Praktische Umsetzung der Ernährungstherapie in der Onkologie · Ernährung Praktische Umsetzung...

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Ernährung

Praktische Umsetzung

der Ernährungstherapie

in der Onkologie

Elisabeth Hütterer, Diaetologin

Univ. Klinik f. Innere Med. I, Onkologie 6i, Wien

elisabeth.huetterer@aon.at

www.onkonetz.at

0699 100 9 24 48

Ernährung

Mangelernährung

„…stellt die

größte

Herausforder-

ung in der

Ernährungs-

therapie dar!“

Ernährung

Gewichtsverlust

Ernährung

Erhalt der aktiven

Körperzellmasse

Ernährung

Energie- und Eiweißzufuhr: mittlere

Reduktion zur üblichen Aufnahme

Ravasco et al. 2004

Ernährung

Ernährungsmuster von Patienten mit

fortgeschrittener Krebserkrankung

Ernährung

Tumorkachexie

Tumorstoff-

wechsel

Mangelnde

Zufuhr bzw.

Resorption !

Ernährung

Kachexiestadien

H. Watzke Fearon KCH, Eur J Cancer 2008

The lancet, May 2011

Ernährung

DIÄTOLOGISCHE

GEWINNZONE

Unlust der Patienten

Desinteresse/

Ahnungslosigkeit

der Ärzte

DIÄTOLOGISCHE

VERLUSTZONE

Bedarf der Patienten

und Angehörigen

Delegation an

Diätologen durch

„ratlose“ Ärzte

Kachexiestadien

H. Watzke

Ernährung

Diätologen als

medizinische

Therapeuten

Diätologen als

„Psycho-

therapeuten“

Kachexiestadien

H. Watzke

Ernährung

Kachexie

• verschlechtert die Lebensqualität

• schwere Kachexie führt zum Tod

• erzeugt Ängste v.a. auch bei

Angehörigen

• kann durch Energiezufuhr nicht

rückgängig gemacht werden

• muss deshalb möglichst lange

hinausgezögert werden

Ernährung

Beginn der

Ernährungstherapie

D i a g n o s e P r o g r e s s i o n

Untersuchung des Ernährungszustandes

Defizite

Ernährungsintervention

Ernährung

Ziele • Ernährungszustand stabilisiert

• Erhöhung der Therapieeffektivität

sowie Reduktion der Nebenwirkungen

• Fragen klären, Ängste nehmen

• vor unwissenschaftlichen und

wirkungslosen Maßnahmen bzw. Diäten

schützen

• körperliche Aktivität steigern

• Lebensqualität ↑

DGEM-Leitlinie

Ernährung

Individualized nutrition

intervention is of major benefit

to colorectal cancer patients:

long-term follow-up of a

randomized controlled trial of

nutritional therapy

Paula Ravasco, Isabel Monteiro-Grillo, and Maria Camilo

AM J Clin Nutr 2012;96:1346-53 (2012)

Ernährung

Dietary Counseling Improves

Patient Outcomes: A

Prospective, Randomized,

Controlled Trial in Colorectal

Cancer Patients Undergoing

Radiotherapy

Paula Ravasco, Isabel Monteiro-Grillo, Pedro Marques Vidal, and Maria Camilo

J Clin Oncol 23:1431-1438. (2005)

Ernährung

Kollektiv Kolonkarzinome, Strahlentherapie

3 Gruppen randomisiert zu je 37 Patienten: Gruppe 1:

Individualisierte Ernährungstherapie

(herkömmliche Speisen und

Ernährungsschulung) Gruppe 2:

2x20g Proteinsupplement + Ernährung ad

libitum Gruppe 3:

Ernährung ad libitum

Ernährung

Nahrungsaufnahme

Energieaufnahme:

Grp 1: Median 2482 kcal;

95% KI: 2210,2685

Grp 2: Median 1335 kcal;

95% KI: 1150, 1569

Grp 3: Median 1332 kcal;

95% KI: 1098, 1426

Proteinaufnahme:

Grp 1: Median 74g;

95% KI: 69, 77

Grp 2: Median 42g;

95% KI: 39, 44

Grp 3: Median 40g;

95% KI: 38, 42,5

(Ravasco, Monteiro-Grillo, Camilo; 2012)

Ernährung

Nahrungsaufnahme

(Ravasco et al 2005)

Ernährung

Nahrungsaufnahme

(Ravasco, Monteiro-Grillo, Camilo; 2012)

Ernährung

Lebensqualität

Ernährung

Ernährung

Überlebensrate

Kollektiv

Beginn:

je n=37

Gruppe 1

n=34

Individuelle

Ernährungstherapie

7,3J

Gruppe 2

n=29

Supplement +

Ernährung ad libitum

6,5J

Gruppe 3

n=26

Ernährung ad libitum

4,9J

Ernährung

Ergebnis

Eine individualisierte

Ernährungsberatung zeigt einen

deutlichen Einfluss auf das Resultat

der Therapie, der Nahrungsaufnahme,

des Ernährungsstatus, der Langzeit-

nebenwirkungen der Strahlentherapie,

der Lebensqualität sowie der

Prognose

(Ravasco, Monteiro-Grillo, Camilo; 2012)

Ernährung

Informationen zu Symptomen

und Therapienebenwirkungen

Ernährung

Stufenschema der

Ernährungstherapie

Ernährung

Anreicherung mit Proteinen

193 14,5 50g Bergkäse 45% F.i.T.

47 3,7 100ml Sojamilch

322 14,6 1 (80g) Pinze

67 3,3 100ml Voll- /Buttermilch

58 7 50g Topfen (mager)

15 3,5 1 EL (4g) Proteinpulver

92 7,7 1 Ei

kcal Eiweiß/g

Ernährung

Energieanreicherung mit Fetten

84 9 50g Soja Cuisine

159 16 50g Schlagobers

155 17 20g Butter/Margarine

185 20 20g Pflanzenöl

kcal Fett/g

Ernährung

Vanillejoghurt versus

eiweißreiche Zusatznahrung E

iwe

iß in

g

Joghurt Zusatznahrung

Eiw

eiß

in

g/1

00

g

Co

mp

act

Ernährung

Früh- bzw. Rechtzeitig

Es ist zu spät!

Ernährung

Zytostatika + Gewicht G

ew

icht

Therapie

nicht ausreichende Zufuhr

PEE

Ernährung

Fallbeispiel – n. bronchi

• Mann, geb. 1941, N. bronchi met.

• Größe 180cm, 66kg, BMI 20kg/m²

• 80kg vor 7 Monaten

• dzt. Chemo und Bestrahlung

• ambulante Betreuung

• „besorgte“ Frau kocht

• weitgehend mobil

• Laborparameter: weitgehend unauffällig

Ernährung

Symptome

Schmerzen

Appetitmangel

Geschmacks-

Geruchsveränd.

Entzündungen/Mund

Schluckstörungen

Übelkeit

Erbrechen

Sodbrennen

Völlegefühl

Blähungen

Verstopfung

Durchfälle

Diabetes

Dumping

Husten, zäher Schleim

Ernährung

spontan Protokoll

• Frühstück: Kipferl, Milchkaffee

• Jause: Apfelmus

• Mittag: Suppe, Kartoffelpüree

• Jause: Butterkekse

• Abend: Milchreis

976kcal

25g Eiweiß

Ernährung

spontan Protokoll

• Frühstück: Kipferl, Pinze, Butter, Milch Kaffee mit EZ

• Jause: Apfelmus

• Mittag: Suppe, Kartoffelpüree, 2Eier, EZ

• Jause: Butterkekse

• Abend: Milchreis, EZ

1978 kcal

99g Eiweiß

EZ = Eiweißreiche Zusatznahrung

Ernährung

spontan Protokoll

• Frühstück: Kipferl, Pinze, Butter, Milch Kaffee mit EZ

• Jause: Apfelmus + Öl

• Mittag: Suppe + Öl, Kartoffelpüree + Butter, 2Eier(speise) + Öl, EZ

• Jause: Butterkekse

• Abend: Milchreis+ Butter, EZ

2528 kcal

EZ = Eiweißreiche Zusatznahrung

Ernährung

Fallbeispiel - N.mamme seit 12/2007

seit 5/2010 hep., pulm, oss. sec. .

Ernährung

Parenterale Ernährung

Ernährung

16 Tage

Dominkanische

Republik

Ernährung

Zusammenfassung

• bei Tumorpatienten mit Ernährungsproblemen

individuelle Ernährungstherapie und keine

Antikrebsdiäten

• Ernährungstherapie verbessert die

Nährstoffaufnahme und die Lebensqualität

• Voraussetzung: rechtzeitig, qualifiziert und

kontinuierlich

• Patienten müssen auch zu Hause versorgt sein

Ernährung

„Der Mensch ist,

was er isst.

Wenn er nicht mehr

isst, ist er nicht

mehr.“

Ernährung

Literaturauszug

• Diagnose Krebs, Das große Ernährungsbuch, Verband der Diaetologen, Krenn Verlag, 2006

• AKE, Empfehlungen für die parenterale und enterale Ernährungstherapie des Erwachsenen, www.ake-nutrition.at

• DGEM-Leitlinie zur Ernährungstherapie, www.dgem.de

• Stoffwechsel und Ernährung bei Tumorkrankheiten, Holm, Thieme Verlag, 2007