Post on 22-Apr-2018
République et Canton de Genève Département de l'instruction publique Enseignement secondaire I Cycle d’orientation
Genève, 04 / 02 / 2011
Friedrich-Schiller-Universität Jena Philosophische Fakultät Institut für Auslandsgermanistik DaF/ DaZ Hermann.Funk@uni-jena.de
Mentales Lexikon und Wortschatzarbeit
(Feld4)
Problemaufriss Feld 4: Wortschatz und Lehrmaterial Schlüsselfrage: In welcher Weise kann die Ordnung von Wörtern in Lehrmaterialien zum Lernen und Behalten von Wörtern beitragen? Impulsfragen: Welchen Beitrag können Lernglossare konkret leisten? / Wie werden sie verwendet? / Wie könnten sie lern- und lernergerechter gestaltet sein? / .....
Rens Bod stellt seinem Werk „BeyondGrammar“ (1998) zwei Zitate voran. Das erste von Seneca:
Longum iter est per praecepta, breve et efficax per
exempla.
(Lang ist der Weg durch die Regeln, kurz und produktiv durch die Beispiele)
Und das zweite von Ludwig Wittgenstein:
Es gibt nur die Beispiele.
Die vier Wege, Wörter zu lernen
Direktes Lehren .... durch Lehrende oder Mitlernende
Direktes Lernen .... mit Wörterlisten oder Wortkarten
Beiläufiges Lernen
Gezieltes Training
.... mit speziellen Wortschatzübungen
... bei der Arbeit an inhaltlichen Problemstellungen
... durch rezeptive oder produktive Verwendung in bedeutungsvollen Zusammenhängen
Beiläufiges Lernen
z. B. so: (geni@l, 2002)
• Komparation / Koordination / Zuordnung
• Selektion
• Generalisierung
• Diskriminierung
• Reduktion
• Hierarchisierung
Kognitive Grundfunktionen der Wortschatzverarbeitung ...
Kategorie Beispiele 1. Wörter und „Polywörter“
(Wörter, die auch schriftlich verwendet)
2. Kollokationen (Wörter, die sehr häufig gemeinsam auftreten)
3. Konventionalisierte Äußerungen (Ausdrücke, die man in der gesprochen Sprache oft verwendet)
4. Satzrahmen und –anfänge (Ausdrücke, die man oft in Wörterbüchern gemeinsam auftreten)
zum Beispiel, vor allem,
leider Gottes, Guten Tag
Salz und Pfeffer, hohe Rechnung,
Wenn ich du wäre..., Soll ich dir..
Meiner Meinung nach..., du meinst, aber..
Erstens../Zweitens..., Ich weiß, was
Das kommt nicht in Frage.
Aufgabe: Suchen Sie weitere Beispiele für jede Kategorie
Übungstyp: Wortpartnerschaften
Beispiel 1: Adjektivendungen
Übung: a) Ordnen Sie zu: Welche Adjektive passen am besten zu diesen Nomen:
lang, gut, wertvoll, hoch, schwer, schnell, spannend,
ein / eine ...........hoh.................e Rechnung (!)
............................e Idee
............................e Aufgabe
............................er Krimi
............................er Weg
............................e Uhr
............................es Auto
............................
Übungen: Ergänzen Sie die fehlenden Wörter. Magst du lieber heiße oder _________ Suppen? große oder _________ Autos? Trägst du lieber weiße oder _________ Kleider? lange oder _________ Röcke? alte oder ___________ Jenas? Kaufst du öfters teure oder __________ Schuhe? ...............................................
Beispiel 6 : (Funk/Kuhn/Demme 2005) S. 84.
„Sprachschatten“ – Spielen Sie Echo. Ihr Partner erzählt.
o Morgens stehe ich um sechs auf. # Aha, du stehst um sechs auf.
o Ich arbeite von neun bis fünf.
# Ach so, du arbeitest von neun bis fünf.
o Am Samstag muss ich auch arbeiten. # Hmm, du musst am Samstag arbeiten?
Dictogloss
1. Lesen Sie einen kurzen Text vor. Ca. 80 bis max. 100 Wörter.
2. Nach dem Lesen: Die Lerner notieren, soviel sie erinnern.
3. Die Lerner vergleichen zu zweit und erstellen eine gemeinsame Version des Textes.
4. Die Lerner vergleichen zu viert und erstellen eine gemeinsame Version.
5. Entweder Versionen aushängen oder: An der Tafel eine gemeinsame Version erstellen und mit dem Original vergleichen.
(c) Funk FSU Jena 2010
Textvorschlag Ein Schweizer, ein Österreicher und ein Deutscher
finden sich nach einem Schiffsuntergang auf einer einsamen Insel wieder. Nach vier Wochen erscheint eine schöne Fee und sagt, Ihr habe drei Wünsche frei. Der Österreicher sagt, „Ach ich wär gern in der St. Eiermark. Der Deutsche sagt, Ach ich wär gern in Berlin. Und weg sind sie. Der Schweizer sagt: Ach es ist so einsam hier, Ich wünschte, meine zwei Freunde wären wieder hier.
(c) Funk FSU Jena 2010
Grundprinzipien konnektionistischen Lernens
Fremdsprachliche Übungen und Aufgaben sind auszurichten an den drei grundlegenden Paradigmen konnektionistischen Lernens:
a) dem seriellen Aufbau muster-assoziativer Verbindungen durch imitativ-reproduktives Üben.
b) klassifizierendem Lernen auf der Grundlage lehrgesteuerter Verarbeitungsangebote
c) Ungesteuertes Lernen von Regularitäten durch Entdeckung und Experiment
Vier Tipps für den Unterricht Achten Sie auch auf den Sprachgebrauch Ihrer Kursteilnehmerinnen
und Kursteilnehmer: Welche Wörter gebrauchen sie häufig?
Da das Gehirn immer versuchen wird, bei der Lösung einer Aufgabe den Weg des geringsten Denkaufwandes zu gehen: Überlegen Sie, wo das Lernen fester Wendungen den Aufwand des Regellernens ergänzen oder ersetzen kann.
Lassen Sie den Lernern Zeit und Raum Wörter, die sie wichtig, interessant oder merkwürdig finden, vorzustellen, zu ordnen und in sinnvollen Zusammenhängen zu gebrauchen.
Wer drei Wörter zusammen lernt, lernt immer ein Stück Grammatik mit. Machen Sie Lernern diesen Zusammenhang bewusst.
(c) Funk FSU Jena 2010
(c) Funk FSU Jena 2010
Mentales Lexikon
Lernhilfen durch Koordination: Wörter, die zusammen auftreten: Pfeffer & Salz
Korpus-forschung
Erkenntnisse über Häufigkeit von Wörtern und Strukturen:
„in“ + DAT = häufigste Präposition
Neuro-wissenschaft
Neuere Modelle zum Arbeits-gedächtnis :
Die Rolle des phonologischen Speichers / Automatismen
Technik
Technische Lösungen zur Unterstützung personalisierten Lernens und Lehrens
Forschungsfelder
und Erkenntnisse für die Praxis
(c) Funk FSU Jena 2010
Mentales Lexikon
Lernhilfen durch Koordination: Wörter, die zusammen auftreten: Pfeffer & Salz
Korpus-forschung
Erkenntnisse über Häufigkeit von Wörtern und Strukturen:
„in“ + DAT = häufigste Präposition
Neuro-wissenschaft
Neuere Modelle zum Arbeits-gedächtnis :
Die Rolle des phonologischen Speichers / Automatismen
Technik
Technische Lösungen zur Unterstützung personalisierten Lernens und Lehrens
Forschungsfelder
und Erkenntnisse für die Praxis
1. Wörter werden als Laute und nicht als Buchstabengruppe gelernt und über die phonologische Schleife des Arbeitsgedächtnisses aufgenommen. Flüssiges Sprechen wird damit vorbereitet.
2. Durch die Wiederholung stellt sich das Ohr auf die ungewohnten Laute ein. Das Verstehen von authentischen Hörtexten wird so vorbereitet.
3. Wörter werden einzeln und dann in Satzteilen und Sätzen wiederholt. Das Abspeichern von sinnvollen Redeteilen wird auf diese Weise intensiv trainiert. Wörter werden so besser behalten und sind im richtigen Moment als Laute abrufbar.
4. Wörter werden einzeln und dann in Koordination zu anderen Wörtern nachgesprochen. Auf diese Weise werden Verbindungen zwischen Wörtern geschaffen.
5. Durch die Verbindungen lernt man mehr Wörter in der gleichen Zeit.
Das Unterrichtsmodell Kognitivierung folgt Automatisierung
1. Einführung von Wortschatz und Strukturen im Kontext
2. Einüben von Wortschatz und sprachlichen Mustern (Automatisierung 1)
3. Bewusstmachung und gelenkte Übung 4. Automatisierung 2,
freies Üben und Transfer
rezeptiv
imitativ reproduktiv
kognitiv
reproduktiv produktiv
a) Übung Lesestrategie „globales Lesen“ (Rezeption)
b) während des Lesens: Tipps sammeln (Informations-entnahme)
c) Nach dem Lesen: eigene Tipps geben (Produktion)
studio d A1:194
Sequenzbeispiel 1
„ So hatte ich denn das Lateinische gelernt, wie
das Deutsche, das Französische, das Englische, nur aus
dem Gebrauch, ohne Regel und ohne Begriff. Wer den
damaligen Zustand des Schulunterrichts kennt, wird nicht
seltsam finden, dass ich die Grammatik übersprang, so
wie die Redekunst: mir schien alles natürlich zuzugehen,
ich behielt die Worte, ihre Bildungen und Umbildungen in
Ohr und Sinn, und bediente mich der Sprache mit
Leichtigkeit zum Schreiben und Schwätzen.“
Aus: Goethe, J. W. (1986): Aus meinem Leben Dichtung und Wahrheit; Band 14. Frankfurt am Main. 263.