Post on 19-Aug-2020
Leopold KIRNER
Bundesanstalt für Agrarwirtschaft
Marxergasse 2, A‐1030 Wienleopold.kirner@awi.bmlfuw.gv.at
http://www.awi.bmlfuw.gv.at
Wettbewerbsfähigkeit und künftige Herausforderungen der Bergland‐
wirtschaft
am Beispiel Österreichs
44. AWI‐Seminar am 19. März 2010 an der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft
Inhalte der Präsentation
Historie der Abgrenzung der Bergbauernbetriebe in
Österreich
Wettbewerbsfähigkeit der Berglandwirtschaft im
Kontext Österreichs
Perspektiven der Milchproduktion im
österreichischen Berggebiet
Trends und Entwicklungen für die Zukunft
Fünf Thesen am Schluss
Abgrenzung der Bergbauernbetriebe (a)
Erstellung des Berghöfekatasters in den späten 50er JahrenRichtlinie aus dem Jahr 1957Ausweisung eines Katasterkennwertes (>= 20 = Bergbauernbetrieb)
Landwirtschaftsgesetz 1960Definition von Bergbauernbetrieben gemäß BerghöfekatasterBestimmung der Bergbauernbetriebe per Verordnungen (1964/65)Revision des Berghöfekatasters im Jahr 1971 (außer B)
BergbauernzonierungBereinigung des Berghöfekatasters und Zoneneinteilung 1974/75KKW bis 79: Zone 1; KKW 80‐149: Zone 2; 150 und mehr: Zone 3Anteil der mit einem Normaltraktor bewirtschaftbaren LF
Erschwerniszone 4Schaffung der Erschwerniszone 4 im Jahr 1984Mehr als 40 % der LF oder 5 Hektar > 50 % Hangneigung
Abgrenzung der Bergbauernbetriebe (b)Neubewertung der Erschwernisverhältnisse
Vorschlag für ein neues, tragfähiges System 1986Ziel: ein individuelles, betriebsbezogenes Bewertungssystem=> Grundlage für den Berghöfekataster neu
Abgrenzung des benachteiligten Gebiets und des Berggebiets in der EU – Auswirkungen für Österreich
Richtlinie 75/268 für benachteiligte Gebiete, Konferenz in Cork 1996Abgrenzungskriterien: Seehöhe und HangneigungBeibehaltung der Zoneneinteilung für ÖsterreichUnterschied: Bergbauernbetriebe und BerggebietBetriebe ohne Zonierung im benachteiligten Gebiet (0)Wahrungsklausel für Bergbauernbetriebe außerhalb des benachteiligten Gebiets
Berghöfekataster neuBetriebsindividuelles System zur Ermittlung der Erschwernis ab 2001
Förderungen für benachteiligte Betriebe in OÖ
von 1972‐2007 (Bergbauernzuschuss, Bewirt.‐pr. OÖ, AZ)
0,2
0,4
0,4
0,5
0,8 2,
8 3,4 4,
7 5,2 6,
66,
86,
97,
17,
37,
4 8,0
8,2 9,
812
,8 15,4 16,1
19,4 22
,0
34,6
33,8
34,4
34,2
34,0
33,4
41,3
40,2 41
,541
,341
,641
,741
,2
0
42
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Mill
. Eur
o
Vor dem EU-Beitritt 1995-2000 2001-2007
0
Förderungen je benachteiligtem Betrieb in OÖ
von 1972‐2007 (Bergbauernzuschuss, Bewirt.‐prämie
OÖ, AZ)
145
95 95 119 18
865
1 820
494
526 68
268
569
672
576
579
8 895
912 1.
018
720 79
483
4 994 1.
124
1.61
71.
621
1.64
61.
658
1.67
21.
725
2.14
32.
113
2.20
82.
229
2.33
32.
396
2.43
4
0
2.500
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Euro
je B
etrie
b
Vor dem EU-Beitritt 1995-2000 2001-2007
Bedeutung der Berglandwirtschaft heute
Anteil der Berglandwirtschaft in Österreich121.603 Betriebe im benachteiligten Gebiet (72 %)
88.957 Betriebe im Berggebiet (53 %)
69.368 Betriebe im Berghöfekataster (BHK) (41 %; siehe unten)
13 11 17 15
6
59 65
7 4 3
Nicht-Berg-bauernbetriebe
BHK-Gruppe 4
BHK-Gruppe 3
BHK-Gruppe 1
BHK-Gruppe 2
Betriebe in % Landw. Fläche in %
Wettbewerbsfähigkeit der Berglandwirtschaft in Österreich
Einkünfte aus der Land‐
und Forstwirtschaft (Datenbasis 2008)
27.8
28
25.0
63 25.7
54
26.0
41
26.5
46
15.9
95
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Ohne BHK
BHK 1-4 1
Öffentl. Gelder
Sonst. Ertrag
Aufwand ohne AfA
AfA
Einkünfte LW+FW
2 3 4Bergbauernbetriebe mit der BHK-Gruppe
Tier-haltung
Forst
Einkünfte aus der Land‐
und Forstwirtschaft von 2003 bis 2008
13,516,5
2,7
6,5
18,6
9,9
0
3.000
6.000
9.000
12.000
15.000
18.000
21.000
24.000
27.000
30.000
2003 2004 2005 2006 2007 2008
0
50
Bergbauernbetriebe
Nicht-Bergbauernbetriebe
Mindereinkommen der Bergbauernbetriebe in %
Euro
je B
etrie
b
Relevanz der öffentlichen Gelder von 2003 bis 2008
28 28 29 28 25 25
19 20 21 20 17 17
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
14.000
16.000
18.000
20.000
2003 2004 2005 2006 2007 2008
0
70
Öffe
ntlic
he G
elde
r in
Euro
Öffentliche Gelder in Prozent des Ertrags
Nicht-Bergbauernbetriebe
Bergbauernbetriebe
Haushaltssituation: Überdeckung des Verbrauchs
(Datenbasis 2008)
8.42
2
10.2
24
10.5
42
11.1
98
10.5
26
4.35
5
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Einkünfte LW+FW
Außerbetr. Einkünfte
Sozial- transfers
Privat-verbrauch
SVB
Über-deckung
Ohne BHK
BHK 1-4 1 2 3 4Bergbauernbetriebe mit der BHK-Gruppe
Perspektiven der Milchproduktion im Berggebiet
Anteil und Relevanz der Milchproduktion 2008 nach Bergbauern‐
und Nicht‐Bergbauernbetrieben
81,2 74,4
63,5
39,7 28,6
0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
30.000
35.000
40.000
1 2 3 40
120
Milchkuhbetriebe Nicht-Milchkuhbetriebe Quote je Betrieb
Bergbauernbetriebe mit der BHK-Gruppe
Nicht Berg-bauernbetr.
Bet
riebe
Milchquote je B
etrieb (t)
12% 49% 47% 37% 30%
Einkünfte aus der Land‐
und Forstwirtschaft Bergbauernbetriebe mit/ohne Milch 2003‐2008
14.000
16.000
18.000
20.000
22.000
24.000
26.000
28.000
30.000
32.000
34.000
2003 2004 2005 2006 2007 2008
Euro
je B
etrie
b
Alle von BHK-Gruppe 1+2
Milchspezialbetriebe BHK-Gruppe 1+2
Einkünfte aus der Land‐
und Forstwirtschaft Bergbauernbetriebe mit/ohne Milch 2003‐2008
14.000
16.000
18.000
20.000
22.000
24.000
26.000
28.000
30.000
32.000
34.000
2003 2004 2005 2006 2007 2008
Euro
je B
etrie
b
Alle von BHK-Gruppe 3+4
Milchspezialbetriebe BHK-Gruppe 3+4
-0,6
-0,9-2,8
-0,5-1,0
-2,3
-6,4
1,8 0,2
-0,24,8
5,3 -1,2
3,82,0
3,313,7 1,3
-0,4-0,9
-1,5 -1,3-4,1
-1,2-1,8
6,2
4,2
-0,5
0,5
1,8
13,3
11,7
-0,8
-3,9
6,4
-0,2
-1,1
3,9
-0,53,9
-2,9
-13,3
3,3
-2,2 1,4-5,2
25,58,9
2,9
11,8
15,0-5,4
1,7
16,5
3,33,4
12,4
1,5
-1,1-4,3
-1,2-1,6
7,4
6,35,7
-1,8
3,46,7
-0,2
6,3
-2,2
-1,2
7,9
2,8 3,0
8,910,1
0,32,2
-0,4
7,93,1
10,62,1
4,9
-0,0
=< -5 (31)-5 bis 5 (10)5 bis 10 (7)
10 bis 20 (22)20 bis 100 (16)
Veränderung der Milchquote von 1995/96 bis 2007/08
Einfärbung nach der relativen Ver-änderung der Milchquote nach Bezirken
xx,x = Änderung in Mill. kg
Quelle: Invekos-Daten
Leopold KIRNER
2003-2008BHK1+2 +7,4%BHK 3+4 -3,2%
1995-2008BB +19,4%NBB -2,5%
Trends und Entwicklungen für die Zukunft
Entkoppelung und Modulation (2003‐2005)
Umsetzung des Health Check (2009‐2012)
Auslaufen der Milchquote (ab 2015)
Neuausrichtung EU‐Agrarpolitik (ab 2014)
Abschluss der Doha‐Runde (2010?)
Entwicklungen in der Agrarpolitik
Mögliche Änderungen des Gesamt‐DB
nach Umsetzung des Health‐Check
GDB‐ZuwachsBetriebe Betriebe
(%)Mittel‐
wert
(%)Median
(%)Alle Betriebe 100 1,5 1,4Bergbauernbetriebe 68 1,4 1,3Nicht‐Bergbauernbetriebe 32 1,9 1,7BHK‐Gruppe
1 24 1,5 1,5
BHK‐Gruppe
2 21 1,3 1,3BHK‐Gruppe
3 19 1,3 1,2
BHK‐Gruppe
4 4 1,0 0,9Quelle: Kirner und Tribl 2008
Ende der Milchquote: Relative Änderung des Gesamt‐ DBs
ohne im Vergleich zur Situation mit Quote
Basisszenario (ohne Wachstum) Mit Wachstum
Betriebe OPT PESS OPT PESS
Milchpreis (Ct/kg) 35,3 vs. 33,1 33,1 vs. 29,7 35,3 vs. 33,1 33,1 vs. 29,7
Betrieb mit 12 Kühen ‐2,2 ‐5,0 +1,2 ‐1,6
Biobetrieb mit 22 Kühen ‐3,3 ‐6,6 +0,5 ‐3,1
Betrieb mit 30 Kühen ‐1,1 ‐6,0 +4,8 ‐0,4
Werte in Prozent zur Situation mit Milchquotenregelung
Prämien je Hektar aus der 1. Säule
125
187
249
201
256
309
319
Budget 50 Prozent
Budget 75 Prozent
Budget 100 Prozent
Bergbauernbetriebe
Futterbaubetriebe
Nicht-Bergbauernbetriebe
Marktfruchtbetriebe
Berechnung einer EU‐weiten „Grundprämie“
Buchführungsergebnisse 2008
Projektionen für Weltmarktpreise ausgewählter Produkte bis 2018
Produkt2018 zu 2006-08
2018 zu 2009-11
Weizen -18 % +7 %Ölsaaten -10 % +15 %Rind-/Kalbfleisch -8 % +9 %Butter -9 % +35 %Magermilch -22 % +28 %Vollmilchpulver -21 % +33 %
Quelle: OECD-FAO Agricultural Outlook 2009-2018
Fünf Thesen am Schluss
Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit im Berggebiet bleibt eine multifunktionale Aufgabe!
Besonders benachteiligte Betriebe verlieren an Wettbewerbsfähigkeit => Ausgleichszahlungen müssen auch in Zukunft besondere Standortnachteile abfedern!
Die Milchproduktion sichert eine höhere Wertschöpfung im Berggebiet! Perspektiven beim Ausstieg?
Die Milchproduktion wandert in die „Gunstlagen“ des Berggebiets => Schere im Berggebiet geht weiter auf!
Produkte und Leistungen der Berglandwirtschaft werden auch nach 2013 nachgefragt!