Post on 24-Aug-2019
Stadtarchiv Potsdam Signatur 4551
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~ S 1 ~32-9050
SUSANNE SCHULZE
Das Potsdamer Stadtschloszlig
Pro und Contra 1945-1960middot
EINLEITUNG
Im Laufe der letzten Jahre wurde in der Presse vielfach uumlber das Potsdamer Stadtschloszlig berichtet Ich fand Stellungnahmen von Buumlrgern Politikern Architekten Historikern etc zur Thematik des Wiederaufbaus des Schlosses Je mehr Artikel ich las desto mehr wuchs mein Interesse an diesem Thema Nach Recherchen in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam stellte ich fest daszlig es viele geschichtliche Abhandlungen zum Potsdamer Stadtschloszlig gab aber nur spaumlrliche Literatur zur Diskussion um den Wiederaufbau zwischen 1945-1960 Deshalb blieben Fragen die ich mir stellte unbeantwortet Was sprach fuumlr und was gegen einen Wiederaufbau Welche Argumente fuumlhrten schlieszliglich zum Abriszlig der Schloszlig ruine
Mein Ansatzpunkt zur Bearbeitung des Themas war die vielfaumlltige Literatur zur Geschichte des Schlosses in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam Um die gefuumlhrten Diskussionen um den Wiederaufbau des Stadtschlosses zu verstehen muszlig man die Geschichte des Bauwerks kennen Deshalb waumlhlte ich die Historie des Schlosses mit Daten zur Bau- und Ereignisgeschichte als Einfuumlhrung in die Thematik
In die Geschichte des Schlosses von der Zerstoumlrung 1945 bis zum Abriszlig 1960 habe ich die Stellungnahmen zur Debatte um den Wiederaufbau chronologisch eingeordnet Die Akten des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam sowie des Stadtarchivs Potsdam lieferten die Grundlage fuumlr die Bearbeitung der Diskussion von 1945 bis 1960 Da ich in diesen Akten eine Vielzahl von Stellungnahmen fand habe ich mich in der Darstellung auf die meines Erachtens aussagekraumlftigsten Meinungen beschraumlnkt
Die Arbeit ist die gekuumlrzte und bearbeitete Fassung der Diplomarbeit der Autorin am Fachbereich Archivwesen der Fachhochkhule Potsdam (Referent Prof Dr Walberg Korreferent Prof Dr Schuler) in der die Diskussionen um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses zwischen 1945-1960 und 1990 - 2000 auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht wurden
1 HISTORISCHES
Am noumlrdlichen Havelufer entstand im Verlauf des 12 Jahrhunderts eine Holz-Erde-Burg welche die Aufgabe hatte den Uumlbergang uumlber die Havel zu kontrollieren und zu beschuumltzen In der ersten Haumllfte des 13 Jahrhunderts wurde die Holz-Erde-Burg durch die sogenannte Askanische Burg ersetzt Es entstand eine Burganlage mit einem steinernen eckigen Turm (Bergfried) auf einem quadratischen Grundriszlig I
Die doumlrfliche Ansiedlung im Bereich der Burg erhielt 1325 das Stadtrecht In der Mitte des 14 Jahrhunderts wurde die Burg mit einer steinernen Umfassungsmauer und vier Rundtuumlrmen an den Ecken ausgebaut Die erste urkundliche Erwaumlhnung der Burg als Castrum findet sich im Landbuch Kaiser Karls IV im Jahre 1375
Zwischen dem 15 und 17 Jahrhundert war die Burg bis auf zwei kurze Unterbrechungen verpfaumlndet Ausgenommen war stets die Jagd Bis 1598 wurde die Burg nur bei Jagden im Have1gebiet benutzt und stellte keinen festen Wohnsitz dar Verschiedene Berichte2 deuten daraufhin daszlig die Burg im 1516 Jahrhundert permanent verfiel So verpflichtete sich 1456 der Paumlchter Achim von Hacke die Burg im wesentlichen Bau zu halten und nicht verfallen zu lassen Im Jahr 1546 stellte der Amthauptmann v Koumlckeritz fest daszlig das Haus zu Potsdam ganz baufaumlllig sei und daszlig es ausgebessert werden muumlsse da der Kurfuumlrst Joachim 11 mit fremden Fuumlrsten oft zur Jagd kaumlme Die Baumeister Paul Huber und Hans Raumlspel vermerkten um 1580 nach einer Inspektionsreise Das Haus liegt gar im abbau und wenn man die daumlcher allenthalben bestiege und vor einrinnen des regenwassers verhuumltet so mochte es auch eine zeit bleiben bis mans mit Gelegenheit renovieren koumlnnte Im Erbregister des Amtes Potsdam wurde die Burg 1589 erstmals als Schloszlig aufgefuumlhrt
Am 11 Februar 1598 schenkte Kurfuumlrst Joachim Friedrich seiner Gemahlin Katharina das Amt Potsdam mit seinen Einkuumlnften Die Kurfuumlrstin wollte in Potsdam ihren Wohnsitz nehmen Nach dem Abbruch der alten Burg wurde ein neues Schloszlig unter Leitung des Baumeisters Valtin Herkloz gebaut Dieser sogenannte Katharinenbau war im Maumlrz 1599 bezugsfertig Das dreigeschossige Gebaumlude hatte einen Treppenturm in der Mitte der Fassade und war umgeben vom Mauerzug und den Rondells des 14 Jahrhunderts Im Verlauf des Umbaus wurde eine Schloszligkapelle eingebaut 3
Nach dem Tod der Kurfuumlrstin 1602 war das Schloszlig bis 1607 im Besitz von
1 Vgl SCHAumlCHTE S 3 2 Vgl GIERSBERG S 10 - 11 3 VgL SCHAumlCHTE S 3
2
Eleonore der zweiten Ehefrau des Kurfuumlrsten Joachim Friedrich Am 21 Mai 1606 wurde der Altar der Schloszligkirche nach Joachimsthal dem bevorzugten Sitz des Kurfuumlrsten verlagert Im Jahre 1611 pachtete der Kammerherr WolfshyDietrich von Hacke auf Berge und Groszlig Kreutz welcher 1606 zum Hauptmann des Amtes Potsdam bestellt wurde das Schloszlig vom Nachfolger Joachim Friedrichs dem Kurfuumlrsten Johann Sigismund
Der Groszlige Kurfuumlrst Friedrich Wilhelm kaufte am 02 Maumlrz 1660 das Amt und Schloszlig Potsdam zuruumlck Seit dieser Zeit wurde das Schloszlig kontinuierlich um- und ausgebaut Geplant war ein Gebaumlude zum staumlndigen Aufenthalt Man begann mit der Beseitigung der mittelalterlichen Ringmauern und Tuumlrme und einem teilweisen Abbruch des Katharinenbaus Unter Leitung des Architekten Johann Gregor Mernhardt wurde zwischen 1662 und 1669 eine neue Schloszlig anlage gebaut Einfluszlig auf die Bauplaumlne hatten der Kurfuumlrst und der StatthaHer von Kleve Johann Moritz von Nassau-Siegen Die neue kurfuumlrstliche Residenz bestand aus einem Hauptbau mit zwei anschlieszligenden niedrigen Seitenfluumlgeln die durch einen Torbau verbunden waren Das Gelaumlnde war von einem Wassergraben umgeben Von 1679 bis 1682 wurden die Seitenfluumlgel unter der Leitung des Hofbaumeisters Michael Matthias Smidts verlaumlngert und durch eine halbrunde Galerie mit einem Torbogen dazwischen abgeschlossen Westlich des Schlosses wurde 1685 von Johann Arnold Nering eine Orangerie gebaut 4
Am 29 Oktober 1685 unterzeichnete der Groszlige Kurfuumlrst im Stadtschloszlig das Edikt von Potsdam Nachdem die harten Verfolgungen mit denen man bisher in [ ] Frankreich wider Unsere der evangelisch-reformierten Religion zugetanen Glaubensgenossen verfahren viele Familien veranlaszligt sich [ ] hinweg in andere Lande zu begeben Wir daher aus gerechtem Mitleiden bewogen werden vermittelst dieses Edikts denselben eine sichere und freie Zufluchtsstaumltte in allen Laumlndern und Provinzen anzubieten 5
Als der Groszlige Kurfuumlrst am 29 April 1688 im Stadtschloszlig verstarb war Potsdam eine bedeutende Residenz geworden
1689 ging das Schloszlig in den Besitz des Kurfuumlrsten Friedrich III uumlber Nachdem sich der Kurfuumlrst 1701 im Dom zu Koumlnigsberg selbst zum Koumlnig Friedrich 1 kroumlnte begann die repraumlsentative Gestaltung des Schlosses Der hugenottische Baumeister Jean de Bodt errichtete 1701 ein Fortunaportal am Nordtrakt des Schlosses Das Portal erhielt seinen Namen von der auf dem Tor postierten vergoldeten Statue der Gluumlcksgoumlttin Fortuna~
In der Zeit vom 02 bis 08 Juli 1702 hielten sich Friedrich IV von
4 Vgl wwwpotsdamerstadtscblossde 5 Zit bei SCHAumlCHTE S8
3
Daumlnemark und von Polen und im Stadtschloszlig auf
Bis zum Tode Friedrichs L 1713 wurde das Schloszlig mehrfach l4lUgtcvaUL Zunaumlchst unter der von Andreas der 1703 das UiI)SmloII~1I des Berliner Reiterstandbildes vor dem FOlrtulJaportal U~LU wahrscheinlich unter Johann Friedrich IOlSWJiUCr
Friedrich
in Marstall Peter der Groszlige im die Yacht Friedrichs
nur weruge Baumaszlignahmen am mehr dem Ausbau der Stadt widmete Die dem lieszlig er einen Teil
und die
im Garde-
Grenadieren vorfUhren
Christine von in Anwesenheit des nerLugs
10 Maumlrz 1732 im Stadtschloszlig
Wenzeslaus von Knohelsdorff und wesentlicbsten aumluszligeren
die Die
Als Friedricb Wilbelm I 1740 im Stadtshll)szlig die _ der bis 1756
uumlbernahm tnit demsct~itltwE~en
Die Baumaszlignalnnen wurden von Jobann Boumann
waren ua die ErhoumllluIlg der Fassaden und der Bau
Innenraumlume wurden mit friderizianischen Havel-
den Wintermonaten zwischen 1750 und 1751 verweilte der franzoumlS1111be Dicbter und PbilosoDh Francois Marie im Stad tschloszlig
der
im
4
Neuen Garten Nach
Deshalb Jallren 1800 bis 1804 die
Friedrich Willielm III und rur das Potsdamer
wurde Vom 03 bis 04 November 1805 besuchte Zar Alexander das Stadtschloszlig Das letzte bistorische Schloszlig war der Aufenthalt von
am 2324 Oktober wurde danach aber 11 bei
Anwesenbeit in als Bauliche
_
6 uumlbernalnn 1918 das Stadtschloszlig und nutzte es als Jahre 1927 wurde das der
Terwaltung rur Schloumlsser und Gaumlrten Am 21 Maumlrz eine und statt Der
Museumsbetrieb wurde 1941 und mobile Kunstwerke ausgelager
Das Stadtschloszlig blieb von den ab 1943 einsetzenden zunaumlchst verschont Aber am 14 ca 3 Wochen vor Ende des Lweltem eltkrieges wurde das GCllliUUC UAlJU Luftangriff auf
Das Stadtschloszlig brannte bis auf die UrntassungsIJlauern nieder
Am 12 November 1959 fiel die zum Abriszlig der Ruine Politbuumlro der SEO unter von Walter Ulbricht weisen
beschloszlig die Potsdamer 13 November die
i)p]ren~UJlg
Das middotUIUllll1jJUUlU
Die erste
Januar 1960 Mit der des 1960 17 und letzte ~plen~ung
am Stadtschlosses 1959 dem Fall der Arkaden
7bullbull10 des engusrnell
UlSKUlgt$iUN UM DEN WIEDERAUFBAU
stand man vor der nIUJ1pn
man tnit der zerstoumlrten historischen Bausubstanz im Herzen Potsdams UUJILUl5i1Jlluhahe waren daszlig ein Wiederaufbau nicht
ZejtpUnkt auch erforderlich sei
5
im verwenden Es koumlnnte somit lVllUtOlPIILUIL
indem man
einer Potsdam als dessen der Hitlerdiktatur und Maumlrz wurde Potsdamer StalJtschIosses daszlig durch den Mllibrauch In dessen
systenlatlsch mit
als im westlichen Teil des Sp()rtSltaruOns rur die Polizei bef~onnen
gtIcaUUgtj1llVJUUUtO wurden sandsteinerne UV1-AIYU beraus~elijst Sllidilonlau verwenden wollte Geruumlchte um eine ~PirenJWlg
Um 1947 untersuchte der G Bau- und im
baulichen Zustand und die der Stadtschloszligr Er berichtete
Seit dem Winter 1946 diskutierten Leser der uber den kuumlnftillen Umgang mit der Stadtschloszligruine
itratjChtojJ wieder aU1ZUl~auen Stadtsl~hl()sSjlS vlerbreiltete~n sich Es war mehrfach die Rede ein wesentlich anderes Gesicht zu
Wpornumpgt7 der Ruine ein Theater zum Stil der mbolisch am 30 Januar dem Tag der M~lchlter~~rejifmlg
Stndt~rhlnszlig so wieder machen
ist von einem bekannten BaukUnstler und zu erhalten Schade waumlre es um
verwendbare Doch einer absichtlich aumlsthetisch ltgtfluat Ruinenromantik ist unsere Zeit zu hart und unser Wille ZU
des
lVUJgtUIC S 107
StA POlSdam Nr 480 fol 4 6
7
ist durch mehrere im Innern vollkommen
den
sehr schwer noch der Stadt dem herrlichen
bei einem 17ufuhrmf werden Mehrere bis
unterbrechen die mit ihrem fiaiirlilI-raquo
VOllKommen zerstoumlrt WipfmJfhnu des Stadtschlosses
Museums- und des in der
Auch an anderen Stadtschlosses manlelte es nicht Ein
bei MIELKE S l04middotllj GIERSBERG S 107middot108
6
bull
angenommen haben So soll in Kuumlrze ein groszliger staumldtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben werden der dann zeigen wird wie weit die Absichten der Stadt Potsdam einer Verbesserung unterzogen werden muumlssen Als fuumlr das Baugeschehen und damit fuumlr die baukuumlnstlerischen Belange des Landes Brandenburg verantwortlicher Hauptabteilungsleiter muszlig ich gegen die Absicht das Stadtschloszlig und weitere wertvolle Baudenkmaumller zu sprengen Einspruch einlegen und erbitten daszlig das Kabinett in Wuumlrdigung aller Umstaumlnde eine Entscheidungherbeifuumlhrt 14
Ein Offener Brief in der Maumlrkischen Volksstimme von der SEDshyBetriebsgruppe der Landesregierung Brandenburg an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Walter Paul am 11 Januar 1949 erhitzte die Gemuumlter noch mehr Die wichtigste Passage besagt Unabhaumlngig von Ihrer Meinung sind wir der Auffassung daszlig diese Uumlberreste des preuszligischen Militarismus auf dem schnellsten Wege von der Bildflaumlche verschwinden muumlssen Warum Erstens Die Wiederherstellung des Stadtschlosses wuumlrde Millionen kosten und man kann unseren Werktaumltigen nicht zumuten in zertruumlmmerten Wohnungen zu leben um eine Ruine aus historischen Gruumlnden wieder aufzubauen Zweitens Die Ruine ist in ihrem heutigen Zustand nicht nur verkehrsgefaumlhrlich sondern wirkt auch verkehrshindernd 15
Der Oberbuumlrgermeister Paul reagierte sofort und uumlbermittelte dem SEDshyLandesvorstand Brandenburg seine Antwort Im Zweijahrplan der Stadtverwaltung sei der Wiederaufbau des Stadtschlosses uumlberhaupt nicht erwaumlhnt Man sollte zwischen Baukunstgeschichte und politischer Geschichte unterscheiden Romantik Gotik Barock Rokoko sind nicht von Despoten diktiert worden haben weder mit Dynastien noch Herrscherformen viel zu tun sondern sind Ausdruck des Zeitempfindens Potsdamer Kunstwerke seien wegen ihres Kunstwertes und nicht wegen ihrer fruumlheren Einwohner erhaltenswert Die Frage der Sprengung benoumltige zunaumlchst eine rein wirtschaftliche Betrachtung Welche Vor- und Nachteile haumltte eine Sprengung 16
Das Stadtbauamt reagierte am 13 Januar 1949 auf den Offenen Brief und teilte dem Oberbuumlrgermeister seine Betrachtungen17 zur eventuellen Sprengung des Stadtschlosses mit
1 Wirtschaftliche Betrachtung Die bei der Sprengung des Stadtschlosses anfallenden mindestens 18000 m3 Schuttmassen koumlnnten fuumlr den Bau des
14 BLHA Potsdam Rep 202A Nr 422 fol 246 15 StA Potsdam Nr 480 fol 57 16 Vgl BLHA Potsdam Rep 332 Nr 711 fol 128 17 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 5-7
8
Polizeistadions keineswegs Verwendung finden da zur Zeit in Potsdam noch ca 180000 m3 Truumlmmermassen liegen Warum sollen die vorhandenen Triimmermassen noch um 18000 m3 vermehrt werden
2 Staumldtebauliche und verkehrstechnische Betrachtung Durch eine Sprengung wuumlrde das Stadtgebiet nach Osten aufgerissen werden Die wegen vorherrschender Windrichtung zu vermeidende freie Ost-West-Achse wuumlrde geschaffen sein Die vorhandenen Mauermassen und die Grundriszligloumlsung draumlnge sich fuumlr die Verwendung eines Kulturhauses mit Museen Volkshochschule Jugendherberge usw geradezu auf
3 Kunsthistorische Betrachtung Das Stadtschloszlig gehoumlre zu den schoumlnsten Baudenkmaumllern Potsdams
4 Zustaumlndigkeiten Der Oberbuumlrgermeister koumlnne keine Anweisung zur Sprengung geben weil es kein staumldtisches Gebaumlude ist sondern von den staatlichen Liegenschaften Abt Schloumlsseru Gaumlrten verwaltet wird Nach dem Ortsstatut der Stadt Potsdam muumlsse fuumlr Veraumlnderungen an kunstgeschichtlichen Bauten oder Ruinen die Genehmigungen verschiedener Stadt- und Regierungsinstanzen eingeholt werden
Der Rat der Stadt Potsdam zog seine Konsequenzen und wollte einen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung der Stadt ausschreiben Das Resultat des Wettbewerbes sollte darstellen inwiefern Reste kunsthistorischer Bauten erhalten werden koumlnnen Die Ausschreibung des Wettbewerbes wurde aber noch im selben Jahr zuruumlckgestellt
Der Bauausschuszlig der Stadtverordnetenversammlung appellierte am 13 Januar 1949 an den Ministerpraumlsidenten des Landes Brandenburg Dr Karl Steinhoff die im Offenen Brief gestellte Forderung auf Sprengung des Stadtschlosses eingehend zu pruumlfen Das Planungsamt von Potsdam haumltte von 1945 an bei all seinen Aufbauplaumlnen an der Erhaltung des Stadtschlosses festgehalten Auch bei der Aufstellung des Flaumlchennutzungsplans blieb das Stadtbauamt diesem Grundsatz treu Der anlaufende Wettbewerb fuumlr die Gesamtplanung der Stadt Potsdam wird ergeben ob diese Auffassung des Stadtbauamtes sich bestaumltigt Denn es sei falsch voreilige Maszlignahmen zu treffen Es bestehe keine zwingende Notwendigkeit zu einer beschleunigten oder gar uumlberstuumlrzten Beseitigung der Ruine durch eine Sprengung 18
Auch der Leiter des Referates Bildende Kunst Museen und Denkmalpflege bei der Deutschen Verwaltung fuumlr Volksbildung Dr Strauss griff mit Unterstuumltzung von Stephan Heymann Leiter der Abteilung Parteischulung Kultur und Erziehung des Zentralkomitees der SED und Prof Selman
18 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 8
9
Selmanagic Leiter des Planungsamtes des Magistrats Berlin in die Diskussion ein Er schrieb am 15 Januar 1949 an den Vorsitzenden der SEDshyBetriebsgruppe der Landesregierung Brandenburg
Das Stadtschloss ist ein architektonisch beruumlhmter Bau gewesen dessen Auszligenfassade trotz der tiefgreifenden Zerstoumlrungen im Grunde erhalten ist Lenin sagt in seiner Rede dass es falsch waumlre eine sozialistische Kultur vom gruumlnen Tisch her aufzubauen oder zu erwarten dass sie vom Himmel faumlllt Vielmehr betont er die Notwendigkeit der Entwicklung einer sozialistischen Kultur aus den kulturellen Errungenschaften aller zuruumlckliegender Epochen bei kritischer Veraumlnderung im Sinne der neuen objektiven und subjektiven Situation [ ] Ein Wiederaufbau des Stadtschlosses im alten Rahmen ist ausgeschlossen aus ideologischen Gruumlnden und auch aus wirtschaftlichen Es kann heute noch nicht entschieden werden ob im Zusammenhang mit der Gesamtplanung Potsdams das Stadtschloss fallen muss oder besser zu erhalten ist und es ist ausserdem heute noch nicht zu uumlbersehen ob die starken Verluste an kulturhistorischer Substanz die wir erlitten haben uns nicht noumltigen die Ruine des Schlosses zu sichern um damit wenigstens einen Rest kuumlnstlerischer Leistung der Zukunft zu erhalten 19
Nicht nur Personen aus der Politik nahmen Anteil am Schicksal des Potsdamer Stadtschlosses wie die Eingabe der Potsdamer Buumlrgerin Marie Hepner an den Oberbuumlrgermeister Paul vom 15 Januar 1949 zeigt
Es gab wohl keinen der nach Potsdam kam und nicht gefesselt war von dem Anblick der sich ihm bot wenn er uumlber die lange Bruumlcke ging und vor ihm das Stadtschloss lag nicht frontal und anspruchsvoll ihm zugekehrt wie die meisten barocken Fuumlrstenschloumlsser sondern leicht zur Seite abgewandt In der Ferne aber begrenzten die beiden Kirchtuumlrme das Blickfeld der strenge der Garnisonkirche und die zierliche Haube der Heiliggeistkirche wie zwei Zielsaumlulen fuumlr die dazwischenliegende Stadt [ ] Natuumlrlich sind die wirtschaftlichen Faktoren heute ausschlaggebend und auch ich bin der Uumlberzeugung dass man im Augenblick das Stadtschloss nicht ausbauen kann da der Wohnungsbau vordringlicher ist [ ] Wieviele andere Ruinen stehen ohne Schaden Jahrhunderte Warum soll man nicht auch hier noch einige Jahre warten koumlnnen wenn man die Mauem abdeckt und sichert Waumlre das Stadtschloss schon seiner guumlnstigen Verkehrslage wegen nicht der beste Ort fuumlr die neue Hochschule fuumlr die Bibliothek fuumlr das kulturhistorische Landesmuseum das so wichtig ist als Anschauungs- und Schulungsmaterial fuumlr die Studenten Ist es nicht der gegebene kulturelle Mittelpunkt 20
19 BLHA Rep 205A Nr 609 fol 40-42 20 StA Potsdarn Nr 480 fol 33
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Waumlhrend dieser Zeit gab es einige Beratungen auf verschiedenen Ebenen die nur die Existenz des Potsdamer Stadtschlosses zum Thema hatten Eine vorbereitende Sitzung fand am 20 Januar 1949 bei dem Landespolizeichef Richard Staimer statt Uumlber diese Besprechung gibt folgende Aktennotiz Auskunft
Herr Staimer legte in kurzen Worten seine Ansicht in bezug auf den Wert der Ruine und die Lebensdauer dar Er vertrat die Ansicht dass die Ruine in absehbarer Zeit infolge ihres schlechten Bauzustandes beseitigt werden muumlsse und dass er in Erkenntnis dieser Sachlage es fuumlr unbedingt richtig halte jetzt zu sprengen um die Truumlmmer fuumlr sein Bauvorhaben gleich verwenden zu koumlnnen Er betonte besonders dass nach Herstellung des Polizeistadions die Sprengung des Stadtschlosses mit erheblichen Schaumlden fuumlr das Stadion und seine Anlagen verbunden waumlre 21
Die entscheidende Sitzung sollte dann am 26 Januar 1949 mit Vertretern der Hauptverwaltung Bauwesen des Finanzrninisteriums des Landes Brandenburg der Stadt Potsdam der Schloumlsserverwaltung der Gewerkschaft und dem Berliner Architekturprofessor Edgar Wedepohl stattfinden Im folgenden werden einige Ausschnitte von Gutachten dargestellt die fuumlr diese Sitzung eingereicht wurden
~ Amt fuumlr Baustatik dem statischen Buumlro des Stadtbauamtes und der staumldtischen Baupolizei (22011949) Eine gemeinsame Uumlberpruumlfung der Stadtschlossruine ergab dass eine Gefaumlhrdung des Strassenverkehrs nicht besteht Kleine Gefahrenstellen koumlnnen soweit sie nicht schon abgestuumltzt sind mit verhaumlltnismaumlssig geringen Mitteln gesichert werden Etwa 70 - 80 des noch stehenden Mauerwerkes und erhebliche Teile des figuumlrlichen und architektonischen Natursteinschmuckes koumlnnten fuumlr einen spaumlteren Ausbau noch verwendbar sein Eine laufende Uumlberwachung der Ruine ist natuumlrlich nicht erforderlich 22
~ Erich Blunck Architekt und ord Professor an der Technischen Universitaumlt Berlin (22 01 1949) Da es wiederholt den Landesherren als Wohnsitz diente sind hier fuumlr ganz Europa wichtige Entscheidungen getroffen worden Als Ludwig XIV zB am 18 Oktober 1685 das Edikt von Nantes aufhob so dass die Verfolgung der Hugenotten wieder begann da wurde acht Tage spaumlter jenes beruumlhmte Edikt von Potsdam erlassen das den Verfolgten ein Asyl bot und dessen Kernsatz lautet Ich will duldsam sein gegen alle meine Mitmenschen wenn sie in Not sind ohne Ruumlcksicht auf ihr Verdienst und ihren Glauben D(ls Stadtschloss in Potsdam ist also ein
21 StA Potsdam Nr 480 fol 22 22 StA Potsdam NT 480 fol 40
11
und es an Irrsinn Jlrenzt einen noch verwendbaren Bau erst die Abbruchmassen aln~urGrhnm
nfPrtIIUrflltJrmrt einen Neubau wenn der Abbruch etwa
Staumldtebaulich Stadtschloss im ZUSa1Ilmemlalzfl Nikolaiku[)vel und Garnisonkirche ein
das in der Stadtbildes wuumlrde sich ~niilfrhin
die der auswirken Mein Gutachten weist zur
Grund vorlieJlt den Bau zu beseitiflen
was bei Stadtschlosses ohne weiteres anzunehmen
Nr StA Potsdam Nr 480 BLHA Potsdam Rep 20i Nt
ist Der die Stadt Pot~dam
Baudenkmal von und Widerhl~rsltellun)
upM
houmlchster fle~rchifchl~licIer Seine aUer uumlberall
)gt Prof Hans der Technischen Universitaumlt BerUn zum was die Stadt Potsdam an baulichen Sein Abbruch wuumlrde also einen
Verlust Der Abbruch waumlre aber auch wirtschaftlich nicht zu vertreten da der moderne Zwecke durchaus
-daumlchern kaum uumlberschreiten Aus diesen Uberle)umum
Der Baurat Gerichte des LaJl(ll~erlchts Potsdam und von der Industrie- und HaJllGelsk~ntuner Land
verfaszligte am 25 Januar 1949 ein weiteres In diesem Gutachten beschrieb der Baurat die
wenn in der dann koumlnnen vielleicht auch
hlltmlJl~h Ruinen beseiti$lt zu machen 26
um
Baustatik an der in statischer
der ihre des und
vorhan(1~~llfn Bautei1e des Stadtschlosses und sich zur des ~1 __ wird in tacnmaoollsClen Urteil besonclers CIIi-
des Wiederaufbaus des Potsdamer St2tdUIChiosses
19 BLHA Potsdam Rep Nr fol 53
fol 54middot55
heute am 23 Januar 1949 im versammelten
die Ursache ist darin zu
pirHUmiddotIffiiht wl1rdPTl mit dem welcher
28 BLHA Potsdam Rep 201 Nr18
1312
Weiterbestehen des Stadtschlosses den Bau Polizeistadions hemmt und eine
wo 16 Jahren Mordbrenner Hitler die Macht Den Historikern die letzten acht zu benutzen zur Abnahme der JmgtH
3 Jahren versaumlumten _z_ _nz__~ I
Der Potsdamer Dr in einem Brief vom 25 Januar 1949 an den Stadtbaurat den Aufwand und Nutzen
den Abriss des der die
pOLUlscne Gruumlnde und Unentbehrlichkeit des Bamrmrufpf) tflthlit~hejm Munde haben wir dass die
einen szligauwert von 1 112 Millionen DM haben Die werden in die Millionen Das ist sicher Der
aber ebenso sicher und amortisieren Einmal ist die tll1WlrJ[~1l1P den Fremdenverkehr und damit das der Stadt oeleuEena
weM diese Visitenkarte Alt-Potsdams erhalten bleibt und nicht durch einen wenn auch noch so schoumlnen modemen ersetzt wird Sodann werden die aus Loumlhntn die wieder das WllrlS(MnSIelJ~ltn der Stadt Endlich koumlnnen beim Ausbau Mhlirh
Lmuies- oder Stadt behoumlrden lJJ1JcuMn Qjzch und ohne ~Wfflmtnhl2nl Wohnbaubiocks Kunst nur mit der lroumlssten Vorsicht ins
in einem offenen M~~lnlLlJl~tsa1Ilstawcb des Stadtschlosses liberzeugt
Ausschnitte aus dem daruumlber Auskunft
ihm
29 BLHA Potsdaxn SM Potsdam Nt
BLHA PotsdaIll Nr 609 fot 26-33
14
werden Ist es nh7UppmpYl oder nicht man eiMn Teil nlnpiRpyt
und M~~inlmg von das
Annnll(~n genommen Wert und die Huumlne nicht sei Als
aber es koumlnnte in den Aufbau machen da
Man soUte uumlbedeen
Stadtbaurat Kar Stuumltze) das Schloszlig zu nltH
mehr Truumlmmer zu nicht eirunal die anderen tleseltljlt waumlren Die Stadt sei nicht in der ein neues Gebaumlude an der SteHe zu aber sie sei eher in der einen Wiederaufbau fuumlr kulturelle Zwecke zu als die abzureiszligen Herr
der Jntl~rbalbmg des Stadtschlosses durch
HeSellt1g1mg der Truumlmmer
Herr Robert Vorsitzender des
und wertvolles szligauat~nKJ1Ull
das Stadts~htl7szlig
die
mich und wollte man das
ich die wnrtfpI1 erhaltet uns
Prof Kunstwerk von 1-lt0 Ein schoumlner Bau ist auch als Ruine noch
schoumln Wer es unternimmt ] Kulturwerte an ihre Stelle ZU setzen der ist ein
totr(J4Jn [] Baumaterial die Atn1ilrtDM
eine neue I1tltSilmm~
15
31
Kulturhaus mit Saumllen fuumlr Versammlungen Konzerte Kino Vortraumlge Volksbuumlcherei mit Lesesaumllen Ausstellungen Gastraumlumen usw Braucht die Jugend keine Bildungsstaumltten keine Volkshochschulen
Kultusminister Ruumlcker erklaumlrte daszlig die geaumluszligerten Meinungen verstaumlndlich sind aber auch gefuumlhlsbetont und von Erinnerungen getragen Er sehe die Dinge ganz nuumlchtern vom Standpunkt der Finanzen Das Restaurieren sei in den naumlchsten 10 bis 20 Jahren unmoumlglich Er trete fuumlr einen Abriszlig ein aber nicht aus politischen Erwaumlgungen sondern aus der Frage heraus Kann man die Ruine in den naumlchsten 10 Jahren fuumlr andere Zwecke verwenden Das sei ausgeschlossen
Die Sitzung endete ergebnislos da die Auseinandersetzung um die Existenz des Stadtschlosses fast ausschlieszliglich auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde Ein wichtiger Streitpunkt in der Diskussion war auch die Verkehrsfuhrung um das Schloszlig herum
Trotzdem wurde kurze Zeit spaumlter in einer Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 der Beschluszlig gefaszligt die Reste des Stadtschlosses vorerst zu erhalten Es ist anzunehmen daszlig diese Entscheidung durch Einmischen der sowjetischen Besatzungsmacht zustande kam Die Sowjetunion hatte schon 1918 in einem Aufruf des Volkskommissariats fuumlr die Kuumlnstlerisch-Historischen Besitzungen der Republik an alle Deputiertensowjets und Landkomitees zur Organisierung oumlrtlicher Kommissionen fuumlr den Schutz der Kunst- und Altertumsdenkmaumller ihren Standpunkt verdeutlicht Darin heiszligt es u a
Alle Denkmaumller der Vergangenheit alle Kunstwerke an denen sich [bisher nur die Zaren und Reichen ergoumltzten sind unser geworden wir werden sie niemanden mehr hergeben und sie fuumlr uns und unsere Nachkommen erhalten fuumlr die Menschheit die nach uns kommt und eifahren will auf welche Weise die Menschen vor ihr lebten Und aumlhnlich wie jedem von uns die Erinnerungen der Kindheit und Jugend teuer sind moumlgen sie nun bitter oder suumlszlig gewesen sein so wird auch das gesamte Volk diese Erinnerungen der hinter uns liegenden Geschichte vergangen er Jahre als etwas Teures und laumlngst Uumlberstandenesbewahren Es besteht kein Anlaszlig zu der Frage in wessen Haumlnde sich diese oder jene kuumlnstlerischen oder historischen Schaumltze Schloumlsser Palais Kirchen usf in die soviel vom Volksschaffen hervorgebrachter Arbeit und Schoumlnheit investiert worden sind fruumlher befanden Wichtig ist zu wissen wer jetzt der Herr [ ] ist [ Deshalb uumlbertraumlgt das Volk den Haszlig den es gegen die fruumlheren Besitzer [ ] hegt nicht auf gaumlnzlich unschuldige Gegenstaumlnde die es von nun an als seinen Besitz [ ] im Sinne allen offenen Studiums und Genusses behandeln wird Pflicht eines jeden von uns ist es nicht nur als Besitzer [ ] in den Orten alle Uumlberreste der Geschichte und
16
bull
Denkmaumller der Kunst zu schuumltzen sondern auch den Schatz des Volkes [ ] zu sammeln und mit immer neuen Gegenstaumlnden zu vervollstaumlndigen 32
Damit die Diskussion nicht nur auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde war es wichtig eine uumlberzeugende Nutzung fuumlr den Bau zu finden Es gab etliche Nutzungsvorschlaumlge wie zB innerhalb eines Gutachtens vom 01 Februar 1949 zur Frage der Erhaltung oder Beseitigung des Potsdamer Stadtschlosses vom Institut fuumlr Bauwesen Abt Baudenkmalpflege
Die Wiederherstellung eines Baudenkmals daif nicht - im allgemeinen jedenfalls nicht - aumlsthetischem oder gar wissenschaftlichem Selbstzweck dienen Sie braucht es auch in diesem Falle nicht Man sollte vielmehr das uumlberlieferte Gehaumluse mit neuem aus den gesellschaftlichen Bedingungen unserer Zeit erwachsenem Leben erfuumlllen indem man das Schloss innen zu einem repraumlsentativen Kulturhaus mit Theater Vortragssaumllen Museum Buumlcherei und Teile fuumlr wissenschaftliche Zwecke der Jugend zur Verfuumlgung stellt und modern ausbaut Diese nicht allein noch lebensfaumlhige sondern als funktionelles Glied des staumldtebaulichen Organismus lebenswichtige Architektur zu beseitigen hiesse das Zerstoumlrungswerk des Krieges fortsetzen das uns nicht viele Staumltten von gleicher Schoumlnheit und Bedeutung uumlbriggelassen hat 33
Ein einberufenes Gremium zur Klaumlrung der Behandlung des Stadtschlosses bestaumltigte am 04 Mai 1949 den Beschluszlig der Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 Es verfuumlgte daszlig mangels jeglicher zwingender Notwendigkeit zum Abbruch das Stadtschloszlig als kulturhistorische Substanz erhalten bleibt und jeglicher reduzierender Eingriff zu unterbleiben hat Das Volksbildungsministerium die Bauverwaltung und das Stadtbauamt sind fuumlr die Sicherung des Stadtschlosses verantwortlich 34 Das Gremium setzte sich ua aus Vertretern des Volksbildungsministeriums des Wirtschafts ministeriums der Schloumlsserverwaltung des Instituts fuumlr Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zusammen Es fehlten trotz Einladung Vertreter des Zentralsekretariats der SED und der SEDshyBetriebsgruppe des Innenministeriums Potsdam
Die oumlffentliche Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde vorerst be endet Trotzdem fuumlhrte man die Diskussion in den Behoumlrden weiter Denn am 06 November 1950 fand wiederum eine Besprechung zum Stadtschloszlig im Stadtbauamt Potsdam statt bei der ua Vertreter der Landesplanung des Denkmalpflegeamtes des Instituts fuumlr Bauwesen und der Stadtplanung anwesend waren
32 DRENGENBERG S 335 33 StA Potsdam Nr 480 fol 42-44 34 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 51-52
17
~~~samiddotnmw~rass~~ wurdeEin
ab waren immer der Erhalt und r_~_~M des Potsdamer Stadtschlosses Es wurde nur
~AHfhm der historischen Fassade Das sollte eine und Nutzuru erhalten Im AorilMai 1951 wurde
seinen Aufbau vom Rat vor daszlig das die
den bildender u orscrual zur Nutzung des Stadtschlosses Potsdam fuumlr
vom Institut fuumlr Denkmaloflege in der
DDR
Im Januar 1954 wurde in der alten zum neuen PntSlrlam
die weitere Existenz des Stadtschlosses des historischen Ensembles nicht in Zweifel gezogen Am 04 Februar schrieb Potsdams
Kurt Promnitz an den Dtto das in und wuumlnschte sich einen
der
am 08 mit einem mlllugtr in der Ruine Dieser Brand wurde mit 9 CmiddotRohren
Die
andere als nfIetliiche Behandlunfl des und seiner Sufi ~fI1Y71
des Stadtschlosses war am 08 1955 und am 06 der des Kulturbundes Der
des vlL1V~OltO ein
Die
18
und
Diese Stadtschloszlig zu retten wurde scharf von Presse Dadnrch wurde die Diskussion um das Stadtschloszlig wieder in das Licht der gternckt Im vom 05 1956 war unter der SclUallzelle verrotten zu lesen
dieses Jahres hatte der vnrlll1itpt mit der das StadJschoszlig
Kaum
JIelgtlm~chlllng uumlber das Stadtschloszlig VItt des Ministeriums fuumlr
UU~ Potsdam und des Rates der Stadt nahmen an dieser Ergebnis der eine Aktennotiz Auskunft
2
Lm~lUYSlCn aller anwesenden Genossen AlJffn~~lmopn uumlber dieses Problem
bei in der
Anlagn heniJtif7t werden
MIELKE S 114 Potsdml Rep 530 Nt 1265 227
19
bull
3 Auch der Abriszlig des Stadtschlosses ist nicht zu empfehlen weil dadurch eine Diskussion unter der Bevoumllkerung provoziert wuumlrde die uns gegenwaumlrtig nichts nuumltzen kann weil wir die ganze Aufmerksamkeit und die Initiative der Bevoumllkerung auf die Mithilfe bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms Enttruumlmmerung usw lenken muumlssen Auszligerdem wuumlrde der Abriszlig mindestens 2 Millionen DM kosten nicht eingerechnet die Kosten fuumlr die Neugestaltung des Platzes Das Argument daszlig die Ausgaben fuumlr die Enttruumlmmerung durch Einnahmen aus dem Erloumls an Truumlmmersteinen Split usw gedeckt wuumlrden wird von den Baufachleuren
als nicht ausreichend betrachtet Auszligerdem waumlren auch fuumlr den Abriszlig eines solchen Objektes Baukapazitaumlten notwendig die nicht vorhanden sind laquo 42
Im Stadtkompositionsplan Potsdam welcher im Oktober 1956 von der Stadt-und Dorfplanung Potsdam aufgestellt wurde fmdet sich im ErlaumluterungsberiCht zur Entwicklung der Stadt folgende Passage
Das Stadtschloszlig dessen generelle und dominierende Lage am Alten Markt eine Schluumlsselstellung in der Stadtplanung darstellt muszlig fiir kulturelle Zwecke wieder eingerichtet werden um mit der bereits hergestellten Nikolai-Kirche und dem Rathaus [ ] das Potsdamer Architekturensemble zu bilden Rat der Stadt Denkmalpflege und die Kulturschaffenden sind sich daruumlber einig daszlig hier Kulturraumlume fiir die werktaumltige Bevoumllkerung die repraumlsentabelste Gaststaumltte Potsdams und die Unterbringung aller kulturellen Organisationen der Stadt erfolgen muszlig laquo43
Immer wieder finden sich Nutzungsvorschlaumlge fuumlr eine spaumltere Wiederverwendung des Stadtschlosses Der Beirat fuumlr Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik empfahl in einem Beschluszlig vom 29 November 1956 uumlber die generelle Planung Potsdamlaquo dem Rat des Bezirkes das Gebaumlude zunaumlchst als Ruine zu erhalten und zu sichern Es solle untersucht werden inwieweit sich das Stadtschloszlig als eine Paumldagogische Hochschule ausbauen lieszlige Das Entwurfsbuumlro fuumlr Hochbau Potsdam reichte im Dezember 1956 einen weiteren V orschlag45 fuumlr die Verwendung des Potsdamer Stadtschlosses ein Darin heiszligt es daszlig das Stadtschloszlig Festsaumlle eine Repraumlsemationsgaststaumltte einen Kammermusiksaal Ausstellungen Klubraumlume und Buumlros bildender Kuumlnstler beinhalten koumlnnte
1957 wurde der Bau einer neuen Langen Bruumlcke geplant die die zwingende Argumentation fuumlr den erforderlichen Abriszlig bringen sollte Ein weiteres Ziel
42 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1271 fo1 1-2 43 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1267 fo1 20 44 Vgl BLHA Porsdam Rep 530 Nr 1264 fo1 63 45 Vg1 StA Potsdam Nr 480 fo1 102-103
20
Rechts Abb 1 Stadtschloszligfassade an der Humboldtstraszlige um 1956
Unten Abb 2 Stadtmodell aus den 50-er Jahren mit einem Vorschlag zur Gestaltung der Stadtmitte Das Schloszlig ist ohne Fortunaportal in die Bebauung einbezogen
Fotos K Arlt
21
von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
22
die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
8
zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
23
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
28
Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
30
Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
31
geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
32
QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
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1 HISTORISCHES
Am noumlrdlichen Havelufer entstand im Verlauf des 12 Jahrhunderts eine Holz-Erde-Burg welche die Aufgabe hatte den Uumlbergang uumlber die Havel zu kontrollieren und zu beschuumltzen In der ersten Haumllfte des 13 Jahrhunderts wurde die Holz-Erde-Burg durch die sogenannte Askanische Burg ersetzt Es entstand eine Burganlage mit einem steinernen eckigen Turm (Bergfried) auf einem quadratischen Grundriszlig I
Die doumlrfliche Ansiedlung im Bereich der Burg erhielt 1325 das Stadtrecht In der Mitte des 14 Jahrhunderts wurde die Burg mit einer steinernen Umfassungsmauer und vier Rundtuumlrmen an den Ecken ausgebaut Die erste urkundliche Erwaumlhnung der Burg als Castrum findet sich im Landbuch Kaiser Karls IV im Jahre 1375
Zwischen dem 15 und 17 Jahrhundert war die Burg bis auf zwei kurze Unterbrechungen verpfaumlndet Ausgenommen war stets die Jagd Bis 1598 wurde die Burg nur bei Jagden im Have1gebiet benutzt und stellte keinen festen Wohnsitz dar Verschiedene Berichte2 deuten daraufhin daszlig die Burg im 1516 Jahrhundert permanent verfiel So verpflichtete sich 1456 der Paumlchter Achim von Hacke die Burg im wesentlichen Bau zu halten und nicht verfallen zu lassen Im Jahr 1546 stellte der Amthauptmann v Koumlckeritz fest daszlig das Haus zu Potsdam ganz baufaumlllig sei und daszlig es ausgebessert werden muumlsse da der Kurfuumlrst Joachim 11 mit fremden Fuumlrsten oft zur Jagd kaumlme Die Baumeister Paul Huber und Hans Raumlspel vermerkten um 1580 nach einer Inspektionsreise Das Haus liegt gar im abbau und wenn man die daumlcher allenthalben bestiege und vor einrinnen des regenwassers verhuumltet so mochte es auch eine zeit bleiben bis mans mit Gelegenheit renovieren koumlnnte Im Erbregister des Amtes Potsdam wurde die Burg 1589 erstmals als Schloszlig aufgefuumlhrt
Am 11 Februar 1598 schenkte Kurfuumlrst Joachim Friedrich seiner Gemahlin Katharina das Amt Potsdam mit seinen Einkuumlnften Die Kurfuumlrstin wollte in Potsdam ihren Wohnsitz nehmen Nach dem Abbruch der alten Burg wurde ein neues Schloszlig unter Leitung des Baumeisters Valtin Herkloz gebaut Dieser sogenannte Katharinenbau war im Maumlrz 1599 bezugsfertig Das dreigeschossige Gebaumlude hatte einen Treppenturm in der Mitte der Fassade und war umgeben vom Mauerzug und den Rondells des 14 Jahrhunderts Im Verlauf des Umbaus wurde eine Schloszligkapelle eingebaut 3
Nach dem Tod der Kurfuumlrstin 1602 war das Schloszlig bis 1607 im Besitz von
1 Vgl SCHAumlCHTE S 3 2 Vgl GIERSBERG S 10 - 11 3 VgL SCHAumlCHTE S 3
2
Eleonore der zweiten Ehefrau des Kurfuumlrsten Joachim Friedrich Am 21 Mai 1606 wurde der Altar der Schloszligkirche nach Joachimsthal dem bevorzugten Sitz des Kurfuumlrsten verlagert Im Jahre 1611 pachtete der Kammerherr WolfshyDietrich von Hacke auf Berge und Groszlig Kreutz welcher 1606 zum Hauptmann des Amtes Potsdam bestellt wurde das Schloszlig vom Nachfolger Joachim Friedrichs dem Kurfuumlrsten Johann Sigismund
Der Groszlige Kurfuumlrst Friedrich Wilhelm kaufte am 02 Maumlrz 1660 das Amt und Schloszlig Potsdam zuruumlck Seit dieser Zeit wurde das Schloszlig kontinuierlich um- und ausgebaut Geplant war ein Gebaumlude zum staumlndigen Aufenthalt Man begann mit der Beseitigung der mittelalterlichen Ringmauern und Tuumlrme und einem teilweisen Abbruch des Katharinenbaus Unter Leitung des Architekten Johann Gregor Mernhardt wurde zwischen 1662 und 1669 eine neue Schloszlig anlage gebaut Einfluszlig auf die Bauplaumlne hatten der Kurfuumlrst und der StatthaHer von Kleve Johann Moritz von Nassau-Siegen Die neue kurfuumlrstliche Residenz bestand aus einem Hauptbau mit zwei anschlieszligenden niedrigen Seitenfluumlgeln die durch einen Torbau verbunden waren Das Gelaumlnde war von einem Wassergraben umgeben Von 1679 bis 1682 wurden die Seitenfluumlgel unter der Leitung des Hofbaumeisters Michael Matthias Smidts verlaumlngert und durch eine halbrunde Galerie mit einem Torbogen dazwischen abgeschlossen Westlich des Schlosses wurde 1685 von Johann Arnold Nering eine Orangerie gebaut 4
Am 29 Oktober 1685 unterzeichnete der Groszlige Kurfuumlrst im Stadtschloszlig das Edikt von Potsdam Nachdem die harten Verfolgungen mit denen man bisher in [ ] Frankreich wider Unsere der evangelisch-reformierten Religion zugetanen Glaubensgenossen verfahren viele Familien veranlaszligt sich [ ] hinweg in andere Lande zu begeben Wir daher aus gerechtem Mitleiden bewogen werden vermittelst dieses Edikts denselben eine sichere und freie Zufluchtsstaumltte in allen Laumlndern und Provinzen anzubieten 5
Als der Groszlige Kurfuumlrst am 29 April 1688 im Stadtschloszlig verstarb war Potsdam eine bedeutende Residenz geworden
1689 ging das Schloszlig in den Besitz des Kurfuumlrsten Friedrich III uumlber Nachdem sich der Kurfuumlrst 1701 im Dom zu Koumlnigsberg selbst zum Koumlnig Friedrich 1 kroumlnte begann die repraumlsentative Gestaltung des Schlosses Der hugenottische Baumeister Jean de Bodt errichtete 1701 ein Fortunaportal am Nordtrakt des Schlosses Das Portal erhielt seinen Namen von der auf dem Tor postierten vergoldeten Statue der Gluumlcksgoumlttin Fortuna~
In der Zeit vom 02 bis 08 Juli 1702 hielten sich Friedrich IV von
4 Vgl wwwpotsdamerstadtscblossde 5 Zit bei SCHAumlCHTE S8
3
Daumlnemark und von Polen und im Stadtschloszlig auf
Bis zum Tode Friedrichs L 1713 wurde das Schloszlig mehrfach l4lUgtcvaUL Zunaumlchst unter der von Andreas der 1703 das UiI)SmloII~1I des Berliner Reiterstandbildes vor dem FOlrtulJaportal U~LU wahrscheinlich unter Johann Friedrich IOlSWJiUCr
Friedrich
in Marstall Peter der Groszlige im die Yacht Friedrichs
nur weruge Baumaszlignahmen am mehr dem Ausbau der Stadt widmete Die dem lieszlig er einen Teil
und die
im Garde-
Grenadieren vorfUhren
Christine von in Anwesenheit des nerLugs
10 Maumlrz 1732 im Stadtschloszlig
Wenzeslaus von Knohelsdorff und wesentlicbsten aumluszligeren
die Die
Als Friedricb Wilbelm I 1740 im Stadtshll)szlig die _ der bis 1756
uumlbernahm tnit demsct~itltwE~en
Die Baumaszlignalnnen wurden von Jobann Boumann
waren ua die ErhoumllluIlg der Fassaden und der Bau
Innenraumlume wurden mit friderizianischen Havel-
den Wintermonaten zwischen 1750 und 1751 verweilte der franzoumlS1111be Dicbter und PbilosoDh Francois Marie im Stad tschloszlig
der
im
4
Neuen Garten Nach
Deshalb Jallren 1800 bis 1804 die
Friedrich Willielm III und rur das Potsdamer
wurde Vom 03 bis 04 November 1805 besuchte Zar Alexander das Stadtschloszlig Das letzte bistorische Schloszlig war der Aufenthalt von
am 2324 Oktober wurde danach aber 11 bei
Anwesenbeit in als Bauliche
_
6 uumlbernalnn 1918 das Stadtschloszlig und nutzte es als Jahre 1927 wurde das der
Terwaltung rur Schloumlsser und Gaumlrten Am 21 Maumlrz eine und statt Der
Museumsbetrieb wurde 1941 und mobile Kunstwerke ausgelager
Das Stadtschloszlig blieb von den ab 1943 einsetzenden zunaumlchst verschont Aber am 14 ca 3 Wochen vor Ende des Lweltem eltkrieges wurde das GCllliUUC UAlJU Luftangriff auf
Das Stadtschloszlig brannte bis auf die UrntassungsIJlauern nieder
Am 12 November 1959 fiel die zum Abriszlig der Ruine Politbuumlro der SEO unter von Walter Ulbricht weisen
beschloszlig die Potsdamer 13 November die
i)p]ren~UJlg
Das middotUIUllll1jJUUlU
Die erste
Januar 1960 Mit der des 1960 17 und letzte ~plen~ung
am Stadtschlosses 1959 dem Fall der Arkaden
7bullbull10 des engusrnell
UlSKUlgt$iUN UM DEN WIEDERAUFBAU
stand man vor der nIUJ1pn
man tnit der zerstoumlrten historischen Bausubstanz im Herzen Potsdams UUJILUl5i1Jlluhahe waren daszlig ein Wiederaufbau nicht
ZejtpUnkt auch erforderlich sei
5
im verwenden Es koumlnnte somit lVllUtOlPIILUIL
indem man
einer Potsdam als dessen der Hitlerdiktatur und Maumlrz wurde Potsdamer StalJtschIosses daszlig durch den Mllibrauch In dessen
systenlatlsch mit
als im westlichen Teil des Sp()rtSltaruOns rur die Polizei bef~onnen
gtIcaUUgtj1llVJUUUtO wurden sandsteinerne UV1-AIYU beraus~elijst Sllidilonlau verwenden wollte Geruumlchte um eine ~PirenJWlg
Um 1947 untersuchte der G Bau- und im
baulichen Zustand und die der Stadtschloszligr Er berichtete
Seit dem Winter 1946 diskutierten Leser der uber den kuumlnftillen Umgang mit der Stadtschloszligruine
itratjChtojJ wieder aU1ZUl~auen Stadtsl~hl()sSjlS vlerbreiltete~n sich Es war mehrfach die Rede ein wesentlich anderes Gesicht zu
Wpornumpgt7 der Ruine ein Theater zum Stil der mbolisch am 30 Januar dem Tag der M~lchlter~~rejifmlg
Stndt~rhlnszlig so wieder machen
ist von einem bekannten BaukUnstler und zu erhalten Schade waumlre es um
verwendbare Doch einer absichtlich aumlsthetisch ltgtfluat Ruinenromantik ist unsere Zeit zu hart und unser Wille ZU
des
lVUJgtUIC S 107
StA POlSdam Nr 480 fol 4 6
7
ist durch mehrere im Innern vollkommen
den
sehr schwer noch der Stadt dem herrlichen
bei einem 17ufuhrmf werden Mehrere bis
unterbrechen die mit ihrem fiaiirlilI-raquo
VOllKommen zerstoumlrt WipfmJfhnu des Stadtschlosses
Museums- und des in der
Auch an anderen Stadtschlosses manlelte es nicht Ein
bei MIELKE S l04middotllj GIERSBERG S 107middot108
6
bull
angenommen haben So soll in Kuumlrze ein groszliger staumldtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben werden der dann zeigen wird wie weit die Absichten der Stadt Potsdam einer Verbesserung unterzogen werden muumlssen Als fuumlr das Baugeschehen und damit fuumlr die baukuumlnstlerischen Belange des Landes Brandenburg verantwortlicher Hauptabteilungsleiter muszlig ich gegen die Absicht das Stadtschloszlig und weitere wertvolle Baudenkmaumller zu sprengen Einspruch einlegen und erbitten daszlig das Kabinett in Wuumlrdigung aller Umstaumlnde eine Entscheidungherbeifuumlhrt 14
Ein Offener Brief in der Maumlrkischen Volksstimme von der SEDshyBetriebsgruppe der Landesregierung Brandenburg an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Walter Paul am 11 Januar 1949 erhitzte die Gemuumlter noch mehr Die wichtigste Passage besagt Unabhaumlngig von Ihrer Meinung sind wir der Auffassung daszlig diese Uumlberreste des preuszligischen Militarismus auf dem schnellsten Wege von der Bildflaumlche verschwinden muumlssen Warum Erstens Die Wiederherstellung des Stadtschlosses wuumlrde Millionen kosten und man kann unseren Werktaumltigen nicht zumuten in zertruumlmmerten Wohnungen zu leben um eine Ruine aus historischen Gruumlnden wieder aufzubauen Zweitens Die Ruine ist in ihrem heutigen Zustand nicht nur verkehrsgefaumlhrlich sondern wirkt auch verkehrshindernd 15
Der Oberbuumlrgermeister Paul reagierte sofort und uumlbermittelte dem SEDshyLandesvorstand Brandenburg seine Antwort Im Zweijahrplan der Stadtverwaltung sei der Wiederaufbau des Stadtschlosses uumlberhaupt nicht erwaumlhnt Man sollte zwischen Baukunstgeschichte und politischer Geschichte unterscheiden Romantik Gotik Barock Rokoko sind nicht von Despoten diktiert worden haben weder mit Dynastien noch Herrscherformen viel zu tun sondern sind Ausdruck des Zeitempfindens Potsdamer Kunstwerke seien wegen ihres Kunstwertes und nicht wegen ihrer fruumlheren Einwohner erhaltenswert Die Frage der Sprengung benoumltige zunaumlchst eine rein wirtschaftliche Betrachtung Welche Vor- und Nachteile haumltte eine Sprengung 16
Das Stadtbauamt reagierte am 13 Januar 1949 auf den Offenen Brief und teilte dem Oberbuumlrgermeister seine Betrachtungen17 zur eventuellen Sprengung des Stadtschlosses mit
1 Wirtschaftliche Betrachtung Die bei der Sprengung des Stadtschlosses anfallenden mindestens 18000 m3 Schuttmassen koumlnnten fuumlr den Bau des
14 BLHA Potsdam Rep 202A Nr 422 fol 246 15 StA Potsdam Nr 480 fol 57 16 Vgl BLHA Potsdam Rep 332 Nr 711 fol 128 17 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 5-7
8
Polizeistadions keineswegs Verwendung finden da zur Zeit in Potsdam noch ca 180000 m3 Truumlmmermassen liegen Warum sollen die vorhandenen Triimmermassen noch um 18000 m3 vermehrt werden
2 Staumldtebauliche und verkehrstechnische Betrachtung Durch eine Sprengung wuumlrde das Stadtgebiet nach Osten aufgerissen werden Die wegen vorherrschender Windrichtung zu vermeidende freie Ost-West-Achse wuumlrde geschaffen sein Die vorhandenen Mauermassen und die Grundriszligloumlsung draumlnge sich fuumlr die Verwendung eines Kulturhauses mit Museen Volkshochschule Jugendherberge usw geradezu auf
3 Kunsthistorische Betrachtung Das Stadtschloszlig gehoumlre zu den schoumlnsten Baudenkmaumllern Potsdams
4 Zustaumlndigkeiten Der Oberbuumlrgermeister koumlnne keine Anweisung zur Sprengung geben weil es kein staumldtisches Gebaumlude ist sondern von den staatlichen Liegenschaften Abt Schloumlsseru Gaumlrten verwaltet wird Nach dem Ortsstatut der Stadt Potsdam muumlsse fuumlr Veraumlnderungen an kunstgeschichtlichen Bauten oder Ruinen die Genehmigungen verschiedener Stadt- und Regierungsinstanzen eingeholt werden
Der Rat der Stadt Potsdam zog seine Konsequenzen und wollte einen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung der Stadt ausschreiben Das Resultat des Wettbewerbes sollte darstellen inwiefern Reste kunsthistorischer Bauten erhalten werden koumlnnen Die Ausschreibung des Wettbewerbes wurde aber noch im selben Jahr zuruumlckgestellt
Der Bauausschuszlig der Stadtverordnetenversammlung appellierte am 13 Januar 1949 an den Ministerpraumlsidenten des Landes Brandenburg Dr Karl Steinhoff die im Offenen Brief gestellte Forderung auf Sprengung des Stadtschlosses eingehend zu pruumlfen Das Planungsamt von Potsdam haumltte von 1945 an bei all seinen Aufbauplaumlnen an der Erhaltung des Stadtschlosses festgehalten Auch bei der Aufstellung des Flaumlchennutzungsplans blieb das Stadtbauamt diesem Grundsatz treu Der anlaufende Wettbewerb fuumlr die Gesamtplanung der Stadt Potsdam wird ergeben ob diese Auffassung des Stadtbauamtes sich bestaumltigt Denn es sei falsch voreilige Maszlignahmen zu treffen Es bestehe keine zwingende Notwendigkeit zu einer beschleunigten oder gar uumlberstuumlrzten Beseitigung der Ruine durch eine Sprengung 18
Auch der Leiter des Referates Bildende Kunst Museen und Denkmalpflege bei der Deutschen Verwaltung fuumlr Volksbildung Dr Strauss griff mit Unterstuumltzung von Stephan Heymann Leiter der Abteilung Parteischulung Kultur und Erziehung des Zentralkomitees der SED und Prof Selman
18 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 8
9
Selmanagic Leiter des Planungsamtes des Magistrats Berlin in die Diskussion ein Er schrieb am 15 Januar 1949 an den Vorsitzenden der SEDshyBetriebsgruppe der Landesregierung Brandenburg
Das Stadtschloss ist ein architektonisch beruumlhmter Bau gewesen dessen Auszligenfassade trotz der tiefgreifenden Zerstoumlrungen im Grunde erhalten ist Lenin sagt in seiner Rede dass es falsch waumlre eine sozialistische Kultur vom gruumlnen Tisch her aufzubauen oder zu erwarten dass sie vom Himmel faumlllt Vielmehr betont er die Notwendigkeit der Entwicklung einer sozialistischen Kultur aus den kulturellen Errungenschaften aller zuruumlckliegender Epochen bei kritischer Veraumlnderung im Sinne der neuen objektiven und subjektiven Situation [ ] Ein Wiederaufbau des Stadtschlosses im alten Rahmen ist ausgeschlossen aus ideologischen Gruumlnden und auch aus wirtschaftlichen Es kann heute noch nicht entschieden werden ob im Zusammenhang mit der Gesamtplanung Potsdams das Stadtschloss fallen muss oder besser zu erhalten ist und es ist ausserdem heute noch nicht zu uumlbersehen ob die starken Verluste an kulturhistorischer Substanz die wir erlitten haben uns nicht noumltigen die Ruine des Schlosses zu sichern um damit wenigstens einen Rest kuumlnstlerischer Leistung der Zukunft zu erhalten 19
Nicht nur Personen aus der Politik nahmen Anteil am Schicksal des Potsdamer Stadtschlosses wie die Eingabe der Potsdamer Buumlrgerin Marie Hepner an den Oberbuumlrgermeister Paul vom 15 Januar 1949 zeigt
Es gab wohl keinen der nach Potsdam kam und nicht gefesselt war von dem Anblick der sich ihm bot wenn er uumlber die lange Bruumlcke ging und vor ihm das Stadtschloss lag nicht frontal und anspruchsvoll ihm zugekehrt wie die meisten barocken Fuumlrstenschloumlsser sondern leicht zur Seite abgewandt In der Ferne aber begrenzten die beiden Kirchtuumlrme das Blickfeld der strenge der Garnisonkirche und die zierliche Haube der Heiliggeistkirche wie zwei Zielsaumlulen fuumlr die dazwischenliegende Stadt [ ] Natuumlrlich sind die wirtschaftlichen Faktoren heute ausschlaggebend und auch ich bin der Uumlberzeugung dass man im Augenblick das Stadtschloss nicht ausbauen kann da der Wohnungsbau vordringlicher ist [ ] Wieviele andere Ruinen stehen ohne Schaden Jahrhunderte Warum soll man nicht auch hier noch einige Jahre warten koumlnnen wenn man die Mauem abdeckt und sichert Waumlre das Stadtschloss schon seiner guumlnstigen Verkehrslage wegen nicht der beste Ort fuumlr die neue Hochschule fuumlr die Bibliothek fuumlr das kulturhistorische Landesmuseum das so wichtig ist als Anschauungs- und Schulungsmaterial fuumlr die Studenten Ist es nicht der gegebene kulturelle Mittelpunkt 20
19 BLHA Rep 205A Nr 609 fol 40-42 20 StA Potsdarn Nr 480 fol 33
10
Waumlhrend dieser Zeit gab es einige Beratungen auf verschiedenen Ebenen die nur die Existenz des Potsdamer Stadtschlosses zum Thema hatten Eine vorbereitende Sitzung fand am 20 Januar 1949 bei dem Landespolizeichef Richard Staimer statt Uumlber diese Besprechung gibt folgende Aktennotiz Auskunft
Herr Staimer legte in kurzen Worten seine Ansicht in bezug auf den Wert der Ruine und die Lebensdauer dar Er vertrat die Ansicht dass die Ruine in absehbarer Zeit infolge ihres schlechten Bauzustandes beseitigt werden muumlsse und dass er in Erkenntnis dieser Sachlage es fuumlr unbedingt richtig halte jetzt zu sprengen um die Truumlmmer fuumlr sein Bauvorhaben gleich verwenden zu koumlnnen Er betonte besonders dass nach Herstellung des Polizeistadions die Sprengung des Stadtschlosses mit erheblichen Schaumlden fuumlr das Stadion und seine Anlagen verbunden waumlre 21
Die entscheidende Sitzung sollte dann am 26 Januar 1949 mit Vertretern der Hauptverwaltung Bauwesen des Finanzrninisteriums des Landes Brandenburg der Stadt Potsdam der Schloumlsserverwaltung der Gewerkschaft und dem Berliner Architekturprofessor Edgar Wedepohl stattfinden Im folgenden werden einige Ausschnitte von Gutachten dargestellt die fuumlr diese Sitzung eingereicht wurden
~ Amt fuumlr Baustatik dem statischen Buumlro des Stadtbauamtes und der staumldtischen Baupolizei (22011949) Eine gemeinsame Uumlberpruumlfung der Stadtschlossruine ergab dass eine Gefaumlhrdung des Strassenverkehrs nicht besteht Kleine Gefahrenstellen koumlnnen soweit sie nicht schon abgestuumltzt sind mit verhaumlltnismaumlssig geringen Mitteln gesichert werden Etwa 70 - 80 des noch stehenden Mauerwerkes und erhebliche Teile des figuumlrlichen und architektonischen Natursteinschmuckes koumlnnten fuumlr einen spaumlteren Ausbau noch verwendbar sein Eine laufende Uumlberwachung der Ruine ist natuumlrlich nicht erforderlich 22
~ Erich Blunck Architekt und ord Professor an der Technischen Universitaumlt Berlin (22 01 1949) Da es wiederholt den Landesherren als Wohnsitz diente sind hier fuumlr ganz Europa wichtige Entscheidungen getroffen worden Als Ludwig XIV zB am 18 Oktober 1685 das Edikt von Nantes aufhob so dass die Verfolgung der Hugenotten wieder begann da wurde acht Tage spaumlter jenes beruumlhmte Edikt von Potsdam erlassen das den Verfolgten ein Asyl bot und dessen Kernsatz lautet Ich will duldsam sein gegen alle meine Mitmenschen wenn sie in Not sind ohne Ruumlcksicht auf ihr Verdienst und ihren Glauben D(ls Stadtschloss in Potsdam ist also ein
21 StA Potsdam Nr 480 fol 22 22 StA Potsdam NT 480 fol 40
11
und es an Irrsinn Jlrenzt einen noch verwendbaren Bau erst die Abbruchmassen aln~urGrhnm
nfPrtIIUrflltJrmrt einen Neubau wenn der Abbruch etwa
Staumldtebaulich Stadtschloss im ZUSa1Ilmemlalzfl Nikolaiku[)vel und Garnisonkirche ein
das in der Stadtbildes wuumlrde sich ~niilfrhin
die der auswirken Mein Gutachten weist zur
Grund vorlieJlt den Bau zu beseitiflen
was bei Stadtschlosses ohne weiteres anzunehmen
Nr StA Potsdam Nr 480 BLHA Potsdam Rep 20i Nt
ist Der die Stadt Pot~dam
Baudenkmal von und Widerhl~rsltellun)
upM
houmlchster fle~rchifchl~licIer Seine aUer uumlberall
)gt Prof Hans der Technischen Universitaumlt BerUn zum was die Stadt Potsdam an baulichen Sein Abbruch wuumlrde also einen
Verlust Der Abbruch waumlre aber auch wirtschaftlich nicht zu vertreten da der moderne Zwecke durchaus
-daumlchern kaum uumlberschreiten Aus diesen Uberle)umum
Der Baurat Gerichte des LaJl(ll~erlchts Potsdam und von der Industrie- und HaJllGelsk~ntuner Land
verfaszligte am 25 Januar 1949 ein weiteres In diesem Gutachten beschrieb der Baurat die
wenn in der dann koumlnnen vielleicht auch
hlltmlJl~h Ruinen beseiti$lt zu machen 26
um
Baustatik an der in statischer
der ihre des und
vorhan(1~~llfn Bautei1e des Stadtschlosses und sich zur des ~1 __ wird in tacnmaoollsClen Urteil besonclers CIIi-
des Wiederaufbaus des Potsdamer St2tdUIChiosses
19 BLHA Potsdam Rep Nr fol 53
fol 54middot55
heute am 23 Januar 1949 im versammelten
die Ursache ist darin zu
pirHUmiddotIffiiht wl1rdPTl mit dem welcher
28 BLHA Potsdam Rep 201 Nr18
1312
Weiterbestehen des Stadtschlosses den Bau Polizeistadions hemmt und eine
wo 16 Jahren Mordbrenner Hitler die Macht Den Historikern die letzten acht zu benutzen zur Abnahme der JmgtH
3 Jahren versaumlumten _z_ _nz__~ I
Der Potsdamer Dr in einem Brief vom 25 Januar 1949 an den Stadtbaurat den Aufwand und Nutzen
den Abriss des der die
pOLUlscne Gruumlnde und Unentbehrlichkeit des Bamrmrufpf) tflthlit~hejm Munde haben wir dass die
einen szligauwert von 1 112 Millionen DM haben Die werden in die Millionen Das ist sicher Der
aber ebenso sicher und amortisieren Einmal ist die tll1WlrJ[~1l1P den Fremdenverkehr und damit das der Stadt oeleuEena
weM diese Visitenkarte Alt-Potsdams erhalten bleibt und nicht durch einen wenn auch noch so schoumlnen modemen ersetzt wird Sodann werden die aus Loumlhntn die wieder das WllrlS(MnSIelJ~ltn der Stadt Endlich koumlnnen beim Ausbau Mhlirh
Lmuies- oder Stadt behoumlrden lJJ1JcuMn Qjzch und ohne ~Wfflmtnhl2nl Wohnbaubiocks Kunst nur mit der lroumlssten Vorsicht ins
in einem offenen M~~lnlLlJl~tsa1Ilstawcb des Stadtschlosses liberzeugt
Ausschnitte aus dem daruumlber Auskunft
ihm
29 BLHA Potsdaxn SM Potsdam Nt
BLHA PotsdaIll Nr 609 fot 26-33
14
werden Ist es nh7UppmpYl oder nicht man eiMn Teil nlnpiRpyt
und M~~inlmg von das
Annnll(~n genommen Wert und die Huumlne nicht sei Als
aber es koumlnnte in den Aufbau machen da
Man soUte uumlbedeen
Stadtbaurat Kar Stuumltze) das Schloszlig zu nltH
mehr Truumlmmer zu nicht eirunal die anderen tleseltljlt waumlren Die Stadt sei nicht in der ein neues Gebaumlude an der SteHe zu aber sie sei eher in der einen Wiederaufbau fuumlr kulturelle Zwecke zu als die abzureiszligen Herr
der Jntl~rbalbmg des Stadtschlosses durch
HeSellt1g1mg der Truumlmmer
Herr Robert Vorsitzender des
und wertvolles szligauat~nKJ1Ull
das Stadts~htl7szlig
die
mich und wollte man das
ich die wnrtfpI1 erhaltet uns
Prof Kunstwerk von 1-lt0 Ein schoumlner Bau ist auch als Ruine noch
schoumln Wer es unternimmt ] Kulturwerte an ihre Stelle ZU setzen der ist ein
totr(J4Jn [] Baumaterial die Atn1ilrtDM
eine neue I1tltSilmm~
15
31
Kulturhaus mit Saumllen fuumlr Versammlungen Konzerte Kino Vortraumlge Volksbuumlcherei mit Lesesaumllen Ausstellungen Gastraumlumen usw Braucht die Jugend keine Bildungsstaumltten keine Volkshochschulen
Kultusminister Ruumlcker erklaumlrte daszlig die geaumluszligerten Meinungen verstaumlndlich sind aber auch gefuumlhlsbetont und von Erinnerungen getragen Er sehe die Dinge ganz nuumlchtern vom Standpunkt der Finanzen Das Restaurieren sei in den naumlchsten 10 bis 20 Jahren unmoumlglich Er trete fuumlr einen Abriszlig ein aber nicht aus politischen Erwaumlgungen sondern aus der Frage heraus Kann man die Ruine in den naumlchsten 10 Jahren fuumlr andere Zwecke verwenden Das sei ausgeschlossen
Die Sitzung endete ergebnislos da die Auseinandersetzung um die Existenz des Stadtschlosses fast ausschlieszliglich auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde Ein wichtiger Streitpunkt in der Diskussion war auch die Verkehrsfuhrung um das Schloszlig herum
Trotzdem wurde kurze Zeit spaumlter in einer Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 der Beschluszlig gefaszligt die Reste des Stadtschlosses vorerst zu erhalten Es ist anzunehmen daszlig diese Entscheidung durch Einmischen der sowjetischen Besatzungsmacht zustande kam Die Sowjetunion hatte schon 1918 in einem Aufruf des Volkskommissariats fuumlr die Kuumlnstlerisch-Historischen Besitzungen der Republik an alle Deputiertensowjets und Landkomitees zur Organisierung oumlrtlicher Kommissionen fuumlr den Schutz der Kunst- und Altertumsdenkmaumller ihren Standpunkt verdeutlicht Darin heiszligt es u a
Alle Denkmaumller der Vergangenheit alle Kunstwerke an denen sich [bisher nur die Zaren und Reichen ergoumltzten sind unser geworden wir werden sie niemanden mehr hergeben und sie fuumlr uns und unsere Nachkommen erhalten fuumlr die Menschheit die nach uns kommt und eifahren will auf welche Weise die Menschen vor ihr lebten Und aumlhnlich wie jedem von uns die Erinnerungen der Kindheit und Jugend teuer sind moumlgen sie nun bitter oder suumlszlig gewesen sein so wird auch das gesamte Volk diese Erinnerungen der hinter uns liegenden Geschichte vergangen er Jahre als etwas Teures und laumlngst Uumlberstandenesbewahren Es besteht kein Anlaszlig zu der Frage in wessen Haumlnde sich diese oder jene kuumlnstlerischen oder historischen Schaumltze Schloumlsser Palais Kirchen usf in die soviel vom Volksschaffen hervorgebrachter Arbeit und Schoumlnheit investiert worden sind fruumlher befanden Wichtig ist zu wissen wer jetzt der Herr [ ] ist [ Deshalb uumlbertraumlgt das Volk den Haszlig den es gegen die fruumlheren Besitzer [ ] hegt nicht auf gaumlnzlich unschuldige Gegenstaumlnde die es von nun an als seinen Besitz [ ] im Sinne allen offenen Studiums und Genusses behandeln wird Pflicht eines jeden von uns ist es nicht nur als Besitzer [ ] in den Orten alle Uumlberreste der Geschichte und
16
bull
Denkmaumller der Kunst zu schuumltzen sondern auch den Schatz des Volkes [ ] zu sammeln und mit immer neuen Gegenstaumlnden zu vervollstaumlndigen 32
Damit die Diskussion nicht nur auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde war es wichtig eine uumlberzeugende Nutzung fuumlr den Bau zu finden Es gab etliche Nutzungsvorschlaumlge wie zB innerhalb eines Gutachtens vom 01 Februar 1949 zur Frage der Erhaltung oder Beseitigung des Potsdamer Stadtschlosses vom Institut fuumlr Bauwesen Abt Baudenkmalpflege
Die Wiederherstellung eines Baudenkmals daif nicht - im allgemeinen jedenfalls nicht - aumlsthetischem oder gar wissenschaftlichem Selbstzweck dienen Sie braucht es auch in diesem Falle nicht Man sollte vielmehr das uumlberlieferte Gehaumluse mit neuem aus den gesellschaftlichen Bedingungen unserer Zeit erwachsenem Leben erfuumlllen indem man das Schloss innen zu einem repraumlsentativen Kulturhaus mit Theater Vortragssaumllen Museum Buumlcherei und Teile fuumlr wissenschaftliche Zwecke der Jugend zur Verfuumlgung stellt und modern ausbaut Diese nicht allein noch lebensfaumlhige sondern als funktionelles Glied des staumldtebaulichen Organismus lebenswichtige Architektur zu beseitigen hiesse das Zerstoumlrungswerk des Krieges fortsetzen das uns nicht viele Staumltten von gleicher Schoumlnheit und Bedeutung uumlbriggelassen hat 33
Ein einberufenes Gremium zur Klaumlrung der Behandlung des Stadtschlosses bestaumltigte am 04 Mai 1949 den Beschluszlig der Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 Es verfuumlgte daszlig mangels jeglicher zwingender Notwendigkeit zum Abbruch das Stadtschloszlig als kulturhistorische Substanz erhalten bleibt und jeglicher reduzierender Eingriff zu unterbleiben hat Das Volksbildungsministerium die Bauverwaltung und das Stadtbauamt sind fuumlr die Sicherung des Stadtschlosses verantwortlich 34 Das Gremium setzte sich ua aus Vertretern des Volksbildungsministeriums des Wirtschafts ministeriums der Schloumlsserverwaltung des Instituts fuumlr Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zusammen Es fehlten trotz Einladung Vertreter des Zentralsekretariats der SED und der SEDshyBetriebsgruppe des Innenministeriums Potsdam
Die oumlffentliche Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde vorerst be endet Trotzdem fuumlhrte man die Diskussion in den Behoumlrden weiter Denn am 06 November 1950 fand wiederum eine Besprechung zum Stadtschloszlig im Stadtbauamt Potsdam statt bei der ua Vertreter der Landesplanung des Denkmalpflegeamtes des Instituts fuumlr Bauwesen und der Stadtplanung anwesend waren
32 DRENGENBERG S 335 33 StA Potsdam Nr 480 fol 42-44 34 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 51-52
17
~~~samiddotnmw~rass~~ wurdeEin
ab waren immer der Erhalt und r_~_~M des Potsdamer Stadtschlosses Es wurde nur
~AHfhm der historischen Fassade Das sollte eine und Nutzuru erhalten Im AorilMai 1951 wurde
seinen Aufbau vom Rat vor daszlig das die
den bildender u orscrual zur Nutzung des Stadtschlosses Potsdam fuumlr
vom Institut fuumlr Denkmaloflege in der
DDR
Im Januar 1954 wurde in der alten zum neuen PntSlrlam
die weitere Existenz des Stadtschlosses des historischen Ensembles nicht in Zweifel gezogen Am 04 Februar schrieb Potsdams
Kurt Promnitz an den Dtto das in und wuumlnschte sich einen
der
am 08 mit einem mlllugtr in der Ruine Dieser Brand wurde mit 9 CmiddotRohren
Die
andere als nfIetliiche Behandlunfl des und seiner Sufi ~fI1Y71
des Stadtschlosses war am 08 1955 und am 06 der des Kulturbundes Der
des vlL1V~OltO ein
Die
18
und
Diese Stadtschloszlig zu retten wurde scharf von Presse Dadnrch wurde die Diskussion um das Stadtschloszlig wieder in das Licht der gternckt Im vom 05 1956 war unter der SclUallzelle verrotten zu lesen
dieses Jahres hatte der vnrlll1itpt mit der das StadJschoszlig
Kaum
JIelgtlm~chlllng uumlber das Stadtschloszlig VItt des Ministeriums fuumlr
UU~ Potsdam und des Rates der Stadt nahmen an dieser Ergebnis der eine Aktennotiz Auskunft
2
Lm~lUYSlCn aller anwesenden Genossen AlJffn~~lmopn uumlber dieses Problem
bei in der
Anlagn heniJtif7t werden
MIELKE S 114 Potsdml Rep 530 Nt 1265 227
19
bull
3 Auch der Abriszlig des Stadtschlosses ist nicht zu empfehlen weil dadurch eine Diskussion unter der Bevoumllkerung provoziert wuumlrde die uns gegenwaumlrtig nichts nuumltzen kann weil wir die ganze Aufmerksamkeit und die Initiative der Bevoumllkerung auf die Mithilfe bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms Enttruumlmmerung usw lenken muumlssen Auszligerdem wuumlrde der Abriszlig mindestens 2 Millionen DM kosten nicht eingerechnet die Kosten fuumlr die Neugestaltung des Platzes Das Argument daszlig die Ausgaben fuumlr die Enttruumlmmerung durch Einnahmen aus dem Erloumls an Truumlmmersteinen Split usw gedeckt wuumlrden wird von den Baufachleuren
als nicht ausreichend betrachtet Auszligerdem waumlren auch fuumlr den Abriszlig eines solchen Objektes Baukapazitaumlten notwendig die nicht vorhanden sind laquo 42
Im Stadtkompositionsplan Potsdam welcher im Oktober 1956 von der Stadt-und Dorfplanung Potsdam aufgestellt wurde fmdet sich im ErlaumluterungsberiCht zur Entwicklung der Stadt folgende Passage
Das Stadtschloszlig dessen generelle und dominierende Lage am Alten Markt eine Schluumlsselstellung in der Stadtplanung darstellt muszlig fiir kulturelle Zwecke wieder eingerichtet werden um mit der bereits hergestellten Nikolai-Kirche und dem Rathaus [ ] das Potsdamer Architekturensemble zu bilden Rat der Stadt Denkmalpflege und die Kulturschaffenden sind sich daruumlber einig daszlig hier Kulturraumlume fiir die werktaumltige Bevoumllkerung die repraumlsentabelste Gaststaumltte Potsdams und die Unterbringung aller kulturellen Organisationen der Stadt erfolgen muszlig laquo43
Immer wieder finden sich Nutzungsvorschlaumlge fuumlr eine spaumltere Wiederverwendung des Stadtschlosses Der Beirat fuumlr Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik empfahl in einem Beschluszlig vom 29 November 1956 uumlber die generelle Planung Potsdamlaquo dem Rat des Bezirkes das Gebaumlude zunaumlchst als Ruine zu erhalten und zu sichern Es solle untersucht werden inwieweit sich das Stadtschloszlig als eine Paumldagogische Hochschule ausbauen lieszlige Das Entwurfsbuumlro fuumlr Hochbau Potsdam reichte im Dezember 1956 einen weiteren V orschlag45 fuumlr die Verwendung des Potsdamer Stadtschlosses ein Darin heiszligt es daszlig das Stadtschloszlig Festsaumlle eine Repraumlsemationsgaststaumltte einen Kammermusiksaal Ausstellungen Klubraumlume und Buumlros bildender Kuumlnstler beinhalten koumlnnte
1957 wurde der Bau einer neuen Langen Bruumlcke geplant die die zwingende Argumentation fuumlr den erforderlichen Abriszlig bringen sollte Ein weiteres Ziel
42 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1271 fo1 1-2 43 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1267 fo1 20 44 Vgl BLHA Porsdam Rep 530 Nr 1264 fo1 63 45 Vg1 StA Potsdam Nr 480 fo1 102-103
20
Rechts Abb 1 Stadtschloszligfassade an der Humboldtstraszlige um 1956
Unten Abb 2 Stadtmodell aus den 50-er Jahren mit einem Vorschlag zur Gestaltung der Stadtmitte Das Schloszlig ist ohne Fortunaportal in die Bebauung einbezogen
Fotos K Arlt
21
von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
22
die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
8
zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
23
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
28
Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
30
Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
31
geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
32
QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
33
Daumlnemark und von Polen und im Stadtschloszlig auf
Bis zum Tode Friedrichs L 1713 wurde das Schloszlig mehrfach l4lUgtcvaUL Zunaumlchst unter der von Andreas der 1703 das UiI)SmloII~1I des Berliner Reiterstandbildes vor dem FOlrtulJaportal U~LU wahrscheinlich unter Johann Friedrich IOlSWJiUCr
Friedrich
in Marstall Peter der Groszlige im die Yacht Friedrichs
nur weruge Baumaszlignahmen am mehr dem Ausbau der Stadt widmete Die dem lieszlig er einen Teil
und die
im Garde-
Grenadieren vorfUhren
Christine von in Anwesenheit des nerLugs
10 Maumlrz 1732 im Stadtschloszlig
Wenzeslaus von Knohelsdorff und wesentlicbsten aumluszligeren
die Die
Als Friedricb Wilbelm I 1740 im Stadtshll)szlig die _ der bis 1756
uumlbernahm tnit demsct~itltwE~en
Die Baumaszlignalnnen wurden von Jobann Boumann
waren ua die ErhoumllluIlg der Fassaden und der Bau
Innenraumlume wurden mit friderizianischen Havel-
den Wintermonaten zwischen 1750 und 1751 verweilte der franzoumlS1111be Dicbter und PbilosoDh Francois Marie im Stad tschloszlig
der
im
4
Neuen Garten Nach
Deshalb Jallren 1800 bis 1804 die
Friedrich Willielm III und rur das Potsdamer
wurde Vom 03 bis 04 November 1805 besuchte Zar Alexander das Stadtschloszlig Das letzte bistorische Schloszlig war der Aufenthalt von
am 2324 Oktober wurde danach aber 11 bei
Anwesenbeit in als Bauliche
_
6 uumlbernalnn 1918 das Stadtschloszlig und nutzte es als Jahre 1927 wurde das der
Terwaltung rur Schloumlsser und Gaumlrten Am 21 Maumlrz eine und statt Der
Museumsbetrieb wurde 1941 und mobile Kunstwerke ausgelager
Das Stadtschloszlig blieb von den ab 1943 einsetzenden zunaumlchst verschont Aber am 14 ca 3 Wochen vor Ende des Lweltem eltkrieges wurde das GCllliUUC UAlJU Luftangriff auf
Das Stadtschloszlig brannte bis auf die UrntassungsIJlauern nieder
Am 12 November 1959 fiel die zum Abriszlig der Ruine Politbuumlro der SEO unter von Walter Ulbricht weisen
beschloszlig die Potsdamer 13 November die
i)p]ren~UJlg
Das middotUIUllll1jJUUlU
Die erste
Januar 1960 Mit der des 1960 17 und letzte ~plen~ung
am Stadtschlosses 1959 dem Fall der Arkaden
7bullbull10 des engusrnell
UlSKUlgt$iUN UM DEN WIEDERAUFBAU
stand man vor der nIUJ1pn
man tnit der zerstoumlrten historischen Bausubstanz im Herzen Potsdams UUJILUl5i1Jlluhahe waren daszlig ein Wiederaufbau nicht
ZejtpUnkt auch erforderlich sei
5
im verwenden Es koumlnnte somit lVllUtOlPIILUIL
indem man
einer Potsdam als dessen der Hitlerdiktatur und Maumlrz wurde Potsdamer StalJtschIosses daszlig durch den Mllibrauch In dessen
systenlatlsch mit
als im westlichen Teil des Sp()rtSltaruOns rur die Polizei bef~onnen
gtIcaUUgtj1llVJUUUtO wurden sandsteinerne UV1-AIYU beraus~elijst Sllidilonlau verwenden wollte Geruumlchte um eine ~PirenJWlg
Um 1947 untersuchte der G Bau- und im
baulichen Zustand und die der Stadtschloszligr Er berichtete
Seit dem Winter 1946 diskutierten Leser der uber den kuumlnftillen Umgang mit der Stadtschloszligruine
itratjChtojJ wieder aU1ZUl~auen Stadtsl~hl()sSjlS vlerbreiltete~n sich Es war mehrfach die Rede ein wesentlich anderes Gesicht zu
Wpornumpgt7 der Ruine ein Theater zum Stil der mbolisch am 30 Januar dem Tag der M~lchlter~~rejifmlg
Stndt~rhlnszlig so wieder machen
ist von einem bekannten BaukUnstler und zu erhalten Schade waumlre es um
verwendbare Doch einer absichtlich aumlsthetisch ltgtfluat Ruinenromantik ist unsere Zeit zu hart und unser Wille ZU
des
lVUJgtUIC S 107
StA POlSdam Nr 480 fol 4 6
7
ist durch mehrere im Innern vollkommen
den
sehr schwer noch der Stadt dem herrlichen
bei einem 17ufuhrmf werden Mehrere bis
unterbrechen die mit ihrem fiaiirlilI-raquo
VOllKommen zerstoumlrt WipfmJfhnu des Stadtschlosses
Museums- und des in der
Auch an anderen Stadtschlosses manlelte es nicht Ein
bei MIELKE S l04middotllj GIERSBERG S 107middot108
6
bull
angenommen haben So soll in Kuumlrze ein groszliger staumldtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben werden der dann zeigen wird wie weit die Absichten der Stadt Potsdam einer Verbesserung unterzogen werden muumlssen Als fuumlr das Baugeschehen und damit fuumlr die baukuumlnstlerischen Belange des Landes Brandenburg verantwortlicher Hauptabteilungsleiter muszlig ich gegen die Absicht das Stadtschloszlig und weitere wertvolle Baudenkmaumller zu sprengen Einspruch einlegen und erbitten daszlig das Kabinett in Wuumlrdigung aller Umstaumlnde eine Entscheidungherbeifuumlhrt 14
Ein Offener Brief in der Maumlrkischen Volksstimme von der SEDshyBetriebsgruppe der Landesregierung Brandenburg an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Walter Paul am 11 Januar 1949 erhitzte die Gemuumlter noch mehr Die wichtigste Passage besagt Unabhaumlngig von Ihrer Meinung sind wir der Auffassung daszlig diese Uumlberreste des preuszligischen Militarismus auf dem schnellsten Wege von der Bildflaumlche verschwinden muumlssen Warum Erstens Die Wiederherstellung des Stadtschlosses wuumlrde Millionen kosten und man kann unseren Werktaumltigen nicht zumuten in zertruumlmmerten Wohnungen zu leben um eine Ruine aus historischen Gruumlnden wieder aufzubauen Zweitens Die Ruine ist in ihrem heutigen Zustand nicht nur verkehrsgefaumlhrlich sondern wirkt auch verkehrshindernd 15
Der Oberbuumlrgermeister Paul reagierte sofort und uumlbermittelte dem SEDshyLandesvorstand Brandenburg seine Antwort Im Zweijahrplan der Stadtverwaltung sei der Wiederaufbau des Stadtschlosses uumlberhaupt nicht erwaumlhnt Man sollte zwischen Baukunstgeschichte und politischer Geschichte unterscheiden Romantik Gotik Barock Rokoko sind nicht von Despoten diktiert worden haben weder mit Dynastien noch Herrscherformen viel zu tun sondern sind Ausdruck des Zeitempfindens Potsdamer Kunstwerke seien wegen ihres Kunstwertes und nicht wegen ihrer fruumlheren Einwohner erhaltenswert Die Frage der Sprengung benoumltige zunaumlchst eine rein wirtschaftliche Betrachtung Welche Vor- und Nachteile haumltte eine Sprengung 16
Das Stadtbauamt reagierte am 13 Januar 1949 auf den Offenen Brief und teilte dem Oberbuumlrgermeister seine Betrachtungen17 zur eventuellen Sprengung des Stadtschlosses mit
1 Wirtschaftliche Betrachtung Die bei der Sprengung des Stadtschlosses anfallenden mindestens 18000 m3 Schuttmassen koumlnnten fuumlr den Bau des
14 BLHA Potsdam Rep 202A Nr 422 fol 246 15 StA Potsdam Nr 480 fol 57 16 Vgl BLHA Potsdam Rep 332 Nr 711 fol 128 17 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 5-7
8
Polizeistadions keineswegs Verwendung finden da zur Zeit in Potsdam noch ca 180000 m3 Truumlmmermassen liegen Warum sollen die vorhandenen Triimmermassen noch um 18000 m3 vermehrt werden
2 Staumldtebauliche und verkehrstechnische Betrachtung Durch eine Sprengung wuumlrde das Stadtgebiet nach Osten aufgerissen werden Die wegen vorherrschender Windrichtung zu vermeidende freie Ost-West-Achse wuumlrde geschaffen sein Die vorhandenen Mauermassen und die Grundriszligloumlsung draumlnge sich fuumlr die Verwendung eines Kulturhauses mit Museen Volkshochschule Jugendherberge usw geradezu auf
3 Kunsthistorische Betrachtung Das Stadtschloszlig gehoumlre zu den schoumlnsten Baudenkmaumllern Potsdams
4 Zustaumlndigkeiten Der Oberbuumlrgermeister koumlnne keine Anweisung zur Sprengung geben weil es kein staumldtisches Gebaumlude ist sondern von den staatlichen Liegenschaften Abt Schloumlsseru Gaumlrten verwaltet wird Nach dem Ortsstatut der Stadt Potsdam muumlsse fuumlr Veraumlnderungen an kunstgeschichtlichen Bauten oder Ruinen die Genehmigungen verschiedener Stadt- und Regierungsinstanzen eingeholt werden
Der Rat der Stadt Potsdam zog seine Konsequenzen und wollte einen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung der Stadt ausschreiben Das Resultat des Wettbewerbes sollte darstellen inwiefern Reste kunsthistorischer Bauten erhalten werden koumlnnen Die Ausschreibung des Wettbewerbes wurde aber noch im selben Jahr zuruumlckgestellt
Der Bauausschuszlig der Stadtverordnetenversammlung appellierte am 13 Januar 1949 an den Ministerpraumlsidenten des Landes Brandenburg Dr Karl Steinhoff die im Offenen Brief gestellte Forderung auf Sprengung des Stadtschlosses eingehend zu pruumlfen Das Planungsamt von Potsdam haumltte von 1945 an bei all seinen Aufbauplaumlnen an der Erhaltung des Stadtschlosses festgehalten Auch bei der Aufstellung des Flaumlchennutzungsplans blieb das Stadtbauamt diesem Grundsatz treu Der anlaufende Wettbewerb fuumlr die Gesamtplanung der Stadt Potsdam wird ergeben ob diese Auffassung des Stadtbauamtes sich bestaumltigt Denn es sei falsch voreilige Maszlignahmen zu treffen Es bestehe keine zwingende Notwendigkeit zu einer beschleunigten oder gar uumlberstuumlrzten Beseitigung der Ruine durch eine Sprengung 18
Auch der Leiter des Referates Bildende Kunst Museen und Denkmalpflege bei der Deutschen Verwaltung fuumlr Volksbildung Dr Strauss griff mit Unterstuumltzung von Stephan Heymann Leiter der Abteilung Parteischulung Kultur und Erziehung des Zentralkomitees der SED und Prof Selman
18 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 8
9
Selmanagic Leiter des Planungsamtes des Magistrats Berlin in die Diskussion ein Er schrieb am 15 Januar 1949 an den Vorsitzenden der SEDshyBetriebsgruppe der Landesregierung Brandenburg
Das Stadtschloss ist ein architektonisch beruumlhmter Bau gewesen dessen Auszligenfassade trotz der tiefgreifenden Zerstoumlrungen im Grunde erhalten ist Lenin sagt in seiner Rede dass es falsch waumlre eine sozialistische Kultur vom gruumlnen Tisch her aufzubauen oder zu erwarten dass sie vom Himmel faumlllt Vielmehr betont er die Notwendigkeit der Entwicklung einer sozialistischen Kultur aus den kulturellen Errungenschaften aller zuruumlckliegender Epochen bei kritischer Veraumlnderung im Sinne der neuen objektiven und subjektiven Situation [ ] Ein Wiederaufbau des Stadtschlosses im alten Rahmen ist ausgeschlossen aus ideologischen Gruumlnden und auch aus wirtschaftlichen Es kann heute noch nicht entschieden werden ob im Zusammenhang mit der Gesamtplanung Potsdams das Stadtschloss fallen muss oder besser zu erhalten ist und es ist ausserdem heute noch nicht zu uumlbersehen ob die starken Verluste an kulturhistorischer Substanz die wir erlitten haben uns nicht noumltigen die Ruine des Schlosses zu sichern um damit wenigstens einen Rest kuumlnstlerischer Leistung der Zukunft zu erhalten 19
Nicht nur Personen aus der Politik nahmen Anteil am Schicksal des Potsdamer Stadtschlosses wie die Eingabe der Potsdamer Buumlrgerin Marie Hepner an den Oberbuumlrgermeister Paul vom 15 Januar 1949 zeigt
Es gab wohl keinen der nach Potsdam kam und nicht gefesselt war von dem Anblick der sich ihm bot wenn er uumlber die lange Bruumlcke ging und vor ihm das Stadtschloss lag nicht frontal und anspruchsvoll ihm zugekehrt wie die meisten barocken Fuumlrstenschloumlsser sondern leicht zur Seite abgewandt In der Ferne aber begrenzten die beiden Kirchtuumlrme das Blickfeld der strenge der Garnisonkirche und die zierliche Haube der Heiliggeistkirche wie zwei Zielsaumlulen fuumlr die dazwischenliegende Stadt [ ] Natuumlrlich sind die wirtschaftlichen Faktoren heute ausschlaggebend und auch ich bin der Uumlberzeugung dass man im Augenblick das Stadtschloss nicht ausbauen kann da der Wohnungsbau vordringlicher ist [ ] Wieviele andere Ruinen stehen ohne Schaden Jahrhunderte Warum soll man nicht auch hier noch einige Jahre warten koumlnnen wenn man die Mauem abdeckt und sichert Waumlre das Stadtschloss schon seiner guumlnstigen Verkehrslage wegen nicht der beste Ort fuumlr die neue Hochschule fuumlr die Bibliothek fuumlr das kulturhistorische Landesmuseum das so wichtig ist als Anschauungs- und Schulungsmaterial fuumlr die Studenten Ist es nicht der gegebene kulturelle Mittelpunkt 20
19 BLHA Rep 205A Nr 609 fol 40-42 20 StA Potsdarn Nr 480 fol 33
10
Waumlhrend dieser Zeit gab es einige Beratungen auf verschiedenen Ebenen die nur die Existenz des Potsdamer Stadtschlosses zum Thema hatten Eine vorbereitende Sitzung fand am 20 Januar 1949 bei dem Landespolizeichef Richard Staimer statt Uumlber diese Besprechung gibt folgende Aktennotiz Auskunft
Herr Staimer legte in kurzen Worten seine Ansicht in bezug auf den Wert der Ruine und die Lebensdauer dar Er vertrat die Ansicht dass die Ruine in absehbarer Zeit infolge ihres schlechten Bauzustandes beseitigt werden muumlsse und dass er in Erkenntnis dieser Sachlage es fuumlr unbedingt richtig halte jetzt zu sprengen um die Truumlmmer fuumlr sein Bauvorhaben gleich verwenden zu koumlnnen Er betonte besonders dass nach Herstellung des Polizeistadions die Sprengung des Stadtschlosses mit erheblichen Schaumlden fuumlr das Stadion und seine Anlagen verbunden waumlre 21
Die entscheidende Sitzung sollte dann am 26 Januar 1949 mit Vertretern der Hauptverwaltung Bauwesen des Finanzrninisteriums des Landes Brandenburg der Stadt Potsdam der Schloumlsserverwaltung der Gewerkschaft und dem Berliner Architekturprofessor Edgar Wedepohl stattfinden Im folgenden werden einige Ausschnitte von Gutachten dargestellt die fuumlr diese Sitzung eingereicht wurden
~ Amt fuumlr Baustatik dem statischen Buumlro des Stadtbauamtes und der staumldtischen Baupolizei (22011949) Eine gemeinsame Uumlberpruumlfung der Stadtschlossruine ergab dass eine Gefaumlhrdung des Strassenverkehrs nicht besteht Kleine Gefahrenstellen koumlnnen soweit sie nicht schon abgestuumltzt sind mit verhaumlltnismaumlssig geringen Mitteln gesichert werden Etwa 70 - 80 des noch stehenden Mauerwerkes und erhebliche Teile des figuumlrlichen und architektonischen Natursteinschmuckes koumlnnten fuumlr einen spaumlteren Ausbau noch verwendbar sein Eine laufende Uumlberwachung der Ruine ist natuumlrlich nicht erforderlich 22
~ Erich Blunck Architekt und ord Professor an der Technischen Universitaumlt Berlin (22 01 1949) Da es wiederholt den Landesherren als Wohnsitz diente sind hier fuumlr ganz Europa wichtige Entscheidungen getroffen worden Als Ludwig XIV zB am 18 Oktober 1685 das Edikt von Nantes aufhob so dass die Verfolgung der Hugenotten wieder begann da wurde acht Tage spaumlter jenes beruumlhmte Edikt von Potsdam erlassen das den Verfolgten ein Asyl bot und dessen Kernsatz lautet Ich will duldsam sein gegen alle meine Mitmenschen wenn sie in Not sind ohne Ruumlcksicht auf ihr Verdienst und ihren Glauben D(ls Stadtschloss in Potsdam ist also ein
21 StA Potsdam Nr 480 fol 22 22 StA Potsdam NT 480 fol 40
11
und es an Irrsinn Jlrenzt einen noch verwendbaren Bau erst die Abbruchmassen aln~urGrhnm
nfPrtIIUrflltJrmrt einen Neubau wenn der Abbruch etwa
Staumldtebaulich Stadtschloss im ZUSa1Ilmemlalzfl Nikolaiku[)vel und Garnisonkirche ein
das in der Stadtbildes wuumlrde sich ~niilfrhin
die der auswirken Mein Gutachten weist zur
Grund vorlieJlt den Bau zu beseitiflen
was bei Stadtschlosses ohne weiteres anzunehmen
Nr StA Potsdam Nr 480 BLHA Potsdam Rep 20i Nt
ist Der die Stadt Pot~dam
Baudenkmal von und Widerhl~rsltellun)
upM
houmlchster fle~rchifchl~licIer Seine aUer uumlberall
)gt Prof Hans der Technischen Universitaumlt BerUn zum was die Stadt Potsdam an baulichen Sein Abbruch wuumlrde also einen
Verlust Der Abbruch waumlre aber auch wirtschaftlich nicht zu vertreten da der moderne Zwecke durchaus
-daumlchern kaum uumlberschreiten Aus diesen Uberle)umum
Der Baurat Gerichte des LaJl(ll~erlchts Potsdam und von der Industrie- und HaJllGelsk~ntuner Land
verfaszligte am 25 Januar 1949 ein weiteres In diesem Gutachten beschrieb der Baurat die
wenn in der dann koumlnnen vielleicht auch
hlltmlJl~h Ruinen beseiti$lt zu machen 26
um
Baustatik an der in statischer
der ihre des und
vorhan(1~~llfn Bautei1e des Stadtschlosses und sich zur des ~1 __ wird in tacnmaoollsClen Urteil besonclers CIIi-
des Wiederaufbaus des Potsdamer St2tdUIChiosses
19 BLHA Potsdam Rep Nr fol 53
fol 54middot55
heute am 23 Januar 1949 im versammelten
die Ursache ist darin zu
pirHUmiddotIffiiht wl1rdPTl mit dem welcher
28 BLHA Potsdam Rep 201 Nr18
1312
Weiterbestehen des Stadtschlosses den Bau Polizeistadions hemmt und eine
wo 16 Jahren Mordbrenner Hitler die Macht Den Historikern die letzten acht zu benutzen zur Abnahme der JmgtH
3 Jahren versaumlumten _z_ _nz__~ I
Der Potsdamer Dr in einem Brief vom 25 Januar 1949 an den Stadtbaurat den Aufwand und Nutzen
den Abriss des der die
pOLUlscne Gruumlnde und Unentbehrlichkeit des Bamrmrufpf) tflthlit~hejm Munde haben wir dass die
einen szligauwert von 1 112 Millionen DM haben Die werden in die Millionen Das ist sicher Der
aber ebenso sicher und amortisieren Einmal ist die tll1WlrJ[~1l1P den Fremdenverkehr und damit das der Stadt oeleuEena
weM diese Visitenkarte Alt-Potsdams erhalten bleibt und nicht durch einen wenn auch noch so schoumlnen modemen ersetzt wird Sodann werden die aus Loumlhntn die wieder das WllrlS(MnSIelJ~ltn der Stadt Endlich koumlnnen beim Ausbau Mhlirh
Lmuies- oder Stadt behoumlrden lJJ1JcuMn Qjzch und ohne ~Wfflmtnhl2nl Wohnbaubiocks Kunst nur mit der lroumlssten Vorsicht ins
in einem offenen M~~lnlLlJl~tsa1Ilstawcb des Stadtschlosses liberzeugt
Ausschnitte aus dem daruumlber Auskunft
ihm
29 BLHA Potsdaxn SM Potsdam Nt
BLHA PotsdaIll Nr 609 fot 26-33
14
werden Ist es nh7UppmpYl oder nicht man eiMn Teil nlnpiRpyt
und M~~inlmg von das
Annnll(~n genommen Wert und die Huumlne nicht sei Als
aber es koumlnnte in den Aufbau machen da
Man soUte uumlbedeen
Stadtbaurat Kar Stuumltze) das Schloszlig zu nltH
mehr Truumlmmer zu nicht eirunal die anderen tleseltljlt waumlren Die Stadt sei nicht in der ein neues Gebaumlude an der SteHe zu aber sie sei eher in der einen Wiederaufbau fuumlr kulturelle Zwecke zu als die abzureiszligen Herr
der Jntl~rbalbmg des Stadtschlosses durch
HeSellt1g1mg der Truumlmmer
Herr Robert Vorsitzender des
und wertvolles szligauat~nKJ1Ull
das Stadts~htl7szlig
die
mich und wollte man das
ich die wnrtfpI1 erhaltet uns
Prof Kunstwerk von 1-lt0 Ein schoumlner Bau ist auch als Ruine noch
schoumln Wer es unternimmt ] Kulturwerte an ihre Stelle ZU setzen der ist ein
totr(J4Jn [] Baumaterial die Atn1ilrtDM
eine neue I1tltSilmm~
15
31
Kulturhaus mit Saumllen fuumlr Versammlungen Konzerte Kino Vortraumlge Volksbuumlcherei mit Lesesaumllen Ausstellungen Gastraumlumen usw Braucht die Jugend keine Bildungsstaumltten keine Volkshochschulen
Kultusminister Ruumlcker erklaumlrte daszlig die geaumluszligerten Meinungen verstaumlndlich sind aber auch gefuumlhlsbetont und von Erinnerungen getragen Er sehe die Dinge ganz nuumlchtern vom Standpunkt der Finanzen Das Restaurieren sei in den naumlchsten 10 bis 20 Jahren unmoumlglich Er trete fuumlr einen Abriszlig ein aber nicht aus politischen Erwaumlgungen sondern aus der Frage heraus Kann man die Ruine in den naumlchsten 10 Jahren fuumlr andere Zwecke verwenden Das sei ausgeschlossen
Die Sitzung endete ergebnislos da die Auseinandersetzung um die Existenz des Stadtschlosses fast ausschlieszliglich auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde Ein wichtiger Streitpunkt in der Diskussion war auch die Verkehrsfuhrung um das Schloszlig herum
Trotzdem wurde kurze Zeit spaumlter in einer Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 der Beschluszlig gefaszligt die Reste des Stadtschlosses vorerst zu erhalten Es ist anzunehmen daszlig diese Entscheidung durch Einmischen der sowjetischen Besatzungsmacht zustande kam Die Sowjetunion hatte schon 1918 in einem Aufruf des Volkskommissariats fuumlr die Kuumlnstlerisch-Historischen Besitzungen der Republik an alle Deputiertensowjets und Landkomitees zur Organisierung oumlrtlicher Kommissionen fuumlr den Schutz der Kunst- und Altertumsdenkmaumller ihren Standpunkt verdeutlicht Darin heiszligt es u a
Alle Denkmaumller der Vergangenheit alle Kunstwerke an denen sich [bisher nur die Zaren und Reichen ergoumltzten sind unser geworden wir werden sie niemanden mehr hergeben und sie fuumlr uns und unsere Nachkommen erhalten fuumlr die Menschheit die nach uns kommt und eifahren will auf welche Weise die Menschen vor ihr lebten Und aumlhnlich wie jedem von uns die Erinnerungen der Kindheit und Jugend teuer sind moumlgen sie nun bitter oder suumlszlig gewesen sein so wird auch das gesamte Volk diese Erinnerungen der hinter uns liegenden Geschichte vergangen er Jahre als etwas Teures und laumlngst Uumlberstandenesbewahren Es besteht kein Anlaszlig zu der Frage in wessen Haumlnde sich diese oder jene kuumlnstlerischen oder historischen Schaumltze Schloumlsser Palais Kirchen usf in die soviel vom Volksschaffen hervorgebrachter Arbeit und Schoumlnheit investiert worden sind fruumlher befanden Wichtig ist zu wissen wer jetzt der Herr [ ] ist [ Deshalb uumlbertraumlgt das Volk den Haszlig den es gegen die fruumlheren Besitzer [ ] hegt nicht auf gaumlnzlich unschuldige Gegenstaumlnde die es von nun an als seinen Besitz [ ] im Sinne allen offenen Studiums und Genusses behandeln wird Pflicht eines jeden von uns ist es nicht nur als Besitzer [ ] in den Orten alle Uumlberreste der Geschichte und
16
bull
Denkmaumller der Kunst zu schuumltzen sondern auch den Schatz des Volkes [ ] zu sammeln und mit immer neuen Gegenstaumlnden zu vervollstaumlndigen 32
Damit die Diskussion nicht nur auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde war es wichtig eine uumlberzeugende Nutzung fuumlr den Bau zu finden Es gab etliche Nutzungsvorschlaumlge wie zB innerhalb eines Gutachtens vom 01 Februar 1949 zur Frage der Erhaltung oder Beseitigung des Potsdamer Stadtschlosses vom Institut fuumlr Bauwesen Abt Baudenkmalpflege
Die Wiederherstellung eines Baudenkmals daif nicht - im allgemeinen jedenfalls nicht - aumlsthetischem oder gar wissenschaftlichem Selbstzweck dienen Sie braucht es auch in diesem Falle nicht Man sollte vielmehr das uumlberlieferte Gehaumluse mit neuem aus den gesellschaftlichen Bedingungen unserer Zeit erwachsenem Leben erfuumlllen indem man das Schloss innen zu einem repraumlsentativen Kulturhaus mit Theater Vortragssaumllen Museum Buumlcherei und Teile fuumlr wissenschaftliche Zwecke der Jugend zur Verfuumlgung stellt und modern ausbaut Diese nicht allein noch lebensfaumlhige sondern als funktionelles Glied des staumldtebaulichen Organismus lebenswichtige Architektur zu beseitigen hiesse das Zerstoumlrungswerk des Krieges fortsetzen das uns nicht viele Staumltten von gleicher Schoumlnheit und Bedeutung uumlbriggelassen hat 33
Ein einberufenes Gremium zur Klaumlrung der Behandlung des Stadtschlosses bestaumltigte am 04 Mai 1949 den Beschluszlig der Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 Es verfuumlgte daszlig mangels jeglicher zwingender Notwendigkeit zum Abbruch das Stadtschloszlig als kulturhistorische Substanz erhalten bleibt und jeglicher reduzierender Eingriff zu unterbleiben hat Das Volksbildungsministerium die Bauverwaltung und das Stadtbauamt sind fuumlr die Sicherung des Stadtschlosses verantwortlich 34 Das Gremium setzte sich ua aus Vertretern des Volksbildungsministeriums des Wirtschafts ministeriums der Schloumlsserverwaltung des Instituts fuumlr Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zusammen Es fehlten trotz Einladung Vertreter des Zentralsekretariats der SED und der SEDshyBetriebsgruppe des Innenministeriums Potsdam
Die oumlffentliche Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde vorerst be endet Trotzdem fuumlhrte man die Diskussion in den Behoumlrden weiter Denn am 06 November 1950 fand wiederum eine Besprechung zum Stadtschloszlig im Stadtbauamt Potsdam statt bei der ua Vertreter der Landesplanung des Denkmalpflegeamtes des Instituts fuumlr Bauwesen und der Stadtplanung anwesend waren
32 DRENGENBERG S 335 33 StA Potsdam Nr 480 fol 42-44 34 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 51-52
17
~~~samiddotnmw~rass~~ wurdeEin
ab waren immer der Erhalt und r_~_~M des Potsdamer Stadtschlosses Es wurde nur
~AHfhm der historischen Fassade Das sollte eine und Nutzuru erhalten Im AorilMai 1951 wurde
seinen Aufbau vom Rat vor daszlig das die
den bildender u orscrual zur Nutzung des Stadtschlosses Potsdam fuumlr
vom Institut fuumlr Denkmaloflege in der
DDR
Im Januar 1954 wurde in der alten zum neuen PntSlrlam
die weitere Existenz des Stadtschlosses des historischen Ensembles nicht in Zweifel gezogen Am 04 Februar schrieb Potsdams
Kurt Promnitz an den Dtto das in und wuumlnschte sich einen
der
am 08 mit einem mlllugtr in der Ruine Dieser Brand wurde mit 9 CmiddotRohren
Die
andere als nfIetliiche Behandlunfl des und seiner Sufi ~fI1Y71
des Stadtschlosses war am 08 1955 und am 06 der des Kulturbundes Der
des vlL1V~OltO ein
Die
18
und
Diese Stadtschloszlig zu retten wurde scharf von Presse Dadnrch wurde die Diskussion um das Stadtschloszlig wieder in das Licht der gternckt Im vom 05 1956 war unter der SclUallzelle verrotten zu lesen
dieses Jahres hatte der vnrlll1itpt mit der das StadJschoszlig
Kaum
JIelgtlm~chlllng uumlber das Stadtschloszlig VItt des Ministeriums fuumlr
UU~ Potsdam und des Rates der Stadt nahmen an dieser Ergebnis der eine Aktennotiz Auskunft
2
Lm~lUYSlCn aller anwesenden Genossen AlJffn~~lmopn uumlber dieses Problem
bei in der
Anlagn heniJtif7t werden
MIELKE S 114 Potsdml Rep 530 Nt 1265 227
19
bull
3 Auch der Abriszlig des Stadtschlosses ist nicht zu empfehlen weil dadurch eine Diskussion unter der Bevoumllkerung provoziert wuumlrde die uns gegenwaumlrtig nichts nuumltzen kann weil wir die ganze Aufmerksamkeit und die Initiative der Bevoumllkerung auf die Mithilfe bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms Enttruumlmmerung usw lenken muumlssen Auszligerdem wuumlrde der Abriszlig mindestens 2 Millionen DM kosten nicht eingerechnet die Kosten fuumlr die Neugestaltung des Platzes Das Argument daszlig die Ausgaben fuumlr die Enttruumlmmerung durch Einnahmen aus dem Erloumls an Truumlmmersteinen Split usw gedeckt wuumlrden wird von den Baufachleuren
als nicht ausreichend betrachtet Auszligerdem waumlren auch fuumlr den Abriszlig eines solchen Objektes Baukapazitaumlten notwendig die nicht vorhanden sind laquo 42
Im Stadtkompositionsplan Potsdam welcher im Oktober 1956 von der Stadt-und Dorfplanung Potsdam aufgestellt wurde fmdet sich im ErlaumluterungsberiCht zur Entwicklung der Stadt folgende Passage
Das Stadtschloszlig dessen generelle und dominierende Lage am Alten Markt eine Schluumlsselstellung in der Stadtplanung darstellt muszlig fiir kulturelle Zwecke wieder eingerichtet werden um mit der bereits hergestellten Nikolai-Kirche und dem Rathaus [ ] das Potsdamer Architekturensemble zu bilden Rat der Stadt Denkmalpflege und die Kulturschaffenden sind sich daruumlber einig daszlig hier Kulturraumlume fiir die werktaumltige Bevoumllkerung die repraumlsentabelste Gaststaumltte Potsdams und die Unterbringung aller kulturellen Organisationen der Stadt erfolgen muszlig laquo43
Immer wieder finden sich Nutzungsvorschlaumlge fuumlr eine spaumltere Wiederverwendung des Stadtschlosses Der Beirat fuumlr Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik empfahl in einem Beschluszlig vom 29 November 1956 uumlber die generelle Planung Potsdamlaquo dem Rat des Bezirkes das Gebaumlude zunaumlchst als Ruine zu erhalten und zu sichern Es solle untersucht werden inwieweit sich das Stadtschloszlig als eine Paumldagogische Hochschule ausbauen lieszlige Das Entwurfsbuumlro fuumlr Hochbau Potsdam reichte im Dezember 1956 einen weiteren V orschlag45 fuumlr die Verwendung des Potsdamer Stadtschlosses ein Darin heiszligt es daszlig das Stadtschloszlig Festsaumlle eine Repraumlsemationsgaststaumltte einen Kammermusiksaal Ausstellungen Klubraumlume und Buumlros bildender Kuumlnstler beinhalten koumlnnte
1957 wurde der Bau einer neuen Langen Bruumlcke geplant die die zwingende Argumentation fuumlr den erforderlichen Abriszlig bringen sollte Ein weiteres Ziel
42 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1271 fo1 1-2 43 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1267 fo1 20 44 Vgl BLHA Porsdam Rep 530 Nr 1264 fo1 63 45 Vg1 StA Potsdam Nr 480 fo1 102-103
20
Rechts Abb 1 Stadtschloszligfassade an der Humboldtstraszlige um 1956
Unten Abb 2 Stadtmodell aus den 50-er Jahren mit einem Vorschlag zur Gestaltung der Stadtmitte Das Schloszlig ist ohne Fortunaportal in die Bebauung einbezogen
Fotos K Arlt
21
von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
22
die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
8
zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
23
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
28
Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
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Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
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geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
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QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
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im verwenden Es koumlnnte somit lVllUtOlPIILUIL
indem man
einer Potsdam als dessen der Hitlerdiktatur und Maumlrz wurde Potsdamer StalJtschIosses daszlig durch den Mllibrauch In dessen
systenlatlsch mit
als im westlichen Teil des Sp()rtSltaruOns rur die Polizei bef~onnen
gtIcaUUgtj1llVJUUUtO wurden sandsteinerne UV1-AIYU beraus~elijst Sllidilonlau verwenden wollte Geruumlchte um eine ~PirenJWlg
Um 1947 untersuchte der G Bau- und im
baulichen Zustand und die der Stadtschloszligr Er berichtete
Seit dem Winter 1946 diskutierten Leser der uber den kuumlnftillen Umgang mit der Stadtschloszligruine
itratjChtojJ wieder aU1ZUl~auen Stadtsl~hl()sSjlS vlerbreiltete~n sich Es war mehrfach die Rede ein wesentlich anderes Gesicht zu
Wpornumpgt7 der Ruine ein Theater zum Stil der mbolisch am 30 Januar dem Tag der M~lchlter~~rejifmlg
Stndt~rhlnszlig so wieder machen
ist von einem bekannten BaukUnstler und zu erhalten Schade waumlre es um
verwendbare Doch einer absichtlich aumlsthetisch ltgtfluat Ruinenromantik ist unsere Zeit zu hart und unser Wille ZU
des
lVUJgtUIC S 107
StA POlSdam Nr 480 fol 4 6
7
ist durch mehrere im Innern vollkommen
den
sehr schwer noch der Stadt dem herrlichen
bei einem 17ufuhrmf werden Mehrere bis
unterbrechen die mit ihrem fiaiirlilI-raquo
VOllKommen zerstoumlrt WipfmJfhnu des Stadtschlosses
Museums- und des in der
Auch an anderen Stadtschlosses manlelte es nicht Ein
bei MIELKE S l04middotllj GIERSBERG S 107middot108
6
bull
angenommen haben So soll in Kuumlrze ein groszliger staumldtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben werden der dann zeigen wird wie weit die Absichten der Stadt Potsdam einer Verbesserung unterzogen werden muumlssen Als fuumlr das Baugeschehen und damit fuumlr die baukuumlnstlerischen Belange des Landes Brandenburg verantwortlicher Hauptabteilungsleiter muszlig ich gegen die Absicht das Stadtschloszlig und weitere wertvolle Baudenkmaumller zu sprengen Einspruch einlegen und erbitten daszlig das Kabinett in Wuumlrdigung aller Umstaumlnde eine Entscheidungherbeifuumlhrt 14
Ein Offener Brief in der Maumlrkischen Volksstimme von der SEDshyBetriebsgruppe der Landesregierung Brandenburg an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Walter Paul am 11 Januar 1949 erhitzte die Gemuumlter noch mehr Die wichtigste Passage besagt Unabhaumlngig von Ihrer Meinung sind wir der Auffassung daszlig diese Uumlberreste des preuszligischen Militarismus auf dem schnellsten Wege von der Bildflaumlche verschwinden muumlssen Warum Erstens Die Wiederherstellung des Stadtschlosses wuumlrde Millionen kosten und man kann unseren Werktaumltigen nicht zumuten in zertruumlmmerten Wohnungen zu leben um eine Ruine aus historischen Gruumlnden wieder aufzubauen Zweitens Die Ruine ist in ihrem heutigen Zustand nicht nur verkehrsgefaumlhrlich sondern wirkt auch verkehrshindernd 15
Der Oberbuumlrgermeister Paul reagierte sofort und uumlbermittelte dem SEDshyLandesvorstand Brandenburg seine Antwort Im Zweijahrplan der Stadtverwaltung sei der Wiederaufbau des Stadtschlosses uumlberhaupt nicht erwaumlhnt Man sollte zwischen Baukunstgeschichte und politischer Geschichte unterscheiden Romantik Gotik Barock Rokoko sind nicht von Despoten diktiert worden haben weder mit Dynastien noch Herrscherformen viel zu tun sondern sind Ausdruck des Zeitempfindens Potsdamer Kunstwerke seien wegen ihres Kunstwertes und nicht wegen ihrer fruumlheren Einwohner erhaltenswert Die Frage der Sprengung benoumltige zunaumlchst eine rein wirtschaftliche Betrachtung Welche Vor- und Nachteile haumltte eine Sprengung 16
Das Stadtbauamt reagierte am 13 Januar 1949 auf den Offenen Brief und teilte dem Oberbuumlrgermeister seine Betrachtungen17 zur eventuellen Sprengung des Stadtschlosses mit
1 Wirtschaftliche Betrachtung Die bei der Sprengung des Stadtschlosses anfallenden mindestens 18000 m3 Schuttmassen koumlnnten fuumlr den Bau des
14 BLHA Potsdam Rep 202A Nr 422 fol 246 15 StA Potsdam Nr 480 fol 57 16 Vgl BLHA Potsdam Rep 332 Nr 711 fol 128 17 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 5-7
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Polizeistadions keineswegs Verwendung finden da zur Zeit in Potsdam noch ca 180000 m3 Truumlmmermassen liegen Warum sollen die vorhandenen Triimmermassen noch um 18000 m3 vermehrt werden
2 Staumldtebauliche und verkehrstechnische Betrachtung Durch eine Sprengung wuumlrde das Stadtgebiet nach Osten aufgerissen werden Die wegen vorherrschender Windrichtung zu vermeidende freie Ost-West-Achse wuumlrde geschaffen sein Die vorhandenen Mauermassen und die Grundriszligloumlsung draumlnge sich fuumlr die Verwendung eines Kulturhauses mit Museen Volkshochschule Jugendherberge usw geradezu auf
3 Kunsthistorische Betrachtung Das Stadtschloszlig gehoumlre zu den schoumlnsten Baudenkmaumllern Potsdams
4 Zustaumlndigkeiten Der Oberbuumlrgermeister koumlnne keine Anweisung zur Sprengung geben weil es kein staumldtisches Gebaumlude ist sondern von den staatlichen Liegenschaften Abt Schloumlsseru Gaumlrten verwaltet wird Nach dem Ortsstatut der Stadt Potsdam muumlsse fuumlr Veraumlnderungen an kunstgeschichtlichen Bauten oder Ruinen die Genehmigungen verschiedener Stadt- und Regierungsinstanzen eingeholt werden
Der Rat der Stadt Potsdam zog seine Konsequenzen und wollte einen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung der Stadt ausschreiben Das Resultat des Wettbewerbes sollte darstellen inwiefern Reste kunsthistorischer Bauten erhalten werden koumlnnen Die Ausschreibung des Wettbewerbes wurde aber noch im selben Jahr zuruumlckgestellt
Der Bauausschuszlig der Stadtverordnetenversammlung appellierte am 13 Januar 1949 an den Ministerpraumlsidenten des Landes Brandenburg Dr Karl Steinhoff die im Offenen Brief gestellte Forderung auf Sprengung des Stadtschlosses eingehend zu pruumlfen Das Planungsamt von Potsdam haumltte von 1945 an bei all seinen Aufbauplaumlnen an der Erhaltung des Stadtschlosses festgehalten Auch bei der Aufstellung des Flaumlchennutzungsplans blieb das Stadtbauamt diesem Grundsatz treu Der anlaufende Wettbewerb fuumlr die Gesamtplanung der Stadt Potsdam wird ergeben ob diese Auffassung des Stadtbauamtes sich bestaumltigt Denn es sei falsch voreilige Maszlignahmen zu treffen Es bestehe keine zwingende Notwendigkeit zu einer beschleunigten oder gar uumlberstuumlrzten Beseitigung der Ruine durch eine Sprengung 18
Auch der Leiter des Referates Bildende Kunst Museen und Denkmalpflege bei der Deutschen Verwaltung fuumlr Volksbildung Dr Strauss griff mit Unterstuumltzung von Stephan Heymann Leiter der Abteilung Parteischulung Kultur und Erziehung des Zentralkomitees der SED und Prof Selman
18 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 8
9
Selmanagic Leiter des Planungsamtes des Magistrats Berlin in die Diskussion ein Er schrieb am 15 Januar 1949 an den Vorsitzenden der SEDshyBetriebsgruppe der Landesregierung Brandenburg
Das Stadtschloss ist ein architektonisch beruumlhmter Bau gewesen dessen Auszligenfassade trotz der tiefgreifenden Zerstoumlrungen im Grunde erhalten ist Lenin sagt in seiner Rede dass es falsch waumlre eine sozialistische Kultur vom gruumlnen Tisch her aufzubauen oder zu erwarten dass sie vom Himmel faumlllt Vielmehr betont er die Notwendigkeit der Entwicklung einer sozialistischen Kultur aus den kulturellen Errungenschaften aller zuruumlckliegender Epochen bei kritischer Veraumlnderung im Sinne der neuen objektiven und subjektiven Situation [ ] Ein Wiederaufbau des Stadtschlosses im alten Rahmen ist ausgeschlossen aus ideologischen Gruumlnden und auch aus wirtschaftlichen Es kann heute noch nicht entschieden werden ob im Zusammenhang mit der Gesamtplanung Potsdams das Stadtschloss fallen muss oder besser zu erhalten ist und es ist ausserdem heute noch nicht zu uumlbersehen ob die starken Verluste an kulturhistorischer Substanz die wir erlitten haben uns nicht noumltigen die Ruine des Schlosses zu sichern um damit wenigstens einen Rest kuumlnstlerischer Leistung der Zukunft zu erhalten 19
Nicht nur Personen aus der Politik nahmen Anteil am Schicksal des Potsdamer Stadtschlosses wie die Eingabe der Potsdamer Buumlrgerin Marie Hepner an den Oberbuumlrgermeister Paul vom 15 Januar 1949 zeigt
Es gab wohl keinen der nach Potsdam kam und nicht gefesselt war von dem Anblick der sich ihm bot wenn er uumlber die lange Bruumlcke ging und vor ihm das Stadtschloss lag nicht frontal und anspruchsvoll ihm zugekehrt wie die meisten barocken Fuumlrstenschloumlsser sondern leicht zur Seite abgewandt In der Ferne aber begrenzten die beiden Kirchtuumlrme das Blickfeld der strenge der Garnisonkirche und die zierliche Haube der Heiliggeistkirche wie zwei Zielsaumlulen fuumlr die dazwischenliegende Stadt [ ] Natuumlrlich sind die wirtschaftlichen Faktoren heute ausschlaggebend und auch ich bin der Uumlberzeugung dass man im Augenblick das Stadtschloss nicht ausbauen kann da der Wohnungsbau vordringlicher ist [ ] Wieviele andere Ruinen stehen ohne Schaden Jahrhunderte Warum soll man nicht auch hier noch einige Jahre warten koumlnnen wenn man die Mauem abdeckt und sichert Waumlre das Stadtschloss schon seiner guumlnstigen Verkehrslage wegen nicht der beste Ort fuumlr die neue Hochschule fuumlr die Bibliothek fuumlr das kulturhistorische Landesmuseum das so wichtig ist als Anschauungs- und Schulungsmaterial fuumlr die Studenten Ist es nicht der gegebene kulturelle Mittelpunkt 20
19 BLHA Rep 205A Nr 609 fol 40-42 20 StA Potsdarn Nr 480 fol 33
10
Waumlhrend dieser Zeit gab es einige Beratungen auf verschiedenen Ebenen die nur die Existenz des Potsdamer Stadtschlosses zum Thema hatten Eine vorbereitende Sitzung fand am 20 Januar 1949 bei dem Landespolizeichef Richard Staimer statt Uumlber diese Besprechung gibt folgende Aktennotiz Auskunft
Herr Staimer legte in kurzen Worten seine Ansicht in bezug auf den Wert der Ruine und die Lebensdauer dar Er vertrat die Ansicht dass die Ruine in absehbarer Zeit infolge ihres schlechten Bauzustandes beseitigt werden muumlsse und dass er in Erkenntnis dieser Sachlage es fuumlr unbedingt richtig halte jetzt zu sprengen um die Truumlmmer fuumlr sein Bauvorhaben gleich verwenden zu koumlnnen Er betonte besonders dass nach Herstellung des Polizeistadions die Sprengung des Stadtschlosses mit erheblichen Schaumlden fuumlr das Stadion und seine Anlagen verbunden waumlre 21
Die entscheidende Sitzung sollte dann am 26 Januar 1949 mit Vertretern der Hauptverwaltung Bauwesen des Finanzrninisteriums des Landes Brandenburg der Stadt Potsdam der Schloumlsserverwaltung der Gewerkschaft und dem Berliner Architekturprofessor Edgar Wedepohl stattfinden Im folgenden werden einige Ausschnitte von Gutachten dargestellt die fuumlr diese Sitzung eingereicht wurden
~ Amt fuumlr Baustatik dem statischen Buumlro des Stadtbauamtes und der staumldtischen Baupolizei (22011949) Eine gemeinsame Uumlberpruumlfung der Stadtschlossruine ergab dass eine Gefaumlhrdung des Strassenverkehrs nicht besteht Kleine Gefahrenstellen koumlnnen soweit sie nicht schon abgestuumltzt sind mit verhaumlltnismaumlssig geringen Mitteln gesichert werden Etwa 70 - 80 des noch stehenden Mauerwerkes und erhebliche Teile des figuumlrlichen und architektonischen Natursteinschmuckes koumlnnten fuumlr einen spaumlteren Ausbau noch verwendbar sein Eine laufende Uumlberwachung der Ruine ist natuumlrlich nicht erforderlich 22
~ Erich Blunck Architekt und ord Professor an der Technischen Universitaumlt Berlin (22 01 1949) Da es wiederholt den Landesherren als Wohnsitz diente sind hier fuumlr ganz Europa wichtige Entscheidungen getroffen worden Als Ludwig XIV zB am 18 Oktober 1685 das Edikt von Nantes aufhob so dass die Verfolgung der Hugenotten wieder begann da wurde acht Tage spaumlter jenes beruumlhmte Edikt von Potsdam erlassen das den Verfolgten ein Asyl bot und dessen Kernsatz lautet Ich will duldsam sein gegen alle meine Mitmenschen wenn sie in Not sind ohne Ruumlcksicht auf ihr Verdienst und ihren Glauben D(ls Stadtschloss in Potsdam ist also ein
21 StA Potsdam Nr 480 fol 22 22 StA Potsdam NT 480 fol 40
11
und es an Irrsinn Jlrenzt einen noch verwendbaren Bau erst die Abbruchmassen aln~urGrhnm
nfPrtIIUrflltJrmrt einen Neubau wenn der Abbruch etwa
Staumldtebaulich Stadtschloss im ZUSa1Ilmemlalzfl Nikolaiku[)vel und Garnisonkirche ein
das in der Stadtbildes wuumlrde sich ~niilfrhin
die der auswirken Mein Gutachten weist zur
Grund vorlieJlt den Bau zu beseitiflen
was bei Stadtschlosses ohne weiteres anzunehmen
Nr StA Potsdam Nr 480 BLHA Potsdam Rep 20i Nt
ist Der die Stadt Pot~dam
Baudenkmal von und Widerhl~rsltellun)
upM
houmlchster fle~rchifchl~licIer Seine aUer uumlberall
)gt Prof Hans der Technischen Universitaumlt BerUn zum was die Stadt Potsdam an baulichen Sein Abbruch wuumlrde also einen
Verlust Der Abbruch waumlre aber auch wirtschaftlich nicht zu vertreten da der moderne Zwecke durchaus
-daumlchern kaum uumlberschreiten Aus diesen Uberle)umum
Der Baurat Gerichte des LaJl(ll~erlchts Potsdam und von der Industrie- und HaJllGelsk~ntuner Land
verfaszligte am 25 Januar 1949 ein weiteres In diesem Gutachten beschrieb der Baurat die
wenn in der dann koumlnnen vielleicht auch
hlltmlJl~h Ruinen beseiti$lt zu machen 26
um
Baustatik an der in statischer
der ihre des und
vorhan(1~~llfn Bautei1e des Stadtschlosses und sich zur des ~1 __ wird in tacnmaoollsClen Urteil besonclers CIIi-
des Wiederaufbaus des Potsdamer St2tdUIChiosses
19 BLHA Potsdam Rep Nr fol 53
fol 54middot55
heute am 23 Januar 1949 im versammelten
die Ursache ist darin zu
pirHUmiddotIffiiht wl1rdPTl mit dem welcher
28 BLHA Potsdam Rep 201 Nr18
1312
Weiterbestehen des Stadtschlosses den Bau Polizeistadions hemmt und eine
wo 16 Jahren Mordbrenner Hitler die Macht Den Historikern die letzten acht zu benutzen zur Abnahme der JmgtH
3 Jahren versaumlumten _z_ _nz__~ I
Der Potsdamer Dr in einem Brief vom 25 Januar 1949 an den Stadtbaurat den Aufwand und Nutzen
den Abriss des der die
pOLUlscne Gruumlnde und Unentbehrlichkeit des Bamrmrufpf) tflthlit~hejm Munde haben wir dass die
einen szligauwert von 1 112 Millionen DM haben Die werden in die Millionen Das ist sicher Der
aber ebenso sicher und amortisieren Einmal ist die tll1WlrJ[~1l1P den Fremdenverkehr und damit das der Stadt oeleuEena
weM diese Visitenkarte Alt-Potsdams erhalten bleibt und nicht durch einen wenn auch noch so schoumlnen modemen ersetzt wird Sodann werden die aus Loumlhntn die wieder das WllrlS(MnSIelJ~ltn der Stadt Endlich koumlnnen beim Ausbau Mhlirh
Lmuies- oder Stadt behoumlrden lJJ1JcuMn Qjzch und ohne ~Wfflmtnhl2nl Wohnbaubiocks Kunst nur mit der lroumlssten Vorsicht ins
in einem offenen M~~lnlLlJl~tsa1Ilstawcb des Stadtschlosses liberzeugt
Ausschnitte aus dem daruumlber Auskunft
ihm
29 BLHA Potsdaxn SM Potsdam Nt
BLHA PotsdaIll Nr 609 fot 26-33
14
werden Ist es nh7UppmpYl oder nicht man eiMn Teil nlnpiRpyt
und M~~inlmg von das
Annnll(~n genommen Wert und die Huumlne nicht sei Als
aber es koumlnnte in den Aufbau machen da
Man soUte uumlbedeen
Stadtbaurat Kar Stuumltze) das Schloszlig zu nltH
mehr Truumlmmer zu nicht eirunal die anderen tleseltljlt waumlren Die Stadt sei nicht in der ein neues Gebaumlude an der SteHe zu aber sie sei eher in der einen Wiederaufbau fuumlr kulturelle Zwecke zu als die abzureiszligen Herr
der Jntl~rbalbmg des Stadtschlosses durch
HeSellt1g1mg der Truumlmmer
Herr Robert Vorsitzender des
und wertvolles szligauat~nKJ1Ull
das Stadts~htl7szlig
die
mich und wollte man das
ich die wnrtfpI1 erhaltet uns
Prof Kunstwerk von 1-lt0 Ein schoumlner Bau ist auch als Ruine noch
schoumln Wer es unternimmt ] Kulturwerte an ihre Stelle ZU setzen der ist ein
totr(J4Jn [] Baumaterial die Atn1ilrtDM
eine neue I1tltSilmm~
15
31
Kulturhaus mit Saumllen fuumlr Versammlungen Konzerte Kino Vortraumlge Volksbuumlcherei mit Lesesaumllen Ausstellungen Gastraumlumen usw Braucht die Jugend keine Bildungsstaumltten keine Volkshochschulen
Kultusminister Ruumlcker erklaumlrte daszlig die geaumluszligerten Meinungen verstaumlndlich sind aber auch gefuumlhlsbetont und von Erinnerungen getragen Er sehe die Dinge ganz nuumlchtern vom Standpunkt der Finanzen Das Restaurieren sei in den naumlchsten 10 bis 20 Jahren unmoumlglich Er trete fuumlr einen Abriszlig ein aber nicht aus politischen Erwaumlgungen sondern aus der Frage heraus Kann man die Ruine in den naumlchsten 10 Jahren fuumlr andere Zwecke verwenden Das sei ausgeschlossen
Die Sitzung endete ergebnislos da die Auseinandersetzung um die Existenz des Stadtschlosses fast ausschlieszliglich auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde Ein wichtiger Streitpunkt in der Diskussion war auch die Verkehrsfuhrung um das Schloszlig herum
Trotzdem wurde kurze Zeit spaumlter in einer Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 der Beschluszlig gefaszligt die Reste des Stadtschlosses vorerst zu erhalten Es ist anzunehmen daszlig diese Entscheidung durch Einmischen der sowjetischen Besatzungsmacht zustande kam Die Sowjetunion hatte schon 1918 in einem Aufruf des Volkskommissariats fuumlr die Kuumlnstlerisch-Historischen Besitzungen der Republik an alle Deputiertensowjets und Landkomitees zur Organisierung oumlrtlicher Kommissionen fuumlr den Schutz der Kunst- und Altertumsdenkmaumller ihren Standpunkt verdeutlicht Darin heiszligt es u a
Alle Denkmaumller der Vergangenheit alle Kunstwerke an denen sich [bisher nur die Zaren und Reichen ergoumltzten sind unser geworden wir werden sie niemanden mehr hergeben und sie fuumlr uns und unsere Nachkommen erhalten fuumlr die Menschheit die nach uns kommt und eifahren will auf welche Weise die Menschen vor ihr lebten Und aumlhnlich wie jedem von uns die Erinnerungen der Kindheit und Jugend teuer sind moumlgen sie nun bitter oder suumlszlig gewesen sein so wird auch das gesamte Volk diese Erinnerungen der hinter uns liegenden Geschichte vergangen er Jahre als etwas Teures und laumlngst Uumlberstandenesbewahren Es besteht kein Anlaszlig zu der Frage in wessen Haumlnde sich diese oder jene kuumlnstlerischen oder historischen Schaumltze Schloumlsser Palais Kirchen usf in die soviel vom Volksschaffen hervorgebrachter Arbeit und Schoumlnheit investiert worden sind fruumlher befanden Wichtig ist zu wissen wer jetzt der Herr [ ] ist [ Deshalb uumlbertraumlgt das Volk den Haszlig den es gegen die fruumlheren Besitzer [ ] hegt nicht auf gaumlnzlich unschuldige Gegenstaumlnde die es von nun an als seinen Besitz [ ] im Sinne allen offenen Studiums und Genusses behandeln wird Pflicht eines jeden von uns ist es nicht nur als Besitzer [ ] in den Orten alle Uumlberreste der Geschichte und
16
bull
Denkmaumller der Kunst zu schuumltzen sondern auch den Schatz des Volkes [ ] zu sammeln und mit immer neuen Gegenstaumlnden zu vervollstaumlndigen 32
Damit die Diskussion nicht nur auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde war es wichtig eine uumlberzeugende Nutzung fuumlr den Bau zu finden Es gab etliche Nutzungsvorschlaumlge wie zB innerhalb eines Gutachtens vom 01 Februar 1949 zur Frage der Erhaltung oder Beseitigung des Potsdamer Stadtschlosses vom Institut fuumlr Bauwesen Abt Baudenkmalpflege
Die Wiederherstellung eines Baudenkmals daif nicht - im allgemeinen jedenfalls nicht - aumlsthetischem oder gar wissenschaftlichem Selbstzweck dienen Sie braucht es auch in diesem Falle nicht Man sollte vielmehr das uumlberlieferte Gehaumluse mit neuem aus den gesellschaftlichen Bedingungen unserer Zeit erwachsenem Leben erfuumlllen indem man das Schloss innen zu einem repraumlsentativen Kulturhaus mit Theater Vortragssaumllen Museum Buumlcherei und Teile fuumlr wissenschaftliche Zwecke der Jugend zur Verfuumlgung stellt und modern ausbaut Diese nicht allein noch lebensfaumlhige sondern als funktionelles Glied des staumldtebaulichen Organismus lebenswichtige Architektur zu beseitigen hiesse das Zerstoumlrungswerk des Krieges fortsetzen das uns nicht viele Staumltten von gleicher Schoumlnheit und Bedeutung uumlbriggelassen hat 33
Ein einberufenes Gremium zur Klaumlrung der Behandlung des Stadtschlosses bestaumltigte am 04 Mai 1949 den Beschluszlig der Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 Es verfuumlgte daszlig mangels jeglicher zwingender Notwendigkeit zum Abbruch das Stadtschloszlig als kulturhistorische Substanz erhalten bleibt und jeglicher reduzierender Eingriff zu unterbleiben hat Das Volksbildungsministerium die Bauverwaltung und das Stadtbauamt sind fuumlr die Sicherung des Stadtschlosses verantwortlich 34 Das Gremium setzte sich ua aus Vertretern des Volksbildungsministeriums des Wirtschafts ministeriums der Schloumlsserverwaltung des Instituts fuumlr Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zusammen Es fehlten trotz Einladung Vertreter des Zentralsekretariats der SED und der SEDshyBetriebsgruppe des Innenministeriums Potsdam
Die oumlffentliche Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde vorerst be endet Trotzdem fuumlhrte man die Diskussion in den Behoumlrden weiter Denn am 06 November 1950 fand wiederum eine Besprechung zum Stadtschloszlig im Stadtbauamt Potsdam statt bei der ua Vertreter der Landesplanung des Denkmalpflegeamtes des Instituts fuumlr Bauwesen und der Stadtplanung anwesend waren
32 DRENGENBERG S 335 33 StA Potsdam Nr 480 fol 42-44 34 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 51-52
17
~~~samiddotnmw~rass~~ wurdeEin
ab waren immer der Erhalt und r_~_~M des Potsdamer Stadtschlosses Es wurde nur
~AHfhm der historischen Fassade Das sollte eine und Nutzuru erhalten Im AorilMai 1951 wurde
seinen Aufbau vom Rat vor daszlig das die
den bildender u orscrual zur Nutzung des Stadtschlosses Potsdam fuumlr
vom Institut fuumlr Denkmaloflege in der
DDR
Im Januar 1954 wurde in der alten zum neuen PntSlrlam
die weitere Existenz des Stadtschlosses des historischen Ensembles nicht in Zweifel gezogen Am 04 Februar schrieb Potsdams
Kurt Promnitz an den Dtto das in und wuumlnschte sich einen
der
am 08 mit einem mlllugtr in der Ruine Dieser Brand wurde mit 9 CmiddotRohren
Die
andere als nfIetliiche Behandlunfl des und seiner Sufi ~fI1Y71
des Stadtschlosses war am 08 1955 und am 06 der des Kulturbundes Der
des vlL1V~OltO ein
Die
18
und
Diese Stadtschloszlig zu retten wurde scharf von Presse Dadnrch wurde die Diskussion um das Stadtschloszlig wieder in das Licht der gternckt Im vom 05 1956 war unter der SclUallzelle verrotten zu lesen
dieses Jahres hatte der vnrlll1itpt mit der das StadJschoszlig
Kaum
JIelgtlm~chlllng uumlber das Stadtschloszlig VItt des Ministeriums fuumlr
UU~ Potsdam und des Rates der Stadt nahmen an dieser Ergebnis der eine Aktennotiz Auskunft
2
Lm~lUYSlCn aller anwesenden Genossen AlJffn~~lmopn uumlber dieses Problem
bei in der
Anlagn heniJtif7t werden
MIELKE S 114 Potsdml Rep 530 Nt 1265 227
19
bull
3 Auch der Abriszlig des Stadtschlosses ist nicht zu empfehlen weil dadurch eine Diskussion unter der Bevoumllkerung provoziert wuumlrde die uns gegenwaumlrtig nichts nuumltzen kann weil wir die ganze Aufmerksamkeit und die Initiative der Bevoumllkerung auf die Mithilfe bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms Enttruumlmmerung usw lenken muumlssen Auszligerdem wuumlrde der Abriszlig mindestens 2 Millionen DM kosten nicht eingerechnet die Kosten fuumlr die Neugestaltung des Platzes Das Argument daszlig die Ausgaben fuumlr die Enttruumlmmerung durch Einnahmen aus dem Erloumls an Truumlmmersteinen Split usw gedeckt wuumlrden wird von den Baufachleuren
als nicht ausreichend betrachtet Auszligerdem waumlren auch fuumlr den Abriszlig eines solchen Objektes Baukapazitaumlten notwendig die nicht vorhanden sind laquo 42
Im Stadtkompositionsplan Potsdam welcher im Oktober 1956 von der Stadt-und Dorfplanung Potsdam aufgestellt wurde fmdet sich im ErlaumluterungsberiCht zur Entwicklung der Stadt folgende Passage
Das Stadtschloszlig dessen generelle und dominierende Lage am Alten Markt eine Schluumlsselstellung in der Stadtplanung darstellt muszlig fiir kulturelle Zwecke wieder eingerichtet werden um mit der bereits hergestellten Nikolai-Kirche und dem Rathaus [ ] das Potsdamer Architekturensemble zu bilden Rat der Stadt Denkmalpflege und die Kulturschaffenden sind sich daruumlber einig daszlig hier Kulturraumlume fiir die werktaumltige Bevoumllkerung die repraumlsentabelste Gaststaumltte Potsdams und die Unterbringung aller kulturellen Organisationen der Stadt erfolgen muszlig laquo43
Immer wieder finden sich Nutzungsvorschlaumlge fuumlr eine spaumltere Wiederverwendung des Stadtschlosses Der Beirat fuumlr Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik empfahl in einem Beschluszlig vom 29 November 1956 uumlber die generelle Planung Potsdamlaquo dem Rat des Bezirkes das Gebaumlude zunaumlchst als Ruine zu erhalten und zu sichern Es solle untersucht werden inwieweit sich das Stadtschloszlig als eine Paumldagogische Hochschule ausbauen lieszlige Das Entwurfsbuumlro fuumlr Hochbau Potsdam reichte im Dezember 1956 einen weiteren V orschlag45 fuumlr die Verwendung des Potsdamer Stadtschlosses ein Darin heiszligt es daszlig das Stadtschloszlig Festsaumlle eine Repraumlsemationsgaststaumltte einen Kammermusiksaal Ausstellungen Klubraumlume und Buumlros bildender Kuumlnstler beinhalten koumlnnte
1957 wurde der Bau einer neuen Langen Bruumlcke geplant die die zwingende Argumentation fuumlr den erforderlichen Abriszlig bringen sollte Ein weiteres Ziel
42 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1271 fo1 1-2 43 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1267 fo1 20 44 Vgl BLHA Porsdam Rep 530 Nr 1264 fo1 63 45 Vg1 StA Potsdam Nr 480 fo1 102-103
20
Rechts Abb 1 Stadtschloszligfassade an der Humboldtstraszlige um 1956
Unten Abb 2 Stadtmodell aus den 50-er Jahren mit einem Vorschlag zur Gestaltung der Stadtmitte Das Schloszlig ist ohne Fortunaportal in die Bebauung einbezogen
Fotos K Arlt
21
von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
22
die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
8
zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
23
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
28
Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
30
Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
31
geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
32
QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
33
bull
angenommen haben So soll in Kuumlrze ein groszliger staumldtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben werden der dann zeigen wird wie weit die Absichten der Stadt Potsdam einer Verbesserung unterzogen werden muumlssen Als fuumlr das Baugeschehen und damit fuumlr die baukuumlnstlerischen Belange des Landes Brandenburg verantwortlicher Hauptabteilungsleiter muszlig ich gegen die Absicht das Stadtschloszlig und weitere wertvolle Baudenkmaumller zu sprengen Einspruch einlegen und erbitten daszlig das Kabinett in Wuumlrdigung aller Umstaumlnde eine Entscheidungherbeifuumlhrt 14
Ein Offener Brief in der Maumlrkischen Volksstimme von der SEDshyBetriebsgruppe der Landesregierung Brandenburg an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Walter Paul am 11 Januar 1949 erhitzte die Gemuumlter noch mehr Die wichtigste Passage besagt Unabhaumlngig von Ihrer Meinung sind wir der Auffassung daszlig diese Uumlberreste des preuszligischen Militarismus auf dem schnellsten Wege von der Bildflaumlche verschwinden muumlssen Warum Erstens Die Wiederherstellung des Stadtschlosses wuumlrde Millionen kosten und man kann unseren Werktaumltigen nicht zumuten in zertruumlmmerten Wohnungen zu leben um eine Ruine aus historischen Gruumlnden wieder aufzubauen Zweitens Die Ruine ist in ihrem heutigen Zustand nicht nur verkehrsgefaumlhrlich sondern wirkt auch verkehrshindernd 15
Der Oberbuumlrgermeister Paul reagierte sofort und uumlbermittelte dem SEDshyLandesvorstand Brandenburg seine Antwort Im Zweijahrplan der Stadtverwaltung sei der Wiederaufbau des Stadtschlosses uumlberhaupt nicht erwaumlhnt Man sollte zwischen Baukunstgeschichte und politischer Geschichte unterscheiden Romantik Gotik Barock Rokoko sind nicht von Despoten diktiert worden haben weder mit Dynastien noch Herrscherformen viel zu tun sondern sind Ausdruck des Zeitempfindens Potsdamer Kunstwerke seien wegen ihres Kunstwertes und nicht wegen ihrer fruumlheren Einwohner erhaltenswert Die Frage der Sprengung benoumltige zunaumlchst eine rein wirtschaftliche Betrachtung Welche Vor- und Nachteile haumltte eine Sprengung 16
Das Stadtbauamt reagierte am 13 Januar 1949 auf den Offenen Brief und teilte dem Oberbuumlrgermeister seine Betrachtungen17 zur eventuellen Sprengung des Stadtschlosses mit
1 Wirtschaftliche Betrachtung Die bei der Sprengung des Stadtschlosses anfallenden mindestens 18000 m3 Schuttmassen koumlnnten fuumlr den Bau des
14 BLHA Potsdam Rep 202A Nr 422 fol 246 15 StA Potsdam Nr 480 fol 57 16 Vgl BLHA Potsdam Rep 332 Nr 711 fol 128 17 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 5-7
8
Polizeistadions keineswegs Verwendung finden da zur Zeit in Potsdam noch ca 180000 m3 Truumlmmermassen liegen Warum sollen die vorhandenen Triimmermassen noch um 18000 m3 vermehrt werden
2 Staumldtebauliche und verkehrstechnische Betrachtung Durch eine Sprengung wuumlrde das Stadtgebiet nach Osten aufgerissen werden Die wegen vorherrschender Windrichtung zu vermeidende freie Ost-West-Achse wuumlrde geschaffen sein Die vorhandenen Mauermassen und die Grundriszligloumlsung draumlnge sich fuumlr die Verwendung eines Kulturhauses mit Museen Volkshochschule Jugendherberge usw geradezu auf
3 Kunsthistorische Betrachtung Das Stadtschloszlig gehoumlre zu den schoumlnsten Baudenkmaumllern Potsdams
4 Zustaumlndigkeiten Der Oberbuumlrgermeister koumlnne keine Anweisung zur Sprengung geben weil es kein staumldtisches Gebaumlude ist sondern von den staatlichen Liegenschaften Abt Schloumlsseru Gaumlrten verwaltet wird Nach dem Ortsstatut der Stadt Potsdam muumlsse fuumlr Veraumlnderungen an kunstgeschichtlichen Bauten oder Ruinen die Genehmigungen verschiedener Stadt- und Regierungsinstanzen eingeholt werden
Der Rat der Stadt Potsdam zog seine Konsequenzen und wollte einen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung der Stadt ausschreiben Das Resultat des Wettbewerbes sollte darstellen inwiefern Reste kunsthistorischer Bauten erhalten werden koumlnnen Die Ausschreibung des Wettbewerbes wurde aber noch im selben Jahr zuruumlckgestellt
Der Bauausschuszlig der Stadtverordnetenversammlung appellierte am 13 Januar 1949 an den Ministerpraumlsidenten des Landes Brandenburg Dr Karl Steinhoff die im Offenen Brief gestellte Forderung auf Sprengung des Stadtschlosses eingehend zu pruumlfen Das Planungsamt von Potsdam haumltte von 1945 an bei all seinen Aufbauplaumlnen an der Erhaltung des Stadtschlosses festgehalten Auch bei der Aufstellung des Flaumlchennutzungsplans blieb das Stadtbauamt diesem Grundsatz treu Der anlaufende Wettbewerb fuumlr die Gesamtplanung der Stadt Potsdam wird ergeben ob diese Auffassung des Stadtbauamtes sich bestaumltigt Denn es sei falsch voreilige Maszlignahmen zu treffen Es bestehe keine zwingende Notwendigkeit zu einer beschleunigten oder gar uumlberstuumlrzten Beseitigung der Ruine durch eine Sprengung 18
Auch der Leiter des Referates Bildende Kunst Museen und Denkmalpflege bei der Deutschen Verwaltung fuumlr Volksbildung Dr Strauss griff mit Unterstuumltzung von Stephan Heymann Leiter der Abteilung Parteischulung Kultur und Erziehung des Zentralkomitees der SED und Prof Selman
18 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 8
9
Selmanagic Leiter des Planungsamtes des Magistrats Berlin in die Diskussion ein Er schrieb am 15 Januar 1949 an den Vorsitzenden der SEDshyBetriebsgruppe der Landesregierung Brandenburg
Das Stadtschloss ist ein architektonisch beruumlhmter Bau gewesen dessen Auszligenfassade trotz der tiefgreifenden Zerstoumlrungen im Grunde erhalten ist Lenin sagt in seiner Rede dass es falsch waumlre eine sozialistische Kultur vom gruumlnen Tisch her aufzubauen oder zu erwarten dass sie vom Himmel faumlllt Vielmehr betont er die Notwendigkeit der Entwicklung einer sozialistischen Kultur aus den kulturellen Errungenschaften aller zuruumlckliegender Epochen bei kritischer Veraumlnderung im Sinne der neuen objektiven und subjektiven Situation [ ] Ein Wiederaufbau des Stadtschlosses im alten Rahmen ist ausgeschlossen aus ideologischen Gruumlnden und auch aus wirtschaftlichen Es kann heute noch nicht entschieden werden ob im Zusammenhang mit der Gesamtplanung Potsdams das Stadtschloss fallen muss oder besser zu erhalten ist und es ist ausserdem heute noch nicht zu uumlbersehen ob die starken Verluste an kulturhistorischer Substanz die wir erlitten haben uns nicht noumltigen die Ruine des Schlosses zu sichern um damit wenigstens einen Rest kuumlnstlerischer Leistung der Zukunft zu erhalten 19
Nicht nur Personen aus der Politik nahmen Anteil am Schicksal des Potsdamer Stadtschlosses wie die Eingabe der Potsdamer Buumlrgerin Marie Hepner an den Oberbuumlrgermeister Paul vom 15 Januar 1949 zeigt
Es gab wohl keinen der nach Potsdam kam und nicht gefesselt war von dem Anblick der sich ihm bot wenn er uumlber die lange Bruumlcke ging und vor ihm das Stadtschloss lag nicht frontal und anspruchsvoll ihm zugekehrt wie die meisten barocken Fuumlrstenschloumlsser sondern leicht zur Seite abgewandt In der Ferne aber begrenzten die beiden Kirchtuumlrme das Blickfeld der strenge der Garnisonkirche und die zierliche Haube der Heiliggeistkirche wie zwei Zielsaumlulen fuumlr die dazwischenliegende Stadt [ ] Natuumlrlich sind die wirtschaftlichen Faktoren heute ausschlaggebend und auch ich bin der Uumlberzeugung dass man im Augenblick das Stadtschloss nicht ausbauen kann da der Wohnungsbau vordringlicher ist [ ] Wieviele andere Ruinen stehen ohne Schaden Jahrhunderte Warum soll man nicht auch hier noch einige Jahre warten koumlnnen wenn man die Mauem abdeckt und sichert Waumlre das Stadtschloss schon seiner guumlnstigen Verkehrslage wegen nicht der beste Ort fuumlr die neue Hochschule fuumlr die Bibliothek fuumlr das kulturhistorische Landesmuseum das so wichtig ist als Anschauungs- und Schulungsmaterial fuumlr die Studenten Ist es nicht der gegebene kulturelle Mittelpunkt 20
19 BLHA Rep 205A Nr 609 fol 40-42 20 StA Potsdarn Nr 480 fol 33
10
Waumlhrend dieser Zeit gab es einige Beratungen auf verschiedenen Ebenen die nur die Existenz des Potsdamer Stadtschlosses zum Thema hatten Eine vorbereitende Sitzung fand am 20 Januar 1949 bei dem Landespolizeichef Richard Staimer statt Uumlber diese Besprechung gibt folgende Aktennotiz Auskunft
Herr Staimer legte in kurzen Worten seine Ansicht in bezug auf den Wert der Ruine und die Lebensdauer dar Er vertrat die Ansicht dass die Ruine in absehbarer Zeit infolge ihres schlechten Bauzustandes beseitigt werden muumlsse und dass er in Erkenntnis dieser Sachlage es fuumlr unbedingt richtig halte jetzt zu sprengen um die Truumlmmer fuumlr sein Bauvorhaben gleich verwenden zu koumlnnen Er betonte besonders dass nach Herstellung des Polizeistadions die Sprengung des Stadtschlosses mit erheblichen Schaumlden fuumlr das Stadion und seine Anlagen verbunden waumlre 21
Die entscheidende Sitzung sollte dann am 26 Januar 1949 mit Vertretern der Hauptverwaltung Bauwesen des Finanzrninisteriums des Landes Brandenburg der Stadt Potsdam der Schloumlsserverwaltung der Gewerkschaft und dem Berliner Architekturprofessor Edgar Wedepohl stattfinden Im folgenden werden einige Ausschnitte von Gutachten dargestellt die fuumlr diese Sitzung eingereicht wurden
~ Amt fuumlr Baustatik dem statischen Buumlro des Stadtbauamtes und der staumldtischen Baupolizei (22011949) Eine gemeinsame Uumlberpruumlfung der Stadtschlossruine ergab dass eine Gefaumlhrdung des Strassenverkehrs nicht besteht Kleine Gefahrenstellen koumlnnen soweit sie nicht schon abgestuumltzt sind mit verhaumlltnismaumlssig geringen Mitteln gesichert werden Etwa 70 - 80 des noch stehenden Mauerwerkes und erhebliche Teile des figuumlrlichen und architektonischen Natursteinschmuckes koumlnnten fuumlr einen spaumlteren Ausbau noch verwendbar sein Eine laufende Uumlberwachung der Ruine ist natuumlrlich nicht erforderlich 22
~ Erich Blunck Architekt und ord Professor an der Technischen Universitaumlt Berlin (22 01 1949) Da es wiederholt den Landesherren als Wohnsitz diente sind hier fuumlr ganz Europa wichtige Entscheidungen getroffen worden Als Ludwig XIV zB am 18 Oktober 1685 das Edikt von Nantes aufhob so dass die Verfolgung der Hugenotten wieder begann da wurde acht Tage spaumlter jenes beruumlhmte Edikt von Potsdam erlassen das den Verfolgten ein Asyl bot und dessen Kernsatz lautet Ich will duldsam sein gegen alle meine Mitmenschen wenn sie in Not sind ohne Ruumlcksicht auf ihr Verdienst und ihren Glauben D(ls Stadtschloss in Potsdam ist also ein
21 StA Potsdam Nr 480 fol 22 22 StA Potsdam NT 480 fol 40
11
und es an Irrsinn Jlrenzt einen noch verwendbaren Bau erst die Abbruchmassen aln~urGrhnm
nfPrtIIUrflltJrmrt einen Neubau wenn der Abbruch etwa
Staumldtebaulich Stadtschloss im ZUSa1Ilmemlalzfl Nikolaiku[)vel und Garnisonkirche ein
das in der Stadtbildes wuumlrde sich ~niilfrhin
die der auswirken Mein Gutachten weist zur
Grund vorlieJlt den Bau zu beseitiflen
was bei Stadtschlosses ohne weiteres anzunehmen
Nr StA Potsdam Nr 480 BLHA Potsdam Rep 20i Nt
ist Der die Stadt Pot~dam
Baudenkmal von und Widerhl~rsltellun)
upM
houmlchster fle~rchifchl~licIer Seine aUer uumlberall
)gt Prof Hans der Technischen Universitaumlt BerUn zum was die Stadt Potsdam an baulichen Sein Abbruch wuumlrde also einen
Verlust Der Abbruch waumlre aber auch wirtschaftlich nicht zu vertreten da der moderne Zwecke durchaus
-daumlchern kaum uumlberschreiten Aus diesen Uberle)umum
Der Baurat Gerichte des LaJl(ll~erlchts Potsdam und von der Industrie- und HaJllGelsk~ntuner Land
verfaszligte am 25 Januar 1949 ein weiteres In diesem Gutachten beschrieb der Baurat die
wenn in der dann koumlnnen vielleicht auch
hlltmlJl~h Ruinen beseiti$lt zu machen 26
um
Baustatik an der in statischer
der ihre des und
vorhan(1~~llfn Bautei1e des Stadtschlosses und sich zur des ~1 __ wird in tacnmaoollsClen Urteil besonclers CIIi-
des Wiederaufbaus des Potsdamer St2tdUIChiosses
19 BLHA Potsdam Rep Nr fol 53
fol 54middot55
heute am 23 Januar 1949 im versammelten
die Ursache ist darin zu
pirHUmiddotIffiiht wl1rdPTl mit dem welcher
28 BLHA Potsdam Rep 201 Nr18
1312
Weiterbestehen des Stadtschlosses den Bau Polizeistadions hemmt und eine
wo 16 Jahren Mordbrenner Hitler die Macht Den Historikern die letzten acht zu benutzen zur Abnahme der JmgtH
3 Jahren versaumlumten _z_ _nz__~ I
Der Potsdamer Dr in einem Brief vom 25 Januar 1949 an den Stadtbaurat den Aufwand und Nutzen
den Abriss des der die
pOLUlscne Gruumlnde und Unentbehrlichkeit des Bamrmrufpf) tflthlit~hejm Munde haben wir dass die
einen szligauwert von 1 112 Millionen DM haben Die werden in die Millionen Das ist sicher Der
aber ebenso sicher und amortisieren Einmal ist die tll1WlrJ[~1l1P den Fremdenverkehr und damit das der Stadt oeleuEena
weM diese Visitenkarte Alt-Potsdams erhalten bleibt und nicht durch einen wenn auch noch so schoumlnen modemen ersetzt wird Sodann werden die aus Loumlhntn die wieder das WllrlS(MnSIelJ~ltn der Stadt Endlich koumlnnen beim Ausbau Mhlirh
Lmuies- oder Stadt behoumlrden lJJ1JcuMn Qjzch und ohne ~Wfflmtnhl2nl Wohnbaubiocks Kunst nur mit der lroumlssten Vorsicht ins
in einem offenen M~~lnlLlJl~tsa1Ilstawcb des Stadtschlosses liberzeugt
Ausschnitte aus dem daruumlber Auskunft
ihm
29 BLHA Potsdaxn SM Potsdam Nt
BLHA PotsdaIll Nr 609 fot 26-33
14
werden Ist es nh7UppmpYl oder nicht man eiMn Teil nlnpiRpyt
und M~~inlmg von das
Annnll(~n genommen Wert und die Huumlne nicht sei Als
aber es koumlnnte in den Aufbau machen da
Man soUte uumlbedeen
Stadtbaurat Kar Stuumltze) das Schloszlig zu nltH
mehr Truumlmmer zu nicht eirunal die anderen tleseltljlt waumlren Die Stadt sei nicht in der ein neues Gebaumlude an der SteHe zu aber sie sei eher in der einen Wiederaufbau fuumlr kulturelle Zwecke zu als die abzureiszligen Herr
der Jntl~rbalbmg des Stadtschlosses durch
HeSellt1g1mg der Truumlmmer
Herr Robert Vorsitzender des
und wertvolles szligauat~nKJ1Ull
das Stadts~htl7szlig
die
mich und wollte man das
ich die wnrtfpI1 erhaltet uns
Prof Kunstwerk von 1-lt0 Ein schoumlner Bau ist auch als Ruine noch
schoumln Wer es unternimmt ] Kulturwerte an ihre Stelle ZU setzen der ist ein
totr(J4Jn [] Baumaterial die Atn1ilrtDM
eine neue I1tltSilmm~
15
31
Kulturhaus mit Saumllen fuumlr Versammlungen Konzerte Kino Vortraumlge Volksbuumlcherei mit Lesesaumllen Ausstellungen Gastraumlumen usw Braucht die Jugend keine Bildungsstaumltten keine Volkshochschulen
Kultusminister Ruumlcker erklaumlrte daszlig die geaumluszligerten Meinungen verstaumlndlich sind aber auch gefuumlhlsbetont und von Erinnerungen getragen Er sehe die Dinge ganz nuumlchtern vom Standpunkt der Finanzen Das Restaurieren sei in den naumlchsten 10 bis 20 Jahren unmoumlglich Er trete fuumlr einen Abriszlig ein aber nicht aus politischen Erwaumlgungen sondern aus der Frage heraus Kann man die Ruine in den naumlchsten 10 Jahren fuumlr andere Zwecke verwenden Das sei ausgeschlossen
Die Sitzung endete ergebnislos da die Auseinandersetzung um die Existenz des Stadtschlosses fast ausschlieszliglich auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde Ein wichtiger Streitpunkt in der Diskussion war auch die Verkehrsfuhrung um das Schloszlig herum
Trotzdem wurde kurze Zeit spaumlter in einer Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 der Beschluszlig gefaszligt die Reste des Stadtschlosses vorerst zu erhalten Es ist anzunehmen daszlig diese Entscheidung durch Einmischen der sowjetischen Besatzungsmacht zustande kam Die Sowjetunion hatte schon 1918 in einem Aufruf des Volkskommissariats fuumlr die Kuumlnstlerisch-Historischen Besitzungen der Republik an alle Deputiertensowjets und Landkomitees zur Organisierung oumlrtlicher Kommissionen fuumlr den Schutz der Kunst- und Altertumsdenkmaumller ihren Standpunkt verdeutlicht Darin heiszligt es u a
Alle Denkmaumller der Vergangenheit alle Kunstwerke an denen sich [bisher nur die Zaren und Reichen ergoumltzten sind unser geworden wir werden sie niemanden mehr hergeben und sie fuumlr uns und unsere Nachkommen erhalten fuumlr die Menschheit die nach uns kommt und eifahren will auf welche Weise die Menschen vor ihr lebten Und aumlhnlich wie jedem von uns die Erinnerungen der Kindheit und Jugend teuer sind moumlgen sie nun bitter oder suumlszlig gewesen sein so wird auch das gesamte Volk diese Erinnerungen der hinter uns liegenden Geschichte vergangen er Jahre als etwas Teures und laumlngst Uumlberstandenesbewahren Es besteht kein Anlaszlig zu der Frage in wessen Haumlnde sich diese oder jene kuumlnstlerischen oder historischen Schaumltze Schloumlsser Palais Kirchen usf in die soviel vom Volksschaffen hervorgebrachter Arbeit und Schoumlnheit investiert worden sind fruumlher befanden Wichtig ist zu wissen wer jetzt der Herr [ ] ist [ Deshalb uumlbertraumlgt das Volk den Haszlig den es gegen die fruumlheren Besitzer [ ] hegt nicht auf gaumlnzlich unschuldige Gegenstaumlnde die es von nun an als seinen Besitz [ ] im Sinne allen offenen Studiums und Genusses behandeln wird Pflicht eines jeden von uns ist es nicht nur als Besitzer [ ] in den Orten alle Uumlberreste der Geschichte und
16
bull
Denkmaumller der Kunst zu schuumltzen sondern auch den Schatz des Volkes [ ] zu sammeln und mit immer neuen Gegenstaumlnden zu vervollstaumlndigen 32
Damit die Diskussion nicht nur auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde war es wichtig eine uumlberzeugende Nutzung fuumlr den Bau zu finden Es gab etliche Nutzungsvorschlaumlge wie zB innerhalb eines Gutachtens vom 01 Februar 1949 zur Frage der Erhaltung oder Beseitigung des Potsdamer Stadtschlosses vom Institut fuumlr Bauwesen Abt Baudenkmalpflege
Die Wiederherstellung eines Baudenkmals daif nicht - im allgemeinen jedenfalls nicht - aumlsthetischem oder gar wissenschaftlichem Selbstzweck dienen Sie braucht es auch in diesem Falle nicht Man sollte vielmehr das uumlberlieferte Gehaumluse mit neuem aus den gesellschaftlichen Bedingungen unserer Zeit erwachsenem Leben erfuumlllen indem man das Schloss innen zu einem repraumlsentativen Kulturhaus mit Theater Vortragssaumllen Museum Buumlcherei und Teile fuumlr wissenschaftliche Zwecke der Jugend zur Verfuumlgung stellt und modern ausbaut Diese nicht allein noch lebensfaumlhige sondern als funktionelles Glied des staumldtebaulichen Organismus lebenswichtige Architektur zu beseitigen hiesse das Zerstoumlrungswerk des Krieges fortsetzen das uns nicht viele Staumltten von gleicher Schoumlnheit und Bedeutung uumlbriggelassen hat 33
Ein einberufenes Gremium zur Klaumlrung der Behandlung des Stadtschlosses bestaumltigte am 04 Mai 1949 den Beschluszlig der Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 Es verfuumlgte daszlig mangels jeglicher zwingender Notwendigkeit zum Abbruch das Stadtschloszlig als kulturhistorische Substanz erhalten bleibt und jeglicher reduzierender Eingriff zu unterbleiben hat Das Volksbildungsministerium die Bauverwaltung und das Stadtbauamt sind fuumlr die Sicherung des Stadtschlosses verantwortlich 34 Das Gremium setzte sich ua aus Vertretern des Volksbildungsministeriums des Wirtschafts ministeriums der Schloumlsserverwaltung des Instituts fuumlr Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zusammen Es fehlten trotz Einladung Vertreter des Zentralsekretariats der SED und der SEDshyBetriebsgruppe des Innenministeriums Potsdam
Die oumlffentliche Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde vorerst be endet Trotzdem fuumlhrte man die Diskussion in den Behoumlrden weiter Denn am 06 November 1950 fand wiederum eine Besprechung zum Stadtschloszlig im Stadtbauamt Potsdam statt bei der ua Vertreter der Landesplanung des Denkmalpflegeamtes des Instituts fuumlr Bauwesen und der Stadtplanung anwesend waren
32 DRENGENBERG S 335 33 StA Potsdam Nr 480 fol 42-44 34 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 51-52
17
~~~samiddotnmw~rass~~ wurdeEin
ab waren immer der Erhalt und r_~_~M des Potsdamer Stadtschlosses Es wurde nur
~AHfhm der historischen Fassade Das sollte eine und Nutzuru erhalten Im AorilMai 1951 wurde
seinen Aufbau vom Rat vor daszlig das die
den bildender u orscrual zur Nutzung des Stadtschlosses Potsdam fuumlr
vom Institut fuumlr Denkmaloflege in der
DDR
Im Januar 1954 wurde in der alten zum neuen PntSlrlam
die weitere Existenz des Stadtschlosses des historischen Ensembles nicht in Zweifel gezogen Am 04 Februar schrieb Potsdams
Kurt Promnitz an den Dtto das in und wuumlnschte sich einen
der
am 08 mit einem mlllugtr in der Ruine Dieser Brand wurde mit 9 CmiddotRohren
Die
andere als nfIetliiche Behandlunfl des und seiner Sufi ~fI1Y71
des Stadtschlosses war am 08 1955 und am 06 der des Kulturbundes Der
des vlL1V~OltO ein
Die
18
und
Diese Stadtschloszlig zu retten wurde scharf von Presse Dadnrch wurde die Diskussion um das Stadtschloszlig wieder in das Licht der gternckt Im vom 05 1956 war unter der SclUallzelle verrotten zu lesen
dieses Jahres hatte der vnrlll1itpt mit der das StadJschoszlig
Kaum
JIelgtlm~chlllng uumlber das Stadtschloszlig VItt des Ministeriums fuumlr
UU~ Potsdam und des Rates der Stadt nahmen an dieser Ergebnis der eine Aktennotiz Auskunft
2
Lm~lUYSlCn aller anwesenden Genossen AlJffn~~lmopn uumlber dieses Problem
bei in der
Anlagn heniJtif7t werden
MIELKE S 114 Potsdml Rep 530 Nt 1265 227
19
bull
3 Auch der Abriszlig des Stadtschlosses ist nicht zu empfehlen weil dadurch eine Diskussion unter der Bevoumllkerung provoziert wuumlrde die uns gegenwaumlrtig nichts nuumltzen kann weil wir die ganze Aufmerksamkeit und die Initiative der Bevoumllkerung auf die Mithilfe bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms Enttruumlmmerung usw lenken muumlssen Auszligerdem wuumlrde der Abriszlig mindestens 2 Millionen DM kosten nicht eingerechnet die Kosten fuumlr die Neugestaltung des Platzes Das Argument daszlig die Ausgaben fuumlr die Enttruumlmmerung durch Einnahmen aus dem Erloumls an Truumlmmersteinen Split usw gedeckt wuumlrden wird von den Baufachleuren
als nicht ausreichend betrachtet Auszligerdem waumlren auch fuumlr den Abriszlig eines solchen Objektes Baukapazitaumlten notwendig die nicht vorhanden sind laquo 42
Im Stadtkompositionsplan Potsdam welcher im Oktober 1956 von der Stadt-und Dorfplanung Potsdam aufgestellt wurde fmdet sich im ErlaumluterungsberiCht zur Entwicklung der Stadt folgende Passage
Das Stadtschloszlig dessen generelle und dominierende Lage am Alten Markt eine Schluumlsselstellung in der Stadtplanung darstellt muszlig fiir kulturelle Zwecke wieder eingerichtet werden um mit der bereits hergestellten Nikolai-Kirche und dem Rathaus [ ] das Potsdamer Architekturensemble zu bilden Rat der Stadt Denkmalpflege und die Kulturschaffenden sind sich daruumlber einig daszlig hier Kulturraumlume fiir die werktaumltige Bevoumllkerung die repraumlsentabelste Gaststaumltte Potsdams und die Unterbringung aller kulturellen Organisationen der Stadt erfolgen muszlig laquo43
Immer wieder finden sich Nutzungsvorschlaumlge fuumlr eine spaumltere Wiederverwendung des Stadtschlosses Der Beirat fuumlr Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik empfahl in einem Beschluszlig vom 29 November 1956 uumlber die generelle Planung Potsdamlaquo dem Rat des Bezirkes das Gebaumlude zunaumlchst als Ruine zu erhalten und zu sichern Es solle untersucht werden inwieweit sich das Stadtschloszlig als eine Paumldagogische Hochschule ausbauen lieszlige Das Entwurfsbuumlro fuumlr Hochbau Potsdam reichte im Dezember 1956 einen weiteren V orschlag45 fuumlr die Verwendung des Potsdamer Stadtschlosses ein Darin heiszligt es daszlig das Stadtschloszlig Festsaumlle eine Repraumlsemationsgaststaumltte einen Kammermusiksaal Ausstellungen Klubraumlume und Buumlros bildender Kuumlnstler beinhalten koumlnnte
1957 wurde der Bau einer neuen Langen Bruumlcke geplant die die zwingende Argumentation fuumlr den erforderlichen Abriszlig bringen sollte Ein weiteres Ziel
42 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1271 fo1 1-2 43 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1267 fo1 20 44 Vgl BLHA Porsdam Rep 530 Nr 1264 fo1 63 45 Vg1 StA Potsdam Nr 480 fo1 102-103
20
Rechts Abb 1 Stadtschloszligfassade an der Humboldtstraszlige um 1956
Unten Abb 2 Stadtmodell aus den 50-er Jahren mit einem Vorschlag zur Gestaltung der Stadtmitte Das Schloszlig ist ohne Fortunaportal in die Bebauung einbezogen
Fotos K Arlt
21
von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
22
die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
8
zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
23
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
28
Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
30
Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
31
geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
32
QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
33
Selmanagic Leiter des Planungsamtes des Magistrats Berlin in die Diskussion ein Er schrieb am 15 Januar 1949 an den Vorsitzenden der SEDshyBetriebsgruppe der Landesregierung Brandenburg
Das Stadtschloss ist ein architektonisch beruumlhmter Bau gewesen dessen Auszligenfassade trotz der tiefgreifenden Zerstoumlrungen im Grunde erhalten ist Lenin sagt in seiner Rede dass es falsch waumlre eine sozialistische Kultur vom gruumlnen Tisch her aufzubauen oder zu erwarten dass sie vom Himmel faumlllt Vielmehr betont er die Notwendigkeit der Entwicklung einer sozialistischen Kultur aus den kulturellen Errungenschaften aller zuruumlckliegender Epochen bei kritischer Veraumlnderung im Sinne der neuen objektiven und subjektiven Situation [ ] Ein Wiederaufbau des Stadtschlosses im alten Rahmen ist ausgeschlossen aus ideologischen Gruumlnden und auch aus wirtschaftlichen Es kann heute noch nicht entschieden werden ob im Zusammenhang mit der Gesamtplanung Potsdams das Stadtschloss fallen muss oder besser zu erhalten ist und es ist ausserdem heute noch nicht zu uumlbersehen ob die starken Verluste an kulturhistorischer Substanz die wir erlitten haben uns nicht noumltigen die Ruine des Schlosses zu sichern um damit wenigstens einen Rest kuumlnstlerischer Leistung der Zukunft zu erhalten 19
Nicht nur Personen aus der Politik nahmen Anteil am Schicksal des Potsdamer Stadtschlosses wie die Eingabe der Potsdamer Buumlrgerin Marie Hepner an den Oberbuumlrgermeister Paul vom 15 Januar 1949 zeigt
Es gab wohl keinen der nach Potsdam kam und nicht gefesselt war von dem Anblick der sich ihm bot wenn er uumlber die lange Bruumlcke ging und vor ihm das Stadtschloss lag nicht frontal und anspruchsvoll ihm zugekehrt wie die meisten barocken Fuumlrstenschloumlsser sondern leicht zur Seite abgewandt In der Ferne aber begrenzten die beiden Kirchtuumlrme das Blickfeld der strenge der Garnisonkirche und die zierliche Haube der Heiliggeistkirche wie zwei Zielsaumlulen fuumlr die dazwischenliegende Stadt [ ] Natuumlrlich sind die wirtschaftlichen Faktoren heute ausschlaggebend und auch ich bin der Uumlberzeugung dass man im Augenblick das Stadtschloss nicht ausbauen kann da der Wohnungsbau vordringlicher ist [ ] Wieviele andere Ruinen stehen ohne Schaden Jahrhunderte Warum soll man nicht auch hier noch einige Jahre warten koumlnnen wenn man die Mauem abdeckt und sichert Waumlre das Stadtschloss schon seiner guumlnstigen Verkehrslage wegen nicht der beste Ort fuumlr die neue Hochschule fuumlr die Bibliothek fuumlr das kulturhistorische Landesmuseum das so wichtig ist als Anschauungs- und Schulungsmaterial fuumlr die Studenten Ist es nicht der gegebene kulturelle Mittelpunkt 20
19 BLHA Rep 205A Nr 609 fol 40-42 20 StA Potsdarn Nr 480 fol 33
10
Waumlhrend dieser Zeit gab es einige Beratungen auf verschiedenen Ebenen die nur die Existenz des Potsdamer Stadtschlosses zum Thema hatten Eine vorbereitende Sitzung fand am 20 Januar 1949 bei dem Landespolizeichef Richard Staimer statt Uumlber diese Besprechung gibt folgende Aktennotiz Auskunft
Herr Staimer legte in kurzen Worten seine Ansicht in bezug auf den Wert der Ruine und die Lebensdauer dar Er vertrat die Ansicht dass die Ruine in absehbarer Zeit infolge ihres schlechten Bauzustandes beseitigt werden muumlsse und dass er in Erkenntnis dieser Sachlage es fuumlr unbedingt richtig halte jetzt zu sprengen um die Truumlmmer fuumlr sein Bauvorhaben gleich verwenden zu koumlnnen Er betonte besonders dass nach Herstellung des Polizeistadions die Sprengung des Stadtschlosses mit erheblichen Schaumlden fuumlr das Stadion und seine Anlagen verbunden waumlre 21
Die entscheidende Sitzung sollte dann am 26 Januar 1949 mit Vertretern der Hauptverwaltung Bauwesen des Finanzrninisteriums des Landes Brandenburg der Stadt Potsdam der Schloumlsserverwaltung der Gewerkschaft und dem Berliner Architekturprofessor Edgar Wedepohl stattfinden Im folgenden werden einige Ausschnitte von Gutachten dargestellt die fuumlr diese Sitzung eingereicht wurden
~ Amt fuumlr Baustatik dem statischen Buumlro des Stadtbauamtes und der staumldtischen Baupolizei (22011949) Eine gemeinsame Uumlberpruumlfung der Stadtschlossruine ergab dass eine Gefaumlhrdung des Strassenverkehrs nicht besteht Kleine Gefahrenstellen koumlnnen soweit sie nicht schon abgestuumltzt sind mit verhaumlltnismaumlssig geringen Mitteln gesichert werden Etwa 70 - 80 des noch stehenden Mauerwerkes und erhebliche Teile des figuumlrlichen und architektonischen Natursteinschmuckes koumlnnten fuumlr einen spaumlteren Ausbau noch verwendbar sein Eine laufende Uumlberwachung der Ruine ist natuumlrlich nicht erforderlich 22
~ Erich Blunck Architekt und ord Professor an der Technischen Universitaumlt Berlin (22 01 1949) Da es wiederholt den Landesherren als Wohnsitz diente sind hier fuumlr ganz Europa wichtige Entscheidungen getroffen worden Als Ludwig XIV zB am 18 Oktober 1685 das Edikt von Nantes aufhob so dass die Verfolgung der Hugenotten wieder begann da wurde acht Tage spaumlter jenes beruumlhmte Edikt von Potsdam erlassen das den Verfolgten ein Asyl bot und dessen Kernsatz lautet Ich will duldsam sein gegen alle meine Mitmenschen wenn sie in Not sind ohne Ruumlcksicht auf ihr Verdienst und ihren Glauben D(ls Stadtschloss in Potsdam ist also ein
21 StA Potsdam Nr 480 fol 22 22 StA Potsdam NT 480 fol 40
11
und es an Irrsinn Jlrenzt einen noch verwendbaren Bau erst die Abbruchmassen aln~urGrhnm
nfPrtIIUrflltJrmrt einen Neubau wenn der Abbruch etwa
Staumldtebaulich Stadtschloss im ZUSa1Ilmemlalzfl Nikolaiku[)vel und Garnisonkirche ein
das in der Stadtbildes wuumlrde sich ~niilfrhin
die der auswirken Mein Gutachten weist zur
Grund vorlieJlt den Bau zu beseitiflen
was bei Stadtschlosses ohne weiteres anzunehmen
Nr StA Potsdam Nr 480 BLHA Potsdam Rep 20i Nt
ist Der die Stadt Pot~dam
Baudenkmal von und Widerhl~rsltellun)
upM
houmlchster fle~rchifchl~licIer Seine aUer uumlberall
)gt Prof Hans der Technischen Universitaumlt BerUn zum was die Stadt Potsdam an baulichen Sein Abbruch wuumlrde also einen
Verlust Der Abbruch waumlre aber auch wirtschaftlich nicht zu vertreten da der moderne Zwecke durchaus
-daumlchern kaum uumlberschreiten Aus diesen Uberle)umum
Der Baurat Gerichte des LaJl(ll~erlchts Potsdam und von der Industrie- und HaJllGelsk~ntuner Land
verfaszligte am 25 Januar 1949 ein weiteres In diesem Gutachten beschrieb der Baurat die
wenn in der dann koumlnnen vielleicht auch
hlltmlJl~h Ruinen beseiti$lt zu machen 26
um
Baustatik an der in statischer
der ihre des und
vorhan(1~~llfn Bautei1e des Stadtschlosses und sich zur des ~1 __ wird in tacnmaoollsClen Urteil besonclers CIIi-
des Wiederaufbaus des Potsdamer St2tdUIChiosses
19 BLHA Potsdam Rep Nr fol 53
fol 54middot55
heute am 23 Januar 1949 im versammelten
die Ursache ist darin zu
pirHUmiddotIffiiht wl1rdPTl mit dem welcher
28 BLHA Potsdam Rep 201 Nr18
1312
Weiterbestehen des Stadtschlosses den Bau Polizeistadions hemmt und eine
wo 16 Jahren Mordbrenner Hitler die Macht Den Historikern die letzten acht zu benutzen zur Abnahme der JmgtH
3 Jahren versaumlumten _z_ _nz__~ I
Der Potsdamer Dr in einem Brief vom 25 Januar 1949 an den Stadtbaurat den Aufwand und Nutzen
den Abriss des der die
pOLUlscne Gruumlnde und Unentbehrlichkeit des Bamrmrufpf) tflthlit~hejm Munde haben wir dass die
einen szligauwert von 1 112 Millionen DM haben Die werden in die Millionen Das ist sicher Der
aber ebenso sicher und amortisieren Einmal ist die tll1WlrJ[~1l1P den Fremdenverkehr und damit das der Stadt oeleuEena
weM diese Visitenkarte Alt-Potsdams erhalten bleibt und nicht durch einen wenn auch noch so schoumlnen modemen ersetzt wird Sodann werden die aus Loumlhntn die wieder das WllrlS(MnSIelJ~ltn der Stadt Endlich koumlnnen beim Ausbau Mhlirh
Lmuies- oder Stadt behoumlrden lJJ1JcuMn Qjzch und ohne ~Wfflmtnhl2nl Wohnbaubiocks Kunst nur mit der lroumlssten Vorsicht ins
in einem offenen M~~lnlLlJl~tsa1Ilstawcb des Stadtschlosses liberzeugt
Ausschnitte aus dem daruumlber Auskunft
ihm
29 BLHA Potsdaxn SM Potsdam Nt
BLHA PotsdaIll Nr 609 fot 26-33
14
werden Ist es nh7UppmpYl oder nicht man eiMn Teil nlnpiRpyt
und M~~inlmg von das
Annnll(~n genommen Wert und die Huumlne nicht sei Als
aber es koumlnnte in den Aufbau machen da
Man soUte uumlbedeen
Stadtbaurat Kar Stuumltze) das Schloszlig zu nltH
mehr Truumlmmer zu nicht eirunal die anderen tleseltljlt waumlren Die Stadt sei nicht in der ein neues Gebaumlude an der SteHe zu aber sie sei eher in der einen Wiederaufbau fuumlr kulturelle Zwecke zu als die abzureiszligen Herr
der Jntl~rbalbmg des Stadtschlosses durch
HeSellt1g1mg der Truumlmmer
Herr Robert Vorsitzender des
und wertvolles szligauat~nKJ1Ull
das Stadts~htl7szlig
die
mich und wollte man das
ich die wnrtfpI1 erhaltet uns
Prof Kunstwerk von 1-lt0 Ein schoumlner Bau ist auch als Ruine noch
schoumln Wer es unternimmt ] Kulturwerte an ihre Stelle ZU setzen der ist ein
totr(J4Jn [] Baumaterial die Atn1ilrtDM
eine neue I1tltSilmm~
15
31
Kulturhaus mit Saumllen fuumlr Versammlungen Konzerte Kino Vortraumlge Volksbuumlcherei mit Lesesaumllen Ausstellungen Gastraumlumen usw Braucht die Jugend keine Bildungsstaumltten keine Volkshochschulen
Kultusminister Ruumlcker erklaumlrte daszlig die geaumluszligerten Meinungen verstaumlndlich sind aber auch gefuumlhlsbetont und von Erinnerungen getragen Er sehe die Dinge ganz nuumlchtern vom Standpunkt der Finanzen Das Restaurieren sei in den naumlchsten 10 bis 20 Jahren unmoumlglich Er trete fuumlr einen Abriszlig ein aber nicht aus politischen Erwaumlgungen sondern aus der Frage heraus Kann man die Ruine in den naumlchsten 10 Jahren fuumlr andere Zwecke verwenden Das sei ausgeschlossen
Die Sitzung endete ergebnislos da die Auseinandersetzung um die Existenz des Stadtschlosses fast ausschlieszliglich auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde Ein wichtiger Streitpunkt in der Diskussion war auch die Verkehrsfuhrung um das Schloszlig herum
Trotzdem wurde kurze Zeit spaumlter in einer Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 der Beschluszlig gefaszligt die Reste des Stadtschlosses vorerst zu erhalten Es ist anzunehmen daszlig diese Entscheidung durch Einmischen der sowjetischen Besatzungsmacht zustande kam Die Sowjetunion hatte schon 1918 in einem Aufruf des Volkskommissariats fuumlr die Kuumlnstlerisch-Historischen Besitzungen der Republik an alle Deputiertensowjets und Landkomitees zur Organisierung oumlrtlicher Kommissionen fuumlr den Schutz der Kunst- und Altertumsdenkmaumller ihren Standpunkt verdeutlicht Darin heiszligt es u a
Alle Denkmaumller der Vergangenheit alle Kunstwerke an denen sich [bisher nur die Zaren und Reichen ergoumltzten sind unser geworden wir werden sie niemanden mehr hergeben und sie fuumlr uns und unsere Nachkommen erhalten fuumlr die Menschheit die nach uns kommt und eifahren will auf welche Weise die Menschen vor ihr lebten Und aumlhnlich wie jedem von uns die Erinnerungen der Kindheit und Jugend teuer sind moumlgen sie nun bitter oder suumlszlig gewesen sein so wird auch das gesamte Volk diese Erinnerungen der hinter uns liegenden Geschichte vergangen er Jahre als etwas Teures und laumlngst Uumlberstandenesbewahren Es besteht kein Anlaszlig zu der Frage in wessen Haumlnde sich diese oder jene kuumlnstlerischen oder historischen Schaumltze Schloumlsser Palais Kirchen usf in die soviel vom Volksschaffen hervorgebrachter Arbeit und Schoumlnheit investiert worden sind fruumlher befanden Wichtig ist zu wissen wer jetzt der Herr [ ] ist [ Deshalb uumlbertraumlgt das Volk den Haszlig den es gegen die fruumlheren Besitzer [ ] hegt nicht auf gaumlnzlich unschuldige Gegenstaumlnde die es von nun an als seinen Besitz [ ] im Sinne allen offenen Studiums und Genusses behandeln wird Pflicht eines jeden von uns ist es nicht nur als Besitzer [ ] in den Orten alle Uumlberreste der Geschichte und
16
bull
Denkmaumller der Kunst zu schuumltzen sondern auch den Schatz des Volkes [ ] zu sammeln und mit immer neuen Gegenstaumlnden zu vervollstaumlndigen 32
Damit die Diskussion nicht nur auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde war es wichtig eine uumlberzeugende Nutzung fuumlr den Bau zu finden Es gab etliche Nutzungsvorschlaumlge wie zB innerhalb eines Gutachtens vom 01 Februar 1949 zur Frage der Erhaltung oder Beseitigung des Potsdamer Stadtschlosses vom Institut fuumlr Bauwesen Abt Baudenkmalpflege
Die Wiederherstellung eines Baudenkmals daif nicht - im allgemeinen jedenfalls nicht - aumlsthetischem oder gar wissenschaftlichem Selbstzweck dienen Sie braucht es auch in diesem Falle nicht Man sollte vielmehr das uumlberlieferte Gehaumluse mit neuem aus den gesellschaftlichen Bedingungen unserer Zeit erwachsenem Leben erfuumlllen indem man das Schloss innen zu einem repraumlsentativen Kulturhaus mit Theater Vortragssaumllen Museum Buumlcherei und Teile fuumlr wissenschaftliche Zwecke der Jugend zur Verfuumlgung stellt und modern ausbaut Diese nicht allein noch lebensfaumlhige sondern als funktionelles Glied des staumldtebaulichen Organismus lebenswichtige Architektur zu beseitigen hiesse das Zerstoumlrungswerk des Krieges fortsetzen das uns nicht viele Staumltten von gleicher Schoumlnheit und Bedeutung uumlbriggelassen hat 33
Ein einberufenes Gremium zur Klaumlrung der Behandlung des Stadtschlosses bestaumltigte am 04 Mai 1949 den Beschluszlig der Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 Es verfuumlgte daszlig mangels jeglicher zwingender Notwendigkeit zum Abbruch das Stadtschloszlig als kulturhistorische Substanz erhalten bleibt und jeglicher reduzierender Eingriff zu unterbleiben hat Das Volksbildungsministerium die Bauverwaltung und das Stadtbauamt sind fuumlr die Sicherung des Stadtschlosses verantwortlich 34 Das Gremium setzte sich ua aus Vertretern des Volksbildungsministeriums des Wirtschafts ministeriums der Schloumlsserverwaltung des Instituts fuumlr Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zusammen Es fehlten trotz Einladung Vertreter des Zentralsekretariats der SED und der SEDshyBetriebsgruppe des Innenministeriums Potsdam
Die oumlffentliche Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde vorerst be endet Trotzdem fuumlhrte man die Diskussion in den Behoumlrden weiter Denn am 06 November 1950 fand wiederum eine Besprechung zum Stadtschloszlig im Stadtbauamt Potsdam statt bei der ua Vertreter der Landesplanung des Denkmalpflegeamtes des Instituts fuumlr Bauwesen und der Stadtplanung anwesend waren
32 DRENGENBERG S 335 33 StA Potsdam Nr 480 fol 42-44 34 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 51-52
17
~~~samiddotnmw~rass~~ wurdeEin
ab waren immer der Erhalt und r_~_~M des Potsdamer Stadtschlosses Es wurde nur
~AHfhm der historischen Fassade Das sollte eine und Nutzuru erhalten Im AorilMai 1951 wurde
seinen Aufbau vom Rat vor daszlig das die
den bildender u orscrual zur Nutzung des Stadtschlosses Potsdam fuumlr
vom Institut fuumlr Denkmaloflege in der
DDR
Im Januar 1954 wurde in der alten zum neuen PntSlrlam
die weitere Existenz des Stadtschlosses des historischen Ensembles nicht in Zweifel gezogen Am 04 Februar schrieb Potsdams
Kurt Promnitz an den Dtto das in und wuumlnschte sich einen
der
am 08 mit einem mlllugtr in der Ruine Dieser Brand wurde mit 9 CmiddotRohren
Die
andere als nfIetliiche Behandlunfl des und seiner Sufi ~fI1Y71
des Stadtschlosses war am 08 1955 und am 06 der des Kulturbundes Der
des vlL1V~OltO ein
Die
18
und
Diese Stadtschloszlig zu retten wurde scharf von Presse Dadnrch wurde die Diskussion um das Stadtschloszlig wieder in das Licht der gternckt Im vom 05 1956 war unter der SclUallzelle verrotten zu lesen
dieses Jahres hatte der vnrlll1itpt mit der das StadJschoszlig
Kaum
JIelgtlm~chlllng uumlber das Stadtschloszlig VItt des Ministeriums fuumlr
UU~ Potsdam und des Rates der Stadt nahmen an dieser Ergebnis der eine Aktennotiz Auskunft
2
Lm~lUYSlCn aller anwesenden Genossen AlJffn~~lmopn uumlber dieses Problem
bei in der
Anlagn heniJtif7t werden
MIELKE S 114 Potsdml Rep 530 Nt 1265 227
19
bull
3 Auch der Abriszlig des Stadtschlosses ist nicht zu empfehlen weil dadurch eine Diskussion unter der Bevoumllkerung provoziert wuumlrde die uns gegenwaumlrtig nichts nuumltzen kann weil wir die ganze Aufmerksamkeit und die Initiative der Bevoumllkerung auf die Mithilfe bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms Enttruumlmmerung usw lenken muumlssen Auszligerdem wuumlrde der Abriszlig mindestens 2 Millionen DM kosten nicht eingerechnet die Kosten fuumlr die Neugestaltung des Platzes Das Argument daszlig die Ausgaben fuumlr die Enttruumlmmerung durch Einnahmen aus dem Erloumls an Truumlmmersteinen Split usw gedeckt wuumlrden wird von den Baufachleuren
als nicht ausreichend betrachtet Auszligerdem waumlren auch fuumlr den Abriszlig eines solchen Objektes Baukapazitaumlten notwendig die nicht vorhanden sind laquo 42
Im Stadtkompositionsplan Potsdam welcher im Oktober 1956 von der Stadt-und Dorfplanung Potsdam aufgestellt wurde fmdet sich im ErlaumluterungsberiCht zur Entwicklung der Stadt folgende Passage
Das Stadtschloszlig dessen generelle und dominierende Lage am Alten Markt eine Schluumlsselstellung in der Stadtplanung darstellt muszlig fiir kulturelle Zwecke wieder eingerichtet werden um mit der bereits hergestellten Nikolai-Kirche und dem Rathaus [ ] das Potsdamer Architekturensemble zu bilden Rat der Stadt Denkmalpflege und die Kulturschaffenden sind sich daruumlber einig daszlig hier Kulturraumlume fiir die werktaumltige Bevoumllkerung die repraumlsentabelste Gaststaumltte Potsdams und die Unterbringung aller kulturellen Organisationen der Stadt erfolgen muszlig laquo43
Immer wieder finden sich Nutzungsvorschlaumlge fuumlr eine spaumltere Wiederverwendung des Stadtschlosses Der Beirat fuumlr Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik empfahl in einem Beschluszlig vom 29 November 1956 uumlber die generelle Planung Potsdamlaquo dem Rat des Bezirkes das Gebaumlude zunaumlchst als Ruine zu erhalten und zu sichern Es solle untersucht werden inwieweit sich das Stadtschloszlig als eine Paumldagogische Hochschule ausbauen lieszlige Das Entwurfsbuumlro fuumlr Hochbau Potsdam reichte im Dezember 1956 einen weiteren V orschlag45 fuumlr die Verwendung des Potsdamer Stadtschlosses ein Darin heiszligt es daszlig das Stadtschloszlig Festsaumlle eine Repraumlsemationsgaststaumltte einen Kammermusiksaal Ausstellungen Klubraumlume und Buumlros bildender Kuumlnstler beinhalten koumlnnte
1957 wurde der Bau einer neuen Langen Bruumlcke geplant die die zwingende Argumentation fuumlr den erforderlichen Abriszlig bringen sollte Ein weiteres Ziel
42 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1271 fo1 1-2 43 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1267 fo1 20 44 Vgl BLHA Porsdam Rep 530 Nr 1264 fo1 63 45 Vg1 StA Potsdam Nr 480 fo1 102-103
20
Rechts Abb 1 Stadtschloszligfassade an der Humboldtstraszlige um 1956
Unten Abb 2 Stadtmodell aus den 50-er Jahren mit einem Vorschlag zur Gestaltung der Stadtmitte Das Schloszlig ist ohne Fortunaportal in die Bebauung einbezogen
Fotos K Arlt
21
von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
22
die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
8
zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
23
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
28
Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
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Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
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geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
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QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
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und es an Irrsinn Jlrenzt einen noch verwendbaren Bau erst die Abbruchmassen aln~urGrhnm
nfPrtIIUrflltJrmrt einen Neubau wenn der Abbruch etwa
Staumldtebaulich Stadtschloss im ZUSa1Ilmemlalzfl Nikolaiku[)vel und Garnisonkirche ein
das in der Stadtbildes wuumlrde sich ~niilfrhin
die der auswirken Mein Gutachten weist zur
Grund vorlieJlt den Bau zu beseitiflen
was bei Stadtschlosses ohne weiteres anzunehmen
Nr StA Potsdam Nr 480 BLHA Potsdam Rep 20i Nt
ist Der die Stadt Pot~dam
Baudenkmal von und Widerhl~rsltellun)
upM
houmlchster fle~rchifchl~licIer Seine aUer uumlberall
)gt Prof Hans der Technischen Universitaumlt BerUn zum was die Stadt Potsdam an baulichen Sein Abbruch wuumlrde also einen
Verlust Der Abbruch waumlre aber auch wirtschaftlich nicht zu vertreten da der moderne Zwecke durchaus
-daumlchern kaum uumlberschreiten Aus diesen Uberle)umum
Der Baurat Gerichte des LaJl(ll~erlchts Potsdam und von der Industrie- und HaJllGelsk~ntuner Land
verfaszligte am 25 Januar 1949 ein weiteres In diesem Gutachten beschrieb der Baurat die
wenn in der dann koumlnnen vielleicht auch
hlltmlJl~h Ruinen beseiti$lt zu machen 26
um
Baustatik an der in statischer
der ihre des und
vorhan(1~~llfn Bautei1e des Stadtschlosses und sich zur des ~1 __ wird in tacnmaoollsClen Urteil besonclers CIIi-
des Wiederaufbaus des Potsdamer St2tdUIChiosses
19 BLHA Potsdam Rep Nr fol 53
fol 54middot55
heute am 23 Januar 1949 im versammelten
die Ursache ist darin zu
pirHUmiddotIffiiht wl1rdPTl mit dem welcher
28 BLHA Potsdam Rep 201 Nr18
1312
Weiterbestehen des Stadtschlosses den Bau Polizeistadions hemmt und eine
wo 16 Jahren Mordbrenner Hitler die Macht Den Historikern die letzten acht zu benutzen zur Abnahme der JmgtH
3 Jahren versaumlumten _z_ _nz__~ I
Der Potsdamer Dr in einem Brief vom 25 Januar 1949 an den Stadtbaurat den Aufwand und Nutzen
den Abriss des der die
pOLUlscne Gruumlnde und Unentbehrlichkeit des Bamrmrufpf) tflthlit~hejm Munde haben wir dass die
einen szligauwert von 1 112 Millionen DM haben Die werden in die Millionen Das ist sicher Der
aber ebenso sicher und amortisieren Einmal ist die tll1WlrJ[~1l1P den Fremdenverkehr und damit das der Stadt oeleuEena
weM diese Visitenkarte Alt-Potsdams erhalten bleibt und nicht durch einen wenn auch noch so schoumlnen modemen ersetzt wird Sodann werden die aus Loumlhntn die wieder das WllrlS(MnSIelJ~ltn der Stadt Endlich koumlnnen beim Ausbau Mhlirh
Lmuies- oder Stadt behoumlrden lJJ1JcuMn Qjzch und ohne ~Wfflmtnhl2nl Wohnbaubiocks Kunst nur mit der lroumlssten Vorsicht ins
in einem offenen M~~lnlLlJl~tsa1Ilstawcb des Stadtschlosses liberzeugt
Ausschnitte aus dem daruumlber Auskunft
ihm
29 BLHA Potsdaxn SM Potsdam Nt
BLHA PotsdaIll Nr 609 fot 26-33
14
werden Ist es nh7UppmpYl oder nicht man eiMn Teil nlnpiRpyt
und M~~inlmg von das
Annnll(~n genommen Wert und die Huumlne nicht sei Als
aber es koumlnnte in den Aufbau machen da
Man soUte uumlbedeen
Stadtbaurat Kar Stuumltze) das Schloszlig zu nltH
mehr Truumlmmer zu nicht eirunal die anderen tleseltljlt waumlren Die Stadt sei nicht in der ein neues Gebaumlude an der SteHe zu aber sie sei eher in der einen Wiederaufbau fuumlr kulturelle Zwecke zu als die abzureiszligen Herr
der Jntl~rbalbmg des Stadtschlosses durch
HeSellt1g1mg der Truumlmmer
Herr Robert Vorsitzender des
und wertvolles szligauat~nKJ1Ull
das Stadts~htl7szlig
die
mich und wollte man das
ich die wnrtfpI1 erhaltet uns
Prof Kunstwerk von 1-lt0 Ein schoumlner Bau ist auch als Ruine noch
schoumln Wer es unternimmt ] Kulturwerte an ihre Stelle ZU setzen der ist ein
totr(J4Jn [] Baumaterial die Atn1ilrtDM
eine neue I1tltSilmm~
15
31
Kulturhaus mit Saumllen fuumlr Versammlungen Konzerte Kino Vortraumlge Volksbuumlcherei mit Lesesaumllen Ausstellungen Gastraumlumen usw Braucht die Jugend keine Bildungsstaumltten keine Volkshochschulen
Kultusminister Ruumlcker erklaumlrte daszlig die geaumluszligerten Meinungen verstaumlndlich sind aber auch gefuumlhlsbetont und von Erinnerungen getragen Er sehe die Dinge ganz nuumlchtern vom Standpunkt der Finanzen Das Restaurieren sei in den naumlchsten 10 bis 20 Jahren unmoumlglich Er trete fuumlr einen Abriszlig ein aber nicht aus politischen Erwaumlgungen sondern aus der Frage heraus Kann man die Ruine in den naumlchsten 10 Jahren fuumlr andere Zwecke verwenden Das sei ausgeschlossen
Die Sitzung endete ergebnislos da die Auseinandersetzung um die Existenz des Stadtschlosses fast ausschlieszliglich auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde Ein wichtiger Streitpunkt in der Diskussion war auch die Verkehrsfuhrung um das Schloszlig herum
Trotzdem wurde kurze Zeit spaumlter in einer Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 der Beschluszlig gefaszligt die Reste des Stadtschlosses vorerst zu erhalten Es ist anzunehmen daszlig diese Entscheidung durch Einmischen der sowjetischen Besatzungsmacht zustande kam Die Sowjetunion hatte schon 1918 in einem Aufruf des Volkskommissariats fuumlr die Kuumlnstlerisch-Historischen Besitzungen der Republik an alle Deputiertensowjets und Landkomitees zur Organisierung oumlrtlicher Kommissionen fuumlr den Schutz der Kunst- und Altertumsdenkmaumller ihren Standpunkt verdeutlicht Darin heiszligt es u a
Alle Denkmaumller der Vergangenheit alle Kunstwerke an denen sich [bisher nur die Zaren und Reichen ergoumltzten sind unser geworden wir werden sie niemanden mehr hergeben und sie fuumlr uns und unsere Nachkommen erhalten fuumlr die Menschheit die nach uns kommt und eifahren will auf welche Weise die Menschen vor ihr lebten Und aumlhnlich wie jedem von uns die Erinnerungen der Kindheit und Jugend teuer sind moumlgen sie nun bitter oder suumlszlig gewesen sein so wird auch das gesamte Volk diese Erinnerungen der hinter uns liegenden Geschichte vergangen er Jahre als etwas Teures und laumlngst Uumlberstandenesbewahren Es besteht kein Anlaszlig zu der Frage in wessen Haumlnde sich diese oder jene kuumlnstlerischen oder historischen Schaumltze Schloumlsser Palais Kirchen usf in die soviel vom Volksschaffen hervorgebrachter Arbeit und Schoumlnheit investiert worden sind fruumlher befanden Wichtig ist zu wissen wer jetzt der Herr [ ] ist [ Deshalb uumlbertraumlgt das Volk den Haszlig den es gegen die fruumlheren Besitzer [ ] hegt nicht auf gaumlnzlich unschuldige Gegenstaumlnde die es von nun an als seinen Besitz [ ] im Sinne allen offenen Studiums und Genusses behandeln wird Pflicht eines jeden von uns ist es nicht nur als Besitzer [ ] in den Orten alle Uumlberreste der Geschichte und
16
bull
Denkmaumller der Kunst zu schuumltzen sondern auch den Schatz des Volkes [ ] zu sammeln und mit immer neuen Gegenstaumlnden zu vervollstaumlndigen 32
Damit die Diskussion nicht nur auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde war es wichtig eine uumlberzeugende Nutzung fuumlr den Bau zu finden Es gab etliche Nutzungsvorschlaumlge wie zB innerhalb eines Gutachtens vom 01 Februar 1949 zur Frage der Erhaltung oder Beseitigung des Potsdamer Stadtschlosses vom Institut fuumlr Bauwesen Abt Baudenkmalpflege
Die Wiederherstellung eines Baudenkmals daif nicht - im allgemeinen jedenfalls nicht - aumlsthetischem oder gar wissenschaftlichem Selbstzweck dienen Sie braucht es auch in diesem Falle nicht Man sollte vielmehr das uumlberlieferte Gehaumluse mit neuem aus den gesellschaftlichen Bedingungen unserer Zeit erwachsenem Leben erfuumlllen indem man das Schloss innen zu einem repraumlsentativen Kulturhaus mit Theater Vortragssaumllen Museum Buumlcherei und Teile fuumlr wissenschaftliche Zwecke der Jugend zur Verfuumlgung stellt und modern ausbaut Diese nicht allein noch lebensfaumlhige sondern als funktionelles Glied des staumldtebaulichen Organismus lebenswichtige Architektur zu beseitigen hiesse das Zerstoumlrungswerk des Krieges fortsetzen das uns nicht viele Staumltten von gleicher Schoumlnheit und Bedeutung uumlbriggelassen hat 33
Ein einberufenes Gremium zur Klaumlrung der Behandlung des Stadtschlosses bestaumltigte am 04 Mai 1949 den Beschluszlig der Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 Es verfuumlgte daszlig mangels jeglicher zwingender Notwendigkeit zum Abbruch das Stadtschloszlig als kulturhistorische Substanz erhalten bleibt und jeglicher reduzierender Eingriff zu unterbleiben hat Das Volksbildungsministerium die Bauverwaltung und das Stadtbauamt sind fuumlr die Sicherung des Stadtschlosses verantwortlich 34 Das Gremium setzte sich ua aus Vertretern des Volksbildungsministeriums des Wirtschafts ministeriums der Schloumlsserverwaltung des Instituts fuumlr Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zusammen Es fehlten trotz Einladung Vertreter des Zentralsekretariats der SED und der SEDshyBetriebsgruppe des Innenministeriums Potsdam
Die oumlffentliche Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde vorerst be endet Trotzdem fuumlhrte man die Diskussion in den Behoumlrden weiter Denn am 06 November 1950 fand wiederum eine Besprechung zum Stadtschloszlig im Stadtbauamt Potsdam statt bei der ua Vertreter der Landesplanung des Denkmalpflegeamtes des Instituts fuumlr Bauwesen und der Stadtplanung anwesend waren
32 DRENGENBERG S 335 33 StA Potsdam Nr 480 fol 42-44 34 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 51-52
17
~~~samiddotnmw~rass~~ wurdeEin
ab waren immer der Erhalt und r_~_~M des Potsdamer Stadtschlosses Es wurde nur
~AHfhm der historischen Fassade Das sollte eine und Nutzuru erhalten Im AorilMai 1951 wurde
seinen Aufbau vom Rat vor daszlig das die
den bildender u orscrual zur Nutzung des Stadtschlosses Potsdam fuumlr
vom Institut fuumlr Denkmaloflege in der
DDR
Im Januar 1954 wurde in der alten zum neuen PntSlrlam
die weitere Existenz des Stadtschlosses des historischen Ensembles nicht in Zweifel gezogen Am 04 Februar schrieb Potsdams
Kurt Promnitz an den Dtto das in und wuumlnschte sich einen
der
am 08 mit einem mlllugtr in der Ruine Dieser Brand wurde mit 9 CmiddotRohren
Die
andere als nfIetliiche Behandlunfl des und seiner Sufi ~fI1Y71
des Stadtschlosses war am 08 1955 und am 06 der des Kulturbundes Der
des vlL1V~OltO ein
Die
18
und
Diese Stadtschloszlig zu retten wurde scharf von Presse Dadnrch wurde die Diskussion um das Stadtschloszlig wieder in das Licht der gternckt Im vom 05 1956 war unter der SclUallzelle verrotten zu lesen
dieses Jahres hatte der vnrlll1itpt mit der das StadJschoszlig
Kaum
JIelgtlm~chlllng uumlber das Stadtschloszlig VItt des Ministeriums fuumlr
UU~ Potsdam und des Rates der Stadt nahmen an dieser Ergebnis der eine Aktennotiz Auskunft
2
Lm~lUYSlCn aller anwesenden Genossen AlJffn~~lmopn uumlber dieses Problem
bei in der
Anlagn heniJtif7t werden
MIELKE S 114 Potsdml Rep 530 Nt 1265 227
19
bull
3 Auch der Abriszlig des Stadtschlosses ist nicht zu empfehlen weil dadurch eine Diskussion unter der Bevoumllkerung provoziert wuumlrde die uns gegenwaumlrtig nichts nuumltzen kann weil wir die ganze Aufmerksamkeit und die Initiative der Bevoumllkerung auf die Mithilfe bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms Enttruumlmmerung usw lenken muumlssen Auszligerdem wuumlrde der Abriszlig mindestens 2 Millionen DM kosten nicht eingerechnet die Kosten fuumlr die Neugestaltung des Platzes Das Argument daszlig die Ausgaben fuumlr die Enttruumlmmerung durch Einnahmen aus dem Erloumls an Truumlmmersteinen Split usw gedeckt wuumlrden wird von den Baufachleuren
als nicht ausreichend betrachtet Auszligerdem waumlren auch fuumlr den Abriszlig eines solchen Objektes Baukapazitaumlten notwendig die nicht vorhanden sind laquo 42
Im Stadtkompositionsplan Potsdam welcher im Oktober 1956 von der Stadt-und Dorfplanung Potsdam aufgestellt wurde fmdet sich im ErlaumluterungsberiCht zur Entwicklung der Stadt folgende Passage
Das Stadtschloszlig dessen generelle und dominierende Lage am Alten Markt eine Schluumlsselstellung in der Stadtplanung darstellt muszlig fiir kulturelle Zwecke wieder eingerichtet werden um mit der bereits hergestellten Nikolai-Kirche und dem Rathaus [ ] das Potsdamer Architekturensemble zu bilden Rat der Stadt Denkmalpflege und die Kulturschaffenden sind sich daruumlber einig daszlig hier Kulturraumlume fiir die werktaumltige Bevoumllkerung die repraumlsentabelste Gaststaumltte Potsdams und die Unterbringung aller kulturellen Organisationen der Stadt erfolgen muszlig laquo43
Immer wieder finden sich Nutzungsvorschlaumlge fuumlr eine spaumltere Wiederverwendung des Stadtschlosses Der Beirat fuumlr Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik empfahl in einem Beschluszlig vom 29 November 1956 uumlber die generelle Planung Potsdamlaquo dem Rat des Bezirkes das Gebaumlude zunaumlchst als Ruine zu erhalten und zu sichern Es solle untersucht werden inwieweit sich das Stadtschloszlig als eine Paumldagogische Hochschule ausbauen lieszlige Das Entwurfsbuumlro fuumlr Hochbau Potsdam reichte im Dezember 1956 einen weiteren V orschlag45 fuumlr die Verwendung des Potsdamer Stadtschlosses ein Darin heiszligt es daszlig das Stadtschloszlig Festsaumlle eine Repraumlsemationsgaststaumltte einen Kammermusiksaal Ausstellungen Klubraumlume und Buumlros bildender Kuumlnstler beinhalten koumlnnte
1957 wurde der Bau einer neuen Langen Bruumlcke geplant die die zwingende Argumentation fuumlr den erforderlichen Abriszlig bringen sollte Ein weiteres Ziel
42 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1271 fo1 1-2 43 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1267 fo1 20 44 Vgl BLHA Porsdam Rep 530 Nr 1264 fo1 63 45 Vg1 StA Potsdam Nr 480 fo1 102-103
20
Rechts Abb 1 Stadtschloszligfassade an der Humboldtstraszlige um 1956
Unten Abb 2 Stadtmodell aus den 50-er Jahren mit einem Vorschlag zur Gestaltung der Stadtmitte Das Schloszlig ist ohne Fortunaportal in die Bebauung einbezogen
Fotos K Arlt
21
von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
22
die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
8
zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
23
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
28
Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
30
Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
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geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
32
QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
33
Weiterbestehen des Stadtschlosses den Bau Polizeistadions hemmt und eine
wo 16 Jahren Mordbrenner Hitler die Macht Den Historikern die letzten acht zu benutzen zur Abnahme der JmgtH
3 Jahren versaumlumten _z_ _nz__~ I
Der Potsdamer Dr in einem Brief vom 25 Januar 1949 an den Stadtbaurat den Aufwand und Nutzen
den Abriss des der die
pOLUlscne Gruumlnde und Unentbehrlichkeit des Bamrmrufpf) tflthlit~hejm Munde haben wir dass die
einen szligauwert von 1 112 Millionen DM haben Die werden in die Millionen Das ist sicher Der
aber ebenso sicher und amortisieren Einmal ist die tll1WlrJ[~1l1P den Fremdenverkehr und damit das der Stadt oeleuEena
weM diese Visitenkarte Alt-Potsdams erhalten bleibt und nicht durch einen wenn auch noch so schoumlnen modemen ersetzt wird Sodann werden die aus Loumlhntn die wieder das WllrlS(MnSIelJ~ltn der Stadt Endlich koumlnnen beim Ausbau Mhlirh
Lmuies- oder Stadt behoumlrden lJJ1JcuMn Qjzch und ohne ~Wfflmtnhl2nl Wohnbaubiocks Kunst nur mit der lroumlssten Vorsicht ins
in einem offenen M~~lnlLlJl~tsa1Ilstawcb des Stadtschlosses liberzeugt
Ausschnitte aus dem daruumlber Auskunft
ihm
29 BLHA Potsdaxn SM Potsdam Nt
BLHA PotsdaIll Nr 609 fot 26-33
14
werden Ist es nh7UppmpYl oder nicht man eiMn Teil nlnpiRpyt
und M~~inlmg von das
Annnll(~n genommen Wert und die Huumlne nicht sei Als
aber es koumlnnte in den Aufbau machen da
Man soUte uumlbedeen
Stadtbaurat Kar Stuumltze) das Schloszlig zu nltH
mehr Truumlmmer zu nicht eirunal die anderen tleseltljlt waumlren Die Stadt sei nicht in der ein neues Gebaumlude an der SteHe zu aber sie sei eher in der einen Wiederaufbau fuumlr kulturelle Zwecke zu als die abzureiszligen Herr
der Jntl~rbalbmg des Stadtschlosses durch
HeSellt1g1mg der Truumlmmer
Herr Robert Vorsitzender des
und wertvolles szligauat~nKJ1Ull
das Stadts~htl7szlig
die
mich und wollte man das
ich die wnrtfpI1 erhaltet uns
Prof Kunstwerk von 1-lt0 Ein schoumlner Bau ist auch als Ruine noch
schoumln Wer es unternimmt ] Kulturwerte an ihre Stelle ZU setzen der ist ein
totr(J4Jn [] Baumaterial die Atn1ilrtDM
eine neue I1tltSilmm~
15
31
Kulturhaus mit Saumllen fuumlr Versammlungen Konzerte Kino Vortraumlge Volksbuumlcherei mit Lesesaumllen Ausstellungen Gastraumlumen usw Braucht die Jugend keine Bildungsstaumltten keine Volkshochschulen
Kultusminister Ruumlcker erklaumlrte daszlig die geaumluszligerten Meinungen verstaumlndlich sind aber auch gefuumlhlsbetont und von Erinnerungen getragen Er sehe die Dinge ganz nuumlchtern vom Standpunkt der Finanzen Das Restaurieren sei in den naumlchsten 10 bis 20 Jahren unmoumlglich Er trete fuumlr einen Abriszlig ein aber nicht aus politischen Erwaumlgungen sondern aus der Frage heraus Kann man die Ruine in den naumlchsten 10 Jahren fuumlr andere Zwecke verwenden Das sei ausgeschlossen
Die Sitzung endete ergebnislos da die Auseinandersetzung um die Existenz des Stadtschlosses fast ausschlieszliglich auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde Ein wichtiger Streitpunkt in der Diskussion war auch die Verkehrsfuhrung um das Schloszlig herum
Trotzdem wurde kurze Zeit spaumlter in einer Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 der Beschluszlig gefaszligt die Reste des Stadtschlosses vorerst zu erhalten Es ist anzunehmen daszlig diese Entscheidung durch Einmischen der sowjetischen Besatzungsmacht zustande kam Die Sowjetunion hatte schon 1918 in einem Aufruf des Volkskommissariats fuumlr die Kuumlnstlerisch-Historischen Besitzungen der Republik an alle Deputiertensowjets und Landkomitees zur Organisierung oumlrtlicher Kommissionen fuumlr den Schutz der Kunst- und Altertumsdenkmaumller ihren Standpunkt verdeutlicht Darin heiszligt es u a
Alle Denkmaumller der Vergangenheit alle Kunstwerke an denen sich [bisher nur die Zaren und Reichen ergoumltzten sind unser geworden wir werden sie niemanden mehr hergeben und sie fuumlr uns und unsere Nachkommen erhalten fuumlr die Menschheit die nach uns kommt und eifahren will auf welche Weise die Menschen vor ihr lebten Und aumlhnlich wie jedem von uns die Erinnerungen der Kindheit und Jugend teuer sind moumlgen sie nun bitter oder suumlszlig gewesen sein so wird auch das gesamte Volk diese Erinnerungen der hinter uns liegenden Geschichte vergangen er Jahre als etwas Teures und laumlngst Uumlberstandenesbewahren Es besteht kein Anlaszlig zu der Frage in wessen Haumlnde sich diese oder jene kuumlnstlerischen oder historischen Schaumltze Schloumlsser Palais Kirchen usf in die soviel vom Volksschaffen hervorgebrachter Arbeit und Schoumlnheit investiert worden sind fruumlher befanden Wichtig ist zu wissen wer jetzt der Herr [ ] ist [ Deshalb uumlbertraumlgt das Volk den Haszlig den es gegen die fruumlheren Besitzer [ ] hegt nicht auf gaumlnzlich unschuldige Gegenstaumlnde die es von nun an als seinen Besitz [ ] im Sinne allen offenen Studiums und Genusses behandeln wird Pflicht eines jeden von uns ist es nicht nur als Besitzer [ ] in den Orten alle Uumlberreste der Geschichte und
16
bull
Denkmaumller der Kunst zu schuumltzen sondern auch den Schatz des Volkes [ ] zu sammeln und mit immer neuen Gegenstaumlnden zu vervollstaumlndigen 32
Damit die Diskussion nicht nur auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde war es wichtig eine uumlberzeugende Nutzung fuumlr den Bau zu finden Es gab etliche Nutzungsvorschlaumlge wie zB innerhalb eines Gutachtens vom 01 Februar 1949 zur Frage der Erhaltung oder Beseitigung des Potsdamer Stadtschlosses vom Institut fuumlr Bauwesen Abt Baudenkmalpflege
Die Wiederherstellung eines Baudenkmals daif nicht - im allgemeinen jedenfalls nicht - aumlsthetischem oder gar wissenschaftlichem Selbstzweck dienen Sie braucht es auch in diesem Falle nicht Man sollte vielmehr das uumlberlieferte Gehaumluse mit neuem aus den gesellschaftlichen Bedingungen unserer Zeit erwachsenem Leben erfuumlllen indem man das Schloss innen zu einem repraumlsentativen Kulturhaus mit Theater Vortragssaumllen Museum Buumlcherei und Teile fuumlr wissenschaftliche Zwecke der Jugend zur Verfuumlgung stellt und modern ausbaut Diese nicht allein noch lebensfaumlhige sondern als funktionelles Glied des staumldtebaulichen Organismus lebenswichtige Architektur zu beseitigen hiesse das Zerstoumlrungswerk des Krieges fortsetzen das uns nicht viele Staumltten von gleicher Schoumlnheit und Bedeutung uumlbriggelassen hat 33
Ein einberufenes Gremium zur Klaumlrung der Behandlung des Stadtschlosses bestaumltigte am 04 Mai 1949 den Beschluszlig der Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 Es verfuumlgte daszlig mangels jeglicher zwingender Notwendigkeit zum Abbruch das Stadtschloszlig als kulturhistorische Substanz erhalten bleibt und jeglicher reduzierender Eingriff zu unterbleiben hat Das Volksbildungsministerium die Bauverwaltung und das Stadtbauamt sind fuumlr die Sicherung des Stadtschlosses verantwortlich 34 Das Gremium setzte sich ua aus Vertretern des Volksbildungsministeriums des Wirtschafts ministeriums der Schloumlsserverwaltung des Instituts fuumlr Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zusammen Es fehlten trotz Einladung Vertreter des Zentralsekretariats der SED und der SEDshyBetriebsgruppe des Innenministeriums Potsdam
Die oumlffentliche Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde vorerst be endet Trotzdem fuumlhrte man die Diskussion in den Behoumlrden weiter Denn am 06 November 1950 fand wiederum eine Besprechung zum Stadtschloszlig im Stadtbauamt Potsdam statt bei der ua Vertreter der Landesplanung des Denkmalpflegeamtes des Instituts fuumlr Bauwesen und der Stadtplanung anwesend waren
32 DRENGENBERG S 335 33 StA Potsdam Nr 480 fol 42-44 34 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 51-52
17
~~~samiddotnmw~rass~~ wurdeEin
ab waren immer der Erhalt und r_~_~M des Potsdamer Stadtschlosses Es wurde nur
~AHfhm der historischen Fassade Das sollte eine und Nutzuru erhalten Im AorilMai 1951 wurde
seinen Aufbau vom Rat vor daszlig das die
den bildender u orscrual zur Nutzung des Stadtschlosses Potsdam fuumlr
vom Institut fuumlr Denkmaloflege in der
DDR
Im Januar 1954 wurde in der alten zum neuen PntSlrlam
die weitere Existenz des Stadtschlosses des historischen Ensembles nicht in Zweifel gezogen Am 04 Februar schrieb Potsdams
Kurt Promnitz an den Dtto das in und wuumlnschte sich einen
der
am 08 mit einem mlllugtr in der Ruine Dieser Brand wurde mit 9 CmiddotRohren
Die
andere als nfIetliiche Behandlunfl des und seiner Sufi ~fI1Y71
des Stadtschlosses war am 08 1955 und am 06 der des Kulturbundes Der
des vlL1V~OltO ein
Die
18
und
Diese Stadtschloszlig zu retten wurde scharf von Presse Dadnrch wurde die Diskussion um das Stadtschloszlig wieder in das Licht der gternckt Im vom 05 1956 war unter der SclUallzelle verrotten zu lesen
dieses Jahres hatte der vnrlll1itpt mit der das StadJschoszlig
Kaum
JIelgtlm~chlllng uumlber das Stadtschloszlig VItt des Ministeriums fuumlr
UU~ Potsdam und des Rates der Stadt nahmen an dieser Ergebnis der eine Aktennotiz Auskunft
2
Lm~lUYSlCn aller anwesenden Genossen AlJffn~~lmopn uumlber dieses Problem
bei in der
Anlagn heniJtif7t werden
MIELKE S 114 Potsdml Rep 530 Nt 1265 227
19
bull
3 Auch der Abriszlig des Stadtschlosses ist nicht zu empfehlen weil dadurch eine Diskussion unter der Bevoumllkerung provoziert wuumlrde die uns gegenwaumlrtig nichts nuumltzen kann weil wir die ganze Aufmerksamkeit und die Initiative der Bevoumllkerung auf die Mithilfe bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms Enttruumlmmerung usw lenken muumlssen Auszligerdem wuumlrde der Abriszlig mindestens 2 Millionen DM kosten nicht eingerechnet die Kosten fuumlr die Neugestaltung des Platzes Das Argument daszlig die Ausgaben fuumlr die Enttruumlmmerung durch Einnahmen aus dem Erloumls an Truumlmmersteinen Split usw gedeckt wuumlrden wird von den Baufachleuren
als nicht ausreichend betrachtet Auszligerdem waumlren auch fuumlr den Abriszlig eines solchen Objektes Baukapazitaumlten notwendig die nicht vorhanden sind laquo 42
Im Stadtkompositionsplan Potsdam welcher im Oktober 1956 von der Stadt-und Dorfplanung Potsdam aufgestellt wurde fmdet sich im ErlaumluterungsberiCht zur Entwicklung der Stadt folgende Passage
Das Stadtschloszlig dessen generelle und dominierende Lage am Alten Markt eine Schluumlsselstellung in der Stadtplanung darstellt muszlig fiir kulturelle Zwecke wieder eingerichtet werden um mit der bereits hergestellten Nikolai-Kirche und dem Rathaus [ ] das Potsdamer Architekturensemble zu bilden Rat der Stadt Denkmalpflege und die Kulturschaffenden sind sich daruumlber einig daszlig hier Kulturraumlume fiir die werktaumltige Bevoumllkerung die repraumlsentabelste Gaststaumltte Potsdams und die Unterbringung aller kulturellen Organisationen der Stadt erfolgen muszlig laquo43
Immer wieder finden sich Nutzungsvorschlaumlge fuumlr eine spaumltere Wiederverwendung des Stadtschlosses Der Beirat fuumlr Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik empfahl in einem Beschluszlig vom 29 November 1956 uumlber die generelle Planung Potsdamlaquo dem Rat des Bezirkes das Gebaumlude zunaumlchst als Ruine zu erhalten und zu sichern Es solle untersucht werden inwieweit sich das Stadtschloszlig als eine Paumldagogische Hochschule ausbauen lieszlige Das Entwurfsbuumlro fuumlr Hochbau Potsdam reichte im Dezember 1956 einen weiteren V orschlag45 fuumlr die Verwendung des Potsdamer Stadtschlosses ein Darin heiszligt es daszlig das Stadtschloszlig Festsaumlle eine Repraumlsemationsgaststaumltte einen Kammermusiksaal Ausstellungen Klubraumlume und Buumlros bildender Kuumlnstler beinhalten koumlnnte
1957 wurde der Bau einer neuen Langen Bruumlcke geplant die die zwingende Argumentation fuumlr den erforderlichen Abriszlig bringen sollte Ein weiteres Ziel
42 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1271 fo1 1-2 43 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1267 fo1 20 44 Vgl BLHA Porsdam Rep 530 Nr 1264 fo1 63 45 Vg1 StA Potsdam Nr 480 fo1 102-103
20
Rechts Abb 1 Stadtschloszligfassade an der Humboldtstraszlige um 1956
Unten Abb 2 Stadtmodell aus den 50-er Jahren mit einem Vorschlag zur Gestaltung der Stadtmitte Das Schloszlig ist ohne Fortunaportal in die Bebauung einbezogen
Fotos K Arlt
21
von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
22
die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
8
zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
23
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
28
Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
30
Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
31
geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
32
QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
33
Kulturhaus mit Saumllen fuumlr Versammlungen Konzerte Kino Vortraumlge Volksbuumlcherei mit Lesesaumllen Ausstellungen Gastraumlumen usw Braucht die Jugend keine Bildungsstaumltten keine Volkshochschulen
Kultusminister Ruumlcker erklaumlrte daszlig die geaumluszligerten Meinungen verstaumlndlich sind aber auch gefuumlhlsbetont und von Erinnerungen getragen Er sehe die Dinge ganz nuumlchtern vom Standpunkt der Finanzen Das Restaurieren sei in den naumlchsten 10 bis 20 Jahren unmoumlglich Er trete fuumlr einen Abriszlig ein aber nicht aus politischen Erwaumlgungen sondern aus der Frage heraus Kann man die Ruine in den naumlchsten 10 Jahren fuumlr andere Zwecke verwenden Das sei ausgeschlossen
Die Sitzung endete ergebnislos da die Auseinandersetzung um die Existenz des Stadtschlosses fast ausschlieszliglich auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde Ein wichtiger Streitpunkt in der Diskussion war auch die Verkehrsfuhrung um das Schloszlig herum
Trotzdem wurde kurze Zeit spaumlter in einer Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 der Beschluszlig gefaszligt die Reste des Stadtschlosses vorerst zu erhalten Es ist anzunehmen daszlig diese Entscheidung durch Einmischen der sowjetischen Besatzungsmacht zustande kam Die Sowjetunion hatte schon 1918 in einem Aufruf des Volkskommissariats fuumlr die Kuumlnstlerisch-Historischen Besitzungen der Republik an alle Deputiertensowjets und Landkomitees zur Organisierung oumlrtlicher Kommissionen fuumlr den Schutz der Kunst- und Altertumsdenkmaumller ihren Standpunkt verdeutlicht Darin heiszligt es u a
Alle Denkmaumller der Vergangenheit alle Kunstwerke an denen sich [bisher nur die Zaren und Reichen ergoumltzten sind unser geworden wir werden sie niemanden mehr hergeben und sie fuumlr uns und unsere Nachkommen erhalten fuumlr die Menschheit die nach uns kommt und eifahren will auf welche Weise die Menschen vor ihr lebten Und aumlhnlich wie jedem von uns die Erinnerungen der Kindheit und Jugend teuer sind moumlgen sie nun bitter oder suumlszlig gewesen sein so wird auch das gesamte Volk diese Erinnerungen der hinter uns liegenden Geschichte vergangen er Jahre als etwas Teures und laumlngst Uumlberstandenesbewahren Es besteht kein Anlaszlig zu der Frage in wessen Haumlnde sich diese oder jene kuumlnstlerischen oder historischen Schaumltze Schloumlsser Palais Kirchen usf in die soviel vom Volksschaffen hervorgebrachter Arbeit und Schoumlnheit investiert worden sind fruumlher befanden Wichtig ist zu wissen wer jetzt der Herr [ ] ist [ Deshalb uumlbertraumlgt das Volk den Haszlig den es gegen die fruumlheren Besitzer [ ] hegt nicht auf gaumlnzlich unschuldige Gegenstaumlnde die es von nun an als seinen Besitz [ ] im Sinne allen offenen Studiums und Genusses behandeln wird Pflicht eines jeden von uns ist es nicht nur als Besitzer [ ] in den Orten alle Uumlberreste der Geschichte und
16
bull
Denkmaumller der Kunst zu schuumltzen sondern auch den Schatz des Volkes [ ] zu sammeln und mit immer neuen Gegenstaumlnden zu vervollstaumlndigen 32
Damit die Diskussion nicht nur auf ideologischer Ebene gefuumlhrt wurde war es wichtig eine uumlberzeugende Nutzung fuumlr den Bau zu finden Es gab etliche Nutzungsvorschlaumlge wie zB innerhalb eines Gutachtens vom 01 Februar 1949 zur Frage der Erhaltung oder Beseitigung des Potsdamer Stadtschlosses vom Institut fuumlr Bauwesen Abt Baudenkmalpflege
Die Wiederherstellung eines Baudenkmals daif nicht - im allgemeinen jedenfalls nicht - aumlsthetischem oder gar wissenschaftlichem Selbstzweck dienen Sie braucht es auch in diesem Falle nicht Man sollte vielmehr das uumlberlieferte Gehaumluse mit neuem aus den gesellschaftlichen Bedingungen unserer Zeit erwachsenem Leben erfuumlllen indem man das Schloss innen zu einem repraumlsentativen Kulturhaus mit Theater Vortragssaumllen Museum Buumlcherei und Teile fuumlr wissenschaftliche Zwecke der Jugend zur Verfuumlgung stellt und modern ausbaut Diese nicht allein noch lebensfaumlhige sondern als funktionelles Glied des staumldtebaulichen Organismus lebenswichtige Architektur zu beseitigen hiesse das Zerstoumlrungswerk des Krieges fortsetzen das uns nicht viele Staumltten von gleicher Schoumlnheit und Bedeutung uumlbriggelassen hat 33
Ein einberufenes Gremium zur Klaumlrung der Behandlung des Stadtschlosses bestaumltigte am 04 Mai 1949 den Beschluszlig der Stadtratssitzung vom 31 Januar 1949 Es verfuumlgte daszlig mangels jeglicher zwingender Notwendigkeit zum Abbruch das Stadtschloszlig als kulturhistorische Substanz erhalten bleibt und jeglicher reduzierender Eingriff zu unterbleiben hat Das Volksbildungsministerium die Bauverwaltung und das Stadtbauamt sind fuumlr die Sicherung des Stadtschlosses verantwortlich 34 Das Gremium setzte sich ua aus Vertretern des Volksbildungsministeriums des Wirtschafts ministeriums der Schloumlsserverwaltung des Instituts fuumlr Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zusammen Es fehlten trotz Einladung Vertreter des Zentralsekretariats der SED und der SEDshyBetriebsgruppe des Innenministeriums Potsdam
Die oumlffentliche Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde vorerst be endet Trotzdem fuumlhrte man die Diskussion in den Behoumlrden weiter Denn am 06 November 1950 fand wiederum eine Besprechung zum Stadtschloszlig im Stadtbauamt Potsdam statt bei der ua Vertreter der Landesplanung des Denkmalpflegeamtes des Instituts fuumlr Bauwesen und der Stadtplanung anwesend waren
32 DRENGENBERG S 335 33 StA Potsdam Nr 480 fol 42-44 34 Vgl StA Potsdam Nr 480 fol 51-52
17
~~~samiddotnmw~rass~~ wurdeEin
ab waren immer der Erhalt und r_~_~M des Potsdamer Stadtschlosses Es wurde nur
~AHfhm der historischen Fassade Das sollte eine und Nutzuru erhalten Im AorilMai 1951 wurde
seinen Aufbau vom Rat vor daszlig das die
den bildender u orscrual zur Nutzung des Stadtschlosses Potsdam fuumlr
vom Institut fuumlr Denkmaloflege in der
DDR
Im Januar 1954 wurde in der alten zum neuen PntSlrlam
die weitere Existenz des Stadtschlosses des historischen Ensembles nicht in Zweifel gezogen Am 04 Februar schrieb Potsdams
Kurt Promnitz an den Dtto das in und wuumlnschte sich einen
der
am 08 mit einem mlllugtr in der Ruine Dieser Brand wurde mit 9 CmiddotRohren
Die
andere als nfIetliiche Behandlunfl des und seiner Sufi ~fI1Y71
des Stadtschlosses war am 08 1955 und am 06 der des Kulturbundes Der
des vlL1V~OltO ein
Die
18
und
Diese Stadtschloszlig zu retten wurde scharf von Presse Dadnrch wurde die Diskussion um das Stadtschloszlig wieder in das Licht der gternckt Im vom 05 1956 war unter der SclUallzelle verrotten zu lesen
dieses Jahres hatte der vnrlll1itpt mit der das StadJschoszlig
Kaum
JIelgtlm~chlllng uumlber das Stadtschloszlig VItt des Ministeriums fuumlr
UU~ Potsdam und des Rates der Stadt nahmen an dieser Ergebnis der eine Aktennotiz Auskunft
2
Lm~lUYSlCn aller anwesenden Genossen AlJffn~~lmopn uumlber dieses Problem
bei in der
Anlagn heniJtif7t werden
MIELKE S 114 Potsdml Rep 530 Nt 1265 227
19
bull
3 Auch der Abriszlig des Stadtschlosses ist nicht zu empfehlen weil dadurch eine Diskussion unter der Bevoumllkerung provoziert wuumlrde die uns gegenwaumlrtig nichts nuumltzen kann weil wir die ganze Aufmerksamkeit und die Initiative der Bevoumllkerung auf die Mithilfe bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms Enttruumlmmerung usw lenken muumlssen Auszligerdem wuumlrde der Abriszlig mindestens 2 Millionen DM kosten nicht eingerechnet die Kosten fuumlr die Neugestaltung des Platzes Das Argument daszlig die Ausgaben fuumlr die Enttruumlmmerung durch Einnahmen aus dem Erloumls an Truumlmmersteinen Split usw gedeckt wuumlrden wird von den Baufachleuren
als nicht ausreichend betrachtet Auszligerdem waumlren auch fuumlr den Abriszlig eines solchen Objektes Baukapazitaumlten notwendig die nicht vorhanden sind laquo 42
Im Stadtkompositionsplan Potsdam welcher im Oktober 1956 von der Stadt-und Dorfplanung Potsdam aufgestellt wurde fmdet sich im ErlaumluterungsberiCht zur Entwicklung der Stadt folgende Passage
Das Stadtschloszlig dessen generelle und dominierende Lage am Alten Markt eine Schluumlsselstellung in der Stadtplanung darstellt muszlig fiir kulturelle Zwecke wieder eingerichtet werden um mit der bereits hergestellten Nikolai-Kirche und dem Rathaus [ ] das Potsdamer Architekturensemble zu bilden Rat der Stadt Denkmalpflege und die Kulturschaffenden sind sich daruumlber einig daszlig hier Kulturraumlume fiir die werktaumltige Bevoumllkerung die repraumlsentabelste Gaststaumltte Potsdams und die Unterbringung aller kulturellen Organisationen der Stadt erfolgen muszlig laquo43
Immer wieder finden sich Nutzungsvorschlaumlge fuumlr eine spaumltere Wiederverwendung des Stadtschlosses Der Beirat fuumlr Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik empfahl in einem Beschluszlig vom 29 November 1956 uumlber die generelle Planung Potsdamlaquo dem Rat des Bezirkes das Gebaumlude zunaumlchst als Ruine zu erhalten und zu sichern Es solle untersucht werden inwieweit sich das Stadtschloszlig als eine Paumldagogische Hochschule ausbauen lieszlige Das Entwurfsbuumlro fuumlr Hochbau Potsdam reichte im Dezember 1956 einen weiteren V orschlag45 fuumlr die Verwendung des Potsdamer Stadtschlosses ein Darin heiszligt es daszlig das Stadtschloszlig Festsaumlle eine Repraumlsemationsgaststaumltte einen Kammermusiksaal Ausstellungen Klubraumlume und Buumlros bildender Kuumlnstler beinhalten koumlnnte
1957 wurde der Bau einer neuen Langen Bruumlcke geplant die die zwingende Argumentation fuumlr den erforderlichen Abriszlig bringen sollte Ein weiteres Ziel
42 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1271 fo1 1-2 43 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1267 fo1 20 44 Vgl BLHA Porsdam Rep 530 Nr 1264 fo1 63 45 Vg1 StA Potsdam Nr 480 fo1 102-103
20
Rechts Abb 1 Stadtschloszligfassade an der Humboldtstraszlige um 1956
Unten Abb 2 Stadtmodell aus den 50-er Jahren mit einem Vorschlag zur Gestaltung der Stadtmitte Das Schloszlig ist ohne Fortunaportal in die Bebauung einbezogen
Fotos K Arlt
21
von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
22
die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
8
zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
23
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
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Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
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Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
30
Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
31
geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
32
QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
33
~~~samiddotnmw~rass~~ wurdeEin
ab waren immer der Erhalt und r_~_~M des Potsdamer Stadtschlosses Es wurde nur
~AHfhm der historischen Fassade Das sollte eine und Nutzuru erhalten Im AorilMai 1951 wurde
seinen Aufbau vom Rat vor daszlig das die
den bildender u orscrual zur Nutzung des Stadtschlosses Potsdam fuumlr
vom Institut fuumlr Denkmaloflege in der
DDR
Im Januar 1954 wurde in der alten zum neuen PntSlrlam
die weitere Existenz des Stadtschlosses des historischen Ensembles nicht in Zweifel gezogen Am 04 Februar schrieb Potsdams
Kurt Promnitz an den Dtto das in und wuumlnschte sich einen
der
am 08 mit einem mlllugtr in der Ruine Dieser Brand wurde mit 9 CmiddotRohren
Die
andere als nfIetliiche Behandlunfl des und seiner Sufi ~fI1Y71
des Stadtschlosses war am 08 1955 und am 06 der des Kulturbundes Der
des vlL1V~OltO ein
Die
18
und
Diese Stadtschloszlig zu retten wurde scharf von Presse Dadnrch wurde die Diskussion um das Stadtschloszlig wieder in das Licht der gternckt Im vom 05 1956 war unter der SclUallzelle verrotten zu lesen
dieses Jahres hatte der vnrlll1itpt mit der das StadJschoszlig
Kaum
JIelgtlm~chlllng uumlber das Stadtschloszlig VItt des Ministeriums fuumlr
UU~ Potsdam und des Rates der Stadt nahmen an dieser Ergebnis der eine Aktennotiz Auskunft
2
Lm~lUYSlCn aller anwesenden Genossen AlJffn~~lmopn uumlber dieses Problem
bei in der
Anlagn heniJtif7t werden
MIELKE S 114 Potsdml Rep 530 Nt 1265 227
19
bull
3 Auch der Abriszlig des Stadtschlosses ist nicht zu empfehlen weil dadurch eine Diskussion unter der Bevoumllkerung provoziert wuumlrde die uns gegenwaumlrtig nichts nuumltzen kann weil wir die ganze Aufmerksamkeit und die Initiative der Bevoumllkerung auf die Mithilfe bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms Enttruumlmmerung usw lenken muumlssen Auszligerdem wuumlrde der Abriszlig mindestens 2 Millionen DM kosten nicht eingerechnet die Kosten fuumlr die Neugestaltung des Platzes Das Argument daszlig die Ausgaben fuumlr die Enttruumlmmerung durch Einnahmen aus dem Erloumls an Truumlmmersteinen Split usw gedeckt wuumlrden wird von den Baufachleuren
als nicht ausreichend betrachtet Auszligerdem waumlren auch fuumlr den Abriszlig eines solchen Objektes Baukapazitaumlten notwendig die nicht vorhanden sind laquo 42
Im Stadtkompositionsplan Potsdam welcher im Oktober 1956 von der Stadt-und Dorfplanung Potsdam aufgestellt wurde fmdet sich im ErlaumluterungsberiCht zur Entwicklung der Stadt folgende Passage
Das Stadtschloszlig dessen generelle und dominierende Lage am Alten Markt eine Schluumlsselstellung in der Stadtplanung darstellt muszlig fiir kulturelle Zwecke wieder eingerichtet werden um mit der bereits hergestellten Nikolai-Kirche und dem Rathaus [ ] das Potsdamer Architekturensemble zu bilden Rat der Stadt Denkmalpflege und die Kulturschaffenden sind sich daruumlber einig daszlig hier Kulturraumlume fiir die werktaumltige Bevoumllkerung die repraumlsentabelste Gaststaumltte Potsdams und die Unterbringung aller kulturellen Organisationen der Stadt erfolgen muszlig laquo43
Immer wieder finden sich Nutzungsvorschlaumlge fuumlr eine spaumltere Wiederverwendung des Stadtschlosses Der Beirat fuumlr Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik empfahl in einem Beschluszlig vom 29 November 1956 uumlber die generelle Planung Potsdamlaquo dem Rat des Bezirkes das Gebaumlude zunaumlchst als Ruine zu erhalten und zu sichern Es solle untersucht werden inwieweit sich das Stadtschloszlig als eine Paumldagogische Hochschule ausbauen lieszlige Das Entwurfsbuumlro fuumlr Hochbau Potsdam reichte im Dezember 1956 einen weiteren V orschlag45 fuumlr die Verwendung des Potsdamer Stadtschlosses ein Darin heiszligt es daszlig das Stadtschloszlig Festsaumlle eine Repraumlsemationsgaststaumltte einen Kammermusiksaal Ausstellungen Klubraumlume und Buumlros bildender Kuumlnstler beinhalten koumlnnte
1957 wurde der Bau einer neuen Langen Bruumlcke geplant die die zwingende Argumentation fuumlr den erforderlichen Abriszlig bringen sollte Ein weiteres Ziel
42 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1271 fo1 1-2 43 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1267 fo1 20 44 Vgl BLHA Porsdam Rep 530 Nr 1264 fo1 63 45 Vg1 StA Potsdam Nr 480 fo1 102-103
20
Rechts Abb 1 Stadtschloszligfassade an der Humboldtstraszlige um 1956
Unten Abb 2 Stadtmodell aus den 50-er Jahren mit einem Vorschlag zur Gestaltung der Stadtmitte Das Schloszlig ist ohne Fortunaportal in die Bebauung einbezogen
Fotos K Arlt
21
von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
22
die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
8
zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
23
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
28
Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
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Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
31
geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
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QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
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bull
3 Auch der Abriszlig des Stadtschlosses ist nicht zu empfehlen weil dadurch eine Diskussion unter der Bevoumllkerung provoziert wuumlrde die uns gegenwaumlrtig nichts nuumltzen kann weil wir die ganze Aufmerksamkeit und die Initiative der Bevoumllkerung auf die Mithilfe bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms Enttruumlmmerung usw lenken muumlssen Auszligerdem wuumlrde der Abriszlig mindestens 2 Millionen DM kosten nicht eingerechnet die Kosten fuumlr die Neugestaltung des Platzes Das Argument daszlig die Ausgaben fuumlr die Enttruumlmmerung durch Einnahmen aus dem Erloumls an Truumlmmersteinen Split usw gedeckt wuumlrden wird von den Baufachleuren
als nicht ausreichend betrachtet Auszligerdem waumlren auch fuumlr den Abriszlig eines solchen Objektes Baukapazitaumlten notwendig die nicht vorhanden sind laquo 42
Im Stadtkompositionsplan Potsdam welcher im Oktober 1956 von der Stadt-und Dorfplanung Potsdam aufgestellt wurde fmdet sich im ErlaumluterungsberiCht zur Entwicklung der Stadt folgende Passage
Das Stadtschloszlig dessen generelle und dominierende Lage am Alten Markt eine Schluumlsselstellung in der Stadtplanung darstellt muszlig fiir kulturelle Zwecke wieder eingerichtet werden um mit der bereits hergestellten Nikolai-Kirche und dem Rathaus [ ] das Potsdamer Architekturensemble zu bilden Rat der Stadt Denkmalpflege und die Kulturschaffenden sind sich daruumlber einig daszlig hier Kulturraumlume fiir die werktaumltige Bevoumllkerung die repraumlsentabelste Gaststaumltte Potsdams und die Unterbringung aller kulturellen Organisationen der Stadt erfolgen muszlig laquo43
Immer wieder finden sich Nutzungsvorschlaumlge fuumlr eine spaumltere Wiederverwendung des Stadtschlosses Der Beirat fuumlr Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik empfahl in einem Beschluszlig vom 29 November 1956 uumlber die generelle Planung Potsdamlaquo dem Rat des Bezirkes das Gebaumlude zunaumlchst als Ruine zu erhalten und zu sichern Es solle untersucht werden inwieweit sich das Stadtschloszlig als eine Paumldagogische Hochschule ausbauen lieszlige Das Entwurfsbuumlro fuumlr Hochbau Potsdam reichte im Dezember 1956 einen weiteren V orschlag45 fuumlr die Verwendung des Potsdamer Stadtschlosses ein Darin heiszligt es daszlig das Stadtschloszlig Festsaumlle eine Repraumlsemationsgaststaumltte einen Kammermusiksaal Ausstellungen Klubraumlume und Buumlros bildender Kuumlnstler beinhalten koumlnnte
1957 wurde der Bau einer neuen Langen Bruumlcke geplant die die zwingende Argumentation fuumlr den erforderlichen Abriszlig bringen sollte Ein weiteres Ziel
42 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1271 fo1 1-2 43 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1267 fo1 20 44 Vgl BLHA Porsdam Rep 530 Nr 1264 fo1 63 45 Vg1 StA Potsdam Nr 480 fo1 102-103
20
Rechts Abb 1 Stadtschloszligfassade an der Humboldtstraszlige um 1956
Unten Abb 2 Stadtmodell aus den 50-er Jahren mit einem Vorschlag zur Gestaltung der Stadtmitte Das Schloszlig ist ohne Fortunaportal in die Bebauung einbezogen
Fotos K Arlt
21
von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
22
die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
8
zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
23
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
28
Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
30
Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
31
geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
32
QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
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von den Kosten opgtphn
ausreichende
der war die Mitte Potsdams als sozialistisches Zentrum zu gestalten Aber die 1958 erstellte zur
Stadtschlosses vom Institut fuumlr daszlig der und verkeblfstl~chnische
battec~hnisctle und wirtschaftliche Anstreruruneen loumlsbar
des
1 Das Potsdamer als
rlammpn Substalll zum
der schoumlnsten wertvolle
Teil erhalten und erhaltbar
2 Die Fassaden des (hJnltI~
das bedeutendste Werk Baumeisters AnOOetslZOrrr Stadt schlosses ist somit der Kern eines baukUumlftstleri Iltnmhfp~ von besonderem Dieses Ensemble ist heute das wertvollste barocken Staumldtebaus in der DDR Bei des Schlosses
des
die aller
die
3 Die Bestandteile bewahrt
Ruinenfassaden Attsdruckskraft als der
Insbesondere an der des den Ausbau wiederverwendbar
VrwaltU1ipszwecken eine Bausumme von rund der Ruine und ein Neubau AUOaampUf
alprhp Kosten verursachen wie der Ausbau
5 Bereits ein
TnnhhiinfJikeit in der Plnm 0
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die Anblick der Stadt vor allem von
und Suumlden
7 die neue Bruumlcke suumldwestlich der alten zUvu1A PflhrlihD der
inwieweit
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zum selben uumlber der Auszligenwaumlnde des Hauplf1ellaumludes zum Ausbau verwendet werden
Erdtreschoszlig des St8ldtsCIlIOSSElS
In einem Scmeiben an dem Rat des Bezirkes Potsdam vom 01 Seltelnbl~r 1958 verkuumlndete sogar das fuumlr Kultur seine vollste fuumlr einen des StadtschlossiS
41 StA Potsdam Nr Potsdam Ne
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StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
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l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
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_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
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der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
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WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
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Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
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Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
30
Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
31
geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
32
QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
33
StadtschlOjJ mit den Bauten ein baukuumlnstlerisches Ensemble von Wert darstellt Hier besteht die
unsere Menschen zur kuumlnstlerischen deutscher Baumeister zu und zu beweisen
n~on~~~hnMl Ausbau die meisterliche neuem Leben Substanz der Fassade
[ ] Es
den neuen Ausbau bewahrt hat Der aus staatlichen Mitteln kulturelle Zwecke wuumlrde Potsdam
in diesem Bauwerk den fehlenden kulturellen
und Feierraumlume mrhnphmpn
Ausbau des
besonders zentraler Denkmaumller aurzustellen Kultur wuumlrde sich also voll und den kulturhistorischen Bauensembles einsetzen 49
Darautluumln beschloszlig die einer die eine fuumlr den Wiederaufbau Potsdam in 2 Varianten ausarbeiten einmal mit und einmal ohne Am 01 Oktober 1958 wurden die ErJ[ebnisse zum Aufbau des Stadtzentrums
das durch die (tU-ItfrgtY~ die
1 (fnfffl)YJ1
Stadtteil mit traszligenzuumlflen an
2 Diese ist bestimmt durch die an
betont ist Potsdamer Seenkette verbindet Das
sich mit dem Stadtbild
3 Sie stellt den piwoPYJ der Suumldvorstadt
die die der die
diese
49 BLHA Potsdarn Rep 530 Nr 1264 fol 72
24
l$Ujleu1fJerR an Posdam her Auszligerdem [si der von POtsdam ebenfalls uumlber diese Bruumlcke an
einer lO1ZSClien es zst Jragucn ob der 1entrale und gern besuchtes ge~reUscllszlig1tltcles
wuumlrde dadurch ein 2roszliges im
Stadt amuschlossen worden
es nicht einen 1lLu~hlipBend am Wasser
neuen AJU1hmr
Es bliebe als erster BUcKfunlct Vor allem aber wuumlrde
des _ der
AnkiindirlUnfi des
BLHA POlsdwn Rep 530 Nr 1264 fol 80
25
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
27
der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
26
WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
28
Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
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Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
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geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
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QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
33
_ Das haben alle bisher statUplanungen auch Wettbewerbe aUSReSCllrlelJl der historischen Traquo1rl~_
Stadt
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der um
Am 18 November 1958 wurde inofflziell im Hause der Bezirksleitung der SED Potsdam das Schicksal des Stadtschlosses
aus der Rp~nmiddot
wir
h~ttOpn diese BehallPDJng
deranstelle des Alten dann muumlssen
die beschlossene Ulmi1ierul
der staumldtebaulichen Situmian
)gt Leucht (Bauakademie) Durch den Bau der Bruumlcke ist eine Richtung fuumlr die Struktur des Zentrums bestimmt warden Auch wenn das Stadtschloszlig nach sehr gut erhalten wuumlrde durch den Bau der Bruumlcke eine staumldtebauliche bestehen Um zu einem Stadtzentrum zu sowieso eine Reihe neuer Gebaumlude entstehen [ Ich und meine Genossen
das nicht zu halten ist Aber der gegenuoer koumlnnen wir nicht verantworten das Stadtschloszlig ohne etwas anderes In dem Maszlignahmeplan bis zum Ausdruck in diesem Gebiet eine in den
stehen
)gt
Baumassen und auch in den Gruumlnanlaen
zu stoumlren Diese ohne eine Diskussion unter der Bevoumllkeruno nnmfnn
Tatsachen zu das Schloszlig oder Wir sollten der Aktivitaumlt der Leute die Denkmalsschutz
indem wir wie wir uns ein Zentrum vorstellen
In dieser wurde eine Beschluszligvorlage die dann am 24 November 1958 dem Politbuumlro des Zentralkomitees der Sozialistischen Elrtheltsplartel Deutschlands wurde Darin heiszligt es
der SED Politbuumlro zu beschtielien
und das Buumlro der
mit dem Buumlro der 1 Das Politbuumlro stimmt der vom Buumlro der Bezirksleitun
He2lrKStlaUftStaat Potsdam Einwohnern zu
insbesondere der industriellen mit einem Wachstum der
51 Vgl BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol 89-93
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WOhnl~nfjrselnhieltfm zu errichten und dem bestehenden
3 Dem
und
U~ellJgeIl wurde in einem lonzepI Staldtleinmg Potsdam der SED vom 25
mit seiner
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
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Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
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Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
30
Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
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geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
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QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
Internet wwwpotsdamerstadtschlossde
ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS
BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
33
konstruktiven und technischen Gruumlnden keine groumlszligeren Raumlume zulaumlszligt und nur kleinere Raumlume anbietet an denen es in Potsdam nicht mangelt Die Bevoumllkerung Potsdams hat in zahlreichen Diskussionen ihre hohe Achtung vor den historischen Kulturbauten unserer groszligen Baumeister zum Ausdruck gebracht und sie wuumlrdigt die groszligzuumlgige Pflege der vorhandenen historischen Kulturbauten durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat aber uumlbereinstimmend wird von der Bevoumllkerung der Wiederaufbau des Stadtschloszligkomplexes abgelehnt weil der hohe Einsatz an wertvollem Material an finanziellen Mitteln und an Baukapazitaumlt gegenuumlber dem geringen Nutzwen fuumlr die EnfNicklung des kulturellen Lebens und eine eventuelle Reduzierung des Volumens fuumlr den Wohnungsbau und fuumlr kulturelle Einrichtungen nicht zu rechtfertigen ist 53
Daraufhin wurde die Beschluszligvorlage im Politbuumlro des Zentralkomitees der SED diskutiert Am 12 Mai 1959 folgte der von Walter Ulbricht unterschriebene Beschluszlig die Ruine des Stadtschlosses abzureiszligen
Fuumlr den Aufbau des Stadtzentrums von Potsdam bis 1965 wird folgendes festgelegt
a) Es besteht Einmuumltigkeit im Politbuumlro daszlig beim Wiederaufbau Potsdams ein Teil der alten Gebaumlude mit Ausnahme des Schlosses restauriert werden Die architektonisch wichtigsten Teile der Ruine sind entweder in bestimmten Neubauten einzubauen oder in einem Museum unterzubringen Uumlber den Abriszlig des Schlosses ist in der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluszlig herbeizufuumlhren und mit dem Abriszlig zu beginnen
b) Fuumlr die Gestaltung des Zentralen Platzes ist entsprechend den Vorschlaumlgen in der Diskussion ein neuer Entwulj auszuarbeiten
c) Der Perspektive der Einwohnerzahl der Stadt mit 130000 wird zugestimmt 54
Die Wuumlrfel fuumlr die Stadtschloszligruine waren endguumlltig gefallen als die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13 November 1959 dem vorliegendem Beschluszlig zustimmte Daszlig bereits vor der Entscheidung alle Einzelheiten des Abbruchs und der Truumlmmerbeseitigung festgelegt wurden beweist der mit einem Streng vertraulich versehene Enttruumlmmerungsplan indem es ua heiszligt
In Ausfuumlhrung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam uumlber den 7-Jahrplan und damit verbunden mit dem Wiederaufbau des
53 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1264 fol I31 54 Zit bei GIERSBERG S I IO
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Stadtzentrums Potsdam wird folgender Enttruumlmmerungsplan fuumlr die Beseitigung der Stadtschlossruine festgelegt Fuumlr die Enttruumlmmerung des Komplexes ist der VEB Bergungsbetrieb Berlin in Verbindung mit dem Nationalen Aufbauwerk Potsdam einzusetzen [ ] Bei der Aufstellung des Entruumlmmerungsplanes werden 125 Arbeitstage mit 1 Schicht als Bezugsbasis angesetzt Um den Wiederaufbau des Zentrums in Potsdam zuumlgig voranzubringen ist es notwendig daszlig die EntTUumlmmerung bis zum 2821960 abgeschossen ist Es besteht auf Grund dieses Enttruumlmmerungsplanes die Moumlglichkeit alle technischen Geraumlte in 2 Schichten einzusetzen so daszlig dieser Termin unbedingt eingehalten werden kann 55
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Oumlffentlichkeit von der verhaumlngnisvollen Entscheidung Ein Sturm der Entruumlstung brach aus Wie die Presse reagierte zeigt die folgende Dokumentation der aussagekraumlftigsten Schlagzeilens6
SED will Stadtschloszlig Potsdam sprengen Spandauer Volksblatt 15111959
Potsdam-schoumlner denn je Stadtverordnetenversammlung beschloszlig Wiederaufbau der Stadt
Neues Deutschland 15111959
SED laumlszligt Potsdamer Stadtschloszlig sprengen Einspruumlche namhafter Kultuljachleute blieben eljolglos
Der Kurier 16111959
Kulturschande Der Abend 16111959
Potsdamer Stadtschloszlig wird gesprengt Berliner Zeitung 16111959
Bilderstuumlrmer Der Kurier 16111959
Kommunistische Kulturschaumlnder haben beschlossen Stadtschloszlig Potsdam wird gesprengt
Berliner Morgenpost 17111959
Griff nach Kulturwerten Der Telegraf 17111959
55 BLHA Potsdam Rep 401 Nr 3772 fol 5 56 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 223ff
29
Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
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Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
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geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
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Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
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BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
JGMOD Jahrbuch fuumlr die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Rep Repositum
SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
TH Technische Hochschule VEB Volkseigener Betrieb
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Sprengkapseln fuumlr das Stadtschloszlig Potsdamer Residenz soll abgerissen werden
Die Welt 17111959
Das kuumlnftige Gesicht von Potsdam Bis 1965 soll eine moderne sozialistische Stadt entstehen
Spandauer Volksblatt 17111959
Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht Der Tagesspiegel 18111959
Auf die Fachleute houmlrte man nicht
Die Welt 1819111959
In dem Artikel Potsdamer Stadtschloszlig vom Abriszlig bedroht schrieb Dr Margarete Kuumlhn die Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schloumlsser und Gaumlrten Berlin im Tagesspiegel vom 18 November 1959 Wenn es wirklich geschieht daszlig dieser Bau dem Erdboden gleichgemacht wird so ist eine der schoumlnsten Staumldte Deutschlands fuumlr immer sehr arm geworden weil ihr geschichtliches und kuumlnstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist
Ein Schreiben der Hochschule fuumlr Architektur und Bauwesen in Weimar vom 19 November 1959 an den Potsdamer Oberbuumlrgermeister Wilhelm Rescher verdeutlicht die Bestuumlrzung daruumlber daszlig die Meinungen der Fachleute nicht beruumlcksichtigt wurden
Die Probleme im Zentrum Potsdam sind von grosser kultur politischer Bedeutung so dass Entscheidungen nur auf breitester Basis der Fachwelt und der Bevoumllkerung getroffen werden sollten Deshalb finden wir auch die Nachricht uumlber die gefaumlllte Entscheidung betruumlblich und ungerechtfertigt Wir muumlssen annehmen dass das Gutachten von Herrn Prof Weidhaas vom 111158 ungelesen und unbeachtet geblieben ist Wir wissen dass die Ergebnisse des Wettbewerbes fuumlr das Zentrum Potsdam aus dem Jahre 1958 weder veroumlffentlicht noch in der Oumlffentlichkeit diskutiert wurden Ebenso haben die TH Dresden und wir im Maumlrz dsJs Arbeiten eingereicht die weder mit uns noch in der Oumlffentlichkeit besprochen wurden Unsere Untersuchungen zeigen aber dass der Bau der neuen Bruumlcke und auch eine moderne Verkehrsfuumlhrung im Zentrum von Potsdam in keiner Weise dazu zwingen das Schloszlig abzureissen dass es durchaus moumlglich ist ein neues sozialistisches Zentrum zu schaffen ohne die historische Substanz anzugreifen 57
57 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 18
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Prof Dr-Ing Karl Erbs Lehrbeauftragter der Technischen Universitaumlt Berlin und fruumlherer Ministerialbaudirektor schrieb am 20 November 1959 an den Oberbuumlrgermeister Rescher und bat demuumltig um eine erneute Uumlberpruumlfung der getroffenen Entscheidung
Und nun trete ich in letzter Stunde vor Sie sehr geehrter Herr Oberbuumlrgermeister mit der Bitte im Sinne der Anlage sich nicht zu versagen und den Ratsmitgliedern Ihrer Stadt dringlichst zu empfehlen nochmals
1 zu pruumlfen welche Moumlglichkeiten fuumlr die Erhaltung und Stuumltzung des Stadtschlosses Potsdam objektiv gesehen vorliegen
2 Welche Baumittel erforderlich sind
3 Nicht zuletzt ob Sie bereit sind bei Baumittelbeschaffung unter Mithilfe privater westlicher Stellen den Ablauf der Sprengungen des Stadtschlosses zu unterlassen und den Aufbau desselben durchzuffihren
Ich stelle mich diese Finanzierungsmassnahmen mit ganzer Kraft foumlrdernd in den Dienst der Sache und bin uumlberzeugt daszlig sich so eine wenn auch kleine Bruumlcke uumlber Wall und Graben von Ost nach West schlagen liesse 58
Ein Mitglied des Deutschen Kulturbundes gab dem Stadtbauamt Potsdam am 20 November 1959 zu verstehen das der Abriszlig der Stadtschloszligruine gegen das Denkmalschutzgesetz der DDR verstoszlige
Ich bin kein Mensch von gestern der den alten Geist von Potsdam Sympathien entgegenbringt aber muszlig es denn sein daszlig Bauten jener vergangenen Epoche beseitigt werden muumlssen Es mutet doch kurios an anderswo werden Baudenkmaumller vergangener Epochen die im Krieg zerstoumlrt wurden wieder aufgebaut aber hier in Potsdam scheint man andere Wege zu gehen Der Abbruch dieser barocken Bauten verstoumlszligt doch eindeutig gegen die von der Regierung der DDR am 26 Juni 1952 erlassenen Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmaumller Nachfolgend - zur Kenntnisnahme - einige Auszuumlge daraus
sect 1 Absatz 1 Denkmaumller im Sinne dieser Verordnung sind alle charakteristischen Zeugnisse der kulturellen Entwicklung unseres Volkes deren Erhaltung wegen ihrer kuumlnstlerischen wissenschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung im oumlffentlichen Interesse liegt
Absatz 2a Insbesondere sind hiernach als Denkmaumller zu betrachten Bauwerke in ihrer aumluszligeren und inneren Gestaltung Park- und Gartenanlagen sowie Friedhoumlfe Ruinen Orts- Straszligen- und Platzbilder die sich durch ihre
58 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 63
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geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
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Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
S 104-130
Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
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QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
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BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
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SA Sturmabteilung
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
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geschichtliche Bedeutung durch Eigenart und Schoumlnheit auszeichnen 59
Bereits einen Tag nach der Beschluszligfassung der Stadtverordnetenversammshylung uumlber den Aufbau des Sozialistischen Zentrums am 13 November 1959 wurde mit dem Abriszlig der Ruine begonnen Die folgenden zahlreichen Proteste wurden nicht beruumlcksichtigt Im Fruumlhjahr 1960 existierte das Stadtschloszlig nicht mehr Es entstand eine groszlige freie Flaumlche die waumlhrend der sozialistischen Epoche fuumlr Feste Umzuumlge etc genutzt wurde Das Stadtschloszlig geriet offiziell in Vergessenheit
Erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 erkannte man den groszligen Verlust der historischen Mitte Potsdams Das was Hans Hertlein schon im Januar 1949 voraus sah trat jetzt ein Es entstuumlnde ein unersetzlicher Verlust und spaumltere Geschlechter wuumlrden eine solche Massnahme gewiss auf das haumlrteste verurteilen 60 Die Diskussion um den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde wieder angefacht
LITERATURVERZEICHNIS
Berg Hans Die verlorene Potsdamer Mitte Berlin 1999
Drengenberg Hans Juumlrgen Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Von 1917-1934 In Forschungen zur osteuropaumlischen Geschichte Berlin 1972 (Osteuropa-Institut an der Freien Universitaumlt Berlin Historische Veroumlffentlichungen Bd 16)
Giersberg Hans-Joachim Das Potsdamer Stadtschloszlig Potsdam 1998
Mielke Friedrich Das Ende des Potsdamer Stadtschlosses Zur Geschichte der deutschen Stadtplanung nach dem 2 Weltkrieg In JGMOD 37(1988)
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Schaumlchte Wolfgang Zum Bauwerk und Standort des Stadtschlosses in Potsdam Eine bauhistorische Expertise mit Bilddokumentation ToposshyStadtplanung (Hrsg) Berlin 1997
59 BLHA Potsdam Rep 530 Nr 1265 fol 16 60 StA Potsdam Nr 480 fol 16
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QUELLENVERZEICHNIS
Archivische Quellen
STADTARCHIV POTSDAM
NR480
BRANDENBURGISCHES LANDESHAUPTARCHIV POTSDAM
Rep 201 Landtag Nr 404
202A Buumlro des Ministerpraumlsidenten Nr 422
205A Ministerium fuumlr Volksbildung Nr 609
332 SED-Landesvorstand Brandenburg Nr 711
401 Rat des Bezirkes Potsdam Nr 3755 3772
530 SED-Bezirksleitung Potsdam Nr )264 1265 1267 1269 1271
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BIRA Brandenburgisches Landeshauptarchiv DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
IG Industriegewerkschaft
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SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands StA Stadtarchiv
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