Post on 05-Apr-2015
Schülergewalt -Schülergewalt -
Überlegungen zur Epidemiologie, Ätiogenese und Intervention
Vorlesung Pädagogische Psychologie, WS 2000 / 2001
Zwang
Delinquenz
Delinquenz
Zur Definition von Gewalt
Gewalt / Aggression
DelinquenzFeindseligkeit
Mobbing
VandalismusLinks-/ Rechts-Extremismus
bullying
Trans-gressivität
Gewaltverständnis von Schulleitern(Landesinstitut für Erziehung und Unterricht, 1995)
0 20 40 60 80 100
provokantes outfit
Fäkalsprache
Grölen von politischen Parolen und Liedern
Mutwillige, gezielte Unterrichtsstörung
Aktive Arbeitsverweigerung
Ständiges Zuspätkommen
Widersetzen der Anordnung des Lehrer
Dauernder Ungehorsam
Drogenhandel
Vandalismus (bis 100 DM Schaden)
Verbale Gewalt ggüber Schüler
Erpressung
Brutale Schlägereien
Konstitutive Merkmale von Aggression / Gewalt
physischer, psychischer und symbolischer Gewalt oder impulsiver und instrumenteller Gewalt oder provozierter (reaktiver) und nicht-provozierter Gewalt
Es handelt sich um menschliche Verhaltensäußerungen, die inakzeptabel (normwidrig, illegitim) sind und mit der Absicht angedroht oder ausgeführt werden, anderen Personen physische oder psychische Schädigungen zuzufügen.
Man kann unterscheiden zwischen verschiedenen Formen der Aggression unterscheiden, z.B. zwischen (vgl. Bierhoff, 1998):
Tatverdächtigenziffern aus der PKS - Entwicklung der Gewaltkriminalität in den ABL von 1984 bis 1996
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96
Anzahl der Tatverdächtigen
je 100.000 Einwohner
8-14j.
14-18j.
18-21j.
21-25j.
25-30j.
ab 30j.
Selbstberichtete Gewaltbereitschaft (Wild & Noack, 1999)
1
1,5
2
2,5
3
1992 / 1993 1993 / 1994 1994 / 1995
Jugendliche
Mütter
Väter
2,50
3,00
3,50
4,00
1992 / 1993 1993 / 1994 1994 / 1995
Jugendliche
Mütter
Väter
Einschätzungen zur Aussage"Im alltäglichen Leben kommen Gewalttätigkeit und Kriminalität häufig vor"
Einschätzungen zur Aussage „Im alltäglichen Leben kommen Gewalttätigkeit und
Kriminalität häufig vor.“
Tabelle 2: Veränderungseinschätzungen und Differenz zwischen "Ist-Zuständen"bzgl. des wahrgenommenen Gewaltanstiegs
Zunahme Konstanz Abnahme
N % N % N %
JUGENDLICHE
Veränderungseinschätzungen zu t2a 146 78.5 36 19.4 4 2.1
Differenz Ist-Einschätzungen (t1:t2)17 9.1 109 58.6 60 32.3
MÜTTER
Veränderungseinschätzungen zu t2a 113 76.4 34 23 1 0.7
Differenz Ist-Einschätzungen (t1:t2)12 8.1 91 61.5 45 30.4
VÄTER
Veränderungseinschätzugen zu t2a 100 76.9 27 20.8 3 2.3
Differenz Ist-Einschätzungen (t1:t2)13 10 73 56.2 44 33.8
a Für die Kategorie "Abnahme" wurden die Antwortalternativen 1= "ist viel weniger geworden"und 2 "ist weniger geworden" zusammengefaßt, die Kategorie "Zunahme" umfaßt dieAntwortalternativen 4="ist mehr geworden" und 5="ist viel mehr geworden".
Selbstberichtete Gewalttaten Jugendlicher (Mansel, 1995)
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
Wiederholungstäter Ind. Kriminalitätsbel. Wiederholungstäter Ind. Kriminalitätsbel.
1986
1988
1994
7. Klassenstufe 9. Klassenstufe
Publikationen zum Thema Gewalt
0
50
100
150
200
250
300
350
85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98
Publikationen im deutschsprachigen Raum: Gewalt allgemeinPublikationen im deutschsprachen Raum: Gewalt durch Heranwachsendeinternationale Publikationen: Gewalt durch Heranwachsende
Gewalt - ein Thema im Brennpunkt vieler Disziplinen
Mikrosysteme
AntezedenteEinflüsse der
- Familie- Schule- Peers
Konkurrentekontextuelle
Einflüsse
Persönlichkeits-merkmale
Gewaltbereitschaft / Aggr.neigung
Situative Bedingungen
Handlungsregulation
Handlung / Handlungssfolgen
Labeling /Eskalation
Makrosystem
Genotyp
Account episodes - A theory of escalation in account Account episodes - A theory of escalation in account episodesepisodes
(Schönbach, 1990)Actor Opponent
TraitsDispositions Acts Events Experiences Traits
Dispositions
Sev. Fail
Def. Acc
Sev. Rep.
Neg. Eval.
Macul.Lack/ loss
control
Need / loss/ N assert
control
Temperament / sensation seeking / Hyperaktivität
Fähigkeit zu emotionaler und Verhaltensregulation
Intelligenz / Problemlöse-fähigkeit / Informations-verarbeitungskapazität
Frustrationstoleranz /delay of gratification
Selbstwert
Konformitätsneigung
Frühe Entwicklungs-bedingungen
Soziale Motive / Einstellungen (Macht,(Affiliation, objektbez. E.)
Moralisches Urteil / soziales Wissen
(Rollen, Skripte, Normen
Sozio-emotionaleKompetenzen
(PÜ, moralisches Urteil, interpers. Plkompetenz)
Gewaltakzeptanzu. - bereitschaft
Personenseitige Bedingungen der GewaltPersonenseitige Bedingungen der Gewalt
GenetischeDisposition
Elternhaus inkonsiste Erziehung, detachment Gewalt in der Ehe, Isolation, Stress harte Strafen / Erpresserspiralen als IP style mangelnde Stimulation
Schule Leistungsdruck inkonsiste Bestrafung „schlechte Didaktik“
Peers Ablehnung / Nicht-Beachtung Kontakt zu devianten Peers
Medien De- und (Über-)sensibilisierung Lernen am Modell Verbreitung von Stereotypen Verbrechensfurcht
Gewalt-bereitschaft
GewalttätigesHandeln
Mikrostrukturelle EinflüsseMikrostrukturelle Einflüsse
Charakteristika des Elternhauses
Vernachlässigung Kälte / Gleichgültigkeit Isolation / anonymes Umfeld
inkons.-autoritäre Erz. Detachment
Gewalt in der Ehe harte Strafen elterl. Werte
Mangel an (prosoz.) Vorbildern
ökonomische Belastungen beengte Wohnverhältnisse
Stimulation
Erwerb aggressiverHandlungsstrategien und -ziele
Soziale (In)kompetenzen
Internalisierungvon Normen
Frustration
?
Mechanismen auf mikrosozialer EbeneMechanismen auf mikrosozialer Ebene
Gewaltförmige (gewaltrelevante) Orientierungen,Einstellungen
undHandlungsmuster
Mikro-SystemeSchule
ElternhausPeers
Medien
Gewalt-bereitschaft
/ GewalttätigesHandeln
Makro-System• vorherrschende Werte / Ideologien (z.B. Nisbett, 1993)• dominante Fairneß-Vorstellungen (Bierhoff, 1998)• Anomie / Desintegration / Verunsicherung (Heitmeyer, 1997)• relative (indiv. / fraternale) Deprivation (Wagner & Zick, 1998)
IndividuumWerte, Ziele
Einstellungen,Erwartungen
? ? ?
Das Zusammenspiel von Faktoren Das Zusammenspiel von Faktoren auf individueller sowie mikro- und makrosozialer Ebeneauf individueller sowie mikro- und makrosozialer Ebene
Soziale (In-)Kompetenzen, soziale Integration / Ablehnung und schulische Leistungen
Pro-/anti-soziales
Verhalten
Soziale Integration /Ablehnung
Leistungen
?
Intelligenz
Demotivation
Modell der sozialen Informations-verarbeitung(Döpfner, 1989)
Soziale Situation
Selektive Wahrnehmung von Hinweisreizen
Interpretation der Hinweisreize
Entwicklung von Handlungsalternativen
Antizipation von Handlungskonsequenzen
Bewertung von Handlungsalternativen
Entscheidung für Handlungsalternative
Aufbau von Handlungsplänen
Ausführung der Handlung
Gewalt in Ost und West - aus der Sicht von SchulleiternQuelle: Meier/Melzer/Schubarth/Tillmann, 1995
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
Unterrichtsstörungenund Disziplinlosigkeit
vulgäreBeschimpfungen
nonverbaleProvokationen
brutale Schlägereien
rechtsextremeParolen und
Schmierereien
NRWSachsen
in %
Geringe sozstaatl.Unterstützung und pol. Partizipation
Mikro- und makrosoziale Bedingungen der Gewaltbereitschaft ostdeutscher Jugendlicher
(nach Klein-Allermann, Wild, Hofer, Noack & Kracke, 1995)
schulische Leistungs-probleme
schulisches Selbstwertgefühl
niedriges
Verunsicherungdurch
Wandel
Familienklima
.77
Schulform
Geschlecht
Gewalt-bereitschaft
.39**
.39**
.46**
-.27* .80**
.22**
-.41**
.36**
wenigharmonisches
-.27**
Geringe sozstaatl.Unterstützung und pol. Partizipation
Mikro- und makrosoziale Bedingungen der Gewaltbereitschaft westdeutscher Jugendlicher
(nach Klein-Allermann, Wild, Hofer, Noack & Kracke, 1995)
schulische Leistungs-probleme
schulisches Selbstwertgefühl
niedriges
Verunsicherungdurch
Wandel
Familienklima
.81
Schulform
Geschlecht
Gewalt-bereitschaft
.40**
.24**
.35**
.25** .48**
.26** -.34**
.22*
-.23**
wenigharmonisches
0
5
10
15
20
25
30
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Prä-Intervention Prä-Intervention (weite Def.)
Mobbing in der Schule (Hanewinkel & Eichler, 1999)
0
5
10
15
20
25
30
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Prä-Intervention Post-Intervention
Prä-Intervention (weite Def.) Post-Intervention (weite Def.)
Mobbing in der Schule (Hanewinkel & Eichler, 1999)
0
2
4
6
8
10
12
14
16
-5 J. - 6,5 J. - 8 J. - 10 J. -12 J. - 14 J. - 16 J. - 18 J. - 20 J.
hedonistic direct reciprocity needs-oriented
stereotypic approval internalized norm
Entwicklung sozio-moralischer Argumentation(Eisenberg u.a., 1995)
Primäre Zielobjekte jugendrichterlicher Sanktionsziele(Hupfeld, 96)
Zielobjekt Sanktionsziele
Täter:Gebotsorientiert
moralische / retributive Strafbegründung (z.B.Verbesserung der Lebenssituation des Täters,
Vermittlung von Einsicht)
Täter:Verbotsorientiert
pragmatische / auf Verhaltenskontrolleabzielende Strafbegründungreckung des Täters)
Gesellschaft Abschreckung anderer Personen (negativeGeneralprävention)
Normfestigung (positive Generalpr.)Schutz der Bevölkerung (incapacitation)
nicht a priori klassifizierbareZiele
SchuldausgleichWahrung der richterlichen Autorität
Gewalt - ein Phänomen mit differentiellen Entwicklungsverläufen?
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
- 3 J. - 6 J. - 10 J. - 12 J. - 14 J. - 16 J. ab 17 J.
Agg
ress
ions
-/D
elin
quen
znei
gung
"early starter "late starter"
"passager Delinquente" "Unauffällige"
10 %
50 %25 %
15 %