Post on 11-Sep-2019
Brücken von der Kita in die Schule bauen sich nicht von selber – die Rolle von naturwissenschaftlichem
Verständnis beim Übergang
http://www.uwe-dubbert.de/gemfrak/assets/images/autogen/a_kiga-brucke_3.jpg
Wilfried Griebel, IFP München
Haus der kleinen Forscher - Hamburg, 22.02.2013
Wilfried Griebel
Transitionen sind Gegenstand der internationalen Forschung
Theorie: • Soziologisch-anthropologische Tradition • Familienentwicklungspsychologische Tradition
Themen: • Von der Perspektive des Kindes zur Perspektive der Eltern • Kooperation von Kindertageseinrichtung, Schule und Eltern
Wilfried Griebel
Theoretische Grundlagen des Transitionsansatzes
• Ökopsychologie, Systemtheorie (Bronfenbrenner, 1989; Nickel, 1990)
• Stressforschung (Lazarus, 1995)
• Kritische Lebensereignisse (Filipp, 1995)
• Entwicklung in der Lebensspanne (Brandtstädter, 2007)
• Lernen und Entwicklung als Ko-Konstruktion (Rogoff, 1990; Valsiner, 1989)
• Transitionsansatz (Griebel & Niesel, 2011)
Wilfried Griebel
Definition
Transitionen sind Lebensereignisse, die Bewältigung von Diskontinuitäten auf mehreren Ebenen erfordern, Prozesse beschleunigten und intensivierten Lernens anregen und als bedeutsame biografische Erfahrungen von Wandel in der Identitätsentwicklung wahr-genommen werden.
(Niesel & Griebel, 2010)
Wilfried Griebel
IFP-Transitionsmodell
• Theoretisch begründet
• Kinder und Eltern als Akteure
• Entwicklungsaufgaben
• Bewältigung als Brücke zu Bildungsangeboten (Griebel & Niesel 2011)
Wilfried Griebel
Entwicklungsaufgaben im Transitionsprozess
• Individuelle Ebene
- Veränderung der Identität
- Bewältigung starker Emotionen
- Kompetenzerwerb
• Interaktive Ebene
- Veränderung bestehender Beziehungen
- Aufnahme neuer Beziehungen
- Rollenzuwachs
• Kontextuelle Ebene
- Integration mehrerer Lebensbereiche
- Wechsel des Curriculums
- Bewältigung weiterer familialer Übergänge
Wilfried Griebel
ErzieherInnen
LehrerInnen
MitarbeiterInnen
helfender Dienste
Mädchen, Jungen, Mütter, Väter Mütter, Väter, Mädchen, Jungen
entwickeln
kommunizieren
partizipieren
Basiskompetenzen
lernzielnahe Kompetenzen
bewältigen
Transition
Kindergartenkinder Eltern eines Kindergartenkindes
werden Schulkinder werden Eltern eines Schulkindes
moderieren
fördern
Soziales Netzwerk
Transition im ko-konstruktiven Prozess
Wilfried Griebel
Gelingende Übergänge
• Wohlbefinden
• Effektives Lernen
• Stärkung der Kompetenzen
Wilfried Griebel
Faktoren für gelingende Übergänge
• Klarheit über den Prozess
• Einbeziehung der Perspektiven aller Beteiligter
• Kommunikation
• Partizipation
• Arbeitsbedingungen
Wilfried Griebel
In welche Richtung fährt der Bus im Bild? Nach links oder rechts?
Wilfried Griebel
Der Übergangsansatz im Kontext
Trägerverbände scientific community
12. Kinder- und Jugendbericht Stiftungen
Wilfried Griebel
Bildungs- und Lehrpläne
Verwaltungsvorschriften der Bundesländer
lokale und regionale
Kooperationsprojekte
Schule
Kindergarten
Kinder und Eltern im Übergang
Schulfähigkeit
• Es gibt keine allgemein gültige Definition von Schulfähigkeit
• Es gibt unterschiedliche „Schulfähigkeits- philosophien“
• Alle Beteiligten (auch die Kinder) sollten Klarheit haben, was Schulfähigkeit „bei uns“ bedeutet
• Das wird möglich durch Kommunikation und Kooperation
Wilfried Griebel
Wilfried Griebel
Transitionsbewältigung als Kompetenz
des sozialen Systems
Die Übergangskompetenz ist nicht nur als Kompetenz des einzelnen Kindes zu sehen, sondern als die Fähigkeit und Bereitschaft aller beteiligten Akteure aus Familie, Kindertages-stätte und Grundschule zu Kommunikation und Partizipation.
Wilfried Griebel
„Kooperation ist bewusste, von allen
Beteiligten verantwortete, zielgerichtete,
gleichwertige und konkurrenzarme Zusammen-
arbeit.“
(Lütje-Klose & Willenbring, 1999, zit. in
Hense & Buschmeier, 2002)
Wilfried Griebel
Themen für die Kooperation KiTa-Grundschule
• kognitive und soziale Domänen
• heterogen zusammengesetzte Gruppen/Klassen
• Eltern
• Veränderungen im beruflichen Alltag
Wilfried Griebel
Anschlussfähige Ziele naturwissenschaftlichen Lernens
• Verstehen unterstützen
• Sachlichkeit fördern
• Selbständiges Aufbauen und Erweitern von Wissen
• Interessen auf- und ausbauen
• Zum Handeln ermutigen (Hartinger, 2012)
Wilfried Griebel
Sprachentwicklung, soziokognitive Entwicklung und mathematisch- naturwissenschaftliches Lernen hängen zusammen (FÖRMIG)
• Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen
• Perspektivenwechsel
• Akzeptieren von Unterschiedlichkeit
Wilfried Griebel
Voraussetzungen der Kinder im vor-schulischen Alter (Hartinger, 2012; FÖRMIG, 2010)
• Interesse an Naturwissenschaften bei allen
Kindern
• Kognitive Voraussetzungen nicht unterschätzen:
von der Orientierung zur Vertiefung
• Implizites und ab ca. 4 Jahren explizites Lernen
• Ab 5. Lj. den Erwerb mathematisch-
naturwissenschaftlicher Kompetenzen fördern
Wilfried Griebel
Prinzipien für frühes naturwissenschaftliches Lernen
• Fasziniertes Lernen durch die Orientierung an Phänomenen
• Aktives Lernen durch Versuche, Exploration und Experimente
• Freies Lernen durch Wahlmöglichkeiten
• Zusammenhängendes Lernen durch Projekte (Hartinger, 2012)
Wilfried Griebel
Bund-Länder-Kommission-Projekt „FÖRMIG“: „Förderung von Kindern und Jugendlichen mit
Migrationshintergrund“ der Universität Hamburg
• Durchgängige sprachliche Bildung am Übergang vom Elementar- zum Primarbereich
• Erwerb personaler, sozialer und lernstrategischer Kompetenzen
• insbesondere im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich
Wilfried Griebel
Mehrsprachigkeit von Kindern (FÖRMIG)
• Versprachlichung von Handlungen, Begriffe einführen
• Reflexion über Sprache erleichtert explizites Lernen
• Mehrsprachigkeit der Kinder in das Lerngeschehen hineinholen
• Sprachliches Selbstvertrauen fördern
Wilfried Griebel
Zum Schluss: Individuelle Anlauttabellen
• Der eigene Name
• Begriffe/Bilder aus der eigenen
naturwissenschaftlichen Beschäftigung
• Eigene Sprache(n) mit dem jeweiligen Alphabet
• Elternbeteiligung
• Dokumentation für die Kooperation Kita-Schule
Wilfried Griebel
Die Brücken von der Kita in die Schule sind Brücken, die jeden Tag neu gebaut und besprochen werden müssen, am besten von beiden Seiten.
Wilfried Griebel
Literatur
Brandtstädter, J. (2007). Entwicklungspsychologie der Lebensspanne:
Leitvorstellungen und paradigmatische Orientierungen. In J. Brandstädter & U.
Lindenberger (Hrsg.). Entwicklungspsychologie der Lebensspanne (S.34 – 66).
Stuttgart: Kohlhammer.
Bronfenbrenner, U. (1989). Die Ökologie der menschlichen Entwicklung. Frankfurt/M:
Fischer.
Filipp, H.-S. (1995). Ein allgemeines Modell für die Analyse kritischer
Lebensereignisse. In H.-S. Filipp (Hrsg.). Kritische Lebensereignisse (S. 3-52).
Weinheim: Beltz, 3. Aufl.
Griebel, W. & Minsel, B. (2007). Schulfähigkeit – ein Begriff im Wandel. TPS 3, 16 –
20.
Griebel, W. & Niesel, R. (2011). Übergänge verstehen und begleiten. Transitionen in
der Bildungslaufbahn von Kindern. Berlin: Cornelsen Scriptor.
Hartinger, A. (2012). Frühes naturwissenschaftliches Lernen. In S. Pohlmann-Rother
& U. Franz (Hrsg.). Kooperation von KiTa und Grundschule (S. 121 – 136). Köln: Carl
Link
Hense, M. & Buschmeier, G. (2002). Kindergarten und Grundschule Hand in Hand.
München: Don Bosco.
Lazarus, R.S. (1995). Stress und Stressbewältigung – ein Paradigma. In H.-S. Filipp
(Hrsg.). Kritische Lebensereignisse (S. 198-232). Weinheim: Beltz, 3. Aufl.
Lingenauber, S. & von Niebelschütz, J. (2010). Das Übergangsbuch. Kinder, Eltern
und Pädagoginnen dokumentieren den Übergang von der Kindertageseinrichtung in
die Schule. Berlin: Cornelsen Scriptor.
Nickel, H. (1990). Das Problem der Einschulung aus ökologisch-systemischer
Perspektive. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 37, 217 - 227.
Niesel, R. & Griebel, W. (2010). Transitionen. In R. Pousset (Hrsg.). Handwörterbuch
für Erzieherinnen und Erzieher (S. 447 – 450). Berlin: Cornelsen Scriptor
Rogoff, B. (1990). Apprenticeship in thinking: Cognitive development in social
context. New York: Oxford University Press
Salem, T. (2010). Expertise: Diagnosegestützte durchgängige Sprachbildung an der
Schnittstelle zwischen Elementar- und Primarbereich (hrsg.v. Behörde für Schule und
Berufsbildung). Hamburg: FÖRMIG
Valsiner, J. (1989). Ontogeny of co-constructing of culture within socially organized
environmental settings. In J. Valsiner (Hrsg.). Child development within culturally
structured environments. Band 2. (S. 283 – 297). Norwood, NJ: Ablex.
Wilfried Griebel
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Leitvorstellungen und paradigmatische Orientierungen. In J. Brandstädter & U.
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und Pädagoginnen dokumentieren den Übergang von der Kindertageseinrichtung in
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Perspektive. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 37, 217 - 227.
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context. New York: Oxford University Press
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Berufsbildung). Hamburg: FÖRMIG
Valsiner, J. (1989). Ontogeny of co-constructing of culture within socially organized
environmental settings. In J. Valsiner (Hrsg.). Child development within culturally
structured environments. Band 2. (S. 283 – 297). Norwood, NJ: Ablex.