© 2014 IG BCE, VB 3, Abteilung Arbeitspolitik. MOBILE ARBEIT Zwischen Autonomie und...
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© 2014 IG BCE, VB 3, Abteilung Arbeitspolitik
MOBILE ARBEITZwischen Autonomie und Fremdbestimmung
3MOBILE ARBEIT: ZWISCHEN AUTONOMIE UND FREMDBESTIMMUNG
„Die Entgrenzung von Arbeit ist die Folge betrieblicher
Rationalisierungsstrategien mit dem Ziel der erweiterten Nutzung der
subjektiven Potentiale und lebensweltlichen Ressourcen der Beschäftigen.
Sie hat weitreichende Konsequenzen für das Verhältnis von Erwerbsarbeit
und privaten Lebenswelten.“
Nick Kratzer (ISF München), 2013
Das Problem: Entgrenzung der Arbeit
4MOBILE ARBEIT: ZWISCHEN AUTONOMIE UND FREMDBESTIMMUNG
Mobile Arbeitsmittel (Smartphones, Blackberrys, Laptops) prägen verstärkt die
Arbeitswelt vieler Beschäftigter.
Es wird mehr Arbeit mit mobilen Endgeräten erledigt. Aber auch immer mehr
Arbeitsgegenstände sind digitalisiert und miteinander vernetzt (Industrie 4.0).
Der Arbeitsplatz ist nicht mehr starr, sondern beweglich. Mit mobilen
Arbeitsmitteln kann quasi zu jeder Zeit von jedem Ort aus gearbeitet werden.
Die Struktur des Tages verändert sich durch das Fehlen eines verlässlichen
Feierabends.
Was ist los in der Arbeitswelt?
5MOBILE ARBEIT: ZWISCHEN AUTONOMIE UND FREMDBESTIMMUNG
Ausmaß ständiger Erreichbarkeit
Zwei Drittel auch nach Feierabend erreichbar
„Wie häufig wird von Ihnen erwartet, dass Sie auch außerhalb Ihrer normalen
Arbeitszeit per E-Mail oder per Telefon für Ihre Arbeit erreichbar sind?“
Antworten von Beschäftigten in %
Repräsentativbefragung 2011 der DGB-Index Gute Arbeit GmbH zu „Arbeitshetze – Arbeitsintensivierung – Entgrenzung“
6MOBILE ARBEIT: ZWISCHEN AUTONOMIE UND FREMDBESTIMMUNG
Beschäftigte, die ständig erreichbar sein müssen, geben an, dass sie...
sich häufiger gehetzt fühlen;
häufiger unter Schlafstörungen leiden;
Erreichbarkeit als Zwang empfinden;
sich in der Freizeit gestört fühlen;
durch Erreichbarkeit der Urlaub verdorben wird (iga-Report 10/2013).
Folgen ständiger Erreichbarkeit
7MOBILE ARBEIT: ZWISCHEN AUTONOMIE UND FREMDBESTIMMUNG
Je mehr Arbeitsangelegenheiten Einzug ins Privatleben halten...
desto größer sind die Beeinträchtigungen des Privatlebens durch die Arbeit;
desto größer sind arbeitsbedingte Befindensbeeinträchtigungen
(Nicht-Abschalten, Stress, Schuldgefühle);
aber: desto ausgeprägter ist auch die positive Bewertung der Arbeit
(Arbeitszufriedenheit, Engagement, Leistungsfähigkeit) (Baua 2013).
Folgen ständiger Erreichbarkeit
8MOBILE ARBEIT: ZWISCHEN AUTONOMIE UND FREMDBESTIMMUNG
Individualrechtliche Probleme
tägliche Höchstarbeitszeit gem. § 3 ArbZG
Ruhezeit gem. § 5 ArbZG
Sonn- und Feiertagsruhe gem. § 9 ArbZG
Arbeiten während des Urlaubs stellt eine Unterbrechung des Urlaubs dar
Erfassung und Vergütung von Arbeiten außerhalb der
betriebsüblichen Arbeitswelt
9MOBILE ARBEIT: ZWISCHEN AUTONOMIE UND FREMDBESTIMMUNG
Der Betriebsrat hat viele Möglichkeiten, dass Thema „Ständige Erreichbarkeit“
zu gestalten:
Generelles MBR, ob mobile Arbeitsmittel eingeführt werden (§ 87 Nr. 1, Abs. 6)
Maßnahmen zum Gesundheitsschutz (Ergonomie) (§ 87 Nr. 1, Abs. 7)
Arbeitszeitgestaltung – Beginn und Ende sowie vorübergehende Verkürzung oder
Verlängerung der Arbeitszeit (§ 87 Abs. 1 Nr. 2 & 3)
Unsere kollektivrechtlichen Möglichkeiten
10MOBILE ARBEIT: ZWISCHEN AUTONOMIE UND FREMDBESTIMMUNG
Es wird zunehmend schwieriger, Arbeitsbedingungen in einer individualisierten und
flexibilisierten Arbeitswelt mit mobilen Arbeitsmitteln, ständiger Erreichbarkeit und
entgrenzten Arbeitszeiten durch kollektive Vereinbarungen zu gestalten.
Technische Regelungen werden häufig als Bevormundung empfunden.
KOLLEKTIVE VEREINBARUNGEN ≠ ARBEITSREALITÄT
Das Dilemma kollektiver Vereinbarungen
11MOBILE ARBEIT: ZWISCHEN AUTONOMIE UND FREMDBESTIMMUNG
Es gibt keine einfache „Patentlösung“ zur Begrenzung von Erreichbarkeit.
Der Umgang mit mobilen Arbeitsmitteln muss aber geregelt werden.
An erster Stelle steht, dass Erreichbarkeit als Arbeitszeit bewertet und entsprechend erfasst wird.
Unsere Lösungsansätze
12MOBILE ARBEIT: ZWISCHEN AUTONOMIE UND FREMDBESTIMMUNG
technische Regelung, die den Einsatz
mobiler Arbeitsmittel begrenzen (VW,
BMW)
Kompensation des Einsatzes mobiler
Arbeitsmittel durch Zeit
Rahmenvereinbarungen zwischen
Führungskraft und MitarbeiterIn, die den
Einsatz mobiler Arbeitsmittel außerhalb
der betriebsüblichen Arbeitszeit klar
festlegen
Unsere Lösungsansätze
Einführung eines Schichtmodells in
Bereichen, in denen häufig Arbeiten
außerhalb der betriebsüblichen
Arbeitszeit anfallen
Integration des Themas Erreichbarkeit
in die Gefährdungsbeurteilung gem.
§ 5 ArbSchG
klare Vertretungsregelung für E-Mail-
Verkehr im Urlaub
13MOBILE ARBEIT: ZWISCHEN AUTONOMIE UND FREMDBESTIMMUNG
IG BCE Hauptverwaltung
Vorstandsbereich 3 - Abt. ArbeitspolitikArbeitsorganisation und betriebliche Arbeitszeitgestaltung
Sören Tuleweit: [email protected]
Kontakt
VIELEN DANKfür Ihre Aufmerksamkeit.