Post on 22-Mar-2016
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Martin Ebbertz
Bestiarium Nonsens
Kleines Lexikon der wichtigsten
wirklich merkwürdigen Tierarten
Illustriert von VerstAnd
Edition Razamba
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© Verlag RazambaBoppard /Frankfurt am Main 2009
Alle Rechte vorbehalten.Edition Razamba Bd. 6
Buchgestaltung: Rudolf Gier-SeibertZeichnungen: Andreas VerstappenAuf dem Schmutztitel abgebildet
ist ein Buchhamster, über dem Impressumein Hosenträgertier (Seitenlinie der Gürteltiere)
sowie über dem Inhaltsverzeichnis ein Allergietor.ISBN 978-3-941725-05-8
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Bestiarium Nonsens
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Christschnepfe. Eine Unterart der gemeinen Bigot-
te, wie alle Vertreter der Gattung mit bescheidener
Flugkunst, dennoch mit wenig Bodenhaftung und
immer den Himmel im Blick. Ihr Gesang weckt
uns am frühen Morgen wie eine Mahnung und
begleitet uns durch den Tag. Wir sollten uns daran
erfreuen, warum fühlen wir uns nicht wohl?
*
Darmwinde. Die Darmwinde verbreitet sich an
nebligen Tagen wie Moos oder wie ein Pilzgeflecht
über das Gestein der Herbstlandschaft. Dennoch
wird sie nicht zu den Pflanzen gezählt, sondern
zu den tierischen Selbstvermehrern, über die die
Nase zu rümpfen als unschicklich gilt.
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Dumpfbracke. In Grotten und Höhlen verbirgt
sich die Dumpfbracke vor unseren Blicken. Aus
der Dunkelheit spuckt sie unerkannt Töne, zu al-
lem fällt ihr etwas ein, und das gibt sie bedenken-
los von sich. Es ist ungewiss, was geschähe, wenn
ein Lichtstrahl auf sie träfe. Vermutlich platzte sie
oder zerfiele zu Staub.
*E-Hering. Der Hering wird je nach Genießbarkeit
in verschiedene Gruppen klassifiziert. Der A-He-
ring ist erste Wahl, aber auch B-Hering und C-He-
ring zeichnen sich durch festes Fleisch und wenig
Gräten aus. Der D-Hering ist etwas kleiner und
ver trägt kräftiges Würzen. Beim E-Hering ist be-
sonders auf Jugend und Frische zu achten. Im Al-
ter kann das Fleisch den Geschmack seiner Umge-
bung annehmen, was nicht immer erwünscht ist.
Seine Gräten sind gefährlich. Schwertfeger (1995)
ist an ihnen erstickt.
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Eichelmäher. Vor dem unerbittlichen Blick des Ei-
chelmähers ist alles gleich, Unterschiede macht er
nicht, sein Gerechtigkeitssinn ist darum sprich-
wörtlich. Mit scharfer Zunge mäht er nieder, was
heraus oder hervor ragt, und so hat nach einer Be-
gegnung mit einem Eichelmäher der kleine Unter-
schied, der einst existiert haben mag, keine große
Folgen. Er ist sogar nicht einmal mehr zu sehen.
*
Eiskater. Auch in vor Kälte klirrenden Winternächten
muss das Leben auszuhalten sein. Heißgeträn ke
wie Glühwein und Grog sind eine Ablenkung von
kurzer Dauer. Zwischen der Betäubung nachts und
der Ernüchterung am folgenden Tage erscheint
der Eiskater uns seltsam vertraut.
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Falschlange. Der Pionier der statistisch verglei-
chen den Zoologie, Schwertfeger, klassifiziert die
Falsch lange in seiner nach oben offenen Skala mit
einem Unglaublichkeitsgrad von 12 bis 13.
*Feguar. Wie ein Besen so wild bewegt sich der Fe-
guar durch Flur und Aula. Er scheint von Unruhe
getrieben, irr und wirr, nicht fähig zur Rast. Aber
ist ihm zu helfen?
*Fehlbeseezungen. Die Fehlbeseezungen schwär-
men durch das Meer der Eitelkeit, drängeln sich
zur Paarung und erobern ihr kleines Nest. Sie
wähnen sich am richtigen Platz.
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Lachmöse. Die alten Römer glaubten aus dem Mö-
senflug die Zukunft lesen zu können. Das merkwür-
dige, entfernt an Glucksen oder Kichern erinnernde
Geräusch der Lachmöse jedoch erregte erste Zwei-
fel an der Zuverlässigkeit der Vorhersagen, und
man darf wohl sagen: Es erregt auch heute noch.
Zur Gattung wäre einiges zu bemerken. Schwertfe-
ger (1984) spricht zurecht von Vögeln.
*
Luftmolch. Auf kleinen Füßen lebend macht der
Luftmolch keine großen Sprünge. Hin und wie-
der schiebt er eine Luftnummer, aber das ist schon
mehr gesagt als getan.
*
Lustrübe. Die Lustrübe ist ein sagenhaftes und
einst gefürchtetes Reptil, das warme Umgebung
bevorzugt. Nach einer ersten urkundlichen Erwäh-
nung in Feucht (Franken) verliert es sich im Dunkel
der Geschichte.
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Sehngurke. Ein langes Seufzen erfüllt die Tiefen
des Kaspischen Meeres. Das sind die einzigen
Lebensäußerungen der Sehngurke, die sich von
einer quälend langsamen Strömung über den
Meeresbo den treiben lässt. Hin und wieder gerät
sie in einen Strudel, was zu einer sonderbaren
Bewegung führt, einem kleinen Sprung aus der
Tiefe, von weitem sieht es aus wie ein hüpfendes
Herz.
*
Seidenfade. Ein Einzeller oder, wie das Institut für
geschlechtergerechte Zoologie herausfand, eine
Einzellerin ist die Seidenfade. Falls mehr über sie
zu sagen ist, wird das in einer späteren Auflage
nachgeholt.
*
Selbstzerstör. Der Selbstzerstör nimmt wahrschein-
lich kein gutes Ende.
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Inhalt
Amürbe
Bankraupe
Beschwichtel
Beutelplärrer
Biederhopf
Braugeier
Brunfthärtling
Christschnepfe
Darmwinde
Dumpfbracke
E-Hering
Eichelmäher
Eiskater
Falschlange
Feguar
Fehlbeseezungen
Fiesan
Frustfalter
Fühlmaus
Funkeltier
Gähnguru
Gaulrappe
Gewürgsziege
Gieraffe
Glattaal
Grünzling
Hassbrasse
Haubenstaucher
Hechelpfeifer
Heizschnucke
Heuchelnatter
Heulschrecke
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Hodenbose
Inbussard
Irrglauber
Jammerschabe
Jodelrecke
Kalakack
Kaltschnäuzer
Kameleon
Kanibarsch
Kaola
Kargodil
Katzbürste
Kaupappe
Klinguin
Knautschdrossel
Krachstelze
Lachmöse
Luftmolch
Lustrübe
Marode
Mießnuschel
Mistkito
Meuchelmotte
Mogelrochen
Mopf
Mörtelsittich
Murrhahn
Nutznieser
Offiziesel
Ohrensteifer
Onanilpferd
Pampelmeise
Plapperschlange
Plümerant
Psychopard
Quietschbiene
Redhuhn
Robuste
Rumpfböller
Sabberstorch
Säbelkrähe
Saftschnake
Sargnörgel
Schachtgeifer
Schalwurm
Scheltkröte
Schlammassel
Schlammschwalbe
Schniedelschnapper
Schnorrwespe
Seelefanz
Sehngurke
Seidenfade
Selbstzerstör
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Sesselqualle
Spuckspecht
Stopfling
Strickyak
Sturzgeier
Trauersaitling
Turnfalke
Ulkmuffe
Wendling
Wischtiger
Ziermade
Zimtschnalle
Zornisse
Zwirbelschuppe
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Martin Ebbertz, geboren 1962 in Aachen, aufgewach-
sen in Prüm (Eifel), studierte in Freiburg und Münster
Germanistik, Geschichte und Philosophie. Nebenbei
war er Flohmarkthändler und Antiquar und trat auf
mit dem literarisch-musikalischen Programm Gegen
den Strich. Nach einem Jahr als Lehrer in Frankreich
lebte er als freier Schriftsteller zunächst in Frankfurt
am Main, dann fünf Jahre in Thessaloniki (Griechen-
land). Seit 2000 lebt er in Boppard. Martin Ebbertz
schreibt für Kinder und Erwachsene. Er veröffentlicht
im Hörfunk und in Literaturzeitschriften wie Am Erker
oder Der Rabe. Einige seiner Bücher wie Der kleine Herr
Jaromir oder Karlo, Seefahrer an Land wurden mehrfach
ausgezeichnet.
VerstAnd, d.i. Andreas Verstappen, Zeichner, Schreiber,
Cartoonforscher, Schauspieler und Stadtführer in Frei burg
(www.historix-tours.de), geboren in Willich (Niederrhein),
wohnhaft in Merzhausen (Oberrhein). Veröffentlichun-
gen in Zeitschriften, Kalendern, Rundfunk und Fern-
sehen und Haus-Cartoonist der Literatur zeitschrift Am
Erker. Sein erster eigener Cartoonband Spring Du Lump
erscheint im Frühjahr 2010 im Daedalus Verlag. Außer-
dem erhältlich (über www.am-erker.de): Der Zimtstollen
im Schauinsland, Sagen.