Post on 14-Mar-2016
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Flurfunk – Kopenhagen 1
flurfunk 11
Flurfunk – Kopenhagen2
HamburgKopenhagenDüsseldorfNew YorkKrakauOstsee
BaliChina
3Flurfunk – Editorial
Zugegeben: Es sind die großen Fragen, die uns beschäftigen. Sie sorgen für ausreichend Gesprächsstoff, sie bringen jeden dazu, ganz
gewöhnliche Dinge zu sagen – so unter Kollegen.
Editorial
Nein, diesmal geht es nicht um „Mahl-zeit!“ (lesen Sie hierzu bitte Flurfunk 10, das Grüne Menü) - es geht um das neugie-rige „Und? Wohin fährst du dieses Jahr?“, je nach Antwort und eigener Veranlagung fortgesetzt mit Sprüchen wie „Echt? Da wollte ich auch immer schon mal hin!“, oder leicht gelangweilten Seufzern à la „Da musste ich immer mit meinen Eltern hinfahren“ (ältere Semester sagen „Ooch, da war ich schon hundert Mal“).
Wie auch immer: Es sind diese be-rühmten schönsten Tage im Jahr, über die Menschen in den durchschnittlich 330 ur-laubsfreien Tagen des Jahres gern reden. Weil es doch noch so viel zu planen gibt. Weil die fremde Sprache geübt, der Rei-seführer gekauft, der Koffer gepackt wer-
den muss. Oder man von Freud und Leid der jüngsten Tour berichtet. Wie schön es doch war. Und natürlich viel zu kurz. Ent-spannung beginnt schließlich erst in der dritten Woche. Und bitte total offline!
Der Flurfunk, jenes Geräusch zwi-schen den Schreibtischen, ist jedenfalls voll von lustigen Begebenheiten, Berich-ten über fieses Essen, merkwürdigen In-ländern, tollen Architekturen und sandi-gen Stränden. Und weil Mobilität schon in Gänze unseren Arbeitsalltag prägt (nicht nur die nordische Variante) und wir alle in diesem Jahr ziemlich viel unterwegs waren, haben wir diesmal der freien Luft dieses Heft gewidmet - viel Vergnügen bei der Lektüre!
4 Flurfunk – Unterwegs
EinE agEntur untErwEgs
Janna – Kopenhagen Seite 12-17
Anna – HamburgSeite 6-11
Nicola & Nils – New York
Seite 20-23
Flurfunk – Unterwegs 5
Dennis – China
Seite 36-41
Wilhelm – BaliSeite 32-35
Gianna – Krakau
Seite 24-25
Lisa – Ostsee Seite 26-29
Flurfunk – Hamburg6
Mit der Agentur unterwegs in Hamburg. Beim Kuhrt- Betriebsausflug im Oktober gab es neben reichlich Astra und
Fischbrötchen vor allem eines: feinste Sonnenlaune.
Hamburg – Ein HErbstmärcHEn
7Flurfunk – Hamburg
Mit einem Hauch von Nostalgie ging es los. Im holzverkleideten Privatabteil ei-nes in die Jahre gekommenen HKX fuh-ren wir Richtung Hamburg. Wir lauschten französischen Chansons, die Sonne blitze durchs Fenster und die Stimmung unter uns Kollegen war ganz ausgezeichnet.
In Hamburg angekommen, bunker-ten wir nur kurz unser Gepäck im Hos-tel. Dann ging es direkt weiter zur Sight- seeing-Tour. Und die Hansestadt machte es uns leicht: Mit nur einem Gruppen-Ti-cket für den ÖPNV konnten alle Sehens-würdigkeiten erkundet werden – auch mit dem Boot!
Ein Hauch von Nostalgie Im Privatabteil nach Hamburg
Ankunft im Schanzenviertel Zwischen Hipstern und Punks
Unser erstes Ziel, die Speicherstadt, hatte zuvor noch keiner von uns gesehen. Umso beeindruckender war der Anblick: Im Lichtspiel der Oktobersonne wirkten die symmetrisch angeordneten Gebäude wie ein am Computer erstelltes Modell.
Mitten in dieser imponierenden Ku-lisse hatte einer unserer Kunden, der Onlinestore found4you, seine Räumlich-keiten. Eine gute Gelegenheit, ihm einen Besuch abzustatten. Dort saßen wir dann im Showroom zusammen und kamen uns – zwischen all den sorgfältig arrangierten Designer-Möbeln – ein wenig vor wie die Darsteller einer Soap-Opera.
8 Flurfunk – Hamburg
Gefühlte 500 Krabben zwischen
zwei Brötchenhälften
Nach diesem wirklich netten Abste-cher und einer anschließenden Betriebs-führung war es an der Zeit für einen an-ständigen Snack. Also machten wir uns wieder auf den Weg.
Unser Ziel war die „Fischbrötchen-bude 10“ auf den Hamburger Landungs-brücken. Dort sollte es schließlich die besten Fischbrötchen der Stadt geben. Die größten werden es definitiv gewesen sein, wurden doch jeweils gefühlte 500 Krabben zwischen zwei Brötchenhälften gepresst. So oder so: In Verbindung mit einem kühlen As-tra und Blick auf die Elbe war das ein ganz phantas-tischer Imbiss.
Weiter ging es mit der Fähre zum Elbstrand. Der war dem Wetter entsprechend gut gefüllt. Unsere Drinks konnten wir trotzdem direkt am Wasser genießen – im Sand, im Oktober! Auch die Fahrt entlang der Elbe war ein echtes Highlight: Vorbei an Kränen, Ausflugs-dampfern und beeindruckenden Bauten gab es neben reichlich Sonnenschein auch ein wenig Hamburger Brise auf die Mütze.
Auf dem Rückweg ins Schanzenviertel machten wir noch einen kurzen Abstecher nach St. Pauli, was zu dieser nachmittägli-
chen Uhrzeit aber noch recht unspektaku-lär wirkte. Ohnehin hatte das Schanzen-viertel für uns mehr zu bieten. Auch am darauffolgenden Samstag. Wir entdeck-ten die Straßen um uns herum, samt Floh-markt und vielen interessanten Geschäf-ten. An jeder Ecke war spürbar, dass sich die gesamte Gegend im Umbruch befin-det – vom ehemals abgewrackten, eher autonomen Bezirk hin zum Szeneviertel. Wir sahen vollplakatierte Wände neben ordentlich drapierten Auslagen ansässi-ger Bio-Läden und Hipster-Bars unweit besetzter Häuser. Janna kam aus dem
Fotografieren nicht mehr raus. Aber gut, sonst hätten wir jetzt auch nicht so schöne Fotos.
Nach einem entspannten Sam-stagnachmi t tag folgte dann die fei-
erliche Abendgestaltung – mitten im bun-ten Getümmel des nächtlichen Schanzen-viertels. So viel sei verraten: Es war eine tolle Nacht, mit vielen interessanten Leu-ten und eigentümlichen Drinks.
Überraschend fit ging es am Sonntag-morgen zurück nach Düsseldorf. Diesmal zwar nicht in einem eigenen Abteil aber das machte nichts. Schließlich waren wir noch total geflasht vom Wochenende und hatten auch so unseren Spaß. Kann man aber auch nur – mit so lustigen Kollegen!
Flurfunk – Kopenhagen 9
Hamburger Speicherstadt Symmetrie im Lichtspiel
Flurfunk – Hamburg10
Wie am Set einer Daily-Soap Netter Treff im Showroom von found4you
Prall gefüllt
Fischbrötchen auf den Landungsbrücken
Am Elbstrand Sommerliches Getümmel im Oktober
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St. Pauli am Tag
Warten aufsrote Licht
Nachts im Schanzenviertel Strandstühle und exotische Drinks
Flurfunk – Hamburg
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Leonardo da Vinci konnte quasi alles. Er war Maler, Bildhauer, Ar-chitekt, Anatom, Mechaniker, In-genieur und Naturphilosoph. Und Anfang dieses Jahres durfte ich dank ihm sechs Wochen nach Ko-penhagen. Nun gut, er selbst war vielleicht nicht unmittelbar betei-ligt, dafür aber ein Programm mit seinem Namen. Und er hätte es si-cher tatkräftig unterstützt.
KopEnHagEn – drEi anzügE und Ein KapuzEnpulli
Vor Ort machte ich schnell die erste Begegnung mit dem dänischsten aller Buchstaben, dem durchgestrichenen O: Meine Wohngemeinschaft lag im Stadt-teil Østerbro. Ein harmloses Herantasten an eine Sprache, die sich auf Dauer als so vertraut und gleichzeitig so unwahr-scheinlich fremd zeigt, dass es einen beim Zuhören erschöpft.
Die Agentur, die für die nächsten sechs Wochen mein Arbeitsplatz sein soll-te, lag fünf Minuten von meiner Wohnung entfernt. Eine ideale Strecke für eine Fahrt mit dem Fahrrad, dachte ich.
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Flurfunk – Kopenhagen14
Und musste feststellen: So hatte ganz Kopenhagen wohl auch gedacht. Es war Bike Rush Hour! Panisch strampelte ich mit meinem Ömmel-Bike zwischen den abertausenden Fahrradfahrern hin und her. Daran würde ich mich noch gewöh-nen müssen.
Kunde & Co war eine große Agentur – mit fünfzig Kreativen und hundert Bera-
AgenturKunde & Co
tern sogar größer als das, was ich bisher gewohnt war. Aber ich wurde freundlich aufgenommen und schnell in die Arbeit einbezogen. Ich fühlte mich sofort wohl. Nur die Berater irritierten mich bis zum Schluss. Ständig trugen sie Anzug, waren jederzeit für ein überzeugendes Werbe-gespräch herausgeputzt. Wenn man ihre schicken Schuhe über den Boden kla-
Flurfunk – Kopenhagen 15Flurfunk – Kopenhagen 15
Paludan Bogcafe
Freistadt Christiania
Frauenkirche
ckern hörte, wusste ich: Sie waren nicht weit. Einmal reihten sie sich zu dritt hinter mir auf, um meine Arbeit zu sehen: Drei Anzüge und ein Kapuzenpulli. Wirklich als Team fühlte ich mich nie mit ihnen.
Abends nach der Arbeit und am Wo-chenende erkundete ich die Umgebung. Und schloss Kopenhagen in mein Herz.
Was für eine wunderbare Stadt! Am liebs-ten mochte ich die Frauenkirche, den Meat District und das Paludan Bogcafé. Wer einmal in Kopenhagen ist, sollte un-bedingt dorthin! Und schreibt mir eine Postkarte:
Janna Lichter, Kuhrt Kommunikation, Königsberger Straße 1, 40231 Düsseldorf
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Neue Carlsberg
Glyptothek
Meat District
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Louisiana Museum of Modern Art
Kongens Nytorv
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20 Flurfunk – New York
Nils & NicolaiN New york
21Flurfunk – New York
22 Flurfunk – New York
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Den Reiseführer studiert, Tasche gepackt und ab in den Flieger. Noch im Flugzeug sitzend erhaschen wir pünktlich zum Sonnenaufgang den ersten Blick auf die Stadt. Im Zentrum von Krakau ange-kommen, beziehen wir unsere Unterkunft. Die kleine Ferienwohnung wirkt von außen zwar recht abgewrackt, dafür von innen aber umso schöner – weit entfernt vom Drei-Sterne-Hotel-Feeling.
Eine Reise nach Krakau ist auch eine Reise in eine dunkle Vergangenheit: Rund um die Stadt befinden sich wesentliche Schaupätze des zweiten Weltkriegs. So auch in einem kleinen Industriegebiet, weitab vom hübschen Stadtkern. Hier steht die durch den Film „Schindlers Liste“ bekannte Schindler-Fabrik samt Museum. Knapp eine Stunde Zugfahrt entfernt, vor den Toren der Stadt, wird es noch düs-terer. Hier befindet sich das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Eine einprägsame Erfahrung, die man erst einmal verarbeiten muss.
Zurück im Hier und Jetzt von Krakau pulsiert das Leben – wie zum Trotz. Bun-te Märkte laden zum Bummeln ein und unzählige Bars sowie Restaurants wollen entdeckt werden. Die Preise in der Gas-tronomie sind recht moderat. Aber nicht die erschwinglichen Bierpreise machen einen Abend in Krakau legendär. Es sind die unglaublich freundlichen Menschen!
FünF tagE KraKau – im HiEr und JEtzt
Rynek GlownyDas Herz der Stadt mit der imposanten Tuchhalle und der Marienkirche. Eine Fülle von Bars, Cafés, Restaurants und Lädchen bieten unverschämt gutes Essen und viele Möglichkeiten zum Zeitvertreib.
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Lubu dubuEin ‚Muss‘ für jeden tanzwütigen Tou-risten. Auf mehrere Etagen sammeln sich hier Clubs im abgerockten 50er- Jahre- Stil. Ein besonders kreativer Besucher kam mit diesem Gefährt angeradelt.
Josefa Pilsudskiego BrückeDie Stahlbogenbrü-cke ist nicht nur einer von vielen We-gen über die Weich-sel, sondern auch zu einem Wallfahrtsort für verliebte Paare geworden, die sich hier verewigen möchten.
26 Flurfunk – Kreuzfahrt
Die Kreuzfahrt war sehr schön. Sieben Städte in zehn Tagen und dazwischen die totale Entspan-nung. Ich bin siebenundzwanzig.
untErwEgs auF dEr ostsEE: das prinzip KrEuzFaHrt
und Vati alle Verantwortung im Urlaub tru-gen. Was waren das schöne Zeiten! Auch schön und mit jedem Tag entspannender ist das fehlende Internet. Man könnte es buchen, doch das ist teuer und was genau machen wir eigentlich zu Hause nochmal den ganzen Tag im Internet?
Ich verstehe das Image des Rentner-schiffs. Auch auf unserer Fahrt lassen es sich viele Senioren gutgehen. Aber wel-chen Einfluss haben sie auf meine Rei-se? Ob der Urlaub ein Erfolg wird, liegt doch vor allem in meiner Hand. Auch die Kreuzfahrt durch die Ostsee war ein tolles Erlebnis.
Ich, ein Spießer? Diese Häme prallt an mir ab – denn es war ein fantastischer Urlaub.
Natürlich ist das Leben auf dem Schiff gewöhnungsbedürftig. Doch schnell ler-nen wir: Das Fröhlichkeitsprogramm an Bord ist nicht zwangsverordnet. Junge Menschen wie wir können an Seetagen auch einfach abhängen. Allzu viel Zeit da-für bleibt bei sieben Städten eh nicht.
Mir gefällt diese Mischung aus Nichts-tun und Städtetrips. An Seetagen lernt man wieder richtiges Faulenzen, an Städ-tetagen sieht man die Welt. Hat man erst einmal dieses Prinzip Kreuzfahrt verstan-den, ist es ein wenig wie damals, als Mutti
27Flurfunk – Kreuzfahrt
Tallinn: Klein und mittelalterlich
St. Petersburg: Die Eremitage
St. Peters-burg:Russischer Prunk
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28 Flurfunk – Kreuzfahrt
Ist die Katze aus dem Haus...
Seit nunmehr sechs Jahren lebt der Pandabär bei mir. Ich lernte ihn im Winter 2006 kennen. Mit dem Fahrrad war ich unterwegs zu einem Freund; wir wollten DVDs gucken. Draußen regnete es und wintergemäß hatte sich die Dunkelheit bereits über Düsseldorf gelegt. Ich hatte die Kapuze tief ins Ge-sicht gezogen und meine Finger brann-ten vor Kälte. Ein wenig nieselte es auch. Sperrmüll säumte die Straße. Ich
radelte vorbei an Sesseln, Lampen, alten Lattenrosten – und plötzlich: dem Panda.
Er saß auf einem Stapel alter Zeit-schriften und schaute traurig ins Leere. Der Regen hatte ihn durchnässt, seine Schultern hingen. Als ich vorbeifuhr, dreh-te ich mich kurz um. Doch ich musste wei-ter. Dreihundert Meter weiter bremste ich, drehte um, und fuhr ihn holen. Sein dicker Hintern passte perfekt auf meinen Lenker. Seither wacht er über mein Zimmer. Ich glaube, er ist ein wenig aufgelebt.
5Der Panda
29Flurfunk – Kreuzfahrt
Helsinki: Der sonnige Senatsplatz
Kopenhagen: Die kleine
Meerjungfrau
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Flurfunk – Kopenhagen30
Flurfunk – Kopenhagen 31
Hyatt auf dem Sunset Blvd in L.A.
32 Flurfunk – Bali
willi auf Bali Ob Australien, Asien oder Afrika – Wilhelm Meister reist gern. Dass unser Video-Fachmann dabei auch Arbeit und Studium hinbekommt, hat er neben einer stabilen Internetverbindung auch seiner schein-bar unerschütterlichen Zuversicht zu verdanken. Willis letzte Reise war ein „Auslandssemester“ auf Bali. Hier die knallharten Fakten.
33Flurfunk – Bali
Flurfunk – Kopenhagen34
5+0+2+4+20+6+6+1+3+6
35Flurfunk – Bali
5+0+2+4+20+6+6+1+3+66500 km auf dem Roller
5 x platte Reifen
0 x Unfall
2 x vor Polizisten geflüchtet
4 x Polizisten bestochen
75 x NasiGoreng
6 x verschollene Flip-Flops
6 x maßgeschneiderte Hemden
1 x ertränktes iPhone
3 x Sonnenbrand
6 x Unibesuche
Flurfunk – China36
Auch Werber brauchen Abenteuer. Deswegen reiste ich gemeinsam mit meinem Buddy vier Wochen durch China. Für den ultimativen Clash der Kulturen. Für wahre Geschichten.
4 wocheN durch chiNa – aBeNteuer geleBter MäNNlich-keit
Flurfunk – China 37
38 Flurfunk – China
Gelebte Männlichkeit: Chinesisches Trinkgelage im Tropensturm
China ist ein richtiges Männerding. Hier dürfen Boys noch tun, was in westli-chen Ländern längst verpönt ist. Zum Bei-spiel Rauchen wie ein Schlot, immer und überall. Selbst in manchen Fitnessstudios stehen Aschenbecher bereit – direkt neben der Hantelbank! Auch hinsichtlich Tisch-manieren ist man liberal. In eher einfachen Restaurants wird fleißig geschmatzt, ge-kleckert oder auf den Boden gespuckt. Die Bedienung macht es ja weg. Dazu passend ist auch die Männer-Plauze noch echtes, zur Schau getragenes Statussym-bol. So knotet der mondäne Chinese bei sommerlichen Temperaturen sein Shirt lässig über dem Bauchnabel zusammen, um die runde Pracht im Wind zu kühlen. Das ist gelebte Männlichkeit. Wer diesen Move einmal selbst ausprobiert hat, muss das neidlos anerkennen.
Aufgrund der allgegenwärtigen Män-nerkultur wird auch der Alkoholgenuss großgeschrieben. Für Europäer ist aller-dings Vorsicht geboten. Chinesen mögen zwar eine durchweg schmalere Statur auf-weisen. Hieraus jedoch Rückschlüsse auf ihr Trinkvermögen zu ziehen, kann üble Folgen haben. So wie bei meinem Rei-segefährten Olli und mir – während eines Abstechers zu einem verlassenen Strand auf der Insel Hainan.
Dort nämlich flüchteten wir uns vor ei-nem heranziehenden Unwetter unter das schützende Dach eines örtlichen Fisch-restaurants. Ein ruhiges, kleines Lokal. Doch als plötzlich ein eigentümlich la-
ckierter Geländewagen auf das Häuschen zugerast kam und direkt unter dem Dach des Restaurants hielt, wurde es hektisch. Verschreckte Kellner bereiteten eilig den besten Tisch des Hauses vor. Und weil die Autoinsassen – wahrscheinlich chine-sische Beamte – es so wollten, wurden auch wir zum opulent gedeckten Tisch gerufen. Natürlich nahmen wir die freund-liche Einladung unserer Gastgeber an. Wir hatten auch das Gefühl, keine andere Wahl zu haben.
Es gab allerlei Meeresgetier, literwei-se Starkbier, warmen Reisschnaps und zwischendurch immer wieder – Ziga-retten. Und die sollte man als höflicher (männlicher) Gast tunlichst aufrauchen!
39Flurfunk – China
Strand-restaurant auf HainanFlucht vor dem Gewitter
Seafood, Alk und Zigaretten Das chinesische Gelage
Strandrestaurant auf HaiFlucht vor dem Gewitter
Also taten wir, was getan werden musste: Wir zogen an den Zigaretten, aßen gleich-zeitig wabbelige Meeresfrüchte und leer-ten dabei alle zwei Minuten Tongefäße mit warmem Reisschnaps:“ Gan Bei Alter!“
Am Ende war es dann wohl genau diese tückische Rotation aus Seafood, Tabak, Bier und Schnaps – jedenfalls wa-ren wir völlig weggebeamt. Wie diese Chi-nesen jedoch dabei selbst einigermaßen nüchtern bleiben konnten, ist uns bis heu-te ein Rätsel. Während unsere Gastgeber nämlich im Anschluss leicht und locker in ihren SUV stiegen und davon düsten, wankten wir sternhagelvoll in Richtung Hotel. Dort angekommen sorgten wir zu späterer Stunde, nur mit Handtüchern be-kleidet, für einen handfesten Eklat. Doch das ist eine andere Geschichte.
40 Flurfunk – China
Nächtliches Hongkong: Männer- models und ein falscher Superstar-DJ
Nightlife in Honkong. Yeah, was für eine Stadt! Und wir mittendrin. Gemein-sam mit zwei US-amerikanischen Weg-gefährten, die wir irgendwo auf unserer Reise kennengelernt hatten, hoppten wir durch diverse Bars. Als einige von uns ir-gendwann anfingen, auf recht dümmliche Art die einheimischen (viel zu attraktiven) Frauen anzutanzen, war es Zeit für den nächsten Location-Wechsel.
Vor der Tür trafen wir auf eine Gruppe europäischer Models – zwei Männermo-dels aus Mailand und ihre junge Kollegin
aus Süddeutschland. Die waren zwar alle extrem hübsch aber genau so alkoho-lisiert wie wir. Und weil wir wohl so viel gemeinsam hatten, forderten sie uns auf, mit ihnen in einen angesagten Club zu ziehen. Wir fühlten uns zwar schlagartig unattraktiv, witterten jedoch eine Brise Action und schlossen uns an. Die Models und ich schritten voran, die anderen drei Jungs hinterher. An der Warteschlange und den Türstehern vorbei bouncten wir direkt in den Club. Küsschen links, Küss-chen rechts: Modelbonus! Erst im Getüm-mel angekommen merkte ich, dass mein Kumpel Olli und die beiden Amis fehlten. Ach egal. Ich nahm an, sie hätten an ande-rer Stelle im Club ähnlich viel Spaß wie ich und meine neuen Model-Freunde.
Irgendwann tauchte endlich Olli auf. Er wirkte jedoch ziemlich gestresst und fauchte: „Alter, was machst du für Sa-chen? Du kannst doch nicht einfach ohne uns in den Club!“ Er und die beiden Amis waren nicht an den Türstehern vorbei gekommen. Erst die fälschliche Behaup-tung, zur Entourage eines weltbekannten DJs zu gehören, hatte Wirkung gezeigt: Olli durfte unter Vorbehalt eintreten. Er sollte den vermeintlichen Star-DJ zur Tür bringen, um die ganze Geschichte zu be-stätigen.
Und wo sollte dieser DJ sein? Olli zeigt auf mich. Na, vielen Dank. Aber es blieb keine Wahl. Also zog ich meinen Hut
ins Gesicht, wählte meine tiefste Stim-me, ging zu den Türstehern und machte sie zur Schnecke: „Don´t you know who I am!?!“ Eigentlich rechnete ich fest damit, jeden Moment eine aufs Maul zu bekom-men. Als der Türsteher meine Leute je-doch durchwinkte, war ich baff. Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Man entschuldigte sich sogar noch für das Missgeschick und spendierte uns ein paar Freigetränke.
Der Rest der Nacht verlief dann rela-tiv unspektakulär. Das ist aber eigentlich nicht so wichtig. Schließlich hatten wir ein Stück urbanes Abenteuer erlebt und wa-ren um eine weitere Geschichte reicher. True Story.
„Don‘t you know who I am?!?...“
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41Flurfunk – China
Flurfunk – Kopenhagen42
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch
auf Reisen. Impressum
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Ausgabe 11.2012
Ausgabe verpasst?E-Mail an flurfunk@kuhrt.de
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