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Ambition zählt.Das Linde Annual 2007.
Linde in Zahlen
in Mio. €
Januar bis
Dezember
2007 2006 Veränderung
Aktie
Schlusskurs € 90,45 78,26 15,6 %
Höchstkurs € 91,75 79,56 15,3 %
Tiefstkurs € 75,26 56,32 33,6 %
Marktkapitalisierung 15.046 12.579 19,6 %
Ergebnis je Aktie 1 € 5,02 4,66 7,7 %
Ergebnis je Aktie € 5,87 13,30 – 55,9 %
Anzahl ausstehender Aktien (in Tsd. Stück) 166.347 160.736 3,5 %
Umsatz 2 12.306 8.113 51,7 %
Umsatz – vergleichbar 3 12.306 10.803 13,9 %
Operatives Ergebnis 2, 4 2.424 1.586 52,8 %
Operatives Ergebnis – vergleichbar 3, 4 2.424 2.053 18,1 %
EBIT vor Abschreibung auf aufgedeckte stille Reserven und Sondereinflüsse 1.591 989 60,9 %
Ergebnis nach Steuern 1.013 1.856 – 45,4 %
Anzahl der Mitarbeiter 2 50.485 51.038 – 1,1 %
Gases Division – vergleichbar 3
Umsatz 9.209 8.421 9,4 %
Operatives Ergebnis 2.314 2.035 13,7 %
Engineering Division – vergleichbar 3
Umsatz 2.750 1.958 40,4 %
Operatives Ergebnis 240 172 39,5 %
1 Bereinigt um die Einflüsse der Kaufpreisallokation und Sondereinflüsse.
2 Fortgeführte Aktivitäten der Linde Group, d. h. exkl. KION und BOC Edwards Equipment.
Übrige BOC-Gesellschaften anteilig ab Monat September 2006 enthalten.
3 Vorjahreswerte einschließlich zwölf Monate BOC.
4 EBITDA vor Sondereinflüssen inklusive des anteiligen Ergebnisses aus assoziierten Unternehmen und Joint Ventures.
Unternehmensprofil 7
The Linde Group
The Linde Group ist ein weltweit führendes Gase- und Enginee r -
ing-Unternehmen, das mit rund 50.000 Mitarbeitern in etwa 100
Ländern vertreten ist und im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz
von 12,306 Mrd. EUR erzielt hat. Die Strategie der Linde Group
ist auf nachhaltiges, ertragsorientiertes Wachstum ausgerichtet.
Dabei steht vor allem der gezielte Ausbau des internationalen
Geschäfts mit zukunftsweisenden Produkten und Dienstleis-
tungen im Blickpunkt.
Organisation
Das Unternehmen ist in drei Divisionen aufgeteilt: Gases und
Engineering (Kerndivisionen) sowie Gist (Logistikdienstleistun-
gen; Berichterstattung unter „Sonstige Aktivitäten“). Die größte
Division Gases gliedert sich innerhalb der vier operativen Seg-
mente Westeuropa, Amerika, Asien & Osteuropa sowie Südpazi-
fik & Afrika in neun Regional Business Units (RBUs). Darüber hi -
naus umfasst die Gases Division die beiden Global Business Units
(GBUs) Healthcare (Medizinische Gase) und Tonnage (On-site)
sowie die zwei Business Areas (BAs) Merchant & Packaged Gases
(Flüssig- und Flaschengase) und Electronics (Elektronikgase).
Gases Division
Die Linde Group nimmt im internationalen Gasemarkt eine welt-
weit führende Position ein. Wir bieten eine breite Palette an
Druck- und Flüssiggasen sowie Chemikalien und sind damit ein
wichtiger und verlässlicher Partner für unterschiedlichste Indus-
trien. Unsere Gase werden beispielsweise im Energiesektor, in
der Stahlproduktion, der Chemieverarbeitung, dem Umwelt-
schutz, dem Schweißen sowie in der Lebensmittelverarbeitung,
der Glasproduktion und der Elektronik eingesetzt. Darüber
hinaus bauen wir die wachstumsstarke Sparte Healthcare, also
das Geschäft mit medi zinischen Gasen, konsequent aus und sind
zudem in der Weiterentwicklung der umweltfreundlichen Was-
serstofftechnologie weltweit führend.
Engineering Division
Unsere Engineering Division ist mit der Fokussierung auf die
zukunftsträchtigen Marktbereiche Olefin-Anlagen, Erdgas-Anla-
gen, Luftzerlegungs-Anlagen sowie Wasserstoff- und Synthese-
gas-Anlagen weltweit erfolgreich. Im Unterschied zu fast allen
Wett bewerbern können wir bei der Planung, der Projektierung
und dem Bau von schlüsselfertigen Industrieanlagen auf eigenes,
umfassendes verfahrenstechnisches Know-how zurückgreifen.
Linde Anlagen werden für Projekte in den verschiedensten Berei-
chen eingesetzt: in der Petrochemie und der chemischen Indus-
trie, bei Raffinerien und Düngemittelfabriken, für die Ge winnung
von Luftgasen, zur Erzeugung von Wasserstoff und Synthese-
gasen, zur Erdgasbehandlung sowie für die pharma zeutische
Industrie.
Ambition
Das Geschäftsjahr 2007 war das Jahr eins nach der Übernahme unseres britischen Wettbewerbers BOC. Wir haben die damit verbundenen großen Herausforde-rungen erfolgreich gemeistert: Wir haben den umfassenden Konzernumbau ab- geschlossen, unsere wirtschaftlichen Ziele in vollem Umfang erreicht und gleich-zeitig eine leistungsstarke, globale Organisation etabliert.
Dabei legten wir besonderen Wert auf die Etablierung einer neuen Unternehmens-kultur, den „Linde Spirit“. Er beschreibt unsere Vision, unsere Werte und Prinzi-pien. Mit diesem Selbstverständnis treiben wir unseren Willen zur Leistung, die Fähigkeit zum Wachstum, die Bereitschaft zur Verbesserung und die Leidenschaft für Entdeckungen weiter voran. Ambition zählt.
zählt.
02 Linde Annual 2007
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
U 1 Linde in Zahlen
U 1 Unternehmensprofil
The Linde Group
Organisation
Gases Division
Engineering Division
06 Vorwort
08 Der Vorstand
52 Jahresrückblick
54 Der Aufsichtsrat
56 Impressum
U 2 Glossar
U 2 Die Linde Welt
08 –19Leistung
12 Hohe Anlagenbaukompetenz
für den Klima- und Umweltschutz
12 Boom für verflüssigtes Erdgas
15 Innovative Technologien
zur Verringerung der CO2-Emissionen
17 Wasserstoff für den Klimaschutz
19 Weitere Höhepunkte im Anlagenbau
1 Umschlagseiten, vorne.
2 Umschlagseiten, hinten.
03
20 –27Wachstum
22 Bedeutende On-site-Projekte 2007
22 Luftzerlegungs-Anlagen
für ostasiatische Märkte
25 Neue Anlagen für Nordamerika
25 Akquisitionen stärken Marktpräsenz
25 Aktivitäten in Osteuropa ausgeweitet
26 Verstärkte Präsenz in Afrika
28 –39Verbesserung
30 Gase in der Medizin und Pharmazie
30 Förderung von Forschung
und Wissenschaft
34 Gase für Umweltschutz und Sicherheit
35 Innovationen für die
Lebensmittelindustrie
36 Partner im Produktionsprozess
39 Mit Service auf Erfolgskurs
39 Textilreinigung mit CO2
40 – 51Entdeckungen
42 Auf dem Weg in die
Wasserstoffgesellschaft
42 H2-Partner der Automobilindustrie
43 Aufbau der H2-Infrastruktur
45 Innovative Gaseanwendungen
für die Photovoltaikindustrie
49 Neue Technologien, null Emissionen
50 Helium – Edelgas für
Hightech-Anwendungen
1 Umschlagseiten, vorne.
2 Umschlagseiten, hinten.
Der Anspruch auf Führung
06 Linde Annual 2007 Vorwort
Vorwort
das „Linde Annual“ hat sich als fester Bestandteil unseres Geschäftsberichts etabliert. In diesem Jahr trägt das
Magazin den programmatischen Titel „Ambition zählt“. Dieser Leitgedanke steht für die wesentlichen Merkmale
unserer Unternehmenskultur, die wir im Jahr eins nach der Übernahme von BOC Schritt für Schritt in der gesamten
Linde Welt entwickelt und eingeführt haben. „Ambition zählt“ beschreibt unser Streben nach Höchstleistung, unser
Selbstverständnis, für unsere Kunden die jeweils beste Lösung zu finden und unsere Zielsetzung, eine globale
Hoch leistungsorganisation fest im Konzern zu verankern.
Bei der Entwicklung dieser Leitlinien haben wir Wert darauf gelegt, das Beste aus beiden Traditionsunterneh-
men in die neue Unternehmenskultur zu überführen. Mit Erfolg: Dass unsere Mitarbeiter den neuen „Linde Spirit“
leben, zeigt sich bereits deutlich in den Leistungen, Projekten und Innovationen des abgelaufenen Geschäftsjahres
2007.
Aus der Vielzahl unserer weltweiten Aktivitäten des vergangenen Jahres haben wir für das „Linde Annual“ eine
Auswahl getroffen, die unsere Leistungsfähigkeit repräsentiert und unseren Führungsanspruch unterstreicht. Die
Beispiele zeigen, wie positiv sich die enge Zusammenarbeit zwischen unserer global aufgestellten Gases Division
und unserem Anlagenbau auf die Geschäftsentwicklung auswirkt und wie wir durch die intensive Kooperation mit
unseren Kunden Prozesse und Verfahren gezielt verbessern – und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig
erhöhen.
Dies gilt vor allem für unsere komplexen Anlagenbauaktivitäten, etwa bei der Verflüssigung und Vermarktung
von Erdgas, für unsere bedeutenden On-site-Gaseversorgungsprojekte sowie für die umweltfreundliche Wasser-
stofftechnologie, die wir gemeinsam mit unseren Partnern aus der Automobil- und Mineralölindustrie weiter voran -
t reiben.
Mit Blick auf besonders nachhaltige Technologien erproben wir darüber hinaus auch neue, zukunftsträchtige
Verfahren zur Abspaltung und sicheren Endlagerung des Klimagases CO2 in unterirdischen Lagerstätten, zum Bei-
spiel in Forschungsprojekten wie CO2SINK oder beim emissionsfreien Demonstrationskraftwerk Schwarze Pumpe.
07
Unsere hohe Innovationskraft stellen wir auch durch unsere maßgebliche Beteiligung am Auf- und Ausbau rege-
nerativer Energien, wie etwa die Solarenergie, unter Beweis. Dabei arbeiten wir eng mit der Elektronikindustrie
zusammen. So leisten unsere Elektronikgase und hoch entwickelten Anwendungen für den umweltfreundlichen
Einsatz in der Produktion von Halbleitern und Solarzellen einen wichtigen Beitrag in diesem bedeutenden Zukunfts-
markt.
Zudem ist die Linde Group als weltweit führender Anbieter des wertvollen Edelgases Helium ein unverzicht-
barer Partner in zahlreichen Hightech-Bereichen – von der Medizin und Medizintechnik über die Lasertechnologie
und Glasfaserherstellung bis hin zur Raumfahrt und Grundlagenforschung.
Überzeugen Sie sich bei der Lektüre unseres Magazins selbst, welche anspruchs vollen Ziele wir weiter verfol-
gen, um auch künftig Höchstleistungen für unsere Kunden und Aktionäre zu erbringen und das zu erreichen, was
wir als oberste Zielsetzung für die neue Linde Group definiert haben: der weltweit führende Gase- und Engineer-
ing-Konzern zu sein. Ein Unternehmen, das höchste Wertschätzung genießt. Ein Unternehmen, dessen Mitarbeiter
an innovativen Lösungen arbeiten, die dazu beitragen, die Welt zu verändern.
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reitzle
Vorsitzender des Vorstands der Linde AG
08 Linde Annual 2007
Professor Dr. Wolfgang Reitzle
geboren 1949
Doktor der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.),
Diplom-Wirtschaftsingenieur
Vorsitzender des Vorstands
Verantwortlich für Gist, die Global- und Zentralfunktionen
Innovationsmanagement, Kommunikation & Investor Relations,
Organisation & Informatik, Personal, Recht, Revision, SHEQ
(Safety, Health, Environment, Quality), Six Sigma, Unternehmens-
entwicklung
Mitglied des Vorstands seit 2002
Dr. Aldo Belloni
geboren 1950
Doktor der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.)
Verantwortlich für die Engineering Division, die operativen
Segmente Westeuropa und Asien & Osteuropa, die Global
Business Unit Tonnage (On-site) sowie die Business Area
Electronics (Elektronikgase)
Mitglied des Vorstands seit 2000
Aus dem Vorstand ausgeschieden:
Trevor Burt
geboren 1958
Bachelor of Science (BS)
Verantwortlich für die Regional Business Units Greater China,
Süd- und Ostasien, Südpazifik sowie die Business Areas Packaged
Gases & Products (Flaschengase) und Electronics (Elektronikgase)
Mitglied des Vorstands seit 2006
ausgeschieden am 31. Dezember 2007
J. Kent Masters
geboren 1960
BS Chemical Engineering,
MBA Finance
Verantwortlich für die operativen Segmente Amerika und
Südpazifik & Afrika, die Global Business Unit Healthcare
sowie die Business Area Merchant & Packaged Gases
(Flüssig- und Flaschengase)
Mitglied des Vorstands seit 2006
Georg Denoke
geboren 1965
Diplom-Informationswissenschaftler,
Diplom-Betriebswirt (BA)
Verantwortlich für die Global- und Zentralfunktionen
Beschaffung, Bilanzen, Controlling, Finanzen, Investitionen,
Mergers & Acquisitions, Growth & Performance, Risiko-
management, Steuern
Arbeitsdirektor
Mitglied des Vorstands seit 2006
Der Vorstand
Der Vorstand
09
Von links nach rechts: Georg Denoke, Dr.-Ing. Aldo Belloni, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reitzle, J. Kent Masters.
Der Wille zur Leistung
12 Linde Annual 2007 Leistung
Leistung //Der Zukunft verpflichtet.
Ob bei der Verflüssigung von Erdgas oder bei der Bereitstellung von Wasserstoff für Raffinerien zur Herstellung von schwefelarmem Benzin und Diesel, ob bei der Abtrennung von Kohlendioxid (CO2) aus Rauchgasen von Kohlekraft-werken oder der zuverlässigen CO2-Speicherung tief unter der Erde – die Linde Group zählt weltweit zu den führen-den Anbietern innovativer Verfahren und effizienter Anlagen. Mit zukunftsträchtigen Ideen und professionellem Projektmanagement trägt unsere Engineering Division maßgeblich dazu bei, Umweltbelastungen zu minimieren, die künftige Energieversorgung zu sichern und Industriegase bereitzustellen.
Hohe Anlagenbaukompetenz für den Klima- und Umweltschutz
Der mit zunehmender Besorgnis weltweit diskutierte Klimawandel
fordert von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft schnelles, konse-
quentes Handeln. Die derzeitigen Maßnahmen zielen in erster Linie
auf einen geringeren Energieverbrauch, einen effizienteren Einsatz
fossiler Energieträger, auf eine Minimierung der Emission klima-
schädlicher Gase wie CO2 sowie auf alternative Energiequellen
wie Windkraft und Sonnenenergie. Dass der Klimawandel bereits
begonnen hat, ist unstrittig, wie nicht zuletzt der Friedensnobel-
preis für Al Gore und seine Dokumentation „An Inconvenient Truth“
(„Eine unbequeme Wahrheit“) sowie die Klimakonferenz auf Bali
im Dezember 2007 gezeigt haben.
Appelle oder gesetzliche Ge- und Verbote allein können das viel-
schichtige Problem jedoch nicht lösen. Geringerer Energieverbrauch
samt deutlich reduziertem Ausstoß von so genannten Treibhausgasen
ohne Verzicht auf Wohlstand und wirtschaftliche Entwicklung lassen
sich nachhaltig nur durch moderne Technologien und deren stetige
Weiterentwicklung erreichen – ein weites Feld, auf dem die Linde
Group ihre Stärken sowohl als Produzent und Lieferant von Gasen
als auch als Engineering-Spezialist für entsprechende Anlagen unter
Beweis stellt.
Im Zusammenspiel der Kernkompetenzen unserer Engineering
Division und der Gases Division entwickeln und verwirklichen wir für
unsere Kunden und im Rahmen von Pilotprojekten wirtschaftliche
Technologien für eine zuverlässige Energieversorgung, für die Redu-
zierung von Schadstoffemissionen bei der Stromerzeugung sowie
für die Bereitstellung umweltfreundlicher Kraftstoffe. Linde zählt zu
den weltweit führenden Technologiekonzernen für die Konstruktion
und den Bau von Anlagen zur Verflüssigung von Erdgas, von Luftzer-
legungs- sowie von Olefin-, Synthesegas- und Wasserstoff-Anlagen.
Boom für verflüssigtes Erdgas
Auf dem Gebiet umweltschonender Kraftstoffe rückt neben dem
Einsatz von Wasserstoff zur Produktion von schwefelarmem Benzin
zunehmend auch die Umwandlung von Erdgas in flüssige, biolo-
gisch abbaubare und schwefelfreie Kohlenwasserstoffe – etwa
Dieselkraftstoff oder Kerosin – (Gas to Liquids = GTL) in den Blick-
punkt. Zudem entwickelt sich das Verfahren der Erdgasverflüssigung
(Liquified Natural Gas = LNG) und der Transport per Spezialschiff
zu den Absatzmärkten in aller Welt zu einer wertvollen Ergänzung
zur herkömmlichen Erdgasversorgung per Pipeline. Darüber hinaus
gilt verflüssig tes Erdgas wegen seiner großen Energiedichte, sei-
nes konstanten Brennwerts und der hohen Reinheit als besonders
zukunftsträchtiger Kraftstoff.
Nicht zuletzt die strengen Abgasvorschriften für Kraftfahrzeuge
und Kraftwerke, aber auch der hohe Preis für Erdöl stimulieren die
Nachfrage nach LNG und damit nach Anlagen zu dessen Herstellung.
Da aber Erdgas über Pipelines nur bis zu Entfernungen von maxi-
mal 3.000 Kilometern wirtschaftlich transportiert werden kann und
sich zudem der Bau einer Pipeline wegen geringer Größe und regi-
onaler Abgeschiedenheit vieler Gasfelder oft nicht rentiert, gewinnt
die Erdgasverflüssigung und -reinigung direkt an der Förderstelle
schnell wachsende Bedeutung – nicht nur an Land, sondern auch
offshore (siehe auch S. 13). Denn verflüssigtes Erdgas hat nur 1/600
des ursprünglichen Volumens und kann deshalb wirtschaftlich per
Tanker auch zu entfernten Märkten transportiert werden. Damit
steht der gesamte Weltmarkt für Erdgaslieferungen offen.
13
LNG-Anlage für Skangass
Als führender Anbieter von Erdgas-Verflüssigungsanlagen können
wir an diesem kräftig wachsenden Markt gleich mehrfach partizi-
pieren: Als Engineering-Unternehmen konstruieren und bauen wir
die Anlagen, als Gase-Unternehmen können wir das Produkt ver-
markten und – wenn vom Kunden gewünscht – die Anlage auch
betreiben.
Einen unserer jüngsten Großaufträge haben wir im Juli 2007
von der norwegischen Skangass AS erhalten. Die Linde Engineering
Division wird für den Standort Risavika nahe Stavanger, Norwegen,
eine Erdgas-Verflüssigungsanlage mit einer Jahreskapazität von
300.000 Tonnen LNG errichten. Das Auftragsvolumen beträgt rund
100 Mio. EUR. Dank eines sehr energieeffizienten Verflüssigungs-
prozesses, den Linde selbst entwickelt hat, wird die neue Anlage
wesentlich weniger Emissionen verursachen als vergleichbare Ein-
heiten dieser Größe.
Skangass, ein Joint Venture zwischen dem Versorgungsunterneh-
men LYSE Gass AS und dem Finanzinvestor Celsius Invest, wird über
seine Vermarktungsgesellschaft Nordic LNG AS vor allem den skan-
dinavischen Markt und den baltischen Raum mit LNG beliefern – und
die schwedische Linde Tochter AGA Gas AB. Die vertragliche Ver-
einbarung zwischen der Gases Division und Skangass sieht näm-
lich vor, dass AGA Gas jährlich 50.000 Tonnen LNG aus der neuen
Anlage kauft und selbst vermarktet. Zudem sichern wir damit die
Auslas tung der Verflüssigungsanlage, mit deren Bau am 1. September
2008 begonnen wird. Im Herbst 2010 soll sie den Betrieb aufnehmen.
Europas größte LNG-Anlage startet Betrieb
Nur zwei Monate nach Vertragsunterzeichnung für das Projekt bei
Stavanger nahm Ende September 2007 der norwegische Mineralöl-
konzern Statoil ASA (heute StatoilHydro), der das Snøhvit-Gasfeld in
der Barentssee betreibt, Europas größte Erdgas-Verflüssigungsan-
lage auf der Insel Melkøya vor Hammerfest in Betrieb. Fünfeinhalb
Jahre hatte die Linde Group die Verantwortung für das Engineering,
die Beschaffung und die Montageüberwachung der Anlage getra-
gen, bis wir sie dem Betrieb übergeben konnten. Die LNG-Prozess-
anlage auf Melkøya ist von hoher Energieeffizienz. Der Gesamtauf-
tragswert für Linde belief sich auf rund 900 Mio. EUR.
Das Erdgas gelangt von den Förderanlagen auf dem Meeres-
grund in 300 Metern Tiefe über eine 143 Kilometer lange Pipeline
zur Anlage. Dort müssen dem Rohgas zunächst Kohlendioxid (CO2),
Wasser, Kondensate, Glykol und Quecksilber entzogen werden,
bevor der Verflüssigungsprozess starten kann. Als eine weitere tech-
nische Pionierleistung kann künftig das herausgefilterte CO2 kom-
primiert und via Pipeline in unterirdische Lagerstätten zurückgeführt
werden, um die CO2-Emissionen zu minimieren. Das verflüssigte Erd-
gas wird in großen Speichertanks zwischengelagert und dann per
Tankschiff zu US-amerikanischen und europäischen Kunden trans-
portiert. Am 20. Oktober 2007 stach der erste Gastanker, die Arctic
Princess, mit 145.000 Kubikmetern LNG an Bord in See.
Seit dem Jahreswechsel 2007/2008 arbeiten wir gemeinsam mit
Statoil daran, die bestehenden technischen Anlaufschwierigkeiten
zügig und vollständig zu beheben. Nach Erreichen der vollen LNG-
Produktionskapazität, das heißt voraussichtlich ab Mitte 2009, wird
alle fünf bis sechs Tage ein Tanker im Hafen von Melkøya ablegen,
um Kunden in aller Welt zu beliefern.
LNG-Anlage im Piceance-Becken von Colorado
Auch in den USA gewinnt die Verflüssigung von Erdgas zunehmend
an Bedeutung. Von dieser Entwicklung profitiert auch die Linde
Group. So erhielt Linde Process Plants (LPP) in Tulsa, Oklahoma,
von der Williams Companies Inc. den Auftrag zum Bau einer LNG-
Anlage im Fördergebiet Piceance-Becken im westlichen Colorado.
Die neue Anlage zur Erdgasverflüssigung und Reinigung wird eine
Kapazität von 12,7 Mio. Normkubikmetern (Nm3) pro Tag erreichen.
Das Piceance-Becken in Colorado zählt zu den bedeutendsten Erd-
gaslagerstätten in Nordamerika.
Neuland mit großem Potenzial: LNG-Anlagen auf hoher See
Um auch die entlegendsten Offshore-Lagerstätten mit eher kleineren
Vorräten wirtschaftlich erschließen zu können, haben Linde und
das niederländische Unternehmen Single Buoy Mooring Inc. (SBM)
eine weltweite Technologie-Allianz für die Entwicklung, den Bau
und die Vermarktung von schwimmenden Anlagen zur Produktion,
Speicherung und Verladung (Floating Production, Storage and Off-
loading units – FPSO) von LNG geschlossen. Basis dafür ist unsere
eigene Technologie für die Erdgasverflüssigung. Mit dieser Allianz
verbinden wir das strategische Ziel, mittel- bis langfristig eine füh-
rende Position auf dem Gebiet des industriellen und chemischen
Offshore-Anlagenbaus zu erreichen.
Die FPSO-Anlagen werden so konstruiert, dass sie jedes konven-
tionelle Erdgas verarbeiten können und eine Kapazität von etwa
2,5 Mio. metrischen Tonnen erreichen. Diese Anlagenkapazität zielt
auf Offshore-Erdgasfelder mit förderbaren Reserven von einer Bio.
Kubikmetern und mehr.
14 Linde Annual 2007 Leistung
Wenn der Transport von Erdgas zu den jeweiligen Absatzmärkten per Pipeline unwirtschaftlich ist, leisten Tankschiffe für flüssiges
Erdgas (LNG) wertvolle Dienste. Von Europas größter LNG-Anlage auf der norwegischen Insel Melkøya vor Hammerfest, die von Linde
errichtet wurde, stach am 20. Oktober 2007 der erste Gastanker in See.
15
Im Rahmen der Allianz steuert Linde die FPSO-Aufbauten bei. Dazu
gehören die Gasvorbehandlung, die C3+-Fraktionierung sowie die
Erdgasverflüssigung, die auf unserem patentierten „Multi-Stage-
Mixed-Refrigerant-Prozess“ (LiMuM, siehe Glossar) basiert. SBM
stellt unter anderem die Schiffstechnologie bereit: Schiffshülle,
LNG-Speichertanks, Energieerzeugungssystem, Ankersystem und
Verladesys tem.
Linde und SBM planen, die Anlagen entweder schlüsselfertig
an die Kunden zu verkaufen oder im Rahmen eines Leasingmodells
anzubieten. Dabei werden wir gemeinsam mit SBM als Investor auf-
treten, die Anlage bauen und betreiben. Die erste schwimmende
Anlage dieser Art wollen wir 2012 in Betrieb nehmen.
LNG-Rückverflüssigung an Bord
Auf dem Schiffstransport von der Verflüssigungsanlage zum meist
weit entfernten Verbraucher verdampft trotz einer Lagertemperatur
von –163 Grad Celsius durch Wärmeeintrag aus der Umgebung ein
Teil des verflüssigten Erdgases – es bildet sich das so genannte Boil-
Off-Gas. Diese Abdampfverluste können auf einem langen Transport-
weg wirtschaftlich bedeutend sein. Zudem werden sie in der Regel
auf Schiffen mit herkömmlichem Dampfturbinenantrieb zusammen
mit dem Schweröl im Kessel verbrannt, wodurch CO2-Emissionen frei-
gesetzt werden.
Diese Abdampfverluste lassen sich zwar nicht vermeiden, wohl
aber ihre Folgen: durch die Rückverflüssigung des Boil-Off-Gases an
Bord des Tankschiffs. Eine Wiederverflüssigung in Verbindung mit
einer langsam laufenden Dieselmaschine ist auf langen Strecken
und besonders auf großen Tankern nicht nur ökonomisch sinnvoll,
sondern wegen der geringeren CO2-Emission des Antriebs auch öko-
logisch deutlich unbedenklicher.
Unsere französische Tochtergesellschaft Cryostar hat einen be -
sonders energie sparenden Rückverflüssigungsprozess entwickelt,
den auch unser Partner Samsung Heavy Industries für eine neue
Generation von fünf LNG-Tankern einsetzt. Cryostar liefert den Groß-
teil der Tieftemperaturkomponenten mit einem Auftragsvolumen
von rund 50 Mio. EUR. Die modernen Membrantanker mit einem
maximalen Ladevolumen von 265.000 Kubikmetern sind die größten
ihrer Art und sollen im Jahr 2008 den Transport von LNG zwischen
Katar und den Vereinigten Staaten aufnehmen.
Innovative Technologien zur Verringerung der CO2-Emissionen
Weltweit gelangen jährlich 3.000 Gigatonnen Kohlendioxid auf
natürlichem Weg in die Atmosphäre, mit 25 Gigatonnen steuert der
Mensch zwar vergleichsweise wenig dazu bei – aber zu viel für das
sensible CO2-Gleichgewicht, das für das Klima der Welt so wichtig
ist. Wenn innerhalb von zwei Jahrzehnten die von Menschen verur-
sachte Kohlendioxidemission um mindestens ein Drittel verringert
werden soll, um die Erderwärmung in beherrschbaren Grenzen zu
halten, werden der verstärkte Ausbau alternativer Energien und
Energiesparen allein nicht ausreichen.
Da Erdöl, Erdgas und vor allem Kohle noch für Jahrzehnte die
wichtigsten Energieträger bleiben werden, sind innovative Tech-
nologien gefordert, um den CO2-Ausstoß bei der Verbrennung der
fossilen Energieträger möglichst gering zu halten, beziehungsweise
das entstehende Gas abzuscheiden und sicher zu lagern.
Als führendes Gase- und Engineering-Unternehmen verfügt die
Linde Group bereits jetzt über entsprechende Verfahren zur CO2-
Abtrennung und Speicherung. Zudem unterstützen wir eine ganze
Reihe von Forschungs- und Pilotprojekten. Basierend auf den hier-
bei gewonnenen Erkenntnissen werden wir in naher und mittlerer
Zukunft neue Technologien zur Marktreife bringen, mit deren Hilfe
der Kohlendioxidausstoß von Kraftwerken deutlich reduziert oder
gar gegen null gebracht werden kann.
Neue Verfahren zur CO2-Abtrennung
Unsere Engineering Division beteiligt sich beispielsweise an der
Entwicklung und Erprobung neuer Verfahren zur CO2-Abtrennung
aus Verbrennungsabgasen von Kohlekraftwerken. Dafür haben
der Kraftwerksbetreiber RWE Power, der Chemiekonzern BASF und
Linde im September 2007 vereinbart, am Braunkohlekraftwerk
Niederaußem in Nordrhein-Westfalen (Bergheim/Rhein-Erft-Kreis)
eine Pilotanlage für die so genannte CO2-Wäsche zu errichten. In
der Anlage, die von Linde gebaut wird, sollen neue Lösemittel der
BASF zur effizienten Abtrennung von Kohlendioxid im Langzeittest
erprobt werden. Ziel ist es, die CO2-Abtrennung in den für Deutsch-
land bedeutenden Braunkohlekraftwerken bis 2020 kommerziell
einsetzen zu können. Auf Grundlage dieser Technik könnten dann
mehr als 90 Prozent des CO2 aus den Verbrennungsabgasen eines
Kraftwerks entfernt und anschließend unterirdisch gespeichert wer-
Blick in den Kontrollraum und auf Lagertanks der LNG-Anlage vor Hammerfest. Seit dem Frühjahr 2002 hatten die Linde Experten die Verantwortung für das Engineer-
ing, die Beschaffung und die Montageüberwachung der Anlage. Im Herbst 2007 nahm die Anlage – die größte ihrer Art in Europa – den Betrieb auf.
CO2-Anlieferung
Gips-/Tongestein
Gips-/Tongestein
Sandstein/
CO2-Speicherschicht
800
m
Sen
sore
nSen
sore
n
777
777
CO2-Speicher/
gefüllt
CO2CO2 CO2
Einl
eitu
ng +
Verd
icht
ung
16 Linde Annual 2007
CO2-Sequestrierung 3 Unter CO2-Sequestrierung versteht man die Abtrennung und Lagerung von CO2, das beispielsweise bei der
Verbrennung fossiler Energieträger in Kraftwerken entsteht. Die Sequestrierung ist Teil des so genannten Carbon Dioxide Capture and
Storage (CCS-)Prozesses. Das Kohlendioxid aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas wird aus den Rauchgasen abgetrennt und
danach unterirdisch ein gelagert, damit es nicht in die Atmosphäre gelangt. Denn CO2 gilt als eines der Gase, das mitverantwortlich ist
für den Treibhauseffekt und damit für die Klimaerwärmung. Als Sequestrierung im eigentlichen Sinne bezeichnet man die Einlagerung
des CO2. Als mögliche CO2-Speicher gelten geologische Formationen wie Erdöllagerstätten, Erdgaslagerstätten, salzhaltige Grundwas-
serleiter (so genannte Aquifere) oder aufgelassene Kohleflöze. Aber auch eine Lagerung in der Tiefsee wird untersucht.
Leistung
17
den. Ein wesentlicher Vorteil dieses Verfahrens ist es, dass auch
ältere Kohlekraftwerke mit den CO2-Waschanlagen nachgerüstet
werden können.
Nach erfolgreichen Pilotversuchen soll 2010 über eine Demons-
trationsanlage entschieden werden, mit deren Betrieb der Weg in
die Kommerzialisierung des Verfahrens abgesichert werden könnte.
Der Weg zum emissionsfreien Kraftwerk
Bereits kurz vor ihrer Fertigstellung stehen die Arbeiten zur CO2-
Sequestrierung an der Pilotanlage des Energiekonzerns Vattenfall in
Schwarze Pumpe in der Lausitz (Deutschland). Wir liefern für dieses
emissionsfreie Braunkohlekraftwerk auf Basis der so genannten
Oxyfuel-Technologie (siehe auch Textkasten oben) den kryogenen
Luftzerleger (siehe Glossar) und die Anlage zur CO2-Abtrennung.
Das Kraftwerk mit einer Leistung von 30 Megawatt wird im lau-
fenden Jahr 2008 in Betrieb gehen. Darüber hinaus ist geplant, am
selben Standort im nächsten Jahrzehnt ein Oxyfuel-Kraftwerk mit
250 bis 600 Megawatt Leistung zu errichten, um die Technologie zur
großtechnischen Reife zu führen. Bis zum Jahr 2020 soll dann eine
kommerzielle Anlage mit einer typischen Leistung von 1.000 Mega-
watt folgen.
Mit Planung und Bau eines weiteren Pilotprojekts zum Abscheiden
und Verpressen von Kohlendioxid wird die Linde Engineering Division
im Jahr 2008 in der Nähe des ostdeutschen Erdgasfelds „Lagerstätte
Altmark“ beginnen. Betreiber des Erdgasfelds und Auftraggeber der
CO2-Anlage ist die EEG – Erdgas Erdöl GmbH, Berlin, eine Tochterge-
sellschaft von Gaz de France.
Welche Bedeutung der CO2-Sequestrierung beigemessen wird,
zeigt auch der Auftrag des norwegischen Energiekonzerns Statoil-
Hydro an unsere Engineering Division, eingehende Studien zu er -
arbeiten, wie aus den Verbrennungsgasen von Kraftwerken abge-
trenntes Kohlendioxid gereinigt, transportiert und verdichtet werden
kann, um es in der Nordsee zu verpressen. Dieses Projekt läuft im
Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Programms
zur Vermeidung von CO2-Emissionen im norwegischen Mongstad.
CO2-Lagerung im ehemaligen Salzstock
Ein weiteres wichtiges Forschungsprojekt auf dem Gebiet der unter-
irdischen CO2-Lagerung ist CO2SINK. Im Rahmen dieses von der Euro-
päischen Union geförderten Projekts erforschen und erproben 18
Partner aus neun Ländern die unterirdische Lagerung von CO2 im
brandenburgischen Ketzin. Das aus einer Raffinerie in Leuna stam-
mende und von Linde aufbereitete Kohlendioxid wird in Ketzin in
salzwasserhaltiges, poröses Sandgestein in 700 Metern Tiefe gelagert.
Das federführende GeoForschungsZentrum Potsdam untersucht, wie
sich das Gas unterirdisch ausbreitet – und vor allem, ob es dort auch
bleibt. Für die wissenschaftliche und technische Erprobung werden
innerhalb von zwei Jahren rund 60.000 Tonnen reines CO2 in den ehe-
maligen Salzstock eingebracht.
Linde verantwortet im Rahmen dieses Projekts sämtliche Anlagen
zur Zwischenspeicherung sowie die Konditionierung des einzu-
lagern den Kohlendioxids hinsichtlich Temperatur, Druck und Volumen.
Die Technologie zum Einbringen des Gases in den Boden, das so
genannte Verpressen, haben wir ebenfalls mitentwickelt. Stündlich
werden 1,5 Tonnen Flüssig-CO2 kontrolliert erhitzt und bei einem
relativ hohen Druck von 70 bis 100 bar gasförmig in die Lagerstätte
ge pumpt.
Wasserstoff für den Klimaschutz
Wasserstoff (H2) gilt als einer der wichtigsten Energieträger der
Zukunft. Vor allem im automobilen Verkehr wird dieses Element
langfristig eine bedeutende Rolle spielen (siehe auch S. 42). Wenn-
gleich Wasserstoff zurzeit noch primär aus fossilen Energieträgern
erzeugt wird, sind die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur
Produktion von so genanntem Biowasserstoff aus Biomasse unter-
schiedlichster Herkunft und anderen regenerativen Quellen weit
fortgeschritten. Unser Ziel ist es, Wasserstoff künftig möglichst effi-
zient und nachhaltig zu erzeugen.
Neben seiner Verwendung als alternativer Energieträger dient
Wasserstoff auch zur Reinigung und Entschwefelung von Rohöl. Die-
ser Prozess wird angesichts strenger behördlicher Umweltauf lagen
zum Emissionsschutz immer wichtiger. Um Benzin und Diesel zu ent-
schwefeln, lassen sich Raffinerien aus Wasserstoff-Anlagen mit H2
versorgen, die in der Regel auf ihrem eigenen Gelände, also „On-
site“, errichtet werden. Auch hier bewährt sich die Kompetenz der
Linde Group, das Engineering und den Betrieb solcher Anlagen aus
einer Hand anbieten zu können.
Einen bedeutenden Auftrag in diesem Bereich erhielt unsere
US-Tochtergesellschaft Linde Process Plants (LPP) im Geschäftsjahr
2007 von unserer Gases Division: Am Standort Lemont, Illinois (USA),
werden wir eine zweite Wasserstoff-Anlage errichten, aus der Linde
Der Oxyfuel-Prozess 3 Durch die Oxyfuel-Technologie wird das während der Braunkohleverbrennung anfallende Kohlendioxid nicht
in die Atmosphäre entlassen, sondern im Kraftwerksprozess abgeschieden und verflüssigt. Dabei wird die Kohle nicht herkömmlich
mit Luft, sondern mit reinem Sauerstoff verbrannt. Diesem Sauerstoff wird zum Kühlen der Flamme ein Großteil des bei der Verbren-
nung anfallenden Kohlendioxids beigemischt. Anschließend wird das Rauchgas von Staub und Schwefel befreit und schließlich in einem
Kondensator getrocknet. Danach kann das CO2 komprimiert, verflüssigt und zum Ort der Sequestrierung transportiert werden – insge-
samt eine ausgesprochen umweltfreundliche Lösung.
18 Linde Annual 2007 Leistung
Im September 2007 haben wir am Standort Leuna die zweite Wasserstoff-Verflüssigungsanlage Deutschlands eingeweiht. Aus dieser
Anlage wird voraussichtlich ab dem ersten Quartal 2008 vor allem die Elektronikindustrie mit hochreinem flüssigen Wasserstoff ver-
sorgt. Außerdem dient Wasserstoff in Raffinerien zur Reinigung und Entschwefelung von Rohöl. Für eine nachhaltige Mobilität erforscht
Linde neue Verfahren zur Produk tion von so genanntem Biowasserstoff aus regenerativen Energiequellen.
19
Gas die benachbarte Raffinerie der CITGO Petroleum Corporation mit
rund 1,3 Mio. Nm3 pro Tag beliefern wird. Mit dem Wasserstoff von
Linde kann die Raffinerie das stark schwefelhaltige (saure) Rohöl
aus kanadischen Ölsanden verarbeiten.
Auch in Salt Lake City, Utah, und in Mobile, Alabama, haben wir
neue Wasserstoff-Anlagen gebaut, die im Jahr 2007 in Betrieb gin-
gen. Der SMR (Steam Methane Reformer) in Salt Lake City mit einer
Kapazität von 700.000 Nm3 pro Tag wird mehrere Raffinerien, da run -
ter von Chevron und Holly, mit reinem Wasserstoff versorgen. Die
Anlage in Mobile wird eine Kapazität von rund 300.000 Nm3 pro Tag
haben und die örtliche Shell-Raffinerie mit Wasserstoff beliefern.
Zwei weitere Aufträge für den Bau von Wasserstoff-Anlagen er -
hielt die Engineering Division von der Markwest Hydrogen Inc., USA,
und von unserem taiwanesischen Kunden CPDC in Kaoshiung.
Weitere Höhepunkte im Anlagenbau
Neben den beschriebenen bedeutenden Projekten im Bereich der
Erdgas- und Wasserstofftechnologie gab es im Berichtsjahr weitere
Erfolge, mit denen wir unsere umfassende Anlagenbaukompetenz
und -flexibilität unter Beweis stellen konnten. Hierzu zählen beispiels-
weise zwei Aufträge aus Asien und Deutschland.
Großauftrag aus Abu Dhabi
So konnte unsere Engineering Division Ende 2006 einen der größ-
ten Aufträge ihrer Geschichte gewinnen: Die Abu Dhabi Polymers
Company Ltd. (Borouge), ein Joint Venture der Abu Dhabi National
Oil Company (ADNOC) und Borealis, beauftragte uns mit der Pla-
nung und schlüsselfertigen Errichtung des weltgrößten Ethancra-
ckers. Auftragsvolumen: 1,3 Mrd. USD. Die Ethylenanlage wird eine
Kapazität von knapp 1,5 Mio. Tonnen Ethylen pro Jahr besitzen und
in Ruwais, einem Industriestandort rund 250 Kilometer westlich von
Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten, entstehen. Der
Ethancracker wird im Konsortium mit der Consolidated Contracors
Company (CCC) errichtet, wobei Linde als Konsortialführer für das
nahezu komplette Engineering, die Lieferung der Ausrüs tungsteile
und die Inbetriebnahme zuständig ist, während CCC – im Wesent-
lichen nach unseren Vorgaben – die Montage der Anlage aus führt.
Das Linde Werk im bayerischen Schalchen wird die Aluminium-
plattenwärmetauscher für den Ethancracker liefern, unsere Tochter-
gesellschaft Selas Fluid Process Corporation (USA) sieben Spalt -
öfen konstruieren und bauen.
Die Ethylenanlage ist Teil eines petrochemischen Komplexes in
Ruwais, in dem Polyethylen und Polypropylen hergestellt werden.
Dort arbeitet bereits seit 2001 ein erster Cracker von Linde mit einer
Kapazität von rund 600.000 Tonnen pro Jahr. Die neue Anlage soll
vertragsgemäß im Mai 2010 nach 41 Monaten Projektlaufzeit an den
Kunden übergeben werden.
Die enge Geschäftsbeziehung zwischen Linde und dem staatli-
chen Erdölkonzern der Vereinigten Arabischen Emirate ADNOC hat
sich seit Mitte Dezember 2007 auch in einem gemeinsamen Joint
Venture verfestigt: Die beiden Partner gründeten ein Gemeinschafts-
unternehmen zur langfristigen Industriegaseversorgung von Kunden
in Abu Dhabi (siehe hierzu auch S. 23).
Technische und logistische Herausforderungen gemeistert
Einen weiteren Höhepunkt der Aktivitäten unserer Engineering
Division markiert der 7. September 2007: Mit einer technologischen
und logistischen Höchstleistung endete an diesem Tag der Aus-
tausch von 17 Spaltöfen (siehe Glossar) und zwei Dampfüber-
hitzern aus dem Jahr 1973 durch fünf hochmoderne und umwelt-
freundliche Industrieöfen für die Ethylenanlage Olefin III der BP in
Gelsenkirchen-Scholven. Die mächtigen Spaltöfen – jeder 2.600
Tonnen schwer und rund 46 Meter hoch bei einer Grundfläche von
20 mal 30 Metern – waren rund 500 Meter von ihrem eigentlichen
Standort entfernt montiert und für die Inbetriebnahme vorbereitet
worden und mussten nach Abriss und Abtransport der alten Öfen
mit Schwerstlastfahrzeugen, so genannten Self-Propelled Modular
Trailers (SPMTs) an ihren Be stimmungsort transportiert werden. Für
den Abriss, die Fundamentierung, den Transport, die Verbindung
der neuen Öfen untereinander und ihren Anschluss an die Ethylen-
anlage standen nur 35 Tage zur Verfügung. Länger durfte der Still-
stand der Anlage aus wirtschaftlichen Gründen nicht dauern. Die
Operation gelang tatsächlich in nur 32 Tagen – eine bisher weltweit
unerreichte Leistung.
Dank der neuen Spaltöfen werden die Emissionen von Stickoxid
und Staub verringert, die Funktionssicherheit der gesamten Anlage
erhöht und gleichzeitig auch deren Kapazität erweitert. Für die
Planung, den Bau und den Transport der Öfen zeichneten unsere
Engineering Division und unser Tochterunternehmen Selas-Linde
verantwortlich. Das Projekt ist eine international beachtete Refe-
renz für umweltschonende Technologie und zuverlässiges Projekt-
management.
Die Fähigkeit zum Wachstum
22 Linde Annual 2007 Wachstum
Wachstum //Perfektes Zusammenspiel.
Im Berichtsjahr haben wir unser globales Geschäft weiter ausgebaut und unsere Position als ein weltweit führendes Gase- und Engineering-Unternehmen verfestigt. Wir konnten nicht nur in den etablierten Märkten Erfolge verbuchen, sondern haben unsere Geschäftstätigkeit insbesondere in den dynamisch wachsenden Regionen Osteuropas, in China sowie in Süd- und Ostasien deutlich erweitert. Dabei profitieren wir verstärkt von den zahlreichen Synergien zwischen unserer Gases Division und der Engineering Division. So hat unser Anlagenbau einerseits zahlreiche Auf - träge der Gases Division zur Versorgung von On-site-Kunden erhalten, auf der anderen Seite können wir immer häufiger auf der Basis langjähriger Kundenbeziehungen aus dem Anlagenbaubereich neues Gasegeschäft entwickeln.
Bedeutende On-site-Projekte 2007
Mit dem österreichischen Stahlproduzenten voestalpine, einem lang-
jährigen Linde Kunden, haben wir im September 2007 ein neues
Lieferabkommen zur Versorgung des Produktionsstandortes Linz mit
technischen Gasen geschlossen. Der Vertrag umfasst den Bau einer
weiteren On-site-Luftzerlegungs-Anlage mit einem Investitions-
volu men von 62 Mio. EUR. Der Auftrag, der bestehende Lieferver ein -
barungen aufstockt und verlängert, wird von Linde Gas Austria be-
treut. Der neue Luftzerleger, mit dessen Bau wir im zweiten Quartal
2008 beginnen werden, soll im Januar 2010 den Betrieb aufnehmen
und das Stahlwerk via Pipeline mit jeweils bis zu 30.000 Kubikmetern
(gasförmigem) Sauerstoff und Stickstoff pro Stunde ver sorgen. Da -
rüber hinaus ist die Produktion von verflüssig tem Sauerstoff, Stick-
stoff und Argon sowie von geringeren Mengen Krypton und Xenon
für den freien Markt vorgesehen.
In Ungarn wird unsere Engineering Division bis Mitte 2009 für
die Versorgung des Kunden BorsodChem in Kazincbarcika eine so
genannte HyCO (Hydrogen plus Carbon Monoxide)-Anlage (siehe
Glossar) errichten. Die Gases Division wird die Anlage betreiben und
Kohlenmonoxid, Wasserstoff sowie Dampf an den Hersteller von Iso-
cyanaten (MDI + TDI), einem Polyurethan-Vorpro dukt (Polyurethan,
siehe Glossar), und Polyvinylchlorid (PVC, siehe Glossar) liefern.
Die neue Anlage wird bereits die dritte ihrer Art in Kazincbarcika
sein und ab Juni 2009 bis zu 12.000 Normkubikmeter pro Stunde
(Nm3/h) Kohlen monoxid und 29.000 Nm3/h Wasserstoff sowie für
den Export Dampf liefern.
Die Coldbox (siehe Glossar) der Anlage wird mit zahlreichen Inno-
vationen und technischen Zusätzen ausgestattet. Dazu zählen
3 die größte bisher von Linde gebaute Methanwäsche,
3 eine Stickstoff-Abtrennung aus dem CO durch eine spezielle
Waschsäule,
3 die Erzeugung und Speicherung von Flüssig-Kohlenmonoxid
sowie
3 eine zusätzliche Flüssig-CO-Erzeugung und
3 die Speicherung zur Notversorgung des Kunden.
Bislang betreibt Linde Gas Ungarn als größtes Industriegase-
Unternehmen Ungarns fünf Produktionsstätten im Land.
In Polen, in der Sonderwirtschaftszone nahe Wroclaw (Breslau),
werden wir eine zentrale Luftzerlegungs-Anlage errichten, von der
aus nicht nur der polnische Markt, sondern auch die angrenzenden
ostdeutschen und tschechischen Regionen versorgt werden.
Auch in Russland und auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion
entwickelt sich unser Geschäft mit Luftzerlegungs-Anlagen sehr
positiv. Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir aus dieser Region
mehrere Aufträge erhalten, darunter einen Luftzerleger zur Pro-
duktion von gasförmigem Sauerstoff (Kapazität: 9.000 Nm3/h)
für den Düngemittelhersteller JSC ACRON in Nowgorod und eine
Anlage mit einer Kapazität von 3.000 Nm3/h für Linde Gas Russland
in Berezowsky. Von der Firma Karabaschmed im russischen Karabasch
(westliches Sibirien) haben wir den Auftrag zur schlüsselfertigen
Lieferung einer großen Luftzerlegungs-Anlage mit einer Produktions-
kapazität von 30.000 Nm3/h erhalten. Sie wird die Kupferhütte und
die Elektrodenproduktion von Karabaschmed mit Industriegasen
versorgen.
Luftzerlegungs-Anlagen für ostasiatische Märkte
Große Fortschritte bei der Marktdurchdringung haben wir auch in
den fernöstlichen Regionen China, Süd- und Ostasien sowie im süd-
pazifischen Raum erreicht.
In China schloss die Linde Group im Dezember 2007 einen lang-
fristigen Versorgungsvertrag mit dem chinesischen Polyurethan-
Hersteller Ningbo Wanhua Polyurethane: Ab 2010 wird unsere
Gases Division die Großanlagen von Wanhua in Ningbo an der Küste
im südlichen Teil Chinas mit Sauerstoff und Stickstoff beliefern.
23
Dafür wird unsere Engineering Division für Linde Gas Ningbo zwei
Luftzerlegungs-Anlagen mit einer jeweiligen Kapazität von 38.000
Nm3/h sowie eine neue, 30 Kilometer lange Pipeline errichten.
Die Anlage wird neben Wanhua auch Ningbo Steel mit Gasen ver-
sorgen. Zudem werden täglich 800 Tonnen (tpd) flüssiger Stickstoff
und Sauerstoff sowie die Edelgase Krypton und Xenon für den freien
Markt produziert. Das Investitionsvolumen beträgt 125 Mio. US-
Dollar – die bisher größte Einzelinvestition von Linde in China.
Nach Inbetriebnahme der neuen Anlage wird Linde Gas Ningbo
voraussichtlich den größten Cluster für Luftgase in China bilden.
Bis 2012 wird unsere Produktionskapazität die Belieferung weiterer
On-site-Kunden in der Region ermöglichen.
Neues Verfahren zur direkten Kohleverflüssigung
Unsere chinesischen Engineering-Niederlassungen in Hangzhou
und Dalian, deren Tätigkeitsschwerpunkte der Vertrieb von Luft-
zerlegungs-Anlagen und gewickelten Wärmetauschern sind, haben
im Berichtszeitraum unter anderem zwei Luftzerleger in die Innere
Mongolei an den Kohlekonzern Shenhua geliefert, die seit Ende
2007 schrittweise den Betrieb aufnehmen. Die beiden Anlagen mit
einer Kapazität von je 50.000 Nm3/h werden zur direkten Kohlever-
flüssigung eingesetzt. Dieses weltweit einzigartige Projekt stößt
in China auf großes politisches Interesse, da es dazu beiträgt, das
Land durch die Nutzung der eigenen großen Kohlevorkommen von
Ölimporten unabhängiger zu machen.
Auch in Süd- und Ostasien haben wir eine Reihe von Luftzerle gungs -
Anlagen errichtet und zum Teil bereits in Betrieb genommen: Im
indischen Bhiwadi, im nordöstlichen Bundesstaat Rajasthan, liefert
seit Juni 2007 ein neuer Luftzerleger Sauerstoff sowohl für den
medizinischen als auch für den industriellen Gebrauch sowie Stick-
stoff und Gasegemische. Und in Bellary, im südindischen Bundes-
staat Karnataka, versorgen wir den zweitgrößten indischen Stahl-
hersteller JSW Steel Ltd. aus einer 2007 eröffneten Anlage mit
Indus triegasen.
Im Berichtsjahr haben wir zudem von der Steel Authority of India
Ltd. (SAIL) den Auftrag zum Bau von zwei Luftzerlegungs-Anlagen für
die Stahlwerke an den Standorten Rourkela (Rourkela Steel Plant)
und Burnpur (ISP Steel) mit einem Auftragswert von zusammen mehr
als 100 Mio. EUR erhalten.
In Vietnam nahe Ho Chi Minh Stadt haben wir eine Luftzerle-
gungs-Anlage errichtet, die Ende 2007 in Betrieb ging. Die Anlage
hat eine Produktionskapazität von 300 tpd, davon entfallen 110 tpd
auf Sauerstoff. Sie ist damit die größte Anlage ihrer Art in Vietnam
und versorgt das Stahlunternehmen Thep Viet Co. Ltd. über eine
Pipeline mit Sauerstoff. Zudem stellt sie flüssigen Sauerstoff für den
freien Markt her.
Abu Dhabi: Joint Venture mit strategischer Bedeutung 3 Im No -
vember 2007 haben wir mit dem staatlichen Erdölkonzern The Abu
Dhabi National Oil Corporation (ADNOC), Vereinigte Arabische
Emirate, ein Joint Venture zur langfristigen Industriegaseversor-
gung von Kunden in Abu Dhabi gegründet. Das neue Gemein-
schaftsunternehmen ADNOC Linde Industrial Gases Company Ltd.,
wird unter dem Namen „Elixier“ am Markt auftreten.
Dieses Joint Venture ist eine schlüssige Erweiterung der bis-
herigen Zusammenarbeit unserer Engineering Division mit ADNOC
in der petrochemischen Industrie. Es hat für uns eine große
strategische Bedeutung, da ADNOC Zugang zu rund 90 Prozent
der Erdöl- und Gasvorkommen in Abu Dhabi hat. Diese Reserven
gelten als die viertgrößten weltweit.
„Elixier“ wird in einer ersten Phase für rund 65 Mio. USD eine
Luftzerlegungs-Anlage im Industriegebiet Ruwais, Abu Dhabi,
errichten. Die neue Anlage soll ab Ende 2009 Industriekunden
in Ruwais mit Stickstoff versorgen und wird darüber hinaus ver-
flüssig ten Stickstoff und Sauerstoff erzeugen.
ADNOC ist auch der Mehrheitseigner des Joint Venture-Unter-
nehmens Borouge, das in Ruwais Polyethylen herstellt. Für dieses
Projekt hatte Linde im November 2006 im Zuge von Kapazitätser-
weiterungen einen Großauftrag über den Bau eines der weltweit
größten Ethancracker (Produktionskapazität: ca. 1.500.000 Tonnen
Ethylen pro Jahr) erhalten. Der erste Cracker am Standort Ruwais
mit einer Kapazität von 600.000 Tonnen pro Jahr wurde ebenfalls
von Linde errichtet und ging im Jahr 2001 erfolgreich in Betrieb
(siehe auch S. 19).
24 Linde Annual 2007
Die Nachfrage nach On-site-Anlagen zu Erzeugung von Industriegasen in unmittelbarer Nähe der Produktionsstätten unserer Kunden
steigt weltweit an. Ob in West- und Mitteleuropa, Russland, China, Südostasien oder Amerika – unsere Engineering Division liefert Luft-
zerlegungs-Anlagen zur Herstellung von Stickstoff, Sauerstoff, Argon und anderen Luftgasen. Für das ungarische Chemieunternehmen
BorsodChem in Kazincbarcika, für das wir bereits drei Anlagen betreiben (Bild), errichten wir derzeit eine so genannte HyCO-Anlage.
Aus dieser Anlage werden wir BorsodChem ab Juni 2009 mit Kohlenmonoxid und Wasserstoff versorgen.
Wachstum
25
In Thailand haben wir eine Luftzerlegungs-Anlage im Industriepark
Map Ta Phut errichtet, die mehrere nationale Chemieunternehmen
mit Industriegasen beliefert.
Neue Anlagen für Nordamerika
In Nordamerika haben wir im Geschäftsjahr 2007 vier Luftzerlegungs -
Anlagen in Betrieb genommen:
3 Cartersville, Georgia – Luftzerleger mit einer Kapazität von 800 tpd
für die Versorgung von Kunden aus der Nahrungsmittel-, Metall-
und Chemieindustrie sowie für das Gesundheitswesen im Süd-
osten der USA;
3 Columbus, Mississippi – die neue Anlage mit einer Kapazität von
550 tpd beliefert das SeverCorr-Stahlwerk mit Sauerstoff und
Stickstoff sowie den lokalen Markt mit Argon;
3 Bethlehem, Pennsylvania – die Erweiterungsanlage (Joint Venture
mit Air Products) hat eine Kapazität von 575 tpd flüssigen Stick-
stoffs und versorgt Kunden aus den Branchen Nahrungsmittel,
Metall, Chemie und Gesundheitswesen im Nordosten der USA
und am Atlantik;
3 Cantarell, Mexiko – das fünfte Modul der Stickstoff-Anlage für die
mexikanische Ölgesellschaft Pemex nahm den Betrieb auf für die
Ölförderung im Golf von Mexiko.
Akquisitionen stärken Marktpräsenz
Mit einer Reihe von kleineren Akquisitionen haben wir auch im
vergangenen Geschäftsjahr unsere regionalen Aktivitäten gezielt
gestärkt und unsere Marktposition entsprechend ausgebaut. Dazu
zählt die Übernahme und Integration des bisherigen Wettbewer-
bers Messer in Finnland. Nachdem die vor gut einem Jahrzehnt
dort gestarteten Messer-Gaseaktivitäten im November 2006 an
die Linde Tochtergesellschaft AGA Gas AB verkauft worden waren,
hat AGA im Berichtszeitraum die Organisation in die Gases Division
integriert. Im Zuge dieses Prozesses haben wir die ehemalige
Flaschengase-Füllstation von Messer in Tuusula an unserem Standort
AGA Riihimäki gebündelt, während wir die früheren Messer-Luft-
zerlegungs-Anlagen in Tuusula und in Imatra unverändert weiter
betreiben.
In der Türkei hat Linde den Kauf des türkischen Industriegase-Unter-
nehmens Birlesik Oksijen Sanayi A. S. (BOS), eine Gesellschaft des
Koc-Konzerns, abgeschlossen. Der Enterprise Value betrug rund 92
Mio. EUR. BOS ist im Geschäft mit Industrie- und Spezial gasen tätig
und hat im Geschäftsjahr 2007 mit rund 190 Mitar beitern gut 19
Mio. EUR umgesetzt. Mit dieser zweiten Akquisition in der Türkei –
nach der Übernahme von Karbogaz A. S. im Jahr 2006 – haben wir
unsere Produktpalette im strategisch wichtigen Markt mit seiner
boomenden Stahlindustrie komplettiert und gleichzeitig unsere
Position für die Versorgung der angrenzen den Märkte im Mittleren
Osten weiter verbessert.
Aktivitäten in Osteuropa ausgeweitet
In Russland hat die Linde Group die Firma SaKiZ (ZAO Samarsky
Oxygen Plant), einen regionalen Anbieter von technischen Gasen
mit Sitz im südrussischen Samara, übernommen. Das Unternehmen
mit mehr als 200 Mitarbeitern produziert und vertreibt Luftgase –
Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxid, Helium und Argon – sowohl in
verflüssigtem als auch in gasförmigem Zustand. Diese Akquisition
ist ein wichtiger Baustein unserer Wachstumsstrategie in den auf-
strebenden Märkten Osteuropas.
Im Mai 2007 hat Linde in Russland mit URALTECHGAS (UTG), dem
führenden Gaseunternehmen in der zentralen Ural-Region mit Sitz
in Ekaterinburg, vertraglich die schrittweise Mehrheitsübernahme
dieser Gesellschaft vereinbart. Das Joint Venture wird zur Versor-
gung seiner Kunden Flüssiggasprodukte aus dem benachbarten
Berezowsky beziehen, wo Linde derzeit eine Luftzerlegungs-Anlage
zur On-site-Versorgung des dortigen Stahlwerks der Maksi Group
errichtet. Mit diesen Maßnahmen haben wir beste Voraussetzungen
geschaffen, um unsere Position als Gaseanbieter in dieser Industrie-
region nachhaltig zu stärken.
Auch in Rumänien haben wir unsere Position ausgebaut und die
restlichen Anteile unseres Partners Petrom, eines Joint Ventures
des österreichischen Mineralölkonzerns OMV und des rumänischen
Staats, an zwei Gemeinschaftsunternehmen erworben. Beim Joint
Venture Linde Gaz Brazi Srl übernahmen wir den 49-Prozent-Anteil
von Petrom. Dieses Unternehmen betreibt für die Raffinerie
Petro brazi eine Luftzerlegungs-Anlage. Außerdem haben wir den
22-Prozent-Anteil der Petrom an der bisherigen Acetilena Brazi Srl
gekauft, die auf dem Gelände der Raffinerie ein Acetylenwerk
unterhält.
Die Anlagenbaukompetenz von Linde ist international gefragt. Im Berichtsjahr haben wir insbesondere in Osteuropa unsere Marktposition durch bedeutende On-site-
Projekte und gezielte Akquisitionen ausgebaut.
26 Linde Annual 2007
Linde ist seit August 2007 alleiniger Gesellschafter dieser beiden
Gesellschaften und wird sie im laufenden Geschäftsjahr in die rumä-
nische Landesgesellschaft Linde Gaz Romania Srl integrieren.
Im Zuge der vollständigen Übernahme der Linde Gaz Brazi Srl
haben wir mit Petrom zudem einen über 15 Jahre laufenden Liefer-
vertrag unterzeichnet, der auch den Bau eines Luftzerlegers
umfasst. Diese On-site-Anlage wird die aus dem Jahr 1974 stam-
mende Luftzerlegungs-Anlage ersetzen und die Gaseversorgung
der Raffinerie übernehmen. Die neue Anlage wird im September
2008 in Betrieb gehen.
Verstärkte Präsenz in Afrika
Mitte 2007 hat die Linde Group die Mehrheit am staatlichen alge-
rischen Industrie- und Medizingase-Unternehmen ENGI (Enterprise
Nationale de Gaz Industriels) erworben. ENGI ist mit zehn Produkti-
onsstandorten das führende Gaseunternehmen in Algerien und hat
im Geschäftsjahr 2006 mit etwa 700 Mitarbeitern einen Umsatz von
rund 32 Mio. EUR erzielt.
Mit dieser Transaktion können wir jetzt im schnell wachsenden
Markt Algerien als führender Komplettanbieter von Industrie- und
Medizingasen auftreten.
Algerien ist nach Ägypten der zweitgrößte Markt für Industrie-
gase in Nordafrika. Das Marktvolumen der gesamten Region beträgt
derzeit 200 Mio. EUR. Das jährliche Marktwachstum schätzen Exper-
ten auf 15 Prozent.
Zusammen mit unseren bestehenden Aktivitäten südlich der
Sahara bedeutet diese Akquisition eine weitere Stärkung unserer
Position auf dem afrikanischen Kontinent.
Wachstum
Innovative Anlagentechnologie für regenerative Energien 3 Eine weitere viel versprechende Erweiterung unseres Portfolios ist uns
mit der Akquisition der Schweizer Anlagenbaugesellschaft Bertrams Heatec AG gelungen. Bertrams ist ein führender Spezialist im Bau
von Anlagen zur sicheren Übertragung von Prozesswärme, vor allem in der chemischen und petrochemischen Industrie. Diese Anlagen
werden für die Herstellung von Kunstfasern, Kunstharzen (Melamin), bei der Aluminiumoxid- und Farbproduktion, aber auch in der
Textil- und Lebensmittelindustrie eingesetzt – und auch in Solarkraftwerken. Das Unternehmen mit Sitz in Pratteln (bei Basel) beschäf-
tigt 35 Mitarbeiter und setzt rund 15 Mio. EUR (2006) um. Linde wird Bertrams Heatec als eigenständige Tochtergesellschaft weiter-
führen. Mit dieser Übernahme erschließen wir neue Geschäftsfelder im Segment Wärmeträgeranlagen. Besonders im Markt für Solar-
kraftanlagen sehen wir überproportional hohe Wachstumschancen.
27
In Nordafrika und auf der arabischen Halbinsel – also in Regionen mit enormen Erdgaslagerstätten – haben wir uns als wichtiger Partner
für die verschiedensten Industrien etabliert, sowohl im Gase- als auch im Engineering-Bereich. In den Vereinigten Arabischen Emiraten
werden wir mit unserem Joint Venture-Partner ADNOC On-site-Anlagen zur langfristigen Industriegase-Versorgung von Kunden in Abu
Dhabi errichten. Mit der Übernahme der Mehrheit der Anteile am Industrie- und Medizingase-Unternehmen ENGI haben wir unsere
Position auf dem afrikanischen Kontinent weiter gestärkt.
Die Kunst der Verbesserung
30 Linde Annual 2007
Um im Geschäft mit technischen und medizinischen Gasen nachhal-
tiges Wachstum zu generieren, erforschen wir ständig neue Anwen-
dungen für unsere Produkte. Gleichzeitig arbeiten unsere Spezia-
lis ten kontinuierlich daran, bewährte Gaseanwendungen und
Verfahren in enger Kooperation mit unseren Kunden noch weiter
zu verbessern. Unser Ziel ist es dabei stets, die Kundenprozesse
noch effizienter, sicherer, umweltfreundlicher und wirtschaftlicher
zu machen oder sogar völlig neue Lösungen zu ermöglichen.
Gase in der Medizin und Pharmazie
Das Geschäft mit medizinischen Gasen und dazugehörigen Dienst-
leistungen haben wir in unserer Global Business Unit (GBU) Health-
care zusammengefasst. Dabei unterscheiden wir die beiden Bereiche
„Hospital Care“ für Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte sowie
„Homecare“ für die heimische Pflege von chronisch erkrankten Pati-
enten. Unter dem Dach der GBU Healthcare arbeiten unsere welt-
weit tätigen Fach-Teams mit dem Bereich Innovation & Development
und den einzelnen Länderorganisationen eng zusammen. Damit
schaffen wir die Voraussetzungen, um neue Produkte, Anwen-
dungen und Dienstleistungen im Gesundheitswesen schnell und
erfolgreich in die regionalen Märkte einzuführen.
Seit der BOC-Akquisition ist die Linde Group weltweit führend bei
medizinischen Gasen und den dazugehörigen Therapien für Kranken-
häuser. Wir beliefern die Kliniken beispielsweise mit medizinischen
Gasen für die Anästhesie, Chirurgie, Intensivmedizin bis hin zur
Schmerzlinderung.
Im Bereich Homecare versorgen wir mittlerweile rund 150.000
Patienten in über 40 Ländern mit medizinischen Gasen, Geräten
und dazugehörigen Dienstleistungen, vornehmlich zur Therapie von
Atemwegserkrankungen wie COPD (Chronic Obstructive Pulmonary
Disease, siehe Glossar) und Asthma. Seit 2004 be treiben wir außer-
dem spezielle Behandlungszentren, in denen be atmete Patienten
über einen längeren Zeitraum mit moderner Technik von speziali-
sierten Pflegekräften versorgt werden.
Förderung von Forschung und Wissenschaft
Die therapeutischen Einsatzgebiete für medizinische Gase sind
noch lange nicht ausgeschöpft. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet
Linde intensiv mit Forschungseinrichtungen, Krankenhäusern und
einzelnen Wissenschaftlern zusammen, um neue Gaseanwendungen
wissenschaftlich und klinisch zu erforschen. Diese Arbeiten unter-
stützen und fördern wir durch Forschungsfonds und Stipendien.
GEMI-Fund
So hat unsere Geschäftseinheit Linde Gas Therapeutics im Oktober
2007 gemeinsam mit dem Karolinska Institut (Stockholm, Schweden)
und der Harvard Medical International (Boston, USA) den mit 1 Mio.
USD dotierten „Gas Enabled Medical Innovations (GEMI) Fund“ an
acht Wissenschaftler vergeben. Mit dem GEMI-Fund fördern wir seit
2003 mit den genannten Partnern im Zweijahresrhythmus führende
Mediziner und Wissenschaftler, die verstärkt auf dem Gebiet der
medizinischen Gase forschen. Auf Basis dieser Forschungsergeb-
nisse werden wir neue diagnostische und therapeutische Lösungen
entwickeln, um Patienten weltweit zu helfen.
Verbesserung //Innovation kennt keine Grenzen.
Verbesserung
Technische und medizinische Gase sowie Geräte für deren sachgerechten und effizienten Einsatz verbessern Prozesse, ersetzen umweltschädliche Stoffe und helfen Menschen. In der Nahrungsmittelindustrie, in der Metall-verarbeitung, der chemischen und pharmazeutischen Industrie oder in der Medizin. Wir bündeln unser anwen-dungstechnisches Know-how und erschließen in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden immer wieder neue, wirtschaftliche Einsatzmöglichkeiten für die verschiedensten Gase. Auch im abgelaufenen Geschäftsjahr konnten wir dabei Erfolge in vielen Bereichen verbuchen.
31
Inspire Award
Der Inspire Award – im Jahr 2005 von BOC Medical ins Leben geru-
fen – wird seit 2006 von Linde Gas Therapeutics fortgeführt. Ziel
des Programms ist es, die empirische Forschung bei der klinischen
Anwendung von Gasen zu fördern.
Im Rahmen des Inspire Awards haben wir im vergangenen Jahr
ein außergewöhnliches Projekt unterstützt: den so genannten
„Caudwell Xtreme Everest“, eine Expedition von Medizinern auf den
Mount Everest, den höchsten Berg der Welt. Unter der Leitung des
Arztes und Bergsteigers Mike Grocott vom Center for Aviation, Space
and Extreme Environment Medicine (CASE) am University College
London (UCL) stiegen 23 Wissenschaftler und 200 freiwillige Pro-
banden zum Basislager in 5.300 Metern Höhe auf, um die Folgen
von Sauerstoffmangel für Herz, Denkleistung und Muskulatur zu
erforschen.
Anhand zahlreicher Tests und Blutproben in extremer Höhe
mit entsprechend geringer Sauerstoffkonzentration wurden neue
Erkenntnisse für die optimale Behandlung von Patienten mit starker
Sauerstoffunterversorgung und mit chronischen Atemwegserkran-
kungen gewonnen sowie neue Behandlungsformen und Beat-
mungsgeräte entwickelt. Am 23./24. Mai 2007 erklomm ein fünf-
köpfiges Ärzte-Team sogar den Gipfel des Mount Everest, um dort
weitere Tests und Blutentnahmen vorzunehmen. Die Expedition bis
auf 8.848 Meter Höhe sollte zudem Aufschluss darüber geben, wie
sich der menschliche Körper an eine niedrige Sauerstoffversorgung
anpasst und warum Menschen unterschiedlich auf Sauerstoffman-
gel reagieren.
Von diesen Erkenntnissen und entsprechend verbesserten Behand-
lungsmethoden werden später vor allem Patienten profitieren,
die unter akutem progressiven Lungenversagen (Acute Respiratory
Distress Syndrome, kurz ARDS) oder Mukoviszidose (zystische
Fibrose) leiden, aber auch so genannte „blue babies“, also Säug-
linge, die an einem geburtsbedingten Sauerstoffmangel leiden.
Um wichtige Basisdaten zu ermitteln, hatten sich im Vorfeld
der Expedition 40 Mitarbeiter unseres Standorts im südenglischen
Guildford, Surrey, freiwillig an mehreren Herztrainingstests und
anschließenden Blutuntersuchungen beteiligt.
Linde Gas Therapeutics hat den Caudwell Xtreme Everest mit
einer Summe von 300.000 GBP unterstützt und zudem Kalibriergase
und medizinischen Sauerstoff bereitgestellt.
Klinische Studie: mit Helium gegen Bronchiolitis
In Zusammenarbeit mit einem medizinischen Team des renom-
mierten Imperial College, London, erforschen wir in einer auf drei
Jahre angelegten klinischen Studie die Wirkung von Heliox (Gase-
gemisch aus Helium und Sauerstoff) bei der Behandlung der viralen
Lungenerkrankung Bronchiolitis. Diese Erkrankung der Bronchiolen
(feine Verzweigungen der Bronchien) ist besonders für Babys
äußerst schmerzhaft und kann in Einzelfällen sogar zum Tod führen.
Bei Erwachsenen und älteren Kindern wird Heliox bereits erfolgreich
angewendet. Unerforscht ist jedoch noch, ob dieses Gasegemisch
auch für Kleinkinder unter zwei Jahren geeignet ist. Die zunächst in
drei Londoner Krankenhäusern gestarteten Erprobungen wurden im
vergangenen Jahr in Australien fortgesetzt. In einem Krankenhaus
LifeLine-Service auf Erfolgskurs 3 Immer besser vom Markt auf-
genommen wird unser Produktprogramm zur schnellen Hilfe in
Notfällen, das Reanimationsset LifeLine. Wir haben das Leistungs-
spektrum der Sauerstofftherapiegeräte um einen automatischen,
externen Defibrillator (AED) und ein Sauerstoff-Absauggerät er -
weitert und mit diesen Produktinnovationen unseren bisherigen
Kundenkreis – Krankenhäuser, Notfallmedizin, Hausarzt- und
Zahnarztpraxen – enorm vergrößert: Ob in Büro- und Fabrikge-
bäuden, in Bahnhöfen und Flughäfen, Freizeitzentren, Sportstät-
ten oder in Diskotheken und Clubs – alle Einrichtungen mit regem
Publikumsverkehr sind potenzielle Kunden.
Das große Interesse wird unter anderem durch die leichte, auch
für Laien verständliche Bedienung des Geräts gestützt, das die
Anwendungshinweise per Sprachausgabe erteilt. Zudem steigt
das Bewusstsein für die Bedeutung der schnellen Hilfe bei
einem Herzanfall. Die Überlebenschancen nach einem Herzan -
fall sinken mit jeder Minute, die ohne Behandlung vergeht, um
10 Prozent.
Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir unseren Life Line-
Service in Europa und in den USA eingeführt, weitere Märkte
werden wir in Kürze bedienen.
Links: Schnelle Hilfe bei Unfällen und akuten Erkrankungen: Das Reanimationsset LifeLine kombiniert die Sauerstoffversorgung mit einem automatischen externen
Defibrillator und einem Sauerstoff-Absauggerät, um in Notfällen umfassende Erste Hilfe leisten zu können. Rechts: Zentrale Gase-Versorgungsstation im Uniklinikum
Jena-Lobeda, Deutschland.
32 Linde Annual 2007 Verbesserung
Der Mount Everest war Ziel einer Gruppe von Wissenschaftlern, die mit finanzieller und materieller Unterstützung von Linde Gas Thera-
peutics auf dem höchsten Berg der Welt umfangreiche Untersuchungen über die Auswirkungen von Sauerstoffmangel durchführten.
Die Expedition soll wertvolle Erkenntnisse für die bestmögliche Behandlung von Patienten mit starker Sauerstoffunterversorgung und
mit chronischen Atemwegserkrankungen liefern. Am Projekt „Caudwell Xtreme Everest“ waren 23 Wissenschaftler und 200 freiwillige
Probanden beteiligt.
33
in Adelaide behandelte ein BOC-Team fünf Monate lang erkrankte
Kleinkinder.
Viele Ärzte sind davon überzeugt, dass tausenden von Babys
durch die Beatmung mit Heliox geholfen werden könnte, weil die
von Bronchiolitis ausgelösten Atem- und Hustenbeschwerden ge -
lindert werden und sich die Krankheitsdauer deutlich verkürzt. Um
diese Annahmen wissenschaftlich zu untermauern, hat BOC für die
Testserie neben den Gasen 2 Mio. GBP zur Verfügung gestellt.
Schmerzlinderung in der Kindermedizin
Ein weiteres Produkt aus dem Portfolio therapeutischer Gase hat
seine Eignung bei der Behandlung von Kindern bereits bewie-
sen – unser Schmerzmittel LIVOPAN™, das breite Anwendung in der
ambulanten und stationären Behandlung findet. LIVOPAN™ ist ein
medizinisches Gasegemisch aus gleichen Teilen Lachgas (N2O) und
Sauerstoff. Seine schmerzlindernde und angstlösende Wirkung prä-
destiniert LIVOPAN™ für die Anwendung in der Kindermedizin, etwa
bei Eingriffen wie Punktionen oder einer Rückenmarkflüssigkeits-
entnahme, bei ambulanten Operationen oder beim Nähen von Wun-
den. Die positive Wirkung von LIVOPAN™ bestätigen Erhebungen
bei Kindern, Eltern und medizinischem Personal: Laut einer Studie
äußerten sich 90 Prozent der befragten Eltern und Krankenschwes-
tern positiv über die Wirkungen der Lachgas-Sauerstoff-Behand-
lung. Andere Analysen ergaben, dass 95 Prozent der befragten Kin-
der nach der Behandlung mit LIVOPAN™ gar nicht bemerkt hatten,
eine Spritze bekommen zu haben und dass die schmerzlindernde
Wirkung des Gases zu einer besseren Akzeptanz für weitere Behand-
lungsschritte führt.
Mit diesen Erkenntnissen und auf Basis der bisherigen Erfolge in
Europa haben wir LIVOPAN™ im vergangenen Jahr auch in Brasilien
eingeführt. Dort erwarten wir ein wachsendes Umsatzpotenzial –
zumal die Regierung die Entwicklung von Strategien zur Schmerz-
linderung in der Kindermedizin stark unterstützt.
Linderung bei Clusterkopfschmerz
Während des Internationalen Kopfschmerz-Kongresses in Stock-
holm im Sommer vergangenen Jahres wurden die Ergebnisse einer
Studie von Prof. Peter J. Goadsby, einem führenden Kopfschmerzex-
perten am Institute of Neurology in London, über den Einsatz von
Sauerstoff zur Behandlung von Clusterkopfschmerz präsentiert. Die
Ergebnisse dieser Studie liefern weitere Beweise für die hohe Wirk-
samkeit des Sauerstoffs und dürften diese Therapie weiter fördern:
80 Prozent der beteiligten Patienten fühlten nach dem Einatmen
von Sauerstoff bei einer plötzlich auftretenden Attacke innerhalb
von 15 Minuten eine deutliche Schmerzlinderung.
Die äußerst heftigen Clusterkopfschmerzen treten in wieder-
holten Anfällen von 15 bis 180 Minuten Dauer auf, wenn sie nicht
behandelt werden. Betroffen sind vor allem Männer im Alter von
20 bis 50 Jahren. Mit unserem im vergangenen Jahr eingeführten
Clusterkopfschmerz-Programm wollen wir die Zahl der versorgten
Patienten deutlich steigern. Hierzu haben wir im Berichtsjahr in
mehreren Ländern Kampagnen gestartet, um bei Neurologen das
Bewusstsein für diese Krankheit und die positive Wirkung von
Sauerstoff zu stärken.
Sterilisierung medizinischer Geräte 3 Ethylenoxid (EO), ein
farb loses Gas mit süßlichem Geruch, wird neben anderen An -
wendungen hauptsächlich als Sterilisationsgas eingesetzt. Es
eignet sich zur Behandlung von organischen Dämmstoffen wie
Wolle oder Pflanzenfasern sowie vor allem zur Sterilisierung
von medi zinischen Geräten wie beispielsweise Spritzen, chirur-
gischen Werkzeugen, Kathetern und Blutsäcken, aber auch von
Sanitätsmaterial wie Verbänden und Nähten.
Nach der BOC-Übernahme hat sich die Linde Group auch im
wachstumsstarken Markt der Sterilisierung von medizinischen
Geräten durch Ethylenoxid etabliert. Über unsere belgische
Konzerngesellschaft Chemogas zählen wir in diesem Bereich
zu den weltweit führenden Lieferanten von EO sowie spezi -
ellen Gasegemischen. Mit unseren Abfüll- und Mischanlagen
in Belgien, Großbritannien, der Türkei, Malaysia, Thailand,
Indo nesien und Australien beliefern wir derzeit Kunden in
rund 40 Ländern und planen dieses Geschäftsfeld weltweit
weiter aus zubauen, insbesondere in den aufstrebenden Län -
dern Asiens.
In der Medizin dienen Gase nicht nur zur Beatmung von Patienten mit Atemwegserkrankungen, sondern werden auch bei lasergestützten Augenoperationen und zur
Sterilisierung medizinischer Geräte eingesetzt.
34 Linde Annual 2007 Verbesserung
Professionelle Betreuung in „Care Centres“
Im Bereich Homecare wird es künftig immer wichtiger, die Lücke
zwischen der Versorgung von chronisch erkrankten Patienten im
Krankenhaus und der heimischen Pflege zu schließen. Linde baut
daher sein Konzept für so genannte „Care Centres“ konsequent aus.
In diesen Zentren im Krankenhaus lernen die Patienten direkt im
Anschluss an ihre Diagnose unter der Anleitung von qualifiziertem
Personal den Umgang mit den medizinischen Geräten, die für eine
spätere heimische Therapie und Pflege erforderlich sind.
Darüber hinaus haben wir im Berichtsjahr unser Versorgungskon-
zept REMEO® für Patienten, die auf Langzeitbeatmung angewiesen
sind, weiter ausgebaut. So eröffneten wir in einer Berliner Klinik
und in Kolumbien weitere Zentren für Patienten, die über einen län-
geren Zeitraum mechanisch beatmet werden müssen. Großes Inte-
resse am REMEO®-Konzept besteht auch in Italien und einigen wei-
teren südamerikanischen Ländern. Diese Zentren ermöglichen den
Langzeitpatienten eine individuelle Versorgung und bieten damit
eine deutlich höhere Lebensqualität als bei einem langen Kranken-
hausaufenthalt. Zudem liegen die Kosten deutlich niedriger, ein
Vorteil, der auch von den Krankenkassen geschätzt wird. Je nach
Gesundheitszustand des Patienten und seinem familiären Umfeld
bietet Linde Homecare auch die Verlegung des Patienten nach
Hause an, wo er ebenfalls von unseren hoch qualifizierten Pflege-
kräften betreut wird. Sowohl für REMEO® als auch für unsere neuen
„Care Centres“ sehen wir in den nächsten Jahren gute Wachstums-
möglichkeiten.
Gase für Umweltschutz und Sicherheit
Dem vielseitigen Einsatz technischer Gase sind kaum Grenzen ge -
setzt: Mit Hilfe eines Luftgasegemisches lässt sich zum Beispiel das
Wasser in Schwimmbädern umweltschonend entkeimen, Kohlendio-
xid eignet sich zur sicheren, umweltfreundlichen Brandbekämpfung
in Müllbunkern und unser spezielles Produkt VAPORMATE™ bewährt
sich als Schädlingsbekämpfungsmittel.
Gesunder Badespaß mit POOLGON
Sauberes Wasser im Swimmingpool ohne chemische Wasserbe-
handlung durch Chlor, ohne negative Effekte für Haut und Augen,
dazu noch erfrischend und geruchsneutral – das bietet ein neues
System für die Wasserreinigung mit einem Gemisch aus den natür-
lich vorkommenden Gasen Kohlendioxid und Sauerstoff, das von
unserer schweizerischen Konzerngesellschaft PanGas entwickelt
wurde. Die Zugabe von POOLGON hält den pH-Wert des Badewassers
durch Kohlensäure immer im bestmöglichen Bereich und erhöht den
Anteil an reinem Sauerstoff im Wasser.
Um einen Langzeitschutz im gesamten Schwimmbecken zu ge -
währleisten, wird kontinuierlich hinter dem Filter des Umlaufsys tems
eine geringe Menge Wasser entnommen; diese wird durch einen
Plattenkondensator geleitet, der ein elektrisches Feld aufbaut,
wodurch letztlich das Wasser entkeimt wird. Mit diesem Verfahren
werden im gesamten Schwimmbecken Bakterien und Keime abge-
tötet. Das umweltfreundliche System kann in allen Schwimmbädern
ohne großen Aufwand installiert werden – und eröffnet damit einen
interessanten Markt für unser Geschäft mit Flaschengasen.
Sichere Brandbekämpfung im Müllbunker
Umweltschutz und Sicherheit stehen im Vordergrund einer Innova-
tion zur Brandbekämpfung in Müllbunkern von Müllverbrennungs-
Anlagen. In den Müllschüttungen brechen immer wieder Schwel-
brände aus, die oft tief unten im Müllberg hochgiftige Brandgase
freisetzen. Während Brände an der Oberfläche von Müllschüttungen
leicht mit Greifern abgenommen und in den Ofen verfrachtet wer-
den können, lassen sich Brandherde tief unter der Oberfläche
weder mit Wasser noch mit Schaum bekämpfen, weil diese Lösch-
mittel den Brandherd gar nicht erreichen.
Unser neu entwickeltes Verfahren hingegen leitet Kohlendioxid
über spezielle Düsen direkt an den Brandherd und erstickt das
Feuer – der weitere Austritt giftiger und umweltschädlicher Rauch-
gase wird so schnell unterbunden. Ein weiterer Vorteil: Durch den
Einsatz von Kohlendioxid bleibt der Müll trocken und kann leich-
ter verfeuert werden, als wenn das Feuer mit nassen Löschmitteln
bekämpft worden wäre.
Dieses zum Patent angemeldete Löschsystem wurde bereits
in zehn deutschen Müllverbrennungs-Anlagen eines bedeutenden
europäischen Energieversorgungsunternehmens als neuer Sicher-
heitsstandard installiert und verspricht ein großes Wachstumspo-
tenzial.
Innovative Schädlingsbekämpfung
Ebenfalls einen wertvollen Beitrag für den Gesundheits- und
Umwelt schutz leistet VAPORMATE® – unser neues Produkt zur
35
Schädlingsbekämpfung. Nach ersten erfolgreichen Anwendungen
in Australien und auf den Philippinen erwarten wir, dass sich
diese Technologie auch in Nord- und Südamerika sowie in Süd-
ostasien durchsetzen wird, in Regionen mit großen Kulturen von
Südfrüchten.
Vor allem in der Lebensmittel verarbeitenden Industrie stößt
VAPORMATE® auf großes Interesse, da sich seine Anwendung
gezielt an die jeweiligen Anforderungen der unterschiedlich zu
behandelnden Produkte anpassen lässt. Erst im Oktober 2007 hat
unsere Tochtergesellschaft Southern Industrial Gases (SIG) einen
Liefervertrag mit Dole Asia Ltd., einer Tochtergesellschaft der Dole
Food Company, abgeschlossen. Der Vertrag umfasst die Versorgung
der philippinischen Bananenplantagen von Dole Stanfilco mit
VAPORMATE® sowie deren logistische und technische Betreuung.
VAPORMATE® verursacht deutlich geringere Umweltbelastungen als
zum Beispiel das bisher gebräuchliche Methylbromid. Dieses giftige
Gas gilt als einer der Stoffe, die in der Stratosphäre die Ozonschicht
schädigen. Deshalb wurde es im Rahmen des Montrealer Protokolls,
einem von rund 160 Staaten unterzeichneten Übereinkommen, von
den meisten Ländern verboten.
Ausführliche Testreihen in Zusammenarbeit mit Dole haben zu -
dem gezeigt, dass VAPORMATE® auch bei Ananas hervorragende
Resultate erzielt.
Innovationen für die Lebensmittelindustrie
Die steigenden Anforderungen von Verbrauchern und Behörden an
die Qualität und Haltbarkeit von Lebensmitteln und Getränken sti-
muliert die Nachfrage nach Gasen – ob flüssig oder gasförmig. Denn
Gase in Lebensmittelqualität dienen unter anderem zum Tiefkühlen
und Frosten, zum Schutz vor Keimen, zum Frischhalten in der Ver-
packung, aber auch zur Karbonisierung von Getränken.
Schonendes Frosten mit dem CRYOLINE® MT
Nachdem wir seit der Markteinführung im Jahr 2005 weltweit
bereits 40 Kunden in der Lebensmittelindustrie von der Effizi enz
und Zuverlässigkeit unseres Linearfrosters CRYOLINE® MT über-
zeugen konnten, bieten wir diese Anlage zum schnellen und
schonen den Frosten seit Oktober 2007 erstmals auch in den USA
an. Der CRYOLINE® MT ist der erste Schnellfroster, der den um -
fassen den Gesundheitsrichtlinien des US Departments of Agricul-
ture und des American Meat Institute entspricht. Mit dem Linear-
froster leis tet Linde einen wesentlichen Beitrag zur hygienischen
und qualitäts sichernden Konservierung von frischen Nahrungs-
mitteln wie Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse. Im CRYO LINE® MT
nutzt man die tiefe Temperatur von flüssigem Stick stoff (–196 Grad
Celsius) oder Kohlen dioxid (– 78 Grad Celsius) zum schnellen und
schonenden Fros ten. Im Vergleich zu anderen Gefrieranlagen ist
der CRYOLINE® MT leis tungsfähiger, verbraucht weniger Kühlmittel
und entzieht den Produkten weniger Feuchtigkeit, wodurch deren
Geschmacksqualität und Aussehen erhalten bleiben.
40.000 frisch gezapfte Getränke in 15 Minuten
Der Massenausschank von frisch gekühlten Getränken in einem
großen Fußballstadion stellt nicht nur die Menschen an den Zapf-
anlagen vor echte Herausforderungen, auch der Gaselieferant hat
eine technisch und logistisch komplexe Aufgabe zu bewältigen,
wenn es heißt: 40.000 Getränke in 15 Minuten, aber bitte nicht
zu viele Gasflaschen, die im Weg stehen. So lautete der Auftrag
des FC Arsenal London, und unsere Gases Division hat die entspre-
chende Lösung bereitgestellt: ein System mit acht großen Behältern
für flüssiges CO2 und mehreren großen Mischgasezylindern, aus
Sureserve Safe Cellar Award 3 Im Oktober 2007 hat unsere britische Tochtergesellschaft BOC Sureserve erstmals den Preis für den
sichersten und am besten gepflegten Gaststättenkeller für Ausschankgase vergeben. Die Auszeichnung erhielten die Pächter des
Pubs „Ship Inn“ in Winchester. Geprüft wurden die Lagerung und Sicherung der Gasflaschen, die leichte Zugänglichkeit und die
effiziente Beleuchtung des Raums. BOC Sureserve beliefert in Großbritannien mehr als 53.000 Gast stätten, Restaurants und Bars mit
Schankgasen sowie den dazugehörenden Installationen und Sicherheitseinrichtungen.
Die Einsatzgebiete technischer Gase sind vielfältig: Gase sorgen beispielsweise für sprudelnde Getränke und schützen Bananen und Ananas vor Schädlingsbefall.
36 Linde Annual 2007 Verbesserung
denen die vielen Zapfstellen auf den einzelnen Ebenen des Stadions
versorgt werden.
Auch von Coca Cola haben wir im Jahr 2007 einen großen Auf-
trag zur CO2-Versorgung der Abfüllanlage im irischen Cork erhalten.
Sprudel aus dem Wasserhahn
Einen großen Erfolg erleben wir in Schweden mit einem neuen Trink-
wassersprudler, der sich direkt an die häusliche Wasserleitung an -
schließen lässt und auf Wunsch Sodawasser aus dem Wasserhahn
liefert. Die Markteinführung durch unsere schwedische Tochterge-
sellschaft AGA im Juni vergangenen Jahres erfolgte zu einem Zeit-
punkt, als dort gerade über den ökologischen und ökonomischen
Sinn diskutiert wurde, abgefülltes Tafelwasser zu kaufen, obwohl
Trinkwasser hoher Qualität in jedem Haushalt verfügbar sei. Wir pla-
nen, diesen Trinkwasser-Sprudler künftig in ganz Skandinavien und
Finnland anzubieten.
Partner im Produktionsprozess
In nahezu allen industriellen Bereichen gewährleisten technische
Gase, die dazugehörige Anwendungstechnik sowie benutzer-
freundliche Gaseversorgungssysteme eine hohe Qualität, Sicher-
heit, Effizienz sowie Wirtschaftlichkeit im Produktionsprozess. Dies
belegen auch Beispiele aus der Metall verarbeitenden und der
Kunststoff industrie.
LASERLINE® – ein weltweit erfolgreiches Konzept
Für die Metall verarbeitende Industrie werden Verfahren der La ser-
materialbehandlung zunehmend wichtiger. Unter der Marke
LASER LINE® Produkte und Services bieten wir unseren Kunden
weltweit umfassende Lösungen für die Laserstrahlmaterialbear-
beitung und insbesondere das Laserstrahlschneiden und das Laser-
strahlschweißen. Hierzu zählen beispielsweise Prozessgase und
-gemische zum Laserschneiden und -schweißen (siehe Glossar) von
Metallen, deren Komponenten die metallurgischen Anforderungen
der Werkstoffe berücksichtigen und auf spezielle Legierungstypen
und Aufgaben individuell abgestimmt werden können. Linde ist
einer der führenden Anbieter auf diesem Gebiet und kooperiert
eng sowohl mit den Herstellern von Lasern und Lasersystemen als
auch mit den Anwendern der Lasertechnik – etwa in der Automo-
bilindustrie, der Raumfahrttechnik, der Elektronik- sowie der Kon-
sumgüterindustrie. Unser Programm LASERLINE® steht dabei als ein
Synonym für bestmögliche Anlagenleistung und Produktqualität
sowie für zuverlässigen Service weltweit.
Nicht zuletzt deshalb ist es gelungen, mit der Bystronic Laser AG,
einem global agierenden Schweizer Hersteller von Laserschneidan-
lagen, ein Rahmenabkommen für eine langfristige Zusammenarbeit
zu schließen. Damit stellt Bystronic Laser sicher, dass ihre neuen
ByVention Laseranlagen zuverlässig und weltweit mit Qualitätsgasen
von Linde versorgt werden.
Umweltfreundlicher Trennmittel-Einsatz mit CO2
In der Kunststoff verarbeitenden Industrie werden die Formen zur
Herstellung von Kunststoffteilen aus geschäumtem Polyurethan
(PUR) mit Wachs beschichtet, das als Trennmittel dient. Dabei wird
das Wachs zum Aufbringen auf die Formoberfläche nach bisherigem
Stand der Technik in organischen Lösungsmitteln, so genannten
VOCs (volatile organic compounds, siehe Glossar), gelöst und mit
Hilfe von Pressluft in die Form gesprüht. In der heißen Form ver-
dampft das VOC in die Umgebungsatmosphäre – mit schädlicher
Wirkung für Mitarbeiter und Umwelt. Deshalb hat die Europäische
Union den Einsatz von VOCs an strenge Auflagen geknüpft.
Linde hat nun eine wesentlich gesundheits- und umweltfreund-
lichere Alternative entwickelt, bei der zudem der Aufwand für
Absauganlagen entfällt: komprimiertes flüssiges Kohlendioxid als
Lösungsmittel und Trägermedium für das konzentrierte Wachs.
Dadurch lässt sich der Einsatz von VOCs ohne großen technischen
Aufwand beträchtlich reduzieren, mit dem Vorteil einer deutlich
geringeren Umweltbelastung. Zudem können die Anwender mit
dieser Technologie die strengeren Auflagen einhalten. Die Entwick-
lungsingenieure unserer Gases Division arbeiten auf diesem Gebiet
eng mit Chemtrend, einem führenden Produzenten von Trennmit-
teln, und einem innovativen Kunden zusammen.
Kälte für heiße Backstuben 3 Für Großbäckereien hat Linde ein so genanntes kryogenes Mehlkühl- und Förderverfahren entwickelt,
das Mehl und andere Zutaten stets auf optimaler Temperatur hält und dazu beiträgt, die Qualität der Backprodukte zu verbessern sowie
den Ausschuss um mehr als 50 Prozent zu vermindern. In den USA haben wir die neue Technologie auf der Internationalen Ausstellung
für die Backindustrie in Orlando, Florida, im Oktober 2007 mit großem Erfolg vorgestellt. Unser Kühlsystem hält Mehl, Zucker, Sauerteig
und andere Zutaten auch bei Umgebungstemperaturen von mehr als +30 Grad Celsius auf der idealen Verarbeitungstemperatur.
37
Für Großbäckereien hat Linde ein besonderes Verfahren zum Kühlen von Mehl und anderen Backzutaten entwickelt, das auch bei Hitze
in der Backstube für die richtige Verarbeitungstemperatur sorgt. Dadurch steigt die Qualität der Produkte, gleichzeitig sinkt der Aus-
schuss um mehr als 50 Prozent.
38 Linde Annual 2007 Verbesserung
Das umweltfreundliche Verfahren zur Textilreinigung durch recyceltes Kohlendioxid (CO2) unter dem Markennamen FRED BUTLER®
werden wir international weiter ausrollen. Bis 2011 soll FRED BUTLER® zu einer festen Größe im europäischen Textilreinigungsmarkt
werden. Nach erfolgreicher Erprobung haben wir bis Ende 2007 in Deutschland bereits 16 Service-Shops und Reinigungsstationen
sowie drei große Reinigungsanlagen eröffnet.
39
Mit Service auf Erfolgskurs
Umfassende Serviceangebote sind im Geschäft mit Gasen ein
wesentlicher Erfolgsfaktor. Ein Beispiel hierfür ist die benutzer-
freundliche Handhabung von Gasen in Zylindern mit Hilfe des
Systems VIVANTOS™.
Komfortables Zylindersystem
Bei unserem Zylindersystem VIVANTOS™ – damit bezeichnen wir
eine Produktfamilie von Zylinderventilen mit integriertem Druck-
minderer in verschiedenen Ausführungen – gehen Sicherheit,
Schnelligkeit und Komfort Hand in Hand. Das Ventil ist durch einen
stabilen Schutzkorb aus Aluminium rundum vor äußeren Einflüssen
geschützt. Der hohe Arbeitsdruck wird gemäß den Anforderungen
des Kunden zuverlässig geregelt und automatisch abgeriegelt,
wenn der Zylinder nicht in Gebrauch ist. Durch Schnellkupplungen
ist das Gas jederzeit sofort einsetzbar, ohne dass umständliches
Wechseln des Druckminderers notwendig wäre.
Der hohe Arbeitsdruck von bis zu 300 bar wird mit einem gerin-
geren geometrischen Volumen des Zylinders kombiniert, so dass das
System bedeutend leichter ist und sein Schwerpunkt tiefer liegt. Das
vereinfacht die Handhabung, obwohl der Inhalt dem der traditio-
nellen 50-Liter-Zylinder mit einem Fülldruck von 200 bar entspricht.
Wir haben das System im vergangenen Jahr gemeinsam mit BOC
entwickelt und zunächst in den Benelux-Ländern und Großbritan-
nien eingeführt. Im laufenden Geschäftsjahr soll es in Westeuropa,
Kanada und Australien auf den Markt kommen. Wir werden die
VIVANTOS™-Produktlinie künftig weiter ausbauen und damit allen
Regional Business Units das jeweils passende Produkt zur Verfü-
gung stellen.
Textilreinigung mit CO2
Der Servicegedanke spielt auch bei einer unserer jüngsten Geschäfts-
ideen eine wesentliche Rolle: bei der umweltfreundlichen Textil-
reinigung mit recyceltem CO2, die unsere Tochtergesellschaft Cleaning
Enterprises GmbH unter dem Markennamen FRED BUTLER® vertreibt.
Denn in Kombination mit dem innovativen Reinigungs verfahren bie-
tet FRED BUTLER® auch eine neuartige Dienstleistung an: Direkt in
Unternehmen – etwa bei Banken, Versicherungen oder Verlagen –
werden Annahmestellen eingerichtet, an denen Mitarbeiter ihre
Kleidung abgeben können. 48 Stunden später erhalten sie diese ge -
reinigt wieder zurück.
Nach erfolgreichem Abschluss der Erprobungsphase des FRED
BUTLER®-Konzepts in Frankfurt haben wir im vergangenen Geschäfts-
jahr in einem nächsten Schritt zuerst in München fünf Shops, eine
zentrale Reinigungsanlage („Plant“) und mehrere Firmen-Annahme-
stellen eröffnet. Im September kam in Nürnberg eine Reinigungs-
anlage und drei Shops sowie im November ein Shop in der Nach-
barstadt Erlangen hinzu. Bis zum Jahresende unterhielt FRED
BUTLER® damit in Deutschland bereits 16 Service-Shops und Textil-
reinigungs-Stationen sowie drei Plants. Zudem werden wir die
Zusammenarbeit im B2B-Bereich, beispielsweise mit großen Hotels
und Textil-Leasingfirmen, verstärken.
Seit Oktober 2007 sind der erste Franchise-Shop sowie die ersten
Office-Servicedepots in der Region Düsseldorf geöffnet. Es ist vor-
gesehen, dass dieser Franchisenehmer ab Mai 2008 seine eigene
Reinigungsanlage in Düsseldorf betreiben wird.
Für 2008 plant FRED BUTLER® europaweit die Entwicklung von
zehn Franchise- und vier Company-Areas, also die Erschließung
von Standorten in Ballungszentren. In den Folgejahren von 2009
bis 2011 werden wir den weiteren Ausbau dieses neuen Geschäfts-
zweigs vorantreiben.
FRED BUTLER® verwendet nur flüssiges CO2, biologisch abbau-
bare Waschsubstanzen und Wasser. In Kombination mit niedrigen
Temperaturen und weniger Schleuderumdrehungen schont das Ver-
fahren die Kleidung und erhöht den Tragekomfort. Das neue Verfah-
ren sorgt für eine um 30 bis 40 Prozent verlängerte Lebensdauer der
Kleidung. Aufgrund der guten Umweltverträglichkeit des Verfahrens
erhielt FRED BUTLER® als bisher einziges Textilreinigungs-Unterneh-
men im vergangenen Jahr das Umweltsiegel „Blauer Engel“ sowie
die skandinavische Auszeichnung „Nordic Swan“.
Damit ist FRED BUTLER® schon jetzt ein weiteres herausragendes
Beispiel für die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Indus-
triegasen und für erfolgreiche Servicekonzepte.
Die Leidenschaft für Entdeckungen
42 Linde Annual 2007
Auf dem Weg in die Wasserstoffgesellschaft
Um die Wasserstofftechnologie mit all ihren ökologischen Vortei-
len weiterzuentwickeln und in der breiten Öffentlichkeit sowie bei
politischen Entscheidungsträgern die Akzeptanz hierfür weiter zu
erhöhen, haben wir auch im vergangenen Jahr zahlreiche Aktivi-
täten unternommen. Eines unserer zentralen Themen war dabei die
nachhaltige Mobilität auf Basis von Wasserstoff (H2): Linde zählt seit
Jahren zu den Vorreitern bei der Weiterentwicklung dieser umwelt-
freundlichen Technologie und deckt die gesamte Wasserstoff-Wert-
schöpfungskette ab – von der Erzeugung bis zur Betankung. Im
Be richtsjahr haben wir weltweit eine Reihe von Demonstrations-
projekten mit Fahrzeugherstellern begleitet, zusätzliche H2-Tank-
stellen errichtet und den schrittweisen Aufbau einer H2-Infrastruk-
tur weiter vorangetrieben.
H2-Partner der Automobilindustrie
So haben wir im Jahr 2007 auf zahlreichen Veranstaltungen in aller
Welt die Einsatzfähigkeit der mobilen H2-Technologie und die All-
tagstauglichkeit von Wasserstoff als Kraftstoff in Zusammenarbeit
mit nahezu allen bedeutenden Fahrzeugherstellern erfolgreich
demonstriert.
Mit Wasserstoff rund um die Welt
Linde ist der exklusive Wasserstoff-Partner bei der zweiten Clean-
Energy WorldTour, auf der BMW eine Kleinserie der BMW Hydrogen-
7-Fahrzeuge weltweit vorstellt. Mit insgesamt 60 Veranstaltungen
führte uns die Tour im vergangenen Jahr neben europäischen Prä-
sentationen in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und
der Schweiz auch in die USA und nach China.
Dort machte die BMW CleanEnergy WorldTour zwischen April
und Oktober insgesamt viermal Station: in Schanghai, Peking,
Guang zhou und Hongkong. Bei diesen Auftritten haben wir mit
einer mobilen Wasserstoff-Tankstelle die Versorgung sichergestellt.
Wie in Schanghai und Peking präsentierten BMW und Linde auch
in Hongkong die Möglichkeiten der Wasserstofftechnologie im Rah-
men eines CleanEnergy-Forums, das gemeinsam mit der Universi-
tät Hongkong und verschiedenen Regierungsbehörden veranstaltet
wurde. Dabei haben wir den Teilnehmern – darunter Kunden, Politi-
ker und Wissenschaftler – die Gelegenheit geboten, ein H2-Fahrzeug
Probe zu fahren und den H2-Betankungsvorgang mitzuerleben.
Im März 2007 sind wir in San Antonio (USA) bei der Konferenz
der National Hydrogen Association (NHA) aufgetreten und haben
neben den BMW-Limousinen (flüssiger Wasserstoff) Fahrzeuge
der Hersteller Mercedes-Benz, Honda, Toyota, General Motors und
Volkswagen mit gasförmigem Wasserstoff versorgt.
Vorhang auf für das LIFECar
LIFECar heißt ein neuer Sportwagen, den der britische Hersteller
Morgan in Zusammenarbeit mit den Universitäten Cranfield und
Oxford, dem Department for Business, Enterprise und Regulation
(DBER) sowie mit der Unterstützung von BOC entwickelt hat. Das
LIFECar wird von vier Elektromotoren – an jedem Rad einer – ange-
trieben, die ihre Energie aus einer besonders kleinen und leichten
Brennstoffzelle (siehe Glossar) beziehen. Diese Kraftquelle wandelt
den von BOC gelieferten Wasserstoff und Sauerstoff aus der Luft
in elektrische Energie um. Die Brems- und Überschussenergie lädt
Entdeckungen //Neue Wege gehen.
Entdeckungen
Als führendes Technologieunternehmen ist es unser Selbstverständnis, wegbereitende, umweltfreundliche und wirtschaftliche Lösungen beim Einsatz technischer Gase zu entwickeln. Dabei setzen wir auf eine enge Zusammen-arbeit mit unseren Partnern aus Wissenschaft, Forschung und Industrie. Auf diese Weise tragen wir beispielsweise dazu bei, dass Wasserstoff als Energieträger für stationäre und mobile Anwendungen schrittweise Alltag wird, Solarzellen für die Energiegewinnung der Zukunft optimiert werden können und das Edelgas Helium für die unter-schiedlichsten Hightech-Anwendungen in der erforderlichen Reinheit und Menge bereitsteht.
43
wiederum einen Doppelschichtkondensator auf, dessen Energie
beim Be schleunigen freigegeben wird.
Einen ersten Eindruck von dem neuen Modell konnten sich die
Besucher der „Grove Brennstoffzellen-Konferenz“ im September
2007 in London machen.
Offiziell vorgestellt wird das LIFECar zum ersten Mal auf dem
Genfer Automobilsalon im März 2008.
Brennstoffzellen im Test
Großes Interesse fand auch die Präsentation der jüngsten Version
des Brennstoffzellen-Konzept-Fahrzeugs Honda FCX im Juni 2007
auf der schwedischen Insel Gotland. Den reibungslosen Ablauf der
Vorstellung und der ersten Fahrtests haben wir mit einer mobilen
Wasserstoff-Tankstelle sichergestellt.
Das Fahrzeug wird von drei Elektromotoren mit einer Gesamtleis-
tung von 129 PS angetrieben. Für die Stromerzeugung aus Wasser-
stoff und Sauerstoff benötigt die Brennstoffzelle auf 100 Kilometer
rund 30 Liter Wasserstoff. Das FCX-Fahrzeug erzielt eine Reichweite
von 570 Kilometern und liefert damit einen Beweis für die Alltags-
tauglichkeit dieser umweltfreundlichen Antriebstechnologie.
Der Brennstoffzellen-Honda wird ab 2008 in einer Kleinserie
von 100 Fahrzeugen in einem Leasingkonzept für den Alltagstest
in Japan und in den USA auf die Straße kommen.
Wasserstoffantrieb bewährt sich auch bei Eis und Schnee
Auch Toyota haben wir als Wasserstoff-Partner im Berichtsjahr unter-
stützt und für eine Tour des neuen Fuel Cell Hybrid Vehicle (FCHV)
per mobiler Wasserstoff-Tankstelle die Versorgung übernommen.
Das mit Brennstoffzellen betriebene Fahrzeug benötigte für die
3.700 Kilometer lange Stecke von Fairbanks in Alaska (USA) nach
Vancouver (Kanada) sieben Tage. Dabei fuhr der Wagen auf der
ersten Etappe ohne Tankstopp 505 Kilometer weit. Die spätere Aus-
wertung ergab, dass das Auto auch noch mehr als 100 km weiter ge -
kommen wäre. Fahrzeug und Tanksystem erwiesen sich auch unter
den extrem kalten Witterungsbedingungen als sehr zuverlässig.
Aufbau der H2-Infrastruktur
Eine wesentliche Voraussetzung für den flächendeckenden Einsatz
von Wasserstoff im Straßenverkehr ist – neben der Bereitstellung
der alltagstauglichen Technologie zu wettbewerbsfähigen Kosten –
der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur. Erst ein ausreichend
dichtes Netz von Wasserstoff-Tankstellen ebnet den H2-betriebenen
Verkehrsmitteln langfristig den Durchbruch. Deshalb engagiert sich
Linde in allen relevanten Märkten beim Aufbau von Tankanlagen –
mit stationären Tankstellen in Ballungszentren im Rahmen von Pilot-
projekten sowie mit mobilen Tankeinheiten für die zahlreichen Prä-
sentationen von Fahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb oder mit
Verbrennungsmotoren für flüssigen Wasserstoff.
Tankstelle am Flughafen Hamburg
Insbesondere Flughäfen eignen sich als Pilotprojekte für die Ent-
wicklung einer lokalen Wasserstoff-Infrastruktur. Linde hat für den
Flughafen Hamburg die bislang modernste Wasserstoff-Tankstelle
entwickelt und gebaut. Die transportable Tankeinheit versorgt seit
Mai 2007 zwei von Brennstoffzellen angetriebene Zugmaschinen
von STILL und einen Kleintransporter. Da die Brennstoffzellenschlep-
per mit einem Betriebsdruck von 350 bar und der Kleintransporter
mit 200 bar arbeiten, haben wir zwei getrennte Zapfsysteme einge-
richtet. Der Tankvorgang dauert jeweils maximal sieben Minuten.
Die Klimaneutralität des am Hamburger Flughafen verwendeten
Wasserstoffs wird durch den Zukauf von CO2-Zertifikaten gewähr-
leistet. Die Emissionskompensation durch Zertifikate aus einem
Klimaschutzprojekt wurde vom TÜV SÜD überprüft und durch ein
Prüfsiegel bestätigt. Mittelfristig verfolgen wir das Ziel, den Wasser-
stoffbedarf der Testflotten durch nachhaltige Produktionsmethoden
zu decken. Das auf zwei Jahre Dauer ausgelegte Hamburger Projekt
ist eine Kooperation der Linde Group, des Flughafens Hamburg und
örtlicher Wasserstoffinitiativen.
Erste H2-Tankstelle für Schanghai
In China war Linde maßgeblich an der Planung und dem Bau der ers-
ten Wasserstoff-Tankstelle in Schanghai beteiligt, die im November
2007 eröffnet wurde. Die unter der Federführung der chinesischen
Elite-Universität Tongji in Zusammenarbeit mit Linde und Shell
Hydrogen errichtete Hochdruckwasserstoff-Tankstation für die Be -
44 Linde Annual 2007 Entdeckungen
Die neue Wasserstoff-Verflüssigungsanlage am Standort Leuna, dem größten Gase-Produktionsstandort von Linde in Deutschland, hat
eine Kapazität von rund 33.000 Litern LH2 pro Stunde. Nach ihrer Inbetriebnahme voraussichtlich im ersten Quartal 2008 wird sie von
den benachbarten Wasserstoffproduktions-Anlagen über Pipelines mit dem gasförmigen Rohprodukt versorgt. Tiefkalt verflüssigter
Wasserstoff bietet wegen seiner höheren Speicherdichte im Vergleich zu gasförmigem Wasserstoff wesentliche Vorteile, unter anderem
beim Transport.
45
tankung von Brennstoffzellenfahrzeugen ist ein wichtiger Meilen-
stein auf dem Weg zu einer Wasserstoff-Infrastruktur in China. Linde
beliefert die Tankstelle nicht nur mit komprimiertem, gasförmigem
Wasserstoff (CGH2), sondern hat auch die Technologie zum Spei-
chern des Wasserstoffs sowie das Betankungssystem mitentwickelt.
Die Tankstelle liegt in der Anting New Town nahe der Schanghai
International Auto City. Sie wird drei Brennstoffzellenbusse mit je
45 kg und 20 Brennstoffzellen-Pkw mit bis zu drei kg Wasserstoff pro
Füllung versorgen.
Mit diesem Projekt unterstützen wir in einem ersten Schritt die
ehrgeizigen Ziele Chinas bei der Kommerzialisierung von Brenn-
stoffzellenfahrzeugen.
Wasserstoff-Station in Tschechien
Große Bedeutung messen wir auch dem Auftrag des tschechischen
Instituts für Nuklearforschung bei, in der Nähe von Prag die erste
Wasserstoff-Tankstelle des Landes zu errichten und zu beliefern.
Die Anlage soll im November 2008 in Betrieb gehen und wird Brenn-
stoffzellenbusse mit H2 versorgen. Zudem sind Füllvorrichtungen
für die Betankung anderer Wasserstofffahrzeuge vorgesehen.
Innovative Gaseanwendungen für die Photovoltaik-industrie
Die Nachfrage nach Elektronikgasen in der Halbleiter- und Solarzel-
lenindustrie wächst anhaltend doppelt so stark, wie das weltweite
Bruttoinlandsprodukt. Für die klassischen Halbleitersegmente wie
Mikrochips und Flachbildschirme erwarten die Marktforscher bis
2010 Umsatzzuwächse von etwa 8 Prozent pro Jahr, für den Solar-
bereich liegen die Prognosen bei rund 30 Prozent jährlich. Unsere
Experten rechnen damit, dass die Photovoltaikproduzenten ab 2012
mehr Geld für Gase ausgeben als die Hersteller von Flachbildschir-
men, und ab 2017 werden sie sogar die Chipproduzenten als Gase-
abnehmer überrunden. Zwar werden bei der Herstellung von Solar-
zellen nur eine Hand voll verschiedene Gase verwendet – bei der
Chipherstellung sind es mehr als 20 – dafür aber in erheblich größe-
rer Menge. Als führender Partner der Elektronikindustrie beliefert
Linde acht der zehn weltweit führenden Halbleiterproduzenten mit
Elektronikgasen und etabliert sich auch mehr und mehr als Zuliefe-
rer für die Photovoltaikindustrie.
Bei der Herstellung von Halbleitern und Solarzellen spielen Gase
in verschiedenen Verfahrensschritten eine vielfältige Rolle: So wer-
den Elektronikgase zum Ätzen, Dotieren, zur Schichtabscheidung
oder auch zum Reinigen von Prozesskammern eingesetzt. Daher
sind hier vor allem Gase wie Stickstoff, Argon, Helium, Wasserstoff,
Ammoniak, Silan sowie Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstoff-
Zweite H2-Verflüssigungsanlage in Deutschland 3 Um die stei-
gende Nachfrage nach flüssigem Wasserstoff – vor allem aus der
Elektronikindustrie – zu bedienen, haben wir im September 2007
in Leuna, unserem größten Gaseproduktionsstandort in Deutsch-
land, eine zweite Wasserstoff-Verflüssigungsanlage offiziell ein-
geweiht. Die erste Anlage dieser Art in Deutschland betreiben
wir in Ingolstadt. Mit Blick auf die zunehmende Verwendung von
Wasserstoff als Kraftstoff für den Straßenverkehr ist diese zweite
Wasserstoff-Verflüssigungsanlage eine wertvolle Investition in
die Zukunft.
Der neue Verflüssiger mit einer Kapazität von rund 33.000
Litern LH2 pro Stunde (bzw. zirka fünf Tonnen LH2 pro Tag) wird
nach seiner Inbetriebnahme voraussichtlich im ersten Quartal
2008 von den benachbarten Wasserstoff-Produktionsanlagen
über eine Pipeline mit dem gasförmigen Rohprodukt versorgt.
Der bei einer Temperatur von – 253 Grad Celsius verflüssigte
Wasserstoff wird für den Transport zum Kunden an speziellen
Füllständen in LH2-Containerfahrzeuge verladen.
Tiefkalt verflüssigter Wasserstoff (LH2) bietet wegen seiner
wesentlich höheren Speicherdichte im Vergleich zu gasförmigem
Wasserstoff deutliche Effizienzvorteile bei Transport und Logistik.
Zudem entspricht nur LH2 wegen seiner sehr hohen Reinheit den
Anforderungen der Elektronik- und Solarzellenindustrie.
Linde deckt in der Wasserstofftechnologie die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Herstellung über Verflüssigung und Speicherung bis zu den Befüllungstech-
nologien und Tankstationen. Bei der Weiterentwicklung der Wasserstofftechnologie arbeiten wir eng mit unseren Partnern aus der Automobil- und Mineralölindustrie
zusammen.
46 Linde Annual 2007
trifluorid (NF3) in großen Mengen gefragt. In zunehmendem Maß ist
zudem Fluor (F2) in höchster Reinheit aus der Produktion nicht mehr
wegzudenken.
Linde hat sich auf die dynamisch wachsende Nachfrage mit einem
weltweiten Netzwerk von hochmodernen Produktionsstätten in
Europa, den USA sowie Asien – insbesondere China und Taiwan –
eingestellt.
Wichtige Neuaufträge aus der Solarindustrie
In Europa versorgt die Linde Nippon Sanso Gruppe, das Joint Venture
zwischen Linde und der Taiyo Nippon Sanso Corporation (TNSC),
seine Kunden aus der Halbleiter- und Solarzellenindustrie im
Wesentlichen aus unserem im Jahr 2006 eröffneten Zentrum für
Elektronikgase in München-Unterschleißheim.
Zu diesen Kunden zählt seit Mitte vergangenen Jahres auch die
Conergy AG, Hamburg, mit ihrer neuen Produktionsstätte in Frank-
furt an der Oder. Conergy ist Europas führendes Solarunternehmen.
Im Rahmen eines so genannten Total Gas & Chemical Managements
haben wir den Auftrag für die Komplettversorgung des neuen
Standorts mit Flüssig- und Spezialgasen, den Bau und Betrieb einer
On-site-Stickstoffversorgung sowie den Aufbau und Betrieb der
Gaseversorgungssysteme erhalten. Der langjährige Liefervertrag
umfasst neben der Versorgung mit Stickstoff auch die Bereitstellung
von Argon, Helium, Wasserstoff, Ammoniak und Silan.
Partner für die Tandemschicht-Technologie
Berlin entwickelt sich zunehmend zu einem Zentrum der Photovoltaik-
industrie. Dort entsteht zurzeit eine Produktionsanlage für Dünn-
schicht-Solarmodule des Start-up-Unternehmens Inventux Techno-
logies AG mit einer Produktionskapazität von zunächst 33 Megawatt
(MWp). Das entspricht 275.000 Modulen mit einer Gesamtfläche von
7.500 Quadratmetern – rund 60 Fußballfeldern.
Linde Nippon Sanso (LNS) hat von Inventux Ende vergangenen
Jahres den Auftrag zur langfristigen Belieferung der neuen Solar-
modulproduktion mit allen erforderlichen Gasen erhalten, ein-
schließlich einer On-site-Anlage für die Stickstofferzeugung und
-versorgung. LNS übernimmt außerdem das gesamte Gase- und
Chemikalien-Management der Anlage.
Die Inventux-Anlage wird die Dünnschicht-Solarmudule in der so
genannten Tandemschicht-Technologie herstellen, die unter Fach-
leuten als eine der vielversprechendsten Dünnschicht-Technologien
gilt. Die Bezeichnung „Tandemschicht“ steht für zwei verschiedene
Halbleitermaterialien, die in einer Zelle vereint sind: mikrokristal-
lines und amorphes Silizium. Diese Kombination ermöglicht einen
um 50 Prozent höheren Wirkungsgrad als die rein amorphen Zellen.
Zudem ist der Produktionsprozess im Vergleich zu dem von her-
kömmlichen kristallinen Zellen deutlich wirtschaftlicher und ener-
giesparender: Dünnschichtzellen liefern ihre Herstellungsenergie
bereits nach etwa zwei bis drei Jahren zurück, monokristalline Zel-
len benötigen die doppelte Amortisationszeit. Und: Dünnschicht-
zellen werden zum Beispiel auf normalem Glas abgeschieden, wäh-
Entdeckungen
Dünnschicht-Solarzellentechnologie im Trend 3 Für den Aufbau
von herkömmlichen, kristallinen Solarzellen werden Silizium-
Wafer (Wafer, siehe Glossar) als Basis verwendet – ähnlich wie
bei der Mikrochip-Produktion. Hierfür werden große Siliziummen-
gen be nötigt. Die Dünnschicht-Solarzellen der neuen Generation
basieren hingegen nicht mehr auf Wafern, vielmehr wird das Sili-
zium hierbei in mehreren dünnen Schichten auf andere Trägerma-
terialien wie Glas, Folie oder Keramik aufgedampft.
Der wesentliche Vorteil von Dünnschichtzellen: Sie können
in viel größeren Dimensionen hergestellt werden und kommen
somit beispielsweise auch als Strom erzeugende Fassadenverklei-
dung an Gebäuden zum Einsatz.
Wir unterstützen den Aufbau dieser neuen Technologien sowohl
durch die zuverlässige Gaseversorgung aus unseren globalen
Produktionszentren und Verteilungsstützpunkten als auch mit
unserem umfassenden Know-how für den intelligenten Gaseein-
satz, eine hohe Umweltverträglichkeit und Kosteneffizienz. In
enger Zusammenarbeit mit den Entwicklern und Produzenten
dieser Technologien sichern wir unsere Spitzenstellung in einem
zukunftsträchtigen Markt. So konnten wir im Jahr 2007 mehr als
65 Prozent des schnell wachsenden Marktes für Dünnschicht-
solarzellen für uns gewinnen.
47
Die Solarzellenindustrie erlebt derzeit einen gewaltigen Wachstumsschub. Überall auf der Welt – vor allem in Europa und in Ostasien –
entstehen neue Produktionsstätten. Im Produktionsprozess der Photovoltaikzellen spielen Elektronikgase eine wesentliche Rolle.
Unser Bild zeigt die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Jakob-Kaiser-Hauses in Berlin mit der Kuppel des Reichstags im Hintergrund.
48 Linde Annual 2007 Entdeckungen
Wie hier bei der Chipfertigung im Infineon-Werk in Dresden (Deutschland) sind Gase für die Herstellung von Halbleitern unver-
zichtbar. Elektronikgase werden zum Ätzen, Dotieren, zur Schichtabscheidung und zur Reinigung der Prozesskammern eingesetzt.
Vor allem Stickstoff, Argon, Helium, Wasserstoff, Ammoniak, Silan, Schwefelhexafluorid und Stickstofftrifluorid spielen dabei eine
wesentliche Rolle.
49
rend bei Kristallinen Solarzellen wesentlich teurere Silizium-Wafer
in Halbleiterqualität verwendet werden.
Dünnschicht-Solarzellen für Spanien
Auch in Spanien erlebt die Solarenergie – unterstützt durch die kli-
matischen Bedingungen – einen Aufschwung. Im Zuge dieser Ent-
wicklung errichtet die T-Solar S. A. in Galizien die landesweit erste
Produktionsstätte für Dünnschicht-Solarzellen. Die Linde Group ist
auch bei diesem Projekt ein wichtiger Partner und wird eine breite
Palette an hochreinen Gasen für den Produktionsprozess liefern. Die
Solarzellenfabrik soll Mitte 2008 in Betrieb gehen und Solarmodule
herstellen, die fünfmal größer sind als die derzeit üblichen. Mit Hilfe
der von Linde gelieferten Gase und Versorgungseinrichtungen wer-
den große Glasplatten mit einem dünnen Film aus Silizium beschich-
tet. Durch dieses Verfahren soll sich der Preis für Strom aus Photo-
voltaikanlagen der „Grid Parity“ (siehe Glossar) weiter annähern.
Erstes österreichisches Photovoltaikzellenwerk
In Österreich baut die Blue Chip Energy GmbH für 50 Mio. EUR das
erste Photovoltaikzellenwerk des Landes. Der Betrieb wird ab Mai
2008 hocheffiziente Solarzellen auf Siliziumbasis produzieren. Linde
Nippon Sanso übernimmt die komplette Bereitstellung der Gase, der
Versorgungseinrichtungen sowie das gesamte Gasemanagement.
Die Anlage soll im Vollbetrieb jährlich 800.000 Quadratmeter Solar-
zellen liefern – genug, um 16.000 Haushalte mit Strom zu versorgen.
Elektronikgase-Aufträge aus Fernost
Wie in Europa entstehen auch in Ostasien und in Indien neue Fa -
briken für die Produktion von Dünnschicht-Solarzellen auf Silizium-
basis. Allein in Taiwan ist in den Jahren 2008 und 2009 der Bau von
bis zu drei neuen Solarzellen-Fabriken geplant – mit entsprechend
steigender Nachfrage nach Elektronikgasen.
Einen ersten Vertrag für die Lieferung von Argon und Wasserstoff
sowie von Silan und Stickstofftrifluorid (NF3) konnten wir bereits
sichern: NexPower, ein Tochterunternehem der UMC Group, wird im
taiwanesischen Taichung eine Produktionsstätte für Dünnschicht-
Solarzellen errichten und hat Linde als Gasepartner ausgewählt. Die
ersten Gaselieferungen werden im zweiten Quartal 2008 erfolgen, im
darauf folgenden Jahr wird die Anlage den vollen Betrieb aufnehmen.
Mit dem Einstieg in diesen zukunftsträchtigen Markt verschaffen wir
uns auch in Asien eine gute Ausgangsposition für weitere Aufträge
dieser Art.
Neue Technologien, null Emissionen
Der zunehmende Einsatz von Elektronikgasen in der Halbleiter-
und Solarzellenherstellung, besonders der hohe Reinigungsbedarf
in den so genannten Abscheidungskammern, in denen die wich-
tigsten Prozessschritte ablaufen, hat auch eine Kehrseite. Denn
die herkömmlichen Reinigungsgase Schwefelhexafluorid (SF6) und
Stickstofftrifluorid (NF3) gelten als klimaschädlich: Ein NF3-Mole-
kül trägt rund 11.000-mal stärker zur Erderwärmung bei als ein
Kohlendioxid-Molekül, ein SF6-Molekül belastet die Umwelt sogar
22.000-mal mehr. Linde hat Technologien entwickelt, mit denen
sich die Emission dieser Gase in die Atmosphäre vermeiden lässt –
durch Recyc ling oder durch den alternativen Einsatz unschädlicher
Gase.
Mit SF6 lassen sich die Abscheidungskammern zwar zuverläs-
sig und kostengünstig reinigen, wegen seines schädlichen Klima-
einflusses darf das Gas aber nicht in die Umwelt entweichen. Wir
haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die rund 50 Prozent
nicht genutztes SF6 aus der Abscheidungskammer nach dem Rei-
nigungs- in den Produktionsprozess zurückführen lässt. Mit dieser
Technologie werden die Gasreste im geschlossenen Kreislauf zu 100
Prozent zurückgewonnen und kostengünstig wiederverwendet.
Zwei dieser SF6-Recycling-Anlagen sind bereits in Solarzellenfab-
riken in Deutschland in Betrieb.
Umweltfreundliche Alternative: der neue Fluor-On-site-Generator
Es gibt auch Wege, auf den Einsatz von Treibhausgasen für Reini-
gungszwecke komplett zu verzichten und das Fluor – das eigentlich
aktive Reinigungsmedium – direkt dort zu erzeugen, wo es benötigt
wird. Linde hat einen Fluor-(F2)-Generator entwickelt, der die Halb-
leiter-, LCD- und Solarzellenproduktion vor Ort mit reinem Fluorgas
und Fluormischungen (mit Stickstoff oder Argon) versorgt. Fluor ist
klimaneutral. Zudem lässt sich mit dem Fluorgas aus dem neuen
F2-Generator die Reinigungszeit verkürzen und damit die Produk-
tivität der Anlage steigern. Die Umstellung von NF3 auf den Fluor-
Generator kann ohne größere Änderungen an den bestehenden
Versorgungseinrichtungen vorgenommen werden.
Die von uns angebotene Lösung hat sich bereits vielfach bewährt:
Inzwischen haben wir 24 Fluor-Generatoren bei Kunden installiert,
zwölf davon in Fabriken zur Herstellung von 300-Millimeter-Wafern,
Partner für die Nanotechnologie 3 Dass die Linde Gases Division mit ihren Produkten auch allerhöchsten Anforderungen gerecht wird,
zeigt unsere bewährte Zusammenarbeit mit dem College of Nanoscale Science and Engineering an der University at Albany, State Uni-
versity of New York. Mit dieser weltweit führenden Lehr- und Forschungsanstalt auf dem Gebiet der Nanotechnologie (siehe Glossar)
haben wir unseren Versorgungsvertrag für Stickstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Helium und Argon erneuert und darüber hinaus auch
die Lieferung eines On-site-Stickstoffgenerators mit einer Leistung von 1.500 Kubikmetern pro Stunde vereinbart. Der benötigte Was-
serstoff und Sauerstoff wird aus unseren Produktionsstätten im kanadischen Quebec und in Vermont (Neuengland) in einer Rein heit
geliefert, die sogar die strengen ULSI (Ultra-Large-Scale-Integration)-Standards übertrifft. Darüber hinaus stellt Linde für die Nano-
Fertigung zusätzliche Reinigungs- und Kontrollstationen zur Verfügung.
50 Linde Annual 2007 Entdeckungen
weitere zwölf in koreanischen und japanischen Produktionsanlagen
für LCD-Displays.
Lindes On-site-F2-Generator wurde von der Fachzeitschrift „EURO-
Asia Semiconductor“ im Sommer 2007 als Produkt in der Kategorie
„Materialverbesserungen“ ausgezeichnet.
Helium – Edelgas für Hightech-Anwendungen
Nach der BOC-Akquisition hat sich die Linde Group auch als führen-
der Anbieter von Helium und damit verbundenen Services etabliert.
Die weltweite Nachfrage nach Helium steigt signifikant, vor allem
in der Forschung sowie für medizinische, industrielle und elektro-
nische Zwecke. Das Einsatzfeld von Helium ist entsprechend breit
gefächert: Ob als Kühlmittel für supraleitende Magnete in der Kern-
spintomographie (siehe Glossar) und Beschleunigertechnologie, bei
der Her stellung von Glasfaserkabeln, in der Halbleiterindustrie, der
Lasertechnik oder in der Raumfahrt, in der Schweiß- und Schneide-
technik, in Atemgasgemischen zum Tiefseetauchen oder als Auf-
triebsgas für Luftschiffe und Ballons – das Edelgas ist dank seiner
einzigartigen Eigenschaften kaum zu ersetzen. Helium weist die
höchste Reaktionsträgheit aller Gase auf, es hat einen sehr nied-
rigen Siedepunkt (– 269 Grad Celsius), eine starke Wärmeleitfähig-
keit und verfügt über ein hohes Diffusionsvermögen.
Aufgrund der hohen Nachfrage bei gleichzeitig knappen Res-
sourcen haben wir unsere Produktionskapazitäten weiter ausgebaut
sowie Technologien entwickelt, um das wertvolle Edelgas durch
intelligentes Recycling möglichst lange im Kreislauf zu halten.
Erste Heliumproduktion in Australien
Im Jahr 2007 haben wir mit den Vorbereitungen zum Bau einer Helium-
produktions- und -Verflüssigungsanlage in Darwin, Australien, begon-
nen. Hierzu haben wir mit dem Firmenkonsortium Darwin LNG Pty.
Ltd. eine langfristige Vereinbarung über den Bezug des Einsatzgases
aus der LNG-Anlage des Unternehmens in Darwin unterzeichnet. Für
den Bau der Anlage zeichnet unsere Schweizer Tochtergesellschaft
Linde Kryotechnik AG verantwortlich, die auf dem Gebiet der Ent-
wicklung und Errichtung von Anlagen zur Heliumreinigung und -Ver-
flüssigung weltweit führend ist.
Die Anlage, die erste ihrer Art in der südlichen Hemisphäre, wird
über eine Produktionskapazität von etwa 750 Jahrestonnen oder
etwa sechs Mio. Liter hochreinen flüssigen Heliums verfügen. Damit
können wir nicht nur den gesamten Bedarf Australiens decken, son-
dern zudem zwei Drittel der Produktion exportieren, primär an Kun-
den im asiatisch-pazifischen Raum.
100. Container Helium von Helison Production
Ein erstes Jubiläum hat Helison Production Spa, ein Joint Venture
zwischen dem algerischen Gas- und Ölunternehmen Sonatrach und
Linde, am 12. September 2007 gefeiert: An diesem Tag lieferte die
Helium-Gewinnungsanlage im algerischen Skikda den 100. Contai-
ner Helium aus. Das Werk versorgt seit April 2007 den europäischen
Markt mit Helium in hochreiner, flüssiger Form.
Die Versorgung mit Rohgas, eine Mischung aus Helium, Stickstoff
und Methan, erfolgt aus drei Erdgasverflüssigungs(LNG)-Anlagen
(LNG = Liquid Natural Gas) von Sonatrach. Bei der Heliumproduktion
wird der Stickstoff abgetrennt, verflüssigt und zur Verwendung in
der petrochemischen Industrie an Sonatrach zurückgeliefert. Das
Methan geht ebenfalls zurück und wird in den LNG-Anlagen zum
Heizen der Boiler eingesetzt.
Eco-Snow für die Nanotechnologie 3 Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit stehen auch im Mittelpunkt eines Forschungspro-
jekts unserer Tochtergesellschaft Eco-Snow Systems in Zusammenarbeit mit der belgischen Forschungsinstitution IMEC. Im Rahmen
dieser Arbeiten untersuchen wir die Wirksamkeit der Reinigung von elektronischen Bauteilen mit Kohlendioxid-Schnee (festes CO2) in
Verbindung mit lösungsmittelhaltigen, nichtoxidierenden Chemikalien. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, mit dem Rückstände
von Fotolack, der zuvor in die Halbleiterschicht mit hoher Ionendosis implantiert wurde, zuverlässig und wirtschaftlich beseitigt werden,
ohne dabei die empfindlichen Halbleiter-Nanostrukturen zu beschädigen – eine Schlüsseltechnologie für die verbesserte Herstellung
von siliziumbeschichteten Elektronikbauteilen.
51
Jede Woche werden vier bis sechs Container mit flüssigem Helium
im Werk Skikda abgefüllt – das entspricht einer Jahresleis tung von
acht Mio. Kubikmetern. Wenn ein neues LNG-Werk im Jahr 2011 den
Betrieb aufnimmt, steigt die Produktion auf wöchentlich bis zu 13
Container beziehungsweise 16 Mio. Kubikmeter jährlich.
Helium-Infrastruktur ausgebaut
Um unsere Kunden in Großbritannien, darunter die Siemens Magnet
Technology (SMT), Magnex Scientific und British Nuclear Fuels, best-
möglich aus modernsten Einrichtungen versorgen zu können, haben
wir in Thame (östlich von Oxford) eine neue Helium-Abfüllanlage
errichtet, die Mitte 2007 den Betrieb aufnahm. Sie ersetzt eine alte
Anlage in Leeds. In dem neuen Füllwerk wird sowohl gasförmiges
Helium in Druckgasflaschen als auch flüssiges Helium in spezielle
Tiefsttemperaturbehälter abgefüllt. Die Anlage – die größte ihrer Art
in Großbritannien und eine der größten in Europa – beschäftigt im
Zweischichtbetrieb rund 30 Mitarbeiter für die Kundenversorgung.
In die Planungen für einen sicheren und hocheffizienten Betrieb
sind unsere Erfahrungen aus dem alten Werk in Leeds sowie aus
ähnlichen Anlagen in den USA eingeflossen.
Darüber hinaus haben wir im Jahr 2007 auch in den USA unsere
Helium-Infrastruktur ausgebaut und zwei neue, hochmoderne He lium-
Füllwerke in Houston, Texas, und in Orlando, Florida, errichtet.
Mehr Sicherheit im Pkw dank Helium
Die zunehmende Nachfrage nach Helium resultiert nicht zuletzt
aus neuen Anwendungsgebieten, die sich wegen der einzigartigen
Eigenschaften dieses Edelgases eröffnen. So wird Helium etwa auch
zum Aufblasen von Seitenairbags im Automobil verstärkt eingesetzt.
Denn während die Luftkissen im Lenkrad und im Armaturenbrettbe-
reich die Fahrzeuginsassen bei einem Frontalaufprall nur für Sekun-
den vor Verletzungen schützen müssen, ihre heißen Gase schnell
abkühlen und entweichen, müssen Seitenairbags deutlich länger
prall bleiben. Nur so wird der Kopf bei einem Überschlag geschützt –
schließlich dauert ein Überschlag in der Regel erheblich länger
als ein Aufprall. Und hier zeigen sich die Vorteile von Helium: Kalt-
gasgeneratoren blasen beim Unfall den Airbag mit komprimierten
Helium oder Heliummischungen auf und halten den Druck viele
Sekunden lang zum Schutz der Autoinsassen konstant.
Als Heliumlieferant für diese Anwendung konnte Linde nun
auch mit dem österreichischen Automobilzulieferer iSi Automotive
eine langfristige Vereinbarung schließen. Für den Hersteller von
Helium-Argon-Kartuschen haben wir ein System entwickelt, das
eine sichere und zuverlässige Heliumversorgung gewährleistet.
Dieses Konzept beinhaltet eine Anschluss-Station für Flüssighelium-
Container, den nötigen Verdampfer, einen Kompressor, eine contai-
nerisierte Einheit zur Steuerung und Datenübertragung sowie vier
Druckspeicher zur Lagerung und Bereitstellung des komprimierten
Heliums. Die komplette Anlage kann per Datenübertragung fern-
überwacht und -gesteuert werden.
Helium-Recycling 3 Um das knappe und kostbare Edelgas Helium
möglichst wirtschaftlich zu nutzen, wird es nach Gebrauch zuneh-
mend wiederaufbereitet und in die Prozesse zurückgeführt. Spe-
ziell für die Rückgewinnung und Wiederaufbereitung von Helium,
das im Produktionsprozess von Glasfasern eingesetzt wird, hat
Linde eine neue, besonders kostengünstige Technologie entwi-
ckelt, die inzwischen patentiert wurde.
Dabei sammeln wir das He-Abgas aus der Vorstufe und der
Glasfaser-Endfertigung und entfernen den darin enthaltenen
Chlorwasserstoff (HCI). Das Helium und nichtumgesetztes Chlor
werden voneinander getrennt, gereinigt, aufbereitet und in den
Schmelzofen zurückgeführt. Da in der Vorstufe der Glasfaser-
produktion das meiste Helium im gesamten Herstellungsprozess
eingesetzt wird, lässt sich mit unserer neuen Technologie der
Heliumverbrauch insgesamt um rund 70 Prozent verringern. Dies
führt zu einer deutlichen Kostenersparnis für unsere Kunden.
Diese neue Technologie haben wir in den Forschungs- und Ent-
wicklungslabors unserer Gases Division in Murray Hill, USA,
entwickelt.
Unsere Helium-Gewinnungsanlage in Skikda (Algerien; links) hat im September 2007 ihren 100. Container Helium ausgeliefert. Die weltweite Nachfrage nach Helium
steigt weiter an, vor allem in der Forschung sowie für medizinische, industrielle und elektronische Anwendungsgebiete wird das Edelgas verstärkt eingesetzt.
52 Linde Annual 2007
Jahresrückblick
Januar
Die Linde Group übernimmt die russische Firma SaKiZ (ZAO Samarsky
Oxygen Plant), einen regionalen Anbieter von technischen Gasen
mit Sitz im südrussischen Samara. Das Unternehmen mit mehr als
200 Mitarbeitern produziert und vertreibt Luftgase (Stickstoff, Sau-
erstoff, Kohlendioxid, Helium und Argon), sowohl in verflüssigtem
als auch in gasförmigem Zustand. SaKiZ ist Marktführer in der wirt-
schaftlich schnell wachsenden Wolga-Region. Mit dieser Akquisition
stärkt Linde seine Spitzenposition in Osteuropa.
Februar
Linde wird für sein innovatives Wasserstoffzentrum in Lohhof bei
München von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“
ausgezeichnet. Das „Linde Hydrogen Center“, das die Funktionen
einer Wasserstoff-Tankstelle mit denen eines Technologie-Testzen-
trums, einer Ausbildungsstätte und einer Präsentationsplattform
vereint, wird am 21. Februar 2007 offiziell als einer der „365 Orte
im Land der Ideen“ prämiert. „Diese Auszeichnung ist für uns gleich-
zeitig ein Ansporn, auch weiterhin konsequent an der Wegberei -
tung für eine nachhaltige Mobilität auf der Basis von Wasserstoff
zu arbeiten“, sagt Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reitzle, Vorsitzender des
Vorstands der Linde AG.
März
Die Linde Group veräußert das Komponentengeschäft ihres Tochter-
unternehmens BOC Edwards zum Preis von umgerechnet rund
685 Mio. EUR (460 Mio. GBP) an die internationale Private-Equity-
Gesellschaft CCMP Capital. Nach der Akquisition der BOC Group plc
und der damit verbundenen Konzentration auf das internationale
Industriegase- und Anlagenbaugeschäft hatte Linde das Kompo nen-
tengeschäft (Vakuumpumpen und Komponenten für die Halbleiter-
industrie) von BOC Edwards zum Verkauf gestellt. Das Geschäft mit
Flüssiggasen und Elektronikgasen führt Linde hingegen unverändert
weiter.
April
Linde erwirbt das türkische Industriegaseunternehmen Birlesik
Oksijen Sanayi A. S. (BOS), eine Gesellschaft des Koc-Konzerns, zu
einem Enterprise Value von umgerechnet rund 92 Mio. EUR. BOS
ist im Geschäft mit Industrie- und Spezialgasen tätig und hat im
Geschäftsjahr 2007 mit rund 190 Mitarbeitern einen Umsatz von gut
19 Mio. EUR erzielt. Nach der Akquisition von Karbogaz A. S. im Juli
2006 ist die Übernahme von BOS die zweite größere Trans aktion,
die Linde in der Türkei tätigt.
Mai
Die Linde Group und das führende ungarische Chemieunternehmen
BorsodChem Zrt. erweitern ihre Kooperation zur Versorgung mit
Industriegasen am Hauptstandort von BorsodChem in Kazincbarcika,
Ungarn. „Mit Neuinvestitionen in Höhe von rund 100 Mio. EUR
ergänzen wir die drei bestehenden Anlagen in Kazincbarcika”, sagt
Dr. Aldo Belloni, Mitglied des Vorstands der Linde AG. „Damit wird
dieser Standort zu einer der fünf wichtigsten Linde-Produktions-
stätten für Wasserstoff und Kohlenmonoxid weltweit.“
Juni
The Linde Group erwirbt die Mehrheit der Anteile an dem staatlichen
algerischen Industrie- und Medizingaseunternehmen ENGI (Entre-
prise Nationale de Gaz Industriels). ENGI ist mit zehn Produktions-
standorten das führende Gaseunternehmen in Algerien und hat im
Geschäftsjahr 2006 mit etwa 700 Mitarbeitern einen Umsatz von
rund 32 Mio. EUR erzielt. Algerien ist nach Ägypten der zweitgrößte
Markt für Industriegase in Nordafrika. Das Marktvolumen in der
gesamten Region beträgt derzeit 200 Mio. EUR. Das jährliche Markt-
wachstum wird auf 15 Prozent geschätzt.
Juli
Linde erhält von Skangass AS, einem Joint Venture zwischen dem
Versorgungsunternehmen Lyse Gass und Finanzinvestor Celsius
Invest, einen Auftrag über den schlüsselfertigen Bau einer Erdgas-
Verflüssigungsanlage in Risavika nahe Stavanger, Norwegen. Der
Auftragswert beträgt rund 100 Mio. EUR. Die Erdgas-Verflüssigungs-
anlage hat eine Kapazität von 300.000 Tonnen pro Jahr und wird
ab 2010 Kunden in Skandinavien und im baltischen Raum mit Flüs-
sigerdgas (LNG) versorgen. Die Linde Tochtergesellschaft AGA Gas
AB, Marktführer bei Industriegasen in Schweden, wird ein Sechs tel
der Gesamtmenge abnehmen und selbst vertreiben.
August
Linde startet in Zusammenarbeit mit der University of Glasgow,
Schottland, sowie der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte
(GUG), Frankfurt, ein mehrjähriges Forschungsprojekt zur wirt-
schaftlichen und technologischen Bedeutung der internationalen
Industriegasebranche. Ein Team von Wissenschaftlern unter Leitung
des amerikanischen Unternehmenshistorikers Ray Stokes wird dazu
weltweit Quellen und Materialien sichten sowie die bedeutenden
Unternehmen der Branche befragen. Zur Unterstützung des Projekts
vergibt Linde zusätzlich ein Doktorandenstipendium an die Univer-
sity of Glasgow.
Jahresrückblick
53
September
Linde weiht am Produktionsstandort Leuna Deutschlands zweite
Wasserstoff-Verflüssigungsanlage sowie eine neue Luftzerlegungs-
Anlage offiziell ein. Die gesamten Erweiterungsinvestitionen am
größten Gaseproduktionsstandort von Linde in Deutschland belau-
fen sich auf rund 52 Mio. EUR.
Linde erhält den Image Award 2007. Der Preis, der gemeinsam von
dem Marktforschungsinstitut PRIME research international, dem
F. A. Z.-Institut sowie der Deutschen Public Relations Gesellschaft ver-
geben wird, würdigt das beste Medienimage eines Unternehmens
in internationalen Meinungsführermedien der letzten zwölf Monate.
Die Jury begründet ihre Wahl mit der erfolgreichen Restrukturierung
und Positionierung der Linde Group als weltweit führendes Gase-
und Engineering-Unternehmen und der damit einhergehenden kon-
tinuierlichen und professionellen Kommunikation, die einen inten-
siven und glaubwürdigen Dialog mit der Öffentlichkeit umfasst.
Europas größte Erdgas-Verflüssigungsanlage auf der norwegischen
Insel Melkøya bei Hammerfest nimmt die Produktion auf. Während
der letzten rund fünfeinhalb Jahre trug die Linde Group die Verant-
wortung für das Engineering, die Beschaffung und die Montageüber-
wachung der Anlage. Der Gesamtauftragswert für Linde beläuft sich
auf rund 900 Mio. EUR.
Gemeinsam mit RWE Power und der BASF AG vereinbart die Linde
Group die Entwicklung neuer Verfahren zur CO2-Abtrennung aus
Verbrennungsabgasen von Kohlekraftwerken. Die Zusammenarbeit
sieht den Bau und den Betrieb einer Pilotanlage am Braunkohle-
kraftwerk Niederaußem (Deutschland) der RWE Power AG vor, in
der neu entwickelte Technologien und Lösungsmittel der BASF zur
CO2-Abtrennung erprobt werden, die so genannte CO2-Wäsche. Linde
ist für das Engineering und den Bau der Pilotanlage zuständig.
Oktober
The Linde Group steigert per Ende September 2007 den Umsatz
und das operative Ergebnis zweistellig und schreibt damit den posi-
tiven Verlauf des ersten Halbjahrs weiter fort. „Gut ein Jahr nach
der Übernahme von BOC kann ich festhalten: Wir sind robust und
wetterfest aufgestellt“, sagt Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reitzle, Vor-
sitzender des Vorstands der Linde AG, anlässlich der Vorstellung
der Neun-Monats-Zahlen. „Der Konzernumbau ist geglückt, wir
gehen deutlich gestärkt an die vor uns liegenden Aufgaben.“ Für
das Gesamtjahr 2007 präzisiert Linde die bisherige Prognose: „Wir
erwarten auf Konzernebene einen Umsatz von gut 12 Mrd. EUR und
ein operatives Ergebnis von 2,3 bis 2,4 Mrd. EUR“, erklärt Vorstands-
chef Reitzle. Diese Werte entsprechen jeweils einer zweistelligen
Steigerungsrate. Als mittelfristiges Ziel strebt Linde unverändert für
das Geschäftsjahr 2010 ein operatives Konzernergebnis von mehr
als 3 Mrd. EUR an.
November
Die chinesische Regierung eröffnet die erste Wasserstoff-Tankstelle
in Schanghai. Die „Shanghai Anting Wasserstoff-Tankstelle“ wurde
von der chinesischen Elite-Universität Tongji, Linde und Shell Hydro-
gen gemeinsam konzipiert und gebaut. Die Tankstelle ist Teil des
„National 863“-Programms. Diese vom chinesischen Ministerium für
Wissenschaft und Technik gegründete Initiative treibt die Kommer-
zialisierung von Brennstoffzellenfahrzeugen voran.
Dezember
The Linde Group hat mit dem staatlichen Erdölkonzern The Abu Dhabi
National Oil Corporation (ADNOC), Vereinigte Arabische Emirate, ein
Joint Venture zur langfristigen Industriegaseversorgung von Kunden
in Abu Dhabi gegründet. An dem neuen Gemeinschaftsunternehmen
ADNOC Linde Industrial Gases Company Ltd., das unter dem Namen
„Elixier“ am Markt auftritt, wird ADNOC 51 Prozent der Anteile hal-
ten, Linde 49 Prozent. Dieses Joint Venture hat für Linde eine große
strategische Bedeutung, da ADNOC Zugang zu rund 90 Prozent der
Erdöl- und Gasvorkommen in Abu Dhabi hat. Diese Reserven gelten
als die viertgrößten weltweit. „Elixier“ wird in einer ersten Phase für
rund 65 Mio. USD eine Luftzerlegungs-Anlage im Industriegebiet
Ruwais, Abu Dhabi, errichten. Die neue Anlage soll ab Ende 2009
Industriekunden in Ruwais mit Stickstoff versorgen und wird darü-
ber hinaus verflüssigten Stickstoff und Sauerstoff erzeugen.
54 Linde Annual 2007
Der Aufsichtsrat
Der Aufsichtsrat
Mitglieder des Aufsichtsrats
Dr. rer. pol. Manfred Schneider
Vorsitzender
Vorsitzender des Aufsichtsrats
der Bayer AG
Hans-Dieter Katte 1
stellv. Vorsitzender
Vorsitzender des Betriebsrats
des Betriebs Pullach
der Engineering Division
der Linde AG
Michael Diekmann
weiterer stellv. Vorsitzender
Vorsitzender des Vorstands
der Allianz SE
Dr. rer. oec. Karl-Hermann Baumann
ehemaliger Vorsitzender
des Aufsichtsrats
der Siemens AG
Dr. jur. Gerhard Beiten
Rechtsanwalt
Dr. rer. pol. Clemens Börsig
Vorsitzender des Aufsichtsrats
der Deutsche Bank AG
Dipl.-Ing. Siegried Friebel 1
Vorsitzende des Betriebsrats
der Linde-KCA-Dresden GmbH
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Gerhard Full
ehemaliger Vorsitzender des
Vorstands der Linde AG
Gernot Hahl 1
Vorsitzender des Betriebsrats
des Betriebs Worms der
Gases Division der Linde AG
Dipl.-Soziologe Thilo Kämmerer 1
Gewerkschaftssekretär beim
Vorstand der IG Metall Frankfurt
Klaus-Peter Müller
Sprecher des Vorstands der
Commerzbank AG
Jens Riedel 1
(seit 22. Januar 2007)
Vorsitzender des Betriebsrats
des Betriebs Leuna der Gases Division
der Linde AG
Dipl.-Kfm. Josef Schregle 1
(seit 22. Januar 2007)
Leiter Finanzen und Controlling
der Engineering Division
der Linde AG
Josef Schuhbeck 1
(seit 22. Januar 2007)
Vorsitzender des Betriebsrats
des Betriebs Schalchen
der Engineering Division
der Linde AG
Prof. Dr. jur. Jürgen Strube
Vorsitzender des Aufsichtsrats
der BASF SE
Wilfried Woller 1
Mitglied des geschäftsführenden
Hauptvorstands, Vorstandsbereich 5
der IG Bergbau, Chemie, Energie
1 Als Vertreter der Arbeitnehmer.
55
Ausschüsse des Aufsichtsrats
Vermittlungsausschuss gemäß § 27 Abs. 3 MitbestG:
Dr. rer. pol. Manfred Schneider
(Vorsitzender)
Hans-Dieter Katte 1
Michael Diekmann
Gernot Hahl 1
Ständiger Ausschuss:
Dr. rer. pol. Manfred Schneider
(Vorsitzender)
Hans-Dieter Katte 1
Michael Diekmann
Gerhard Full
Gernot Hahl 1
Prüfungsausschuss:
Dr. rer. oec. Karl-Hermann Baumann
(Vorsitzender)
Gerhard Full
Hans-Dieter Katte 1
Dr. rer. pol. Manfred Schneider
Wilfried Woller 1
Nominierungsausschuss: (gebildet am 11. September 2007)
Dr. rer. pol. Manfred Schneider
(Vorsitzender)
Michael Diekmann
Klaus-Peter Müller
56 Linde Annual 2007
Impressum
Impressum
Herausgeber
Linde AG
Leopoldstraße 252
80807 München
Gestaltung
Peter Schmidt Group, Hamburg
Texte
Linde AG
Fotografie
Uli Wiesmeier, Titelseite
Rüdiger Nehmzow, Seite 03 (links),
04, 10, 15, 18, 24, 25, 27, 28 und 44
Claudia Kempf, Seite 09
StatoilHydro, Seite 14
Harald Sund, Seite 20
Michael Tee, Seite 32
Pablo Corral Vega, Seite 37
Gerd Heidorn, Seite 40
Paul Langrock/Zenit, Seite 47
Henrik Spohler, Seite 48
Produktion, Satz und Lithografie
Brand Implementation GmbH, Hamburg
Druck
Offsetdruck Raff, Riederich
Kontakt
Linde AG
Leopoldstraße 252
80807 München
Telefon 089.35757-01
Telefax 089.35757-1075
www.linde.com
Kommunikation
Telefon 089.35757-1321
Telefax 089.35757-1398
E-Mail info@linde.com
Investor Relations
Telefon 089.35757-1321
Telefax 089.35757-1398
E-Mail investorrelations@linde.com
Das Linde Annual und der Finanzbericht des Linde
Konzerns liegen in deutscher und englischer Sprache
vor und sind zudem im Internet unter www.linde.com
als Download bereitgestellt. Unter derselben Adresse
bieten wir Ihnen darüber hinaus eine interaktive Online-
Version des Geschäftsberichts, der aus dem Finanzbericht
des Linde Konzerns und dem Annual besteht.
Zusätzliches Informationsmaterial über Linde schicken
wir Ihnen auf Anfrage gerne kostenlos zu.
Impressum
Brennstoffzelle
Ein System, in dem Wasserstoff und Sauer-
stoff ohne Flamme (kalte Verbrennung) zu
Wasser reagieren, wobei sich elektrische
Energie mit hoher Ausbeute entnehmen lässt.
Brennstoffzellen verwandeln also chemische
Energie in elektrischen Strom.
Coldbox
Komplett verrohrte und instrumentierte be -
triebsfertige Einheit aus Wärmetauschern
zur Zerlegung von Gasen bei tiefen Tempe-
raturen.
COPD
Abkürzung für die Lungenkrankheit „chro-
nisch obstruktive Bronchitis“ (chronic obstruc-
tive pulmonary disease).
Grid Parity
Begriff aus der Energie-Industrie. Deutsch:
„Netz-Gleichwertigkeit“. Diese wird dann
erreicht, wenn Strom aus einer Photovoltaik-
anlage zum gleichen Preis im Netz ange-
boten werden kann wie konventioneller
Strom, beispielsweise aus Kohlekraftwer-
ken. In manchen sonnenreichen Gebieten
der Erde ist die Grid Parity bereits Realität.
So herrscht zum Beispiel im US-Bundes-
staat Hawaii derzeit ein reges Interesse an
Photovoltaikanlagen, da dort ein Großteil
des benötigten Stroms aus Dieselkraftstoff
gewonnen wird. Seit der Ölpreis die Marke
von 70 USD je Barrel überschritten hat, ist
hier die „Netz-Gleichwertigkeit“ hergestellt.
HyCO-Anlagen
Sammelbegriff für Anlagen zur Produktion
von Wasserstoff, Kohlenmonoxid und Syn-
thesegas. Zu diesen HyCO-Anlagen zählen
im Wesentlichen Steamreformer, Partial-Oxi-
dations-Anlagen und Methanol-Cracker.
Kernspintomographie
Ein bildgebendes Verfahren zur Darstellung
von Strukturen im Inneren des Körpers, das
auch Magnetresonanztomographie (MR,
MRT) genannt wird. Mit einer MRT kann man
Schnittbilder des menschlichen Körpers er -
zeugen. MRT nutzt magnetische Felder,
keine Röntgenstrahlen. Die gelegentlich
verwendete Abkürzung MRI stammt vom
englischen Fachbegriff Magnetic Resonance
Imaging.
Kryogener Luftzerleger
Anlage zur Zerlegung von Gasgemischen
unter Einsatz tiefster Temperaturen. Bei-
spiel: die Zerlegung von Luft in Sauerstoff,
Stickstoff und Edelgase.
Laserschweißen
Ein Verfahren, bei dem die zum Fügen not-
wendige Energie durch einen Laserstrahl
zur Verfügung gestellt wird. Durch die hohe
Intensität des Laserstrahls entsteht an der
Fügestelle eine Dampfkapillare, die hohe
Schweißgeschwindigkeiten, tiefen Einbrand
und geringen Verzug ermöglicht.
Linde Multi-Stage-Mixed-Refrigerant-
Prozess (LiMuM)
Der LiMuM-Prozess ist ein Verfahren zur Ver-
flüssigung von Erdgas für Anlagen kleinerer
bis mittlerer Größe (< 3 Mio. t LNG pro Jahr).
Die Abkühlung und Verflüssigung des Erd-
gases findet in einem gewickelten Wärme-
tauscher mit Hilfe eines Kältemittelge-
misches (typischerweise Stickstoff, Methan,
Ethan und Butan) statt. Das Kältemittel wird
auf verschiedene Druckstufen verdichtet,
partiell kondensiert und in Teilströme auf-
geteilt, um dem Erdgas im gewickelten Tau-
scher Wärme auf verschiedenen Tempe-
raturniveaus zu entziehen und somit eine
energetisch möglichst effiziente Verflüssi-
gung zu gewährleisten.
Nanotechnologie
Sammelbegriff für eine breite Auswahl von
Technologien, die sich der Erforschung, Be -
arbeitung und Produktion von Gegenstän-
den und Strukturen widmen, die kleiner als
100 Nanometer sind (1 Nanometer ist 1 Mil-
liardstelmeter = 10 –9 m).
Polyurethan
Ausgesprochen vielseitige Kunststoffe, die
in verschiedensten Be reichen, etwa als
Schaum für Polstermöbel, Matratzen,
Schwämme, zur Beschichtung von Tep-
pichen, als Bauschaum zur Wärmedämmung
sowie als Lacke und Klebstoffe eingesetzt
werden.
Polyvinylchlorid (PVC)
Ein harter weißer Kunststoff, der erst durch
Zugabe von Weichmachern und Stabilisa-
toren formbar und für technische Anwen-
dungen nutzbar gemacht werden kann.
Spaltofen
Wichtigster Bestandteil eines Steamrefor-
mers, in dem flüssige oder gasförmige Koh-
lenwasserstoffe unter Zuführung von Was-
serdampf und Wärme in Olefine wie Ethylen
und Propylen gespalten werden.
Rectisol®-Anlage
Bei der Herstellung von Synthesegasen mit-
tels partieller Oxidation von Schweröl und
Kohle wird der so genannte Linde Rectisol®-
Prozess immer häufiger eingesetzt. Dieses
Verfahren ist eine physikalische Sauergas-
wäsche, die ein organisches Lösungsmittel
(typischerweise Methanol) bei tiefen Tem-
peraturen verwendet. Auf diese Weise wer-
den im Wesentlichen Schwefelwasserstoff
und Kohlendioxid aus dem Synthesegas
entfernt.
VOCs (volatile organic compounds)
Englische Abkürzung für eine Vielzahl von
flüchtigen organischen Verbindungen. Sol-
che Verbindungen kommen häufig in Form
von Lösungsmitteln in Farben und Lacken
zur Anwendung. Sie wirken vor allem als so
genannte Vorläufersubstanzen bei der Bil-
dung von bodennahem Ozon.
Wafer
Als Wafer (engl. „Waffel“ oder „Oblate“)
wird in der Halbleiter-, Photovoltaikindustrie
und Mikromechanik die runde oder quadra-
tische, circa einen Millimeter dicke Scheibe
bezeichnet, auf der elektronische Bauele-
mente, mikromechanische Bauelemente
oder photoelektrische Beschichtungen her-
gestellt werden. Diese Scheiben bestehen
in den meisten Fällen aus monokristallinem
Silizium mit Durchmessern zwischen 150
und 300 mm; 450 mm sind in der Diskussion.
Je größer der Wafer, desto mehr integrierte
Schaltkreise (Chips) können darauf unterge-
bracht werden, entsprechend kostengüns-
tiger ist deren Produktion.
Glossar
Die Linde Welt Das Unternehmen ist in drei Divisionen aufgeteilt: Gases und Engineering (Kerndivisionen) sowie Gist (Logistikdienstleistungen).
Die Gases Division gliedert sich innerhalb der vier opera-
tiven Segmente Westeuropa, Amerika, Asien & Ost europa
sowie Südpazifik & Afrika in neun Regional Business Units
(RBUs). Darüber hinaus umfasst die Gases Division die
beiden Global Business Units (GBUs) Healthcare (Medi-
zinische Gase) und Tonnage (On-site) sowie die zwei
Business Areas (BAs) Merchant & Packaged Gases (Flüssig-
und Flaschengase) und Electronics (Elektronikgase).
Die Regional Business Units der Gases Division
Nordamerika
Südamerika
Großbritannien & Irland
Kontinental- & Nordeuropa
Osteuropa & Naher Osten
Afrika
Süd- & Ostasien
Greater China
Südpazifik
Herausgeber
Linde AGLeopoldstraße 252
80807 München
Telefon 089.35757-01
Telefax 089.35757-1075
www.linde.com
SCS-COC-00944 A