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Nr. 13825 Februar 2014
ISSN Nr. 0997 - 6981www.werkzeug-technik.com
CYAN MAGENTA JAUNE NOIR
WerkzeugTechnik
Technologie - System - Logistik
Die Fachzeitschrift der Schneidwerkzeuge und Meßtechnik für die Metallbearbeitung
SONDERDRUCK
ausschließen. Durch die r ichtige Reihenfolge (Entschichten vor demNachschleifen) werden die durch dasEntschichten verursachten Schneid-stoffbeschädigungen eliminiert (Bild 2).Dies wäre bei Lohnbeschichtung nurdurch Verdopplung des Transportauf-wandes möglich.
Priorität-5: Service
Hierbei geht’s in erster Linie darum,wie stark sich der Schichtanbieter umden Schichtanwender kümmert.
In 2006/07 führte die Firma
L.E.K. [1] eine große Umfrage
unter den Anwendern von
PVD-Schichten durch.
Die Hauptfrage war, was sind
die wichtigsten Kriterien bei
der Anwendung von
Beschichtungen. Die Befragten
waren überwiegend
Werkzeugschleifer mittlerer
und kleiner Größen.
Die Antworten und ihre
Rankings nach Wichtigkeit gaben
die klaren Gründe an (Bild 1),
warum sich die In-House-
Beschichtung gegenüber
Lohnbeschichtung in den letzten
Jahren so rasant verbreitete.
Die 10 Hauptgründe der In-House Beschichtung
BESCHICHTEN
T. Cselle, CEO, PLATIT AG, Selzach, Schweiz
Priorität-1: Antwortzeit
(Lieferzeit, Produktionszeit)
Kein Lohnbeschichter kann die Werk-zeuge schneller abholen, beschichtenund zurückliefern als die eigene Be-schichtungsanlage, die in der Produktionintegriert ist.
Priorität-2: Einfache Logistik
Die besten Lohnbeschichter erarbei-teten sehr professionelle Logistik-Methoden für� Vorwaschen, Einpacken, Auspacken,
Reinigen, Chargieren, Beschichten, Qualitätskontrolle, wiederholtes Ein-packen, wiederholtes Transportieren,wiederholtes Auspacken, wiederholteQualitätskontrolle und Beschriften.Durch die mehrfach ausgeführten Tä-
tigkeiten und durch die örtliche Tren-nung ist die Fehlerwahrscheinlichkeitbeim Lohnbeschichten selbstverständ-lich um ein Mehrfaches höher als beider In-House-Beschichtung. Dement-sprechend belegen die Statistiken, dassdie meisten Fehler und Beschädigungendurch den Transport passieren.
Priorität-3: Regionale Präsenz
Näher als in dem eigenen Betriebgeht’s nicht.
Priorität-4: Qualität
Mittlerweile geben sogar die Lohn-beschichter (die auch Anlagen verkaufenwollen) zu, dass die Beschichtung keineAlchemie ist und entsprechende Quali-täten auch ohne Doktoren In-House pro-duziert werden können.
Die In-House Beschichtung kann sogar ein wichtiges Qualitätsproblem
Bild 1: Was ist wichtig für die Schichtanwender?
Die 10 bedeutendsten Kriterienund ihre Wichtigkeit, steigend
von 0 bis 5.
Bild 2: Prozessabläufe mit Lohnbeschichtung und In-House-Lohnbeschichtung.
– Vom Lohnbeschichter erwartet der An-wender in erster Linie ein wöchentli-ches “Kümmern“.
– Bei der Auswahl des Systemlieferan-ten einer In-House-Beschichtung musser in erster Linie darauf schauen, ober eine Turnkey-Lösung (Bild 3) mitkomplettem Know-how aus einerHand bekommt [2].
Priorität-6: Preis, Kosten, Gewinn
Die (Lohn)Beschichtung war in den80er, 90er und auch Anfang des neuenJahrtausends eine Geldmaschine. Abersie ist auch heute noch sehr profitabel.Sehr zutreffend ist das Statement vomWerkzeughersteller, Günther Wirth: „DieBeschichtungsanlage? Die war die besteInnovation meines Berufslebens.“
Priorität-7: Eigene (exklusive)
Schichten
Das Interesse des Lohnbeschichtersist ganz eindeutig die Produktion (mög-lichst) weniger Standardschichten in(möglichst) großen, hochproduktivenGroßanlagen. An Herstellung von spe-ziellen, für sich exklusiven Schichtenbeim Lohnbeschichter können nur dieganz Großen denken. (Aber eigentlichsie auch nicht, bzw. sie haben längst ei-gene In-House-Zentren).
Durch die sg. “dedicated Schichten“in der eigenen Beschichtung schaffensich auch mittlere, aber auch ganz kleineWerkzeughersteller und NachschleiferAlleinstellungsmerkmale. Durch diese,an die Anwendung angepassten Schich-ten ist die Anzahl der auf dem Marktverfügbaren Schichten wahrlich explo-diert [3].
BESCHICHTEN
Priorität-8: Breites
Schichtspektrum
Um viele, verschiedene Schichten ineiner Anlage ohne große Umrüstungs-arbeiten und –kosten abscheiden zu kön-nen, braucht man sehr flexible Be-schichtungssysteme. Dazu bietet sicham besten die LARC®-Technologie mitrotierenden Kathoden an [2]. Die An-lage generiert die verschiedenen Schich-ten aus unlegierten Kathoden per Soft-ware. Heute können z.B. mit der Anlageπ 311-ECO über 30 Schichten bei mini-maler Rüstzeit hergestellt werden.
Priorität-9: Kapazität nach Bedarf
In den großen Anlagen der meistenLohnbeschichter werden verschiedeneWerkzeuge gemischt, mit gleicher Stan-dard-Schicht, bei gleicher Schichtdickeversehen. Sicherlich nicht optimal fürhöchste Leistungen. Deswegen bieteneinige Lohnbeschichter mit kleinen Anlagen exklusive Chargen an. Der Anwender kann an bestimmten TagenMaschinen-Chargen kaufen, wobei nurseine Werkzeuge, nach seinen Parame-tern (z.B. Schichtdicke, Farbe etc.) ver-sehen werden.
Der In-House-Beschichter kannseine Kapazitäten nach seinem Be-darf wesentlich flexibler planen undausnutzen. Dazu steht ihm eine sehrbreite Palette von kleinen, über mit-telgroßen bis großen Beschich-tungsanlagen zur Verfügung (z.B.die 11-er Serie von PLATIT [4]).
Priorität-10: Neue innovative
Schichten
Dafür sind wieder sehr flexibleAnlagen notwendig, mit denen mander Innovation des Marktführersfolgen, besser sie überholen kann.Es ist nur dann möglich, wenn die Anlagen voll nach dem Prinzip“Open Source“ arbeiten. Vor 15 Jahren glaubte niemand, dassmittelgroße oder sogar kleine Werk-zeughersteller eigene Hochleis-tungsschichten selber kreieren kön-nen. Die zahlreichen, auf demMarkt erfolgreich eingeführtenSchichten beweisen das Gegenteil(z.B. [5], [6], [7], [8], [9]…)– Nanosphere: eine AlCr-basierte
Schicht zum Abwälzfräsen [5],– FeinAl: eine AlCr-basierte Schicht
zum Feinstanzen [6],– Unicut: eine TiAlCN-basierte
Schicht zum Fräsen [7],– Endutech-Blue: eine TiAlSi-
basierte Schicht zum Bohren [8],– Igneus: AlTi-basierte Schicht zum
Fräsen [9].Diese, meistens exklusiven, an
die spezielle Anwendung ange-passten, “dedicated“ Schichten brin-gen eindeutig bessere Leistungen[10] als die von den Lohnbeschich-tern erreichbaren universellenSchichten. Neben den 10 Gründenist dies gerade das Hauptziel der In-House-Beschichtung.
References:[1] Thin-Film Coating Market – L.E.K. Consulting GmbH, München, 2007[2] Kompendium 2014 – PLATIT AG, Selzach/SO, Schweiz[3] Cselle. T.: Anpassung – Integration – Offenheit – Neue Regeln in der Beschichtungsindustrie
Werkzeug-Technik, Boulogne, Nr. 118, Februar/2011, p. 38-43[4] 11-er Anlagen mit 4 Schichtgenerationen
Werkzeug-Technik, Boulogne, Nr. 135, September/2013, p. 166-173[5] http://www.lmt-tools.de/waelzfraeser-mit-nanosphere-beschichtung/[6] http://www.feintool.com/ [7] http://www.fraisa.com/en/assets/media/pdf/kataloge/en/New_tools_2012-1_Milling.pdf[8] http://www.endutech.de/[9] http://www.schlenker-wzs.de/beschichtungsanlage.pdf
[10] http://de.slideshare.net/LMTGroup/fachartikel-nanomold-gold
Bild 3: Beispiel-Layout eines In-House-Beschichtungssystems.