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Bayerisches Landesamt für Umwelt
Dialog zu Klimaschutz und Energiewende
Energienutzungsplan und Energiekonzept
Landvolkshochschule Niederalteich, 08.11.2013
Veranstaltungsdokumentation
UmweltSpezial
Impressum
Energienutzungsplan und Energiekonzept
(Dokumentation der Regionalveranstaltung für Niederbayern am 08.11.2013 in dem Bildungshaus Landvolkshochschule St.
Gunther, Niederalteich)
Herausgeber:
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)
Bürgermeister-Ulrich-Straße 160
86179 Augsburg
Tel.: 0821 9071-0
Fax: 0821 9071-5556
E-Mail: poststelle@lfu.bayern.de
Internet: www.lfu.bayern.de
Text:
Ursula Ammermann, Sonja Epple, Brigitte Gans und Sven Siebert, citycom, Pfarrer-Grimm-Straße 2, 80999 München
Vorträge der Referenten
LfU, Referat 17, Annika Malewski
Bearbeitung und Redaktion:
LfU, Referat 17
Bildnachweis:
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Stand:
Februar 2014
Diese Druckschrift wurde mit großer Sorgfalt zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann den-
noch nicht übernommen werden. Sofern in dieser Druckschrift auf Internetangebote Dritter hingewiesen wird, sind wir für deren
Inhalte nicht verantwortlich.
Für die Inhalte zu den Vorträgen und Erfahrungsberichten der Impulsgeber zeichnen die Autoren selbst verantwortlich. Die darin
ausgedrückten Meinungen geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder.
Inhalt
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 3
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung 5
2 Veranstaltungsprogramm 7
3 Teilnehmerliste 8
4 Impressionen der Veranstaltung 10
5 Kurzinformation: Energienutzungsplan und Energiekonzept 11
5.1 Energienutzungsplan 11
5.2 Energiekonzept 12
5.3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede 12
6 Vortrag: Energiekonzepte und die Förderung durch die Ämter für Ländliche Entwicklung 14
6.1 Klaus Hecht 14
6.2 Zusammenfassung des Vortrags 15
7 Vortrag: Energiekonzept & Energienutzungsplan – eine Einführung 16
7.1 Pablo Schindelmann 16
7.2 Zusammenfassung des Vortrags 17
8 Vortrag: Plädoyer für lokale Energienutzungspläne 18
8.1 Stefan Graf 18
8.2 Zusammenfassung des Vortrags 18
9 Vortrag: Werkstattbericht Markt Painten 19
9.1 Willi Dürr 19
9.2 Zusammenfassung des Vortrags 20
10 Vortrag: Werkstattbericht Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte 23
10.1 Helmut Vogl 23
10.2 Zusammenfassung des Vortrags 23
11 Ergebnisse der Thementische 26
11.1 Thementisch A/C: Bestandserhebung, Potenzialanalyse / Interne Organisation,
Zusammenarbeit mit externen Auftragnehmern 27
11.2 Thementisch B: Konzeptentwicklung, Umsetzung von Maßnahmen 31
11.3 Thementisch D: Interkommunale Kooperation, Stadt-Umland 35
11.4 Thementisch E: Öffentlichkeitsbeteiligung (Bürger, Unternehmen) 37
Inhalt
4 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
12 Vortrag: Aspekte der Förderung für Energienutzungspläne und Energieeinsparkonzepte 42
12.1 Dr. Peter Wunsch 42
12.2 Zusammenfassung des Vortrags 42
13 Vortrag: Aspekte der Förderung für Energiekonzepte 44
13.1 Dr. Thomas Kerscher 44
13.2 Zusammenfassung des Vortrags 45
14 Resümee 47
Einführung
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 5
1 Einführung Bei der Umsetzung der Energiewende vor Ort haben die Kommunen eine Schlüsselfunktion. Unter
anderem unterliegt ihnen die Planungshoheit und zum Teil auch die Energieversorgung vor Ort. Zu-
sätzlich kommen ihnen Aufgaben der Koordinierung und Motivierung zu, um alle Beteiligten erfolg-
reich in den Prozess einzubinden. Steigende Energiepreise und mögliche künftige Versorgungseng-
pässe, der Klimawandel und viele weitere Aspekte machen ein möglichst zeitnahes Agieren notwen-
dig.
Als Hilfe und Planungsgrundlage, damit Kommunen auf diesem Weg informierte Entscheidungen tref-
fen können, dienen die beiden Instrumente Energienutzungsplan (ENP) und Energiekonzept (EK).
Ausgangspunkt ist bei beiden eine Analyse von Ist-Daten und eine Ermittlung von Potenzialen sowohl
für die Energieerzeugung als auch für mögliche Einsparungen des Energieverbrauchs im Gemeinde-
gebiet. Darauf aufbauend kann die Kommune ihre Maßnahmen für Energieeinsparung, Effizienzstei-
gerung und eine Umstellung auf regenerative Energieträger entwickeln und optimal aufeinander ab-
stimmen. Trotz dieser Gemeinsamkeiten haben die beiden Förderinstrumente ENP und EK unter-
schiedliche Ausprägungen, beispielsweise in Bezug auf die Einbindung der Öffentlichkeit (bei dem EK
stärker ausgeprägt) oder die Verortung von Daten (bei dem ENP stärker ausgeprägt).1
Mit einer Veranstaltungsreihe zum ENP und EK in allen bayerischen Regierungsbezirken wurde den
Teilnehmern ein Forum zur Umsetzung von ENPs und EKs geboten. Zu der Zielgruppe zählten in ers-
ter Linie Verwaltungsmitarbeiter und politische Entscheidungsträger kleinerer Kommunen. Die Veran-
staltungen wurden gemeinsam mit den jeweiligen Bezirksregierungen und der Bayerischen Energie-
agentur ENERGIE INNOVATIV durchgeführt. Als Kooperationspartner haben sich darüber hinaus das
Bayerische Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Innenministerium sowie die kommunalen Spitzenver-
bände – der Bayerische Gemeindetag und der Bayerische Städtetag – beteiligt.
Die Regionalveranstaltung für Niederbayern wurde am 08.11.2013 in dem Bildungshaus Landvolks-
hochschule St. Gunther in Niederalteich durchgeführt. Während der Begrüßung, die durch Vertreter
der niederbayerischen Bezirksregierung, des Bayerischen Umweltministeriums und der Bayerischen
Energieagentur ENERGIE INNOVATIV vorgenommen wurde, wurde bereits die herausragende Rolle
der Kommunen bei der Energiewende betont. Im Laufe der Veranstaltung berichteten unter anderem
im ENP und EK erfahrene Kommunen über die praktische Umsetzung. Der Kern der Veranstaltung
war ein interaktiver Erfahrungsaustausch im Rahmen von sogenannten Thementischen. Der Tag wur-
de schließlich mit einem Überblick über die Ergebnisse der Thementischrunden sowie über die ver-
schiedenen Förderaspekte abgerundet.
Hiermit stellen wir die Dokumentation der Regionalveranstaltung in Niederbayern allen Teilnehmern
und Interessierten zur Verfügung. Zudem werden die Ergebnisse der sieben Regionalveranstaltungen
in einer Gesamtdokumentation zusammengefasst und über den Bestellshop des Bayerischen Um-
weltministeriums (www.bestellen.bayern.de) bis voraussichtlich Mitte März 2014 zum öffentlichen
Download eingestellt.
1 Ausführlicher wird dies in den Kapiteln 5, 6, 7 und 12 erläutert.
Einführung
6 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Energie-Atlas Bayern: „Dialog zu Klimaschutz und Energiewende in Kommunen“
Unter dem Titel „Dialog zu Klimaschutz und Energiewende in Kommunen“ führte und führt das Bay-
erische Landesamt für Umwelt gemeinsam mit den Bezirksregierungen und der Bayerischen Ener-
gieagentur ENERGIE INNOVATIV Veranstaltungen zu den Instrumenten „Energiemanagement in
kommunalen Liegenschaften“ (Frühjahr 2013) und „Energienutzungsplan und Energiekonzept“
(Herbst/Winter 2013) sowie „CO2-Bilanzierung“ (geplant für Ende 2014) jeweils in allen Regierungs-
bezirken durch.
Die Veranstaltungsreihen sind ein Projekt der Bayerischen Staatsregierung im Rahmen des Ener-
gie-Atlas Bayern (www.energieatlas.bayern.de), der zentralen Informationsplattform zur Umsetzung
der Energiewende vor Ort und werden vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Ver-
braucherschutz gefördert. Weitere Kooperationspartner sind das Bayerische Wirtschafts-, Landwirt-
schafts- und Innenministerium mit der Obersten Baubehörde sowie die kommunalen Spitzenver-
bände – der Bayerische Gemeindetag und der Bayerische Städtetag.
Die Erkenntnisse aus den Veranstaltungen dienen dazu, konkrete Umsetzungshilfen für die bayeri-
schen Kommunen zu entwickeln und im Energie-Atlas Bayern zur Verfügung zu stellen.
Veranstaltungsprogramm
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 7
2 Veranstaltungsprogramm
Moderation: Dr. Michael Joneck, Bayerisches Landesamt für Umwelt
09:00 Uhr Begrüßung
Dr. Helmut Graf, Regierungsvizepräsident von Niederbayern
Marion Appold, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Dr. Katharina Schuster, Bayerische Energieagentur ENERGIE INNOVATIV
09:15 Energiekonzepte und Energienutzungspläne – eine Einführung
Klaus Hecht, Ländliche Entwicklung – Bereich Zentrale Aufgaben
Pablo Schindelmann, Bayerisches Landesamt für Umwelt
09:35 Plädoyer des Bayerischen Gemeindetages für die Erstellung von Energie-
konzepten und Energienutzungsplänen
Stefan Graf, Bayerischer Gemeindetag
09:45 Werkstattberichte
Willi Dürr, 1. Bürgermeister, Markt Painten
Helmut Vogl, 1. Bürgermeister, Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte
10:25 – 10:45 Kaffeepause
10:45 Thementische, Runde 1 & 2
- A/C: Bestandserhebung, Potenzialanalyse / Interne Organisation, Zusammenar-
beit mit externen Auftragnehmern
- B: Konzeptentwicklung, Umsetzung von Maßnahmen
- D: Interkommunale Kooperation, Stadt-Umland
- E: Öffentlichkeitsbeteiligung (Bürger/Unternehmen)
12:15 – 13:15 Mittagspause
13:15 Fortführung der Thementische, Runde 3 & 4
Themen siehe bitte Programm Vormittag
14:45 – 15:00 Kaffeepause
15:00 Kurzbericht der Thementische
Moderatoren der Thementische
15:20 Aspekte der Förderung
Dr. Peter Wunsch, Bayern Innovativ
Dr. Thomas Kerscher, Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern
16:00
Resümee
Dr. Michael Joneck, Bayerisches Landesamt für Umwelt
16:15
Ende des offiziellen Programms
Ausklang und informeller Austausch
Teilnehmerliste
8 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
3 Teilnehmerliste
Name Vorname Kommune/Institution
1. Ammermann Ursula citycom
2. Appold Marion Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
3. Auer Josef Markt Massing
4. Brandl Hermann Gemeinde Arnbruck
5. Brautsch Markus Institut für Energietechnik IfE an der Hochschule Amberg-Weiden
6. Brodmerkel Frank Bayerische Verwaltungsschule
7. Denk Petra Hochschule Landshut
8. Diepold Florian Technologie Campus Freyung
9. Dürr Willi Markt Painten
10. Epple Sonja citycom
11. Folger Wolfgang Markt Schwarzach
12. Friedberger Theresia Gemeinde Aholming
13. Furchert
Anna-Maria
Landratsamt Deggendorf
14. Gans Brigitte citycom
15. Garbe
Katharina Institut für Systemische Energieberatung GmbH an der Hochschule Landshut
16. Graf Helmut Regierung von Niederbayern
17. Graf Stefan Bayerischer Gemeindetag
18. Hausberger Luise Gemeinde Baierbach
19. Hecht Klaus Ländliche Entwicklung – Bereich Zentrale Aufgaben
20. Heinz Matthias Green City Energy
21. Hetterich Wolfgang Bayerische Verwaltungsschule
22. Hof Alfons Gemeinde Aholming
23. Hölzl Georg Gemeinde Mitterskirchen
24. Joneck Michael Bayerisches Landesamt für Umwelt
25. Jordan Peter Bayerische Verwaltungsschule
26. Kerscher Thomas Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern
27. König Michael K.GREENTECH
28. Krempl Bernhard Stadt Geiselhöring
29. Krenn Georg Stadt Vilshofen an der Donau
30. Lippl Manfred Stadt Vilshofen an der Donau
31. Malewski Annika Bayerisches Landesamt für Umwelt
32. Marquardt Anna Technologie Campus Freyung
33. Monhart Erich K.GREENTECH
34. Niesl Georg Gemeinde Train
35. Orthuber Kurt Gemeinde Johanniskirchen
36. Osterholzer Laura Regierung von Niederbayern
37. Pauli Josef Technologie Campus Freyung
38. Pichlmeier Franz Gemeinde Falkenberg
39. Pogodda Günther Markt Ergolding
40. Rampf Hans Stadt Landshut
41. Ranzinger Peter Landratsamt Passau
42. Reichl Thomas Markt Reisbach
43. Reuschl Doris Regierung von Niederbayern
44. Rottenwallner Katharina Gemeine Altfraunhofen
Teilnehmerliste
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 9
45. Schindelmann Pablo Bayerisches Landesamt für Umwelt
46. Schuster Katharina Bayerische Energieagentur ENERGIE INNOVATIV
47. Schwimmer
Wolfgang Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nach-wachsende Rohstoffe
48. Siebert Sven citycom
49. Thalhammer Josef Gemeinde Niederalteich
50. Tögel Martina Bayerisches Landesamt für Umwelt
51. van Bracht Fritz Stadt Landshut
52. Vater Nina Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte
53. Vetter-Gindele Oliver Stadt Straubing
54. Viellehner Franz Gemeinde Zeilarn
55. Vogl Helmut Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte
56. Wagner Klaus Gemeinde Fürstenstein
57. Watzek Ulrike Stadt Deggendorf
58. Wiesner Bernd Regierung von Niederbayern
59. Wimmer Elisabeth Landratsamt Rottal-Inn
60. Wölfel Torsten Bayerisches Landesamt für Umwelt
61. Wunsch Peter Bayern Innovativ
62. Zadow Oliver Technische Universität München
63. Zirngibl Wolfgang Gemeinde Ascha
Impressionen der Veranstaltung
10 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
4 Impressionen der Veranstaltung
Abb. 1: Dr. Helmut Graf (Regierungsvizepräsident von Niederbayern), Marion Appold (Bayerisches Staatsminis-terium für Umwelt und Verbraucherschutz) und Dr. Katharina Schuster (Bayerische Energieagentur ENERGIE INNOVATIV) begrüßten die Teilnehmer.
Abb. 2: Ein Blick in das Plenum während der Einfüh-rungsvorträge.
Abb. 3: An den Thementischen konnten die Teilneh-mer Erfahrungen zum ENP und EK austau-schen.
Abb. 4: Auch während der Pau-sen gab es die Möglich-keit zum Erfahrungsaus-tausch.
Abb. 5: Die prägnantesten Ergebnisse der Thementischrunden wurden am Nachmittag im Plenum vorgestellt.
Kurzinformation: Energienutzungsplan und Energiekonzept
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 11
5 Kurzinformation: Energienutzungsplan und Energiekon-
zept
5.1 Energienutzungsplan
Ein Energienutzungsplan (ENP) ist ein strategisches Planungsinstrument für den Energiebereich, ver-
gleichbar dem Flächennutzungsplan im Bereich der Raumplanung. Er gibt einen Überblick über die
bestehende Energieinfrastruktur, die momentane sowie zukünftige Energiebedarfs- und Energiever-
sorgungssituation sowie über die Potenziale für erneuerbare Energien in der Gemeinde in Form von
Karten. Der ENP bildet somit die Basis, um Energieeinsparung, Energieeffizienz und die Umstellung
auf erneuerbare Energieträger aufeinander abzustimmen.
Abb. 6: Phasen bei der Erstellung eines ENPs.2
Der Ausgangspunkt eines ENPs wird durch die Bestands- und Potenzialanalyse gebildet, wobei der
Energiebedarf, die Energieinfrastruktur und die Energiepotenziale einer Region einbezogen werden.
Auf Basis dieser Analyse erfolgt die Entwicklung von Konzepten zur Energieeinsparung, Erhöhung der
Energieeffizienz und dem Einsatz von erneuerbaren Energien. Das Ergebnis eines ENPs wird durch
das Gesamtkonzept in Form von Karten und erläuternden Texten gebildet. Somit wird das Finden von
optimalen Lösungen für die nachhaltige Entwicklung der Gemeinde erleichtert.
Die Erstellung eines ENPs wird durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien,
Energie und Technologie gefördert. Förderfähig sind die Kosten der Studie (Kosten für Planung,
Durchführung und öffentlichkeitswirksame Präsentation der Studienergebnisse, z. B. in einer Bürger-
versammlung), wobei der Fördersatz bis zu 70 % für kommunale Gebietskörperschaften beträgt.
Weitere Informationen erhalten Sie u.a. in dem „Leitfaden Energienutzungsplan“2 und dem Energie-
Atlas Bayern3.
2 Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (StMUG), Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie (StMWIVT), Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern (OBB): Leitfaden zur Erstellung eines Energienutzungsplanes. http://www.bestellen.bayern.de/application/stmug_app000002?SID=1308575284&ACTIONxSESSxSHOWPIC(BILDxKEY:stmug_klima_00003,BILDxCLASS:Artikel,BILDxTYPE:PDF)=Z
3 www.energieatlas.bayern.de/kommunen/energienutzungsplan.html
Kurzinformation: Energienutzungsplan und Energiekonzept
12 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
5.2 Energiekonzept
Die Erarbeitung eines Energiekonzeptes (EKs) kann sowohl im Rahmen einer Dorferneuerung, eines
Gemeindeentwicklungsprozesses oder in der Integrierten Ländlichen Entwicklung gefördert werden.
EKs sind daher immer Teil eines umfassenderen Entwicklungsprozesses in den ländlich strukturierten
Gemeinden. Gerade die Energiewende bietet vielfältige neue Chancen für eine nachhaltige Entwick-
lung des ländlichen Raums, insbesondere zur zusätzlichen Wertschöpfung und zur Schaffung von Ar-
beitsplätzen; diese Chancen gilt es in der Ländlichen Entwicklung zu nutzen. Die EKs haben deshalb
Querbezüge zu anderen Themenfeldern der gemeindlichen Entwicklung, beispielsweise zu:
Landnutzung und Kulturlandschaftsentwicklung: Der Ausbau der erneuerbaren Energien verän-
dert Landnutzungen, hat Auswirkungen auf die Agrarstruktur und benötigt entsprechendes Flä-
chenmanagement.
Innenentwicklung: Der Ausbau von Nahwärmenetzen im Zusammenhang mit der Dorferneuerung
führt nicht nur bautechnisch zu Synergien, sondern kann auch konzeptionell in die Entwicklung
eines Dorfes oder einer Gemeinde integriert werden (v. a. auch im Hinblick auf die jeweilige de-
mografische Entwicklung).
Eine Stärke der Ländlichen Entwicklung ist seit jeher ihre Umsetzungsorientierung. Die Hilfen bei der
Umsetzung von EKs umfassen insbesondere:
Beratung und Prozessmanagement,
Flächenbereitstellung im Rahmen der Bodenordnung,
Erschließung,
Koordination von Baumaßnahmen sowie
finanzielle Förderung.
Ein weiteres wesentliches Kennzeichen der EKs ist die intensive Einbindung der Menschen. Die be-
währten Methoden der Bürgerbeteiligung in der Dorferneuerung und der Gemeindeentwicklung bieten
die Grundlage dafür, dass Gemeinden, Bürger, alle Wirtschaftsbeteiligten und ganz besonders die
Landwirte gemeinsam Visionen und Leitbilder, aber auch ganz konkrete Ziele und Maßnahmenkon-
zepte erarbeiten können. Dies trägt auch ganz erheblich zur Verbesserung der Akzeptanz bei.
Bürgerbeteiligung im Rahmen eines EKs heißt aber auch, die Menschen vor Ort in die Lage zu ver-
setzen, bei der Erschließung des lokalen Energiepotenzials selbstbestimmt und aktiv mitwirken zu
können. Im Rahmen der Erstellung und Umsetzung wird deshalb versucht, Strukturen der Selbsthilfe
auf den Weg zu bringen (Bürgerenergiegesellschaften). Sie befähigen handlungs- und investitionsbe-
reite Menschen in den ländlichen Räumen dazu, die örtlichen Energiepotenziale zu sichern und sie
gemeinschaftlich auszuschöpfen.
Insgesamt gesehen beinhalten EKs im Rahmen der Ländlichen Entwicklung nicht nur einen fachlich-
planerischen Teil, sondern sind bürger- und umsetzungsorientiert auf die Gesamtentwicklung von
ländlichen Gemeinden ausgerichtet.
5.3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Grundsätzlich sind die Phasen des Vorgehens bei dem ENP und EK gleich, die Beweggründe für die
Schaffung von Planungsgrundlagen auf der örtlichen Ebene sind jedoch vielfältig und unterschiedlich
ausgeprägt. In dieser unterschiedlichen Ausprägung ist teilweise begründet, dass verschiedene Pla-
nungsinstrumente genutzt werden. Diese sind neben dem ENP und dem EK auch das Integrierte Kli-
Kurzinformation: Energienutzungsplan und Energiekonzept
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 13
maschutzkonzept nach der Kommunalrichtlinie des Bundesumweltministeriums. Letzteres wird in die-
ser Veranstaltung nicht weiter thematisiert.
Abgrenzungsmerkmale zwischen dem ENP und dem EK sind unter anderem:
Bei dem EK ist die Einbindung der örtlichen Akteure von Anfang an ein fester Bestandteil. Bei
dem ENP ist dies nicht verpflichtend, wird aber empfohlen.
Bei dem EK wird insbesondere das Ziel verfolgt, prozessbegleitend konkrete Maßnahmen und
Projekte auf den Weg zu bringen. Bei dem ENP sollen übergeordnete energetische Planungszie-
le aufgezeigt werden und für identifizierte Teilbereiche Maßnahmenempfehlungen mit Machbar-
keits- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen gegeben werden. Diese bilden dann die Grundlagen
für weitere Fachplanungen.
Ein explizites Ziel des EKs ist zudem, die Wertschöpfung im ländlichen Raum zu steigern. Dabei
wird die Beteiligung der Bürger an Energieerzeugungsanlagen (z. B. Bürgerenergiegenossen-
schaften) befürwortet.
Die Verortung von Energieinfrastruktur und Energiepotenzialen wird insbesondere bei dem ENP
vorgenommen. Daher ist der Stellenwert räumlich aufgelöster Daten bei dem ENP deutlich höher.
Eine Förderung für den ENP kann jede Kommune beantragen. Für die Förderung für das EK der
Ländlichen Entwicklung ist zukünftig erforderlich, dass ein Zusammenhang mit einem Vorhaben
der Ländlichen Entwicklung gegeben ist.
Bei dem EK der Ländlichen Entwicklung wird die Kommune prozessbegleitend durch das Amt für
Ländliche Entwicklung bzw. eine beauftragte Stelle unterstützt.
Gemeinsamkeiten zwischen dem ENP und dem EK sind unter anderem:
Beide Instrumente sind grundsätzlich so angelegt, dass die interkommunale Kooperation ge-
wünscht und gefördert wird.
Bei beiden Instrumenten muss sich die Kommune im Vorfeld bewusst werden, welches Wissen in
der Kommunalverwaltung genutzt und aufgebaut werden soll und welche freien Kapazitäten bei
dem Personal dafür zur Verfügung stehen (müssen).
Die Kommune muss sich frühzeitig bewusst werden, welche Datengüte für sie erforderlich ist,
damit am Ende die Ergebnisse auch belastbar für weitere Planungen, Projektbeschlüsse etc.
sind.
Bei beiden Instrumenten sollte die Kommune darauf achten, dass ein für sie zeitlich und finanziell
leistbarer Aufwand betrieben wird und dass die Fortschreibung der erhobenen Daten künftig auch
durch die Verwaltung leistbar ist.
Vortrag: Energiekonzepte und die Förderung durch die Ämter für Ländliche Entwicklung
14 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
6 Vortrag: Energiekonzepte und die Förderung durch die
Ämter für Ländliche Entwicklung
6.1 Klaus Hecht
Koordination der Fachberater an den Ämtern für Ländliche Entwicklung
Bereich Zentrale Aufgaben
Bayerische Verwaltung für Ländliche Entwicklung
Sachgebiet Landespflege und Landnutzung
Infanteriestraße 1
80797 München
089 1213-1542
klaus.hecht@bza.bayern.de
www.landentwicklung.bayern.de
Die Erstellung eines EKs erzielt meiner Meinung nach folgende Effekte:
Systematischer Schritt zu einer ganzheitlichen und maßgeschneiderten Energieplanung als Ent-
scheidungsgrundlage und Planungshilfe
Bündelung der bisherigen Aktivitäten und Einzelprojekte im Energiebereich
Steuermöglichkeiten für die Entwicklung des Ausbaus der erneuerbaren Energien und Energieef-
fizienz
Generierung von Wertschöpfung (Gründung von Bürgerenergiegesellschaften)
Versorgungssicherheit, Wertschöpfung Klimaschutz und Imagegewinn als wichtiger Standortfak-
tor
Aus meinen bisherigen Erfahrungen würde ich anderen Kommunen empfehlen, besonders auf
Folgendes zu achten:
Das EK soll folgende Kernelemente beinhalten und möglichst ganzheitlich und umsetzungsorientiert
erarbeitet werden:
Energiebilanz im Ist-Zustand mit Situationsanalyse
Potenzialbetrachtungen zu erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Energieeinsparung
Flächenmanagement
Querbezug zur gemeindlichen und übergemeindlichen Gesamtentwicklung (Landnutzung und In-
nenentwicklung)
Aufzeigen von Fördermitteln
Maßnahmenpaket mit Priorisierung und Kostenschätzung
Die Bürger sollten bei der Erstellung eines EKs von Beginn an eingebunden werden, dies schafft Ak-
zeptanz und Vertrauen.
Vortrag: Energiekonzepte und die Förderung durch die Ämter für Ländliche Entwicklung
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 15
6.2 Zusammenfassung des Vortrags
Auftrag der Ländlichen Entwicklung
Als Auftrag der Ländlichen Entwicklung wird gesehen, den ländlichen Raum zu entwickeln, einen vita-
len ländlichen Raum zu bewahren und die Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen in den Städten
und auf dem Land zu sichern. Die Gemeinden, Bürger, Landwirte und Wirtschaftsbeteiligte werden
somit durch die folgenden Instrumente unterstützt:
Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE)
Dorferneuerung
Flurneuordnung
Es werden übergemeindliche Allianzen zum Aufbau von Netzwerken, zur Lösung gemeindeübergrei-
fender Herausforderungen und zur Erhöhung der Wertschöpfung in der Region gefördert und beglei-
tet.
Warum engagiert sich die Ländliche Entwicklung in der Energiewende?
In vielen Projekten der ländlichen Entwicklung spielt Energie eine wichtige Rolle und auch die Bürger
benötigen Unterstützung. Der ländliche Raum bietet die wesentlichen Flächenpotenziale für die Er-
zeugung von Energie aus regenerativen Quellen, sei es aus Biomasse oder über Wasserkraft, Wind-
und Solaranlagen. Daher wird ihm bei der Energiewende eine besondere Bedeutung zugeschrieben.
Die Energiewende bietet somit vielfältige Chancen für eine nachhaltige Gemeindeentwicklung und die
Entwicklung des ländlichen Raums:
Möglichkeiten für neue oder erhöhte Wertschöpfung
Schaffung von Arbeitsplätzen
Chancen für die Landwirtschaft
Die Energiewende benötigt eine aktive Steuerung durch die Kommunen. Aus diesem Grund begleitet
die Verwaltung für Ländliche Entwicklung in ihren Projekten ländliche Gemeinden und deren Bürger
bei der Erarbeitung und Umsetzung von kommunalen EKs.
Förderung der EKs
EKs sind im Rahmen der Aktion „100 Energieneutrale Gemeinden“ für ländlich strukturierte Gemein-
den mit 75 % förderfähig, maximal jedoch mit 30.000 €. Diese Aktion ist zwar mittlerweile abgeschlos-
sen, aber auch jetzt können noch EKs für Gemeinden und Gemeindezusammenschlüsse gefördert
werden. Eine Voraussetzung für die Antragstellung ist allerdings, dass die Gemeinden sich bereits in
einem Verfahren der Ländlichen Entwicklung befinden (z. B. Dorferneuerung).
Inhalte von EKs
Es werden Analysen der Energiebilanz im Ist-Zustand mit Situationsanalyse sowie Potenzialbetrach-
tungen zu erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Energieeinsparung durchgeführt. Darauf auf-
bauend erfolgt eine Konzeptentwicklung in den Bereichen Energiegewinnung, Energieeffizienz und
Energieeinsparung.
Vortrag: Energiekonzept & Energienutzungsplan – eine Einführung
16 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Ein wichtiger Aspekt ist die intensive Einbindung der Bürger von Beginn an, denn dies erhöht die Ak-
zeptanz und schafft Vertrauen. Ein weiteres wichtiges Merkmal von EKs ist die Umsetzungsorientie-
rung, sodass letztendlich auf ein Maßnahmenpaket mit Priorisierung und Kos-
tenschätzung hingearbeitet wird. Im Zuge dessen sollen auch die Fördermittel
optimiert und die zur Verfügung stehenden Flächen sinnvoll gemanagt werden.
Vorteile für die Gemeinden
Die Erstellung eines EKs ist ein systematischer Schritt zu einer ganzheitlichen
und maßgeschneiderten Energieplanung und dient als Entscheidungsgrundlage
und Planungshilfe. Die bisherigen Aktivitäten und Einzelprojekte werden ge-
bündelt und es ergeben sich zudem Steuermöglichkeiten für die Entwicklung
des Ausbaus von erneuerbaren Energien. Durch das EK wird die Generierung
von Wertschöpfung gefördert, z. B. durch die Gründung von Bürgerenergiege-
sellschaften. Weitere ausschlaggebende Vorteile sind die Erhaltung der Ver-
sorgungssicherheit und der Imagegewinn als wichtiger Standortfaktor.
7 Vortrag: Energiekonzept & Energienutzungsplan – eine
Einführung
7.1 Pablo Schindelmann
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Ref. 17: Klimawandel, kommunaler Umweltschutz
Hans-Högn-Str. 12
95030 Hof
09281 1800-4682
pablo.schindelmann@lfu.bayern.de
www.lfu.bayern.de
Die Erstellung eines ENPs/EKs erzielt meiner Meinung nach folgende Effekte:
Die Gemeinde gewinnt Einblick in die Energieverteilung und -nutzung vor Ort.
Auf dieser Informationsgrundlage kann sie prüfen, wie sie für sich die kommunale Daseinsvorsorge
versteht und in welchen Bereichen sie sich bei den Themen Energie und Klimaschutz engagieren will.
Aus meinen bisherigen Erfahrungen würde ich anderen Kommunen empfehlen, besonders auf
Folgendes zu achten:
Die Gemeinde sollte sich im Vorfeld bewusst werden, welche Zielsetzungen sie kurz-, mittel- und lang-
fristig verfolgt und in welchen Rollen (Planer, Berater, Vorbild, Motivator, …) sie aktiv werden will und
personell auch werden kann.
Abb. 7: Klaus Hecht während des Vortrags.
Vortrag: Energiekonzept & Energienutzungsplan – eine Einführung
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 17
7.2 Zusammenfassung des Vortrags
Die Kommunalverwaltungen sind in den letzten Jahren beim Klimaschutz stark gefordert worden. So
gilt es, die Erfordernisse aus überörtlichen Planungsprozessen und Vorgaben der Bundes- und Lan-
despolitik zu beachten und andererseits die konkreten Maßnahmen auf der örtlichen Ebene zu koordi-
nieren. Dies erfordert von den Kommunalverwaltungen, dass sie einerseits die Situation in der Ge-
meinde mit aggregierten Daten beschreiben und anderseits auf räumlich hochauflösende, detaillierte
Informationen zugreifen kann. Zudem steigt der Stellenwert der interkommunalen Abstimmung und
der Öffentlichkeitsbeteiligung. Je nachdem, auf welcher planerischen Ebene die Kommune gefordert
ist, ist festzulegen, mit welcher Datengüte gearbeitet werden soll, d.h. auf einem eher aggregierten
oder einem eher detaillierten Niveau.
Um trotz dieser Herausforderungen effektiven Klimaschutz betreiben zu können
und zudem weitere Ziele, wie z. B. die Erhöhung der regionalen Wertschöp-
fung, verfolgen zu können, gibt es für Kommunen verschiedene Förderinstru-
mente:
Der ENP mit Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Wirt-
schaft und Medien, Energie und Technologie.
Das EK mit Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Ernäh-
rung, Landwirtschaft und Forsten.
Das Klimaschutzkonzept (KSK) mit Förderung durch das Bundesministeri-
um für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
Der grobe Ablauf ist bei allen drei Instrumenten vergleichbar. Nach einer Bestands- und Potenzialana-
lyse erfolgt eine Konzeptentwicklung, aus der dann Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden.
Dennoch sind im Einzelnen Unterschiede feststellbar. Bei dem ENP ist der Einbezug der Öffentlichkeit
im Sinne einer Akteursbeteiligung zwar gewünscht, die Kosten sind allerdings nur in einem begrenz-
ten Rahmen förderfähig. Im Gegensatz dazu ist die Einbeziehung der Öffentlichkeit bei dem EK und
dem KSK ein integraler Bestandteil und wird somit auch stärker gefördert. Eine weitere Besonderheit
des EKs ist, dass die Umsetzungsorientierung und der Wunsch, die Umsetzung durch die Akteure vo-
ranzubringen, sehr ausgeprägt sind. Bei dem KSK ist zu erwähnen, dass hier auch Daten zu Verkehr
und Konsum mit einbezogen werden.
Auch bei den Ergebnissen werden unterschiedliche Akzente gesetzt. Bei dem ENP erhalten Wirt-
schaftlichkeitsaussagen einen sehr hohen Stellenwert, sodass strategische Entscheidungen zur zu-
künftigen Energienutzungsplanung getroffen werden können. Ein Hauptziel des EKs ist es, bereits
durch die Umsetzung konkreter Projekte die regionale Wertschöpfung zu erhöhen und den ländlichen
Raum zu stärken. Bei dem KSK wird zudem eine kommunale CO2-Bilanz erstellt und ein Monitoring-
system aufgebaut, um den Klimaschutz in der Kommune zu verankern.
Tendenziell lässt sich sagen, dass sowohl der ENP als auch das KSK eher auf der strategischen, das
EK eher auf der operativen Handlungsebene hilfreich sind. Bei der Wahl des für die Kommune sinn-
vollsten Instrumentes sollte sie sich im Klaren sein, welche Rolle sie einnehmen will. Will sie eher indi-
viduelle Maßnahmen fördern, also z. B. Hausbesitzer informieren, dass sie bestimmte Dinge tun? O-
der will sie eher Maßnahmen im Verbund ergreifen und die Energieversorgung und Netzstrukturen in
die eigene Hand nehmen? Bei letzterem erhält die räumliche Verortung von Daten einen hohen Stel-
lenwert, die eine Besonderheit des ENPs ist. Hier werden ausgehend von Bestandskarten mit z. B.
siedlungsstrukturellen Merkmalen Wärmebedarfsdichtekarten erstellt, die nicht nur den Ist-Zustand,
sondern auch Zukunftsszenarien abbilden. Damit werden Karten der Infrastruktur verschnitten und
Abb. 8: Pablo Schin-delmann wäh-rend des Vor-trags.
Vortrag: Plädoyer für lokale Energienutzungspläne
18 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
auch die Potenziale für erneuerbare Energien dargestellt. Auf dieser Grundlage kann auch unter wirt-
schaftlichen Gesichtspunkten ermittelt werden, welche Konzepte in welcher räumlichen Konstellation
Sinn machen.
Aus unserer Sicht werden die Themen Energiewende und Klimaschutz die Kommunen noch einige
Zeit begleiten und es ist daher wichtig, dass kommunale Verwaltungen ihr Wissen in den eigenen
Reihen auf- und ausbauen. Wir raten zudem zu einem gewissen Pragmatismus: Legen Sie möglichst
zu Beginn fest, was Sie mit dem ENP/EK bezwecken wollen und welche Datengenauigkeit dafür von-
nöten ist. Ermitteln Sie dann, wieviel Energie und Arbeitskapazitäten Sie aufbringen können und prü-
fen Sie, ob damit für Ihre weiteren Überlegungen eine belastbare Grundlage geschaffen wird.
Aus diesem Grund unser Appell: Beschäftigen Sie sich im Vorfeld intensiv mit den Instrumenten und
schielen Sie nicht nur auf die Förderung. Es ist ein bewiesenes Beratungsdilemma, dass es unnötig
Geld kostet, wenn nicht klar ist, wer den Untersuchungsrahmen absteckt: Die beauftragende Kommu-
ne, oder der Auftragnehmer. Es empfiehlt sich daher auch, sich für die Erstellung des Leistungsver-
zeichnisses externe Unterstützung zu suchen, insbesondere die Fördermittelberatungsstellen mit
möglichst detaillierten Fragen zu kontaktieren.
8 Vortrag: Plädoyer für lokale Energienutzungspläne
8.1 Stefan Graf
Bayerischer Gemeindetag
Dreschstraße 8
80805 München
089/360009-23
stefan.graf@bay-gemeindetag.de
www.bay-gemeindetag.de
Die Erstellung eines ENPs/EKs erzielt meiner Meinung nach folgende Effekte:
Planvolle Herangehensweise an das Thema Wärme, das der Schlüssel zur eigentlichen Energiewen-
de ist.
Aus meinen bisherigen Erfahrungen würde ich anderen Kommunen empfehlen, besonders auf
Folgendes zu achten:
Der ENP soll auf konkrete Maßnahmenempfehlungen gerichtet sein und Akteure einbinden.
8.2 Zusammenfassung des Vortrags
Der Bayerische Gemeindetag spricht sich für die Erstellung von ENPs durch die Gemeinden aus. Hier
handelt es sich um ein zweckmäßiges informelles Planungsinstrument, um geeignete Maßnahmen zu
der Umsetzung der Energiewende zu entwickeln. Der ENP ist besonders für die Vorbereitung von
Maßnahmen geeignet, die auf einen größeren räumlichen Bereich zielen und mehrerer Akteure bedür-
fen. Beispiele sind Nahwärmenetze und energetische Sanierungen von Ortsteilen.
Vortrag: Werkstattbericht Markt Painten
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 19
Der ENP sollte bestimmten Standards genügen, um tatsächlich den Gemeinden hilfreich zu sein. Der
Bayerische Gemeindetag hat zu diesem Zweck 2012 eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen.
Diese hat ein Beispiel für einen guten ENP entwickelt, der in dem Mitgliederbereich des Internetauf-
tritts des Gemeindetags abrufbar ist. Die Arbeitsgemeinschaft nimmt Planungsbüros, Energieagentu-
ren und sonstige Ersteller von ENPs als Mitglieder auf, soweit sie sich an die-
sem Beispiel orientieren.
Entscheidend aus Sicht des Gemeindetags ist die Maßnahmenorientiertheit des
ENPs. Deshalb hat am Ende des Plans eine Maßnahmenempfehlung für die
örtlichen Entscheidungsträger zu stehen. Diese setzt neben einer Wirtschaft-
lichkeitsbetrachtung eine Akteursbeteiligung voraus. Zwar umfasst ein guter
ENP anders als ein Klimaschutzkonzept keine breite Öffentlichkeitsbeteiligung.
Jedoch werden in der Regel Maßnahmen betrachtet, die die Gemeinde nicht in
alleiniger Zuständigkeit umsetzen kann. Die frühzeitige Einbeziehung der Be-
troffenen, z. B. möglicher Anschlussnehmer eines Wärmenetzes, ist damit Teil
der Machbarkeitsabschätzung.
Die Maßnahmenempfehlung soll auf Basis einer fundierten Betrachtung der energetischen Ausgangs-
situation erfolgen. Dies setzt eine Erfassung der örtlichen Energieverbräuche und der Erzeugungssi-
tuation voraus. Für die Maßnahmen selbst sind sowohl die energetischen Einsparpotenziale, wie auch
die örtlichen Erzeugungsmöglichkeiten auf Basis erneuerbarer Energien zu betrachten.
Auch wenn die Maßnahmenempfehlung sich in der Regel auf vor Ort umzusetzende Projekte bezieht,
bestehen Möglichkeiten für interkommunale Zusammenarbeit. Insbesondere die Erfassung der
Grunddaten (Verbräuche, Erzeugungssituation, Einspar- und Erzeugungspotenziale) lässt sich über
eine gemeinsame Beauftragung eines ENPs oftmals effizienter bewerkstelligen.
9 Vortrag: Werkstattbericht Markt Painten
9.1 Willi Dürr
1. Bürgermeister
Markt Painten
Marktplatz 24
93351 Painten
09499/940416
willi.duerr@painten.de
www.painten.de
Die Erstellung eines ENPs/EKs erzielt meiner Meinung nach folgende Effekte:
Dass in der Bürgerschaft über das Thema Energieverbrauch/Energieeffizienz sowie über erneuerbare
Energieträger über das ganze Jahr diskutiert wird.
Abb. 9: Stefan Graf während des Vortrags.
Vortrag: Werkstattbericht Markt Painten
20 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Aus meinen bisherigen Erfahrungen würde ich anderen Kommunen empfehlen, besonders auf
Folgendes zu achten:
Es ist wichtig, dass bei der Datensammlung auch die notwendigen Daten bereitgestellt werden und
dass das Vorhaben mit entsprechenden Informationen begleitet wird.
9.2 Zusammenfassung des Vortrags
Ausgangssituation und erste Schritte
Der Markt Painten liegt in dem niederbayerischen Landkreis Kelheim. Er zählt knapp 2.200 Einwohner
und hat eine Fläche von etwa 37 km².
Auf einer Informationsveranstaltung der Bayernwerke (früher E.ON Bayern AG) ist der Markt Painten
zum ersten Mal auf die Förderung von ENPs aufmerksam geworden. Danach erfolgte die kritische
Hinterfragung, ob diese auch für kleinere Gemeinden gefördert werden und ob man überhaupt einen
ENP braucht, um entsprechend agieren und reagieren zu können. Somit wurde ein erster Kontakt mit
der Regierung/Förderstelle aufgenommen und danach die Ausschreibung mit mindestens drei Anbie-
tern für die Konzepterstellung vorbereitet. Bei Bürgermeistergesprächen des Bayerischen Gemeinde-
tages auf Kreisebene konnten weitere Informationen eingeholt werden. Die Antragsstellung verlief re-
lativ unkompliziert und ist auf kurzem Wege gelungen.
Erstellung des ENPs
Nach Zusage der Förderung ist der ENP ebenfalls unkompliziert und zügig durch das Institut für Ener-
gietechnik (IfE) an der Hochschule Amberg-Weiden unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Markus
Brautsch erstellt worden. Im Rahmen dessen wurde die Energieverbrauchsstruktur im Marktgebiet
ausgehend von einer umfangreichen Bestandsanalyse in den folgenden Verbrauchergruppen ermit-
telt:
Private Haushalte und Kleingewerbe
Kommunale Liegenschaften
Industrie und Großgewerbe
Folgende Fragestellungen wurden dabei unter anderem behandelt:
Wie gelangt man an die Daten, vor allem im gewerblichen Bereich?
Welchen Energieverbrauch haben die Betriebe und welche Energieformen nutzen Sie derzeit?
Welche Brennstoffe/Energieformen werden in den Haushalten eingesetzt?
Die Mitarbeiter des IfE waren für Befragungen und Gespräche vor Ort. Es wurden Abfragen mit Fra-
gebögen sowie auch persönliche Gespräche auf freiwilliger Basis durchgeführt. Auch die Energiever-
sorger wurden abgefragt.
Probleme gab es bei der Abfrage von Daten bei den Kaminkehrern, da diese sich weigerten, Daten zu
liefern – auch nicht nach dem Angebot einer Bezahlung für die Lieferung der Daten. Hier ist meiner
Meinung nach für die Zukunft über die amtlichen Stellen darauf hinzuwirken, dass die Kaminkehrer
diese Daten liefern sollten.
Grundlagen für die Energiewende
Die Rahmenbedingungen für den Klimaschutz sind derzeit sehr günstig. Durch den bereits fortge-
schrittenen Ausbau sind die Techniken im Bereich der erneuerbaren Energien ausgereift und bereits
Vortrag: Werkstattbericht Markt Painten
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 21
vielfach bewährt. Die erneuerbaren Energien können in der zukünftigen Energieversorgung eine tra-
gende Rolle spielen und dazu beitragen, regionale Klimaschutzziele zu erreichen.
Die Auswahl geeigneter Standorte ist jedoch ein sensibles Thema, wofür eine allgemeine Akzeptanz
der Bevölkerung als Voraussetzung vorhanden sein sollte.
Durch die natürlichen Gegebenheiten in der Region bieten sich eine Vielzahl von
Möglichkeiten in den Bereichen der Biomasse-, Solar- und Windenergienutzung
an, um die erheblichen Potenziale auch aktiv zu nutzen. Auch durch Effizienz-
steigerungs- und Einsparmaßnahmen bei der Wärmedämmung könnte der CO2-
Ausstoß in Summe um etwa 3.400 t im Jahr reduziert werden.
Als wichtigste Grundlage wird die Festlegung von konkreten Zielen für den Aus-
bau erneuerbarer Energien und den Klimaschutz in Painten gesehen. Der Markt
ist demnach gefragt, ehrgeizige, aber realistische Ziele im Klimaschutz auszu-
weisen und diese aktiv anzugehen. Er spielt im Klimaschutz eine entscheidende
Vorreiterrolle und sollte deshalb auch eine Vorbildfunktion bei der Umsetzung
einnehmen. Das Ziel sollte sein, mit Musterbeispielen (z. B. Demonstrationsvorhaben, Modellsanie-
rungen kommunaler Liegenschaften, größte Effizienz elektrischer Antriebe und Beleuchtung) den pri-
vaten Haushalten und Betrieben voranzugehen und diesen zu zeigen, dass Klimaschutz wirklich funk-
tioniert. Zugleich wurde als unterstützende Maßnahme die Beratung der Bürgerschaft zur Energieein-
sparung gefördert. Der Markt kann also auch eine Basis für den Einstieg der Bürger in die Nutzung
erneuerbarer Energien sein (z. B. Bürgerwindkraftanlage etc.), sowie weitere Initiativen ins Leben ru-
fen (z. B. Förderung von Altbausanierungen) und Anreize schaffen. Durch die Möglichkeit von finanzi-
ellen Beteiligungen der Bürger und regionaler Betriebe an gemeinschaftlichen Betreiberanlagen
(Wind, Photovoltaik) bzw. den Einsatz regionaler Rohstoffe und Energieträger werden die regionale
Wertschöpfung erheblich gestärkt und Arbeitsplätze gesichert.
Ergebnisse der Analysen
Durch den ausgearbeiteten Wärmekataster für den gesamten Kernort wurden die thermischen Ver-
brauchsschwerpunkte ausgemacht und somit die Grundlage für den Aufbau einer Fernwärmeversor-
gung geschaffen.
Ein Fazit aus der Analyse ist, dass der Energieverbrauch des Marktes geprägt ist durch Industrieun-
ternehmen. Außerdem wurden der Primärenergieumsatz und der CO2-Ausstoß im Ist-Zustand für die
kommunalen Liegenschaften berechnet. Insgesamt werden derzeit jährlich rund 660.000 kWh End-
energie in dieser Verbrauchergruppe verbraucht, die sich in rund 301.000 kWh thermische Energie
und rund 359.000 kWh elektrische Energie aufteilen. Basierend auf den witterungsbereinigten Ver-
bräuchen für thermische und elektrische Energie ergibt sich ein Primärenergieumsatz von
910.500 kWh im Jahr, wodurch insgesamt ein Ausstoß von rund 225 t CO2 pro Jahr resultiert.
In Anbetracht der Gegenüberstellung aus der derzeitigen Situationsanalyse und den aufgezeigten Po-
tenzialen kann eine Versorgung mit erneuerbaren Energien im elektrischen Bereich zu rund 700 % er-
folgen.
Die Maßnahmen im Bereich der umfassenden Gebäudesanierungen werden demgegenüber als
schwieriger in der Umsetzung gesehen. Da sich bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit teils lange
Amortisierungszeiträume der Gebäudesanierung ergeben, ist hierbei im Altbau meist eine generatio-
nenübergreifende Planung und Weitsicht erforderlich.
Abb. 10: Willi Dürr während des Vor-trags.
Vortrag: Werkstattbericht Markt Painten
22 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Als eine bereits umgesetzte Maßnahme kann die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-
Leuchten/Licht genannt werden. Die Investition amortisiert sich nach rund fünf bis sechs Jahren.
Windpark
Im Paintner Forst wird ein Windpark von der Firma Ostwind mit 13 Windrädern geplant. Die Bürger
sollen sich im Rahmen einer GmbH beteiligen können.
Die Zonierung für den Windpark läuft bereits und hat Änderungen bei den Standorten ergeben. Dazu
wurde ein Teilflächennutzungsplan über die Landkreis- bzw. Bezirksgrenzen hinaus (Landkreis Re-
gensburg/Landkreis Kelheim bzw. Oberpfalz/Niederbayern) sowie eine Landschaftsschutzgebietser-
weiterung in den Frauenforst auf den Weg gebracht. Die Abstandsflächen zur Wohnbebauung sollen
mindestens 1.200 m betragen.
Allerdings ist durch die derzeitige Verunsicherung der Politik über die Abstandsflächen zur Wohnbe-
bauung sowie die Einspeisevergütung eine relativ große Unsicherheit entstanden, die eine Umsetzung
verzögert. Auch wird dadurch die Energiewende in Bayern nach Meinung von Willi Dürr ausgesetzt.
Klimaschutzkonzept Landkreis Kelheim
Der Markt Painten unterstützt das Klimaschutzkonzept auf Landkreisebene, um die gesetzten Ziele
erreichen zu können. Diese sind unter anderem:
35 % der Dachflächen nutzen für Sonnenenergie (derzeit 944.000 m2, Steigerung auf 1,9 Millio-
nen m2)
Windkraft im Landkreis ausbauen (derzeit drei Anlagen, Steigerung auf 29 Anlagen; große Anla-
gen mit 3 MW und einer Höhe bis 140 m)
Energiegenossenschaften gründen (fünf Bürgerwindräder mit regionalem Kapitalanteil)
Stromverbrauch um 20 % reduzieren
Fazit
Energieeinsparung ist eine dauernde Aufgabe, die die Kommunen auf der Agenda haben müssen.
Hier ist die Bevölkerung immer wieder in entsprechenden Zeitabständen zu informieren (gemeindli-
ches Infoblatt/überörtliche Presse).
Vortrag: Werkstattbericht Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 23
10 Vortrag: Werkstattbericht Gemeinde St. Oswald-
Riedlhütte
10.1 Helmut Vogl
1. Bürgermeister
Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte
Lusenstr. 2
94568 St. Oswald
08552 9611-22
helmut.vogl@sankt-oswald-riedlhuette.de
www.sankt-oswald-riedlhuette.de
Die Erstellung eines ENPs/EKs erzielt meiner Meinung nach folgende Effekte:
Senkung der Energiekosten; Beitrag zum Umweltschutz; Beitrag der Kommune zur Umstellung auf
erneuerbare Energien; Schärfung des Energiebewusstseins bei der Bevölkerung; Nutzung lokaler Po-
tenziale
Aus meinen bisherigen Erfahrungen würde ich anderen Kommunen empfehlen, besonders auf
Folgendes zu achten:
Das größte Energieeinsparpotenzial ist natürlich nicht in den kommunalen Liegenschaften, sondern im
privaten Bereich gegeben. Es ist daher sehr wichtig, die Bevölkerung frühzeitig in das gesamte Kon-
zept miteinzubeziehen und aktive Aufklärungsarbeit in Sachen Energieeinsparung zu betreiben.
10.2 Zusammenfassung des Vortrags
Die Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte befindet sich am Rande des Nationalparks Bayerischer Wald in
dem niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau. Bei einer Einwohnerzahl von ca. 3.000 hat sie
eine Gesamtfläche von 40 km². Als eine der letzten Gemeinden konnte sich St. Oswald-Riedlhütte die
Teilnahme an dem Förderprogramm „100 Energieneutrale Kommunen“ des Amtes für Ländliche Ent-
wicklung sichern.
Mit der Erstellung des EKs wurde die Firma Veit aus Waldkirchen beauftragt. Als Ziel hat sich die Ge-
meinde Folgendes vorgenommen: „Der effiziente Umgang mit Energie soll zur Normalität in Kommu-
nen, Unternehmen und Haushalten werden.“
Damit möchte die Gemeinde die Energiekosten kommunaler Liegenschaften senken, einen Beitrag
zum Umweltschutz sowie den kommunalen Beitrag zur Umstellung auf erneuerbare Energien leisten.
Das Energiebewusstsein der Bevölkerung soll durch die Öffentlichkeitsbeteiligung geschärft werden.
Zudem sollen die lokalen Potenziale, bei uns vorwiegend die Wasserkraft, genutzt und ausgeschöpft
werden.
Die Erstellung des EKs basiert auf drei Säulen. Derzeit befindet sich die Gemeinde in der Anfangs-
phase, der Bestandsanalyse des energetischen Ist-Zustands (erste Säule). Dabei wurden sämtli-
che kommunale Liegenschaften untersucht und erfasst (Baujahr, Sanierungen, Bauzustand usw.).
Vortrag: Werkstattbericht Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte
24 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Das Dach des im Jahre 1928 erbauten Rathauses wird gerade energetisch saniert. Die Turnhalle der
Paul-Friedl-Mittelschule wurde in den Jahren 2009/2010 im Rahmen der Förderung von Maßnahmen
zur energetischen Modernisierung der Infrastruktur – Konjunkturpaket II mit einem Fördersatz in Höhe
von 87,5 % energetisch saniert. Die zwei weiteren Säulen sind Energieeinsparungs- und Energieef-
fizienzpotenziale und als letztes die Nutzung erneuerbarer Energien.
Als nutzbare erneuerbare Energien in unserer Gemeinde kommen vor allem Photovoltaik (PV), Was-
serkraft und Biomasse (Heizwerk) in Betracht, so das Büro Veit.
Photovoltaik
Gemeindliche Photovoltaikanlagen befinden sich seit 2010 auf dem alten Bauhof, dem neuen Bauhof
und dem Feuerwehrhaus Höhenbrunn.
Die installierten Photovoltaikanlagen haben folgenden jährlichen Ertrag:
Alter Bauhof St. Oswald: 26,40 kWp
Bauhof St. Oswald 21,40 kWp
Feuerwehrhaus Höhenbrunn 9,36 kWp
Im Rahmen des EKs werden nun andere mögliche Installationsorte geprüft, beispielsweise das Rat-
haus, das neue Feuerwehrhaus Riedlhütte-Reichenberg und die Mittelschule in Riedlhütte.
Biomasse: Heizwerk und Nahwärme
Ein privater Investor plant auf dem ehemaligen Gelände der Firma Nachtmann
die Errichtung eines Nahwärmewerkes. Das Heizwerk soll zur Versorgung des
angrenzenden Industrie- und Gewerbegebiets, eventuell der Mittelschule, des
Kindergartens und des neuen Feuerwehrhauses sowie privater Haushalte die-
nen.
Derzeit wird im Rahmen des EKs geprüft, ob der Anschluss von Schule und
Kindergarten rentabel wäre, wenn man bedenkt, dass man mit Anschlusskos-
ten von 20.000 € (Schule) bzw. 15.000 € (Kindergarten) rechnen muss und ein
Wärmelieferungsvertrag verbindlich für 20 Jahre abgeschlossen werden muss.
Wasserkraft
Die Potenziale der Wasserkraft in Deutschland sind weitgehend erschlossen. Somit sollte der Hand-
lungsschwerpunkt in der Modernisierung und Reaktivierung bestehender Anlagen liegen.
Durch das Gemeindegebiet verläuft die Große Ohe, ein Gewässer dritter Ordnung, an dem im Ge-
meindebereich zwei private Wasserkraftwerke liegen.
Das Wasserkraftwerk Wandtner wurde in den 50er Jahren von der Familie Wandtner erbaut und in
Betrieb genommen. Der erzeugte Strom wurde zu einem Teil in das öffentliche Stromnetz eingespeist
und zum anderen in den angrenzenden Wohn- und Gewerbeimmobilien verbraucht.
Seit 2010 steht die Anlage still, da die Turbinenanlage defekt ist und nur mit einem erheblichen Kos-
tenaufwand repariert werden könnte. Die Familie Wandtner trägt sich nun mit dem Gedanken, die An-
lage aufzulassen und zu renaturieren. Das Wasserrecht besteht noch bis in das Jahr 2024. Nun beab-
sichtigt die Gemeinde die Ablösung des Wasserrechts und die Errichtung einer neuen Turbinenanlage
zur Stromgewinnung.
Abb. 11: Helmut Vogl während des Vortrags.
Vortrag: Werkstattbericht Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 25
Zur Verwirklichung des Projekts stehen zwei Varianten zur Auswahl:
Bau einer Kaplan-Turbine: Die Kaplan-Turbine ist eine axial angeströmte Wasserturbine mit ver-
stellbarem Laufrad, welches einem Schiffspropeller gleicht, dessen Flügel verstellbar sind.
Bau einer Schneckenturbine: Die Schnecke, die mit einer riesigen Schraube vergleichbar ist, wird
schräg, in Wasserfließrichtung nach unten gerichtet, an einem Wehr eingebracht. Das Wasser
versetzt dann, während es sich in einer Kammer zwischen den Gewindegängen hinunterbewegt,
die Schnecke in eine Drehbewegung. Um die Reibungs- und Impulsverluste bei der Energieum-
wandlung gering zu halten, dreht sich die Schnecke verhältnismäßig langsam (20 bis 60 Umdre-
hungen pro Minute).
Die Investitionskosten betragen für den Bau einer Kaplan-Turbine insgesamt 240.000 €, dagegen ste-
hen die Gesamtkosten für die Schneckenturbine von 135.000 €. Die Amortisierung der Variante Ka-
plan ist mit 27,1 Jahren deutlich länger als die der Schneckenturbine von 20 Jahren. Angestrebt ist ei-
ne Amortisierungszeit von unter 15 Jahren. Dies ist nur erreichbar durch die Aktivierung von Förder-
geldern und der Nutzung des erzeugten Stroms.
Die rechtlichen Aspekte der Wasserkraftanlage sind natürlich auch zu berücksichtigen. Die wasser-
rechtliche Genehmigung läuft im Jahr 2024 aus, sodass frühzeitig mit dem WWA Deggendorf, dem
LRA Freyung-Grafenau, den Naturschutzbehörden und den Fachstellen für Fischerei Kontakt aufge-
nommen werden muss, damit in dieser Hinsicht keine Hindernisse entgegenstehen.
Nächste Schritte
Die nächsten Schritte sind die Vorstellung der aktuellen Ergebisse des EKs, vor allem auch vor der
Bürgerschaft. Es ist wichtig, Anreize zu schaffen, damit die Bürger mitmachen. In der Zukunft soll
auch die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt werden, um Strom zu sparen.
Ergebnisse der Thementische
26 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
11 Ergebnisse der Thementische Als Kern der Veranstaltung diskutierten die Teilnehmenden in Kleingruppen offene Fragen zum jewei-
ligen Thema an den vier sogenannten Thementischen.
Diese wurden jeweils von einem (fachlich versierten) Gesprächsleiter moderiert und von einer (fach-
lich neutralen) Assistenz für alle sichtbar an einer Pinnwand dokumentiert. Um ein Gespräch „auf Au-
genhöhe“ zu fördern, saßen zudem an jedem Thementisch ein oder mehrere „Impulsgeber“, also zu-
meist kommunale Vertreter, die bereits Erfahrungen mit dem ENP oder dem EK gesammelt hatten
und diese im Laufe des Gespräches mit den anderen Teilnehmenden teilten.
Abb. 12: Übersicht des Ablaufs eines ENPs/EKs und die daran angelehnte Themen-wahl für die Thementische.
Die Themen der vier Thementische wurden dem groben Ablauf des ENPs und EKs nachempfunden
(Abb. 12). Jeder Teilnehmende nahm im Laufe des Tages an jedem Thementisch teil – jedoch in un-
terschiedlicher Reihenfolge. Die Teilnehmenden konnten durch dieses interaktive Format mit immer
wieder anderen Personen ins Gespräch kommen, diskutieren, nachfragen und Erfahrungen austau-
schen. Zur Diskussionsanregung konnten die Teilnehmenden zu Beginn der Gesprächsrunden Kom-
mentare zu einigen vom Gesprächsleiter vorgestellten Thesen geben.
Nach den vier Diskussionsrunden wurden am Nachmittag die prägnantesten Diskussionsergebnisse
von den Gesprächsleitern und Assistenten zusammengefasst und im Plenum vorgestellt.
Im nachfolgenden Kapitel sind Eindrücke, Erfahrungen, Fragen und Antworten der jeweils ca. 40-
minütigen Diskussionsrunden dokumentiert. Es handelt sich daher um einzelne Äußerungen der teil-
nehmenden kommunalen Vertreter oder Experten. Übereinstimmende Aussagen sind als Konsens
herausgestellt.
Ergebnisse der Thementische
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 27
11.1 Thementisch A/C: Bestandserhebung, Potenzialanalyse / Interne Or-
ganisation, Zusammenarbeit mit externen Auftragnehmern
Impulsgeber:
Anna Marquardt, Technologie Campus Freyung
Klaus Wagner, Kämmerer, Gemeinde Fürstenstein
Moderation:
Oliver Zadow, TU München
Dokumentation:
Sonja Epple, citycom-münchen
Abb. 13: Thementisch A/C: Visualisierte Diskussionsergebnisse.
Ergebnisse der Thementische
28 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Kommentare zu den Thesen
These 1: Gemeinden benötigen die gleichen Daten/-quellen – nur sind diese oft nicht ausreichend be-
kannt oder sie unterliegen dem Datenschutz.
Die Aussage konnte weitgehend bestätigt werden. Es ist zwar von Gemeinde zu Gemeinde unter-
schiedlich, wie gut der Zugang zu den erforderlichen Daten ist, die Gemeindevertreter waren sich aber
darüber einig, dass es in Zukunft eher schwieriger sein wird, diese Daten zu erhalten. Datenschutz
und die Furcht, exklusives Wissen weiter zu geben, machen eine Zusammenarbeit mit z. B. Schorn-
steinfegern schwierig. Natürlich können Verbrauchsdaten ebenso über Umfragen erhoben werden.
Das kostet aber zusätzlichen Aufwand bei meist geringem Rücklauf. Als bessere Alternative wurde
von manchen Teilnehmern gesehen, dass ein Team vor Ort von Haus zu Haus geht und Daten erfragt
und/oder aufnimmt.
These 2: Der Zusammenhang zwischen Aufwand zur Datenerfassung, resultierendem Informations-
gewinn und dem konkreten Mehrwert der Konzepte für die kommunale Planung ist oft nicht hinrei-
chend bekannt.
In welchem Umfang Daten erhoben werden sollten, war den Gemeinden oft nicht klar. Die Detailtiefe
wurde daher meist den beauftragten Büros überlassen. Es fehlt den Kommunen an einer strukturier-
ten Vorlage, anhand derer sie den Datenbedarf für die von ihnen definierten Ziele besser einschätzen
können.
Das Ziel eines ENPs/EKs sollte im Vorfeld klar definiert sein. Hier sollte nach Aussage der anwesen-
den Experten vor allen Dingen auch die Wirtschaftlichkeit potenzieller Maßnahmen geprüft werden.
Zum Teil wurden Ausschreibungstexte von anderen Kommunen übernommen, die jedoch nicht immer
auf die eigene Gemeinde passten. Mögliche Anregungen für Projekte zur Umsetzung eines Konzeptes
können auch durch den Vergleich von Referenzobjekten (evtl. auch interkommunal) gewonnen wer-
den.
These 3: Der ENP muss vom Schubladenhüter zum stetig fortgeführten Monitoring-Instrument und
Referenzdokument werden.
Der Tenor kleinerer Gemeinden war, dass sie es sich meist nicht leisten können, eine Person („Küm-
merer“) mit den Aufgaben des Monitorings zu betrauen. Für eine solche Stelle benötigt es entspre-
chendes technisches Know-how. Der Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen und kann meist nicht zu-
sätzlich zum Alltagsgeschäft übernommen werden. In größeren Gemeinden wurde die Rolle des
Kümmerers zum Teil vom Klimaschutzmanager mit übernommen.
Wichtig für alle Kommunen war, dass die extern erarbeiteten Datensätze aus dem ENP digital über-
geben und fortgeschrieben werden können. Ein Excel- oder open-source-basiertes Datenprogramm
(z. B. Q-GIS) ist vorteilhaft und könnte auch in kleinen Kommunen weiter gepflegt werden. Dies ist be-
reits bei der Ausschreibung zur Erstellung eines ENPs mit zu beachten.
Thema: Zielsetzung und Ausschreibung
Für eine optimale Datenerhebung ist eine klare Zielsetzung, wofür die Daten benötigt werden, unbe-
dingt erforderlich. Erfahrungen aus Nachbargemeinden können zwar hilfreich sein als Orientierung,
sind aber nicht komplett übertragbar. Dies gilt insbesondere bei Ausschreibungsunterlagen anderer
Gemeinden. Die Erfahrung der anwesenden Experten zeigte: Je genauer die Ziele definiert werden
können, desto detaillierter kann eine Ausschreibung erfolgen und desto vergleichbarer sind letztlich
die Angebote der Berater.
Manche Kommunen wünschen sich eine Starthilfe beim ENP. Hier gab es den Tipp, sich entweder an
die Energieagenturen in Bayern oder an Ingenieurbüros zu wenden. In diesem Zusammenhang lohnte
es sich meistens, bei Kollegen nach deren Erfahrungen zu fragen. Kleinere Kommunen wünschten
Ergebnisse der Thementische
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 29
sich darüber hinaus für eine interkommunale Zusammenarbeit die Unterstützung durch die Landrats-
ämter.
Thema: Datenerhebung und Datenqualitäten
Alle anwesenden Kommunen verließen sich bei der Datentiefe auf die Vorgaben oder Empfehlungen
ihrer Anbieter. Meist war den Kommunen im Vorfeld nicht klar, wo Daten zu finden bzw. welche Daten
überhaupt nötig seien. Eine entsprechende Auflistung würde sehr helfen. Sie sollte leicht auffindbar
und in einfacher und übersichtlicher Form bereitgestellt werden (siehe Thema: Allgemein verfügbare
Daten).
Aus zwei Kommunen wurde berichtet, dass sich die frühzeitige Einbindung der Stadt- bzw. Gemein-
dewerke, Schornsteinfeger und Heizungsbauer gelohnt habe. Das bedeutete z.T. große Überzeu-
gungsarbeit und benötigte „langen Atem“, dennoch konnte eine gute Zusammenarbeit erwirkt werden,
was gerade bei der Datenerhebung von großem Vorteil war.
Thema: Allgemein verfügbare Daten
Nicht alle Daten müssen mühsam neu ermittelt werden. Es gibt verschiedene Quellen, die die Ge-
meinden nutzen können. Beispiele sind Energymap.info, der Energie-Atlas Bayern4, der Windatlas
Bayern5 sowie Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und des Staatlichen Vermessungs-
amtes. Auch die Datenschutzbeauftragten in den Landratsämtern können Hilfestellung geben, wie
Kommunen leichter an Daten gelangen. Ab 2014 wird der „Datenpool ENP“ in dem Energie-Atlas
Bayern zu finden sein. Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit ENERGIE INNOVATIV an der
Technischen Universität München bearbeitet. Ziel ist es, einheitliche Standards der Datenerhebung
und Datenverwendung für die Bestands- und Potenzialanalyse zu erarbeiten. Die Ergebnisse des For-
schungsprojektes fließen in die Entwicklung einer interaktiven Internetplattform ein, die mit dem Ener-
gie-Atlas Bayern verlinkt sein wird. In einem ersten Schritt soll die effiziente Auffindung und Organisa-
tion von Datengrundlagen für die kommunale Energieplanung und eine Hilfestellung bei der Aus-
schreibung von Energienutzungsplanungen ermöglicht werden. In einem zweiten Schritt werden ein
standardisiertes Datenpaket ENP und erste Softwarewerkzeuge für die Bestands- und Potenzialana-
lyse für Planer entwickelt.
Thema: Datenpflege und Monitoring
Die für einen ENP erhobenen Daten sollten den Kommunen so zur Verfügung gestellt werden, dass
sie diese in ihr Datensystem einfach einspeisen und fortführen können. Das heißt, dass das Daten-
format, mit dem die Kommune arbeitet, bereits im Vorfeld vorgegeben werden sollte und sich die In-
genieurbüros daran halten müssen. Die Daten sollten möglichst georeferenziert sein. Auch war es aus
Erfahrung der anwesenden Experten oft sinnvoll, sich bereits im Vorfeld zu überlegen, wer das Moni-
toring zukünftig übernehmen soll und diese Person möglichst frühzeitig mit einzubinden.
Thema: Kümmerer und Energiemanager
Jede Kommune benötigt einen Kümmerer, der als Ansprechpartner und als Verantwortlicher für alle
Belange in allen Phasen der Energienutzungsplanung und für das Monitoring zuständig ist. Das könn-
te in kleinen Gemeinden auch im Ehrenamt geschehen. Wichtig ist die fachliche Qualifikation für das
Amt. Es lohnt sich, eine sachlich neutrale Person auszuwählen, die nicht in Verdacht der Vorteilsnah-
me oder politischer Gefälligkeiten steht.
4 www.energieatlas.bayern.de/
5 www.energieatlas.bayern.de/kommunen/gebietskulisse.html und www.stmwivt.bayern.de/fileadmin/Web-Dateien/Dokumente/energie-und-rohstoffe/Bayerischer_Windatlas.pdf
Ergebnisse der Thementische
30 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Thema: Förderung
Kleine Kommunen können sich einen Kümmerer nicht leisten. Die Teilnehmer wünschen sich eine
staatliche Unterstützung für diese Aufgaben. Zwar ist die Förderung eines interkommunalen Ener-
giemanagers schon jetzt möglich, dazu muss aber bereits ein ausgearbeitetes EK vorliegen. Der Be-
darf für einen Kümmerer besteht aber bereits bei der Befassung mit dem neuen Thema, wenn Basis-
arbeit durchgeführt werden muss, damit ein ENP möglichst zielorientiert erstellt werden kann.
Von Kommunen wurde bemängelt, dass die in dem ENP festgelegten Maßnahmen keine ausreichend
lange Planungssicherheit gewährleisten und dass die Vorgaben und Förderpolitik des Staates sich
häufig ändern (Beispiel Windenergie). Das bedeutet für die Kommunen Nachbesserungen und An-
passungen ihrer Maßnahmen an die jeweilige Förderwürdigkeit. Österreich wurde in Punkto Förde-
rung als gutes Vorbild benannt.
Ergebnisse der Thementische
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 31
11.2 Thementisch B: Konzeptentwicklung, Umsetzung von Maßnahmen
Impulsgeber:
Josef Pauli, Technologie Campus Freyung
Wolfgang Zirngibl, 1. Bürgermeister, Gemeinde Ascha
Moderation:
Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch, Institut für Energietechnik IfE an der Hochschule Amberg-Weiden
Dokumentation:
Sven Siebert, citycom-münchen
Abb. 14: Thementisch B: Visualisierte Diskussionsergebnisse.
Ergebnisse der Thementische
32 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Kommentare zu den Thesen
These 1: Jede Kommune hat schon laufende Umsetzungsprojekte – mindestens im Ideenstadium.
Auch für diese sollte untersucht werden, wie Mehrwert geschaffen werden kann.
Der Mehrwert aus früheren Einzelmaßnahmen wird in der gezielten Zusammenführung von möglichen
Kooperationspartnern gesehen (Beispiel: Erweiterung einer bestehenden Biogasanlage und Energie-
bedarf des örtlichen Hallenbades).
These 2: Die vorgeschlagenen möglichen Maßnahmen dürfen nicht nur Allgemeinaussagen sein.
Vielmehr sollte jeweils eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung inkl. Prüfung möglicher Förderungen ge-
macht werden.
Die Teilnehmenden und Experten waren sich einig, dass eine möglichst konkrete Beschreibung sowie
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung potenzieller Maßnahmen entscheidenden Anteil an der späteren Um-
setzung und Förderung haben. Allerdings wird nicht jede „auf dem Papier“ sinnvolle Maßnahme wirt-
schaftlich realisierbar sein. Da solche Berechnungen immer eine Momentaufnahme darstellen, sollten
auch zukünftige Kostenentwicklungen bzw. Preissensitivitäten im Auge behalten werden.
Grundsätzlich wird das Primat der Wirtschaftlichkeit in den Gemeinden kritisch gesehen. Die Energie-
wende wurde unter Klimaschutzgesichtspunkten initiiert. Themen wie CO2-Minderung, Rohstoffknapp-
heiten und regionale Wertschöpfung sollten gleichberechtigt in die Entscheidungen einbezogen wer-
den.
These 3: Die Rentabilität bestehender und neu zu schaffender Infrastruktur wird oft nicht berücksich-
tigt. Durch die räumliche Verortung denkbarer Maßnahmen kann aufgezeigt werden, wo „Konkurren-
zen“ in der Infrastruktur entstehen könnten.
Vor allem in Bezug auf die räumliche Verortung wird auf den enormen Unterschied zwischen Land-
kreis- und Gemeindebetrachtung hingewiesen: So werden landkreisweit die überregionalen Themen
wie Strom aus erneuerbaren Energien behandelt. In den Gemeindeprojekten geht es mehr um Wär-
mekonzepte sowie Sanierung. Auch kann der ENP nur der erste Schritt für eine Energieinfrastruktur
im Sinne der Energiewende sein.
Nach Aussage des Impulsgebers gelten die drei Thesen in abgewandelter Form als Grundlage für die
Vergabe von Fördermitteln.
Thema: Vorteile eines ENPs und allgemeine Hilfestellungen
Der ENP dient unter anderem der systematischen Zusammenführung der bisherigen, energiebezoge-
nen Einzelmaßnahmen. Er kann zudem eine gute Möglichkeit darstellen, die Bürger mit „ins Boot“ zu
holen. Letztlich könnten die einzelnen ENPs ein flächendeckendes Bild von ganz Bayern ergeben.
Als Hilfestellung gibt es bereits den bekannten „Leitfaden Energienutzungsplan“6 des Bayerischen
Wirtschafts-, Umwelt- und Innenministeriums, der ein typisches Vorgehen illustriert. Weitere „Werk-
zeuge“ sind in Vorbereitung, um Hilfestellungen bei der Datenerhebung und -verwendung für unter-
schiedliche Gebietstypen (Einzelhaus-, Geschossbebauung usw.) bzw. Gemeindegrößen zu geben
(siehe Kapitel 11.1, Thema: Allgemein verfügbare Daten).
Der Ruf nach Standardisierung von ENPs und einer regelmäßigen Evaluation des Vorgehens bei ihrer
Erstellung war weit verbreitet. Die Impulsgeber und der Gesprächsleiter waren sich jedoch einig, dass
Empfehlungen sinnvoll sind, aber die individuelle Entscheidung vor Ort verbleiben sollte. Um aber
schon bei der Ausschreibung die Qualität des ENPs zu sichern, lohnt es, so der Gesprächsleiter, sich
6 http://www.bestellen.bayern.de/application/stmug_app000002?SID=1308575284&ACTIONxSESSxSHOWPIC(BILDxKEY:stm ug_klima_00003,BILDxCLASS:Artikel,BILDxTYPE:PDF)=Z (09.10.2013)
Ergebnisse der Thementische
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 33
an den bestehenden Richtlinien des Bayerischen Wirtschaftsministeriums7 bzw. an entsprechenden
Standards des Gemeindetages (siehe Kapitel 8.2) zu orientieren.
Thema: Was heißt Wirtschaftlichkeit?
Die ironische Bemerkung eines Teilnehmers, „Frage 20 Personen und du erhältst 21 verschiedene
Antworten“ verdeutlichte die Problematik der Wirtschaftlichkeitsberechnung von Zukunftsprojekten.
Die Diskussion zog sich durch alle Fragen und ist in der Reaktion auf These 2 zusammengefasst. Die
Wertentscheidung, was als wirtschaftlich tragbar akzeptiert wird, können nur die verantwortlichen Ak-
teure vor Ort treffen.
Von einem Teilnehmer wurde die Frage gestellt, ob Instrumente existieren, um die Umsetzung geför-
derter Energiesparmaßnahmen durch die Bürger zu überprüfen. Eine Kontrolle von Energiespar- und
verwandter Maßnahmen ist nicht hier vorgesehen. Eine Motivation zur bestmöglichen Umsetzung ge-
schieht häufig über den „Geldbeutel“, da Wirtschaftlichkeit in der Regel als entscheidender Faktor an-
gesehen wird.
Thema: Amortisierungszeiträume von Investitionen
Es besteht vor Ort vielfach die Problematik, dass die zum Teil langen Amortisierungszeiträume die
Hausbesitzer davon abhalten, zu investieren („Lohnt sich das für mich denn wirklich? Was ist in 20
Jahren?“). Ein Ansatz, um diesem Problem zu begegnen, kann nach Meinung eines Teilnehmers die
Verdeutlichung einer „Energierente“ über die eigene Lebenszeit hinaus sein: Die Rente bekommt man
ja auch erst in x Jahren und man zahlt schon jetzt dafür ein.
Thema: Beteiligung der Öffentlichkeit
Nach der Empfindung vieler Teilnehmer ist die Beteiligungsfrage für die Erstellung eines ENPs nicht
genau definiert. Dies wurde jedoch am Nachmittag von Herrn Dr. Wunsch erläutert: Die Beteiligung
von Akteuren, also z. B. einzelner Vertreter von Interessensverbänden, wird gefördert, nicht jedoch die
Einbindung aller Bürger. Die Meinungen unter den Teilnehmern und Experten gingen weit auseinan-
der, von „möglichst frühzeitiger Einbindung“ bis „nur für konkrete Maßnahmen“. Vereinzelt wird unter
Beteiligung auch die bloße Beteiligung bei Klimaschutzkonzeptmaßnahmen wie z. B. Stromsparwett-
bewerb oder Messgeräteverleih verstanden. In einer Gemeinde wird darüber nachgedacht, zum Zwe-
cke der Motivierung der Bürger eine energetische Mustersiedlung anzulegen.
Manche Teilnehmer stellten sich die Frage, wie mit dem Desinteresse vieler Bürger umgegangen
werden sollte. Eine erfolgreiche Strategie, so der Tipp, ist es, sich auf die sogenannten „Willigen“ zu
konzentrieren und keine Kraft auf die Überzeugung von „Totalverweigerern“ zu vergeuden. Bei kon-
kreten Konflikten kann sich auch ein externer Moderator zur fachlichen Begleitung lohnen.
Thema: Nah- und Fernwärme
Nah- und Fernwärmenetze machen häufig nur wirtschaftlich Sinn, wenn sich alle Anlieger an einem
solchen Angebot beteiligen. Der rechtliche Rahmen zur Vorgabe bestimmter Energieträger (z. B. über
Anschluss- und Benutzungszwang) ist aber sehr eng. Größere Chancen bestehen über eine fachliche
Beratung.
7 Merkblatt „Energieeinsparkonzepte und Energienutzungspläne“ http://www.stmwivt.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwivt/Themen/Energie_und_Rohstoffe/Dokumente_und_Cover/ Merkblatt_Energieeinsparkonzepte_und_Energienutzungsplaene.pdf
Ergebnisse der Thementische
34 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Thema: Grundsätzliche benannte Konfliktpunkte
Grundsätzlich wurde das Fehlen von zukunftsfähigen Visionen und berechenbaren Festlegungen
durch die politisch Verantwortlichen bemängelt sowie, dass der Klimaschutz inzwischen hinter öko-
nomischen Gesichtspunkten zurückstehen muss. Kritisch wurde zudem die Fokussierung auf das
Aufdecken neuer Energiepotenziale gesehen, während die Diskussion um den „richtigen“ Energiemix
vernachlässigt wird.
Begriffsdefinitionen wurden von den Teilnehmern oftmals als zu „unscharf“ empfunden. Die unter-
schiedliche Definition der Begriffe Wirtschaftlichkeit, Beteiligung und Autarkie sind häufig Ursache für
Missverständnisse. Allein der Autarkiebegriff lässt sich unterschiedlich definieren (Strom, Wärme
usw.) sowie auf unzählige Ebenen anwenden, z. B. auf den einzelnen Privathaushalt, die Gemeinde
bzw. den Landkreis. Gemeint ist aber die bilanzielle, rein rechnerische Energieautarkie und keinesfalls
die tatsächlich physikalische Selbstversorgung.
Ergebnisse der Thementische
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 35
11.3 Thementisch D: Interkommunale Kooperation, Stadt-Umland
Impulsgeber:
Katharina Rottenwallner, 1. Bürgermeisterin, Verwaltungsgemeinschaft Altfraunhofen
Bernhard Krempl, 1. Bürgermeister, Stadt Geiselhöring
Hermann Brandl, 1. Bürgermeister, Gemeinde Arnbruck
Moderation:
Michael König und Erich Monhart, K.GREENTECH
Dokumentation:
Brigitte Gans, citycom-münchen
Abb. 15: Thementisch D: Visualisierte Diskussionsergebnisse.
Ergebnisse der Thementische
36 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Thema: Bereiche der Zusammenarbeit
Die teilnehmenden Kommunen hatten Erfahrungen in der Zusammenarbeit in den Bereichen Wind-
energie, Biogas, Breitband und Tiefen-Geothermie. Die Windenergie schien die Kommunen am meis-
ten zu beschäftigen; dort stocken die Projekte aufgrund der unsicheren politischen Rahmenbedingun-
gen und des oftmals starken lokalen Widerstands. Hier, so wurde berichtet, müsse die Kooperation
von den Entscheidern oft hart gegen die Bürger verteidigt werden – eine Nagelprobe für die inter-
kommunale Kooperation.
Thema: Ziele für die interkommunale Kooperation
Die teilnehmenden kommunalen Vertreter, die ein EK mit Unterstützung des Amtes für Ländliche Ent-
wicklung erstellen, berichteten, dass die Aufforderung des Fördermittelgebers zur Zusammenarbeit
eine wichtige Motivation darstellt. Manche Energieerzeugungsarten wie beispielsweise die Windkraft,
so der Konsens in allen Runden, erfordern große Investitionen und lassen sich nur gemeinsam sinn-
voll erschließen. Oft sei dafür sogar eine interregionale Zusammenarbeit über die Bezirks- oder Lan-
desgrenze hinaus nötig.
Es wurde auch die Frage gestellt, ob die Zusammenarbeit bei den ENPs eine Kommunalreform „durch
die Hintertür“ einleiten solle. Die impulsgebenden Kommunen waren sich jedoch einig, dass eine ge-
meinsame Energiestrategie ein gutes Praxis- und Übungsfeld für die interkommunale Kooperation
darstellt, welche insgesamt immer wichtiger wird. In allen Runden war jedoch auch Konsens: Die Zu-
sammenarbeit setzt ein gegenseitiges Vertrauen voraus und wird nur dann zustande kommen, wenn
die Beteiligten auch die Motivation haben, miteinander zu arbeiten.
Thema: Erleichternde oder befördernde Faktoren für die Kooperation
Bei den impulsgebenden Kommunen war die Zusammenarbeit seit Jahren bereits in anderen Berei-
chen gewachsen. Dies wurde als gute Voraussetzung benannt.
Falls diese nicht gegeben ist, sei es schon ein guter Anfang, die Nachbargemeinden immer wieder
einzuladen zu Veranstaltungen oder Gemeinderatssitzungen und an dem eigenen Entscheidungspro-
zess im Sinne der Transparenz teilhaben zu lassen. Auch bei der Informationsbeschaffung sei es, un-
abhängig von einer späteren Zusammenarbeit, sinnvoll, die Nachbargemeinden einzubeziehen und
vielleicht arbeitsteilig vorzugehen: Das Rad muss nicht immer wieder neu erfunden werden.
Manche Gemeindevertreter hatten die Erfahrung, dass die Zusammenarbeit auf Seiten der Kümmerer,
also der fachlich Verantwortlichen, gut funktioniert und genutzt werden kann, um die Politiker für eine
Kooperation zu begeistern. Ein wichtiges Scharnier zwischen den Gemeinden sei der Planer, der den
ENP/das EK begleitet. Daher sei es wichtig, dass die kooperierenden Gemeinden sich auf einen Pla-
ner einigen, bzw. denselben Planer beauftragen.
Öfter wurde als erleichternd benannt, wenn der Anstoß, u.U. sogar sanfte Zwang zur Kooperation von
„höherer Stelle“, z. B. Gemeindetag oder Kreistag ausginge. Die Koordination der Aktivitäten für
ENPs/EKs, aber auch andere Maßnahmen wie Breitband sei von übergeordneter Stelle leichter zu
bewerkstelligen.
Thema: Hindernisse für die Kooperation
Von einzelnen Gemeindevertretern wurde angemerkt, dass die Motivation, einen ENP zu erstellen und
sich nach geeigneten Partnern umzusehen, dadurch verringert wird, dass viele Gemeinden an der Be-
lastbarkeit dieses Instruments zweifeln. Da sich Förderbedingungen, aber auch andere Rahmenbe-
dingungen wie die Demografie der eigenen Gemeinde ändern, besteht die Angst, den ENP schon in
naher Zukunft nicht mehr nutzen zu können.
Ergebnisse der Thementische
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 37
11.4 Thementisch E: Öffentlichkeitsbeteiligung (Bürger, Unternehmen)
Impulsgeber:
Florian Diepold, Technologie Campus Freyung
Peter Ranzinger, Landratsamt Passau
Moderation:
Frank Brodmerkel und Peter Jordan, Bayerische Verwaltungsschule, Grüne Welle Kommunikati-
on
Dokumentation:
Ursula Ammermann, citycom-münchen
Abb. 16: Thementisch E: Visualisierte Diskussionsergebnisse.
Ergebnisse der Thementische
38 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Abb. 17: Thementisch E: Visualisierte Diskussionsergebnisse.
Kommentare zu den Thesen
Alle drei Thesen wurden weitgehend bestätigt, wobei Art und Umfang der Beteiligung stark von der
Gemeindegröße abhängig sind.
These 1: Anhaltende Identifikation mit dem ENP-Prozess kann nur erzielt werden, wenn die Bürger
den Nutzen erkennen, den solch ein Plan für sie erbringt. Nur dann werden sie sich auch längerfristig
beteiligen.
Der Nutzen eines ENPs erschließt sich den Bürgern nicht von selbst, sondern muss im Beteiligungs-
prozess präzise erklärt und zielgruppenspezifisch differenziert werden. Die Kommune muss im Vorfeld
genau überlegen, wie die Öffentlichkeitsbeteiligung erfolgen soll: Information und/oder Beteiligung,
Einbezug einzelner Akteure und Multiplikatoren und/oder Einbezug der breiten Öffentlichkeit? Welche
Methoden und Formen der Beteiligung sind für die spezielle Situation in der Kommune sinnvoll? Bür-
gerbeteiligung darf sich nicht zum Debattierclub entwickeln. Ein sorgfältiger Umgang mit Bürgerinitiati-
ven und deren Ideen ist daher entscheidend.
These 2: Je früher und ernsthafter die Kommune ihre Bürger beteiligt, umso erfolgreicher wird der
Prozess der ENP-Erstellung laufen.
Sobald kommunale Aktivitäten zum ENP öffentlich bekannt werden, z. B. durch Umfragen und Daten-
erhebung, werden sich Bürger bzw. Bürgergruppen von selbst zu Wort melden, daher ist es sinnvoll,
sie bereits früh aktiv einzubinden. Es wurde allerdings auch darauf hingewiesen, dass es auch ein „zu
früh“ geben kann, d.h. wenn noch keine klaren Ziele in der Gemeinde vorliegen. Bei Beteiligungspro-
zessen sollte über die Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinaus gedacht werden.
Ergebnisse der Thementische
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 39
These 3: Bürgerbeteiligung kostet Zeit und Geld, bringt der Gemeinde letztlich aber nur Vorteile.
Die für die Beteiligung entstehenden Kosten sollten die Kommunen im Blick behalten. Die Fachleute
wiesen darauf hin, dass die Kosten für eine breite Beteiligung der Bürger im Rahmen des ENPs nicht
explizit gefördert werden, sondern von der Gemeinde selbst getragen werden müssen.
Thema: Vorgehensweise und Zeitpunkt
Es bestand Übereinstimmung bei den Teilnehmern, dass die Energiewende nur mit Unterstützung
durch die Bürger gelingen kann. Dies gilt gleichermaßen für die Aufstellung eines ENPs bzw. eines
EKs. Die Art des Vorgehens bei der Beteiligung der Öffentlichkeit hängt stark ab von der Gemeinde-
größe. Kleinere Gemeinden haben dabei den Vorteil, dass sie näher an den wichtigen Akteuren und
Bürgern sind, viele Bürger sich zudem untereinander persönlich kennen. Dieser direkte Bezug hat
Vorteile, ist aber auch zeitintensiv, da Gemeinderäte/Bürgermeister in Einzelgesprächen mit Akteuren
aus der lokalen Wirtschaft, Funktionsträgern, Multiplikatoren und Bürgern das Projekt fachlich vertre-
ten müssen.
Zum Vorgehen und zum Zeitpunkt der Einbindung der Bevölkerung wurden zwei unterschiedliche
Wege diskutiert:
Bürgerschaftlich geprägtes Vorgehen: Die Einbindung der Bürger ist nicht nur zur Steigerung und
Sicherung der späteren Akzeptanz, sondern auch zur Ideenfindung bereits im Vorfeld eines
ENPs zu empfehlen. Ziele sind z. B. Wertschöpfung, Versorgungsicherheit sowie die Vermeidung
möglicher Proteste und Widerstände. Das Engagement der Bürger kann frühzeitig analysiert
werden. So wird deutlich, welche Energieträger die Bürger akzeptieren und mittragen (Windkraft,
Biomasse, Photovoltaik, etc.), was die spätere Umsetzung erleichtert.
Technisch geprägtes Vorgehen: Bevor eine breite Bürgerbeteiligung erfolgen kann, müssen Ziele
der Beteiligung definiert, Grundlagen und Basisdaten erhoben und das Konzept des ENPs von
Fachleuten und Akteuren der Gemeinde erstellt werden. Andernfalls droht die Gefahr, dass der
ganze Prozess zerredet wird. Auch wird hier klar unterschieden zwischen Information und aktiver
Beteiligung: So muss die Bevölkerung im Vorfeld informiert werden, dass die Gemeinde einen
ENP aufstellen wird und dazu eine Bestandserhebung durchführt. Hier ist auch ein Einbezug
wichtiger Akteure der Gemeinde sinnvoll, jedoch kein breiter und aktiver Einbezug der Öffentlich-
keit.
Jede Kommune muss für sich entscheiden, welcher Weg aufgrund ihrer Struktur für sie der zielfüh-
rendere ist. Beteiligung benötigt in jedem Fall klare Zielvorgaben, Strukturen, Agenda und professio-
nelle Führung/Moderation.
Thema: Beispiel für ein Vorgehen
Die Stadt Straubing (ca. 45.000 Einwohner) schlug den folgenden, erfolgreichen Weg ein: Der Be-
schluss zur Aufstellung eines ENPs wurde vom Stadtrat gefasst und nicht öffentlich diskutiert. Erst
danach begann eine breite Bürgerbeteiligung (Pressekonferenz, Angebote an die Bürger sich einzu-
bringen, Einbezug von Unternehmen). Es wurden Energiegruppen mit Projektsteckbriefen und Pro-
jektpaten eingerichtet, an denen sich alle Bürger beteiligen konnten. Die Grundlagen (Bestandserhe-
bung, Ist-Analyse) sollten allerdings beim Start der Beteiligung vorhanden sein, so die Erfahrung.
Thema: Förderung der Beteiligung im ENP
Ein Experte wies darauf hin, dass im ENP lediglich die Einbindung relevanter Akteure bei der Analyse
des Ist-Zustandes und eine abschließende Präsentation der Ergebnisse gefördert werden. Die Umset-
zung und die Bürgerbeteiligung an sich sind nicht Bestandteil des ENPs und werden nicht gefördert.
Dies wurde von vielen Teilnehmern bedauert.
Ergebnisse der Thementische
40 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Thema: Motivation
Bei dem Einbezug der Öffentlichkeit sind die kommunalen Befindlichkeiten zu beachten. Gegnerschaf-
ten bilden sich schnell, oft aus Unkenntnis, Misstrauen, Vorurteilen und Missgunst. So scheiterte z. B.
die Errichtung eines Biogasbetriebes zur Versorgung von 45 Gebäuden in einer Gemeinde daran,
dass die Einwohner dem Eigentümer seine Gewinnabsichten vorwarfen: „Der will doch nur an uns
verdienen“.
Es wurde betont, dass es wichtig sei, dass die Kommune die Bürgerbeteiligung aktiv steuert, um sie
nicht einzelnen Gruppen oder gar Gegnern zu überlassen. Dieses Argument spricht für eine frühe Be-
teiligung.
Die Stadt Landshut (ca. 45.000 Einwohner) argumentierte mit ihrer sozialen Verpflichtung, den Bür-
gern bezahlbare Energie zu liefern und stellte dem ENP ein städtisches Klimaschutzkonzept mit Leit-
bild voran. Sie schuf eine eigene Stelle, um Bürger zu beraten und Fördermittel zu beantragen. Die
Stadt band lokal existierende Zuammenschlüsse vor Ort in die Diskussion ein, z. B. die lokalen Agen-
dagruppen bei der Umwandlung eines Müllheizkraftwerkes in ein Biomassekraftwerk.
Die Erfahrung der Kommunen zeigte zudem, dass das Interesse in der Bevölkerung steigt, je konkre-
ter die Pläne werden. Beteiligung, das wurde von den Teilnehmern betont, hat zwei Seiten: Gerade zu
Beginn eines Beteiligungsprozesses äußern sich Bürger oft ablehnend und kritisch, auf der anderen
Seite bringen sie viel Wissen und Erfahrungen mit und wollen emotional mitgenommen werden. An
Möglichkeiten, die Bevölkerung aktiv einzubinden, wurden genannt:
Über die vorhandenen lokalen Agenda 21-Gruppen wie z. B. in Landshut
Über finanzielle Anreize Interesse wecken, z. B. Unterstützung beim Austausch alter Elektrogerä-
te, Informieren über Einsparpotenziale
Sichtfeldanalysen über Ballons, die den Bürgern im Stadtraum Ausdehnung und Höhe geplanter
Maßnahmen zeigen (so in Landshut bei dem Biomassekraftwerk)
Bürgergenossenschaften gründen
Kooperationen zwischen Bürger und Gemeinde ermöglichen
Provokante Anreize können Aufmerksamkeit schaffen
Thema: Zielgruppen
Es wurde darauf verwiesen, dass sich erfahrungsgemäß eher die bereits überzeugten Bürger beteili-
gen und es schwierig ist, die „schweigende Mehrheit“ zu erreichen.
Über die häufig verwendete technische und finanzielle Argumentation zum ENP werden fast aus-
schließlich Männer erreicht. Wichtige Nutzergruppen wie Kinder und Jugendliche, Frauen und Fami-
lien, die eher ideell geprägt sind, fühlen sich so nicht angesprochen. Diese Gruppen sind aber wichtig
im Hinblick auf Akzeptanz und Umsetzung. Für diese Gruppen müssen entsprechende Kommunikati-
onskanäle gefunden werden: Weg von der rein technischen Argumentation, hin zu Themen wie Kon-
sum, Ernährung, Mobilität, in die das Thema Energie eingebettet wird. Praktische Beispiele wie Ener-
giekoffer für Schulen, Visualisierungen im Stadtbild (Landshut) oder Beratung zu Einsparpotenzialen
überzeugen. Besonders die Gruppe der Kinder ist wichtig, da sie ihr Wissen und ihre Überzeugungen
an ihre Familien weitergeben. Bewusstseinsbildende Maßnahmen an Schulen zum Thema Umgang
mit Energie sind zu fördern: Nachhaltigkeit mit all ihren Facetten und Energieeinsparung sollten stär-
ker im Unterricht und in den Lehrplänen verankert werden. Haushalte und wichtige Akteursgruppen (z.
B. lokale Agendagruppen, Vereine) sollen persönlich angesprochen werden. Es wurde auch empfoh-
Ergebnisse der Thementische
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 41
len, den ENP mit anderen Konzepten zu kombinieren, z. B. mit einem Klimaschutzkonzept oder kom-
munalen Leitbildern, und dies zu kommunizieren.
Thema: Handelnde Personen und Akteure
Es bestand Einigkeit, dass die Beteiligung in den Händen der Kommune bleiben soll. Der Bürgermeis-
ter, Gemeinderat oder auf Landkreisebene der Landrat müssen hinter dem ENP/EK stehen. Die Inhal-
te sollten aber von einer neutralen Person vermittelt/moderiert werden. Jede Kommune hat wichtige
Akteure, Gruppen und Meinungsführer. Diese gilt es anzusprechen und einzubinden. Bekannte Per-
sönlichkeiten und regional anerkannte Multiplikatoren können als „Botschafter“ das Thema an ihre
Zielgruppen vermitteln oder sind für bestimmte Handlungsfelder anzusprechen (z. B. Landwirte, die
bereits gute Erfahrungen mit Solardächern gemacht haben). Die lokalen Medien sind einzubinden und
können Überzeugungsarbeit leisten. Oftmals kommt der Anstoß zum ENP/EK auch direkt aus der Be-
völkerung.
Vortrag: Aspekte der Förderung für Energienutzungspläne und Energieeinsparkonzepte
42 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
12 Vortrag: Aspekte der Förderung für Energienutzungs-
pläne und Energieeinsparkonzepte
12.1 Dr. Peter Wunsch
Projektmanager Innovations- und Technologiezentrum
Bayern Innovativ GmbH
ITZB Innovations- und Technologiezentrum Bayern
Gewerbemuseumsplatz 2
90403 Nürnberg
Tel.: 0911-20671-621, Fax: -5621
wunsch@bayern-innovativ.de
www.itzb.de
Aus meinen bisherigen Erfahrungen würde ich Kommunen empfehlen, besonders auf Folgen-
des zu achten:
Aussagekräftige und nachvollziehbare Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
12.2 Zusammenfassung des Vortrags
Das Innovations- und Technologiezentrum Bayern (ITZB) gehört dem in Nürnberg und München an-
sässigen Haus der Forschung an und ist unter anderem der Projektträger für das Förderprogramm
BayINVENT. Dahinter verbirgt sich die Förderung innovativer Energietechnologien und Energieeffizi-
enz mit dem Programmschwerpunkt Energienutzungspläne und Energieeinsparkonzepte. Zu diesen
Themen wird montags bis freitags von 8 Uhr bis 18 Uhr unter der Service-Nummer 0800 02687248 ei-
ne Beratung angeboten.
Bewilligungsvoraussetzungen für ein Energieeinsparkonzept und einen ENP
Antragsberechtigt sind kommunale Gebietskörperschaften und Eigenbetriebe, Träger kirchlicher oder
anderer Einrichtungen ohne wirtschaftliche Tätigkeit in Bayern sowie Unternehmen mit Sitz oder Nie-
derlassung in Bayern. Eine Voraussetzung ist, dass die Untersuchung sich auf Standorte in Bayern
beschränken muss.
Bei dem Energieeinsparkonzept werden die Energieeinsparpotenziale in Liegenschaften, Einrichtun-
gen und Betriebs- bzw. Produktionsstätten analysiert. Darauf aufbauend werden Möglichkeiten, deren
Energiebedarf zu verringern und/oder aus erneuerbaren Energien zu decken, aufgezeigt. Ein Beispiel
für ein Energieeinsparkonzept ist demnach, wenn eine Kommune wissen möchte, inwieweit eine
energetische Sanierung des Rathauses sinnvoll ist. Die Bewilligungsvoraussetzungen bei dem Ener-
gieeinsparkonzept sind, dass die Untersuchung Grundlage für anstehende Investitionsentscheidungen
ist und die Thematik Energieeinsparung, Effizienzsteigerung und Nutzung regenerativer Energien um-
fassen soll. Die Ergebnisse sollen konkrete Realisierungsvorschläge sein und dabei auf die energie-
technische Dimensionierung und Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen Bezug nehmen.
8 Kostenfrei aus dem deutschen Festnetz, abweichende Preise für Anrufe aus Mobilfunknetzen sind möglich.
Vortrag: Aspekte der Förderung für Energienutzungspläne und Energieeinsparkonzepte
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 43
Der ENP ist ein informelles räumliches Planungsinstrument für eine oder mehrere Gemeinden und
bietet die Basis für eine Koordination von Energieeinsparung, Energieeffizienz und die Umstellung auf
regenerative Energieträger. Bei dem ENP sollen übergeordnete energetische Planungsziele aufge-
zeigt werden. Der Untersuchungsumfang muss sowohl kommunale als auch private Liegenschaften,
Einrichtungen oder Betriebsstätten beinhalten. Damit letztendlich wirklich Maßnahmen in die Umset-
zung gebracht werden, muss das Ergebnis des ENPs für ausgewählte Teilbereiche Maßnahmenemp-
fehlungen mit einer Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung enthalten.
Bei einem ENP ist eine interkommunale Herangehensweise besonders erwünscht. Dabei kann, nach-
dem ein überregionaler ENP erstellt wurde, ein weiterer, detailschärferer ENP gefördert werden, der
beispielsweise auf einen Teilbereich einer Kommune abzielt.
Art und Höhe der Förderung
Die Förderung besteht aus einer Anteilfinanzierung in Form eines einmaligen Zu-
schusses für die Kosten der Studie. Die Erstellung von Energieeinsparkonzepten
wird mit bis zu 50 % für kommunale Gebietskörperschaften und Träger kirchli-
cher oder anderer Einrichtungen ohne wirtschaftliche Tätigkeit, mit bis zu 40 %
für wirtschaftlich tätige Antragsteller, die KMU sind, und mit bis zu 30 % für wirt-
schaftlich tätige Antragsteller, die keine KMU sind, gefördert. Die Förderhöchst-
summe beträgt 50.000 €. Die Erstellung von ENPs wird dagegen mit bis zu 70 %
für kommunale Gebietskörperschaften gefördert.
Antragsverfahren und Vorgehensweise
Bei einem Antrag auf Förderung sowohl bei einem Energieeinsparkonzept als
auch bei einem ENP müssen mindestens drei vergleichbare, qualitativ hochwer-
tige und unabhängige Angebote eingeholt werden. Dabei sollte auch auf die Referenzen der Ange-
botssteller sowie auf Erfahrungen aus Nachbargemeinden geachtet werden. Zu einem Energieein-
sparkonzept gehören die Grundlagenermittlung und Analyse des Ist-Zustandes, die Konzeptentwick-
lung mit verschiedenen Varianten, die Leistungs- und Energiebilanz der Varianten, ein Wirtschaftlich-
keitsvergleich, eine Analyse der Einsparung an Primärenergie und Reduktion der Emissionen sowie
Maßnahmenempfehlungen. Zu einem ENP gehören die Grundlagenermittlung und Analyse des Istzu-
stands (Energiebedarf/Energieinfrastruktur in verschiedenen Sektoren), die Potenzialerhebung, eine
Konzeptentwicklung mit verschiedenen Szenarien, ein Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsvergleich
der Szenarien, eine Analyse zur Reduktion der Emissionen sowie Maßnahmenempfehlungen.
Für Unternehmen mit wirtschaftlicher Tätigkeit erfolgt die Antragstellung nach Rücksprache beim Pro-
jektträger über das elektronische Antragsverfahren (ELAN) des Bayerischen Staatsministeriums für
Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. Für alle weiteren Antragsteller ist der Antrag auf
Förderung mit einem Formblatt (Muster 1a zu Art. 44 BayHO) mit Anlagen bei dem ITZB Nürnberg
einzureichen.
Die Bewilligung erfolgt nach Ermessen im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel, wobei kein
Rechtsanspruch auf eine Förderung besteht.
Bemerkungen zu der Förderpraxis
Es werden weder Eigenleistungen der Kommune noch „Vergangenheitsbetrachtungen“ gefördert. Es
gibt zudem keine Förderung des bürgerlichen Engagements. Dies bedeutet, dass zwar eine Beteili-
gung von Akteuren, also beispielsweise Vertretern von Bürgerinitiativen und Unternehmen, sowie eine
Abschlusspräsentation gefördert werden, nicht jedoch die ständige Einbindung eines jeden Bürgers.
Politische bzw. sozialkritische Betrachtungen werden ebenfalls nicht gefördert, anstelle dessen sollen
Abb. 18: Dr. Peter Wunsch während des Vor-trags.
Vortrag: Aspekte der Förderung für Energiekonzepte
44 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
technische Maßnahmenempfehlungen gegeben werden, wobei immer der Stand der Technik beachtet
werden soll. Die Erstellung eines Energiepasses bzw. EnEV-Nachweises fällt ebenso wenig unter die
Förderung wie Betrachtungen zur Energieautarkie oder eine „singuläre technische Detailplanung“, d.h.
wenn beispielsweise schon klar ist, dass an einem bestimmen Ort ein Windpark gebaut werden soll
und dafür eine Detailplanung benötigt wird.
Ein wichtiger letzter Hinweis ist, dass die Vergabe der Untersuchung erst nach Erlass des Bewilli-
gungsbescheides erfolgen darf.
Fragen aus dem Plenum und dazugehörige Antworten
Frage: In welchem Verhältnis stehen der ENP und das CO2-Minderungsprogramm?
Antwort: In dem CO2-Minderungsprogramm ist die Förderung der Öffentlichkeitsarbeit enthalten. Im
Gegensatz dazu ist bei den ENPs keine finanzielle Förderung der Bürgerbeteiligung vorgesehen.
Frage: Kann die Kommune sich bei dem Förderantrag das Planungsbüro aussuchen?
Antwort: Die Kommune muss drei Angebote einholen. Sie kann sich für ein Angebot entscheiden. Es
muss nicht unbedingt das günstigste Büro gewählt werden. Die Entscheidung ist allerdings zu be-
gründen.
13 Vortrag: Aspekte der Förderung für Energiekonzepte
13.1 Dr. Thomas Kerscher
Projektmitarbeiter Energiewende
Fachberater der Ländlichen Entwicklung
Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern
Dr.-Schlögl-Platz 1
94405 Landau a. d. Isar
09951 940-120
Thomas.Kerscher@ale-nb.bayern.de
www.landentwicklung.bayern.de
Die Erstellung eines ENPs/EKs erzielt meiner Meinung nach folgende Effekte:
Sensibilisierung aller Beteiligten für einen Wandel hin zu nachhaltigem Denken und Wirtschaften.
Aus meinen bisherigen Erfahrungen würde ich anderen Kommunen empfehlen, besonders auf
Folgendes zu achten:
Frühzeitige, aktive Beteiligung einer möglichst breiten Öffentlichkeit, damit jeder sich und seine Inte-
ressen im Konzept wiederfinden kann.
Vortrag: Aspekte der Förderung für Energiekonzepte
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 45
13.2 Zusammenfassung des Vortrags
„Ländliche Entwicklung“ im weitesten Sinn bezeichnet alle Fortschritte und Veränderungen im ländli-
chen Raum, also in Gebieten abseits von Ballungszentren, in denen der Agrarsektor das Erschei-
nungsbild dominiert. Zur Stärkung des ländlichen Raums bietet das Bayerische Landwirtschaftsminis-
terium mit seinen sieben Ämtern der Ländlichen Entwicklung einige Instrumente wie die Flurneuord-
nung, die Dorferneuerung und die Integrierte Ländliche Entwicklung. Diese Instrumente eignen sich
auch zur Unterstützung für die Umsetzung der Energiewende.
Die Ländliche Entwicklung hat im Bereich der Energiewende das Ziel, örtlich abgestimmte Energiepro-
jekte zu ermitteln und diese in die Realisierungsphase zu begleiten. Zielgruppe sind dabei ländlich
strukturierte Gemeinden, die bereits mit der Ländlichen Entwicklung zusammenarbeiten. Wichtig hier-
bei ist, dass die Konzepte in enger Zusammenarbeit/Kooperation der örtlichen Akteure entwickelt und
durchgeführt werden.
Die Ländliche Entwicklung ist aufgrund ihrer Erfahrungen im ländlichen Raum, ihrer Vernetzung mit
anderen Behörden, ihrer Erfahrung mit Bürgerbeteiligungsansätzen und nachhaltigen Instrumente
idealer Partner für die Belange der Kommunen hinsichtlich des Themas Energie.
Die Ämter für Ländliche Entwicklung können EKs auf drei verschiedenen Ebenen fördern. Zum einen
besteht finanzielle Unterstützung im Rahmen der Dorferneuerung und im Rahmen der Integrierten
Ländlichen Entwicklung. Das in 2012 ausgerufene Sonderprogramm „100 bilanziell weitgehend ener-
gieneutrale Kommunen“ ist ein zeitlich befristetes Programm mit jeweils mindestens 14 zu vergeben-
den EKs, in dem die zur Verfügung stehenden Fördermittel bereits aufgebraucht
sind. Im Rahmen der Dorferneuerung und der Integrierten Ländlichen Entwick-
lung können aber noch EKs gefördert werden. Um allerdings in den Genuss einer
Förderung zu kommen, sind folgende Voraussetzungen notwendig. Das Konzept
muss die gesamte Gemeinde umfassend (bei Gemeindekonzepten) und die Bür-
ger müssen informiert und intensiv beteiligt werden (z. B. über Arbeitskreise, Fo-
ren, Aktionen etc.). Zudem müssen mindestens drei Angebote von Planungsbü-
ros eingeholt werden und es soll eine ganzheitliche Betrachtung des Themas er-
folgen – so sollen Querbezüge zu Themen wie Innenentwicklung und Landnut-
zung hergestellt werden. Um während der Erarbeitung bzw. nach Fertigstellung
der EKs Gemeinden im Hinblick auf Umsetzungsmaßnahmen betreuen zu kön-
nen, kann in Gemeinden mit einem von dem Amt für Ländliche Entwicklung ge-
förderten EK eine Prozessbegleitung gefördert werden.
Nicht nur finanziell, sondern auch personell stehen die Ämter für Ländliche Entwicklung mit ihren
Fachberatern den Kommunen zur Verfügung. Die Unterstützung reicht während der Konzepterstellung
von der Erstberatung, den Hilfestellungen bei dem Vergleich der Angebote und der Auswahl der Pla-
nungsbüros bis hin zur Beachtung der Querbezüge innerhalb der Kommune, wie Innenentwicklung,
Mobilität, Gebäudemanagement und Landnutzung. In der Umsetzungsphase werden dann Erfah-
rungsaustausche, Informationsabende und Exkursionen zu Referenzanlagen von den Fachberatern
für Energie an ihrem Amt für Ländliche Entwicklung organisiert. Bei der Durchführung der Projektvor-
schläge aus dem EK werden die einzelnen Maßnahmen aufeinander abgestimmt und in Maßnahmen
der Ländlichen Entwicklung integriert, was neben der Förderberatung zu weiteren Kostenersparnissen
der Kommune führt. Dass die Ländliche Entwicklung mit den an die Bedürfnisse der Kommunen aus-
gerichteten EKs einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung der vorgeschlagenen, energetischen Maß-
nahmen des Konzeptes leisten kann, liegt zum einen an der personellen Betreuung und zum anderen
an der Beteiligung der Bürger und lokalen Akteure, die in alle Phasen der Konzepterstellung einbezo-
gen werden. Dies stärkt die Akzeptanz der anzugehenden Maßnahmen vor Ort und sorgt durch die
Abb. 19: Dr. Thomas Kerscher während des Vor-trags.
Vortrag: Aspekte der Förderung für Energiekonzepte
46 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Initiierung von Arbeitskreisen bereits während der Konzepterstellung für eine spätere Entlastung der
Kommunalverwaltung. Die Betreuung der EKs wird von den Gemeinden sehr geschätzt. Diese sind
oftmals personell unterbesetzt, können sich daher aus zeitlichen Gründen nicht einem zusätzlichen
Thema widmen oder verfügen noch über keine Erfahrungen im Energiesektor.
Die Nachhaltigkeit des Konzeptes ist ein wichtiger Aspekt. So wird den Gemeinden empfohlen, sich
stetig mit dem Thema zu beschäftigen, sozusagen am (Energie-)Ball zu bleiben, z. B. durch regelmä-
ßige Projektumsetzungen, Etablierung von Strukturen (Energiebeauftragter, Monitoring, Öffentlich-
keitsarbeit) und gegebenenfalls externer Unterstützung von Außen.
Aus dem EK heraus sollen sich Maßnahmen ergeben, die idealerweise von der Ländlichen Entwick-
lung mit ihren Instrumenten unterstützt bzw. weiter begleitet werden können. So kann im Rahmen des
EKs ein Anreiz zu Sanierungsmaßnahmen geschaffen werden, die unter Umständen im Falle eines
Dorferneuerungsverfahrens finanziell gefördert werden. Auch die Verlegung von Nahwärmenetzen im
Zusammenhang mit Baumaßnahmen der Dorferneuerung (Straßen-, Kanalsanierung) ist sinnvoll und
kann Kostenersparnisse mit sich bringen. Durch eine nachhaltige Waldbewirtschaftung im Rahmen
einer Waldneuordnung können Holzreserven aktiviert und vervielfacht werden. Auch eine Flurneuord-
nung kann die Energiewende positiv unterstützen, in dem durch Flächenzusammenlegungen und Flä-
chenneuordnung z. B. die Errichtung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen erst ermöglicht wird.
Die Förderung über die Ländliche Entwicklung unterscheidet sich somit in mancher Hinsicht von der
gewohnten Förderung „nach engen Richtlinien“ anderer Förderstellen (siehe die vielfältigen Möglich-
keiten, die sich durch die personelle Vor-Ort-Betreuung während der unterschiedlichen Phasen eines
EKs ergeben). Hier steht im Mittelpunkt, zusammen mit den Aktiven vor Ort den ländlichen Gemein-
den Bayerns und ihren Bürgern ein tragfähiges Zukunftskonzept, einen Plan für ein konkretes Projekt
oder Teilgebiet hervorzubringen, zu konkretisieren und letztlich zu realisieren. Wenn dafür die Chan-
cen gut stehen, können die Fachberater bis zu der Realisierung der Maßnahmen mit Rat, mit Tat und
finanzieller Unterstützung zur Seite stehen.
Exkurs:
Flurneuordnung (früher Flurbereinigung) – dahinter steckt die Idee, dass man landwirtschaftliche
Flächen zur effizienteren Nutzung entsprechend zusammenlegt, einen historisch gewachsenen Fle-
ckerlteppich von Nutzungen und Eigentumsverhältnissen sozusagen auflöst und neu verteilt. Diese
neuen Flächen werden dabei durch ausgebaute Wege erschlossen und Hochwasserschutzmaßnah-
men berücksichtigt, wobei ökologisch wertvolle Lebensraume erhalten oder geschaffen werden. Die
damit verbundenen Kosten werden bezuschusst. Das Amt für Ländliche Entwicklung leitet eine Flur-
bereinigung ein und bestimmt damit, welches Gebiet der Neuordnung zugehörig ist. So entsteht eine
Teilnehmergemeinschaft, die die Interessen der Teilnehmer formuliert, wobei diese oft nicht einfach zu
ermitteln ist. Oft sind viele Besprechungen nötig, um die Einzelmeinungen zusammenzubringen. Die-
ser Meinungsfindungsprozess ist ganz identisch mit der Bürgerbeteiligung, die heute auch in vielen
Energieprojekten erfolgt. Flurneuordnung wird heute nicht nur für landwirtschaftliche, sondern genau-
so gut für energiewirtschaftliche Belange eingesetzt, z. B. für die Flächenerschließung bei Windparks,
Grundstückszusammenlegung für Photovoltaik-Freiflächen, oder zur Verwirklichung umfangreicher
Wasserkraftwerkspläne.
Dorferneuerung ist das zweite Instrument der Ländlichen Entwicklung. In mancher Hinsicht der Flur-
neuordnung ähnlich, läuft die Dorferneuerung aber auf überwiegend bebauten innerdörflichen Flächen
ab. Ein neuer Dorfplatz, eine geänderte Ortsdurchfahrt, abgestimmte neue Fassaden, der Bau eines
Bürgerhauses oder eines Dorfladens…, all das sind klassische Förderbeispiele. Gerade in der Dorfer-
neuerung ist Bürgerbeteiligung von Anfang an die Grundlage des Verfahrens. Oft werden dabei aus
der Bürgerschaft heraus Ideen entwickelt, auf die wohl kein außenstehender Ortsplaner so leicht ge-
Resümee
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014 47
kommen wäre. Im Rahmen einer solchen Dorferneuerung wurde z. B. in Aiterhofen der Aufbau eines
Nahwärmenetzes gefördert. Sechs teils öffentliche, teils private Gebäude werden dabei von einer
zentralen 320 kW Hackschnitzelanlage mit Heizwärme versorgt.
„Integrierte Ländliche Entwicklung“ (ILE) heißt die dritte wichtige Maßnahme der Ländlichen Ent-
wicklung. Eine ILE ist ein Kooperationszusammenschluss mehrerer benachbarter Kommunen. Auch
hier wird ein gemeinsames ILE-Konzept erarbeitet, werden Themenfelder bestimmt, in denen gemein-
same Ziele durch enge Kooperation zwischen den Gemeinden erreicht werden sollen. Auch „Energie“
ist in der Regel ein solches Handlungsfeld. Als Langfriststrategie ist die interkommunale Zusammen-
arbeit für benachbarte Gemeinden sicher sehr empfehlenswert. Besonders im Energiesektor sind ei-
nige der zukünftigen Herausforderungen zu groß für kleine ländliche Kommunen im Alleingang.
14 Resümee9 Die Veranstaltungsreihe hat es geschafft, die Themen ENP und EK aus vielen unterschiedlichen Rich-
tungen zu beleuchten. Die intensiven Diskussionen an den Thementischen haben dabei gezeigt, dass
es einen enormen Bedarf gibt, praxisnahe Informationen zu vermitteln, aber auch diskursiv unter-
schiedliche Erfahrungen und Meinungen auszutauschen. Ein großer Dank gilt daher allen an der Ver-
anstaltungsreihe Beteiligten, d. h. den Organisatoren, Kooperationspartnern und Referenten, aber
auch Ihnen, den Teilnehmern, die sich die Zeit genommen haben, sich über diese wichtigen Themen
zu informieren und auszutauschen.
Von allen Ergebnissen fielen einige besonders auf. So darf die Erstellung eines ENPs oder EKs keine
einmalige Aktion, also ein Strohfeuer sein, sondern muss langfristig in der Gemeindeverwaltung ver-
ankert werden. Dazu bedarf es des politischen Rückhalts durch Bürgermeister und Gemeinderat, aber
auch der Wertschätzung der sogenannten „Kümmerer“, die sich dieser neuen Aufgabe annehmen. Die
Einbeziehung und Beteiligung der Bürger und Unternehmen vor Ort ist allein aus Akzeptanzgründen
unerlässlich. Es wurde zudem wiederholt der Wunsch nach einem regionalen Informations- und Erfah-
rungsaustausch zu den Themen der Energiewende geäußert. Dieser Wunsch ist gerechtfertigt, da die
praktischen Erfahrungen anderer genutzt werden müssen, um – angesichts der knappen Personal-
und Finanzressourcen – die Energiewende effizient voranzubringen. Hierbei könnten beispielsweise
die Regierungen mit ihren Energiewendebeauftragten, aber auch die Landkreise eine koordinierende
Rolle übernehmen. Durch alle Veranstaltungen zog sich wie ein roter Faden die dringende Forderung
nach stabileren, politischen Rahmenbedingungen. Ohne diese kann die Energiewende nicht gelingen.
Noch eine Bitte zum Schluss. Vergessen Sie, die Entscheidungsträger und Verwaltungsmitarbeiter vor
Ort, nicht, dass Sie als Multiplikator eine entscheidende Rolle im Rahmen der Energiewende spielen.
Die Politik setzt dafür die Rahmenbedingungen, umgesetzt wird die Energiewende jedoch vor Ort, bei
Ihnen daheim, am besten zusammen mit anderen Kommunen. Mit Ihrem Engagement im Bereich des
Energiesparens, der Steigerung der Energieeffizienz und des Ausbaus erneuerbarer Energien sind
Sie bereits auf dem richtigen Weg oder begeben sich auf diesen. Dafür benötigt man aber Geduld und
einen langen Atem, d.h. man muss länger als in den politischen Vier-Jahres-Einheiten denken. Denn
bei diesem Thema geht es nicht nur um die nahe Zukunft, sondern vor allem auch um die Zukunft un-
serer Kinder und Enkelkinder. Deswegen geben Sie Ihre Erfahrungen wertneutral an ihre Bürgermeis-
9 Das Resümee gibt nicht das Fazit am Ende der Veranstaltung vor Ort wieder. Es beinhaltet vielmehr übereinstimmende Er-gebnisse aller Veranstaltungen. Dies erscheint an dieser Stelle zweckmäßiger, da Doppelungen vermieden und allen Teil-nehmern derart ein erster Überblick (die Gesamtdokumentation wird Mitte März 2014 erstellt sein) zu den wesentlichen Punk-ten der anderen Regionalveranstaltungen ermöglicht wird.
Resümee
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terkollegen weiter, die sich noch nicht auf diesen Weg gemacht haben und verlieren sie nicht den Mut,
sich angesichts ändernder Rahmenbedingungen weiterhin für dieses wichtige Thema einzusetzen.
In diesem Sinne: Seien Sie „Kümmerer“, von dem alle sprechen, motivieren Sie andere zum Mitma-
chen und bleiben Sie am (Energie-)Ball!