Post on 31-Jul-2022
Herausforderungen und Chancen bei der Sanierung von Bergbaualtlasten:
Erfahrungen aus dem MinSus-Projekt in Chile und Peru
Mag. rer. rat. Achim Constantin (BGR)
Veranstaltung der AHK-Peru am 09.12.2020
„Bergbaunachsorge - Grubenschließung und Potenzial für Sekundärbergbau in Chile und Peru“
Fotos: A. Constantin
Agenda
- Vorstellung BMZ Regionalvorhaben MinSus
- Pilotprojekt Althalden “La Ciénega” in Peru
- Situation Bergbaualtlastenmanagement in Peru und Chile
- Herausforderungen/Chancen
Regionale Kooperation zur nachhaltigen Gestaltung
des Bergbaus in den Andenländern (MinSus)
Region
Auftraggeber
Laufzeit
Partner
Ziel
Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Regionaler Träger: UN- Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL)
Durchführungspartner: Ministerien; Bergbauverbände; Zivilgesellschaft; Privatsektor; Universitäten; Außenhandelskammern
Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Peru
Die Andenländer verfügen über konzeptionelle Voraussetzungen
zur Orientierung ihres nationalen Bergbaus an ausgewählten
Sustainable Development Goals (SDG).
Seit 10/2016; GIZ-Modul bis 09/2021; BGR-Modul bis 03/2021
Regionale Kooperation zur nachhaltigen Gestaltung
des Bergbaus in den Andenländern (MinSus)
Politik- und Strategie-beratung
Stakeholder-governance
Technologie-transfer und Innovations-förderung
Umsetzungsprinzipien
▪ Universalität
▪ Niemanden zurücklassen
▪ Integrierter Ansatz
▪ Niemanden zurücklassen
▪ Integrierter Ansatz
▪ Gemeinsame Verantwortung
▪ Rechenschaftspflicht
▪ Universalität
▪ Integrierter Ansatz
Handlungsfelder SDGs
Altlastenmanagement
und
Bergwerksschließung
Wasser- und
Energieeffizienz in
Bergbauprozessen
Pilotprojekt Althalden“La Ciénega” (Pataz Peru)
Ausgangssituation
➢ Bergbaualtlasten: 5 verlassene Spülhalden + Anlagenkomponenten
➢ Ehemaliger Goldbergbau
➢ Althalden: ca. 90.000 t Material
➢ Nutzung der Halden durch Bevölkerung (Spiel- und Sportplatz)
➢ Konzessionsinhaber aktuell: Poderosa S.A. (nicht Sanierungspflichtiger)
➢ Bis 2016 keine Informationen zu Schad- bzw. Wertstoffgehalten
Pilotprojekt Althalden“La Ciénega” (Pataz Peru)
Bisherige Ergebnisse:
➢ Materialuntersuchungen an den Halden durch BGR (2016):
▪ Verdacht der Umwelt- und Gesundheitsgefährdung erhärtet (Pb, Cd, As
über dt. Prüfwerten Boden-Mensch und ECA Peru)
▪ Wertstoffpotential (ca. 1,5 g/t Gold, insg. ca. 135 kg) nachgewiesen
➢ Gründung eines Runden Tisches zur Sanierung von “La Ciénega” (Nationale,
regionale und lokale Behörden, Poderosa, Zivilgesellschaft)
▪ Sensibilisierungskampagnen mit Bevölkerung
▪ Schutz- und Beschränkungsmaßnahmen
▪ Bau eines alternativen Sportplatzes durch Poderosa (in Planung)
▪ Aufnahme von La Ciéngea 08/2019 in Prioritätenliste MINEM und
Prüfung von Finanzierungsoptionen für Sanierung (AMSAC, OXI)
Sensiblisierungskampagne 2018
Mesa Redonda in Trujillo, 07/2019
Pilotprojekt Althalden“La Ciénega” (Pataz Peru)
Laufende Untersuchungen:
➢ Beratung des Runden Tisches, Bergbauministerium und Regionalregierung von La Libertad
➢ Prüfung von alternativen Sanierungsvarianten für die Althalden:
▪ Sicherungsmaßnahmen (Studie UMTEC, abgeschlossen)
▪ Umlagerung in Bergeteich von PODEROSA, mit/ohne vorheriger Aufbereitung
➢ Machbarkeitsstudie zur Wiederaufbereitung des Haldenmaterials: mineralogische und metallurgische
Untersuchungen (Labor- und Technikumsversuche mit INGEMMET, PUCP, BGR); Ziele:
▪ Gewinnung von residualem Gold => Ko-Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen
▪ Dekontamination des Haldenmaterials (Abreicherung von Py/AsPy => Reduktion Schwermetalle + AMD)
Mesa Redonda in Trujillo, 07/2019
Relavera Hualanga (Poderosa), 07/2019 Probenahme 10/2019 Laboranlage PUCP
Situation Bergbaualtlastenmanagement: Peru
➢ Bergbaualtlasten aus Jahrhunderten metallischer Rohstoffgewinnung (Au, Ag, Cu, Zn, Pb, Hg)
➢ Entstehung:
▪ unsachgemäßer Betrieb und Schließung von Bergwerken im industriellen und artesanalem Maßstab
▪ Fehlende oder unzureichende Umweltstandards, bzw. Mängel bei Einhaltung und Kontrolle
➢ Hauptrisiken für Mensch und Umwelt:
▪ Physikalische Risiken (Dammbrüche, Rutschungen, Setzungen, kollabierende Infrastruktur, etc.)
▪ Schadstoffquellen: Bergbauabfälle-/Aufbereitungsrückstände, saure Grubenwässer
▪ Verunreinigungen des Wassers, Boden und Luft
Ticipampa, Ancash Cleopatra, Hualgayoc, CajamarcaPacococha, Huancavelica
Metallurgischer Komplex “La Oroya”, Junín
ALTO MARCAVALLE
CHUCCHIS
HUARI
MARGEN
DERECHA
MANTARO
ZONA URBANA
FUNDICION DE
LA OROYA
REMEDIACIÓN DE
SUELOS ZONA
URBANA – 150 ha
REMEDIACIÓN DE
SUELOS ZONA RURAL
– 6 000 haFuente: AMSAC, 2015
▪ Unter den Top 10 der kontaminiertesten Orte der Welt
▪ Abbau von polimetallischen Erzen
▪ Verhüttung seit 1922 (Pb, Zn, Cu + Wertmetalle);
Produktion seit 2009 weitestgehend eingestellt
▪ ~ 2300 km2 verunreinigte Böden (v.a. Pb, Zn und As).
▪ Bodensanierungen durch den peruanischen Staat laufen
▪ Weltweit einer der am höchsten mit Quecksilber verunreinigten Orte
▪ 400 Jahre Abbau (Mina Santa Barbara) und Verhüttung von Hg-Erzen
▪ Bodenkontaminationen mit Hg, Pb und As
▪ Raumluftgehalte von Hg in Adobe-Häusern (ca. 3500 Stück) deutlich über WHO
und ARSDR Grenzwerten (Studie EHC, 2015)
Fuente: Nick Robins, 2017
Huancavelica – Altlasten aus der Kolonialzeit
Quimbaletes en Chala, Arequipa Planta de cinuarización en Chala, Arequipa
Alt- (und Neu)lasten aus dem Gold-Kleinbergbau
▪ Häufig informelle/illegale Betriebe => unzureichende Umweltstandards-/Kontrolle
▪ Aktuell ca 500.000 Kleinbergleute in Peru, davon 1.400 formalisiert (Stand: 2019)
▪ ca. 14 % der Goldproduktion stammen aus Kleinbergbau (ca. 600.000 Oz/Jahr)
▪ Schadstoffbelastungen mit Hg + CN aus Extraktionsprozess; Schwermetalle/As in
Aufbereitungsrückständen (Tailings) in Boden und Luft (Staub)
Situation Bergbaualtlastenmanagement: Peru
1992 2004 2005 20171993 2013 2014
Reglamento para la protección ambiental en la
actividad minero -metalúrgica.
Ley General de Minería
Ley de PasivosAmbientales Mineros
Reglamento de Pasivos Ambientales
de la Actividad Minera
Estándares de CalidadAmbiental (ECA) para Suelos
DisposiconesComplementarias al ECA
para Suelo
Proyecto: Actualización del ECA para Suelo y proyecto de DS que
aprueba Criterios para la Gestión de Sitios Contaminados
Peru ist das einzige Land im Andenraum mit einem Gesetz zu Bergbaualtlasten und Bodenkontaminationen
Nationales Programm zur Sanierung von Bergbaualtlasten
Fuente: AMSAC, 2017
➢ ~ 9000 BAL (~ 900 Ex-BE) in Kataster des MINEM
➢ ~ 1.000 BAL saniert (2008-2017) durch AMSAC
➢ 130 Mio USD investiert (2008-2019) durch AMSAC
➢ Tlw. Kofinanzierung von Unternehmen
Quelle: AMSAC 2019
Herausforderungen/Chancen in Peru
Verantwortlichkeiten unklar: z.B.Sanierungspflicht nur für Handlungsstörer, nicht für
Zustandsstörer; residuale Pflichten nach freiwilliger Sanierung
Keine gesicherte und längerfristige Finanzierung für BAL-Sanierung vorhanden
Altlastenkataster: Aufnahme Wiederaufbereitungspotential von Althalden
Fehlende klare Zuständigkeiten bei den Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden
Zentralistisches BAL-Management: keine Projekte auf regionaler oder lokaler Ebene
Fehlende Beteiligungsmechanismen für die Bevölkerung bei BAL-Sanierungsprojekten
Förderung der freiwilligen Beteiligung bei BAL-Projekten durch Privatsektor;
Berücksichtigung von BAL bei Konzessionsvergabe
BAL-Thema ist für Staat/Privatsektor prioritär (“social licence to operate”)
Anwendung innovativer Erkundungs- und Sanierungsmethoden
HHRR bei Behörden und Dienstleistern (Qualität/Quantität)
➢ Bislang kein Gesetz oder staatl. Programm zur Sanierung von BAL
➢ Private Initiativen zur Sanierung von BAL (insb. Umlagerung,
Wiederaufbereitung)
➢ Inventar des geol. Dienstes SERNAGEOMIN zu Bergeteichen mit
vorläufiger Risikobewertung und Daten zum Schad-/ Wertstoff-
potential aus CAMCHAL-BGR-Projekt (ings. 742 Stück)
➢ Seit 2020: Nationaler Plan für Ablagerungen von
Bergbaurückständen (Plan Nacional de Depósitos de Relaves):
1. Sicherheit: z.B. Online-Monitoring von Bergeteichen
2. Umwelt: z.B. Sanierung von BAL als Kompensationsleistung
bei UVP-Verfahren; öffentlich-private Vereinbarungen
3. Kreislaufwirtschaft und Innovation: z.B. Nutzung des
Wiederaufbereitungspotentials von Althalden
Situation Bergbaualtlastenmanagement: Chile
Herausforderungen/Chancen in Chile
Keine staatlichen Sanierungsprogramme für BAL
Fehlender gesetzlicher Rahmen
Behörden fachlich gut aufgestellt, aber unklare/fehlende Zuständigkeiten für BAL
BAL-Problematik soll von Privatsektor gelöst werden
Große Volumen an Rückständen aus der Kupferproduktion: (ca. 10 Mrd. Tonnen)
Wiederaufbereitungspotential in Rückständen (Cu, Co, Fe, RREE), Wirtschaftlichkeit?
Öffentlicher und privater Sektor in Chile offen für Innovation / internat. Know-How
Vielen Dank!
Achim Constantin
BGR-Projektleiter
Regionalvorhaben „Kooperation zur nachhaltigen
Gestaltung des Bergbaus in den Andenländern“
http://minsus.net/
achim.constantin@bgr.de