Post on 05-Apr-2015
Theoretische Grundlagen der Wissenschaft
von den Internationalen Beziehungen
Inhalt:
1) Was sind und warum beschäftigen wir uns
mit Theorien ?
2) Großtheorien der Internationalen Beziehungen
- ein Überblick
3) Differentia specifica – am Beispiel der Problematik
von Krieg und Frieden
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System von möglichst allgemeinen Aussagen über die Wirklichkeit, die systematisch geordnet und intersubjektiv
überprüfbar sind !
WISSENSCHAFT
Prognosen über zukünftige
Ereignisse zu erstellen
Konkrete Handlungsoptionen aus
einer Menge von Optionen
auszuwählen und
das diese Handlungsoptionen in die
Praxis umsetzende Handeln zu
legitimieren.
Ziel der Wissenschaft
ist es, auf Grund dieser
Aussagen:
Grundbegriffe IGrundbegriffe I
• Hypothese und Erklärung Hypothese: Empirisch gehaltvolle, wohlbegründete Aussage
oder Vermutung über das Vorkommen eines Sachverhaltes, die Wechselbeziehung zweier oder mehrerer Größen, oder den Zusammenhang von Ereignissen und/oder Ereignisfolgen; konstatiert das Vorliegen einer Regelmäßigkeit im Unter-suchungsbereich, gilt stets nur vorläufig, und muß so beschaffen sein, daß ihre Überprüfung durch Beobachtung oder Experiment gewährleistet ist.
Erklärung: Unterordnung eines Einzelfalles unter ein allgemeines Gesetz bzw. eine Gesetzeshypothese; auch Erklärung des Zustandekommens eines Ereignisses durch Rückverweis auf vorhergehende Ereignisse
GRUNDBEGRIFFE II
sind strukturell mit Hypothesen identisch. Meist werden Hypothesen, die sich
empirisch "bewährt" haben, als Gesetze bezeichnet. Beispiel: In seinem
berühmten Hundeversuch stellte Pawlow zunächst die Hypothese auf, dass
sich in einer bestimmten Versuchsanordnung ein Reiz (Futtergabe) durch
einen anderen Reiz (Glockenton) ersetzen lässt. Nachdem sich diese Hypothese
über Jahrzehnte gut bewährt hat, gilt sie als Gesetz. In den
Sozialwissenschaften ist jedoch kein einziges echtes Gesetz bekannt, da
praktisch alle sozialwissenschaftlichen Gesetzesaussagen durch
Randbedingungen eingeschränkt werden und nur in unterschiedlichem
Maße gültige Wahrscheinlichkeitsaussagen formulieren.
GESETZE
Grundbegriffe IIIGrundbegriffe III
Theorien
sind ganze Systeme von relativ allgemeinen wissenschaftlichen
Sätzen (miteinander verbundene Gesetzesaussagen), die einen
bestimmten Ausschnitt der Realität widerspruchsfrei erklären sollen.
Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Allgemeinheit erscheint es
fraglich, ob es in der Sozialwissenschaft überhaupt (noch bzw. schon)
echte Theorien gibt (Mangel an echten Gesetzen, siehe oben).
Momentan wird die Forschung klar von den Theorien mittlerer
Reichweite, die sich nur auf bestimmte soziale Phänomene in
bestimmten Gesellschaften beziehen, dominiert.
Theorien
sind ganze Systeme von relativ allgemeinen wissenschaftlichen
Sätzen (miteinander verbundene Gesetzesaussagen), die einen
bestimmten Ausschnitt der Realität widerspruchsfrei erklären sollen.
Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Allgemeinheit erscheint es
fraglich, ob es in der Sozialwissenschaft überhaupt (noch bzw. schon)
echte Theorien gibt (Mangel an echten Gesetzen, siehe oben).
Momentan wird die Forschung klar von den Theorien mittlerer
Reichweite, die sich nur auf bestimmte soziale Phänomene in
bestimmten Gesellschaften beziehen, dominiert.
Grundbegriffe IV
Axiome
sind Bestandteil einer jeden Theorie: grundlegende Annahmen, die
gewissermaßen das Fundament der Theorie bilden, als "evident"
(unmittelbar einsichtig) gelten und nicht mehr in Frage gestellt
werden. Axiome werden in sozialwissenschaftlichen Theorien
praktisch nie explizit genannt. Ein Axiom wäre beispielsweise die in
handlungstheoretischen Ansätzen enthaltene Annahme, dass alle
Menschen bestimmte Interessen haben, die sie bewusst oder
unbewusst verfolgen.
PrämissePrämisse gesellschaftliches, politisches und auch
wissenschaftliches Handeln ist nicht unmittelbar als Reflex auf die reale Situation zu verstehen, auf die sich dieses Handeln bezieht. Vielmehr wird es gesteuert durch die Perzeption einer realen Situation und durch die Interpretation, d.h. durch das Bild, das wir uns von der Handlungssituation machen - unabhängig davon, ob die Handlungs-situation tatsächlich so beschaffen ist, wie wir sie sehen und interpretieren (Thomas-Theorem).
gesellschaftliches, politisches und auch wissenschaftliches Handeln ist nicht unmittelbar als Reflex auf die reale Situation zu verstehen, auf die sich dieses Handeln bezieht. Vielmehr wird es gesteuert durch die Perzeption einer realen Situation und durch die Interpretation, d.h. durch das Bild, das wir uns von der Handlungssituation machen - unabhängig davon, ob die Handlungs-situation tatsächlich so beschaffen ist, wie wir sie sehen und interpretieren (Thomas-Theorem).
Kognitive Schemata Das Bild der politischen Realität wird nicht durch Informationen und
Erfahrungen geprägt, die unmittelbar aus politischen Ereignissen, Krisen und Konflikten stammen. Sie werden vielmehr vermittelt - gleichsam gefiltert - durch politische und gesellschaftliche Interessen, Erfahrungen und Traditionen, denen das realitätswahrnehmende Subjekt im Prozeß seiner politischen Sozialisation ausgesetzt ist.
In diesem Prozeß bilden sich Schablonen, Muster, Glaubenssätze, Verhaltensmaßstäbe, Urteile und Vor-Urteile - kognitive Schemata - die die Auswahl aktueller Informationen steuern und ihre Deutung und Bewertung bestimmen. Die Bedeutung dieser Schemata erhellt nicht zuletzt aus dem Umstand, daß der Mensch tagtäglich einer derart großen Menge an Informationen aus und über seine Umwelt ausgesetzt ist, daß sein Wahrnehmungs- und Informations- verarbeitungsvermögen binnen kurzem durch "information overload" blockiert würde, besäße er nicht die Möglichkeit, unter Rekurs auf kognitive Schemata die potentiell unendliche Informationsmenge zu begrenzen, aus ihr auszuwählen und das Ausgewählte nach bestimmten Bezugsmustern zu ordnen.
Verschiedenheit der Weltsichten
Ganz besondere Bedeutung haben solche Muster und Schemata in Lebensbereichen, die wie die internationalen Beziehungen der unmittelbaren, alltäglichen Erfahrung des Individuums entzogen sind. Die Vorstellungen des Menschen über die politischen Ziele und Verhaltensweisen anderer Staaten bilden sich nach den in seinem Kopf vorhandenen, im Umgang mit gesellschaftlicher und politischer Realität erworbenen Wahrnehmungs- und Interpretationsmustern. Diese sind nicht für alle Menschen gleich, sondern je nach Qualität, Inhalt und Intensität der politischen Sozialisation des Individuums verschieden.
Die Verschiedenheit der kognitiven Schemata und der von ihnen gesteuerten Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsprozesse bedingt auch eine Verschiedenheit der individuellen Weltsichten. Allerdings läßt sich diese durch Konsensbildung - durch die Verabredung mehrerer Individuen dazu, Phänomene einheitlich zu bewerten und zu interpretieren - teilweise überbrücken und in einer verabredeten gemeinsamen Weltsicht aufheben.
In stärker abstrahierend-kategorisierender, logisch-formalisierter und
insbesondere an das Kriterium der Nachprüfbarkeit von Aussagen gebundener Form liegt dieser Prozeß auch der wissenschaftlichen Erkenntnis, vor allem aber auch dem Prozeß wissenschaftlicher Theoriebildung zugrunde.
Theorieelemente und Theoriefunktionen Theorieelemente und Theoriefunktionen
1. Begriff => Konstrukt => Idealtyp => Typologie
1. Begriff => Konstrukt => Idealtyp => Typologie
2. Begriffsschema („conceptual framework“)
=> Vortheorie („pre-theory“) => Untersuchungsansatz
(„approach“)
2. Begriffsschema („conceptual framework“)
=> Vortheorie („pre-theory“) => Untersuchungsansatz
(„approach“)
3. Vermutung => Hypothese => Gesetz3. Vermutung =>
Hypothese => Gesetz
4. Axiom => Proposition/Theorem/Lehrsatz
4. Axiom => Proposition/Theorem/Lehrsatz
5. Modell => wissenschaftliches Weltbild => Paradigma oder
Großtheorie
5. Modell => wissenschaftliches Weltbild => Paradigma oder
Großtheorie
1. Darstellungsmittel (ontologische Theorie)
Feststellung dessen „was eigentlich ist“
1. Darstellungsmittel (ontologische Theorie)
Feststellung dessen „was eigentlich ist“
2. Erklärungsmittel (explanative Theorie)
Feststellung der Gründe: „Warum ist das eingetreten
was jetzt der Fall ist ?“
2. Erklärungsmittel (explanative Theorie)
Feststellung der Gründe: „Warum ist das eingetreten
was jetzt der Fall ist ?“
3. Rechtfertigungsmittel (validierende Theorie)
Feststellung der Angemessenheit der Erklärung:
„Warum gilt die Erklärung dessen, was jetzt der Fall ist ?“
3. Rechtfertigungsmittel (validierende Theorie)
Feststellung der Angemessenheit der Erklärung:
„Warum gilt die Erklärung dessen, was jetzt der Fall ist ?“
THEO RIE
Theoriefunktionen Theoriefunktionen
1. Darstellungsmittel (ontologische Theorie)
Feststellung dessen „was eigentlich ist“
1. Darstellungsmittel (ontologische Theorie)
Feststellung dessen „was eigentlich ist“
2. Erklärungsmittel (explanative Theorie)
Feststellung der Gründe: „Warum ist das eingetreten
was jetzt der Fall ist ?“
2. Erklärungsmittel (explanative Theorie)
Feststellung der Gründe: „Warum ist das eingetreten
was jetzt der Fall ist ?“
3. Rechtfertigungsmittel (validierende Theorie)
Feststellung der Angemessenheit der Erklärung:
„Warum gilt die Erklärung dessen, was jetzt der Fall ist ?“
3. Rechtfertigungsmittel (validierende Theorie)
Feststellung der Angemessenheit der Erklärung:
„Warum gilt die Erklärung dessen, was jetzt der Fall ist ?“
Großtheorien internationaler Beziehungen
Unsere Eingangsfrage nach den Gründen für die Disparatheit der inhaltlichen Füllungen der Grundbegriffe der Lehre von den Internationalen Beziehungen läßt sich vorläufig beantworten: Die Entwicklung der Lehre von den Internationalen Beziehungen hat - in Reaktion auf außerwissenschaftliche, politisch-gesellschaftliche Krisenphänomene - eine Reihe unterschiedlicher Großtheorien internationaler Beziehungen gezeitigt, die die Phänomene der internationalen Politik mit je unterschiedlichem Erkenntnisinteresse und davon abhängiger Fragestellung auf der Grundlage je verschiedener anthropologischer, ethisch-normativer und methodischer Vorverständnisse zu erfassen suchen. Diese Großtheorien differieren im Blick auf ihre ontologischen, d.h. die Natur des Erkenntnisgegenstandes betreffenden Grundannahmen: sie formulieren unterschiedliche Prämissen und Annahmen
• über die Beschaffenheit, Qualität und Struktur des internationalen Milieus, d.h. des Handlungs(um)feldes internationaler Akteure;
• über Beschaffenheit, Qualität und Charakter der in diesem Handlungs(um)feld (überwiegend) handelnden Einheiten, d.h. der internationalen Akteure selbst;
• über die von diesen verfolgten Interessen und Ziele sowie über die Mittel, die zur Verwirklichung dieser Interessen und Ziele gemeinhin ein-
gesetzt werden.
Theorienkonkurrenz, nicht Theorienwechsel
Jede Großtheorie zeichnet ein für sie charakteristisches Weltbild internationaler Beziehungen; Großtheorien und wissenschaftliche Weltbilder konkurrieren miteinander, ohne daß letztlich entschieden werden kann, welche dieser Großtheorien und Weltbilder die (einzig) richtige Deutung der internationalen Wirklichkeit darstellt.
Denn dazu würde die Wissenschaft einen archimedischen Punkt über und außerhalb der Konkurrenz ihrer Großtheorien - oder gleichsam eine Meta-Großtheorie - benötigen, die es erlaubte, Kriterien für die Wahrheit oder Falschheit jener Prämissen zu etablieren, auf die die einzelnen Großtheorien ihre Aussagen zurückführen.
Ein solcher archimedischer Punkt ist gegenwärtig nicht in Sicht !
Großtheorie Akteur Milieu Strukturprinzip
Realismus
Nationalstaat
Staatenwelt als anarchischer (Natur-)
Zustand
vertikale Segmentierung,
unlimitiertes Nullsummenspiel um
Macht, Einfluss, Ressourcen
Englische
Schule
Staatenwelt als rechtlich verfasste
internationale Staatengesellschaft
vertikale Segmentierung, durch Norm und
Übereinkunft geregeltes
Nullsummenspiel
Idealismus Individuum Weltgesellschaft als internationale
Gesellschaft der Individuen
universalistische Verfassung
GROßTHEORIEN INTERNATIONALER BEZIEHUNGEN
GROßTHEORIEN INTERNATIONALER BEZIEHUNGEN
Großtheorie Akteur Milieu Strukturprinzip
Interdependenz-orientierter Globalismus
individuelle oder gesellschaftliche Akteure
transnationale Gesellschaft
funktionale, grenzübergreifende
Vernetzung
Imperialismus-theorien
individuelle oder gesellschaftliche Akteure,
die Klasseninteressen vertreten
internationale Klassengesellschaft
gesellschaftlich: horizontale
grenzübergreifende Schichtung;
(macht-)politisch: vertikale Segmentierung
der imperialistischen Konkurrenten
Dependenzorientierter Globalismus:
Dependenztheorien und Theorien des kapitalistischen
Weltsystems
gesellschaftliche und nationalstaatliche
Akteure, die Klasseninteressen
vertreten
kapitalistisches Weltsystem als
Schichtungssystem von Metropolen und
Peripherien
horizontale Schichtung nationaler Akteure im
Weltsystem; strukturelle Abhängigkeit der
Peripherien von den Metropolen; strukturelle
Heterogenität der Peripherien
Realismus Pluralismus Strukturalismus
Hauptakteure Staaten Staaten und nichtstaatliche
gesellschaftliche Akteure
gesellschaftliche und nationalstaatliche
Akteure, die Klasseninteressen
vertreten
Kernfragen und Hauptprobleme
Internationale Anarchie; Sicherheitsdilemma;
Machtstreben
Transnationalismus und Interdependenz, aber keine klaren Problem-hierarchien zwischen
Sachgebieten
Ausbeutung, Imperialismus,
(Entwicklung der) Unterentwicklung in
Zentrums-Peripherie-Relationen
Hauptprozesse Streben nach militärischer und/ oder ökonomischer
Sicherheit; Balance of Power
Bargaining; Management von
Problemkomplexen; Veränderung der Wertehierarchien
Streben nach ökonomischer
Dominanz
Hauptergebnisse Krieg oder (negativer) Frieden
Erfolgreiches Management komplexer
Interdependenz
Spaltung der Weltgesellschaft
zwischen Zentrum und Peripherie;
kontinuierliche Ausbeutung der (armen)
Peripherie durch das (reiche) Zentrum
Perspektivische Konsequenzen unterschiedlicher IB-Theorien Perspektivische Konsequenzen unterschiedlicher IB-Theorien
IDEALISMUS REALISMUS
MENSCHENBILD
Der Mensch ist von Natur aus vernunftbegabt; er orientiert sein Handeln an vernunftbegründeten und deshalb für ihn einsehbaren Normen oder Idealen, die sein Handeln auf den Fortschritt zum Besseren verpflichten
Der Mensch ist eingebunden in die Widersprüche von Norm und Realität, von schöpferischen und zerstörerischen Verwirklichungs-Möglichkeiten der Freiheit. Aus diesen Widersprüchen resultiert Angst, aus der Angst der Versuch, durch Machterwerb Sicherheit zu gewinnen
ERKENNTNIS-INTERESSE
Bewahrung des Weltfriedens durch Überwindung der Staatenkonkurrenz zugunsten einer internationalistisch-kosmopolitischen Weltgesellschaft oder eines Weltstaates
Bewahrung des Weltfriedens durch Einsicht in die Lehren der Vergangenheit und deren Nutzung zur Lösung der Probleme der Gegenwart
FRAGE-STELLUNG
Welche Normen sind zu entwickeln, um
politisches Handeln am Ziel der
Verwirklichung des Weltfriedens zu
orientieren ?
Oder:
Wie soll internationale Politik beschaffen
sein ?
Welche vergleichbaren, typischen
Bedingungen, Formen, Triebkräfte
bestimmen die Beziehungen
zwischen den Staaten ?
Oder:
Wie ist internationale Politik
tatsächlich beschaffen?
Grundpositionen Idealismus –
Realismus Debatte
IDEALISMUS REALISMUS
GEGENSTAND
Weltgesellschaft als (im Entstehen begriffene)
Weltgemeinschaft der Individuen und
sozialen Gruppen
offenes, multipolares
Staatensystem ohne zentrale
Entscheidungs- oder
Sanktionsinstanz
HAUPTAKTEURE DER
INTERNATIONALEN POLITIK
Individuen und deren gesellschaftliche
Zusammenschlüsse (auch: grenz-
übergreifende nichtgouvernementale
Organisationen - INGOs)
Souveräne Nationalstaaten
HANDLUNGS-PRÄMISSE
Analogie zum Gesellschaftsvertrag und
zur Innenpolitik: die den anarchischen
Naturzustand im Staatsinnern
überwindenden Faktoren lassen sich als
ordnungsstiftende Elemente auf der
internationalen Ebene reproduzieren und
instrumentalisieren
Analogie zum
vorgesellschaftsvertraglichen
Naturzustand: mangels einer
den einzelstaatlichen
Souveränen übergeordneten
Zwangsgewalt befindet sich die
Staatenwelt im Zustand
internationaler Anarchie
Grundpositionen Idealismus –
Realismus Debatte
IDEALISMUS REALISMUS
HANDLUNGSZIELE
Herstellung einer internationalen Friedensordnung
Sicherung der staatlichen Eigenentwicklung und
Durchsetzung des Nationalinteresses in einer dem
Grunde nach feindlichen Umwelt; Stabilisierung des internationalen
Staatensystems
TYPISCHE MITTEL ZUR
VERWIRKLICHUNG DER ZIELE
Aufklärung über gemeinsame Interessen Erziehung zu normgerechtem Handeln Demokratisierung autokratischer
Herrschaftsgebilde Förderung der kollektiven Sicherheit und
der internationalen Zusammenarbeit spinnwebnetzartige Vermaschung
internationaler Organisationen im
Weltmaßstab
Demonstration von Macht Sicherheits-, Bündnis- und Erwerb, Erhalt, Vermehrung,
Gleichgewichtspolitik notfalls militärische Selbsthilfe
oder Gewaltanwendung
HANDLUNGSMILIEU universaler Weltstaat bzw. universales Weltgemeinwesen
Strukturprinzip: horizontale Schichtung
Zersplittertes Milieu der Staatenwelt
Strukturprinzip: vertikale Segmentierung
Grundpositionen Idealismus –
Realismus Debatte
Menschenbild Der Mensch ist von Natur aus vernunftbegabt; er orientiert sein
Handeln an vernunftbegründeten und deshalb für ihn
einsehbaren Normen oder Idealen, die sein Handeln auf den
Fortschritt zum Besseren verpflichten
Erkenntnisinteresse Bewahrung des Weltfriedens durch Überwindung der
Staatenkonkurrenz zugunsten einer internationalistisch-
kosmopolitischen Weltgesellschaft oder eines Weltstaates
Fragestellung Welche Normen sind zu entwickeln, um politisches Handeln am
Ziel der Verwirklichung des Weltfriedens zu orientieren ?
Oder:
Wie soll internationale Politik beschaffen sein ?
Gegenstand Weltgesellschaft als (im Entstehen begriffene) Weltgemeinschaft
der Individuen und sozialen Gruppen
Hauptakteure der internationalen Politik
Individuen und deren gesellschaftliche Zusammenschlüsse (auch:
grenzübergreifende nichtgouvernementale Organisationen -
INGOs)
Handlungsprämisse Analogie zum Gesellschaftsvertrag und zur Innenpolitik: die den
anarchischen Naturzustand im Staatsinnern überwindenden
Faktoren lassen sich als ordnungsstiftende Elemente auf der
internationalen Ebene reproduzieren und instrumentalisieren
Handlungsziele Herstellung einer internationalen Friedensordnung
Handlungsmilieu universaler Weltstaat bzw. universales Weltgemeinwesen.
Strukturprinzip: horizontale Schichtung
Charakteristikum der
internationalen
Politik
Nichtnullsummenspiel
Der auf Fortentwicklung der Produktivkräfte und sich stetig
ausbildender internationaler Arbeitsteilung beruhende
Zuwachs an verteilbaren Wirtschaftsgütern im
freihändlerisch verfassten internationalen System erlaubt
die Befriedigung steigender Akteursansprüche aus der
Zuwachsmasse des Weltsozialprodukts
Menschenbild Der Mensch ist eingebunden in die Widersprüche von Norm
und Realität, von schöpferischer und zerstörerischer
Verwirklichungsmöglichkeiten der Freiheit. Aus diesen
Widersprüchen resultiert Angst, aus der Angst der Versuch,
durch Machterwerb Sicherheit zu gewinnen
Erkenntnisinteresse Bewahrung des Weltfriedens durch Einsicht in die Lehren der
Vergangenheit und deren Nutzung zur Lösung der Probleme
der Gegenwart
Fragestellung Welche vergleichbaren, typischen Bedingungen, Formen,
Triebkräfte bestimmen die Beziehungen zwischen den
Staaten ?
Oder:
Wie ist internationale Politik tatsächlich beschaffen?
Gegenstand offenes, multipolares Staatensystem ohne zentrale
Entscheidungs- oder Sanktionsinstanz
Hauptakteure der
internationalen Politik
Souveräne Nationalstaaten
Handlungsprämissen Analogie zum vorgesellschaftsvertraglichen Naturzustand:
mangels einer den einzelstaatlichen Souveränen
übergeordneten Zwangsgewalt befindet sich die Staatenwelt im
Zustand internationaler Anarchie
Handlungsziele Sicherung der staatlichen Eigenentwicklung und Durchsetzung
des Nationalinteresses in einer dem Grunde nach feindlichen
Umwelt; Stabilisierung des inter-nationalen Staatensystems
typische Mittel zur
Verwirklichung der
Ziele
Sicherheits-, Bündnis- und Gleichgewichtspolitik
notfalls militärische Selbsthilfe oder Gewaltanwendung
Erwerb, Erhalt, Vermehrung, Demonstration von Macht
Handlungsmilieu zersplittertes Milieu der Staatenwelt. Strukturprinzip:
vertikale Segmentierung
Charakteristikum
der internationalen
Politik
Nullsummenspiel
Die Gesamtmenge der im internationalen Staatensystem
verteilbaren Güter (Macht, Ressourcen, Einfluss) bleibt in
aller Regel unverändert; in der Staatenkonkurrenz geht der
Güterzuwachs eines Akteurs immer zu Lasten anderer
HOBBES
Idealtypisch-metaphorische Charakteristika der internationalen Politik
Historischer HintergrundHistorischer HintergrundIdeengeschichtliche QuelleIdeengeschichtliche Quelle
Radizierung von Herrschaft Genese der friedens- und sicherheitsstiftenden Funktion des (fürstlichen) Territorialstaats Trennung von Innen und Außen, dann auch von Innen- und Außenpolitik Entstehung des europäischen Staatensystems seit 1648 bzw. 1713
Radizierung von Herrschaft Genese der friedens- und sicherheitsstiftenden Funktion des (fürstlichen) Territorialstaats Trennung von Innen und Außen, dann auch von Innen- und Außenpolitik Entstehung des europäischen Staatensystems seit 1648 bzw. 1713
MACHIAVELLI
Entwicklung des Staatsräsongedankens als
legitimatorischer Bezugspunkt für die
Selbstbehauptung des modernen Territorialstaats
Entwicklung des Staatsräsongedankens als
legitimatorischer Bezugspunkt für die
Selbstbehauptung des modernen Territorialstaats
Überwindung des innergesellschaftlichen Naturzustands durch die
gesellschaftsvertragliche Begründung des Leviathan; Legitimation von
Herrschaft als Garant einer territorial abgegrenzten
sicherheitsgemeinschaftlichen Schutzzone: Basis des Souveränitäts-
Anspruchs; Freisetzung des Naturzustands-Konzepts zur
Charakterisierung der Beziehung zwischen solchen Schutzzonen
(d.h. souveränen Staaten)
Überwindung des innergesellschaftlichen Naturzustands durch die
gesellschaftsvertragliche Begründung des Leviathan; Legitimation von
Herrschaft als Garant einer territorial abgegrenzten
sicherheitsgemeinschaftlichen Schutzzone: Basis des Souveränitäts-
Anspruchs; Freisetzung des Naturzustands-Konzepts zur
Charakterisierung der Beziehung zwischen solchen Schutzzonen
(d.h. souveränen Staaten)
KENNLINIEN DES KLASSISCHEN REALISMUS
NATURRECHTSLEHRE (16. – 18. Jh.)
HISTORISCHE RECHTSSCHULE (19. Jh.)
Lehre von der Rechts-, dann (organologisch-mystisch überhöhten)
Verbandsperson des Staates (als eigenwilliger souveräner Akteur ) Lehre von der Rechts-, dann (organologisch-mystisch überhöhten)
Verbandsperson des Staates (als eigenwilliger souveräner Akteur )
Idealtypisch-metaphorische Charakteristika der internationalen PolitikIdealtypisch-metaphorische Charakteristika der internationalen Politik
SytemebeneSytemebene
anarchische Struktur
Sicherheitsdilemma: Erhöhung der eigenen
Sicherheit durch Stärkung militärischer
Fähigkeiten verringert die Sicherheit anderer;
Folge: spiralenförmiger Rüstungswettlauf
Gleichgewicht der Mächte durch
Abschreckung
Internationale Politik als
Nullsummenspiel staatlicher Akteure um
Macht, Ressourcen, Einfluss
anarchische Struktur
Sicherheitsdilemma: Erhöhung der eigenen
Sicherheit durch Stärkung militärischer
Fähigkeiten verringert die Sicherheit anderer;
Folge: spiralenförmiger Rüstungswettlauf
Gleichgewicht der Mächte durch
Abschreckung
Internationale Politik als
Nullsummenspiel staatlicher Akteure um
Macht, Ressourcen, Einfluss
AkteursebeneAkteursebene
exklusiver Handlungsanspruch der
Akteure im Bereich der „high politics“
Territorialität: Schutzfunktion der
harten Schale
zweckrationales,
nutzenmaximierendes /nutzen-
optimierendes Handeln
Prinzip der (notfalls militärischen) Selbsthilfe
bei der Durchsetzung von Interessen
exklusiver Handlungsanspruch der
Akteure im Bereich der „high politics“
Territorialität: Schutzfunktion der
harten Schale
zweckrationales,
nutzenmaximierendes /nutzen-
optimierendes Handeln
Prinzip der (notfalls militärischen) Selbsthilfe
bei der Durchsetzung von Interessen
Akteure Nationalstaaten
Prozesse Nullsummenspielartige Konkurrenz um Macht, Einfluss und Ressourcen
Strukturprinzip Sicherheitsdilemma
Milieu Staatenwelt als internationaler anarchischer Naturzustand
Friedenskonzept Sicherheit des Akteurs (als Voraussetzung seines Überlebens)
(Erklärungs-)Ansatzebene
(außengerichtetes) Aktions-/Interaktionsverhalten der Akteure („unit-level-explanation“)
Mittel Machtakkumulation, (gewaltsame) Selbsthilfe zur Durchsetzung von Eigeninteressen, Abschreckung, Gleichgewichtspolitik
Schlagwort Abschreckungsfrieden unter Anarchie
Friedensschaffende Leitprinzipien klassischer Großtheorien:Friedensschaffende Leitprinzipien klassischer Großtheorien:
REALISMUS
REALISMUS
Akteure Nationalstaaten
Prozesse Konflikt und Kooperation im Rahmen gemeinschaftlich anerkannter Verhaltensregeln
und (informeller wie formeller) Institutionen
Strukturprinzip Kontrolle des Machtstrebens und der Machtausübung der Akteure
in der internationalen
Anarchie
Milieu Staatenwelt als rechtlich verfasste internationale Staatengesellschaft
Friedenskonzept Garantie der Erwartungsverlässlichkeit des
Akteurshandelns in der internationalen (Rechts-) Ordnung
(„pacta sunt servanda“) (Erklärungs-)Ansatzebene
Vergesellschaftung/ Systembildung der Akteure; Phänomen der „governance without
government“
Mittel Ausbildung eines Konsenses der Akteure über gemeinschaftliche Interessen,
(Selbstbindende Verhaltens-) Regeln und Institutionen; insbes. Anerkennung/
Befolgung von Verhaltensregeln, die die Gewaltausübung in der Staatengesellschaft
einhegen, beschränken, reduzieren
Schlagwort (Rechts-)Ordnungsfrieden unter regulierter Anarchie
RATIONALISMUS
RATIONALISMUS
Akteure individuelle, gesellschaftliche, nationalstaatliche Akteure
Prozesse internationale Arbeitsteilung und funktionale Vernetzung als Ergebnis wie als Voraussetzung wissenschaftlicher, technischer, ökonomischer und politischer
Modernisierung
Strukturprinzip Kooperation und Interdependenz
Milieu Staaten- und Gesellschaftswelt als Friedensgemeinschaft liberaler Demokratien
Friedenskonzept Fortschreitende Verwirklichung von Freiheit, Gerechtigkeit, Wohlfahrt als menschliche Existenzbedingungen plus Intensivierung der internationalen
Kooperation plus Förderung der Modernisierung als Bedingung moralischer Perfektibilität wie zunehmender Wohlfahrt der Menschheit
(Erklärungs-)Ansatzebene
Politische/ sozioökonomische Binnenstruktur der Akteure („inside-out-explanation“)
Mittel Freihandel, Förderung der internationalen Organisation und kollektiven Sicherheit, Demokratisierung der Akteure im Lichte von Rechtsstaatlichkeit und
Menschenrechtsverwirklichung, Aufklärung über gemeinsame (Menschheits-) Interessen und Erziehung zu kompromißhafter, interessenausgleichender
Konfliktbearbeitung
Schlagwort Demokratischer Frieden unter Kooperation
LIBERALER INTERNATIONA
-LISMUS
LIBERALER INTERNATIONA
-LISMUS
LIBERALER INTERNATIONALISMUS : FRIEDENSSTRATEGIEN
Prämissen:
Perfektibilität der menschlichen Gattung
Kooperation als Modus internationalen Verhaltens
Modernisierung (Fortschritt der Produktivkräfte, internationale
Arbeitsteilung, Nutzung komparativer Vorteile) als Motor der
Entwicklung der internationalen Beziehungen
Hoffnung auf Kooperationsgewinne und/oder Furcht vor
Verlusten aus Interdependenzgeflechtsbeeinträchtigungen
„WAR DOES NOT PAY“
LIBERALER
LIBERALER
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ELEMENTEELEMENTE
Leitprinzip:Rechtliche Kodifizierung, Verregelung, Institutionalisierung internationalen Verhaltens
Rechtliche Einhegung des Krieges (durch Beschränkung des ius ad bellum und Kodifizierung des ius in bello)
Entwicklung des Völkerrechts, Unterstützung internationaler Organisationen, Präventive Diplomatie, Multilaterales Peacekeeping
Konflikt- und Krisenmanagement
Vertrauensbildende Maßnahmen
Entwicklung defensiver Verteidigungskonzepte
Abrüstung
Verregelung des Konfliktaustrags durch/ in internationale(n) Regime(n)
Leitprinzip:Gleichgewicht/ Ausgleich/ Kompensation politischer, gesellschaftlicher Sicherheits-Interessen (Paketlösungen)
Diplomatische Verhandlungen, Gute Dienste, Intervention in und Mediation von Konflikten (Untersuchungsverfahren, Vergleichs-/Schlichtungsverfahren)
Förderung des friedlichen Wandels
Förderung der Entspannung
Kooperative Rüstungssteuerung
Etablierung von Systemen Gemeinsamer Sicherheit
Suspendierung/ Neutralisierung/ Aufhebung von Konflikten durch Föderation/ Integration/ Supranationale Akteursbildung
Transformation von Konflikten durch Weltordnung, Weltregierung, Weltstaat
Leitprinzip:Etablierung einer universalen Weltordnung
Internationales/ transnationales Geflecht von IGOs und INGOs
Weltorganisation als Produzent von (kollektiver) Sicherheit
Unterstützung des Prozesses internationaler Verdichtung und Verflechtung durch Freihandel, Arbeitsteilung, Wahrnehmung komparativer Standortvorteile
Ausbildung positiver (nichtnullsummenspielartiger) Interdependenzen
Förderung von Regimebildung, Föderation, Integration
Universale (Welt-)Regierung
BEARBEITUNG VON KONFLIKTEN
LÖSUNG VON KONFLIKTEN
INTERNATIONALE KOOPERATION
VORAUSSETZUNGEN
Aufklärung über vernunftbegründete Harmonie gemeinsamer (Menschheits-) Interessen
Neutralisierung von Vorurteilen durch Förderung internationaler (Bildungs-) Kontakte
Transfer individueller/einzelgesellschaftlicher Loyalitäten auf die Ebene der internationalen Gesellschaft
Verwirklichung von Menschenrechten, (gesellschaftlichen/politischen) Grundfreiheiten,
Rechtsstaat, Demokratie
Unterstützung durch öffentliche (Welt-) Meinung
STRUKTURELLER UND DEMOKRATISCHER FRIEDE
STRUKTURELLER FRIEDE DEMOKRATISCHER FRIEDE
SYSTEM
AKTEUR
INDIVIDUUM
Zivilisierung des Konfliktaustragsinstitutionalisiertes Netzwerk kooperativer, berechenbarer, transparenter, wechselseitig
erwartungsverlässlicher Akteursbeziehungen als Voraussetzung anhaltender friedlicher
Koexistenz und konstruktiver Konfliktbearbeitung
Durch Interdependenz hochverdichtete Kooperation in internationalen Organisationen
als Voraussetzung einer Pluralistischen Sicherheits- bzw. Friedensgemeinschaft
gekennzeichnet durch Vertrauen, Symmetrie, Gerechtigkeit als Voraussetzungen integrativer Regulierung von Konflikten zwischen liberalen
Demokratien
Entprivatisierung der Gewaltanwendung: Gewaltmonopol Kontrolle des Gewaltmonopols: Rechtsstaatlichkeit Herausbildung großflächig angelegter Verflechtungen: Interdependenz und Affektkontrolle
Demokratisierung Gewaltenteilung Rechtsstaatlichkeit Pluralismus Demokratische politische Kultur
Demokratische Partizipation soziale Gerechtigkeit Empathie, kompromissorientierte Konfliktfähigkeit, Verinnerlichung von Spielregeln: konstruktive politische Konfliktkultur bzw. Konfliktbearbeitung
Integration Gemeinschaftssinn Lösung sozialer Probleme durch Prozeduren friedlichen Wandels Gewaltfreiheit: Konfliktbearbeitung mit Hilfe institutionalisierter Prozeduren im Geist gegenseitiger Kompromissbereitschaft
DER LIBERALE FRIEDEN - DIE
DEMOKRATIEHYPOTHESEDER LIBERALE FRIEDEN - DIE
DEMOKRATIEHYPOTHESE
1. INSTITUTIONEN1. INSTITUTIONEN
Demokratische Entscheidungsverfahren und die ihnen eigene Behäbigkeit durch checks
and balances sollen verantwortlich sein für eine Unfähigkeit demokratischer Staaten zur
überraschenden aggressiv-militärischen Vorgehensweise. Diese Erklärung bleibt
statisch. Bei Vorliegen demokratischer Institutionen müsste dies zwangsläufig ein
bestimmtes Verhalten nach sich ziehen. Lernprozesse sind ausgeschlossen. Da nun aber
gegenüber nicht-demokratischen Staaten solche vorgeblichen Defizite der
Entscheidungsstruktur keineswegs die ihnen unterstellte kriegsverhindernde Wirkung
entfalten, lässt sich eher vermuten, dass diese Erklärung nicht eigenständig
aufrechterhalten werden kann, sondern bestenfalls auf einen der unteren Typen
verweist.
Demokratische Entscheidungsverfahren und die ihnen eigene Behäbigkeit durch checks
and balances sollen verantwortlich sein für eine Unfähigkeit demokratischer Staaten zur
überraschenden aggressiv-militärischen Vorgehensweise. Diese Erklärung bleibt
statisch. Bei Vorliegen demokratischer Institutionen müsste dies zwangsläufig ein
bestimmtes Verhalten nach sich ziehen. Lernprozesse sind ausgeschlossen. Da nun aber
gegenüber nicht-demokratischen Staaten solche vorgeblichen Defizite der
Entscheidungsstruktur keineswegs die ihnen unterstellte kriegsverhindernde Wirkung
entfalten, lässt sich eher vermuten, dass diese Erklärung nicht eigenständig
aufrechterhalten werden kann, sondern bestenfalls auf einen der unteren Typen
verweist.
2. ABSCHRECKUNG2. ABSCHRECKUNG
Dieser Interpretation der realistischen Schule nach sind die politischen Akteure in
Demokratien zurückhaltend gegenüber dem Gebrauch von Gewalt, da ein erfolgloser Krieg
ihre Wiederwahl gefährdet; wenn sie aber Krieg führen, dann mit einer bedingungslosen
Entschlossenheit, was sich auf ihre Erfolgsbilanz auswirkt, sie fürderhin als militärisch
schlagkräftig ausweist und potentielle Angreifer abschreckt. Militärische Entschlossenheit
allerdings ist auch undemokratischen Kriegsteilnehmern eigen. Etliche koloniale
Befreiungskriege sind von Demokratien letztlich verloren worden, so dass nicht davon
ausgegangen werden kann, dass diese Erklärung das Spezifische am demokratischen Frieden
erfasst.
Dieser Interpretation der realistischen Schule nach sind die politischen Akteure in
Demokratien zurückhaltend gegenüber dem Gebrauch von Gewalt, da ein erfolgloser Krieg
ihre Wiederwahl gefährdet; wenn sie aber Krieg führen, dann mit einer bedingungslosen
Entschlossenheit, was sich auf ihre Erfolgsbilanz auswirkt, sie fürderhin als militärisch
schlagkräftig ausweist und potentielle Angreifer abschreckt. Militärische Entschlossenheit
allerdings ist auch undemokratischen Kriegsteilnehmern eigen. Etliche koloniale
Befreiungskriege sind von Demokratien letztlich verloren worden, so dass nicht davon
ausgegangen werden kann, dass diese Erklärung das Spezifische am demokratischen Frieden
erfasst.
3. POLITISCHE KULTUR 3. POLITISCHE KULTUR
Demokratien verbindet ein gemeinsamer Wertekanon, der den gewaltsamen Austrag von
internationalen Konflikten verhindert. Gegenüber undemokratischen Staaten kommt dieser
jedoch nicht zum Tragen, da gefürchtet wird, dass Kompromissbereitschaft als Schwäche
aufgefasst wird.
Demokratien verbindet ein gemeinsamer Wertekanon, der den gewaltsamen Austrag von
internationalen Konflikten verhindert. Gegenüber undemokratischen Staaten kommt dieser
jedoch nicht zum Tragen, da gefürchtet wird, dass Kompromissbereitschaft als Schwäche
aufgefasst wird.
4. INTERESSENIDENTITÄT 4. INTERESSENIDENTITÄT
Diese Erklärung behauptet in ihrer starken Variante, dass zwischen demokratischen Staaten
überhaupt keine grundsätzlich verschiedenen Interessen existieren, die die Basis für einen
schwerwiegenden Konflikt bilden könnten. In ihrer schwachen Variante nimmt sie an, dass
gemeinsame Interessen die bestehenden Divergenzen bei weitem überwiegen, so dass bei
einem untereinander geführten Krieg, unabhängig vom militärischen Ausgang, die Kosten
immer den Nutzen überwiegen.
Diese Erklärung behauptet in ihrer starken Variante, dass zwischen demokratischen Staaten
überhaupt keine grundsätzlich verschiedenen Interessen existieren, die die Basis für einen
schwerwiegenden Konflikt bilden könnten. In ihrer schwachen Variante nimmt sie an, dass
gemeinsame Interessen die bestehenden Divergenzen bei weitem überwiegen, so dass bei
einem untereinander geführten Krieg, unabhängig vom militärischen Ausgang, die Kosten
immer den Nutzen überwiegen.
Kaffeepause