Post on 16-Mar-2016
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www.zoom-video.de
5/2009Slowenien: € 7,95 • Österreich: € 6,70 • Schweiz:
sFr 12,80 • BeNeLux: € 6,90 • Italien/Spanien: € 7,95• Griechenland: € 8,50 • Slowakei: € 8,50
€ 5,90
DAS MAGAZIN DER FILMEMACHER
NO BUDGETFilmen ohne Kohle
DESPERATEHOUSEWIVESWie werden Starsso sexy?
PROFIS TESTENCAMCORDERQualität für wenig Geld
DREHBUCHSCHREIBENSoftware für bessere Storys
KAMERAKÖNIGMICHAEL BALLHAUSMit Licht zaubern
spotlight
ERFRISCHEND ANDERS.Wir wollen überraschen.Mit jeder neuen Ausgabe von zoom. Das Magazin der Filme-
macher stellt den User in den Mittelpunkt. Wir erzählen Geschichten über Macher
und ihre Projekte. Lebendige Reportagen, ausführliche Porträts,Workshops zumMit-
machen und Nachmachen. Denn Sie sollen Spaß am Filmen haben.
Es gibt genug Magazine, die in erster Linie aus Technik-Testberichten bestehen.
zoom ist anders. Schließlich will man sich ja nicht alle paarWochen einen neuen Cam-
corder kaufen.Man will ansprechende Filme drehen. Dazu werden Ideen gebraucht –
und Tipps. Man möchte sehen, was die anderen machen. Und wie sie’s machen.
zoom schlägt eine Brücke: Vom engagierten Amateur, der seine Kurzfilme gern auf
Festivals zeigt, über den Filmstudenten bis zum Profi. Eine Brücke für Leute, denen es
um Inhalte und Machart ihrer Movies geht.
zoom schlägt noch eine Brücke, eine Brücke über den scheinbar breiten Graben
zwischen Film und Video. Bei uns gibt es kein Entweder Oder. Bei uns gibt’s nur So-
wohl als Auch. Jedes Projekt hat seine eigene Sprache, seine eigenen Stilmittel. Film ist
ein wundervoller Träger von Ideen. Video kann schneller sein, pointierter und gün-
stiger. HD versucht den Brückenschlag. Wir berichten über alles, was genutzt wird.
Ohne Brett vorm Kopf.
Filme machen ist nicht leicht. Neben Fachautoren setzt zoom deshalb auf Profis,
die ihre Projekte bei uns offen legen. Und die Technik testen. Denn das gibt es bei uns
auch – inMaßen. zoom ist zudem interaktiv. Leser zeigen, was sie gerade zaubern – und
wir werden Ihnen das auch im Internet präsentieren. Aber eins nach dem anderen.
Jetzt wollen wir Sie erstmal für zoom begeistern.
Jürgen Lossau, DGPh
Teamchef zoom
lossau@zoom-video.de
1/3 auf Seite 3
EUR 1.327,-1/1 EUR 3
.150,-
2. Umschlagseite
+ EUR 495,-
3. Umschlagseite
+ EUR 395,-
4. Umschlagseite
+ EUR 795,-
Markus Hagen ist seit einigen Jah-
ren eine feste Größe in der deutschen
Indiefilmer-Szene. Spätestens seit dem
kongenialen Vietnam-Trash DEADLY
NAM gilt der Norddeutsche als Garant für
unterhaltsameGenrefilme. In THE LOSS zieht
sich ein junges Pärchen für ein Wochenende in
eine einsame Waldhütte zurück. Doch schnell wird
ihnen klar: Sie sind nicht allein. Der 2008 entstandene Kurz-
film ist in limitierter Promo-Edition erhältlich. Die edel auf-
gemachte DVD enthält den 13-minütigen Kurzfilm und ein
informatives Making-Of. Schnell zugreifen!
5 Euro zzgl.Versandkosten | www.markushagen.net
01|09 zoom 5
NEUES AUS DER FILMWELT
4 zoom 01|09
NEUES AUS DER FILMWELT
szene
Nazis auf dem Mond
Absurde Themen sind ihr Spezialgebiet. Timo
Vuorensola und Samuli Torssonen, zwei finni-
sche Filmemacher, drehen in diesem Sommer in
Hessen einen Teil ihrer Science-Fiction Komö-
die IRON SKY. Im Jahr 1945 flohen die Nazis
von einer geheimen Basis in der Antarktis auf
den Mond, um schließlich 2018 zurück zu keh-
ren und die Erde zu unterwerfen. Regisseur
Vuorensola und Produzent Torssonen banden
schon früh in der Produktion Helfer aus aller
Welt in den kreativen Prozess ein. Götz Otto
und Julia Dietze spielen die Hauptrollen. Dreh-
orte sind Finnland, Deutschland und die USA.
Die spinnen, die Finnen? Ja, und das ist gut so!
www.ironsky.com
Einem besonderen Filmformat hat jetzt die
Deutsche Kinemathek ein eindrucksvolles Buch
gewidmet: 70mm – Bigger than Life heißt das
Werk und ist bei Bertz+Fischer erschienen.Um-
fassend werden Geschichte und technische Ent-
wicklung des 70-mm-Films dargestellt. Ein
Glossar und eine umfassende Titelliste der hy-
perbreiten Filme aus den USA, der UdSSR und
Europa runden das Werk ab. Size Matters!
22,90 Euro | Verlag Bertz+Fischer
www.bertz-fischer.de
Es kommt auf die Größe an
10-fache Zeitluuuuupe
Dieser Full-HD-Camcorder macht nicht nur normale Filme, er kann auch 10-fache
Zeitlupe produzieren. Damit gehört der neue JVC Everio GZ-X900 zu einer neuen Ge-
neration vonVideokameras. Auch seine 9 Megapixel großen Fotos können sich sehen
lassen. Bisher kannte man nur digitale Spiegelreflex-Knipsen, die auch HD-Videos lie-
fern konnten. Jetzt können HD-Camcorder sogar anständig pixelreiche Fotos liefern.
Und das für weniger als 1.000,- Euro.
SLOW MOTION
Aufnahme Bildgröße Aufnahmezeit Wiedergabezeitgeschwindigkeit (ca.) (ca.)
500 fps 640 x 72 Pixel 2,8 Sek. 28 Sek. (10x)
250 fps 480 x 116 Pixel 4,8 Sek. 24 Sek. (5x)
100 fps 480 x 270 Pixel 4,7 Sek. 9,4 Sek. (2x)
Kodak erweitertVision 3 Family
Ein Tageslicht-Farbnegativfilmmit einer Empfindlichkeit von
250 ASA erweitert die Vision-3-Familie von Kodak. Er wird als
16- und 35-mm-Material angeboten. Offizielle Bezeichnung:
Kodak Vision 3 250D Color Negative Film 5207/7207. „Wir haben
die Kodak Vision-3-Technologie aufgrund der Nachfrage unserer
Kunden nach weiterenVerbesserungen bei der Bildaufnahme, über
die Postproduction bis hin zur Wiedergabe, weiterentwickelt“,
sagt Ingrid Goodyear, General Ma-
nager Worldwide Image Cap-
ture Products bei Kodak.
www.kodak.de
Leichtgewicht inFull-HDDer neue Panasonic HDC-SD10 Camcor-
der ist laut Hersteller der weltweit leichte-
ste Full-HDAVCHD amMarkt. Schick, ge-
radezu elegant, ist er noch dazu. Mit
16-fach Zoom, OIS-Bildstabilisator und
Touchscreen-Bedienung kann er viel, passt
aber dennoch in jede Jackentasche. 649
Euro kostet das Schmuckstück, das mit
voller 1.920 x 1.080 Pixel Auflösung auf-
warten kann.
www.panasonic.de
Aufnahmeformat AVCHD H.264
Bildsensor 1/2,33 Zoll CMOS/10,3 Mio.
Objektiv 1:3,4–5,6/6,7–33,5 mm
Zoom 5-fach (46,5–232,5 mm)
Monitor 2,8 Zoll (16:9), 207.000 Pixel
Anschlüsse HDMI-Ausgang, USB-Mini
Preis (ca.) 999 Euro
www.jcv.de
TECHNISCHEDATEN
JVCGZ-X90
0
Der neue Everio X wurdefür den Verbraucher kon-zipiert, der hochwertigedigitale Stills und HDVideo schießen möchte,aber die Bequemlichkeiteiner einzelnen Kamerawünscht.
„FilmerCamp“ in Mainz
Hackermovies.de ha
t wieder zugeschlagen
.Die beliebteste deu
tschsprachige Indie-
film-Community ve
ranstaltetlaut Hom
epage dieerste „Un-
Konferenz“ von und
für Indiefilmer. Vom
7. bis 9 August treffe
n sich ander FH M
ainz gleichgesinnte
Filmschaffende zu W
orkshops,Austausch
und Fachsimpelei. Je
der Teilnehmer ist
aufgerufen, selbst Th
emen anzubieten un
d über seine Guerill
a- und Low-Budget
-
Methodenzu bericht
en. Zentrale Themen
sind Finanzierungsm
öglichkeiten, Aus-
wertungswege sowie
der ewigeWiderspru
ch zwischen High Te
ch und Low Budget.
Kosten 20Euro | ww
w.filmercamp.de | O
rt: Fachhochschule M
ainz,
Wallstrasse 11, D-55
122Mainz
THE LOSS – Limited Edition desKurzfilmschockers
Filmfestival TRASH 2009
Muss Trash weh tun? Wenn ja, wie sehr? Und was ist
Trash überhaupt? Auch in diesem Jahr wird der interes-
sierte Kinogänger in Berlin dieser Frage ausführlich
nachgehen können. Nach dem großen Erfolg des
ersten TRASH Festivals im letzten Jahr, ist für Sep-
tember 2009 eine Neuauflage geplant. Fest steht,
im traditionsreichen Berliner Kino Babylon wird es
dann wieder eine Menge Streifen jenseits der
Schmerzgrenze geben. Aber das soll ja auch so sein.
www.diemarkenmacher.de/famusfilm/TRASH/
FILMEMACHER ALEXANDER KLUGE BEIKAMERAKÖNIG MICHAEL BALLHAUS
01|09 zoom 7
Kluge: Franz Weihmayr, der Chefkamera-
mannderUFA,hatZarahLeander das schönste
Licht gegeben, obwohl siemorgens häufig viel
zu früh und etwas depressiv ins Studio kam.
Wie hat er das gemacht?
Ballhaus:Die Fraumuss das Gefühl haben, dass
der Kameramann sie wirklich liebt und ihr das
schönste Licht geben will.Mit diesemVertrauen
fängt es an. Dann entspannt sich auch die
Schauspielerin oder der Schauspieler vor der
Kamera. Dann kann man mit Licht und Filtern
zaubern. Es funktioniert wirklich, wenn man
dem Schauspieler das Gefühl gibt, dass man
alles tut, ihn schön aussehen zu lassen.
Hart ist Licht von selbst. Sie machen es
weich...
Ja, natürlich,man kennt das Gesicht.Man weiß,
was richtig ist für das Gesicht, was das Gesicht
braucht, welche Filter...
Sie machen Licht indirekt?
Man leuchtet durch die Butterfly durch, wie
durch ein großes Segel. Ein großes, weiches
Licht, das sich im Auge widerspiegelt.
Mit dem Augenlicht geben Sie ein Funkeln
ins Auge?
Das ist sehr wichtig und schön. Das direkte Au-
genlicht macht man eigentlich mit einem klei-
nen Licht auf der Kamera, was direkt in die Pu-
pille leuchtet. Das ist ein Schärfenpunkt in der
Pupille.
Wie gehen Sie als Kameramann mit der
Sonne um? Sie ist ja meistens zu hell...
Ja, sie ist meistens zu hell für das Gesicht einer
Frau.Wegen der Falten – es ist ein hartes Licht.
Deswegen lasse ich es durch eine Diffusion,
durch eine Seide, hindurchfallen.Dann helle ich
es auf mit einer weichen, starken Tageslicht-
lampe. Also, die Kombination macht es: zwi-
schen der Sonne, die auf den Strand fällt – von
oben abgedeckt, dass es nicht direkt ist – und
mit weicher Tageslichtlampe wird es aufgehellt.
Beschrieben Sie doch bitte mal die Grund-
positionen des Lichts,mit denen Sie umgehen.
Ihr Orchester...
Es gibt das Gegenlicht, das Backlight – davor sit-
zen einer oder mehrere. Das ist meistens auf die
Kamera zu gerichtet. Dann gibt es das Füh-
rungslicht, das auch Keylight genannt wird und
es gibt die Aufhellung, meistens ein weiches
Licht. Dann benutze ich meistens ein Licht, das
am Boden liegt, das von einer hellen Fläche wi-
dergespiegelt wird. Das reflektiert auf dem Ge-
sicht. Dann kommt meist noch das Augenlicht
auf der Kamera. Und dann gibt es die Feinhei-
ten – man kann Details abdecken.
Wenn Haar besonders gut zu sehen ist,
sprichtman von einemSpitzlicht.Was ist denn
eigentlich ein Spitzlicht?
FILMEMACHER ALEXANDER KLUGE BEIKAMERAKÖNIG MICHAEL BALLHAUS
6 zoom 01|09
workshop
»MIT LICHTKANN ICH zaubern«Interview: Alexander KlugeScans: dctp Foto: Manuel Kinzer
Hannelore Hoger gibt die Verschnupfte. Wir sind bei einem Licht-Workshop mit Deutschlandsprominentestem Kameramann Michael Ballhaus. Er bringt Münchner Filmhochschülern bei, wieLampen, Reflektoren, Folien zu platzieren sind, um Darsteller attraktiv in Szene zu setzen. Undnoch einer hat sich dazu gesellt: Filmemacher Alexander Kluge. Er will es genau wissen: Ballhaus,wie macht man das Licht?
Michael Ballhaus, ab 1. OktoberBereichsleiter Kamera an derHamburg Media School.
Das vollständige Gespräch zwischen Klugeund Ballhaus wurde für „News & Stories“auf SAT.1 aufgezeichnet. Ein DVD-Mit-schnitt ist für 29 Euro über die E-Mailwiggen@dctp.de zu bestellen. WeitereKluge-Programme unter www.dctp.de
IN VOLLER LÄNGE
Ein Spitzlicht ist letztlich ein Gegenlicht, ein
Backlight für eine Szene, das auf die Kamera zu
gerichtet ist.
In den 1960er Jahren haben wir Schwarz-
Weiß-Filme gemacht. Da sah man die emi-
nente Schönheit der Grauwerte. Das ist ja ei-
gentlich eine Lichtphilosophie, die stärker
wirkt als Farben...
Nein, das würde ich nicht sagen. Es ist dramati-
scher, Schwarzweiß hat mehr Kontraste, wird
stärkermit Schatten beleuchtet.Die wundervoll-
sten Filme sind schwarzweiß gedreht worden.Die
Farbe bringt noch eine andere Dimension, weil
sie auch dramaturgisch eingesetzt werden kann.
Man kann Farben beispielsweise Menschen zu-
ordnen oder einer Szene. Das ist der Gewinn
eines Farbfilms. Ich habe immer darauf geachtet,
dass es nicht bunt wird, sondern weich.
Was kann der chemische Film denn heute
noch besser als die Digitaltechnik?
In jedem Fall kann der Film mehr; der Spiel-
raum ist größer. Der Film, zum Beispiel im
65-mm-Format, hat eine Auflösung von 8K,
digitale Projektionen haben meist nur 2K,
manchmal 4K. Es wird sich weiter entwickeln,
aber es gibt immer noch Geschichten, die digi-
tale Technik nicht vertragen. Digital schafft
nicht die Weichheit oder die Übergänge.Wenn
ich„TheAge of Innocence“ oder „Gangs of New
York“ heute digital drehen müsste – da fehlten
die Zwischentöne. Es ist zu hart, zu glatt. Das
darf nicht sein. Bis jetzt kann digital das noch
nicht, aber es wird es sicher bald können.
Die Bestrebung ist groß, mit der Digitaltechnik
Geld zu sparen. Digital kostet nichts, heißt es so
schön. Aber bislang stimmt das nicht. Zumal
viel mehr gedreht wird, als gebraucht wird.Man
arbeitet ungezielter. Das hat nicht mehr viel mit
Kunst zu tun.
Gibt esdenn inzwischenguteDigitalkameras?
Ja, sicher, zum Beispiel von Arri oder Sony. Ich
habe kürzlich mit einer Sony-Kamera gearbei-
tet, die einen ungeheuren Kontrastumfang von
ungefähr 13 Blendenstufen hatte. Also, in den
hellsten und den dunkelsten Partien war immer
noch Zeichnung. Der Spielraum der Möglich-
keiten ist da sehr groß.
Wir haben hier im Studio einen Himmel
voller Lampen. Was ist denn die größte Ein-
heit, die Sie je benutzt haben?
Das größte, was ich benutzt habe, ist eine 20kW,
aber die hängt man nicht auf.Das kleinste ist ein
Inky, das hat 350Watt – das wird als Augenlicht
verwendet. Man nennt es auch Catchlight oder
Eyelight.
Wie viel Licht braucht man denn minimal
für einen Film?
Heutzutage hat man Linsenmit Öffnungen von
1:1,4 und Material mit 500 ISO/ASA, das man
leicht auf 1000 ISO/ASA pushen kann. Da ge-
nügen zwei Kerzen für die Beleuchtung.
Sie habenhier heute eine Szenemit vierKer-
zen gedreht, also mit vier Lux. Da haben Sie
ein minimalistisches Bild mit maximalisti-
scher Technik gedreht –mit 65mm.Beschrei-
ben Sie mir mal IhrVerhältnis zu Kerzen.
FILMEMACHER ALEXANDER KLUGE BEIKAMERAKÖNIG MICHAEL BALLHAUS
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FILMEMACHER ALEXANDER KLUGE BEIKAMERAKÖNIG MICHAEL BALLHAUS
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workshop
Ich mag sehr gerne sehr kleine Licht-Einheiten.
Ich habe in meinem Beruf häufig Szenen nur
mit Kerzen beleuchtet, manchmal waren es ei-
nige mehr als vier. Es ist ein sehr weiches Licht,
auch von der Farbe her sehr schön und warm.
Gerade ein Gesicht kommt dann sehr zart.
Die schönsten Farben sind beim Sonnen-
aufgang und -untergang, oder? Kannman das
einfach so aufzeichnen – ist da genug Licht?
DieMagic Hour ist schon toll. Technisch gibt es
heute keine Grenzen mehr.Was das Auge sieht,
kann der Film aufzeichnen.
Sie haben in diesemWorkshop mit 65 mm
gedreht. Das ist ja eine große Bildfläche.
Das hat eine ungeheuere Auflösung und in der
Projektion eine großeWirkung. BeiWestern hat
man es früher gern für Tagesaufnahmen ge-
nutzt. Die Brennweiten hatten damals kaum
Tiefenschärfe,manmusste stark abblenden.Das
ging nur, wenn es richtig hell war. Heute ist das
Material feinkörniger. 35 mm kann auf das grö-
ßere Cinemacsope umkopiert werden – das
wird heute meistens gemacht.
Beschreiben Sie mir doch bitte mal die Op-
tiken, mit denen Sie arbeiten. Jede Optik ist
doch eigentlich ein Individuum, eine hand-
werklich-künstlerische Leistung.ZumBespiel
das 90-mm-Macro-Kilar; eine Optik, die vor
allem für dieAufnahme desmenschlichenGe-
sichts geeignet ist.
Ja, also das 90er Macro-Kilar wird heute nicht
mehr so viel verwendet. Zeiss hat inzwischen
Optiken erfunden, die schärfer sind,mit denen
man genauso dicht herangehen kann.Vor allem
aber haben sie eine größere Lichtstärke. Das
Macro-Kilar war nie sehr lichtstark. Aber Sie
haben schon recht: Mit dieser Linse kann man
zum Beispiel eine Großaufnahme von einer Pu-
pille machen. Dazu benutzt man das Macro-
Kilar heute immer noch.Man braucht dann ein
bisschen mehr Licht und man hat eine geringe
Tiefenschärfe – aber es ist immer noch sehr
speziell.
Alexander Kluge wurde als Sohn einesArztes geboren. 1956 promovierte er miteiner Dissertation über „Die Universitäts-Selbstverwaltung. Ihre Geschichte und ge-genwärtige Rechtsform“. Nach dem Be-stehen seines Assessorexamens 1958 ließer sich in Berlin und später in Münchenals Rechtsanwalt nieder. Es dauerte je-doch nicht lange und er wandte sich demFilmemachen und der literarischen Arbeitzu. 1958 absolvierte Kluge ein Volontariatbei CCC-Film, während Fritz Lang denFilm „Das indische Grabmal“ drehte.
Bei den 8. Westdeutschen Kurzfilmtagenin Oberhausen 1962 war Kluge einer derInitiatoren des Oberhausener Manifestes,einer politischen und ästhetischen Unab-hängigkeitserklärung junger deutscher Fil-memacher, in dem die Abkehr vom altendeutschen Film gefordert wird. In den1960ern wurde Kluge durch Filme wie„Abschied von gestern“ (1966) ein wichti-ger Repräsentant des Neuen DeutschenFilms und des Autorenfilms.
Ab 1963 lehrte er als Professor an derHochschule für Gestaltung Ulm und lei-tete mit Edgar Reitz die Abteilung für Film-gestaltung. Im selben Jahr gründete erauch seine eigene Produktionsfirma Kai-ros-Film. 1973 wurde er Honorarprofessoran der Universität Frankfurt am Main.
Mit der Gründung der dctp (DevelopmentCompany for Television Program) 1987 istes ihm gelungen, eine Plattform für unab-hängige Programme im deutschen Privat-fernsehen zu schaffen. Die Gesellschaftervon dctp sind Alexander Kluge (37,5 %), diejapanische Werbeagentur Dentsu (37,5 %),der Spiegel-Verlag (12,5 %) und die NeueZürcher Zeitung AG (12,5 %). Seitdem istAlexander Kluge für die unabhängigen TV-Kulturmagazine 10 vor 11 und Prime-Time/Spätausgabe in RTL, News & Sto-ries in Sat.1 sowie Mitternachtsmagazin,dctp Reportage und teilweise dctp Nacht-club in VOX verantwortlich.
ALEXANDER KLUGE
„Wenn man einen Menschen mit längerer Nasemit kurzer Brennweite aufnimmt, dann sieht dasschrecklich aus. Das wäre eine Karikatur.“
65-mm-Filmkameravon Arri: Arriflex 765
1/4 EUR 866,-
links:Neue Compact PrimeLinsen von Zeiss, zumBeispiel das Distagon2,9/25 mm mit PL-Mountfür digitale und für Film-Kameras.
rechts:Ersetzt das im Interviewangesprochene Macro-Kilar: Zeiss Master Macro100 mit Lichtstärke 1:2,0und 1:1 Abbildung fürSuper 35 mm.
EIN KAMERASEMINAR MIT MICHAEL BALLHAUS
01|09 zoom 11
„Was ist denn das für ein flaches Bild, wo sind die Lichtak-
zente?“ fragt Ballhaus mit Blick auf den Monitor. „Das ist ja
höchstens Daily Soap Qualität.“ Damit soll sich hier keiner
zufrieden geben. Sechs Kamerastudenten und zwölf ange-
hende Regisseure sind drei Wochen mit dem Meister zu-
sammen. „Beinahe Tag und Nacht, auch am Wochenende“,
lacht KamerastudentMichal Grabowski, der am zehnten Tag
schon sichtlich von den Strapazen gezeichnet ist.„Wir drehen
zehn bis zwölf Stunden,mit Auf- undAbbau können es auch
mal 16 werden“, stöhnt er, ohne zu murren.
Heute wird der Tag zur Nacht gemacht. In einerWohnung
an der Berliner Bundesallee sind alle Fenster verdunkelt. In
einer Krippe liegt ein Baby. Die Eltern wollen erstmals aus-
gehen und haben eine Freundin gebeten, auf das Kind auf-
zupassen.Während sie weg sind,wird derWinzling allerhand
anstellen und die Nerven der Nanny strapazieren. So ist die
Geschichte. Gespielt wird sie von Jungschauspielern – und
auch das Baby ist echt. „Das birgt Schwierigkeiten“, sagt Re-
giestudentin Micah Magee, „es kann sein, dass wir am Ende
nicht alles so erzählen können, wie wir das wollten.“ Wenn
die Zeit knapp wird,muss improvisiert werden.„Das ist aber
nicht weiter schlimm“,meint Ballhaus.„Schließlich soll es in
diesem Seminar vor allem um drei Dinge gehen: Licht set-
zen, Kameraführung und Kontinuität in der filmischen Er-
zählung.“
Während die Studenten das nächste Bild einleuchten und
die Regisseurinmit den Darstellern probt, führt Ballhaus uns
durch die Räume. „Wir können hier mit sehr hochwertiger
Technik drehen“, sagt er mit Blick auf die digitale Arri D21.
„Eine hervorragende Kamera, auch wenn ich für Spielfilme
immer noch Filmkameras bevorzuge.“ Die Auflösung des Ki-
nofilms sei mit 8K gegenüber 2K bei digitalen Systemen doch
immer noch weit überlegen. „Aber es wird nicht mehr lange
dauern, dann ändert sich das.Wer weiß, ob viele meiner Stu-
denten überhaupt noch in der Lage sein werden,mit 35-mm-
Film zu arbeiten.“
Am Set muss jeder mit anpacken. Je ein Student über-
nimmt pro Tag die Funktion des Regisseurs oder Kamera-
manns. Die anderen müssen Scheinwerfer aufbauen, Licht
setzen, den Dolly bewegen und die ganze Technik stemmen.
Für den Ton und für die Bildaufzeichnung sind Profis vor
Ort, auch eineMaskenbildnerin ist dabei. Und ganz wie beim
echten Spielfilm steht draußen vor demHaus ein kleines Ca-
tering-Mobil. Hier zaubert ein Koch zu 14 Uhr einen lecke-
ren Schweinebraten auf die Teller. „Es ist natürlich wieder
später geworden als wir dachten“, bemerkt Ballhaus, „dabei
versuche ich den Studenten immer einzubläuen, dass auch
das Einhalten des Zeitplans ein wichtiges Kriterium bei der
Arbeit ist.“
Wieder vor demMonitor sitzend, verfinstert sich sein Ge-
sicht. „Das, was hier eingeleuchtet wurde, gefällt mir gar
nicht.“ Das Bild wirkt flach, zeigt wenig Konturen. „So kann
vielleicht schlecht gemachtes Serien-Fernsehen aussehen,
aber kein Spielfilm.“ Ballhaus will trotzdem nicht weiter ein-
greifen. Studentenmüssen auch durch Fehler lernen.„Näch-
ste Woche Freitag, nach dem Schnitt und der Farbkorrektur
bei der Firma Schwarzfilm, gibt es die allgemeine Kritik.
Dann wird das alles schon zu Tage kommen. Ich will den Se-
EIN KAMERASEMINAR MIT MICHAEL BALLHAUS
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profipower
Studieren ander dffb?www.dffb.deInfos zum frühe-ren Ballhaus-Seminar 2007http://ballhaus.dffb.de/
Kameramann Michael Ballhausbeim Nachwuchs-Shooting: Licht-gestaltung bei Nachtszenen. Ineiner Wohnung an der BerlinerBundesallee lernen Studenten derdffb den Griff zu richtigen Lampe.
Michael Ballhaus im Gespräch mitKamerastudent Martin Hanslmayr.Rauhaardackel Lulu hat bereitsanderweitig Witterung aufgenom-men...
WO LULU NICHTbellen DARFText & Fotos: Jürgen Lossau
Lulu kennt sich aus am Set. Sie weiß, dass hier nicht gebellt werden darf. Und das tut sie dann auchnicht. Ansonsten ist Michael Ballhaus der kleine Rauhaardackel aber doch lästig. „Ich musste siemitnehmen, damit Lulu heute nicht allein zu Hause hockt“, sagt der legendäre Kameramann. Aberdas Gezerre an der Leine und das Herumwuseln zwischen Kabeln, Lampen, Kisten ist denn doch zunervig. „Morgen bleibt Lulu in der Wohnung“, verkündet er apodiktisch und widmet sich wieder sei-nen Studenten. Wir sind in Berlin, beim Kameraseminar der Filmhochschule dffb.
SANYO HD-2000 CONTRA SAMSUNG HMX-H106
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SAG’ JA ZU SANYO, WENN…
• runde Formen Dich schwach machen• ein Mega-Speicher Dein Ein und Alles ist• Geld keine Rolle spielt• 10-fach Zoom vom deutschenSchneiderlein ein Argument ist
SAG’ JA ZU SAMSUNG, WENN…
SANYO HD-2000 CONTRA SAMSUNG HMX-H106
Sanyo: Die Waffe in der HandSanyo ist ja so eineMarke, die man nicht immer
gleich auf dem Schirm hat. Dabei ist ihr Kame-
radesign seit Jahren sehr besonders. Sozusagen
alsWaffe in die Hand konstruiert. Und die Tech-
nik ist nicht hyperteuer. Für 700 Euro gehört
diese Xacti Ihnen.
Aber es gibt ja auch andere schöne Kisten.
Eine neue, die aus Korea kommt, ist die Sam-
sung HMX-H106. Kaum dicker als die Innen-
pappe einer Rolle Klopapier macht sie sich
schlank in meiner Hand.Aber sie ist vergleichs-
weise ein Schwergewicht: 380 Gramm gegen 268
Gramm bei der Sanyo. Bei diesen Fliegenge-
wichtsklassen kommt’s allerdings auf ein halbes
Pfund mehr oder weniger nicht mehr an. Je-
denfalls nicht in der Hand, vielleicht eher schon
in der Manteltasche – wenn die Klamotten
unter dem Gewicht von der Schulter rutschen.
Das will man ja auch nicht.
Der ganze Stolz der neuen Samsung ist ihr
Solid State Drive. Superschnell, kaum zu hören
und mit seinen internen 64 Gigabyte mächtig
datenhungrig. Da laufen 568 Minuten in höch-
ster Qualität rein. Also, ich kann mir beileibe
keine Urlaubsreise denken, bei der man das alles
nutzen könnte.Wen will man damit später fol-
tern? Will sagen: Der Speicher reicht dicke.
Samsung: Schwachpunkt FotosAber die Fotos, die sind der Schwachpunkt. Nur
4,7 Megapixel – und das bei 900 Euro Kosten.
Da haben andere viel mehr zu bieten. Allen
voran die neue von JVC Everio GZ-X900 mit
ihrer 9-Megapixel-Power. Und natürlich die be-
reits in die Hand genommene Sanyo.
Doch die Sanyo hat keinen eingebauten Spei-
cher. Da ist ihr die Samsung weit voraus. Na-
türlich ist sie dafür teurer. 900 Euro für die Sam-
sung, 700 Euro für die Sanyo. Trotzdem ist die
Sanyo letztlich eher auf dem Siegertreppchen:
Sie hat einen Mikrofonanschluss. Und das ist
einfach ein Muss, wenn man vernünftige Auf-
nahmen machen will. Die eingebauten Run-
dumempfänger eignen sich nun mal nicht für
Interviews oder andere zielgerichtete Tonauf-
nahmen. Ein Gerät in der Klasse um 900 Euro
sollte nicht nur gut aussehen, sondern auch gut
ausgestattet sein.
• Leichtgewichte auf Deiner Wellenlänge liegen• die Kamera eine Waffe sein soll• Dir Fotos mindestens so wichtig wie Filme sind• Du auf guten Ton gepolt bist (Mikro-Anschluss)• alles auch gaaanz langsam ablaufen soll (Zeitlupe)• 16-fach Zoom Dich antörnt
Die erste, die mir in die Hände fiel, nennt sich
Dual-Kamera.Nicht etwa, weil der frühere Plat-
tenspielerproduzent aus dem finsteren Schwarz-
wald das Ding herstellen würde. Nein, sie heißt
so, weil sie beides kann: Fotografieren und Fil-
men. Die Sanyo Xacti HD-2000 sieht aus wie
eine Faserwaffe aus einem Science-Fiction-
Streifen und liegt schon mal gut in der Hand.
Allerdings nimmt sie nicht so ohne weiteres in
einer Jackentasche Platz. Im Gegensatz zu den
schlanken Sony HD-Titancamcordern, die
kaum auftragen.
Aber in erster Linie soll’s ja um die Bildquali-
tät gehen, gelle? Mit acht Megapixel wartet die
Sanyo für Fotos auf – das ist üppig. Bei Serien-
bildern schnurrt die schöneWerbezahl allerdings
mächtig zusammen. Machen Sie mal 12 Bilder
pro Sekunde, dann bringt die Sanyo nur noch
vier Megapixel mit – und das auch nur für 15
Aufnahmen am Stück. Dann ist erstmal Schluss.
Sie muss verschnaufen, Daten stapeln. Aber wer
will auch ständig den Zieleinlauf beim Pferdega-
lopp festhalten? Also, Schwamm drüber.
Dafür hat die Sanyo nicht nur HD-Video-
qualität zu bieten – und zwar mit stolzen 5,31
Megapixel –, sondern auch eine beachtliche
Zeitlupe. Also, wieder hin zu den Pferden und
das ganze mal mit 10-facher Dehnung festhal-
ten. 600 Bilder pro Sekunde oder 240 Bilder pro
Sekunde, das ist das Angebot der kleinen Sanyo.
Apropos klein: Sie ist zwar klein, aber das Tas-
tencenter auf der Rückseite ist groß genug für
meine Wurstfinger. Wann hat man das schon
mal – bei den Japanern!
Text: Wolfgang Hannemann
Wenn man jeden Tag diese Mörderoschis im Studiodurch die Gegend schiebt oder fette Kisten auf derSchulter trägt, dann sehnt man sich privat nach wasKleinem, Leichtem. Und nachdem nun die Hobby-Digitalknipsen alle mit Videofunktion aufwarten unddie SLRs sogar HD produzieren, dachte ich mir:Such mal eine, die beides kann – bunte Bilder einzelnund in Serie. Aber taugen die Dinger was?
ist Kameramann inHamburg. Er reali-siert Features für denNDR, ist lichtsetzen-der Kameramann beiSportübertragungendes WDR, steht imStudio für Kerner undLanz (ZDF) und
dreht in Lüneburg „Rote Rosen“ für dieARD. Für zoom führt er in jeder Ausgabeeinen eigenwilligen Test durch und reißtsein Schandmaul auf.
WOLFGANG HANNEMANN
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WIE MAN MIT WENIG GELD SCHÖNE FILME MACHT
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WIE MAN MIT WENIG GELD SCHÖNE FILME MACHT
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filmemacher
Ich habe einen Bewerbungsfilm, den ich an diverse Film-
hochschulen schicken wollte, realisiert. Dafür arbeitete ich
hauptsächlich mit zwei Schauspielschülern und einem Stu-
denten der Medientechnik zusammen, der sich um die Ton-
aufnahme kümmerte. Ich hatte für das Projekt kein Budget
zur Verfügung. Und trotzdem ist ein 30-minütiger Kurzfilm
entstanden: „Das Wörtchen auf dem goldenen Halbmond“.
Zu den ersten Schritten eines Filmprojektes zählt, aus
einer Geschichte ein Drehbuch zu formen. Hier entscheidet
sich, ob sich der Film mit geringen Mitteln realisieren lässt
oder obman eher etwas tiefer in die Tasche greifenmuss. Ein
Actionfilm beispielsweise, mit Stunts, Feuer und vielen Ef-
fekten, lässt sich ohne Finanzierung nicht zufrieden stellend
umsetzen.Das Ergebnis wird sicher nicht der eigenenVision
entsprechen. Man sollte sich also von Anfang an auf reali-
stisch realisierbare Stoffe konzentrieren, wenn kein Geld vor-
handen ist. Dazu gehören Geschichten aus dem eigenen
Alltag bzw. aus der eigenen Welt. Handlungen in der Ver-
gangenheit oder der Zukunft, auf dem Mond oder der Ant-
arktis, sind eher heikle Themen…
Wenn es allerdings doch Effekte sein sollen, dannmit Be-
dacht. Denn Effekte wirken schnell billig und werten den
Film eher ab, als dass sie das Gegenteil bewirken. Außerdem
sollten sie stets inhaltlich begründet sein und stilistisch in
das Gesamtkonzept passen.
Her mit den SchauspielernDie Arbeit mit den Schauspielern steht immer im Vorder-
grund. Denn gutes Schauspiel macht aus mancher dünnen
Story noch einen ansehnlichen Film. Schlechtes Schauspiel
wiederum kann auch aus einer guten Idee schnell eine pein-
licheVorstellung werden lassen.Man sollte hierbei also mög-
lichst nicht zur bequemsten Lösung greifen und die Darsteller
aus dem Bekanntenkreis rekrutieren. Besser beraten ist man,
wennman sich an semiprofessionelle oder angehende Schau-
spieler wendet. Ausnahmen gibt es natürlich immer.
Man kann beispielsweise in Foren im Internet Gesuche
posten oder direkt auf Annoncen von Schauspielern reagie-
ren. Es ist verblüffend, wie viele bereit sind, ohne Bezahlung
zu arbeiten. Das gilt allerdings nur unter der Voraussetzung,
dass es sich um eine nichtkommerzielle Produktion handelt.
Das bedeutet auch, dass wenn ein Film im Nachhinein noch
unerwartet einen Abnehmer findet, die Beteiligten entspre-
chend vergütet werden. Vertrauen spielt bei Nobudget eine
große Rolle.
Eine weitere mögliche Adresse sind Schauspielschulen.
Entweder man schreibt die Verwaltungen der Schulen direkt
an und sorgt für einenAushang oder man begibt sich vor Ort
und spricht potenzielle Kandidaten an. Schauspielschüler
sind häufig bereit, ohne Gage zu arbeiten, weil auch sie dabei
Erfahrung sammeln können und außerdemMaterial für ihr
Demo-Tape benötigen.
Was die eigentliche Arbeit mit den Schauspielern angeht,
so sollte man einen Kompromiss aus klaren Ansagen für die
Darsteller und deren eigener künstlerischer Freiheit finden.
Gerade weil sie nicht bezahlt werden ist das wichtig. Auf kei-
nen Fall sollte man in einen Kommandoton verfallen. Denn
die Stimmung am Set ist sehr wichtig und ein Team, das sich
gut versteht, kommt zu besseren Ergebnissen.
NO BUDGET HEISSTnicht NO FILMText: Heiko RiemannFotos & Scans: Heiko Riemann & Léna Le Gal
Auch mit wenig Geld sind schöne Filme möglich. Das Stichwort heißt „No budget“.Um einen Film, der mit extrem wenig Geld entstand, soll es hier gehen. Heiko Riemannhat ihn gedreht. Er erzählt, wie er’s gemacht hat.
Ein Spielfilm kos-tet im Normalfallextrem viel Geld.Kamera-Equip-ment, Licht, Kran,Dolly, Drehgeneh-migungen, Perso-nal – die Liste istendlos. Aber einegute Idee kannjeder haben. Unddann wäre esschade, wenn erdaraus nichtsmachen könnte,nur weil er nichtdie Mittel hat.
Filmemacher Heiko Riemannmit seiner Canon MVX 3i, demfrüheren 1-Chip-Spitzenmodelldes japanischen Herstellers.Heute günstig bei eBay zuhaben.
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Schöne Bilder mit einem ChipAuch bei der Wahl der Kameraausrüstung kann man Ein-
sparungen vornehmen. DV ist ein durchaus passables Auf-
nahmeformat und selbst mit 1-Chip-Kameras lassen sich
schöne Bilder machen. Die Kamera sollte die Möglichkeit
bieten, den Autofocus abzuschalten, die Blende manuell zu
regeln und über einen externen Mikrofoneingang verfügen.
Denn nichts wirkt amateurhafter, als ein Bild, das pumpt,
d.h. ein Bild, das pulsierend scharf und wieder unscharf wird.
Genauso sieht es nicht gut aus, wenn die automatische
Blende in einem Schwenk die Helligkeit stufenweise anpasst.
Außerdem ist es günstiger, wenn die Kamera auf Band
aufzeichnet und nicht auf Festplatte. So lässt sich das Roh-
material problemlos lagern und man muss keinen Dreh ab-
brechen, weil die Festplatte voll ist. Bänder kann man aus-
tauschen. Hierbei hat sich das FormatMiniDV bewährt. Die
Kassetten sind günstig, klein und platzsparend.Die vonman-
chen bemängelten Dropouts sind zu vernachlässigen. Zudem
sind die Tapes günstig.
Eine „gute“ Bildqualität bietet z.B. laut test-Heft 7/2008
der StiftungWarentest die Panasonic NV-GS 330 EG-S.Diese
Kamera, die auf MiniDV aufzeichnet, bekommt man neu
schon unter 330 Euro. Einen weiteren Camcorder-Test mit
günstigen Modellen findet man in Ausgabe 11/2008.
Nicht zu vergessen sind Ersatz-Akkus. Beim Kauf einer
Kamera ist meistens nur ein Akku dabei, der im besten Fall
zwei Stunden hält. Für einen Drehtag ist das zu wenig. Denn
man darf nicht vergessen, dass die Kamera nicht nur beim
Aufnehmen, sondern auch beim Einleuchten der Szene
Strom verbraucht.
Akkus, die nichts taugenIch griff für meinen Kurzfilm auf Akkus eines anderen Her-
stellers zurück, also nicht die vom Hersteller empfohlenen
Originalakkus. Sie kosteten bei eBay nicht mehr als drei Euro.
Der Nachteil: Sie hatten nicht die versprochene Laufzeit und
ließen mich schnell im Stich. Viel schlimmer ist allerdings
die Explosionsgefahr, die von solchen Billigakkus ausgeht.
Auch wenn sie nicht besonders hoch ist, sollte man auf sol-
che Akkus verzichten. Denn beim Drehen hält man die Ka-
mera oft direkt vor dem Gesicht, wo jede Explosion
schlimme Folgen hätte. Für ein gutes Bild ist das Stativ fast
genauso wichtig wie die Kamera selbst. Es sollte einen siche-
ren Stand gewährleisten, selbst wenn man leicht gegen die
Kamera stößt. Außerdem sollte es gleichmäßige Schwenks
ermöglichen. Praktisch ist zudem ein so genannter Schnell-
wechselschlitten, über den die Kamera mit dem Stativkopf
verbunden ist und unkompliziert montiert sowie wieder ent-
fernt werden kann.
Mit dem 501 Pro Video Stativkopf von Manfrotto habe
ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich erwarb ihn mit
einemDreibeinstativ im Kit für circa 350 Euro und diese In-
vestition hat sich auf jeden Fall gelohnt. Denn im Gegensatz
zur Kamera veraltet hier die Technologie nicht so schnell.
Das Licht stellt bei Drehs im Freien kein großes Problem
dar. Allerdings kommt das Licht nicht immer aus der ge-
wünschten Richtung. Steht der Schauspieler zum Beispiel
mit dem Rücken zur Sonne, sodass diese direkt in die Ka-
mera scheint, spricht man von einer Gegenlichtsituation. In
diesem Fall muss man die Blende weit schließen, um die
große Lichtmenge zu kompensieren.Dadurch wird der Him-
mel korrekt belichtet. Das Gesicht des Schauspielers erscheint
dann aber viel zu dunkel. Gleicht man die Blende nicht an,
dann wird der Himmel zu hell. Er brennt sozusagen aus.Ab-
hilfe schafft ein Reflektor. Mit seiner Hilfe kann man das
Sonnenlicht auf das Gesicht des Schauspielers lenken und
somit den Helligkeitsunterschied zwischen Gesicht und
Himmel reduzieren.
Mach Dir Deinen ReflektorEinen solchen Reflektor kann man sich auch selber basteln.
Man benötigt lediglich einen Karton,Klebstoff undwahlweise
Alufolie oder eine Rettungsdecke. Alufolie für einen silber-
nen Reflektor und eine Rettungsdecke für einen goldenen.
Nun muss man nur noch die Folie auf den Karton kleben.
Bei Innendrehs kommt man selten ohne zusätzliche
Lichtquellen aus. Zwar liefern aktuelle Videokameras bei
Achtung! Automatiken sind nur gut,wenn sie auch abschaltbar sind.
Schnellkupplung am Manfrotto Stativ –mittels Schlitten.
Es muss nicht immer Festplatte, DVDoder Stick sein: Die Mini-DV-Kasset-ten sind preiswert und gut zu archi-vieren. Eine Stunde Laufzeit (höchsteQualität) gibt es schon ab 1,70 Euro.
DV ist ein durchaus passablesAufnahmeformat und selbstmit 1-Chip-Kameras lassensich schöne Bilder machen.
Ein standfestesStativ ist unverzicht-bar: Hier das Man-frotto-Stativ mit501 Neiger für rund350 Euro.
1/8 EUR 498,-
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Für Bastler unter den Filmern gibt es auch hier eine Lösung.
Man benötigt eine möglichst leichte Holzstange, ein 10 bis
15 cm langes Stück eines Plastikrohrs von ca. 10 cm Durch-
messer, eine Handvoll kräftiger Gummibänder und ein Me-
tallblättchen mit zwei Schrauben. Kernstück dieser Kon-
struktion ist das Plastikrohr mit den Gummis. Hierzu sägt
man an den Enden des Rohrs jeweils acht Schlitze, an denen
man die Gummibänder befestigt. Wo sie sich kreuzen kann
dasMikrofon aufgehängt werden.DasMetallblättchen dient
verdreht als Bindeglied zwischen Stange und Rohr.
Auch beim Drehen selber gibt es einige Dinge zu beach-
ten, die zur Aufwertung des Films beitragen. So ist es bei-
spielsweise bei Filmkameras so, dass durch das größere Bild-
fenster imVergleich zum kleinen Sensor einer Videokamera
die Tiefenschärfe viel geringer ist. Das führt dazu, dass der
Hintergrund einer Aufnahme viel schneller unscharf wird
und das Bild dadurch an Räumlichkeit und Tiefe gewinnt.
Ein wichtiger Bestandteil des von vielen angestrebten Film-
looks. Die Tiefenschärfe lässt sich aber auch durch andere
Faktoren beeinflussen. Bei einem kleinen Blendenwert, also
bei weit geöffneter Blende, erreicht man ebenfalls eine Min-
derung der Tiefenschärfe.Auch bei großem Brennweitenwert
erreicht man diesen Effekt.
Genau das habe ich mir für mein Projekt zu Nutze ge-
macht. Meine Zielsetzung war, einen Film im klassischen
Look zu realisieren. Dazu habe ich mich mit der Kamera re-
lativ weit von der Szene entfernt, um mit einer großen
Brennweite trotzdem recht nahe an die Schauspieler heran
zu kommen. So erreichte ich die angestrebte Unschärfe des
Hintergrunds.
Bei Nobudget-Projekten hat man in der Regel keine Mit-
tel, um ein aufwendiges Set zu bauen. Oft muss manmit der
eigenenWohnung vorlieb nehmen – oder mit einer, die man
von Freunden zur Verfügung gestellt bekommt. Dabei han-
delt es sich meistens um einen Kompromiss zu dem, was
man eigentlich wollte. Helfen kann man sich damit, indem
normaler Raumbeleuchtung durchaus akzeptable Bilder,
wennman aber eine besondere Lichtstimmung schaffen will,
kommt man um Lampen nicht herum. Eine preiswerte Lö-
sung sindArbeitsleuchten aus dem Baumarkt. Diese sindmit
Halogenlampen von 150 bis 500 Watt erhältlich und haben
eine Farbtemperatur zwischen 3200 und 3400 Kelvin – also
Kunstlicht. Benötigt man Tageslicht, kann man den Strahler
mit einer so genannten CTB-Folie versehen. Dies ist eine
bläuliche Folie, die das Licht so filtert, dass sein Farbspek-
trum dem des Tageslichts entspricht.Das schluckt auch einen
großen Teil der Lichtmenge, ist aber viel preiswerter als mit
Tageslichtlampen zu arbeiten.
Was die Ausleuchtung der Szene angeht, so sollte man
stets die natürliche Lichtführung unterstützen. Das heißt,
dass man analysiert, wo die natürlichen Lichtquellen sind
und verstärkt diese gegebenenfalls. Was beispielsweise ko-
misch wirkt, ist in einer Schuss-Gegenschuss-Situation die
Lichteinfallsrichtung zu wechseln. Ein weiterer Aspekt ist die
Tonaufnahme. Sie trägt entscheidend zur Qualität eines
Films bei und sollte nicht unterschätzt werden. Die einge-
bauten Mikrofone der Kameras liefern häufig schlechte Er-
gebnisse. Unliebsame Nebengeräusche entstehen durch die
Motoren der Videocam. In kleinen Räumen klingt der Ton
außerdem leicht verhallt und im Freien verursachtWind er-
hebliche Störgeräusche.
Bessere Ergebnisse erzielt man mit einem externen Mikro-
fon. Es sollte, vor allem bei der Arbeit mit einer Amateur-
Kamera, über ein Kabel mit Klinkenstecker verfügen und
ohne Phantomspeisung auskommen. Unter Phantomspei-
sung versteht man die Energiezufuhr eines Mikrofons über
den Signalweg. Für 50 Euro kann man schon ein so genann-
tes Elektretmikrofon erhalten, am besten eines mit guter
Richtwirkung (Nieren-Charakteristik).
Guter Ton mit langer StangeDoch damit ist es nicht getan. Um guten Ton aufnehmen zu
können benötigt man noch eine Tonangel, mit der man das
Mikrofon näher an die jeweilige Schallquelle bringen kann.
Ein einfacher Besenstil ist dafür nicht ausreichend, denn eine
Angel sollte mindestens folgende Bedingungen erfüllen: sie
sollte leicht sein, weil sie unter Umständen über längere Zeit
in unbequemer Position gehalten werden muss; sie sollte
Griffgeräusche nicht von der Stange auf das Mikrofon über-
tragen und über eine gewisse Länge verfügen, im Idealfall
ausfahrbar sein. Eine solche Teleskopstange kannman ab 100
Euro bekommen, allerdings fehlt dann noch eine so genannte
Spinne, mit der man das Mikrofon vor Erschütterungsge-
räuschen geschützt am Stab befestigen kann. Eine Spinne ist
eine Vorrichtung, in der das Mikrofon mit Hilfe von Gum-
mibändern elastisch aufgehängt wird.
Plakat zum Film; auchals DVD-Cover einge-setzt: „Das Wörtchenauf dem GoldenenHalbmond“. Ein No-Budget-Streifen, demman nicht ansieht, dassextrem wenig Geld imSpiel war.
Das kostet so gut wienix: selbstgebaute Ton-angel.
Günstig selbst zubasteln: Reflektorenin Silber oder Gold.
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