Post on 05-Apr-2015
Regionale Varietäten des Italienischen
I dialetti italiani
Regionale Varietäten des Italienischen Die Dialektale Gliederung Italiens1. Das Dialektkontinuum Oberitaliens2. Die Toskana3. Das Dialektkontinuum Mittel-und
Unteritaliens4. Die übrigen romanischen Sprachen Italiens Die Beeinflussung der Dialekte durch die
Standardsprache
Die Dialektale Gliederung Italiens1. Das Dialektkontinuum Oberitaliens2. Die Toskana3. Das Dialektkontinuum Mittel-und
Unteritaliens4. Die übrigen romanischen Sprachen Italiens Die Beeinflussung der Dialekte durch die
Standardsprache
Die Dialektale Gliederung Italiens
Das Dialektkontinuum Oberitaliens
Allgemeines
Die sprachlichen Areale
Allgemeines
Die sprachlichen Areale
AllgemeinesAllgemeines
Allgemeines
Scharfe Dialektgrenze → La Spezia-Rimini-LinieTeilt Italien in zwei dialektale Großareale, diese bilden jeweils ein Dialektkontinuum
Allgemeines
1. Dialektkontinuum Ober- (bzw. Nord-) Italiens, dialetti settentrionali
→WESTROMANIA
2. Dialektkontinuum Mittel- und Unter- (bzw. Süd-) Italiens, dialetti centro-meridionali→OSTROMANIA
Die Dialekte der Toskana bilden eine eigene Untergruppe
Das Dialektkontinuum Oberitaliens
Das Dialektkontinuum Oberitaliens
Das Dialektkontinuum Oberitaliens
Das oberitalienische Dialektkontinuum umfasst drei Areale:
1.Das galloitalische Areal (dialetti gallo-italici)
2.Das venezische Areal (dialetti veniti)
3.Das istrische Areal (dialetti istriani)
Das Dialektkontinuum OberitaliensGemeinsamkeiten aller oberitalienischen Dialekte
In betonter Silbe gibt es nur ein dreistufiges Vokalsystem (keine phonologische Unterscheidung zwischen offenen und geschlossenen mittleren Vokalen)
Fehlen von Langkonsonanten, werden zu einfachen KonsonantenBsp.: piemontisch bocca /buka/ ‘Mund’
Sonorisierung der einfachen zwischenvokalischen Konsonanten; teilweise verschwinden sie ganzBsp.: capelli cave(l)i [kaei]
Das Dialektkontinuum Oberitaliens
Stark verbreitete Palatisierung der velaren Explosive vor hellen Vokalen im Anlautmeistens /s/ bzw. /z/, teilweise auch /ts/ oder /dz/. Im Venezischen sogar dentale Frikative (/θ/, /ð/)Bsp.: CINERE ‘Asche’
Ligurien: [tsεnre] oder [sεne]Piemont: [senre] Emilianisch-Romagnolisch: [sendra]Venezisch zum Teil: [θenare]
Das Dialektkontinuum Oberitaliens
Im übrigen Italien werden die Konsonantenfolgen CL und GL im Anlaut vokalisiert, bzw. es entsteht ein Halbvokal /kj/ und /gi/. In Oberitalien werden auch diese palatisiertBsp.: SCLAVU ‘Sklave’ wurde so im Venezischen ciao, was heute in ganz Italien als Gruß verwendet wird (venezisches Lehnwort)
Das Dialektkontinuum Oberitaliens
In den nordischen Dialekten ist die Verwendung von unbetonten Subjektpronomen üblichBsp.: Bologna: a m‘arcord ‘ich erinnere mich’
↓ Etymon: EGO a
Milano: lé la dòrma ‘sie schläft‘ ↓
Etymon: ILLA (l)a
Das Galloitalische
Die Dialekte: Piemontesisch
(piemontese) Lombardisch
(lombardo), umfasst auch das Tessinische (ticinese)
Ligurisch (lìgure) Emilianisch-
Romagnolisch (emiliano-romagnolo)
verweist auf das gallische (festlandkeltische) Substrat in Norditalien (umstritten!)
Das Galloitalische
CharakteristikaVokale
vordere gerundete Vokale (gerundete Palatalvokale)
/u/ → /y/ Bsp.: scüsa anstatt scusa
Lautwandel (Emilia-Romagna)
/a/ → /ε/ Bsp.: nef anstatt nave ‘Schiff’
Das Galloitalische
Metaphonie (Bildung eines Umlauts)
/a/ wird vor auslautendem /-i/ zu /ε/
angehoben
Verstummen des Auslauts
Nummerusdifferenzierung durch innere Flexion
möglich
Bspe.: piemontisch [kamp] ‘Feld’, Plural [kεmp]
ligurisch [kaŋ] ‘Hund’, Plural [kεŋ]
Das Galloitalische
Phonotaktik
Apokope der Auslautvokale (nicht im Ligurischen)
→ Auslautverhärtungnave → nef ‘Schiff’ aber /-a/ bleibt als Auslautvokal erhalten
Synkope von unbetonten Vokalendomeniga → dmenga ‘Sonntag’
Das Galloitalische
Weitere Eigenarten des Ligurischen:
Erhalt der unbetonten Vokale
Synkope von zwischenvokalischem r
Bsp.: duru → düu ‘hart’
Velarisierung von Zwischenvokalischem n
Bsp.: luna → lüna [lyŋa]
Palatisierung von bestimmten Konsonantenfolgen
Das Dialektkontinuum Oberitaliens
2. Das Venezische
Das Venezische ist durch die Vor-machtstellung des Venezianischen ge-prägt
Die Dialekte:
Venezianisch (veneziano)
Veronesisch (veronese)
Vicentinisch-Paduanisch-Polesanisch (vicentino-padovano-polesano)
Trevisanisch (trevisano)
Feltrinisch-Bellunesisch (feltrino-bellunese)
Triestinisch-Julischvenezisch (triestino-giuliano)
Das Venezische
Charakteristika
Vokale (die typischen Merkmale des galloitalischen Vokalismus
fehlen)
keine vorderen gerundeten Vokale
kein Lautwandel von /a/ nach /ε/
keine Synkope von unbetonten Vokalen
Das Dialektkontinuum Oberitaliens
3. Das IstrischeLiegt im Einzugsbereich des Venezianischenan der dalmatischen Küste in Slowenien und Kroatien.Wird in neuerer Zeit stark vom Nachbardialekt, dem Triestinischen beeinflusst.
Die Toskana
Allgemeines
Die Dialekte
Allgemeines
Die Dialekte
AllgemeinesAllgemeines
Allgemeines
Die Dialekte der Toskana bilden eine eigene Untergruppe Grundlage für die gesamtitalienische
Gemeinsprache → Standarditalienisch
Abtrennung deutlich durch die Spezia-Rimini-Linie und ansonsten durch das zwischen Rom und Ancona verlaufende Isoglossenbündel
Allgemeines
Vierstufiges Vokalsystem des Standarditalienischen
Konsonanteninventar entspricht dem des Standards
Es gibt keine unbetonten Subjektpronomina
Possessivpronomina werden meist postnominal gesetzt
Die DialekteDie Dialekte
Die Dialekte Inseltoskanisch (toscano insulare); insbesondere auf Elba, aber auch Korsika und Nordsardinien
Westtoskanisch (toscano occidentale); Pisa, Lucca und Pistoia
Zentraltoskanisch (toskano centrale); einschließlich Florentinisch
Senesisch (senese); Provinz Siena bis nach Westumbrien
Die Dialekte
Gorgia toscana (mit Ausnahme von Inseltoskanisch,
Westtoskana) : Aspiration der zwischenvokalischen einfachen
Explosive – bis hin zur vollständigen Spirantisierung
la casa „das Haus“ [la ´kʰasa] oder [la ´hasa] (je nach Dialekt)
stärkste Aspiration/Spirantisierung bei /k/ -> kann im
Wortinnern sogar bis zur Synkope (Ausfall) führen: senesisch
bruco „Raupe“ [´bruho] oder [´bruo]
bei /t/ schwächer, am schwächsten bei /p/
Die Dialekte
deutliche Unterscheidung zwischen offenen und geschlossenen Vokalen: pésca „Fischfang“ und pèsca „Pfirsich“
Diphthongierung der offenen Laute in offenen Silben: bòno – buon „gut“
mittlere geschlossene Haupttonvokale vor velarem und palatalem Nasal und palatalem Lateral werden angehoben: älteres lengua – lingua „Sprache“, älteres fongo – fungo „Pilz“, älteres fameglia – famiglia „Familie“
Anhebung der Vortonvokale: älteres securo- sicuro „sicher“, älteres focile – fucile „Gewehr
Das Dialektkontinuum Mittel-und Unteritaliens
Das Dialektkontinuum Mittel-und Unteritaliens
Das Dialektkontinuum Mittel-und Unteritaliens
Diese drei Areale lassen unterteilen:
1. Der Toskanisch-Mittelitalienische
Übergangsbereich
2. Zentraldialekte Mittel-und Süditaliens
3. Laterale Dialekte Unteritaliens und Dialekte
Siziliens
Der Toskanisch-Mittelitalienische Übergangsbereich
Der Toskanisch-Mittelitalienische Übergangsbereich
Der Toskanisch-Mittelitalienische Übergangsbereich
Dialekte, die noch nördlich der Rom-Ancona-
Linie liegen, aber nicht toskanisch sind:
Aretinisch-Chianaiolisch (aretino-chianaiolo, Dialekt von Arezzo und des
Chiana-Tals)
Peruginisch-Assisianisch (perugino-assisiano)
Nord-West-Umbrisch
Dialekte der nördlichen Marken (marchigiano settentrionale)
Dialekte der südlichen Toskana (toscano meridionale, Maremma)
Dialekte des nördlichen Latiums (laziale settentrionale)
Der Toskanisch-Mittelitalienische Übergangsbereich
Merkmale dieser Zone:
Aretinisch: fungo wird zu fóngo „Pilz“, lingua zu lengua „Sprache“
Nordöstliches Übergangsgebiet (Arezzo, Nord-Umbrien, Marken): Anhebung von /a/ in offener Silbe (wie im Emilianischen): cane [´kɛne] „Hund“
Opposition von auslautendem /-u/ und /-o/ : südtoskanisch capu „Kopf“
Zentraldialekte Mittel-und Süditaliens
Zentraldialekte Mittel-und Süditaliens
Zentraldialekte Mittel-und Süditaliens
südlich des Isoglossenbündels zwischen Rom und Ancona
Mittelitalienisches Areal (dialetti mediani):
südl. Marken, Apenninenumbrisch (umbro appenninico), Retinisch (retino, Dialekt der Provinz von Rieti)
Mittel-Süditalienisches Areal (dialetti centro-meridionali intermedi):
Dialekte der Abruzzen (abruzzese), des Molise (molisano), Nordapulien (pugliese settentrionale), des südl. Latiums (laziale meridionale/ciociaro), Kampaniens
(campano), Lukaniens (basilicatese)
Zentraldialekte Mittel-und SüditaliensGemeinsamkeiten in diesem Areal
Metaphonie: /o/ zu /u/, / ɔ/ zu /o/, /e/ zu /i/, /ɛ/ zu /e/
Beispiele: nero „schwarz“ wird zu neru- nirë
Neutralvokal (Schwa) im Auslaut: mesë „Monat“ und misë „Monate“
(neapolitanisch)
phonologische Bewahrung der Opposition /u/ : /o/ im Auslaut:
- u: Maskulinum und erste Person Plural
- o: Neutrum, erste Person Singular und Gerundiumvòjjo [´v ɔj ː ə] „ich will“vulimmu [vu’lim : ə] „wir wollen“
Zentraldialekte Mittel-und Süditaliens
Lenition (Schwächung) zwischenvokalischer Konsonanten: fece [´feʃə]
„er/sie machte“
Progressive Assimilation nach Nasal: campu wird zu cambu „Feld“;
quando wird zu quanno „wann“
Kollektivneutrum: lu/lo/u pane „das Brot“-> Neutrum beschränkt sich auf diejenigen Nomina, die als Individualnomina maskulin sindArtikel entsteht aus dem Neutrum des Demonstrativpronomens lat. ILLUD „das, jenes“
Zentraldialekte Mittel-und Süditaliens
Palatalisierung: PI – [kj-] PIÙ wird zu CHIÙ „mehr“; BL – [j] *BLANCU- neapolitanisch [´jaŋkə] „weiß“
Palatalassimilation: Anlautendes /ni-/, /si-/ und häufig auch /s/ vor Konsonant führt zu einer Palatalassimilation des anlautenden Konsonanten: niente [´ŋ(j)ende] „nichts“; sì [´ʃi] „ja“ (Umbrien); sporcu [´ʃporku] „schmutzig“
RhotazismusDer Lateral /l/ wird vor Konsonant zu [r]: volta „Mal“ wird zu vorda
Zentraldialekte Mittel-und SüditaliensBeispiele aus bestimmten Dialekten: Romanesco:• gebräuchliche Form der Anrede: letzte Silbe des Namens des
Gesprächspartners wird weggelassen und der Vokativ-Partikel „a“ wird vorangestellt:Signore: „A Signò,…“Ragazzo: „A regà,…“
• bestimmter Artikel Maskulinum Singular „il“ wird zu „er“: er gatto• Rhotazismus: calcio- carcio, almeno- armeno• „ng“ wird zu „gn“ wenn darauf die Vokale i oder e folgen: mangiate –
maggniate• Verben auf –are –ire oder –ere verlieren das „re“: andare – andà, venire –
venì Basilicata:• im Dialekt von Matera wird sowohl der Auslautvokal verschluckt, als auch
das e im Wort:nipote – nepotë wird in Matera zu n’pot
Laterale Dialekte Unteritaliens und Dialekte Siziliens
Laterale Dialekte Unteritaliens und Dialekte Siziliens
Laterale Dialekte Unteritaliens und Dialekte Siziliens
dialetti meridionali estremi
Dialekte des Salento (Südapulien), Kalabrien, Sizilien
Laterale Dialekte Unteritaliens und Dialekte SiziliensAllgemeine Charakteristika:
Ausbleiben der Metaphonie, teilweise Ausbleiben der progressiven Assimilation nach Nasalkonsonanten (quanto „wieviel“ und quando „wann“ bleiben unverändert)
Reduktion der Auslautvokale zum Neutralvokal Schwa findet nicht statt
weist meist nur die Vokale „a“, „i“, „u“ auf
die geschlossenen mittleren Vokale fallen mit den hohen Vokalen zusammen: /e,i/ > /i/ und /o,u/ > /u/ Beispiele: stella wird zu stilla „Stern“, nipote wird zu niputi „Enkel, Neffe“
Laterale Dialekte Unteritaliens und Dialekte Siziliens
Lateinisches LL wird zu einem langen Retroflex, orthografisch meist dd: bello „schön“ wird zu beddu
Funktionale Trennung von Hilfsverb und Vollverb bei „haben“ und „sein“: Hilfsverb – erwartungsgemäß Formen von HABERE und ESSE; die entsprechenden Vollverben gehen jedoch auf TENERE „halten“ und STARE „stehen“ zurück (wie im Spanischen)Gebrauch ist auch im Regionalitalienisch üblich: Sto qui. „Ich bin hier.“ statt Sono qui. oder Sta arrivato statt È arrivato „Er, sie, es ist gekommen.“
Im extremen Süden: Modalkonstruktion ohne Infinitiv: vògghio mi/ma/mu dòrmu „ich will, dass ich schlafe“ bzw. „ich will schlafen“
http://www2.hu-berlin.de/Vivaldi/index_map.php
Die übrigen romanischen Sprachen Italiens
Die übrigen romanischen Sprachen Italiens
Die übrigen romanischen Sprachen Italiens
Sprachen, die nicht zum eigentlichen Dialektkontinuum Italiens gehören:
Ladinisch-Friaulisch (ladino-friulano)
Okzitanisch (occitano)
Frankoprovenzialisch (francoprovenzale)
Sardisch (sardo)
Beeinflussung der Dialekte durch die Standardsprache
Beeinflussung der Dialekte durch die Standardsprache
Beeinflussung der Dialekte durch die Standardsprache
Durch die Verbreitung und Verwendung des Standards in Medien
und öffentlichen (sozialen) Einrichtungen sterben die Dialekte
langsam aus
Dialekte werden in Schulen nicht unterrichtet
Auch Einwanderer aus anderen Ländern verursachen einen
Rückgang (Anglizismen)
Sinn einer dimensione unitoria mit einer sozialen Funktion der
Sprache
Kulturelle Bereiche (z. B. Gastronomie) erfordern durch die globale
Verbreitung einheitliche Begriffe
Beeinflussung der Dialekte durch die StandardspracheVor allem im Süden bleiben in den älteren
Generationen Dialekte erhaltenKontrast giovani e vecchi:• Jugendliche benutzen viele Lehnwörter aus dem
Englischen (Anglizismen), vor allem im Bereich der Technik-> Aufnahme dieser Wortgruppen ins Standard
• Älterer benutzen ihren Dialekt ihr Leben lang-> Schwierigkeiten, standardisiertes Italienisch zu verstehen