partnern stellen die entshysprechenden Funktionstraumlger vor neue Herausfordeshyrungen Dies beinhaltet auch Herausforderungen an staatliches Handeln in Krisenlagen
Das LGL stellt in seiner Struktur eine in Deutschland auf Landesebene einzigartige Buumlndelung von Kapazishytaumlten und Kompetenzen im Bereich der Lebensmitshytelsicherheit und des Verbraucherschutzes und zum Schutz und zur Foumlrderung der Gesundheit von Mensch und Tier dar Zehn Jahre LGL sind Anlass fuumlr eine Ruumlckschau und einen Blick in die Zukunft
Schutz und Foumlrderung der oumlffentli-chen Gesundheit im Wandel der Zeit
Der Ansatz einer wissenschaftsbasierten rationalen Gesundheitssicherung auf Ebene der Bevoumllkerung hat in der Vergangenheit groszlige Erfolge mit sich geshybracht So zeigen langfristige statistische Zeitreihen der letzten 300 Jahre weltweit einen stetigen Zushywachs der Lebenserwartung Beispiele wie die Ausshyrottung der Pocken die weitgehende Verdraumlngung der Poliomyelitis und der starke Ruumlckgang der Tubershykulose illustrieren im Bereich des Infektionsschutzes diese Erfolge Dabei waren ndash um das Beispiel der Tushy
berkulose aufzugreifen ndash groszlige Erfolge aus Sicht der Bevoumllkerungsmedizin bereits erreicht bevor 1944 Streptomycin und 1954 Isoniazid und Paraaminosalishycylsaumlure als wirksame Therapeutika verfuumlgbar wurshyden Diese haben dann noch einmal mehr zum Ershyfolg im Kampf gegen diese bedruumlckende Infektionsshykrankheit beigetragen
Bei den Bemuumlhungen um die oumlffentliche Gesundheit (bdquoPublic Healthldquo) lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden Waumlhrend in den Jahrhunderten bis zur Aufklaumlrung die Maszlignahmen zum Schutz von bdquoWasser Boden und Luftldquo im Wesentlichen in Quashyrantaumlne und Isolationsmaszlignahmen sowie in kommushynalen Verordnungen standen begann mit der Aufklaumlshyrung eine modernen Anspruumlchen entsprechende bdquoHygienephaseldquo Diese erreichte in Muumlnchen unter Max von Pettenkofer mit seinem weltweit ersten HygieneshyInstitut einen ersten Houmlhepunkt und wiedeshyrum weltweit ausstrahlenden Kristallisationskern Im Deutschen Kaiserreich schloss sich daran eine Phashyse der Organisation der Sozialversicherungssysteme mit groszligen positiven Einfluumlssen auf die Bevoumllkeshyrungsgesundheit an die Organisation von Krankenshyversicherung Unfallversicherung und Arbeitslosenshyversicherung auch als BismarckshySystem der Sozialshyversicherung bezeichnet Diese wurde in der zweishyten Haumllfte des 20 Jahrhunderts noch durch die Pflegeversicherung ergaumlnzt
Im Zuge der groszligen Fortschritte im Bereich der klinishyschen Medizin und der individuellen Therapien entshywickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg eine indishyvidualistischshytherapeutische Phase von Public HealthOumlffentliche Gesundheitspflege Kennzeichen
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dieser Phase sind Reihenuntersuchungen wie die RoumlngtenshyReihenuntersuchung bei der Tuberkulose sowie bevoumllkerungsweite Impfprogramme welche zu den genannten Erfolgen bei Pocken Poliomyelitis und Tuberkulose sowie bei einer Reihe anderer Inshyfektionskrankheiten gefuumlhrt haben
Gegen Ende des 20 Jahrhunderts wurde diese Phashyse von einer systemischen Phase abgeloumlst Dahinter steht die Einsicht dass Gesundheit nicht nur in der Verantwortung des Einzelnen liegt und durch den Zugang einzelner Personen zu individuellen Gesundshyheitsleistungen umfassend geschaffen wird sonshydern vielmehr das Ergebnis von systemischen Bezieshyhungen und Zusammenhaumlngen ist
Regulierungen im Bereich der umweltmedizinischen Vorsorge im Bereich der Versorgung mit sicherem und gesundem Trinkwasser und sicheren und gesunshyden Nahrungsmitteln in der Verkehrssicherheit und im Freizeitbereich liegen auszligerhalb des Einflussbeshyreichs einzelner Personen und oftmals im Zustaumlndigshykeitsbereich staatlichen Handelns Hinzu kommt dass Gesundheit auch stark von Wirtschaftssektoren auszligerhalb des Gesundheitsbereichs beeinflusst wird Ein Beispiel hierfuumlr ist die Einfuumlhrung der Gurtpflicht im Individualverkehr welche fuumlr die Automobilinshydustrie nur geringe Mehrkosten verursacht in ihren gesundheitlichen Auswirkungen jedoch groszlige posishytive Folgen hat Weitere Beispiele betreffen die beshyrufsgenossenschaftlichen Sicherungspflichten am Arbeitsplatz oder auch die Nichtraucherschutzshy Gesetzgebung sowie die vielfaumlltigen gesetzlichen Regelungen im Bereich der Produktsicherheit der Lebensmittelsicherheit und der Tiergesundheit
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Gruumlndungsvater Pettenkofer
Die ersten Anfaumlnge staatlicher Fachbehoumlrden auf dem Gebiet des Gesundheitsshy und Verbraucherschutshyzes in Bayern reichen in die zweite Haumllfte des 19 Jahrhunderts zuruumlck Durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 27 Januar 1884ldquo wurden zuerst die bdquoBayerishyschen Untersuchungsanstalten fuumlr Nahrungsshy und Geshynussmittelldquo errichtet Es war der bereits erwaumlhnte Max von Pettenkofer der den Auftrag zur Umsetzung dieser Verordnung erhielt Pettenkofer der urspruumlngshylich Pharmazie Naturwissenschaften und Medizin studiert hatte war an der LudwigshyMaximiliansshyUnishyversitaumlt Muumlnchen 1847 zunaumlchst zum Professor fuumlr medizinische Chemie ernannt worden und hatte dort als erster deutscher Professor fuumlr Hygiene 1876 bis 1879 das erste Hygieneinstitut aufgebaut In Umsetshyzung der oben genannten Verordnung etablierte er 1884 drei staatliche chemische Untersuchungsanstalshyten an den drei Landesuniversitaumlten in Muumlnchen Ershylangen und Wuumlrzburg
Nach der Chemie folgte fuumlr den Bereich der Humanshymedizin durch bdquoKoumlnigliche Verordnung vom 31 Aushygust 1910ldquo die Errichtung von bdquoKoumlniglich Bakterioloshygischen Untersuchungsanstaltenldquo in Verbindung mit den Hygieneinstituten der drei Landesuniversitaumlten Schlieszliglich wurde fuumlr den Bereich der Veterinaumlrmedishyzin aufgrund bdquoKoumlniglicher Verordnung vom 5 Juni 1913ldquo die bdquoKoumlniglich Bayerische Veterinaumlrpolizeiliche Anstaltldquo in Oberschleiszligheim errichtet die 1950 zur bdquoBayerischen Landesanstalt fuumlr Tierseuchenbeshykaumlmpfungldquo erhoben wurde
Bis Ende der 30ershyJahre des 20 Jahrhunderts waren die jeweiligen Lehrstuhlinhaber fuumlr Pharmazie und Anshygewandte Chemie bzw fuumlr Hygiene stets zugleich auch Direktoren der jeweiligen staatlichen chemishyschen bzw bakteriologischen Untersuchungsanstalshyten in Muumlnchen Erlangen und Wuumlrzburg 1945 wurde diese Personalunion in allen Faumlllen aufgegeben Die damaligen Untersuchungsanstalten wurden von der Einflusssphaumlre der Universitaumlten geloumlst und untershystanden damit direkt dem Bayerischen Staatsministeshyrium des Innern In der Folgezeit kam 1947 in Reshygensburg ein urspruumlnglich privates Institut als staatlishyche bakteriologische Untersuchungsanstalt hinzu und es wurden 1962 in Augsburg sowie 1964 in Regensshyburg ehemals staumldtische Einrichtungen zu staatlichen chemischen Untersuchungsanstalten erhoben Insgeshysamt existierten ab Mitte der 60ershyJahre in Bayern insgesamt 11 staatliche Untersuchungsaumlmter 5 cheshymische (Augsburg Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) 4 bakteriologsiche (Erlangen Muumlnchen Regensburg Wuumlrzburg) und 2 veterinaumlrmedizinische Untersuchungsanstalten (neben Oberschleiszligheim war ein Standort in Nuumlrnberg hinzugekommen)
Die LandesuntersuchungsaumlmterAb Ende der 60ershyJahre beschaumlftigte sich die im Bayerischen Staatsministerium des Innern zustaumlndishyge Abteilung fuumlr Gesundheitswesen und Verbraushycherschutz mit einer Reform dieser Struktur einer Vielzahl relativ kleiner und weitgehend unabhaumlngig voneinander arbeitender chemischer medizinischer und veterinaumlrmedizinischer Untersuchungseinrichshytungen Anlass waren auch zunehmend fachuumlbershygreifende Fragestellungen (zum Beispiel komplexe
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chemische Ruumlckstandsuntersuchungen unter andeshyrem zum Einsatz oumlstrogenwirksamer Substanzen in der Kaumllbermast im Bereich der Veterinaumlrmedizin) die immer kostspieliger werdende instrumentelle Analytik (zum Beispiel GCshy MSshy NMRshyAnalytik) die damit einhergehende zunehmende Spezialisierung der Mitarbeiter und nicht zuletzt Sparzwaumlnge im Staatshaushalt Im Ergebnis fuumlhrten die damaligen Reformuumlberlegungen zur Gruumlndung zweier bdquoLandesshyuntersuchungsaumlmter fuumlr das Gesundheitswesenldquo in Suumldbayern (Oberschleiszligheim) und Nordbayern
(Erlangen) die aufgrund der Durchfuumlhrungsverordshynung zum Vollzug des Lebensmittelrechts vom 16031973 mit Wirkung vom 01011974 errichtet wurden In diesen beiden ndash fuumlr damalige Verhaumlltnisshyse ndash bdquoSuperbehoumlrdenldquo war ein interdisziplinaumlrer Ansatz zwischen Chemie Humanshy und Veterinaumlrshymedizin moumlglich Die bayerischen Landesuntersushychungsaumlmter waren bundesweit einmalig und ershylangten bald Vorbildfunktion fuumlr die Organisation der entsprechenden Fachbehoumlrden in anderen Laumlndern
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Die Struktur der LUAuml blieb uumlber viele Jahre und auch uumlber einen Ressortwechsel in die Zustaumlndigkeit des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Arbeit und Sozishyalordnung Familie und Frauen (StMAS) hinweg ershyhalten Im Jahr 1999 wurde das 25shyjaumlhrige Jubilaumlum mit einem Symposium in Oberschleiszligheim gefeiert Im Laufe der Jahre war soweit erforderlich immer wieder ein Wandel ggf eine Anpassung der Aufgashybenstellungen erfolgt Bemerkenswert ist insbesonshydere die Entwicklung ergaumlnzend zu den ganz im Vorshydergrund stehenden Laboruntersuchungen auch theshyoretisch wissenschaftliche Aufgabenfelder zu bearshybeiten wie zum Beispiel im Bereich der Toxikologie ab 1992 oder der Epidemiologie ab Ende der 1990ershyJahre
Aufbruch zum LGLAusgangspunkt fuumlr die Schaffung des heutigen LGL durch Fusion der beiden LUAuml Nord und Suumld war die bdquoBSEshyKriseldquo im Jahr 2000 Bereits seit Mitte der 1980ershyJahre war BSE in Groszligbritannien bekannt bis 1992 war dort ein Anstieg auf uumlber 36000 Faumllle zu verzeichnen (anschlieszligend nahm die Zahl mit Einshyfuumlhrung eines Tiermehlfuumltterungsverbots wieder ab) Verdachtsfaumllle in Deutschland die bereits Anshyfang der 1990ershyJahre bekannt geworden waren waren zunaumlchst nicht adaumlquat untersucht worden Erst im November 2000 wurde der erste deutsche Fall (in SchleswigshyHolstein) mittels Schnelltest den die Laumlnder zuvor abgelehnt hatten nachgewiesen Daraufhin beschloss das bayerische Kabinett noch im Dezember des selben Jahres ein Maszlignahmenshybuumlndel das unter anderem die Errichtung eines bdquoLandesamts fuumlr Lebensmittelsicherheitldquo beinhalteshy
te (Ministerratsbeschluss vom 29122000) Es war rasch klar dass ein solches Landesamt im Wesentlishychen aus den bestehenden LUAuml entstehen wuumlrde Mit bdquoVerordnung uumlber die Einrichtung der Bayerishyschen Landesaumlmter fuumlr Gesundheit und Lebensmitshytelsicherheit sowie fuumlr Umwelt (Landesaumlmterverordshynung shy LAVshyUGV)ldquo vom 27 November 2001 wurde das LGL schlieszliglich gegruumlndet Zu dem im Rahmen der inhaltlichen Neuausrichtungen gegenwaumlrtig Ershyreichten einschlieszliglich einer Unterstuumltzung der bdquoReshyakademisierungldquo des OumlGD und des Aufbaus einer Pettenkofer School of Public Health sei auf die entshysprechenden Beitraumlge verwiesen
Herausforderungen des 21 Jahrhunderts und Blick in die Zukunft
Kennzeichen von modernen bzw bdquopostmodernenldquo Gesellschaften sind eine zunehmende Oumlkonomisieshyrung und Medialisierung der gesellschaftlichen Proshyzesse Diese wirken sich auch unmittelbar oder mitshytelbar auf die Taumltigkeit im Bereich der Bevoumllkerungsshygesundheit aus Probleme lassen sich nicht mehr nur isoliert in ihren gesundheitlichen Bezuumlgen analyshysieren und angehen Zunehmend wichtig ist die gleichzeitige Beobachtung und Mitgestaltung des soziooumlkonomischen und insbesondere auch des kommunikativen Kontextes Die mediale Wahrnehshymung und Diskussion gesundheitlicher Fragestellunshygen hat zunehmend Bedeutung fuumlr den Erfolg geshysundheitspolitischer und bevoumllkerungsmedizinischer Konzepte Der Blickwinkel auf die Gesundheit der Bevoumllkerung weitet sich damit zunehmend Dabei
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muumlssen unveraumlndert Faktoren auf individueller Ebeshyne betrachtet werden ndash ein Beispiel hierfuumlr ist das Neugeborenenscreening auf angeborene Stoffwechshyseldefekte Derartige individuelle Aspekte werden auch in ihren sozialen Bezuumlgen wirksam Als Beispiel seien hier Altersbilder und Geschlechterrollen geshynannt Um diesen Kern legen sich individuell gewaumlhlshyte und zu verantwortende Lebensstile Diese wershyden oft innerhalb von sozialen und gesellschaftlichen Bezuumlgen realisiert zum Teil auch von solchen Netzen beeinflusst Gestaltet werden diese Bedinshygungen durch allgemeine Lebensshy und Arbeitsbedinshygungen welche von der Versorgung mit sicheren und gesundheitsfoumlrderlichen Lebensmitteln uumlber das Erziehungssystem die Arbeitsmarktsituation und die allgemeinen Arbeitsbedingungen bis zu den spezifishyschen Dienstleistungen der gesundheitlichen Versorshygung reichen Diese Bausteine sind wiederum eingebettet in einen noch allgemeineren soziooumlkonoshymischen kulturellen umweltbezogenen und politishyschen Rahmen
Der Nutzen einer solchen umfassenden Betrachshytungsweise Staatliche und gesellschaftliche Funktishyonen im Dienst an der Bevoumllkerungsgesundheit koumlnshynen sich diesen Zusammenhaumlngen nicht entziehen Eine moderne PublicshyHealthshyBehoumlrde wie sie der Auftrag auch an das Bayerische Landesamt fuumlr Geshysundheit und Lebensmittelsicherheit ist muss vorshybereitet sein um diesen komplexen Strukturen mit einer angemessenen fachlichen Struktur und entshysprechenden Spezialisierungen zu entsprechen
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Das bedeutet dass am LGL zum Beispiel Expertisen vorgehalten werden muumlssen welche neben den spezifischen und hoch technisierten Laboruntershysuchungen auch mediale sozialshywissenschaftliche oumlkonomische epidemiologische versorgungsorienshytierte gesundheitspolitische und praumlventionsorienshytierte Expertisen umfassen Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend
One-Health Strategy ndash Gesundheit in Europa
Der Auftrag an Public Health wurde vom USshyAmerishykanischen Institute of Medicine auf die kurze Formel gebracht Bedingungen schaffen in denen Menshyschen gesund sein koumlnnen Diese kurze Formulieshyrung lohnt eine naumlhere Betrachtung Sie beinhaltet die Einsicht dass Gesundheit nicht nur von einzelnen Menschen in Eigenverantwortung gestaltet werden kann sondern dass es oftmals Bedingungen sind welche groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Menshyschen in Bevoumllkerungen und Bevoumllkerungsgruppen haben Im weiteren kommt die Einsicht dazu dass die Bedingungen nicht schicksalhaft gegeben oder hinzunehmen sind sondern durchaus und in zunehshymenden Maszlige von Gesellschaften in gemeinsamer Verantwortung gestaltet werden koumlnnen Als weiteshyrer Punkt kommt die Fokussierung auf den Menshyschen dazu welcher Mitte und Maszlig allen staatlichen und gesellschaftlichen Handelns ist Zu beachten ist auch die Fokussierung auf Gesundheit und nicht Krankheit Weiter zu beachten ist dass diese geshymeinsamen gesellschaftlichen Anstrengungen in eishynem Rahmen individueller und kollektiver Freiheiten
und Rechte verwirklicht werden muumlssen Gesundheit ist kein Diktat sondern eine Chance Diese bdquoLebensshychance auf Gesundheitldquo soll allen Menschen in gleishychem Maszlige eroumlffnet werden ohne Zwang
Fuumlr das LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in einem sich einigenden Europa der Regionen gelten auch sich herausbildende Erwartungen an gesellshyschaftliche Institutionen Im Vordergrund steht dabei eine Dienstleistungsorientierung Dabei sind sowohl externe Klienten (Kunden) wie Ministerien Medien andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Partner zu beruumlcksichtigen als auch interne Klienten Kolleshygen andere staatliche Institutionen Projekte denen zugearbeitet wird und gesetzliche und regulatorische Vorgaben die zu erfuumlllen sind Daraus ergibt sich eine Fuumllle von nachgefragten Leistungen spezialishysierte Laborshy und NichtshyLaborfunktionen Konzeptshy und Strategieentwicklungen Bewertungen von Aktishyvitaumlten der Vernetzung sowie in der Ausshy Fortshy und Weiterbildung in der Forschung und insbesondere auch der Tranfer wissenschaftlicher Erkenntnis
New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
Die Aufgabenfelder einer solchen neuen Public Health (New Public Health) umfassen dabei in einer ersten Orientierung die Bereiche von
bull Gesundheitsschutzbull Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderungbull Steuerung und Stewardship in einem
Gesundheits(Versorgungsshy)system
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Durch ein Taumltigwerden in allen drei Bereichen wird dem Auftrag nachgekommen Bedingungen zu schaffen in denen Menschen gesund sein koumlnnen Besondere Herausforderungen ergeben sich fuumlr das LGL durch die kompetente Uumlbernahme von staatlishychen Aufgaben in einem modernen Verstaumlndnis indishyrekter Stewardship bzw Governance in der fachlishychen Bewertung und Erzeugung wissenschaftlicher Evidenz in der konzeptionellen Entwicklung und im gezielten Ansprechen von Settings und Sektoren Daraus ergeben sich Vernetzungsanspruumlche innershyhalb des LGL welche klassische Strukturen wie Abshyteilungen Sachgebiete und Sachbereiche uumlbershyschreiten
Damit zeichnen sich neun Entwicklungsfelder ab welche fuumlr eine zukuumlnftige Ausrichtung des LGL von besonderer Bedeutung sind
1 Die Herausforderung von bdquoProblem und Kontextldquo insbesondere auch in der Risikoshy und Krisenkomshymunikation
2 Die Staumlrkung von vorausschauendem proshyaktiven gegenuumlber nur reaktivem Handeln
3 Die weitere Staumlrkung von Wissenschaftlichkeit Unabhaumlngigkeit und Transparenz als Arbeitsgrundshysaumltze im Innenshy und Auszligenverhaumlltnis
4 Der Ausbau von Kooperationen bei gleichzeitiger Staumlrkung der Eigenverantwortung
5 Die Weiterentwicklung von staatlichen Kontrollshyfunktionen zu FeedbackshyElementen innerhalb eishynes umfassenden Qualitaumltsmanagements
6 Die Faumlhigkeit zur kurzfristigen Bildung von Projektshyorientierten MatrixshyStrukturen bei komplexen Frashygestellungen und Krisen
7 Die Faumlhigkeit zur kritischen Nutzung und ggf Ershystellung von systematischen problemorientierten Wissenssynthesen (systematische Uumlbersichten Health Impact Assessment Health Technology Assessment und andere mehr)
8 Die Staumlrkung und noch bessere Verankerung der Belange der Bevoumllkerungsgesundheit an akademishyschen Einrichtungen in Bayern
9 Die dreifache Positionierung des LGL als moderne PublicshyHealthshyInstitution in Bayern innerhalb der deutschen Laumlnder und innerhalb eines sich einishygenden Europas
Herausforderungen die uns die naumlchsten zehn Jahre und wohl auch daruumlber hinaus begleiten werden und die wenn sie erfolgreich bearbeitet sind wiederum den Weg frei machen fuumlr neue jetzt noch unbekannshyte Fragen
CHRONOLOGIE
Chronologie 114
Gesundheit
20022003bull Aufbau der Meldestelle fuumlr Bayern nach dem Infektionsshy
schutzgesetz ab 2001 mit anfangs jaumlhrlich 30000 Melshydungen kontinuierlicher Anstieg bis zu fast 100000 Meldefaumlllen im Jahr 2009
bull Uumlbernahme der Koordinierung und Auswertung der Schulshyeingangsuntersuchung an jaumlhrlich circa 120000 Kindern in Bayern
bull Aufbau des sogenannten Tracking auf Vollstaumlndigkeit im Neu geborenenscreening (jaumlhrlich circa 105000 neugeboshyrene Kinder)
bull Aufbau von hygieneshy infektiologieshy pharmazieuumlbershywachungsshy praumlventionsshy und umweltmedizinbezogenen Kompetenzzentren sowie epidemiologischer Kompetenz zum Beispiel zur Bewertung von Krankheitshaumlufungen (Clustern)
bull Aufnahme der im bayerischen OumlGDshyGesetz vorgeseheshynen Gesundheitsberichterstattung
bull Uumlbernahme der Aufgaben als Benannte und Unabhaumlngige Stelle nach Trinkwasserverordnung 2001 und der Beshyrichtspflicht gemaumlszlig Trinkwasserverordnung und Europaumlshyischer Badegewaumlsserrichtlinie
bull Uumlbernahme der Qualitaumltssicherung in der Arzneimittelshyuumlberwachung Bayern (interne Audits Dokumentenmanashygement Berichtspflichten Statistik der Verbrauchershybeschwerden Arzneimittelrisiken und Beanstandungen in Bayern gemaumlszlig VAW 121101) Koordination und Controlshyling (Erstellung von Jahresstatistiken Mitwirkung bei der Planung Durchfuumlhrung und Berichterstattung der Inspekshytionen durch die Regierungen)
2004bull Aufbau der GesundheitsshyMonitoringshyEinheiten (GME) fuumlr
Bayern mit Steuerung und Datenmanagement am LGL und Durchfuumlhrung umfangreicher Surveys mit jaumlhrlich cirshyca 6000 Kindern
2005bull Verlagerung des bdquoRapid Alert Systemsldquo (RASshySystem)
zur Abwehr von Arzneimittelrisiken vom StMUGV an das LGL Uumlbernahme der Erstellung der Statistik bdquoZahl der pharmazeutischen Betriebe und Einrichtungen in Bayernldquo aus dem StMUGV
bull Aufbau der Taskforce Infektiologie mit 24 StundenTag und 7 TageWoche Erreichbarkeit
bull Uumlbernahme der Planung Unterstuumltzung und Evaluation der infektionshygienischen Uumlberwachung von medizinishyschen und sonstigen Einrichtungen durch die Gesundshyheitsaumlmter in Bayern
bull Entwicklung und Implementierung eines elektronischen Datenaustauschsystemes fuumlr Trinkwasserdaten
bull Uumlbernahme der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen gemaumlszlig Trinkwasserverordnung 2001
bull Uumlbernahme der Leistelle Praumlvention zur Begutachtung Betreuung Qualitaumltssicherung und Evaluation von Proshyjekten im Rahmen der neu ausgerichteten Gesundheitsshyinitiative GesundLebenBayern
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI)
2006
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bull Betrieb eines Hochsicherheitslabors der Stufe BSL 3
bull Aufbau einer behoumlrdenuumlbergreifenden Uumlberwachung der Medizinprodukteaufbereitung
bull Einfuumlhrung eines Qualitaumltszirkels Trinkwasser fuumlr die Geshysundheitsaumlmter
bull Aufbau einer Einheit zur analytischen Umsetzung und Beshywertung des HumanshyBiomonitorings fuumlr den OumlGD
2007bull Einrichtung des Konsiliarlabors fuumlr Diphtherie in Abstimshy
mung mit Bund und Laumlndern Verankerung im EUshySurveilshylanceshyNetzwerk fuumlr Diphtherie (DIPshyNET)
bull Verlagerung des Systems zur Abwehr von Medizinprodukshyterisiken sowie von Risiken durch Blutshy und Blutprodukte nach dem Transfusionsgesetz
bull Mitveranstaltung des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft fuumlr Sozialmedizin und Praumlvention sowie der Deutschen Gesellschaft fuumlr medizinische Dokumentation und Information in Augsburg in Verbindung mit dem LGLshyKongress fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst in Bayshyern mit insgesamt 1700 Teilnehmern
bull Einbindung der humanmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufbau und Uumlbernahme der Betreuung der neu gegruumlndeshyten Landesarbeitsgemeinschaften zu hochkontagioumlsen Krankheiten (LAHOK) und der Landesarbeitsgemeinshyschaft MultiResistente Erreger (LARE)
bull Aufbau und Betrieb eines bayernweiten Impferinnerungsshysystems in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsaumlmtern
2008
bull Einrichtung des Nationalen Referenzzentrums fuumlr Borre li shyen in Abstimmung mit Bund und Laumlndern und des Konshysiliarlabors fuumlr Ehrlichien in Abstimmung mit Bund und Laumlndern
bull Aufbau eines Labornetzwerkes fuumlr bioterroristisch releshyvante Keime
bull Umsetzung der novellierten EUshyBadegewaumlsserrichtlinie einschlieszliglich erweiterter Berichtspflicht
bull Erstellung und kontinuierliche Pflege eines elektronischen Handbuchs fuumlr den OumlGD zur fachlichen Qualitaumltssicheshyrung der Arbeit der Gesundheitsaumlmter (Uumlbernahme aus dem StMUG)
bull Koordination des vom StMUG gefoumlrderten Forschungsshyverbunds Vectorshyborne Infectious Diseases in Climate Change Investigations (VICCI) zum Thema bdquoGesundheitshyliche Folgen des Klimawandels in Bayernldquo
bull Betreuung von Trainees nach Akkreditierung als Ausbilshydungsstaumltte im Rahmen des europaumlischen Ausbildungsshyprogramms fuumlr Infektionsepidemiologie (EPIET)
bull Betreuung der Gesundheitsaumlmter bei der Gruumlndung regioshynaler Netzwerke gegen multiresistente Erreger und Ausshyweitung der Bemuumlhungen um die Standardisierung des Managements resistenter Erreger in Kliniken mittels einer Checklistenshygestuumltzen Begehung
bull Integration des Nationalen Referenz Zentrums fuumlr Borrelien und der beiden Konsiliarlaboratorien fuumlr Diphtherie und Ehrlichien in die 2009 neu etablierten RKIshyReferenznetzshywerke
bull Ausweitung des Trackings des NeugeborenenshyHoumlrscreeshynings aus den Modellregionen Oberfranken und Oberpfalz nunmehr bayernweit mit mehrfacher Geburtenzahl
2009
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bull Aufbau eines laborgestuumltzten bayernweiten InfluenzashySentinels mit Beteiligung von aumlrztlichen Praxen in den Landkreisen (Steuerung am LGL)
bull Aufbau und Betrieb eines S3shyHochsicherheitslabors auch im Bereich Gentechnik im Rahmen der experimentellen Uumlberwachung gentechnischer Anlagen beim Vollzug des Gentechnikgesetzes
bull Buumlndelung der in Bayern angesiedelten Ressourcen durch Kooperationen mit bayerischen Universitaumlten im Dienst der oumlffentlichen Gesundheit (Pettenkofer School of Public Health)
bull Uumlbernahme der Informationspflichten des StMUG an die Zentralstelle der Laumlnder fuumlr Gesundheitsschule uumlber die im Arzneimittelbereich in Bayern taumltigen Behoumlrden Ershyweiterung der Arzneimitteluntersuchungsstelle um die routinemaumlszligige Untersuchung von Medizinprodukten (Planproben shy VO (EG) 7652008) geplant Erstellung von Jahresstatistiken uumlber die Uumlberwachung der Medizinproshydukte in Bayern
bull Durchfuumlhrung von Projekten im Bereich Gesundheitsshyschutzshy und Gesundheitsvorsorge im Rahmen der Nutshyzung neuer Technologien wie zum Beispiel der Nanotechshynologie im Auftrag des StMUG uumlbergreifende toxikologishysche Risikoabschaumltzung durch Verknuumlpfung von Belasshytungsdaten aus allen fuumlr den Menschen relevanten Zufuhrpfaden
bull Ausbau der umweltmedizinischen Gesundheitsvorsorge bei wissenschaftlich diskutierten neuen Belastungsshyszenarien unter Beruumlcksichtung sensibler Gruppen wie Allergiker Neugeborene und Kleinkinder durch Aufbau von neuen Methoden und orientierenden Messungen in unterschiedlichen Matrizes (wie Hausstaub Koumlrpergeweshyben)
bull Uumlbertragung der Aufgaben im Bereich der Stillfoumlrderung in Bayern mit zahlreichen Einzelmaszlignahmen
bull Aufbau der Spezialeinheit Infektionshygiene umfangshyreiche Aufgabenmehrung im Zusammenhang mit der Bayshyerischen MedHygV
bull Einrichtung einer Bruumlckenprofessur bdquoPublic Health Policy amp Administrationldquo an der LMU Muumlnchen im Rahmen der von LGL Helmholtzzentrum Muumlnchen und LudwigshyMaxishymiliansshyUniversitaumlt Muumlnchen gemeinsam getragenen Petshytenkofer School of Public Health (PSPH)
2010
2011bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoVersorgungsqualitaumlt
Gesundheitsoumlkonomie Gesundheitssystemanalysenldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit in Vorbereitung auf eine neue Dienststelle in Nuumlrnberg (Haus der Gesundheit Bayern)
bull Einrichtung eines webbasierten Gesundheitsatlas Bayern mit einer Vielzahl geografisch gegliederter gesundheitsreshylevanter Zahlen und Indikatoren
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerische Gesundshyheitsagenturldquo am Landesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur bayerischen Gesundheitswirtschaft mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
bull Aufbau eines neuen Sachgebietes bdquoBayerisches Zentrum fuumlr Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (ZPG)ldquo am Lanshydesinstitut fuumlr Gesundheit mit Schnittstellen zur Landesshyzentrale fuumlr Gesundheit Bayern e V und weiteren Partshynern in Wissenschaft Praxis und Politik mit kuumlnftigem Dienstsitz in Nuumlrnberg
2012
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bull Uumlbertragung der Funktion eines Kommunalbuumlros fuumlr die aumlrztliche Versorgung im laumlndlichen Raum an das Sachshygebiet bdquoVersorgungsqualitaumlt Gesundheitsoumlkonomie Geshysundheitssystemanalysenldquo zur Unterstuumltzung der Komshymunen und zur Mitgestaltung der im neu verabschiedeten Versorgungsstrukturgesetz vorgesehenen Handlungsshyspielraumlume der Laumlnder
Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Antraumlge fuumlr neuartige Lebensmittel
bull Mitarbeit am Europaumlischen Netzwerk fuumlr GVO Laborashytorien (ENGL) auf Grundlage der Verordnung (EG) Nr 18292003 uumlber genetisch veraumlnderte Lebensmittel und Futtermittel
bull Zusaumltzliche Uumlberpruumlfung der umfangreichen Mitteilungsshypflichten uumlber Inhaltsstoffe in Tabakerzeugnissen nach Tabakproduktverordnung und Uumlberpruumlfung der Zulassung von Pruumlflaboratorien (ab 2003)
bull Initiierung der Veranstaltungsreihe bdquoSchleiszligheimer Foshyrumldquo
bull Beginn der systematischen Untersuchung von Lebensshymitteln auf Acrylamid im Rahmen eines bundesweiten Minimierungskonzeptes
20022003
2003bull Beginn des nach EUshyRecht notwendigen Verfahrens zur
Validierung von Untersuchungsmethoden zum Nachweis von Tierarzneimittelruumlckstaumlnden
bull Einfuumlhrung der Untersuchungspflicht von Streptomycin in Honig nach Anwendung dieses Antibiotikums zur Feuershybrandbekaumlmpfung waumlhrend der Obstbluumlte Zusammenshyarbeit und Informationsaustausch mit den Bodenseeshyanrainern BadenshyWuumlrttemberg Schweizer Kantonen und dem Land Vorarlberg
bull Einfuumlhrung von Schwerpunktlaboren fuumlr Untersuchungen verschiedener Tierarzneimittelruumlckstaumlnde
bull Schaffung des Arbeitskreises bdquoBier und Bieraumlhnliche Geshytraumlnkeldquo an der Dienststelle Wuumlrzburg In diesem Arbeitsshykreis sind Personen der Uumlberwachung und der Brauwirtshyschaft vertreten
bull Etablierung der miniaturisierten Multimethode (QuEshyChERS) fuumlr Pflanzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzshylichen Lebensmitteln
bull Breite Einfuumlhrung der LCshyMSMSshyTechnik in der Ruumlckshystandsanalytik mit einer deutlichen Erweiterung des Wirkshystoffspektrums
bull Konzentration der Blutalkoholuntersuchungen fuumlr ganz Bayshyern am Standort Erlangen (jaumlhrlich circa 25000 Blutproben)
bull Aufnahme der Kontrolle der Kennzeichnung von gentechshynisch veraumlnderten Futtermitteln
bull Nationale Zulassung als erstes und bisher einziges deutshysches Olivenoumllpanel in der amtlichen Lebensmitteluumlbershywachung
bull Beginn der Betreuung und Durchfuumlhrung zahlreicher durch das StMUG gefoumlrderter Projekte zur Entwicklung moderner Untersuchungsverfahren im Lebensmittelbeshyreich sowie der Betreuung von Diplomshy Mastershy und Dokshytorarbeiten in Kooperation mit der LMU Muumlnchen der TU Muumlnchen und der Tieraumlrztlichen Hochschule Hannover der FAU Erlangen und FraunhofershyInstituten
2004
119
bull Nachweis des ersten nicht zugelassenen gentechnisch veraumlnderten Organismus (Papaya) in Europa
bull Aufbau und Akkreditierung des einheitlichen Qualitaumltsshymanagementsystems
2005bull Verstaumlrkte Untersuchung von Bedarfsgegenstaumlnden und
Kosmetika aufgrund ihrer Einbeziehung in nationale Kontshyrollprogramme (Bundesweiter Uumlberwachungsplan (BUumlp) ab 2005 Bundesweites Monitoring ab 2010)
bull Verlagerung der Kontaktstelle Bayerns im EUshySchnellshywarnsystem fuumlr Lebensshy und Futtermittel vom StMUG an das LGL damit Uumlbernahme neuer Steuerungsaufgaben in der Lebensmitteluumlberwachung verbunden Sichtung von circa 9000 Meldungen und Bearbeitung von circa 650 Vorshygaumlngen jaumlhrlich
bull Aufbau des Arbeitsbereichs bdquoMarktuumlberwachung im stofflichen Verbraucherschutzldquo und Implementierung in das Sachgebiet bdquoBedarfsgegenstaumlndeldquo
bull Uumlbernahme des Nachweises von gentechnisch veraumlndershyten Bestandteilen in Saatgut Uumlbernahme Experimentelle Kontrolle von GVOshyFreisetzungen
bull Ersterstellung eines Handbuchs zur Durchfuumlhrung des Nashytionalen Ruumlckstandskontrollplans (NRKP) in Bayern und der Uumlbertragung der Gesamtzustaumlndigkeit fuumlr die Planung aller NRKPshyProben in Bayern und Verteilung dieser Proshyben auf die Kreise und kreisfreien Staumldte auf der Basis stashytistischer Daten zu Tierbestaumlnden und Schlachtungen
bull Implementierung einer regelmaumlszligigen Absicherung aller Hemmstoffshypositiven Proben in Bayern mit Nachweis und Bewertung vorhandener Antibiotikaruumlckstaumlnde
bull Einfuumlhrung zahlreicher Projekte und Sonderprogramme wie zum Beispiel das EUshyProjekt bdquoTRACEldquo
bull Initiierung einer regelmaumlszligigen Fachtagung Gentechnik fuumlr Umwelt und Verbraucherschutz
bull Systematische risikoorientierte Beurteilung der NahrungsshyergaumlnzungsmittelshyAnzeigen bayerischer Inverkehrbringer
bull Mitarbeit an der Neukonzeption der Datenuumlbermittlung in der amtlichen Lebensmittelshy und Veterinaumlruumlberwachung auf Bundesebene
bull Erstmalige Beteiligung an einem EUshyTwinningshyProjekt in der Tuumlrkei dem zahlreiche weitere folgen
bull Koordinierung des bundesweiten Systems fuumlr die zentrale Erfassung von Ausbruumlchen lebensmittelbedingter Infektishyonen und Intoxikationen fuumlr den Freistaat Bayern (ZEVALI BELA) als neue Aufgabe des LGL
bull Einrichtung und Betreuung einer Verbraucherhotline fuumlr Hinweise zur Lebensmittelsicherheit
bull Einrichtung und Betreuung einer InternetshyPlattform bdquoLeshybensmittelwarnungenldquo fuumlr oumlffentliche Ruumlckrufe in Abshystimmung mit dem StMUG ab 2010 eigene Zustaumlndigkeit des LGL
bull Einrichtung des Notfallhandys bdquoLebensmittelldquo (24hshy Rufbereitschaft des LGL)
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Lebensmittelldquo zur Koorshydinierung von fachgebietsuumlbergreifenden Fragestellunshygen (Untersuchungen und Bewertungen) und Erarbeitung gemeinsamer Konzepte
bull Einrichtung des bdquoLenkungskreis Wasserldquo als abteilungsshyuumlbergreifende Schnittstelle fuumlr wasserchemische Frageshystellungen und Kontaktstelle zum StMUG
bull Uumlbernahme der Pruumlfung der Anzeigen fuumlr neue Nahrungsshyergaumlnzungsmittel
2006
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bull Durchfuumlhrung der gemaumlszlig TAppV vorgeschriebenen praktishyschen Ausbildung von TiermedizinshyStudenten in der oumlfshyfentlichen Veterinaumlrverwaltung in den Laborbereichen des LGL
bull Einrichtung der bdquoSpezialeinheit Lebensmittelsicherheitldquo am LGL mit zunaumlchst auf 35 Personen konzipierter Persoshynalstaumlrke als Dienstleister Entwicklung von Schwachstelshylenanalysen und Uumlberwachungskonzepten fachliche und rechtliche Unterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden im Einzelshyfall sowie Koordination des Krisenmanagements in Bayern fuumlr den Lebensmittelbereich
bull Sukzessiver Uumlbergang der Aufgaben des Mobilen Veterishynaumlrdienstes Bayern auf die Spezialeinheit in den Bereishychen Lebensmittelshy und Fleischhygiene Tierseuchen und Tierarzneimittel
bull Beginn von Kontrollprojekten wie zum Beispiel des Projekts bdquoEUshyzugelassene Kuumlhlhaumluserldquo
bull Weiterbildung der Mitarbeiter der Spezialeinheit zu Ermittshylungspersonen der Staatsanwaltschaft
bull Uumlbertragung der Zustaumlndigkeit fuumlr uumlberregionale Kontrollshymaszlignahmen im Lebensmittelbereich (Betriebskontrollen einschlieszliglich Dokumentenkontrollen)
bull Beginn von breit angelegten Untersuchungen von zimthalshytigen Lebensmitteln auf Cumarin wegen haumlufigen Uumlbershyschreitungen des Grenzwertes der Aromenverordnung
bull Etablierung einer empfindlichen Analysemethode fuumlr pershyfluorierte Verbindungen in tierischen und pflanzlichen Leshybensmitteln und Trinkwasser Beginn von Schwerpunktshy und Hintergrunduntersuchungen zur Erkennung von Probshylemgebieten und Unterstuumltzung von Minimierungsmaszligshynahmen
bull Etablierung der Analytik dioxinshyaumlhnlicher Polychlorierter Biphenyle (dl_PCB) mit GCshyHRMS
bull Etablierung des Arbeitskreises bdquoMykotoxineldquo zwischen Zoll Kreisverwaltungsbehoumlrden Regierungen Ministeshyrium und LGL
bull Koordination und Ausschreibung fuumlr eine landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Verbraucherschutz Projekt TIZIAN wird am LGL entwickelt und an den KVB in Bayern implementiert und durch das LGL administriert (derzeit circa 2000 Benutzer)
bull Uumlbernahme der Aufgabe des Qualitaumltsmanagementbeshyauftragten Bayern
bull Tieraumlrztliche Weiterbildungsstaumltte fuumlr die Gebiete Lebensshymittel (Fachtierarzt fuumlr Lebensmittel) und Fleischhygiene (Fachtierarzt fuumlr Fleischhygiene)
bull Einrichtung eines runden Tisches von LGL und LFL zum Erfahrungsshy und Wissenstransfer von Kenntnissen im Bereich der Pflanzenschutzmittel
bull Entwicklung und Durchfuumlhrung eines Jahreskontrollproshygramms zur Organisation von risikoorientierten Kontrollen uumlberregional taumltiger Lebensmittelbetriebe
bull Aufarbeitung Koordination und Aufklaumlrung von groszligen auch in den Medien viel beachteten bdquoLebensmittelskanshydalenldquo
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Qualitaumltszirkels bdquoTierische Nebenprodukteldquo
bull Einfuumlhrung eines investigativen Ansatzes in die Lebensshymitteluumlberwachung unter anderem durch langfristige Abshyordnung eines Kriminalpolizisten zur Spezialeinheit (Multishyplikatorenfunktion)
bull Aufbau eines Netzwerkes mit Staatsanwaltschaften Polishyzeishy und Zollbehoumlrden Hospitationen von Mitarbeitern der Spezialeinheit bei Dienststellen der Kriminalpolizei und
2007
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des Zolls Einrichtung staumlndiger Arbeitsgruppen mit der Zollverwaltung
bull Einrichtung und laufende Betreuung eines Arbeitskreises bdquoWildldquo gemeinsam mit anderen im gesundheitlichen Vershybraucherschutz taumltigen Behoumlrden Entwicklung eines bayshyernweit einheitlichen Konzeptes zur effizienten Uumlberwashychung von Wildbetrieben
bull Uumlberfuumlhrung des bisherigen Jahreskontrollprogramms in ein formalisiertes bdquoKontrollprogramm Lebensmittelsichershyheitldquo das 108 Betriebe umfasst und das unterschiedliche Arten von Risiken in einem DreishySaumlulenshyModell abbildet stufenweise Umsetzung ab 01012008
bull Weiterer Aufbau des Personalkoumlrpers der Spezialeinheit auf circa 90 Mitarbeiter intensives Einarbeiten dieser Mitshyarbeiter in die Verwaltung und Organisation des gesundshyheitlichen Verbraucherschutzes nach Erreichen der Pershysonalsollstaumlrke jaumlhrlich circa 300 Kontrollen von groszligen Lebensmittelbetrieben (Kontrollumfang und Kontrolltiefe in neuer Qualitaumlt)
bull Einfuumlhrung projektierter Schwerpunktuntersuchungen nach konkreten Risikoprofilen
bull Beurteilung der Erstpruumlfberichte von NovelshyFoodshyAntraumlshygen
bull Einrichtung eines Arbeitskreises der mit der Analytik von perfluorierten Verbindungen befassten Stellen in Bayern (LfU LGL Fraunhofer Institut IVV und weitere) zur Abshystimmung und Weiterentwicklung der Analytik dieser neu als Umweltkontaminanten in den Brennpunkt geruumlckten Verbindungen
bull Etablierung der Bestimmung von Kontaminanten (Diisoshybutylphthalat und Photoinitiatoren) in Papierverpackungen und darin verpackten Lebensmitteln (Uumlberpruumlfung der Wirkung der freiwilligen Selbstverpflichtung der Industshyrie)
2008bull Uumlbernahme der Informationspflichten im Rahmen des
Verbraucherinformationsgesetzes
bull Aufbau eines Importkontrollplans und Aufnahme von Ruumlckshystandsuntersuchungen bei importierten Lebensmitteln
bull Einfuumlhrung eines neuen Laborinformationsshy und ManageshymentshySystems LIMSshyZ (als Pilotprojekt im TrinkwassershyBereich)
bull Einfuumlhrung verstaumlrkter Schwerpunktkontrollen (zum Beishyspiel in Wild beshy und verarbeitenden Betrieben sowie in Brauereien Baumlckereien und bei Teeherstellern und Imporshyteuren)
bull Weiterentwicklung des Qualitaumltsmanagementsystems fuumlr die bayerische Lebensmitteluumlberwachung und Veterishynaumlrfachverwaltung durch Neuentwicklung und Anpasshysung von Pruumlflisten und Verfahrensanweisungen
bull Erstmals Vorbereitung und Begleitung von FVOshyInspektishyonen
bull bdquoMelaminshySkandalldquo in China Schwerpunktkontrollen fuumlr Lebensmittel aus Asien mit Milchbestandteilen und Saumlugshylingsmilchprodukten allgemein
bull Erweiterung des bdquoNotfallhandy Lebensmittelldquo zur zentrashylen Alarmierungsstelle fuumlr Lebensshy und Futtermittelsishycherheit (24hshyRufbereitschaft in Bayern fuumlr alle Vorgaumlnge im Bereich Lebensshy und Futtermittel Tiergesundheit)
bull Verstaumlrkte Einfuhrkontrollen fuumlr bdquoauffaumllligeldquo pflanzliche Lebensmittel
bull Uumlbernahme der Aufgabe der Rechtsfoumlrmlichkeitspruumlfung von zu genehmigenden neuen oder uumlberarbeiteten QualishytaumltsmanagementshyDokumenten im gesundheitlichen Vershybraucherschutz und im Veterinaumlrwesen
2009
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bull Vermehrter Umfang der Pruumlfung von Dokumentationen zu GMP und Konformitaumlt im Sinne der VO (EG) 19352004 VO (EG) 20232006 Richtlinie 200719EG im Bereich Bedarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Erstellung und Umsetzung eines Konzepts zur Uumlberwashychung der Anforderungen zu Good Manufacturing Practice im Lebensmittelbedarfsgegenstaumlndebereich in Bayern
bull Einbindung von Betriebskontrollprogrammen in das BUumlp unter intensiver Mitwirkung des LGL
bull Abschluss des EUshyProjekts TRACE (Tracing food commoshydities in Europe)
2010bull Einrichtung und Betreuung der zentralen Anlaufstelle fuumlr
Bayern in Fragen der Ausstellung von Veterinaumlrzertifikaten bei der Einshy Ausshy und Durchfuhr sowie Beratung und Unshyterstuumltzung der VorshyOrtshyBehoumlrden (Koordination Vereinshyheitlichung)
bull Gesamtleitung des Projektes bdquoAkkreditierung von Trichishynenuntersuchungsstellenldquo
bull Uumlbertragung des Projekts bdquoRisikoorientierte Fleischuntershysuchungldquo vom StMUG an das LGL
bull Beurteilung der gesundheitsbezogenen Angaben nach HealthshyClaimsshyVerordnung unter Beruumlcksichtigung von aktuellen Gutachten der EFSA
bull Einfuumlhrung von Betriebskontrollen zur Dokumentenpruumlshyfung im Hinblick auf GMP und Konformitaumlt im Bereich Beshydarfsgegenstaumlnde mit Lebensmittelkontakt
bull Analytische Differenzierung verschiedener Bindungsforshymen von Elementen zur Unterscheidung ihrer Toxizitaumlt
bull Etablierung der Gruppenmethode fuumlr hoch polare Pflanshyzenschutzmittelruumlckstaumlnde in pflanzlichen Lebensmitteln
2011bull Benennung der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit als
zentrale Koordinierungsstelle in Bayern bei der Bewaumlltishygung von Krisenfaumlllen (zum Beispiel Dioxine in Futtermitshyteln EHEC) Zentrale Sichtung und Auswertung aller einshygehenden Informationen Aufbereitung der Informationen fuumlr die VorshyOrtshyBehoumlrden zentrale Steuerung von Probeshynahmen Betriebskontrollen Ruumlckverfolgungen von Washyrenstroumlmen etc
bull Betreuung der bundesweiten Plattform wwwlebensmitshytelwarnungde auf der oumlffentliche Warnungen vor nicht sicheren Lebensmitteln veroumlffentlicht werden soweit beshytroffene Lebensmittel in Bayern im Verkehr sind
bull Optimierung der EHECshyDiagnostik bei Lebensmitteln
bull Buumlndelung der chemischen Analytik von Trinkshy und Badeshywasser fuumlr Bayern am Standort Erlangen
bull Implementierung eines LGLshyspezifischen Probenplantools in die landesweite EDV (TIZIAN) im gesundheitlichen Vershybraucherschutz Das Projekt wird am LGL entwickelt von circa 100 wissenschaftlichen Sachverstaumlndigen genutzt und ermoumlglicht die direkte Datenkommunikation von Proshybenanforderungen bei den KVB in Bayern Das Tool wird durch das LGL administriert
bull Beginn des Sonderuntersuchungsprogramms bdquoPflanzenshyschutzmittelruumlckstaumlnde und deren Metabolite in Trinkshywasserldquo zur Statuserhebung der Qualitaumlt des bayerischen Trinkwassers
bull Etablierung der Analytik bromierter Flammschutzmittel in Lebensmitteln mittels hochaufloumlsender Massenspektroshymetrie
2012
123
Veterinaumlrwesen
2002bull Einrichtung einer Fachgruppe Tierschutz am LGL zur fachshy
lichshywissenschaftlichen Unterstuumltzung der bayerischen Veterinaumlrbehoumlrden
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Erlangen als Weiterbildungsstaumltte
2003bull Privatisierung der BSEshyPflichttests Etablierung des sogeshy
nannten LaborshyDatenscreenings alle zwei Jahre europashyweite Ausschreibung der LaborshyDienstleistungen sowie bayernweites Controlling derselben (inklusive regelmaumlszligishyger Laborbegehungen)
bull Einrichtung und Leitung des Arbeitskreises bdquoBayerische Sachkundepruumlfungldquo im Bereich Tierschutz
bull Zulassung als Weiterbildungsstaumltte zum Fachtierarzt fuumlr Tierschutz
bull Umsetzung der neuen TierschutzHundeVO durch Bereitshystellung von Vollzugshinweisen
2004bull erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshy
bildung der Amtstieraumlrzte Veterinaumlrassistenten und Vershywaltungsbeamten im Bereich Tierschutz
bull Mitarbeit in BundLaumlndershyArbeitsgruppen zur TierschutzshySchlachtverordnung und zur Durchfuumlhrung von Tierboumlrsen sowie in der LaumlndershyProjektgruppe Nutztierkontrollen
bull Akkreditierung der diagnostischen Laborbereiche nach DIN EN ISOIEC 17025
2005bull Start und Steuerung des freiwilligen BVDMDshyBekaumlmpshy
fungsverfahren in Bayern und Durchfuumlhrung der anfallenshyden Laboruntersuchungen (circa 12500 von circa 50000 milchviehhaltenden Betrieben nehmen teil jaumlhrlich circa 132000 Untersuchungen)
bull Kooperationsvertrag mit der Tieraumlrztlichen Fakultaumlt der LMU Muumlnchen
bull Beginn des LangzeitshyMonitoring zum Influenza AshyVirusgeshyschehen in Wildvoumlgeln
bull Ermaumlchtigung zur Weiterbildung fuumlr Tieraumlrzte im Gebiet bdquoPathologieldquo und Zulassung des LGL Standort Obershyschleiszligheim als Weiterbildungsstaumltte
bull Beginn der Begehungen der bayerischen Zoos im Zusamshymenhang mit der Umsetzung der Richtlinie 199922EG
bull Einbindung der veterinaumlrmedizinischen Laboratorien in das akkreditierte Qualitaumltsmanagementsystem
bull Aufloumlsung des MVD (=mobiler Veterinaumlrdienst) alle Aufshygaben des MVD werden auf das LGL uumlbertragen (neben dem Bereich Lebensmittel auch in den Bereichen Tierseushychenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln)
bull Aktualisierung und Uumlberarbeitung der Tierseuchenbeshykaumlmpfungshandbuumlcher
bull Weiterentwicklung tierschutzkonformer Toumltungsverfahshyren fuumlr den Tierseuchenfall
2006
124
bull Anschaffung einer mobilen Elektrotoumltungsanlage fuumlr Geshyfluumlgel und Regelung von Einsatz und Wartung auch der bereits vorhandenen Geraumltschaften
bull Etablierung von sogenannten Spezialistengruppen mit Spezialwissen fuumlr die Bekaumlmpfung von Tierseuchen (neshyben der bereits bestehenden Gruppe der Epidemiologen Etablierung einer Gruppe von Spezialisten fuumlr die Toumltung im Tierseuchenfall fuumlr Reinigung und Desinfektion und fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalles)
bull Beginn der regelmaumlszligigen Schulung der Spezialistengruppen
bull Erstmals Uumlbernahme von Aufgaben bei der Ausshy und Fortshybildung der Amtstieraumlrzte und Veterinaumlrassistenten in den Bereichen Tierseuchenbekaumlmpfung und Uumlberwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln
bull Mitarbeit in BundshyLaumlndershyArbeitsgruppen Maulshy und Klaushyenseuche Klassische Schweinepest und Toumltung im Seushychenfall
bull Uumlbertragung der Steuerung des behoumlrdlichen Verfahrens zur Abgabe der Varroabekaumlmpfungsmittel auf das LGL
bull Wildvogelsterben aufgrund der H5N1shyInfluenzainfektioshynen (Vogelgrippe) setzt den Start fuumlr langfristige Untersushychungen des LGL in Kooperation mit dem Bayerischen Jagdverband zur Bedeutung einheimischer Wildtiere als Reservoir fuumlr Infektionserreger
2007bull Einstellung der am LGL durchgefuumlhrten BSEshyUntersushy
chungen
bull Ausbruch der Gefluumlgelpest bei Hausenten Durchfuumlhrung der Laboruntersuchungen und Koordinierung der aufshygrund von Gefluumlgelpest erforderlichen Toumltungsaktionen in Mittelfranken der Oberpfalz und Niederbayern und Untershystuumltzung vor Ort
bull Beginn der Schwerpunktkontrollen der Tierschutzbestimshymungen in Schlachtbetrieben
bull Inbetriebnahme des Hochsicherheitstrakts in der Veterishynaumlrpathologie (Fuchsbandwurm Tollwut)
bull Konzeption und Beginn einer flaumlchendeckenden Tuberkushylinisierung aller Rinder uumlber drei Jahre in einigen Landkreishysen des bayerischen Allgaumlus (TuberkuloseshyProjekt bis Fruumlhjahr 2009)
bull 2007 und 2008 Ausbruch der Blauzungenkrankheit mit umfangreicher Labordiagnostik in Pathologie und Viroloshygie
bull Erarbeitung von Musterauflagen fuumlr Zirkusbetriebe und erstmalige Anwendung im Erlaubnisverfahren fuumlr einen groszligen bayerischen Zirkus
bull Uumlbertragung der Vergabe der bundesweiten MKSshyVakzishynebank an das LGL (Vertragsdauer 4 Jahre)
bull Beschaffung von BTshyImpfstoff fuumlr eine flaumlchendeckende Impfung in Bayern (urspruumlngliche Beschaffung fuumlr risikooshyrientierte Impfung) Verteilung des BTshyImpfstoffes auf Landkreise
bull Labordiagnostische Begleitung und Uumlberwachung der Pflichtimpfung gegen die Blauzungenkrankheit
bull Beginn der Untersuchung zur Praumlvalenz von OvHVshy2shyInshyfektionen in bayerischen Mischbetrieben
bull Berufung in die Nationale Arbeitsgruppe am BMELV bdquoMRSAshyProblematik in der Tierhaltungldquo und Beginn der wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas am LGL in bayerischen und bundesweiten Forschungsprojekten
bull Erarbeitung von Leitlinien zum tierschutzgerechten Transshyport von Gehegewild
2008
125
bull Einfuumlhrung der neuen Version des Tierseuchennachrichshytenprogramms (TSN) mit integriertem Krisenverwalshytungsprogramm (KVP)
bull Etablierung und Schulung einer Spezialistengruppe fuumlr die EDVshytechnische Abarbeitung eines Tierseuchenfalls bdquoTSNshyMultiplikatorenldquo
bull Beginn von Schulungen zur Festlegung von bdquoVerantwortshylichkeiten im Tierseuchenfallldquo sowie zur Etablierung von Arbeitsstaumlben in den Kreisverwaltungsbehoumlrden und Reshygierungen in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Feuershywehrschule Geretsried und dem Bayerischen Staatsmishynisterium des Inneren
2009bull Erstellung der fachlichen Inhalte fuumlr ein bundesweites Zirshy
kusregister in der HIshyTierdatenbank
bull Neukonzeption der Ausshy und Fortbildung fuumlr Veterinaumlrvershywaltung und Wirtschaftsbeteiligte zum Thema tierschutzshygerechtes Betaumluben und Schlachten durch Lehrfilm und Praxisworkshop
bull LGLshyInitiative zur Gruumlndung eines Veterinary Public HealthshyBereiches im Rahmen eines Graduiertenkollegs zusamshymen mit der LMU
bull Aufnahme der Bereiche Tiergesundheit und Tierschutz in das neue Verfahren zur Alarmierung bei Vorfaumlllen im Beshyreich der Lebensmittelshy und Futtermittelsicherheit auszligershyhalb der Dienstzeiten
bull Initiative zur Beschaffung und gemeinsamen Nutzung von HighshyTechshyGroszliggeraumlten im Raum Muumlnchen (Hochleisshytungssequenzierung LGL und Genzentrum der LMU)
bull Erstmalige Durchfuumlhrung der Untersuchungen fuumlr das Nashytionale Zoonosemonitoring im Rahmen der AVV Zoonoshysen Lebensmittelkette
2010bull Ende des freiwilligen bayerischen BVDshyBekaumlmpfungsvershy
fahrens (13249 Betriebe traten dem Bekaumlmpfungsverfahshyren bei) ndash Ruumlckblick auf fuumlnf Jahre freiwilliges BVDshyBeshykaumlmpfungsverfahren in Bayern und Umstellung auf ein bundesweites Pflichtbekaumlmpfungsprogramm
bull Ursachenklaumlrung des mysterioumlsen Kaumllberblutens (bovine neonatale Panzytopenie) zusammen mit der Tieraumlrztlishychen Fakultaumlt der LMU
bull Beginn eines bayerischen TuberkuloseshyMonitorings beim Rotwild
bull Neubeschaffung eines Transmissionselektronenmikrosshykops
bull Einrichtung und Leitung eines Planungsstabs zur Konzepshytion einer landkreisuumlbergreifenden Pilottierseuchenuumlbung im Regierungsbezirk Oberfranken mit dem Ziel die Ablaumlushyfe in und zwischen den Arbeitsstaumlben bdquoVeterinaumlrwesenldquo aller drei Verwaltungsebenen einzuuumlben
bull Ersterfassung von Aquakulturbetrieben in Bayern im Rahshymen eines Projekts unter Einbeziehung von Fischwirtshyschaftsmeistern im Auszligendienst
2011
126
Futtermittel
bull Uumlbernahme des Futtermittelsachgebietes der LfL in das LGL (Integration des Futtermittelrechts in die EUshyBasisshyVO 1782002) Umsetzung nationaler Kontrollplaumlne in Bayern
bull Ausbau der mikroskopischen Untersuchungen (Nachweis tierischer Bestandteile) infolge der BSEshyKrise
20022003
2004-2006bull Beginn der Untersuchung auf gentechnisch veraumlnderte
Zutaten in Futtermitteln zur Kontrolle der Kennzeichnung
bull Referenzlabor fuumlr die Zulassung von Zusatzstoffen (hier ausschlieszliglich Probiotika und pharmazeutisch wirksame Substanzen)
bull Erstmals Einbindung in die Ausshy und Fortbildung von LeshybensmittelchemieshyPraktikanten Amtstieraumlrzten und Veteshyrinaumlrassistenten
bull Beginn mit Projektarbeiten (hier AltlastenshyProjekt gezielshyte Probenahme von Aufwuchsgebieten mit bekannter Altshylasthistorie)
2007bull Umsetzung des Nationalen Kontrollplans (Rahmenkonshy
trollplan) fuumlr die Jahre 2007 bis 2011
2008bull Beteiligung bei der Einfuumlhrung einer einheitlichen EDVshy
Loumlsung (TIZIAN) in der bayerischen Futtermitteluumlberwashychung
bull Mitarbeit bei der Entwicklung eines Konzepts zur Neuordshynung der Aufgaben in der Futtermitteluumlberwachung und Uumlbernahme der darin dem LGL zugeordneten Aufgaben
2009bull Seit 2009 Fachliche Pruumlfung der Schnellwarnungen inshy
nerhalb des RASFF im Futtermittelbereich
bull Risikoorientierte Schwerpunktuntersuchungen (Melamin PFT Dioxine LeinsamenshyMaisshyGVO Heimtiernahrung)
2010bull In Zusammenarbeit mit dem StMUG und der ROB Neushy
strukturierung der QMshyDokumenteshyVorgaben im Bereich Futtermitteluumlberwachung
bull Entwicklung eines neuen Risikobewertungssystems fuumlr Betriebe (RIA) im Bereich Futtermittel in Zusammenarbeit mit der ROB
bull Auch im Futtermittelbereich Integration des LGL bei Rashydioaktivitaumltsmessungen Die an das integrierte Messshy und Informationssystem (IMIS) des Bundes vom LfU gemelshydeten Ergebnisse werden automatisch auch an das LGL gemeldet
bull Das in Bayern entwickelte Verfahren der Risikoanalyse wird durch Aufnahme in das neue Kontrollprogramm Futtermittel fuumlr die Jahre 2012 bis 2016 bundesweit uumlbershynommen
2011
127
Kosmetika
2005bull Einbeziehung von Kosmetika in nationale Kontrollprogramshy
me (BUumlP ab 2005 Monitoring ab 2010)
2006
2009bull Zertifikatserstellung fuumlr Kosmetikexporte nach China
bull Vermehrter Umfang und Bedeutung von Produktunterlashygenpruumlfung im Kosmetikbereich insbesondere Sichershyheitsbewertungen Wirknachweise Spezifikationen
Akademie fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ndash AGL
2002bull Aufbau der Akademie fuumlr Gesundheit Ernaumlhrung und Vershy
braucherschutz (AGEV jetzt AGL) mit Zustaumlndigkeiten fuumlr
shy die Ausbildung von Lebensmittelchemikern Amtstiershyaumlrzten Amtsaumlrzten Lebensmittelkontrolleuren Veterishynaumlrassistenten Hygienekontrolleuren Sozialmedizinishyschen Assistentinnen sowie den Fachlehrgang Ernaumlhshyrung
shy die fachliche und uumlberfachliche Fortbildung der genannshyten Berufsgruppen sowie der Sozialpaumldagogen Pharmashyzeuten und Gewerbeaufsichtsbeamten
shy die Integration der staatlichen Berufsfachschule fuumlr veteshyrinaumlrmedizinischshytechnische Assistentinnen
2003bull Uumlbernahme der Akademie fuumlr Arbeitsshy Sozialshy und Umshy
weltmedizin (ASUMED) vom Bayerischen Landesamt fuumlr Arbeitsschutz Arbeitsmedizin und Sicherheitstechnik
bull Start eines eigenen jaumlhrlichen LGLshyInhouseshyFortbildungsshyprogramms mit zunaumlchst 260 Teilnehmern an 25 Seminarshyterminen
bull Durchfuumlhrung des Kongresses bdquoRisikoanalyse Risikomashynagement Risikokommunikation ndash Strategien im Gesundshyheitsshy und Verbraucherschutzldquo in Wuumlrzburg
bull Uumlbernahme des uumlberfachlichen Fortbildungsprogramms fuumlr den kompletten Geschaumlftsbereich aus dem Ministerishyum
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Tieraumlrzten (circa 950 Teilnehmer circa 16 Veranstaltungstermine)
bull Start des in 2shyjaumlhrigem Rhythmus durchgefuumlhrten LGLshyKongresses fuumlr den Oumlffentlichen Gesundheitsdienst
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die jaumlhrliche Pflichtfortshybildung von amtlichen Fachassistenten (circa 500 Teilnehshymer circa 9 Veranstaltungstermine)
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr die Ausshy und Fortbildung der Futtermittelkontrolleure in Bayern
2005
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr den Theorielehrgang zur Ausbildung der amtlichen Fachassistenten (Neukonzeptishyon und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Rotfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung 45 Monate Dauer)
2007
128
bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshygramms 2007 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo (20 zusaumltzliche neu konzishypierte Seminare mit 4736 Teilnehmer)
bull AmtsarztshyLehrgang in Kooperation mit der LMU Muumlnchen erstmals mit der Moumlglichkeit zum Masterstudium
bull Neukonzeption und jaumlhrliche Durchfuumlhrung des Weiszligshyfleischlehrgangs einschlieszliglich Pruumlfung (drei Wochen Dauer) im Rahmen der Ausbildung zum amtlichen Fachshyassistenten
2008bull Konzeption und Durchfuumlhrung des Sonderfortbildungsproshy
gramms 2008 bdquoQualifizierungsoffensive zur Optimierung der Lebensmittelsicherheitldquo mit 4621 Teilnehmern
2009bull Neukonzeption und Durchfuumlhrung eines modularen Lehrshy
gangs fuumlr FuttermittelshyProbenehmer
bull Einfuumlhrung des Bruumlckenkurses bdquoClinical Effectivenessldquo in Kooperation mit der LMU Muumlnchen
bull Erstmals differenziertes Fortbildungsangebot fuumlr amtliche Tieraumlrzte mit zehn verschiedenen Fortbildungsthemen an 34 Veranstaltungsterminen
bull Konzeption und Durchfuumlhrung eines umfangreichen Schushylungsprogramms nach der Einfuumlhrung des neuen EDVshyProgramms BALVI iP bei den Veterinaumlrshy und Lebensmittelshyuumlberwachungsbehoumlrden
bull Ausrichtung der 5 Jahrestagung des EU gefoumlrderten Proshyjektes bdquoTRACE ndash Tracing Food Commodities in Europeldquo
bull Erreichter Ausshy Fortshy und Weiterbildungsumfang 2009
shy 467 Seminartage mit 6585 Teilnehmern in der Fortbilshydung
shy 14 Lehrgaumlnge mit 497 Teilnehmern und 4565 Untershyrichtsstunden in der Ausshy und Weiterbildung
bull Neue Aufgabe Uumlbernahme der Aufgaben als zustaumlndige Stelle nach dem BBiG fuumlr Sozialversicherungsfachangeshystellte
2010
129
Arbeitsschutz und Produktsicherheit
2005bull Zum 31072005 wurden das LfAS aufgeloumlst und die weshy
sentlichen Aufgaben mit stark reduziertem Personal in das LGL integriert
bull Die Laboruntersuchungen und die Erstellung von Probenshyplaumlnen wurden auf das ADZ Nord in Erlangen uumlbertragen
bull Entwicklung Abstimmung und Verabschiedung des Jahshyresplans fuumlr Projektarbeiten der bayerischen Gewerbeaufshysicht als Daueraufgabe
bull Fertigstellung der ZoonosenshyWebsite
bull Staumlndige Aktualisierung des Bereichs Produktsicherheit des Verbraucherinformationssystems VIS
bull Uumlbernahme der Aufgaben der Leitstelle Chemikalienrecht fuumlr die Gewerbeaufsichtsverwaltung
2006bull Einrichtung und Betreuung einer REACHshyInfoline in Zushy
sammenarbeit mit dem LfU
bull Pruumlfung und Begutachtung von 175 Verbraucherprodukshyten in der Zentralen Geraumlteuntersuchungsstelle Beispieshyle Gasdruckfanfaren Houmlrverstaumlrker Leuchten
2007bull Uumlberarbeitung und Aktualisierung des curricularen Lehrshy
plans fuumlr den gehobenen und houmlheren technischen Geshywerbeaufsichtsdienst
bull Betreuung des neuen Lehrgangs des gehobenen technishyschen Gewerbeaufsichtsdienstes mit Beginn am 01102007
2008bull Start des Projekts zum Elektroshy und Elektronikgesetz
bull Uumlbernahme von Zustaumlndigkeiten im Rahmen des Elektroshy und Elektronikgeraumltegesetzes (ElektroG)
bull Beteiligung an der Vorbereitung und Durchfuumlhrung der Anshystellungspruumlfungen fuumlr den technischen Gewerbeaufshysichtsdienst
2009bull Uumlbernahme der Organisation der Durchfuumlhrung der Geshy
meinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) fuumlr die bayerische Gewerbeaufsicht
bull Neustrukturierung einer Abteilung Arbeitsschutz und Proshyduktsicherheit umweltbezogener Gesundheitsschutz
bull Die Umstellung des bdquoVorschriftenshy und Regelwerkes VRWldquo auf das bdquoFachinformationssystem der Gewerbeshyaufsicht FSGldquo wurde nach umfassenden systematischen Aumlnderungen fertiggestellt
bull Methodischshydidaktische Erweiterung in den Modulen der Fachausstellung zum Arbeitsschutz hin zur interaktiven Vermittlung von Lerninhalten
bull Start der BayernshyTour fuumlr die Thematik Chemikaliensishycherheit mit der Wanderausstellung bdquoGHSldquo fuumlr global harshymonized system
2010
130
bull Zusammenfuumlhren der Aufgaben Produktsicherheit Spielshyzeug stofflicher Verbraucherschutz im Sachgebiet AP5
bull Uumlbernahme der Labors fuumlr chemische Spielzeuguntersushychungen und chemische Untersuchungen im Rahmen der Marktuumlberwachung am Standort Erlangen
bull Einrichtung eines Laborbereiches fuumlr Messungen im Rahshymen des HumanshyBiomonitorings
bull Erarbeitung und Durchfuumlhrung eines Qualifizierungsshy und Umsetzungskonzepts zur Integration psychischer Belasshytungen in die Aufsichtstaumltigkeit der Gewerbeaufsicht
2011bull Entwicklung eines Erhebungsinstruments zur Evaluation
von laumlnderbezogenen Arbeitsschutzaktivitaumlten (SCOREshyBOARD) und Durchfuumlhrung der Evaluation
bull Etablierung von Bioaerosolmessungen an Arbeitsplaumltzen
bull Modernisierung der Laboreinheit zur Messung von Fremdshystoffen am Arbeitsplatz und der Normalbevoumllkerung
bull Beginn der Einrichtung eines NANOshyLabores zur Darstelshylung der analytischen und gesundheitlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Nanotechnologie
bull Methodenentwicklung zur Analytik neuartiger persistenshyter und toxikologisch bedeutsamer Stoffe im hausshy und luftgetragenen Staub Blut Muttermilch
bull Uumlbernahme der Zustaumlndigkeit fuumlr umweltmedizinisch orishyentierte Innenraumluftmessungen und Beginn der laborshymaumlszligigen Umsetzung
bull Entwicklung eines Messekonzeptes fuumlr die Bayerische Gewerbeaufsicht auf Basis des neuen Marketingshy und Kommunikationskonzeptes
bull Durch Aumlnderungen im Medizinprodukterecht die zum 21 Maumlrz 2010 in Kraft getreten sind wurden zusaumltzliche Aufshygaben bei der Uumlberwachung von klinischen Pruumlfungen mit aktiven Medizinprodukten uumlbernommen
bull Erweiterung der Aufgaben der Leitstelle Chemikaliensishycherheit im Rahmen des Vollzugs der REACHshyVerordnung (REACHshyIT HELPNET)
bull Mitarbeit im Rahmen der Nationalen Stillkommission
2012
131
132
Herausgeber Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)Eggenreuther Weg 43 91058 Erlangen
Telefon 09131 6808-0Telefax 09131 6808-2102E-Mail poststellelglbayerndeInternet wwwlglbayerndeBildnachweis S 8 (StMUG) S10 (StMAS)
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Redaktion Stabsstelle Praumlsidialbuumlro Koordination und Strategie des LGLGestaltung amp Druck Osterchrist Druck und MedienStand September 2012
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Fuumlr eine bessere Lesbarkeit haben wir bei manchen Personenbezeichnungen auf ein Ausschreiben der weiblichen Form verzichtet Selbstverstaumlndlich sind in diesen Faumlllen Frauen und Maumlnner gleichermaszligen gemeint
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Bayerisches Landesamt fuumlrGesundheit und Lebensmittelsicherheit
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02-2
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- 10 JAHRE LGL Bayerisches Landesamt furGesundheit und Lebensmittelsicherheit
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- Aufbruch amp Veraumlnderung
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- Gruszligwort von Herrn Staatsminister Dr Marcel Huber
- Gruszligwort von Frau Staatsministerin Christine Haderthauer
- Ein Interview mit dem LGL-Praumlsidenten Dr Andreas Zapf
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- Vergangenheit amp Zukunft
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- New Public Health ndash Aufgabenfelder und Herausforderungen
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