Dr. Sonnhilde Lütjen Ellen Romein MSc.OT BHZ Vogtareuth

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Rehabilitation bei Kinder in Wachkoma bezogen auf Alltagsaktivitäten Remi-Pro Remissionsprofil für Kinder nach erworbenen Hirnschädigungen. Dr. Sonnhilde Lütjen Ellen Romein MSc.OT BHZ Vogtareuth. - PowerPoint PPT Presentation

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Rehabilitation bei Kinder in Wachkomabezogen auf Alltagsaktivitäten

Remi-ProRemissionsprofil für Kinder

nach erworbenen Hirnschädigungen

Dr. Sonnhilde LütjenEllen Romein MSc.OT

BHZ Vogtareuth

Inhalt

1. Probleme bei der Anwendung des Begriffes “Alltagsaktivitäten” bei Kindern in den frühen Remissionsphasen

2. Alltagsaktivitäten bezogen auf Alter, Fähigkeiten und Kontext

3. Die 6 Remissionsniveaus mit Beispielen von Alltagsaktivitäten

4. Die Anwendung von Remi-Pro

5. Psychometrische Eigenschaften vom Remi-Pro

1. Probleme bei der Anwendung des Begriffes “Alltagsaktivitäten” bei Kindern in den frühen Phasen

• In den frühen Phasen werden Komaskalen eingesetzt, um Veränderungen zu messen

• Man findet nichts über Alltagsaktivitäten: weil diese Kinder nicht selbst aktiv sind?

• Im Remissionsverlauf wechselt man irgendwann von Körperfunktionen zu Körperfunktionen und Aktivitäten

• Dies ist ein problematischer Schnitt (andere Terminologie, andere Testverfahren)

• Wechsel von bottom-up nach top-down, oder wann kann man klientenzentriert arbeiten?

2. Alltagsaktivitäten (ICF) in Beziehung zu Alter, Fähigkeiten und Kontext

• Babies haben Aktivitäten wie “Reagieren auf Ansprache mit Gesichtsausdruck und Bewegungen”, “Trinkt erfolgreich aus der Flasche mit angemessener Interaktion mit der Mutter”

• Schwerstbehinderte Kinder können ähnliche Aktivitäten haben, die nicht altersentsprechend sind

• Ob solche Aktivitäten ausgeführt werden, wird vom Kontext bestimmt

• Passive Teilhabe ist auch Teilhabe, wird aber nicht im ICF beschrieben

Dies bedeutet:Alltagsaktivitäten können für eine bestimmte Person nur beschrieben werden, wenn man Alter, Fähigkeits-Niveau und Kontext berücksichtigt

3. Die 6 Remissionsniveaus

Diese basieren auf Alltagsaktivitäten, die sich von passiver zu aktiver Teilhabe entwickeln.

1. Schlaf-Wachniveau: erkennbare Wachphasen, wechselnde Reaktionen

2. Wahrnehmungsniveau: das Kind wiederholt bestimmte Reaktionen

3. Kommunikationsniveau: Das Kind versucht zu handeln4. Eigenständigkeitsniveau: Das Kind führt Teile von Aktivitäten aus5. Gruppenniveau: Das Kind führt Aktivitäten in Gruppen aus 6. Soziales Niveau: Der Jugendliche führt gewünschte Aktivitäten

aus

1. Schlaf-Wachniveau: erkennbare Wachphasen, wechselnde Reaktionen

Sitzen und Bilder anschauen als passive Alltagsaktivität.

Ansatzweise Augen bewegen ist ihre Aktivität

Ihre Aktivität findet nur in diesem Kontext und dieser Situation statt

Beispiele von Aktivitäten im Schlaf-Wachniveau

• Wohlfühlen, Freizeit, Spiel– Verschiedene Personen spielen mit dem Kind

– Das Kind ist allein, das Kind schläft

• Fortbewegung, Kommunikation, Selbstversorgung– Das Kind wird in verschiedene Positionen verlegt, gewaschen,

angezogen, es bekommt Nahrung

• Schule, Therapie, Soziale Interaktion– Das Kind ist in Einzel- oder Gruppensituationen

– Das Kind ist in Therapiesituationen

Beurteilt wird, ob das Kind positiv auf diese Alltags-

Aktivitäten reagiert durch: Wachheit, Herzfrequenz,

Blutdruck, Atemfrequenz, Muskeltonus, Schwitzen, ...

Fallbeispiel 1. Liegen als passive Alltagsaktivität Aktivitäten: Manchmal Entspannen und Einschlafen

Sitzen als passive Alltagsaktivität Aktivitäten: manchmal Entspannen und Tonusminderung

Sitzen als passive Alltagsaktivität: Aktivität: ansatzweise wacher werden

Passive Teilhabe an Karneval Aktivitäten: ansatzweise Tonuserhöhung und wacher

werden

Passiv Musik machen, Musik hören Aktivität: Manchmal auf Trommeltöne reagieren

Fallbeispiel 2: Sitzen als passive AlltagsaktivitätPassives Atmen über Beatmungsmaschine

Sitzen als passive Alltagsaktivität Aktivität: 10 Minuten selbst Atmen

Mit ihrer Familie im Gras sitzen als passive Alltagsaktivität Aktivitäten: selbst Atmen und wacher werden

2. Wahrnehmungsniveau Wir erkennen, dass Reaktionen in bestimmten Situationen

wiederholt werden

1. Beispiel:

Ein Gegenstand verfolgen im

Liegen ist die Alltagsaktivität

Seine Aktivität ist das sichere

Fixieren eines vibrierenden

Gegenstandes

Beispiele von Aktivitäten im Wahrnehmungsniveau (es sind die gleichen wie im Schlaf-Wachniveau)

• Wohlfühlen, Freizeit, Spiel– Verschiedene Personen spielen mit dem Kind– Das Kind ist alleine, das Kind schläft

• Fortbewegung, Kommunikation, Selbstversorgung– Das Kind wird in verschiedene Positionen verlegt, gewaschen,

angezogen, es bekommt Nahrung

• Schule, Therapie, Soziale Interaktion– Das Kind ist in Einzel- oder Gruppensituationen– Das Kind ist in Therapiesituationen

Folgende Körperfunktionen werden während der Aktivitäten beurteilt

• Das Kind wendet sich für mindestens 2-3 Sekunden einer bestimmten Aktivität oder Person zu. Kennzeichnend ist hier die erkennbare Aufmerksamkeitsfähigkeit des Kindes.

• Bei einer bestimmten Aktivität lächelt das Kind meist, oder zeigt andere Zeichen von Freude, wie freudiges Lautieren

• Das Kind macht bei einer bestimmten Aktivität ungezielte Bewegungen

• Das Kind schluckt geringe Mengen Essen von sich aus, oder wird dabei unterstützt

Aktivität: vibrierenden Gegenstand fixieren im LiegenEs fixiert in verschiedenen Richtungen ...

...und sein Gesichtsausdruck verändert sich Richtung Lächeln, wenn er die Vibration spürt: Lächeln als Aktivität

2. BeispielA. entspannt sich (fast) immer im Arm der Mutter

3. Beispiel: A.S. sitzt mit viel Unterstützung (Aktivität)

A.S. sitzt und lächelt wiederholt, wenn er Geräusche hört

4. Beispiel Aktivität: Teilhabe an der Musikgruppe in Begleitung der Mütter.

5. Beispiel Aktivität: M. fixiert die Bälle auf den Boden

3. Kommunikationsniveau Das Kind versucht zu handeln

Aktivität: das Kind drückt eine Taste, so dass der Hase hoppelt.

Das Kind versucht zu sitzen, kann in der therapeutischen Situation minimal 10 Minuten mitmachen, kann bewusst Lustiges bewirken.

Beispiele von Aktivitäten im Kommunikationsniveau (ab jetzt sind die Aktivitäten in jedem Niveau

unterschiedlich)

• Freies Spiel und Freizeit– Alleine spielen, mit anderen spielen, Musik hören, Musik

machen, Fernsehen

• Fortbewegung, Kommunikation, Selbstversorgung– Das Kind versucht sich zu bewegen, zu kommunizieren, zu

essen, sich anzuziehen, ....

• Schule, Therapie, Soziale Interaktion– Das Kind imitiert, zeigt auf Bilder, bewirkt Lustiges, leistet

Widerstand, macht bis 30 Minuten in der Therapie mit

Auch hier können zusätzlich Körperfunktionen beurteilt werden. Beispiele:

• Das Kind kennt vertraute Räume und Personen, erkennt auch vertraute Situationen.

• Das Kind fixiert und verfolgt Personen und Aktivitäten mit den Augen.

• Das Kind erinnert sich bei Nachfrage an einige Aktivitäten, Personen, Gegenstände, Spiele etc..

• Das Kind konzentriert sich für kurze Zeit (mindestens 5 Minuten) auf etwas Interessantes.

• Ein bestimmtes Sprachverständnis ist erkennbar und einige Begriffe/Wörter können ausgedrückt werden (auch mittels Gesten oder Kommunikationhilfsmitteln).

L. drückt die Taste und lacht, wenn die Hase herunter fällt

2. BeispielBlumen pflücken, N. hält die Blumen

3. Beispiel: C. bewegt den Elefanten, indem er eine Taste mit dem

Kopf drückt

4. Beispiel: M. drückt auf das Tastbildschirm, um die Geschichte weiter

zu führen

5. Beispiel: M. versucht etwas aus dem Musiktopf zu holen

6. BeispielA. versucht den Clown zu bewegen

4. Eigenständigkeitsniveau Das Kind führt Teile von Aktivitäten aus

Das Kind übernimmt

Teile einer Kochaktivität:

es sucht ein Messer aus

der Schublade

5. Gruppenniveau Das Kind führt Aktivitäten in Gruppen aus

Das Kind übernimmt alters-

entsprechende Aufgaben in

einer Gruppensituation

6. Soziales Niveau

Der Jugendliche ist Teil einer Gruppe und beteiligt sich an deren Aktivitäten

4. Die Anwendung von Remi-Pro

• Man entscheidet sich für ein Niveau anhand von allgemeinen Kriterien

• Informationen über die Alltagsaktivitäten des Kindes werden gesammelt in den drei Alltagsbereichen Spiel, ADL und Produktivität

• Diese Alltagsaktivitäten werden bewertet anhand des Handbuches

• Die Ergebnisse werden auf das Profil übertragen• Nach Bedarf wird das Remi-Pro neu ausgefüllt

Spiel/Freizeit/Wohlfühlen im Schlaf-Wachniveau

Alltagsaktivitäten Ja/ Nein

Positive vegetative Reaktionen

Entspannt sich (positiv)

Wirkt wacher

Kuscheln, schmusen

Spielakt. mit Angehörigen

Spielakt. mit Kind

Spielakt. mit Therapeut

Spielakt. mit Tier

Alleine Musik hören

Allein sein

Nachtruhe, Mittagsschlaf

Beispiel: Beschreibung erstes Item Spiel- oder Freizeitaktivität mit Angehörige(n)

• Beispiele: Quatsch machen, singen, gemeinsam Musik machen, vorlesen, Fotoalbum anschauen, sich gemeinsam mit Spielzeug beschäftigen, gemeinsam schaukeln als Zeitvertreib, Bravo oder Sportzeitschriften anschauen, Fernsehen (z. B. Fußballspiele, bekannte Serien), im Garten sitzen, spazieren gehen. Hierbei gibt es keine therapeutische Zielsetzung.

• Exklusiv: – Zeiten wo das Kind allein ist (andere Items)– Therapeutische Spielsituationen (andere Items)

Körperfunktionen im Schlaf-Wachniveau

• Das Kind zeigt ein oder mehrere vegetative Reaktionen, die positiv interpretiert werden durch die Person, die die Aktivität mit dem Kind ausführt

• Das Kind entspannt sich, scheint sich wohl zu fühlen (der Tonus normalisiert sich, die Spastizität verringert sich), oder das Kind atmet besser/leichter

• Das Kind scheint wacher zu sein. Beispiele: Augenbewegungen, zufälliges Anschauen, Veränderung im Gesichtsausdruck, Innehalten, Veränderung des Atemrythmus.

Spiel/Freizeit/Wohlfühlen im Schlaf-Wachniveau

Alltagsaktivitäten Ja/ Nein

Positive vegetative Reaktionen

Entspannt sich (positiv)

Wirkt wacher

Kuscheln, schmusen + 0 0 0

Spielakt. mit Angehörigen + 1 0 1

Spielakt. mit Kind -Spielakt. mit Therapeut + 1 0 0

Spielakt. mit Tier 0Alleine Musik hören 0Allein sein + 1 0 0

Nachtruhe, Mittagsschlaf + 0 1

Das Remissionsprofil

Rehabilitation auf Basis von Remi-Pro

• Die Familie wird stärker in der Rehabilitation miteinbezogen, ihre Meinung wird in Remi-Pro sichtbar

• Die Ziele verlagern sich von Körperfunktionen nach Alltagsaktivitäten, was die Kommunikation mit der Familie erleichtert

• Die drei Alltagsbereichen werden von Anfang an berücksichtigt

• Ziele können im Team anhand vom nächsten Niveau formuliert werden

• Klientenzentrierung kann durch Remi-Pro (mit dem COPM) in der Dokumentation sichtbar und überprüfbar werden

6. Psychometrische Eigenschaften von Remi-Pro: Nachweise für die Validität (2003)

• Eine Studie zum Nachweis der Validität wurde mit 23 Experten aus Deutschland und der Schweiz durchgeführt. Sie beurteilten 10 Aspekte des Remi-Pro. – Bewertung gut/ausgezeichnet: 82 %.

• Die Korrelation zwischen den Ergebnissen des Remi-Pro, des Wee-FIM und der Koma Remissionsskala wurde untersucht bei 101 Kindern in einer retrospektiven Studie– Es wurde eine signifikante Korrelation gefunden

• Das Remi-Pro wurde nach dieser Studie verbessert: genauere Itembeschreibung, Integration von Körperfunktionen

Ergebnisse Korrelationsstudie

Remi-Pro (Subscales) Correlated test

(Subscales) n Spear

man Remi-Pro Level 1-6: all subscales

Wee-FIM: all subscales

121 0.95*

Remi-Pro Level 3-6: ADL subscale

Wee-FIM: subscale A-O

71 0.87*

Remi-Pro Level 3-6: social interaction/ school subscale

Wee-FIM: subscale PQR

72 0,79*

Remi-Pro Level 1-3: all subscales

Koma Remissions Skala

54 0.76*

*Correlation is significant (p < .001)

Vielen Dank!ellenromein@gmail.com