Post on 26-Sep-2020
Weert Canzler, WZB
Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
Die postfossile Mobilität fällt nicht vom
Himmel – ohne Restriktionen geht es nicht
Vortrag auf “praxisforum Verkehrsforschung”
21. und 22. Mai 2015, InnoZ/Infas
Dr. Weert CanzlerForschungsgruppe Wissenschaftspolitik/
Projektgruppe MobilitätWissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung (WZB)weert.canzler@wzb.eu
Weert Canzler, WZB
Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
Inhalt
I. Das Problem
II. Die Lösung
III. Vom Problem zur Lösung
Weert Canzler, WZB
Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
I. Das Problem
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Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
Zugleich:
weltweite Fahrzeugproduktion steigt und steigt:
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Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
Globaler Pkw-Markt: Europa stagniert, BRIC-Länder holen auf:
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Zahlenspiel zur möglichen globalen Motorisierung bis 2030(eigene Berechnung mit aktuellen Zahlen von eurostat und UN)
Weltbevölkerung heute: 6,9 Milliardenin 2030: mind. 8 Milliarden
Pkw/1.000 Einw. heute EU 27: 466 (total: 235 Mio.)
Welt: 144 (total: 1 Mrd.)
Pkw/1.000 Einw. 2030 Welt verdoppelt: (auf 288): 2,3 Mrd.
verdreifacht: (432): 3,45 Mrd.
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Denn: auch die Erneuerbaren kommen nicht voran:
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II. Die Lösung
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Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
E-Mobilität = mehr als Batterieautos:
— E-Mobility-Diskurs bisher durch Pfadabhängigkeiten bestimmt/verkürzt
— Postfossile Mobilität ist technisch und angebotsseitig mehr:- „Klassische“ E-Mobilität: Bahnen, Tram, O-Busse (künftig induktiv?)- Batterieelektrische Fahrzeuge: BEV und PHEV- Brennstoffzellen-Fahrzeuge- Pedelecs und E-Scooter
— E-Mobilität verstanden als doppelte Basisinnovation:1.) „mobilitätsorganisatorische“ Basisinnovation: Integrierte E-Mobilitätsdienstleistungen (der „E-Sitzkilometer“)2.) „sektorenübergreifende“ Basisinnovation: E-Mobile als Teil von Smart Grids und Grüner Wasserstoff als zusätzliche Speicheroption für überschüssigen EE-Strom („V2G und Power2X“)
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• Eine Intermodale Mobilitätsdienstleistung (IMD) = transaktionskostenarme Verknüpfung verschiedener –mindestens zwei - Verkehrsmittel für einen Weg, verbunden mit der Erwartung/Hoffnung, dass IMD in ihrer Summe die Effizienz des Verkehrs erhöhen.
„E-Sitzkilometer“: Was soll das sein?
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• „Nutzen statt besitzen“
Das öffentliche Auto als Teil intermodaler Mobilitätsdienstleistungen:
• Ergänzung des Öffentlichen Verkehrs
• „Keep it simple and easy“
• Perspektive: E-Carsharing
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E-Mobilität - Techniken und Vernetzungen
Vom Hype zur realistischen Perspektive Quelle: adac
motorwelt 10/2012
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• Public Transport: Velib/autolib, Citi Bike, BC 100 ...
Boom innovativer Mobilitätsdienstleistungen mit IMD-Potenzial:
• Autoindustrie: Car2go, drive now, multicity ...
• Neue Spieler: Uber, Google, Tesla ... SAP, Cisco, Telekom…Deutsche Bahn, moovel?
Weert Canzler, WZB
Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
Source: "Cyclists at red 2" by heb@Wikimedia Commons (mail) - Own work. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cyclists_at_red_2.jpg#/media/File:Cyclists_at_red_2.jpg
Fahrrad-Kapitale Kopenhagen
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2015
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„Multi-modal-Arena“ Berlin Südkreuz
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Quelle: http://itunes.apple.com/de/app/drivenow/id435719709?mt=8&ls=1 (Screenshot)
Drive now via Smart Phone
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Blick zu zwei anderen potenziellen „Leitanbietern“:Batterieelektrische Mobilität in Japan und den USA:
— Japan:
E-Mobilität: Mitsubishi und Toyota preschen vor: bidirektionaler Hybrid Outländer und EV, Prius 3 und H2-Auto Mirai, smart city-Projekte (Toyota-City, Nissan-City, Panasonic-City etc.)
Energiewende: beschleunigter Ausbau EE (neue 10 GW PV in 2014)
— USA:
E-Mobilität: Tesla geht in Vorleistung (super charging und Gigafactory), Ziel = geschlossener EE-Kreis: Tesal Autos plus Tesla Power plus Solarcity
Energiewende: auch beschleunigter EE-Ausbau (über 6 GW PV in 2014)
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Hypothese: Treiber für Lösung erkennbar
• Technisch: Digitalisierung, aber auch: sinkende EE- und Speicherkosten
• Wirtschaftlich und politisch: Neue Spieler mit disruptivenGeschäftsmodellen, Verkehrssektor klimapolitisch unterDruck
• Verhaltensseitig: “permanent online”, pragmatischeMultimodalität
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Quelle: bcs, www.carsharing.de/sites/default/files/uploads/presse/pdf/grafik_entwicklung_carsharing_in_deutschland_2014_parallel.pdf
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Quelle: www.innoz.de/fileadmin/INNOZ/pdf/pr%C3%83%C2%A4sentationen/2013-08-08_InnoZ-Pr%C3%A4sentationen_Symposium_MC_js02_NEU.pdf
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Effekte des free floating-Carsharings:
• Veränderte Nutzungsprofile: vorwiegend Kurzfahrten von 10-20 Minuten, viele Spontanfahrten
• Unsichere Substitutionseffekte: Neue Nutzergruppen ohneAbsicht auf Verzicht auf Privatauto, möglicheSubstitutionseffekte bei Zweit-/Drittwagen
• Intermodale Verknüpfungen: Hoher Anteil an Zu- und Abgängen zum Öffentlichen Verkehr
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Pkw-Verfügbarkeit (Führerschein und Pkw im Haushalt)
Quelle: Gerd-Axel Ahrens: Die Stunde der Wahrheit – Präsentation und Diskussion der Ergebnisse des SrV 2013, Dresden 10.11. 2014
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Offene Fragen zur Lösung:
• Zielgruppen: wer kommt nach den „early adopters“?• Nur in der Stadt? Was ist im suburbanen, was im
ländlichen Raum zu erwarten?• Intermodale Vernetzung: mit wem, wie und in welchem
„Besteller-Ersteller-Verhältnis“?• Wieviel staatliche Regulierung, wieviel (Markt)Konkurrenz?• Automatisiertes Fahren und/oder Fahrersouveränität?• Datenschutz und Datensicherheit? Wird transparancy doch
zum Problem?• Wie sieht ein prestigereiches Image und ein attraktives
Leitbild aus (nicht abstrakt, mehr Leitbild!!)?
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III. Vom Problem zur Lösung
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Verkürzte E-Mobilität 2015 und ihre Akteure:
— Bundesregierung: 1 Mio-Initiative = Stillstand (NPE im stand by-Modus, EmoG nur schwacher Anreiz, signifikanter Relevanzverlust …)
— Autoindustrie: 16 neue Modelle, aber nur Additivstrategie (Ausnahme i3/8 von BMW)
— Nachfrager: Kaufzurückhaltung in einem insgesamt gesättigten Markt, auch Flottenbetreiber zögern
— Wissenschaft: institutionelle Forschungsförderung (Batteriezentren Ulm, Bochum, Münster, auch KIT: competence e etc.) angelaufen, Schaufensterprojekte mit angezogener Handbremse und etlichen Parallelprojekten…und wenig innovativer Phantasie
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Was passieren muss:
— Hebelwirkung der CO2-Grenzwerte erhöhen durch ambitionierte und verbindliche Ziele nach 2020: 50gr/km ist machbar!
— Proaktiv und konsequent mobilitäts- und stadtpolitische Ziele umsetzen:
* „Zero emission: lebenswerte Stadt ohne Lärm und Emissionen“ * „Nutzen statt besitzen: einfacher und bezahlbarer Zugang zu verschiedenen Mobilitätsoptionen“ * „Wer Verkehrsflächen nutzt, zahlt: Attraktive öffentliche Räume für alle“etc.
— Experimente ermöglichen: „Stadt als Reallabor“ (verpasste Chance: EcoMobility von ICLEI)
Weert Canzler, WZB
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21. und 22. Mai 2015, InnoZ/Infas
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Projektgruppe MobilitätWissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung (WZB)weert.canzler@wzb.eu