Post on 22-Nov-2014
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Partizipation und Kooperation vor Ort
und im Netz – neue Herausforderungen
für Kommunen und Bürgerschaft
Dr. Bettina Reimann
16. November 2011
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Aktuelle Schlagzeilen
„Die Straße gegen die Räte.“
„Der Wutbürger denkt an sich, nicht an die Zukunft seiner Stadt.“
„Wut im Anflug. Protest gegen BBI-Fluglärm.“
„Gegen Politik hinter verschlossenen Türen!“
„Aus einer Ablehnungsbeteiligung muss eine Gestaltungsbeteiligung werden!“
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Renaissance des Themas Beteiligung
aus aktuellem Anlass (z.B. Stuttgart 21, BBI)
angesichts neuer Herausforderungen
Komplexität und Sensibilität für Großprojekte der Stadtentwicklung
=> Projekte mit überörtlichen Zielen und lokalen Wirkungen
Betroffenenbeteiligung reicht nicht mehr aus
Spektrum der Aktiven wird (sozial) breiter, z.T. aber auch sozial selektiver
(Neue) Medien verändern Kommunikation, Beteiligungsmöglichkeiten und öffentliche Wahrnehmung
Verringerung der Handlungsspielräume der Kommunen
Wandel von Politik- und Planungsverständnis
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Renaissance des Themas Beteiligung
Aktuelle Diskussion um bessere und frühzeitigere Beteiligung und Stärkung plebiszitärer Elemente
Ursachen bzw. Empfinden der Bürgerinnen und Bürger
unzureichende und zu späte Information
mangelnde Transparenz von Vorhaben
mangelnde Nachvollziehbarkeit der Verfahren und Abläufe
Umfang und Komplexität der Verfahren
Diskrepanz zwischen Beteiligungsergebnissen und Umsetzung
vorausgegangene Entscheidungen und Fehlen von Lösungsvarianten
mangelnde „informelle“ Aushandlungsmöglichkeiten
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Renaissance des Themas Beteiligung
Lokale Demokratie in der Krise?
Verwaltung, Politik und Entscheider befinden sich in Vertrauens- und Legitimationskrise
Unzufriedenheit der Bürger wächst
Bereitschaft und Entschlossenheit der Bürger, sich zu positionieren und ihre Positionen durchzusetzen, hat sich verstärkt
Bürger suchen neue Wege jenseits von Parteien und organisierter Kommunalpolitik
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Partizipation – Was heißt das?
Vielfalt an Begrifflichkeiten
Bürgerbeteiligung, Bürgermitwirkung, bürgerschaftliches Engagement, Aktivierung…..
=> selten klare Begriffsdefinitionen und Abgrenzungen
=> hinter den Bezeichnungen verstecken sich häufig verschiedene Stufen von Beteiligung
Information,
Mitwirkung (Konsultation),
Mitbestimmung (Kooperation),
Entscheidung (bis hin zur Selbstverwaltung).
Diese Stufen bezeichnen jeweils ein unterschiedliches Maß an Einflussmöglichkeiten in einem Partizipationsprozess.
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Partizipation – Was heißt das?
Partizipation – in und an der Stadt(teil)entwicklung – kann sich auf (Groß-)Projekte, strategische Planungen/Konzepte, Strukturen, Verfahren/Prozesse und den Sozialraum beziehen.
Rechtlicher Formalisierungsgrad von Partizipationsverfahren variiert.
Partizipative Maßnahme- und Projektentwicklung umfasst verschiedene Phasen: Bedarfsbestimmung, Planung, Durchführung, Evaluation/Bewertung.
Partizipations- und Beteiligungsmöglichkeiten sowie –rechte variieren je nach Aufgabenstellung/Thema, Bezugsebene und Verfahren.
Quelle: L.I.S.T.
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Partizipation – Was heißt das?
Formelle Beteiligungsverfahren
Verfahren, deren Rechtsgrundlage verbindliche Verpflichtungen zur Verfahrensdurchführung beinhaltet sowie ggf. weitere Regelungen zu Fristen und Verfahrensabläufen, Art und Umfang der Beteiligung, Beteiligungsrechten, Verbindlichkeitsgrad
z.B. Planfeststellungsverfahren, Bauleitplanverfahren
Informelle Beteiligungsverfahren
Verfahren, die nicht auf einer spezifischen Gesetzesgrundlage basieren oder die wenige Merkmale rechtlicher Formalisierung aufweisen. Das heißt nicht, dass diese Verfahren inoffiziell oder unverbindlich sind, sie bieten aber die Chance der fall-, zielgruppen- und ortsspezifischen Ausgestaltung
z.B. Bürger- und Zukunftswerkstätten
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Partizipation – Was heißt das?
Breite der Aufgabenstellung
einfache Bauleitplanverfahren
komplexe und weitreichende Bauleitplanverfahren
Verfahren nach Fachrecht (z.B. Straßen-, Eisenbahnrecht) für strukturbestimmende Vorhaben (z.B. große Bahnhöfe, Verkehrstrassen)
kleinteilige, auf hohe Aktivierung zielende Verfahren der Programmfamilie „Städtebauförderung“
Erarbeitung von integrierten Quartiersentwicklungskonzepten
Erarbeitung von integrierten Stadtentwicklungskonzepten
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Partizipation – Warum?
Partizipation gehört zu den zentralen Grundlagen von Demokratie
Beteiligung von Akteuren ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil von Stadtplanung und Stadtentwicklung geworden
Stadtentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe
Kompetenzen und Ressourcen der Bürgerinnen und Bürger nutzen
Nutzen
verbesserte Qualität der Leistungen und Projekte
ausgewogene Lösungen
höhere Transparenz von Prozessen
größere Akzeptanz von Entscheidungen
mehr Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Lebensumfeld
Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements
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Partizipation – Warum?
„Die Chancen der Partizipation liegen in der Nutzung lokalen Wissens, im frühzeitigen Erkennen von Konfliktpotenzialen, in der Stärkung der Legitimation und Akzeptanz von Planungen…“
(Handbuch zur Partizipation der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin 2011)
Aber:
Partizipationsprozesse können für die Beteiligten von großem Nutzen sein, sind aber keine Allheilmittel, die immer und überall zur Problemlösung eingesetzt werden können.
Partizipationsverfahren können von Interessengruppen instrumentalisiert werden, Partikularinteressen können sich durchsetzen oder die üblichen Verdächtigen engagieren sich, andere Gruppen nicht.
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Partizipation und Kooperation haben viele Gesichter
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Partizipation und Kooperation haben viele Gesichter
Differenzierte Partizipationskonzepte
berücksichtigen die je nach Lebenslage unterschiedlichen Bedürfnisse von z.B. Frauen und Männern, von Migrantinnen und Migranten, von jungen und alten Menschen,
erhöhen durch eine ganzheitliche Sicht die Alltagstauglichkeit und den Gebrauchswert von Stadträumen, Siedlungen, Quartieren,
ermöglichen durch differenzierte bürgerschaftliche Beteiligung und Kooperationsmöglichkeiten und -angebote passgenaue Ergebnisse bei Planungsprozessen,
versuchen mögliche Zielkonflikte frühzeitig zu erkennen und zu lösen.
Alle beteiligten Gruppen verfügen über unterschiedliche Informationen, Ressourcen, Kompetenzen, Haltungen, Interessen und Ziele.
Sie unterliegen zudem unterschiedlichen zeitlichen und finanziellen Rahmenbedingungen.
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Zielgruppenspezifische Beteiligung
Um- und Neugestaltung des Pulheimer Stadtgartens:
Modellprojekt für Gender Mainstreaming im Städtebau
Wir im Brunnenviertel
Jugendliche aktivieren Jugendliche
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Partizipation kann vielfältige Formen annehmen
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Beispiel
Beteiligung und städtebaulicher Wettbewerb
Saarbrücken: Stadtmitte am Fluss
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Partizipation findet an vielen Orten statt
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Beispiele
Online-Beteiligungsverfahren
Dresdner Debatte: Stadtdialog zum Neumarkt (2010)
Ein Online-Dialog zur Nutzung des Dresdner Neumarktes.
www.dresdner-debatte.de
Vielfalt bewegt Frankfurt (2009/2010)
www.vielfalt-bewegt-frankfurt.de
Gestaltung "Park auf dem Gleisdreieck" entscheiden (2005)
www.gleisdreieck-dialog.de
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Das Spektrum der Methoden und Formate ist breit
Exkursionen
Planning for Real Runde Tische
World Café
Zukunftswerkstätten Imagekampagnen
Aktivierende
Befragung
Kiezspaziergänge
Mediation
Online-Beteiligung
Open Space Raumvisionen mit
Film und Foto
Wettbewerbe
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Das Spektrum der Methoden und Formate ist breit
…... aber die Wahl der Methode steht nicht am Anfang eines Partizipationsprozesses…
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Das Spektrum der Methoden und Formate ist breit
Ziel(e): Was ist Absicht und Reichweite der Beteiligung?
Zeitpunkt: Wann ist Beteiligung produktiv?
Rahmenbedingungen: Was ist rechtlich notwendig und möglich?
Akteure: Wer soll dabei sein können?
Rollen: Welche Aufgaben haben die Aktiven?
Ressourcen: Wie sieht das Zeitbudget der Beteiligten aus? Wie ist der finanzielle Rahmen?
Ergebnissicherung: Ist sichergestellt, dass die Ergebnisse auch wirksam werden können?
Dann erst…..
Methoden: Wie ist die Kommunikation zu gestalten? Welche Methode wird eingesetzt und passt?
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Partizipation – Wo stehen wir?
vielfältige kommunale Erfahrungen mit Bürgerinformation und Bürgerbeteiligung (Quartiersentwicklung, Quartiersprojekte, formelle Bauleitplanverfahren)
Aber häufig:
keine Partizipationskultur, sondern Inseln guter Praxis
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E-Partizipation – Wo stehen wir in den Kommunen?
Onlinegestützte Partizipation in vieler Munde, aber…
vielerorts in den Kommunen Wissensdefizite bezogen auf konkrete Umsetzung und konkreten Nutzen
diffuse Ängste auf der Arbeitsebene
Bin ich den neuen technischen Anforderungen gewachsen? Bin ich ausreichend kompetent?
Wie passen eine schnelle Online-Reaktion und der langwierige Dienstweg zusammen?
Wer verbirgt sich hinter den Meinungsäußerungen? (Anonymität)
Aber auch:
großes Interesse an Informationen und Handwerkszeug
Konsens, dass es bei vielen Verfahren und Projekten „dazugehört“
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Partizipation und Kooperation – Wo soll(te) es hingehen?
Aufbau einer gesamtstädtischen Beteiligungskultur
bereits im Vorfeld konkreter Beteiligungsverfahren mit breitem und übergreifendem kommunalem Partizipationsprozess beginnen
verfahrensbegleitende Kommunikations- und Beteiligungsstrategie aufbauen
Kombination formeller und informeller Verfahren verstärken
Beteiligung nach innen und nach außen entwickeln und zur Chefsache der (Ober-)Bürgermeister machen
(neue) Medien nutzen und Kommunikationskonzept entwickeln
erforderliche Schulungen unterstützen (Kompetenzbildung)
Kooperation verschiedener Akteursgruppen befördern
Demografie als Chance: Kompetenzen der Bürger/innen nutzen
Verabredungen/Regeln für Beteiligungsprozesse
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
reimann@difu.de