Post on 03-Jul-2018
Prof. Dr. Heiner Keupp
Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Vortrag im Rahmen des Bildungskongresses der Institute bibor – EIBOR – KIBOR am 10.12.2016 in
Mainz
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
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Identität in aller Munde
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
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Meine Fragestellung
Wer bin ich in einer sozialen Welt, deren Grundriss sich unter Bedin-gungen der Individualisierung, Pluralisierung und Globalisierung radikal verändert? Sich in einer solchen Welt in einer berechen-baren, geordneten und verlässlichen Weise dauerhaft verorten zu können, erweist sich als unmöglich.
Es geht heute um die Überwindung von „Identitätszwängen“ und die Anerkennung der Möglichkeit, sich in normativ nicht vorde-finierten Identitätsräumen eine eigene ergebnisoffene und be-wegliche authentische Identitätskonstruktion zu schaffen. Aber wir müssen auch das gewachsene Risiko des Scheiterns in dieser Suche nach einer lebbaren Identität in den Blick nehmen. Viele psychosoziale Problemlagen heute verweisen auf diese Schei-ternsmöglichkeiten.
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
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Eine Vision
Die „zweite Moderne“ ist nicht nur „Risikogesell-schaft“, sondern erhöht auch – im Sinne Theo-dor W. Adornos – die Chancen für "das Ende des Identitätszwanges": "Das befreite Ich, nicht länger eingesperrt in seine Identität, wäre auch nicht länger zu Rollen verdammt", es wäre nicht mehr Erfüllungsgehilfe gesellschaftlicher Kon-ventionen und Standardisierungen. In den Ruinen des modernen Identitätsideals entsteht die Chance, "ohne Angst verschieden sein zu können".
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Kinder der Freiheit
„Kinder der Freiheit“ ist eine Metapher für eine Gesellschaft, die für Heran-wachsende historisch neue Optionen der Lebensführung eröffnet, aber auch neue Risiken des Scheiterns be-inhaltet. Das erfordert ein „Handwerk der Freiheit“. Das Gelingen setzt spe-zifische „Verwirklichungschancen“ voraus.
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Einstiegsthese 1
Die Lebensphasen Kindheit und Jugend sollen Menschen die psychosoziale und qualifikatorische Basis für ein gelingendes Erwachsenenleben schaffen. Von einer sich dramatisch verändernden globalisierten kapita-listischen Gesellschaft ist auch das Aufwachsen be-troffen. Es kommt vor allem im Bildungssystem (in Schule und Hochschule) zu einer Beschleunigung und Verdichtung der Jugendphase und zu einer Engfüh-rung durch das Ziel „employability“.
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Einstiegsthese 2
Das marktradikale Menschenbild bestimmt zunehmend die Vorstellungen gelingenden Aufwachsens. Es ist die Botschaft der vom einzelnen geforderten geistigen, seelischen und körperlichen „Fitness“: Sei bereit, dich auf alles einzulassen! Aus diesem Diskurs werden Her-anwachsende von der Botschaft erreicht, dass sie bis-lang gesetzte Grenzen überschreiten können, ja müssen, wenn sie erfolgreich an dem gesellschaftlichen Wettbewerb um Chancen und Macht beteiligt sein wollen. Wer diesen Erwartungen nicht entspricht, ist von Exklusion bedroht.
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Einstiegsthese 3
Die aktuellen gesellschaftliche Entwicklungen haben zu-nehmend die Spielräume für Experimentieren mit mög-lichen Identitätsentwürfen reduziert. Die wachsenden psychosoziale Problemen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigen uns die „Kostenseite“ dieser Ent-wicklung. Wir brauchen eine Kultur des Aufwachsens, die die Verwirklichungschancen für ein selbstbestimmtes Leben fördert – auch und gerade für Heranwachsende, die der Mainstreamnorm nicht entsprechen können oder wollen.
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Identität – Ein Krisenkonzept
„Identität kann nur als Problem existieren, sie war von Geburt an ein ‚Problem‘, wurde als Problem geboren. (…) Man denkt an Identität, wenn man nicht sicher ist, wohin man gehört. (…) ‚Identität‘ ist ein Name für den gesuchten Fluchtweg aus dieser Unsicherheit.“
Quelle: Zygmunt Bauman (1997), Flaneure, Spieler und Touristen. Essays zu postmodernen Lebensformen. Hamburg
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Identität – Kein Sicherheitshort, sondern eine Konfliktarena
„Identitäten sind hochkomplexe, span-nungsgeladene, widersprüchliche sym-bolische Gebilde – und nur der, der behauptet, er habe eine einfache, ein-deutige, klare Identität – der hat ein Identitätsproblem.“
Sami Ma‘ari
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„Identität darf alles sein, nur nicht ein-
deutig. Dann wird sie gefährlich.“
Navid Kermani
Die Identitätskämpfe im Namen Gottes, Allahs oder anderer
Ideologien zeigen uns die Wahrheit dieser Aussage.
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
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Erik H. Erikson 1902 - 1994
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
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Definition von Erik H. Erikson:
Identität bedeutet die "unmittelbare Gleichheit und Kontinuität in der Zeit, und die damit verbundene Wahrnehmung, dass auch andere diese Kontinuität und Gleichheit erkennen."
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„Das Kernproblem der Identität ist die Fähigkeit des Ichs, angesichts des wechselndes Schicksals Gleich-heit und Kontinuität aufrechtzu-erhalten.“
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Das epigenetische Schema von Erik Erikson
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
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Einschätzung der Identitätstheorie von Erik H. Erikson
Ein bleibendes Verdienst der Eriksonschen Theorie ist die Heraus-arbeitung der frühen Entwicklungsphasen (wie Urvertrauen, Auto-nomie und Initiative) für die spätere Identitätsarbeit.
Problematisch ist die Annahme einer durchnormierten Abfolge von Stufen, die gesetzmäßig durchlaufen werden müssen.
Ein traditionelles Modell des Sozialisationsverlaufes in bürgerlichen Mittelschichten wird unzulässig verallgemeinert.
Identitätsentwicklung ist ein lebenslanger Prozess und kann nicht in der Adoleszenz abgeschlossen werden.
In einer globalisierten kapitalistischen Gesellschaft verändern sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in einem hohen Maße und deshalb ist eine permanente Identitätsarbeit erforderlich.
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Die Normalitätskrise des Heranwachsens
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Erwachsenwerden ist ein Projekt, das in eine Welt hineinführt, die zunehmend unlesbar geworden ist, für die unsere Erfahrungen und unsere Begriffe nicht ausreichen, um eine stimmige Interpretation oder eine verlässliche Prognose zu erreichen. Für diese Welt existiert kein Atlas, auf den Erwachs-enen zurückgreifen könnten, um Heranwachsen-den ihren möglichen Ort und den Weg dorthin erklären zu können.
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Jugend im gesellschaftlichen Strukturwandel
Der Strukturwandel des Aufwachsens wird in der Fachdiskussion mit Be-griffen wie
„entgrenzt“, „individualisiert“, „pluralisiert“ oder „verdichtet“
umschrieben.
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
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Verdichtung
„Jugendliche müssen heute stabile und kohärente Identitäten ausbilden, was angesichts der ‚flüchtigen Moderne‘ immer schwieriger wird. Sie müssen in kürzerer Zeit mehr Wissen und mehr Kompetenzen erwerben als noch vor zwanzig Jahren. Anders formuliert: Die typischen Entwicklungsauf-gaben des Kindes- und Jugendalters sind für die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen angewachsen und müssen schneller erledigt werden.“
Quelle: Lüders, C. (2007). Entgrenzt, individualisiert, verdichtet. Überlegungen zum Strukturwandel des Aufwachsens. In: SOS-Dialog 2007, S. 4 – 10.
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Bewältigung der Entwicklungsaufgaben
unter erschwerten Voraussetzungen
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Entwicklungsaufgaben des Jugendalters
Den Körper bewohnen lernenden Umgang mit Sexualität lernen den Umbau der sozialen Beziehungenden Umbau der Leistungsbereitschaft: Schule als Entwicklungsaufgabe die Berufswahl Bildung Identitätsarbeit
Quelle: Helmut Fend (2001). Entwicklungspsychologie des Jugendalters. Ein Lehrbuch für pädagogische und psychologische Berufe. Opladen.
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Identitätsrelevante Entwicklungsthemen
12- bis unter 18-Jährige: Körper spüren, Grenzen suchen, Identität finden
Um eine stimmige Identität auszubilden, suchen und brauchen Jugendliche Herausforderungen und Grenzen. Sie benötigen genügend soziale Lern-und Erfahrungsräume auch jenseits von Schule und Elternhaus, in denen sie zum einen den eigenen Körper und die eigene Sexualität ausprobie-ren und spüren können, um so zu lernen, ihren Körper anzunehmen und zu „bewohnen“. Sie brauchen weiterhin genügend Möglichkeiten, um in ihrem Freundeskreis ihren jugend-kulturellen Interessen und Praxen nach-zugehen, die ihnen Abgrenzung und die Ausbildung von Eigenständigkeit ermöglichen, wobei dies auch Mädchen und Jungen mit Behinderungen mehr als bisher ermöglicht werden sollte.
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Identitätsrelevante Entwicklungsthemen
12 - bis unter 18-Jährige: Körper spüren, Grenzen suchen, Identität finden
Jugendliche bedürfen weiter der Unterstützung bei ihrer Auseinandersetzung mit den gesellschaftlich und medial vermittelten Botschaften des „Alles ist möglich“, denn Jugendliche in dieser Altersphase sind mit der unum-gänglichen Herausforderung konfrontiert, eine für sie stimmige Balance zwischen ihren Vorstellungen und Bedürfnissen und den hierfür vorhan-denen Möglichkeiten und Grenzen zu finden. Um mit den sich anbieten-den riskanten Freiheiten zurechtzukommen, brauchen Jugendliche auch hier Lebenskompetenzen, die ihnen neben dem Elternhaus in Settings der (non-)formalen Bildung, z. B. in der Schule und in den Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe, vermittelt werden können.
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Dekonstruktion moderner Identitätsannahmen
In der Dekonstruktion grundlegender Koordinaten mo-dernen Selbstverständnisses sind vor allem Vorstel-lungen von Einheit, Kontinuität, Kohärenz, Entwick-lungslogik oder Fortschritt zertrümmert worden.
Begriffe wie Kontingenz, Diskontinuität, Fragmentie-rung, Bruch, Zerstreuung, Reflexivität oder Übergänge sollen zentrale Merkmale der Welterfahrung themati-sieren.
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Vom Ringen um Identität in der spätmodernen Gesellschaft
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SPIEGEL-WISSEN 1/2009:
„Kann es ein festgefügtes, klar abgegrenztes Selbst überhaupt geben? Gilt nicht vielmehr ‚Ich bin viele‘, angesichts der verschiedenen Ich-Zustände und Rollen, die unser Leben be-stimmen? Und ist der Weg zum eigenen Selbst deshalb nicht ein unendlicher Suchprozess, erschwert durch moderne Technologien, die uns herausfordern?“
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Die Identitätsrisiken des flexiblen Menschenim Spätkapitalismus
„DRIFT“: Von einer „langfristigen Ordnung“ zu einem „neuen Regime kurzfristiger Zeit“.
Deregulierung: Anstelle fester institutioneller Muster netzwerkartige Struturen.
Von „festen Charaktereigenschaften“ zum „vermeiden langfristiger Bindungen“ und zur „Hinnahme von Fragmentierung“.
Deutungsverlust: „Im flexiblen Regime ist das, was zu tun ist, unlesbar geworden“.
Der flexible Mensch: ein „nachgiebiges Ich, eine Collage von Fragmenten“ - ohne Kohärenz.
Quelle: Richard Sennett: Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus 1998.
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Identitätsarbeit als Patchworking
Schon eigene Alltagserfahrungen stützen die Vermutung, dass von den einzelnen Personen eine hohe Eigenleistung bei diesem Prozess der konstruktiven Selbst-verortung zu erbringen ist. Sie müssen Erfahrungsfragmente in einen für sie sinnhaften Zusammenhang bringen. Diese individuelle Verknüpfungsarbeit bedeutet “Identitätsarbeit” und ihre Typik lässt sich mit der Metapher vom “Patchworking” auszudrücken.
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Wie finde ich heraus, wer ich bin und wer ich sein werde
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These
Identitätsarbeit hat als Bedingung und als Ziel die Schaf-fung von Lebenskohärenz. In früheren gesellschaftli-chen Epochen war die Bereitschaft zur Übernahme vorgefertigter Identitätspakete das zentrale Kriterium für Lebensbewältigung. Heute kommt es auf die indi-viduelle Passungs- und Identitätsarbeit an, also auf die Fähigkeit zur Selbstorganisation, zum "Selbsttätigwer-den" oder zur „Selbsteinbettung“. Das Gelingen dieser Identitätsarbeit bemisst sich für das Subjekt von Innen an dem Kriterium der Authentizität und von Außen am Kriterium der Anerkennung.
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Alltägliche Identitätsarbeit
Identität wird nicht mehr als Entstehung eines inneren Kerns thematisiert, sondern als ein Prozessgeschehen beständiger "alltäglicher Identitätsarbeit", als perma-nente Passungsarbeit zwischen inneren und äußeren Welten. Die Vorstellung von Identität als einer fort-schreitenden und abschließbaren Kapitalbildung wird zunehmend abgelöst durch die Idee, dass es bei Iden-tität um einen "Projektentwurf' des eigenen Lebens“.
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Identitätsarbeit: Die Balance der inneren und der äußeren Welt
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Passung: Identitäts-balance
Authentizität
Selbstvertrauen
Kohärenz
Zugehörigkeit
Vertrauen
Anerkennung
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Das Konzept Verwirklichungschancen sozialpsychologisch betrachtet braucht eine Reihe zentraler Theoriebausteine
Verwirklichungschancen
Salutogenese
SelbstwirksamkeitPositiveJugendentwicklung: 6 C´s (Lerner)
Resilienz
Handlungsbefähigung durch Empowerment
Identitätsarbeit
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Wie vollzieht sich alltägliche Identitätsarbeit? Situative Selbstthematisierungen: Erfahrungsmodi
Selbstwahrnehmung: kognitiv
Wahrnehmung des realisierten Produkts
Selbstwahrnehmung: emotional
Wahrnehmung: Leibliche Befindlichkeit
Wahrnehmung der Einschätzung
durch Andere
Identitätsarbeit ist immerverknüpfte Kognitions- und Emotionsarbeit
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Biographische Kernnarrationen
DominierendeTeilidentitäten
IdentitätsgefühlAuthentizitäts- und
Kohärenzgefühl
Geschlecht
Beruf/Arbeit
Unterhaltung/Freizeit Politik
Konsum
Handeln
EbeneMeta-
identität
EbeneTeilidentitätenz.B.
Ebenesituative Selbst-
thematisierungen
Identitätsprojekte
Wertorientierungen
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
+-
+
++
- -+
Erfahrungen in der Familie
+-
+
++
- -+
Erfahrungen in der Schule/Beruf
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-
- +
+
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++
+-
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+
Erfahrungen im Freundschaftsnetz
+-
+
++
- -+
Identitätsangebote der Medien
Identitätsrelevantes Erfahrungsmuster zum Zeitpunkt X
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-
- +
+
-
++
+-
-
+
Erfahrungen im Engagement
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Aaron Antonovsky 1923 - 1994
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Kohärenz ist das Gefühl, dass es Zusammenhang und Sinn im Leben gibt, dass das Leben nicht einem unbeeinflussbaren Schicksal
unterworfen ist.
Der Kohärenzsinn beschreibt eine geistige Haltung:
Meine Welt erscheint mir verständlich, stimmig, geordnet; auch Pro-bleme und Belastungen, die ich erlebe, kann ich in einem größeren Zusammenhang sehen (Verstehbarkeit).
Das Leben stellt mir Aufgaben, die ich lösen kann. Ich verfüge über Ressourcen, die ich zur Meisterung meines Lebens, meiner aktuellen Probleme mobilisieren kann (Handhabbarkeit).
Für meine Lebensführung ist jede Anstrengung sinnvoll. Es gibt Ziele und Projekte, für die es sich zu engagieren lohnt (Bedeutsamkeit).
Kohärenzfördernd sind die Widerstandsressourcen: Individuelle, soziale, gesellschaftliche und kulturelle Ressourcen.
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Generalisierte Widerstandsressourcen und Resilienzfaktoren
Im Individuum: organisch-konstitutionelle Widerstandsressourcen, Intelli-genz, Bildung, Bewältigungsstrategien und Ich-Stärke, emotionale Sicherheit, Selbstvertrauen.
Im sozialen Nahraum: Sozialen Beziehungen, Netzwerke, Verortung, Vertrauen und Anerkennung, zivilgesellschaftlichem Engagement.
Auf gesellschaftlicher Ebene: Anerkennung über die Teilhabe an gesellschaftlich relevanten Ressourcen (Verfügbarkeit über Geld, Arbeit, Wohnung….).
Auf der kulturellen Ebene: Zugang zu kulturellem Kapital im Sinne tragfähiger Wertorientierungen (bezogen aus philosophischen, politischen, religiösen oder ästhetischen Quellen).
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Dr. Florian Straus
Gesellschaft-liche Er-
wartungen
(+/-) Heraus-forderung
Bewältigungs-strategien
Negative Verläufe
Positive Verläufe
Subjektive Erwartungen
Fähigkeiten, Ressourcen
Belastungs-wahrnehmung
Soziale, kulturelle und ökonomische Grundstrukturen der Gesellschaft – ökologische Bedingungen
Psychologische Grundstrukturen der Persönlichkeit, genetische Disposition
S O C
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Kohärenz und Partizipation
P =Mitgestalten/-bestimmen
P =die Richtung mitbestimmen
wo wollen wir hin?
P =Transparenz
(was? Wer? mit wem? Warum?)
SOC
Verstehen
Beeinflussen
Sinn sehen
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
PositiveEntwicklung
Caring = Fürsorge & Mitgefühl
Connection = Bindung
Confidence = Vertrauen
Character
beruflich
emotional
sozial
kognitiv
Empathie
Identifizierung mit Anderen
Achtsamkeit
Beziehungen zu Anderen IdentitätSelbstwirksamkeit Selbstwertgefühl
moralisches Handeln
Selbstkontrolle Spiritualität
Die 5 Cs Positiver Entwicklung: „Gedeihen“ (Thriving) von
Richard M. Lerner
Competence
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Confidence = Vertrauen
Ein 6. C Positiver Entwicklung kommt dazu: „Gedeihen“ (Thriving) von
Richard M. Lerner
Contribution = Beitrag
IchFamilie
GemeinschaftZivilgesellschaft
CharacterCompetence
Caring = Fürsorge & Mitgefühl
Connection = Bindung
PositiveEntwicklung
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Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter
Verwirklichungschancen für die Identitätsarbeit
(Ur-)Vertrauen als Basis für Selbstvertrauen
Herstellung eines kohärenten Sinnzusammenhangs.
Die Fähigkeit zur persönlichen „Grenzziehung“.
Zeitkompetenz: Reflektierter Umgang mit Zeitressourcen
Sie brauchen „einbettende Kulturen“.
Sie benötigen eine materielle Basissicherung.
Sie benötigen die Erfahrung der Zugehörigkeit.
Sie brauchen einen Kontext der Anerkennung.
Beteiligung am alltäglichen interkulturellen Diskurs.
Sie brauchen zivilgesellschaftliche Basiskompetenzen.
Prekäre Lebenslagen Jugendlicher und Sucht als Bewältigungsversuch